steckbrief

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ANZEIGEPPFLICHTIGE SEUCHEN BEIM RIND MIT
KURZBESCHREIBUNG DER WICHTIGSTEN SEUCHEN
Aufgrund der Verordnung über anzeigepflichtige Tierseuchen in der
Fassung der Bekanntmachung vom 3. November 2004
(Bundesgesetzblatt I Seite 2764), geändert durch Artikel 15 der
Verordnung vom 20. Dezember 2005 (Bundesgesetzblatt I Seite 3499),
sind nachstehend aufgeführte Tierseuchen für Rinder anzeigepflichtig:
Nummer
Name
7.
Blauzungenkrankheit
8.
Bovine Herpes Virus Typ 1-Infektionen (alle Formen)
8a.
Bovine Virus Diarrhoe
9.
Brucellose der Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen
10.
Enzootische Leukose der Rinder
16.
Lungenseuche der Rinder
17.
Maul- und Klauenseuche
19.
Milzbrand
24.
Rauschbrand
25.
Rifttal-Fieber
26.
Rinderpest
28.
Salmonellose der Rinder
32.
Stomatitis vesicularis
33.
Tollwut
34.
Transmissible Spongiforme Enzephalopathie (alle Formen)
35.
Trichomonadenseuche der Rinder
Tuberkulose der Rinder (Mykobakterium bovis und
36.
Mykobakterium caprae)
38.
Vibrionenseuche der Rinder
Kurzbeschreibungen aus Wikipedia
7.BLAUZUNGENKRANKHEIT
STECKBRIEF
Die Blauzungenkrankheit (auch Bluetongue, Maulkrankheit oder engl. Catarrhal fever
of sheep genannt) ist eine virale Infektionskrankheit von Schafen, Ziegen, Kühen und
anderen domestizierten und wild lebenden Wiederkäuern. Die Erkrankung ist eine
Anzeigepflichtige Tierseuche.
Erreger
Der krankheitsauslösende Erreger ist das Blue-Tongue-Virus (BTV), ein Orbivirus
aus der Familie der Reoviridae und er gehört somit zu den unbehüllten
doppelsträngigen RNA-Viren, (dsRNA). Von diesem Virus sind bislang mindestens
24 verschiedene Serotypen bekannt, die jeweils eine unterschiedliche Virulenz
aufweisen.
KRANKHEITSZEICHEN
Die Blauzungenkrankheit ist eine zyklische (phasenweise in verschiedenen typischen
Stadien ablaufende) Allgemeinerkrankung.
Nach einer Inkubationszeit von fünf bis zwölf Tagen kommt es nur in rund 5% aller
Rindererkrankungen mitunter zu Fieber, verstärkter Speichelsekretion, Hyperämie
sowie Schwellungen und Geschwüren im Maul.
Bei den wesentlich häufiger betroffenen Schafen treten hier nach einer
Inkubationszeit von 2 bis 15 Tagen folgende Symptome auf:
6 bis 8 Tage anhaltendes Fieber
Hyperämie bzw. Kongestion (vermehrte Blutfülle) der Kopfschleimhäute
Hämorrhagien (innere Blutungen)
Ödembildung (Schwellung infolge der Ansammlung von Flüssigkeiten im Gewebe) an
Lippen, Augenlidern und Ohren
Zyanose (blaurote Färbung infolge mangelnder Sauerstoffsättigung des Blutes) im
Maulbereich und der Zunge
Geschwüre und Erosionen (medizinisch: nässender, nicht blutender, nur die oberste
Schicht der Haut oder Schleimhaut betreffender Substanzverlust) an den
Schleimhäuten
häufig schaumiger Speichelfluss, Nasenausfluss (eventuell eitrig) und
Atembeschwerden
Lahmheiten, hervorgerufen durch Muskel- und Klauensaumentzündung
mitunter auch Aborte (Fehlgeburten) und angeborene Missbildungen
Die Sterblichkeit der erkrankten Tiere ist je nach Tierart und Region unterschiedlich
hoch. Insgesamt liegt sie zwischen 2 und 80%.
Die Ausbrüche in der Südeifel haben gezeigt, dass neben Schafen und Ziegen auch
Rinder erkranken, wobei deutliche klinische Symptome auftreten, wie Veränderungen
in der Maulschleimhaut, Speichelfluss, Zitzenveränderungen und Lahmheiten.
EPIDEMIOLOGIE
Diese Infektionskrankheit wird durch Mücken der Gattung Culicoides aus der Familie
der Gnitzen übertragen (siehe auch Virusinfektion). Die Gnitze nimmt das im Blut
eines infizierten Tieres zirkulierende Virus während des Saugaktes auf. Nach einem
Vermehrungszyklus des Virus im Insekt, bei dem das Virus auch in die Speicheldrüse
gelangt, überträgt es dieses beim nächsten Saugen auf ein anderes, ggf. noch nicht
infiziertes Tier.
Eine rein mechanische Übertragung ist auch durch andere hämatophage (für
Eiablage blutsaugende) Arthropoden (Stechmücken (Culicidae), Zecken oder
Schaflausfliegen) möglich. Außerdem kann das Sperma infizierter Bullen während
der Virämie Virus enthalten. Eine weitere Möglichkeit ist die Übertragung durch
viruskontaminierte Spritzen im Rahmen tierärztlicher Tätigkeiten. Eine Übertragung
durch Kontaktinfektion oder Schmierinfektion unter Tieren so wie eine
Übertragbarkeit auf den Menschen ist nicht bekannt.
In Griechenland, Bulgarien und der Türkei, wo die Blauzungenkrankheit 2001 auch
aufgetreten ist, könnten auch Culicoides obsoletus und Culicoides pulicaris als
mögliche Vektoren von Bedeutung sein. Dort war im Gegensatz zu den beiden
Letztgenannten Culicoides imicola nicht nachzuweisen. Weiterhin sind die Arten C.
actoni, C. brevitarsis, C. fulvus, C. imicola, C. insignis, C. nubeculosus und C.
variipennis eindeutig als Krankheitsüberträger bewiesen. Für den Ausbruch 2006 in
Mitteleuropa (Niederlanden, Deutschland) ist im wesentlichen Culicoides dewulfi als
Vektor verantwortlich.[1]
Die Empfänglichkeit für diese Infektionskrankheit ist beim Schaf, besonders bei den
Lämmern am größten, bei den verschiedenen Schafsrassen jedoch ungleich verteilt.
Ziegen und andere Haustiere erkranken weniger häufig und schwer. Als Erregerwirte
bzw. Reservoirwirte gelten hauptsächlich Rinder, die daher selbst ebenfalls nur
selten schwer erkranken, sowie Wildwiederkäuer (Antilopen, Hirsche) und
afrikanische Wildnager.
Die Krankheit wurde erstmalig in Südafrika festgestellt und von dort mit
Merinoschafen in andere Teile Afrikas verschleppt. Dort tritt sie überwiegend
während der Sommerregenzeit auf. Diese saisonale Erscheinungsform der
Erkrankung hängt eng mit der Flugzeit der Gnitzen zusammen. Die
Seuchenhöhepunkte sind daher bei feuchtwarmem Wetter und während der
Schwärmperiode. Durch Winde können infizierte Mücken bis zu 200 Kilometer weit
versetzt werden und anschließend am neuen Ort den Erreger weiterverbreiten.
Durch die Klimaerwärmung ist die Krankheit aus Afrika über die Mittelmeer-Inseln
auch nach Süd- und Mitteleuropa vorgedrungen. Weiterhin wurde die
Blauzungenkrankheit auch in arabischen, asiatischen, europäischen und
nordamerikanischen Ländern nachgewiesen. Im Jahre 2000 hat sich Bluetongue in
Schafbeständen auf Sizilien, Sardinien, Korsika und auf den Balearen bestätigt. Die
Vektoren der Blauzungenkrankheit wurden in der warmen Jahreszeit zunehmend
auch in vielen anderen Gebieten der EU gefunden. In den Jahren 2001 und 2002
wurden Seuchenausbrüche in Südeuropa (Griechenland, Kroatien, Mazedonien,
Italien, Albanien) gemeldet. Die Viruserkrankung ist auch schon in der Toskana bei
Schafen und Rindern festgestellt worden und breitet sich stetig nordwärts aus. Nach
Voraussage des Spezialisten Philip Mellor vom Institute for Animal Health wandere
mit jedem weiteren Grad der Temperaturerhöhung im Verlauf der aktuellem
Klimaerwärmung die krankheitsübertragende Mückenart 90 km weiter nach Norden.
Bis Anfang 2003 wurden Krankheitsfälle auf dem Gebiet des ehemaligen
Jugoslawien, Tunesien und Singapur aber auch in Südamerika (Brasilien,
Argentinien) gemeldet. Durch Tierbewegungen, über das Sperma und den Handel
infizierter Tiere einerseits, die Verschleppung von Insekten durch Flugzeuge und
starke Winde andererseits kann der Erreger jederzeit in weitere freie Regionen
eingeschleppt werden. Dort ist ihm ein Überleben jedoch nur möglich, wenn
geeignete Vektoren und eine empfängliche Wirtspopulation vorhanden sind.
Bluetongue ist nunmehr in Afrika, im Nahen Osten, auf dem Indischen Subkontinent,
in China, den USA und Mexiko, wo die Mücken als Überträger ganzjährig aktiv sind,
klinisch präsent. Virusstämme ohne typisches Krankheitsbild sind in Südostasien, im
nördlichen Südamerika, in Nordaustralien und in Papua Neuguinea nachgewiesen
worden.
Im August 2006 ist die Krankheit erstmals auch bei Schafen in der niederländischen
Provinz Limburg, in der belgischen Provinz Lüttich sowie in acht Rinderbeständen
und einer Schafsherde im grenznahen Raum Aachen in Nordrhein-Westfalen
aufgetreten. Im September kamen weitere hinzu, sodass am 27. September 2006 85
Betriebe in NRW betroffen waren. Im deutschen Bundesgebiet wurden dann bis zum
25. Oktober 2006 463 Fälle und bis zum 05. Januar 2007 886 Fälle amtlich
festgestellt. Bei dem in den Niederlanden gefundenen Viren-Stamm vom Serotyp 8
handelt es sich allerdings nicht um den gleichen, der in Südeuropa heimisch ist.
Wissenschaftler schließen daher klimatische Gründe als Grund für die Ausbreitung
nach Nordeuropa aus. Der Serotyp 8 kommt nach bisherigem Kenntnisstand
ausschließlich südlich der Sahara und in der Karibik, eventuell auch in Indien oder
Pakistan vor. Wie das Virus in die Niederlande gelangt ist, ist allerdings weiter
unklar.[2]
VORBEUGE UND BEKÄMPFUNG
Die Krankheit ist eine anzeigepflichtige Tierseuche und wird staatlich bekämpft.
Zur Krankheitsvorbeugung gehören die planmäßige Insektenbekämpfung, die
Stallhaltung gefährdeter Tierbestände während der Nacht sowie die aktive
Immunisierung in verseuchten oder seuchenverdächtigen Ländern.
Bei einem milden Krankheitsverlauf besonders bei Rindern ist auch eine selbständige
Heilung möglich. Eine medikamentöse Unterstützung zur Genesung zum Beispiel
durch Virustatika ist auf Grund mangelnden Erfolges und eines unvertretbar
ungünstigen Kosten-Nutzen-Verhältnisses praktisch nicht gegeben.
8. BOVINE HERPES VIRUS TYP 1-INFEKTIONEN (ALLE FORMEN)
STECKBRIEF
Die Infektiöse Bovine Rhinotracheitis (IBR) ist eine virusbedingte Infektionskrankheit
der Rinder. Der Name ergibt sich aus dem klinischen Erscheinungsbild, einer Rhinitis
(Nasenentzündung) und Tracheitis (Luftröhrenentzündung). Im englischen
Sprachraum wird die Krankheit auch „red nose“ („rote Nase“) genannt.
ERREGER
Der Erreger der IBR ist das weltweit vorkommende Bovine Herpesvirus 1 (BHV1).
KRANKHEITSZEICHEN
Die Ansteckung mit dem BHV1 erfolgt durch eine Tröpfcheninfektion mit infektiösem
Nasen-, Tränensekret oder Speichel. Während der Inkubationszeit von 2–6 Tagen
vermehren sich die Viren in den Schleimhautzellen der oberen Atemwege und
schädigen dabei selbige. Nach 2–3 Wochen kommt es zur Virusausscheidung über
Nasen-, Tränensekret und Speichel. Entlang der Nerven (neuroaxonale Verbreitung)
gelangt das Virus zum Ganglion des Nervus trigeminus. Über das Blut kann der
Erreger z. B. in Ovarien, Plazenta und Euter gelangen und zu Zyklusstörungen,
Abort/Totgeburt oder Mastitis führen.
Durch Befall der Schleimhäute mit deren Schädigung werden Sekundärinfektionen
ermöglicht. Hierbei sind vor allem Pasteurellen, Mykoplasmen, Parainfluenza-3-Virus
und BVDV von Bedeutung.
Das Überstehen einer BHV1-Infektion führt zu Immunität, welche vor den klinischen
Symptomen der IBR schützt, nicht aber vor einer Superinfektion mit BHV1.Die
Erkrankung tritt in der Regel bestandsweise auf und verläuft gutartig. Beim Kalb führt
der Befall mit Sekundärerregern jedoch häufig zu einem schweren Krankheitsverlauf.
IBR äußert sich durch plötzlich einsetzende Inappetenz, Milchrückgang, hohes
Fieber (42 °C), Nasenaus- und Tränenfluss sowie starkes Speicheln. Es tritt eine
Rötung und Schwellung von Konjunktiven sowie Schleimhaut von Flotzmaul und des
Naseneingangs ein. Eventuell kommt es zu Husten und einer erhöhten
Atemfrequenz. Bei geringgradig erkrankten Tieren geht das Fieber innerhalb von 1–2
Tagen zurück. Eine vollständige Heilung erfolgt innerhalb von 1–2 Wochen. Bei
schwer erkrankten Tieren kommt es zu anhaltendem Fieber, übelriechendem
mukopurolenten Nasenausfluss (schleimig-eitrig), Schleimhautulzerationen sowie
starker Dyspnoe und Stridor. Solche Tiere können lange kränkeln, unwirtschaftlich
werden, und auch plötzlich verenden.
BHV1-bedingte Aborte erfolgen meist um den 6.–8. Trächtigkeitsmonat, zum Teil
einige Wochen bis Monate nach klinischer IBR.
Die BHV1-Infektion der Kälber ist bereits vor der Geburt im Mutterleib möglich, erfolgt
aber eher während oder kurz nach der Geburt. Bei Kälbern werden drei
Erkrankungsformen unterschieden. Die respiratorische Form äußert sich durch
schleimig-eitrigen (mukopurulenten) Nasenausfluss, Tränen, Husten, krankhafte
Atemgeräusche, erschwertes Abschlucken, Fieber und Tod innerhalb weniger Tage.
Die digestive Form ist durch starken Durchfall mit hohem Fieber gekennzeichnet. Als
generalisierte Form wird eine Kombination aus respiratorischer und digestiver Form
bezeichnet. Sie ist besonders schwerwiegend und kann sehr rasch tödlich verlaufen.
In ungeimpften Milchviehherden wird eine mittlere Morbidität von 10 bis 30 % und
eine Letalität von < 3 % angegeben. Bei ungeimpften Mastrindern beträgt die
Morbidität bis zu 100 % und die Letalität bis zu 10 %. Bei Neugeborenen verläuft die
BHV1-Infektion häufig tödlich.
EPIDEMIOLOGIE
Eine Einschleppung des Erregers in BHV1-freie Betriebe erfolgt meist über den
Zukauf von Tieren welche klinisch gesund sind, aber das Virus latent in sich tragen.
Eine indirekte Übertragung durch Personen, Gerätschaften und Instrumente ist
ebenfalls möglich.
Bei latent infizierten Tieren kann es durch besondere Umstände zur Reaktivierung
und somit zur Ausscheidung des Virus kommen. Solche Umstände sind z. B.
Abkalbung, Transport, Zusammenbringen von vielen Tieren unterschiedlicher
Herkunft auf engem Raum (so genanntes Crowding), Parasitosen, Impfungen sowie
die Verabreichung von Glukokortikoiden.
Ein ständiges Virusreservoir bilden unter anderem Wildwiederkäuer
VORBEUGUNG UND BEKÄMPFUNG
Ein Zukauf von Tieren sollte nur aus amtlich anerkannten freien Beständen erfolgen.
Optimierte Haltungsbedingungen verhindern Stressreaktionen und somit eine
Reaktivierung bei latent infizierten Tieren. BHV1-positive Reagenten dürfen keine
Glukokortikoide verabreicht bekommen. Eine regelmäßige Impfung mit amtlich
zugelassener BHV1-Vakzine schützt vor der Erkrankung.
Neben der respiratorischen Erkrankung, welche direkte wirtschaftliche Verluste wie
Produktionsminderung, Behandlungskosten oder sogar Tierverluste bedingen kann,
sind auch Fruchtbarkeitsstörungen von Bedeutung. Ein positiver BHV1-Status, egal
ob durch Infektion oder durch Impfung, mindert den Handelswert von Zuchttieren
erheblich.
IBR ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Ziel des Bekämpfungsprogramms (auf der
Grundlage der BHV1-Verordnung - siehe Weblinks) ist die Schaffung von
erregerfreien und seronegativen Rinderbeständen. Diesen Status haben derzeit
Dänemark, Österreich, Finnland, Schweden und die Provinz Bozen in Italien. In
Deutschland sind die Bundesländer Bayern und Sachsen-Anhalt bereits weit mit der
BHV1-Sanierung fortgeschritten.
8a. BOVINE VIRUS DIARRHOE
STECKBRIEF
Die Bovine Virusdiarrhoe/Mucosal Disease, kurz BVD/MD (ausgelöst durch das
Bovine-Virusdiarrhoe-Virus, BVDV), ist ein recht häufiger viraler Krankheitskomplex
der Rinder, welchem aufgrund seiner Epidemiologie (sowohl "hit and run" als auch
"infect and persist") eine Sonderstellung zukommt. Die Infektion verläuft innerhalb
eines Bestandes oft zyklisch. Die Virusdiarrhoe wurde erstmals 1946 beschrieben,
die Mucosal disease findet erstmals 1953 in der Literatur Erwähnung. Die
gemeinsame Ursache wurde 1959 nachgewiesen. Der Krankheitskomplex ist
weltweit verbreitet.
ERREGER
Die Bovine Virusdiarrhoe, kurz BVD, ist eine Virusinfektion der Rinder, die durch ein
Pestivirus aus der Familie der Flaviviridae verursacht wird. Die BVD kommt weltweit
vor und zählt zu den wirtschaftlich bedeutendsten Erkrankungen des Rindes. Das
Krankheitsbild ist äußerst vielfältig.
KRANKHEITSZEICHEN
Das BVDV kommt wie schon erwähnt in einer zytopathischen und einer nicht
zytopathischen Form vor, welche durch Mutation eines Virusgens entstanden sind.
Mutiert in einem PI-Tier nun ein Virus von der nicht zytopathischen zur
zytopathischen Form, vermehrt es sich in den Schleimhäuten und schädigt diese,
was zu den typischen Erosionen der MD führt. Da das Immunsystem das Virus aber
nicht als fremd erkennt, bleibt eine Immunreaktion aus, so dass die Krankheit immer
tödlich verläuft.
Die Infektion erfolgt entweder horizontal (d.h. von einem anderen Tier) oder vertikal
(d.h. intrauterin, schon während der Trächtigkeit vom Muttertier auf das ungeborene
Kalb).
Bei einer horizontalen Infektion entwickelt das Tier nach der Ansteckung mit
zytopathischem oder nicht zytopathischem BVDV Symptome der BVD, eliminiert das
Virus in einer normalen Immunreaktion unter Bildung von Antikörpern und behält eine
dauerhafte Immunität ("hit-and-run-Strategie").
Die vertikale Infektion kann erfolgen, wenn sich das Muttertier im zweiten Drittel der
Trächtigkeit mit dem nicht zytopathischem BVDV infiziert. Das Virus geht in diesem
Fall auf den Fetus über. Da dieser sich in der Phase der Immuntoleranz befindet,
erkennt sein Immunsystem das Virus nicht als fremdes Antigen. Es bildet daher keine
Antikörper und das Jungtier bleibt lebenslänglich mit dem Virus infiziert und scheidet
dieses permanent aus, ohne aber selbst Symptome zu zeigen. Solche PI-Tiere
(PI=persistent infiziert) bilden innerhalb der Population ein Virusreservoir ("infect-andpersist-Strategie").
Die Mucosal Disease, kurz MD, ist eine immer tödliche Erkrankung meist junger
Rinder (3 bis 24 Monate), die durch Erosionen an allen Schleimhäuten charakterisiert
ist. Bemerkenswert ist dabei das Ausbleiben einer Immunreaktion trotz vorhandenem
Virus der zytopathischen Form.
Erfolgt die Infektion bei einem Tier im ersten oder letzten Drittel der Trächtigkeit,
kann es zu schweren Fehlbildungen bzw. zum Abort der Frucht kommen. Infektionen
mit der zytopathischen Form im zweiten Drittel der Trächigkeit führt meist zu Abort
oder Mumifikation.
EPIDEMIOLOGIE
Die Einschleppung in einen Rinderbestand kann auf unterschiedlichen Wegen
erfolgen. Häufig erfolgt sie über die Einstellung persistent infizierter Tiere. Auch
Infektionen beim Weidegang (gemeinsame Alpung erstträchtiger Rinder!), auf
Ausstellungen und Tiermärkten kommen in Frage. Ein weiteres Risiko stellen
mangelhafte hygienische Vorkehrungen dar. Hier kommen als Krankheitsvektoren
kontaminierte Transportfahrzeuge, Geräte, Kleidung und Futtermittel in Frage. Das
Risiko einer Übertragung durch Stechinsekten oder Schädlingen wie Ratten und
Mäusen sowie eine Übertragung durch die Luft scheint hingegen gering zu sein
VORBEUGUNG UND BEKÄMPFUNG
Die Bekämpfung basiert auf zwei Säulen:
Identifikation und Elimination von PI-Tieren
Verhinderung der Neuansteckung von trächtigen Tieren
Es existiert eine Impfung gegen das Virus, die aber bei PI-Tieren natürlich keine
Wirkung zeigt. Außerdem kann bei Anwendung der Impfung nicht mehr sicher
zwischen infizierten und nicht infizierten Beständen unterschieden werden.
9 BRUCELLOSE DER RINDER
STECKBRIEF
Die Rinderbrucellose ist eine Geschlechtskrankheit von Rindern, die vom Bakterium
Brucella abortus aus der Gattung Brucella verursacht wird. Das Rind stellt den
Hauptwirt, während fast alle Säugetiere inklusive des Menschen und Geflügel die
Nebenwirte bilden. Alle Biovare sind Seuchenerreger beim Rind, in Europa
dominieren 1 - 4. In Westdeutschland wurde die Rinderbrucellose 1971 getilgt, in der
DDR 1981. Seitdem gab es nur noch vereinzelte Seuchenausbrüche, die durch
Exporte bedingt waren. Die Brucellose ist eine klassische Zoonose.
ERREGER
Der Erreger ist Brucella abortus
KRANKHEITSZEICHEN
Die bakteriämische Phase der Brucellose ist klinisch unauffällig abgesehen von einer
leichten Temperaturerhöhung, die oft unbemerkt bleibt. In der zweiten Hälfte der
Trächtigkeit kommen Verkalbungen vor, die oft mit einem Nachgeburtsverhalten
einhergehen. Weiterhin kommen Sehnenentzündungen, Schleimbeutelentzündungen
und Gelenksentzündungen vor. Euterentzündungen bleiben oft unbemerkt, haben
aber eine Erregerausscheidung zur Folge!!! Infizierte Bullen erkranken an
Hodenentzündungen und Nebenhodenentzündungen. Nach dem Abort einer Kuh ist
sowohl eine weitere Aufnahme als auch Sterilität möglich. In einem Bestand verläuft
die Rinderbrucellose seuchenhaft.
EPIDEMIOLOGIE
Die Ansteckung erfolgt gewöhnlich über den Deckakt oder oral. Auch Infektionen
über die Haut werden vermutet. Besonders in infizierten Nachgeburten und Aborten
sind viele Brucellen enthalten. Sie werden aber auch über Milch, Harn, Kot und
Nasensekret ausgeschieden.
VORBEUGUNG UND BEKÄMPFUNG
Die Brucellose ist eine Anzeigepflichtige Tierseuche und eine sehr gefährliche
Zoonose!!! Die Durchführung serologischer Untersuchungen ist im EU-Recht
geregelt. Die Bekämpfung ist in der Verordnung zum Schutz gegen die Brucellose
der Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen (20.12.2005) geregelt. Behandlungen und
Impfungen sind verboten.
Die Erreger lassen sich per Serologie in Blut, Milch und Sperma feststellen.
Außerdem lassen sie sich aus Früchten, Eihäuten und Milch und Sperma anzüchten.
Sehr selten angewandt werden intrakutane Brucellintests.
10. ENZOOTISCHE LEUKOSE DER RINDER
STECKBRIEF
Die Enzootische Leukose der Rinder, auch Rinderleukämie, ist eine bei Rind, Büffel
und Wasserbüffel auftretende Leukämie.
Sie tritt in mehreren Formen auf: eine sporadische, deren Ursache man nicht kennt,
und eine infektiöse, deren Ursache das Rinderleukämie-Virus (BLV, bovine leukemia
virus) ist. Bei dieser Leukämie handelt es sich um eine B-Zell Leukämie bzw. um ein
Lymphom aus B-Zellen.
ERREGER
Der Erreger gehört zur Familie der Retroviridae, Genus Deltaretrovirus und wird als
Bovines Leukosevirus (BLV) bezeichnet. Das Virus ist behüllt und verfügt als
Besonderheit über das Enzym Reversible Transkriptase. Es ist ist oncogen und
Replikationskompetent.
Die Grösse beträgt 80-100 nm, das Genom ist einzelsträngige RNS.
KRANKHEITSZEICHEN
Im Prinzip handelt es sich um eine B-Zell Leukämie bzw. um ein Lymphom aus BZellen.
Der Leukose geht eine Mononukleose ähnliche Erkrankung hervor, die in der Regel
wieder zurückgeht. Sie könnte durch eine Superantigen hervorgerufen werden, denn
die Zellen haben keine Spezifität für ein Antigen. Nur bei wenigen Tieren entwickelt
sich die Krankheit zur Leukämie weiter, deshalb entwickenln die meisten infizierten
Rinder keine Leukämie, man findet aber häufig leukotische Tumoren an
verschiedenen Stellen im Körper.
EPIDEMIOLOGIE
Die Leukose kommt natürlicherweise nur bei beim Rindern und Büffeln und
Wasserbüffeln vor, kann aber auch auf Schafe übertragen werden. Innerhalb der
Herde wird sie durch verschiedene Einriffe verbreitet, wenn nicht entsprechende
Hygienemaßnahmen ergriffen werden. Kritische Tätigkeiten sind das Enthornen, die
Kastration, die Impfung oder andere Injektionen ohne zwischenzeitliche
Dekontamination der verwendeten Instrumente oder Wechsel der Kanülen. In die
Herde wird sie durch zugekaufte Tiere eingeschleppt.
VORBEUGUNG UND BEKÄMPFUNG
Die Erkrankung ist Anzeigepflichtig, Herden, in denen Tiere auf den Virus positiv
getestet wurden werden gekeult, um weitere Ausbreitung zu verhindern.
17. MAUL- UND KLAUENSEUCHE
STECKBRIEF
Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine hoch ansteckende Viruserkrankung bei
Rindern und Schweinen die durch Blasenbildung an Maul und Klauen
gekennzeichnet ist und die sich schnell verbreitet. Der Erreger kann auch auf den
Meschen übergehen, der aber nur milde lokale Krankheitserscheinungen zeigt.
ERREGER
Dass es sich bei MKS um eine durch Viren verursachte Krankheit handelt, wurde
zuerst durch Friedrich Loeffler im Jahr 1897 nachgewiesen. Er filterte das Blut eines
infizierten Tieres durch einen feinen Porzellan-Filter und entdeckte, dass die
gesammelte Flüssigkeit gesunde Tiere weiterhin anstecken kann. Der Erreger ist das
Maul-und-Klauenseuche-Virus, ein unbehülltes Einzel-(+)-Strang-RNA-Virus
[ss(+)RNA] und damit ein Aphthovirus der Virenfamilie Picornaviridae. Die Mitglieder
dieser Familie sind kleine Viren (25-30 nm) mit ikosaederförmiger Proteinhülle,
jedoch ohne Lipidhülle (Envelope), die einsträngige Ribonukleinsäure (RNA), das
virale genetische Material) enthält. Es gibt verschiedene Serotypen: O, A, C, SAT 13, und Asia 1 sowie viele Subtypen.
KRANKHEITSZEICHEN
Die Inkubationszeit ist je nach Tierart unterschiedlich und beträgt bei Rindern und
Schafen etwa ein bis sieben Tage und bei Schweinen bis zu zwölf Tage. Bei Rindern
äußert sich die Maul- und Klauenseuche in hohem Fieber, das nach zwei bis drei
Tagen jedoch sehr schnell wieder abfällt. Weiterhin treten Blasen im Maul auf mit
starker Absonderung von klebrigem oder schäumendem Speichel und Geifer.
Zusätzlich bekommen die Tiere Blasen an den Klauen, die aufbrechen und zu
Lahmheiten führen können Aphten. Ausgewachsene Tiere können unter
Gewichtsverlust leiden, von dem sie sich über mehrere Monate nicht erholen. Bei
Kühen kann die Milchproduktion signifikant zurückgehen. Obwohl die meisten Tiere
sich wieder von MKS erholen, kann die Seuche zu Myokarditis (Entzündung des
Herzmuskels) und, besonders bei neugeborenen Tieren, zum Tode führen. Einige
infizierte Tiere bleiben asymptomatisch (subklinische Erkrankung). Das bedeutet,
dass sie nicht unter den Auswirkungen leiden oder Anzeichen der Seuche zeigen,
obwohl sie Träger des MKS-Virus sind und ihn auch weiter verbreiten können
(Dauerausscheider).
EPIDEMIOLOGIE
MKS ist in weiten Teilen der Welt, u.a. in Europa, Afrika, Asien und Südamerika
aufgetreten. Obwohl derzeit (Stand Juli 2001) einige Staaten wie Kanada, die USA
und Australien relativ frei von MKS sind, geben die zahlreichen Übertragungswege
und die schnelle Ausbreitungsgeschwindigkeit international Anlass zur Sorge.
Infektionen mit der Maul- und Klauenseuche treten in der Regel lokal auf, das Virus
wird also durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren, mit kontaminierten Pferchen
oder Viehtransportfahrzeugen übertragen. Auch durch Wind kann der Virus
transportiert werden. Die Kleidung und Haut von mit Tieren umgehenden Landwirten
und Menschen, stehendes Wasser, ungekochte Futterabfälle infizierte Tierprodukte
enthaltende Futterzusätze und Tierprodukte wie Käse oder Fleisch können das Virus
beherbergen. Kühe können MKS von infizierten Bullen durch Samenübertragung
bekommen. Kontrollmaßnahmen schließen Quarantäne, die Vernichtung von
infizierten Viehherden und ein Exportverbot für tierische Produkte in Länder ein, die
nicht von der Seuche betroffen sind.
Menschen können sich mit der Maul- und Klauenseuche durch Kontakt mit infizierten
Tieren anstecken, wenngleich dies sehr selten vorkommt. Da das MKS
hervorrufende Virus von der Magensäure zerstört wird, kann die Seuche nicht durch
den Konsum von infiziertem Fleisch auf Menschen übertragen werden.
Da Menschen nur sehr selten infiziert werden, die Seuche sich aber unter Tieren
äußerst schnell ausbreitet, ist MKS eher eine Bedrohung für die Landwirtschaft als
für die menschliche Gesundheit.
VORBEUGUNG UND BEKÄMPFUNG
Die MKS ist eine Anzeigepflichtige Seuche. Bis 31. Dezember 1991 wurden in der
EU zur Verhinderung einer MKS-Epidemie Pflichtimpfungen der Rinderbestände
durchgeführt. Wegen verschiedenen Handelshemmnissen durch diese Impfungen
wurde diese Impfungen durch die EU unterbunden. Eine Therapie der MKS wird
heute wegen dieser Handelshemmnisse als nicht mehr vertretbar angesehen, obwohl
die Todesrate der älteren Tiere, insbesondere bei Rindern, gering ist und die Tiere
gegen diese Krankheit auch immun werden.
Bei einem MKS-Verdacht in einem Betrieb wird der Betrieb gesperrt, Schafe meist
vorsorglich gekeult und Proben auf MKS untersucht. Weiterhin wird ein Sperrbezirk
von mindestens 3 km Umkreis eingerichtet, alle Tierbestände auf MKS untersucht
und Tiertransporte verboten.
Wird der Verdacht bestätigt, wird der Bestand gekeult und beseitigt. Weiterhin
werden auch die Nachbarbestände in einem 1 km Radius gekeult. Im 3 km
Sperrbezirk dürfen 15 Tage lang keine Tiere oder Sperma transportiert werden, die
Straßen werden gesperrt. Nach diesen 15 Tagen sind Transporte von Tieren nur mit
Genehmigung erlaubt (die Tier dürfen nur zur Schlachtung transportiert werden).
Milch darf nur zur gesonderten Verarbeitung transportiert werden. In einem Radius
von 10 km um den Seuchefall wird ein Beobachtungsgebiet eingerichtet. Dort dürfen
Tiere mit Genehmigung innerhalb des Gebietes transportiert werden. Falls innerhalb
von 30 Tagen nach dem Seuchenfall keine weiteren Erkrankungen aufgetreten sind,
eine Ratten- und Mäusebekämpfung und eine Reinigung und Desinfektion
durchgeführt wurde.
Da das Virus sehr widerstandsfähig ist, kann es noch monatelang im Boden, Stall,
Abfällen und Stroh überleben. Bei Befall muss deshalb eine umfangreiche
Desinfektion mit Ameisensäure oder durch Hitze (mindestens 60 °C) stattfinden.
Oftmals werden bereits Maßnahmen, wie Verbot von Tiertransporten, ergriffen, bevor
ein Verdachtsfall vorhanden ist, aber es eine MKS Epidemie im Ausland gibt.
Während einer MKS-Epidemie gehen deshalb in der Landwirtschaft die Einnahmen
aus Milch- und Fleischproduktion stark zurück und die Landwirte können weltweit
gesehen Milliarden Dollar pro Jahr verlieren.
Aus diesen Gründen wird immer wieder diskutiert, ob es nicht aus ethischen Gründen
geboten ist, im Seuchenfall Impfungen gegen MKS durchzuführen. Damit könnte im
Seuchenfall auf die umfangreiche Tötung von Tieren verzichtet werden und der
wirtschaftliche Schaden begrenzt werden.
19. MILZBRAND
STECKBRIEF
Milzbrand oder Anthrax ist eine Infektionskrankheit, die durch Bacillus anthracis
verursacht wird, und meist Paarhufer befällt. Ihre Erreger wurden 1849 durch Aloys
Pollender entdeckt. Der Erreger von Milzbrand ist ein sauerstoffverbrauchendes und
sporenbildendes Stäbchen. Die Sporen können unter günstigen Umständen
Jahrhunderte überleben.
Menschen können auch befallen werden,es handelt sich um eine klassische
Zoonose. Das Risiko einer Übertragung von Mensch zu Mensch ist bei
entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen jedoch gering.
ERREGER
Bacillus anthracis ist ein aerober Sporenbildner und ein grampositives,
unbewegliches Stäbchen. Die vegetativen Zellen haben eine Länge von 3,0 – 5,0 µm
und eine Breitevon 0,8 – 1,2 µm. Der Erreger bildet in Körper eine Kapsel. Unter
ungünstigen Lebensbedingungen bildet er Sporen. Die Sporenbildung ist nach 10 –
16 Stunden unter Sauerstoffzutritt abgeschlossen. Die Sporen dienen zum
Überleben und nicht zur Vermehrung. Sie haben eine Länge von 1,3 – 1,6 µm
und eine Breite von 0,7 – 0,8 µm.
KRANKHEITSZEICHEN
B. anthracis verursacht hauptsächlich bei Pflanzenfressern (Haus- und Nutztieren
z.B. Schafen, Ziegen, Rindern, Pferden bzw. verwandten Wildtieren) eine
septikaemische Erkrankung mit rascher Todesfolge. Charakteristisch sind dabei das
hohe Fieber sowie die terminalen Blutungen aus den Körperöffnungen.
Fleischfresser und Schweine erkranken meist nur mit lokalen Erscheinungen und
schleppendem Krankheitsverlauf bis zum Tod
Der Mensch kann an drei Formen des Milzbrandes erkranken, dem Hautmilzbrand
(95% der Fälle), dem Lungenmilzbrand und dem Darmmilzbrand, zusätzlich kann
eine Hiirhautentzündung als Komplikation auftreten. Für bestimmte Berufe ist
Milzbrand eine anerkannte Berufskrankheit.
EPIDEMIOLOGIE
Der Bazillus selbst ist nicht sehr widerstandsfähig. Im faulenden, nicht geöffneten
Kadaver gehen die Keime bei warmer Witterung bereits nach 2-3 Tagen zugrunde.
Bei kühlen Temperaturen können sie über 2 Wochen infektiös bleiben. Im Magensaft
werden sie nach etwa 20 Minuten abgetötet. Die Sporen des Milzbranderregers sind
hingegen außergewöhnlich unempfindlich. Durch Eintrocknen werden sie überhaupt
nicht vernichtet. Durch Sonneneinstrahlung werden sie innerhalb von 4 Tagen
abgetötet. Im Erdreich und vor Sonne geschützt bleiben sie über viele Jahrzehnte
hinweg lebensfähig. 10 prozentiges Formalin ist nach etwa 2 Stunden, 20
prozentiges Formalin ist in etwa 10 Minuten wirksam. Im strömenden Dampf von 100
°C gehen sie nach 5 Minuten, in trockener Hitze von 120 °C bis 140 °C nach 3
Minuten zugrunde.
Milzbrand kommt in allen Ländern und in allen Erdteilen, allerdings in stark
variierender Häufigkeit vor. Am häufigsten tritt Milzbrand in wärmeren Regionen, vor
allem in Südeuropa, im Nahen Osten, in Asien, Nordafrika und Südamerika vor. Er
findet sich bevorzugt auf feuchten, sumpfigen Böden und in
Überschwemmungsgebieten von Fluss- und Bachläufen, in denen die Sporen durch
das Wasser verschleppt und ausgebreitet werden können. Selbst aus tief
vergrabenen Kadavern können durch steigendes Grundwasser noch nach
Jahrzehnten immer wieder Sporen an die Oberfläche gelangen. Wenn im Zuge von
Baumaßnahmen die Areale ehemaliger Abdeckereien und Wasenmeistereien
angeschnitten werden, die vor Jahrzehnten noch weit außerhalb der
Siedlungsperipherie lagen, können Sporen wieder nach oben befördert werden.
Die Mehrzahl der Milzbrandfälle wurde in Gebieten mit Grünland- und
Weidewirtschaft festgestellt. Jahreszeitlich zeichnet sich in vielen Teilen der Erde ein
Höhepunkt im Frühjahr ab, während der statistische Tiefpunkt im Sommer (Juni)
liegt, es gibt aber auch andere Beobachtungen.
VORBEUGUNG UND BEKÄMPFUNG
Der Milzbrand ist bei den Tieren eine Anzeigepflichtige Erkrankung. Beim Menschen
ist eine Behandlung des Haut und Darmmilzbrandes mit Penizillin aussichtsreich.
Besteht der Verdacht, dass eine inhalative Milzbrandexposition stattgefunden hat,
wird eine 60-tägige medikamentöse Prophylaxe mit den Antibiotica Ciprofloxacin,
Doxycyclin oder Amoxicillin empfohlen.
24. RAUSCHBRAND
STECKBRIEF
Rauschbrand ist eine nicht-ansteckende, akut und hoch fieberhaft, manchmal
endemisch verlaufende Tierseuche
ERREGER
Erreger der Krankheit ist das anaerobe sporenbildene Bakterium Clostridium
chauvoei. .Die vegetative Zellen haben eine Länge von 2-6 µm und sinc 0,5-0,7 µm
dick und wachsen nur stren anaerob.
KRANKHEITSZEICHEN
Insbesondere Rinder, Schafe und Ziegen sind gefährdet, die Todesrate bei infizierten
Tieren ist sehr hoch, sie sterben meist innerhalb eines Tages. Die Inkubationszeit
beträgt 1 bis 5 Tage.
Die Sporen werden über Mikroläsionen des Darmepithels aus dem Futter
aufgenommen. So gelangen diese lymphogen und hämatogen in die
Skelettmuskulatur, wo sie auskeimen. Die Bakterien scheiden Toxine und Enzyme,
die das Gewebe zerstören, aus und produzieren zudem Gas. Es entstehen
sogenannte Gasödeme, die ein typisches "Knistern" beim Palpieren zeigen. Diese
sind anfänglich heiß und schmerzhaft, werden aber schnell kühl und
schmerzunempfindlich. Durch die weitere Toxinausschüttung tritt dann rasch der Tod
ein.
EPIDEMIOLOGIE
Die Sporen dieses Bakteriums sind sehr wiederstandsfähig gegen Umwelteinflüsse
und können deshalb lange im Erdboden überleben. Typische, den Landwirten meist
bekannte Rauschbrandgebiete liegen in Niedersachsen und in manchen Tälern
Oberbayerns. Die natürliche Infektionsquelle für die Ansteckung der Tiere bilden
Futter oder Wasser, die mit Sporen des Rauschbranderregers kontaminiert sind, oder
Wundinfektionen. Deshalb tritt eine Häufung der Fälle in den Sommermonaten mit
Weidegang auf.
VORBEUGUNG UND BEKÄMPFUNG
In gefährdeten Gebieten ist 1 bis 2 Monate vor dem Weideaustreib eine aktive
Schutzimpfung möglich. Die erste Schutzimpfung gegen diese Tierseuche wurde im
Jahre 1922 entwickelt. Für infizierte Tiere besteht Anzeigepflicht und Schlachtverbot.
28 SALMONELLOSE DER RINDER
STECKBRIEF
Die Salmonellose der Rinder ist eine durch Salmonellen hervorgerufene bakterielle
Infektionskrankheit bei Rindern. Sie ist die einzige Salmonellose bei Tieren, die in
Deutschland zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen gehört. Die Salmonellose ist
generell die wichtigste Zoonose.
ERREGER
Die Rindersalmonellose wird durch verschiedene Salmonellen verursacht. Am
häufigsten werden Salmonella typhimurium und Salmonella dublin beobachtet.
Während S. typhimurium bei allen Säugetieren vorkommt, ist S. dublin eher
rinderspezifisch.
KRANKHEITSZEICHEN
Die Rindersalmonellose tritt zumeist als Einzeltiererkrankung in verseuchten
Beständen auf. Sie kann in drei Verlaufsformen auftreten.
Die perakute (septikämische) Form ist durch hohes Fieber, Apathie und Fressunlust
gekennzeichnet und führt binnen eines Tages zum Tod.
Die akute Form ist durch hohes Fieber und schwerem Durchfall mit Blut- und
Fibrinbeimengungen gekennzeichnet. Sie endet nach etwa einer Woche durch
zunehmenden Kräftezerfall tödlich.
Selten werden auch chronische Rindersalmonellosen beobachtet. Hier können
Durchfall, Fehlgeburten, Gelenks-, Sehnenscheiden- oder Euterentzündungen
auftreten.
Die Salmonellose bei Kälbern wird durch die selben Erreger hervorgerufen und tritt
hauptsächlich in der 2. bis 6. Lebenswoche auf. Sie kann perakut wie bei
erwachsenen Rindern auftreten, endet aber nur in etwa einem Viertel der Fälle
tödlich, oder auch milder verlaufen. In letzterem Fall treten nur mäßiges Fieber,
Fressunlust und Apathie auf. Die Erkrankung heilt bei Kälbern nach etwa zwei
Wochen aus, die Tiere bleiben aber im Regelfall Dauerausscheider.
EPIDEMIOLOGIE
Der Erreger wird bei einer akuten Rindersalmonellose in großer Zahl über den Kot,
den Urin, Gebärmutterausfluss und Milch ausgeschieden, bei subklinisch erkrankten
Tieren oder Dauerausscheidern jedoch nur sporadisch und in geringerer Menge über
den Kot.
Die Infektion erfolgt durch orale Aufnahme kontamierten Futters oder Wassers. Der
Erreger besiedelt den Darm, die Leber und Gallenblase sowie die Lymphknoten des
Darms und der Leber. Eine Erkrankung kann unter Umständen erst durch die
körpereigene Abwehr herabsetzende Faktoren wie Stress, Leberegelbefall,
Trächtigkeit, Geburt oder andere Infektionskrankheiten klinisch manifest werden.
Tiere, die die Krankheit überstehen, bleiben zumeist Dauerausscheider.
VORBEUGUNG UND BEKÄMPFUNG
Für die Salmonellose besteht Anzeigepflicht. Zwar ist die Salmonellose prinzipiell
durch Antibiotika behandelbar, die Tiere bleiben aber dann zumeist Ausscheider. Da
in Deutschland eine Sanierung der Bestände angestrebt wird, wird die Tierseuche
staatlich bekämpft, wobei durch Merzung erkrankter Tiere versucht wird, eine
Salmonellosefreiheit zu erzielen.
34. BOVINE SPONGIFORME ENZEPHALOPATHIE - BSE
STECKBRIEF
Die Tierkrankheit Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE), zu deutsch etwa „die
schwammartige Gehirnkrankheit bei Rindern“ oder umgangssprachlich auch
Rinderwahn genannt – ist eine durch Prionen (atypische Eiweißkörper) verursachte,
tödliche Erkrankung des Zentralnervensystems mit charakteristischen
Veränderungen im Gehirn von der primär die Hausrinder betroffen sind. Menschen
mit besondere genetischer Prädisposition können nach Verzehr von infektiösem
Rindergewebe die sogenannte der Variante Creutzfeld Jacob Krankheit (vCJK)
entwickeln, die einen schnellen Verlauf mit charakteristischen klinischen und
pathologischen Erscheinungen hat, BSE gilt deshalb als Zoonose.
ERREGER
Zelluläre Prionproteine (PrPc) werden von nahezu allen Spezies
physiologischerweise durch ein chromosomales Gen, das Prionproteingen (PRNP),
codiert .Prionproteine sind aus etwa 255 Aminosäuren aufgebaut und weisen eine
Molekularmasse von 29- 35 kD auf. Die Aminosäuresequenzen des Prionproteins ist
bei den Säugetierspezies zu 85 bis 97 Prozent identisch, das bedeutet, dass es sich
um ein im Rahmen der Evolution hoch konserviertes Protein handelt. Prionproteine
sind in der Zellmembran verankerte, kupferbindende Glykoproteinmoleküle
(Glykosylphosphatidylinositol, GPI), die in besonders großer Zahl auf der Oberfläche
von Nervenzellen anzutreffen sind. In geringerer Zahl sind sie aber auch auf der
Oberfläche von Zellen des lymphatischen Gewebes sowie auf anderen Zellen
nachweisbar. PrPc wird in der Zelle synthetisiert, aus der Zelle auf die Oberfläche
transportiert und zu gegebener Zeit zum Zweck des Abbauvorganges wieder in die
Zelle internalisiert . Die Funktion der PrPc ist bislang unklar.
Prionen, die auch BSE- Prionen (PrPsc, PrPres) genannt oder abstrakt als PrPres
abgekürzt werden, sind ebenfalls reine Glykoproteine mit einem Molekulargewicht
von 27-30 kDa. Die Aminosäuresequenz der PrPc ist mit denen der PrPsc identisch
und sie lassen sich nach teilweiser Proteolyse aus den leicht größeren
Prionproteinen gewinnen. Dabei werden die ersten 60 Aminosäuren der PrPc
proteolytisch abgebaut, während der Rest des Proteinmoleküls eine Resistenz gegen
das Enzym Proteinase K aufweist (PrP27-30). Infektiöse Prionen können
offensichtlich normale physiologisch vorkommende Prionen durch Anlagerung
umfalten.
KRANKHEITSZEICHEN
Bei der Krankheit wird das Gehirn schwammartig durchlöchert und damit in seinen
Funktionen gestört. In diesem schwammartig durchlöcherten Gewebe lassen sich
dann (am toten Rind) die oben genannten Prionen nachweisen.
Die betroffenen Tiere zeigen Verhaltensänderungen und Bewegungsstörungen. Die
Rinder beginnen zu straucheln, stolpern über die eigenen Beine und reagieren
schreckhaft auf Lärm und Lichtreize. Muskelzittern, Zungenspiel und gelegentlich
lebhaftes Ohrenspiel und Juckreiz werden beobachtet.
Bereits Anfang der 90er Jahren wurden im Landkreis Segeberg erste Verdachtsfälle
auf BSE registriert. Diese bis 1994 auf 24 angewachsenen Fälle wurden jedoch nicht
weiter eingehend untersucht und die Tierkörper zur Weiterverarbeitung freigegeben.
Der erste offiziell nachgewiesene Fall von BSE wurde für Deutschland am 26.
November 2000 amtlich bestätigt; bis Februar 2005 sind allein in Deutschland über
360 Fälle nachgewiesen worden, davon 2004 65 und 2003 54. 2006 gab es
insgesamt 16 bestätigte BSE Fälle, wobei eine hohe Dunkelziffer angenommen wird:
Die meisten Tiere werden geschlachtet, bevor der Erreger nachweisbar wird. Allein
im letzten Jahr wurden 1,7 Millionen Tiere untersucht.
EPIDEMIOLOGIE
Aufgrund epidemiologischer Studien wird mehrheitlich als Ursache der Verzehr
infektiösen Futters angenommen, wenngleich auch Tiere erkrankt sind, die
nachweislich nie mit diesem in Berührung gekommen sind, wie etwa Bioland-Rinder
in Freilandhaltung. In England wurden seit den 1970er Jahren Schlachtabfälle
unzureichend erhitzt (zusätzlich bei zu geringem Überdruck), so dass lange vermutet
wurde, dass der Scrapie-Erreger nicht zerstört wurde. Die Schlachtabfälle enthielten
viel Material von Schafen, da die Schafpopulation in England groß ist. Das Tiermehl
aus diesen Tierkörperverwertungsanlagen wurde unter anderem auch an Rinder
verfüttert (siehe auch Futtermittel). Damit hätten die Tiere mit dem Scrapie-Erreger in
Kontakt kommen können und laut einer Theorie könnte dadurch das spezifische
Prion (PRP Sc [Sc von scrapie]) entstanden sein. Diese Theorie ist jedoch nach wie
vor unbelegt und umstritten. Ein direkter Zusammenhang zwischen BSE und Scrapie
wurde nie nachgewiesen und gilt unter Wissenschaftlern als fragwürdig.
Rund 5-10 Prozent der Kälber von BSE-kranken Kühen entwickeln BSE; eine
maternale (von der Mutter auf das Kalb) Übertragung ist aber derzeit (Stand 2004)
nicht gesichert. Es besteht weiter der Verdacht, dass die Übertragung durch die
anstelle der Kuhmilch verfütterte Kälberersatznahrung erfolgte. Zumindest in
Deutschland sind heute tierische Fette im Rinderfutter gänzlich verboten. Es wird
aber auch vermutet, dass ähnlich wie bei der Scrapie beim Schaf die Übertragung
der Krankheit von der Kuh auf das Kalb durch Blut oder Fruchtwasser bei der Geburt
möglich ist.
Rinder erkranken in der Regel im Alter von vier bis fünf Jahren an BSE und sterben
dann innerhalb weniger Monate. Die Inkubationszeit (d. h. die Zeit ab Befall durch
Erreger bis zur sichtbaren Krankheitsentfaltung) beträgt aber mehrere Jahre.
Neuere Forschungen zeigen, dass BSE-verwandte Krankheiten bei Schafen, Elchen
und Hirschen auch über den Urin verbreitet werden: Schafe und wildlebende Tiere
kommen schließlich niemals mit Tiermehl in Kontakt.
Nach Angaben der Vereinten Nationen nahm die Anzahl der BSE-Fälle in den letzten
drei Jahren stetig ab. Während es 2003 weltweit noch 1646 Fälle gegeben habe,
wurden 2004 noch 878 und 2005 nur noch 474 Krankheitsfälle festgestellt.
Nach der Entwicklung der Schnelltests 2000 setzte die Phase der aktiven
Überwachung in der Europäischen Union (EU) ein und in vielen Mitgliedsstaaten
wurden erst dann BSE-Fälle offiziell bestätigt. Die vorherige passive Überwachung
beruht allein auf der Meldepflicht der Menschen, die mit Rindern Umgang haben und
erwies sich als unzureichend.
VORBEUGUNG UND BEKÄMPFUNG
Alle bei Tieren auftretenden spongiforme Enzephalopathien sind in Deutschland
anzeigepflichtig. Jeder Verdacht ist sofort dem zuständigen Veterinäramt zu melden.
Ist auch nur ein Tier einer Herde infiziert, so wird versucht, eine Übertragung auf
andere Herden zu vermeiden. Dies geschieht vor allem durch Eliminierung einer
Herde, also durch Keulung. In Deutschland wird die in der Schweiz erfolgreich
angewendete sogenannte Kohortenkeulung .
Das bedeutet dass nach der BSE-Vorsorgeverordnung vom 16. Juli 2001 (BGBl. I S.
1655) im BSE-Fall bei einem Rind, das weniger als 20 Monate in dem betreffenden
Bestand gehalten worden ist, nur die ansteckungsverdächtigen Tiere getötet werden
müssen.
Das sind alle Rinder, die in den 12 Monaten vor und nach der Geburt des befallenen
Rindes in dem Bestand geboren worden sind, in dem das befallene Rind geboren
wurde und im Falle des BSE-Ausbruchs bei einem weiblichen Rind alle von diesem
befallenen Rind abstammenden Rinder, die innerhalb der letzten 24 Monate vor
Feststellung der BSE geboren worden sind, auf jeden Fall aber das letztgeborene
Kalb.
Diese Maßnahmen werden von futtermittelrechtlichen und lebensmittelrechtlichen
Restriktionen begleitet.
Das sind einmal ein völliges Verbot der Tiermehlfütterung sowie Massnahmen der
Schlachthygiene, bei denen aufgrund einer EU-Vorschrift seit dem Jahre 2001 von
älteren Tieren Gewebe mit hoher Erregerkonzentration (Hirn, Rückenmark, Milz)
bereits bei der Schlachtung entfernt und entsorgt werden müssen. So soll das Risiko
einer Übertragung auf Menschen minimiert werden. Auch die Verarbeitung von
Rinderdärmen zur Wurstherstellung ist in Deutschland und Frankreich verboten. In
Südamerika ist die Krankheit bisher noch nicht nachgewiesen worden. Wenn
Rinderdärme in Deutschland zur Produktion von Wurst Verwendung finden, so sind
dies immer aus Südamerika importierte Därme.
36. TUBERKULOSE DER RINDER
STECKBRIEF
Die Tuberkulose des Rindes ist von den Tiertuberkulosen für den Menschen am
bedeutsamsten. Ihr Erreger, M. bovis]], besitzt zwar eine relativ hohe Wirtsspezifität,
kann aber auch Erkrankungen bei Menschen und anderen Säugetieren
(einschließlich aller Haustiere) verursachen. Die Rindertuberkulose ist eine Zoonose
und anzeigepflichtige Tierseuche. Es handelt sich um eine Zoonose.
ERREGER
Mycobacterium bovis ist ein grampositives Stäbchen, unbewegich und säurefest. Die
Grösse beträgt 0,2 - 0,7 µm x 1,0 - 10,0 µm, der G + C – Gehalt liegt zwischen 61 71 mol%
Er ist durch ein langsames Wachstum gekennzeichnet und besitzt ein breites
Wirtsspektrum : Mensch, Hund, Katze, Schwein, Schaf, Ziege und Pferd
KRANKHEITSZEICHEN
Es handelt sich um eine zyklische Infektionskrankheit mit einigen spezifischen
Besonderheiten und gehört, was den Verlauf der Erkrankung angeht zu den
chronisch proliferativen Entzündungen die durch die langandauernde
Auseinandersetzung des Erregers mit der zellulären Immunabwehr gekennzeichnet
sind. Grundsätzlich wird der Erkrankungsverlauf bei der Tuberkulose in verschiedene
Stadien eingeteilt. Krankheitszeichen, die sich direkt nach der Infektion
manifestieren, werden als Primärtuberkulose bezeichnet. Da die Bakterien aber auch
bei intakter Immunabwehr ohne Krankheitszeichen oder nach durchgemachter
Primärtuberkulose lebenslang im Körper „schlummern“ und jederzeit wieder
reaktiviert werden können, spricht man bei einer nicht zur Erkrankung führenden
Erstinfektion von einer Latenten Tuberkuloseinfektion (LTBI) bzw. nach einer
Ersterkrankung von einer postprimären Tuberkulose oder auch Sekundärtuberkulose.
Da die Infektion sich zwar zumeist an der Lunge, aber eben prinzipiell auch an jedem
anderen Organ abspielen kann, wird außerdem die Lungentuberkulose von der
Organtuberkulose unterschieden.
Nach der Ansteckung über infizierte Tröpfchen bilden sich als Reaktion auf die
Bakterien in den folgenden drei bis sechs Wochen in der Lunge der betroffenen
Person kleine Entzündungen mit Beteiligung des zugehörigen Lymphknotens
(Primärkomplex). Die Entzündungsherde werden von Blutabwehrzellen
eingeschlossen. Es bilden sich kleine Knötchen („Tuberkel“). So abgekapselt
verursachen die Tuberkuloseherde keine Beschwerden und haben in der Regel auch
keinen Anschluss an die Atemwege (das Bronchialsystem). Man spricht von einer
geschlossenen Tuberkulose, die definitionsgemäß nicht ansteckend ist, da keine
Krankheitserreger ausgeschieden werden. Die Mykobakterien können aber jahrelang
im Körper überleben. Ist das infizierte Rind nicht in der Lage, die Erreger auf diese
Weise abzukapseln, kann aber auch eine aktive Infektion mit meist
uncharakteristischen Symptomen (B-Symptomatik) auftreten, weil sich die Erreger
immer weiter ausbreiten. Kommt es bei geschwächten Tieren zu einer Aussaat der
Mykobakterien über die Blutbahn mit Beteiligung beider Lungen und vieler Organe
gleichzeitig, spricht man von einer Miliartuberkulose. Sie stellt sich als schweres
Krankheitsbild mit erheblicher Beeinträchtigung des Allgemeinzustandes, Fieber,
Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Husten und Luftnot dar. Auch eine
Bei Rindern in Ländern in denen die Tuberkulose nicht staatlich bekämpft wird und
die sich mit Tuberkulose angesteckt haben, bricht die Krankheit erst zu einem
späteren Zeitpunkt aus (Niederbruchsform).
Neben der Beteiligung der Lunge, die das mit Abstand am häufigsten betroffene
Organ ist, kann sich die Tuberkulose auch in zahlreichen anderen Organen
manifestieren. Diese Organtuberkulose kann entweder durch primäre Infektion an
anderen Eintrittspforten als den Atemwegen oder aber durch Streuung über die
Blutbahn im Rahmen der Primärtuberkulose der Lungen entstehen. Hiervon sind
wiederum die Lymphknoten am häufigsten betroffen. Besteht aufgrund der käsigen
Gewebsuntergänge (Nekrosen), wie sie für die Tuberkulose typisch sind. Die
Veränderungen können im Darm in den Nieren, Nebennieren, den Harnwegen und
im Genitaltrakt sein. Die Verbreitung auf dem Blutweb ist auch eine Beteiligung von
Knochen, Wirbelsäule und Gelenken möglich. Die unterschiedlichen Manifestation
gehen jeweils mit entsprechenden organspezifischen Symptomen einher.
EPIDEMIOLOGIE
Die Tuberkulose wird durch infizierte Tiere eingeschleppt. Im Bestand verbreitet sie
sich überwiegeend aerogen oder alimentär. In Deutschland ist die Rindertuberkulose
getilgt.
VORBEUGUNG UND BEKÄMPFUNG
Die Erkrankung ist anzeigepflichtig, es wird der gesamte Bestand gemaßregelt.
Regelmäßige Tuberkulinisierung (alle zwei Jahre alle über 4 Monate alte Rinder) ist
das einzige erfolgreiche Mittel zur Bestandsüberwachung.
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