Gerhard Neukum 1944 – 2014 Metallreiche Halosterne um

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ESA / Hubble / NASA / Digitized Sky Survey / MPG / ESO
BLICK IN DIE FORSCHUNG: NACHRICHTEN
Metallreiche Halosterne um Centaurus A
ei der Untersuchung der Radiogalaxie
B
Zone ist vergleichsweise staubfrei, arm
keit von 6,6 mag zu den hellsten Galaxien
Centaurus A entdeckten Astro­nomen
an Gasvorkommen und auch von Sternen
am Himmel. Im Optischen zeigt sie sich
um Marina Rejkuba von der Europäischen
nur spärlich besiedelt. Somit ist der Halo
als elliptische Galaxie, deren innere Region
Südsternwarte ESO mit dem Weltraumte-
sehr leuchtschwach und lässt sich nur
von einem Band aus Staub durchzogen und
leskop Hubble noch in großem Abstand
schwer untersuchen. Die Eigenschaften
verdeckt wird. Von ihr trennen uns rund
unerwartet metallreiche Sterne.
der Sterne innerhalb des Halos liefern
15 Millionen Lichtjahre und ihr zentraler
aber wichtige Hinweise zur Entstehung
Bereich erstreckt sich über rund 18 Bogen-
äußeren, kaum sichtbaren Regio­nen von
und Entwicklung der jeweiligen Mutter-
minuten am Himmel (siehe Bild oben).
Centaurus A. Dem inneren und hellen
galaxien.
Das Ziel der Beobachtungen waren die
Bereich schließt sich nach außen hin der
so genannte galaktische Halo an. Diese
Zur Untersuchung der Sternpopula­
Centaurus A im südlichen Sternbild
Zentaur zählt mit einer scheinbaren Hellig-
tio­nen im Halo blickten die Forscher
auf ein rund 450 000 Lichtjahre langes
Gerhard Neukum 1944 – 2014
m 21. September 2014
A
den bestimmten Altern von
verstarb in Berlin Ger-
Mondgesteinsproben mit den
hard Neukum, ehemaliger
auf Raumsondenaufnahmen
Professor am Institut für
sicht- und zählbaren Kratern.
Geologische Wissenschaften
Vom Mond ausgehend gelang
an der Freien Universität
es Neukum, seine Erkenntnis-
Berlin. Neukum war einer der
se auch auf die Altersdatie-
bekanntesten deutschen Pla-
rung der Marsoberfläche zu
netenforscher und hatte sich
übertragen. Somit ließ sich
im In- und Ausland einen Na-
die komplexe geologische
men gemacht. Bekannt wurde
Geschichte des Roten Planeten
er mit seinen Arbeiten zur
zeitlich entschlüsseln.
Bedeutend waren auch sein
tenoberflächen mit Hilfe von
Mitwirken in den Kamera-
Häufigkeitsverteilungen von
teams der US-Raumsonden
Kratergrößen in den 1970er
Galileo bei Jupiter und Cassini
Jahren. Damit stellte er eine
bei Saturn. Neukum war einer
Verbindung her zwischen den
der wenigen deutschen
mit radiometrischen Metho-
Wissenschaftler, der Mitglied
14
Dezember 2014
public domain
Altersbestimmung von Plane-
Gerhard Neukum widmete sein Forscherleben den Planeten.
STERNE UND WELTRAUM
Mit Hilfe des Weltraumteleskops Hubble
wurden leuchtschwache Sterne im galaktischen Halo der Galaxie Centaurus A beobachtet. Zwei der untersuchten Regionen
sind hier hervorgehoben.
und 295 000 Lichtjahre breites Gebiet
um Centaurus A. Dessen Länge entspricht am Himmel dem achtfachen
Monddurchmesser. Dabei fanden die
Forscher Halosterne sogar noch in den
äußersten Bereichen, deren Entfernungen vom Galaxienzentrum dem 25-fachen effektiven Radius von Centaurus A
entsprechen.
In Centaurus A nimmt insgesamt
der Gehalt an schweren Elementen in
den Sternen von innen nach außen hin
ab, dennoch befinden sich auch in den
entferntesten Bereichen Sterne mit hoher
Metallizität. Des Weiteren weist der Halo
von Centaurus A eine deutlich in die
Beide Befunde deuten die Forscher
um Rejkuba als Hinweise darauf, dass
Centaurus A aus einer Verschmelzung
mit einer großen Spiralgalaxie hervorgegangen ist. Bei diesem Prozess wurden
Sterne unterschiedlicher chemischer
ESA / Rosetta / Philae / CIVA
Länge gestreckte Struktur auf.
Zusammensetzung aus der Scheibe der
ehemaligen Spiralgalaxie in die Außen-
Die Landesonde Philae nahm am 7. Oktober 2014 diese Ansicht des Kometenkerns
bereiche des späteren Gesamtsystems
und eines Teils der Muttersonde auf.
geschleudert.
Rejkuba, M. et al.,
The Astrophysical Journal Letters 791:L2, 2014
Ein Selbstporträt von Rosetta und ihrem Kometen
I
n den Wochen vor dem Aufsetzen auf dem Kometen 67P/TschurjumowGerasimenko am 12. November 2014 wurde die Landesonde Philae immer
wieder auf Funktion überprüft, wobei auch die Instru­mente und die Kameras
solcher Kamerateams der NASA war, die
an Bord getestet wurden. Dabei gelang dem Kamera­system CIVA am 7. Oktober
sonst überwiegend US-Wissenschaftlern
2014 dieses Porträt eines Teils der Muttersonde Rosetta mit dem Kern von 67P
vorbehalten sind.
im Hintergrund. Zum Zeitpunkt dieser Aufnahme trennten Philae und Rosetta
Eine weitere bedeutende Leistung
ist die Entwicklung der High Resolution
Stereo Camera HRSC, die an Bord der
rund 16 Kilometer von 67P. Im Bereich des schmalen Halses des Kerns lässt sich
deutlich ein enger Gasjet beobachten, der aus der Oberfläche hervorbricht.
Das Bild ist ein Komposit aus zwei unterschiedlich lang belichteten Aufnah-
europäischen Raumsonde Mars Express
men. Der Kern ist dunkler als ein Stück Kohle, so dass er erheblich länger als
seit mehr als zehn Jahren den Roten
die Sondenteile im Vordergrund belichtet werden muss. Dann wäre aber die
Planeten erkundet (siehe S. 36). Die HRSC
wesentlich hellere Sonde total überstrahlt. Beim Solarzellenausleger blicken wir
wurde unter der Leitung von Gerhard
auf die von der Sonne abgewandte Rückseite ohne Solarzellen, auf der sich einige
Neukum am Deutschen Zentrum für
Leitungen und Strukturelemente erkennen lassen. Diese Aufnahme ist das letzte
Luft- und Raumfahrt (DLR) konzipiert.
Testbild von Philae vor der Landung, über die wir online und im nächsten Heft
Ursprünglich sollte die HRSC schon mit
ausführlich berichten werden. ESA, 15. Oktober 2014
der russischen Mission Mars 96 zum Roten Planeten vorstoßen, aber diese Sonde
erreichte nach dem Start keine stabile
Erdumlaufbahn.
Gerhard Neukum hinterlässt seine
Aktuell – Erste Landung auf einem Kometen: http://goo.gl/hXl8y2
Ehefrau, Kinder und Enkelkinder.
www.sterne-und-weltraum.de
Dezember 2014
15
KURZ & BÜNDIG
Pulsare als ultrahelle Röntgenstrahler
Am 23. Oktober 2014 begab sich die
Raumsonde Chang'e-5 T1 auf einen Flug
zum Mond und zurück. Die rund achttägige Mission diente dem Test einer
Rückkehrkapsel, die für den Transport
von Mondgestein gedacht ist. China
plant für 2017 die Entnahme von Bodenproben.
B
ei Beobachtungen der rund zwölf
tra­hellen Röntgenquellen – im Englischen
Millionen Lichtjahre von uns entfern-
als »ultraluminous X-ray sources« (ULXs)
ten Galaxie M 82 mit dem Röntgensatel-
bezeichnet – gewöhnlich massereiche
liten NuSTAR stieß ein internationales
Schwarze Löcher. Die nun im Gegensatz
Forscherteam um Matteo Bachetti vom
dazu als Pulsar identifizierte variable
Institut de Recherche en Astrophysique et
Quelle – auch M82 X-2 genannt – gibt zu
Planétologie in Toulouse auf ein Objekt,
ihren Spitzen­zeiten im Röntgenbereich
das die Theorie von der Akkretion von
zwischen 0,3 und 10 Kiloelektron­volt
Materie auf kompakte Objekte vor eine
innerhalb einer Sekunde eine Ener-
große Herausforderung stellt.
giemenge ab, die rund 15 Prozent der
Die Wissenschaftler fanden heraus,
X 37B zurückgekehrt
Nach 675 Tagen in der Erdumlaufbahn kehrte am 17. Oktober 2014 die
unbemannte Raumfähre X 37B zur Erde
zurück. Sie landete auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Vandenberg in Kalifornien. Der Zweck dieser Mission ist nach
wie vor streng geheim.
Metallschnee
auf Venus?
Möglicherweise schlagen sich auf
unserem Nachbarplaneten Venus
Reifschichten aus Schwermetallen
in bestimmten Höhenlagen auf der
Oberfläche nieder. Dies ergaben neue
Auswertungen von Radardaten der USRaumsonde Magellan.
Nova Delphini 2013
genau vermessen
Eine Gruppe von Astronomen beobachtete mit einem optischen Interferometer die Expansion der Explosionswolke
um die Nova Delphini. Der Ausbruch
erfolgte asymmetrisch und die Entfernung zur Nova beträgt 14 800 Lichtjahre.
in einem Jahr entspricht. Damit ist sie
len Röntgenquelle um einen Pulsar mit
vielfach leuchtkräftiger als jeder bisher
einer Periode von 1,37 Sekunden handelt.
bekannte Materie aufsammelnde Pulsar.
Der Neutronenstern und sein Beglei-
Die Leuchtkraft übersteigt die klassische
ter, dessen Masse sie auf mindestens
Eddington-Grenze für Körper mit 1,4 Son-
5,2 Sonnenmassen schätzen, umlaufen
nenmassen etwa um das Hundertfache.
den Schwerpunkt des Systems innerhalb
Somit könnten im Prinzip auch ak-
von 2,5 Tagen. Dabei entzieht der Pulsar
kretierende Neutro­nensterne manchen
seinem stellaren Begleiter Material, das
der beobachteten ULXs zu Grunde liegen.
sich zunächst in einer Scheibe ansammelt
Allerdings stellen die Beobachtungen von
und dann akkretiert wird.
NuSTAR die Theoretiker vor die Aufgabe
Kompliziert wird die Situation da-
zu erklären, wie diese hohen Leuchtkräfte
durch, dass die Materie beim Einfall auf
in solchen Systemen überhaupt möglich
den Neutro­nenstern ihre potenzielle
sind. Mit Sicherheit spielen hierbei die
Energie in Form von Strahlung abge-
starken Magnetfelder der Pulsare eine
ben muss. Diese baut wiederum einen
wichtige Rolle. Sie können so an die Ak-
Strahlungsdruck auf, der die weitere
kretionsscheiben koppeln, dass die einfal-
Akkretion unterbinden kann. Deswegen
lende Materie vorzugsweise trichterartig
gibt es eine theoretische obere Grenze für
entlang der magnetischen Achse ein-
die Leuchtkraft, die als Eddington-Grenze
strömt. Auch eine Strahlungsbündelung
bezeichnet wird. Sie steigt mit der Masse
in Richtung des Betrachters könnte zum
des akkretierenden Körpers. Aus diesem
Teil für die hohen Helligkeiten verant-
Grund vermuten Forscher hinter den ul­
wortlich sein.
Curiosity bohrt
Aeolis Mons an
M82 X-2
Nach mehr als zwei Jahren auf der Mars­
oberfläche hat der US-Rover Curiosity
endlich sein Hauptziel erreicht. Er
begann Ende September 2014 mit den
ersten Probennahmen von Gesteinen
des Aeolis Mons zur Analyse.
Weitere aktuelle Meldungen
aus Astronomie und Raumfahrt
finden Sie auf
www.spektrum.de/astronomie und
www.twitter.com/Sterne_Weltraum
gesamten Strahlungleistung der Sonne
dass es sich bei der variablen ultrahel-
Nature 514, S. 202 – 204, 2014
M82 X-1
NASA / CXC / Tsinghua University / H. Feng et al.
China schickt
Testsonde zum Mond
Die Aufnahme der Zentralre­gion der Galaxie M 82 mit dem Röntgensatelliten Chandra enthält mehrere ultrahelle Röntgenquellen. Beobachtungen mit
dem Teleskop NuSTAR zeigten, dass es sich bei M82 X-2 um einen akkretierenden Pulsar handelt.
16
Dezember 2014
STERNE UND WELTRAUM
www.sterne-und-weltraum.de
Dezember 2014
17
Ein junger Stern und seine beiden Begleiter
eue Radiobeobachtun-
N
de Astrofísica de Andalucia,
sein. Die beiden Lücken in
untersuchten Forscher um
gen des jungen Sterns
dass die protoplanetare
der Scheibe um HD 169142
Maddalena Reggiani vom
HD 169142 untermauern
Scheibe um den Stern
befinden sich in Abständen
Institute for Astronomy
die Annahme, dass sich um
zwei ausgedehnte Lücken
zwischen 0,7 und 20 sowie
in Zürich die Scheibe bei
das Objekt ein Planetensys-
aufweist. Sie können durch
zwischen 40 und 70 Astro­
infraroten Wellenlängen.
tem bildet. Durch Beobach-
die Reaktion des Staubs
no­mischen Einheiten. Da­­
Sie entdeckten eine isolierte
tungen bei einer Wellenlän-
auf das energiereiche Licht
rüber hinaus beobachtete
Quelle in einem Abstand von
ge von sieben Millimetern
sowie den Sternwind des
das Forscherteam eine
rund 23 Astronomischen
mit dem Interferometer
Zentralgestirns entstehen,
kompakte Strahlungsquelle
Einheiten – möglicherweise
Very Large Array belegte
aber auch das Resultat von
in einer Distanz von rund
ein Brauner Zwerg oder ein
eine Forschergruppe um
Gezeiteneinwirkungen
50 Astronomischen Ein-
Gasriese, der den Stern in-
Mayra Osorio vom Instituto
durch entstehende Planeten
heiten zum Zentralgestirn.
nerhalb von rund 86 Jahren
Dies könnte ein sub­stellarer
umläuft.
Begleiter sein, der wieder-
Osorio, M. et al., ApJ 791, L36, 2014 / Reggiani, M. et al., ApJ 792, L23, 2014
VLT
3,8 Mikrometer
Künftige Beobachtungen
um eine eigene zirkumpla-
werden zeigen, ob es sich
netare Scheibe aus Staub
tatsächlich um einen Be-
aufweist. Er dürfte für die
gleiter von HD 169142 oder
äußere Lücke verantwort-
um ein Hintergrundobjekt
lich sein.
handelt. Derzeit sprechen
Während sich mit Beob-
jedoch alle Indizien dafür,
achtungen bei Radiowel-
dass zwei vergleichsweise
lenlängen Staubkörner mit
große Körper den jungen
Größen im Millimeter- bis
Stern umlaufen und dabei
Zentimeterbereich abbilden
die Erscheinungsform sei-
lassen, werden kleinere
ner protoplanetaren Scheibe
Partikel – wie mikrosko-
beeinflussen.
pischer Staub – im Infraroten beobachtet. Daher
Osorio, M. et al., The Astrophysical Journal
Letters 791, L36, 2014
und Reggiani, M. et al., ApJL 792, L23, 2014
Bei einer Wellenlänge von sieben Millimetern verrät sich die
30 Astronomische
Einheiten
Staubscheibe um HD 169142 als ringförmige Struktur. Die Posi-
Auflösungsvermögen
des Teleskops
tionen der beiden möglichen Begleiter oberhalb und unterhalb
des Sterns sind durch schwarze Kreuze gekennzeichnet.
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M
it etwas Glück können Sie ein Exemplar
des informativen Romans »Die Kometen-
Senden Sie die Ziffern der Fragen und den
jeweils zugehörigen Buchstaben der richtigen
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Frage 1: Der Kerndurchmesser
Frage 2: Siding Spring passierte
Frage 3: Die Oberfläche von Si-
von Siding Spring beträgt
im Oktober 2014 den Planeten
ding Spring ist etwa so hell wie
a) 500 Meter
a) Merkur
a) Kohle
b) 1000 Meter
b) Jupiter
b) Eis
c) 5000 Meter
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18
Dezember 2014
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der Gewinne, eine Auszahlung in bar oder in Sachwerten ist nicht möglich. Der Rechtsweg
ist ausgeschlossen. Mit der Teilnahme am Gewinnspiel erkennt der Einsender diese Teilnahmebedingungen an.
STERNE UND WELTRAUM
MAVEN und MOM nehmen die Arbeit auf
Vor 50 Jahren
D
ie am 21. und am 24. September 2014 in Umlaufbahnen um
Der neutrale Wasserstoff
den Mars eingetretenen Raumsonden MAVEN und MOM
im Zentralgebiet der Milchstraße
lieferten bereits erste Messergebnisse und Bilder vom Roten
»Ein detailliertes Studium des
Planeten. So gelang es der US-amerikanischen Mis­sion »Mars
Zentrums unserer Milchstraße … ist
Atmosphere and Volatile Evolution« abströmende Gase aus der
bisher nur mit radioastronomischen
Methoden möglich. Van Woerden,
Marsatmosphäre direkt nachzuweisen. In Aufnahmen, die mit
dem abbildenden Ultraviolettspek­trometer entstanden, lässt
Rougoor und Oort … entdeckten, daß in etwa 3 kpc Abstand
sich klar erkennen, wie ionisierter Wasserstoff um den Mars
vom Zentrum sich ein Spiralarm mit stark expandierender
einen Schweif, ähnlich wie ein Komet, bildet. Der Wasserstoff
Bewegung befindet. … Nun legt G. W. Rougoor … Messun-
stammt aus den geringen Mengen an Wasserdampf, die sich in
gen der 21-cm-Linie … vor, … deren Winkelauflösung … in der
der dünnen Marsatmosphäre befinden. Dieser wird durch die
Entfernung des galaktischen Zentrums … 100 pc entspricht. …
ultraviolette Strahlung in seine Atome aufgespalten, wobei der
Innerhalb 750 pc befindet sich eine sehr rasch rotierende Schei-
Sauerstoff mit anderen Bestandteilen der Marsatmosphäre und
be mit etwa 200 km/sec Rotationsgeschwindigkeit und ohne
den Gesteinen der Oberfläche reagiert. Dagegen wird der sehr
Anzeichen von Expansionsbewegungen. … Die Scheibe ist nach
viel leichtere Wasserstoff wegen der geringen Schwerkraft des
außen sehr scharf begrenzt; ihre Masse beträgt rund 10 Milli-
Roten Planeten nicht festgehalten und strömt auf Nimmerwie-
onen Sonnenmassen atomaren neutralen Wasserstoffs. ... Die
dersehen in den umgebenden Weltraum ab.
[innerhalb liegende] Gesamtmasse an Gas und Sternen ergibt
Mars besitzt kein Magnetfeld, das seine Atmosphäre vor dem
Sonnenwind, einem ständig von der Sonne ausgehenden Strom
geladener Partikel, schützt. Daher vermuten die Planetenforscher schon seit Langem, dass der Rote Planet einen Großteil
seiner ursprünglichen Atmosphäre im Verlauf der letzten
sich aus den höchsten beobachteten Rotationsgeschwindigkeiten zu 1010 Sonnenmassen.«
(SuW, Dezember 1964, S. 281)
I
n der 100 000 Lichtjahre großen Milchstraße ist »Zentralgebiet« ein dehnbarer Begriff. Für Gerrit Willem Rougoor
gehörte 1964 die erwähnte Gasscheibe von 5000 Lichtjahren
4,5 Milliarden Jahre verloren hat.
Auch die indische »Mars Orbiter Mission« (MOM) oder inoffi-
Durchmesser dazu. Ein gutes Dutzend Jahre später berichtete
ziell Mangalyaan (Hindi für: Mars-Reisender) konnte den Roten
der junge englische Astronom Gareth Wynn-Williams stolz
Planeten erfolgreich ins Visier nehmen. Schon kurz nach ihrer
über neue Infrarotmessungen im »galaktischen Zentrum«,
Ankunft übermittelte die Sonde Farbaufnahmen des Planeten,
jetzt einem fünf Lichtjahre umfassenden Gebiet. Ein Laie
die viele Details seiner Oberfläche zeigen. Bisher arbeiten die
konfrontierte ihn mit der Frage: »Und das Zentrum des
fünf Instru­mente an Bord wie vorgesehen.
Zentrums?« Heute wissen wir, dass die als wahres Zentrum
NASA / ISRO, Oktober 2014
des Milchstraßensystems betrachtete intensive Radioquelle
Sgr A* nur einige Lichtminuten groß ist und also bequem
innerhalb der Erdbahn untergebracht werden könnte.
Innerhalb von Rougoors geordnet rotierender Scheibe
geht es chaotischer zu. Dort finden sich etwa eine Milliarde
Sonnenmassen von molekularem Wasserstoff in großen
Wolken, dazwischen ionisiertes Gas in komplexen Strukturen.
In den innersten zehn Lichtjahren bilden die Moleküle einen
Ring um das Zentrum, der eine dreiarmige Spiralstruktur
aus ionisiertem Gas umschließt. Die Verteilung der Sterne
mündet beim galaktischen Zentrum in einen Sternhaufen
sehr hoher Dichte, der seit 1990 regelmäßig beobachtet wird.
Einer seiner Sterne näherte sich 2009 dem Zentrum bis auf
die Größe unseres Sonnensystems. Damit ließ sich endgültig
zeigen, dass im Zentrum unserer Milchstraße ein Schwarzes
Loch von vier Millionen Sonnenmassen sitzt.
Zugleich fand man eine Gaswolke, die in ihrer Bahn nach
innen stürzte und 2013 nur 20 Lichtstunden entfernt am
Zentrum vorbeizog. Dabei wurde sie durch die Gezeitenkräfte
ISRO
des Schwarzen Lochs stark in die Länge gezogen. Vielleicht
wird eine dramatisch zunehmende Strahlung aus dem Zen­
trum anzeigen, dass ein Teil dieser Gaswolke auf den Weg ins
Mitte Oktober 2014 übermittelte die indische Sonde Mars Orbiter
Schwarze Loch gezwungen wurde. Die Astronomen hätten
Mission (MOM) diese Ansicht des Roten Planeten. Am linken
dann einen Logenplatz bei der »Fütterung des Monsters«.
Planetenrand ist der Vulkan Olympus Mons zu sehen, am rechten
CHRISTOPH LEINERT
Planetenrand zeichnen sich dunkel die Valles Marineris ab.
www.sterne-und-weltraum.de
Dezember 2014
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