Qualitative Systemwissenschaften II 1/46 Oliver Huber 9811289 Qualitative Systemwissenschaften 2 Aufbau, Eigenschaften und Funktion selbstorganisierender Systeme 1. Literatur 2. Systeme / Komplexität: Hintergrund 3. Natürliche Systeme: Basiseigenschaften (Aufbau, Funktion, Bewertung / Einteilung) 4. Komplexität aus anderen Blickwinkeln: Karel Capek; Judy Petree 5. Naturgesetze - Gesetze der Logik? - 2-wertige / mehrwertige logische Systeme; Ursache®Wirkungs-Prinzip - Positionierung von Wahrscheinlichkeit / Statistik; - Aufbau / Erwerb von Naturverständnis - Strategien zur Handhabung von Wissen / Nicht-Wissen - Information / Informationstransfer Aufbau/Erwerb von Wissen/Können: Mechanistisch / kausal-deterministisches Natur-Verständnis Aufbau/Erwerb von Wissen/Können: Natur als komplexes selbstorganisierendes System 6. Entwicklung komplexer Systeme: Antwortverhalten auf Energieeinträge - Energieeinträge / Störungen in der Nähe des thermodynamischen Gleichgewichts - punktuellen unterkritischen Energieeintrag: asymptotisch stabiles System - permanenten überkrit. Energieeintrag: dyn. potentiell instabiles System => Konvektion - permanenten überüberkrit. Energieeintrag: dynamisch instabiles System =>Turbulenzen - Ursachen und Konsequenzen nicht-linearen Antwortverhaltens 7. Entwicklung komplexer Systeme: Attraktoren - stabilisierende volldimensionale (ganzzahlige) Attraktoren - destabilisierende Seltsame (fraktale) Attraktoren - ergodische / nicht-ergodische Systeme / Generatoren nicht-ergodischer Systeme - nicht-lineares Response-Potential 8. Entwicklung komplexer Systeme: Selektoren - interne Mechanismen - externe Kräfte 9. Entwicklung komplexer Systeme: Fixierung neuer Eigenschaften (neuer Qualitäten) - Bifurkation: räumlich / zeiltiche Symmetriebrüche; - Zeit / Irreversibiltät: Systemzeit, Lebensgeschwindigkeit, Systemgeschichte, Zeithorizont Qualitative Systemwissenschaften II 2/46 Oliver Huber 9811289 1. Literatur: Dialog mit der Natur, Ilya Prigogine, Isabelle Stengers, Piper Verlag, München, 1981 (Neuausgabe 1990) Vom Sein zum Werden: Zeit und Komplexität in den Naturwissenschaften, Ilya Prigogine, Piper Verlag, München, Zürich, 1979, originally published as From Being to Becoming - Time and Complexity in Physical Sciences Ilya Prigogine / topics / Nobel Prize / Ilya Prigogine Center Ein Himmel voller Zahlen - Auf den Spuren der mathematischen Wahrheit, John D. Barrow, Rowohlt Taschenbuch-Verlag, Sachbuch 19742, Hamburg 1999 Die Entdeckung des Nichts - Leere und Fülle im Universum, Henning Genz, Rowohlt Taschenbuch-Verlag, Sachbuch 60729, Hamburg 1999 Die Entdeckung des Chaos - Eine Reise durch die Chaos Theorie, J.Briggs, F.D.Peat, Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv), München 1989 Qualitative Systemwissenschaften II 3/46 Oliver Huber 9811289 2. Systeme / Komplexität: Hintergrund Komplexität ist zunächst nichts anderes als ein Konzept, sehr wohl aber eines, mit grossen Anteilen an unseren alltäglichen Erfahrungen und Handlungen. Trotzdem werden die meisten Ereignisse des täglichen Lebens aber dennoch als 'einfach' (simple) eingestuft obwohl sie sich oft als ziemlich kompliziert heraustellen. Bei genauerer Betrachtung fällt aber zumeist rasch auf, dass sie auch keinesfalls 'einfach sind' - wir behandeln sie nur so, als of sie einfach wären - indem wir zumeinst nur ein oder zwei Objekte oder / und nur eine (oder sehr wenige) Aktionen in unsere Bewertung miteinbeziehen. Diese Tatsache weist darauf hin, dass Komplexität möglicherweise keine isolierte Kategorie darstellt, sondern zumindest einmal als interaktiver Verbund der Natur oder Teile der Natur mit einem Beobachter verstanden werden sollte. Was man aus heutiger (wissenschaftlicher) Sicht mit Komplexität verbindet findet sich beispielsweise in den Themen des Journals International Complexity Natur / Teile der Natur = natürliche Systeme => stellen sich bei dann aber als mehr/anders als nur kompliziert dar: sie sind komplexe Systeme: sie sind Prozesse, einer einer grossen Anzahl materieller Komponenten, die in dynamischer Wechselwirkung zueinander stehen. grosse Anzahl in der Grössenordnung der Avogadrozahl (NA = 6.1023) materielle Komponenten Materie ist eine Variante von Energie (Materie (m) = Energie (E); E = m.c 2) Dynamik Option 1: Entwicklung nach den Prinzipien der Bewegungsgleichungen von Newton (y'=f(y))? Option 2: Chaotische Entwicklung? Option X: ..... Wechselwirkungen Reichweitigkeit / Lebenszeit / Stabilität von Wechselwirkungen? Typus der Wechselwirkungen zwischen materiellen Komponenten: Massenanziehung, van der Waals, Coulomb, zumeist langreichweitige WW höherer als binärer Ordnung. Beobachter / System Hilfestellung zur Unterscheidung 'echter' Systemkategorien (z.B. Geschwindigkeitsverteilung von Molekülen) und Beoboachterkategorien (z.B. => Temperatur). Wie steht es aus dieser Sicht z.B. mit 1 mL Wasser (ca. 1022 Moleküle)? Reicht die grosse Teilchenzahl, um diesen Milliliter Wasser als komplex bezeichenen zu können? Intuitiv würden wir trotz der grossen Teilchenanzahl wohl eher feststellen: Nein - diese Moleküle bewegen sich willkürlich kollidieren statistisch, 'machen aber nichts', sie haben 'kein erkennbares Ziel'. Vielmehr als 'komplex' ist ein solches System wohl eher im Gegenteil als Beispiel eines ungeordneten Systems mit statistischer Verteilung seiner Komponenten zu betrachten. Trotzdem bilden diese Moleküle aber auch hochgeordnete Eiskristalle - noch dazu jeder dieser Kristalle unterschiedlich von allen anderen. Wasser: LMinAT, H2O_2003, InMotion, OnTheMove, Gallery, ice: SnowCrystals, H2O_Light, IceCrystalGrowth, Qualitative Systemwissenschaften II 4/46 Oliver Huber 9811289 Damit zeigt sich ein weiterer Aspekt von Komplexität: zusätzlich zu den Eigenschaften des Systems spielt die Qualität der Randbedingungen oder Eigenschaften der Systemumgebung + Eigenschaften der Systemgrenze eine entscheidende Rolle Wozu ist Komplexität gut? Woher kommt / wann entsteht Komplexität? Wie 'funktionieren' komplexe Systeme? => natürliche, selbstorgansierende Systeme Qualitative Systemwissenschaften II 5/46 Oliver Huber 9811289 3. Natürliche Systeme: Basiseigenschaften Typus Natürliche Systeme sind naturwissenschaftliche Systeme - keine philosophischen, religiösen, ... Systeme sie bestehen aus Materie-Objekten mit Wechselwirkung zwischen den Materieobjekten + Kommunikation mit der SU und besitzen erkennbare und formulierbare Gesetzmässigkeiten des Aufbaues und der Wechselwirkungen besitzt die Natur komplexe Systeme oder ist Natur ein komplexes System ? welche Stellung hat der Mensch in der Natur ? o der Natur gegenüber: anders als die Natur o Teil der Natur: gleich, aber im Wettbewerb o ist Natur: repräsentiert Natur in der uns bekannten höchst-komplexen Form; Behandlung / Bewertung geschlossen statisch hierachisch konfiguriert deterministisch / mechanistisch offen dynamisch komplex selbstorganisierend => Kommunikation => Entwicklung => aktiv Gliederung / Unterteilung räumliche Ausschnitte (Kompartemente) zeitliche Abschnitte (Perioden) / Sequenzen aufeinanderfolgender Zustände nach dominierenden Merkmalen von Objektgruppen (+ Aufsummierung) nach Funktion (was tut sich, wozu passiert was, ....) o Energietransformation (elektromagnetische Strahlung, Masse, Information, Entropie) o Transport / Transfer-Phänomene: Strahlung, Masse, Information, Entropie o Energie-Management / Energieverwaltung durch Aufbau / Erhaltung komplexer Strukturen Erwerb von Können & Wissen (Wissen / Nicht-Wissen) Strategien des Erwerbs von Wissen: (zweiwertige) Logik / Falsifikation aktive Kopplung (strukturell) + Kommunikation mit der Systemumgebung Information und Informationstransfer Ansatz: Natürliche Systeme => komplexe selbstorganisierende Syteme dynamisch / prozesshaft (Entwicklung) => fern vom thermodynamischen Gleichgewicht Aufbau: Komponenten / Wechselwirkung der Komponenten / Grenze / Umgebung / Kommunikation mit der Systemumgebung (strukturelle Kopplung) Elemente / Objekte: Materie: grosse Anzahl (um 1020) Qualitative Systemwissenschaften II 6/46 Oliver Huber 9811289 Wechselwirkungen: langreichweitig (long range); binär + höhere Ordnungen mehr als 2 dimensional in den Entwicklungseigenschaften (Phasenraum > 2) Grenze: offen & dynamisch - selektive Permeabilität / 'communication windows' System-Umgebung: Minimalerfordernis: permanenter überkritischer Energieeintrag Zweck/Ziel der Entwicklung: optimale Energiewerwaltung / Energie-Management => EnergieTransformation in Strukturaufbau / Strukturerhaltung + Entropie; Energie: (1st Law) elektromagnetische Strahlung (Planck: E=h.nu) => ruhemasse-frei; (intro / optics / terms / spectrum) Masse (Einstein: E=m.c2) => Masseneinheiten / mass-energy / mass - a new point of view Information (Boltzmann: S=k.ln(W), I=expN ; Objekte + Qualität und Quantiät von WW; (def / ) Entropie (dq/T) => nicht mehr transformierbar; (entropy / Mankind's Entropic Problem / ) Entwicklung: selbstorganisierend schliesst ausgewählte Komponenten von der Umgebung ab, baut geeignete Wechselwirkungen zwischen diesen 'Bausteinen' auf, um Energieeinträge (Störungen), die über die Systemgrenze in das System gelangen, zu verwalten; Richtung(en) der Entwicklung: stabilisierende / destabilisierende Attraktoren Modus der Entwicklung: nicht-lineares Antwortverhalten auf Energieeinträge (Störungen); Ausbildung langreichweitiger Wechselwirkungen höherer (als binär) Ordnungen; Ausbildung kompetitiver Strukturen; Auswahlverfahren mittels externer und interner Selektoren; Fixierung der selektierten Struktur durch Symmetriebrüche; Symmetriebrüche I: erzeugt verschiedene Aspekte von Zeit: Richtung von System-Zeit, -Alter, Lebensgeschwindigkeit, -Geschichte und Zeithorizont; Symmetriebrüche II: erzeugt verfeinerte Raumstrukturierung: ganz- und nichtganzzahlige (FeinStrukturierung des Raumes => Ausbildung von Zeichen, Symbolen und Werkzeugen (transportierte Information: Begriffe) Kommunikation mit der Systemumgebung: über strukturelle Kopplung als Aktiv-Leistung des Systems (Eigenschaften der Grenze = Teil des Systems) Qualitative Systemwissenschaften II 7/46 Oliver Huber 9811289 4. Karel CAPEK Hordubal Der Meteor Ein gewöhnliches Leben (1933) (1934) (1934) Hordubal Povetron Obycejny zivot Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart 1999 / Tschechische Bibliothek , ISBN 3?421?05233-6 Originalausgabe: Cekoslovensky spisovatel Praha, Band VIII der Werksausgabe 'Spisy', 1984 ............................. Da ist zum Beispiel der Bauer Hordubal. Ein Kuhmensch, der einem Pferdemenschen begegnet, der Widerspruch zwischen einem Mann, der sich aus Einsamkeit ganz verinnerlicht, und den einfachen, sagen wir, brutalen Fakten, die ihn umgeben. Aber das ist es nicht, das ist nicht Hordubals wahres Schicksal. Sein wahres und bitterstes Los ist das, was ihm nach dem Tod widerfährt. Wie seine Geschichte sich in der Hand der Leute vergröbert, wie die Begebenheiten, die er auf seine Weise und nach seinem inneren Gesetz erlebt hat, unklar und ungefüge werden, als die Polizisten sie mit Hilfe ihrer objektiven Detektion rekonstruieren; wie alles verödet, sich verfitzt, sich zu einem anderen, hoffnungslos hässlichen Bild des Lebens verknüpft. Und wie entstellt, geradezu grotesk Hordubal erscheint, als der öffentliche Ankläger, der Sprecher des sittlichen Gerichts, seinen Schatten als Zeugen gegen Polana Hordubalova heraufbeschwört. Was bleibt da von Juraj Hordubal übrig! Nichts als ein ohnmächtiger, geistesschwacher Greis. - Ja, Jurajs Herz ging bei jenen menschlichen Prozeduren verloren; das ist die wahrhaft tragische Geschichte vom Bauern Hordubal - und mehr oder weniger von uns allen. Zum Glück wissen wir gewöhnlich nicht, welchen Eindruck andere Menschen von unseren Beweggründen und Taten haben; möglicherweise würden wir vor dem schiefen, verschwommenen Bild erschrecken, das sich selbst diejenigen von uns machen, die es nicht schlecht mit uns meinen. Man muss sich das Verborgene des wahren Menschen und seines Innenlebens vergegenwärtigen, um ihn gerechter zu erkennen - oder zumindest das, was man von ihm nicht weiss, zu respektieren. Hordubals Geschichte wäre vergebens geschrieben, wenn nicht klar wird, was für ein schreckliches und allgemeines Unrecht hier einem Menschen angetan wurde. Unsere Menschenkenntnis beschränkt sich vielfach darauf dass wir den Leuten einen bestimmten Platz in unserem eigenen Lebenssystemen zuordnen. Wie unterschiedlich bieten sich dieselben Menschen und dieselben Fakten von Hordubals Warte, in den Augen der Polizisten und in der moralischen Voreingenommenheit des Gerichts dar! Ist Polana schön und mädchenhaft, wie Hordubal sie sieht, oder ist sie alt und knochig, wie die anderen behaupten? Die Frage scheint einfach, ja vielleicht unwesentlich zu sein; und doch hängt von ihr ab, ob Stepan Manya (der in Wahrheit Vasil Manak hiess, während Hordubals eigentlicher Name Juraj Hardubaj war) aus Liebe oder aus Raffgier gemordet hat; die ganze Geschichte hängt von der Antwort auf diese Frage ab. Und derlei Ungewissheiten finden sich hier mehr als genug. Wie war Hordubal wirklich, und wie war Polana? War Stepan ein finsterer Gewaltverbrecher oder ein liebenswerter Onkel, der von der kleinen Hafia vergöttert wurde? Und wie steht's mit der Frage der Felder, wie mit dem Hengst? Die ursprünglich einfache Geschichte zerfällt in eine Reihe von unlösbaren und strittigen Ungewissheiten, sobald sie in verschiedene Systeme eingeordnet und unterschiedlichen Deutungen unterzogen wird. Ein und dieselben Begebenheiten werden dreimal erzählt: einmal, wie Hordubal sie erlebt, sodann, wie sie von den Polizisten ermittelt werden, und schliesslich wie das Gericht sie beurteilt; es wimmelt zunehmend von Widersprüchen und Ungereimtheiten - obwohl oder gerade weil hier die Wahrheit herausgefunden werden soll. Damit ist nicht gesagt, dass es keine Wahrheit gibt, jedoch ist sie tiefer und schwerer, auch die Wirklichkeit ist weiträumiger und komplizierter, als wir sie gewöhnlich wahrnehmen. Die Erzählung von Hordubal endet mit einem eklatanten Unrecht und mit einer Frage ohne Antwort; sie versinkt in Ungereimtheiten, wo der Leser erwartet, in Ruhe entlassen zu werden. Was also ist die wirkliche Wahrheit von Hordubal und Polana, was ist die Wahrheit von Manya? Was, wenn die Wahrheit etwas Weiträumiges ist, das alle diese Deutungen zusammenfasst und noch über sie hinausgeht? Qualitative Systemwissenschaften II 8/46 Oliver Huber 9811289 Was, wenn der wahre Hordubal schwach und zugleich weise, wenn Polana schön wie eine Edelfrau und zugleich abgearbeitet wie eine alte Kätnerin, wenn Maya ein Mann war, der aus Liebe tötet, und zugleich einer, der um des Geldes willen mordet? Auf den ersten Blick ist das ein Chaos, mit dem wir nichts anzufangen wissen und das nicht behagt; und es ist Sache des Autors, das, was er angerichtet hat, in Ordnung zu bringen, so gut er es vermag. Dazu ist "Der Meteor" da, der Trilogie zweiter Satz. Auch hier wird ein Menschenleben auf dreierlei oder viererlei Weise gedeutet; doch die Situation ist umgekehrt; hier versuchen die Menschen alles, um das verlorengegangene Herz eines Menschen zu entdecken; sie haben nur seinen Körper und bemühen sich, das entsprechende Leben dafür zu finden. Diesmal geht es jedoch nicht darum, wie weit sie sich in ihren Deutungen voneinander entfernen, die sie sich übrigens aus den Fingern saugen müssen (ganz gleich, ob wir es Intuition, Traum, Phantasie oder sonstwie nennen); vielmehr ist auffällig, dass sie hier und da mit der wahrscheinlichen Wirklichkeit in Einklang stehen oder übereinstimmen - doch auch darum geht es gar nicht so sehr. Ein jeder ordnet den gegebenen Fakt - den bewusstlosen Körper eines Menschen - in eine andere Lebensreihe ein; die Geschichte ist jedesmal anders, je nachdem, wer sie erzählt; jeder legt sich selbst hinein, seine Erfahrungen, sein Handwerk, seine Methode und auch seine Neigungen. Einmal ist es die objektive Diagnose der Ärzte; ein andermal eine Geschichte von Liebe und Schuld - die weibliche Anteilnahme einer barmherzigen Schwester; drittens die abstrakte intellektuelle Konstruktion eines Hellsehers und schliesslich der Fabulierprozess eines Dichters; man könnte sich noch zahllose andere Beispiele ausdenken, doch der Autor musste vernünftig genug sein, damit aufzuhören. Allen diesen Geschichten ist gemeinsam, dass derjenige, der sie erzählt, sich mehr oder weniger phantastisch darin spiegelt. Der Mann, der vom Himmel gefallen ist, wird nacheinander von einem Arzt, einer Nonne, einem Hellseher und einem Dichter gesehen; jedesmal ist er es und zugleich der andere, derjenige, der sich mit ihm beschäftigt. Was immer wir betrachten, ist zugleich die Sache als solche und etwas von uns, etwas uns Gehörendes und Persönliches; unser Erkennen der Welt und der Menschen ist so etwas wie unsere Beichte. Wir nehmen die Dinge unterschiedlich wahr, je nachdem, was und wie wir sind, die Dinge sind gut und böse, schön und schrecklich - je nachdem, mit welchen Augen wir sie ansehen. Wie ungemein gross und kompliziert, wie weiträumig ist die Wirklichkeit, wenn sie genügend Platz für so viele verschiedene Interpretationen bietet! Aber das ist nicht mehr Ungewissheit, sondern Vielstimmigkeit; was uns als blinder Widerspruch bedrohte, sagt uns nicht nur, dass wir verschiedene und ungereimte Zeugenaussagen hören, sondern dass wir verschiedenen Leuten zuhören. Doch wenn in dem, was wir erkennen, stets unser Ich enthalten ist, wie können wir dann die Vielfalt erkennen, wie uns ihr annähern? Was immer wir tun, wir müssen das Ich in Augenschein nehmen, das wir in unserer Interpretation der Wirklichkeit hineinlegen; darum musste "Ein gewöhnliches Leben" kommen, mit diesem Herumwühlen im Innern des Menschen. Und da haben wir's, da finden wir abermals die Vielheit, ja sogar ihre Gründe; der Mensch ist eine Schar wirklicher und unmöglicher Personen - auf den ersten Blick sieht es wie ein noch schlimmeres Durcheinander aus, wie die Desintegration eines Menschen, der sich in kleine Stücke zerreisst und sein Ich in alle Winde verstreut. Und erst hier vernimmt der Autor: Das ist schon in Ordnung, gerade darum können wir doch die Vielheit erkennen und begreifen, weil wir selbst solch ein Vielheit sind! Similia similibus: wir erkennen die Welt durch das, was wir selbst sind, und indem wir die Welt erkennen, entdecken wir uns selbst. Gott sei Dank, hier sind wir zu Hause; wir sind aus dem gleichen Stoff wie die Vielheit der Welt; wir sind zu Hause in der Weiträumigkeit und Unzählbarkeit und können jenen vielen Stimmen antworten. Es gibt nicht mehr nur Ich-Menschen, sondern Wir-Menschen, wir können uns in den vielen Sprachen verständigen, die in uns sind. Jetzt können wir den Menschen achten, weil er anders ist als wir, und ihn verstehen, weil wir ihm gleich sind. Brüderlichkeit und Mannigfaltigkeit! Selbst das gewöhnliche Leben ist unendlich, unermesslich der Wert einer jeden Seele. Qualitative Systemwissenschaften II 9/46 Oliver Huber 9811289 Polana ist schön, mag sie noch so knochig sein; das Leben eines Menschen ist zu gross, als dass es nur ein einziges Gesicht haben und mit einem Blick erfasst werden könnte. Nun geht Hordubals Herz nicht mehr verloren, und der vom Himmel gefallene Mann wird nicht immer neue Geschichten erleben. Nichts endet, auch die Trilogie nicht; statt zu enden, öffnet sie sich weit, so weit, wie der Mensch reicht. ......................................... Qualitative Systemwissenschaften II 10/46 Oliver Huber 9811289 5. Naturgesetze / Logik Wissenschaften, insbesondere Naturwissenschaften, beschäftigen sich mit unterschiedlichen Strategien mit den Phänomenen der Natur (der Energieverwaltung) und versuchen dabei, Zusammenhänge herauszufinden und diese so allgemein wie möglich zu artikulieren. Als Resultat dieses Unterfanges besitzen wir (umfangreiche) Regelwerke für Energietransformationen => Logik(en) Logische Systeme unterscheiden sich in ihrer Wertigkeit. 2-wertige Logik ist die uns geläufige und auch in westlcher Naturwissenschaft und Technik eingesetzte Variante. Diese Logik baut auf drei Grundsätze: 1. Gesetz der Gleichheit Alles ist, was es ist. A ist gleich A (A = A) 2. Gesetz der Widerspruchsfreiheit Es ist unmöglich, dass A und (gleichzeitig) die Verneinung von A (-A) wahr ist. 3. Prinzip vom ausgeschlossenen Dritten (Tertium non datur) Eine Aussage ist ENTWEDER wahr ODER falsch => zweiwertige Logik Diese Art der zweiwertigen Logik (wahr oder falsch) ist die Grundlage unserer mathematischen Beweise, beispielsweise des Beweises durch Widerspruch (reductio ad absurdum). Das Logik-Gebäude Ludwig Wittgenstein Tractatus Logico-Philosophicus 1. Die Welt ist alles, was der Fall ist. 1.1 Die Welt ist die Gesamtheit der Tatsachen, nicht der Dinge 1.2 Die Welt zerfällt in Tatsachen. 2. Was der Fall ist, die Tatsache, ist das Bestehen von Sachverhalten. 2.1 Wir machen uns Bilder der Tatsachen. 2.2 Das Bild hat mit dem Abgebildeten die logische Form der Abbildung gemein. 3. Das logische Bild der Tatsache ist der Gedanke. 4. Der Gedanke ist der sinnvolle Satz. 4.1 Der Satz stellt das Bestehen und Nichtbestehen der Sachverhalte dar. 5. Der Satz ist eine Wahrheitsfunktion der Elementarsätze. 5.1 Die Wahrheitsfunktionen lassen sich in Reihen ordnen. Das ist die Grundlage der Wahrscheinlichkeitslehre. 5.2 Die Strukturen der Sätze stehen in internen Beziehungen zu einander. 5.3 Alle Sätze sind Resultate von Wahrheitsoperationen mit den Elementarsätzen. ... Qualitative Systemwissenschaften II 11/46 Oliver Huber 9811289 6.1 Die Sätze der Logik sind Tautologien. 6.2. Die Mathematik ist eine logische Methode. Die Sätze der Mathematik sind Gleichungen, also Scheinsätze. 6.3 Die Erforschung der Logik bedeutet die Erforschung aller Gesetzmässigkeit. Und ausserhalb der Logik ist alles Zufall. 6.5 Zu einer Antwort, die man nicht aussprechen kann, kann man auch die Frage nicht aussprechen. Das Rätsel gibt es nicht. Wenn sich eine Frage überhaupt stellen lässt, so kann sie auch beantwortet werden. 7. Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen. 'Ursache => Wirkungs' - Prinzip, mechanistisch (auf Basis zweiwertiger Logik) jede Wirkung (jedes Phänomen) ist vorhersagbar, wenn nur die auslösende Ursache genau genug bekannt ist; jede Wirkung (jedes Phänomen) ist bei ausreichender Kenntnis der Ursache und des Regelwerkes berechenbar / programmierbar Determinismus & Chaos Binary Logic, Boolean Algebra, and Logic Gates: 1 / 2 Newton'sche Bewegungsgleichungen (Mechanik): y' = f(y) => Art und Ausmass der Wechselwirkung (Kraft F) wird durch die Masse der beteiligten Materieobjekte (Masse m) und deren relative Positionsveränderung (Beschleunigung a, Abstand r) bestimmt Zeit tritt dabei einzig als Koeffizient der Positionsveränderung von Materieobjekten auf und besitzt keine bevorzugte Richtung Problemfelder: praktisch: big science problem philosophisch: Wer hat die 'Maschine' wann und wozu gebaut und weshalb in Gang gesetzt? o Interaktionen mechanistisch: kurzreichweitige Interaktionen => + Aufsummierung binärer Wechselwirkungen van der Waals (ungeladene Materie), Coulomb (geladene Materie), Gravitation (Masse) Qualitative Systemwissenschaften II o Oliver Huber 9811289 komplex: kurzreichweitige + langreichweitige Interaktionen binärer + höherer Ordnung => nicht-Linearität des 'response'-Potentials Zeit o 12/46 mechanistisch: Koeffizient von Positionsveränderungen; reversibel (+ / -); extern vorgegeben komplex: Richtung der Zeit Zeithorizont: Reversibilität / Irreversibilität Alter des Systems: Anzahl durchlaufener Strukturen und Zustände Lebensgeschwindigkeit des Systems: turnover rate (individuelle) Geschichte des Systems. Sequenz durchlaufender Strukturen Objektivität = Realität ? => Systemeigenschaft oder Beobachterkategorie ? vom Beobachter und Mechanismus der Bewertung unabhängige 'Wahrheiten' (Struktur / Zustände; Interaktions-Regeln) ist Leistungsfähigkeit eines logischen Systems die Leistungsfähigkeit der Logik was tun mit offensichtlich vorhandenen Unentscheidbarkeiten? [signifikante Energiedifferenzen] => Statistik: Auswahl aus einem Set eindeutig abgrenzbar unterscheidbarer Optionen [insignifikane Energiedifferenzen] => Komplexität: Auswahl aus einem Set mit zum Teil ununterscheidbaren Optionen konsensuelle Bereiche mit voräufig akzeptierten 'Übereinkünften': diskutierbar, modifizierbar, revidierbar, .... Methoden der Erstellung/Erweiterung konsensueller Bereiche: z.B. Falsifikation, Hinterfragung der Leistungsfähigkeit von Methoden und Anwender, Logiksysteme: 2-wertig / mehr-wertig Die Ursprünge mehrwertiger Logik lassen sich bis zurück in die Antike verfolgen und beschäftigte sich mit Fragen der Erfüllbarkeit logischer Aussagen. Dabei war zentrales Thema, ob die Antwort notwendigerweise auf eine der beiden Alternativen 'wahr' oder 'falsch' zu beschränken sei. In den letzten ca. 80 Jahren wurde auch in der modernen westlichen Kultur immer deutlicher, dass widerspruchsfreie Logiken auch ohne dieses Prinzip des ausgeschlossenen Dritten und zudem mit beliebig vielen Wahrheitswerten existieren (Jan Lukasiewicz, Emile Post, Alfred Tarski). multi valued Logic, encyclopedia, fuzzy / boolean, BISC, FLLL, fuzzy logic & musical decisions, In östlichen Kulturen wie dem Jainismus des alten Indien findet man beispielsweise differenzierte Einstellungen zum Wahrheitsgehalt von Aussagen. Nicht nur wird o o die Möglichkeit zugelassen, eine Aussage könnte unbestimmt sein, sondern auch die Möglichkeit, unsere Analyse könnte Ungewissheiten enthalten. Qualitative Systemwissenschaften II 13/46 Oliver Huber 9811289 Nach unserer Diktion wären das am ehesten statistischen oder 'fuzzy logic' Aussagen, in denen wir die Wahrscheinlichkeit dafür angeben, dass eine bestimmte Aussage wahr oder falsch ist. Diese Logik lässt für 1 Aussage 7 Kategorien zu, die sowohl ihre Ungewissheit (Bezug: Faktum) als auch die Unvollständigkeit unseres Wissens (Bezug: Beobachter) widerspiegeln: (1) vielleicht ist A (es) (2) vielleicht ist A (es) nicht (3) vielleicht ist A (es), aber A (es) ist nicht (4) vielleicht ist A (es) unbestimmt (5) vielleicht ist A (es), aber A (es) ist unbestimmt (6) vielleicht ist A (es) nicht, aber A (es) ist unbestimmt (7) vielleicht ist A (es) und A (es) ist nicht und A (es) ist auch unbestimmt Um Mathematik, die Sprache der Logik, auf die physikalische Welt anwenden zu können, muss die Annahme gemacht werden, dass eine bestimmte Logik für die Vorgänge in dieser Welt anwendbar ist. Gegenwärtig gibt es keinen Grund anzunehmen, dass dies nur die zweiwertige Logik sein könnte. o Die Widerspruchsfreiheit eines logischen Systems ist innerhalb des Systems unmöglich. (Gödl) Es scheint keine allumfassende oder übergeordnete 'Super'-Logik zu geben, in deren Rahmen jede mögliche andere Logik als Norm-, Sonder- oder Grenzfall vorliegt. Selbst wenn die Axiome eines logischen Systems nur mässig kompliziert sind, aber doch so mächtig, dass Arithmetik betrieben werden kann, ist es möglich Aussagen über die durch Axiome definierten Grössen zu machen, deren Wahr- oder Falschheit niemals aufgrund von Regeln für logisches Ableiten bewiesen werden können: o o jedes logische System ist unvollständig und enthält damit notwendigerweise Aussagen, die unentscheidbar sind. Wenn durch Hinzufügen von Axiomen gewisse Unentscheidbarkeiten beseitigt werden, werden dadurch neue unentscheidbare Aussagen generiert. Wahrheit liegt ausserhalb der Reichweite logischer Deduktion. Logik & Symmetriebruch - Ursache von Komplexität Symmetrische Naturgesetze, die logische Formulierung der Zusammenhänge in der physikalischen Welt, können Auswirkungen haben, die keineswegs die gleiche Symmetrie aufweisen. o o o Die Auswirkung eines Naturgesetzes ist viel komplizierter als das Naturgesetz selbst; zudem beobachten wir nicht Naturgesetze selbst, sondern nur ihre Auswirkungen. praktisch muss von dem Scherbenhaufen gebrochener Symmetrien rückwärts geschlossen werden, um die Gesetze hinter den Erscheinungen zu rekonstruieren. Symmetriebrechung bietet eine Erklärung an, wie die Existenz beobachteter Komplexität mit den grundlegenden einfachen Naturgesetzen in Übereinstimmung gebracht werden könnte. Qualitative Systemwissenschaften II 14/46 Oliver Huber 9811289 Komplexität: Spielart der Wahrscheinlichkeit / Statistik ? Komplexität hängt offensichtlich mit Wahlmöglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten und Auswahlverfahren zusammen. Damit wäre es naheliegend, das Verhalten komplexer Systeme mit Wahrscheinlichkeiten, wie sie beispielsweise vom Orbitalbegriff her bekannt sind, zu beschreiben. Sets von Zuständen: unterscheidbar / nicht unterscheidbar destabilisierte verbundene (re)stabilisierte unterscheidbare ZustandsZustandswahrscheinlichkeitswahrscheinlichkeitsverteilung verteilung linear: x = 0 in der Nähe des thermodyn. Gleichgewichtes non-linear: x > 0 überkritisch entfernt vom thermodyn. Gleichgewicht Jeder mögliche unterscheidbare Systemzustand (x) ist mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeitsverteilung (P(x)) gegeben Unterscheidbare Systemzustände sind solche, mit Wahrscheinlichkeiten über dem Chaos / Rausch-Pegel. Die Wahrscheinlichkeitsverteilung besitzt ein Maximum mit einer bestimmten Schankungsbreite (STD). Ein Zustand tritt 'sicher' auf, wenn seine Wahrscheinlicheitsfunktion eine deltaFunktion ist Wahrscheinlichkeiten ergeben sich aus Energie-Unterschieden (delta_E) zwischen einzelnen Optionen + dem system-response auf jede der Optionen. Bei Durchlaufen kritischer Bedingungen wird aus einer einfachen, scharfen eine breite flache P-Verteilung von Systemzuständen. Qualitative Systemwissenschaften II 15/46 Oliver Huber 9811289 Naturverständnis - Wissen / Information / Können Mechanismus des Erwerbs von Wissen Strategien zur Handhabung von Wissen / Nicht-Wissen Kategorien des Nichtwissens (5) Stufen des Könnens Information / Informationstransfer Technischer Informationsgehalt: Algorithmische Komplexität Informationsgehalt und Komplexität eines Textes Information für Komplexe Systeme Aufbau / Erwerb von Wissen / Können: Mechanistisch, kausal-deterministisches Naturverständnis Aufbau / Erwerb von Wissen / Können: Natur als komplexes selbstorganisierendes System Das Ökosystem Erde: ein Lebewesen? Arbeit mit der Natur mit dem Ziel: Erweiterung von Können Transformation von Bedeutung / Information in Begriffe Kommunikation von Begriffen als Symbole (Werkzeuge / Sprache) Verwendung / Anwendung von Symbolen als Wissen / Nichtwissen Mechanismus des Erwerbs von Wissen REPEAT Erhebung des 'status quo' => Stand des Wissens / Stand des Könnens Datensammlung / Faktensammlung (Information / Informationstransfer) Formulierung von Kausalzusammenhängen (Konzepte, Theorien) für eine dem Akteur 'gegenüberstehende Natur Anpassung 'status quo + neue Daten / Fakten / Theorie' zur assymptotischen (?) Annäherung der Beschreibung an eine 'gegenüberstehende objektive' Realität (?) Überprüfung der Theorie-Vorhersage-Kapazität (Test mit (2-wertig) logistischen Verfahren: z.B. Falsifikation) IF Vorhersage = FALSE then REPEAT Zielformullierung [überarbeitete Variante] Abschätzung technologisch / gesellschaftlicher Kosten / Nutzen IF Aufwand = TRUE then (gerechtfertigt / vertretbar) Qualitative Systemwissenschaften II 16/46 Oliver Huber 9811289 BEGINN Erhöhung der Problem-Differenzierung (Spezialisierung) nicht-lineare Steigerung des Aufwandes (Theoriebehandlung, Energie, Kosten, ...) Anpassung: Daten / Theorie Überprüfung der Theorie-Vorhersage-Kapazität END ELSE BEGINN Formulierung neuer Ziele (zur Beschreibung & Steuerung von Natur) Entwicklung alternativer Konzepte / Arbeitsstrategien: SO, APS, ... neue / zusätzliche Datensammlung ...... END UNTIL Vorhersage = TRUE (stimmt) UNTIL Naturverständnis = TRUE (vollständig) (Dann ist die objektive Wahrheit über das Funktionieren der Natur bekannt.) Strategien zur Handhabung von Wissen / Nicht-Wissen Nicht Wissen, sondern Nichtwissen schafft neues Wissen. Kategorien des Nichtwisssens das Subjekt (ich) weiss nichts - es gibt aber andere, die wissen und es gibt Strategien zur Erlangung von Wissen (Information / Informationstransfer) · know what / Wissen => Lexikon (ProblemLÖSEN) · know how / Können => Expertise (ProblemANALYSE) das Subjekt (ich) weiss nichts, (alle) anderen wissen nichts -aber es existieren brauchbare Strategien zur 'Produktion' von Wissen, z.B. Disziplinen in Natur- oder Wirtschaftwissenschaften naturwissenschaftliche Strategien + abgeleitetete Prognosen beschreiben => nicht die Zukunft => sondern Zusammenhänge basierend auf Hypothesen, Theorien, etc => und kausal-deterministisch oder nach Prinzipien der SO, .... => sowie die momentan vorstellbaren sich daraus ergebenden Folgen. Das Eintreten prognostizierter Folgen in der 'realen Welt' ist nicht allein von der Theorie und Logik abhängig, sondern wird dabei von einer Reihe davon scheinbar unabhängiger 'operativer Instrumente' (Reglern) mit-gesteuert: => Art der Prognosen (Weltbild) => subjektive Vorlieben (z.B.: erhöhte Akzeptanz eines tatsächlich eintretenden Erwartungswertes) => Art der Lösungsssuche (aktiv, passiv, ...) => (Nicht-) Verfügbarkeit von Mitteln => deskriptive dynamische Algorithmen (Wissenstand, Problemstellung, Zieländerungen, ...) das Subjekt (ich) weiss nichts, (alle) anderen wissen nichts - Strategien zur Erlangung von Wissen (Information / Informationstransfer) sind vorstellbar, eventuell entwickelbar. das Subjekt (ich) weiss nichts, (alle) anderen wissen nichts, keinerlei Strategien zur Änderung dieses Zustandes sind vorstellbar. Qualitative Systemwissenschaften II 17/46 Oliver Huber 9811289 Wissensbasierte (Expertsystems / Databases) sind grundsätzlich nicht in der Lage, neues Wissen zu generieren, sie lösen Probleme mit den ihnen verfügbaren Algorithmen und erreichen bestenfalls Leistungen eines fortgeschrittenen Anfängers. (Wissen um das) Nichtwissen ist die notwendige Vorbedingung und der Anstoss zur Erkundung und (weiterer) Modellbildung. Der Vorgang der Modellbildung ist zugleich Ursache dafür, dass schon erworbenes Wissen veraltet und überflüsssig wird. Im Gegensatz zur landläufigen Vorstellung ist Wissen damit für seine Besitzer eine höchst verderbliche Ware. (5) Stufen des Könnens (Dreyfus / Dreyfus, 1987) im Umgang mit einem Problemfeld ( Competence, Proficiency and beyond / Expertise and Rationality / Calulative Rationality / Intelligence Without Representation / ) Komponenten Perspektive Entscheidung Einstellung Neuling kontextfrei keine analytisch distanziert Fortgeschrittener Anfänger kontextfrei und situational keine analytisch distanziert Kompetenz kontextfrei und situational gewählt analytisch distanziertes Verstehen und Entscheiden; an Ergebnissen gefühlmässig beteiligt; Gewandtheit kontextfrei und situational erfahren analytisch teilnehmendes Verstehen; distanziertes Entscheiden; Experte kontextfrei und situational erfahren intuitiv gefühlsmässig beteiligt Eine Unterscheidung zwischen Können und Wissen ist das Dilemma zwischen Erklärbarkeit und Relevanz: Häufig ist das explizit begrifflich Formulierbare für das Handeln nicht relevant, und das Relevante lässt sich nicht begrifflich formulieren. Information / Informationstransfer wie soll Information erfasst werden ? woher kommt Information / wer macht Information ? Qualitative Systemwissenschaften II 18/46 Oliver Huber 9811289 wozu taugt Information ? worauf bezieht sich Information: Wissen / Können? Technischer Informationsgehalt: Algorithmische Komplexität ( extern / statisch ) Länge der kürzest möglichen Beschreibung einer vorliegenden endlichen Sequenz von Symbolen (Bedeutungsträgern). Aus dieser Sicht besitzt eine Zufalls-Sequenz (beispielsweise erzeugt als weisses Rauschen) höchstmögliche algorithmische Komplexität => die gesamte Sequenz ist zu ihrer kompaktest möglichen Beschreibung erforderlich. Gleichzeitig ist der Informationsgehalt, der einer Zufalls-Sequenz zugeordnet wird, maximal (InfoMax --> Imax=ln(N)), => da die Realisierung dieser speziellen Sequenz aus einer enorm grossen (kombinatorisch berechenbaren) Auswahl anderer Möglichkeiten eine überaus exakte Beschreibung erfordert. Der Informationsgehalt für Minimum-Komplexitäts Sequenzen die aus identen Elementen aufgebaut sind, ist dagegen Null (InfoMin). Je höher die Komplexität umso höher ist der Informationsgehalt! Die Komplexität natürlicher Objekte liegt nach dieser Kategorisierung irgendwo zwischen den beiden Komplexitäts-Extremen (InfoMax und InfoMin). Informationstransfer: Symbol-Transport mit Leitungs- & Transportverlusten Information: Symbole Informationsgehalt eines Textes ( extern / statisch / Eigenschaft der SU ) Obwohl o perfekt definiert (durch ein Set von Symbolen und 'Operationsregeln') o und reproduzierbar, sobald einmal bekannt ist jede Text-Sequenz unvorhersagbar in jenem Sinne, dass aus der Kenntnis eines beliebigen Ausschnittes, wie gross auch immer, keinesfalls der gesamte Text deduzierbar wäre. Herstellung eines Textes mit Informationsgehalt ist ein stochastischer Prozess eine Text-Sequenz enthält dann (neue) Information, wenn diese nicht schon aus vorhergehenden TextSequenzen deduziert werden kann. Information wird aus einem Text gewonnen (Informationstransfer / Informationsgewinn), wenn ein räumlicher Symmetriebruch stattfindet: gerichtetes Fortschreiten im Entschlüsseln des Textes (Asymmetrie: die Symbole in die verkehrte Richtung gelesen, ergibt üblicherweise einen 'anderen' Text); Qualitative Systemwissenschaften II 19/46 Oliver Huber 9811289 wenn das Auftreten eines unvorhersagbares Elementes mit der Entschlüsselung des Textes verbunden ist; Der Prozess, des Informationszuwachses wäre ein gänzlich anderer, wenn wir in der Lage wären aus einer gelesenen ersten Hälfte die zweiten Hälfte eines Textes ableiten zu können. Aus diesem Blickwinkel müssten (dissipative) Strukturen von Systemen fern vom TD GG Ähnlichkeiten mit den Eigenschaften einer Text-Sequenz aufweisen (und wäre damit in ähnlicher Weise, wie eine Textsequenz bewertbar): die Sequenz der Systemzustände ist aufgrund der Irreversibilität der ablaufenden Prozesse asymmetrisch die jeweils gebildete (neue) Struktur im Phasenraum (der neue Zustand) ist eine 'gezielte' (sinnvolle) Auswahl (in Richtung eines Attraktors) aus enorm vielen denkbaren Strukturen mit makroskopischen Zusammenhängen (large-scale regularities) und mit 'unerwarteten' Elementen => Informationsgewinn: realisiert als erhöhte lkale Ordnung und 'gespeichert' als Gechichte / Erfahrung des Systems. Informationstransfer: Transport von Symbolen (Bedeutungsträgern), Anwendung von Operationsregeln (Kodierung / De-Kodierung) + Aktion (Interpretation) eines 'skilled operators' (Experten) Information: Symbole + Interpretation (Zuordnung von Bedeutung) Information für Komplexe Systeme ( aktiv / Systemkategorie ) Information ist jeder festgestellte Unterschied, der etwas ausmacht. Unterschiede sind dynamische Prozesse => pattern matching von Mustern der Systemgeschichte mit 'frischen' Mustern. Kognition beginnt mit dem Bemerken von Unterschieden auf neuronaler Ebene. o Daraus ergibt sich ein angemessener, semantischer, handlungsbezogener Begriff von Information, o der nichts mit der naturalistischen Auffasung gemein hat, wonach Information schon in der Realität vorkommt o und strikt zu unterscheiden ist, von der syntaktischen Definition des Informationsgehaltes der Nachrichtentechnik. o Information ist alles, was durch das System einem festgestellten Unterschied als Bedeutung zugeordnet wird, Information inkludiert die Wirkung, die eine festegestellte Bedeutung auslöst, Information exisitiert solange, als sie für das Überleben des Systems weitere Bedeutung zu generieren imstande ist. o o Qualitative Systemwissenschaften II 20/46 Oliver Huber 9811289 Informationstransfer: existiert nicht, da Information eine Systemkategorie ist. Informations-Produktion ist eine permanente Aktivleistung komplexer Systeme. Produktion von Information = Produktion von Bedeutung. Information: Bedeutung => Können österr / tagesaktuell: DER STANDARD DIE PRESSE apa ORF naturwissenschaftlich: Science Nature list of Chemistry Journals ...... ... Der Standard, H.Korn, Vorlesung über das Nichtwissen - text Ungewöhnliche Lehrinhalte Der Standard, H.Korn, 1.Dez.1995 Auch Naturgesetze sind nicht ewig - text Physiker und Soziologen denken über Grenzen und Wandel des Wissens nach Der Standard, J.Langenbach, 18.Jun.1997 'Wirklich intelligente Computer sind mit heutiger Physik unmöglich' - text Sir Roger Penrose, führender Mathematiker aus Oxford, hat grundsätzliche Zweifel an der möglichen Intelligenz heutiger Computer. Der Standard, H.Korn, 1.Dez.1995 Kunst verhalf Galilei zur Erkenntnis - text Visuelle Strategien des zeichnenden Astronomen Der Standard, A.Reif, Aug.1991 Abgründe des Nichtwissens - text Interview mit Stanislaw Lem über Science Fiction Der Standard, Elisabeth Steiner, 29.Mai 1999 "Die Wirklichkeit ist, was sie nicht ist" - text Ein Disput zwischen Konstruktivist Watzlawick und Quantenphysiker Dürr in Klagenfurt Der Standard, Gerhard Fröhlich, 18.Dez. 1999 Wie sich die Wissenschaft selbst misst - text "Hot papers", Zitationslisten, "High impact"-Zeitschriften sind der Stoff, aus dem die Szientometrie ihre Daten nimmt und zu Modellen formt. Aber was messen quantitative Evaluierer wirklich? Der Standard, Gerhard Fröhlich, 23.Okt. 1999 Von den Tempelwächtern der Wissenschaft - text Wer kontrolliert die Kontrolleure? Wer evaluiert die Evaluierer? Das Peer-Review-System auf dem Prüfstand der Wissenschaftsforschung Qualitative Systemwissenschaften II 21/46 Oliver Huber 9811289 Impact Factor ISI Web of Knowledge Eugene Garfield Aufbau / Erwerb von Wissen / Können: Mechanistisch, kausal-deterministisches Naturverständnis In rationalistisch westlicher Tradion wird Natur, hinreichende Anstrengungen vorausgesetzt, für letztlich durchschaubar, explizit erklärbar, berechenbar, und folglich auch steuerbar gehalten. Konsequenterweise muss sie auch beliebig für menschliche Zwecke nutzbar zu machen sein. Naturwisssenschaftliche Erkenntnis und technische Entwicklung gelten als wesentliche materielle Grundlagen des gesellschaftlichen Wohlstandes. Sie beruhen auf der nüchternen Analyse der Welt der Erscheinungen, auf Überprüfung gewonnener Hypothesen durch das 'unbestechliche' Experiment und auf konsequente Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse in Technik. Ziel/Vorgabe: Erwerb von Naturverständnis zur Erhöhung / Verbesserung der Lebensqualität Ansatz: Verbesserung des Naturverständnisses zur besseren Nutzung der Natur Arbeitskonzept: Natur ist uns gegenübergestellt / zur Verfügung gestellt. Die Natur ist hierachisch aufgebaut. Prozesse der Natur können grundsätzlich mit eindeutigen kausalen Zusammenhängen ( Ursache^=> Wirkung ) erklärt werden. Die Ursachen müssen in immer kleineren Details gesucht werden; => wenn diese erst alle bekannt sind, kann auch jedes Systemverhalten beschrieben (vorhergesagt) werden. Status: Das Naturverständnis ist noch unvollständig. Detail-Ursachen sind noch aufzuklären. Qualitative Systemwissenschaften II 22/46 Oliver Huber 9811289 Strukturierung / Aufbau Aufbau / Erwerb von Wissen / Können: Natur als komplexes selbstorganisierendes System Ziel/Vorgabe: Erwerb von Naturverständnis zur Erhöhung / Verbesserung der Lebensqualität Ansatz: Verbesserung des Naturverständnisses zu nachhaltiger Teilnahme an den Angeboten der Natur. Ein über den mechanistischen Ansatz hinausreichendes Konzept ist erforderlich, um dieses Verständnis zu erlangen. Verständnis-Erwerb allein durchLösung von Bewegungsgleichungen, wird dem Wesen von komplexen selborganisierenden Systemen (Natur) nicht vollständig gerecht. Wir sind integraler Bestandteil der Natur, die wir zu verstehen und zu beschreiben trachten. Arbeitskonzept: Natur ist ein energetisch / historischer Prozess mit sich selbst organisierenden dynamischen Materiekonfigurationen ohne hierachische Abhängigkeiten voneinander. Möglichst viel individuelle Expertise (Können) soll auf den Begriff (die Wissens-Ebene: Sprache, Werkzeuge) gebracht und im konsensuellen (kulturellen) Bereich zur Diskussion gestellt werden. Status: Natur und ihre Organisationsform ist ein dynamischer Prozess. Der Erwerb von Verständnis ist ein dynamischer Prozess. Qualitative Systemwissenschaften II 23/46 Oliver Huber 9811289 Das Naturverständnis ist unvollständig und wird es wohl bleiben. Die Struktur des Prozesses TD equilibirum: thermodynamisches Gelichgewicht supercritically far...: überkritisch entfernt .... point of bifurcation: Bifurkationspunkt Das Ökosystem Erde als Lebewesen ? Eine Anregung: Die Gaia-Hypothese formuliert von James Lovelock Mitte der 60er, and publiziert 1979 (review 1989) Characteristics of living matter Resourcen auf der Erde: Wasser und Luft - eine Computer-Animation (Bryce 4, A.Nieman / Novartis) Qualitative Systemwissenschaften II 24/46 Oliver Huber 9811289 Resourcen: links: Wasser / rechts: 'Luft' - Foto:Adam Niemnan / Novartis / Der Standard, 8/9.Nov.03,p34 Die Kugel links mit allem Wasser der Erde (Meere, Böden, Flüsse, Gletscher, Seen) hat ein Volumen von ca. 1.4 109 km3 => ca. 1.4 109 Gt. 97% allen Wassers befindet sich in den Ozeanen, diese sind im Mittel 3 800 m tief. Die Erde besteht zu etwa einem Promille aus Wasser. Die Kugel rechts enthält die ca. 5000 Gt (109) Tonnen Luft: in der Animation komprimiert mit einem Druck von 1 atm (Meeresniveau). Die Atmosphäre reicht zwar ca. 1100 km weit, doch die Hälfte ihrer Masse befindet sich in den bodennahen unteren 5 km. Qualitative Systemwissenschaften II 25/46 Oliver Huber 9811289 6. Energieeinträge / 'Störungen' Antwortverhalten unterschiedlicher offener Systeme Systeme im Thermodynamischen Gleichgewicht Asymptotisch Stabile Systeme Dynamisch Stabile Systeme Dynamisch Potentiell Instabile Systeme Turbulente Systeme Wenn ein offenes System mit qualitativ und quantiativ zunehmenden Störungen (Energieeinträge, Belastungen, Stress, Herausforderungen, ...) konfrontiert wird, sind, abhängig vom System-Status, verschiedene 'Antworten' (Aktionsmuster, Systemverhalten, ..) möglich. Antwortverhalten von Systemen im Thermodynamischen Gleichgewicht Gleichgewicht in einem offenen System liegt dann vor, wenn das (elektrochemische) Potential (µ) innerhalb und ausserhalb des Systems gleich gross ist - kein Potentialunterscied zwischen innen und aussen besteht (µ System = µSystemumgebung) 0 = dG = dE + p dU - TdS Freie Enthalpie = Bindungsenergie + Strukturierungsenergie - Entropie und Energieaustausch über eine permeable Systemgrenze zwischen dem System und der Systemumgebung existiert. Obwohl aufgrund des Energieaustausches dynamisch, weist ein solches System dann keine Zustandsänderungen (Xi) auf und ist stabil ohne Netto-Flüsse (yJi): T1 T1 T3 T3 Qualitative Systemwissenschaften II 26/46 Oliver Huber 9811289 T1 = T2 T2 Resultat einer Computersimulation der Bewegung von 400 elastischen Scheiben in einem rechteckigen 2-dim Raum bei konstanter Temperatur in einer (T 1=T2) und periodisch wechselnder Temperatur in der anderen Dimension (T 1 ( Temperatur = Teilchengeschwindigkeit ) T3). Der dargestellte Zustand entspricht im wesentlichen dem Gleichgewichtszustand und wird nach ca. 500 Kollisionen/Partikel erreicht. Jeder Pfeil symbolisiert ein Teilchen mit Pfeilbeginn am Schwerpunkt des Teilchens sowie Pfeilrichtung und Pfeillänge als Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit des Teilchens. Kennzeichen: Für einen Beobachter zeigt sich ein homogen / isotrop besetzter Raum ohne Zeit-Aspekte. Systemeigenschaften sind dominiert durch kurzreichweitige Wechselwirkungen. Antwortverhalten von Asymptotisch Stabilen Systemen Störungscharakteristik: punktuell / unterkritisch Perturbationen (Störungen / Einträge), egal an welcher Stelle eingebracht, sterben mehr oder weniger rasch aus das System kehrt in das ursprüngliche Gleichgewicht zurück. Perturbation Geringfügiger Energie-Eintrag, der lokal die Systemeigenschaften eines im Gleichgewicht befindlichen Systems (leicht) verändert = > Asymmetrie generiert. Kennzeichen: Das System kehrt nach kurzfristiger Auslenkung in den Ausgangszustand zurück: isotrop / homogen besetzter Qualitative Systemwissenschaften II 27/46 Oliver Huber 9811289 Raum ohne Zeitaspekte. Beliebige Volumselemente bleiben im Rahmen der statistischen Schwankungsbreite in ihren Eigenschaften ununterscheidbar. Störungen wirken stochastisch => 'weisses Rauschen'. Keine Systemzeit, für einen Beobachter könnten aueinanderfolgende Störungen als Zeitmesser dienen. Systemeigenschaften sind dominiert durch kurzreichweitige Wechselwirkungen. Reichweite: 1-3 Objektdimensionen => x . 101 Objekte Antwortverhalten von Dynamisch Stabilen Systemen Störungscharakteristik: permanent / unterkritisch Kontinuierliche Perturbationen (Energieeinträge) an einer Stelle des Systems, bewirken, dass sich ein Gradient innerhalb des Systems aufbaut. Es entsteht eine grundsätzlich neue Systemeigenschaft:die (thermische) Leitfähigkeit (conduction) Diese existiert, solange der Energieeintrag unterhalb eines kritischen Schwellwertes (z.B. T<Tc) verbleibt. Im System findet entlang des Gradienten Energiefluss zum Ausgleich der Energie (T-) Differenz zwischen der Eintragstelle und anderen Systempositionen statt - ein 'einfaches' (meist lineares) dynamisches Gleichgewicht stellt sich ein. Kennzeichen: Ausgewählte Eigenschaften (z.B. p,T) innerhalb des Systems sind nicht mehr isotrop (homogen, uniform) verteilt, sondern von der (Schichtlinen-) Position entlang des Gradienten abhängig. Beliebige Volumselemente sind in Richtung des Gradienten in ihren Eigenschaften unterscheidbar. Störungen wirken in ausgewählten Richtungen ordnend => Gradienten-Ausbildung. Erste Aspekte von Systemzeit kann mit dem Aufbau, der Stabilisierung, dem Umbau und dem Abbau des Gradienten in Verbindung gebracht werden. Aufbau, Stabiliserung, Abbau von Gradienten sind im wesentlichen reversible Prozesse. Systemeigenschaften sind dominiert durch selektiv zunehmende, aber immer noch kurzreichweitige Wechselwirkungen. Reichweite: typisch: x000 Objektdimensionen => x . 109 Objekte Antwortverhalten von Dynamisch Potentiell Instabilen Systemen Störungscharakteristik: permanent / überkritisch Qualitative Systemwissenschaften II 28/46 Oliver Huber 9811289 Bei kontinuierlichen Perturbationen (Energieeinträgen) oberhalb eines kritischen Schwellwertes (z.B. T>Tc) bilden sich im System supramolekulare Strukturen (Zellen) aus, die sich in geordneter Weise bewegen ('bulk'movement; Konvektion (convection); Bènard-Zellen: 1020 Partikel; koherentes Verhalten: 10-3 m). Solche Systeme befinden sich zwar in einem dynamischen Gleichgewicht, ihre Konfiguration ist allerdings potentiell instabil gegenüber weiteren Perturbationen: geringfügige Perturbationen befördern einzelne Volumselemente eines solchen Systems in 'zu hohe' oder 'zu tiefe' Positionen entlang des schon vorhandenen Gradienten; die Trägheitskraft verstärkt die durch diese Perturbation mitgeteilte Aufwärts- oder Abwärtsbewegung => es entsteht eine geordnete Auf- oder Abwärtsbewegung von immer mehr Partikeln (dissipative Strukturen = potential-abbauender Strukturen) => schliesslich liegt eine links- oder rechts-drehende Konvektionszelle vor; Reibungskräfte (friction) innerhalb des Mediums dämpfen die Materiebewegungen und helfen mit, dass der Prozess nicht 'explodiert'; Bewertung: Aufgrund der Ausbildung dissipativer Strukturen innerhalb des Systems o entsteht Raumstrukturierung als differenzierbare Abfolge von links- und rechtsdrehenden Konvektionszellen, o entsteht System-Zeit in Bezug auf die Geschwindigkeit der Konvektionsbewegung o und entsteht Systemgeschichte aufgrund der getroffenen Auswahl einer linksrechts-links-... oder rechts-links-rechts-... Kombination von Konvektionszellen Die Ausbildung dissipativer Strukturen o zeichnet sich durch einen räumlich/zeitlichen Symmetriebruch aus: räumliche Isotropie verändert sich 'schlagartig' in differenzierbare Raumelemente; die Abfolge von Zuständen und ihre Transformationsgeschwindigkeit generiert Zeit und Geschichte; o beendet die Reversibilität des Systems (führt Irreversibilität ein). T1 = 0.51 0 T2 = 1.61 1 2 Computersimulation der Bewegung von 5 000 elastischen Scheiben in einem rechteckigen 2-dim Raum. Visualisierter Status: Geschwindigkeit und Richtung für benachbarte kleine Bereiche (ca. 5-6 Moleküle) nach Gleichgewichtseinstellung (nach ca. 30.106 Kollisionen) für die darauffolgenden ca. 20.106 Kollisionen; Qualitative Systemwissenschaften II T1 und T2 in reduzierten Einheiten: 29/46 Oliver Huber 9811289 ; Tc => krit.Temp. Raumbegrenzungen sind vereinfacht als perfekt reflektierend angenommen; Von unten erhitztes Wasser beiüberkritischen Randbedingungen, von oben beobachtet: es bilden sich supramolekulare Strukturen (Zellen) aus, die sich in geordneter Weise bewegen ('bulk'-movement; Konvektion (convection); Bènard-Zellen: 1020 (Materie)Objekte Ausreichend (überkritisch) groser Abstand zum thermodynamischen Gleichgewicht gibt es Zustandsänderungen (Xi) und es liegen Netto-Flüsse (Ji) zwischen System und Systemumgebung vor: Diese Flüsse (Ji) sind entweder temporär (transient): treten aufgrund punktueller Störungen auf und verschwinden mit dem Ausgleich des (elektrochemischen) Potentials des System mit jenem der Umgebung wieder, oder permanent: wenn die auslösenden Randbedingungen aufrecht erhalten werden. In offenen Systemen: 2. HS der TD => Entwicklung in Richtung Smax Qualitative Systemwissenschaften II o o 30/46 Oliver Huber 9811289 Aufspaltung in einen Entropiefluss zwischen Sytem und Systemumgebung (deS) und systeminterner Entropieproduktion aufgrund kontinuierlicher (irreversibler) Prozesse (diS). solange => solange laufen innerhalb des Systems irreversible Prozesse Prozesse ohne Entropieproduktion, , sind / wären reversibel. Beispiele für irreversible Prozesse innerhalb eines offenen Systems: o o o o o chemische Reaktionen Wärmeleitung Diffusion Relaxations-Phänomene elektrisch oder magnetisch polarisierter Komponenten Viskositätsverhalten Zeit / Geschichte / differenzierbare Entwicklung entstehen und existieren aufgrund von Entropie-Produktion! interne S-Prod.: Schaffung differenzierbarer Raumstrukturierung und von Zeit S-Fluss: lokale Erhöhung der Ordnung Charakteristika Dynamisch Potentiell Instabiler Systeme Aufbau Komponenten, Wechselwirkungen, System-Grenze, System-Umgebung spontane Entwicklung --> Entfernung vom TD GG lokale Steigerung der Ordnung solange Energiezufuhr aus der Systemumgebung anhält und Entropie exportiert werden kann offene Systeme Energie-Input und Entropie-Output ist zur Aufrechterhaltung komplexer Systeme erforderlich: Kommunikation mit der Systemumgebung zwingend notwendig Kommunikation mit der Systemumgebung mittels struktureller Kopplung Entwicklung in Richtung von stabilisierenden + de-stabiisierenden Attraktoren komplexe Systeme sind Prozesse: dynamische energetisch/historische Materiekonfiguratinen mit Entwicklung in Richtung Stabilisierung (verwaltbarer Energieeintrag) oder Destabilisierung und Aufbau neuer Optionen (Überbelastung) nicht-lineares Response-Potential (selektive) Verstärkung und damit 'Sichtbarmachung' bislang insignifikant unterschiedlicher Optionen Selektoren => externe permanente schwache Kräfte; Systemgeschichte Generierung geringfügiger Asymmetrien im System präferenzieren einzelne Optionen; in Qualitative Systemwissenschaften II 31/46 Oliver Huber 9811289 Verbindung mit nicht-linearen Verstärkungsmechanismen wirken diese Kräfte als Selektoren dissipative Strukturen --> nicht-ergodische Systeme Energie-Transformation zur Bildung / Aufrechterhaltung kohärenter Prozesse chaos-generierte Strukturen = dissipative Strukturen das dissipative Chaos ist ein fraktaler Attraktor für komplexe (selbstorganisierende) Systeme bei Überbelastung Bifurkation (Irreversibilität, Symmetriebrüche) Stabilisierung der getroffenen Wahl in Verbindung mit Generierung von Zeit-Aspekten und Verfeinerung der Raumstrukturierung; Antwortverhalten von Turbulenten Systemen Störungscharakteristik: permanent / über-überkritisch komplexe Strukturierung und Systemverhalten wird 'fuzzy' => unvorhersagbare (erratic) Zeit-Abhängigkeiten Bewertung: undurchschaubar, unkontrollierbar, unscharf, diffus, fehlertolerant Qualitative Systemwissenschaften II 32/46 Oliver Huber 9811289 7. Entwicklung Komplexer Systeme - Attraktoren Stabilisierende (ganzzahlige) Attraktoren) Destabiliserende Seltsame (fraktale) Attraktoren Problemlösungsansatz 'Einschränkung': Ergodische / Nicht-Ergodische Systeme Generatoren Nicht-Ergodischer Systeme Nicht-lineares Response-Potential Stabilisierende (ganzzahlige / voll-dimensionale) Attraktoren Für (komplexe) Systeme kann jede unabhängige Systemeigenschaft (X1, X2, ..., Xi) als Dimension in einem Phasenraum der Entwicklungsmöglichkeiten dieses Systems eingezogen werden. Für die Entwicklung eines (komplexen) Systems in einem solchen Phasenraum kann festgestellt werden: trivial aber wichtig: es gibt Entwicklung von Systemverhalten (Cauchy) Entwicklung findet innerhalb der Systemgrenzen in eindeutiger Weise statt es gibt keine Schnittpunkte mit anderen denkbaren Entwicklungstrajektorien. Dazu ist erforderlich, dass in solchen Räumen ein Set invarianter Entwicklungseigenschaften existiert und eine bestimmte Strukturierung dieses Phasenraumes vorliegt: beispielsweise: ein Ensemble fixierter Punkte oder / und ein Ensemble geschlossener Bewegungslinien Qualitative Systemwissenschaften II 33/46 Oliver Huber 9811289 ganzzahliger Attraktor ganzzahliger Attraktor dynamisches Gleichgewicht (steady state): Punkt im Phasenraum; periodische Entwicklungsbewegung: Systemverhalten entlang einer geschlossenen Bewegungslinie im Phasenraum ganzzahlige Attraktoren garantieren: asymptotische Stabilität Reproduzierbarkeit De-stabilisierende Seltsame (fraktale) Attraktoren Für komplexe Systeme existieren bei kritischen Randbedingungen (überkritsicher Energieeintrag oder mangelnder Energieeintrag =>'challenge') eine neue Klasse von Attraktoren: destabilisierende, fraktale Seltsame Attraktoren. Seltsame Attraktoren sind durch gebrochene Dimensionen gekennzeichnet. Fraktale Dimension Die Dimension eines geometrischen Gebildes wird durch die minimal erforderliche Anzahl von Variablen zur Bestimmung eines Punktes festgelegt: eine Zahl für einen Punkt auf einer Geraden zwei Zahlen für x- & y-Werte in einer Fläche drei Zahlen für x-, y- & z-Werte in einem Körper Qualitative Systemwissenschaften II 34/46 Oliver Huber 9811289 Wenn ein geometrisches Gebilde durch eine Mindestanzahl von Zellen gekennzeichnet wird, die erforderlich sind, um es zu überdecken, taucht die Dimensions-Zahl (d) als Potenz in der Beziehung zwischen Anzahl (N) erforderlicher Zellen und Zellenabmessung (u) auf: N = (1 / u)d Beispiele: Wieviel Geraden mit der Länge 1/10 cm sind erforderlich, um eine Gerade mit der Länge 1 cm abzudecken? => 10 = 101 = 10d Wieviel Quadrate der Seitenlänge 1/10 cm sind nötig, um eine Fläche von 1cm2 abzudecken? =>100 = 102 = 10d Wieviel Würfel der Kantenlänge 1/10 cm sind erforderlich, um einen Würfel der Kantenlänge 1 cm (dem Volumen 1cm3) zu füllen? =>1000 = 103 = 10d Cantorsches Diskontinuum Ein Abschnitt der Länge 1 wird in drei gleich grosse Teile zerlegt und der mittlere Teil entfernt. Für jeden der zwei verbliebenen Abschnitte wird diese Prozedur wiederholt. Usw. ..... Zahl der Operationen 1 2 3 ....... N N => unendlich Länge der Abschnitte (u) 1/3 1/9 1/27 ..... 1/3N u => 0 Anzahl der Abschnitte 2 4 8 ..... 2N 2N => (3N)d Die fraktale Dimension (d) des Cantorschem Diskontinuums ergibt sich damit: d = lg(2) / lg(3) = 0.63 Die meisten natürlichen Gebilde sind keine regelmässigen und ganzzahlig-dimensionierten geometrischen Gebilde. So sind beispielsweise Wolken oder Russteilchen weder eine Fläche noch ein Körper, sondern ein Mittelding zwischen den Dimensionen 2 und 3. Synthetische Bilder nutzen diese Tatsache und vermögen mit verblüffender Leichtigkeit 'echte' Formen zu konstruieren. Seltsame Attraktoren stehen für: Verstärkung von Störungen Auslösung von Instabilität und Nicht-Reproduzierbarkeit Freiheit / Optionen (kompetitive Strukturen des dissipativen Chaos) Möglichkeit zum Informationsgewinn (räumliche Differenzierung) Für komplexe System ist der wichtigste Seltsame Attraktor das dissipative Chaos. Qualitative Systemwissenschaften II 35/46 Oliver Huber 9811289 Problemlösungsansatz 'Einschränkung': Ergodische / Nicht-Ergodische Systeme Ein Konzept zur Beschreibung eines Systemverhaltens, welches aufgrund geringfügiger anfänglicher Instabilität in seiner Bewegung durch seinen Phasenraum (Raum seiner möglichen Zustände) langfristig unvorhersagbar und unkontrollierbar wird. Maxwells sogenannte Ergodische Hypothese: Für die Existenz des TD GG, so wie es in der Thermodynamik diskutiert wird, ist es erforderlich, dass ein System, wenn es seinem gegenwärtigen Bewegungszustand überlassen wird, früher oder später an jedem Zustand in seinem Phasenraum beliebig nahe vorbeikommt. Wenn dies der Fall ist, dann werden langfristig dynamische Eigenschaften eines Systems ident mit Ensemblemittelwerten Bei ergodischen Systemen durchläuft das System den gesamten Phasenraum ohne grundlegende Gestaltsänderung eines herausgegriffenen 'Volumens' , welches durch die einzelnen Koordinatenbeiträge gebildet wird: einzelne: d.h. benachbarte, (p,q)-Elemente bleiben benachbart. langfristige Grenzwerte dynamischer Eigenschaften werden ident mit Ensemble-Mittelwerten (statistische Thermodynamik) ergodische Theorien beschreiben langfristiges Systemverhalten NICHT das Systemverhalten in endlichen Zeiträumen wie Relaxationszeiten oder Lebenszeiten eines Phänomens aufgrund einer Störung. Entwicklung in ergodischen Systemen: nur binäre Korrelationen (2-Teilchen-WW); diese Korrelationen entwickeln sich unabhängig; es gibt keine 'diagonalen' Beiträge; das Volumen des Phasenraums der Entwicklungsmöglichkeiten ist konstant ein herausgegriffenes 'Volums-Element' ändert im Zuge der Entwicklung seine Gestalt nicht. Entwicklung in nicht-ergodischen Systemen: höhere als binäre WW Ausbreitung von Korrelationen aus Beiträgen von höhren als binären WW das Volumen des Phasenraums der Entwicklungsmöglichkeiten ist konstant ein herausgegriffenes 'Volums-Element' ändert im Zuge der Entwicklung seine Gestalt. Bei nicht-ergodischen Systemen durchläuft das System nicht mehr den gesamten Phasenraum und es ändert sich im Zuge der Entwicklung die Gestalt eines herausgegriffenen 'Volumens' , welches durch die einzelnen Koordinatenbeiträge gebildet wird auf: einzelne: d.h. benachbarte, (p,q)-Elemente ändern ihre 'Nachbarschaft' zum Teil sprunghaft. Nicht-ergodische Phasenraum-Volumina kontrahieren oder/und expandieren im Zuge der Systementwicklung in verschiedene Koordinatenrichtungen Qualitative Systemwissenschaften II 36/46 Oliver Huber 9811289 Änderungen der Gestalt des Phasenvolumens korreliert mit Instabilität des Sytems Generatoren Nicht-Ergodischer Systeme Nicht-ergodische Systeme sind daher ein Ansatz, die Entwicklung instabilier Syteme mit Aspekten der klassischen Thermodynamik zu beschreiben. Die Entwicklung nicht-ergodischer Systeme: das von einem Ensemble eingenommene Phasenvolumen ist konstant; die Geometrie des Ensemble-Volumens ist variabel; wird, zumindest ansatzweise, durch die sogenannte Bäcker-Transformation ermöglicht. Mischende Systeme Das Volumen des Phasenraumes wird als Flüssigkeit angenommen. Die 'Phasenflüssigkeit' verbreitet sich über den gesamten Phasenraum, gleichzeitig wird dabei die Gestalt eines jeden einzelnen (p,q)-Elementes verändert - benachbarte Elemente können sich so rasch weit voneinander entfernen. Instabilität der Bewegung im Phasenraum (= Instabilität der Entwicklung). Innerhalb kürzester Zeit befinden sich in der Umgebung eines jeden (p,q)-Elementes mit einer bestimmten Bewegungsrichtung (Entwicklungsrichtung) andere (p,q)-Elemente mit anderen Bewegungsrichtungen. Eine Mischung kann nicht auf eine einzige Trajektorie reduziert werden. Resonanzen Volumselemente des Phasenraumes werden als Resonanzstrukturen verstanden. Starke Übertragung von Energie oder Impuls von einem Freiheitsgrad auf einen anderen. Wenn in jedem beliebig kleinem (p,q)-Element Resonanzen zu finden sind, führt dies zu vollkommen unregelmässigem Phasenfluss jegliche Dynamik ist dann keine analytische Funktion der Wirkungsvariablen mehr: PoincaréKatastrophe bei Wechselwirkung mit der Systemumgebung verhindern Resonanzen die Fortsetzung der einfachen Bewegung im Phasenraum. Seltsame Attraktoren Die Eigenschaften des Phasenraumes werden 'nicht-ergodisch', wenn die Systementwicklung Selsamen Attraktoren folgt. Zustände, in die Systeme durch energetische 'Herausforderung' aus der Sytemumgebung versetzt werden: das dissipative Chaos Wechsel von stabilisierend auf de-stabilisierende Attraktoren Ausbildung von nicht vernachlässigbaren Anteilen höherer als 2-wertiger WW Ausbildung von hochgradig nicht-linearer Antwortfähigkeit auf Energieeinträge Qualitative Systemwissenschaften II 37/46 Oliver Huber 9811289 Ausbildung von lokalen Teststrukturen Wirkung von Selektoren zur Auswahl der zu realisierenden Option Stabilisierung der Auswahl durch räumlichen und zeitlichen Symmetriebruch. Im dissipativen Chaos können sich zwei benachbarte Positionen im Phasenraum rasch beliebig weit voneinander entfernen. Dissipatives Chaos ist damit direkt mit dem Zerfall von Invarianten der System-Entwicklungs (Bewegung im Phasenraum) verbunden. Nicht-lineares Response-Potential Wenn ein komplexes System durch überkritschen und permananten Energieeintrag herausgefordert wird, kann es in das dissipative Chaos übertreten, wo es nicht nur den Types des Attraktors wechselt, sondern auchseine Fähigkeit zu nicht-linearem Antwortverhalten auf Energieeinträge speziell zum Tragen kommt. Lineare und Nicht-lineare Abhängigkeit des Systemverhaltens (response X) von einem Kontrollparameter (lambda). Entscheidende Unterschiede bei ausreichend grossem Abstand vom Gleichgewichtszustand. lineares Systemverhalten: Zwei überlagerte Einwirkungen (Energieeinträge) bewirken im wesentlichen den gleichen SystemResponse wie die summierte aufeinanderfolgende Einwirkung der beiden Einträge. nicht-lineares Systemverhalten: für 0 < lambda < a und lambda > b gilt: vergleichbar mit linearem System-Response; Qualitative Systemwissenschaften II 38/46 Oliver Huber 9811289 für a < lambda > b gilt: es gibt mehrere Möglichkeiten für System-Response für ein und denselben Wert des Kontrollparemters lambda; Ein geringfüger zweiter Eintrag gleichzeitig mit einem 'ersten' Eintrag kann (z.B. am Punkt lambda = b) zu 'dramtischem' System-Response, 'ohne' Korrelation mit dem Ausmass der Einwirkung (Ursache), führen. Dies gilt aber nur, wenn das System ausreichend weit vom GG entfernt vorliegt. Nicht-Linearität in chemischen Prozessen Autokatalyse Reaktivität (c) eines Enzyms Aktivierung: m >= n Inhibierung: m < n Bei Herausforderung / Überforderung eines komplexen Systems durch Energieeintrag von aussen: Überforderung der Leistungsfähigkeit (Informationsgehalt) vorliegender Strukturen (des Werkzeuges) in Hinblick 'Energie-Management' Auflösung des Werkzeuges in Fragmente => dissipatives Chaos bei gleichzeitiger Ausbildung von Wechselwirkungen höherer (als binärer) Ordnung und der 'testweisen' Ausbildung neuer, effektiverer (höherer Informationsgehalt) Strukturen (Werkzeuge, Symbole) zur Verwaltung der Energieeinträge kompetitive Ausbreitung einzelner solcher Strukturen im System Auswahl aus dem Angebot durch Selektoren: vor allem Systemgeschichte und permanente schwache externe Kräfte (z.B. Gravitation) die geringfügigste Energiedifferenzen zwischen einzelnen Optionen nicht-linear verstärken; Realisierung einer Option =>Durchlaufen des Bifurkationspunktes, verbunden mit Erhöhung der Raumstrukturierung (räumlicher Symmetriebruch) und der Schaffung von Zeit (zeitlicher Symmetriebruch) Qualitative Systemwissenschaften II 39/46 Oliver Huber 9811289 8. Entwicklung Komplexer Systeme - Selektoren Selektoren Asymmetrie + Nicht-lineares Response-Potential österr / tagesaktuell: DER STANDARD DIE PRESSE apa ORF naturwissenschaftlich: Science Nature list of Chemistry Journals ...... ... Die Presse, T.Kramar, 24.Okt.1998 Zellskellet im leeren Raum - text Ein biomedizinisches Experiment an Bord der 'Discovery' Selektoren Obwohl für komplexe Systeme fern vom TD GG alle 'Testzustände' grundsätzlich realisierbar sind, gibt es trotzdem eine Entwicklungen 'in eine bestimmte/bevorzugte Richtung'. Diese Richtung wird für komplexe System im dissipativen Chaos aus dem Angebot kompetitiver Strukturen von 'Selektoren' ausgewählt: von der System-Geschichte, die aufgrund der bislang durchlaufenen Sequenz von Strukturen und Zuständen eine interne Auswahl 'praktisch realisierbarer' Optionen trifft Asymmetrien in Form schwacher permanent wirkender externer Kräfte (Gravitation), die geringfügigste Energiedifferenzen zwischen einzelnen Optionen kompetitiver Strukturen nichtlinear verstärken Schwache, permanent wirkende, externe Kräfte wirken auf alle Prozesse, können sich aber fern vom thermodynamischen GG auf geringfügig unterschiedliche Aktivierungsenergien für sehr ähnliche Prozesse (z.B. Bildung optisch aktiver Substanzen) in Zusammenhang mit nicht-linearem Antwortverhalten dramatisch auswirken. Voraussetzung: Qualitative Systemwissenschaften II 40/46 Oliver Huber 9811289 überkritischer Abstand vom thermodyn. GG. / dissipatives Chaos permanent wirksamer schwacher Energieeintrag ausreichende Sensor-Qualität der schwachen Kraft gegenüber Optionen, Verteilung entsprechend den Engieanteilen thGG : Realisierung beider Optionen, kontrolliert über entsprechende Energieanteile; geringfügig verschobene Energieanteile für die beiden Optionen durch schwache externe Kräfte thGG : Realisierung beider Optionen wie im thGG, kontrolliert über entsprechende Energieanteile; fern vom thGG : nicht-lineare Verstärkung geringfügiger Energiedifferenzen Systemantwortverhalten: Eintrag => Response (Ursache => Wirkung) linear: x = 0 => in der Nähe des thermodynamischen Gleichgewichts nicht-linear: x > 0 => überkritisch entfernt vom thermodynamischen Gleichgewicht Systemantwortverhalten wid nicht nur durch die Qualität und Quantität des Eintrages (der Störung) bestimmt, sondern genauso vom Systemantwort-Vermögen (resposne capability) damit verbundene Eigenschaften: Sensor / Rezeptor-Fähigkeiten / Verstärkermechanismen Transformation / Translation der Anregung in eine 'interne Sprache' Verarbeitung des Eintrages Qualitative Systemwissenschaften II 41/46 Oliver Huber 9811289 Beispiel: bevorzugte Bildung von D- oder L-Isomeren bei Biomolekülen Energie-Differenz (Aktivierungsenergie) für die Bildung der D- bzw. L-Form wird durch nicht-linearen SystemResponse auf schwache molekulare Wechselwirkung, van der Waals Kräfte, gesteuert: im thGG => delta_E = 10-15 (quasi linear = ohne Auswirkung) fern vom thGG =>delta_E = 10-5 korrelierte Zeiträume für bevorzugte Bildung eines der beiden Isomere: im quasi-linearen Bereich: 1010 s = 103 Jahre im nicht-linearen Bereich: 105 s = Tage Aminosäuren lebender Systeme: Proteine sind 'essentiell' asymmetrisch (praktisch nur L-, linksdrehende Isomere); Qualitative Systemwissenschaften II 42/46 Oliver Huber 9811289 Purin-, Pyrimidin-Basen: DNA, RNA sind aufgrund der Ribose-Bausteine 'essentiell' asymmetrisch (nur D-, rechtsdrehende Isomere); Genetischer Code: Triplets: jedes Symbol besteht aus 3 Nukleodide, ausgehend von einer Startposition in einer festgelegten Richtung; DNA-structure Qualitative Systemwissenschaften II 43/46 Oliver Huber 9811289 9. Entwicklung Komplexer Systeme - Stabilisierung Bifurkation Symmetriebrüche: zeitlich / räumlich Systemzeit, Lebensgeschwindigkeit, Systemgeschichte und Zeithorizont Bifurkation Die Anzahl der zur Auswahl stehenden Optionen wird von Selektoren auf praktisch realisierbare Varianten reduziert. Vor allem schwache externe, aber permanente, Kräfte bevorzugen (in Verbindung mit nichtlinearen Antwortmechanismen) schliesslich aufgrund geringfügigster 'dirigierender' Energieeinträge eine der zur Wahl stehende Optionen. Diese wird ausgewählt. Materialisierung / Realisierung von Information in Form neuer (effektiverer) Symbole, Zeichen, Strukturen, Werkzeuge zum Energie-Management. Stabilisierung Wechsel von der Klasse fraktaler zur Klasse voll-dimensionaler Attraktoren intensivierte Entropie-Produktion (Irreversiblität) zur Implementierung und 'Inbetriebnahme' der neuen Energieverwaltungs-Maschinen Qualitative Systemwissenschaften II 44/46 Oliver Huber 9811289 Das Durchlaufen eines Bifurkationspunktes bewirkt einen doppelten Symmetriebruch: räumlichen Symmetriebruch => verfeinerte Raumstrukturierung; effektiveres Werkzeug; Struktur mit höherem Informationsgehalt: Information als Struktur (Symbol, Zeichen, Werkzeug), Information in seiner Leistungsfähigkeit Energie zu transformieren; zeitlicher Symmetriebruch => Festlegung der Richtung der Zeit; Systemgeschichte (Sequenz der durchlaufenen Strukturen und Zustände), Alter (Anzahl durchlaufender Transforamtionen) Lebensgeschwindigkeit (Transformationsgeschwindigkeit), Zeithorizont (Ausmass der und Energie-Preis für die Wiederherstellbarkeit vorheriger Strukturen bzw. Zustände) Systemzeit, Lebensgeschwindigkeit, Systemgeschichte und Zeithorizont Die Bäcker(Baker)-Transformation ist ein arithmetisches Werkzeug, mit dem dynamisches Verhalten beschrieben werden kann. Die Charakteristika dieser Bäcker-Transformation beschreiben nach allgemein akzeptierter Ansicht ausserdem recht gut die Entwicklung komplexer System. Damit könnten Eigenschaften der BäckerTransformation auch Eigenschaften komplexer Systeme sein. Die wesentliche Eigenschaften der Bäcker-Transformation sind: konservativ (conservative) => folgt klassischen Entwicklungs (Bewegungs) gesetzen aufgrund bestimmter Anfangsbedingungen; langfristig umdrehbar (invertible) => allerdings mit unterschiedlichen Ergebnissen für Entwicklungen in Richtung +Unendlich bzw.-Unendlich reversibel (reversible) => Limit: Zeithorizont des Systems rekursiv (recurrent) => ergodische Bewegungslinien im Phasenraum; chaotisch (chaotic) => instabil im langfristigen Verhalten aufgrund des systemspezifischen Zeithorizontes; Alter eines Systems, die Geschichte eines Systems und die Lebensgeschwindigkeit eines Systems kann mit der Bäcker-Transformation mit dem Zustand seiner Fragmentierung und der Das Dynamik in der Veränderung der Fragmentierung, d.h. mit der Verteilung seiner Komponenten, verknüpft werden. ausgehend von einer energetisch/historischen Ausgangssituation (z.B. nach Durchlaufen eines Bifurkationspunktes) Qualitative Systemwissenschaften II 45/46 Oliver Huber 9811289 liegt eine 'fundamentale Menge von Unterteilungen (Komponenten)' und eine bestimmte Art der Korrelation dieser Elemente zueinander vor. jede andere Konstellation, ausgehend von dieser Fundamentalmenge, kann als eine bestimmte Anzahl (ki) von Bäcker-Transformations-Schritten, beschrieben werden. Somit kann mit der Anzahl, der bis zum Untersuchungszeitpunkt stattgefundenen BäckerTransformations-Schritte o das 'interne' Alter eines Systems o aber auch seine relative 'Lebens-Geschwindigkeit' (turnover) angegeben werden. Systemzeit ist damit direkt an den Entwicklungs-Status des Systems gebunden; die Verteilung der Systemkomponenten die Art und das Ausmass der Korrelationen verschiedener Systemkomponenten bestimmen die Systemzeit Unterschiedliche Fragmentierungs-Mengen innerhalb eines Systems können aber auch unterschiedliches 'internes Alter' aufweisen, sodass zumeist von einem mittleren 'internen' Alter eines Systems gesprochen werden muss. Zeithorizont Systemverhalten ist chaotisch, wenn der Abstand zwischen zwei Punkten im Phasenraum der Entwicklungsmöglichkeiten, die einander beliebig nahe sind, mit der Zeit exponentiell zunimmt. Diese Divergenz kann durch die Funktion ausgedrückt werden, wobei 1/t, für chaotische Systeme definitionsgemäss positiv, der sogenannte LjapunovExponent und t die Ljapunov-Zeit ist. Diese Ljapunov-Zeit t ermöglicht es, einen inneren Zeitmass-Stab für chaotische Syteme zu erstellen, beispielsweise eine Zeit festzustellen, während der es sinnvoll ist, von '2 gleichen Systemen' zu sprechen, oder aufgrund von Anfangsbedingungen Vorhersagen über die Systementwicklung zu treffen. Nach einer Entwicklungszeit, die im Vergleich zur Ljapunov-Zeit t lang ist, wird die 'Erinnerung' des Systems an seine Ausgangsbedingungen/seinen Ausgangszustand verloren gegangen sein. => Chaotische Systeme besitzen somit einen Zeithorizont Der Zeithorizont chaotischer Systeme ist durch die Ljapunov-Zeit festgelegt. Qualitative Systemwissenschaften II 46/46 Oliver Huber 9811289 Um diese Zeit zu verlängern, muss die Genauigkeit der Angabe des Ausgangszustandes erhöht werden. Dies erfordert eine Einschränkung der Klasse betrachteter Systeme ® dafür muss exponentiell steigender Aufwand zur Bestimmung der Angfangsbedingungen geleistet werden: um die Ljapunov-Zeit zu verzehnfachen, muss die Genauigkeit der Anfangsbedingungen um den Faktor exp10 gesteigert werden. Dynamik / Entwicklung Energetisch / Historischer Konfigurationen Energie-Managment des Ökosystems Erde Nachwachsende Rohstoffe temporär (cyklisch) in komplex organisierte, dynamische, lebende Systeme eingebundene Komponenten Photosynthese in den Thylakoidmembranen der Chloroplasten grüner Pflanzen enzymatische Katalyse · CO2-Fixierung an C5-Bausteinen mit elktro-magnetischer Energie (680 nm) · Transformation + Spaltung in Phospho-Glycerat · Synthese von Fructose-1,6-PO4 => Glucose-6-PO4 · Polymerisation: Ausbildung glycosidischer Bindungen => helikale unverzweigte Strukturen => langkettenverzweigte Polymere (Amylose) => hochgradig kurzkettenverzweigtes Amylopektin · chemische Modifikation funktioneller Gruppen (alkoholische -OH) => Oxidation / Reduktion => Substituierung / Derivatisierung => Ausbildung von Kompatibilitätsstrukturen (cyklischer) Kollaps lebender Systeme Freisetzung der Systemkomponenten aus der System-Organisation fossile Rohstoffe Weitere Infos: Umweltsystemwissenschaften http://www.uni-graz.at/uswwww/ USW-Infoforum http://forum.foren-net.de/11474/