Presseinformation – Kultur / Wissenschaft

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PRESSEINFORMATION
STAND: MÄRZ 2007
SCHLAF & TRAUM
EINE AUSSTELLUNG DES DEUTSCHEN HYGIENE-MUSEUMS
IN ZUSAMMENARBEIT MIT DER WELLCOME COLLECTION, LONDON
DRESDEN: 31. MÄRZ BIS 3. OKTOBER 2007
LONDON: 30. NOVEMBER 2007 BIS MÄRZ 2008
INHALT
ALLGEMEINE PRESSEINFORMATION
DATEN UND FAKTEN ZUR AUSSTELLUNG
DIE AUSSTELLUNGSABTEILUNGEN
DAS BEGLEITBUCH "SCHLAF & TRAUM"
DAS BEGLEITPROGRAMM
PRESSEFOTOS
DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM IN PARTNERSCHAFT MIT:
STIFTUNG DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM LINGNERPLATZ 1 01069 DRESDEN
PRESSE- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT: CHRISTOPH WINGENDER, MARIKA PRIEMER, ODILE VASSAS
TELEFON: +49 (0)351 4846-120 FAX: +49 (0)351 4846-122 E-MAIL: [email protected] INTERNET: HTTP://WWW.DHMD.DE/
PRESSEINFORMATION – KULTUR / WISSENSCHAFT
Dresden, März 2007
SCHLAF & TRAUM
EINE AUSSTELLUNG DES DEUTSCHEN HYGIENE-MUSEUMS
IN ZUSAMMENARBEIT MIT DER WELLCOME COLLECTION, LONDON
31. MÄRZ BIS 3. OKTOBER 2007
Zwei zentrale Bedürfnisse des Menschen stehen im Mittelpunkt der neuen großen Sonderausstellung des Deutschen Hygiene-Museums – das Schlafen und das Träumen. Ein gewaltiges
Thema – denn es ist fast ein Drittel unseres gesamten Lebens, das wir einfach verschlafen
und verträumen. Kein Wunder also, dass sich die Fantasien der Menschen zu allen Zeiten mit
den Phänomenen Schlaf und Traum beschäftigt haben. Künstler, Literaten und
Wissenschaftler waren und sind von der rätselhaften und widersprüchlichen Nachtseite der
menschlichen Existenz fasziniert. Die bizarren nächtlichen Traumwelten erleben wir als ebenso
anziehend wie beängstigend, während wir den erholsamen und regenerierenden Schlaf seit
alters her auch mit dem Tod – mit Schlafes Bruder – in Verbindung bringen.
Wissenschaftlich exakt beantworten können wir bis heute aber noch nicht einmal scheinbar
einfache Fragen wie: „Warum schlafen wir?“ oder „Wozu träumen wir?“. Die interdisziplinäre
Ausstellung „Schlaf & Traum“ zieht darum gewissermaßen Bilanz: Sie befasst sich einerseits
mit den biomedizinischen und neurologischen Vorgängen in unserem schlafenden Körper
und Gehirn; andererseits betrachtet sie die Wechselwirkungen zwischen den
wissenschaftlichen Erkenntnissen und den gesellschaftlich-kulturellen Veränderungen, denen
Schlaf und Traum schon immer unterworfen waren.
STIFTUNG DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM LINGNERPLATZ 1 01069 DRESDEN
PRESSE- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT: CHRISTOPH WINGENDER, MARIKA PRIEMER, ODILE VASSAS
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Die Ausstellung hat auch eine ganz aktuelle Dimension, denn Schlafstörungen aller Art sind
heute zu einem Massenphänomen geworden. Offenbar hat sich in der modernen Gesellschaft
das alltägliche Schlafverhalten vieler Menschen stark verändert – und das nicht zum Besseren,
wie die umfangreiche Ratgeberliteratur belegt. Der menschliche Biorhythmus wird nicht nur
durch die Anforderungen von Schicht- und Nachtarbeit aus dem Takt gebracht, sondern auch
durch schlafraubende Freizeitgewohnheiten in Zeiten des Internet und einer medialen
Dauerberieselung.
STIFTUNG DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM LINGNERPLATZ 1 01069 DRESDEN
PRESSE- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT: CHRISTOPH WINGENDER, MARIKA PRIEMER, ODILE VASSAS
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Die Ausstellung präsentiert über 300 Objekte internationaler Leihgeber, Dokumente und Filme
aus der Welt der Wissenschaft, kultur- und kunstgeschichtliche Exponate sowie markante
Werke prominenter zeitgenössischer Künstler, darunter Katharina Fritsch, Rodney Graham,
Ron Mueck, Raffael Rheinsberg, Mark Wallinger oder Krzysztof Wodiczko. Die gezeigten
Arbeiten treten in einen spannungsreichen Dialog mit den Ausstellungsthemen und ergeben
gemeinsam eine subjektiv gefärbte Erzählung des Themas "Schlaf und Traum". Der
wissenschaftliche Blick wird so in seinen Gewissheiten hinterfragt, kommentiert oder auch
spielerisch unterlaufen.
Die Ausstellung wurde konzipiert von dem Berliner Kurator Michael Dorrmann. Die Ausstellungsarchitektur und -gestaltung stammt vom Büro Wandel Hoefer Lorch + Hirsch, das für
das Deutsche Hygiene-Museum bereits die Ausstellung „Mythos Dresden“ realisiert hat und
durch die Bauten der Synagogen in Dresden (2001) und München (2006) internationale
Beachtung fand.
Gefördert durch:
Mit freundlicher Unterstützung von:
Robert Bosch Stiftung
Stiftung van Meeteren
Freundeskreis Deutsches Hygiene-Museum e.V.
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Projektpartner:
Weitere Informationen zur Ausstellung sowie Bildmaterial finden Sie unter:
www.dhmd.de/schlaf-presse.
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DATEN UND FAKTEN ZUR AUSSTELLUNG
AUSSTELLUNGSFLÄCHE
800 m2
KURATOR
Dr. Michael Dorrmann, Berlin
Historiker und Ausstellungskurator
Seit 1992 Beteiligung an zahlreichen Ausstellungsprojekten, z. B. "Die Extreme berühren sich.
Walther Rathenau 1867-1922" (Deutsches Historisches Museum, Berlin 1993) und "Das große
Sterben. Seuchen machen Geschichte" (Deutsches Hygiene-Museum Dresden, 1995);
Kurator der Ausstellungen "Wege nach Weimar. Auf der Suche nach der Einheit von Kunst
und Politik" (Regierung des Freistaats Thüringen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen
Historischen Museum, Weimar 1999; zusammen mit Prof. Hans Wilderotter) und „ `Dem
Deutschen Volke`. Die Geschichte der Berliner Bronzegießer Loevy" (Jüdisches Museum Berlin,
2003); Lehraufträge an der Humboldt-Universität zu Berlin und an der Fachhochschule für
Technik und Wirtschaft Berlin, Studiengang Museumskunde; editorische Tätigkeit für die
Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus in Stuttgart; Aufsätze und Monographien zur
Kulturgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert sowie zum jüdischen Unternehmer- und
Mäzenatentum.
PROJEKTKOORDINATION / WISSENSCHAFTLICHE MITARBEIT
Saskia Weiss
WISSENSCHAFTLICHE MITARBEIT
Frank Schumann
Sigrid Walther
AUSSTELLUNGSARCHITEKTUR
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Wandel Hoefer Lorch + Hirsch, Saarbrücken/Frankfurt am Main
Prof. Nikolaus Hirsch, Prof. Wolfgang Lorch
mit Marcus Kaiser, Tobias Katz
BEGLEITBUCH
Schlaf & Traum
Hrsg.: Stiftung Deutsches Hygiene-Museum Dresden und Wellcome Collection, London
Böhlau Verlag Köln 2007, 176 Seiten mit 70 farbigen Abbildungen, 14,90 €
ISBN 978-3-412-18706-4
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BEGLEITPROGRAMM
Ein umfangreiches Angebot mit Lesungen, Diskussionen, Filmvorführungen und
wissenschaftlichen Vorträgen begleitet die Ausstellung.
AUSSTELLUNGSTEXTE
Zweisprachig (deutsch/englisch)
ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN
Kostenlose öffentliche Führungen finden jeden Samstag und an Feiertagen um 16 Uhr statt.
FÜHRUNGEN FÜR GRUPPEN UND SCHULKLASSEN
Es werden Übersichtsführungen und verschiedene thematische Führungen in Deutsch,
Englisch und Französisch angeboten. Weitere Sprachen auf Anfrage möglich.
AUSSTELLUNGSOBJEKTE
Über 300 Exponate internationaler Leihgeber
16 Filmstationen, 15 Hörstationen, 7 PC-Stationen, 5 interaktive Installationen
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DIE AUSSTELLUNGSABTEILUNGEN
Schlaf und Traum begleiten unser Leben ganz selbstverständlich. Doch was wissen wir von
diesem regelmäßig wiederkehrenden Bewusstseinsverlust? Auf die scheinbar einfachen Fragen
„Warum schlafen wir?“ oder „Wozu träumen wir?“ gibt es bisher keine endgültigen
Antworten.
Während wir schlafen und träumen, sind wir für unsere Mitmenschen an- und abwesend
zugleich. Dieser paradoxe Zustand hat zu zahlreichen naturwissenschaftlichen Experimenten
und philosophischen Erklärungsversuchen geführt. Er inspirierte Künstler zu Werken, in denen
die Grenzen zwischen Tag und Nacht, Traum- und Wachbewusstsein verfließen.
Schlaf und Traum sind Mächte, denen wir uns nicht zu entziehen vermögen. Wir begegnen
ihnen mit Gefühlen und Einstellungen, die von Angst und Ablehnung bis zu Faszination und
Hingabe reichen. In der modernen Gesellschaft standen sie lange unter dem Verdacht der
Zeitverschwendung. Erst heute beginnen wir die Bedeutung von Schlaf und Traum für unsere
Gesundheit und Kreativität zu erkennen.
1. TODMÜDE
Ist ein Leben ohne Schlaf möglich? Schlaflosigkeit führt nicht nur zu Müdigkeit. Im Extremfall
ist sie sogar tödlich. Menschen gezielt am Schlafen zu hindern, ist eine bis heute
angewendete Foltermethode. Dennoch gelang es freiwilligen Teilnehmern bei Experimenten
und Rekordversuchen, länger als eine Woche wach zu bleiben.
Übermüdung zieht Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Gereiztheit und Unwohlsein
nach sich. Obwohl ihre Symptome und Auswirkungen intensiv erforscht werden, verursacht
unzureichender Schlaf nach wie vor zahlreiche Katastrophen und tödliche Unfälle. Denn im
Alltag
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haben wir häufig verlernt, unser Bedürfnis nach Schlaf richtig einzuschätzen. Technische
Hilfsmittel versuchen heute das Risiko zu minimieren, das von übermüdeten oder
eingeschlafenen Verkehrsteilnehmern ausgeht.
Exponatbeispiele:
-
„The man who never slept“: Filmausschnitte einer Dokumentation über einen 1993 an
Fatal Familial Insomnia (FFI) verstorbenen Patienten. Bei dieser äußerst seltenen Erbkrankheit können Patienten nicht mehr schlafen, obwohl sie „todmüde“ sind.
-
„Einhundertzwanzigstundentag“: Filmausschnitte aus der Dokumentation eines
Wachbleibeexperiments von 1965 in Prag
-
Forschungsprototyp einer Hochgeschwindigkeitskamera zur Müdigkeitserkennung bei
Autofahrern, um Verkehrsunfälle zu vermeiden
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Schlafentzug
Menschen oder Tiere dauerhaft am Schlafen zu hindern ist extrem schwierig. Eine selbst gewählte Schlafverweigerung scheitert in der Regel nach nur wenigen Tagen am immer stärker
werdenden Schlafdrang. Nur durch sehr starke äußere Zwänge oder durch Krankheit kann
dem Menschen der Schlaf vollständig geraubt werden.
Im Labor werden die Auswirkungen des „Nicht-Schlafens“ an Versuchstieren wissenschaftlich
untersucht. Die Folgen des Stresses, der durch Schlafentzug entsteht, sind dabei nur schwer
von den Folgen des Schlafentzugs selbst zu unterscheiden.
Wachbleibeversuche
Wie lange kann ein Mensch freiwillig wach bleiben? Mitte des 20. Jahrhunderts wurde diese
Frage wiederholt zum Inhalt von Experimenten und Rekordversuchen. Da niemand die möglichen Folgen abschätzen konnte, waren Wissenschaftler meist nur Begleiter, aber nicht
Initiatoren dieser Versuche. Ihre Beobachtungen ähneln sich: Nach einigen Tagen sind die
Testpersonen gereizt und leiden unter Halluzinationen, ihr Gedächtnis lässt nach und ihre
Wahrnehmungsfähigkeit ist eingeschränkt. In Situationen konzentrierter Anspannung können
diese Defizite dagegen noch nach Tagen ohne Schlaf kurzfristig überbrückt werden.
Was ist Müdigkeit?
Lustlosigkeit, Mattigkeit, Gereiztheit, Schlappheit, all dies kann mit Müdigkeit verbunden sein.
Aber was ist Müdigkeit und wie lässt sie sich messen? Gegen Ende des 19. Jahrhunderts
wurde Müdigkeit als Folge von Ermüdung verstanden und mit geleisteter körperlicher oder
geistiger Arbeit in Verbindung gebracht.
Heute dienen Aufmerksamkeitstests in Forschung und Medizin als Gradmesser der Müdigkeit.
Auch im Gehirn wird mit Hilfe bildgebender Verfahren nach den Spuren der Müdigkeit gesucht. Die rechtzeitige Erkennung der Anzeichen von Müdigkeit ist in der Automobilforschung
von
großer Bedeutung: Sie entwickelt Warnsysteme gegen den Sekundenschlaf.
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Schlaf als Gefahr
Übermüdung, damit verbundene Unaufmerksamkeit und plötzliches Einschlafen sind im Zeitalter des Massenverkehrs und der Hochtechnologie zur Ursache schwerer Unfälle und
tödlicher Katastrophen geworden. Bei der Havarie der Exxon Valdez war Übermüdung ebenso
mit im Spiel wie bei der Explosion der Raumfähre Challenger oder beim Reaktorunglück von
Tschernobyl. Mit Einschlafen am Steuer wird ein Viertel aller Verkehrstoten auf Autobahnen in
Verbindung gebracht. Im Schienenverkehr gewährleisten technische Überwachungsgeräte den
Wachzustand des Fahrzeugführers und lösen im Notfall Alarm aus.
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2. SCHLAFSPUREN
Was geschieht, während wir schlafen? Spekulationen und Theorien über das Wesen des
Schlafs finden sich in allen Kulturen. Häufig wird er mit anderen Zuständen von
Bewusstseinslosigkeit in Verbindung gebracht. Insbesondere Schlaf und Tod galten lange Zeit
als verwandte Phänomene.
Erst im 19. und 20. Jahrhundert gelang es, die Spuren des Schlafs sichtbar zu machen. Neben
den Bewegungen des schlafenden Körpers rückte bald das Gehirn in den Mittelpunkt der
Forschung. Dank der Entwicklung des Elektroenzephalogramms (EEG) in den 1920er Jahren
gelang der Nachweis, dass das Gehirn auch im Schlaf höchst aktiv ist. Heute können im
Schlaflabor anhand weiterer Messungen individuelle Schlafprofile erstellt werden, die eine
zentrale Rolle in der Schlafforschung und Schlafmedizin spielen.
Exponatbeispiele:
- Aufzeichnung des weltweit ersten Schlaf-EEGs von Hans Berger, 1929
- Filmaufnahmen schlafender Personen im Schlaflabor, 2007
- „Swaddled Baby“ von Ron Mueck, 2002
Frühe Schlaftheorien
Theorien über den Schlaf sind so alt wie die Menschheit. In vorgeschichtlicher Zeit und auch
im alten China glaubte man, dass während des Schlafs die Seele den Körper verließe und die
Erlebnisse dieser Wanderungen als Traum empfunden würden. Nach den Schlaftheorien
antiker Philosophen war der Schlaf ein Ergebnis der Umverteilung von Blut oder Wärme
innerhalb des Körpers. Im Mittelalter wurde auf die Theorie des griechischen Arztes Galen
zurückgegriffen, der den Schlaf als Auswirkung der Nahrungsaufnahme betrachtete.
Die Familie des Schlafs
Die Zwillingsbrüder Schlaf und Tod (Hypnos und Thanatos) sind in der griechischen
Mythologie die Söhne der Nyx, der Nacht. Sie werden geflügelt dargestellt, Hypnos trägt
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Mohnstängel und Thanatos eine gesenkte Fackel. Hypnos hat drei Söhne, die als
schwarzgeflügelte Wesen
beschrieben werden und für prophetische, falsche oder bedeutungslose Träume stehen.
Morpheus, der mächtigste der Brüder, erscheint in vielerlei menschlicher Gestalt, Phobetor in
Gestalt eines wilden Tiers. Phantasos vermag, zu Erde, Stein oder Wasser zu werden, zu allem,
was keine Seele hat.
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Schlafähnliche Zustände
Schlaf lässt sich auch durch die Abgrenzung von anderen Zuständen der
Bewusstseinslosigkeit definieren. Im Gegensatz zum Tod, aber auch zum Koma (griechisch für
„tiefer Schlaf“) ist er reversibel und tritt periodisch und natürlich ein. Dies hebt ihn von der
Ohnmacht und der
Narkose (griechisch für „Betäubung“) ab. Der Schlaf errichtet, anders als die Hypnose, eine
Wahrnehmungsmauer gegenüber äußeren Sinnesreizen. Im Laufe des 18. und 19.
Jahrhunderts wurden die schlafähnlichen Zustände genauer untersucht und die Grenzen
zwischen Leben und Tod, Schlafen und Wachen hinterfragt.
Scheintod
Vorzeitig für tot erklärt und lebendig begraben zu werden, gehört zu den menschlichen
Urängsten. Um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert führten die wachsenden
medizinischen Kenntnisse und der Wunsch nach einer präzisen Feststellung des
Todeszeitpunktes zu einer wahren Hysterie. Tatsächlich können in komaähnlichen Zuständen
Atmung und Herztätigkeit auf einem so niedrigen Niveau sein, dass sie nur mit medizinischen
Geräten feststellbar sind, die damals noch nicht zur Verfügung standen.
Hypnose
Hypnose ist ein Trancezustand zwischen Wachen und Schlafen, in dem die Wahrnehmung
eingeengt, der Wille gehemmt und das Bewusstsein einseitig auf einen bestimmten
Sachverhalt fixiert sind. Obwohl die Hypnose innerhalb religiöser Kulte schon immer
angewendet wurde, erregte sie erst seit ihrer Popularisierung durch Franz Anton Mesmer
gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Aufmerksamkeit der Wissenschaft. Der von ihm
geprägte Begriff des „animalischen Magnetismus“ wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von dem
der „Hypnose“ abgelöst. Heute kann der Schlaf durch seine spezifische Gehirnaktivität
eindeutig von der Hypnose unterschieden werden.
Ohnmacht
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Eine Ohnmacht ist ein plötzlicher und kurz anhaltender Bewusstseinsverlust, aus dem man in
der Regel ohne Einsatz von Wiederbelebungsmaßnahmen spontan erwacht. Die Ohnmacht
wird durch einen vorübergehenden Sauerstoffmangel im Gehirn verursacht, der meist
harmlose
Ursachen wie etwa einen zu niedrigen Blutdruck hat, aber auch Symptom einer ernsthaften
Erkrankung sein kann.
Bei empfindlichen Menschen kann eine Ohnmacht auch durch Situationen extremer Angst
oder Abscheu ausgelöst werden. Begünstigt durch die einschnürende Kleidungsmode gehörte
das In-Ohnmacht-Fallen angesichts schrecklicher Nachrichten im 18. und 19. Jahrhundert zum
guten Ton.
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Narkose
Narkose ist ein medikamentös herbeigeführter, kontrollierter Zustand des Bewusstseinsverlusts. Die erste erfolgreiche Operation unter Narkose gelang 1846 dem Zahnarzt
William Morton mit Hilfe von Äther. Andere, bis ins frühe 16. Jahrhundert angewandte
Betäubungstechniken waren in der Zwischenzeit in Vergessenheit geraten. Neben
Bewusstseinsverlust bewirkten die Kombination verschiedener Stoffe während der Narkose
auch die Ausschaltung des Schmerzempfindens und die Entspannung der Muskeln. Durch die
Betäubung werden der Stoffwechsel im
Gehirn herabgesetzt und die Aktivität der Nervenzellen gehemmt.
Körperexperimente
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erregte der menschliche Schlaf verstärkt das Interesse der
Wissenschaft. Im Gegensatz zur rein theoretischen Herangehensweise früherer Jahrhunderte
versuchte man jetzt, sich durch experimentelle Methoden diesem Phänomen zu nähern. Dazu
wurden verschiedene Methoden zur Messung von „außen“ entwickelt, etwa durch
Aufzeichnung der Bettbewegungen oder durch Untersuchung von Weckreizen.
Das Gehirn schläft nie
In den 1920er Jahren entwickelte der Psychiater Hans Berger mit der Elektroenzephalographie
(EEG) eine Messmethode, die es zum ersten Mal ermöglichte, Gehirnströme aufzuzeichnen.
Berger selbst wollte auf diese Weise das Bewusstsein erforschen, die Gedanken aufzeichnen.
Der Vergleich des wachen, aktiven Gehirns mit dem schlafenden, der damaligen Auffassung
nach inaktiven Gehirn war für ihn von großem Interesse. 1929 erstellte er die weltweit ersten
Schlaf-EEGs, auf denen er eine Abschwächung bestimmter Gehirnwellen beobachtete. Die
Weiterentwicklung der Methode führte jedoch später zur Erkenntnis, dass das Gehirn auch im
Schlaf sehr aktiv ist. Bis heute spielt das EEG in Schlafforschung und -medizin eine entscheidende Rolle.
Im Schlaflabor
Um 1925 eröffnete Nathaniel Kleitman das weltweit erste Schlaflabor an der Universität
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Chicago. 1953 entdeckte er dort gemeinsam mit Eugene Aserinsky den REM-Schlaf (Rapid
Eye Movement für schnelle Augenbewegungen). Diese bahnbrechende Beobachtung führte
zur
Erkenntnis, dass der Schlaf aus unterschiedlichen Stadien besteht. Zusammen mit der
weiterentwickelten Methode des EEG war dies die Voraussetzung für das moderne
Schlaflabor. In den über 300 Schlaflabors allein in Deutschland werden Körper- und
Gehirnfunktionen von schlafenden Patienten und Versuchspersonen aufgezeichnet. Die
Aufhebung der Intimität der Schlafenden ist zur Selbstverständlichkeit geworden.
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3. TRAUMWELTEN
Der Traum ist das Erlebnis im Schlaf, an das wir uns nach dem Aufwachen erinnern. Dabei
durchdringen sich Träume und Wachbewusstsein wechselseitig. Künstler und Gelehrte schreiben ihre kreativen Einfälle häufig nächtlichen Eingebungen zu. Wissenschaftliche Ansätze versuchen die Mechanismen der Traumbildung zu entschlüsseln und unsere Träume mit
Tageseindrücken in Beziehung zu setzen.
Der Traum ist zugleich eine Herausforderung für unseren rationalen Weltentwurf. Die Gesetze
von Raum und Zeit sind aufgehoben. Die Bizarrheit der nächtlichen Bilder begeistert, irritiert
oder verängstigt uns. Auf der Suche nach einer traumhaften Bildsprache rückt in der
bildenden Kunst das Alptraumhafte, Verstörende oder Fantastische des Traumgeschehens in
den Vordergrund.
Exponatbeispiele:
- Wunderkammer Traum: Exponate zu Vorhersehungen in Träumen von Erfindern (z.B.
Nähmaschine von Elias Howe), Komponisten (z.B. die „Teufelssonate“ von Guiseppe
Tartini oder „Yesterday“, 1965 der Beatles), Dichtern (z.B. „Strange Case of Dr. Jekyll and
Mr. Hyde“ von Robert Louis Stevenson) und Wissenschaftlern (z.B. Entwurf für das
periodische System der Elemente von Dimitri Mendelejew)
- „Dream Paintings“ von Jane Gifford, 144 Traumbilder, 2004
- „Mann und Maus“ von Katharina Fritsch, 1991/1992
Wunderkammer Traum
„Lernen wir träumen, meine Herren, dann finden wir vielleicht die Wahrheit.“ August Kekulé
von Stradonitz, der diesen Erkenntnisweg 1890 proklamierte, ist das offenbar gelungen.
Zumindest führte er seine Entdeckung der Ringstruktur des Benzols auf einen seiner Träume
zurück. Damit steht er bei weitem nicht allein: Ähnliche „Traum-Eingebungen“ sind seit dem
18. Jahrhundert von zahlreichen Wissenschaftlern und Künstlern bekannt. Neue Erkenntnisse
der Neurowissenschaften bestätigen, dass unser Gehirn Ideen, die im Wachzustand noch
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nicht zur Reife gekommen sind, im Schlaf weiter bearbeitet. Das Ergebnis findet sich
manchmal in einen Traum verpackt.
Der Alp
Fragen der Psyche des Menschen beschäftigten seit dem späten 18. Jahrhundert Ärzte,
Philosophen, Literaten und Künstler. Das Thema war eine Modeerscheinung und
Gesprächsgegenstand in den Salons der Fürsten und des gebildeten Bürgertums. Inspiriert
von englischen Gespenstergeschichten hatte erstmals 1782 der Schweizer Maler Johann Heinrich Füssli ein beklemmendes seelisches Erlebnis zum Bildgegenstand gemacht. Er selbst hat
sein Gemälde „Der Nachtmahr“ dreimal variiert, und es veranlasste viele Künstler zu Kopien
und Adaptionen.
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Traumsprache
Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden das Subjektive des Traums, seine Logik
und Eigengesetzlichkeit und seine speziellen Mechanismen zum Gegenstand der bildenden
Kunst. Weniger die Motive, als vielmehr die Gestaltungsmittel treten als Träger der Bildideen
hervor. Die Farbe Schwarz erhält als Farbe des Geheimnisvollen, der Nacht und des Todes
eine besondere Bedeutung und inhaltliche Akzentuierung. Traumhaftes gewinnt im grafischen
Werk von Odilon Redon und Max Klinger analoge Ausdrucksweisen: Die Gegenstände werden
frei verfügbar, verschmelzen zu surrealen Gebilden und können neue Bedeutungen und
Gegenständlichkeiten erlangen. Eine Bildsprache, die in der „Traumdeutung“ von Sigmund
Freud eine Entsprechung finden soll.
Traumdeutung
Seinen Träumen einen Sinn zu geben, ist ein menschliches Grundbedürfnis. Fast alle
Gesellschaften entwickelten ein Repertoire an Techniken, um Träume zu deuten und ihre
verborgenen Botschaften zu enträtseln. Die griechische Antike brachte den Stand des
professionellen Traumdeuters hervor, der die Traumsymbole einzeln dechiffrierte. Seit der
Wiederentdeckung antiker Traumbücher in der Renaissance verbreitete sich diese Methode in
ganz Europa, wo sie bis heute Anhänger hat. Sigmund Freuds „Traumdeutung“ war ein
radikaler Bruch mit dieser Tradition. Für ihn bestand die Aufgabe der Traumdeutung in der
Offenlegung und Therapie der im Traum sich artikulierenden psychischen Konflikte.
Lenken und Aufzeichnen von Träumen
Wer möchte nicht seine Träume selbst steuern, schreckliche Alpträume abwehren oder
schöne Träume herbeizaubern? Magische und volksreligiöse Praktiken, aber auch
ernstzunehmende Ansätze versprechen dies. Die Technik des „Klarträumens“ erlaubt sogar,
direkt in das Traumgeschehen eingreifen und Wunschträume träumen zu können. Alle
Versuche, Träume noch während des Schlafs aufzuzeichnen, scheiterten dagegen bisher. Die
Inhalte unserer Träume erfahren wir nur, indem wir uns nach dem Erwachen an sie zu
erinnern suchen.
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PRESSE- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT: CHRISTOPH WINGENDER, MARIKA PRIEMER, ODILE VASSAS
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Experimentelle Traumbeeinflussung
In Versuchen zur künstlichen Traumerregung untersucht das Sigmund-Freud-Institut, wie
unbewusste Wahrnehmungen und Tagesreste in das Traumgeschehen eingeschleust werden.
Dazu werden freiwilligen Teilnehmern akustische oder optische Stimuli (Reize) präsentiert, die
aufgrund ihrer beschleunigten bzw. ultrakurzen Präsentation nur unbewusst wahrgenommen
werden können. Teilaspekte dieser Stimuli kehren jedoch in den Zeichnungen wieder, in
denen die Probanden in den darauf folgenden Nächten ihre Träume festhalten. Die
Experimente zeigen, dass der Traum unbewusstes und unverarbeitetes Material weiter
bearbeiten, in Einzelobjekte zerlegen und zum Teil mit anderen Erinnerungen oder Wünschen
neu kombinieren kann.
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4. DER FLÜCHTIGE SCHLAF
Schlaf ist nicht immer selbstverständlich. Zu allen Zeiten durchwachten Menschen ganze
Nächte, ohne Schlaf zu finden. Störenfriede wie Ungeziefer oder Lärm lassen sich mit relativ
einfachen Mitteln bekämpfen. Individuelle Schlafstörungen haben sich jedoch zu den
verbreitetsten Zivilisationskrankheiten entwickelt. Aber trotz eines breiten Angebots und
intensiver Forschung blieb die Suche nach dem perfekten Schlafmittel bislang erfolglos.
Der Weg zum eigenen Bett war langwierig und fand für breite Schichten der Bevölkerung in
Deutschland erst in der Mitte des letzten Jahrhunderts ein Ende. Dabei weiß die heutige
Schlafforschung, dass unsichere Schlafverhältnisse nicht nur mit einem Verlust an Intimität,
sondern auch mit schweren Schlafstörungen einhergehen können.
Exponatbeispiele:
- Infrarotaufnahmen von verschiedenen Schlafstörungen (Schlafwandeln, Schlafessen,
„Schlafschaukeln“, Narkolepsie, REM-Schlaf-Verhaltensstörung, Sprechen im Schlaf,
Schlafapnoe) im Schlaflabor, 1995-2007
- Zahlreiche Mittel zur Schnarchbekämpfung, von der Kinnbinde (1899) oder dem
Rückenlageverhinderungsgurt (1900) über die vibrierende Antischnarchhilfe „Petra
Schnarchstopp“ (1990) bis hin zum „Anti-Snor“- Ring (2000)
- „Homeless Vehicle“ von Krzysztof Wodiczko, 1988/1993
Der Traum vom eigenen Bett
Ein Bett sein eigen zu nennen, war noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts keine
Selbstverständlichkeit. Häufig dienten nicht Betten als Schlaflager, sondern Stroh oder Heu. In
vielen Haushalten mussten sich Menschen ein „einschläfriges“ Bett zu zweit, zu dritt oder zu
viert teilen. Nur den gehobenen Schichten stand ein gesonderter Schlafraum zur Verfügung.
Auf dem Land wurde die Wohn- und Schlafstube häufig noch mit dem Vieh geteilt, in den
Städten nahmen viele Familien fremde Personen als Schlafgänger auf. Noch Ärmere nahmen
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Zuflucht in billigen Nachtherbergen, Obdachlosenasylen oder kampierten unter freiem
Himmel.
Schlafstörungen
Wer liegt nicht nachts manchmal wach und fühlt sich morgens beim Aufstehen wie gerädert?
Wenn der Schlaf aber dauerhaft ausbleibt oder als nicht erholsam empfunden wird, führt dies
zu Beeinträchtigungen im täglichen Leben. Von Einschlafproblemen über – oftmals nicht
harmloses – Schnarchen bis zur Tagesmüdigkeit sind heute sämtliche Störungen des SchlafWach-Verhaltens Inhalt der Schlafmedizin. Dank dieser noch jungen Disziplin werden
Schlafstörungen als gesundheitliches Problem ernst genommen und können in vielen Fällen gut
behandelt werden.
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Schlafdiebe
Während uns heute neben Stress, üppigem Abendessen und Alkohol vor allem eine lärmende
Umgebung den Schlaf rauben kann, waren bis ins 20. Jahrhundert hinein häusliche Parasiten
als „Schlafdiebe“ weit verbreitet. Seit den 1920er Jahren begann man dem Zusammenhang
von Hygiene und Ungezieferbefall größere Bedeutung beizumessen und sagte den
nächtlichen Ruhestörern mit Hygieneartikeln und -vorschriften den Kampf an. Der Lärm
wurde seinerseits zu einem immer wichtigeren Störfaktor: Weder Protestschriften noch
Schallschutzfenstern gelang es bisher, den Lärm vom Schlafzimmer fernzuhalten. Sogar das
Ungeziefer ist heute wieder auf dem Vormarsch und raubt den Lärmgeplagten zusätzlichen
Schlaf.
Schlafmittel
Der Schlaf lässt sich nicht herbeibefehlen, und oft bleibt er gerade dann fern, wenn man ihn
am meisten ersehnt. Wirksame Schlafmittel waren daher schon immer begehrt. Lange
benutzte man pflanzliche Substanzen, die sowohl schlaffördernd als auch betäubend oder
berauschend wirkten und oft als Allheilmittel eingesetzt wurden. Spezifischere Mittel werden
seit Mitte des
19. Jahrhunderts synthetisch hergestellt. Immer neue Substanzgruppen werden heute
daraufhin untersucht, ob sie möglichst ohne Nebenwirkungen das Ein- und Durchschlafen
fördern können.
5. WELT OHNE SCHLAF?
Die Industrialisierung und die Verbreitung von Nacht- und Schichtarbeit haben unser
Schlafverhalten radikal verändert. Statt der inneren Uhr, deren Wirkungsweise seit den 1930er
Jahren in Höhlen- und Bunkerversuchen erforscht wurde, regulieren Wecker, elektrisches Licht
und Aufputschmittel den Schlaf des modernen Menschen.
Die postindustrielle Gesellschaft hat ein gespaltenes Verhältnis zum menschlichen
Schlafbedürfnis entwickelt. Mit „Powernapping“ werden einerseits neue Schlafmuster
propagiert, die den Zusammenhang zwischen Schlaf und Leistungsfähigkeit anerkennen.
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Andererseits fordert die globalisierte Wirtschaft Dienstleistungen rund um die Uhr. Ob ein
geregelter und ausreichender Schlaf in Zukunft zu einem Luxusgut wird, ist eine offene Frage.
Exponatbeispiele:
-
Traumgeschichten und Wiegenlieder aus aller Welt
-
Dokumentation der sog. Bunker- und Höhlenversuche mit freiwilligen
Versuchspersonen zur Erforschung der Abhängigkeit des natürlichen Schlaf- und
Wachrhythmus von Tageslicht und Temperaturschwankungen sowie der Möglichkeit zur
Verlängerung des 24-Stunden-Schlaf-Wach-Zyklus (1938 bis 1989)
-
Japanische „Powernapping“-Accessoires wie das Armkissen „Udemakura“ für Einsame
und Singles (2006), das Schoßkissen „Hizamakura“ für den etwas besonderen Schlaf im
Schoß der Frau (2006) oder das Bürokissen „Sleepnic“ für den Powernap am
Schreibtisch (2006)
-
Portraitfotos von Nachtarbeitern von Maurice Weiss, 2006
-
„Sleeper“, Video-Performance von Mark Wallinger, 2004
Wachbleiben!
Dem modernen Menschen fehlt ständig Zeit. Länger wach zu bleiben und dafür das
vermeintliche Nichtstun im Schlaf zu reduzieren, scheint eine Lösung. Wachhaltende
Substanzen aller Art erfreuen sich deshalb großer Beliebtheit. Sie reichen vom Kaffee, dessen
Wirkstoff Koffein zu Beginn des 19. Jahrhunderts erstmals beschrieben wurde, bis zu
synthetisch hergestellten Amphetaminen, deren Gefährlichkeit man erst allmählich erkannte.
Ihre größte Verbreitung erreichten sie während des Zweiten Weltkriegs, als Millionen von
Soldaten schlafverhindernde und stimulierende Aufputschmittel einnahmen, um den Krieg zu
überstehen. Noch heute werden Amphetamine für militärische Zwecke verwendet.
In Höhlen und Bunkern
In der Regel schlafen und wachen wir im 24-Stunden-Rhythmus. Ob eine innere Uhr oder äußere Einflüsse für diese Regelmäßigkeit verantwortlich sind, wurde ab den 1930er Jahren in
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Höhlen- und Bunkerversuchen erforscht. Freiwillige Versuchspersonen lebten ohne Kontakt
zur Außenwelt nach einem vorgegebenen kürzeren oder längeren Rhythmus oder konnten
ihre Schlaf- und Wachzeiten frei wählen. Durch diese Versuche wurde deutlich, dass wir eine
innere Uhr haben und dass diese mitbestimmt, wann wir müde werden oder aufwachen.
Reize von außen, vor allem das Sonnenlicht, können diese Uhr aber beeinflussen.
Die Erforschung der inneren Uhr im Andechser Bunker
Anfang der 1960er Jahre ließen Jürgen Aschoff und Rütger Wever am Max-Planck-Institut für
Verhaltensphysiologie in Erling-Andechs ein unterirdisches Versuchslabor bauen. Zwischen
1964 und 1989 nahmen dort 447 Freiwillige an mehrwöchigen Versuchen teil, bei denen 211
Personen ohne Zeitinformation von der Außenwelt vollständig isoliert waren. Bei diesen
Freilaufversuchen (die innere Uhr „läuft frei“, sie wird nicht von Uhren oder dem Sonnenstand
beeinflusst) wurde beobachtet, dass die Versuchspersonen weiterhin regelmäßig schliefen und
wachten. Das Sonnenlicht oder auch soziale Einflüsse sind notwendig, um täglich unsere
innere Uhr zu stellen.
Schlafrhythmen
Wann werden wir müde, und wann wachen wir wieder auf? Das hängt nicht nur davon ab,
wie viel oder wenig wir während der letzten Nacht geschlafen haben, sondern auch von
unserer inneren Uhr. Diese tickt bei jedem Menschen anders: Die einen fühlen sich
frühmorgens am wachsten, die andern erst gegen Mittag. Allen gemeinsam ist aber der
nachmittägliche Müdigkeitseinbruch. Auch dieser hängt mit dem komplexen molekularen
Regelwerk und den Hormonbotschaften unserer inneren Uhr zusammen. Das Schlafen und
Wachen im 24-Stunden-Rhythmus muss erst erlernt werden: Bei Säuglingen ist der Schlaf in
den ersten Lebenswochen gleichmäßig auf Tag und Nacht verteilt.
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Licht und Wecker
Wenige Erfindungen üben größeren Einfluss auf unseren Tagesrhythmus und auf unser
Schlafverhalten aus als das elektrische Licht und der Wecker. Die Entwicklung der Glühlampe
in den 1880er Jahren leitete den Siegeszug des elektrischen Lichts ein. In Verbindung mit der
fortschreitenden Industrialisierung wurden nächtliche Arbeitszeiten allmählich zur Normalität.
Der Wecker als Gegenstück zur Glühlampe wurde ab 1900 als Massenprodukt für alle
erschwinglich. Er vermochte den Menschen zu jeder Tages- und Nachtzeit aus dem Bett zu
holen.
Schlafenszeiten – Arbeitszeiten
Arbeitszeiten haben unmittelbare Auswirkungen auf unsere Schlafenszeiten. Von den 35,7
Millionen Erwerbstätigen in Deutschland arbeiteten im Jahre 2004 rund 2,7 Millionen
Menschen ständig oder regelmäßig und 2,2 Millionen Menschen gelegentlich nachts.
Dauerhafte Nachtarbeit, aber auch permanente Wechselschichten wirken sich ungünstig auf
den Schlaf und damit auf die Gesundheit aus. So schlafen Schichtarbeiter häufig zwischen
zwei und vier Stunden weniger und haben insbesondere weniger REM-Schlaf. Durch
intelligent gestaltete Schichtpläne lassen sich die negativen Auswirkungen jedoch reduzieren.
Trotz der Globalisierung ist regelmäßige Nacht- und Schichtarbeit in den letzten Jahren in
Deutschland rückläufig.
Napping und Nippon
Menschen und Tiere passen ihre Schlafgewohnheiten der jeweiligen Umwelt oder Kultur an.
In Japan gewinnt das traditionelle „Inemuri“ (schlafen und gleichzeitig anwesend sein) in
Zeiten erhöhten Arbeitsaufkommens und ausgeprägter Freizeitkultur immer mehr an
Bedeutung: Am nächtlichen Schlaf wird gespart und dafür tagsüber geruht, wenn die
körperliche, nicht unbedingt aber die geistige Anwesenheit erforderlich ist. In Europa und den
USA wurde der Begriff „Powernapping“ geprägt, um kurze und erholsame Nickerchen in die
moderne Businesswelt einzuführen.
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DAS BEGLEITBUCH
Schlaf & Traum
Hrsg.: Stiftung Deutsches Hygiene-Museum Dresden und Wellcome Collection, London
Böhlau Verlag Köln 2007, 176 Seiten mit 70 farbigen Abbildungen, 14,90 €
ISBN 978-3-412-18706-4
Rezensenten können den Katalog über ihre Redaktion beziehen.
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
Ken Arnold, Klaus Vogel
Ohne Schlaf können wir nicht wach sein
Schlaf und Traum in der modernen Gesellschaft. Eine Einführung
Jürgen Zulley
Der Schlaf als Zeitbrücke
Zur Phänomenologie des schlafenden Bewusstseins
Manfred Geier
Das Gehirn schläft nie
Wie der Schlaf unsere Gedächtnisleistungen verbessert
Ullrich Wagner
Einsturz bei Nacht
Verarbeitung traumatischer Erlebnisse im Traum
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Tamara Fischmann
Welt ohne Werk
Traumdeutung in der Psychoanalyse heute
Daniel Pick
Traumwelten der Neuzeit
Philosophische Traumkritik und Hermeneutik des Verdachts
Ralf Konersmann
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Freuds „Traumdeutung“ und die Neurowissenschaften
Engführung zweier Diskurse
Mark Solms
Kein Schlaf, nur Träume
Zeitzonen einer Schriftstellerin
A. L. Kennedy
Schlaf und Traum
Zur Ausstellung
Michael Dorrmann
Reise mit ungewissem Ausgang
Oliver Elser
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DAS BEGLEITPROGRAMM
LESUNG
18. April, Mittwoch, 19 Uhr
Die Arbeit der Nacht
Thomas Glavinic, Wien
SONNTAGSMATINEEN
29. April, Sonntag, 11 Uhr
Gute Nacht! Plädoyer für eine neue Schlafkultur
Prof. Dr. Jürgen Zulley, Leiter Schlafmedizinisches Zentrum, Universität Regensburg
24. Juni, Sonntag, 11 Uhr
Bilder der inneren Welt. Was Träume leisten
Dr. Tamara Fischmann, Sigmund-Freud-Institut, Frankfurt am Main
VORTRAGSREIHE
24. April, Dienstag, 19 Uhr
Einst Tor zur Seele, heute bloß zeitraubende Pflicht? Der Schlaf im kulturgeschichtlichen
Wandel
Dr. Philipp Osten, Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, Stuttgart
9. Mai, Mittwoch, 19 Uhr
Aliens made in Hollywood: Alptraumhafte Begegnungen der 3. Art
Horst Schäfer, Medienpädagoge, Leiter des Kinder- und Jugendfilmzentrums in Deutschland,
Remscheid
22. Mai, Dienstag, 19 Uhr
Zufrieden einschlafen, klug und fit aufwachen – Der Schlaf und seine Störungen
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PD Dr. Ingo Fietze, Leiter des Interdisziplinären Schlafmedizinischen Zentrums der Charité,
Berlin
Thea Herold, Autorin, Berlin
29. Mai, Dienstag, 19 Uhr
Einschlafen lernen. So kommen Babys und kleine Kinder ruhig und sicher durch die
Nacht
Prof. Dr. Ekkehart Paditz, Kinderarzt und Vorsitzender der Babyhilfe Deutschland e.V., Dresden
5. Juni, Dienstag, 19 Uhr
Bewusst im Unbewussten – Mit Klarträumen gegen die Ungeheuer der Nacht
Dr. Brigitte Holzinger, Leiterin des Instituts für Bewusstseins- und Traumforschung, Wien
27. Juni, Mittwoch, 19 Uhr
Lob des Inemuri. Von der japanischen Nickerchen-Kultur lernen
Dr. Brigitte Steger, Institut für Ostasienwissenschaften / Japanologie, Universität Wien
SCIENCE CAFÉ
19. Juni, Dienstag, 20 Uhr
Jetlag im Klassenzimmer – Stehen unsere Schüler zu früh auf?
Im Gespräch mit dem Publikum unter anderem:
Prof. Dr. Till Roenneberg, Institut für medizinische Psychologie, Universität München
In Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik, Dresden
TREFFPUNKT AUSSTELLUNG
In Kooperation mit der Seniorenakademie, Dresden
25. April, Mittwoch, 14 Uhr
Dem Schlaf auf der Spur – Eine Reise durch Morpheus` Reich
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Saskia Weiss, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Deutsches Hygiene-Museum Dresden
23. Mai, Mittwoch, 14 Uhr
Schlaf und Traum im Spiegel der Bildenden Kunst – Beispiele von der Antike bis zur
Gegenwart
Sigrid Walther, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Deutsches Hygiene-Museum Dresden
27. Juni, Mittwoch, 14 Uhr
Wider die innere Uhr – Ein Gang durch die moderne Welt des Schlafs
Frank Schumann, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Deutsches Hygiene-Museum Dresden
KINDERUNIVERSITÄT
19. Juni, Dienstag, 16 Uhr & 17:15 Uhr
Warum schlafen wir in der Nacht?
Prof. Dr. Till Roenneberg, Institut für medizinische Psychologie, Universität München
Das Programm wird im September/Oktober fortgesetzt.
Das wissenschaftliche Begleitprogramm wird gefördert von:
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