Modellierung von RNA-RNA Interaktionen Kollaboration 1: Jansen S1; Georg, J2; Hess, WR3; und Timmer J2/4/5/6 Institute: 1Physikalisches Institut, Universität Freiburg; 2Max-Planck-Institut für Immunbiologie Freiburg; 3Biologisches Institut III, Universität Freiburg; 4Centre for Biological Signalling Studies Freiburg, 5Freiburg Center of Advanced Studies (FRIAS), Universität Freiburg; 6Freiburg Center for Systems Biology (ZBSA), University of Freiburg; Ziel des Projektes: Das Projekt beschäftigt sich mit der quantitativen Beschreibung der Regulierung von Boten-RNA (mRNA) durch kurze RNA (sRNA). Als Grundlage für dieses Projekt diente das Kodegradationsmodell wie es von Levine et al. (2007) vorgeschlagen wurde. dM /dt=X M − d M M − kMR dR /dt=X R − d R R− kMR Dieses Modell beschreibt die negative Regulation einer mRNA (M) durch eine sRNA (R). Die Parameter XM und XR sind Produktionsterme (Transkription), dM und dR sind Degradationskonstanten und k ist der Kodegradationsparameter. Das Projekt beschäftig sich mit der Untersuchung von Zellen in denen die durchschnittliche Anzahl der RNAMoleküle sehr gering ist, man also zu einer stochastischen Beschreibung übergehen muss. Vorgehen und Ergebnisse: Das obige System hat fünf Parameter S = (XM, XR, dM, dR, k). Bei Messungen eines deterministischen Systems im steady-state, hat man jedoch nur zwei Observablen: die 'konstanten' Konzentrationen von R und M. Diese Beschreibung ist im allgemeinen nicht zufriedenstellend, da selbst genetisch identische Zellen sich untereinander sehr unterschiedlich verhalten. Daher ist es von Interesse sich die Verteilung der Konzentrationen innerhalb einer Population anzusehen, und nicht nur deren Mittelwerte. Es wurde nun untersucht welche Parametersätze S in den obigen Gleichungen zu gleichen mRNA und sRNA Erwartungswerten, führen. Im deterministischen Fall wäre die Messungen diese Parametersätze S nicht unterscheidbar. Im stochastischen Fall, der mit Hilfe des Gillespie-Algoritmus simuliert wurde, beobachtet man neben den Mittelwerten auch noch höhere Momente der Verteilungen. Insbesondere ist die Varianz und die Schiefe der Verteilungen interessant. Es stellt sich heraus, dass diese Verteilungen von der Wahl der Parameter abhängen. Wir konnten zeigen, dass neben dem Erwartungswert zwei Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Eine starke Interaktion zwischen mRNA und sRNA, d. h. ein hoher k-Wert, führt zu einer inhomogeneren Verteilung der mRNA und sRNA und damit zu einem hohen Coefficient of Variation Ein Quotient der Produktionsterme XM, XR, nahe bei 1 führt auch zu einem hohen Coefficient of Variation. Diese beiden Effekte sind nicht unabhängig voneinander, was damit zu tun hat, dass die 5 Parameter nnicht komplett frei gewählt werden können um zu einem festen Erwartungswert zu gelangen. Abbildung 1: Die Abbildung zeigt wie die Verteilungen der mRNA Moleküle in zwei verschiedenen Zellpopulationen. Bei der schwarzen Kurve wurde ein niedriger k-Wert angenommen, bei der roten ein hoher. Der Erwartungswert von etwa 10 mRNA-Molekülen / Zelle wird bei beiden gemessen, allerdings ist die Varianz (und damit auch der Coeffient of Variation) und die Schiefe bei der roten Kurve deutlich größer als bei der schwarzen Kurve. Abbildung 2: Die Abbildung zeigt dreimal die gleichen Datenpunkte, dabei repräsentiert jeder Datenpunkt Eigenschaften der Verteilung der mRNA Konzentration einer komplette Population, und jede dieser Population hat anderen Eigenschaften (Parameter). Links: Auf der Ordinaten ist der Coefficient of Variation aufgetragen, auf der Abszisse der Quotient der Produktionsraten. Man kann erkennen, dass für alle hohen k-Werte der Quotient der Produktionsterme nahe bei 1 sein muss. Die verschiedenen Plateaus der hellgrauen Punkte sind kommen daher, dass die Erwartungswerte der mRNA unterschiedlich sind: je höher ein Plateau liegt umso geringer ist der Erwartungswert. Dabei ist zu beachten, dass ein Anstieg des Coeffient of Variations erst auftritt, wenn der der Quotient der Produktionsterme nahe bei 1 ist. Mitte: Wieder ist auf Abszisse der Quotient der Produktionsterme abgetragen, auf der Ordinate allerdings die Schiefe der jeweiligen Verteilung. Vergleicht man dies mit der linken Abbildung so sieht man, dass Schiefe und Coefficient of Variation sehr start korreliert sind. Rechts: Die Schiefe ist gegen die (auch farblich gekennzeichneten) k-Werte abgetragen. Kollaboration 2: Jansen, S¹; Rödel, P³; Reski, R³; Frank, W³⁵; und Timmer J¹²⁵⁶ Institute: 1Physikalisches Institut, Universität Freiburg; 2Max-Planck-Institut für Immunbiologie Freiburg; 3Biologisches Institut II , Universität Freiburg; 4Centre for Biological Signalling Studies Freiburg, 5Freiburg Center of Advanced Studies (FRIAS), Universität Freiburg; 6Freiburg Center for Systems Biology (ZBSA), University of Freiburg; Ziel des Projektes: Ziel des Projektes war es einen mikroRNA-regulierten und auxininduzierten Kreislauf zu verstehen und mittels mathematischer Betrachtungen Modellselektion zwischen konkurrierenden Modellen zu betreiben. Der miR160/ARF-Regelkreis ist ein Regulator der Differenzierung von Chloronema zu Caulonema in der Protonementwicklung des Mooses Physcomitrella patens. Die wichtigste zu beantwortende Frage war, wie der ARF3-1- und ARF3-2-Abbau (ARF: Auxin Response Factors) durch die mikroRNA miR160 vonstatten geht. Die zwei gängigen Modelle sind zum einen die Kodegradation (Levine et al, 2007) und zum anderen ein katalytischer Abbau (siehe Osella, Bosia et al, 2011). Bei der Kodegradation bindet die miRNA an die ARFs und der komplette Duplex wird abgebaut (ARF3-X_frag). Beim katalytischen Modell ist die miRNA nur unterstützend am Abbau der ARFs beteiligt, und somit in der Lage mehrere ARFs hintereinander abzubauen. Vorgehen und Ergebnisse: Die Halbwertszeiten (gewöhnliche Degradation) der ARFs sowie der ARFFragmente wurden in unabhängigen Experimenten bestimmt (standartisierte Northern Blots). Dabei wurde die Transkription der ARFs mit Hilfe von Phenanthroline inhibiert und über einem Zeitraum von 4 Stunden beobachtet. Für die miR160-ARFs wurde sowohl der Wildtyp als auch diverse Mutanten verwendet. Insbesondere die ΔDCL1a Mutante war bei der Halbwertszeitbestimmung von großem Nutzen, da in dieser die ARFs nicht zu einem 3'-Fragment gespaltet werden, und man somit die reine, mikroRNA unabhängige Degradation beobachtet. Die so berechneten Halbwertszeiten von 17±2 Minuten für ARF3-1 ist in guter Übereinstimmung mit den ARF3-Halbwertszeiten in Arabidopsis Thaliana (Narsai, Howell et al., 2007). Die Halbwertszeiten der 3'ARF3-Fragmentente wurden ebenso bestimmt, für das ARF3-1-Fragment beträgt diese 33±2 Minuten und für das ARF3-2-Fragment 37±4 Minuten. Mit Hilfe des Modells konnten nun weitere interessante Größen bestimmt werden. Eine so berechnete Größe ist die Halbwertszeit der MikroRNA von etwa 43 ± 2 Stunden. Diese Größe ist insofern von Interesse, da bisher nur klar war, dass die Halbwertszeit recht lang sein müsse. Ausserdem konnte die sogenannte Spaltungsaktivität der miR160 bezüglich der ARFs berechnet werden. Abbildung 1: Der miR160/AR F Regelkreis. Auxin induziert sowohl die Produktion der mikroRNA miR160, als auch die Transkriptio n von ARF3-1 und ARF3-2. Die mikroRNA ist für den Abbau der ARFs zu ARF-3'-Fragmenten verantwortlich. Mittels mathematischer Modellierung sollte die Art des Abbaus bestimmt werden. Es stellt sich heraus, dass die experimentellen Daten für einen katalytischen Abbau sprechen. Abbildung 2: Datenpunkte (Triplikate, blau) und BestFit (rot). Der Stimulus ist die Zugabe des Auxins zum Zeitpunkt t = 0. Sowohl für das Codegradationsmodell als auch für das katalytische Modell wurde die Analyse durchgeführt. Es zeigt sich, dass die Daten durch das katalytische Modell besser repräsentiert werden können als durch ein Codegradationsmodell. Die Graphik zeigt die verschiedenen Messreihen, die simultan gefittet wurden.