Institut für Mathematik Humboldt-Universität zu Berlin Dr. habil. Ilka Agricola Wintersemester 2005-06 Blatt 14 Abgabe 9.II.2006 Differentialgeometrie I Übungen ohne Stern sind verplichtend. Jene mit Stern sind dagegen fakultativ und liefern zusätzliche Punkte. 1) Sei g eine Lie-Algebra und h ⊂ g ein Ideal darin. Zeige, dass [h, h] ebenfalls ein Ideal in g ist. 2∗ ) Man beweise, dass SO(3) = SO(3, R) homöomorph zu RP3 ist. [Hinweis: Sei q ∈ S 3 ⊂ R4 und betrachte die Abbildung T̃ : R4 x −→ 7→ R4 qxq wobei (r, y, z, t)(a, b, c, d) := (ra − yb − zc − td, rb + ya + zd − tb, rc − yd + za + tb, rd + yc − zb + ta) (r, y, z, t) := (r, −y, −z, −t). Diese Eigenschaften definieren die sog. quaternionische Struktur H von R4 (Beachte: die Multiplikation ist nicht kommutativ). Da T̃ die reelle Achse R = {(r, 0, 0, 0)}, und deshalb auch R ⊥ = {(0, y, z, t)} ∼ = R3 festlegt, dürfte T̃ eine Abbildung T : S 3 −→ SO(3) definieren. Man zeige, dass T ein surjektiver Homomorphismus ist, und dass Ker (T ) ∼ = Z2 gilt.] 3) Sei G die Lie-Gruppe GL(n, C) mit Lie-Algebra g = Mat(n, C) und En die (n × n)-Einheitsmatrix. Ist g ∈ G und X ∈ g, so gilt offenbar (dLg )e X = d g · (En + tX) t=0 = g · X. dt Man beweise, dass der Kommutator der Vektorfelder (dLg )e X, (dLg )e Y (X, Y ∈ g) in e gleich dem Kommutator der Matrizen X, Y ist: [(dLg )e X, (dLg )e Y ](e) = [X, Y ]. 4) Sei n3 die Lie-Algebra der strikt oberen reellen (3 × 3)-Matrizen 0 x y n3 = 0 0 z : x, y, z ∈ R . 0 0 0 Man verwende die Exponentialabbildung, um explizit eine Lie-Gruppe N3 zu konstruieren, deren LieAlgebra n3 ist. Dies definiert sog. “exponentielle Koordinaten” auf N3 ; man beschreibe diese und bestimme die Formel für die Gruppenmultiplikation in ihnen. Wie drücken sich die linksinvarianten Vektorfelder in diesen Koordinaten aus? Zuletzt bestimme man das Zentrum von N3 , Z(N3 ) := {z ∈ N3 | zg = gz, ∀g ∈ N3 }. 5) Zeige, dass die Exponentialabbildung auf SL(2, R) nicht surjektiv ist. Welche Werte kann tr exp(A) für A ∈ sl(2, R) erreichen? 1 6) Sei G eine Lie-Gruppe und X ∈ g derart, dass exp(tX) ∈ Z(G), ∀t ∈ R. Zeige, dass a) [X, Y ] = 0, ∀Y ∈ g. b) z := {X ∈ g : [X, Y ] = 0, ∀Y ∈ g} eine Lie-Unteralgebra von g ist. 7) In der Vorlesung haben wir etwas über Felix Klein’s “Erlanger Programm” zugehört. Wer daran interessiert ist und Lust hat, kann auf die Seite http://dz-srv1.sub.uni-goettingen.de/cache/toc/ D59279.html (ab S.460) angucken. 8∗∗ ) Eine andere Definition des Tangentialraums. Sei p ∈ O offen in Rn , und Cp∞ (O) = {(f, U ) | f : Up −→ R differenzierbar, U offen ⊆ O}. Man definiere eine Äquivalenzrelation durch (f, U ) v (g, V ) ⇐⇒ ∃ W offen ⊆ U ∩ V : f = g . W W Also sei Gp := Cp∞ (O)/ v der Raum der Keime der differenzierbaren Abbildungen in p. Dann ist Gp eine Cp∞ (O)-Algebra. 1. Schritt: Lemma: Die Algebra G0 ist ein lokaler Ring† . (zur Definition sieh die Bemerkungen) Beweis: Die Teilmenge M := {f ∈ G0 : f (0) = 0} ist ein maximales Ideal. Gäbe es nämlich ein maximales Ideal I ⊃ M, dann könnte man 0 6= h ∈ I\M betrachten. Wegen h(0) 6= 0 wäre dann 1/h ∈ G0 invertibel, d.h. I = G0 gälte. 2. Schritt: Das Lemma impliziert, dass G0 /M ∼ = R durch die Abbildung f 7→ f (0) gilt. Durch die Taylor-Entwicklung schreibe man X fx = a i xi + M 2 wobei M2 := {f g | f, g ∈ M} ⊆ M. Deswegen ist M/M2 der durch die xi erzeugte R-Vektorraum. 3. Schritt: Nun betrachte man die Abbildung −→ (T0 Rn )∗ 7→ {ξ 7→ ξ(f )} M/M2 f und beweise, dass es sich um einen Isomorphismus handelt. Damit kann man der Tangentialraum auch verstehen als T0 R n ∼ = (M/M2 )∗ . † Bemerkungen Ein lokaler Ring ist ein Ring R, der ein einziges maximales Ideal M besitzt. In diesem Fall ist die Teilmenge R\M genau der Ring der Einheiten, weil in jedem Ring ein beliebiges nichtinvertierbares Element notwendig in mindestens einem maximalen Ideal enthalten sein muss. Quelle: Atiyah, M. F. and Macdonald, I. G.: Introduction to Commutative Algebra, Addison-Wesley, 1969 (Reprint 2000: ISBN 0-201-40751-5, 0-201-00361-9). Herzlicher Dank geht an I. Agricola und Th. Friedrich für die Hilfe mit der Übersetzung. Nachfragen: Rudower Chaussee 25, I.409 – [email protected] SGC 2