Boehringer Ingelheim 1200.43 Protokollsynopsis 1/7 Achtung: Diese initiale Version berücksichtigt nicht allfällige Protokoll-Amendments! Zusammenfassung des Studienprotokolles Die Zusammenfassung soll so abgefasst sein, dass sie auch für die interdisziplinär zusammengesetzte Forschungsethikkommission (auch med. Laien) verständlich ist. Die einzelnen Punkte mögen nicht auf jeden Studientyp zutreffen. Die Vorlage ist deshalb gesuchsspezifisch zu verwenden. Titel des Gesuchs: LUX-Head & Neck 1 Eine randomisierte Open-Label-Phase-III-Studie zur Bewertung der Wirksamkeit und Sicherheit von oral verabreichtem Afatinib (BIBW 2992) im Vergleich mit intravenös verabreichtem Methotrexat bei Patienten mit rezidivierendem und/oder metastasierendem Plattenepithelkarzinom des Kopf-Hals-Bereiches, das nach platinhaltiger Therapie fortgeschritten ist Protokoll-No.: 1200.43 Gesuchsteller: Boehringer Ingelheim Weitere Mitarbeiter/Innen: Gesuchversion/Datum: Hintergrund der Studie: Kopf-Hals-Karzinom Unter dem Begriff „Kopf-Hals-Karzinom“ werden eine Reihe von Karzinomen zusammengefasst, die ihren Ursprung in den oberen Luft- und Speisewegen haben – beispielsweise in der Mundhöhle, im Oropharynx, im Hypopharynx, im Larynx, in den Nasennebenhöhlen, in der Nasenhöhle oder im Vestibulum. Bei den meisten Kopf-Hals-Karzinomen (> 90 %) handelt es sich um Plattenepithelkarzinome, die von den Epithelzellen der Mukosa ausgehen. Plattenepithelkarzinome im Kopf- oder Halsbereich (Head and neck squamous cell carcinoma, HNSCC) stehen mit einer Inzidenz von weltweit ca. 650 000 neu aufgetretenen Fällen pro Jahr an 6. Stelle der Häufigkeit aller Krebserkrankungen. 1 In den Industriestaaten steigt ihre Inzidenz zudem rasch an. Eine überwiegende Mehrheit der Menschen mit Karzinomen in der Kopf- und Halsregion (head and neck squamous cell carcinoma, HNSCC) weisen eine Überexpression des epidermalen Wachstumsfaktorrezeptors (epidermal growth factor receptor, EGFR) auf. Der EGFR gehört zur Familie der humanen epidermalen Wachstumsfaktorrezeptoren (human epidermal receptor, HER)/Erb-B Familie der Rezeptortyrosinkinasen, die für die Weiterleitung von Signalen 2 verantwortlich sind. Die Aktivierung des EFGR spielt eine wichtige Rolle bei bösartiger Zellproliferation, Angiogenese, Metastasenbildung und Apoptosehemmung. Überexpression des EGFR und EGFR-Genamplifikation sind prognostische Faktoren für ein kürzeres progressionsfreies Überleben (progression free survival, PFS) sowie des Gesamtüberlebens (overall survival, 3 OS). Zu den bekanntesten Risikofaktoren gehören Alkohol- und Tabakkonsum, häufige p53-Mutationen und Überexpression des EGFR (R10-5931). Jüngst hat sich der humane Papillomvirus (HPV) als neue Ursache von Karzinomen des Mundund Rachenraumes erwiesen. Diese Patienten haben eine bessere Prognose als diejenigen, die aufgrund von Alkoholund Tabakkonsum an HNSCC erkrankt sind (R10-5847). Hypothese: Laut der Nullhypothese wird angenommen, dass Afatinib und Methotrexat für PFS gleichermassen effektiv sind: H0, PFS: Saftinib, PFS(t) = SMTX, PFS(t), bei t > 0, S(t) ist die Wahrscheinlichkeit, dass bis zum Zeitpunkt t keine Verschlechterung der Krankheit oder der Tod des Patienten eintritt. Die Alternativhypothese nimmt an, dass Afatinib für PFS wirksamer ist als Methotrexat: H1, PFS: Saftinib, PFS(t) > SMTX, PFS(t), bei t > 0. Wird H0, PFS abgelehnt, wird die Nullhypothese, die besagt, dass Afatinib und Methotrexat für OS gleichermassen effektiv sind, getestet: H0, OS: Saftinib, OS(t) = SMTX, OS(t), bei t > 0. Dementsprechend besagt die Alternativhypothese, dass Afatinib für OS wirksamer ist als Methotrexat: H1, OS: Saftinib, OS(t) > SMTX, OS(t), bei t > 0. EudraCT no: 2011-000391-34 Deutsche Zusammenfassung des Studienprotokolles Version 2.0 vom 14. Oktober 2011 Boehringer Ingelheim 1200.43 Protokollsynopsis 2/7 Ziel dieser Studie: Das Ziel dieser Studie ist die Untersuchung der Wirksamkeit und Sicherheit von Afatinib- und Methotrexat-Therapien bei R/M HNSCC-Patienten, deren Krankheitszustand sich nach Anwendung von platinbasierter Chemotherapie für R/M HNSCC verschlechtert hat. Das Hauptziel der Studie besteht in der Untersuchung der Überlegenheit von Afatinib bei der Patientengruppe dieser Studie gegenüber Methotrexat als Sekundärtherapie für PFS. Patienten beider Therapiegruppen erhalten zusätzlich zum Studienmedikament eine bestmögliche Betreuung und Unterstützung. Sekundäres Ziel ist der Vergleich der beiden Therapien in Bezug auf OS, objektiver Ansprechrate (objective response rate, ORR), gesundheitsbezogener Lebensqualität (health related quality of life, HRQOL) und Sicherheit. PFS wurde als primärer Endpunkt bestimmt, da die Behandlung mit zusätzlichen Krebstherapien bei Krankheitsprogression die durch die in dieser Studie untersuchten Therapien hervorgerufene Erhöhung der Überlebenschancen reduziert. Zwei Studien haben die Wirksamkeit von EGFR mit Fokus auf Medikamente im R/M4 5 Setting: die IMEX-Studie und die ZALUTE-Studie , untersucht. In diesen Studien erhielten bis zu 38 % der Patienten weitere Therapien nach Krankheitsprogression. Diese Studie bezieht sich auf OS, da OS eine größere Stichprobengröße benötigt als PFS und OS als wichtiger sekundärer Endpunkt betrachtet wird. Primärer Endpunkt: Progressionsfreies Überleben (Progression free survival, PFS) nach RECIST Version 1.1 Wesentlicher sekundärer Endpunkt: Gesamtüberleben (Overall survival, OS) Sekundäre Endpunkte: Tumoransprechen nach RECIST Version 1.1 Lebensqualitätsmessung (Health related quality of life, HRQOL) Studiendesign: falls Pilotstudie, hier deklarieren. Diese multizentrische, randomisierte Open-Label Phase III Studie befasst sich mit der Untersuchung der Wirksamkeit und Sicherheit von Afatinib als Sekundärtherapie gegenüber Methotrexat als Sekundärtherapie bei R/M HNSCCPatienten, deren Krankheitszustand sich nach Anwendung einer platinbasierten Chemotherapie für R/M HNSCC verschlechtert hat. Der primäre Endpunkt dieser Studie ist progressionsfreies Überleben. Die Gesamtüberlebenszeit wird als wichtiger sekundärer Endpunkt dieser Studie untersucht. Infrage kommende Patienten werden nach zwei Stratifizierungsfaktoren in vier Gruppen unterteilt: ECOG Performance Status (0 vs. 1) und mit vorheriger zielgerichteten EGFR Antikörper-Therapie zur Behandlung eines rezidivierenden / metastasierenden Verlaufes. EudraCT no: 2011-000391-34 Deutsche Zusammenfassung des Studienprotokolles Version 2.0 vom 14. Oktober 2011 Boehringer Ingelheim 1200.43 Protokollsynopsis 3/7 Abbildung 1: Studienaufbau Ein- und Ausschlusskriterien Versuchspersonen: Haupteinschlußkriterien: Histologisch oder zytologisch gesichertes Plattenepithelkarzinom der Mundhöhle, des Oropharynx, Hypopharynx oder Larynx, das erneut aufgetreten oder metastasiert ist und für eine weitere kurative operative Therapie oder Strahlentherapie nicht in Frage kommt. Dokumentiertes Fortschreiten des Tumors (“progressive disease”) nach Einschätzung des Prüfarztes gemäß der in den „Response Evaluation Criteria in Solid Tumours“ (RECIST) festgelegten Kriterien nach einer Vortherapie mit Cisplatin und/oder Carboplatin (Mindest-Dosis siehe unten*). Die Platin-basierte Therapie muss in der relabierten und/oder metastasierten Tumorsituation verabreicht worden sein. Der Tumorprogress kann unter oder nach Platinbasierter Therapie erfolgt sein. 2 - Cisplatin, Mindestdosis: mindestens zwei Therapiezyklen, ≥60 mg/m /Zyklus oder eine Gesamtkumulativdosis 2 von ≥120 mg/m innerhalb von 8 Wochen. - Carboplatin, Mindestdosis: mindestens zwei Therapiezyklen Carboplatin area under the concentration-time curve (AUC) ≥4/Zyklus oder eine Gesamtkumulativdosis AUC ≥8 innerhalb von 8 Wochen. *falls von Cisplatin zu Carboplating gewechselt wird (oder umgekehrt, z.B. wegen Unverträglichkeit) sollte die folgende Umrechnung verwendet werden um die kumulative Mindest-Dosis an Platin zu berechnen: Carboplatin 1 AUC = 15 g/m² Cisplatin EudraCT no: 2011-000391-34 Deutsche Zusammenfassung des Studienprotokolles Version 2.0 vom 14. Oktober 2011 Boehringer Ingelheim 1200.43 Protokollsynopsis 4/7 Evaluierbare Tumorgröße nach RECIST (Version 1.1). ECOG Status 0 oder 1 zum Zeitpunkt der Randomisation. Hauptausschlußkriterien: Tumorprogress innerhalb von drei Monaten nach Abschluß einer kurativen Therapie für lokoregionär fortgeschrittenes oder metastasiertes Plattenepithelkarzinom der Kopf/Halsregion. Jegliche andere Vortherapie als ein Platin-basiertes systemisches Schema für relabierte und/oder metastasierte Tumoren. Eine Re-Exposition mit dem Erstlinien-Schema nach einer vorübergehenden Unterbrechung wird nur als ein Zweitlinien-Schema angesehen, falls während der Unterbrechung eine Progression festgestellt wurde. Vortherapie mit EFGR-Tyrosin-Kinase Inhibitoren. Weiterbestehende chronische Toxizität nach Vortherapie CTCAE Grad > 2 (Ausnahme: Hörverlust, Tinnitus oder Mundtrockenheit) oder weiterbestehende Hautschäden CTCAE Grad >1 und/oder Diarrhoe CTCAE Grad > 1 nach Vortherapie mit EGFR-Antikörpern. Studienablauf (Untersuchungen studienspezifisch/-unspezifisch) Patienten, die für die Afatinib-Therapie randomisiert werden, erhalten kontinuierliche täglich eine Behandlung mit Afatinib bis ein Progression der Erkrankung, unannehmbare unerwünschte Ereignisse eintreten oder der Abbruch der Behandlung aus anderen Gründen notwendig wird. Die Startdosis von Afatinib beträgt einmal täglich 40 mg. Im Falle keiner oder nur minimaler medikamentenbedingter unerwünschter Ereignisse nach einer vierwöchigen Therapie oder später wird die Dosis auf 50 mg erhöht. Im Falle spezieller medikamentenbedingter unerwünschter Ereignisse wird die Dosis reduziert. Die Reduzierung der Dosis erfolgt in Schritten von 10 mg. Die niedrigste Dosis beträgt 20 mg. Patienten die eine Dosis von 20 mg erhalten, werden die Behandlung abbrechen, sobald ein weiteres zur Medikamentenreduktion führendes unerwünschtes Ereignis auftritt. Patienten, die für die Methotrexat-Therapie randomisiert wurden, werden wöchentlich mit Methotrexat behandelt, bis eine Krankheitsprogression oder unannehmbare unerwünschte Ereignisse eintreten oder der Abbruch der Behandlung aus 2 anderen Gründen notwendig wird. Die Behandlung besteht aus einer intravenösen Bolusinjektion von 40 mg/m einmal die Woche, mit der Möglichkeit, dass bei Auftreten von keinen oder minimalen medikamentenbedingten unerwünschten Ereignissen nach einer mindestens zweiwöchigen Therapie die Dosis auf 50 mg/m2 erhöht wird. Die Reduzierung der 2 Methotrexat-Dosis im Falle von medikamentenbedingten unerwünschten Ereignissen sollte in Schritten von 10 mg/m erfolgen. Dosierungen unter 20 mg/m² sind nicht erlaubt. Alle Patienten suchen das Forschungszentrum wöchentlich zur Evaluierung ihrer Sicherheitsparameter und eventuellen unerwünschten Ereignissen auf. Das Ansprechen des Tumors wird regelmäßig mit Hilfe von CT-Scan/MRT untersucht, bis zum Progress der Erkrankung. Bei einem progessiven Verlauf der Erkrankung, bestätigt durch bildgebende Verfahren, wird die Verabreichung des Studienmedikaments abgesetzt. Patienten können das Studienmedikament bei Krankheitsprogression weiterhin einnehmen, je nach Beurteilung des klinischen Nutzens für den einzelnen Patienten durch den Prüfarzt. Patienten, die das Studienmedikament bei Krankheitsprogression weiterhin einnehmen, sollten weiterhin ihre wöchentlichen Besuche im Forschungszentrum einhalten. Das Studienmedikament kann so lange eingenommen werden, solange dies vom Prüfarzt als nützlich befunden wird. Das Ende der Behandlung (end of treatment, EOT) tritt dann ein, wenn die Verabreichung von Afatinib oder Methotrexat dauerhaft abgebrochen wird. Dies ist der Fall, wenn die Verabreichung des Studienmedikaments für den individuellen Patienten dauerhaft abgebrochen wird. Patienten, die die Einnahme des Studienmedikaments aus anderen Gründen als die Krankheitsprogression (oder Widerruf der Einwilligung) abbrechen, sollten weiterhin die geplanten Termine zu bildgebenden Untersuchungen bis zum Auftreten eines Progress der Erkrankung, einhalten. Nach dem EOT-Besuch sollten Patienten zu einem Nachsorgebesuch erscheinen. Danach erfolgt der Beobachtungszeitraum. Während des Beobachtungszeitraums werden Daten über das Überleben (Vitalstatus), medikamentenbedingte unerwünschte Ereignisse und die begleitende Krebstherapie erhoben. Die Studie gilt als abgeschlossen, wenn der Tod des Patienten eintritt, der Patient seine Einwilligung widerruft oder die Nachsorge bei einem Patienten nicht fortgeführt werden kann (Lost-to-Follow-upPatienten). Obwohl PFS als primärer Endpunkt bestimmt wurde, wird auch das Gesamtüberleben untersucht, da das OS eine größere Stichprobengröße benötigt als PFS. Der klinische Studienbericht folgt dem Datensperrungsprinzip und dem Aufbau statistischer Analysen und wird dann verfasst, wenn die benötigte Anzahl von Überlebenden wurde. Daten, die nach der Datensperrung erhoben wurden, können in einem Anhang zum klinischen Studienbericht zusammengefasst werden. Die Studie gilt als abgeschlossen, wenn bei allen Patienten eine Krankheitsprogression und die benötigte Anzahl von 6 Todesfällen eingetreten sind. Das Tumorverhalten wird mit Hilfe von RECIST 1.1 untersucht (Anhang 1). Untersuchungen im Prüfarztzentrum genügen als Entscheidungsgrundlage bezüglich der Fortsetzung der Behandlung. Das zentrale bildgebende System führt eine unabhängige Untersuchung der Resultate der primären und sekundären Endpunktanalyse durch. EudraCT no: 2011-000391-34 Deutsche Zusammenfassung des Studienprotokolles Version 2.0 vom 14. Oktober 2011 Boehringer Ingelheim 1200.43 Protokollsynopsis 5/7 Studienmedikamente/Medical Device: Afatinib Afatinib ist ein hochselektiver, wirkungsstarker, chemisch synthetisierter, irreversibler Inhibitor der RezeptorTyrosinkinasen EGFR (erbB1/HER1) und HER 2 (erbB2) aus der erbB-Familie. Afatinib ist ein irreversibler EGFR-TKI der zweiten Generation. Das Wirkkonzept von Afatinib wurde im Rahmen einer von Boehringer Ingelheim (BI) gesponserten Phase-II-Studie zum Einsatz von Afatinib versus Cetuximab beim rezidivierten oder metastasierten HNSCC belegt: In dieser Studie wies Afatinib eine antitumorale Aktivität auf, die mit der von Cetuximab mindestens vergleichbar war. Zusammen mit dem hohen Anwendungskomfort der peroralen Gabe ist diese Tatsache ein stichhaltiges Argument für die weitere Entwicklung dieses gegen EGFR gerichteten TyrosinkinaseInhibitors bei Patienten, bei denen nach einer definitiven RCT ein hohes Rezidivrisiko besteht. Während der letzten Jahre wurden Biologika entwickelt, die gegen Moleküle gerichtet sind, die an wichtigen Mechanismen des Wachstums von Krebszellen beteiligt sind. Einige Wirkstoffe haben sich bei verschiedenen onkologischen Indikationen als wirksam erwiesen. Dazu gehören monoklonale Antikörper gegen EGFR sowie chemisch synthetisierte Wirkstoffe, die intrazelluläre Signalwege hemmen. Der neuartige orale EGFR/HER2-TyrosinkinaseInhibitor Afatinib entfaltet antitumorale Aktivität gegen verschiedene Krebserkrankungen – darunter das nicht kleinzellige Bronchialkarzinom, das Mammakarzinom und das Plattenepithelkarzinom der oberen Luft- und Speisewege. Er ist für die dauerhafte ambulante Gabe beim Patienten geeignet. Patienten mit lokoregionär fortgeschrittenem HNSCC könnten von 8 einer Langzeitbehandlung mit Afatinib profitieren, indem das Auftreten eines Rezidivs hinausgezögert wird. Da bei bestimmten Tumoren eine Überexpression von EGFR und HER2 vorliegt, kann davon ausgegangen werden, dass die Behandlung mit Afatinib eine selektivere antitumorale Aktivität entfalten wird als die klassische zytotoxische Chemotherapie, von der alle proliferierenden Zellen in gleichem Maße beeinträchtigt werden. Effektive, second-line therapeutische Maßnahmen nach Fehlschlagen der platinbasierten Chemotherapie sind beschränkt. Eine wöchentliche Methotrexat-Monotherapie ist eine Behandlungsmöglichkeit für Patienten, die nicht für eine Polychemotherapie in Frage kommen. Methotrexat ist in zahlreichen Ländern zugelassen und wird als Single-Agent8+9 Komparator für Phase III-Studien verwendet. Statistisches Auswertungskonzept: Die Studie soll eine Verbesserung des Gesamtüberlebens (OS) und des progressionsfreien Überlebens (PFS) durch Afatinib im Vergleich zu Methotrexat zeigen. Die Anzahl an benötigten Progressions- oder Todesereignissen beträgt 364 um eine 43%-ige Verbesserung des medianen PFS (Afatinib 3,0 Monate vs. Methotrexat 2,1 Monate; hazard ratio=0.70) mit 90% Power detektieren zu können (einseitiger Typ-1 Fehler α=0.025). Die Anzahl an benötigten Todesereignissen beträgt 343 um eine 37%-ige Verbesserung des medianen Gesamtüberlebens (Afatinib 8,9 Monate vs. Methotrexat 6,5 Monate, hazard ratio=0,7303) mit 80% Power detektieren zu können (einseitiger Typ-1 Fehler, α=0.025). Insgesamt werden 474 Patienten randomisiert. PFS und OS werden in hierarchischer Reihenfolge unter Verwendung des LogrankTests getestet. Der Test für OS wird nur betrachtet falls das PFS von Afatinib statistisch signifikant länger ist als das PFS von Methotrexat. Endpunkte bzgl. Safety werden deskriptiv analysiert. Begründung der Patientenzahl: 5 Auf einer Studie von Machiels et al beruhend, wird angenommen, dass die mediane progressionsfreie Überlebenszeit von Methotrexat 2,1 Monate beträgt; es wird angenommen, dass die mediane progressionsfreie Überlebenszeit von 10 Afatinib auf einer BI Phase II-Studie 1200.28 von Seiwert et al beruhend 3,0 Monate beträgt. Mit Annahme einer Exponential-Verteilung der Zeit bis zur Krankheitsprogression (oder zum Tod) ergibt sich eine Hazard Ratio von 2,1/3,0 = 0,70. Bei einer Randomisierungsrate von 24 Patienten pro Monat und einseitigem Fehler des Typs I α=0,025 benötigt diese Studie 364 Fälle von Krankheitsprogression und 414 randomisierte Patienten, die zu 90 % statistisch aussagekräftig sind. Bei einer Hazard Ratio von 0,65 (2,1 Monate mediane progressionsfreie Überlebenszeit bei Methotrexat und 3,23 Monate mediane progressionsfreie Überlebenszeit bei Afatinib) ergäben 364 Fälle von Krankheitsprogression eine statistische Aussagekraft von 90 %, unter der Annahme, dass alle anderen Parameter konstant bleiben. Es wird angenommen, dass die mediane Gesamtüberlebenszeit von Methotrexat laut einer Studie von 4 Stewart et al 6,5 Monate beträgt; es wird angenommen, dass die mediane Gesamtüberlebenszeit von Afatinib laut einer BI Studie 1200.28 vom 17. Oktober 2010, 8,9 Monate beträgt. Mit Annahme von 0,7303. Bei einer Randomisierungsrate von 24 Patienten pro Monat und einseitigem Fehler des Typs I α=0,025, benötigt diese Studie 343 Todesfälle und 474 randomisierte Patienten, die zu 80 % statistisch aussagekräftig sind. Bei einer Hazard Ratio von 0,70 (6,5 Monate mediane Gesamtüberlebenszeit bei Methotrexat und 9,286 Monate mediane Gesamtüberlebenszeit bei Afatinib) ergäben 343 Todesfälle eine statistische Aussagekraft von 89 %, unter der Annahme, dass alle anderen Parameter konstant bleiben. Tabelle 1 fasst die Berechnung der Stichprobengröße für die zwei Endpunkte zusammen. Diese Studie strebt eine statistische Aussagekraft von 90 % bei PFS und von 80 % bei OS an, deshalb müssen 474 Patienten randomisiert werden um das Ziel zu erreichen. EudraCT no: 2011-000391-34 Deutsche Zusammenfassung des Studienprotokolles Version 2.0 vom 14. Oktober 2011 Boehringer Ingelheim 1200.43 Tabelle 1: Protokollsynopsis 6/7 Anzahl der Ereignisse und der randomisierten Patienten mit einseitigem α=0,025 und Randomisierungsverhältnis von 2:1 * Mediane Gesamtüberlebenszeit (Monat) Endpunkt Hazard Ratio Statistische Aussagekraft (%) Gesamtzahl der benötigten Ereignisse Gesamtzahl der benötigten randomisierten Patienten Methotrexat Afatinib PFS 2.1 3.0 0.7 90 364 414 PFS 2.1 3.23 0.65 97.5 364 414 OS 6.5 8.9 0.7303 80 343 474 OS 6.5 9.286 0.70 89 343 474 * Unter der Annahme einer Randomisierungsrate von 24 Patienten pro Monat und einer Exponential-Verteilung der Zeit bis zum Tod. Zur Berechnung wurde die EAST-Software Version 5.3 benutzt, im Speziellen das Modul der „Two-Sample Test - Logrank Test: Basic“ für Überlebens-/Überlegenheitsstudien. Gesamt: 474 im Behandlungsarm mit Afatinib: 316 im Behandlungsarm mit Methotrexat: 158 Risiken / Belastungen / Unannehmlichkeiten: Nutzen-Risiko-Bewertung Trotz erheblicher Fortschritte beim grundlegenden Verständnis der biologischen Eigenschaften von Krebs sowie bei der Entwicklung von effizienteren Behandlungsverfahren bleiben die Prognosen für R/M HNSCC weiterhin schlecht. Zu den von der FDA zugelassenen Medikamenten gehören u. a. Platinverbindungen, Methotrexat und Cetuximab (Erbitux®). In der klinischen Praxis werden jedoch nach Fehlschlägen der zugelassenen Medikamente häufig Medikamente wie Taxane und Platinderivate benutzt, die keine Zulassung vorweisen können. Zytotoxische Therapien weisen ein hohes Risiko an Nebenwirkungen auf, inklusive Leukopenie, Müdigkeit und Übelkeit/Erbrechen. In den letzten Jahren wurden biologische Wirkstoffe die zielgerichtet auf Moleküle, die an entscheidenden Synthesewegen von Krebs beteiligt sind, entwickelt. Einige haben eine klinische Wirksamkeit bei verschiedenen Krebsindikationen bewiesen. Zu diesen Therapien gehören humane monoklonale Antikörper (MAbs) gegen EGFR und kleine Moleküle, die intrazelluläre Synthesewege inhibieren. Afatinib als neuer, oraler EGFR/HER2 TKI wurde eine Antitumoraktivität bei nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC), Brustkrebs und HNSCC nachgewiesen. Es bietet die Möglichkeit der ambulanten Krankheitsbekämpfung und könnte daher von Patienten als angenehmer als die intravenöse Chemotherapie empfunden werden. Die häufigsten Nebenwirkungen bei einer Afatinib-Therapie sind hauptsächlich gastrointestinale (inklusive Durchfall, Übelkeit und Erbrechen) und hautbezogene UE (wie Hautausschlag, Juckreiz und Akne). Das Ausmaß der UE ist dosisabhängig. Potentielle Nebenwirkungen sind voraussichtlich mit Behandlungspausen, Dosisreduzierungen und Verabreichung von Medikamenten zur Durchfallbehandlung kontrollierbar. ILD und ILD-artige Ereignisse sind ein bekanntes und seltenes Risiko in Verbindung mit EGFR-Inhibitor-Therapie. Verdachtsfälle wurden selten mit durch Afatinib verursachten unerwünschten Ereignissen in Verbindung gebracht. Patienten mit bekannten ILD werden nicht in diese Studie aufgenommen. Eine sorgfältige Überwachung von plötzlich auftretenden Lungensymptomen während des 11 Studienzeitraums ist gewährleistet. Details über unerwünschte Ereignisse sind im IB beschrieben. Afatinib-Studien zufolge ist eine kontinuierliche, tägliche orale Dosis von 40 mg Afatinib bei Kontrolle der häufigen Nebenwirkungen und bei Beachtung der empfohlenen Dosisreduzierung, voraussichtlich gut verträglich. Abhängig von der bei den einzelnen Patienten beobachteten Verträglichkeit während der ersten vier Behandlungswochen wird die Dosis bei Patienten mit keinen oder nur minimalen medikamentenbedingten unerwünschten Ereignissen auf bis zu 50 mg erhöht. So erhält jeder Patient je nach individueller Verträglichkeit die höchstmögliche Afatinib-Dosis. Bei NSCLC12 Patienten wurde schnelles Tumorwachstum nach Absetzen der TKI-Therapie festgestellt. Dies wurde nicht bei HNSCC-Patienten festgestellt, aber die Möglichkeit kann nicht ausgeschlossen werden. Um so ein schnelles Tumorwachstum zu verhindern, können Patienten, die laut RECIST PD haben und nach Einschätzung des Prüfarztes einen klinischen Nutzen daraus ziehen können und für die keine andere Behandlung mit potentiellem klinischen Nutzen möglich ist, das Prüfmedikament weiterhin anwenden. 7+4 Methotrexat wurde für diese Studie als Komparator von Second-Line HNSCC bestimmt und ist derzeit für diese Studienpopulation in der EU und den Vereinigten Staaten zugelassen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Stomatitis, EudraCT no: 2011-000391-34 Deutsche Zusammenfassung des Studienprotokolles Version 2.0 vom 14. Oktober 2011 Boehringer Ingelheim 1200.43 Protokollsynopsis 7/7 Leukopenie und Übelkeit, und wie bei allen zytotoxischen Wirkstoffen sind die Nebenwirkungen nicht immer reversibel, was zu fehlender Therapiebefolgung und/oder frühzeitigem Abbruch der Therapie führen kann. Wenn auch selten, besteht die Möglichkeit einer medikamentenbedingten Lebererkrankung (drug-induced liver injury, DILI). Patienten stehen daher unterständiger Kontrolle der Sponsoren und Aufsichtsbehörden. Aus diesem Grund bedarf diese Studie rechtzeitiger Feststellungen, Auswertungen und Nachbeobachtungen von Veränderungen bestimmter Leberparameter, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten. Während dieser Studie wird der klinische Nutzen einer regelmäßigen und häufigen Beurteilung unterzogen (inklusive frühzeitiger Bildgebung und einer ersten radiologischen Tumorbeurteilung nach 6 Wochen Behandlung). Alle Patienten werden wöchentlich untersucht, um unerwünschte Ereignisse engmaschig zu kontrollieren. Ein unabhängiges Datenkontrollkomitee (data monitoring committee, DMC) überwacht die Studie und berät über die Fortsetzung der Studie anhand der erhobenen Wirksamkeits- und Sicherheitsdaten. Abschließend gilt festzustellen, dass die Risiko-NutzenBewertung von Afatinib und Methotrexat als Therapie für R/M HNSCC-Patienten im vorgeschlagenen Umfeld positiv ist. Der potentielle Nutzen der Studie beider Behandlungen angewendet im experimentellen Arm, sowie im Kontrollarm für R/M HNSCC-Patienten, überwiegt das therapiebedingte Risiko. Referenzen: 1 Shibuya K, Mathers CD, Boschi-Pinto C, Lopez AD, Murray CJL. Global and regional estimates of cancer mortality and incidence by site: II.Results for the global burden of disease 2000. BMC Cancer 2002;2: 37 2 Harari PM , et al. Epidermal Growth Factor Receptor Inhibition Strategies in Oncology. Endocr Rel Cancer 2004,11:689-708 3 Chung CH, et al. Increased epidermal growth factor receptor gene copy number is associated with poor prognosis in head an 4 Stewart JSW, et al. Phase III study of gefitinib compared with intravenous methotrexate for recurrent squamous cell carcinoma of the head and neck. J Clin Oncol 2009; 27(11):1864-1871 5 Machiels JP, et al. Zalutumumab plus best supportive care versus best supportive care alone in patients with recurrent or metastatic squamous-cell carcinoma of the head and neck after failure of platinum-based chemotherapy: an open-label, randomised phase 3 trial. Lancet Oncol, 2011 6 Eisenhauer EA, et al. New response evaluation criteria in solid tumours: revised RECIST guideline (version 1.1). Eur J Cancer 2009;45:228-247 7 Gregoire V, et al. Squamous cell carcinoma of the head and neck: EHNSESMO-ESTRO Clinical Practice Guidelines for diagnosis, treatment and follow-up. Ann Oncol 2010;21(Suppl 5):V184-V186 8 Forastiere AA, et al. Randomized comparison of cisplatin plus fluorouracil and carboplatin plus fluorouracil versus methotrexate in advanced squamouscell carcinoma of the head and neck: a Southwest Oncology Group study. J Clin Oncol 1992;10(8):1245-1251 9 Schornagel JH, et al. Randomized phase III trial of edatrexate versus methotrexate in patients with metastatic and/or recurrent squamous cell carcinoma of the head and neck: a European Organization for Research and Treatment of Cancer Head and Neck Cancer Cooperative Group study. J Clin Oncol 1995;13(7):1649-1655 10 Seiwert TY, et al. Updated results of a randomized, open-label phase II study exploring BIBW 2992 versus cetuximab in patients with platinum-refractory metastatic/recurrent head and neck cancer (SCCHN). 35th Ann Cong of the European Society for Medical Oncology (ESMO), Milan, 8-12 Oct 2010. Ann Oncol 2010;21 (Suppl 8), VIII316, Abstr 1010PD 11 Shahidi, M. and Uttenreuther-Fischer, M. Investigator’s brochure. BIBW 2992 (afatinib). Version 11, 05 January 2011 12 Riely GJ, et al. Prospective assessment of discontinuation and reinitiation of erlotinib or gefitinib in patients with acquired resistance to erlotinib or gefitinib followed by the addition EudraCT no: 2011-000391-34 Deutsche Zusammenfassung des Studienprotokolles Version 2.0 vom 14. Oktober 2011