ARBEIT. SINN UND SORGE 25. Juni 2009 bis 11. April 2010 Eine

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ARBEIT. SINN UND SORGE
25. Juni 2009 bis 11. April 2010
Eine Ausstellung des Deutschen Hygiene-Museums im Programm "Arbeit in Zukunft"
der Kulturstiftung des Bundes
Die Ausstellung wurde kuratiert von:
Szenografie:
chezweitz & roseapple, Berlin
Gefördert von:
EINFÜHRUNG
Der Mensch hat seine Not mit der Arbeit: Mal ist sie zu viel, mal zu wenig, oft ist sie
schlecht und manchmal gar nicht bezahlt. Die einen sind hoffnungslos überarbeitet, andere
STIFTUNG DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM LINGNERPLATZ 1 01069 DRESDEN WWW.DHMD.DE
PRESSE- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT TEL: 0351 4846-120 FAX: 0351 4846-122 E-MAIL: [email protected]
verzweifelt auf Arbeitssuche. Und unter Bedingungen von Globalisierung, internationaler
Finanzkrise und den drohenden Folgen des Klimawandels verändert sich die Arbeitswelt in
einem Ausmaß, dass sie ihre geläufige gesellschaftliche Funktion nicht mehr einnehmen
kann: Die Vorstellung eines einmal erlernten Berufs, der den Platz des Einzelnen in der
Gesellschaft markiert, sein Leben rhythmisiert und individuellen Sinn gibt, lässt sich heute
kaum mehr realisieren. Mehr denn je stellt sich also die Frage: Was ist Arbeit und wofür ist
sie gut?
Die Sonderausstellung Arbeit. Sinn und Sorge nimmt sich des Themas in einer
ungewöhnlichen Form an. In fünf Rauminstallationen stellt sie grundsätzliche Fragen an die
Arbeit: Wie lassen sich Arbeit und Freizeit voneinander unterscheiden? Welchem Zweck dient
Arbeit in einer kapitalistischen Gesellschaft? Wie entwickelt sich die individuelle Haltung zur
Arbeit? Welche Bedeutung hat Arbeit jenseits von Macht, Geld und Anerkennung? Was sind
die Optionen für die Arbeitswelt von morgen?
Die Ausstellung legt, neben der Betrachtung gesellschaftlicher Entwicklungen, großen Wert
auf die Perspektiven des Individuums: die persönliche Sorge um den Lebensunterhalt,
Befriedigung und soziale Anerkennung und nicht zuletzt die Funktion von Arbeit als einer
sinnstiftenden Tätigkeit. Sie stellt heraus, dass Nützlichkeit nicht das letzte Argument sein
kann, wenn es darum geht, den Sinn von Arbeit zu verstehen; dass Bezahlung nicht das
einzige Kriterium für das Tätigsein ist oder dass Ausbildungswege, die sich allein an den
aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarktes orientieren, selten von Vorteil sind. Schließlich
fragt die Ausstellung nach den Möglichkeiten einer Solidargemeinschaft, die durch eine
Politik zu stärken wäre, die sich nicht hinter den vermeintlichen Zwängen der globalisierten
Ökonomie versteckt. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht damit die Unverzichtbarkeit des
Sozialen im Sinne einer elementaren Sorge der Gesellschaft um all ihre Glieder.
Das Deutsche Hygiene-Museum betritt mit diesem von der Praxis für Ausstellungen und
Theorie kuratierten Projekts gestalterisches Neuland. Es werden kaum Exponate im
klassischen Sinne gezeigt, vielmehr entfalten die Räume ihre Argumentation ausgehend von
eigens entwickelten Film- und Videoinstallationen. Jede Abteilung ist in enger
Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Künstlern entwickelt worden, um eine große
Dichte von ästhetischer Qualität und inhaltlich-pädagogischem Anspruch zu erreichen.
GLIEDERUNG DER AUSSTELLUNG
Die einleitende Abteilung Frei-Raum nähert sich Arbeit von ihrem vermeintlichen Gegenteil:
der Freizeit. Miniaturszenen in kleinen TV-Bildschirmen stellen den Ausstellungsbesucher vor
die Frage, wie sich die eine von der anderen unterscheiden lässt: Arbeitet eine Hausfrau?
Kann Computerspielen Arbeit sein? Ist Träumen Arbeit?
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Die zweite Abteilung Maschinen-Raum verwendet dokumentarisches Filmmaterial von den
1950er Jahren bis heute und präsentiert Szenarien des sich beschleunigenden Kapitalismus
im 20. und 21. Jahrhundert. Die Installation vermittelt seine Erfolgsgeschichte, zeigt aber
auch den Preis, den eine Gesellschaft dafür zu zahlen hat.
Daran knüpft die dritte Abteilung Übungs-Raum an, die sich damit auseinandersetzt, wie
jeder Einzelne im Laufe seiner Kindheit und Jugend seine persönliche Haltung zur Arbeit
entwickelt, wie Berufswünsche entstehen und Ausbildungsstätten aufs Berufsleben
vorbereiten. Hierfür wurde eine Installation aus hunderten überwiegend privaten Filmclips
entwickelt, die Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene beim Lernen, Üben und Spiel der
Arbeit zeigen.
Abteilung vier, der Werk-Raum fragt nach Momenten und Konstellationen, in denen Arbeit
erfüllend und sinngebend ist, weil in ihr eine Intensität, eine Herausforderung oder auch das
Gefühl eines Gelingens zu spüren ist, das man sonst nicht kennt: soziale Erlebnisse, die
Auseinandersetzung mit einem Material oder auch nur eine kleine elegante Geste. Hierzu
wurden in einer aufwändigen Produktion die Tätigkeiten unterschiedlicher Personen aus
sechs verschiedenen Perspektiven gefilmt. Der Besucher kann so gleichsam in diese
Arbeitsgefüge eintauchen.
Die letzte Abteilung Welt-Raum schließlich beschäftigt sich mit dem Spannungsfeld von
expertendominierten Diskussionen und der individuellen Wahrnehmung von politischen
Maßnahmen. Ein Polylog von Statements aus Anne Will, Hart aber fair, Menschen bei
Maischberger und anderen Formaten destilliert über 100 TV-Sendungen zu Fragen von
Bildung, Globalisierung, Mindestlohn, sozialer Gerechtigkeit etc. Dem gegenüber gestellt
werden Interviews mit Figuren aus der Zukunft, die von ihrer Arbeits- und Lebensrealität
unter Bedingungen von Konsumsteuer, Bürgergeld oder totaler Flexibilität berichten.
ERGÄNZENDE ELEMENTE
Neben diesen filmischen Installationen, die auch dank einer Vielzahl von Sitzmöglichkeiten
zur längeren Auseinandersetzung mit den jeweiligen Perspektiven auf menschliche Arbeit
einladen, gibt es drei weitere Elemente, die sich durch die gesamte Ausstellung ziehen:
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eine „Dingspur“ von fünf Objekten (Krug, Hammer, Schuh, Papier und Puppe), die
sich in jeder Abteilung in unterschiedlicher Form wiederholen und prägnant
darstellen, wie unterschiedlich sich menschliche Arbeit und ihre Produkte je nach
Perspektive darstellen;
ein Domino-Spiel mit den 28 wichtigsten Begriffen zum Verständnis der heutigen
Arbeitswelt (z.B. Mindestlohn, Teilzeit, Familienarbeit oder Mehrwert), die der
Besucher beim Gang durch die Ausstellungsräume sammeln und mit nach Hause
nehmen kann;
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ein durch die Räume mäanderndes Statistik-Band, das unverzichtbare und zum Teil
erstaunliche Informationen zum jeweiligen Abteilungsthema liefert. Die zum Teil
interaktiv aufbereiteten Statistiken werden von Interviews mit mehr als 100 Menschen
ergänzt. Der Besucher kann sie per Touchscreen abrufen, um mehr über die
individuellen Meinungen, Lebensentwürfe und Schicksale zu erfahren, die sich hinter
den Zahlen verbergen (Statistikdarstellung: ART+COM).
Darüber hinaus bietet jede Abteilung individuelle Vertiefungsmöglichkeiten, um sich etwa
über ökonomische Modelle oder die Optimierung des Bildungssystems im Kontext der PISADebatte informieren zu können. Die Attraktivität und Verständlichkeit für junge Besucher ist
dabei ebenso wichtig wie die Anregung von Berufserfahrenen und Experten.
Den permanenten Diskussionsprozess während der Konzeptionsphase der Ausstellung
dokumentiert die Website: www.arbeitsausstellung.de
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