Stratigraphie und Tektonik der Schuppenzone Elbas

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J. BODECItTEL - - Stratigraphie und Tektonik der Schuppenzone Elbas
STRATIBRAPHIE UND TEKTONIK
DER SCHUPPENZONE ELBAS
Von JOHANN BODECHTEL, Miincben*)
Mit 6 Abbildungen, und 2 Texttafebz
Zusammenfassung
Die Serien der Schuppenzone Elbas zeigen eine durchlaufende stratigraphisdae Folge veto Pal~iozoikum bis ins Terti~ir. Ein intensiver ostvergenter
Falten- und Schuppenbau fiihrt zu einer mehrmaligen Wiederholung bestimmter Gesteinsserien. Es sind 5 grSBere Schuppen oder Schuppenzonen
auszuscheiden, die dem ira Siiden sich heraushebenden Autochthon iiberschoben
sind. Die syntektonisch aufgedrungenen Granite haben das tektonische Gesdlehen beeinflulat. Das benachbarte Festland und das iibrige toskanische Archipel
zeigen denselben Baustil wie die Insel.
Abstract
Imbricated zones of the Isle of Elba display a continuous sequence from
Paleozoic to Tertiary beds in several repetitions. Five larger thrust-zones override an autochthonous Eastern unit whida appears (tilted up) in the South.
Syntectonic granites. The tectonic style corresponds to the neighbouring continental situation.
R6sum4
Les s6ries de la zone des 6cailles de File d'Elbe moutrent une succession
stratigraphique continue allant du Pal6ozoique jusqu'au Tertiaire. Une structure
en 6cailles et en plis fortement d6vers6s vers l'est amine de nombreuses r6p6titions
de certaines s6ries de roehes. On peut distinguer 5 6caflles et zones d'6eailles
majeures qui sent refoul6es sttr l'autochtone affleurant au Sud. Les granites, mis
en place syntectoniquement, ont influenc6 la tectonique. Le continent avoisinant
et le reste de l'archipel tosean montrent le m6me style structural que les ties.
Rpa'r~oe eo~ep marine
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Einleitung
Die Insel Elba, morphologisch dreigeteilt, ist geologiseh in zwei Bereiche zu unterteilen. Im Westen Iiegt der intrusive Granitstoek des Monte
C a p a n n e (1019 m) mit seinem zum Tell randlich erhaltenen Kontaktmantel. Der Mittel- u n d Ostteil der Insel baut sich aus marmigfaltigen, sich
oft wiederholenden, N - - S streichenden Sedimentserien auf, denen Erup*) Ansdarift des Verfassers: Dr. JOHANNBODECHT~L, Inst. f. allgem, u. angew.
Geologie der Universit~it, M ii n c h e n , Luisenstr. 87.
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Aufs';itze
tiva zwisehengesehaltet sin& Diese tektonisch komplizierten Zonen Mittelund Ostelbas waren das Ziel meiner Untersuehungen auf der Insel.
In der reiehhaltigen Literatur fiber Elba spiegelt sieh die jeder Zeitepoehe typisehe Auffassung des tektonisehen Baustils wider. So zeigt die
[ilteste umfassende Arbeit LOTTIS (1886) einen kaum gestSrten Faltenbau
einer durchlaufenden stratigraphisehen Folge von Silur bis Terti/ir. Naeh
dem Aufkommen der Deekenlehre sah man Elba als ein Musterbeispiel
versehiedener sieh fiberlagemder Decken toskanis&er und liguriseher Einheiten an (TERMIER 1909, 1910, WI/KERSLOOTH1984, COLLET 1988). Man
h~ilt au& nieht mehr an der durehlaufenden Folge LoTTm (1886) lest, sondern versueht Einheiten des kristallinen Soekels; Pliyllite, Marmor und
Serpentinite, als metamorphen Jura innerhalb einer ,,Sehistes lustres"De&e zu erkl~iren.
Die neue Literatur/ibernhnmt das letztere, sprieht aber nieht mehr yon
~veitr~iumigen Obersehiebungen, sondern von Sdmppen trod Aufsehiebungen (BEN~O 1948, BOD~CHTEL 1960, WUNDERLmH 1962, 1968), oder
Schweregleitungen an den Flanken des aufdringenden Capanne-Batholithen (TaEVlSAN 1948, 1950, 1951 und tlICHTER 1962).
Stratigraphie
Die Insel zeigt fiber einem, in seiner zeitlichen Einstufung umstrittenen,
kristallinen Sockel eine belegbare Folge vom Jungpal/iozofl<um bis ins Tertiiir.
Der kristalline
Soekel
Die /iltesten Gesteine sind G n e i s e und G 1 i m m e r s e h i e f e r mit
eingesehalteten Porphyroidgneisen. Sie bauen weite Areale im Sfidosten
der Insel auf, so z. B. die Kuppel der Halbinsel Calamita. Es konnten nach
dem Mineralbestand diaphtoritisehe Plagioklas-Hornblendegneise und diaphtoritische hornblendefreie Muskovitgneise bestimmt werden, die zum
Hangenden in wenig durehbewegte, bis 100 m m~iehtige Glimmerschiefer
iibergehen. Letztere bilden vor allem die ,,Gneise" yon Vatdana und Ortano. Diese Gesteine repr~isentieren zusammen mit darfiberfolgendem
Marmor und Phylliten den kristallinen So&el der Schichtfolge (BENEO
1948, 1952 und DEBENEDETTI 1952).
Der M a r m o r, bis maximal 50 m m~iehtig, sehaltet sich als n~iehstes
Glied der Paraserie zwisehen die Glimmersehiefer und Phyllite. Da auf
Elba Marmor einmal im Valdana, daneben in Calamita eindeutig als metamorphes II~t zu erkennen ist, zog besonders TREVmAN (1950) den Sehlu]3,
sgmtliche Vorkommen von Marmor ins tl':it bis Lias einzustufen. Augenf~ilIige Faziesdifferenzen und M~iehtigkeitsuntersehiede zwischen den mesozoisehen Kalken und dem Marmor der Paraserie an der Ostkiiste lassen jedo& keine eindeutigen AnalogiesehRisse zu.
Die obersten bis zu 9~50m m~ichtigen P h y 11 i t e mit lagenf6rmigen
Einsehaltungen yon Amphibolitsehiefer, Cipollin und Marmor finden sieh
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j. BODECItTEL
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Stratigraphie und Tektonik der Schuppenzone Elbas
im Valdana tmd l~ings der Ostkiiste. I n der Literatur werden sie unter
~der Bezeichnung ,,sehistes lustr6s" o d e r ,,seisti lucenti" behandelt und
als metamorpher Jura bezeichnet (TEamEa 1909, 1910, TaEVmAN, 1948,
1950, 1951). Dieser Ansieht widersprieht jedoch, dab im liegenden Tell die
kalkigen Einlagerungen liberwiegen und gegen das Hangende zuraektreten 0der ganz verschwinden, da die niehtmetamorphe Jm'aserie genau umgekehrt die eingesehalteten, unregelmN3igen Kalklinsen im ob'eren Tell der
Tonsehieferfolge aufweist.
Die Gesteine des kristallinen Soekels sind nicht dureh Fossilien belegbar. Es bleibt noeh endgiiltig zu kl~ren, ob sie nun das metamorphe ~quivalent der Serien Vom Karbon bis :in den,Jura darstellen, was nut fiir einen
Tell (Valdana) eindeutig naehzuweisen ist oder ~iltere Gesteine analog zu
Sardinien yon pr~ikarbonem bis karb0nem Alter sin& Nur die Gneise yon
Calamita sind sieher, teils dureh daS Auftreten von Porphyroiden, teils
clutch auffiillige Faziesuntersehiede, :nieht mit niehtmetainorphen Serien zu
parallelisieren, sondem repriisentief6n die ~iltesten Gesteine Elbas.
PalSo,z0ikum
Es folgt eine eindeutig ins Permokarbon:einzustufende Serie. Es sind
dies vom Liegenden zum Hangefiden Serpentinit, T0nsehiefer und Quarzite.
Die S e r p e n t i n i t e, bis Zu 200 m m~iehtig, sind im Valdana und
liings der Ostk/iste anzutreffen. Eine ZugehSrigkeit zu einer hSher meta:
morphen jurassisehen Einheit (Komplex II, TREVlSAN 1950, 1951) macht
das aussehlieBliehe Zusammenauftreten mit karbonen Tonsehiefern unmSglich. Dies zeigt sieh am besten in einer Sehuppenzone innerhalb des Permokarbon im Valdana, we der Serpentinit als Liegendes der Tonsehiefer die
Basis der einzelnen Sehuppen bfldet (Abb. 1),
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Abb. 1. Profil im Valdana 1 km nSrdlieh des Golfes von Laeona. Mehrfaehe Verschuppung des Pal~iozoikums im Valdana, wobei der Serpentinit (8) immer innerhalb der Schuppen an der Basis des Permokarbons auftritt. Gegen das Liegende
werden die Gesteine von Schuppe zu Schuppe hSher metamorph. Climmersehiefer 1, Phyllite mit Marmot 2, Serpentinit 8, permokarbone Knotenschiefer 4,
Verrucanoquarzite 5, R~itkalke (z. T. Marmor) 6, Tonschiefer 7, Tonschiefer mit
Kalklinsen 8, Serpentinit der Ophiolithserie 9. (1 em ~ 100 m.)
Die S e h i e f e r s e r i e fiber dem Serpentinit ist im Valdana und siidlida Rio Marina 50--100 m m~iehtig, erreieht aber im Gebiet der Eisenerzgruben eine Miiehtigkeit von fiber 800 m. Es sind Tonsehiefer und sandige
Tonsehiefer, die dort, wo sie metamorph iiberpr~igt wurden, als Fruehtund Knotensehiefer vorliegen. Die sandigen Einsehaltungen werden zum
2'!
Aufs~itze
Hangenden hin hiiufiger und leiten in Quarzite fiber. Neben einer oberkarbonen Fauna nach DE STEFANI (1917) im liegenden Tell der Serie, fand
sich in den oberen Partien am TolTe del Giove eine Fauna mit Stielgliedern
yon Cyatocrinus und Fusulinen. Es sind nach der Bestimmung yon Herrn
Prof. Dr. H. HAGN, Mfinchen, Exemplare der Gattung Parafusulina sp. Damit ist das untere Perm fiir die oberen Partien der frtiher ganz zum Karbon
gerechneten Schieferserie nachgewiesen.
Abgeschlossen wird das Permokarbon durch bis zu 200 m miichtige
Q u a r z i t e mit eingeschalteten Quarzitschiefern und Konglomeratlagen.
Diese Quarzite, sogenannter Verrucano, repriisentieren Oberperm und leiten, wie unter anderem Tm~VlSAN (1955) in den Monti di Verruca gezeigt
hat, in die Trias fiber.
Mesozoikum
Das exakt datierbare Mesozoikum beginnt mit den fiber den Verrucano
transgredierten ,, c a 1 c a r i c a v e r n o s i " des R ~i t. Es sind dies bis zu
1 5 0 m m~ichtige 1/Schrige Dolomite mit geringm~ichtigen Einschaltungen
schwarzer Mergelkalke. In einzelnen Schuppen im Valdana zeigen die Dolomite je nach Tiefenlage zum Granit einen allmiihlichen t3bergang zu
hochmetamorphem Kontaktmarmor. Dieser Marmot zeigt noch die 15chrige
Struktur der ,,calcari cavernosi" (S. 26).
Der fiberaus m~ichtig entwickelte J u r a beginnt mit fiber 200 m m~ichtigen, weil3en bis grauen, gebankten K a 1 k e n , die durch Vergleich mit
belegbaren Kalken benachbarter Gebiete, so auf der Insel Cerboli (FossEN
1885) dem Lias zuzuordnen sind. Sie sind aui3er in einigen Schubfetzen
n5rdlich Porto Azurro in der Umgebtmg yon Cavo im Norden Ostelbas gut
entwickelt.
Dariiber folgen bis zu 150 m m~iehtige, bramm bis rote und grfine T o n s e h i e f e r, die ,,seisti varieolori". Morphologiseh bflden sie die eingesattelte Zone zwisehen den beiden markanten, N - - S streiehenden Gebirgszfigen Ostelbas. Im Valdana zeigen sie dureh die sehon beim R~t und Permokarbon erwiihnte metamorphe {Jberprggung einen Ubergang zu Serizitphylliten. Naeh LOTTI (1886) enthalten die ,,seisti varieolori" im Bereieb
des Monte Serra Posidonomia B ~ o ~ I , was oberliassisehes Alter beweist.
Die tonige Fazies sehlieBt ab mit nicht fiberall entwiekelten, tektoniseh oft stark reduzierten, bis zu maximal 100 m m~iehtigen T o n s e h i e f e r n mit linsenfSrmi'gen Einsehaltungen d u n k e 1 g r a u e r, s t e r i 1 e r
K a 1 k e, sogenannter ,,argille seagliose con ealeari del tipo Palombino".
Diese Serie dfirfte zusammen mit den oberen Partien der reinen Tonsdaiefer den Dogger repriisentieren. Zwisehen die Tonsehiefer und die Ophiolithe
sehalten sieh zwisehen Rio Elba und Porto Azurro geringm~iehtige Sandsteine. Der Begriff ,,argille seagliose con ealeari del tipo Palombino" ist
irreftihrend, da im Apennin ffir die Palombinokalke Kreidealter naehgewiesen wurde (REUTTEI~ 1961). Es wfirde zu welt ffihren, in den Sehubspiinen
dieser Sehieferserie das ~,quivalent tier liguriseh-toskanisehen Argille seagliose zu suchen.
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j. BODECHTEL --
Stratigraphie und Tektonik der Schuppenzone Elbas
Das nachTREvlSAN (1950)nichtrnetamorpheJi, quivalent der ,,scisti lucenti"
in dieser Serie zu sehen, erscheint bei dem Vergleich der unregelmN3ig auskeilenden, mit den Tonschiefern verzahnten Kalldinsen mit den horizontbest~indigen Marmorlagen der Paraserie ausgeschlossen. Daneben m!igte
auch der Sandstein in der an sandigen Lagen freien metamorphen Serie sein
)~quivalent haben (S. 27).
Zwischen diese Tonschieferserie und hangende Hornsteine und Radiolarite schaltet sich eine mSchtige Zone von O p h i o 1 i t h e n. Es sind Serpentinite und Diabase, besser gesagt Spilite, zwischen die selten, viel
seltener als aus der Karte yon LOTTI (1884) hervorgeht, linsenfSrmig Gabbro
eingeschaltet ist. Die M~ichtigkeit clef Ophiolithserie schwankt von 50 his
70 m i m Norden Ostelbas bis fiber 800 m u m die Cima del Monte und am
Monte Orello. Die m~ichtigen Diabasspilitdecken zeigen in den obersten
Lagen typische Pillowstruktur. Dies weist auf submarine Extrusion der
Diabasdecken lain, unter denen dann Ultrabasite mit ihrer weniger basischen Dadafazies, Gabbro, steckengeblieben sind. Ultrabasite und Gabbro
mfissen zeitlich nach der Extrusion der Spilitdecken intrudiert sein, da in
Kltiften irn Diabas am Monte Orello Gabbro eingedrungen ist.
Auf der Ophiolithserie liegen, bis zu der erstaunlichen Machtigkeit yon
800 m anschwellend, H o r n s t e i n e und tt a d i o 1 a r i t e m i t maximaler
Entwicklung in Ostelba am Volterraio, DaB ihre Entstehung innig mit der
Intrusion der Ophiolithe verknfipft ist, zeigt die Abhiingigkeit der Machtigkeit der Kieselgesteine v o n d e r M~chtigkeit der Ophiolithe. Der Hornsteinkomplex ist sicher analog zu ahnlichen Serien des mediterranen Raurues dem oberen Jura zuzuordnen.
Der Hornstein leitet mit einer typischen Wechsellagerung von 8 0 m
mS.ehtigen dunklen Kalken, Peliten mit Kalkeinsehaltungen und Mergeln,
die f~ilschlich als eozS.ne ,,Scaglia" (TREwSAN 1950) angesprochen wurden,
in die Kalke der Grenze Jura-Kreide fiber. Diese Serie, die mit ihrer markanten Weehsellagerung immer wieder Anhaltspunkte ffir normale oder fiberkippte Lagerung in den meist intensiv versehuppten Gesteinen hot, warde
yon mir als Z w i s e h e n s e r i e bezeiehnet.
Die gesamte Oberjuraserie sehliel3t ab mit K a l k e n der Grenze JuraKreide. Die Kalke zeigen zum Hangenden mit zunehmender H~iufigkeit
eingesehaltete Merge!. Diese Serie, wie aueh die Zwisehenserie, sind dureh
in den Kalken h~iufige Titirmiden eindeutig ins Tithon his Vallendis einzustufen.
CalpioneUa alpina LORENZ,Calpionella eliptica CADISGH,
Calpionella undelloides COLOM.
Globigerinen in den obersten Lagen der Kalke zeigen, dab die Serie bis
in die mittlere Kreide reicht (COLLET-PEREJAS1984).
Als niichstjfingeres Glied in der Schidatfolge folgen Kalke, Mergel und
Sandsteine der F 1y s c h s e r i e (Macigno), die auch in der benachbarten
Toskana weir verbreitet sind. Den Calpionellenkalken lagern sie hie in nor29
Aufs~tze
malem stratigraphischem Kontakt auf. Die Flyschserie ist auf Elba yon unz~ihligen Porphyrg~ingen und -stSeken durchsehlagen. Bestimmte dunkle
Kalke enthalten nach Prof. Dr. H. HACN, Mfinehen, eine Globigerinen- und
G/imbeliner~auna mit
Globotruncana marginata t/Etrss, oder Globotruncana lapparenti
bulloides VOGLER.
Die Globotruncanen beweisen eindeutig Oberkreide-Alter f/Jr die Flyschserie, entgegen der bisherigen Auffassung, die Serie ins Eoziin his Mioz~in
einzustufen.
Tertiiir
Terti~ir sind Reste eoz~iner N u m m u 1 i t e n k a 1 k e, die nur als Linsen
an der Basis der Flysdlserie 1/ings einer ~]berschiebung am Colle tleciso
in Mittelelba eingeschuppt sind (S. 32). Diese Nummulitenkalke gaben den
AnlaB, der Flyschserie bis heute posteoz/ines Alter zuzusdareiben (TREvISAN
1950, BELLINC~Om 1958 U.a.).
Terti/ir, und zwar Obermiozan bis Plioz.an, sind auch noch K o n g 1 o m e r a t b / i n k e , die die Corbella-Klippe s/idlich Elbas aufbauen. Diese
Konglomerate stellen das ldistennahe Xquivalent zn den obermioz/inen bis
plioz~inen Flachseekalken mit reicher Molluskenfauna (SIMor~F.I~LI1889) der
Insel Pianosa dar.
Posteoz~in sind dann in die aufgef/ihrte Schichffolge G r a n i t e und
P o r p h y r e eingedrungen. Posteoziin, well am WestabfalI des Monte
Capane eoziine Kalke geffittet sin& Die Intrusion muJ3 aber auch vor
dem Obermioziin-Plioz~in erfolgt sein, well die obermioziinen-plioz~inen
Konglomerate der Corbella GranitgerSlle enthalten.
Wir kSnnen z w e i granitische I n t r u s i v s t 5 c k e unterscheiden:
1. Der Capanne-Granit im Westen. 2. Der ostelbaner Granit, der unter
die Gneiskuppel yon Calamita intrudiert ist. Er ist nachzuweisen durch
Aufschl/isse im Va!le di Mola bei Porto Azurro und in Ortano, wo er an
seiner abtauchenden Ostflanke in 179 m unter NN erbohrt wurde (TREvISAN 1951): Der ostelbaner Granit ist also ~ihnlich dem Capanne-Granit
domfSrmig intrudiert, wobei auch hier Gesteine in der N/ihe der Granitoberfl/iche kontaktmetamorph verandert sind, so die pal~iozoisch-mesozoischen Serien im Valdana und bei Porto Azurro (Abb. 4).
Die Intrusion der Quarz-, Granit- und Felsitporphyre diirfte wohl, wenn
auch im selben Zyklus, kurz vor der des Granites erfolgt sein. Sie wurden,
im Gegensatz zum Granit, yon der Tektonik miterfagt und sdlwimmen mit
dem Flysch wurzellos auf ~ilteren Gesteinsserien.
Vergleichende stratigraphische (Jbersicht
Diese Einteilung weicht in mehreren Punkten entschieden von der bisher allgemeingtiltigen Auffassung ab. Einmal gelang diese neue Eh~smfung dureh genau datierbare Fossilien in der sehr sterilen Serie und zum
anderen dureh fazielle Vergleiche der Gesteine unter Zuhilfenahme tektoniseher Beobachtungen.
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j. BODECtYrEL
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Stratigraphie und Tektonik der Schuppenzone Elbas
Auf der beiliegenden Tabelle ist die alte klassisdae Auffassung yon LOTTI
(1886), daneben die heute weitgehend anerkannte Vorstellung von TREVISAN
(1950) und meine Schichtkolumne nebeneinander gestellt.
LOTTI (1886) sah eine durchlaufende Folge, jedoch ist seine Einstufung
der Serien heute weitgehend iiberholt. TnEVlSAN (1948, 1950, 1951) sieht
eine Schichtserie, die beim Aufdringen des Capanne-Granites an seinen
Flanken durch Schweregleitungen abgeglitten ist, wobei sich einzelne Schuppen ineinandergeschoben haben. Diese sind zum Tell durch Metamorphosesprfinge getrennte Komplexe derselben Schichffolge, wobei der Grad der
Metamorphose yon Schuppe zu Schuppe, je tiefer, also je n~iher dem Granit,
h6her wird. Diese von TI~EVlSAN(1950) aufgestellte Stratigraphie l~iBt sich
in mehreren Punkten widerlegen. So konnten die Serien yore Jura bis ins
Terti~ir vSllig verschieden und neu eingestuft werden.
Die versdfiedenfarbigen Tonschiefer gehSren sicherlich noch zum Tell in
den Lias. Die eingesehalteten Sandsteine wurden bisher iibersehen.
Zwischen den Hornsteinen und Kalken wurde eine Zwischenserie ausgeschieden, deren Mergel TaEVlSAN (1950) ffir eoz~in ,,Scaglia" hielt.
Die Kalke und Mergel sind Sedimente der Grenze Jura-Kreide und nicht
eine Folge der gesamten Kreide.
Das Vorkommen yon Globotxuncanen berechtigt eine Einstufung des
Flysches in die obere Kreide. Die eoziine Nummulitenbreccie ist in i)berschiebungsbahnen eingeschuppt und nicht an der Basis des nach TI~EVISAN
(1950) oligoz~nen Flysd~es zu stellen.
Umstritten bleibt nur die Einstufung des kristallinen Sockels.
Sicher ist der Komplex II (TREvISAN 1950, 1951), der das schon erw~ihnte Aquivalent der Serien yon den Quarziten des Perm bis in die oberjurassischen Serpentinite sein soll, in der beschriebenen einfachen und eindeutigen Abgrenzung nicht vertretbar.
Der Serpentinit ist immer in stratigraphischem Kontakt mit den karbonen Schiefern anzutreffen. Er ist also ~ilter als die Karbonschiefer und
nicht dem ]urassischen Serpenfinit gleichzusetzen (Abb. 1).
Auff~illige Faziesunterschiede lassen auch kaum einen Vergleich der
,,seisti lucenti" mit jurassischen Schiefern zu (S. 27 u. 9,9).
Marmor und Gneise sind nur im Valdana eindeutig als metamorphes
Aquivalent des unteren Jura, R~it und Perm zu erkennen. An der Ostkfiste
bei Ortano folgt die metamorphe Serie ungestSrt unter dem karbonen
Serpentinit, in M~chtigkeit und Fazies v o n d e r Folge im Valdana und den
nichtrnetamorphen Gesteinen sehr verschieden. Solange hier kein stichhaltiger Beweis ffir die Hypothese TREVISANSerbraeht ist, muB man der
klassischen Auffassung eines pr~ikarbonen-karbonen, kristallinen Sockels
(BENEO 1948, DEBENEDETTI1952) beipflichten.
Tektonik
Die Insel zeigt keine einheitliche Tektonik. Im Westen wurde das strukturelle Bild durch das Aufdringen des Monte Capanne-Batholithen ge:
pr/igt. Die Schidaten sind am Kontakt zum Granit steil aufgerichtet. Ihr
Streichen und Fallen lagert sich der Granitoberfl~iche an.
31
Aus
in dem vorwiegend porphyrisehen Mittelteil der Insel zeiehnet sieh in
den ostvergenten Falten der FIysehsedimente der Bau Ostelbas ab. Die
tektonisehe Grenze Mittelelba--Ostelba, die niche der morphologisehen entsprieht, ist eine Aufschuppung. Der Porphyr mit Flysch ist lgngs einer Linie fiber den Colle Reeiso (Colle Reciso-Aufsehiebung) den Serien Ostelbas aufgesehoben.
Osflieh des Colle Reeiso zeigt die iibrige Insel, ausgenommen die stidlid1 vorgelagerte Gneiskuppel yon Calamita, einen einheitlichen, aber intensiven ostvergenten Schuppen- und Faltenbau.
Unter den Porphyren Mittetelbas folgen in Ostelba mehrere, versehieden m/iehtige, generell westfa]lende tektonische Einheiten, die immer gegen Osten auf ihr jeweilig Liegendes aufgesehoben sind. Diese Sehuppung
erkl'~rt die oft mehrmalige Wiederholung derselben Sehiehtglieder. Im S/iden sind diese tektonisehen Einheiten dem Gneis yon Calamita unter Bildung eines Mylonits fibersehoben.
Die 6 tektonisehen
Einheiten
Ostelbas
Es wurden 6 tektonische Einheiten ausgesehieden (Abb. 9.). Sie sind dutch
Aufsehiebungsft~ichen deutlieh begrenzt, an denen teflweise Verschuppungen
auftreten. Die kleineren Schuppenzonen als eigene Einheiten auszugliedern, w/irde zu einer nieht mehr zu/ibersehenden Vielzahl yon Einheiten
ffihren. So wurden diese Schuppenzonen mit einer Ausnahme (5) zu der
iewefls hangenden Einheit gestellt.
Die tektonisehe E i n h e i t 1 sind die Gneise yon Calamita und Porto
Azurro. Die Gneise heben sieh gegen Siiden heraus und bilden eine domartige Aufw/ilbung, bedingt durch die Intrusion des ostelbaner Granites
unter die Gneise. Sie sind die autoehthone Unterlage Ostelbas. Alle hangenden Serien sind der nach N abtauchenden Gneisoberit~iche unter Bildung eines 20 m m~iehtigen Mylonites iibersd~oben. Gegen diesen Mylonit
keilen die einzelnen Sehiehtglieder von West naeh Ost fortsd~reitend aus.
Die Gneise, im GroBen kaum verfaltet, zeigen im Streiehen der zu messenden Geffigeachsen kein einheifliehes Bild (WuNDEnLmH 1968). Es steht
in krassem Gegensatz zu dem N--S- bis NNW--SSE-Streiehen der Aehsen
des fibrigen Ostelbas (Abb. 5).
E i n h e i t 9. sind die jurassischen his karbonen Serien im Mittelteil der
Insel. Im Westen sind noch stark beanspruchte und reduzierte isoklinal
verfaltete Sehiehten der Malmkalk-Radiolaritserie vorhanden, anf die die
Flysehsedimente und Porphyre Mittelelbas geschoben wurden. Am Kontake findet sieh eine miiehtige, tektonisch zerr/ittete Zone (CoUe Reeiso-Aufsehiebung). Im Osten streichen am Full des Monte Orello-Kammes irn Liegenden der Ophiolithe mesozoiseh-pal~iozoische Sedimente aus. Sie sind
stark verschuppt und gegen Osten l~ings der Monte Fabrello-Linie anf Gneis
(1) und auf den Flyseh (8) aufgesehoben (Abb, 1), Im ganzen Bereieh trite
die Faltentektonik zugunsten der Sehuppentektonik zuriiek. Die Sehichten
streiehen meist 10 ~ N mad fallen mit 20 ~ 40 ~ W ein.
Die intensive Sehuppentektonik an der Stirn der Einheit 2 wurde bisher
yon keinem der friiheren Bearbeiter beschrieben oder beobaehtet. Nur so
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GeologJsche
Geologische P~undschau, B and 55
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Band 53
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J. BODECHTEL
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Stratigraphie und Tektonik der Schuppenzone Elbas
kann man verstehen, dab BENEO (1948) ZU der Auffassung kam, die paliiozoischen Sedimente im Valdana seien im Gegensatz zu denen 1/ings der
Ostkfiste autoehthon und TREVmAN (1950) hier eine einheitliche tektonische
Einheit (Komplex II) zu erkennen glaubt.
Abb. 2. Die tektonischen
Einheiten Ostelbas. Die
autoehthonen Gneise 1, die
mesozoiseh-paliiozoisehen
Serien Mittelelbas zwischen
dem Colle Reeiso und
dem Valdana 2, die Flysehschollen im Valdana und
von Capoliveri 8, der KalkHomstein-Ophiolitt~mplex 4, die Schuppenzone
5, die ,,parautoahthonen"
paliiozoiseh-mesozoisehen
Serien liings der Ostkiiste
6, Kreuzsignatur.
Der
Flyseh Mittelelbas.
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Nod, 63
Unter dor Monte Fabrello-Aufsehiebung folgt eine isolierte Flyschseholle
(E i n h e i t 8). Gegen Osten ist sie auf die Gesteine der Malmkalk-Hornstein-Ophiolithzone aufges&oben, im Sfiden tells unter Bildung einer tektonisehen Breceie auf die Gneise und Glimmersehiefer der Mola.
Die Bewegungsbetr/ige der einzelnen Schollen beim Ineinandersehub
der Gesteinsserien Ostelbas mfissen reeht beachtlieh gewesen sein, denn die
Flysehscholle sdlwimmt vSllig isoliert auf ihrer Unterlage. Die intrudierten Porphyre und Felsitporphyre sind wnrzellos auf diese Seholle besehrankt
und weder im Gneis noeh in den iibrigen angrenzenden Serien lassen sich
Porphyrintrusionen beobaehten.
Die Verformung der Flysehsedimente dureh die Intrusion der Porphyre
ist auff/illig goring. Sie sind am Kontakt nnr wenig verstellt oder aufgebo8 Geologische Rundschau, Bd. 58
33
Aufsgtze
gen. Der zentrale Tell der Seholle zeigt keine Porphyrintrusionen. tfier
sind die Flysehsedimente intensiv veffaltet. Die Falten haben einen flaehen
Westtiiigel und einen seigeren oder iiberkippten Ostttiigel. Sie zeigen eine
ausgepr~igte Ostvergenz (Profil-Tafel). Die Faltenachsen tauehen flaeh naeh
N ein. Das Streiehen der Sd~ichten sehwenkt gegen Stiden yon einer NNERichtung in eine NW-Richtung. So ist das Achsenstreiehen noeh eimnal in
sieh verformt, was auf eine Sehleppung der Flysehsedimente bei der Bewegung l~ings der stidlieh herausgehobenen starren autoehthonen Gneise
zuriiekzufiihren ist.
An der tektonisehen E i n h e i t 4 sind aussehlieBtieh oberjurassisehe Gesteine beteiligt: Im Liegenden die Ophiolithe, dariiber die Hornsteine und
Radiolarite, die Zwisehenserie und die Kalk-Mergelserie. Gegen Siiden
iiberlagern die Gesteine der Einheit 4, die Gneise yon Porto Azm'ro, unter Bildung des auf S. 82 erw~ihnten Mylonites. Im Osten sind sin l~ings der
markanten ,,Cala del Inferno-Aufsehiebung" mit den Serpentinen als Gleitmittel auf die Sehuppenzone der Einheit .5 aufgesehoben.
Dieser tektonisehe Komplex hat einen normalen Faltenbau mit geringer
Sehuppentendenz, wobei das gesamte Sehiehtpaket generell naeh Westen
einf~illt. Sowohl tladiolarite als aueh Kalke sind in enge Falten gelegt, und
es kam an der Grenze, also im Bereieh der Zwisehenserie, zu bemerkenswerten schiehtparallelen Bewegungen. Infolge des vers&iedenen med~anisehen Verhaltens der plastischen tladiolarite und starren, massigen Kalke
tritt disharmonische Faltung auf, wodurda die Zwisehenserie nur an wenigen Stellen ungestiSrt geblieben ist.
Generell herrscht ein teils enger, tells weir gespannter Faltenbau mit
Ostvergenz vor: die einzelnen Siittel haben im allgemeinen einen flaehen
West- und einen steilen Ostttiigel. Im Siiden, im Bereieh des Monte
Castello (Protil-Tafel), nimmt die Faltungsintensit~it zu; die Falten sind
dann starker gegen Osten iiberkippt.
Der ganze Bereieh weist eine Nord--Siid streiehende Hauptaehsenlage
auf, die mit 10~
~ flaeh NNW ehff~illt. Nur im zentralen Tefl (Cima
del Monte) fallen die Aehsen auf kurze Strecken stidlieh ein. Bedingt dureh
diese Aehselzkulmination bilden hier die sonst tiefer liegenden Diabasspilite
den Hanptkamm der Osthalbinsel (Abb. 5).
Die S e h u p p e n z o n e ,
Einheit
5, l~il3t sieh in. drei Sehuppen materteilen. Sie wurden vom Hangenden zum Liegenden mit A, B, C bezeiehnet. Diese Sehubpakete sind nieht einheitlieh, sondern wieder in sieh
versehuppt und zersehert. Die groBe, wenig gesttirte Einheit 4 hat bei
ihrem /3stlieh gerid~teten Sehub an ihrer Stim die Sedimentserien stark
ineinanderges&oben. Die meist abgeseherten, iiberkippten oder liegenden
Falten sind oft nut no& mit Miihe als solehe zu erkennen oder ltisen sich
ganz in einzelne, westfallende Sehollen auf (Abb. 8). Vorwiegend sind an
dieser Schuppenzone Gesteine der Malmkalk-tladiolarit-Ophiolithzone beteiligt. Die Basis der einzelnen Sehubfetzen, also das Gleitmittel der Bewegungsbahnen, ist immer der plastisehe, sehmierige Sel,pentin.
W~ihrend im Siiden, wo die Sehuppenzone selten tiber 150 m m~iehtig
wird, kamn Faltentektonik auftritt und die in ihrer Horizontalerstreekung
34
J. BODECItTI~L --
Stratigraphie und Tektonik der Schuppenzone EIbas
oft auskeilenden Schubfetzen mit 30~
fallen, haben wir im Norden,
wo die einzelnen Schuppen bedeutend miichtiger werden, eine intensive
Faltentektonik. Jedoch ist die Beanspruchung und besonders in den Sattelscheiteln die Abscherung weitaus starker als in der hangenden Einheit 4.
Die Falten sind mit deutlieher Ostvergenz oft annfihernct isoklinal naeh
Osten/iberkippt.
Die Gesteine der Schuppenzone sind im Liegenden aus die Tonschiefer
des Dogger aufgeschoben. Da aber auch Schollen dieser Schiefer noah mitverschuppt sind, ist keine so markante Basisfiberschiebung entwiekelt, wie
die Monte Fabrello- oder die Cala del Inferno-Linie.
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Abb. 8. Profil bei S. Pietro nSrdlich Rio Elba.
Die Fahenachsen fallen mit 10 20 ~ NNW ein. Das Streiehen der Faltenachsen sehwenkt aber im Monte Serra-Berei& in eine NNE-tlichtung
ab. Diese Verfonnung, die sich in den Schuppen B und C finder, ist siaher
durch die, liegend der Sehuppenzone am Torte del Giove m~iehtig entwiekelten, sieh dem West-Ostsahub widersetzenden Permquarzite bedingt.
E i n h e i t 6 sehliel31ieh sind die weniger gestSrten altmesozoisehen his
vorkarbonen Gesteine l~ngs der Ostkfiste.
Im n6rdliehen Tell ist eine tektonisehe tleduzierung der bei Cavo milchfig en~,viekelten unterjurassischen Gesteine gegen die Verrueano-Quarzite
des Torre del Giovo zu beobaehten. Das Pal~ozoikum, das im Berei~h von
Rio Marina isoklinal verfahet ist, ist ebenfalls im Norden weitaus m~htiger als im Sfiden. Gegen den Kanal von Piombino sind die Serien naeh
GmLm~ON (1959) mit 80 ~ E fallenden Staffelbriiehen abgesetzt.
Im Siiden ist der Bau verhiiltnism~il3ig einfaeh und ruhig (Profil-Tafel).
Das Einfallen ist generell 30 ~0~ W NrW. Die geringe Beanspruehung
liil3t es wahrscheinlida erseheinen, dal3 der West-Ostsehub bier weit weniger
stark war als in den versdmppten mad verfalteten westliehen Serien. Es ist
wahrseheinlieh, dab in dieser ;,parautochthonen" Serie der intensive WestOsts&ub abklingt. Nur die Karbonsehiefer und ,seisti lucenti" sind spezialgefaltet. Aueh bei Terra Nera, n6rdlieh von Port0 Azurro, wo die Oberschiebung fiber das Autoehthon auffledert (Abb: 4), l~il3t sieh intensive Verschuppung und Abspermng beobaehten.
35
Aufs.atze
Tektonisehe
Zusammmenfassung
und Diskussion
der versehiedenen
Deutungen
Zusammenfassend zeigt Elba einen eindeutigen Sehuppenbau. Die Sedimentserien einer normalen stratigraphisehen Folge wurden zu Sehuppen
zersehert und auf ihrer flaeh naeh Norden abfallenden, autochthonen Unterlage in /Sstlicher tliehtung bewegt. Die Sehollen fallen generell westlid~
ein, sind ostvergent verfaltet und an ihren Stirnen versdmppt. Gegen das
sich im Sfiden heraushebende Autoehthon keilen sie unter Bildung
eines Mylonites altm~ihlieh aus. Sie sind aueh quer zum S leieht gekippt,
was die der Gneisoberfl~iehe folgenden flaeh nordtauchenden Strukturaehsen
zeigen. Gegen Osten sind die Sdmppen den ,,parautoehthonen", niehtmetamorphen und metamorphen Serien des Paliiozoikums aufgesehoben.
In diesen Schiehten klingt die intensiv west-ostgeriehtete Schuppenbewegung ab.
Innerhalb der einzelnen Sehuppen zeigt sieh von West naeh Ost fortsdlreitend eine deutliehe Intensivierung der Faltung und Abseherung. Als
bestes Beispiel m6ge die Einheit 4 dienen, wo im Westen der Seholle ein
weitgespannter, ostvergenter Faltenbau vorherrseht. Gegen Osten gehen
die Falten von nur ostvergenten fiber iiberkippte zu reinen Isoklinalfalten
fiber. Ist das Maximum der Einengung an der Stirn einer Sehuppe erreieht, so werden die Biegefalten abgesehert zu wesffallenden Sehuppen in
Sehuppenzonen (im Beispiel ffir die Einheit 4 die Einheit 5), die auf engem
Raum eine vielfaehe Wiederholung derselben Serien zeigen (Abb. 8).
Syntektoniseh
sind die G r a n i t e des Monte Capanne und Ostelbas intrudiert, was die deutli&e Beeinflussung der Sdmppentektonik
zeigt. Eine pr~itektonisehe Intrusion des Granites maeht die starke Kontaktmetamorphose granitnaher Schuppeneinheiten mam6glieh (Abb. 4).
Posttektonisehes Aufdringen ist, da nirgends Bewegungsbahnen durchsdflagen werden, nicht anzunehmen.
Das gleiehzeitige syntektonische Aufdringen dieser Granite nml3te sieh
auf die Tektonik der Serien versehieden auswirken. W'ahrend der C ap a n n e g r a n i t die Ostbewegung der Sehollen v e r s t 'a r k t e, wirkten
die durch das Aufdringen des o s t e 1b a n e r G r a n i t e s aufgew~51bten
und konsolidierten Gneise von Calamita als G e g e n s t a u und f/ihrten
so zu einem intensiven Ineinandersehieben der Serien. Darauf weist besonders die einer Bugwelle ~ilmliehe Verschuppung auf der Westseite des ostelbaner Granitstoekes hin (Abb. 4). An der Ostflanke des Autoehthons kam
es dann zu einer Entlastung, die in Staffelbdiehen zu Abgleitungen gegen
den Kanal yon Piombino ffihrte.
Die F a 1t e n a e h s e n streiehen vorwiegend N N W - - S S E , bis auf
N--S-tlichtung pendelnd, und tauehen, dem Abtauehen des Autoehthons
folgend, mit 10--15 ~ naeh Norden ein. Ein Abweichen auf eine NE--SWbis auf eine seltene E W'-Ridltung ist im Sfiden dureh Sehleppung der
Serien l~ings des Autoehthons, im iibrigen Ostelba durch ,,UmflieBen" starrer, sieh der ost-westgerichteten Faltung widersetzender Gesteine, wie die
Verrueano-Quarzite des Torre del Giove (S. 85), zu erkliiren. Die vtillig
116
J. BODECHTEL
--
Stratigraphie und Tektonik der S&uppenzone Elbas
\
"./~"
/./
/I
Abb. 4. Tektonisehe Karte von Elba. Durchgezogen und gestri&elte Linien =
Aufschiebungen, K~istchensignatur = Capannegranit, sehr~ig sehrafflert = ostelbanet Granit, horizontal sehraftlert = kontaktmetamo~h fiberpr~igte S&uppen.
\
o\"1
1 km
Abb. 5. Achsenkarte yon Elba. Eingetragen sind noeh die Begrenzungen der tektonisdaen Einheiten und der Capannegranit in K~istchensignatur. Das Achsenfallen ist durehs~nittli& 10--15 ~ N. [Die Aehsen im Flyseh Mittelelbas sind z. T.
na& WUNDE~CH (1962) eingetragen].
3T
Aufs~itze
on. ~ Oph.
Gorgona
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Capraia
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Pianosa
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Formica
OfbeteIio
Gigli
7"..;Montecristo
~
10km
GlannuIri
~
rrias
Abb. 6. Tektonisehe Karte des toskanisehen A_rdaipels und angrenzenden Festlandes. Es sind eingezeichnet die beobachteten und vermuteten Aufschiebungsbahnen und das Hauptaehsenstreichen (als Doppelstriche), auf dem die einzelnen
Inseln aufgerefl~t liegen. K~stchensignatur und s&rafflert = Eruptiva. Cn =
Gneis, Oph = Ophiolith, F1 = Flysd}, Mi-P1 = Mioz'~n-Plioz~n
abweiehenden Achsenrichtungen im Autodathon zeigen, dab hier sicher
sehon alte iiberpfiigte Verfaltungspl~ine vorliegen.
In der Sdluppenzone Elbas ist es nidlt mSglieh (auch ~tlCHTEtt 1962), verschiedene Deekeneinheiten der Toskaniden und Liguriden, wie WIIKE~SLOOTH (1984) und abgewandelt auch TERMIEB. (1910) und COLLET (1988) es
taten, festzustellen. Oft sind in einer Schuppe, so in Einheit 2 und Einheit 5, toskanische und ligurische Deckeneinheiten zusammen anzutreffen.
Die verschiedenen Komplexe TaEVlS~NS (1950, 1951), die schon stratigraphisch nicht haltbar waren (Tab. 1), decken sich vor allem im Verlauf
38
J. BODECHTEL
-
-
Stratigraphie und Tektonik der Sdmppenzone Elbas
ihrer Abgrenzungen nut selten mit den Aufsehiebungsbahnen der einzelnon Schuppen, abgesehen yon den beiden Flyschschollen. Besonders die
Grenze zwisehen Komplex lI und Komplex III ist nirgends nachzuweisen.
So sind irn Valdana Gesteine seines Komplexes II nicht durch Bewegungsbahnen vom Permokarbon (Komplex III) getrennt, sondern in die Permo,
karbonschuppen mit einbezogen (Abb. 1). An die Basis seines Komplexes IV,
der meine Einheiten 4 und 5 umfal3t, sind nieht die Tonsehiefer des Dogger
zu legen, da diese moist die Gleitunterlage der fiberschobenen Serien bilden
und so der n~ichst fies
Einheit angehSren.
Der Deutung yon WT:NDEnLICH(1963) der den Bau Elbas dutch mehrere
Sdaollen liegender Groi3falten erkl~irt, bei denen nut der fiberkippte Flfigel aufgesehlossen ist, ist nieht beizupflidaten. Es ist nirgends eine N--SAchsenlage der Grol3falten yon einer NW---SE-Aehsenlage der sp~iteren
t~berfaltung des ,,anstehenden" iiberkippten Fliigels zu trennen. Die
Hauptaehsenlage ist nach statistisdaer Auswertmag gemessener und konstruktiv ermittelter Achsen NN\V SSE mit einem Pendeln auf eine N--SRid~tung. Eine reine NW--SE-Richtung tritt sehr selten und nut untergeordnet auf. Aueh mul3 zur Erh~irtung dieser Theorie der liegende, nicht
fiberkippte Fliigel irgendwo aufgesehlossen sein. Der Nadlweis ist aber
nirgends zu erbringen, auda nicht an den beiden angef/ihrten Lokalit~iten.
In Bagnaia sind die mit 25~ E eintaudlenden Kalkb[inke, wenn man sie weiter
nad~ Osten gegen den Volterraio verfolgt, erst in horizontaler und dann in westfallender Lagerung zu beobachten und iiberlagern dann den Radiolarit, taudaen
also nieht unter der Talsohle unter. Am Capo Pini sieht man nicht den tektonisda
mhigen, liegenden Fliigel der Grol3mulde, sondern die mit Serpentinen intensiv
vorsdmppten Tonschiefer an der Basis der m~ichtigen Ophiolithe des Monte
Orel~o.
Tektonisehe Zusammenh~inge mit dem iibrigen toskanisehen Arehipel
und dem Festland
Der tektonische Baustil der Insel Elba ffigt sich in die GroBtektonik
der angrenzenden Toskana. Derselbe Beanspruchungsplan und dieselben
Hauptachsenlagen lassen sich ouch sonst fiberall beobachten (Abb.6).
Die Insel Palmaiola (Permokarbon) und Cerboli (Lias) im Kanal yon
Piombino und das Flyschgebirge yon Piombino zeigen denselben Verfaltungsplan wie Elba. Sie sind sicher als Zeugen weiterer Schuppen und
Scahuppenzonen aufzufassen, wie sie auf Elba vorliegen. So ist man bere~tigt, mehrere NNW--SSE streichende AufschiebLmgen l~ings durch
den Kanal yon Piombino zu legen.
Auch sind die syntektonischen Eruptiva des gesamter~ toskanischen
Archipels in den Bau des ganzen Gebietes einzuffigen. Verbindet man die
einzelnen Inseln, die meist aus Intrusiv- oder Effusivgesteinen aufgebaut
sind, miteinander, so reihen sie sich in der Hauptachsenlage des Verfaltungsplanes, der NNW--SSE-Richtung, auf. Diese Richtung l~il3t sich zum
Toil auch im submarinen Relief verfolgen, so longs der Linie Formica di
Monte Cristo--Pianosa--Capraia.
39
Aufs~itze
D i e Inseln Pianosa u n d Corbella, sfidlieh E l b a (beide Mioz~in-Plioz'an)
sind, da j/inger, v o n d e r F a l t e n t e k t o n i k dieses R a u m e s nieht m e h r erfal3t,
sondern leicht verstellte, flaehe Sehiehttafeln. D i e s e sehwache N e i g u n g der
Sehiehttafeln w e i s t auf sp~itere, postpliozgne V e r s t e l l u n g e n in der T o s k a n a
hin.
Literatur
BEHRMANN, R.B.: Die geotektonisdae Entwieklung des Apenninsystems. - - Gcotekt. Forschungen, H. 12, Sehweizerbart'sehe Verlagsbuehhandlung, Stuttgm-t
1958.
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BENEO, E.: Guida sehematica alla geologia dell'Isola d'Elba. - - Atti Soe. Cougr.
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LES FAClI:S )l COMPOSANTE
DCTRITIQUE DANS LE CR#TAC[:: AUTOCHTONE
DES ALPES-MARITIMES ITALIENNES
Par lPtOBERTO MALABODA, Tor&o *)
Avec 5 figmws et 6 2/~n&es
Zusammenfassung
In den autodlthonen sediment~iren Einheiten der Meeralpen wurde eine
typisehe Formation entdeekt, die bis jetzt von friiheren Verfassem verna&lassigt wurde. Es handelt sieh meistens um mehr oder weniger sandige Katke,
die GerSlle von Quarzporphyren und yon migmatisehen und sediment/iren Gesteinen enthalten. Das fiihrt dazu, das bisherige pal~iogeographisehe Bild dur&
das Auftauehen des Kerns vom Argentera-Massiv in der Oberen Kreide abzu~ndern.
Abstract
In the autod~tonous sedimentary beds of Alpi Marittime a typieal formation
is found; it is very peculiar and extends over a wide area, but until now it was
unknown. The most common lithotypes represented in it are limestones with
variable amounts of arenaeeous material and containing pebbles of rhyolites and
of migmatitie and sedimentary rocks. From these rock types a new paleogeographic scheme is strongly suggested, one in which there was the emersion of
the central Argentera Massif during the late Cretaceous time.
R6sum6
Dans l'Autod~tone s6dimentaire des Alpes-Maritimes a 6t6 d6eouverte une formation typique, qui a 6ehapp6 aux attteurs pr6e6dents, quoique 6tant bien
earaet6ristique et suffisamment r6pandue. Il s'agit normalement de ealeaires,
plus ou moins gr6seux, qui contiennent des galets de rhyolites, de roehes migmatiques et d e ro&es s6dimentaires. Cela conduit ~ modifier le sd16ma pal6og6ographique traditionnel en reeonnaissant une 6mersion du noyau du Massif
de l'Argentera dans le Cr6tae6 sup6rieur.
Riassunto
Nell'Autoctono sedimentario delle Alpi Marittime 6 stata individuata una ~ormazione tipiea, sfuggita agli autori precedenti benehb molto caratteristiea ed
*) Adresse de Fauteur: Prof. Dr. R. MALAaODA, Istituto di Geologia dell'Universitfi, Palazzo Carignano, T o r i n o (Italia).
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