3. und 4. Stunde: „Lasst uns gemeinsam die Armut ins Museum bringen“ – nur ein Traum oder baldige Wirklichkeit? Übergeordnetes Lernziel der Doppelstunde (Grobziel): Die SchülerInnen erläutern die vielfältig miteinander vernetzten Chancen sowie Risiken bei der Vergabe von Mikrokrediten für die in Armut lebenden Menschen und bewerten darauf aufbauend das Konzept der Mikrokredite hinsichtlich seiner Nachhaltigkeit. Feinlernziele der Doppelstunde: Die SchülerInnen… [LZ 1] nennen mögliche Gründe die dafür sprechen, in Armut lebenden Menschen keinen Kredit zu gewähren und umschreiben anhand der Kausalkette den möglichen Zusammenhang zwischen vermeintlicher Kreditunwürdigkeit und Armut, sowie erste denkbare Chancen und Risiken, die sich aus der Vergabe von Mikrokrediten ergeben. [LZ 2a] erklären Chancen und Risiken bei der Vergabe von Mikrokrediten für die bevorzugte Zielgruppe der in Armut lebenden Frauen und bewerten eine damit verbundene mögliche Stärkung und Gleichberechtigung derselben, indem sie sich kritisch mit den ihnen zur Verfügung gestellten Materialien auseinandersetzen. [LZ 2b] erklären, inwiefern Mikrokredite für eine bessere Gesundheit der KreditnehmerInnen und deren Familien besonders in Bezug auf HIV/AIDS sorgen können und erörtern den Beitrag von Mikrokrediten zur Bildung von Erwachsenen und Kindern. [LZ 2c] erklären die Veränderungen des Einkommens und der finanziellen Situation von kleinen Unternehmen, armen Menschen und sehr armen Menschen durch die Aufnahme eines Mikrokredits und begründen die Grenzen der Mikrokreditvergabe in Krisengebieten sowie bei der Gruppe der sehr armen Menschen. [LZ 2d] erklären sowohl Chancen als auch Risken, die sich aus der Vergabe von Mikrokrediten für den ländlichen und städtischen Raum ergeben. [LZ 3] stellen die ihnen bekannten Chancen und Risiken der Mikrokreditvergabe über Wenndann-Sätze in einen Zusammenhang und diskutieren Maßnahmen sowie sich daraus ergebenden Möglichkeiten für die Entwicklung eines Landes. [LZ 4] diskutieren, inwiefern Nachhaltigkeit im Sinne einer Selbstfinanzierung der Mikrofinanzinstitutionen durch Mikrokredite im Zusammenhang mit der Entwicklungszusammenarbeit sinnvoll ist und entscheiden sich individuell entweder für diejenigen Mikrofinanzinstitutionen, die nachhaltig arbeiten wollen oder für jene, die nicht nachhaltig arbeiten wollen oder können. [LZ 5] bewerten und akzeptieren das Konzept der Mikrokredite in Anbetracht der Chancen und Risiken sowie der Nachhaltigkeitsdebatte als noch eine sehr „junge“ entwicklungspolitische Strategie, die es trotz der teilweise ungelösten Schwierigkeiten und unbeantworteten Fragen weiterhin zu entwickeln gilt. Tabelle 6: Unterrichtsstunde 3 – Geplanter Stundenverlauf Phase Einstieg Erarbeitung Inhalt - Gründe für die Kreditunwürdigkeit der Armen - Zusammenhang von Kreditunwürdigkeit, Armut, Chancen und Risiken von Mikrokrediten - Chancen und Risiken der Mikrokredite - Maßnahmen zur Einschränkung/ Vermeidung der Risiken LZ U- Form Medien Zeit (min) 1 f.- e. Interaktives Whiteboard 10 2a-d a.t. GA Arbeitsblätter 35 4 Gruppen: Frauen/ LandStadtbevölkerung/ Gesundheit, Bildung und Krisenregionen/Armut allgemein - Vorbereitung der Präsentationen Quelle: eigener Entwurf Tabelle 7: Unterrichtsstunde 3 – Zuordnung der Lernziele zu den Kompetenzen Quelle: eigener Entwurf Lernziele 1 angesprochene Kernkompetenzen des Orientierungsrahmens 1. Informationsbeschaffung und -verarbeitung [Erkennen] 2. Erkennen von Vielfalt [Erkennen] 1. Informationsbeschaffung und -verarbeitung [Erkennen] 2a-d 5. Perspektivenwechsel und Empathie [Bewerten] 7. Beurteilen von Entwicklungsmaßnahmen [Bewerten] Beschreibung der 3. Stunde/ methodische Anmerkungen: Die dritte und vierte Stunde stellen eine zusammenhängende Doppelstunde dar. Dabei wird zunächst im Rückblick auf die letzte Stunde im fragend- entwickelnden Unterrichtsverfahren den beiden Fragen nachgegangen, woran es liegen kann, armen Menschen in Entwicklungsländern keinen Kredit zu gewähren und welche Folgen dies mit sich führen kann. Haben die SchülerInnen einige Ideen geäußert, wird ihnen über das Whiteboard eine Kausalkette präsentiert, anhand welcher sie einerseits die Gründe der vermeintlichen Kreditunwürdigkeit und deren Folgen beschreiben sollen und anderseits auch die Chancen für die in Armut lebenden Menschen, welche sich aus der Aufnahme eines Mikrokredits für sie ergeben. Anschließend wird von der Lehrperson darauf hingewiesen, dass der dargestellte Weg aus der Armut mithilfe der Kleinstkreditvergabe nur eine Idealvorstellung ausdrückt. Die Lehrkraft leitet somit auf das Thema der Doppelstunde hin, nämlich die Chancen und Risiken bei der Vergabe von Mikrokrediten. Indem die Wirkungsbereiche der Mikrokredite innerhalb der Doppelstunde behandelt werden, sind die SchülerInnen für eine spätere kritische Beurteilung der Entwicklungsmaßnahme befähigt. Wiederum sollen sich die Lernenden dazu in vier möglichst gleich großen Arbeitsgruppen zusammenfinden, sodass sie anschließend innerhalb ihrer Gruppe die jeweiligen Materialien erarbeiten können. Augrund der Fülle der Wirkungsbereiche und Zielgruppen, die mit Mikrokrediten erreicht werden können, bietet sich insbesondere hierbei die arbeitsteilige Gruppenarbeit als Sozialform an. Nicht zuletzt wird die Unterrichtsreihe durch die Schaffung der Möglichkeit des gemeinsamen Lernens innerhalb einer Gruppe den Forderungen des Globalen Lernens gerecht. Bei der Erstellung der für die in den einzelnen Gruppen verwendeten Materialien wurde darauf geachtet, die Chancen und Risiken der Mikrokredite anhand verschiedener Fallbeispiele aus unterschiedlichen Regionen der Erde zu konkretisieren. Die damit einhergehende Vorstellung von einzelnen Personen dient dabei der Veranschaulichung und der Förderung des Einfühlungsvermögens seitens der SchülerInnen. Tabelle 8: Unterrichtsstunde 4 – Geplanter Stundenverlauf Phase Inhalt Sicherung Vertiefung Hausaufgabe LZ U- Form Präsentation und 2a-d SV, Diskussion: g. UG - Chancen, Risiken und Grenzen der Mikrokreditvergabe - Maßnahmen zur Einschränkung/ Vermeidung der Risiken - Vernetzung der 3 Chancen und Risiken - Nachhaltigkeit des 4, 5 f. –e. Konzepts der SB Mikrokredite - Mikrokredite per Mausklick: das Online-Portal Kiva.org - begründete Auswahl von einem bzw. einer potentiellen KreditnehmerIn über Kiva.org Zeit Medien (min) Tafel 30 OHP/ Folie 1 14 Arbeitsblatt 1 Quelle: eigener Entwurf g. UG = gelenktes Unterrichtsgespräch Tabelle 9: Unterrichtsstunde 4 – Zuordnung der Lernziele zu den Kompetenzen Quelle: eigener Entwurf Lernziele angesprochene Kernkompetenzen des Orientierungsrahmens 1. Informationsbeschaffung und -verarbeitung [Erkennen] 2a-d 5. Perspektivenwechsel und Empathie [Bewerten] 7. Beurteilen von Entwicklungsmaßnahmen [Bewerten] 3 4 5 2. Erkennen von Vielfalt [Erkennen] 3. Analyse des globalen Wandels (Leitbild der Nachhaltigkeit) [Erkennen] 6. Kritische Reflexion und Stellungnahme [Bewerten] 6. Kritische Reflexion und Stellungnahme [Bewerten] Beschreibung der 4. Stunde/ methodische Anmerkungen: Im Anschluss an die dritte Stunde erfolgt nun die Präsentation der Ergebnisse aus der Gruppenarbeit. Die SchülerInnen tragen dabei jeweils eine Chance und ein Risiko in das zuvor angebrachte Tafelbild ein. Weitere Wirkungen sollen sie durch die Vorstellung ihrer Fallbeispiele ausführen. Um zu verstehen, dass die meisten der Wirkungen voneinander abhängig bzw. miteinander vernetzt sind, stellen die SchülerInnen anschließend gemeinsam die ihnen bekannten Chancen und Risiken über Wenn-dann-Sätze in einen Zusammenhang. Beispiel: „Wenn eine Frau einen Mikrokredit aufnimmt, dann erhält sie Geld, mit welchen sie eine wirtschaftliche Tätigkeit aufnehmen kann. Wenn die Frau wirtschaftlich aktiv ist, dann erhält ihre Familie ein zusätzliches Einkommen usw.“ Um ein medienkritisches Bewusstsein zu fördern, sollte die Lehrperson die Lernenden auch noch auf die Quellen der unterschiedlichen Materialien hinweisen. So fällt bspw. auf, dass die Texte aus der Informationsbroschüre des BMZ lediglich nur die positiven Aspekte der Mikrokreditvergabe hervorheben. Die SchülerInnen haben während der Erarbeitungsphase in der dritten Stunde ebenfalls einige Maßnahmen zur Einschränkung der Risiken und Hindernisse bezüglich der Mikrokreditvergabe kennen gelernt, welche, falls die SchülerInnen diese noch nicht während ihrer Ergebnispräsentation mit vorgestellt haben, nun jedoch auch berücksichtigt werden sollten. Thematisiert man nämlich einige dieser Maßnahmen, so erscheinen die Risiken für die Lernenden als überwindbar, was wiederum wohlmöglich der Einsicht dienen kann, sich für eine Fortentwicklung des Konzeptes einzusetzen. Die Stunde abschließend, stellt die Lehrkraft vertiefend die zwei Typen der Mikrofinanzinstitutionen vor und erklärt deren Chancen und Risiken. Daraufhin wird den SchülerInnen folgende Frage gestellt: „Bei welcher der beiden Mikrofinanzinstitutionen würden Sie arbeiten?“ Die Lernenden sollen sich nun begründend für eine der Mikrofinanzinstitutionen entscheiden, sodass bei unterschiedlichen Stellungnahmen möglicherweise eine kurze Diskussion über den Sinn und Zweck der Mikrofinanzeinrichtung aufkommen kann. Letztlich werden die Hausaufgaben als Vorbereitung und integrativer Teil der nächsten Stunde verteilt. Die SchülerInnen sollen sich dabei mit der Internetplattform Kiva.org vertraut machen, den Kritiktext des Redakteurs Konrad Lischka von Spiegel-Online zu jener Internetplattform bearbeiten und über Kiva eine/n KreditnehmerIn aussuchen, welchen sie mit ihrem eigenen Geld unterstützen würden. Konzeption: Marcel Petri