Wie entsteht Krebs? Auf den ersten Blick muss man jemanden für verrückt erklären, der sich in einem kurzen Artikel über ein so komplexes Thema auslässt. Anderseits entspricht es einer tiefen persönlichen Überzeugung, dass wichtige Dinge schlussendlich einfach sind. Am einfachsten lässt sich die Entstehung von Krebs verstehen, wenn wir uns die Wundheilung ansehen. Wenn Sie sich in den Finger schneiden, dann muss der Körper diese Wundränder wieder zusammen-"flicken". In einem hochkomplexen Programm haben die Zellen an den Wundrändern den Auftrag, sich so lange zu teilen, bis sie wieder Kontakt zu den Zellen auf der anderen Seite der Wunde bekommen. Gesunde Zellen haben ein feines Gespür, wann es genug ist und sie hören wieder auf sich zu teilen. Bei Krebszellen ist das grundlegend anders. Verschiedenste Ursachen wie Röntgenstrahlen, Chemikalien, Gifte oder erbliche Faktoren können die Zellmaschinerie so stören, dass dieses Wachstum aus dem Ruder läuft. Diese Zellen realisieren nicht mehr, wenn sie an Nachbarn stossen, sie vermehren sich rücksichtslos, sogenannt autonom und kümmern sich gar nicht um ihre Umgebung. Durch dieses unkontrollierte Wachstum entsteht ein Gewebeknoten, ein Tumor, der die Umgebung wegdrückt. Bei gutartigen Tumoren, bleibt dieser Knoten beisammen, er drückt zwar die Umgebung, aber er dringt nicht ein. Beim Krebs hingegen ist das Wachstum so aggressiv, dass Tumorzellen in gesunde Gewebe eindringen und sie zerstören. Nun gibt es einen weiteren, höchst fatalen Mechanismus: Die Krebszellen haften nicht mehr aneinander wie gesunde Zellen, sondern sie können sich leicht ablösen und selber auf die Wanderschaft gehen. Wenn ein Krebs in ein Blutgefäss einbricht, dann lösen sich einzelne Krebszellen ab und werden mit dem Blut fortgespült. Sie bleiben in den Organen hängen, wo ein feines Gefässsystem existiert. Das betrifft vor allem die Lungen, die Leber und die Knochen. In diesen Organen bilden die Krebszellen Tochtergeschwülste, auch Ableger oder Metastasen genannt.