Technische Universität Dortmund Fakultät für Mathematik Prof. Dr. Joachim Stöckler Dortmund, 23.05.2016 Approximationstheorie II 3. Übungsblatt Besprechung am 24.5.2016, keine Abgabe Aufgabe 7 (natürliche Splines) Wir betrachten zu m, n ∈ N mit n > 2m und zur Knotensequenz ∆ = {a ≤ x1 < x2 < . . . < xn ≤ b} den Raum der natürlichen Splines nat S2m (∆) = {s ∈ S2m (∆) : s(m) (a) = · · · = s(2m−1) (a) = 0, s(m) (b) = · · · = s(2m−1) (b) = 0}. Insbesondere ist für a < x1 das erste Polynomstück s|[a,x1 ) nur vom Grad m − 1 anstatt 2m − 1; entsprechend für xn < b. Zeigen Sie, dass die Funktionen (φj ; j = 1, . . . , n) mit φj = N2m,j−m für j = m+1, . . . , n−m sowie Z x (x − t)m−j m+j−1 φj (x) = (−1) Mm+j−1,1 (t) dt, j = 1, . . . , m, xm+j (m − j)! Z x (x − t)m−j Mm+j−1,n+1−m−j (t) dt, j = 1, . . . , m, φn+1−j (x) = xn+1−m−j (m − j)! nat eine Basis von S2m (∆) sind. Geben Sie den Träger und den exakten Polynomgrad der Basisfunktionen im Intervall [a, x1 ) an. Lösung: Die mittleren φj sind die gewöhnlichen B-Splines mit Träger [xj−m , xj+m ]. Die ersten φj , j = 1, . . . , m, sind m + 1 − j-fache Stammfunktionen eines B-Splines der Ordnung m + j − 1, haben also die richtige Ordnung 2m. Sie haben den Träger [a, xm+j ] und den Polynomgrad m−j im Intervall [a, x1 ]. Entsprechendes gilt für die letzten m Basisfunktionen. Diese verschwinden im Intervall [a, x1 ]. Der Beweis der linearen Unabhängigkeit folgt für n ≥ 4m durch Betrachtung der Trägerintervalle. Im nichtleeren Intervall P (x2m , xn−2m+1 ) sind nur die mittleren φj von Null verschieden. Ist eine Linearkombination j cj φj identisch Null, müssen also die Koeffizienten cm+1 , . . . , cn−m alle verschwinden. Dann bleiben im Intervall [a, x2m ] nur die ersten m Basisfunktionen übrig (keine Überlappung mit den letzten m Basisfunktionen!) Davon ist auf [x2m−1 , x2m ] nur φm 6= 0, also muss cm = 0 gelten, usw. Der Beweis für n < 4m ist etwas aufwändiger und wird hier nicht angegeben. Aufgabe 8 (Datenglättung) nat Wir behandeln hier die numerische Berechnung des Glättungssplines sρ ∈ S2m (∆), der zu den Daten y = (y1 , . . . , yn ) und festem ρ > 0 die Minimierungsaufgabe n 1X |s(xi ) − yi |2 + ρks(m) k2L2 = min! n i=1 löst. Dazu verwenden wir die Basis φj aus Aufgabe 7 und die Matrizen Z b (m) (m) A = (φj (xi ))i,j=1,...,n , B = (bi,j )i,j=1,...,n mit bi,j = φi (t)φj (t) dt. a Pn a) Der Koeffizientenvektor c = (c1 , . . . , cn ) von sρ = j=1 cj φj erfüllt die Normalengleichung 1 1 T A A + ρB c = AT y. n n b) Die Matrix 1 n AT A + ρB ist eine positiv definite Bandmatrix mit Bandbreite 2m − 1. nat c) Für ρ → 0 konvergiert sρ gleichmäßig gegen den Interpolationsspline in S2m (∆). d) Für ρ → ∞ konvergiert sρ gleichmäßig gegen das Regressionspolynom p vom Grad m − 1 zur Methode der kleinsten Fehlerquadrate. Lösung: a) Minimiert wird F (c) = n1 kAc − yk22 + ρcT Bc. Es ist ∇F (c) = n2 AT (Ac − y) + 2ρBc, also ist ∇F (c) = 0 äquivalent zur angegebenen Normalengleichung. (m) b) B ist als Gramsche Matrix der Funktionen (φj ; j = 1, . . . , n) positiv semi-definit. Tatsächlich besitzt B einen nicht-trivialen Kern: die Koeffizientenvektoren c ∈ Rn zur P Darstellung eines Polynoms p = j cj φj ∈ Pm−1 bilden den Kern von B, also ist dim Kern(B) = m. Weiterhin ist A regulär, weil das Interpolationsproblem zu den Knoten xi , i = 1, . . . , n, im nat Raum S2m (∆) eindeutig lösbar ist. Deshalb ist AT A positiv definit. Die Summe n1 AT A + ρB mit ρ > 0 ist also positiv definit. Die Trägereigenschaft der Basisfuntionen ergibt die Bandbreite 2m−1 von B (wegen Überlappung der mittleren Basisfunktionen) und die Bandbreite m − 1 von A, also 2m − 2 von AT A. d) Es sei p das Regressionspolynom vom Grad m−1 zur Methode der kleinsten Fehlerquadrate, also n n 1X 1X 2 |p(xi ) − yi | < |q(xi ) − yi |2 n i=1 n i=1 für alle q ∈ Pm−1 . (Beachte hierbei, dass p wegen n ≥ m eindeutig bestimmt ist.) Weil auch nat p ∈ S2m (∆) und p(m) = 0 gilt, erhalten wir für beliebiges ρ > 0 n n 1X 1X |sρ (xi ) − yi |2 + ρksρ(m) k2L2 ≤ |p(xi ) − yi |2 =: E. n i=1 n i=1 (∗) Hieraus ziehen wir zwei Schlussfolgerungen: 1. Es gibt √ C > 0 so, dass |sρ (xi )| ≤ C für alle ρ > 0 und i = 1, . . . , n (z.B. C = kyk∞ + nE) (m) 2. Es gilt limρ→∞ ksρ kL2 = 0. nat Versehen wir S2m (∆) mit der “diskreten Sobolev-Norm” kskH m ,d = m X i=1 |s(xi )|2 + ks(m) k2L2 !1/2 , so besagen 1. und 2., dass die Menge der sρ mit ρ > 1 beschränkt ist. Wir zeigen damit die folgende Aussage: Jede Folge (sρk )k∈N mit ρk → ∞ besitzt eine konvergente Teilfolge, die gegen p konvergiert. Diese Aussage ist ja äquivalent zu lim sρ = p. ρ→∞ nat Sei also (sρk )k∈N mit ρk → ∞ gegeben. Endliche Dimension von S2m (∆) und Beschränktheit liefern die Existenz einer konvergenten Teilfolge (sρkl )l∈N . Sei q der Grenzwert. Die Äquivalenz aller Normen auf dem endlich-dimensionalen Teilraum liefert auch die gleichmäßige Konvergenz gegen q. Außerdem ist wegen 2. kq (m) kL2 = 0, also ist q ∈ Pm−1 . Weiter folgt aus (*) n n 1X 1X 2 (m) 2 |sρkl (xi ) − yi | + ρkl ksρk kL2 = |q(xi ) − yi |2 ≤ E. lim l l→∞ n n i=1 i=1 Die letzte Ungleichung kann nur dann gelten, wenn q = p gilt, wenn also q das Regressionspolynom ist. nat c) ist deutlich leichter. Es sei s0 ∈ S2m der natürliche Interpolationsspline. Wegen s0 (xi ) = yi für alle i = 1, . . . , n gilt (nach Division durch ρ > 0) n 1 X (m) |sρ (xi ) − yi |2 + ksρ(m) k2L2 ≤ ks0 k2L2 =: F. nρ i=1 (∗∗) Hieraus schließen wir sofort limρ→0 sρ (xi ) = yi = s0 (xi ) für i = 1, . . . , n. Weil der Raum die Dimension n hat und die Auswertungsfunktionale zu x1 , . . . , xn linear unabhängig sind, folgt daraus auch die gleichmäßige Konvergenz von sρ gegen s0 .