Wettbewerb KINDER ZUM OLYMP! 2006/ 2007 Laudationes für die Preisträger Sonderpreis der Jury „ Sprachlos?“ Ein Projekt zur Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund Anna Lindh Schule Berlin in Zusammenarbeit mit dem Institut für Theaterpädagogik der Universität der Künste, Berlin Die Grundschüler der Anna-Lindh-Schule in Berlin-Wedding, von denen 90 % nicht deutscher Herkunft sind, werden in diesem Projekt nicht nur durch Lesen und Schreiben, sondern auch durch professionelle Schauspielerinnen und Märchenerzählerinnen der Universität der Künste/ Berlin „ zur Sprache gebracht“. Sie lernen zuzuhören, eigene Bilderwelten zu entwickeln und schließlich selbst zu Märchenund Mythenerzählern zu werden. Mimik und Gestik unterstützen ihren Lernprozess. Sie entwickeln dabei Mut und Zuversicht, sich in der – ihnen noch fremden – Sprache auszudrücken und zu äußern. Die Jury: Der mit 5000 Euro dotierte Sonderpreis der Jury, der in diesem Jahr erstmals verliehen wird, geht an ein Projekt, das neben hoher künstlerischer Qualität, innovativer Konzeption und Übertragbarkeit zusätzlich den Schwerpunkt kultureller und sozialer Integration beinhaltet: Die gelungene Zusammenarbeit der Universität der Künste mit der Grundschule ist effizient und vorbildlich. Sonderpreis der Deutsche Bank Stiftung für die beste Orchesterkooperation Cool-School-Symphony Gotzkowsky-Grundschule Berlin in Zusammenarbeit mit dem Kammerorchester Unter den Linden, Berlin Drei Klassen der Gotzkowsky- Grundschule Berlin-Moabit bringen gemeinsam mit dem Kammerorchester Unter den Linden die Cool School Symphony von Andreas Peer Kähler auf die Bühne – nach dem fernen Vorbild von Leopold Mozarts Kindersinfonie: denn hier wie dort wirken ein professionelles Orchester und eine Kindergruppe ohne Notenkenntnisse als gleichberechtigte Partner bei einer Aufführung zusammen. Die Jury: Dieses Projekt überzeugt wegen der großen Intensität: Ein Orchesterwerk wurde eigens für dieses Projekt komponiert und derart konzipiert, dass auch Schüler ohne Notenkenntnisse integriert werden können. Die Schüler sind an komplexen musikalischen Abläufen beteiligt und treten in einen direkten Dialog mit dem Orchester. Das Werk eröffnet die Möglichkeit, sich den musikalischen Fähigkeiten verschiedener Schülergruppen anzupassen. 1 Preisträger der Sparte Bildende Kunst, Architektur, Kulturgeschichte Klasse 1-4 „Lichtschiff und Nudeldampfer – Kinder entdecken das Haus Schminke“ Grundschule Löbau-Ost in Zusammenarbeit mit dem Haus Schminke, der Architektin Claudia Muntschick und der Bauingenieurin Julia Baatz., Löbau, Sachsen 51 Schüler der 4. Klasse der Grundschule Löbau-Ost trugen durch ihr Projekt dazu bei, das nach einem Entwurf von Hans Scharoun erbaute Haus Schminke, das in den letzten Jahren aus dem Interesse der Öffentlichkeit zu verschwinden drohte, wieder zu einem Ort für Kinder zu machen – gemäß dem Wusch der letzten Eigentümerin. Die Jury: Das von dem verantwortlichen Lehrer Thorsten Kyau gemeinsam mit den Kooperationspartnern erarbeitete Konzept erwies sich als vorzügliche Methode, der Schulklasse Grundprinzipien des Hauses und damit des Neuen Bauens altersgemäß so zu vermitteln, dass die Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzt wurden, ihrerseits eine Power-Point-Präsentation zur Geschichte des Hauses vorzuführen und einzelne Stationen für Kinderführungen zu erarbeiten. Die Jury beeindruckte insbesondere die professionelle Vorbereitung, die Nachhaltigkeit und gute Übertragbarkeit des Projektes. Klasse 5-9 : zwei Preise (1) „Die Odyssee“ Tullaschule Karlsruhe in Zusammenarbeit mit der Jugendkunstschule Karlsruhe 60 Schülerinnen und Schüler der Klassen 6-8 der Tullaschule in Karlsruhe - mit kulturellen Wurzeln in ganz unterschiedlichen Ländern - setzten in diesem multimedialen Projekt das Thema „Odyssee“ für sich um. Höchst verschiedene Begabungen und Kräfte waren gefordert: das Einstudieren von Texten ebenso wie die Erfindung von Bühnenbild und Kostümen. Die Jury: Die von den Schülern gemeinsam erarbeitete szenische Aufführung der „Odyssee“ bot vielfältige Möglichkeit, die unterschiedlichen Biographien und Kulturen der Schüler in einen Dialog zu bringen. Besonders beeindruckt hat die Jury, dass in diesem Projekt die sich aus unterschiedlichen ethnischen Hintergründen ergebenden Spannungen im dramatischen Spiel der Odyssee unmittelbar thematisiert wurden; Integration war nicht nur Ziel, sondern Inhalt des Projektes. (2) „Die rostigen Gärten der Kokerei Hansa“ Gustav-Heinemann Gesamtschule, Dortmund in Zusammenarbeit mit der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, Dortmund Kultur vor der Haustür entdecken: 270 Schüler aus Dortmund setzten sich am Beispiel der Kokerei Hansa über Monate intensiv mit dem Thema Industriekultur auseinander. Material wurde gesammelt: Fotografien, Texte, Gegenstände. Dieser Bestandsaufnahme folgte die Konzeption einer Ausstellung, in die auch eigene Kunstwerke integriert wurden. Auf 2 Einladung der Stiftung Industriedenkmalpflege konnte diese Präsentation in der Kompressorenhalle der Kokerei verwirklicht werden. Die Jury: Wir waren insbesondere beeindruckt von der Sensibilität, mit der die Schüler das Schicksal dieses Industriedenkmals als Teil ihrer eigenen Geschichte und der ihrer Familien wahrnahmen. Klasse 10-13 „Berlin, du bist so wunderbar“ Königin Luise Stiftung, Berlin in Zusammenarbeit mit Berliner Künstlerinnen und Künstlern Die 13 Teilnehmer des Leistungskurses Kunst suchten sich unter namhaften zeitgenössischen Berliner Künstlerinnen und Künstlern „Paten“. In engem Dialog entstanden Kunstwerke, die bei aller Nähe zu den Gesprächspartnern die persönlichen künstlerischen Temperamente der Schüler deutlich machten; es entstanden gerade nicht Kopien nach Arbeiten der Paten, sondern eindrucksvolle, eigenständige Werke. Darüber hinaus organisierten die Schüler die Ausstellung der Arbeiten in der Jugendkunstschule Spandau, in der - wie auch in der professionell gemachten Dokumentation - sowohl die Bilder der Schüler als auch je eine Arbeit der „Paten“ präsentiert wurden.. Die Jury: Das Projekt überzeugt insbesondere durch das professionelle Vorgehen der Schüler. Die Jury war gleichermaßen von der durchgehend hohen Qualität wie von der Vielseitigkeit der künstlerischen Manifestationen beeindruckt. Altersübergreifend „Wenn Träume fliegen lernen – eine Reise nach Afrika“ Förderschule An Boerns Soll, Buchholz, Niedersachsen in Zusammenarbeit mit der Ateliergemeinschaft Die Schlumper, Hamburg 13 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 15 und 18 Jahren unternahmen eine virtuelle Reise nach Afrika und übertrugen die gewonnenen Eindrücke in eine Installation aus Zelt mit Fellen und Sand in der eigenen Turnhalle, die durch afrikanische Sinneseindrücke Geräusche, Filme, Handpuppe, Photos – noch intensiviert wurde. Es folgte eine intensive Phase eigener künstlerischer Tätigkeit: Skizzen, Collagen, Bildexperimente aus Sand… Gemeinsam mit „Den Schlumpern“ und Astrid Stöfhaas entstanden viele Bilder und Skulpturen, darunter auch illustrierte Geschichten. Die Jury: beeindruckte insbesondere die vielfach pfiffige Übernahme vorgefundener Formen, nicht zuletzt aber der unsentimentalen Optimismus im Umgang mit der Thematik. 3 Preisträger der Sparte Film und neue Medien Klasse 1-4 Ich & Ich Montessori Schule Greifswald/ Grundschule Weitenhagen in Zusammenarbeit mit dem NDR und dem Fotografen Frank Schöttke, Greifswald Was sind Medien, wie entstehen sie, welche Ergebnisse führen sie in der Kommunikation zwischen Menschen herbei? Schüler aus zwei Grundschulen begreifen sich selbst als Ursprung von Medienbotschaften. Sie entwickeln Ideen für die Gestaltung von audiovisuellen und digitalen Medien, sie vermitteln diese Ideen an die jeweils anderen – und lernen sich so gegenseitig kennen. Die Jury: Das Projekt ist ein hervorragendes Beispiel für die eigenaktive – und darauf liegt die Betonung - Auseinandersetzung mit allen denkbaren Medien. Bei diesem Projekt gelang es den begleitenden Lehrkräften und deren Kooperationspartnern einen Rahmen zur Entfaltung individueller Kreativität zu schaffen und gleichzeitig den Kindern die Chance zu geben aus eigenen Ideen Medienelemente zu erkennen und nach eigenen Vorstellungen selbst zu gestalten. Klasse 5-9 Carl der Postmann Max-Slevogt-Gymnasium, Landau Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit der Bildhauerin Susanne Egle und der Dramaturgin Anke Maxein Während fünf Monaten produzierte die Klasse 6b des Max-Slevogt-Gymnasiums einen eigenen Knetanimationsfilm und lernte so alle Bereiche einer Trickfilmproduktion kennen: Von der Entwicklung einer Idee und der Erarbeitung der Filmhandlung, über Kulissen- und Figurenbau, Animieren und Fotografieren der Einzelbildaufnahmen, Rohschnitt des Films, Schnitt und Nachvertonung mit Geräuschen bis zum Schreiben und Einsprechen der Dialoge. Die Jury: Was so leicht aussieht, war der Mühe wert! …Der Film zeigt den liebevollen Umgang mit Filmcharakteren und den Respekt vor Detailtreue. Die hohe künstlerische Leistung wird durch die Vermittlung von handwerklichem Grundwissen ermöglicht. Bestechend ist der Humor, der sich aus der Phantasie der Kinder in den Dialogen und den Handlungen widerspiegelt. Die unverstellte Sichtweise der „Filmmacher“ bewegte die Jury. Klasse 5-9 Von „Standby“ auf „Aktiv“ Eduard-Spranger Schule Reutlingen in Zusammenarbeit mit der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Baden-Württemberg Baden –Württemberg 4 "Von Standby auf Aktiv“ ist ein „anderes Bewerbungstraining" für Schüler/innen an Hauptund Realschulen. Zusammen mit fachkundigen Filmemachern, Medienpädagogen und Kommunikationstrainern haben Schüler der Eduard - Spranger Schule unter professionellen Bedingungen ihre eigenen Bewerbungsfilme erstellt. Die Jury: Das Projekt besticht durch die ethnische und kulturelle Integration verschiedener Nationen und Religionen durch die gemeinsame projektorientierte Zusammenarbeit. Durch die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern ist es gelungen die negative Sichtweise auf Hauptschüler zu revidieren. Die ästhetische Arbeit führte dazu, dass über eine stärkeorientierte Reflexion der eigenen Persönlichkeit Filmwerke produziert wurden, welche den Schülerinnen und Schüler dieser Schule reale Chancen auf einen Ausbildungsplatz geben werden. Klasse 10-13 Experimentalfilm „Neuland“ Albert- Schweitzer-Gymnasium Hürth/ NRW in Zusammenarbeit mit den Filmemachern Till Nachtmann und Stefan Silies Ein Oberstufenkurs hat sich intensiv mit der Gattung des Experimentalfilms auseinandergesetzt – zunächst durch Anschauen vorhandener Filme, dann aber vor allem durch die Umsetzung entstandener Ideen in eigene neue Filme. Die Jury: Das Projekt hilft wichtigen Aspekten der Filmkunst und Filmgeschichte zu begreifen und nachzuvollziehen. Das Experimentieren mit Filmszenen, das Trainieren der eigenen Wahrnehmung und das kreative Schaffen, hat auf eine lebendige Weise das Bewusstsein für eine Kunstform erweitert. Das Projekt unterstützt kreatives Denken, innovative Darstellung ohne Klischees. Das Projekt ist gut übertragbar und zeigt auf erfrischende Weise, dass das persönliche Einbringen seitens der Lehrerschaft immer eine besondere Qualität hervorbringt, und deshalb den Beteiligten Freude und Erfolg bringen kann. Preisträger der Sparte Literatur Klasse 1-4, Spartenübergeifend mit Literaturaspekt) Kulturstrolche Bodelschwinghschule, Grundschule Kinderhaus-West, Martinischule, Paul-Gerhardt-Schule Hiltrup, Münster in Zusammenarbeit mit der Stadt Münster/ Amt für Schule und Weiterbildung sowie städtischen Kultureinrichtungen: Geschichtsort Villa ten Hompel, Begegnungszentrum Meerwiese, Atelierhaus im Speicher II, Stadtarchiv, Stadtbücherei Städtische Bühnen/ Kinder- und Jugendtheater, Stadtmuseum Münster und Zwinger Volkshochschule/ Bürgerfunk und Westfälische Schule für Musik Ein spartenübergeifendes Projekt mit Literaturaspekt: Acht Münsteraner Grundschulklassen mit insgesamt 200 Schülern besuchten über drei Schuljahre hinweg von der 2. bis zur 4. Klasse neun Kultureinrichtungen der Stadt vom Museum über die Bücherei und das 5 Kindertheater bis zum Stadtarchiv, wobei diese Besuche im Unterricht in fantasievollen Projekten jeweils intensiv vor- und nachbereitet wurden. Die Jury: Besonders hat uns überzeugt, dass das Projekt einer großen Zahl von Kindern die Begegnung mit verschiedensten kulturellen Einrichtungen und damit mit Kultur in ihrer ganzen Breite und Unterschiedlichkeit ermöglicht und dass es dies gerade auch für solche Kinder leistet, die aufgrund ihres familiären Hintergrundes sonst nicht damit in Berührung kämen. Es kann es anderen Schulen in anderen Städten und Regionen zur Anregung dienen und lässt sich überall in Kooperation mit den jeweils dort existierenden kulturellen Einrichtungen ebenso realisieren. Klasse 10-13 Nibelungen - HIN UND WEG Georg-Büchner Gymnasium Kaarst/ NRW in Zusammenarbeit mit Harry Böseke, Autor, Ingrid Flohry, freischaffende Künstlerin, Marco Glashagen, selbständiger Innenarchitekt, Barbara und Bernhard Zimmermann, unabhängige Filmemacher und Frank Ahlert, selbständiger Grafiker und Verleger Über ein Jahr hinweg beschäftigte sich der Literaturkurs des 12. Jahrgangs intensiv und mit unterschiedlichsten Methoden mit dem Nibelungenstoff. Auf die Auseinandersetzung mit Nibelungentexten verschiedener Autoren folgten unterschiedliche produktive Verfahren der Annäherung. Die Jury: Die Schüler bekamen durch eigene Produktion einen Einblick in viele verschiedene Bereiche, wie z.B. Theater, Kulisse, Zeitung und Film. Sie arbeiteten selbständig und gut in Zusammenarbeit mit ihren Kooperationspartnern: einem Autor, Filmemachern, einem Architekten, einem Grafiker und einem Verleger. Die Vorbereitung und das Resultat stehen in realistischem Verhältnis zueinander, d.h. es gibt mehrere Teilergebnisse, die auf das Gesamtergebnis, die Aufführung, hinarbeiten. Altersübergreifend Klassen 1 – 6 „ Die Schule ist ein Zauberhaus – Geschichten fliegen ein und aus“ Grundschule am See, Senftenberg/ Brandenburg in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek Senftenberg, "Birkchen" e.V., der Europäischen Märchengesellschaft, Ute Fisch, Senftenberg, und dem Theater "Neue Bühne" Senftenberg Mit einem „gezielten Feuerwerk“ von Leseclub, Lesestraßen, Lesefesten, Lesenächten, einer Schreibwerkstatt und Vorlesewettbewerbe ist die Grundschule am See in Senftenberg innerhalb von zwei Jahren zu einer lesenden Schule geworden - und die Eltern sind mit „im Boot“. Die Jury: Die Schule stellte fest, dass nur 10% ihrer Schüler aktive Leser sind – und macht sich mit Leidenschaft phantasievoll und nach einem wohldurchdachten Plan ans Werk, ihre Schüler fürs Lesen zu gewinnen. Als Partner gewinnt sie die Stadtbücherei, den Kunstverein Birkchen, die „Neue Bühne“ Senftenberg sowie zwei ortsansässige Mitglieder der 6 Europäischen Märchengesellschaft. Mit vereinten Kräften machen sie die Schule zu einem Zauberhaus mit darin schwirrenden Geschichten. I Preisträger der Sparte Musik Klasse 1 – 4 Projekt MusiNet Volksschule Altenmünster/ Bayern in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Franz Kanefzky Eine ganze Schule hat sich für ein ganzes Jahr Musik zum Schwerpunkt in allen Fächern gegeben - und diesen Schwerpunkt durch intensive Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern innerhalb und außerhalb der Schule und auf mehreren Schienen umgesetzt. Die Jury: Sicher mag die künstlerische Qualität eine große Bandbreite erreicht haben, aber die Konsequenz, mit der Musik in allen nur denkbaren Kontexten behandelt wird, erscheint uns einmalig und vorbildlich. Dazu kommt eine Vielzahl von externen Kooperationen bis hin zum Stadttheater und auch der wichtige Bereich Lehrerfortbildung (nicht nur für Musiklehrer!) ist berücksichtigt. Klasse 5-9 KLANGSPUREN Hochrhein Gymnasium Waldshut in Zusammenarbeit mit der Musikhochschule Freiburg und dem Landratsamt, dem Schulamt und der Stadt Waldshut-Tiengen/ Baden –Württemberg Ein Musik- und Medienprojekt gleichermaßen: Schüler sammeln Klänge in ihrem Umfeld, bearbeiten diese in Zusammenarbeit mit dem Tonstudio der Musikhochschule Freiburg und setzen diese „Klangspuren“ sozusagen als Klangskulptur in der diesjährigen Schulkunstausstellung (Baden-Württemberg!) ein. Die Jury: An dem Projekt überzeugt insbesondere der hohe ästhetische Anspruch, mit dem die Schüler nicht nur Klänge in Ihrer Lebenswelt erforschen und dokumentieren, sondern ein eigenes Gesamtkunstwerk erschaffen. Die akustische Wahrnehmung wird sensibilisiert, aber das Projekt bleibt nicht bei der simplen Wiedergabe stehen, sondern organisiert mit dem gewonnenen Material einen künstlerischen Prozess anhand von Vorbildern aus der zeitgenössischen Musik Klasse 10 – 13 Lebensgeschichte Izzy Fuhrmann – Warschauer Ghetto Gymnasium Friedericianum Schwerin in Zusammenarbeit mit dem Konservatorium Schwerin 7 Schüler recherchierten im Rahmen des Projekts „Verfemte Musik Schwerin“ die Lebensgeschichte des verfolgten jüdischen Komponisten Izzy Fuhrmann und dokumentieren sein Leben in einer Ausstellung, parallel setzen sich Schüler aus dem Konservatorium sich mit der Musik auseinander.. Die Jury: Ein nicht alltägliches Projekt in Inhalt wie Umsetzung: die Aufarbeitung der Musikgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus anhand einer konkreten Biographie. Gespräche mit der Tochter eines im KZ inhaftierten deutsch-polnischen Musikers sowie die Aufarbeitung und Aufführung seiner Musik ergaben einen Gewinn auf beiden Seiten: die Schüler konnten Zeitgeschichte am lebenden Beispiel erfahren und in der Öffentlichkeit sichtbar machen – die Tochter des Komponisten konnte ihr unbekannte Filmdokumente erleben und so auch ihre persönliche Geschichte aufarbeiten. Altersübergreifend Projekt „Still – Schrill“ Erich Kästner Schule Leipzig in Zusammenarbeit mit der Jugendmusiziergruppe „Michael Prätorius“, Musikschule Johann Sebastian Bach Leipzig und der Gruppe Atonor, Leitung Erwin Stache Schüler einer Grundschule, eine altersgemischte Jugendmusiziergruppe für Neue Musik und eine für alte Musik kommen zusammen. Das Ziel: voneinander hören und lernen und verschiedene Musikrichtungen zusammenführen. Es entsteht eine eigene und neue Klangwelt mit eingebauten Improvisationen auf der Basis eines kleinen Elements aus einem Stück der alten Meister. Die Jury: Interessant ist der Dialog zwischen den unterschiedlichen Musikrichtungen, welcher zur Übernahme musikalischer Strukturen sowie der Instrumente und choreographischer Elemente aus der alten Musik in neue kreative Prozesse führt. Preisträger der Sparte Musiktheater Klasse 1-4 Von Trollen und anderen Wesen Grundschule mit Förderzentrum Grolland, Bremen in Zusammenarbeit mit dem Streichquartett der Bremer Philharmoniker und dem Landesinstitut für Schule Bremen Bremen Eine ganze Schule tanzt, singt, malt, spielt ein Mosaik aus Farben und Klängen, inspiriert und getragen durch die Musik Edvard Griegs. 180 Kinder und ein Streichquartett tauchen ein in die norwegische Märchenwelt; Trolle, Elfen und anderen Wesen werden lebendig, erhalten Gestalt und Ausdruck und mit jedem Teilchen dieses Musiktheater-Mosaiks gewinnt das Erlebnis größere Tiefe, wird spürbar zu einem Teil der kulturellen Biographie jedes Kindes. 8 Die Jury: Die wahrnehmbare Balance - Gebundenheit durch komponierte Musik und Märchentext einerseits und Offenheit durch eigene Improvisationen, bildhafte Symbolwelten und Bewegungsausdruck andererseits - macht den Produktionsprozess zu einem individuellen Aneignungsprozess, den jedes Kind in der ihm eigenen Weise erleben kann…. Es wäre nicht verwunderlich, wenn viele Kinder auf diese Weise einen Zugang zu Musik entdeckt hätten – in der sich anschließenden Musikwerkstatt kann das Erlebnis vertieft werden. Klasse 5-9 Zauberflöte Marienschule Limburg in Zusammenarbeit mit dem Regisseur Tobias Winter, nodancerscompany, Frankfurt 78 Schüler plus Orchester: Die Marienschule Limburg brachte in einem mehrmonatigen Projekt mit dem Regisseur Tobias Winter Mozarts „Zauberflöte“ auf die Bühne. Die Jury: Beeindruckt hat die Jury, wie geschickt bei dieser Aufführung mit den Schwierigkeiten des Werkes umgegangen wird und wie stark eigenständige Lösungen aus einem genau durchdachten Konzept heraus entwickelt wurden. Beeindruckend war aber auch das hohe musikalische und darstellerische Niveau wirklich jeder der Darstellerinnen. Trotz des hohen Anspruchs der Vorlage ist in diesem Projekt eine Aufführung gelungen, die alle Mitwirkenden fordert, aber nie überfordert und die mit klugen Mitteln eine in sich stimmige und überzeugende Aufführung hervorgebracht hat. Klasse 10-13 Seminarkurs - Musik und Revolution: "Bluehill - Süßer Alptraum Zukunft" Heimschule Lender, Sasbachwalden/ Baden –Württemberg in Zusammenarbeit mit Ursula Bengel, Regisseurin, Burkart Kreisel, SWR und Alfons Früh, Film-Kameramann Thema „Revolution“: 18 Schüler der 12. Jahrgangsstufe bekamen den Auftrag, eine Aufführung zu gestalten, bei der mit Künstlern kooperiert werden sollte. Nach umfassender Recherche zu vergangenen Revolutionen - in der Gesellschaft, den Künsten und der Arbeitswelt entschieden die Schüler, über die „digitale Revolution“ zu arbeiten. Daraus ergab sich schlüssig ein multimedialer Ansatz, der in einem großen Musik-Theater-Abend mündete. Die Jury: Besonders erfrischend ist, wie selbstbewusst die Schülerinnen und Schüler Darstellungsformen der populären Kultur wie z. B. die Oscar-Verleihung oder ein Rockkonzert, aufgreifen und zugleich in eine übergeordnete Erzählstruktur integrieren…. Da hier mit allen Mitteln des Theaters außergewöhnlich virtuos umgegangen wird, ist für den Zuschauer ein lebendiger Theaterabend entstanden – und die Jury ist der einhelligen Meinung, dass dieses Projekt in der Altergruppe III herausragend ist. 9 Altersübergreifend Träume Grundschule Hesselnberg und Hauptschule Langerfeld, Wuppertal in Zusammenarbeit mit dem Soziokulturellen Zentrum „die börse“, Wuppertal Gemeinsam mit professionellen und pädagogisch erfahrenen Wuppertaler Künstlerinnen und Künstlern aus den Bereichen Neue Musik, zeitgenössisches Tanztheater und Bildende Kunst haben Kinder aus zwei Grundschulklassen und ca. 20 Hauptschüler in einer 4-monatigen Workshop- und Probenzeit ein Musik- und Tanzstück zum Thema Träume erarbeitet – basierend auf eigenen Traumerfahrungen.. Die Jury: Das Projekt fördert die ästhetische Offenheit junger Menschen, die nicht ein vorgegebenes Ziel erreichen müssen, sondern gemäß ihren Talenten und Fähigkeiten zu sehr persönlichen und ehrlichen Ausdruckformen finden. „Träume“ verzichtet weitgehend auf äußerliche Mittel von Kostüm, Maske, Ton oder Bühnentechnik und zeigt sehr pur junge Menschen, die mit hoher Bühnenpräsenz etwas darstellen, ohne sich zu verstellen. Sie nutzen Musik, Tanz und Gesang als gleichwertige theatrale Ausdruckmittel mit einer Experimentierfreude, wie sie nur selten zu finden ist. Dabei entstehen immer wieder überraschend einfache und in ihrer Klarheit umso eindrücklichere Bildern. Preisträger der Sparte Tanz Klasse 1-4 AbsolutTILL Eulenspiegel Grundschule, Bonn in Zusammenarbeit mit Cocoondance und Theater im Ballsaal, Bonn Was passiert, wenn eine ganze Schulklasse auf einer Theaterbühne landet und die Theaterbühne zum Klassenraum, der Mitschüler zum Darsteller und die Lehrerin zur Zuschauerin wird? 24 Schüler der Känguru-Klasse der Bonner Till Eulenspiegel Schule erleben Tanz und Theater als einen Raum ihrer Selbsterfahrung. Sie "lernen" Theater, sie "spielen" Schule. Das Ergebnis: eine Aufführung im Theater im Ballsaal, gemeinsam entwickelt von COCOONDANCE mit den Schülern und ihrer Lehrerin. Die Jury: Bemerkenswert war bei dem Arbeitsprozess die ständige gegenseitige Befruchtung von festen Strukturen und experimentellen choreografischen Arbeitsformen. Es wurde sehr intensiv gearbeitet bis zur Entstehung eines Stückes, das sehr überzeugend diesen Arbeitprozess widerspiegelte. Dabei wurden individuelle tanzende Persönlichkeiten sichtbar sowie die Fähigkeit jedes einzelnen, sich in die Gruppe zu integrieren. 10 Klasse 5-9 Focus on YOUth Gesamtschule Allermöhe, Hamburg in Zusammenarbeit mit Tänzern/Choreografen und Pädagogen der Ballettschule John Neumeier und der Bürgerstiftung Hamburg Acht Monate lang wurden drei komplette Klassen der Gesamtschule Allermöhe von einem Team des Ballettzentrums John Neumeier in Tanz unterrichtet. Ziel war eine Aufführung gemeinsam mit 130 Schülern der Ballettschule John Neumeier. Der Choreograph John Neumeier arbeitete persönlich mit den Schülern in der Endphase der Probenzeit. Das Ergebnis dieser intensiven Zusammenarbeit war die Aufführung von „Romeo und Julia – eine Ballettcollage für Kinder“ von Sergej Prokofjew am 17. und 21. Mai 2006 auf der Bühne der Hamburgischen Staatsoper - vor ausverkauftem Haus. Die Jury: Mit diesem Preis möchte die Jury ein klares Zeichen setzen: Sie möchte noch mehr berühmte Choreographen dazu zu bewegen, auf ihre eigene Art und Weise junge Menschen, die sonst nicht zur Kunst kommen würden, an die Tanzkunst heranzuführen, Klasse 10-13 Spiel des Lebens Friedrich Bayer Oberschule, Berlin in Zusammenarbeit mit dem Jugendkulturzentrum „Pumpe“ und dem Künstler Roberto Valentini und der Choreografin Be van Vark „Spiel des Lebens" ist eine Projektidee, die aus einem Brettspiel entstand: Auf einem Spielfeld mit verschiedenfarbigen Feldern ist jede Farbe einem Gefühl zugeordnet: Hunger, Liebe, Hass, Trauer, Freude. Rot steht für Angst. Zwei Mannschaften hatten nun die Aufgabe, die verschiedenen Gefühlsfelder mit Tanz oder Schauspiel zu interpretieren. Ein Glücksrad, von einem Moderator gedreht, weist den Mitwirkenden ihre jeweilige Aufgabe zu. Die Jury: Grundsätzlich ist es wünschenswert, Kooperationen mit Schulen über einen längeren Zeitraum laufen zu lassen. Aber das Projekt „Spiel des Lebens“ ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, was man mit einer Gruppe von 60 Schülern in nur fünf Tagen künstlerisch erarbeiten kann. Die Grundidee ist sehr originell, sehr nah an der Welt der Jugendlichen und sie wurde sehr überzeugend auf der Bühne umgesetzt. Altersübergreifend Response 2007 Muster.Wandel. Neun Kölner Schulen in Zusammenarbeit mit der Kölner Philharmonie und Christoph Diekmann, Musiker, André Jolles und Benedetta Reuter, Tänzer, Kunsthaus Rhenania, Köln und Sonia Franken, Tänzerin, Köln 270 Kinder hatten die Möglichkeit, mit intensiver künstlerischer Begleitung in einem sechswöchigen Workshop im Schulunterricht zum Thema „Minimal Music“ selbständig Musikstücke zu komponieren und eigene Tanzperformances zu entwickeln. Die Schüler der 11 Musikgruppen erarbeiteten eigene Musikstücke zum Thema „Muster, Wandel“. Im Bereich des Tanzes entstanden in den einzelnen Gruppen unterschiedliche Choreographien die als einzige Vorgabe einen bestimmten Rhythmus bekommen hatten, und zwar genau den einer bestimmten Musikklasse. Erst bei den Zusammenführungen hören die Tänzer das erste Mal ihr Musikstück, zu dem sie nun ihre Choreographie tanzen… Die Jury: Die Aufführung der jungen Komponisten und Tänzer in der Kölner Philharmonie beeindruckte durch die Qualität, das ständige Hand in Hand gehen von Musik und Tanz, eine Konzentration die sichtbar nicht aufgezwungen war, sondern von innen kam. Preisträger der Sparte Theater Klassenstufe 1-4: nicht vergeben, dafür zwei Preise für Klasse 5-9 Klasse 5-9 Magic Dreams Regionale Schule Brohltalschule Niederzissen/ Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit Ane Masen, Jugendpflegerin der VG-Brohltal, Ingid Cayetano, Künstlerin, Pen Cayetano, Musiker & Maler, Sirpa Masalin, Bildhauerin und Sabina Ehlert, Schneiderin 26 Schüler haben auf der Grundlage von Goethes Ballade „Der Zauberlehrling“ gemeinsam mit künstlerischen Partnern aus ganz verschiedenen Sparten eine eigene fantastische Bühnenproduktion mit Musik, Spiel und Tanz entwickelt, die viele Beteiligte mit ihren unterschiedlichen Interessen und Begabungen in eine große Aufführung einbezogen hat. Die Jury: Wir haben das Projekt gewählt, da es ein sehr gutes Theaterprojekt ist –mit sehr vielen Kooperationspartnern, die alle in der Arbeit alle mitgewirkt haben. Wir haben es gewählt, da es auch auf künstlerischer Ebene das beste Projekt aus der Klassenstufe ist. Klasse 5 – 9 „Wenn Geschichte lebendig wird“ Immanuel- Kant- Schule Bremerhaven in Zusammenarbeit mit dem Historisches Museum Bremerhaven, Frank Alpers, Musiker, Mark"Blooz" Bortey, Rapper, Martin Kemner, Video,Cengiz Kibaroglu, Video,Georg Schütz, Medienkünstler, Friedo Stucke, Regisseur und Nils Wandrey , Musiker Was bedeuten Ein- und Auswanderung heute? Anknüpfend an die historische Bedeutung Bremerhavens als Ort der Auswanderung nach Amerika haben sich die Schüler ein Jahr lang mit dieser Frage in verschiedenen Schulfächern beschäftigt und schließlich mit der Unterstützung von Historikern, Regisseuren, Filmemachern und Musikern verschiedene 12 szenische Stationen entwickelt, die als „Gesamtkunstwerk“ in und am Museum aufgeführt wurden. Die Jury: „Wenn Geschichte lebendig wird“ zeichnet sich durch das schlüssige Gesamtkonzept und die Vielfalt der einbezogenen Kunstformen … im Rahmen der Gesamtinszenierung aus. Überzeugend ist auch der inhaltliche Ansatz des Projektes: durch eine fiktive künstlerische Entdeckungsreise werden die Stadtgeschichte sowie die besondere Problematik der Ein- und Auswanderung für die Schüler erfahrbar und für ihr eigene Herkunft und Zukunft thematisiert. Klassenstufe 10-13 „Meri, Paul, der Fremde und ich“ Jugend in Wilhelmsburg – ein Theater- und Filmprojekt Gymnasium Kirchdorf/Wilhelmsburg, Hamburg in Zusammenarbeit mit Theater am Strom, Hamburg, Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg & Hafen - Kommunikationszentrum Honigfabrik e.V., Wortspiel - Theater, Produktion, Gestaltung Eine Gruppe fast erwachsener Schüler erzählt über sich, über ihren Stadtteil, über das Wegwollen und Aufbrechen müssen. Ihre Heimat – und dieses Wort möchte man fast in Anführungszeichen setzen – ist der Einwanderer- Stadtteil Wilhelmsburg in Hamburg. Die Jury: Die Arbeit der Jugendlichen überzeugte durch ihren direkten Ton. Allen Beteiligten glaubt man, dass sie wissen wovon sie sprechen. …Die eigene Geschichte verbindet sich mit den vielen Geschichten des Ortes. Spiel und Einsatz von Dokumentarfilmen verstärken den stark authentischen Charakter des Theaterstücks. Es ist beeindruckend zu sehen, dass alle Jugendlichen es schaffen, sowohl über sich als auch über ihren Stadtteil Wilhelmsburg zu erzählen. Der Lebenszwischenraum, in dem sie sich befinden wird konkret. Altersübergreifend Leonardo da Vinci und die Kunst des Wissens Steinweg-Grundschule Kleinmachnow/ Brandenburg in Zusammenarbeit mit dem Arlecchino Theater an der Steinweg-Schule e.V., Cornelia Walter, Natascha Schaefer, Tina Laabs und den Gemeinden Lazise und Kleinmachnow Das Leben Leonardo da Vincis, das die Kultur Italiens einbezieht, steht im Mittelpunkt dieses deutsch-italienischen Kulturprojekts, in dessen Rahmen nicht nur Theaterstücke in Deutschland und Italien auf die Bühne gebracht wurden, sondern sich darüber hinaus deutsche und italienische Schüler zum Austausch trafen. Flankierend wurde das Leonardo-Thema im Unterricht verschiedener Fächer behandelt – und es entstand „ganz nebenbei“ auch noch eine Ausstellung von Bildern und Zeichnungen, die Kinder zum Thema Leonardo produzieren, Videovorführungen zum Thema des Projekts, Lesungen von Texten und Fabeln Leonardos die in beiden Gemeinden stattfanden. Die Jury: Wir haben das Projekt gewählt, da es von der ästhetischen Seite sehr anspruchsvoll ist. Die Spielszenen haben uns von der künstlerischen Seite beeindruckt. 13 14