Predigt zu 1. Johannes 1,5- 2,6 am 8. Sonntag nach Trinitatis - Pastor Marcus Antonioli Die Gnade und die Güte Gottes sei mit uns allen. Amen In dieser Woche durften wir auf den wunderbar klaren Seen und Flüssen unserer mecklenburgischen Seenplatte bei viel Sonnenschein und einer Stunde Starkregen - die Güte und Barmherzigkeit unseres Schöpfers am eigenen Leibe erfahren! So viel Licht und so viel unmittelbares Leben, umgeben von den Elemente Luft, Wasser und Sonne inmitten einer wunderbaren Landschaft. Mit vereinten Kräften mussten die Boote bewegt werden. Dazu muss man sich verstehen und es braucht durchaus etwas Geschick, um tatsächlich geradeaus zu fahren! Immer wieder wurden die Besatzungen so ausgetauscht, dass auch alle mithalten konnten. Wenn wir auf einen Zeltplatz kamen, mussten alles ausgeladen werden und die Zelte mussten aufgebaut werden. Schließlich mussten die gemeinsamen Mahlzeiten vorbereitet werden. Die Anstrengung und die frische Luft hat alle hungrig gemacht und so schmeckte es in großer Runde besonders gut. Natürlich haben wir auch zusammen gesungen, Geschichten von Jesus mit seinen Freunden gehört, die sie am See Genezareth erlebt hatten. Ohne es zu ahnen, haben die Jungendlichen in dieses Tagen etwas von der Gemeinschaft gelebt, die Jesus uns mit seinen Jüngern vorgelebt hat. Auch insofern war es eine Woche mit ganz viel Licht! Und dieses Licht strahlt aus und macht die Welt ein bisschen lebenswerter. Wir haben das auf der Rückfahrt im Zug erfahren dürfen, als uns der Schaffner eine Freifahrt schenkte, weil er es gut fand, dass wir mit den Kids unterwegs waren. Aber da war eben nicht nur eitel Sonnenschein, sondern immer wieder haben sich auch Schatten breit gemacht. Da ist bei einigen das Heimweh ausgebrochen! Manchmal haben aufmunternde Späße geholfen, manchmal jedoch nicht. (Ob die Anrufe bei Mama wirklich hilfreich waren, ich bezweifle es!) Neben all dem Spaß und der guten Laune gab es auch schwierige Momente, wo Streit ausbrach und auch böse Worte fielen. Oft hat der andere nicht genug gepaddelt oder zu wenig beim Aufbau des Zeltes angepackt. Überhaupt die Worte, die uns manchmal so unbedacht herausrutschen, sie richten manchmal großen Schaden an. - Da war auf der Kanu-Tour manche Ermahnung, manche Klärung und auch manches Trostwort. Und es gab Momente, wo deutlich wurde, wie heikel das Zusammenleben in so einer Gemeinschaft ist. Denn es gibt eine Kraft in uns allen, die Gemeinschaft untergräbt und zerstört. Es steckt etwas in uns, das wir nicht zu jedem Zeitpunkt kontrollieren können. Liebe Gemeinde, im 1. Johannesbrief begegnet uns eine seelsorgerliche Stimme, die unsere Sehnsucht nach Licht und Leben ernst nimmt. Hier werden wir als Christinnen und Christen angesprochen, die all unseren guten Willen einbringen wollen. Zugleich warnt uns der Schreiber vor unserer fundamentalen Beziehungsunfähigkeit, er nennt es Sünde. Tatsächlich schleicht sie sich immer wieder bei uns ein. Oft ist es zunächst nur die Angst um das Eigene ein, wir könnten ja zu kurz kommen. Manchmal werden wir maßlos in unserer Gier und blind für die Not anderer. Dann sind wir ungerecht und können den anderen weder fair geschweige denn mit liebevollen Augen ansehen. Ja, manchmal trampeln wir auf der Seele unseres Mitmenschen herum und haben heimlich Freunde daran. Es gibt sie die Momente von erschreckender Gottesferne, wo kein Lichtstrahl seiner Liebe hinreicht! Und die Bibel ist realistisch genug, das nicht schön zu reden! Und genau hier beginnt die Gute Botschaft, dass Gott unsere Sehnsucht nach Liebe und Licht teilt. Gerade weil wir die eigenen Schatten nicht verbergen können und ein friedliches Zusammenleben allein aus unserer Kraft unmöglich ist. Und so bedürfen wir immer wieder der Güte und Barmherzigkeit Gottes selbst, damit unser Leben hier und da gelingen kann. Aber es fällt uns schwer uns diese Unfähigkeit einzugestehen. es ist vielmehr verlockend, die Ursachen für diese Schatten bei den anderen zu suchen. Übermächtig wird die Sünde allerdings, wenn wir sie verleugnen, wenn wir sie umdeuten und schönreden! Wo die Liebe fehlt, da hat das verhängnisvollen Auswirkungen. Unser Predigtwort schöpft aus dem tiefen Vertrauen, dass Gott selbst unser Defizit an Gerechtigkeit heilt, dass sich unsere Liebe immer wieder an seiner Urliebe entzünden kann. Gott selbst tritt durch Jesus Christus in unser Leben ein und durchbricht die Teufelskreisläufe von Schuld und Sühne, um uns das Licht des Lebens immer wieder aufs Neue leuchten zu lassen. Die Jugendlichen haben das in dieser Woche handfest erfahren dürfen, wie gut es tut, wenn jemand für mich mit paddelt, wo meine eigenen Kräfte nicht ausreichen. Doch, es kränkt immer wieder an unserem Stolz, dass wir es letztlich nicht allein in den Griff bekommen. Es kratzt uns, dass wir die schöne neue Welt eben doch nicht allein hinbekommen, weil wir selbst oft nicht in diese neue Welt passen! Darum empfinden wir die Einladung, als Kinder des Lichts zu leben, auch als eine besondere Zumutung. Wenn dann noch andere auf unsere Schattenseiten hinweisen, schmerzt das besonders. Darum ist es hilfreich, wenn uns diese unbequeme Wahrheit wie ein Mantel hingehalten wird. Zugleich müssen wir achtsam bleiben, denn blinde Flecken können sich überall entwickeln. Auch in der Kirche wurde immer wieder unter dem Mantel vermeintlicher Nächstenliebe Entsetzliches vertuscht! Darum braucht es Wahrheit und Klarheit, sonst gibt es kein gutes Zusammenleben. Die Weisungen Gottes bleiben ein guter Maßstab für unser Zusammenlebens, denn wir brauchen nicht aus Schaden klug zu werden! Wir dürfen darauf vertrauen, dass wir durch Jesus Christus mit der Quelle des Lebens verbunden bleiben. Er tritt mit seiner Liebe an unsere Stelle, wo wir fehlen. Dies wissend können auch wir auch mit uns und mit anderen barmherzig sein können. Liebe Gemeinde, viele von uns haben in diesen Wochen Urlaub und damit haben wir mehr Zeit mit unseren Lieben als sonst. Das ist ganz sicher auch eine Herausforderungen! Manches, wo wir sonst mit dem Schwamm drüber gegangen sind, kann seine explosive Wirkung entfalten! Darum wollen wir das Licht Gottes auch in unsere Familien und Beziehungen leuchten lassen und aus seiner heilsame Kraft der Vergebung, der Güte und Barmherzigkeit leben. Am Ende leben wir aus der Verheißung Jesu Christi, dass wir eines neues und wahres Leben wagen dürfen und so heißt es in einer mittelalterlichen Inschrift im Dom zu Lübeck. Ihr nennt Mich Licht - so seht Mich doch. Ihr nennt Mich Weg - so folgt Mir doch. Ihr nennt Mich Leben - so sucht Mich doch. Ihr meint Ich sei schön - so liebt Mich doch. Ihr nennt Mich die Liebe - so folgt doch meinen Spuren, denn wenn ihr Mich liebt, habt ihr alles getan! Amen