PRESSEMITTEILUNG Top-Thema der 22. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie 2010 Bakterien-Infektion kann Schuppenflechte auslösen München, 22. Juli 2010 - Die Schuppenflechte, lat. Psoriasis vulgaris, ist eine T-Zellvermittelte Autoimmunerkrankung. Rund 2-3 Prozent der Bevölkerung leiden an dieser zum Teil schweren Hauterkrankung. Eine aktuelle wissenschaftliche Studie hat jetzt nachgewiesen, wie eine Infektion mit Streptokokken-Bakterien die Erkrankung auslösen kann (The Journal of Immunology: „Ezrin, Maspin, Peroxiredoxin 2, and Heat Shock Protein 27: Potential Targets of a Streptococcal-Induced Autoimmune Response in Psoriasis; P. Besgen, P. Trommler, S. Vollmer, J.C. Prinz, doi:10.4049/jimmunol.0903520) Einer der beteiligten Forscher ist Prof. Dr. Jörg C. Prinz vom Bayerischen Psoriasiszentrum an der Klinik für Dermatologie und Allergologie der LMU München. Bei der Psoriasis handelt es sich um eine chronische Entzündung der Haut. Dadurch werden übermäßig viele Hautzellen (Schuppen) abgestoßen und es entstehen großflächige Plaques auf dem Körper. „Grundlage dieser Abstoßung ist eine Reaktion des Immunsystems gegen körpereigene Zellen“, erklärt Prof. Prinz. „Besonders die bei der Bekämpfung von Eindringlingen wichtigen T-Abwehrzellen stehen im Fokus der Reaktion.“ Sie reagieren auf Oberflächenstrukturen (Antigene) von Hautzellen, die denen von bestimmten Bakterien ähneln, den Streptokokken. Neue Untersuchungen konnten zeigen, dass vor allem die körpereigenen Eiweißbausteine mit den Bezeichnungen Keratin 6, Ezrin und Maspin sowie Peroxiredoxin 2 und heat shock protein 27 Angriffspunkte für die aktivierten T-Zellen darstellen. Die gegen Streptokokken aktivierten T-Zellen wenden ihr zerstörerisches Potenzial im Krankheitsfall also auch gegen die Hautzellen an, weil sie dort ähnliche Strukturen vorfinden wie auf den Bakterien. „Sie reagieren daher gegen diese Hautzellen wie in einer Abwehrreaktion gegen Bakterien. Folge hiervon ist die Einleitung von antibakteriellen Abwehrmechanismen, die unter anderem zu einer verstärkten Wachstumsrate der Zellen der Oberhaut (Keratinozyten) führt und damit die starke Schuppung der Psoriasis auslöst“, sagt der Dermatologe Prinz. Behandlung Neue Medikamente geben zwar Anlass zur Hoffnung auf eine erfolgreiche Behandlung, sind jedoch sehr teuer. So wurden vergangenes Jahr neue therapeutische Antikörper gegen die Interleukine 12 und 23 zugelassen sowie ein weiterer gegen den Tumor-Nekrose-Faktor alpha (TNF alpha). Prof. Jörg C. Prinz: „Damit sind grundsätzlich kausale Behandlungsansätze verfügbar. Diese Substanzen spielen nämlich eine wichtige Rolle bei der Auslösung von Entzündungs- und Immunreaktionen. Werden die Stoffe neutralisiert, kann man die Symptome einer Psoriasis vollständig unterdrücken.“ Fraglich ist jedoch, ob aufgrund der derzeitigen Vergütungsregeln eine solche Behandlung überhaupt möglich ist. Der dermatologische Fallwert wurde in Bayern auf unter 11 Euro gesenkt. Dies bedeutet, dass der niedergelassene Dermatologe für die Behandlung eines Patienten pro dreimonatiges Quartal unabhängig von seinem Aufwand nur noch einen Betrag zwischen 10 und 11 Euro erhält. „Derartig absurd niedrige Honorare treffen beide, die chronisch Kranken und die behandelnden Ärzte, da sie eine gute medizinische Behandlung in der kassenärztlichen Praxis von vorneherein unmöglich machen“, warnt der engagierte Dermatologe und Wissenschaftler Prinz. 1 Kontakt: Prof. Dr. med. Jörg C. Prinz Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) Frauenlobstr. 9-11/Thalkirchner Str. 48 80337 München Tel: +49 (0)89/5160-6010 Während der Fortbildungswoche: +49 (0)89/48098 97100 (25.-30. Juli 2010) Dermatologische Fortbildungswoche Die größte Fortbildungsveranstaltung im Bereich der Dermatologie im deutschsprachigen Raum findet 2010 zum 22. Mal in München im Kulturzentrum Gasteig und im Holiday Inn – Munich City Center statt. Über 2.000 Teilnehmer haben sich angemeldet, darunter auch eine Vielzahl von Gästen aus dem Ausland. Die Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie fand erstmals 1951 statt, initiiert von der Klinik und Poliklinik für Allergologie und Dermatologie der LudwigMaximilians-Universität München (LMU). Seither wird sie alle zwei Jahre mit großem Erfolg durchgeführt. Tagungsleiter ist Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas Ruzicka, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der LMU. Verantwortlich für das wissenschaftliche Programm zeichnet Prof. Dr. Hans Wolff, Tagungssekretär ist Prof. Dr. Peter Thomas. 2