Analyse der genomischen Instabilität von normalen Zellen und Krebszellen ex vivo Zusammenarbeit zwischen der EPFL und dem Universitätsspital Genf Dieser aus einer Schenkung der „Fondation de Bienfaisance Pictet“ stammende „zweckgebundene Fonds“ wurde im September 2014 für eine Dauer von drei Jahren vergeben. Forschungslabore des Prof. Joerg Huelsken, (EPFL/SV/ISREC) Das Ziel des von der Pictet-Stiftung geförderten Projektes war es festzustellen ob unterschiedliche Mutationsraten zwischen normalen und Krebszellen existieren. Unsere bisherigen Erkenntnisse hierzu wurden am 13. Juni 2017 in einem ersten Manuskript in der Zeitschrift "Cell Reports" veröffentlicht. Unsere Studie umfasste die Sequenzierung von Normal- und Krebszellgenomen auf der Ebene von einzelnen Zellen. Wir haben dies mit einem Mausmodell für Darmkrebs durchgeführt. Normale Zellen und Tumorzellen aus denselben Mäusen wurden in vitro expandiert und ihre DNA wurde sequenziert. Um dies zu tun, isolierten wir einzelne Zellen aus Darmkrypten, die aus normalem Gewebe oder aus Adenomen von Apc MIN/+ Mäusen gewonnen wurden. Diese Zellen wurden in vitro als Organoide minimal expandiert und eine Exom-Sequenzierung durchgeführt um Punktmutationen zu identifizieren, die in vivo in einzelnen Zellen entstanden waren. Im Gegensatz zum aktuellen Dogma, dass die meisten Punktmutationen in Tumoren das Ergebnis eines normalen Alterungsprozesses sind und auch in normalen Zellen vorhanden sind, haben wir festgestellt, dass Krebszellen Punktmutationen mit einer mindestens zehnfach höheren Rate als normale Zellen erwerben. Dies bedeutet, dass sobald eine normale Zelle zur Krebszelle wird, ihr Genom instabiler wird. Diese genomische Instabilität kann das Fortschreiten von gutartigen Tumoren zu metastasierenden, bösartigen Krebserkrankungen sowie die Entwicklung von Resistenz gegen Krebstherapien erklären. Die am häufigsten vorkommende Einzelnukleotidsubstitution (ENS), die in Krebserkrankungen gefunden wird, ist eine C-to-T-Substitution im CpG-Motiv. Cytosine in CpG-Motiven sind oft methyliert, und ihre Deaminierung wandelt sie in Thymine und damit ENS um. Es wurde vorgeschlagen, dass viele dieser ENS während der normalen Alterung auftreten, vor der Transformation einer normalen Zelle in eine Krebszelle. Ähnlich wie die Gesamtzahl der Mutationen in Krebszellen waren ENSs des CpG-to-TpG-Typs mindestens zehnmal häufiger im Adenom als in normalen Zellen. Dies deutet darauf hin, dass Attribute die mit dem Altern verbunden sind bei der Krebsbildung beschleunigt werden. Die wahrscheinlichste Ursache für diese beschleunigte Mutationsrate scheint transformations-induzierter DNAReplikationsstress zu sein. Die zelluläre Transformation aufgrund des Verlustes von Tumorsuppressorgenen wie APC oder die Aktivierung von Onkogenen führt zu DNAReplikationsstress und kollabierten DNA-Replikationsgabeln, die zu einzelsträngiger DNA und schließlich zu DNA-Doppelstrangbrüchen führen. In normalen Zellen wird die Cytosin-Deaminierung im Rahmen von doppelsträngiger DNA schnell repariert. Jedoch können in Gegenwart von einzelsträngiger DNA deaminierte Methylcytosine nicht als beschädigte Basen erkannt werden, was zu erhöhten Mutationsraten führt. Um das Vorhandensein von DNA-Schäden in Organoiden zu untersuchen, wurde eine Immunfluoreszenzfärbung für den Marker phosphoryliertes Histon H2AX (γH2AX) durchgeführt. Die aus dem makroskopisch normalen Epithel abgeleiteten Organoide waren für diesen Marker nicht positiv, während die Tumor-Sphäroide für γH2AX positiv waren, was auf eine erhöhte DNA-Schädigung hindeutet. Es wird nun interessant sein zu bestimmen, ob unsere Erkenntnisse auf andere Gewebetypen und auf menschliche präkanzeröse Läsionen und Krebsarten ausgedehnt werden können. Figurenlegende: Kultur von Organoiden aus gesundem intestinalem Epithel (links) oder Intestinaltumoren (rechts). Diese Kulturen wurden verwendet um einzelne Zellen zu expandieren für die nachfolgende Genomsequenzierung und die Analyse von DNAMutationen.