Zusammenfassung Tumorstammzellen sind das zentrale Element einer neuen Theorie zur Krebsentstehung. Sie stellen eine Tumorzellsubpopulation dar, haben typische Stammzelleigenschaften wie Selbsterneuerung und Differenzierungspotenzial und sind möglicher Weise für das Tumorwachstum verantwortlich. Für mehrere Tumorarten (Mammakarzinom, Seminome, verschiedene Hirntumore) wurde entdeckt, dass wenige Stammzelleigenschaften aufweisende Krebszellen für das Wachstum des Tumors verantwortlich sind. Andere Krebszellen machen zwar den Großteil der Tumormasse aus, tragen jedoch nicht im selben Maße zu dessen Bösartigkeit bei. Besonders interessant ist, dass einige Krebsstammzellen gebräuchlichen Chemotherapien widerstehen. Diese Resistenz könnte erklären warum nach einer solchen Therapie Tumore zuerst verschwinden, jedoch später oft erneut auftreten. Eine Therapie, die speziell auf die Zerstörung von Tumorstammzellen ausgerichtet ist, könnte die Chancen auf eine nachhaltige Heilung der Krankheit deutlich verbessern. Unser Wissen über die molekularen Abläufe die zur Aufrechterhaltung der Pluripotenz und Selbsterneuerungsfähigkeit in solchen Zellen führen, ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch sehr beschränkt. Auch fehlt es uns an Wissen bezüglich der Ausstattung dieser Zellen an Stammzell-assoziierten Markerproteinen, die zu deren Isolierung und Aufreinigung verwendet werden können. Eines der bereits etablierten Markerproteine stellt CD133 dar. Die Zielsetzung dieses Projekts bestand darin, am Beispiel verschiedener Medulloblastomzelllinien die Expression Stammzell-assoziierter Gene (SOX-2, OCT-3/4, NANOG, BMI-1, MSI-1 und ABCG-2) durch Verwendung genetischer und immunologischer Methoden nachzuweisen. Diese molekulare Charakterisierung wurde sowohl an unbehandelten Zelllinien durchgeführt, als auch an solchen, die im Vorfeld durch verschiedene Sortierungsmethoden (FACS, MACS) in Fraktionen mit höherer und niedrigerer CD133-Expression getrennt wurden. Hierbei zeigten sich zelllinienabhängige Expressionsmuster, die sich in den einzelnen Fraktionen jedoch nicht voneinander unterschieden. Weiterhin wurden sämtliche Zelllinien auf das Vorhandensein einer sogenannten Seiten-Population (side-population) hin geprüft, was ebenfalls ein Charakteristikum stammzellartiger Zellen darstellt. Zellen mit höherer CD133-Expression bildeten hierbei eine größere Seiten-Population aus als unsortierte, und diese wiederum eine größere als solche mit niedriger CD133-Expression. 46 Diese Ergebnisse zeigen einerseits, dass Zellen unterschiedlicher Medulloblastomlinien eine Heterogenität bezüglich ihrer Expression Stammzell-assoziierter Gene aufweisen, andererseits konnte ausgeschlossen werden, dass diese Expression nur in Zellen mit der höchsten CD133Expression auftritt. Aufgrund des unterschiedlichen Auftretens einer Seiten-Population in Zellen mit hoher bzw. niedriger CD133-Expression, besteht jedoch Grund zur Annahme, dass stammzelltypische Eigenschaften in Zellen mit höherer CD133-Expression stärker ausgeprägt sind, als in solchen mit niedrigerer. In Bezug zur Tumorstammzelltheorie lässt sich damit eine Hierarchie bezüglich der Malignizität einzelner Tumorzellen vermuten, die möglicherweise als Basis zur Entwicklung neuer Therapien verwendet werden könnte. 47