Protokoll Versuch 1-5

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Biochemie Hauptfach
Sommersemester 2008
Protokoll Versuch 1-5
Melanie Thompson
Inhalt
I.
Versuch: Proteinbestimmung ............................................................................... 2
II. Versuch: Reinigung von Fusionsproteinen ......................................................... 39
III.
Versuch: Metabolitbestimmung....................................................................... 55
IV.
Versuch: Derepressionskinetik ....................................................................... 68
V. Versuch: Analyse von Polysomen-Profilen ........................................................ 81
VI.
Quellen ........................................................................................................... 88
VII.
Anhang ........................................................................................................... 88
1
I. Versuch: Proteinbestimmung
Einleitung
Um den Proteingehalt einer Lösung quantitativ zu bestimmen, und damit Aussagen
über die Konzentration zu liefern, gibt es verschiedene Methoden, die sich grob in
zwei Kategorien einordnen lassen: spektroskopische und kolorimetrische Methoden.
Spektroskopische Bestimmungsmethoden basieren im Prinzip auf der Absorption
bestimmter Aminosäuren, Seitenketten oder Bindungen eines Peptids bei definierten
Wellenlängen.
So
absorbieren
die
aromatischen
Aminosäuren
Tryptophan,
Phenylalanin und Tyrosin bei einer Wellenlänge von 280nm. Peptidbindungen, also
die Bindungen, die in einem Protein die einzelnen Aminosäuren verknüpfen,
absorbieren wiederum bei 205nm. Die Ermittlung der Anzahl aromatischer
Aminosäuren oder Peptidbindungen eines Proteins kann der Aufklärung unbekannter
Proteine dienen. In beiden Fällen muss jedoch der Gehalt des Proteins an
aromatischen Aminosäuren, bzw. die Größe des Protein und die damit vorhandene
Anzahl an Peptidbindungen bekannt sein, um eine quantitative Bestimmung des
Proteingehalts einer Lösung eines bekannten Proteins möglich zu machen.
Vorteil der Spektroskopischen Konzentrationsbestimmung einer Proteinlösung ist,
dass diese unter nativen Bedingungen stattfindet, die Zielproteine also nicht
denaturiert werden (müssen). Nachteile spektroskopischer Methoden, sind zum
einen die geringe Sensitivität, da z.B. nur die aromatischen Aminosäuren eines
Peptides erfasst werden, zum anderen auch die Beeinflussung des Ergebnisses
durch den pH-Wert der Lösung, das Lösungsmittel selbst, aber auch Seitenketten
innerhalb des Peptides sowie weitere nicht-Protein-Substanzen. Außerdem, muss
eine Proteinlösung in hochreiner Form vorliegen, da das Messergebnis sonst nicht
aussagekräftig ist.
2
Kolorimetrische oder auch photometrische Proteinbestimmungsmethoden liegen die
Reaktionen farbstoffbildender Reagenzien mit funktionellen Gruppen von Proteinen
zugrunde. Anhand dieser Reaktion ist eine direkte Wechselbeziehung zwischen
Farbintensität der Proteinlösung und Konzentration der reagierenden Gruppen
gegeben. Die exakte Farbintensität kann dann mittels eines Photometers bei der für
den jeweiligen Test spezifischen Wellenlänge bestimmt werden. Die wichtigsten vier
Assays sind: Biuret-Assay, BCA-Assay, Bradford-Assay und Lowry-Assay.
Die Biuret-Reaktion fußt auf der Reaktion zwischen Cu2+-Ionen
und den Peptidbindungen eines Proteins sowie den TyrosinAbbildung
Reagenz
1:
Biuret-
Resten in alkalischer Lösung zu einem rot-violetten-Farbkomplex.
Diese Reaktion wurde das erste Mal zwischen Cu2+-Ionen und
dem Biuret-Reagenz (Abb. 1) beobachtet, welches ebenfalls eine
Peptidbindung enthält und namensgebend für diese Reaktion war. Die Absorption
wird nach erfolgter Reaktion bei 546 nm gemessen. Diese Methode ist schnell,
jedoch weniger genau und kann durch verschiedene Substanzen (z.B. den Puffer
Tris) gestört werden.
Das Lowry-Assay ist eine Erweiterung der Biuret-Reaktion, hierbei findet ein
weiteres, das sog. Folin-Ciocalteu-Phenol-Reagenz, Anwendung. Dieses wird durch
die während der Biuret-Reaktion im Farbkomplex gebildeten Cu2+-Ionen reduziert,
woraufhin eine intensiv blaue Färbung entsteht. Die Intensität der Färbung wird im
Anschluss bei 540nm gemessen. Die Lowry-Methode ist deutlich genauer als die
Biuret-Methode, wird jedoch durch die gleichen Substanzen
bedeutend stärker gestört.
Bei der BCA-Methode werden Cu2+-Ionen durch Proteine
bei alkalischen pH-Werten zu Cu+-Ionen reduziert. Diese
komplexieren
wiederum
mit
der
hier
Abbildung 2: Bicinchoninsäure
(BCA)
verwendeten
Bicinchoninsäure (kurz: BCA, Abb. 2). Der Farbumschlag
von grün auf violett macht die Reaktion
deutlich,
anschließend
die
bei
Extinktion
562nm
wird
bestimmt.
Vorteile dieser Methode ist die variable
Abbildung 3: Coomassie-Brillantblau
3
Sensitivität durch Temperaturanpassung, die einfache Durchführung und die relative
Stabilität des Farbkomplexes. Das BCA-Assay kann durch komplexbildende
Reagenzien gestört werden.
Bei der Proteinbestimmung nach Bradford findet der blaue Säurefarbstoff
Coomassie-Brillantblau (Abb. 3) Anwendung. Dieses Reagenz bindet an Proteine,
woraufhin sich das Absorptionsmaximum im Komplex von 464nm auf 595nm
verschiebt. Dieses Assay hat die höchste Sensitivität bei gleicher simpler
Durchführung. Da der Test jedoch im sauren Milieu stattfindet, fallen viele Proteine
aus, zudem findet die Wechselwirkung des Farbkomplexes mit kationischen und
nicht-polaren, hydrophoben Seitenketten statt, enthält ein Protein wenig dieser
Seitenketten, kann es zu Ungenauigkeiten bei der Konzentrationsberechnung
kommen.
Entscheidend für diese kolorimetrischen Bestimmungsmethoden ist es, dass parallel
zur Bestimmung des Proteins unbekannter Konzentration eine Eichgerade mit einem
Protein1 bekannter, verschiedener Konzentrationen erstellt werden muss, um anhand
dieser die Konzentration des isolierten Proteins ablesen zu können.
Ziel dieses Versuches ist es, die oben genannten unterschiedlichen kolorimetrischen
Methoden auf ihre Genauigkeit und Vergleichbarkeit zu untersuchen.
Material und Methoden
Siehe Skript. Die Verdünnungen des Rinderserum Albumins sowie des Ovalbumins
wurden bei allen Assays mit deionisiertem Wasser angesetzt.
Ergebnisse
1
Hierfür wird meist Rinderserum Albumin (BSA) oder Ovalbumin eingesetzt. Es können auch
verschiedene Konzentrationen des Zielproteins Anwendung finden, so dieses bereits in reiner Form
vorliegt.
4
Biuret-Assay
Zunächst
wurde
mit Hilfe
von
Rinderserum
Albumin
in
unterschiedlichen
Konzentrationen (0-4mg im Test) in Doppelbestimmung eine Eichgerade erstellt.
Tabelle 1: Biuret - Doppelbestimmung der Extinktion bei 546nm von Rinderserum Albumin (BSA) in
verschiedenen Konzentrationen zur Erstellung einer Eichgeraden
mg BSA
E1
E2
E
0
0
0
0
0,5
0,141
0,095
0,118
1
0,198
0,214
0,206
1,5
0,323
0,307
0,315
2
0,383
0,377
0,38
2,5
0,484
0,484
0,484
3
0,574
0,574
0,574
3,5
0,675
0,699
0,687
4
0,729
0,743
0,736
Werden diese Werte (Tab. 1) nun graphisch aufgetragen und über eine
Regressionsgerade verbunden, so fungiert diese Gerade als Eichgerade zur
Proteinbestimmung einer Proteinlösung unbekannter Konzentration.
5
Abbildung 4: Biuret - Eichgerade erstellt mit Rinderserum Albumin
Die Gerade muss nun so gezogen werden, dass sie den Nullpunkt schneidet.
Abbildung 5: Biuret - Eichgerade mit Rinderserum Albumin, Schnittpunkt der Gerade muss im Nullpunkt liegen
Eine BSA-Lösung unbekannter Konzentration wurde nun in verschiedenen
Verdünnungen dem Biuret-Assay unterzogen. Die Messung fand erneut in
Doppelbestimmung statt.
6
Tabelle 2: Biuret - Extinktion der BSA-Lösung unbekannter Konzentration in Doppelbestimmung bei 546nm
Verdünnung unverdünnt 1:1
1:2
1:3
1:10
1:100
E1
0,737
0,438
0,296
0,234
0,099
0,024
E2
0,735
0,447
0,3
0,237
0,096
0,026
Mittelwert
0,736
0,4425
0,298
0,2355
0,0975
0,025
Diese Werte (Tab. 2) können nun entweder anhand der Eichgerade abgelesen oder
mit Hilfe der Geradengleichung berechnet werden.
Exemplarisch sei dies für die 1:1-Verdünnung gezeigt:
Eichgerade ohne 0-Schnittpunkt
umgeformt lautet die Gleichung wie folgt:
200 µl der 1:1-Verdünnung entsprechen einer BSA-Konzentration von 2,295 mg, da
es sich aber um eine Verdünnung handelt, muss diese herausgerechnet werden:
Damit entsprechen 200 µl der unbekannten BSA-Lösung einer BSA-Konzentration
von 4,59 mg. Da jedoch nur 200 µl eingesetzt wurden, muss dieser Wert nun noch
auf 1 ml hochgerechnet werden.
7
Da die Eichgerade in der Größenordnung mg BSA angesetzt wurde, handelt es sich
bei diesem Wert bereits um die Endkonzentration in mg/ml.
Diese Rechnung wird nun für alle Proben anhand der Eichgerade mit und ohne 0Schnittpunkt durchgeführt, und mit den handschriftlich abgelesenen Ergebnissen
verglichen:
Tabelle 3: Biuret - Konzentration der unbekannten BSA-Probe im Mittel anhand verschiedener Eichgeraden
Verdünnung handschriftliche
Eichgerade
Eichgerade
(Abb. 4)
Eichgerade Schnittpunkt 0
(Abb. 5)
1:1
22,75
23,74
22,946
1:2
23,25
23,895
22,703
1:3
24
25,1
23,514
1:10
26,25
25,45
21,487
Mittelwert
24,0625 mg/ml
24,546 mg/ml
22,66 mg/ml
Die unverdünnte sowie die 1:100 verdünnte unbekannte BSA-Probe wurden nicht mit
in die Rechnungen einbezogen, da sie außerhalb der Eichgerade lagen. Anhand der
Eichgeraden wurde ermittelt, dass die unbekannte BSA-Probe eine Konzentration
von 24,546 mg/ml nach Eichgerade (Abb. 4), 22,66 mg/ml nach der Eichgerade mit
Schnittpunkt Null (Abb. 5) bzw. 24,0625 mg/ml nach der handschriftlichen
Eichgerade hat.
In oben beschriebener Weise wird der Vorgang mit einer Ovalbumin-Probe
unbekannter Konzentration wiederholt, wobei auch hier zunächst eine Eichgerade
mit Hilfe von Ovalbumin unterschiedlicher Konzentrationen (0-4mg im Test) erstellt
wurde.
8
Tabelle 4: Biuret - Doppelbestimmung der Extinktion bei 546nm von Ovalbumin in verschiedenen
Konzentrationen zur Erstellung einer Eichgeraden
mg
E1
Ovalbumin
E2
E
0
0
0
0
0,5
0,124
0,125
0,1245
1
0,235
0,242
0,2385
1,5
0,36
0,358
0,359
2
0,466
0,468
0,467
2,5
0,532
0,56
0,546
3
0,658
0,638
0,648
3,5
0,716
0,714
0,715
4
0,757
0,763
0,76
Anhand dieser Werte (Tab. 4) wurde im nächsten Schritt eine Eichgerade erzeugt:
9
Abbildung 6: Biuret - Eichgerade erstellt mit Ovalbumin
Wird diese Gerade durch den Nullpunkt gesetzt, ergibt sich folgendes Bild:
Abbildung 7: Biuret - Eichgerade erstellt mit Ovalbumin, Schnittpunkt der Geraden im Nullpunkt
Im nächsten Schritt wurde eine unbekannte Ovalbumin-Lösung in verschiedenen
Verdünnungen
dem
Biuret-Assay
unterzogen.
Die
Messungen
fanden
in
Doppelbestimmung statt.
10
Tabelle 5: Biuret - Extinktion der Ovalbumin-Lösung unbekannter Konzentration in Doppelbestimmung bei 546nm
Verdünnung unverdünnt 1:1
1:2
1:3
1:10
1:100
E1
0,776
0,555
0,375
0,284
0,116
0,016
E2
0,778
0,549
0,379
0,297
0,113
0,014
Mittelwert
0,777
0,552
0,377
0,2905
0,1145
0,015
In oben beschriebener Weise wird auch für die unbekannte Ovalbumin-Lösung die
Konzentration berechnet, und erneut mit den handschriftlich abgelesenen Werten
verglichen.
Tabelle 6: Biuret - Konzentration der unbekannten Ovalbumin-Probe im Mittel anhand verschiedener Eichgeraden
Verdünnung handschriftliche
Eichgerade
Eichgerade
(Abb. 6)
Eichgerade Schnittpunkt 0
(Abb. 7)
1:1
24,5
28,2
26,53
1:2
26,625
28,695
26,19
1:3
27
29,3
25,96
1:10
27,5
27,65
19,3
Mittelwert
26,41 mg/ml
28,461 mg/ml
24,5 mg/ml
Die Werte der unverdünnten bzw. der 1:100 verdünnten unbekannten OvalbuminProbe wurden nicht berücksichtig, da diese außerhalb der Eichgeraden lagen. Für
die unbekannte Ovalbumin-Probe ergibt sich eine Konzentration von 28,461 mg/ml
für die eine Eichgerade (Abb. 6), 24,5 mg/ml für die Eichgerade mit Schnittpunkt Null
(Abb. 7), bzw. 26.41 mg/ml für die handschriftliche Eichgerade.
11
BCA-Assay
Zunächst wurde für das BCA-Assay eine Eichgerade mit Hilfe bekannter
Rinderserum Albumin Konzentrationen (0-100µg im Test) in Doppelbestimmung
erstellt.
Tabelle 7: BCA - Doppelbestimmung der Extinktion bei 562nm von Rinderserum Albumin (BSA) in verschiedenen
Konzentrationen zur Erstellung einer Eichgeraden
µg BSA
E1
E2
E
0
0
0
0
10
0,207
0,159
0,183
20
0,338
0,312
0,325
30
0,458
0,481
0,4695
40
0,563
0,553
0,558
50
0,677
0,698
0,6875
60
0,827
0,893
0,86
70
1,043
0,975
1,009
80
1,174
1,077
1,1255
90
1,28
1,25
1,265
100
1,391
1,447
1,419
Diese Werte (Tab. 6) graphisch aufgetragen, ergibt die BSA-Eichgerade für das
BCA-Assay.
12
Abbildung 8: BCA - Eichgerade erstellt mit BSA
Der Schnittpunkt dieser Geraden muss anschließend durch den Nullpunkt gelegt
werden.
Abbildung 9: BCA - Eichgerade erstellt mit BSA, Schnittpunkt der Geraden im Nullpunkt
Das BCA-Assay fand nun bei einer BSA-Lösung unbekannter Konzentration
Anwendung, wobei die Messungen erneut in Doppelbestimmung stattfanden.
13
Tabelle 8: BCA - Extinktion der BSA-Lösung unbekannter Konzentration in Doppelbestimmung bei 562nm
Verdünnung unverdünnt 1:10
1:20
1:40
1:100
1:1000
E1
2,929
1,390
0,647
0,437
0,185
0,036
E2
2,967
1,464
0,454
0,564
0,225
0,043
Mittelwert
2,95
1,427
0,5505
0,5005
0,205
0,0395
Diese Werte (Tab. 8) können nun entweder anhand der Eichgerade abgelesen oder
mit Hilfe der Geradengleichung berechnet werden.
Exemplarisch sei dies für die 1:20-Verdünnung gezeigt:
Eichgerade ohne 0-Schnittpunkt
umgeformt lautet die Gleichung wie folgt:
50 µl der 1:20-Verdünnung entsprechen einer BSA-Konzentration von 40,19 µg, da
es sich aber um eine Verdünnung handelt, muss diese herausgerechnet werden:
Damit entsprechen 50 µl der unbekannten BSA-Lösung einer BSA-Konzentration von
803,85 µg. Da jedoch nur 50 µl eingesetzt wurden, muss dieser Wert nun noch auf 1
ml hochgerechnet werden:
14
Da die Eichgerade in der Größenordnung µg BSA angesetzt wurde, muss dieser
Wert noch auf mg/ml umgerechnet werden:
Diese Rechnung wird nun für alle Proben anhand der Eichgerade mit und ohne 0Schnittpunkt durchgeführt, und mit den handschriftlich abgelesenen Werten
verglichen, was zu folgendem Ergebnis führt:
Tabelle 9: BCA - Konzentration der unbekannten BSA-Probe im Mittel anhand verschiedener Eichgeraden
Verdünnung handschriftliche
Eichgerade
Eichgerade
(Abb. 8)
Eichgerade Schnittpunkt 0
(Abb. 9)
1:20
14
16,9272
16,077
1:40
27,2
30,7776
29,08
1:100
27
31,482
27,23
Mittelwert
22,733 mg/ml
26,3956 mg/ml
24,129 mg/ml
Die unverdünnte, sowie die 1:10 und 1:1000 Verdünnungen wurden in der
Berechnung nicht berücksichtigt, da sie zum einen außerhalb der Eichgeraden lagen
(gilt für unverdünnte sowie 1:10 verdünnte BSA-Lösung) bzw. sehr abweichende
Ergebnisse zeigten (bei 1:1000 Verdünnung wäre im Mittel eine BSA-Konzentration
von 58,31 mg/ml berechnet worden, die sich zu sehr von den restlichen Werten
unterscheidet). Für die unbekannte BSA-Probe ergibt sich im Mittel also eine BSAKonzentration von 26,3956 mg/ml BSA für die Eichgerade (Abb. 8), 24,129 mg/ml für
die Eichgerade mit Schnittpunkt Null (Abb. 9) bzw. 22.733 mg/ml für die
handschriftliche Eichgerade.
15
In oben beschriebener Weise wird das BCA-Assay mit einer Ovalbumin-Probe
unbekannter Konzentration wiederholt. Auch hierbei wurde zunächst eine Eichgerade
mit Hilfe von Ovalbumin unterschiedlicher Konzentrationen (0-100 µg im Test)
erstellt.
Tabelle 10: BCA - Doppelbestimmung der Extinktion bei 562nm von Ovalbumin in verschiedenen
Konzentrationen zur Erstellung einer Eichgeraden
µg
E1
Ovalbumin
E2
E
0
0
0
0
10
0,182
0,152
0,167
20
0,325
0,296
0,3105
30
0,439
0,377
0,408
40
0,502
0,528
0,515
50
0,639
0,591
0,615
60
0,722
0,707
0,7145
70
0,876
0,836
0,856
80
0,972
0,965
0,9685
90
1,03
1,063
1,0465
100
1,247
1,307
1,277
Anhand dieser Werte (Tab. 10) wurde eine Eichgerade für das BCA-Assay erstellt:
16
Abbildung 10: BCA - Eichgerade erstellt mit Ovalbumin
Diese Eichgerade muss anschließend noch durch den Nullpunkt gelegt werden:
Abbildung 11: BCA - Eichgerade erstellt mit Ovalbumin, Schnittpunkt der Gerade im Nullpunkt
Eine
Ovalbumin-Lösung
unbekannter
Konzentration
wurde
anschließend
in
verschiedenen Verdünnungen dem BCA-Assay unterzogen. Die Messungen wurden
in Doppelbestimmungen vollzogen.
17
Tabelle 11: BCA - Extinktion der Ovalbumin-Lösung unbekannter Konzentration in Doppelbestimmung bei 562nm
Verdünnung unverdünnt 1:10
1:20
1:40
1:100
1:1000
E1
2,863
1,465
0,861
0,739
0,220
0,028
E2
2,920
1,605
0,654
0,697
0,226
0,040
Mittelwert
2,8915
1,535
0,7575
0,718
0,223
0,034
Die Konzentration der unbekannten Ovalbumin-Lösung wird in oben genannter
Weise berechnet, und mit den handschriftlich abgelesenen Werten verglichen.
Tabelle 12: BCA - Konzentration der unbekannten Ovalbumin-Probe im Mittel anhand verschiedener Eichgeraden
Verdünnung handschriftliche
Eichgerade
Eichgerade
(Abb. 10)
Eichgerade Schnittpunkt 0
(Abb. 11)
1:20
23,8
27,5316
26,273
1:40
45,6
52,1904
49,67
1:100
35
40,476
34,182
Mittelwert
34,8 mg/ml
40,066 mg/ml
36,71 mg/ml
Die unverdünnte, sowie die 1:10 und 1:1000 Verdünnungen wurden in der
Berechnung der Konzentration nicht berücksichtigt. Zum einen lagen diese Werte
außerhalb der Eichgeraden (gilt für unverdünnte sowie 1:10 verdünnte OvalbuminLösung), zum anderen zeigten sie sehr abweichende Ergebnisse (bei 1:1000
Verdünnung wäre im Mittel eine Ovalbumin-Konzentration von 58,89 mg/ml
berechnet worden, die sich zu sehr von den restlichen Werten unterscheidet). Für die
unbekannte Ovalbumin-Probe ergibt sich damit im Mittel eine Ovalbumin18
Konzentration von 40,066 mg/ml Ovalbumin für die Eichgerade (Abb. 10), 36,71
mg/ml für die Eichgerade mit Schnittpunkt Null (Abb. 11) bzw. 34,8 mg/ml für die
handschriftliche Eichgerade.
Lowry-Assay
Auch beim Lowry-Assay wurde zunächst mit Hilfe bekannter BSA-Konzentrationen
(0-80 µg im Test) in Doppelbestimmung eine Eichgerade erstellt:
Tabelle 13: Lowry - Doppelbestimmung der Extinktion bei 540nm von Rinderserum Albumin in verschiedenen
Konzentrationen zur Erstellung einer Eichgeraden
µg BSA
E1
E2
E
0
0
0
0
10
0,085
0,077
0,081
20
0,185
0,238
0,2115
30
0,274
0,333
0,3035
40
0,405
0,388
0,3965
50
0,505
0,473
0,489
60
0,538
0,555
0,5465
70
0,698
0,654
0,676
80
0,733
0,759
0,746
Anhand dieser Werte (Tab. 13) wurde dann die Eichgerade erstellt:
19
Abbildung 12: Lowry - Eichgerade erstellt mit Rinderserum Albumin
Diese Eichgerade muss anschließend noch durch den Nullpunkt gelegt werden:
Abbildung 13: Lowry - Eichgerade erstellt mit Rinderserum Albumin, Schnittpunkt der Geraden im Nullpunkt
Verschiedene Verdünnungen einer unbekannten BSA-Lösung wurden anschließend
dem
Lowry-Assay
unterzogen.
Die
durchgeführten
Messungen
wurden
in
Doppelbestimmung erstellt.
20
Tabelle 14: Lowry - Extinktion der BSA-Lösung unbekannter Konzentration in Doppelbestimmung bei 540nm
Verdünnung 1:100
1:200
1:400
1:1000
E1
0,410
0,193
0,116
0,047
E2
0,393
0,157
0,094
0,033
Mittelwert
0,4015
0,175
0,105
0,04
Diese Werte (Tab. 14) können nun entweder anhand der Eichgerade abgelesen oder
mit Hilfe der Geradengleichung berechnet werden.
Exemplarisch sei dies für die 1:200-Verdünnung gezeigt:
Eichgerade ohne 0-Schnittpunkt
umgeformt lautet die Gleichung wie folgt:
Damit entsprechen 200 µl der 1:200-Verdünnung einer BSA-Konzentration von 18,56
µg, da es sich aber um eine Verdünnung handelt, muss diese herausgerechnet
werden:
Damit entsprechen 200 µl der unbekannten BSA-Lösung einer BSA-Konzentration
von 3711,1 µg. Da jedoch nur 200 µl eingesetzt wurden, muss dieser Wert nun noch
auf 1 ml hochgerechnet werden:
21
Da die Eichgerade in der Größenordnung µg BSA angesetzt wurde, muss dieser
Wert noch auf mg/ml umgerechnet werden:
Diese Rechnung wird nun für alle Proben anhand der Eichgerade mit und ohne 0Schnittpunkt durchgeführt und anschließend mit den handschriftlich abgelesenen
Werten verglichen.
Tabelle 15: Lowry - Konzentration der unbekannten BSA-Probe im Mittel anhand verschiedener Eichgeraden
Verdünnung handschriftliche
Eichgerade
Eichgerade
(Abb. 12)
Eichgerade Schnittpunkt 0
(Abb. 13)
1:100
22,25
22,3015
21,86
1:200
18
19,436
18,56
1:400
21
23,318
21,56
1:1000
20
22,18
17,78
Mittelwert
20,3125 mg/ml
21,8089 mg/ml
19,94 mg/ml
Die unbekannte BSA-Lösung hat damit im Mittel eine Konzentration von 21,8089
mg/ml BSA für die Eichgerade (Abb. 12), 19,94 mg/ml für die Eichgerade, die durch
den Nullpunkt verläuft (Abb. 13) bzw. 20,3125 mg/ml für die handschriftliche
Eichgerade.
22
Auch für die unbekannte Ovalbumin-Lösung wurde zunächst eine Eichgerade
anhand einer Ovalbumin-Lösung bekannter Konzentration (0-80 µg im Test) erstellt.
Tabelle 16: Lowry - Doppelbestimmung der Extinktion bei 540nm von Ovalbumin in verschiedenen
Konzentrationen zur Erstellung einer Eichgeraden
µg
E1
Ovalbumin
E2
E
0
0
0
0
10
0,112
0,186
0,149
20
0,375
0,213
0,294
30
0,52
0,426
0,473
40
0,332
0,495
0,4135
50
0,604
0,439
0,5215
60
0,746
0,675
0,7105
70
0,771
0,758
0,7645
80
0,82
0,815
0,8175
Anhand dieser Werte (Tab. 16) wurde anschließend eine Eichgerade erstellt:
23
Abbildung 14: Lowry - Eichgerade erstellt mit Ovalbumin
Diese Eichgerade (Abb. 14) wurde anschließend so gelegt, dass sie den Nullpunkt
schneidet.
Abbildung 15: Lowry - Eichgerade erstellt mit Ovalbumin, Schnittpunkt der Geraden im Nullpunkt
Im nächsten Schritt wurde eine unbekannte Ovalbumin-Lösung in verschiedenen
Verdünnungen
dem
Lowry-Assay
unterzogen.
Die
Messung
fand
in
Doppelbestimmung statt.
24
Tabelle 17: Lowry - Extinktion der Ovalbumin-Lösung unbekannter Konzentration in Doppelbestimmung bei
540nm
Verdünnung 1:100
1:200
1:400
1:1000
E1
0,444
0,166
0,154
0,057
E2
0,501
0,174
0,126
0,060
Mittelwert
0,4725
0,17
0,14
0,0585
Die Ovalbumin-Konzentration dieser Proben wird wie in oben beschriebener Weise
ermittelt. Anschließend werden die so berechneten mit den handschriftlich
abgelesenen Werten verglichen.
Tabelle 18: Lowry - Konzentration der unbekannten Ovalbumin-Probe im Mittel anhand verschiedener
Eichgeraden
Verdünnung handschriftliche
Eichgerade
Eichgerade
(Abb. 14)
Eichgerade Schnittpunkt 0
(Abb. 15)
1:100
20,75
23,595
20,625
1:200
14,5
16,94
11
1:400
24
27,88
16
1:1000
37,5
28,95
-
Mittelwert
24,1875 mg/ml
24,341 mg/ml
15,875 mg/ml
Damit hat die unbekannte Ovalbumin-Lösung im Mittel eine Konzentration von
24,341 mg/ml Ovalbumin anhand der Eichgerade (Abb. 14), 15,875 mg/ml anhand
der Eichgerade, die den Nullpunkt schneidet (Abb. 15) bzw. 24,1875 mg/ml für die
handschriftliche Eichgerade.
25
Bradford
Auch das Bradford-Assay verlangt zunächst das Erstellen einer Eichgerade. Diese
wurde mit Hilfe einer BSA-Lösung bekannter Konzentration (0-10 µg im Test) in
Doppelbestimmung erzeugt.
Tabelle 19: Bradford - Doppelbestimmung der Extinktion bei 595 nm von Rinderserum Albumin in verschiedenen
Konzentrationen zur Erstellung einer Eichgeraden
µg BSA
E1
E2
E
0
0
0
0
1
0,063
0,092
0,0775
2
0,148
0,174
0,161
3
0,264
0,23
0,247
4
0,297
0,36
0,3285
5
0,351
0,355
0,353
6
0,375
0,415
0,395
7
0,439
0,439
0,439
8
0,495
0,487
0,491
9
0,535
0,521
0,528
10
0,55
0,572
0,561
Anhand dieser Werte (Tab. 19) wurde dann die Eichgerade erstellt:
26
Abbildung 16: Bradford - Eichgerade erstellt mit Rinderserum Albumin
Diese Gerade wurde anschließend durch den Nullpunkt gelegt, was zu folgendem
Ergebnis führte:
Abbildung 17: Bradford - Eichgerade erstellt mit Rinderserum Albumin, Schnittpunkt der Geraden im Nullpunkt
Eine unbekannte BSA-Lösung wurde anschließend in verschiedenen Verdünnungen
dem Bradford-Assay unterzogen. Die durchgeführten Messungen wurden in
Doppelbestimmung erstellt.
27
Tabelle 20: Bradford - Extinktion der BSA-Lösung unbekannter Konzentration in Doppelbestimmung bei 595 nm
Verdünnung 1:200
1:400
1:1000
1:10000
E1
0,435
0,275
0,152
0,015
E2
0,421
0,279
0,148
0,011
Mittelwert
0,428
0,277
0,15
0,013
Diese Werte (Tab. 20) können nun entweder anhand der Eichgerade abgelesen oder
mit Hilfe der Geradengleichung berechnet werden.
Exemplarisch sei dies für die 1:400-Verdünnung gezeigt:
Eichgerade ohne 0-Schnittpunkt
umgeformt lautet die Gleichung wie folgt:
Damit entsprechen 100 µl der 1:400-Verdünnung einer BSA-Konzentration von 4,13
µg, da es sich aber um eine Verdünnung handelt, muss diese herausgerechnet
werden:
Damit entsprechen 100 µl der unbekannten BSA-Lösung einer BSA-Konzentration
von 1650,91 µg. Da jedoch nur 100 µl eingesetzt wurden, muss dieser Wert nun
noch auf 1 ml hochgerechnet werden:
28
Da die Eichgerade in der Größenordnung µg BSA angesetzt wurde, muss dieser
Wert noch auf mg/ml umgerechnet werden:
Diese Rechnung wird nun für alle Proben anhand der Eichgerade mit und ohne 0Schnittpunkt
durchgeführt,
die
Ergebnisse
werden
anschließend
mit
den
handschriftlich abgelesenen Werten verglichen:
Tabelle 21: Bradford - Konzentration der unbekannten BSA-Probe im Mittel anhand verschiedener Eichgeraden
Verdünnung handschriftliche
Eichgerade
Eichgerade
(Abb. 16)
Eichgerade Schnittpunkt 0
(Abb. 17)
1:200
13,2
15,464
13,75
1:400
17,2
19,9456
16,51
1:1000
23
26,773
18,2
1:10000
10
18,64
-
Mittelwert
15,85 mg/ml
20,20565 mg/ml
16,15 mg/ml
Damit hat die unbekannte BSA-Lösung im Mittel eine Konzentration von 20,20565
mg/ml BSA für die Eichgerade (Abb. 16), 16,15 mg/ml BSA für die Eichgerade, die
den Nullpunkt schneidet (Abb. 17) bzw. 15,85 mg/ml für die handschriftliche
Eichgerade.
29
Um die Konzentration einer unbekannten Ovalbumin-Lösung anhand des BradfordAssays zu bestimmen, muss auch hier zunächst eine Eichgerade erstellt werden.
Hierzu wird eine Ovalbumin-Lösung bekannter Konzentration (0-10 µg im Test) dem
Bradford-Assay in Doppelbestimmung unterzogen.
Tabelle 22: Bradford - Doppelbestimmung der Extinktion bei 595 nm von Ovalbumin in verschiedenen
Konzentrationen zur Erstellung einer Eichgeraden
µg
E1
Ovalbumin
E2
E
0
0
0
0
1
0,048
0,047
0,0475
2
0,095
0,072
0,0835
3
0,127
0,11
0,1185
4
0,159
0,157
0,158
5
0,184
0,181
0,1825
6
0,213
0,211
0,212
7
0,238
0,228
0,233
8
0,279
0,253
0,266
9
0,313
0,298
0,3055
10
0,345
0,332
0,3385
Anhand dieser Werte (Tab. 22) wurde nun die graphische Auftragung in Form einer
Eichgerade erzeugt:
30
Abbildung 18: Bradford - Eichgerade erstellt mit Ovalbumin
Diese Gerade (Abb. 18) wurde anschließend so gelegt, dass sie den Nullpunkt
schneidet:
Abbildung 19: Bradford - Eichgerade erstellt mit Ovalbumin, Schnittpunkt der Geraden im Nullpunkt
Im Anschluss wurde eine Ovalbumin-Lösung unbekannter Konzentration dem
Bradford-Assay in verschiedenen Verdünnungen unterzogen. Die Messung erfolge in
Doppelbestimmung.
31
Tabelle 23: Bradford - Extinktion der Ovalbumin-Lösung unbekannter Konzentration in Doppelbestimmung bei
595 nm
Verdünnung 1:200
1:400
1:1000
1:10000
E1
0,296
0,194
0,099
0,025
E2
0,288
0,190
0,094
0,022
Mittelwert
0,292
0,192
0,0965
0,0235
Die Konzentration der unbekannten Ovalbumin-Lösung wurde anschließend in oben
beschriebener Weise ermittelt, und mit den handschriftlich abgelesenen Werten
verglichen.
Tabelle 24: Bradford - Konzentration der unbekannten Ovalbumin-Probe im Mittel anhand verschiedener
Eichgeraden
Verdünnung handschriftliche
Eichgerade
Eichgerade
(Abb. 18)
Eichgerade Schnittpunkt 0
(Abb. 19)
1:200
16,5
18,22
17,31
1:400
21,4
23,94
22,125
1:1000
27
30
25,47
1:10000
55
72
26,56
Mittelwert
29,975 mg/ml
36,04 mg/ml
22,87 mg/ml
Die unbekannte Ovalbumin-Probe hat damit im Mittel eine Ovalbumin-Konzentration
von 36,04 mg/ml für die Eichgerade (Abb. 18), 22,87 mg/ml für die Eichgerade, die
den Nullpunkt schneidet (Abb. 19) bzw. 29,975 mg/ml für die handschriftliche
Eichgerade.
32
Diskussion
Ziel dieses Versuches war es, verschiedene Proteinbestimmungsmethoden kennen
zu lernen, und in ihrer Genauigkeit zu vergleichen.
Um
letzteres
bewerkstelligen
zu
können,
muss
jedoch
die
gesuchte
Proteinkonzentration der unbekannten BSA- bzw. Ovalbumin-Lösung gegeben sein,
diese Betrug:
Zunächst werden die vier verschiedenen Assays anhand der mit verschiedenen
Eichgeraden ermittelten Werte verglichen:
Handschriftliche Eichgerade (Siehe Anhang)
Tabelle 25: Mittelwerte der Proteinkonzentration, Abweichung in mg/ml bzw. prozentuale Abweichung der mit der
handschriftlichen Eichgerade erstellten Werte
Assay
Protein
Konzentration
[mg/ml]
Abweichung
[mg/ml]
prozentuale
Abweichung
Biuret
BSA
24,0625
4,5625
23,4 %
Ovalbumin
26,41
1,59
5,679 %
BSA
22,733
3,23
16,58 %
Ovalbumin
34,8
6,8
24,29 %
BCA
prozentuale
Abweichung
d. Assays
14,5395 %
20,435 %
33
Lowry
Bradford
BSA
20,3125
0,8125
4,166 %
Ovalbumin
24,1875
3,8125
13,616 %
BSA
15,85
3,65
18,72 %
Ovalbumin
29,975
1,975
7,054 %
durchschnittliche Abweichung der mit der 3,304
handschriftlichen Eichgerade berechneten
Werte
8,891 %
12,887 %
14,188 %
So betrachtet zeigte bei der handschriftlich erstellten Eichgeraden das Lowry-Assay
das beste Ergebnis, mit einer durchschnittlichen prozentualen Abweichung der
realen Ergebnisse von 8,891 % (Tab. 25). Werden die reinen Proteinkonzentrationen
betrachtet, so zeigt das Lowry-Assay bei der unbekannten BSA-Probe das beste
Ergebnis mit 20,3125 mg/ml (real: 19,5 mg/ml) und nur einer 4,2 % Abweichung. Bei
der unbekannten Ovalbumin-Probe zeigte das Bradford-Assay mit 29,975 mg/ml und
einer 7,1 %igen Abweichung das beste Ergebnis (real: 28 mg/ml).
Eichgerade ohne Schnittpunkt im Nullpunkt
Tabelle 26: Mittelwerte der Proteinkonzentration, Abweichung in mg/ml bzw. prozentuale Abweichung der mit der
Eichgerade erstellten Werte
Assay
Protein
Konzentration
[mg/ml]
Abweichung
[mg/ml]
prozentuale
Abweichung
Biuret
BSA
24,546
5,046
25,88 %
Ovalbumin
28,461
0,461
1,65 %
BSA
26,3956
6,8956
35,362 %
BCA
prozentuale
Abweichung
d. Assays
13,765 %
34
Lowry
Bradford
Ovalbumin
40,066
12,066
43,093 %
BSA
21,809
2,309
11,84 %
Ovalbumin
24,341
3,659
13,07 %
BSA
20,20565
0,70565
3,619%
Ovalbumin
36,04
8,04
28,71 %
durchschnittliche Abweichung der mit der 4,898
Eichgerade berechneten Werte
39,2275 %
12,455 %
16,17 %
20,403 %
Bei der Betrachtung der Werte, die mit der Eichgeraden ohne Nullschnittpunkt
erzeugt wurden (Tab. 26) ergibt sich ein ähnliches Bild, wie bei der handschriftlichen
Eichgeraden. Auch hier schneidet das Lowry-Assay mit einer prozentualen
Abweichung von 12,5 % der realen Ergebnisse am besten ab. Werden wieder die
reinen Proteinkonzentrationen betrachtet, so zeigt jedoch bei der unbekannten BSAProbe das Bradford-Assay das beste Ergebnis mit 20,21 mg/ml (real: 19,5 mg/ml)
und damit einer prozentualen Abweichung von 3,6 %. Bei der unbekannten
Ovalbumin-Probe zeigt das Biuret-Assay das beste Ergebnis mit 28,461 mg/ml (real:
28 mg/ml) und damit einer prozentualen Abweichung von 1,65 %, das zweit beste
Ergebnis überhaupt.
Eichgerade mit Schnittpunkt im Nullpunkt
Tabelle 27: Mittelwerte der Proteinkonzentration, Abweichung in mg/ml bzw. prozentuale Abweichung der mit der
Eichgerade, die den Nullpunkt schneidet, erstellten Werte
Assay
Protein
Konzentration
[mg/ml]
Abweichung
[mg/ml]
prozentuale
Abweichung
Biuret
BSA
22,66
3,16
16,21
prozentuale
Abweichung
d. Assays
35
Ovalbumin
24,5
3,5
12,5
BSA
24,13
4,63
23,74
Ovalbumin
36,71
8,71
31,11
BSA
19,94
0,44
2,26
Ovalbumin
15,88
12,12
43,29
BSA
16,15
3,35
17,18
Ovalbumin
22,87
5,13
18,32
durchschnittliche Abweichung der mit der 5,13
Eichgerade - Schnittpunkt Nullpunkt
berechneten Werte
20,58
BCA
Lowry
Bradford
14,35
27,425
22,78
17,75
Bei der Betrachtung der Werte, die mit der Eichgeraden erstellt worden sind, die den
Nullpunkt
schneidet, ist
das Biuret-Assay das am
besten abschneidende
Proteinbestimmungsverfahren mit 14,36 % Abweichung der Werte von den realen
Ergebnissen. Auch bei der unbekannten Ovalbumin-Probe zeigt das Biuret-Assay mit
24,5 mg/ml (real: 28 mg/ml) und einer Abweichung von 12,5 % das zutreffendste
Ergebnis. Bei der unbekannten BSA-Probe zeigt das Lowry-Assay eindeutig das
beste Ergebnis mit 19,94 mg/ml (real: 19,5 mg/ml) und einer Abweichung von 2,26
%.
Alles in allem weisen alle Assay ganz zutreffende Ergebnisse vor mit totalen
prozentualen Abweichungen um die 12-20 %. Diese Abweichungen rühren
wahrscheinlich von Pipetierfehlern her, und liegen nicht im Assay selbst begründet.
Die Vorteile des Biuret-Assay liegen ihn seiner guten Reproduzierbarkeit sowie
seiner Unempfindlichkeit, weshalb er für eine zügige Proteinbestimmung im Labor
eingesetzt wird (sog. Mikrobiuret). Seine Nachweisgrenze liegt jedoch nur bei 1-10
µg Protein/ml, was ihn nur für größere Proteinmengen empfiehlt.
36
Das BCA-Assay zeichnet sich durch seine einfache Durchführung und die Stabilität
des Farbkomplexes aus. Auch die Nachweisgrenze mit 0,1-1 µg Protein/ml macht ihn
zu
einer
geeigneten
Proteinbestimmungsmethode.
Einzig
die
schlechte
Reproduzierbarkeit ist als Nachteil zu nennen.
Das Lowry-Assay weist, im Vergleich zum Biuret- bzw. BCA-Assay, eine zusätzliche
Farbreaktion auf, was seine Sensitivität erhöht. Seine Nachweisgrenze liegt bei 0,1-1
µg Protein/ml, was ihn auch für geringere Proteinmengen qualifiziert. Die Nachteile
des Lowry-Assay wiederum sind die Instabilität des Farbkomplexes sowie die
Störung durch etliche, im Labor gängige Substanzen, darunter EDTA, SDS, Triton-X,
Tris, Ammoniumsulfat usw.
Das Bradford-Assay zeichnet sich durch seine leichte Durchführbarkeit, sowie seine
Toleranz gegenüber Reduktionsmittel aus. Es besitzt die kleinste Nachweisgrenze
mit 0,05-0,5 µg Protein/ml und eignet sich daher auch für sehr kleine Proteinmengen.
Als Nachteil wäre die schlechte Reproduzierbarkeit zu nennen, die sehr stark vom
Inkubationszeitraum abhängt.
Als weiteres Unterscheidungsmerkmal des Bradford-Assays zu den anderen Assays
wäre zu nennen, dass der Farbstoff hier, im Gegensatz zum Biuret-, BCA- oder
Lowry-Assay nicht an die Peptidbindungen eines Proteins komplexiert, sondern sich
an kationische sowie unpolare, hydrophobe Seitenketten anlagert. Dies kann als Voraber
auch
als
Nachteil
gesehen
werden.
Da
die
kolorimetrischen
Proteinbestimmungsmethoden unter denaturierenden Bedingungen stattfinden,
besteht die Möglichkeit, dass eigentlich vorhandene Peptidbindung durch die
Auffaltung der Proteine gespalten, und damit auch nicht durch die hier angreifenden
Färbereaktionen erkannt werden, was sich als Nachteil für das Biuret-, BCA- sowie
Lowry-Assay erweisen könnte. Besitzt jedoch ein Protein sehr viele kationische sowie
unpolare, hydrophobe Seitenketten, so könnte dies das Bradford-Assay in seiner
Genauigkeit beeinflussen. Dies ist auch der Grund, warum sich beim Bradford-Assay
die Eichgerade für BSA sowie die Eichgerade für Ovalbumin so stark in ihrer
Steigung unterscheiden, was im direkten Vergleich deutlich wird:
37
Abbildung 20: Bradford - Vergleich der Eichgerade von BSA und Ovalbumin, Absorption bei 595 nm
Vor
allem
die
positiv
geladene
Aminosäure
Arginin
sorgt
hier
für
die
unterschiedlichen Wechselwirkungen. Ovalbumin besitzt 15, BSA jedoch 26 dieser
Aminosäure-Reste
pro
Polypeptid.
Die
Wechselwirkungen
des
Coomassie-
Farbkomplexes mit Arginin sind also im Rinderserum Albumin fast zweimal so stark
vertreten wie im Ovalbumin. Dies sorgt für die stärkere Steigung der BSA-Eichgerade
im Verhältnis zur Ovalbumin-Eichgerade und zeigt auf diesem Wege, dass es nicht
ganz unwichtig ist, welches Protein zur Erstellung der Eichgerade eingesetzt wird.
Welche
Proteinbestimmungsmethode
im
Endeffekt
eingesetzt
wird,
hängt
schlussendlich von der Durchführbarkeit sowie der gewünschten Genauigkeit ab.
Eindeutige Präferenzen gibt dieser Versuch nicht wieder.
38
II. Versuch: Reinigung von Fusionsproteinen
Einleitung
Bevor ein Protein eines bestimmten Organismus untersucht werden kann, geht bei
intrazellulären, also cytosolischen, Proteinen zunächst der Zellaufschluss und die
Proteinaufreinigung voran. Der Aufschluss von Zellen kann auf verschieden Art und
Weise erfolgen, die in zwei Kategorien gegliedert werden können: chemische,
enzymatische und mechanische Zellaufschlussmethoden.
Zu den chemischen Zellaufschlussmethoden gehören das Versetzen und Inkubieren
mit Toluol oder EDTA, was für das Auflösen der äußeren Zellmembran sorgt, und
tiefer gelegene Zellwände dann für den enzymatischen Aufschluss zugänglich macht.
Zellen bzw. deren Zellwände werden auf dem enzymatischen Weg mit Hilfe von
Lysozym oder Zymolyase abgebaut. Auf mechanischem Wege werden Zellen mittels
Ultraschall aufgeschlossen. Auch der Aufschluss mit Hilfe der French Press, einer
Apparatur, die für einen plötzlichen Druckabfall sorgt, und die Zellen so zerreißen
lässt, ist eine der möglichen mechanischen Zellaufschlussmethoden. Bei Hefezellen
wird auch der Zellaufschluss mittels Glasperlen angewandt, hierbei wird eine
Zellsuspension mit sehr kleinen Glaskügelchen versetzt, welche dann durch sehr
starkes Vermischen die Zellen aufschließen. Wichtig beim Zellaufschluss ist es,
einen Proteasehemmer wie Phenylmethylsulfonylfluorid (PMSF) oder Benzamidin der
Zellsuspension hinzuzufügen, da ansonsten die intrazellulär enthaltenen Proteasen
die Zielproteine nach dem Aufschluss irreversibel proteolytisch spalten.
Das Zielprotein liegt nun in dem Gemisch aus Chemikalien, Enzymen, Zelltrümmern
und Lösungsmittel vor, darum müssen als nächstes Aufreinigungsschritte erfolgen,
die das gewünschte Protein von den restlichen Bestandteilen und auch anderen
unerwünschten Proteinen trennen. Es gibt viele verschiedene Methoden zur
Proteinaufreinigung, genannt sei hier nur die Aufreinigung mittels einer Gelmatrix.
Hierbei wird die Proteinlösung auf eine Affinitäts-Gelmatrix gegeben, wobei die
39
Proteine über meist ionische Wechselwirkungen an die Partikel der Gelmatrix binden.
Durch Elution mit Hilfe eines Salzgradienten werden die Proteine kompetetiv durch
die Ionen des Salzes verdrängt, wobei das Eluat in Fraktionen gesammelt wird.
Anschließend können diese Proteinlösungen verschiedensten Tests unterzogen
werden,
u.a.
Aktivitätstests
bei
Enzymen
oder
Elektronenüberträgern
von
Enzymkomplexen.
Dieser Ablauf wird häufig bei der Isolation bereits bekannter Proteine angewandt,
wobei die resultierenden Eluat-Fraktionen meist keine hohe Reinheit und damit auch
keine hohe Konzentration des Zielproteins vorweisen. Bei der Charakterisierung
unbekannter Proteinen ist es jedoch von großer Wichtigkeit das Protein in
ausreichender Reinheit und Menge vorliegen zu haben. Um eine hinreichende
Menge an Protein mit hoher Reinheit zu erzielen, wird die Bildung sog.
Fusionsproteine heterolog in einem Modellorganismus vorgezogen.
Bei einem Fusionsprotein handelt es sich um das Zielprotein ausgestattet mit einer
am N- oder C-Terminus addierten kurzen Sequenz, einem sog. ‚Tag‘. Die Anheftung
des Tags, meist eines Poly-Histidin-Schwanzes mit mind. sechs Histidinen, erfolgt
auf genetischem Wege, indem ein Fusionsgen2 erzeugt wird. Dieses Fusionsgen
wird heterolog in einen Modellorganismus exprimiert, wobei es sich bei dem Modell
meist um Escherichia coli, Hefe- oder Insektenzellen handelt. Die Expression kann
hierbei ebenfalls kontrolliert werden, indem vor das Fusionsprotein der Promotor und
der Operator des lac-Operons gesetzt wird. Das lac-Operon codiert unter anderem
für die β-Galactosidase, einem Enzym, das in der Lage ist, glykosidische Bindungen
zu spalten. Der Operator des lac-Operons wird bei Fehlen von Substrat durch den
lac-Repressor blockiert, sodass der Promotor nicht durch die RNA-Polymerase
angesteuert werden kann. Auf diesem Weg findet nur bei Anwesenheit von Substrat
eine Genexpression statt. Ein möglicher Induktor stellt hierbei IPTG (Isopropyl-β-Dthiogalactopyranosid) dar. Dieser nicht verwertbare Induktor bindet den lacRepressor, sodass dieser nicht mit dem lac-Operator wechselwirken kann, der
Promotor wird frei zugänglich und die Genexpression wird induziert. Auch die das
2
Dieses Fusionsgen ist eine Fusion aus dem das Zielprotein exprimierenden Gen und einer Sequenz
aus Basenpaaren, die für die Aminosäure Histidin codieren. Aus diesem Fusionsgen wird das
Zielprotein mit vorangeschalteter oder angehängtem Histidin-Tag gebildet.
40
Fusionsprotein tragende Zellen müssen oben genannten Zellaufschlussverfahren
unterzogen werden.
Die Aufreinigung eines Fusionsproteins kann ebenfalls über eine Affinitäts-Gelmatrix
erfolgen, ist jedoch, im Gegensatz zur Aufreinigung von Proteinen ohne Tag,
wesentlich vereinfacht. Zur Isolierung des gewünschten Proteins kann eine
Nickelchelat-Affinitäts-Gelmatrix, oder jedes beliebige zweiwertige Ion, genutzt
werden. Das Nickel-Ion (Ni2+) ist über vier Koordinationsstellen mit der Säule
koordiniert. Die daraus resultierenden zwei freien Koordinationsstellen binden an den
Poly-Histidin-Tag und „fangen“ so das Zielprotein aus dem Proteingemisch ab. Eluiert
wird auch hier über einen Salzgradienten durch kompetetive Verdrängung des HisTags (und damit des Zielproteins) durch die Ionen des Salzes.
Da ein Tag bei strukturellen Analysen störend wirkt und auch die biologische
Funktion des Zielproteins beeinträchtigen könnte, ist es im letzten Schritt
entscheidend den Tag vom nativen Protein zu entfernen. Um dies zu erreichen wird
auf genetischem Wege neben dem Tag auch eine zusätzliche proteolytische
Spaltstelle eingefügt. Durch die Zugabe einer geeigneten Protease3 kann so der Tag
durch proteolytische Spaltung entfernt werden. Es gibt hier verschiedenste
Kombinationsmöglichkeiten, hier findet die sog. TEV-Protease und ihre spezifische
Schnittstelle, die Aminosäureabfolge ENLYFQ G/S, Anwendung. Diese Protease
stammt aus dem Taback Mosaik Virus (Tobacco Etch Virus), was die Chancen
erhöht, dass mögliche weitere Spaltstellen rein zufällig vorkommen, und damit
spezifisch nur das Fusionsprotein vom Tag getrennt wird.
Material und Methoden
Siehe Skript, Änderungen:
3
Die proteolytische Spaltstelle besteht auf genetischer Ebene aus einer Sequenz, auf Proteinebene
aus einer spezifischen Abfolge von Aminosäuren, an der eine jeweilige Protease spezifisch schneidet.
Auf diesem Wege kann gezielt gespalten werden, wobei so auch verhindert wird, dass zelleigene
Proteasen den Tag ungewollter Weise entfernen.
41
 Die 50ml Medium wurden mit jeweils 500 µl der Antibiotika Ampicillin und
Kanamycin sowie 500 µl Vorkultur versetzt. (S. 14)
 Nach Induktion der Expression wurde die Kultur für 3h bei 37°C unter
ständigem Schütteln inkubiert. (S. 14)
 Auf das SDS-Gel wurden nur 14,4 µl der t0 (=P1) sowie der t3 (=P2) Probe
aufgeladen, da von der t1 (=P2) Probe zu wenig Material entnommen wurde
(444 µl statt 616 µl)
 Bei der TEV-Protease Kinetik wurden 6 µl Dialysat eingesetzt. (S. 21)
Ergebnisse
Über Nacht wurden Escherichia coli Transformanten bei 37°C unter ständigem
Schütteln mit einem Expressionsplasmid inkubiert. Dieses Plasmid trug das Gen für
ein SpaI Fusionsprotein mit einem His-Tag am N-Terminus, welches über eine TEV
Spaltstelle fusioniert war. Gleichzeitig wies dieses Plasmid zwei AntibiotikaResistenz-Kassetten auf, zum einen die Resistenz gegen Ampizilin und die gegen
Kanamycin um eine gezielte Selektion der transformierten Zellen zu ermöglichen. Am
nächsten Morgen wurden 500 µl der Vorkultur in 50 ml frisches Medium überimpft
und um mögliches Wachstum von nicht-Transformanten zu vermeiden mit Antibiotika
versetzt. Anschließend wurde die erste Probe (= t0 bzw. P1) entnommen und das
Zellsediment nach erfolgter Zentrifugation mit SDS-Probenpuffer versetzt und
eingefroren. Anschließend wurde durch Zugabe von 1mM IPTG die Expression des
SpaI-Gens induziert, wobei nach einer (= t1 bzw. P2) bzw. drei (= t3 bzw. P3) weiteren
Stunden Proben entnommen wurden. Nach der letzten Probeentnahme (= t 3) wurde
die verbleibende Kultur zentrifugiert und das Zellsediment in 1 ml Lysis-Puffer
überführt. Die Zellen wurden anschließend aufgeschlossen, wobei nach erfolgter
Zentrifugation vom Lysat (= P4) bzw. vom Sediment (= P5) die nächsten Proben
entnommen wurden. Der restliche Überstand des Zellextraktes wurde anschließend
über eine Nickel-Affinitäts-Gelmatrix gegeben, wobei vom Durchfluss (= P6), von der
ersten Waschfraktion (= P7), sowie der ersten (= P8) und zweiten (= P9)
Elutionsfraktion Proben entnommen wurden. Die erste und zweite Elutionsfraktion
wurden nach der Probeentnahme vereinigt und über Nacht bei 4°C in Dialyse-Puffer
dialysiert. Von diesem Dialysat wurde am nächsten Morgen ebenfalls eine Probe
42
entnommen (= P10). Alle Proben wurden anschließend fünf Minuten bei 96°C
denaturiert, schnell auf Eis abgekühlt und auf ein SDS-Gel geladen um den
Reinigungsverlauf bzw. -erfolg sichtbar zu machen.
Abbildung 21: Verlauf der Reinigung des Fusionsproteins spaI, Legende: M = Marker, P = Probe
Das Gelbild (Abb. 21) zeigt den Verlauf und Erfolg der Reinigung des
Fusionsproteins SpaI. Das Gel wurde von links nach rechts wie folgt beladen:
Marker, t0-Probe, t1-Probe, t3-Probe, Lysat, Sediment, Durchfluss, 1.Waschfraktion,
1.Elutionsfraktion, 2.Elutionsfraktion, Dialysat. Zu erkennen ist, dass nach jedem
Reinigungsschritt Banden verschwinden und nur eine Bande zwischen 20 und 15
kDa erhalten bleibt.
Das
verbleibende
Dialysat
wurde
nach
erfolgter
Probeentnahme
einer
Proteinbestimmung nach Bradford unterzogen. Hierzu wurde zunächst mit Hilfe von
Rinderserum Albumin in Doppelbestimmung eine Eichgerade erstellt, anhand derer
im Anschluss daran die Proteinkonzentration des Dialysats berechnet wurde.
Tabelle 28: Bradford - Doppelbestimmung der Extinktion verschiedener BSA-Konzentrationen bei 595 nm zur
Erstellung einer Eichgeraden
µg BSA
E1
E2
E
0
0
0
0
43
1
0
0,028
0,014
2
0,092
0,118
0,105
5
0,248
0,297
0,2725
10
0,379
0,478
0,4285
20
0,833
0,821
0,827
Anhand dieser Werte (Tab. 28) wurde anschließend graphisch die Eichgerade
wiedergegeben.
Abbildung 22: Bradford Eichgerade erstellt mit Rinderserum Albumin
Anhand der Geradengleichung kann nun die Proteinkonzentration berechnet werden,
diese lautet wie folgt:
44
Umgeformt ergibt sie sich zu:
Der Term y stellt hierbei die Extinktion des Dialysates dar, diese wurde ebenfalls in
Doppelbestimmung anhand zweier Konzentrationen ermittelt:
Tabelle 29: Extinktion des Dialysates
Probe 2 µl
5 µl
E1
0,134 0,302
E2
0,134 0,301
E
0,134 0,3015
Die Berechnung der Proteinkonzentration geschah dabei exemplarisch an der 2 µl
Probe wie folgt:
Da in den Test jedoch nur 100 µl eingingen, muss dieser Wert auf 1 ml
hochgerechnet werden:
Es wurden jedoch nur 2 µl in den Test eingesetzt, was einer 1:50 Verdünnung
entspricht, die anschließend noch herausgerechnet werden muss:
45
Da die Eichgerade jedoch im Maßstab µg angesetzt wurde, muss dieser Wert nun
noch in mg überführt werden:
Die Proteinkonzentration der 2 µl Probe entspricht also 1,595 mg/ml. Die Berechnung
für die 5 µl Probe erfolgt in gleicher Weise, nur, dass es sich hierbei um eine 1:20
Verdünnung handelt; ihre Proteinkonzentration entspricht 1,436 mg/ml. Damit hat das
Dialysat im Mittel eine Proteinkonzentration von 1,5155 mg/ml.
Die Bestimmung der Proteinkonzentration kann weiterhin über die Ermittlung der
Extinktion bei 280 nm erfolgen. Hierzu wurde die Extinktion bei 280 nm einer 1:100
Verdünnung des Dialysates ermittelt. Diese betrug 0,032, wobei das Dialysat
unverdünnt so auf eine Extinktion von 3,2 kommt. Mit Hilfe des Lambert-Beer‘schenGesetzes kann so die Konzentration berechnet werden, hierzu muss nur der
Extinktionskoeffizient (hier: 17420 1/(cm∙M)) sowie das Molekulargewicht (hier:
18886,8 g/mol) bekannt sein. Das Lambert-Beer’sche-Gesetz lautet:
umgeformt:
Um nun auf eine Proteinkonzentration in mg/ml zu kommen, muss dieses Ergebnis
mit dem Molekulargewicht multipliziert werden:
Auf diesem Weg hat das Dialysat eine berechnete Proteinkonzentration von 3,47
mg/ml.
46
Im zweiten Teil des Versuches wurde die Entfernung des His-Tags des
Fusionsproteins durch die TEV-Protease in Form einer Kinetik untersucht. Hierzu
wurden 3 verschiedene Ansätze hergestellt, Ansatz 1 ohne TEV-Protease, Ansatz 213 mit dem Fusionsprotein und der TEV-Protease, sowie Ansatz 14 ohne
Fusionsprotein. Diese Ansätze wurden bei Raumtemperatur über Nacht inkubiert.
Ansatz 1 und 14 fungierten hierbei als Kontrolle. Aus dem Ansatz 2-13 wurden in
folgenden Zeitabständen Proben entnommen: 10, 20, 30, 40, 50 Minuten, sowie 1, 2,
3, 4, 5, 6 Stunden, und am nächsten Morgen, diese wurden fortlaufend
durchnummeriert. Die Proben 1-14 enthielten damit folgende Kombination (Legende:
FP = Fusionsprotein mit Tag, TEVP = TEV-Protease):
Tabelle 30: Zusammensetzung der Proben 1-14
Probe
1
Inhalt
FP
2
Entnahme ü.N. 10‘
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
FP + TEVP
20‘
30‘
40‘
50‘
1h
2h
13
14
TEVP
3h
4h
5h
6h
ü.N. ü.N.
Die Proben (Tab. 30) wurden anschließend auf ein Tris-Tricin-Gel aufgetragen, um
den Verlauf der proteolytischen Spaltung, die sog. TEV-Kinetik, optisch sichtbar zu
machen.
47
Abbildung 23: Tris-Tricin-Gel der TEV-Kinetik Proben 1-14, M = Marker
Das Tris-Tricin-Gelbild (Abb. 23) zeigt den Verlauf der proteolytischen Spaltung des
Fusionsproteins. Als oberste Bande, zwischen 30 und 25 kDa, ist die TEV-Protease
zu erkennen, die zweite Bande bei ca. 20 kDa zeigt das Fusionsprotein, die dritte
Bande zwischen 20 und 15 kDa markiert das SpaI-Protein ohne Tag. Zu erkennen ist
die Abnahme des Fusionsproteins und die stätige Zunahme des SpaI-Proteins ohne
Tag. Die Probe 1 als erste Kontrolle sollte eigentlich das SpaI-Protein ohne TEVProtease zeigen, was offensichtlich nicht der Fall ist. Auch Probe 1 zeigt die oberste
Bande, die TEV-Protease mit gespaltenem Fusionsprotein SpaI. Die Probe 14 als
zweite Kontrolle sollte die TEV-Protease allein zeigen, die jedoch augenscheinlich
nicht zu erkennen ist.
Diskussion
Um ein Protein z.B. zu charakterisierungszwecken in ausreichender Menge und
Reinheit zu isolieren, wird die Methode der Erzeugung von Fusionsproteinen mit
gleichzeitiger
Überexpression
in
einem
Modellorganismus
angewandt.
Ein
48
Fusionsprotein wird erzeugt, indem auf genetischem Wege ein sog. Tag, meist ein
terminaler Poly-Histidin-Schwanz, an das Zielprotein angeheftet wird. Nebst diesem
Tag wird der Promotorbereich des für das Zielprotein codierenden Gens durch den
Promotor und den Operator des lac-Operons ersetzt, um eine gezielte Induktion und
Überexpression des Zielgens zu ermöglichen. Die Induktion bzw. Überexpression
wird meist durch den nicht-verwertbaren Induktor IPTG bewerkstelligt, da dieser nicht
von der Zelle verstoffwechselt werden und damit eine konstante Induktion
ermöglichen kann. Den Erfolg dieser Methoden zeigt auch der Reinigungsverlauf des
hier isolierten Fusionsprotein SpaI (Abb. 21), dass mit einer Größe von ca. 19 kDa
zwischen der 15 und 20 kDa Bande zu erkennen ist. Bevor der Reinigungsverlauf
näher begutachtet werden kann, muss zunächst überprüft werden, ob die Induktion
mittels IPTG funktioniert hat. Hierzu Fallen die Proben P1-P3 in nähere Betrachtung.
Wird die Bande des SpaI-Proteins bei ca. 19 kDa isoliert beurteilt, so ist eindeutig
eine Zunahme der Intensität zu beobachten. Dies lässt jedoch für sich noch nicht den
Schluss der Induktion bzw. Überexpression zu, sondern könnte einfach nur auf die
stärkere Beladung des Gels bezüglich der Proben P2 und P3 hindeuten. Neben der
Bande des Zielproteins SpaI müssen also die restlichen Banden ebenfalls in
Augenschein genommen werden. Gut ist dies bei den Banden zwischen 40 und 50
kDa zu erkennen. Wo die SpaI-Bande stetig an Intensität zunimmt, bleiben die
Banden zwischen 40 und 50 kDa von ihrer Intensität her konstant. Der Erfolg der
Induktion konnte hiermit gezeigt werden, nun muss im nächsten Schritt der
Reinigungsverlauf auf sein Gelingen hin untersucht werden. Hierzu werden die
einzelnen Reinigungsschritte, beginnend bei P4 betrachtet. P4 stellt das Lysat nach
Aufschluss der Zellen dar. Hierbei ist wichtig zu beachten, ob das Zielprotein noch in
ausreichender Menge vorhanden ist, da das restliche Lysat für die weitere Reinigung
eingesetzt wird. Sollte die das Zielprotein charakterisierende Bande stark an
Intensität abnehmen, muss die Probe P5 bzw. das abzentrifugierte Sediment näher
betrachtet
werden.
Ein
Phänomen
des Modellorganismus
E.
coli
ist es,
Fremdproteine in sog. Inclusion Bodies einzuschließen. Diese Einschlusskörperchen
sind dann so schwer, dass sie bei der Zentrifugation sedimentieren und im Überstand
des Lysates (also P4) nicht mehr anzutreffen sind, weshalb ein großer Teil des
Proteins dann während der Reinigung verschwinden würde. Dies ist der Fall, wenn
im Sediment (P5) die Proteinkonzentration des Zielproteins, bzw. die Intensität der
das Zielprotein charakterisierenden Bande stark zunehmen würde. Im direkten
49
Vergleich der SpaI-Bande des Lysats (P4) mit der des Sediments (P5) ist zu
erkennen, dass im Sediment durchaus Protein verloren gegangen ist, die Intensität
der SpaI-Bande des Sediments die Intensität der SpaI-Bande des Lysats jedoch
nicht übersteigt, also noch ausreichend Protein für den weiteren Reinigungsverlauf
und eine anschließende Charakterisierung vorhanden ist. Im nächsten Schritt der
Reinigung wurde das Lysat auf die Nickel-Affinitäts-Gelmatrix gegeben. Hier sollte
der His-Tag des Zielproteins an die zweiwertigen Nickel-Ionen binden, damit dieses
durch die Matrix zurückgehalten wird. Die Betrachtung des Durchflusses (P6) zeigt
jedoch, dass auch hier eine nicht unwesentliche Menge des Zielproteins vorhanden
ist. Das Protein hat also nicht vollständig gebunden und wurde mit einem Teil der
verbleibenden, nicht-bindenden Proteine eluiert. Es gibt in erster Linie zwei Gründe,
weshalb ein Teil des Zielproteins nicht an die Säule gebunden hat: Zum einen könnte
die Kapazität der Gelmatrix überschritten worden sein, zum anderen könnte der
spontane Abbau des His-Tags für das Durchfließen des Zielproteins verantwortlich
sein. Eine bestimmte Menge der Nickel-Affinitäts-Gelmatrix weist eine ebenso
definierte Anzahl an Koordinationsstellen auf, an die z.B. der His-Tag eines
Fusionsproteins binden kann. Wird die Anzahl der Koordinationsstellen der Matrix
durch die Anzahl der binde-fähigen His-Tags überschritten, so bezeichnet man dies
als Überschreitung der Kapazität der Matrix. Die Matrix wäre nicht in der Lage mehr
His-Tags und damit mehr Protein binden zu können, und das überschüssige Protein
passiert die Matrix ohne an ihr haften zu bleiben. Der nächste zu betrachtende
Reinigungsschritt war das Waschen der Gelmatrix um unspezifisch gebundene
Proteine zu entfernen (P7). Durch das Erhöhen der Imidazol-Konzentration im
Wasch-Puffer
sollen
unspezifisch
gebundene
Proteine
kompetitiv
von
den
Koordinationsstellen der Matrix verdrängt werden. Wie gut an den verschiedenen
Banden der Probe der ersten Waschfraktion (P7) zu erkennen ist, ist dies auch der
Fall. Dennoch wird auch ein Teil des Zielproteins während des Waschens von der
Matrix verdrängt, sodass auch hier kleinere Verluste auftreten. Die Eluat-Fraktionen
(P8 und P9) zeigen dann den schlussendlichen Reinigungserfolg. Hier ist deutlich zu
erkennen, dass sich kein weiteres, oder höchsten sehr kleine Mengen an FremdProtein in den Eluaten befinden. Das Zielprotein SpaI konnte erfolgreich isoliert und
aufgereinigt werden. Die Probe des Dialysats (P10) zeigt das Eluat nach erfolgter
Dialyse über Nacht. Durch das Dialysieren wird der Salzgehalt im das Zielprotein
umgebenden Medium verringert, was jedoch zu einer Verdünnung des Zielproteins
50
führt. Die Tris-Tricin-Gel-Bande des Dialysats (P10) zeigt jedoch, dass noch eine
ausreichende Menge an Fusionsprotein vorhanden ist, um damit weiterarbeiten zu
können.
Um für die TEV-Kinetik eine ausreichende Menge an Fusionsprotein einsetzen zu
können, wurde die Proteinkonzentration des Dialysats berechnet. Diese Betrug ca.
1,52 mg Fusionsprotein/ml bei der Proteinbestimmung nach Bradford und 3,47 mg
Fusionsprotein/ml bei der Bestimmung der Extinktion bei 280 nm. Dieser doch sehr
starke Unterschied kommt zustande, weil bei der Ermittlung der Extinktion eine
leichte Überbestimmung stattfindet, da bei 280 nm alle Proteine absorbieren und
wahrscheinlich
noch
mit
leichten
Verunreinigungen
zu
rechnen
ist.
Die
Proteinkonzentration von 1,52 mg/ml ist damit eher anzunehmen.
Die dargestellte TEV-Kinetik zeigt sehr anschaulich die im Reaktionsgemisch
ablaufende proteolytische Spaltung des Fusionsproteins bei Raumtemperatur (Abb.
23). Die erste Spur (Probe 2) zeigt die TEV-Protease (oberste Bande bei 28,75 kDa),
das Fusionsprotein SpaI mit His-Tag (zweite Bande bei ca. 19 kDa) sowie das SpaIProtein mit bereits abgespaltenem His-Tag (dritte Bande bei 18,89 kDa) nach 10
Minuten Reaktionsverlauf. Im weiteren zeitlichen Ablauf nimmt das Fusionsprotein
(zweite Bande von oben) fortwährend ab, und das SpaI-Protein ohne His-Tag stetig
zu (dritte Bande), bis nach ca. einer Stunde (Probe 7) kaum noch etwas an
ungespaltenem SpaI mit His-Tag vorhanden ist. Zwei Stunden nach Start der
Reaktion ist kein ungespaltenes Fusionsprotein mehr vorhanden, und auch die
Intensität der Bande, die das gespaltene SpaI-Protein ohne His-Tag charakterisiert,
nimmt nicht weiter zu. Es liegt also nahe, dass nach ca. 1-2 Stunden die Reaktion
bereits vollständig abgelaufen ist. Die Probe 13 stellt die Kontrolle der Stabilität der
TEV-Protease dar, weshalb sie nach Inkubation über Nacht entnommen wurde. Die
oberste Bande bei ca. 28 kDa ist nun nur noch sehr fein zu erkennen, was auf den
Abbau der TEV-Protease unter Raumtemperaturbedingungen hindeutet. Da die für
die TEV-Protease charakteristischen Banden der Proben 11 und 12 nach fünf bzw.
sechs Stunden Inkubation bereits sehr an Intensität verloren haben, wird der Abbau
hier schon begonnen haben. Die Stabilität der TEV-Protease ist also bei
Raumtemperatur nach spätestens 6 Stunden nicht mehr gegeben. Die Proben 1 und
14 sollten eigentlich Kontrollen für die TEV-Kinetik darstellen, darum sollte Probe 1
ohne TEV-Protease und Probe 14 ohne Fusionsprotein über Nacht inkubiert werden.
51
Das Tris-Tricin-Gelbild (Abb. 23) weist jedoch zum einen das Fehlen der TEVProtease in Reaktionsansatz 14, als auch das Vorhandensein der TEV-Protease in
Reaktionsansatz 1 auf. Dieses Erscheinungsbild lässt sich auf einen Pipetierfehler
hin zurückführen. Die Spur der Probe 1 könnte doppelt beladen worden sein, also
sowohl mit Probe 1, als auch mit Probe 14, was für die Intensität der Bande der TEVProtease sprechen würde. Warscheinlicher aber wurde die TEV-Protease anstatt in
Reaktionsansatz 14 in Reaktionsansatz 1 gegeben, was für den Ablauf der Reaktion
spricht, da das Gel ja unter denaturierenden Bedingungen gestartet wurde.
Einwandfreie Kontrollen hätten eher wie auf diesem Gelbild aussehen sollen:
Abbildung 24: TEV-Kinetik bei Raumtemperatur
Die hier (Abb. 24) dargestellte Kinetik fand ebenfalls bei Raumtemperatur statt. Die
Kontrolle 1 zeigt deutlich nur das Fusionsprotein. Die darunterliegende Bande, die
charakteristisch für das gespaltene SpaI ist, rührt von spontaner Abspaltung des HisTags her. Kontrolle 14 zeigt deutlich die TEV-Protease ohne Zugabe des
Fusionsproteins. Die Spaltung des Fusionsproteins zum SpaI-Protein ohne His-Tag
dauerte bei dieser Kinetik etwas länger als bei der zuvor dargestellten (Abb. 23). Hier
(Abb. 24) war nach ca. 5-6 Stunden die Reaktion durch vollständige Spaltung des
Fusionsproteins beendet.
52
Deutlich länger dauert die Spaltung des Fusionsproteins unter Bedingungen bei 4°C,
wie hier dargestellt:
Abbildung 25: TEV-Kinetik bei 4°C im Kühlraum
Hier (Abb. 25) ist deutlich zu erkennen, dass die Spaltung des Fusionsproteins selbst
nach Inkubation über Nacht (Probe 13) noch nicht vollkommen beendet ist. Die
Abnahme des Fusionsproteins bzw. die Zunahme des SpaI-Proteins ohne His-Tag
vollzieht sich zwar auch stetig, jedoch deutlich langsamer als bei Inkubation bei
Raumtemperatur.
Dieses Phänomen, dass bei höheren Temperaturen eine stärkere Umsetzung des
Ausgangsstoffes (in diesem Fall dem Fusionsprotein) beobachtet werden kann, kann
mit der sog. RGT-Regel (Reaktionsgeschwindigkeits-Temperatur-Regel) erklärt
werden. Die RGT-Regel besagt, dass sich die Reaktionsgeschwindigkeit einer
enzymatischen Reaktion verdoppelt bei Erhöhung der Temperatur um 10°C. Diese
Regel lässt sich leicht anhand der hier erstellten Kinetik nachvollziehen. Bei der
Kinetik bei 4°C (Abb. 25) ist das Fusionsprotein nach 24 Stunden (Probe 13) beinah
vollständig umgesetzt. Die vollständige Umsetzung des Fusionsproteins bei
Raumtemperatur erfolgte bei der zugehörigen Kinetik (Abb. 24) nach ca. 5-6
Stunden. Da die Temperatur von 4°C auf Raumtemperatur um 20°C erhöht wurde,
müsste sich die Reaktionsgeschwindigkeit ungefähr vervierfachen, was sie demnach
auch tut. Einzig problematisch an diesem Vorgang ist, dass die Stabilität eines
53
Enzyms bei höherer Temperatur eher nachlässt als bei tieferen, wobei letzteres zu
kosten
der
Reaktionsgeschwindigkeit
gehen
würde.
54
III.
Versuch: Metabolitbestimmung
Einleitung
Vitale
Zellen
betreiben
Stoffwechselvorgänge,
wobei
bestimmte
Substrate
verbraucht, und daraus synthetisierte Endprodukte abgegeben werden. Bei der
Metabolitbestimmung wird die Abnahme eines Substrates verfolgt und in Korrelation
zur Zunahme eines daraus resultierenden Produktes gesetzt. In diesem Versuch wird
der Stoffwechsel der Bäckerhefe Saccharomyces cerevisiae untersucht. Dieser weißt
eine Besonderheit auf: Ist S. cerevisiae hohen Glucose-Konzentrationen ausgesetzt,
wird der respirative Stoffwechsel reprimiert und die Bäckerhefe zeigt auch unter
aeroben Bedingungen Gärungsvorgänge. Dieses Phänomen wird als Crabtree-Effekt
bezeichnet. Hierbei wird ein Molekül Glucose zunächst zu zwei Molekülen Pyruvat
umgesetzt, welches anschließend fast vollständig zu zwei Molekülen Ethanol
fermentiert wird. Dieses Phänomen geht mit der Repression aller Enzyme einher, die
für die Respiration und die Gluconeogenese benötigt werden und wird als GlucoseRepression bezeichnet. Ziel ist es, den Verbrauch von Glucose und die Bildung von
Ethanol zeitlich während der Kultivierung zu bestimmen, dieses geschieht mit Hilfe
der sog. Endwertmethode. Hierbei werden zu verschiedenen Zeitpunkten während
des Wachstums Proben entnommen und diese auf zwei Aliquots aufgeteilt. Eine
Testreihe wird auf Glucose-Abnahme, die andere auf Ethanol-Zunahme hin
untersucht. Es wird jeweils eine enzymatische Reaktion gestartet, die entweder
Glucose oder Ethanol als Ausgangssubstrat benötigt und ein Produkt erzeugt,
dessen Zunahme photometrisch quantifiziert werden kann. Die Extinktion wird dabei
vor und nach der Zugabe des Enzyms gemessen um eine Extinktionsänderung zu
verfolgen, wobei anhand dessen die jeweilige Konzentration an Glucose oder
Ethanol mit Hilfe des Lambert-Beer’schen Gesetzes (a) berechnet werden kann.
(a)
55
Material und Methoden
Siehe Skript, Änderungen:
 Ein 1L Erlenmeyer-Kolben mit 100 ml SCD-Medium wurde mit 200 µl
stationärer Vorkultur angeimpft. (S. 24)
Ergebnisse
Zunächst wurde ein 1L Erlenmeyer-Kolben mit 100 ml SCD-Medium mit 200 µl
stationärer Vorkultur des S. cerevisiae-Stammes CEN.PK122 steril beimpft. Nach
Inkubation über Nacht bei 30°C auf dem Schüttler wurde die optische Dichte bei 600
nm bestimmt, diese betrug OD600 = 4,8. Die benötigte Zellmenge, damit 20ml frisches
SCD-Medium nach beimpfen eine OD600 von ungefähr 3 hat war 12,5ml. Diese
Zellmenge wurde von der Vorkultur abgenommen, zentrifugiert, gewaschen und
anschließend in das neue Medium überführt. Anschließend wurde direkt die t 0-Probe
entnommen und der Kolben schüttelnd bei 30°C im Wasserbad inkubiert. Nun wurde
alle 30 Minuten eine weitere Probe entnommen bis zur finalen Probe nach 5 Stunden
Inkubation. Während der Probeentnahme wurde die optische Dichte der Kultur
verfolgt, um diese in Korrelation zum Glucose-Verbrauch bzw. zur Ethanol-Zunahme
zu setzen. So konnte zunächst eine Wachstumskurve des S. cerevisiae-Stammes
CEN.PK122 erstellt werden:
Tabelle 31: Bestimmung der OD600 des Saccharomyces cerevisiae-Stammes CEN.PK122 über einen Zeitraum
von 5 Stunden bei 30°C auf dem Schüttelwasserbad
Probe [t = ]
Verdünnung
OD600 1
OD600 2
OD600
0
1:100
0,039
0,039
3,9
56
0,5
1:100
0,037
0,036
3,65
1
1:100
0,049
0,049
4,9
1,5
1:100
0,056
0,056
5,6
2
1:100
0,071
0,073
7,2
2,5
1:100
0,075
0,081
7,8
3
1:100
0,096
0,077
8,65
3,5
1:100
0,09
0,087
8,85
4
1:100
0,085
0,082
8,35
4,5
1:100
0,082
0,074
7,8
5
1:100
0,085
0,076
8,1
Die Wachstumskurve sieht hierbei wie folgt aus:
57
Abbildung 26: Wachstumskurve des Saccharomyces cerevisiae-Stammes CEN.PK122 über einen Zeitraum von 5
Stunden bei 30°C auf dem Schüttelwasserbad
Zur Bestimmung der Glucose- bzw. Ethanol-Konzentrationen während der
verschiedenen Zeitpunkte wurden die Proben zunächst in Einfachbestimmung
gemessen, um anhand dieser Werte geeignete Verdünnung abzuschätzen.
Die Bestimmung der Glucose-Konzentration erfolgte mit Hilfe einer chemischen
Reaktion, die auf der Umsetzung von Glucose durch das Enzym Glucose-Oxidase zu
Glukonsäure und Wasserstoffperoxid beruht. Das entstehende Wasserstoffperoxid
wird anschließend durch das Enzym Peroxidase zu Wasser umgesetzt. Bei diesem
letzten Reaktionsschritt wird das farblose ABTS in die grüne, oxidierte Form
überführt, deren Absorption bei 420nm gemessen wird. Ist also Glucose in der Probe
vorhanden, wird dies durch einen grünen Farbumschlag sichtbar. Für die
Konzentration der Glucose im Medium konnte folgendes berechnet werden:
Tabelle 32: Glucose-Konzentration des Mediums im Verlauf von 5 Stunden
GlucoseKonzentration
Probe
[t = ]
Verdünnung E1
E2
E
[mg/ml]
[mM]
58
0
1:100
0,654
0,67
0,662
7,71
42,83
0,5
1:100
0,528
0,533
0,5305
6,18
34,33
1
1:100
0,381
0,416
0,3985
4,64
25,78
1,5
1:100
0,31
0,333
0,3215
3,74
20,8
2
1:10
1,559
1,582
1,5705
1,83
10,16
2,5
1:10
0,523
0,527
0,525
0,61
3,4
3
1:10
0,073
0,075
0,074
0,09
0,48
3,5
1:10
0,017
0,017
0,017
0,02
0,11
4
1:10
0,017
0,018
0,0175
0,02
0,11
4,5
1:10
0,018
0,018
0,018
0,02
0,12
5
1:10
0,018
0,018
0,018
0,02
0,12
Standard
1:100
0,789
0,774
0,7815
9,1
50,56
SCDMedium
1:100
(0,103)
0,748
0,4255
8,71
48,39
Die Berechnung der Glucose-Konzentration erfolgte dabei, exemplarisch gezeigt an
der Probe t0, wie folgt:
EProbe = Mittelwert der Extinktion der Probe (bei t0 = 0,662)
F = Verdünnungsfaktor (bei t0 = 100)
59
EStandard = Mittelwert der Extinktion des mit-getesteten Standards (hier: 0,7815)
Für t0 sähe die Berechnung also wie folgt aus:
Die Glucose-Konzentration in mM wird anschließend wie folgt berechnet:
Für t0 würde die Berechnung der Glucose-Konzentration in mM wie folgt aussehen:
Die Betrachtung der Entwicklung der Glucose-Konzentration zeigt, dass die GlucoseKonzentration im Medium von der Probe t0 zur Probe t3 stetig abnimmt, bis sie bei t3,5
vollständig verbraucht ist und nicht weiter sinkt bis t5.
Die Ethanol-Konzentration wird auf einem ähnlichen Weg nachgewiesen, hierbei wird
Ethanol durch das Enzym Alkoholdehydrogenase zu Acetaldehyd überführt. Dies
geschieht unter der Umwandlung eines Reduktionsäquivalents NAD+ zu NADH+H+.
Die NADH-Bildung wird bei 366 nm gemessen. Ist also Ethanol im Medium
vorhanden nimmt die durch die Reaktion gebildete Menge an NADH zu. Die EthanolKonzentration wird mit Hilfe der Extinktion vor und nach Start der Reaktion ermittelt.
Für die Ethanol-Konzentration im Medium konnte folgendes berechnet werden:
Tabelle 33: Ethanol-Konzentration des Mediums im Verlauf von 5 Stunden
Probe
EthanolKonzentration
60
[t = ]
Verd.
E1.1
E1.2
E1
E2.1
E2.2
E2
0
1:5
0,034
0,032
0,033
0,179
0,178
0,1785 0,104
2,249
0,5
1:50
0,039
0,036
0,0375 0,142
0,138
0,14
15,84
1
1:50
0,041
0,040
0,0405 0,223
0,222
0,2225 1,3
28,13
1,5
1:50
0,064
0,038
0,051
0,316
0,311
0,3135 1,87
40,57
2
1:100
0,038
0,034
0,036
0,239
0,243
0,241
2,92
63,36
2,5
1:100
0,039
0,185
0,112
0,278
0,279
0,2785 2,37
51,46
3
1:100
0,065
0,038
0,0515 0,305
0,303
0,304
3,6
78,05
3,5
1:100
0,04
0,04
0,04
0,298
0,287
0,2925 3,6
78,05
4
1:100
0,044
0,039
0,0415 0,306
0,292
0,299
3,67
79,59
4,5
1:100
0,044
0,039
0,0415 0,292
0,285
0,2885 3,52
76,35
5
1:100
0,04
0,035
0,0375 0,268
0,273
0,2705 3,32
72,02
Leerwert
1:100
0,04
0,043
0,0415 0,063
0,065
0,064
0,32
6,95
SCD
1:100
0,04
0,04
0,04
0,062
0,0625 0,32
6,95
0,063
[mg/ml]
0,73
[mM]
Die Berechnung der Ethanol-Konzentration in mM, exemplarisch an der Probe t0,
erfolgte so:
E = E2-E1 der jeweiligen Probe (bei t0 also. 0,1785-0,033 = 0,1455)
F = Verdünnungsfaktor (bei t0 = 50)
61
V = Testvolumen (also 1020 µl)
v = Volumen der Probe (also 100 µl)
d = Schichtdicke der Küvette in cm (also 1)
366 (NADH) = 3,3 ∙ 10-6 cm2 mol-1 oder 3300 M-1cm-1
Für t0 lautet diese Rechnung also:
Die Berechnung der Ethanol-Konzentration in mg/ml für t0 lautet wie folgt:
Die Begutachtung der ermittelten Ethanol-Konzentration zeigt, dass die EthanolKonzentration im Medium bis zum Zeitpunkt t4 kontinuierlich steigt, und dann zum
Zeitpunkt t5 hin wieder etwas abfällt.
Werden die Glucose- und Ethanol-Konzentrationen in mg/ml in Korrelation zum
Wachstum der Zellen gesetzt, kann folgender Graph erstellt werden:
62
Abbildung 27: Metabolitbestimmung, Glucose- und Ethanol-Konzentrationen in mg/ml
Dieser Graph (Abb. 27) zeigt das Wachstum der S. cerevisiae-Stamm CEN.PK122
Kultur in Korrelation zu den Konzentrationen der Metabolite. Die Abnahme der
Glucose, sowie die Zunahme des Ethanols sind deutlich zu erkennen.
Werden die Glucose- bzw. Ethanol-Konzentrationen in mM aufgetragen, sieht dies
wie folgt aus:
63
Abbildung 28: Metabolitbestimmung, Glucose- und Ethanol-Konzentrationen in mM
Die graphische Darstellung (Abb. 28) der Glucose- bzw. Ethanol-Konzentration in
mM zeigt ebenfalls die Abnahme der Glucose und die Zunahme des Ethanols, hier
jedoch direkt vergleichbar. Ein Molekül Glucose wird zu zwei Molekülen Ethanol
umgesetzt, was diese Abbildung anschaulich wiedergibt. Der Ausgangswert der
Glucose lag ungefähr bei 40 mM, rein rechnerisch sollten hieraus ca. 80 mM Ethanol
gebildet werden. Dieser theoretische Wert wird durch den gemessenen Wert von
79,59 mM Glucose (Tab. 33, Abb. 28) bestätigt.
Diese theoretische Überlegung kann nun für alle Werte umgesetzt und anschließend
mit den real gemessenen Werten überprüft werden:
Tabelle 34: Überprüfung der theoretischen mit den tatsächlichen Werten
Probe Glucose
[mM]
[t = ]
Differenz
[mM]
theoretisch
gebildeter
Ethanol [mM]
theoretische
Gesamtmenge
Ethanol
tatsächlich
gebildeter
Ethanol [mM]
0
40,24
2,249
0,5
34,44
5,8
11,6
11,6
15,84
1
25,78
8,66
17,32
28,92
28,13
64
1,5
20,8
4,98
9,96
38,88
40,57
2
10,16
10,64
21,28
60,16
63,36
2,5
3,4
6,76
13,52
73,68
51,46
3
0,48
2,92
5,84
79,52
78,05
3,5
0,11
0,37
0,74
80,26
78,05
4
0,11
0
0
80,26
79,59
4,5
0,12
0
0
80,26
76,35
5
0,12
0
0
80,26
72,02
Graphisch aufgetragen, sieht dies wie folgt aus:
Abbildung 29: Graphische Auftragung der theoretischen und tatsächlichen Werte, Legende: ZE = Zeiteinheit, hier:
0,5 Std
65
Die Graphik (Abb. 29) zeigt, dass sich die theoretische und die tatsächliche EthanolKonzentration
im
Medium
in
mM
sehr
stark
ähneln.
Die
theoretische
Erwartungshaltung konnte also praktisch bestätigt werden.
Diskussion
Dieser Versuch zeigt anschaulich, was mit im Medium enthaltenen Metaboliten
während des Wachstums einer Zellkultur passiert. Gleichzeitigt zeigt er auch die
Stoffwechselaktivitäten von Zellen während des Wachstums sehr deutlich. Wird das
Wachstum der S. cerevisiae Stamm CEN.PK122 Kultur in Verbindung mit dem
Glucose-Abbau bzw. dem Ethanol-Zuwachs betrachtet (Abb. 28) so lassen sich
daraus einige Schlussfolgerungen ziehen: Der Glucose-Verbrauch begann direkt
nach überimpfen der Vorkultur in frisches Medium. Die Abnahme der GlucoseKonzentration vollzog sich relativ zügig, sodass bereits nach 3-3 ½ Stunden die
Vorhandene Glucose im Medium verbraucht war. Zum gleichen Zeitpunkt zeigte die
Kultur kein nennenswertes Wachstum mehr. Dies lässt den Schluss zu, dass die
Kultur stationär wird, sobald alle Glucose verbraucht ist. Diese Schlussfolgerung ist
logisch, wenn in Betracht gezogen wird, dass der für den Vorgang der GlucoseFermentation vorhandene Enzymsatz nach Verbrauch aller im Medium vorhandener
Glucose zunächst auf ein anderes Substrat umgestellt werden muss. Die EthanolKonzentration steigt mit jedem verbrauchten Molekül Glucose selbst um zwei
Moleküle an, was sich ebenfalls in der Graphik (Abb. 28) wiederfindet. Die Kultur
startet mit ca. 40 mM Glucose und verstoffwechselt diese vollständig; die Kultur
startet ebenfalls mit einem Minimum an Ethanol, welcher sich bis auf maximal ca. 80
mM anreichert. In das Medium wurde zu Beginn des Versuches kein Ethanol
hinzugefügt, da sich die Bildung dieses Substrates zwar schnell, aber nicht so schnell
vollzieht, ist der Anfangswert auf Messschwankungen zurückzuführen. Diese
Schwankungen lassen sich vor allem beim Leerwert bzw. beim reinen SCD-Medium
wiederfinden, so weisen beide dieselbe Ethanolkonzentration von knapp 7 mM auf.
Dieser Wert ist als Abweichung zu betrachten und muss bei der Betrachtung der
Messwerte berücksichtigt werden. Der Einbruch der Ethanolkonzentration bei t 2,5
lässt sich auf eine nicht-einwandfreie Doppelbestimmung zurückführen und sollte
vernachlässigt werden (Tab. 33). Wird die tatsächlich gebildete Ethanolkonzentration
66
in mM mit der theoretisch gebildeten Ethanolkonzentration verglichen, so ist eine
signifikante Abweichung nur zum Ende hin zu erkennen (Abb. 29). Dass die
Ethanolkonzentration zum Ende hin abfällt, lässt sich z.B. durch bereits erfolgtes
Umschalten des Enzymsatzes auf Ethanolverbrauch der Zellen erklären. Da ab dem
Zeitpunkt t3,5 alle im Medium vorhandene Glucose verbraucht ist, kann kein weiterer
Ethanol dem Medium zugeführt werden. Die die Ethanolkonzentration beschreibende
Kurve sollte eigentlich konstant bleiben, so wie in der Theorie dargestellt (Abb. 29).
Tatsächlich fällt die Konzentration zum Ende hin jedoch ab, was dafür sprechen
könnte, dass die Zellen ihren Enzymsatz bereits umgestellt haben, und nun Ethanol
als Kohlenstoffquelle nutzen (Abb. 28). Was dafür sprechen würde ist, dass die
Zellen nach einem kurzen Wachstumseinbruch zum Zeitpunkt t 4,5 erneut Wachstum
zum Zeitpunkt t5 zeigen (Abb. 28). Dies würde jedoch bedeuten, dass die Zellen ihre
gesamte Enzymausstattung innerhalb von ca. 1-1 ½ Stunden umgestellt haben und
nun in der Lage sind, Ethanol zu verstoffwechseln. Ob dies der Fall ist, kann nicht mit
Sicherheit gesagt werden, jedoch sprechen genannte Gründe dafür. Würde dieser
Fall außer Acht gelassen werden, so lässt sich die sinkende Ethanolkonzentration
auf Mess- bzw. Pipetierfehler hin zurückführen, die natürlich nicht ausgeschlossen
werden können.
67
IV.
Versuch: Derepressionskinetik
Einleitung
Der Stoffwechsel der Hefe Saccharomyces cerevisiae hat die Besonderheit, dass
unter Anwesenheit hoher Konzentrationen an Glucose zunächst nur diese verbraucht
wird. Gene für Enzyme die mögliche weitere Substrate4 umsetzen, werden reprimiert.
Dieses Phänomen bezeichnet man als Glucoserepression, diese tritt auch auf, wenn
das Medium ein Gemisch aus verschiedenen Zuckern ist. Ist die im Medium
vorhandene Glucose verbraucht, kommt es zur Umschaltung des genetischen
Apparates und Enzyme zum Abbau weiterer Metabolite werden gebildet. Damit
werden die vorher reprimierten Gene nun exprimiert, was wiederum als Derepression
bezeichnet wird. In diesem Versuch wird gezielt ein Gen auf Glucoserepression hin
untersucht. Dieses Gen codiert für die Fructose-1,6-bisphosphatase (FBPase), ein
Enzym der Gluconeogenese das Fructose-1,6-Bisphosphat zu Fructose-6-Phosphat
umsetzt. Um eine mögliche Repression mit nachfolgender Derepression anschaulich
zu machen, wird eine Reportergenfusion erzeugt. Hierbei wird der Promotor der
FBPase mit dem Strukturgen lacZ, welches für die bakterielle β-Galactosidase
codiert, fusioniert und über ein Plasmid in die Zelle gebracht. Wird der Promotor der
FBPase nun abgelesen, wird das Enzym β-Galactosidase
gebildet, wird der Promotor reprimiert, ist keine oder nur sehr
wenig β-Galactosidase in der Zelle zu finden. Die βGalactosidase hat die Fähigkeit glykosidische Bindungen zu
spalten. Die Besonderheit ist, dass dieses
Enzym keine sehr hohe Substratspezifität
aufweist,
und
damit
auch
z.B.
die
glykosidische Bindung des angebotenen
Substrates
ortho-Nitrophenol-
Abbildung
30:
orthoNitrophenol-Galactosid
(oNPG)
Abbildung
31:
Gelbgefärbtes
Monomer:
ortho4 S. cerevisiae kann auf verschiedenen Zuckern wie Raffinose, Galaktose oder Saccharose, aber auch
Nitrophenol
auf Substanzen mit kürzeren C-Ketten wie Ethanol, Glycerin, Laktat oder Acetat wachsen.
68
Galactopyranosid (oNPG, Abb. 6) in der Lage ist zu spalten. Das resultierende
Monomer ortho-Nitrophenol weist eine gelbe Färbung auf, die anhand der Messung
der optischen Dichte quantifiziert werden kann. Dies lässt Rückschlüsse auf die
Promotoraktivität und damit auf die Repression oder Derepression der FBPase zu.
Um eine Derepressionskinetik beobachten zu können, werden die Zellen zunächst in
Glucose-haltigem Medium angezogen und anschließend auf Glucose-freies Medium
überimpft. Es werden zu verschiedenen Zeiten Proben genommen und diese dem
sog. β-Galactosidase-Test unterzogen.
Da bei diesem Test nicht die FBPase selbst, sondern eine künstliche βGalactosidase-Fusion bzw. deren Genprodukt die β-Galactosidase selbst untersucht
wird, muss im letzten Schritt noch das Vorhandensein der FBPase ermittelt werden.
Dies geschieht mit Hilfe eines sog. Western Blots, bei der das Vorhandensein der
FBPase immunologisch nachgewiesen wird. Hierzu werden die Proteine zunächst
auf einem SDS-Polyacrylamid-Gel aufgetrennt und anschließend auf eine Membran
transferiert. Diese Membran wird mit spezifischen Antikörpern gegen die FBPase
inkubiert und die Antigen-Antikörper-Bindung (und damit die FBPase) mittels einer
Farbreaktion sichtbar gemacht.
Die Ergebnisse des β-Galactosidase-Tests sollten mit den Ergebnissen des Western
Blots korrelieren.
Material und Methoden
Siehe Skript, Änderungen:
 Bei der Chloroform-Methanol-Fällung wurden 70µg Protein bei jeder Probe
gefällt. (S. 37)
 Es wurde KPP-Puffer hinzugegeben, bis das Gesamtvolumen 150 µl betrug.
(S. 37)
Ergebnisse
69
Zunächst wurde eine Saccharomyces cerevisiae Kultur, Stamm CEN.PK115, mit
dem Plasmid pJS151 transformiert und anschließend in einer SCD 4-ura Vorkultur
angezogen. Diese Vorkultur wurde anschließend auf 200 ml frisches SCD4-uraMedium überimpft
und über Nacht inkubiert. Am nächsten Morgen wurde die
optische Dichte bei 600 nm der Kultur bestimmt, diese betrug OD 600 = 3,59 und
konnte so weiter verwendet werden. Die Zellen wurden anschließend durch
Zentrifugation geerntet, gewaschen, nach erneutem Zentrifugieren mit SCE3-uraMedium resuspendiert und anschließend in 200 ml selbiges überführt. Nun wurden
über einen Zeitraum von acht Stunden hinweg stündlich zwei Mal ca. 5ml
entnommen, daraus die optische Dichte bei 600 nm bestimmt, sowie die Zellen
abzentrifugiert, mit eiskalten KPP-Puffer gewaschen, erneut zentrifugiert, geerntet
und eingefroren. Durch das stündliche Bestimmen der optischen Dichte, konnte auf
diesem Weg eine Wachstumskurve erzeugt werden:
Tabelle 35: Verlauf der optischen Dichte der S. cerevisiae Kultur Stamm CEN.PK115 über einen Zeitraum von
acht Stunden bei 30°C auf dem Schüttler
Probe [t = ]
Uhrzeit/Std
Verdünnung OD600 t.1
OD600 t.2
OD600
0
8.34Uhr /0
1:10
0,275
0,274
2,745
1
9.35Uhr/1
1:20
0,150
0,148
2,98
2
10.34Uhr/2
1:20
0,151
0,148
2,99
3
11.35Uhr/3
1:20
0,153
0,169
3,22
4
12.34Uhr/4
1:20
0,166
0,160
3,26
5
13.33Uhr/5
1:20
0,165
0,170
3,35
6
14.33Uhr/6
1:20
0,180
0,188
3,68
7
15.34Uhr/7
1:20
0,191
0,192
3,83
8
16.35Uhr/8
1:20
0,20
0,197
3,97
70
Die
graphische
Auftragung
dieser
Werte
(Tab.
35)
führt
zu
folgender
Wachstumskurve:
Abbildung 32: Wachstumskurve des S. cerevisiae Stammes CEN.PK115 über einen Zeitraum von acht Stunden
bei 30°C auf dem Schüttler
Als nächstes wurden die eingefrorenen Proben (gekennzeichnet mit t.1 und t.2) mit
500 µl eiskalten KPP-Puffer und ca. 0,5 ml Glasperlen versetzt. Dieses Gemisch
wurde anschließend für ca. 1 ½ Minuten intensiv geschüttelt, dann mit 1 ml eiskaltem
KPP-Puffer versetzt und erneut ca. 3 Sekunden intensiv gemischt. Dieser Rohextrakt
wurde anschließend 10 Minuten bei 4000 upm und 4°C zentrifugiert um Zelltrümmer
und nicht-aufgeschlossene Zellen abzutrennen. Nach dem Zentrifugieren wurde der
Überstand knapp über den Glasperlen abgenommen und in ein neues Reagenzglas
überführt.
Anschließend erfolgte die Proteinbestimmung nach Mikrobiuret. Hierzu wurden je
100 µl Probe mit 1 ml KPP-Puffer und 500 µl Mikrobiuret-Reagenz versetzt. Dieser
Ansatz wurde dann jeweils ca. 5 Sekunden intensiv gemischt und im nächsten Schritt
sofort die Extinktion bei 290 nm gegen einen Puffer-Leerwert bestimmt. Alle
Messungen wurden in Doppelbestimmung durchgeführt. Die Proteinkonzentration der
einzelnen Proben lautete wie folgt:
71
Tabelle 36: Proteinkonzentrationen der Proben 0.1-8.2, Doppelbestimmung und Einzelwerte siehe Anhang
Probe [t = ] Proteinkonzentration [mg/ml]
0.1
0,760727
0.2
0,729081
1.1
0,872461
1.2
0,848269
2.1
0,856374
2.2
0,868937
3.1
0,912290
3.2
0,796727
4.1
0,937784
4.2
0,857238
5.1
0,743232
5.2
0,894873
6.1
0,910688
6.2
0,951769
7.1
0,896495
7.2
0,801819
8.1
0,998625
8.2
1,017903
72
Der Vergleich zweier Proben derselben Stunde gibt Auskunft über den Erfolg des
Zellaufschlusses. So variiert die Proteinkonzentration der einzelnen Proben
zueinander zwischen 1,5-20,5 % und im Durchschnitt um 8,88 %.
Als nächstes wurde der β-Galactosidase-Test durchgeführt. Hierbei gibt die Spaltung
des angebotenen Substrates oNPG und die daraufhin erfolgende Gelbfärbung
Auskunft über die Aktivität des Fructose-1,6-bisphosphatase-Promotors und dabei
schlussendlich über die theoretische Aktivität der Fructose-1,6-bisphosphatase. Die
Durchführung war dabei folgende: Zunächst wurden die Proben 0.1-8.2 jeweils in
Doppelbestimmung vorbereitet und gekennzeichnet mit A und B (also: 0.1 A, 0.1 B,
0.2 A, 0.2 B usw.). In die Reagenzgläser kamen nun 50 µl der jeweiligen Probe, 1ml
Z-Puffer sowie 100 µl 2-Mercaptoethanol. Die Ansätze wurden anschließend
gemischt und bei 30°C für ca. 10 Minuten vortemperiert. Als Referenz diente der im
Test verwendete Z-Puffer. Der Test wurde gestartet, indem in konstanten
Zeitintervallen je 250 µl oNPG-Lösung zum jeweiligen Ansatz hinzupipetiert und
intensiv gemischt wurde. Die Reaktion wurde bei ausreichender jedoch nicht
übermäßiger Gelbfärbung durch die Zugabe von je 500 µl 1M Na 2CO3-Lösung in den
bereits zuvor angewandten Zeitintervallen abgestoppt. Die Reaktion dauerte je Probe
ca. 10 Minuten und 52 Sekunden (bzw. 10,867 Minuten). Nach Ablauf der Reaktion
wurde die Extinktion der Proben bei 600 nm gemessen. Die Extinktion der Proben
sah dabei wie folgt aus:
Tabelle 37: Extinktion der Proben 0.1-8.2 nach erfolgter β-Galactosidase-Reaktion
Probe [t = ]
Verdünnung
Extinktion
Extinktion
unverdünnt
0.1
/
0,009892
<-
0.2
/
0,011087
<-
1.1
/
0,007805
<-
1.2
/
0,007693
<-
2.1
/
0,027845
<-
73
2.2
/
0,029044
<-
3.1
/
0,079560
<-
3.2
/
0,085417
<-
4.1
/
0,306348
<-
4.2
/
0,294861
<-
5.1
1:5
0,140283
0,701415
5.2
1:5
0,160208
0,80104
6.1
1:10
0,118205
1,18205
6.2
1:10
0,130208
1,30208
7.1
1:10
0,135293
1,35293
7.2
1:10
0,125456
1,25456
8.1
1:10
0,184882
1,84882
8.2
1:10
0,187464
1,87464
Anhand dieser Werte kann nun die Aktivität nach Miller der einzelnen Proben
berechnet werden. Die Berechnung erfolgte anhand des Lambert-Beer’schen
Gesetzes:
VA = Volumenaktivität
E = Extinktion bei 420 nm
74
V = Volumen des gesamten Testansatzes (hier: 1150 µl)
t = Dauer der Reaktion vom Start durch oNPG bis zum Stopp durch Na 2CO3 (hier:
10,867 min)
 = Extinktionskoeffizient des Spaltprodukts ortho-Nitrophenol: 4500 M-1cm-1
d = Schichtdicke der Küvette (hier: 1 cm)
v = Volumen der Probe (hier: 50 µl)
Exemplarisch sei die Rechnung für die Probe t = 8.2 gezeigt:
Beim
β-Galactosidase-Test
ist
das
Unit
jedoch
definiert
mit
1
nMol
Substratumsatz/min, was der Einheit [nmol/min∙ml] entspricht. Es muss damit
folgende Umformung vorgenommen werden:
Die Probe t = 8.2 besitzt damit eine Volumenaktivität von 881,705 nmol/min∙ml oder
881,705 Miller-Units/ml.
Mit Hilfe dieses Wertes kann nun die spezifische Aktivität anhand folgender Formel
berechnet werden:
75
Die Proteinkonzentrationen der einzelnen Proben wurden zuvor anhand des
Mikrobiuret-Assays bestimmt (Tab. 36). Die Proteinkonzentration der Probe t = 8.2
betrug 1,017903 mg/ml, damit ergibt sich folgende spezifische Aktivität:
Damit ergibt sich für die Probe t = 8.2 eine spezifische Aktivität von 866,1975 MillerUnits/ml oder 866,1975 nmol/min∙mg.
Zusammengefasst weisen die Proben folgende Aktivitäten auf:
Tabelle 38: Aktivität der Proben 0.1-8.2 nach Miller
Probe
Ansatz
VA [Unit/ml VA
min]
VA/cprot
[Unit/mg]
0
.1
4,653
6,1165
.2
5,215
.1
3,671
.2
3,618
.1
13,096
.2
13,66
.1
37,42
.2
40,174
1
2
3
4,934
7,1528
VA/cprot
6,63465
4,2076
3,6445
4,2652
4,2364
15,2924
13,378
15,7204
15,5064
41,0177
38,797
50,424
45,7209
76
4
5
6
7
8
.1
144,086
.2
138,683
.1
329,899
.2
376,7558
.1
555,9574
.2
612,4115
.1
636,328
.2
590,0612
.1
869,562
.2
881,705
153,645
141,3845
161,7789
157,71195
443,8708
353,3274
421,0159
432,4434
610,4807
584,1845
643,4455
626,9631
709,7953
613,1946
735,90324
722,8493
870,7588
875,6335
866,1975
868,4782
Werden diese Werte graphisch aufgetragen und in Korrelation zum Wachstum der.
S. cerevisiae Kultur gesetzt, ergibt sich folgendes Bild:
77
Abbildung 33: Aktivität nach Miller in Korrelation zum Wachstum der S. cerevisiae Kultur
Die graphische Auftragung (Abb. 33) zeigt, dass die Aktivität des FBPase-Promotors
zunächst noch sehr schwach ist, jedoch innerhalb der ersten drei Stunden langsam,
ab da an sehr stark ansteigt. Abgesehen vom Wert der ersten Stunde verdreifacht
sich die Aktivität nach Miller zu jedem Zeitpunkt innerhalb der ersten fünf Stunden.
Danach steigt die Aktivität um ungefähr das 1 - 1 ½ fache zu jedem Zeitpunkt an.
Im letzten Schritt wurde ein SDS-Gel hergestellt. Von jeder Probe wurde hier jeweils
diejenige aufgetragen, die die höchste Proteinkonzentration zeigt (also 0.1, 1.1, 2.2
usw. Tab. 36). Dieses Gel wurde anschließend genutzt, um einen Western Blot zu
erstellen. Hierbei werden die Proteine von einem SDS-Gel über das Anlegen von
Spannung auf eine Membran übertragen. Diese Membran wird anschließend mit
einem Antikörper gegen das jeweilige Protein inkubiert. Zuletzt wird die Membran mit
gebundenem erstem Antikörper mit einem weiteren Antikörper inkubiert, der
wiederum gegen den ersten Antikörper gerichtet ist. Der zweite Antikörper ist Teil
einer Reaktion, die die Bindung beider Antikörper sichtbar macht. Dies könnte
entweder durch die Bestrahlung mit Röntgenstrahlen aber auch durch eine
gewöhnliche Farbreaktion besorgt werden. In diesem Fall wurde die Membran zur
Indikatorreaktion in einem Färbelösungsmix geschwenkt, was folgendes Bild ergab:
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Abbildung 34: Western Blot, Legende: M = Marker in [kDa], 0-8 = jeweilige Probe
Auch der Western Blot zeigt deutlich die Zunahme der Intensität, hier jedoch direkt
die der Fructose-1,6-Bisphosphatase (FBPase), die ein Molekulargewicht von 38,1
kDa aufweist. Die Intensität der Bande nimmt nach ca. zwei Stunden etwas, ab drei
Stunden deutlich zu. Dies korreliert mit den im β-Galactosidase-Tests gewonnenen
Ergebnissen, dass die Aktivität der FBPase zunächst nur langsam, dann jedoch sehr
deutlich ansteigt.
Diskussion
Ziel dieses Versuches war es zu zeigen, dass bestimmte Enzyme unter
Wachstumsbedingungen bei Anwesenheit von Glucose reprimiert sind, und diese
bei Veränderung der Bedingungen auf glucosefreies Wachstum eine Derepression
erfahren, also dann exprimiert werden. Betrachtet wurde hierbei die Fructose-1,6Bisphosphatase, ein Enzym der Gluconeogenese. Beim Überimpfen des S.
cerevisiae Stammes CEN.PK115 von Glucose-haltigem SCD4-, auf Glucose-freies
SCE3-Medium
wurde innerhalb weniger Stunden der Enzymsatz der Vorkultur,
eingestellt auf Glucose-Repression, so umgestellt, dass nun vorher reprimierte
Enzyme exprimiert werden, also eine Derepression stattgefunden hat. Gezeigt wurde
dies u.a. durch die Reportergenfusion des FBPase Promotors mit der β-
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Galactosidase und anschließender Aktivitätsbestimmung letzterer (Tab. 38, Abb. 33).
Dieser Nachweis ist als eher indirekt zu betrachten, da er Auskunft über die
Promotoraktivität des FBPase-Promotors zulässt, jedoch nicht die FBPase selbst
betrachtet. Zu sehen ist dennoch, dass die Aktivität nach Miller der β-Galactosidase,
einhergehend mit der Aktivität des FBPase-Promotors, nach ca. zwei Stunden leicht
anstieg, und ab ca. drei Stunden kontinuierlich zunahm. Dies lässt den Rückschluss
zu, dass nach ca. 1-2 Stunden die Repression des FBPase-Promotors bereits zu
großen Teilen aufgehoben wurde, dass Enzym also nun wieder exprimiert wird. Auch
die Betrachtung des Western Blots lässt ähnliche Schlüsse zu (Abb. 34). Hierbei
wurde mit spezifischen Antikörpern gegen die FBPase gearbeitet. Dies lässt direkte
Schlussfolgerungen der Derepression auf die FBPase im Bezug auf die
Konzentration dieses Enzymes zu. Zu erkennen ist, dass auch hier das
Vorhandensein des Enzyms innerhalb der ersten Stunde mehr oder minder konstant
geblieben ist. Nach einer weiteren Stunde (also insgesamt zwei Stunden) fand
bereits eine sichtbare Mengenzunahme der FBPase statt, die ab der dritten Stunde
kontinuierlich erfolgte. Die FBPase besitzt ein Molekulargewicht von 38,1 kDa, ist
also ungefähr auf der Höhe der 37 kDa-Bande zu erkennen. Die Bande um 150 kDa
zeigt das Fusionsprotein aus 14 Aminosäuren der FBPase sowie der βGalactosidase mit ca. 120 kDa, wobei der hier eingesetzte Antikörper die kurze
FBPase-Sequenz erkennt.
Die Banden unter 25 kDa zeigen Abbauprodukte der
FBPase, da sie in der gleichen Weise an Intensität zunehmen, wie die FBPase
selbst. Die verbleibenden Banden sind unspezifische Wechselwirkungen der
Antikörper mit den Proteinen, und von daher zu vernachlässigen.
Alles in allem zeigt dieser Versuch sehr anschaulich den Ablauf und auch die
zeitliche Dauer des Umstellens eines Enzymsatzes. Was dieser Versuch nicht
vermag ist zu vermitteln, was für ein Aufwand diese Umgestaltung für die Zellen
bedeuten. Die Umstellung eines ganzen Enzymsatzes auf neue Umweltbedingungen
ist eine energetische Anstrengung, die eine Zelle nicht leichtfertig vollziehen sollte.
Vielleicht ist ein Grund, warum diese Modifikation einige Zeit benötigt, nicht nur der
zeitlichen Dauer der Neu-Synthese von Enzymen zuzuschreiben, sondern auch dem
Durchlaufen verschiedener Kontrollsequenzen, ob sich die Neu-Synthese oder gar
die vollständige Umstellung des Enzymsatzes wirklich lohnt.
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V. Versuch: Analyse von Polysomen-Profilen
Einleitung
Damit aus einem Gen ein Protein wird müssen verschiedene Teilschritte ablaufen.
Zunächst wird das Gen bzw. die DNA aus der es besteht, in mRNA überschrieben.
Dieser Vorgang wird als Transkription bezeichnet und findet bei Eukaryoten im Kern,
bei Prokaryoten im Cytoplasma statt. Diese mRNA (messenger RNA) wird nun im
Cytoplasma in ein Protein übersetzt, wobei sie bei Eukaryoten dazu zunächst aus
dem Kern exportiert werden muss. Im Cytoplasma wird die mRNA dem Vorgang der
Translation unterzogen und so in ein Protein übersetzt. Dies geschieht mit Hilfe
kleiner RNA-Synthesemaschinen, den sog. Ribosomen. Ein Ribosom besteht aus
einer großen und einer kleinen Untereinheit. Diese Untereinheiten lagern sich am
Startpunkt der Translation (bei Prokaryoten der sog. Shine-Dalgarno-Sequenz) auf
der mRNA an und verknüpfen sequenzspezifisch die zugehörigen Aminosäuren zu
einem Peptid. Ist die Translation beendet, die mRNA also vollständig in eine Kette
aus Aminosäuren übersetzt, fallen die Ribosomen von der mRNA ab und zerfallen
wieder in ihre Untereinheiten, bis sie die nächste Translationsrunde starten. Die
Charakterisierung der Untereinheiten in „große“ und „kleine“ Untereinheit findet
aufgrund
ihres
Sedimentationsverhaltens.
Das
Sedimentationsverhalten
wird
bestimmt durch den sog. Sedimentationskoeffizienten, dieser beschreibt den
Quotienten aus der maximalen Sedimentationsgeschwindigkeit eines Teilchens in
einer Zentrifuge geteilt durch die Stärke des Zentrifugalfelds. Die Maßeinheit des
Sedimentationskoeffizienten ist Svedberg (S) benannt nach dem schwedischen
Chemiker Theodor Svedberg. Die größe des Sedimentationskoeffizienten ist
abhängig hauptsächlich von der Masse und Form des sedimentierenden Teilchens,
wird jedoch auch durch die Wechselwirkung des Teilchens mit dem umgebenden
Medium beeinflusst. Wird ein Medium bekannter Eigenschaften genutzt, kann der
Sedimentationskoeffizient herangezogen werden um die Beschaffenheit eines
Teilchens, allen voran seiner Masse zu bestimmen, wie im Falle der Ribosomen bzw.
Ihrer Untereinheiten. So wird die kleine Ribosomen-Untereinheit als 30S (bei
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Prokaryoten) bzw. 40S (bie Eukaryoten) Untereinheit, und die große als 50S (bei
Prokaryoten) bzw. 60S (bei Eukaroten) bezeichnet. Da Svedberg-Einheiten nicht
additiv sind, handelt es sich bei den zusammengelagerten Untereinheiten um 70S
(bei Prokaryoten) bzw. 80S (bei Eukaryoten) Ribosomen. Durch Zentrifugation
können jedoch nicht nur einzelne Untereinheiten oder ganze Ribosomen aufgetrennt
werden, sondern auch sog. Polysomen. Als Polysom bezeichnet man eine Vielzahl
von aktiven 70S (bei Prokaryoten) oder 80S (bei Eukaryoten) Ribosomen, die
gemeinsam auf einer mRNA liegen. Der Vergleich von freien großen und kleinen
Untereinheiten und Polysomen gibt Auskunft über mögliche Defekte bei der Reifung
der Untereinheiten oder während der verschiedenen Stadien der Translation. Für
gewöhnlich liegen große und kleine Untereinheiten in äquimolaren Konzentrationen
vor, da diese in gleichen Mengen synthetisiert werden. Ist dies nicht der Fall kann es
sich um einen Defekt während der Ribosomen-Biogenese handeln, wie es z.B. in
der Saccharomyces cerevisiae-Nop14-Mutante der Fall ist. Diese Mutante weist
einen Defekt im Nop14-Protein auf, welches verantwortlich für die Reifung und den
Export der kleinen Ribosomen-Untereinheit aus dem Kern ist. Die Nop14-Mutante
zeigt daher eine Verringerung der kleinen 40S-Untereinheit.
Dies ist nur eine Möglichkeit die Methode der Zentrifugation zu nutzen. Es gibt
verschiedenste Techniken der Zentrifugation, je nachdem, welches Ziel gewünscht
ist. Allgemein dient die Zentrifugation der Sedimentation von Zellen, Zellorganellen
und größeren Molekülen, und damit der Auftrennung nach Größe und Dichte der
Teilchen
unter
Ausnutzung
Zentrifugationsarten,
der
darunter:
Zentrifugalkraft.
die
Es
differentielle
gibt
verschiedenste
Zentrifugation,
die
Dichtegradientenzentrifugation bzw. darunter die Zonenzentrifugation und die
isopyknische Zentrifugation.
Bei der differentiellen Zentrifugation wird die Zentrifugalbeschleunigung und/oder
Zentrifugalzeit stufenweise erhöht, sodass ein Gemisch aus verschiedenen
Substanzen in Fraktionen unterschiedlichen Sedimentationskoeffizienten aufgetrennt
wird.
Während
eine
durchschnittliche
Zentrifuge
nur
verhältnismäßig
kleine
Beschleunigungen erreichen kann, kann eine Ultrazentrifuge bis zu 10 6g erzeugen,
dies wiederum entspricht der 106-fachen Erdbeschleunigung. Der Rotor einer
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solchen Zentrifuge bewegt sich daher im Vakuum, um auftretende Luftreibung und
damit übermäßige Wärmebildung zu vermeiden. Bei der Ultrazentrifugation lassen
sich verschiedene Rotoren einsetzen: Festwinkel und Ausschwingrotoren. Bei einem
Festwinkelrotor bleibt, wie der Name erkennen lässt, der Winkel konstant. Das
Sediment einer zentrifugierten Probe würde sich hier an der Seitenwand des
Zentrifugenröhrchens befinden. Bei einem Ausschwingrotor ist dies nicht der Fall.
Hierbei wird während der Zentrifugation das Zentrifugenröhrchen in die Waagerechte
gebracht, sodass sich das Sediment der Probe anschließend am Boden des
Röhrchens befindet.
Eine Technik der Ultrazentrifugation ist die Dichtegradientenzentrifugation. Hierbei
wird mit Hilfe eines Salz- oder Zucker-Gradienten die Auftrennung eines Proteinoder RNA/DNA-Gemisches in seine unterschiedlich dichten Bestandteile erzielt. Die
Teilchen lagern sich während der Zentrifugation im Gradienten in den Bereich ein,
der ihrer jeweiligen Dichte entspricht. Anschließend kann das Profil des gesamten
Gradienten aufgenommen, oder aber die Isolierung von Teilchen bekannter Dichte
vorgenommen werden. Es gibt zwei Arten der Dichtegradientenzentrifugation: Die
Zonenzentrifugation und die isopyknische Zentrifugation.
Bei der Zonenzentrifugation handelt es sich um eine Zentrifugationsart, bei der mit
Hilfe eines linearen, stabilisierenden, sehr flachen Gradienten, z.B. aus Saccharose
bestehend, Teilchen aufgrund ihrer Dichte aufgetrennt werden. Die Teilchen starten
bei der Zentrifugation alle von einer schmalen Zone. Da kleinere Teilchen ein
niedrigeres Trägheitsmoment aufweisen als große, beschleunigen diese schneller bei
der Zentrifugation als größere Teilchen, werden jedoch durch den zunehmend dichter
werdenden
Gradienten
abgebremst.
Damit
wird
eine
konstante
Sedimentationsgeschwindigkeit aller Teilchen erreicht. So sedimentieren die Teilchen
im Gradienten an der Stelle, die ihrer Dichte entspricht. Die Dichte des Gradienten
nimmt von oben im Zentrifugenröhrchen, nach unten hin zu, weshalb kleinere leichte
Teilchen oben zu finden sind, und größere schwerere unten. Wichtig bei der
Zonenzentrifugation ist, dass die maximale Dichte des Gradienten kleiner sein muss
als die niedrigste Dichte der Partikel.
Die isopyknische Zentrifugation beschreibt eine Zentrifugations-Methode, bei der, im
Gegensatz zur Zonenzentrifugation, die maximale Dichte des Gradientenmaterials
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die Dichte der Teilchen übersteigt. Als Gradientenmaterial kann z.B. Cäsiumchlorid
eingesetzt werden. Die Teilchen sollten alle die gleiche Größe aufweisen, weshalb
sie dann aufgrund ihrer reinen Dichte aufgetrennt werden.
Ziel dieses Versuches ist es durch Dichtegradientenzentrifugation ein PolysomenProfil eines Wildtyp-Stammes und einer Nop14-Mutante zu erstellen und mögliche
Unterschiede z.B. in den Kozentrationen der einzelnen Untereinheiten oder aber der
Menge an Ribosomen und Polysomen festzustellen.
Material und Methoden
Siehe Skript, Änderungen:
 Die optische Dichte der Wildtyp-Vorkultur betrug 20, die der Nop14-Mutante
13,5. Die 100ml YEPD-Kolben wurden nur mit 2,2ml Wildtyp-Vorkultur (statt
2,5ml) bzw. 3ml Nop14-Mutante-Vorkultur (statt 3,7ml) beimpft. (S. 45)
 Auf den Gradienten wurden 25 OD254-Einheiten aufgeladen. (S.46)
 Zentrifugation in Ultrazentrifuge mit dem Rotor SW40 bei 19.600rpm, 4°C über
16 Stunden. (S.46)
Ergebnisse
Nach Aufschluss der Zellen und Zentrifugation wurde folgendes Polysomenprofil der
Nop14 Mutante aufgenommen:
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Abbildung 35: Polysomenprofil der Nop14-Mutante nach erfolgter Zentrifugation 16Std 19.600rpm 4°C, Gradient:
20-50%ige Saccharose
Der gezeigte Peak entspricht dem Cytoplasma der S. cerevisiae Zellen, außer
diesem traten jedoch keine weiteren Peaks auf (Abb. 35).
Die anschließende Nulllinie deutet auf das Fehlen weiterer Zellbestandteile v.a. der
Ribosomen-Untereinheiten, der Ribosomen oder Polysomen hin.
Da dieses Ergebnis sehr ungewöhnlich ist, wurde versucht durch Anpassen der
Sensitivität an der Detektoreinheit ein besseres Ergebnis zu erzielen, was jedoch
erfolglos blieb. Um eventuelle Gerätedefekte auszuschließen, wurde weiterhin ein
leerer Gradient vermessen, dieser zeigte jedoch keinen Cytoplasma-Peak, was auch
Funktionstüchtigkeit des Gerätes hindeutet. Auch das Vermessen eines KontrollProfils, das bereits einmal erfolgreich war, zeigte kein verwertbares Ergebnis.
Ein älteres Profil zeigt, wie das Ergebnis hätte aussehen sollen:
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Abbildung 36: Polysomenprofil des Wildtyps nach erfolgter Zentrifugation 18Std 18.500rpm 4°C, Gradient: 20-50%ige
Saccharose
Dieses Profil (Abb. 36) zeigt wie das obere (Abb. 35) bei ca. 2 Minuten den
Cytoplasma-Peak. Nach ca. 3,8 Minuten ist ein erster kleinerer Peak zu sehen, der
der kleinen 40S-Ribosomenuntereinheit entspricht. Der zweite kleinere Peak bei ca.
4,8-5 Minuten entspricht der größeren 60S-Ribosomenuntereinheit. Der folgende
Peak bei ca. 5,4-5,6 Minuten entspricht den freien 80S Ribosomen und die Peaks ab
ca. 7,4 Minuten den an der mRNA haftenden Polysomen.
Diskussion
Ribosomen, deren Untereinheiten sowie die an der mRNA haftenden Polysomen sind
in jeder lebenden und wachsenden Zelle vertreten. Da Ribosomen essentiell für die
Proteinbiosynthese und damit die Vitalität jeglicher Zellen sind, ist ihre Abwesenheit
nur in toten Zellen zu beobachten, und auch dann nur bei vorheriger Ausschaltung
aller für ihre Synthese bzw. Reifung zuständigen Gene. Das Fehlen jeglicher
ribosomaler Bestandteile nicht nur in der in diesem Versuch prozessierten Nop14
Mutante, sondern ebenfalls im Wildtyp deutet daher auf einen elementaren Fehler
bei der Versuchsdurchführung hin. Die einzig mögliche Erklärung wäre das zerstören
des Gradienten, was schlussendlich auf die Bestandteile selbigen, und damit auf den
verwendeten Puffer zurückzuführen wäre. Der für den Gradienten verwendete Puffer
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bzw. dessen falscher pH-Wert hat vermutlich zur Zerstörung, bzw. zum Nicht-Aufbau
des
Gradienten
geführt,
weshalb
die
Auftrennung
der
Ribosomen,
ihrer
Untereinheiten sowie der Polysomen bei der Ultrazentrifugation nicht möglich war.
Warum kein Pellet nach der Ultrazentrifugation zu erkennen war, ist nicht klar und
spricht für die Vollständige Abwesenheit jeglicher ribosomaler Bestandteile. Ob eine
ungewollte Zugabe von RNasen eventuell für die Zerstörung genannter Bestandteile
gesorgt hat konnte nicht aufgeklärt werden.
87
VI.
Quellen
 Skript „Biochemisches Praktikum im Hauptstudium"
 David Nelson, Michael Fox, Lehninger Biochemie, 3. Auflage, Springer Verlag,
Berlin Heidelberg, 2001/2005
VII. Anhang
 Versuch
1:
Handschriftliche
Eichgeraden
der
verschiedenen
Proteinbestimmungsmethoden
 Versuch 3: Originalmesswerte OD600, Glucose- und Ethanolbestimmung
 Versuch 4: Originalmesswerte OD600, Mikrobiuret, β-Galactosidase-Test
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