Rechenmethoden der Physik Dozent: Professor Dr. Olaf Lechtenfeld Abschrift: Thorsten Sklarek 31. Januar 2014 Inhaltsverzeichnis 1 2 3 4 5 6 Vektoren 1.1 1.2 1.3 1.4 Richtung und Betrag Skalarprodukt . . . . Kreuzprodukt . . . . Index-Schreibweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 . 5 . 9 . 12 . 15 Kinematik 2.1 2.2 2.3 17 Raumkurven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Dierenzieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Kettenregel und Gradient . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Dynamik 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 Kraftfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Impuls und Drehimpuls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Energie und Potenzial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eindimensionale Bewegung mit dem Energiesatz . . . . . . . Dreidimensionale Bewegung unter konservativer Zentralkraft Keplerproblem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Systeme von Massepunkten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tensoren 4.1 4.2 4.3 4.4 Drehungen und Matrizen . . Tensor-Begri . . . . . . . . . Hauptachsen-Transformation Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gewöhnliche Integrale . . . . . . . . Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . Integrationsmethoden . . . . . . . . Kurven-, Flächen-, Volumenintegral Krummlinige Koordinaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Allgemeines . . . . . . . Die Exponentialfunktion Potenzreihen . . . . . . Komplexe Zahlen C Integrale 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 . . . . . . . . . . . Funktionen 5.1 5.2 5.3 5.4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 25 28 29 31 32 34 36 39 39 46 49 51 53 53 55 58 62 65 65 68 70 73 77 3 Inhaltsverzeichnis 6.6 7 4 Delta-Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 gewöhnliche Dierenzialgleichungen 7.1 7.2 87 Terminologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Zehn Fälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 1 Vektoren 1.1 Richtung und Betrag Ortsvektor= Pfeil von Bezugspunkt zu einem interessierenden Punkt Notation: ~r, ~x, r, r Verschiebevektor= Pfeil, der Punkt(1) mit Punkt(2) verbindet Notation: ~r12 Betrag= [Abb. 1.1] Länge eines Vektors nicht negative Zahl, evtl. mit Einheit (Norm) Abb. Notation: |~r| = r, |~v | = v Vereinfachung: 1.1: Verschiebevektor Pfeilklassen (vergesse Anfangspunkt) Menge aller Pfeile gleicher Richtung & Betrags Verschieben ändert nichts Ausnahme: Ortsvektor andere Situation: an jedem Raumpunkt ein Repräsentant eines anderen Vektors ~ (~r1 ) 6= V ~ (~r2 ), Physiker: V Vektorfeld Mathematiker: ~v : R3 −→ Vektorraum , [Abb. 1.2] p 7−→ ~v (p) Abb. 3 Eigenschaften: 1.2: Vektorfeld 1. Multiplikation mit Zahl 2. Addition zweier Vektoren [Abb. 1.3] 3. Verhalten unter Drehungen Abb. 1.3: Vektoraddition 5 1 Vektoren Multiplikation mit Zahl [Abb. 1.4] Zahl × Vektor = Vektor mit verändertem Betrag zu 1.: Abb. 1.4: ändern der Länge/Richtung eines Vektors Notation: (−1) · ~a = −~a Gegenvektor 1 hat Betrag = 1 Einheitsvektor = Vektor × Betrag ~e = 1 a ~a = ~ a |~ a| , so dass |~e| = 1 und ~a = a~e ∃ einen Einheitsvektor für jede Richtung zu 2.: kommutativ ~a1 + ~a2 = ~a2 + ~a1 assoziativ (~a + ~b) + ~c = ~a + (~b + ~c) Nullvektor 0 · ~a = ~0 Notation: ~a + (−~a) = ~0 ~a + ~0 = ~a ∀ ~a oft ~0 = 0 1. Denition von Vektoren Vektoren = Elemente eines Vektorraums V über den Körper R, d.h. es gelten folgende Axiome (1.1) A) ∀ ~a, ~b ∈ V ∃ Addition ~a + ~b ∈ V mit 1) (~a + ~b) + ~c = ~a + (~b + ~c) Assoziativität 2) ∃~0 : ~a + ~0 = ~a ∀ ~a Nullvektor 3) ∀ ~a ∃(−~a) : ~a + (−~a) = ~0 Gegenvektor 4) ~a + ~b = ~b + ~a Kommutativität B) ∀ ~a ∈ V, α ∈ R ∃ Skalarmultiplikation α · ~a = ~b ∈ V mit 1) (α + β) · ~a = α · ~a + β · ~a, α · (~a + ~b) = α · ~a + α · ~b Distributivität 2) α · (β · ~a) = (α · β) · ~a 3) ∃1 : 1 · ~a = ~a ∀~a Assoziativität Einselement (V, +) ist eine Kommutative Gruppe alle Objekte, die diesen Axiomen genügen, sind Vektoren Betrag oder Richtung nicht erforderlich. 6 1.1 Richtung und Betrag Geometrie −→ Algebra zum Abmessen braucht es ein Bezugssystem Komponenten Der Vektor ist davon unabhängig! . kartesisches Koordinatensystem ~a = (a1 , a2 ) Vektor ~a hat in unserem K-System die Komponenten a1 & a2 . . Notation für Ortsvektor: ~r = (x, y) gegeben sind die Komponenten, . z.B. im R3 , ~a = (a1 , a2 , a3 ) • Betrag: |~a| = a = • Vielfaches: p (a1 )2 + (a2 )2 + (a3 )2 (1.2) . λ~a = (λa1 , λa2 , λa3 ) (1.3) . ~a + ~b = (a1 + b1 , a2 + b2 , a3 + b3 ) (1.4) • Summe: Basisvektoren Einheitsvektoren in Richtung der Kooardinatenachsen: . ~e1 = (1, 0, 0) , . ~e2 = (0, 1, 0) , . ~e3 = (0, 0, 1) Rechtssystem Zerlegung eines Vektors: ~a = ~e1 a1 + ~e2 a2 + ~e3 a3 (1.5) Kollinearität: ~a, ~b sind kollinear, falls ∃ α, β ∈ R\{0} : α ~a + β ~b = ~0 (d.h. entweder ~a ~b oder ~a ↑↓ ~b) Spezialfall von: Lineare Abhängigkeit: n X {~a1 , ~a2 , ..., ~an } sind linear unabhängig, falls αi~ai = 0 impliziert, dass α1 = α2 = ... = αn = 0 i=1 7 1 Vektoren Verhalten der Komponenten unter passiven Drehungen erlaubt eine feinere Unterscheidung und eine engere ... zu 3.: 2. Denition von Vektoren: Vektoren sind Elemente eines Vektorraums (Axiome (1.1)), deren Komponenten linear in {cos ϕjk } transformieren unter einer Koordinatendrehung {~ei } → {~e0j } mit ϕji = ](~e0j , ~ei ) . ~a = (a1 , a2 ) y ~a = ~e1 a1 + ~e2 a2 . ~a = (a01 , a02 ) y ~a = ~e01 a01 + ~e02 a02 i = 1, ..., n dies unterscheidet Vektoren (im engeren Sinn) von • Skalaren: transformieren nicht • Tensoren: transformieren mit höheren Potenzen von {cos ϕij } • Spinoren: transformieren linear in { cos 12 ϕij } feinere Unterscheidung durch Betrachtung von Spiegelung am Ursprung: ~v 7−→ −~v Vektor ~v 7−→ ~v Pseudo-Vektor α 7−→ α Skalar α 7−→ −α Pseudo-Skalar 8 1.2 Skalarprodukt 1.2 Skalarprodukt ~a · ~b ist eine Zahl (Skalar) soll linear sein in ~a, ~b, symmetrisch, ... haben bereits Betrag (Norm) |~a| = a Idee: ~a · ~a = a2 Parallelogramm-Gesetz: |~a + ~b|2 + |~a − ~b|2 = 2a2 + 2b2 Skalarprodukt: y |~a + ~b|2 − |~a − ~b|2 =: 4a · b √ ~a · ~a = a2 √ (~a + ~b) · ~c = ~a · ~c + ~b · ~c Distributivgesetz √ gemischtes Assoziativgesetz (λ~a) · ~b = ~a · (λ~b) = λ~a · ~b geometrisch: (~a + ~b) · (~a + ~b) ~a · ~a + ~b · ~b + 2~a · ~b a2 + b2 + 2~a · ~b = |~a + ~b|2 Längenquadrat von ~a + ~b a2 + b2 + 2a · bk Nebenrechnung: |~a + ~b|2 = (a + bk )2 + b2⊥ = a2 + 2abk + b2k + b2⊥ | {z } b2 2 = a + 2abk + b Vergleich: 2 ~a · ~b = abk Trigonometrie: ~a · ~b = ab cos ϕ wobei ϕ = ](~a, ~b) Nebenrechnung: (1.6) bk = cos ϕ b 9 1 Vektoren auch richtig: ~a · ~b = ak b Vorzeichen: ~a · ~b < 0 Winkel: wenn Winkel stumpf ~a · ~b ~a · ~b cos ](~a, ~b) = =p a·b ~a~a · ~b~b Orthogonal: ~a ⊥ ~b ⇔ ~a · ~b = 0 Kollinear: ~a k ~b ⇔ ~a · ~b = ±ab Projektion: ~a = ~e1 a1 + ~e2 a2 + ... ⇔ ai = ~a · ~ei i = 1, 2, ... Anwendung in der Geometrie: • Schwarzsche Ungleichung: |~a · ~b| ≤ ab (1.6) |a − b| ≤ |~a + ~b| ≤ a + b (1.7) • Dreiecksungleichung: • Kosinussatz: ~c = ~a − ~b ~c · ~c = (~a − ~b) · (~a − ~b) c2 = a2 + b2 − 2~a~b = a2 + b2 − 2ab cos ϕ • Orthogonal-Zerlegung F~ = F~k + F~⊥ relativ zu einem ~v ~v · F~ = vFk y Fk = ~vv · F~ • Arbeit A = F~ · ~s ... Kraft mal Weg 10 y F~k = Fk ~vv = (F~ · ~vv ) ~vv y F~⊥ = F~ − F~k 1.2 Skalarprodukt über Winkel (a) ϕ= s R dim'los Vollwinkel Raumwinkel: (b) rechter Winkel ϕ = 2π Ω= S R2 s=R·ϕ ϕ= π 2 Form der Fläche egal Skalarprodukt in Komponenten: Einheitsvektoren: ~e1 · ~e1 = 1 ~e1 · ~e2 = 0 etc. ~ ~a · b = (~e1 a1 + ~e2 a2 ) · (~e1 b1 + ~e2 b2 ) = ~e1 a1 · ~e1 b1 + ~e1 a1 · ~e2 b2 + ~e2 a2 · ~e1 b1 + ~e2 a2 · ~e2 b2 = a1 b1 + 0 + 0 + a2 b2 = a1 b1 + a2 b2 in 3D: ~a · ~b = a1 b1 + a2 b2 + a3 b3 (1.8) merke: Komponenten sind basisabhängig, Skalarprodukt nicht Spezialfall: ~b = ~a y ~a2 = a2 = (a1 )2 + (a2 )2 + (a3 )2 11 1 Vektoren 1.3 Kreuzprodukt ~ , spürt Kraft F~ elektrisch geladene Teilchen, Geschwindigkeit ~v , im Magnetfeld B ~ , F = q v B⊥ experimentell: F~ ⊥ ~v , F~ ⊥ B |{z} |{z} Ladung ( |{z} ~v , ~ B |{z} F~ |{z} , Anteil⊥~ v ) bilden ein Rechtssystem Daumen Zeigef inger M ittelf inger dies deniert eindeutig das Kreuzprodukt ~ F~ = q ~v × B (1.10) Betrag von F~ ? berechne B⊥ Bk = B · cos ϕ B⊥ = B · sin ϕ ? Test: (Bk )2 + (B⊥ )2 = B 2 also: F = q v B sin ϕ ~ erzeugten Parallelogramms) = q · (Fläche des von ~v und B ) ~a × ~b = ~e a b sin ](~a, ~b) ~e ⊥ (~a, ~b), (~a, ~b, ~e) Rechtssystem merke: nur in 3 Dimensionen! Eigenschaften: ~a × ~b = −~b × ~a antisymmetrisch ~a × ~b = ~a × ~b⊥ = ~a⊥ × ~b ~a × ~a = 0 λ(~a × ~b) = (λ~a) × ~b = ~a × (λ~b) ~a × (~b + ~c) = ~a × ~b + ~a × ~c ~a ⊥ ~b ⇔ |~a × ~b| = ab ~a k ~b ⇔ ~a × ~b = 0 ~a · (~a × ~b) = 0, ~b · (~a × ~b) = 0 ~a × (~b × ~c) 6= (~a × ~b) × ~c | {z } | {z } in(~b,~ c)−Ebene 12 in(~ a,~b)−Ebene (1.11) 1.3 Kreuzprodukt Entwicklungssatz: ~a × (~b × ~c) = ~b(~a · ~c) − ~c(~a · ~b) bac-cab Regel (1.12) Beweis: • wir wissen, daÿ ~a × (~b × ~c) ∈ (~b, ~c)-Ebene • also: ~a × (~b × ~c) = β~b + γ~c nde β, γ • skalar multiplizieren mit ~a: 0 = λ ~a · ~b + γ ~a · ~c • Lösung: β = λ ~a · ~c, γ = −λ ~a · ~c nde λ −→ ~a × (~b × ~c) = λ ~b(~a · ~c) − λ ~c(~a · ~b) • Spezialfall: ~a = ~b = ~e1 , ~c = ~e2 ~e1 × (~e1 × ~e2 ) = λ~e1 (~e1 · ~e2 ) −λ ~e2 (~e1 · ~e2 ) | {z } | {z } | {z } 0 ~ e1 ×~ e3 ⇔ −~e2 = −λ~e2 y λ=1 −λ~ e2 q.e.d. Jacobi-Identität ~a × (~b × ~c) + ~b × (~c × ~a) + ~c × (~a × ~b) = 0 Orthogonal-Zerlegung von ~a in Richtung ~e (1.13) ~e · ~e = 1 ~a = ~ak + ~a⊥ ~ak = (~a · ~e)~e (1.14) ~a⊥ = ~e × (~a × ~e) = ~a(~e · ~a) − ~e(~e · ~a) = ~a − ~ak Kreuzprodukt in Komponenten: ~a × ~b = = = (~e1 a1 + ~e2 a2 + ~e2 a2 ) × (~e1 b1 + ~e2 b2 + ~e2 b2 ) ( ( ~ e1 ( ×( ~e1( a1 b1 + ~e1 × ~e2 a1 b2 + ~e1 × ~e3 a1 b3 ( ( ( + ~e2 × ~e1 a2 b1 + ( ~e2 ( ×( ~e2( a2 b2 + ~e2 × ~e3 a2 b3 ( ( + ~e3 × ~e1 a3 b1 + ~e3 × ~e2 a3 b2 + ( ~e3 ( ×( ~e3( a3 b3 (1.15) ~e1 (a2 b3 − a3 b2 ) + ~e2 (a3 b1 − a1 b3 ) + ~e3 (a1 b2 − a2 b1 ) a1 b1 a2 b3 − a3 b2 c1 a2 × b2 = a3 b1 − a1 b3 = c2 a3 b3 a1 b2 − a2 b1 c3 13 1 Vektoren Tabelle: i\j 1 2 2 ~ei × ~ej 1 0 −~e3 ~e2 2 ~e3 0 −~e1 3 −~e2 ~e1 0 Anwendung in der Geometrie: F =F F =F = |~a × ~b| = a · b · sin(α + β) +F = a sin α · b cos β + a cos α · b sin β Additionstheorem mehrfache Produkte: ~ = (~a · ~c)(~b · d) ~ − (~a · d)( ~ ~b · ~c) (~a × ~b) · (~c × d) (~a × ~b)2 = a2 b2 − (~a · ~b)2 ) (1.16) kann negativ sein ~a · (~b × ~c) = ~ak · |~b × ~c| = z }| { Volumen des von ~a, ~b, ~c aufgespannten Spats Spatprodukt ~a · (~b × ~c) = ~b · (~c × ~a) = ~c · (~a × ~b) = (~a × ~b) · ~c = (~b × ~c) · ~a = (~c × ~a) · ~b (1.17) In Komponenten: ~a · (~b × ~c) = a1 b2 c3 + a2 b3 c1 + a3 b1 c2 − a1 b3 c2 − a2 b1 c3 − a3 b2 c1 a1 b1 c1 = det a2 b2 c2 a3 b3 c3 Rechenschema: Sarrus-Regel 14 (1.18) 1.4 Index-Schreibweise 1.4 Index-Schreibweise Skalarprodukt: ~ei · ~ej = Tabelle δij i\j 1 2 1 1 0 2 0 1 3 0 0 1 falls i = j 0 falls i 6= j =: δij 3 0 0 1 Kronecker-Symbol ! X ~a · ~b = · ~ei ai i = X X X ~ej bj = j δij ai bj = i,j ~ei · ~ej · ai bj (1.9') i,j X δij ai bj = X i=j ai bi i Kreuzprodukt: ~ei × ~ej = X ~ek ck (i, j) = X k i 1 1 2 2 3 3 j 2 3 3 1 1 2 ~ek kij Levi-Civita-Symbol (ε-Symbol) k ε ist nicht Null für ε=0 k εijk falls 3 1 2 -1 zwei 1 1 Indizes 3 -1 gleich 2 1 1 -1 ! ~a × ~b = X ~ei ai × i = ~ej aj X = j X X i,j X ~ei × ~ej ai bj (1.15') i,j ~ek εkij ai bj X = k ~ek εkij ai bj i,j,k (~a × ~b)k = X εijk ai bj (1.15) i,j (~a × ~b)l = (~a × ~b) · ~el = X ~ek · ~el εkij ai bj i,j,k = X i,j,k δkl εkij ai bj = X εlij ai bj i,j 15 1 Vektoren Spatprodukt ~a · (~b × ~c) = X = X X ak ~b × ~c = ak εkij bi cj k k k,i,j εkij ak bi cj = Determinante |~a, ~b, ~c| (1.18') k,i,j Rechenregeln / Eigenschaften δij = δji εijk = εjki = εkij = −εikj = −εkji = −εjik X δij δjk = δik j X δij δji = X i,j δii = 3 (1.19) i X δij εijk = 0 i,j X εijk εlmk = δil δjm − δim δjl k Dies ist das Gleiche wie ~a × ~b · ~c × d~ = ~a · ~c ~b · d~ − ~a · d~ ~b · ~c X X εijk εljk = 2 δil (1.20) δmj = ... j,m j,k X εijk εijk = 6 i,j,k Einsteins Summationskonvention: Lasse 16 X weg (1.20) 2 Kinematik 2.1 Raumkurven Vektorfunktion . f~(t) = ( f1 (t) , f2 (t) , f3 (t) ) Beispiele: • Geradlinig, konst. Geschwindigkeit ~v zur Zeit t = 0 sei ~r(0) = ~r0 ⇒ ~r(t) = ~r0 + ~v t . = ( x0 + v1 t , y0 + v2 t , z0 + v3 t ) (2.1) Parameterdarstellung einer Geraden • Kreisbewegung in xy-Ebene am Ursprung, im positiven Drehsinn mit konstantem v = (~v ) Start t = 0, φ = 0 Bogenlänge s(t) = vt Winkel Winkel-Geschw ω= Rv z}|{ s(t) vt φ(t) = = = ω R R . ~r(t) = R (cos ωt, sin ωt, 0) t (2.2) 17 2 Kinematik Periode T = 2π ω weil ~r(t + T ) = ~r(t) Geschwindigkeit: ~v ⊥ ~r y ~v k ~e3 × ~r , v = Rω 0 cos − sin . 0 × sin = cos = ~ev y ~v = v~ev = Rω~ev 1 0 0 . ~v (t) = Rω (− sin ωt, cos ωt, 0) alternativ: ~v (t) = (2.3) √ d . ~r(t) = ~r˙ (t) = (ẋ(t) , ẏ(t) , ż(t)) dt gilt allgemein: ~v (t) = ~r˙ (t) (2.4) • Schraubenlinie (in z-Richtung) . ~r(t) = (R cos ωt, R sin ωt, v3 t) (2.5) Bemerkung zur Kreisbewegung: i.a. ist ω ein Vektor Winkelgeschwindigkeit ω ~ (t) = ω(t)~eAchse (t) Geschwindigkeit ~v (t) = ω ~ (t) × ~r(t) 18 (2.6) 2.2 Dierenzieren 2.2 Dierenzieren Ableitung von f (x) bei x̄ = Anstieg der Kurve bei x = x̄ = Steigung der Tangente bei x̄ Tangente: tx̄ (x) = f (x̄) + a · (x − x̄) Notation: a = a(x̄) =: f 0 (x̄) | {z } Ableitung f 0 (x̄) ≡ (∂x f )(x̄) = df, dx: df (x̄) = dx lim →0 Grenzwert f (x̄ + ) − f (x̄) | {z } (2.7) Dif f erentialquotient Dierentiale andersherum: f (x̄ + ) = f (x̄) + · f 0 (x̄) + O(2 ) ) df (x̄) = f 0 (x̄) · dx (2.8) O(k ) = Terme, die mindestens so schnell wie k nach Null gehen ( von Ordnung k ) Dierenzieren = Bilden der Ableitung für jedes x̄ Ergebnis: Ableitungsfunktion f 0 (x̄) von x̄ Ableiten ist eine Operation f 7−→ f 0 ≡ df ≡ ∂x f dx d dx ∂x Funktionswerte sind f 0 (x) ≡ oder df (x) ≡ (∂x f )(x) dx Beispiele • f (x) = x3 3 3 (x + ε)3 − x3 x + 3x2 ε + 3xε2 + ε3 − x = lim ε→0 ε→0 ε ε 2 2 ε(3x + 3xε + ε ) = lim = 3x2 ε→0 ε ∂x x3 = lim 19 2 Kinematik • f (x) = √ x √ √ √ √ √ x+ε− x ( x + ε − x)( x + ε + x) √ = √ ε ε( x + ε + x) x + ε − x 1 = √ A √ = √ 2 x Aε( x + ε + x) √ ∂x x = • f (x) = √ 1 x 1 1 ∂x = x ε 1 1 − x+1 x = 1 1 x − (x + ε) 1 −ε · = · 2A = − 2 ε (x + ε)x x Aε x • f (x) = cos x sin ε = ε + O(ε3 ) cos ε = 1 + O(ε2 ) 1 1 [cos(x + ε) − cos x] = [cos x · cos ε − sin x · sin ε − cos x] ε ε 1 (( cos x ·( 1 − sin x · Aε − cos x] = [( Aε = − sin x ∂x cos x = d cos ωt d cos ωt d cos x =ω =ω dt dωt dx = −ω sin x = −ω sin ωt ∂t cos ωt = Leibnizregel oder Produktregel 1 [f (x + ε) · g(x + ε) − f (x) · g(x)] ε 1 = [{f (x) + εf 0 (x)} {g(x) + εg 0 (x)} − f (x) g(x)] ε i 1 hH = f ·H g + εf 0 · g + εf · g 0 + ε2 f 0 g 0 − H f ·H g (x) ε (f · g)0 (x) = (f 0 · g)(x) + (f · g 0 )(x) ∂x (f · g)(x) = Dierenzieren einer Vektorfunktion . ~k(t) = (k1 (t), k2 (t), k3 (t)) math.: 20 Abb. R ⊂ I −→ ~k t 7−→ ~k(t) (2.9) 2.2 Dierenzieren Änderungsvektor: ~k(t + ε) − ~k(t) d~k ˙ ∂t~k(t) = lim = (t) =: ~k(t) ε7→0 ε dt . = k̇1 (t), k̇2 (t), k̇3 (t) . = ~e1 k̇1 (t) + ~e2 k̇2 (t) + ~e3 k̇3 (t) falls ~k = ~r: Geschwindigkeit: Beschleunigung: . ~v (t) = ~r˙ (t) = (ẋ, ẏ, ż) (2.4) . ~a(t) = ~v˙ (t) = ~r¨(t) = (ẍ, ÿ, z̈) (2.10) Rechenregeln: ˙ ∂t ~a + ~b = ~a˙ + ~b ˙ ∂t ~a · ~b = ~a˙ · ~b + ~a · ~b ˙ ∂t (λ~a) = λ̇~a + λ~a˙ , ∂t ~a × ~b = ~a˙ × ~b + ~a × ~b , (2.11) Tricks: • • ~a · ~b = const. ˙ ~a˙ · ~b = −~a · ~b −→ z. B. ~e · ~e˙ = 0 für (~e)2 = 1 ~a · ~a˙ = Anwendung: 1 2 ∂t (~a · ~a) = ~a = ~r y 1 2 ∂t a2 = a ȧ ṙ = ~r · ~ r˙ r mit a = |~a| = ~r˙ · ~er = vk 6= v Beispiele: • gradlinige Bewegung nach oben . ~r(t) = (a, v0 t) r= p a2 + v0 2 t2 . ~r˙ (t) = (0, v0 ) v = v0 6= ṙ = √ . ~r¨(t) = (0, 0) a=0 • Kreisbewegung c := cos ωt , s := sin ωt . ~r(t) = R(c, s) . ~r˙ (t) = Rω(−s, c) . . ~r¨(t) = Rω 2 (−c, −s) = −ω 2 ~r(t) v0 2 t a2 + v0 2 t2 r=R ṙ = 0 v = Rω a = Rω v̇ = 0 2 ȧ = 0 21 2 Kinematik begleitendes Dreibein einer Raumkurve ˙ ~t = ~r v ~r(t) Tangenten-Einheitsvektor (2.12) ˙ × ~r¨ × ~r˙ ~ r ˙ ¨ ~t˙ = ~r − ~r v̇ = ⊥ ~t v v2 v3 = v κ ~n ~n : Normalen-Einheitsvektor (2.13) ¨ ˙ ¨ ~t˙ · ~n = v κ~n · ~n = v κ = |~t˙| = |~r × ~r| = |~r⊥ | 2 v v κ= |~ r¨⊥ | v2 Krümmung 1 κ Krümmungsradius ~r˙ × ~r¨ ~n˙ = v λ~t + τ~b mit ~b = ~t × ~n = |~r˙ × ~r¨| Binormale Trick ·~t y vλ = ~n˙ · ~t = −~n · ~t˙ = −v κ y λ = −κ ... ~r˙ · ~r¨ × ~r τ : Torsion ·~b y vτ = ~n˙ · ~b = . . . = v | ~r˙ × ~r¨ |2 (2.14) (2.15) =0 z }| { ~b˙ = ∂t ~t × ~n = ~t˙ × ~n + ~t × ~n˙ = −v τ ~n zusammen: Frênet-Formeln ~t˙ = v κ ~n ~n˙ = −v κ ~t + v τ ~b ~b˙ = −v τ ~n ... | ~r¨ × ~r | κ= v3 ... ~r˙ · ~r¨ × ~r τ= | ~r˙ × ~r¨ |2 (2.17) Geschwindigkeit & Beschleunigung ~v = ~r˙ = v ~t tangential ~a = ~r¨ = ∂t v ~t = v̇ ~t + v ~t˙ = v̇ ~t + v 2 κ ~n in Schmiegungsebene = ak ~t + a⊥ ~n 22 (2.16) (2.18) 2.3 Kettenregel und Gradient 2.3 Kettenregel und Gradient sei h(x) := f (g(x)) = f (y) g mit y = g(x) f x 7−→ y = g(x) 7−→ f (y) = f (g(x)) = h(x) dierenziere: (∂x h)(x) = h=f ◦g 1 1 [ h(x + ) − h(x)] = [ f (g(x + )) − f (g(x))] δ y z}|{ z }| { 1 1 = [ f (g(x) + ε · g 0 (x)) − f (g(x))] = [ f (y + δ) −f (y)] ε | {z } 1 1 0 + δ · f (y) −f (y)] = [ ε · g 0 (x) · f 0 (g(x))] f (y) = [ {z } ε | ε 0 0 = f (g(x)) · g (x) = (∂y f )(g(x)) · (∂x g)(x) anders: d(f ◦ g) df dg dh = = · dx dx dg dx ( 2.19a) ( 2.19b) Vorsicht: f (g(x))0 = f 0 (g(x)) = f 0 (y) |{z} falsch! h0 (x) Funktionen mehrerer Variabler f (x, y, z) genauso ∂y f, ∂z f 1 [f (x + ε, y, z) − f (x, y, z)] partielle Ableitung ε (∂x f )(x, y, z) = entsprechend Verkettung: x = x(t), y = y(t), z = z(t) y f (~r(t)) | {z } h(t) Ableitung: 1 [f (x(t + ε), y(t + ε), z(t + ε)) − f (x, y, z)] ε 1 f x(t) + εẋ(t), y(t) + εẏ(t), z(t) + εż(t) − f (x, y, z) = ε 1 + −f x, y + εẏ, z + εż + f x, y + εẏ, z + εż − f x, y, z + εż + f x, y, z + εż Null addiert ε = ∂x f (x, y, z) · ẋ + ∂y f (x, y, z) · ẏ + ∂z f (x, y, z) · ż ∂t h = 23 2 Kinematik also: ∂t f (~r(t)) = ẋ(t)∂x f (~r(t)) + ẏ(t)∂y f (~r(t)) + ż(t)∂z f (~r(t)) ẋ ∂ f . x . ~ f (~r(t)) = ẏ · ∂y f (~r(t)) = ~r˙ · |{z} ∇ ż ∂z f N abla Gradient einer Funktion . ~ (x, y, z) = ∇f (∂x f (x, y, z), ∂y f (x, y, z), ∂z f (x, y, z)) anschaulich: gegeben Potenzial Äquipotenzialäche V (~r) (für f (~r)) V (~r) = const. y ~r ∈ Fläche Trick: Betrachte Kurve ~r(t) in der Ä-Fläche dann gilt: 0 = ∂t V (~r(t)) = ~r˙ (t) |{z} ~ (~r(t)) ·∇V in Ä-Fläche ~ ⊥ Ä-Fläche ⇒ ∇V 24 (2.20) 3 Dynamik 3.1 Kraftfelder m ~r¨ = F~ Newton 2 (3.1) F~ (~r, ~r˙, t) = ? benötigt Kraft-Gesetz insbesondere auÿerhalb von ~r = ~r(t) Strategie: (3.1) F~ (~r, ~r˙, t) −−−→ ~r(t) Beispiel: Mechanik ~ r, t) + ~r˙ × B ~ (~r, t) F~ (~r, ~r˙, t) = q E(~ Lorentzkraft (3.2) umgekehrt: M axwell ~ ~r(t) −−−−−−→ E (~r, t) E-Dynamik Bemerkungen: • F~ = 0 y ~r¨ = 0 y ~r(t) = ~r0 + ~v0 t deniert Inertialsystem Newton 1 • m ist positiver Skalar, träge Masse, Eigenschaft des Teilchens ... • F~ (~r, ~r˙, t) hängt nicht ab von ~r¨, ~r etc. / F~ (~r, t) Kraftfeld Newton 2 = gekoppeltes System von 3 gewöhnlichen Dienrentialgleichungen 2. Ordnung in ~r(t) Lösungsidee: kenne ~r(t), ~v (t) zu einer Zeit t. ~r(t + dt) = ~r(t) + dt · ~v (t) (3.1) ~v (t + dt) = ~v (t) + dt · ~a(t) = ~v (t) + dt · 1 ~ F (~r(t), ~v (t), t) m Lektion: eindeutige Lösung erfordert Anfangsbedingungen | {z } | {z } ~ r (t) für t>t0 ~ r (t0 ), ~ r˙ (t0 ) 25 3 Dynamik freier Fall (auch Würfe) Fall 1: Gravitations-Kraftgesetz: F~ (~r) = −γ mM ~e~r−~r (~r − ~r0 )2 | {z }0 (3.3) N ewton ~ r −~ r0 |~ r −~ r0 | Wähle Ursprung auf Erdoberäche y ~r0 = −R ~e3 Näherung nahe der Erdoberäche: |~r| R (x, y, z + R) . F~ (~r) = −γmM 3 [x2 + y 2 + (z + R)2 ] 2 R ≈ 6370km mM . = −γ 2 h R mM (0, 0, 1) . = −m g ~e3 ≈γ 2 2 R [0 + 02 + 12 ] 32 Wähle AW! x y z+R R, R, R x 2 R + y 2 R + z+R 2 R i 32 (3.4) γM mit g = 2 R ( Herunterfallen: . ~r(0) = (0, 0, h) . ~r˙ (0) = (0, 0, 0) Newton: m g (0, 0, 1) m (ẍ, ÿ, z̈) = − in Komponenten: ẍ = 0, ÿ = 0, z̈ = −g (*) Lösung: x(t) = 0, y(t) = 0, z(t) =? Ansatz: Einsetzen: z.B. z(t) = A + B · t + C · t2 + D · t3 + E · sin ωt ż(t) = z̈(t) = B+ 2C · t + 3D · t2 + E ω cos ωt 2C + 6D · t − Eω 2 sin ωt Vergleich mit (*) gibt: 2C = −g, D = 0, E = 0 Vergleich mit AW gibt: 0 = ż(0) = B, h = z(0) = A eindeutige Lösung: z(t) = h − 26 1 2 gt 2 (3.5) 3.1 Kraftfelder Fall 2: harmonischer Oszillator Hooke: (3.6) F~ (~r) = −κ (~r − ~r0 ) wähle ~r0 = 0 ~r = ~r0 ist Ruhelage Newton: m (ẍ, ÿ, z̈) = −κ (x, y, z) für x-Komponente: ẍ = − κ x m ⊗ Ansatz: x(t) = A cos ωt + B sin ωt Einsetzen: • ẋ(t) = −A ω sin ωt + B ω cos ωt 2 ◦ 2 ẍ(t) = −A ω cos ωt − B ω sin ωt κ ! = − (A cos ωt + B sin ωt) ⊗ m Vergleich: ω2 = √ κ m es fehlen noch die AW, z.B. ~r(0) = ~r1 , ~r˙ (0) = 0 x(0) = x1 , ẋ(0) = 0 also: Einsetzen in • & ◦: ! A = x1 , ! Bω = 0 zusammen: r κ t m r κ t m x(t) = x1 cos für alle Komponenten: ~r(t) = ~r1 cos h Spezialfall falls AW: ~r(0) = ~r1 , ~r˙ (0) = 0 (3.7) i 27 3 Dynamik 3.2 Impuls und Drehimpuls Impuls: → Newton 2: p~ := m ~v (3.8) p~˙ = F~ (3.9) falls F~ = 0 y p~˙ = 0 y p~ = konst. Impulserhaltung 2-Teilchen-System, isoliert: Gesamtimpuls P~ = p~1 + p~2 = konst. Schwerpunktsbewegung: ~ s := 1 (m1~r1 + m2~r2 ) mit M = m1 + m2 R M P~ ~˙ s = 1 m1~r˙1 + m2~r˙2 = 1 (~ ~ R p1 + p~2 ) = = const. = V M M M ~ s (t) = R ~ s (0) + V ~ ·t y R Drehimpuls: (3.10) ~ := m~r × ~v = ~r × p~ L abhängig vom Bezugspunkt (hier: ~r0 = 0 ) Newton 2: :0 ~˙ = L m~ r˙ × ~r˙ + m~r × ~r¨ = ~r × F~ =: ~ N |{z} Drehmoment ~ = 0 falls F~ = 0 oder F~ k ~r , d.h. N F~ ~r, ~r˙, t = f ~r, ~r˙, t · ~er Zentralkraft 2-Teilchen-System isoliert: es gilt ~ =L ~1 + L ~ 2 = konst. L Erhaltung des Gesamtdrehimpuls geometrische Interpretation der Drehimpulserhaltung: ~ = ~r · m~r × ~r˙ = 0 • ~r · L • y ~ L=konst. für ~r(t) 1 d~r⊥ L = |~r × ~r˙ | = r · v⊥ = r| | m dt = 2 · (in dt überstrichene F läche 4)/dt 2.Kepler−Gesetz 28 Ebenengleichung (3.11) 3.3 Energie und Potenzial 3.3 Energie und Potenzial m~r¨ = F~ ∂t 1 ˙2 m~r 2 = | · ~r˙ y m~r˙ · ~r¨ = ~r˙ · F~ m~r˙ · ~r¨ = ~r˙ · F~ = d~r ~ ·F dt (3.12) Leistung kinetische Energie T := wenn ∃ Funktion V (~r) 1 ˙2 m~r 2 (3.13) (Potenzial) so dass ~ V (~r) F~ (~r, ~r˙ , t ) = −∇ dann gilt und somit y (3.14) ~ V (~r) 3.14 ∂t V (~r(t)) = ~r˙ · ∇ = −~r˙ · F~ ∂t T = −∂t V Energie-Erhaltung: ∂t (T + V ) = 0 ⇔ 1 ˙2 m~r (t) + V (~r(t)) = konst. =: E 2 solche Kraft-Gesetze heiÿen konservativ kin. + pot. Energie = T + V = (3.15) Beispiele: A) . F~ = (0, 0, −mg) = (−∂x V, −∂y V, −∂z V ) ) 0 = ∂x V ⇒ V = V (z) | {z } ⇔ 0 = ∂y V (3.16) =0 gewählt mg = ∂z V −→ mg = V 0 (z) y V = mgz + C B) F~ = −κ (r − l) ~er raten: V (~r) = Test: κ (r − l)2 2 ? (3.17) ∂x ∂x . ~ (r) = ∂y V (r) = V 0 (r) ∂y r = ⊗ ∇V ∂z ∂z 29 3 Dynamik nützlich: ∂i r = ∂i p 2 2 2 (x +y +z ) x2 + y 2 + z 2 = ∂i√ = 2 2 2 2 y ∂r xi = ∂xi r x +y +z ⇔ 2xi 2r = xi r ~ = ~er ∇r (3.18) ~ (r) = f 0 (r) · ∇r ~ = f 0 (r) ~er ∇f x/r √ . ⊗ = V 0 (r) y/r = κ(r − l) ~er z/r y allgemein: Zentralkraft: kons. Kraft: F~ = f (~r, ~r˙, t) ~er ~ (~r) F~ = −∇V ~˙ = 0 ↔ L ↔ Ė = 0 beides: konservative Zentralkraft: ~ (r) , F~ = f (r) ~er oder F~ = −∇V f = −V 0 (3.19) C) mM F~ = −γ 2 ~er r mM V (r) = −γ r D) kons. Zentralkraft (3.20) . F~ = κ(−x, z − y, z − y) ∃V ? zu Fuÿ: κ 2 −Fx = κx = ∂x V y V = x + f (y, z) 2 κ ! −Fy = κy − κz = ∂y V = ∂y f y f (y, z) = y 2 − κyz + g(z) 2 ! ! −Fz = κy − κz = ∂z V = −κy + g 0 (z) y − κz y g 0 (z) = 2κ 30 Widerspruch, weil von y abhängig 3.4 Eindimensionale Bewegung mit dem Energiesatz 3.4 Eindimensionale Bewegung mit dem Energiesatz Bewegungstyp aus Potenzial ablesbar, z.B. erlaubte Bewegung: Umkehrpunkte: V (x) ≤ E , E − V (x) = T (x) = 21 mv 2 V (x± ) = E ⇔ T (x± ) = 0 Lösung über Energiesatz (statt Newton 2:) r 2 1 2 mẋ = E − V (x) y ẋ = ± (E − V (x)) 2 m dx dx √ ẋ = y dx = ± dt y dt = ± √ y dt Z t Z x Z x dx0 dx0 0 q q dt = ± y t − t0 = ± 2 2 0 0 t0 x0 x0 m (E − V (x )) m (E − V (x )) das liefert (3.21) t = t(x) y x(t) mit x(t0 ) = x0 gebundene Bewegung ist periodisch, mit Periode Z x+ T (E) = 2 x− dx q 2 m (E mit Umkehrpunkten x± (3.22) − V (x)) 31 3 Dynamik 3.5 Dreidimensionale Bewegung unter konservativer Zentralkraft Teilchen unter Einuÿ erhalten sind ~ (r) F~ (r) = −∇V L = mv⊥ r & E = 21 mv 2 + V (r) ~ = konst. y Bewegung in Ebene (ϑ = π/2 ⇔ z = 0) L ~v = ~vk + ~v⊥ (bzgl ~r) y v 2 = vk 2 + v⊥ 2 mit vk = ~v · ~er = ṙ v⊥ = soll eleminiert werden. L mr Jetzt Energieerhaltung: E= 1 2 ) + V (r) m(vk2 + v⊥ 2 Zentrif ugalbarriere 2 1 L = m ṙ2 + 2 2 2 m r = 1 2 mṙ + Vef f (r) 2 1 + V (r) = mṙ2 + 2 | z}|{ L2 2mr2 {z + V (r) } eektives Potenzial (3.23) Beispiel Gravitationspotenzial: eindimensionales Ersatzproblem mit Vef f (r) r ṙ(t) = ± 2 (E − Vef f (r)) , m Z r t − t0 = ± r0 rϕ̇(t) = v⊥ = dr0 q 2 m (E − Vef f (r0 )) y L , mr(t) ϕ − ϕ0 = L m ϑ= Z t0 → Parameterdarstellung der Bahn: r(t), ϕ(t), ϑ(t) dϕ dt L 1 dϕ = · = ·q dr dt dr mr2 2 m (E − Vef f (r)) 32 t π 2 dt0 r2 (t0 ) (3.24) (3.25) 3.5 Dreidimensionale Bewegung unter konservativer Zentralkraft Polardarstellung der Bahnkurve Z r L dr0 p ϕ − ϕ0 = √ y ϕ(r) y r(ϕ) 2m r0 r0 2 E − Vef f (r0 ) Schwingungsperiode bei gebundener Bewegung Z r+ dr q T =2 2 r− m (E − Vef f (r)) (3.26) (3.27) zugehöriger Winkel ist 2L 4ϕ = √ 2m Z r+ r− r2 dr p E − Vef f (r) Beispiele Bahn ist geschlossen falls k · 4ϕ = n · 2π k, n ∈ Z (rechtes Bild) Eine geschlossene Bahn ist die Ausnahme! 33 3 Dynamik 3.6 Keplerproblem α V (r) = − r ( α > 0 attraktiv α < 0 repulsiv (3.28) α α F~ (~r) = − 2 ~er = − 3 ~r r r Erhaltungssätze: • Energie: α r (1) ~ = m~r × ~r˙ L (3) E = 12 mṙ2 − • Drehimpuls: • Runge-Lenz Vektor: ~ = ~r˙ × L ~ − α ~er A ~r ~er = r (3) aber nur (1) unabh. (3.29) ~: Beweis für A =0 ˙ ˙~ ¨ ~ ~ + α ṙ~r − α ~r˙ A = ~r × L + ~r˙ × L | {z } r2 r =r ṙ 2 =r z}|{ z}|{ ˙ = − α ~r ~r · ~r˙ − ~r˙ ~r · ~r ~ = − α 1 ~r × ~r¨ × L m ~ r × ~ r | {z } m r3 r3 α α ~˙ = 0 √ = − 2 ṙ~r + ~r˙ −→ A r r Ausnutzen: 2 ~2 = A ~·A ~ = ~r˙ × L ~ − α ~r A r 2 2α 2 ~ − ~ + α ~r2 = ~r˙ × L ~r × ~r˙ · L | {z } r r2 0 * 2 ~ 2 − ~r˙ ~ − 2α ~r × ~r˙ · L ~ + α2 = ~r˙ 2 L ·L r | {z } 2α 1 2 2 ~ − ~ ·L ~ + α2 = ~r˙ L L r m 2 ~ 2 ~r˙ 2 − 2α + α2 = 2L E + α2 =L mr m r 2L2 E yA=α 1+ =: α · ε ←− numerische Exzentrizität mα2 34 (3.30) 3.6 Keplerproblem ~·L ~ =0 A 2 ~ · ~r = ~r˙ × L ~ · ~r − α ~r · ~r = L − αr A r m ~ · ~r = Ar cos ϕ = α ε r cos ϕ aber auch A r(ϕ) = welche Kurve? k 1 + ε cos ϕ mit k = r(ϕ) ! L2 mα (3.31) Ellipse ! r + r0 = konst. Ä-Linie von V (x, y) = r + r0 ~ + ∇r ~ 0 · ~t = (~er + ~er0 ) · ~t ~ · ~t = ∇r y 0 = ∇V π π = − cos − ψ + cos − ψ 0 = − sin ψ + sin ψ 0 2 2 Es gilt: aber auch 0 ~r0 = 2~e + ~r r + r = 2a r0 = 2a − r ~r02 = 4~e2 + 4~e · ~r + ~r2 r02 = 4a2 − 4ar + r2 ⊗ ~r02 = 4~e2 + 4er cos ϕ + ~r2 ⊕ Gleichsetzen von ⊗ und ⊕ ergibt ... a2 − ar = e2 + er cos ϕ ⇐ r(a + e cos ϕ) = a2 − e2 r(1 + ε cos ϕ) = b2 a2 − e2 = =: k ← Parameter a a k 1 + ε cos ϕ Polardarstellung einer Ellipse (ε < 1) r= Def: ε := e <1 a ⇒ ε = 0 Kreis ε = 1 P arabel ε > 1 Hyperbel 35 3 Dynamik 3.7 Systeme von Massepunkten N Massepunkte ~ri Paarwechselwirkung symmetrisch ~rjk = ~rj − ~rk i = 1, ..., N F~jk = Fjk (rjk ) · Fjk = Fkj y ~ rjk rjk = Kraft von j auf k F~jk = −F~kj dann folgt • Erhaltung des Gesamtimpulses P~ = X p~j j denn: X X X X ˙ = F~jk = F~jk = 0 P~ = p~˙j = j j j6=k k (k6=j) y Schwerpunkt X ~s = 1 R mj ~rj M j M= X mi i bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit ~ ~ = P V M • Erhaltung des Gesamtdrehimpulses ~ = L X ~j L j geht genauso ~˙ = 0 L Zwei-Teilchen-System ~ = m1~r1 + m2~r2 ~r1 , ~r2 −→ R M |{z} , ~r = ~r1 − ~r2 = ~r12 (3.32) M =m1 +m2 angenommen ~r12 = F (r)~er = F~ (r) F~12 = F (r12 ) r12 36 (3.33) 3.7 Systeme von Massepunkten Bewegungsgleichungen: • Schwerpunktsbewegung √ • Relativbewegung: 1 ~ 1 ~ ~r¨ = ~r¨1 − ~r¨2 = F12 − F21 = m1 m2 y m~r¨ = F~ (r) Rekonstruktion: mit ~+ ~r1 = R 1 1 + m1 m2 1 1 1 = + m m1 m2 m1 m2 m= m1 + m2 m2 ~r , M ~− ~r2 = R m1 ~r M F~ (r) (3.24) reduzierte Masse (3.35) Bsp. Planetenbewegung 37 4 Tensoren 4.1 Drehungen und Matrizen Betrachte 2 Koordinatensysteme: alt: {~ei , ~r i = 1, 2, 3} = ~e1 x + ~e2 y + ~e3 z x . = y z = f~1 x0 + f~2 y 0 + f~3 z 0 0 x . = y 0 z0 = 6= = n neu: f~i ≡ ~e0i , o i = 1, 2, 3 ~r r = r0 seien vollständige Orthonormalsysteme (VONS) Berechne Komponenten n o D a0 = (a01 , a02 , a03 ) aus a = (a1 , a2 , a3 ) für ~a für eine Drehung {~ei } −→ f~i : 0 ~ f1 · ~a f~1 · (~e1 a1 + ~e2 a2 + ~e3 a3 ) a1 a0 = a02 = f~2 · ~a = f~2 · (~e1 a1 + ~e2 a2 + ~e3 a3 ) 0 a3 f~3 · ~a f~3 · (~e1 a1 + ~e2 a2 + ~e3 a3 ) f~1 · ~e1 a1 + f~1 · ~e2 a2 + f~1 · ~e3 a3 = f~2 · ~e1 a1 + f~2 · ~e2 a2 + f~2 · ~e3 a3 f~3 · ~e1 a1 + f~3 · ~e2 a2 + f~3 · ~e3 a3 f~1 · ~e1 f~1 · ~e2 f~1 · ~e3 a1 = f~2 · ~e1 f~2 · ~e2 f~2 · ~e3 a2 = D · a a3 f~3 · ~e1 f~3 · ~e2 f~3 · ~e3 mit D = (Djk ) = f~j · ~ek Drehmatrix (4.1a) (4.1) • deniert Anwendung von Matrix auf Spalten Skalarprodukt Zeile mal Spalte • ist linear: D (λa + µb) = λ (Da) + µ(Db) (λD + µD0 ) a = λDa + µD0 a mit 0 (D + D0 )jk = Djk + Djk 39 4 Tensoren • in D stehen beide Basissysteme: ··· D = · · · ··· .. ··· . · · · = e1 .. ··· . f1 f2 f3 in alter Basis .. . e2 .. . .. . e3 .. . also: f~j = Djk~ek (4.1') in neuer Basis kürzer in Index-Schreibweise: W inkel](f~j ,~ ek ) a0j mit = Djk ak = f~j · ~ek = cos Djk |{z} z}|{ ϕjk (4.1) M atrixelemente einfachster Fall: Drehung um x-Achse, Winkel ϕ f~1 = ~e1 , f~2 = ~e2 cos ϕ + ~e3 sin ϕ , f~3 = −~e2 sin ϕ + ~e3 cos ϕ f~1 · ~ei = δ1i f~2 · ~e2 = cos ϕ = f~3 · ~e3 f~2 · ~e3 = sin ϕ = −f~3 · ~e2 f~i · ~e1 = δi1 y mit Dx,ϕ 1 = 0 0 0 c −s c ≡ cos ϕ, s ≡ sin ϕ als Abkürzungen zyklisch vertauschen → 1 → 2 → 3 → 1 → c 0 −s Dy,ϕ = 0 1 0 , s 0 c Dz,ϕ c s = −s c 0 0 Drehung um Achse ~n Winkel ϕ läÿt sich zusammensetzen aus Dx , Dy , Dz ... allgemeiner Fall: 40 0 s c 0 0 1 (4.2) 4.1 Drehungen und Matrizen Zusammensetzung von Drehungen: ~a : a a0 D D (2) −−−→ {f~k } −−−→ a00 (1) {~ej } {~ej } und a0 = D(1) a a00 = D(2) a0 in Elementen: −−−−−−−−→ {~gl } i i h h a00 = D(2) D(1) a = D(2) D(1) a =: Da y (2) {~gl } D (2) (1) a00l = Dlk a0k = Dlk Dkj aj =: Dlj aj , (2) (1) oder Dlj = Dlk Dkj also: (4.3) D = D(2) D(1) bildlich: Zeile × Spalte ··· · · · ··· ··· ··· ··· .. ··· . · · · · ... ··· .. . . .. . · · · · .. .. .. = . · · · · . . .. · · · · .. . .. . .. . .. . . · · · · .. . · · · · .. . · · · · .. .. · · · · . . · · · · .. .. ··· · . Eigenschaften: (λA + µB) · C = λA · C + µB · C , A · B 6= B · A ! (AB)C = A(BC) Ring weitere Operationen mit Matrizen: Transponieren: Spiegeln an der Diagonalen A> jk = Akj i.a. A> 6= A , A> Speziell: A> = A (4.4) =A symmetrisch (6El.) antisymmetrisch (3El.) > A = −A 1 1 jede Matrix: A = A + A> + A − A> , 2 | {z } 2 | {z } sym Invertieren: > > (AB) = B > A> (4.5) antisym Matrix-Operation rückgängig machen 1 neutrale Operation: a0 = Ea = a y E = 0 0 ! 0 1 0 0 0 = 1 1 Einheitsmatrix Eij = (1)ij = δij Inverses A −1 : a =A 00 −1 0 a =A oder: AA−1 = 1 , −1 ! Aa = a y A −1 und A−1 =A E·A=A −1 A=1 (4.6) 41 4 Tensoren A−1 existiert nicht immer ! 0 z.B. N = 0 0 1 0 0 0 0 hat kein N −1 0 (4.7) (AB)−1 = B −1 A−1 weil −1 −1 −1 −1 1 = AB · (AB)−1 = A |BB {z } A = A1A = AA | {z } √ Determinante (4.8) |A| = det A = εijk A1i A2j A3k = A11 A22 A33 + A12 A23 A31 + A13 A21 A32 − A13 A22 A31 − A11 A23 A32 − A12 A21 A33 Spatprodukt der Zeilen oder der Spalten Eigenschaften • (4.9) |λA| = λ3 |A| • |1| = 1 • d1 0 0 ∗ ∗ = d1 d2 d3 d3 ∗ d2 0 • |A| wechselt Vorzeichen bei Vertauschen zweier Zeilen oder Spalten y |A| = 0 falls zwei Zeilen oder Spalten zueinander proportional • .. .. . . a b . . .. .. .. .. . . 0 c + a .. .. . . .. . b .. . .. . . .. 0 c = a + a .. .. . . .. . b .. . .. . c .. . • |A · B| = |A| · |B| aber:|A + B| = 6 |A| + |B| (4.10) • |AT | = |A| (4.11) |A−1 | = |A|−1 (4.12) • 42 4.1 Drehungen und Matrizen Spur ("Trace") sp(A) = δij Aij = Aii = A11 + A22 + A33 (4.13) sp(AB) = sp(BA) 6= sp(A) · sp(B) (4.14) Eigenschaften: • • sp A(1) A(2) . . . A(n) = sp A(2) A(3) . . . A(n) A(1) (1) (2) (3) (n) weil Aij Ajk Akl . . . Amp = A(1) A(2) . . . A(n) −→ sp[A(1) A(2) . . . A(n) ] = Aij Ajk Akl . . . Ami (1) (2) (3) zyklisch ip (n) • Sp(1) = 3 • sp(λA) = λ sp(A) (4.15) sp(A + B) = sp(A) + sp(B) (4.16) sp(A> ) = sp(A) (4.17) • • 43 4 Tensoren Drehmatrizen sind speziell. Gegeben durch 3 Gröÿen • Wann ist eine Matrix eine Drehmatrix? • Welche Beziehungen D ~n, ϕ (Achse, Winkel) ? δjl V ON S ~ = fj 0 (4.1 ) · f~l = (Djk ~ek ) · (Dlm ~em ) = Djk Dlm ~ek · ~em =Djk Dlm δkm = Djk Dlk = Djk (D> )kl = (DD> )jl ) y DD> = 1 Orthogonalität ⇔D> D = 1 ⇔ D−1 = D> man sagt: damit gilt: D ∈ O(3) a = D > a0 (4.18) orthogonale 3x3 Matrizen mit (D> )jk = ~ej · f~k ⇔ aj = (D> )jk a0k = a0k Dkj (4.19) y Rechtsmultiplikation der Zeile a> = (a1 , a2 , a3 ) mit D: a> = D> a0 Basisvektoren: > > = a0 · D ~ej = (D> )jk f~k = f~k Dkj (4.19') (4.20) Skalarprodukt ist drehinvariant D > > > D} b = a> b ~a · ~b = a> b −→ a0 b0 = (Da) (Db) = a> |D{z ~a = ~ej aj = f~k Dkj aj = f~k a0k = ~a Komponenten & Basisvektoren drehen kontragradient eine Drehmatrix hat 3 unabhängige Parameter Determinante einer Drehmatrix: 1 = det(1) = det(DD> ) = det D · det D> = (det D)2 (Drehung) oder = −1 (Drehspiegelung) −1 0 0 Spiegelung, z.B. S = 0 −1 0 Punktspiegelung am Ursprung 0 0 −1 jede Drehspiegelung läÿt sich schreiben als S · D mit det D = +1. Also det D = +1 44 (4.21) 4.1 Drehungen und Matrizen • Drehachse ~n aus D Spezialfall eines Eigenwert-Problems D·n=n (4.22) ⇔ (D − 1) · b = 0 , normiere n = b/b dafür muÿ det(D − 1) = 0 sein. Beispiel: √ 1 1 2 2 0 0 √ 1 1 1 = 0 2 0 D= √ 1 √1 − 2 2 2 0 0 2 2 0 − 2 √ √ −1 1 −b1 + b2 +√ 2b3 b1 √2 1 1 0 = (D − 1) · b = 1 −1 − 2 b2 = √ b1 − b√ 2b3 2− √ √ 2 2 b3 − 2 2 −2 2b1 + 2b2 − 2b3 Zeile 1 und 2 linear abhängig 2 Glgn: 2 unabhängige Gleichungen √ 1 1 1 b1 − b2 − √2b3 = 0 b3 = 0 √ 1 1 y yn= yb=λ b1 = b2 −b1 + b2 − 2b3 = 0 2 0 0 • Drehwinkel ϕ aus D y (hier: nur cos ϕ) D~n,ϕ = D0T Dz,ϕ D0 wobei D0 : ~n → ~ez dreht sp(D~n,ϕ ) = sp(D0T Dz,ϕ D0 ) = sp(D0 D0T Dz,ϕ ) = sp(1 · Dz,ϕ ) = sp(Dz,ϕ ) (4.23) sp(D~n,ϕ ) = 1 + 2 cos ϕ Rekonstruktion von D aus ~n & ϕ . ~n = (u, v, w) c = cos ϕ s = sin ϕ D = cos ϕ · 1 + (1 − cos ϕ) · (n ◦ n) − sin ϕ · (n × . . .) 2 0 1 0 0 u uv uw . = c · 0 1 0 + (1 − c) · vu v 2 vw − s · w −v 0 0 1 wu wv w2 Beweis: Dz,ϕ −w 0 u v −u 0 (4.24) gilt in speziellem Bezugssystem; z.B. ~n = ~ez : 1 0 0 0 0 0 0 −1 0 c s = c · 0 1 0 + (1 − c) · 0 0 0 − s · 1 0 0 = −s c 0 0 1 0 0 1 0 0 0 0 0 Bemerkung: (4.24) 0 0 1 engere Physiker-Denition von Vektoren präzise: ~a = ~ei ai heiÿt Vektor ⇔ a0j = Djk ak unter Drehung {~ei } → {f~j = Djk ~ek } (4.25) 45 4 Tensoren 4.2 Tensor-Begri Komponenten Zahl Objekte Skalar a (Tensor 0-ter Stufe) a a1 a = (ai ) = a2 a3 aT = (a1 , a2 , a3 ) Tripel A11 A = (Aij ) = A21 A31 Matrix Schema Vektor ~a = ~ei ai (Tensor 1. Stufe) Spalte Zeile A12 A22 A32 A13 A23 A33 b = ebij Aij Tensor A (2. Stufe) Tensor Tb = ebj1 j2 ...jn Tj1 j2 ...jn (n-ter Stufe) T = (Tj1 j2 ...jn ) allg. Denition: Schema deniert einen Tensor n-ter Stufe (Tj1 j2 ...jn ) . Tb = (Tj1 ...jn ) ⇔ Tj01 j2 ...jn = Dj1 k1 Dj2 k2 . . . Djn kn Tk1 k2 ...kn unter Drehung {~ei } → {~fj = Djk~ek } Kurzschreibweise: T0 = D · D ...D · T Invarianz des Tensors: Tb = êj1 ...jn Tj1 ...jn = fˆk ...k Tk ...k 1 kann Tensor  n 1 n als Abbildung interpretieren: wj = Ajk vk b : ~v 7−→ w b · ~v A ~ =A soll als aktive Operation gelesen werden . b= also A (Ajk ) im VONS {~ei } . b dann liegt A = (A0jk ) im gedrehten VONS {f~j } fest: wj0 = A0jk vk0 ausgeschrieben: wj0 = Djl wl = Djl Alk vk = Djl Alk D> ! 0 0 = (Djl Dmk Alk ) vm = A0jm vm 46 km 0 vm (4.26) 4.2 Tensor-Begri y A0jm = Djl Dmk Alk = Djl Alk D> y km sp (A0 ) = sp (A) ⇔ A0 = DAD> & (4.27) det (A0 ) = det (A) > y w0 = A0 · v 0 = DA D | {z· D} v = DA · v = Dw Kovarianz Matrix A deniert auch eine Bilinearform: (4.28) b · ~v B (~u, ~v ) = u> · A · v = uj Ajk vk = ~u · A vertauschen der Argumente liefert B von A> : B (~v , ~u) = v > · A · u = A> v > · u = u> · A> v = u> · A> v bei gleichen Argumenten (~v = ~u) ergibt sich eine quadratische Form: b · ~u = u> · A · u = uj Ajk uk Q (~u) = B (~u, ~u) = ~u · A hierbei überlebt nur der symmetrische Teil 12 A + A> . Dyadisches Produkt / Tensorprodukt ~a ◦ ~b = Tensor 2. Stufe = Operator (Dyade) speziell: det = 0, sp = ~a · ~b Def.: a1 b1 . ~a ◦ ~b = a2 b1 a3 b1 a1 b2 a2 b2 a3 b2 Wirkung auf Vektoren: ~a ◦ ~b cj = ai bj cj ~a ◦ ~b = ai bj (4.29) ij a 1 b3 . (. . .) a2 b3 = a · b> = .. · a 3 b3 ⇔ ~a ◦ ~b · ~c = ~a ~b · ~c ij (4.29') zerlege 1 1 ~ ~ ~a ◦ b + b ◦ ~a + ~a ◦ ~b − ~b ◦ ~a 2 2 antisym. Teil enthält das Kreuzprodukt ω ~ = ~a × ~b ~a ◦ ~b = 0 . ~a◦~b−~b◦~a = a2 b1 − a1 b2 a3 b1 − a1 b3 a1 b2 − a2 b1 0 a3 b2 − a2 b3 a1 b3 − a3 b1 0 a2 b3 − a3 b2 = −ω3 0 ω2 ω3 0 −ω1 −ω2 . ω1 = −~ ω ×... 0 47 4 Tensoren wegen Wirkung auf Vektor: 0 . ~a ◦ ~b − ~b ◦ ~a · ~c = −ω3 ω2 k (4.290 ) ~a ~b · ~c − ~b (~a · ~c) −ω2 c1 ω1 c2 0 c3 ω3 0 −ω1 . = −~ ω × ~c ω ~ = ~a × ~b k ←− BAC-CAB −→ − ~a × ~b × ~c (4.30) ~a ◦ ~b − ~b ◦ ~a = ai bj − aj bi = εijk ~a × ~b ij k (4.30') Spezielle Tensoren • 0 . .. ebij = ~ei ◦ ~ej = . ... 0 .. . weil 1ij ... 0 1 0 . b = ebij aij = ist Basis: A a11 0 0 0 0 (b eij )kl = (~ei )k (~ej )l = δik δjl (4.31) 0 0 0 0 + a12 0 0 0 0 0 0 + . . . + a33 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 1 Produkte: ebij · ~ek = (~ei ◦ ~ej ) · ~ek = ~ei (~ej · ~ek ) = ~ei δjk b · ~v : damit von Objekten zu Komponenten, z.B. w ~ =A ~ej wj = ebjk Ajk · ~el vl = ~ej δkl Ajk vl = ~ej Ajl vl y wj = Ajl vl • ebj1 j2 ...jn = ~ej1 ◦ ~ej2 ◦ . . . ◦ ~ejn 0 • 1 = ebij δij = bfij δij ⇔ δij = δij n-fache Dyade dreh-invariant y 1 ist ein drehinvarianter Tensor y sp(A) = δij Aji = Aii drehinvariant • εb = ebijk εijk = bfijk εijk ⇔ ε0ijk = εijk dreh-invariant y εb ist ein drehinvarianter Tensor (3. Stufe) y det(A) = εijk A1i A2j A3k drehinvariant ε-Tensor vermittelt zwischen Vektor & antisym. Tensor b wegen Aij = εijk ak εb : ~a 7−→ A b 7−→ ~a wegen ai = 1 εijk Ajk und A 2 48 b = εb · ~a ⇔ A 1 b ⇔ ~a = εb : A 2 (4.32) 4.3 Hauptachsen-Transformation 4.3 Hauptachsen-Transformation Beh.: zu einer symmetrischen Matrix H = H > gibt es mindestens eine Drehmatrix D, so dass λ1 0 0 . H 0 = DHD> = Λ = diag(λ1 , λ2 , λ3 ) = 0 λ2 0 (4.32) 0 0 λ3 ausgeschrieben: .. · · · f1> · · · . f DHD> = · · · f2> · · · H 1 .. · · · f3> · · · . b f~j = ⇔ H .. . f2 .. . .. . · · · f1> · · · .. . > f3 = · · · f2> · · · Hf1 .. .. · · · f3 · · · . . f~j |{z} λj |{z} mit f~i · f~j = δij .. . Hf2 .. . .. > f1 Hf1 . . . . > Hf3 = f2> Hf1 . . . .. f3 Hf1 . . . . Eigenwertproblem Eigenwert(EW ) Eigenvektor(EV ) ∃ von den Eigenwerten und den Eigenvektoren jeweils drei (j=1, 2, 3) (4.33) Beweis A) Beträge der Eigenvektoren liegt nicht fest → kann normieren B) EW verschieden ⇒ EV orthogonal: ) b f~1 = λ1 f~1 H ~2 · H b f~1 − λ1 f~1 = H b > f~2 · f~1 −λ1 f~2 · f~1 = (λ2 −λ1 ) f~2 · f~1 ⇒ 0 = f b f~2 = λ2 f~2 H (q.e.d.) C) EW sind Lösungen einer kubischen Gleichung: b − λ1 · f~ = 0 H hat Lösungen ungleich f~ = 0 genau wenn det(H − λ1) = 0 y liefert λ1 , λ2 , λ3 gesucht sind die Nullstellen des charakteristischen Polynoms H11 − λ H12 H13 H22 − λ H23 = −λ3 +(sp H) λ2 +q(H)λ+det H P (λ) = det(H−λ1) = H21 H31 H32 H33 − λ (4.34) 5 mögliche Fälle 49 4 Tensoren D) für H = H > treten nur Fälle 1-3 auf E) bei Entartungen ( Fälle 2 & 3) sind 2 EW gleich, z.B. λ1 = λ2 = λ ) b f~1 = λ f~1 H b αf~1 + β f~2 = αλ f~1 + βλ f~2 = λ α f~1 + β f~2 ⇒ H b f~2 = λ f~2 H y jede Kombination αf~1 + β f~2 ist EV y ∃ Eigen-Ebene q.e.d. Fahrplan zur Hauptachsen-Transformation 1) H = H > ? 2) löse det(H − λ1) = 0 nach λ; 3) Proben: sortiere λ1 ≤ λ2 ≤ λ3 ; λ1 + λ2 + λ3 = sp (H) ; Entartung? λ1 λ2 λ3 = det(H) 4) zu jedem EW λj lösen (H − λj 1) v j = 0 nach v j y {~vj } EV [ kann eine nicht null Komponente von v j frei wählen ] 5) Probe der Orthogonalität: ~vj · ~vk = 0 für j 6= k | shortcut: f~3 = f~1 × f~2 bei Entartung: orthogonale Linearkombination wählen 6) normiere die EV: f~j = ~vj/vj wechsele evtl. ein Vorzeichen (f~3 → −f~3 ) so dass Rechtssystem 7) notiere Resultat in Form λ1 H0 = 0 0 50 0 λ2 0 0 0 λ3 − f 1− & D = − f 2 − − f 3− 4.4 Beispiele 4.4 Beispiele Tensoren 2. Stufe vermitteln lineare Abbildungen von Vektoren ~a = H · ~u + ~c (Verallgemeinerung von linearen Funktionen) Interpretation: ~u ist Ursache, ~a ist Antwort, (H, ~c) System-Daten Beispiel A) Ursache: Leitfähigkeit ~ -Feld, E Antwort: oder besser: lineare Beziehung: Elektron-Geschw. ~v Strom I~ Stromdichte ~j = Fläche A (Ohmsches Gesetz) ~ ~j = σ b·E (4.35) gut bei kleinen Feldstärken; σ b heiÿt Leitfähigkeitstensor-Tensor ~ yσ • isotropes Medium y keine Vorzugsrichtung y ~j k E b = σ · 1 ∼ Zahl ~ yσ • anisotropes Medium y ∃ Vorzugsrichtungen y i.a. ~j ∦ E b 6= σ · 1 Tensor Beispiel B) 2-dimensionales Potenzialminimum 2 Federn y b · ~r +O(r2 ) F~ = −H harmonische Kraft, Vorzugrichtungen, i.a. ∃ Potenzial? ! Hookesches Gesetz (4.36) F~ ∦ ~r zu Fuÿ: F1 = −H11 x − H12 y = −∂x V y V = 1 H11 x2 + H12 xy + f (y) 2 ! F2 = −H21 x − H22 y = −∂y V = −H12 x − f 0 (y) 1 ! y H12 = H21 und f (y) = H22 y 2 + c , setze c = 0 2 also für H T = H : 1 1 H11 x2 + H12 xy + H22 y 2 2 2 1 = (xH11 x + xH12 y + yH21 x + yH22 y) 2 1 1 T br = r Hr = ~r · H~ 2 2 V = (4.37) 51 4 Tensoren Beispiel C) Trägheitstensor starrer Körper, Masse m, feste Achse ω ~ durch Ursprung, wird in festem Abstand von Achse gehalten (masselose Drähte) ~ v z }| { ~ = ~r × m (~ ω × ~r) = m ω ~ r2 − ~r (~r · ω ~) L = m r2 1 − ~r ◦ ~r · ω ~ =: Ib · ω ~ deniert Trägheitstensor Ib, mit Komponenten Ijk = m r2 δjk − rj rk oder 2 y + z2 1 0 0 xx xy xz 2 0 1 0 − m yx yy yz = m −xy I = mr 0 0 1 zx zy zz −xz für mehrere Massen mα , α = 1, . . . , N : X X ~α = bω , ~ = L Ibα ω ~ =: I~ L α I= X α α 2 yα + zα2 mα −xα yα −xα zα −xα yα zα2 + x2α −yα zα −xy z 2 + x2 −yz (4.38) −xz −yz = I T 2 x + y2 (4.39) also −xα zα −yα zα x2α + yα2 (4.40') Zeitabhängigkeit von ~r → Zeitabhängigkeit von Iˆ, ˙ ~˙ = Ib ~ Drehmoment y Unwucht damit L ·ω ~ = ~r × F~ =: N Ausnahme: ω ~ ist ein Eigenvektor von Ib, ~ = I~ bω = λ~ L ω Auswuchten 52 (4.40) 5 Funktionen 5.1 Allgemeines Funktionen sind Abbildungen, in der Regel zwischen Kontinua einfachster Fall: f : R ⊇ D −→ W ⊆ R von R nach R m Minimum, w Wendepunkt, [a, b] mehrdeutig, n Nullstelle, p Pol (einfacher), u Sprungstelle, k Knick, s Singularität pathologische Stellen sind in der Natur bei höherer Auösung regulär: α(x−p) (x−p)2 +ε2 h 2 √ p x−u (x−u)2 +ε2 (x − k)2 + ε2 γ (x−s)2 +ε2 verwandte Funktionen f1 (x) = f (−x) f2 (x) = −f (x) f3 (x) = −f (−x) f4 (x) = f (x − a) f5 (x) = f (x) + b f6 (x) = f (c · x) f7 (x) = d · f (x) gerade Funktionen: ungerade Funktionen: an y-Achse gespiegelt an x-Achse gespiegelt am Ursprung gespiegelt um a nach rechts verschoben Graph um b nach oben verschoben 1 mit -facher x-Streckung c mit d-facher y-Streckung f (−x) = f (x) f (−x) = −f (x) Bsp: Bsp: 1 1+x2 tan x 53 5 Funktionen zum Entfernen physikalischer Dimensionen Funktion z(t), t & z haben Dimension. Wähle typische Konstanten t0 , z0 deniere: f = z/z0 , τ = t/t0 dim.-los y z(t) = z0 f (τ = t/t0 ) p Bsp. freier Fall: z(t) = h − 12 gt2 . Natürlich ist z0 = h, t0 = h/g i h i h 2 2 y z(t) = h 1 − 21 g th = h 1 − 12 (t/t0 ) = h · f (τ ) mit f (τ ) = 1 − 21 τ 2 Newton: z̈ = −g , z(0) = h, ż(0) = 0 y f 00 = −1, f (0) = 1, f 0 (0) = 0. Umkehrfunktionen x f −1 deniert über f −1 x y z }| { z}|{ f (x) = x oder f f −1 (x) = y f 7− → f −1 7−−→ y x y f −1 7−−→ x f 7− → (5.1) y Graph von f −1 aus Graph von f durch Spiegelung an Diagonalen y = x Die Ableitung von f −1 erhält man aus Ableitung von f : i h Kettenregel −−−−−−−−→ ∂y f −1 (y) · ∂x f (x) = ∂x x = 1 ∂x f −1 f (x) = x |{z} , also: y f −1 0 (y) = 1 f 0 f −1 (y) −1 dy dx = dy dx oder Beispiele: A) f (x) = x2 = y y f −1 (y) = Teste(5.2): √ ∂y y = B) f (x) = sin x = y ∂y arcsin y = 54 (positiver Ast) y=x 1 (∂x x2 ) = x= √ y (2x) 1 = x= √ 1 √ 2 y √ y f −1 (y) = arcsin y = x y (∂x sin x) √ 1 =√ x=arcsin y 1 1−sin2 x =√ x=arcsin y 1 1−y 2 (5.2) 5.2 Die Exponentialfunktion 5.2 Die Exponentialfunktion beschreibt alle Wachstumsvorgänge, wenn: Mengenänderung ist proportional zur Menge selbst etwa: Bakterien-Anzahl N (t) nehme zu gemäÿ Ṅ = αN N =N0 f AW: N (0) = N0 gegeben −−−−−→ mache dimensionslos: Def: 1 α ∂t ( N N 0f ) = 0f x = αt, f = f (x) y f 0 (x) = f (x), f (0) = 1 exp(x) löst die Dierentialgleichung f 0 (x) = f (x) mit f (0) = 1 (5.3) Graph: trage Steigung am Punkt (x, y) ein: exp monoton steigend, D = R, W = R+ exp immer positiv f (x0 ) = 0 y f (x) = 0 lim exp (x) = +∞ , lim exp (x) = 0 x→∞ x→−∞ Funktionalgleichung: betrachte Hilfsfunktion g(x) = exp (x + z) g 0 (x) = exp (x + z) = g(x), aber g(0) = exp(z), also: g(x) = exp(z) · exp(x) y exp (y + z) = exp (x) · exp (z) (5.4) Iteration von (5.4): 2 exp (x) = exp ( x2 + x2 ) = exp ( x2 ) x x x in x h exp (x) = exp + + ... + = exp x n n n n m exp (x) = exp (1) n h i x x 1 = exp exp (1) = exp m n y exp (x) = ex mit e := exp (1) ≈ 2, 71828... Euler-Zahl y (5.5) exp (−x) = e−x = 1/ex = 1/exp (x) y ∂x ex = ex y ∂x2 e±x = e±x , ∂xn eγx = γ n eγx (5.6) Reihe: ? versuche f 0 = f per Polynom-Ansatz zu lösen: f = 1 + c1 x + c2 x2 ! geht nicht y f 0 = c1 + 2c2 x = 1 + c1 x + c2 x2 = f y addiere beliebig viele Potenzen, d.h. Polynom → Potenzreihe 55 5 Funktionen ? 2 3 f (x) = 1 + c1 x + c2 x + c3 x + . . . = ∞ X cn xn (c0 = 1) n=0 einsetzen: f 0 = c1 + 2c2 x + 3c3 x2 + 4c4 x3 + . . . ! = 1 + c1 x + c2 x2 + c3 x3 + . . . = f Koezientenvergleich: ncn = cn−1 y cn = cn−1 n eleganter: 0 f (x) = ∞ X cn n x n−1 ! = ∞ X cm x m m=n−1 = m=0 m=0 ∞ X cn−1 xn−1 = f n=1 → Rekursion zu Koezientenvergleich Lösung: cn = 1 1 1 1 1 1 1 cn−1 = cn−2 = cn−3 = . . . = c0 n nn−1 nn−1n−2 n! also: ex = ∞ X 1 n x n! n=0 (5.7) 0! = 1 Test: ∂x ex = ∞ ∞ X X 1 1 n xn−1 = xn−1 n! (n − 1)! n=0 n=1 n−1=m = ∞ X 1 m x = ex m! m=0 √ Konvergenz? überall, d.h. ∀ x ∈ R Asymptotik: lim x→∞ ex/xn =∞ ⇔ lim xn e−x = 0 x→∞ (5.8) Produktdarstellung: n n = (eε ) = 1 + ε +O(ε2 ) = (1 + ε)n + O(n ε2 ) | {z } x n x → e = lim (1 + ) n→∞ n x ex = e n 56 n x ε= n (5.9) 5.2 Die Exponentialfunktion Umkehrfunktion: f −1 (y) = ln y zu y = f (x) = ex > 0 Eigenschaften: eln x = x , ln ex = x 1 1 1 = x = ∂y ln y = x ∂x e |x=ln y e |x=ln y y ln (xy) = ln (eln x eln y ) = ln (eln x+ln y ) = ln x + ln y (5.10) ln (xa ) = ln (ea ln x ) = a ln x x x ln a x ln a x ∂x a = ∂x (e ) = ln a · e = ln a · a 1 ln = − ln x , lim x ln x = 0 , x→0 x lim ln x = ∞ , lim ln x = −∞ x→∞ x→0 verwandte Funktionen: 1 x (e + e−x ) 2 1 sinh x ≡ sh x = (ex − e−x ) 2 cosh x ≡ ch x = Eigenschaften: gerade ungerade (5.11) ex = ch x + sh x ch2 x − sh2 x = 1 ∂x sh x = ch x ∂x ch x = sh x 57 5 Funktionen 5.3 Potenzreihen Exp-Funktionen war Beispiel einer Potenzreihe ex = ∞ X cn xn mit cn = n=0 1 ∀x∈R n! P∞ n Def.: Potenzreihe ist eine formale Summe n=0 cn x =: p∞ (x) Eigenschaften: Pl • Konvergenz? falls | n=k cn xn | < ε für ∀ k, l > N (ε) • Approximation einer Funktion f (x) [auch ohne Konvergenz] f (x) = N X RN +1 heiÿt Restglied, von O(xN +1 ) cn xn + RN +1 (x) n=0 nur gut falls f (x) nicht pathologisch bei x = 0 • Darstellung einer Funktion über Potenzreihenansatz, z.B. für Lösen von Dierenzialgleichungen. geometrische Reihe f (x) = ernde Gleichung für diese Funktion zweites und wichtigstes Beipiel: a) f 0 (x) = b) f (x) = −1 (1−x)2 · (−1) = 1 (1−x)2 1 1−x y (1 − x)f 0 (x) = f (x) mit f (0)=1 y (1 − x) · f (x) = 1 algebraisch P∞ setze Potenzreihenansatz f (x) = n=0 cn xn ein! in b): ∞ ∞ ∞ X X X 1 = (1 − x) cn xn = cn · (1 − x)xn = (cn xn − cn xn+1 ) 1 1−x n=0 = ∞ X cn xn − n=0 n=0 ∞ X ck xk+1 k=0 = c0 + ∞ X = k=n−1 ∞ X n=0 ∞ X cn xn − n=0 cn−1 xn n=1 (cn − cn−1 )xn n=1 Koezientenvergleich: 1 = c0 , 0 = cn − cn−1 für n ≥ 1 y cn = 1 ∀ n Ergebnis: ∞ X 1 = 1 + x + x2 + x3 + . . . = xn 1−x n=0 Approximation 58 1 1−x konv. für |x| < 1 = 1 + x + x2 + . . . + xN + RN +1 (x) (5.12) 5.3 Potenzreihen Restglied durch Abspalten: 1 1 xN +1 1 = 1 + x · (1 + x =1+x· ) = . . . = 1 + x + x2 + . . . + xN + 1−x 1−x 1−x 1−x y N X xn = n=0 xN +1 1 − xN +1 1 − = 1−x 1−x 1−x (5.13) Tricks, wie man sich Potenzreihenentwicklungen besorgt: • Einsetzen: ∞ ∞ X X 1 1 2 n = = (−x ) = (−1)n x2n = 1 − x2 + x4 − x6 ± . . . 1 + x2 1 − (−x2 ) n=0 n=0 • Umformen: √ 1+x= 1+x= √ P∞ n=0 cn xn 2 1 + x = (c0 + c1 x + c2 x2 + . . .)(c0 + c1 x + c2 x2 + . . .) = c20 + 2c0 c1 x + (2c0 c2 + c21 )x2 + . . . Vergleich: 1 = c20 , 1 = 2c0 c1 , 0 = c0 c2 + c21 , . . . y c0 = 1, c1 = 21 , c2 = 18 , . . . √ also: 1 + x = 1 + 21 x − 18 x2 + . . . • Dierenzieren ln (1 + x) =? ∞ X 1 ∂x ln(1 + x) = = (−x)m = ∂x 1 + x m=0 konst? ∞ X 1 (−1)m xm+1 + konst m + 1 m=0 ! ln(1 + 0) = 0 = konst. also: ln (1 + x) = ∞ X (−1)n+1 n x n n=1 (5.14) • Addition: ch x = ∞ X 1 xn (−x)n 1 x (e + e−x ) = + = 2 2 n! n! n=0 sh x analog oder über ∂x ch x y sh x = X n gerade X n ungerade xn x2 =1+ + ... n! 2! xn = x + ... n! 59 5 Funktionen • Dierenzialgleichungen f 00 + f = 0 mit AW f (0) = 1 , f 0 (0) = 0 . f (x) = ∞ X cn xn n=0 0= = ∞ X n=0 ∞ X cn n(n − 1)xn−2 + ∞ X cm x m = m=0 [cn n(n − 1) + cn−2 ] xn−2 ∞ X cn n(n − 1)xn−2 + n=2 y cn = − n=2 cungerade = 0 , für n gerade, also entsprechend: ∞ X cn−2 xn−2 n=2 cn−2 . AW: c0 = 1, c1 = 0 n(n − 1) cn = ± 1 n! x2 x4 + ∓ ... 2! 4! x3 + ... sin x = x − 3! cos x = 1 − Taylor-Reihe wir kennen lineare Approximation von f (x) bei x = x f (x = x + ε) = f (x) + ε · f 0 (x) + O(ε2 ) benennen um: x→a, ε→x−a f (x) = f (a) + (x − a) · f 0 (a) + O (x − a)2 besser: parabolische Approximation f (x) = f (a) + (x − a) · f 0 (a) + (x − a)2 · g(a) + . . . dierenziere: f 0 (x) = 0 + 1 · f 0 (a) + 2 · (x − a) · g(a) + . . . 1 y g(a) = f 00 (a) 2 oder nochmal dierenzieren: f 00 (x) = 2 · g(a) + O(x − a) allgemein: x=a f (x) =f (a)+c1 (x − a)+c2 (x − a)2 +c3 (x − a)3 +c4 (x − a)4 + . . .→f (a) f 0 (x) =0 +c1 +2c2 (x − a)+3c3 (x − a)2 +4c4 (x − a)3 + . . .→c1 00 +6c3 (x − a) +12c4 (x − a)2 + . . .→2c2 f (x) = 0 +2c2 000 f (x)= 0 +6c3 +24c4 (x − a) + . . .→6c3 60 (5.15) 5.3 Potenzreihen also: f (n) (a) = n! · cn f (x) = y cn = 1 (n) f (a) n! ∞ X 1 (n) f (a) · (x − a)n n! n=0 oder f (a + h) = y Taylor-Reihe ∞ X 1 (n) f (a)hn = eh·∂x f (a) n! n=0 (5.16) (5.16') Abbruch bei n = N ⇔ Approx. von f durch Polynom N-ten Grades Vorraussetzung: (hinreichend glatt) f ∈ C∞ geht nicht immer! Gegenbeispiel: 2 f (x) = e− /x c f (n) (x) = Polynom 1 c 2 x→0 · e− /x −−−→ 0 Taylorreihe ≡ 0 x oft nützlich, z.B. 1 f (x) = (1 + x)λ = 1 + λx + λ(λ − 1)x2 + . . . 2 (5.17) oft benutzt: harmonische Näherung für Teilchen nahe V-Minimum x = a ( 1 ( V 0( (a)(·( (x( − a) + V 00 (a) · (x − a)2 + O (x − a)3 V (x) = V (a) + ( 2 V 0 (a) = 0 ⇔ Minimum 00 mẍ = −∂x V = −V (a) · (x − a) + O ((x − a)) = −mω 2 (x − a) + . . . Hooke −−−−→ ω 2 = V 00 (a)/m (5.18) 61 5 Funktionen 5.4 Komplexe Zahlen C Körper-Erweiterung der reellen Zahlen R um die Lösung von √ Nenne −1 =: i imaginäre Einheit x2 + 1 = 0. also: (5.18) i · i = −1 Komplexe Zahlen = Paare von reellen Zahlen (x, y) = Linearkombination von 1 & i: z = x · 1 + y · i = x + iy . [Vergleich mit 2-dim Vektoren ~v = ~e1 v1 + ~e2 v2 = (v1 , v2 ).] Realteil Re(x + iy) = x Imaginärteil Im(x + iy) = y z heiÿt reell wenn y = 0, imaginär wenn x = 0 Addition: (x + iy) + (u + iw) = (x + u) + i(y + w) Multiplikation: (x + iy) · (u + iw) = (xu − yw) + i(xw + yu) Negativer: −(x + iy) = −x − iy Null: z=0⇔x=y=0 Inverses: x − iy x y 1 = = 2 −i 2 2 x + iy (x + iy)(x − iy) x +y x + y2 Körper: z·w =0 ⇔ z=0 ∨ w=0 Wurzeln: p x + iy = u + iv mit u2 = Löst (u + iv)2 = x + iy y p 1 x + x2 + y 2 , 2 v2 = p 1 −x + x2 + y 2 2 jede komplexe Zahl hat 2 Wurzeln Hauptsatz der Algebra: jedes Polynom n-ten Grades in C hat n Nullstellen (mit Multiplizität) 62 5.4 Komplexe Zahlen Konjugation: involutive Abbildung d.h. i 7→ −i 7−→ z = x + iy oder z x − iy =: z ∗ y 1 1 (z + z ∗ ) , Im z = (z − z ∗ ) 2 2i z reell ⇔ z = z ∗ Involution: (z ∗ )∗ = z y (z + w)∗ = z ∗ + w∗ , Re z = y C (5.19) (z · w)∗ = z ∗ · w∗ Betrag (Norm, Absolutwert): zz ∗ = (x + iy)(x − iy) = x2 + y 2 p √ |z| := zz ∗ = x2 + y 2 ≥ 0 y |z| = |z ∗ | = | − z| , |z · w| = |z| · |w| , (5.20) |z + w| ≤ |z| + |w| geometrische Darstellung . z = (x, y) in R2 komplexe Ebene Betrag |z| = p x2 + y 2 Länge des Vektors (x, y) y|z − w| = Abstand (z, w) |z + w| ≤ |z| + |w| 4s - Ungleichung Spiegelung an Achsen: Produkt? Polarkoordinaten: z = x + iy = r(cos ϕ + i sin ϕ) = r(c + is) mit r = |z| = p x2 + y 2 und ϕ =: arg(z) = arctan y x mod 2π (5.21) z1 z2 = r1 r2 · (c1 + is1 ) · (c2 + is2 ) = r1 r2 ([c1 c2 − s1 s2 ] + i[s1 c2 + c1 s2 ]) = r1 r2 (cos (ϕ1 + ϕ2 ) + i sin (ϕ1 + ϕ2 )) also: |z1 z2 | = |z1 | · |z2 | und arg (z1 z2 ) = arg(z1 ) + arg(z2 ) geometrisch: Inverses 1 z = z∗ |z|2 (5.22) , Multiplikation mit i = Drehung um π2 63 5 Funktionen Konsequenz: z n = rn (cos ϕ + i sin ϕ)n = rn (cos nϕ + i sin nϕ) Moivre schnelle Methode, sin nϕ & cos nϕ zu berechnen, z.B. r = 1 , cos nϕ = Re (z n ) = Re ((cos ϕ + i sin ϕ)n ) n-te Wurzel: √ n z = w ⇔ z = wn z = r(cos ϕ + i sin ϕ) , w = ρ(cos θ + i sin θ) y r(cos ϕ + i sin ϕ) = ρn (cos nθ + i sin nθ) y √ ϕ k ρn = r , nθ = ϕ y ρ = n r , θ = + 2π · mit k = 0, 1, . . . , n − 1 n n Exponentialfunktion: ∞ X 1 n e = z für z ∈ C existiert, wähle z = ix imaginär n! n=0 z 1 1 1 (ix)2 + (ix)3 + (ix)4 + . . . 2! 3! 4! 1 4 1 1 2 = (1 − x + x ± . . .) + i(x − x3 ± . . .) 2! 4! 3! = cos x + i sin x eix = 1 + ix + (Euler) (5.23) ( cos x = 21 (eix + e−ix ) = ch(ix) sin x = 12 (eix − e−ix ) = 1i sh(ix) (5.24) y z = r · eiϕ ye 64 iπ ±i π 2 = −1 , e = ±i (5.25) 6 Integrale 6.1 Gewöhnliche Integrale ein Ziel: Berechnung von Flächen unter Graphen von Funktionen Fläche Fab =: b Z dxf (x) a Z Beziehung zu → stilisiertes X dx → Dierential f (x) → Integrand P : Z b dxf (x) = lim N −1 X ε→0 a ε · f (a + nε) n=0 Nε = b − a Eigenschaften: Z a b Z dxf := − b Z a Z dxf dxf = 0 y a a b dx konst. = konst. · (b − a) Z a f (−x) = −f y dxf (x) = 0 a −a Z b b Z dx (αf + βg) = α a Z b a Z c Z dx f = b b a Z dx g a (6.1) c dx f b+c dx f (x − c) a+c b b λ Z dx f (λx) dx f (x) = λ a b a dx f (x) = Z dx f + β a dx f + Z Z a λ 65 6 Integrale Rb betrachte Hauptsatz: Z a dx f (x) als Funktion von b: b wackele an oberer Grenze: dx f (x) =: I(b, a) a Z b! b+ε Z − I(b + ε, a) − I(b, a) = b+ε dx f (x) = a dx f (x) = ε · f (b) + O(ε2 ) b a b Z y Z ∂b I(b, a) = ∂b dx f (x) = f (b) a Def.: eine Stammfunktion F zu einer Funktion f erfüllt F 0 = f Anti-Ableitung, nur bis auf Konstante C festgelegt ) y I(b, a) = F (b) + C I(b, a) = F (b) − F (a) für b = a : I(a, a) = 0 = F (a) + C Fazit: Z b Z b dx f (x) = a dx a dF (x) = dx Z F (b) F (a) b dF = F = F (b) − F (a) a Integrieren ist eine Kunst. Aber es gibt Tricks! z.B. Symmetrieargumente: Z π dx −π Lösungsstrategie: sin x = 0 weil f (−x) = −f (x) 1 + x2 f skizzieren, umformen, Ansätze versuchen f = ∂x (. . .) Bsp.: Z π/4 sym Z π/4 dx tan x = −π/6 Z π/6 raten π/4 dx tan x = dx π/6 Z π/4 = − π/6 (6.2) π/4 dx ∂x ln cos x = − ln cos x|π/6 1√ 1√ = − ln( 2) + ln( 3) 2 √2 3 = ln √ 2 1 3 = ln 2 2 66 sin x cos x (6.2) 6.1 Gewöhnliche Integrale Uneigentliche Integrale → Flächen, die sich ins Unendliche erstrecken: solche Integrale müssen nicht existieren (F = ∞). deniert als Grenzwerte ∞ Z Z dx f (x) := lim b→∞ a Beispiele: dx e −λx 0 Z Z dx f (x), a b Z b dx f (x) dx f (x) := lim a→0+ 0 a λ>0 ∞ Z b 1 dx x 0 Z b −1 −λx −1 −λx −1 −λb −1 = lim dx ∂x e = lim e = lim e − b→∞ 0 b→∞ b→∞ λ λ λ λ 0 Z ∞ ∞ 1 1 1 oder = dx ∂x − e−λx = − e−λx = ... = λ λ λ 0 0 Z −λ λ6=1 = b 1 x−λ+1 1−λ 1 0 1 = 1 − (+0)1−λ = 1−λ ( falls λ < 1 ∞ falls λ > 1 1 1−λ 1 dx {ln(1 + ex ) − x} < ∞? untersuche Integrand für x → ∞ 0 {. . .} = ln(ex + 1) − x = ln ex (1 + e−x ) − x = |{z} ln ex + ln(1 + e−x ) − x x 1 1 = ln(1 + e−x ) = e−x − (e−x )2 + (e−x )3 ∓ . . . −−−−→ 0 x→∞ 2 3 Z y existiert 67 6 Integrale 6.2 Beispiele a) Mittelung Grenzwert des arithmetischen Mittels auf kontinuierlichen Mengen P Z b 1 X 1 n fn · dx f = lim dx f (x) fn = lim = N →∞ N N →∞ N · dx b−a a n !2 Z b Z b 1 1 2 2 2 dx f (x) 6= f = dx f (x) f = b−a a (b − a)2 a f +g =f +g , αf = α · f , (6.3) 1=1 Schwankung: q 4f := (f − f )2 Bsp.: harmonischer Oszillator 1 T Z 1 T Z 1 T = T Z x= V = q q 2 2 2 = f − 2f · f + f = f 2 − f x(t) = A cos ωt , T dt A cos ωt = 0 , (4x)2 = x2 = 0 T 1 T T = Z (6.4) 2π ω T dt A2 cos2 ωt = 0 1 2 A 2 κ κ κ 2 x = x 2 = A2 2 2 4 Z T 1 m 1 κ m m dt ẋ2 = dt (Aω sin ωt)2 = A2 ω 2 · = A2 wegen mω 2 = κ 2 T 0 2 2 2 4 dt 0 0 T b) Lineare Massenverteilung mi y y N →∞ σ(x)dx Masse zwischen x und x + dx Z L N X M= mi −−−−→ M = dx σ(x) Gesamtmasse N →∞ i=1 Z y x ∈ [0, L] Massendichte i = 1, . . . , N −−−−→ σ(x) , m(x) = 0 x dy σ(y) Masse von 0 bis x 0 wichtig sind Momente der Massendichte Beispiele: Schwerpunkt Rs = 68 Z L 1 1 X ma xa −−−−→ Rs = x = dx σ(x) · x N →∞ M a M 0 (6.5) 6.2 Beispiele Trägheitsmoment um x = 0: I= X ma x2a −−−−→ I = M · x2 = N →∞ a L Z dx σ(x) · x2 (6.6) 0 c) Überlagerung zwei Kraftfelder F~(1) &F~(2) y Summe F~ = F~(1) + F~(2) ~ V(i) (~r) i = 1, 2 seien konservativ F~(i) (~r) = −O y F~ = −OV mit V = V(1) + V(2) Bsp.: Gravitationspotenzial einer linearen Massenverteilung eine Masse (M0 , ~r0 ) : V (~r) = − viele Massen (Ma , ~ra ) : kontinuierliche Massenverteilung Z V (~r) = −γm L Z . = N X γmMa |~ r − ~ra | a=1 (σ(x) entlang x ∈ [0, L]), σ(x0 ) |~r − ~r(x0 )| dx0 0 ~ r =(x,y,z) V (~r) = − γmM0 |~r − ~r0 | −γm 0 L 0 σ(x0 ) (6.7) dx p (x − x0 )2 + y 2 + z 2 69 6 Integrale 6.3 Integrationsmethoden a) Partialbruch-Zerlegung 1 A B , mit A, B = Polynome = + 2 x(1 + x ) x 1 + x2 Beispiel: nde A, B : 1 = A(1 + x2 ) + Bx = A + x · (B + Ax) 1 1 x y A = 1, B = −x , d.h. = − x(1 + x2 ) x 1 + x2 Z Z Z 1 dx x dx dx = ln x − ln(1 + x2 ) = − x(1 + x2 ) x 1 + x2 2 b) Partielle Integration nutze Produktregel f =u·v y f 0 = u0 · v + u · v 0 Z b Z 0 b y dx (uv) = [uv]a = a dx u0 v = [uv]ba − y a Z b Z 0 dx uv 0 dx u v + a b Z b a b dx uv 0 a Beispiele: Z y Z y (6.8) dx 1 · ln x = dx ln x = 0 [x ln x]y0 − 0 c) Substitution 0 1 = y ln y − y x (6.8) x→t b I= Substitution: dx f (x) x = x(t) a dx = Z t(b) I= Z x = a ↔ t = t(a) dx dt dt ẋ(t) g(t) t(a) und Vorsicht, wenn x(t) nicht monoton! dt = dt ẋ(t) t(b) dt ẋ(t)f (x(t)) =: t(a) 70 dx x · = Wechsel der Integrationsvariablen Z Grenzen: y Z x = b ↔ t = t(b) (6.9) 6.3 Integrationsmethoden Beispiel: Kreisäche Z R p dx R2 − x2 F = 4 0 x = R sin ϕ Z q π/2 dx = R cos ϕ dϕ = 4 Sub: dϕ R cos ϕ R2 − R2 sin2 ϕ 0 [0, R] ↔ [0, π/2] Z π/2 q dϕ cos ϕ 1 − sin2 ϕ = 4R2 0 = 4R2 π/2 Z dϕ cos2 ϕ 0 = 4R2 · d) Dierenzieren nach Parameter Z ∞ Z dx xn e−x = Beispiel: 0 π 1 · = πR2 2 2 ∞ dx xn e−αx |α=1 0 1/α h n z Z ∞ }| { i −αx = (−∂α ) dx e α=1 0 1 = n! α−(n+1) |α=1 = n! = (−∂α )n α α=1 e) Parameter-Abhängigkeit . . . falls nur die Abhängigkeit von einem Parameter gesucht . . . Beispiel: T-Abhängikeit der Energie E eines Hohlraumstrahlers Z ∞ Z ∞ Z ∞ V ε3 V T4 dε T dx T 3 x3 dx xz ε=T x V E= 2 = = ∼ T4 ε/T 3 2 3 x 3 2 π 0 (~c) e + 1 π 0 (~c) e + 1 (~c) π 0 ex + 1 71 6 Integrale f) Reihenentwicklung des Integranden b Z b Z dx f (x) = a Beispiel: Z ∞ dx 0 dx a ∞ X ∞ X n cn x = n=0 Z cn b dx xn (falls konvergiert) a n=0 |e−x | ≤ 1 für x ≥ 0 Z ∞ ∞ X 1 geom. 3 −x = dx x e (−e−x )n 1 + e−x Reihe 0 0 n=0 Z ∞ Z ∞ ∞ ∞ X X y 1 x= /k (−1)k−1 4 dy y 3 e−y = dx x3 e−kx = (−1)k−1 n+1=k k (e) 0 k=1 k=1 |0 {z } x3 = x e +1 Z ∞ dx x3 e−x (d): 3! = 6 =6 ∞ X (−1)k−1 k=1 72 1 k4 Bronstein = 4 6· 7π 720 6.4 Kurven-, Flächen-, Volumenintegral 6.4 Kurven-, Flächen-, Volumenintegral Verallgemeinerung, die sich auf gewöhnliche Integrale reduzieren a) Vektor-Integrand Z b . dx f~(x) = a Z b b Z dx f1 (x), f2 (x), f3 (x) = Z b dx f1 (x), a a Z dx f2 (x), a ! b dx f3 (x) a b) Kurven- oder Weg-Integral Beiträge werden entlang einer Kurve aufgesammelt Kurve C , parametrisiert durch t ∈ [t1 , t2 ] : ~r(t) im Zeitraum [t, t + dt] ändert sich ~r um ~r(t + dt) − ~r(t) = ~r˙ (t)dt = d~r(t) Länge des Verschiebevektors d~r p ds := |d~r| = (dx)2 + (dy)2 + (dz)2 = v(t) dt v = |~r˙ | (6.10) (dx)2 6= dx2 = 2xdx ds ersetzt dx im Kurvenintegral entlang C von f (~r(t)) = g(t) Z Z t2 ds f (~r) := C (6.11) dt v(t) f (~r(t)) t1 Beispiele: • Länge von C : Z Z L= t2 ds = C dt v(t) mit v = |~r˙ | = p ~r˙ 2 t1 • Masse eines Drahtes: Z Z M= t2 dt v(t) σ(~r(t)) ds σ(~r) = C t1 • Gravitationspotenzial eines Drahtes: Z V (~r) = −γm ds C σ(~r0 ) = −γm |~r − ~r0 | Z t2 dt t1 |~r˙ 0 (t)| σ(~r0 (t)) |~r − ~r0 (t)| (6.12) 73 6 Integrale • Arbeit längs C : Z Z Z A= ds Fk (~r) = |d~r| ~t(~r) ·F~ (~r) = d~r · F~ (~r) C C | {z } C Z t2 Z t2 = dt v(t)Fk (~r(t)) = dt ~r˙ (t) · F~ (~r(t)) t1 t1 ~ = −∂t V (~r(t)) ~r˙ · F~ (~r) = −~r˙ · ∇V ~ : für konservatives F~ = −∇V Z t2 A= y (6.13) dt (−∂t V (~r(t))) = V (~r(t1 )) − V (~r(t2 )) = V (1) − V (2) (6.14) t1 c) Ebenes Flächenintegral sammele Integranden f (x, y) auf einem Gebiet (x, y) ∈ F ⊆ R2 R y (x) erst y12(x) dy f (x, y) = F (x) für jedes feste x Rx dann x12 dx F (x) = I , d.h. Z d2 rf (x, y) := I= x2 Z y2 (x) Z dx F dy f (x, y) x1 (6.15) y1 (x) Beispiele: • Flächeninhalt einer Kreisscheibe Z Z 2 F = d r1= Z dx −R F √ +R R2 −x2 V =8 2 d r p p R2 − ~r2 = 8 F √= sub: y= R2 −x2 cos ϕ 8 −R p π dx 2 R2 − x2 = 2· R2 s.o. 2 R 2 − x2 − y 2 = z Z √ R Z dx R R2 −x2 dy p R 2 − x2 − y 2 0 Z dx 0 +R dy 1 = 0 Z 74 Z √ − R2 −x2 • Volumen einer Kugel f (x, y) = Z f (x, y) = 1 0 π/2 p 4π 3 dϕ cos2 ϕ R2 − x2 = R 3 √ 6.4 Kurven-, Flächen-, Volumenintegral • Oberächenintegral Beiträge zu einem 2-dim. Integral können entlang einer beliebigen Fläche im R3 aufgesammelt werden. Oberäche S , parametrisiert als ~r(t, s) ∈ R3 Koordinaten (t, s) ∈ F ⊆ R2 zum Bereich [t, t + dt] × [s, s + ds] gehört innitesimale Fläche df, gegeben durch die Länge des Normalenvektors d~f h i h i d~f = ~r(t + dt, s) − ~r(t, s) × ~r(t, s + ds) − ~r(t, s) = ∂t~r(t, s) × ∂s~r(t, s) dt ds =: ~n df also: df = |d~f| = |∂t~r × ∂s~r|dt ds , Z df f(~r) := Z S ~n = ∂t~r × ∂s~r |∂t~r × ∂s~r| dt ds |~r˙ × ~r0 |(t, s) f (~r(t, s)) (6.16) (6.16') (6.17) F Beispiel: Masse eines Hutes S parametrisiert durch Projektion in xy-Ebene: (t, s) = (x, y) x . ~r(x, y) = y , h(x, y) Z (x, y) = F Massendichte: σ(x, y) Z d2 r |~r˙ × ~r0 | σ(x, y) 1 Z x2 Z y2 (x) 0 = dx dy 0 × 1 σ(x, y) x1 y1 (x) ∂x h ∂y h Z x2 Z y2 (x) q = dx dy 1 + (∂x h)2 + (∂y h)2 σ(x, y) M= df σ(~r) = S x1 F y1 (x) Vorzeichenwahl von d~f ist Konvention: H falls ohne Rand, zeige d~f nach auÿen. Notation: S . . . Orientierung: 75 6 Integrale Beispiel: Strom I durch eine Fläche S vektorielle Stromdichte ~j(~r) nur die zur Fläche senkrechte Komponente ~jn = (~j · ~n) · ~n (~n = Normaleneinheitsvektor) trägt zu I bei: Z Z Z I= df jn (~r) = df ~n(~r) ·~j(~r) = d~f · ~j(~r) S S | {z } S Z = dt ds (~r˙ × ~r0 ) · ~j(~r) (6.18) ~ r =~ r (t,s) F Fluÿ von ~j durch S • Volumen-Integral Z I= Z x2 d r f (~r) = V 76 3 Z y2 (x) dx x1 Z z2 (x,y) dy y1 (x) dz f (x, y, z) z1 (x,y) (6.19) 6.5 Krummlinige Koordinaten 6.5 Krummlinige Koordinaten zunächst im achen Raum, zweidimensional Beispiel: Polarkoordinaten x = r cos ϕ ) y = r sin ϕ ( ⇔ (x, y) 7−→ (r, ϕ) p r = x2 + y 2 ϕ = arctan y/x . ~r(r, ϕ) = r cos ϕ x = r sin ϕ y (6.20) neue Basisvektoren: c s −s . ∂ϕ~r = r c . ∂r ~r = . = ~er br y br = 1 . = ~eϕ bϕ y bϕ = r crϕ := ~er · ~eϕ = 0 Vorsicht: ~r = ~ex x + ~ey y 6= ~er r + ~eϕ ϕ wichtig: ~er , ~eϕ sind ortsabhängig, nicht deniert bei ~r = 0 statt ~r studiere besser Änderungen d~r, ~r˙ etc. d~r = ∂x~r · dx + ∂y ~r · dy = ~ex dx + ~ey dy ← ~r(x, y) = ∂r ~r · dr + ∂ϕ~r · dϕ = ~er dr + ~eϕ rdϕ ← ~r(r, ϕ) oder . d~r = dx c dr − rs dϕ c −rs dr dr = = =J· dy s dr + rc dϕ s rc dϕ dϕ (6.21) J = Funktional- oder Jacobi-Matrix teile durch dt bei Kurven: . ~r˙ = ~er ṙ + ~eϕ rϕ̇ = ẋ c −rs ṙ = ẏ s rc ϕ̇ (6.21') v 2 (t) = ~r˙ 2 = ṙ2 + r2 ϕ̇2 Linienelement: (ds)2 = d~r · d~r = (dr)2 + r2 (dϕ)2 = ~r˙ · ~r˙ (dt)2 = (ṙ2 + r2 ϕ̇2 )(dt)2 (6.22) Flächenelement: df = dx dy | {z } = r dr dϕ (6.23) Vorsicht: kein übliches Produkt! 77 6 Integrale Anwendungen: • Kugelvolumen: Z π 2 V =8 R Z dϕ 0 0 Z p Höhe π R 1 4π 3 3 2 2 dr r R − r = 8 · dr (− )∂r (R2 − r2 ) /2 = R 2 0 3 3 • Gauÿ-Integral: Z 2π Z ∞ 2 r 2 2 r→r·a dϕ dr re−r d2 r e− /a = a2 0 0 R2 Z ∞ 2 1 = a2 · 2π dr (− )∂r e−r = πa2 2 0 Z I2 = y Trick: I2 = Z +∞ Z +∞ dy e dx −∞ 2 −∞ Z 2 y −x −a 2 a2 +∞ 2 dx e = −x a2 (6.24) 2 y I1 = √ π·a −∞ allgemeine Situation: krummlinige Koordinaten im R2 , (x, y) 7−→ (u, v) x(u, v) . x . ~r = = [nicht ~r = (u, v) schreiben!] y y(u, v) • Basisvektoren: ∂u~r = ~eu bu , ∂v ~r = ~ev bv d.h. bu (u, v) = |∂u~r| , ( ~e2u = ~e2v = 1 so dass ~eu · ~ev = cuv (6.25) bv (u, v) = |∂v ~r| • Dierenzial: d~r = ∂u~rdu + ∂v ~rdv = ~eu bu du + ~ev bv dv dx ∂u x du + ∂v x dv ∂u x ∂v x du du = = =: J · dy ∂u y du + ∂v y dv ∂u y ∂v y dv dv ẋ u̇ oder auch =J· , sowie → (dx, dy) = (du, dv) · J T ẏ v̇ (6.26) • Linienelement: (dx, dy) dx (du, dv) > du = J J dy dv (du, dv) ∂u~r · ∂u~r ∂u~r · ∂v ~r du = (∂u~r du + ∂v ~r dv)2 = ∂v ~r · ∂u~r ∂v ~r · ∂v ~r dv (du, dv) du = G dv (ds)2 = d~r · d~r = 78 (6.27) 6.5 Krummlinige Koordinaten induzierte Metrik G= = ∂u~r · ∂v ~r b2u = ∂v ~r · ∂v ~r bv bu cuv ∂u y ∂u x ∂v x = J >J ∂v y ∂u y ∂v y ∂u~r · ∂u~r ∂v ~r · ∂u~r ∂u x ∂v x also: bu bv cuv b2v = guu gvu guv gvv (ds)2 = guu (du)2 + 2guv du dv + gvv (dv)2 = gij dui duj mit i, j ∈ {u, v} = {u1 , u2 } und Kurven in ds = gij = ∂i~r · ∂j ~r (6.27') (6.27) R2 : ~r(t) y (x(t), y(t)) y (u(t), v(t)) y dui = u̇i dt p p (u̇, v̇) u̇ gij dui duj = gij u̇i u̇j dt = v(t) dt mit v 2 = G v̇ (6.28) wichtige Kurvenintegrale: Bogenlänge 2 Z Z t2 dt p gij u̇i u̇j (6.29) t1 t1 1 t2 dt v = ds = s(1, 2) = Z Wirkung 2 Z Z p~ · d~r = w(1, 2) = 1 2 m~r˙ · d~r = m 1 Z t2 dt ~r˙ 2 = m t1 Z t2 dt gij u̇i u̇j (6.30) t1 Flächenelement: x(u, v) . y(u, v) wie Oberäche ∈ R3 , nur mit z = 0 mit (u, v) statt (t, s) lese ~r(u, v) = z(u, v) = 0 p df = |∂u~r × ∂v ~r| du dv = (∂u~r × ∂v ~r)2 du dv p = (∂u~r)2 (∂v ~r)2 − (∂u~r · ∂v ~r)2 du dv s √ ∂ ~r · ∂u~r ∂u~r · ∂v ~r (6.31) = det u du dv = det G du dv ∂v ~r · ∂u~r ∂v ~r · ∂v ~r √ √ = det J > J du dv = det J > · det J du dv = |det J| du dv das heiÿt: Jacobi-Determinante ∂(x, y) dx dy = det du dv ∂(u, v) mit ∂(x, y) ≡J ∂(u, v) Substitutionregel: Z Z ∂(x, y) dx dy f (x, y) = du dv det f (x(u, v), y(u, v)) ∂(u, v) F (6.32) F 79 6 Integrale Beispiel Polarkoordinaten: (x, y) 7−→ (r, ϕ) √ 1 0 G= y | det J| = det G = r 2 0 r y Verkettung: dx dy = r · dr dϕ (x, y) 7−→ (u, v) 7−→ (t, s) −1 ∂(u, v) ∂(x, y) = inverse Jacobi-Matrix ∂(x, y) ∂(u, v) ∂(u, v) ∂(x, y) · det dt ds dx dy = det ∂(u, y) ∂(t, s) ∂(x, y) ∂(u, v) = det dt ds · ∂(u, y) ∂(t, s) ∂ x ∂v x ∂t u ∂s u = det u dt ds ∂u y ∂v y ∂t v ∂s v ∂u x ∂t u + ∂v x ∂t v ∂u x ∂s u + ∂v x ∂s v dt ds = det ∂u y ∂t u + ∂v y ∂t v ∂u y ∂s u + ∂v y ∂s v √ ∂(x, y) ∂ x ∂s x dt ds dt ds = det = det t ∂t y ∂s y ∂(t, s) Erweiterung auf 3 Dimensionen (x, y, z) 7−→ (u, v, w) ~r(u, v, w) alles analog zu 2 Dimensionen: J , G sind 3 × 3 Matrizen Linienelement entsprechend Volumenelement ∂(x, y, z) dV = dx dy dz = det du dv dw ∂(u, v, w) = |(∂u~r × ∂v ~r) · ∂w ~r| du dv dw Oberächenelement: Einbettung einer Fläche S ⊂ R3 x(u, v) . R3 3 ~r = y(u, v) hatten wir schon: ~r(t, s) , @ J z(u.v) √ df = |∂u~r × ∂v ~r| du dv = det G du dv mit gij = ∂i~r · ∂j ~r Beispiel: Kugelkoordinaten (x, y, z) = ( r , ϑ , ϕ ) [0,∞] [0,π] [0,2π] x r sin ϑ cos ϕ y = r sin ϑ sin ϕ = r z r cos ϑ 80 (6.33) 6.5 Krummlinige Koordinaten Sc ∂r ~r = Ss , C Cc ∂θ ~r = r Cs , −S br = 1 .. . ∂ϑ r ∂ϕ r .. .. . . .. . J = ∂r r .. . −Ss ∂ϕ~r = r Sc 0 alle orthogonal bu = r .. . −→ bϕ = r sin ϑ 1 0 > J J = G = 0 r2 0 0 (ds)2 = (dr)2 + r2 (dϑ)2 + r2 sin2 ϑ(dϕ)2 ~r˙ = ṙ2 + r2 ϑ̇2 + r2 sin2 ϑ ϕ̇2 √ |det J| = det G = r2 sin ϑ 0 0 2 2 r sin ϑ (6.34) (6.35) dV = r2 sin ϑ dr dϑ dϕ = −r2 dr d(cos ϑ) dϕ =: r2 dr dΩ Anwendungen • Kugeloberäche Z AR = S2 r = R = konst. (ϑ,ϕ) dV 2 = R sin ϑ dϑ dϕ F : [0, π] × [0, 2π] df = dr r=R Z Z π Z 2π df = R2 sin ϑ dϑ dϕ = R2 dϑ sin ϑ dϕ = R2 · 2 · 2π F 0 √ 0 • Kugelvolumen r ∈ [0, R] sowie (ϑ, ϕ) ∈ S 2 Z Z R Z π Z 2π 1 4π 3 R VR = dV = dr r2 dϑ sin ϑ dϕ = 4π r3 |R 0 = 3 3 B3 0 {z 0 } |0 √ 4π Parametrisierte Oberäche - gekrümmt oder ach? gegebene Koordinaten (u, v) und Metrik gij (u, v) −→ Vermessung Antwort (Gauÿ): berechne Krümmung K(u, v). Für orthogonale Koordinaten (g12 = 0): 1 1 1 2 2 −∂2 g11 − ∂1 g22 + [∂1 g11 ∂1 g22 + ∂2 g11 ∂2 g11 ] + [∂2 g22 ∂2 g11 + ∂1 g22 ∂1 g22 ] K= 2g11 g22 2g11 2g22 (6.34) falls die Fläche eingebettet ist: ~r(u, v) ∈ R3 ∂u~r × ∂v ~r y gij = ∂i~r · ∂j ~r , ~n = , hij = ~n · ∂ij ~r |∂u~r × ∂v ~r| (6.35) det H dann ist K = det G 81 6 Integrale Beispiel Rotationsächen 1 Polarkoordinaten (ρ, φ) mit Metrik G = 0 Gauÿ-Formel ergibt K= 0 f (ρ)2 −f 00 f Vermessung: (ds)2 = (dρ)2 + f (ρ)2 (dφ)2 • Speiche: Z dφ = 0 0 • Kreis: r Z ds|Speiche = 2π Z Z ds|Kreis(r) = dρ = 0 0 2π 0 r dρ = r 0 dφf (ρ) = 2π · f (r) ρ=r Einbettung f (ρ) cos φ ~r(ρ, φ) = f (ρ) sin φ h(ρ) y G= 02 f + h02 0 möchte gρρ = 1 −h0 c ~n = −h0 s f0 02 h +f y 02 Konkreter Fall: Z =1 y H= y K= y 0 f h0 dρ0 = p 1 − f 02 00 −f /h0 0 det H −f 00 f f 00 = = − det G f2 f Pseudosphäre K = − R12 < 0 konst. f (ρ) = Re− /R Z ρ p ρ h(ρ) = dρ0 1 − e−2 R 0 √ p 1 1+ ρ √ √ mit ≡ 1 − e−2 R = ln √ − 2 1− ρ Graph der Rotationsäche: plotte p h 2über f √ h(f ) wie h(ρ) , bloÿ mit ≡ 1 − f /R2 Fläche heiÿt Traktrix (→ hyperbolische Geometrie) 82 ρ h(ρ) = f 0 h00 − f 00 h0 0 0 f2 0 f h0 6.6 Delta-Funktion 6.6 Delta-Funktion Beschreibung von Massen- oder Ladungsdichten von Objekten, die nicht dreidimensional sind. Bsp: Gravitationspotenzial eines Massepunktes M bei ~r0 Z V (~r) = −γm d3 r0 R3 = −γm ρ(~r0 ) |~r − ~r0 | M |~r − ~r00 | wie muÿ ρ(~r0 ) beschaen sein, damit das stimmt? notwendig: ρ(~r0 ) = 0 für ~r0 6= ~r0 konzentriert Z d3 r0 ρ(~r0 ) = M Gesamtmasse vereinfache Diskussion auf eine Dimension ( ρ(x) = 0 ∀ x 6= x0 R +∞ gesucht ist Funktion ρ(x) mit dx ρ(x) = 1 −∞ @ solche Funktion, aber näherungsweise ρε (x) =: δε (x − x0 ) Grenzwert ε → 0 existiert nicht als Funktion, aber verallgemeinerte Funktion, sog. Distribution δ0 (x − x0 ) =: δ(x − x0 ) [erfunden von Dirac (Physik), präzisiert von Schwarz (Ma.) ] wird eigentlich nur unter dem Integral gebraucht Denition: Z +∞ dx δ(x − x0 ) f (x) = f (x0 ) (6.36) −∞ für alle vernünftigen Funktionen f (Testfunktionen): δ erschlägt ein Integral 83 6 Integrale verschiedene Darstellungen von ( δε (x) = 1/2ε 0 δε : x ∈ [−ε, ε] sonst Kastenfunktion (6.37a) 1 x2 2 δε (x) = √ e− /ε ε π δε (x) = δε (x) = Gauÿfunktion (6.37b) 1 1 x 1 sin x/ε = sin = x πx ε επ /ε 2π Z +1/ε (6.37c) dk cos kx −1/ε 1 1 ε 1 1 = = π x2 + ε2 επ 1 + (x/ε)2 2π Z +∞ dk eikx−ε|k| Lorentz-Kurve (6.37d) −∞ Konstruktionsprinzip: nehme irgendeine Funktion g(x), deren Integral existiert, mit g(0) 6= 0. 1 x δε = g εJ ε mit J = Z +∞ dx g(x) (6.38) −∞ Eigenschaften: Z +∞ (6.39a) dx δ(x − x0 ) = 1 −∞ a < x0 < b Z b f (x0 ) dx δ(x − x0 ) f (x) = 21 f (x0 ) x0 = a oder x0 = b a 0 sonst δ(−x) = δ(x) 1 δ(ax) = δ(x) |a| X δ(x − xn ) δ(h(x)) = mit h(xn ) = 0 , |h0 (xn )| n Z +∞ dx δ(x − a) δ(x − b) = δ(a − b) −∞ Z +∞ (6.39c) (6.39d) h0 (xn ) 6= 0 dx δ 0 (x − x0 ) f (x) = −f 0 (x0 ) −∞ x<0 0 0 1 θ (x) = δ(x) mit θ(x) = /2 x = 0 Heaviside- oder Stufenfunktion 1 x>0 x − iε 1 1 1 = 2 −−−→ P − iπ δ(x) = 2 ε→0 x + iε x +ε x x 84 (6.39b) (6.39e) (6.39f) (6.39g) (6.39h) (6.39i) 6.6 Delta-Funktion zu (6.41e): für eine Nullstelle x0 mit h0 (x0 ) > 0 wähle Intervall a < x0 < b, in dem y = h(x) umkehrbar Z +∞ Z b −∞ Z h(b) dy dx f (x) δ(h(x)) = dx f (x) δ(h(x)) = h(a) a f (x(y)) f (x0 ) δ(y) = y=0↔x=x0 h0 (x0 ) h0 (x(y)) Substitution: h(x) = y y h0 (x) dx = dy falls h0 (x0 ) < 0 gibt es ein Vorzeichen falls es mehrere Nullstellen gibt, ist über diese zu summieren zu (6.41f ): Z +∞ Z +∞ −∞ Z +∞ dx δ(x − a) f (x) = f (a) dx δ(x − a) δ(x − b) f (b) = db −∞ −∞ partielle Integration: Z Z Z p.i. dx f (x) δ 0 (x − x0 ) = lim dx f (x) ∂x δε (x − x0 ) = − lim dx ∂x f (x) δε (x − x0 ) zu (6.41g): ε→0 ε→0 Spezialfall: xδ 0 (x) = [xδ(x)]0 − x0 · δ(x) = −δ(x) f (x) = x : =0 von einer Dimension zurück nach drei Dimensionen in kartesischen Koordinaten δ(x) reduziert δ(x) δ(y) reduziert δ(x) δ(y) δ(z) reduziert Z Z d3 r −→ dy dz Z Z 3 d r −→ dz yz − Ebene Träger z − Achse Z d3 r auf Punkt ~r = 0 allgemeiner: δ(~r − r~0 ) für punktförmige Träger Eigenschaft: Z d3 r δ(~r − ~r0 ) f (~r) = f (~r0 ) (6.40) R3 85 √ 6 Integrale In krummlinigen Koordinaten Z dx dy dz f (x, y, z) δ(~r − r~0 ) f (~r0 ) = R3 [Wechsel(x, y, z) 7−→ (u, v, w) ~r0 : (u0 , v0 , w0 )] Z ∂(x, y, z) δ(~r − ~r0 ) = du dv dw f (x(u, v, w), y(u, v, w), z(u, v, w)) det {z } | ∂(u, v, w) Z = du dv dw g(u, v, w) δ(u − u0 ) δ(v − v0 ) δ(w − w0 ) = g(u0 , v0 , w0 ) | {z } y δ(~r − ~r0 ) = 86 δ(u − u0 ) δ(v − v0 ) δ(w − w0 ) ∂(x,y,z) det ∂(u,v,w) (6.41) 7 gewöhnliche Dierenzialgleichungen 7.1 Terminologie gewöhnliche Dgl. (ODE): allgemein: Gleichung für y(x) [x = eine Variable] F x, y(x), y 0 (x), y 00 (x), . . . , y (n) (x) = 0 (n-ter Ordnung) heiÿt linear, falls y (0) ≡ y y (k) (k = 0, . . . , n) nur linear in F allgemeine lineare ODE n-ter Ordnung explizit: y (n) (x) + fn−1 (x)y (n−1) (x) + . . . + f1 (x)y 0 (x) + f0 (x)y(x) = f (x) abgekürzt (mit fn ≡ 1): n X (7.1) fk (x) y (k) (x) = f (x) k=0 oder in Operator-Form: (Ln y) (x) = f (x) mit Ln = n X fk (x)∂xk k=0 ODE heiÿt regulär solange die fn (x) regulär sind, sonst singulär ( inhomogen falls f 6= 0 f (x) heiÿt Inhomogenität y (7.1) ist homogen falls f =0 Aussagen über lineare ODEs: • allg. Lösung von (7.1) ist eine n-parametrige Schar von Funktionen yc1 ,c2 ,...,cn (x) Parameter c1 ,c2 ,...,cn • k Lösungen y1 (x), y2 (x), . . . , yk (x) heiÿen linear unabhängig, wenn α1 y1 (x) + α2 y2 (x) + . . . + αk yk (x) ≡ 0 ⇒ αk = 0 ∀ k • homogene ODE Ln y = 0 hat genau n linear unabhängige Lösungen y1 (x), y2 (x), . . . , yn (x) 87 7 gewöhnliche Dierenzialgleichungen • Lösungen von Ln y = 0 bilden einen n-dimensionalen Vektorraum. Bew.: Ln ya = 0 & Ln yb = 0 y Ln (αya + βyb ) = 0 y Basis = {y1 , y2 , . . . , yn } geeignet gewählt, linear unabhängig • allg. Lösung der homogenen ODE ist yc1 ,c2 ,...,cn (x) = c1 y1 (x) + c2 y2 (x) + . . . + cn yn (x) (7.2) • allg. Lösung der inhomogenen ODE ist yc1 ,c2 ,...,cn (x) = y0 (x) + c1 y1 (x) + . . . + cn yn (x) wobei y0 (x) irgendeine spezielle Lösung ist: Ln y0 = f & Ln yn>0 = 0 → Lösungsmenge von Ln y = f ist kein Vektorraum für f 6= 0 → können zu y0 beliebige homogene Lösungen addieren → Dierenz zweier inhomogener Lösungen ist eine homogene Lösung 88 (7.3) 7.2 Zehn Fälle 7.2 Zehn Fälle 5 linear, danach 5 nichtlinear 1 Potenz-Ansatz x2 y 00 − 2xy 0 + 2y = 0 # Ableitungen = # x-Potenz Ansatz: y = xλ y L2 = x2 ∂x2 − 2x∂x + 2 dim L2 = 0 y [allgemeiner: Potenzreihen-Ansatz] ! eingesetzt: xλ {λ(λ − 1) − 2λ + 2} = 0 y 2 λ − 3λ + 2 = 0 allg. Lösung: y λ1 = 1 λ2 = 2 y ( x1 2 Basis-Lösungen x2 Test: Einsetzen y = c1 x + c2 x2 2 Variablen-Wechsel x2 y 00 − 2xy 0 + 2y = 0 aber auch x > 0 inspiriert Wechsel x = et weil x ∈ (0, ∞] ↔ t ∈ [−∞, +∞] y(x) = y(et ) =: u(t) = u(ln x) dt dx = et y = e−t dt dx dt ∂t = e−t ∂t , ∂x2 = e−t ∂t (e−t ∂t ) = e−2t ∂t2 − e−2t ∂t ∂x = dx y L2 = e2t · e−2t (∂t2 − ∂t ) − 2et · e−t ∂t + 2 = ∂t2 − 3∂t + 2 y ü − 3u̇ + 2u = 0 konstante Koezienten ! 3 Lösung −→ 89 7 gewöhnliche Dierenzialgleichungen 3 Exponential-Ansatz mẍ = −κx − Rẋ ohne Reibung (R = 0): setze κ =: mω02 R =: 2mγ ẍ = −ω02 x − 2γ ẋ einsetzen gibt : Lösungen : x∈R Schwingung mit ω02 = κ/m und Exponential-Ansatz : κ, R > 0 , ⇔ L2 x = 0 mit L2 = ∂t2 + 2γ∂t + ω02 x(t) = eλt λ2 + 2γλ + ω02 = 0 λ1,2 = −γ ± σ 2 Grundlösungen : ∗ p mit σ = γ 2 − ω02 x1 = eλ1 t , allg. Lösungen (homogen!) : x2 = eλ2 t c1 , c2 ∈ R ↔ AW x(t) = c1 eλ1 t + c2 eλ2 t = e−γt c1 eσt + c2 e−σt → Exp-Ansatz löst allg. lineare ODE mit konstanten Koezienten hier: unterscheide 3 Fälle (je nach Lsg. von ∗) (a) γ > ω0 y σ reell und < γ y λ1,2 reell und < 0 y abklingende Exponential-Funktion p (b) γ < ω0 y σ = i ω02 − γ 2 =: iω y λ∗1 = λ2 y x komplex? Euler y x(t) = e−γt c1 eiωt + c2 e−iωt = e−γt ([c1 + c2 ] cos ωt + i[c1 − c2 ] sin ωt) ! Realität von x y x∗ = x y c1 + c2 & i(c1 − c2 ) reell (c) γ = ω0 y σ = 0 y λ1 = λ2 = −γ y nur eine Grundlösung? nein! y x(t) = e−γt (c + d · t) etwas cleverer : suggeriert Ansatz : einsetzen : L2 = (∂t + γ)2 + (ω02 − γ 2 ) x(t) = e−γt · u(t) (∂t + γ)e−γt = 0 y (∂t + γ)x = e−γt u̇ y L2 x = e−γt ü + (ω02 − γ 2 )u = 0 y ü + (ω02 − γ 2 )u = 0 kein u̇ 3 Fälle : γ > ω0 90 y u ∼ e±σt ±iωt γ < ω0 y u∼e γ = ω0 y u=c+d·t (a) (b) (c) 7.2 Zehn Fälle 4 Funktionswechsel: y 0 (x) + P (x) y(x) = Q(x) allg. lin. ODE 1. Ordnung: L1 = ∂x + P (x) , f (x) = Q(x) • suche die eine Grundlösung der homogenen Gleichung: y1 Z x y0 y10 + P y1 = 0 y 1 = ∂x ln y1 = −P y ln y1 = − dx0 P (x0 ) y y1 x0 y1 (x) = e •fehlt : − Rx x0 dx0 P (x0 ) (7.4) eine spezielle Lösung der inhomogenen Gl. : y0 Trick : einsetzen : Funktionswechsel von y0 nach u: y0 (x) =: u(x) · y1 (x) u0 y1 + uy10 + P uy1 = Q , →0 aber y10 + P y1 = 0 ∗ ∗ y u0 = Q/y1 y u(x) = Z Rx x1 x dx0 y0 (x) = y1 (x) · x0 dx0 Q(x0 ) y1 (x0 ) Q(x0 ) y1 (x0 ) y inhomogene Lösung (7.5) Lösungsformel : y(x) = y0 + c1 y1 = e − Rx x1 dx0 P (x0 ) Z c1 + x x0 dx0 Q(x0 ) e + R x0 x1 dx00 P (x00 ) (7.6) allg. : Wahl neuer Funktionen ist vielseitig, bringt aber selten Vereinfachung z.B. y = 1/u y y 0 = −u /u2 y − 0 Benoulli-ODE ist nichtlinear P u0 + = Q y u0 − P u = −Qu2 u2 u 91 7 gewöhnliche Dierenzialgleichungen 5 Variation der Konstanten: y 00 (x) + a(x)y 0 (x) + b(x) y(x) = f (x) allg. lin. ODE 2. Ordnung : L2 = ∂x2 + a∂x + b homog. Gleichung hat 2 Grundlösungen: : @ allg. Lösungsmethode falls (!) eine Grundlösung y1 bekannt, dann gibt es Strategie : neue Funktion u über : also : 0 y = y10 u einsetzen : 00 + y1 u , y = y100 u 2y10 u0 + + y1 u00 y1 u00 + 2y10 u0 + y100 u + ay1 u0 + ay10 u + by1 u = f →0 wegen L2 y1 =0← + ay1 ) · u = f keine u-Terme mehr! 0 y 4 u0 =: v y v 0 + a + 2 1 · v = yf1 y zurück zu y1 =Q | {z } 00 y y1 u + deniere [c1 → u(x) Var. der Konst. ] y(x) =: u(x) · y1 (x) 0 (2y10 0 √ =P Bsp.: einsetzen ẍ + ω 2 x = f (t) erlaubt x1 (t) = eiωt → x = eiωt · u(t) −−−−−−→ (7.6) u̇=v ω 2 u) = f −−−→ v̇ + 2iωv = f e−iωt −−−→ v = . . . ω 2 u + eiωt (ü + 2iω u̇ − " !# Z Z 0 t 0 dt0 e−2iωt x(t) = eiωt c2 + 0 t 00 dt00 f (t00 ) e−iωt c1 + 0 Bemerkungen 1) für f ≡ 0 (homogen) und y1 bekannt: 2 R R y1 (x1 ) − x dx0 − x dx0 [a+2∂x0 ln y1 ] e x1 v = e x1 = y1 (x) a(x0 ) y y2 2) für Ln statt L2 und y1 bekannt: dieses Vefahren reduziert Ln → Ln−1 ... 92 ab jetzt nichtlinear ... (7.7) 7.2 Zehn Fälle ... ab jetzt nichtlinear ... 6 Trennung der Variablen: y 0 (x) = f (x) · g(y) dy dy = f (x)dx y = f (x) · g(y) y dx g(y) nurx lese ab nury 0 Ry dy y(x0 ) g(y 0 ) =: H(y) = Rx dx0 f (x0 ) mit F 0 (x) = f (x) =: H 0 (y) = 1/g(y) F (x) + C ←− Stammfunktion x0 = Lösungsformel: (7.8) (7.8') y(x) = H −1 (F (x) + C) 7 Reduktion der Ordnung: a) y 00 = f (y, y 0 ) Trick : x kommt nicht in f vor! betrachte y 0 als Funktion von y : y 0 =: p(y) y y 00 = einsetzen : p0 · p = f (y, p) dp dy = p0 · y 0 = p0 · p dy dx ODE 1. Ordnung für p(y) falls gelöst, komme zurück zu y(x) mit y 0 (x) = p(y): b) y 00 = f (x, y 0 ) 6 Fall √ y kommt nicht in f vor! Trick: nehme y 0 =: u als neue Funktion y u0 = f (x, u) ODE 1. Ordng. c) Ly = f mit L = L1 · L2 Trick: √ Produktstruktur ! L1 L2 y = L1 u = f mit L2 y =: u y 2 ODEs 1. Ordnung: löse erst für u, dann für y √ 93 7 gewöhnliche Dierenzialgleichungen 8 Umwandlung in ODE-System: ODE n-ter Ordnung −→ System von n ODEs 1. Ordnung y (n) = f (y (n−1) , ..., y 0 , y, x) deniere: y 0 =: u1 0 y = u1 0 y 00 =: u2 u = u 2 1 000 0 y =: u3 u2 = u3 ⇒ . .. . . . (n−1) 0 y =: un−1 u = u n−2 n−1 0 (n) un−1 = f (un−1 , . . . , u1 , y, x) y =: f (...) falls linear, d.h. f = an−1 (x) y (n−1) + . . . + a1 (x)y 0 + a0 (x)y + a(x), dann von Matrix-Form: y u1 Y = ... , un−2 un−1 Y0 =A·Y +F 0 0 A = ... 0 a1 mit 1 0 .. . 0 1 .. . ... ... .. . 0 a2 0 a3 ... ... 0 0 .. . , 1 an−1 0 0 0 F = . . . 0 a (7.9) 4 mit P (x) → A und Q(x) → F dies ist matrixwertige Verallgemeinerung von Illustration: n = 2 linear y allg. lineare ODE 2. Ordnung ẍ + a(t)ẋ + b(t)x = f (t) def.: ẋ =: v · x 0 1 x 0 = + ↔ Ẏ = A(t) · Y + F (t) v −b −a v f ∗ (7.10a) erst die homog. Gl., d.h. F = 0. Def.: Zeitentwicklungsmatrix U (t, t0 ) Y (t) = U (t, t0 ) · Y (t0 ) für AW Y (t0 ) = Y0 (7.10b) ∗ ODE y Ẏ = U̇ Y0 = A · U Y0 = AY y U̇ = A · U AW: U (t0 , t0 ) = 1 dann die inhomog. Gl., also F 6= 0. 94 (7.10c) 7.2 Zehn Fälle Ansatz: (Z statt Y0 , Variation der Konstanten) Y =U ·Z Y z}|{ ∗ ODE y Ẏ = U̇ Z + U Ż = A U Z + U Ż = AY + F y Z t U Ż = F y Ż = U −1 F y Z(t) = Y0 + dt0 U (t0 , t0 )−1 F (t0 ) t0 Gesamtlösung: Z t 0 0 −1 0 dt U (t , t0 ) F (t ) Y (t) = U (t, t0 ) Y (t0 ) + (7.10d) t0 Vorsicht: für n = 1 ist U (t, t0 ) = e Rt t0 dt0 A(t0 ) für n > 1 ist dies i.a. falsch, weil [A(t1 ), A(t2 )] 6= 0 Im Spezialfall konstanter Koezienten, d.h. A(t) = A = konst., ist Lösung möglich: 1 U (t, t0 ) = e(t−t0 )·A := 1 + (t − t0 )A + (t − t0 )2 A2 + . . . 2! ∞ X 1 (t − t0 )n An = n! n=0 (7.11) Bsp.: A= 1 1 0 0 y etA = +t 0 0 1 −1 cos t sin t = − sin t cos t 0 −1 t2 −1 1 + 0 2! 0 t3 0 0 + −1 3! 1 −1 + ... 0 Drehmatrix! inhomog. Lsg. in diesem Fall: Y (t) = e (t−t0 )A Z t 0 −(t0 −t0 )A 0 Y (t0 ) + dt e F (t ) (7.12) t0 9 Singuläre Lösung: (y 0 )2 = 4y für y≥0 0 √ √ √ T dV y y y 0 = ±2 y −−−→ √ = ∂x y = ±1 y y = ±(x + c) 2 y allg. Lsg. : yc (x) = (x − c)2 zusätzlich: y(x) ≡ 0 ( 0 und auch stückeln: y(x) = (x − c)2 x < c singulär x≥c 95 7 gewöhnliche Dierenzialgleichungen 10 Greensche Funktion: f : Ursache , Ln y(x) = f (x) elementare Ursache: y : Antwort f (x) = δ(x − a) jeder f kann zusammengesetzt werden f (x) = R da δ(x − a) f (a) Def.: (7.13) Ln G(x, a) = δ(x − a) Rekonstruktion von y zu f aus Kenntnis von G: R R da f (a) Ln G(x, a) = da f (a) δ(x − a) k Def. von δ Z kLn linear Ln | da f (a) G(x, a) = {z } also: Z y(x) = löst f (x) da G(x, a) f (a) Ln y = f formal: G = L−1 n Konstruktion von G ist möglich aus Lsgn. der homog. ODE ENDE 96 (7.14)