Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 2" 83 2etv151 1.5 1.5.1 Messung elektrischer Größen Messwerke Physikalische Größe ist das messbare Merkmal eines Objekts. Im Rahmen des technischen Umgangs mit den elektrischen Größen, müssen Strom, Spannung, Widerstand, Leistung messtechnisch erfasst werden. Methoden: Ausschlagmethode, analog (Zeigerausschlag) oder digitale Anzeige längs einer vorgegebenen Skala Kompensationsmethode; Bewertung der Größe im Ergebnis eines Nullabgleichs Zeigerinstrumente: Anzeige veränderlicher Messgrößen und ihres tendenziellen Verlaufs dW Für den Zeigerausschlag ist Kraft F = notwendig. ds a) Wirkprinzipien Wirkprinzipien unterscheiden sich nach den energetischen Wirkungen der elektrischen Erscheinungen. Messwerk Hitzdrahtoder Bimetallmesswerk elektrostatisches Messwerk Wirkprinzip thermische Wirkung des Stromes Anzeigewert Effektivwert des Stromes ∼ I2 Eigenverbrauch 1W Kräfte im elektrostatischen Feld 1nW Drehspulmesswerk elektrodynamisches Messwerk Kräfte auf stromdurchflossene Leiter im Dauermagnetfeld Kräfte auf stromdurchflossene Leiter im Magnetfeld Effektivwert der Spannung ∼ U2 arithmetischer Mittelwert ∼I arithmetischer Mittelwert der Messgröße Dreheisenmesswerk Kräfte zwischen Magneten Effektivwert des Stromes ∼ I2 10mW 5µW 20µW Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 2" 84 2etv151 Hitzdraht-Messwerk Elektrostatisches Messwerk Drehspulmesswerk Elektrodynamisches Messwerk Dreheisenmesswerk Digitales Vielfach-Instrument Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 2" 85 2etv151 Hitzdrahtmesswerk: Drahtlänge s ist proportional der Drahttemperatur ϑ Längenänderung des Drahtes ds dα Winkeldrehung des Zeigers Temperaturänderung dϑ ds dα dϑ ds ∼ dα ∼ dϑ = = α ϑ s stationärer Betrieb: ϑ = PV ⋅ R th,K Pv = I2 ⋅ R = Hitzdraht-Verluste Pv Hitzdraht-Widerstand R thermischer Konvektionswiderstand des Hitzdrahtes ds dα dϑ dPV dI = = = = α ϑ s PV I U2 R Rth,K 2 Elektrostatisches Messwerk: M = F ⋅r Drehmoment Kraft F durch Grenzflächenkräfte im elektrostatischen Feld der Feldstärke E = U/d U2 dC dW = U2 ⋅ Drehkondensator: W = C ⋅ 2 2 2 dW dW U dC F= = = ⋅ ds r ⋅ dα 2 r ⋅ dα U2 dC M = F⋅r = ⋅ 2 dα Drehspulmesswerk: F2 Drehmoment eines Leiters: ML = I ⋅ B ⋅ h ⋅ R N S N 2R F1 Gesamtdrehmoment: M = 2 ⋅ N ⋅ ML = 2 ⋅ N ⋅ I ⋅ B ⋅ h ⋅ R Dauermagnet: B = konstant B h I Elektrodynamisches Messwerk: wie Drehspulmesswerk, aber Magnetfeld wird durch eine zweite Wicklung I1; N1 aufgebaut. Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 2" 86 2etv151 M = 2 ⋅N⋅I⋅B ⋅ h ⋅R Θ1 = I1 ⋅ N1 = H0 ⋅ 2δ + HFe ⋅ sFe µFe µ0 B= I1 ⋅ N1 ⋅ µ0 2δ B ⋅ 2δ µ0 I ⋅N ⋅ µ N ⋅ N1 ⋅ µ0 ⋅ h ⋅ R M = 2 ⋅N⋅I⋅ 1 1 0 ⋅ h ⋅R = ⋅ I ⋅ I1 2δ δ Θ1 = I1 ⋅ N1 = H0 ⋅ 2δ = Dreheisenmesswerk: Kraft auf Grenzflächen F = w m ⋅ A = Φ= Φ2 B2 ⋅ A = 2µ0 2µ0 ⋅ A I ⋅ N I ⋅ N ⋅ µ0 ⋅ A = Rm s 2 1 N2 ⋅ µ0 ⋅ A 2 I ⋅ N ⋅ µ0 ⋅ A F= = ⋅I 2µ ⋅ A s 2 ⋅ s2 0 Drehmoment: N2 ⋅ µ0 ⋅ A ⋅ r 2 ⋅I M = F⋅r = 2 ⋅ s2 b) Kenngrößen, Fehler Messinstrumente werden durch Kenngrößen charakterisiert, die für die Anzeige des Messbereichs-Endwertes b (Vollausschlag) gelten. IM UM RM = Strom bei Vollausschlag Spannung bei Vollausschlag UM IM Innenwiderstand PM = UM ⋅ IM = UM2 = IM2 ⋅ RM RM Eigenverbrauch Bei elektrischen Messgeräten weicht der wahre Wert w der Messgröße vom angezeigten Wert m ab. Der Fehler wird definiert als ∆m = w − m ∆m w − m w p= = = −1 m m m absoluter Fehler relativer Fehler Hinsichtlich ihres zulässigen absoluten Fehlers werden analog anzeigende Messinstrumente durch die Genauigkeitsklasse (Klasse k) gekennzeichnet. Klasse 1: Wahrer Wert w kann ± 1% vom Messbereichs-Endwert b abweichen. k ⋅b ∆m = ± 100 Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 2" 87 2etv151 Weitere Werte: Beispiel: s c Skalenendwert Skalenkonstante b = c⋅s e Empfindlichkeit e= k = 2.5 m = 1.2A 1 c b = 1.5A s = 15 k ⋅b 2.5 ⋅ 1.5 A =± = 0.038 A 100 100 ∆m 0.038 A p= = = 0.032 = 3.2% m 1 .2 A w = m ± ∆m w 1 = m + ∆m = 1.2A + 0.038 A = 1.24 A ∆m = ± w 2 = m − ∆m = 1.2A − 0.038 A = 1.16 A b 1 .5 A 1 1 c= = e= = = 0.10 A = 10 A −1 s 15 c 0.1A Bei digital anzeigenden Messinstrumenten wird der absolute Fehler in Prozent k vom Messwert (v. M.) angegeben und dazu die Unsicherheit z der letzten Anzeigestelle. Der Anteil der Unsicherheit am absoluten Fehler ist durch die Auflösung (Digit) L des Messgerätes bestimmt. ∆m = k ⋅m + z ⋅L 100 Beispiel: Ein 3.5-stelliges Messgerät hat im Bereich AC 200V den Fehler ±(1.2% v.M. + 3Digit) Maximale Anzeige: aM = 199.9V ⇒ L = 0.1V k ⋅m + z ⋅ L) 100 1.2 ⋅ 41.6 V ∆m = ±( + 3 ⋅ 0.1V ) = ±0.80 V 100 ∆m = ±( w 1 = m + ∆m = 41.6 V + 0.8 V = 42.4 V w 2 = m − ∆m = 41.6 V − 0.8 V = 40.8 V Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 2" 88 2etv151 1.5.2 Messbereichserweiterung Mit einem unbeschalteten Messinstrument sind nur relativ kleine Spannungen und Ströme messbar (UM; IM). Zur Vergrößerung der messbaren Werte von Spannung und Strom ist eine Messbereichserweiterung erforderlich. Das Messinstrument wird dann mit dem Messzubehör zu einem Messgerät. Spannungsmessbereichserweiterung Zur Vergrößerung der messbaren Spannung um den Faktor n wird ein Vorwiderstand RV in Reihe zum Messinstrument geschaltet. Strommessbereichserweiterung Zur Vergrößerung des messbaren Stromes um den Faktor n ist zum Messinstrument ein Parallelwiderstand RP zu schalten I RM RV V IM A UV UM U Abb. 3.5.5 Schaltung zu Erweiterung des Spannungsmessbereiches U RM + R V R = = 1+ v UM RM RM R V = R M ⋅ (n − 1) IP Spannungs-Messgeräte werden durch ihren wirksamen Innenwiderstand RMi gekennzeichnet. R + R V RM [rMi ] = kΩ rMi = M = U UM V RP Abb. 3.5.6 Schaltung zu Erweiterung des Strommessbereiches n= RMi = rMi ⋅ b RM n= I RM + RP RM = = +1 IM RP RP RP = RM ⋅ 1 (n − 1) Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 2" 89 2etv151 1.5.3 Messgeräte mit Nullindikator Messtechnische Anordnungen mit Nullabgleich arbeiten nach der Kompensationsmethode. Die Messgröße wird dabei mit einem bekannten Normal verglichen. Anordnungen mit zwei Quellen werden als Kompensatorschaltungen bezeichnet, Anordnungen mit einer Quelle als Brückenschaltungen. a) Kompensatorschaltung Mit dem verstellbaren Widerstand wird die Anordnung so abgeglichen, dass der Strom I = 0 wird. Es liegt dann ein leerlaufender Spannungsteiler vor RM I R1 UqN R2 U2 Uqx M R2 ⋅ UqN R1 + R2 -U2 + Uqx = 0 U2 = U20 = M: Uqx = UqN ⋅ b) R2 R1 + R2 Brückenschaltung Brückenschaltungen werden in der Elektrotechnik vielfältig angewendet. Eine typische Gleichstrom-Brückenschaltung ist die Wheatstonsche Brückenschaltung. Sie wird im Gleichstromkreis zur Bestimmung unbekannter Widerstände verwendet. Im unabgeglichenem Zustand fließt durch das Messinstrument (Mittellageinstrument) der Strom I. Der Normalwiderstand RN hat die gleiche Größenordnung wie der zu bestimmende Widerstand RX. Durch Veränderung des Widerstandsverhältnisses R1/R2 wird die Brücke abgeglichen. IN IX I RX UM I1 RN RM R2 R1 Uq Brückenabgleich: I = 0; UM = 0 I1 = I2 und IX = IN. R R X R1 = R X = RN ⋅ 1 RN R2 R2 I2 Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 2" 90 2etv151 1.5.4 a) Gleichstrombrückenschaltungen Wheatstone-Brücke IX IN K1 RX I UM RN UM = I ⋅ RM = 0 I2 K1: −IX + I + IN = 0 mit I = 0 IX = IN K2: −I1 − I + I2 = 0 mit I = 0 I1 = I2 RM I1 K2 R1 Brückenabgleichbedingung: R2 I=0 Uq Ma: Mb: IX=IN IXRX + UM -I1R1 = 0 -UM +INRN –I2R2 = 0 Mit UM = 0 IX ⋅ R X = I1 ⋅ R1 IN ⋅ RN = I2 ⋅ R2 I X = IN I1 = I2 RX RN UM = 0 Ma R1 Mb R2 I1 =I2 Spannungsteilung in beiden Zweigen der Brücke gleich: I X ⋅ R X I1 ⋅ R1 = IN ⋅ R N I2 ⋅ R 2 R X = RN ⋅ R X R1 = RN R 2 Uq abgeglichene Brücke R1 R2 Der Normalwiderstand wird in technischen Wheatstone-Brücken schaltbar ausgeführt (10Ω; 100Ω; 1kΩ; 10kΩ; ...). Nach dem Brückenabgleich mit dem Nulllageinstrument liegt das Verhältnis R1/R2 als Zahlenwert vor. Der unbekannte Widerstand kann mit R R X = R N ⋅ 1 bestimmt werden. R2 Für die Bestimmung von Widerständen RX < 1Ω ist die Wheatstone-Brücke nicht geeignet, da die Messleitungswiderstände das Ergebnis verfälschen. Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 2" 91 2etv151 b) Thomson-Brücke Diese Brücke wird zur Messung von Widerständen RX<1Ω eingesetzt. RN ist ein Präzisionswiderstand in der Größenordnung des zu bestimmenden Widerstandes RX. Die Widerstände R1 bis R4 müssen sehr viel größer als die Kontakt und Leitungswiderstände sein. RX R1 R3 R2 R4 Uq RN Thomson-Brücke RX A R1 Uq R2 RN B Wheatstone-Brücke Mit der Wheatstone-Brücke würde der Widerstand RX nicht nur mit dem Widerstand RN verglichen, sondern mit dem Widerstand zwischen den Klemmen A und B. Solange RX und RN >> als Leitungs- und Kontaktwiderstände ist der Fehler gering. Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 2" 92 2etv151 R5 Ix Rx Ma I1 K3 I7 R1 Uq R7 I3 K1: −I1 + IB + I2 = 0 K2: −I3 − IB + I4 = 0 UB IB R3 K2 K1 R2 R4 K4 R6 IN RN I2 Mb Brückenabgleich: IB = 0 UB = IB ⋅ RM = 0 I4 I1 = I2 I3 = I4 R1 R7 R 2 R7 IX = I7 K3: −IX + I1 + I7 = 0 IN = I7 K4: −I7 − I2 + IN = 0 I X = I7 = IN Ma: −I1R1 − IXR X + I3R3 − UB = 0 UB = 0 I R −I R RX = 3 3 1 1 IX Mb: −INRN − I2R2 + UB + I4R 4 = 0 UB = 0 I R −IR IN = 3 4 1 2 = IX RN I3R3 − I1R1 I3R 4 − I1R2 Der schaltungstechnische Aufbau der Brücke wird so gestaltet, dass das Widerstandsverhältnis der Widerstände R3 und R4 und R1 und R2 bei der Brückenabstimmung durch Einführung von Tandempotenziometern konstant bleibt. R X = RN ⋅ R1 R3 R2 R4 k= R4 R2 = R3 R1 R X = RN ⋅ I3R3 − I1R1 I R −IR I R −IR = R N ⋅ 3 3 1 1 = RN ⋅ 3 3 1 1 I3R 4 − I1R2 I3kR3 − I1kR1 k ⋅ I3R3 − I1R1 R X = RN ⋅ 1 k ( ) Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 2" 93 2etv151 1.5.5 a) Wechselstrombrückenschaltungen Allgemeine Wechselstrombrücke Wechselstrommessbrücken werden zur Induktivitäts- und Kapazitätsbestimmung, zur Bestimmung von Verlustwiderständen und Verlustfaktoren von Kondensatoren sowie zur Frequenzbestimmung verwendet. IN IX I B ZN ZX UB M I1 I2 Z1 Z2 I X Z X + UB − I 1Z1 = 0 − I X + I B + I N= 0 − I 1− I B + I 2 = 0 Brückenabgleich durch Veränderung der Widerstände Z1 und Z 2 , so dass I B = 0; UB = 0 . I X Z X = I 1Z1 I N ZN = I 2 Z 2 I X= I N I 1= I 2 Uq Z X = ZN ⋅ M: K: Z X Z1 = ZN Z2 Z1 Z2 R X + jX X = (RN + jXN )(R1 + jX1 ) = (RN + jXN )(R1 + jX1 )(R2 − jX2 ) R 2 + jX2 (R2 + jX2 )(R2 − jX2 ) R1R2RN + RN X1X2 + R1X2 XN − R2 X1XN − jR1RN X2 + jR2RN X1 + jR1R2 XN + jX1X2 XN R22 + X22 R R R + RN X1X2 + R1X2 XN − R2 X1XN R R X − R1RN X2 + R1R2 XN + X1X2 XN +j 2 N 1 R X + jX X = 1 2 N 2 2 R 2 + X2 R22 + X22 R R R + RN X1X2 + R1X2 XN − R2 X1XN RX = 1 2 N R22 + X22 R R X − R1RN X2 + R1R2 XN + X1X2 XN XX = 2 N 1 R22 + X22 Z Z X = ZN ⋅ 1 Z2 R X + jX X = Z X ⋅ e jϕX = ZN ⋅ e jϕN ⋅ Z X = ZN ⋅ Z1 Z2 Z1 ⋅ e jϕ1 Z2 ⋅ e jϕ2 ϕ X = ϕN + ϕ1 − ϕ2 Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 2" 94 2etv151 Oft werden die veränderlichen Widerstände als ohmsche Widerstände ausgeführt: Z1 = R1 Z2 = R2 X1 = X2 = 0 R1R2RN R1RN = R22 R2 RR X RX X X = 1 22 N = 1 N R2 R2 R1 R2 R X X = XN ⋅ 1 R2 R X = RN ⋅ RX = Z X = ZN ⋅ b) R1 R2 ϕ1 = ϕ2 = 0 ϕ X = ϕN Induktivitätsmessbrücke Die Induktivitätsmessbrücke (Maxwell-Wien-Brücke): Bestimmung von Induktivitäten LX und von ohmschen Widerständen realer Spulen RX R1 j ωL X RX R2 RN Uq −j 1 ωC 1 RNR1 R2 − j ωC R1RN = + jR1RNωC R X + j ωL X = R2 R 2 −j ωC RR RX = 1 N R2 ωL X = R1RNωC L X = R1RNC Z X = ZN ⋅ Z1 Z2 R X + jωL X = RN ⋅ R1 1 R2II − j ωC RNR1 R X + j ωL X = R −j 2 ωC 1 R2 − j ωC Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 2" 95 2etv151 c) Kapazitätsmessbrücke Schering-Brücke, zur Bestimmung von Kapazitäten CX und Verlustfaktoren realer Kondensatoren. Brückenabgleich erfolgt mit R1 und C2. RX −j 1 ωC X R1 1 ωCN 1 + jωC X = YX ϕY RX ZX = 1 1 = ϕZ YX YX ϕZ = −ϕY R2 −j YX = tan δ = Uq −j 1 ωC2 Im ϕY + δ = 90o −ϕZ + δ = 90o Brückenabgleich: δ Z X = ZN ⋅ jωC X ZN = − j ϕY 1 RX ϕZ Re ZX Z2 = R 2 0o 1 + ( R 2 ωC 2 ) α 2 Z1 Z2 = Z 2 ϕ2 tan ϕ2 = tan ( −α ) = − tan α = −R 2ωC2 ϕZ = ϕN + ϕ1 − ϕ2 1 1 = −90 o ωCN ωCN ϕN = −90o Z1 = R1 0o − j ωC X YX∗ 1 R X ωC X ϕ1 = 0o 1 Z 2 = R 2II − j ωC 2 − jR2 R2 ωC2 = Z2 = 1 1 + jR2 ωC2 R2 − j ωC2 ϕ2 = 0 o − α tan α = R2ωC2 Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 2" 96 2etv151 ϕZ = ϕN + ϕ1 − ϕ2 ϕZ = −900 + 0o + α δ = 90o + ϕZ = 90o − 900 + α = α tan δ = tan α = R2ωC2 Für die Bestimmung der Kapazität wird CX verlustfrei angesetzt (R X = ∞ ) CN ist in der Brücke ein extrem verlustarmer Kondensator. 1 1 ZX = − j ZN = − j ωC X ωCN Brückenabgleich: ZX = ZN R1 1 R2II − j ωC2 1 1 R1 R2 − j ωC2 R1 R1 ωC X = = = + jR1ωC2 1 R2 R 1 2 −j −j R2II − j ωCN ωC2 ωC 2 −j CN R1 = CX R2 CN R1 = + jR1ωC2 CX R2 0 = R1ωC2 Dass der Imaginärteil hier Null sein muss resultiert aus der Annahme verlustfreier Kondensatoren CX und CN. d) Frequenzmessbrücke Wien-Robinson-Brücke, zur Bestimmung unbekannter Frequenzen Abgleich mit den Widerständen R1 und R2. R1 −j R2 1 ωC1 −j 1 ωC 2 n ⋅R R Uq 1 Z1 = R1II − j ωC1 − jR1 R1 ωC1 Z1 = = 1 1 + jωC1R1 R1 − j ωC1 1 Z2 = R2 − j ωC 2 Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 2" 97 2etv151 Brückenabgleich: Z1 R 1 = = Z2 n ⋅ R n 1 Z1 = Z2 ⋅ n R1 1 1 = R2 − j ⋅ ωC 2 n 1 + jωC1R1 Die Schaltung wird mit der nachstehenden Dimensionierung vereinfacht: R1 = R 2 = R und C1 = C2 = C Brückenabgleich mit Tandempotenziometer (R1 und R2 auf gleicher Welle) R = R 1 + jωC R 1 nR = R − j ωC −j 1 1 ⋅ ωC n ⋅ (1 + jωC R ) nR = R + jωC R2 − j 1 +R ωC 1 1 + R = 2R + j ωC R 2 − ωC ωC Real- und Imaginärteil-Abgleichbedingungen nR = R + jωC R 2 − j nR = 2R n=2 1 0 = ωC R2 − ωC e) ω= 1 RC f= ω 1 = 2π 2π ⋅ RC Phasendrehbrücke Einstellung eines gewünschten Phasenwinkels zwischen zwei definierten Spannungen Ua und Ub . −j RX 1 ωCN UX Ub Ma R1 U1 Ma: UX − Ub − U1 = 0 Ub = UX − U1 UC Mb R2 Mc Ua U2 Mb: −Ua + UX + UC = 0 Ua = UX + UC Mc: −Ua + U1 + U2 = 0 Ua = U1 + U2 Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 2" 98 2etv151 Auswertung im Zeigerbild der Spannungszeiger Im UX ϕX Ub ϕb U1 Ua UC U2 Re ϕb = 2 ⋅ ϕX (Zentri- und Peripheriewinkel) ϕba = ϕb − ϕa Winkel zwischen den Spannungen Ub und Ua ϕa = 0o ϕba = ϕb − 0o = ϕb tan ϕ X = tan ϕb UC 1 = = 2 UX ωCN ⋅ R X ϕba = 2 ⋅ arctan 1 ωCN ⋅ R X Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 2" 99 2etv151 1.5.6 Leistungsmessung Leistung im Gleichstromkreis P = U ⋅I ; im Wechselstromkreis P = U ⋅ I ⋅ cos ϕ . Für Leistungsmessung werden elektrodynamische Messwerke verwendet, die das Produkt zweier Ströme anzeigen. Digitale Instrumente messen Spannung und Strom und verarbeiten die Messwerte rechentechnisch zur Leistung. a) Elektrodynamisches Messwerk im Gleichstromkreis B0 h Feldspule N1 I 2R Drehmoment eines Leiters: ML = I ⋅ B0 ⋅ h ⋅ R I1 Drehspule N F2 Gesamtdrehmoment der Drehspule mit Windungszahl N: δ N S I M B0 M = 2 ⋅ N ⋅ ML = 2 ⋅ N ⋅ I ⋅ B0 ⋅ h ⋅ R 2R F1 Flussdichte B0 durch Durchflutung Θ1 = I1 ⋅ N1 aufgebaut. Magnetischer Kreis des Instrumentes: Θ1 = I1 ⋅ N1 = H0 ⋅ 2δ + HFe ⋅ sFe µFe µ0 Θ1 = I1 ⋅ N1 = H0 ⋅ 2δ = B0 ⋅ 2δ µ0 I1 ⋅ N1 ⋅ µ0 2δ I ⋅N ⋅ µ N ⋅ N1 ⋅ µ0 ⋅ h ⋅ R M = 2 ⋅N⋅I⋅ 1 1 0 ⋅ h ⋅R = ⋅ I ⋅ I1 2δ δ B0 = Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 2" 100 2etv151 I I 1 I= W U RDS RDS U Rx U = I ⋅ RDS Widerstand der Drehspule P = U ⋅ I1 = I ⋅ RDS ⋅ I1 P I ⋅ I1 = RDS N ⋅ N1 ⋅ µ0 ⋅ h ⋅ R N ⋅ N1 ⋅ µ0 ⋅ h ⋅ R P ⋅ I ⋅ I1 = ⋅ δ δ RDS N ⋅ N1 ⋅ µ0 ⋅ h ⋅ R M= ⋅P = k ⋅P δ ⋅ RDS M= b) Wirkleistungsmessung mit elektrodynamischem Messwerk im Wechselstromkreis i i 1 i1 = 2 ⋅ I1 cos ( ωt + ϕi1 ) W u u = 2 ⋅ Ucos ( ωt + ϕu ) RLx R C di dt Dimensionierung: di i ⋅ RDS LDS ⋅ dt Instrumente ohne geschlossenen Eisenkreis! u = i ⋅ RDS + LDS ⋅ i1 i u ≈ i ⋅ RDS u i= RDS ϕu = ϕi i1 ⋅ N1 ⋅ µ0 2δ N ⋅µ B0 ( t ) = 1 0 2 ⋅ I1 cos ( ωt + ϕi1 ) 2δ B0 ( t ) = Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 2" 101 2etv151 m(t) = N ⋅ N1 ⋅ µ0 ⋅ h ⋅ R N ⋅ N1 ⋅ µ0 ⋅ h ⋅ R u ⋅ i ⋅ i1 = ⋅ ⋅ i1 δ δ RDS ϕu = ϕi N ⋅ N1 ⋅ µ0 ⋅ h ⋅ R u N ⋅ N1 ⋅ µ0 ⋅ h ⋅ R 2 ⋅ U ⋅ I1 ⋅ ⋅ i1 = ⋅ ⋅ cos ( ωt + ϕu ) ⋅ cos ( ωt + ϕi1 ) δ δ RDS RDS N ⋅ N1 ⋅ µ0 ⋅ h ⋅ R U ⋅ I1 m(t) = ⋅ ⋅ cos ( ϕu − ϕi1 ) + cos ( 2ωt + ϕu + ϕi1 ) δ RDS Messwerk bildet arithmetischer Mittelwert durch seine Eigenträgheit, Drehspule kann der Sinusschwingung mit 2ω nicht folgen. t +T N ⋅ N1 ⋅ µ0 ⋅ h ⋅ R ⋅ U ⋅ I1 ⋅ cos ϕ m = M = ∫ m(t) = δ ⋅ RDS t m(t) = M = k ⋅ U ⋅ I1 ⋅ cos ϕ = k ⋅ P Drehmoment ist der Wirkleistung proportional. c) Blindleistungsmessung mit elektrodynamischem Messwerk im Wechselstromkreis Wird in der Praxis selten angewandt. In den Spannungspfad wird ein 90o phasendrehendes Glied eingebaut. N ⋅ N1 ⋅ µ0 ⋅ h ⋅ R ⋅ U ⋅ I1 ⋅ cos ( ϕu − ϕi1 ) δ ⋅ RDS N ⋅ N1 ⋅ µ0 ⋅ h ⋅ R m=M= ⋅ U ⋅ I1 ⋅ cos ϕi − 90o − ϕi1 δ ⋅ RDS N ⋅ N1 ⋅ µ0 ⋅ h ⋅ R m=M= ⋅ U ⋅ I1 ⋅ cos ϕ − 90o δ ⋅ RDS N ⋅ N1 ⋅ µ0 ⋅ h ⋅ R m=M= ⋅ U ⋅ I1 ⋅ sin ϕ δ ⋅ RDS M = k ⋅Q ϕu = ϕi − 900 m=M= ( ( ) ϕ = ϕi − ϕi1 ( ) ) cos ϕ − 90o = sin ϕ Realisierung durch Hummel-Schaltung I I2 U2 Im I3 U2 R 2 jX3 U ZB U UR1 R1 I1 UX1 jX1 U1 I3 I1 I2 U2 U1 UR1 Re UX1 Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 2" 102 2etv151 1.5.7 Leistungsmessung im Drehstromsystem a) Leistung im Drehstromsystem Zeitverlauf der Leistung Satz von Telegen: Gesamtleistung ist Summe der Teilleistungen. In den drei Strängen ergibt sich damit der zeitliche Leistungsverlauf: p = ustr,a istr,a + ustr,b istr,b + ustr,c istr,c’ Mit den Ergebnissen der Leistungsbetrachtung bei Wechselstrom p = U I cos ϕ + U I cos (2ωt + ϕu + ϕi) 2π/3 p = Ustr,a Istr,a cos ϕa + Ustr,a Istr,a cos (2ωt + ϕu,a + ϕi,a) + Ustr,b Istr,b cos ϕa + Ustr,b Istr,b cos (2ωt + ϕu,a + ϕi,a - 4π/3) ϕu,b = ϕu,a - + Ustr,c Istr,c cos ϕa + Ustr,c Istr, cos (2ωt + ϕu,a + ϕi,a - 8π/3) ϕi,b = ϕi,a - 2π/3 p = P = Ustr,a Istr,a cos ϕa + Ustr,b Istr,b cos ϕb + Ustr,c Istr,c cos ϕc P = Pstr,a + Pstr,b + Pstr,c Q = Ustr,a Istr,a sin ϕa + Ustr,b Istr,b sin ϕb + Ustr,c Istr,c sin ϕc S = P2 + Q2 Für symmetrisches System gilt: Ustr,a = Ustr,b = Ustr,c = Ustr Istr,a = Istr,b = Istrc = Istr ϕa = ϕb = ϕc = ϕ p = P = 3 Ustr Istr cos ϕ P = 3 Ustr Istr cos ϕ Q = 3 Ustr Istr sin ϕ S = 3 Ustr Istr S = P + j Q = S ϕ = 3 Ustr Istr* P = 3 Re {Ustr Istr*} b) Leistungsmessung bei unsymmetrischer Belastung Bei der Leistungsmessung eines Drehstromverbrauchers werden die Strangleistungen nicht unmittelbar gemessen, sondern nach dem Knotensatz der Leistung (Energieerhaltungssatz) die über die Zuleitungen zum Drehstromverbraucher zugeführte Leistung. Pzu = PB = Pstr,a + Pstr,b + Pstr,c Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 2" 103 2etv151 Verbraucher mit angeschlossenem Neutralleiter P1 zugeführte Leistung: P = P1 + P2 + P3 L1 L2 L3 P2 Verbraucher Verbraucherleistung: P = Pstr,a + Pstr,b + Pstr,c P3 N Verbraucher ohne angeschlossenen Neutralleiter P1 L1 L2 L3 P2 Verbraucher P3 Schaffung eines künstlichen Sternpunktes durch drei gleichgroße Widerstände R. An diesen Sternpunkt werden die drei Spannungspfade der Leistungsmesser angeschlossen. Spannungsmessung: RMU ZB,str R ZB,str R R R zugeführte Leistung: P = P1 + P2 + P3 Verbraucherleistung: P = Pstr,a + Pstr,b + Pstr,c zugeführte Leistung: P = PA + PB Verbraucherleistung: P = Pstr,a + Pstr,b + Pstr,c PA L1 Verbraucher L2 (Aronschaltung) L3 PB Prof. Dr.-Ing. Herzig Vorlesung "Grundlagen der Elektrotechnik 2" 104 2etv151 c) Leistungsmessung bei symmetrischer Belastung Ustr,a = Ustr,b = Ustr,c = Ustr Istr,a = Istr,b = Istrc = Istr ϕa = ϕb = ϕc = ϕ P = 3 Ustr Istr cos ϕ Es reicht ein Messgerät für die Leistungsmessung aus. Verbraucher mit angeschlossenem Neutralleiter P1 zugeführte Leistung: P = 3 ⋅ P1 L1 Verbraucher L2 Verbraucherleistung: P = 3 ⋅ Pstr L3 N Verbraucher ohne angeschlossenen Neutralleiter P1 zugeführte Leistung: P = 3 ⋅ P1 L1 Verbraucher L2 Verbraucherleistung: P = 3 ⋅ Pstr L3 R R R PA L1 L2 L3 Verbraucher zugeführte Leistung: P = 2 ⋅ PA Verbraucherleistung: P = 3 ⋅ Pstr (Aronschaltung)