Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) 1. Wie verhalten sich die Begriffe 'Naher Osten', 'Arabische Welt' und 'Islamische Welt' zueinander? Zwischen den drei Begriffen liegen sowohl Bedeutungsunterschiede , Wertewandel und räumliche Unterschiede. Es ist aber auch nicht eindeutig festgelegt, welche Staaten welcher Begriff mit einschließt; das variiert je nach Sprach- und Kulturkreis aber auch nach Wissenschaftlern. Der „Nahe Osten" wird vor allem in den Politikwissenschaften verwendet und schließt die Staaten von Marokko bis einschließlich Pakistan ein. Es gibt aber eine langanhaltende Unsicherheit darüber, welche Länder jetzt wirklich dazu gehören und welche nicht. Ein weiteres Problem: es gibt im Deutschen kein Pendant des „Fernen Ostens" dazu. Das foreign office in London verstand unter Near East zu Beginn des 20. Jahrhunderts den gesamten Einflussbereich der Hohen Pforte in Istanbul (d. h. das Osmanische Reich). Die „Islamische Welt": definiert sich als Eigenes, Einzigartiges und grenzt sich somit insgesamt grundlegend von der nicht-islamischen Welt ab. Darüber hinaus gibt es auch eine die Islamische Welt unterteilende Begrifflichkeit, vor allem die Festlegung einer „Arabischen Welt", die weitgehend durch räumliche Verbreitung der Hochsprache des Arabischen definiert wird. 2. Versuchen Sie eine geographische Charakterisierung der Region 'Naher Osten'. Der Nahe Osten könnte aus eben den Ländern bestehen, die Wirth unter Orient aufzählt: Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten, die Staaten der Arabischen Halbinsel, Jordanien, Libanon, Syrien, Irak, Türkei, Iran und Afghanistan. Ausschließen würde ich den Südasiatischen Kulturraum, den Sinischen Kulturraum bzw. den Buddhistischen und Hinduistischen Raum. Als Kriterium zum Mitreinnehmen würde ich den Islam als prägende Religion und Kultur sowie die Arabische Sprache werten (reicht also in Indien nicht aus und in Pakistan gibt es trotz Islam starke ehemals Persische Einflüsse; es wird auch nicht Arabisch sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient' und was charakterisiert ihn? Der Orient als Begriff stand anfangs als Gegenstück zum Okzident (Morgen- und Abendland 1 bzw. Ost und West) was aus der Perspektive der damaligen europäischen Kultur entstammt. Der Begriff wurde weiter aufgeladen im Verlauf der Imperialen Interessen der Großmächte (gegen Mitte des 19.Jahrhunderts bis zum 1. WK). Im Deutschen steht der Orient für den islamisch-arabischen Kernraum, im Englischen für ganz Asien. Der Kulturerdteil Orient umfasst den durch den Islam geprägten westlichen und mittleren Teil des großen altweltlichen Trockengürtels. Dazu gehört laut Wirth: Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten, die Staaten der Arabischen Halbinsel, Jordanien, Libanon, Syrien, Irak, Türkei, Iran und Afghanistan. Die entscheidende Komponente ist also der durch den Islam geistesgeschichtlich wie kulturell geprägte Bereich des Orients, kurz: der „Islamische Orient". Der Begriff Orient wird aber auch oft als Sammelbegriff für die „westlichen" Sehnsüchte und Ängste vor dem Islamischen Kulturkreis mißbraucht -> Siehe Medien. 2. Schmidinger (Kati) 1. Welche Folgen hatte der Sommerkrieg 2006 für die innenpolitische Entwicklung im Libanon? Vor dem Krieg: Libanon befand sich auf dem Weg zu einer wirklichen Demokratisierung, hatte den Ruf des weltoffensten und demokratischsten Landes des Nahen Ostens. Folgen: Demokratisierungsprozess komplett unterbrochen. Ob es sich um einen kurzen Krieg gegen die Hizb Allah handeln wird oder um eine langfristige Destabilisierung des Libanon bzw. ein Ende der Demokratisierung des Landes, ist unklar, ebenso die Reaktionen der christlichen Libanesen, die sich bis jetzt gespalten zeigen. Die libanesische Regierung befindet sich mit der israelischen Forderung einer Entwaffnung der Hizb Allah in einem Dilemma: macht sie es, droht ein neuer Bürgerkrieg; macht sie es nicht, riskiert sie eine längere Präsenz der israelischen Armee im Süden und einen längeren Krieg mit Israel. 2. In welchem arabischen Land konnte sich die einzige legale Schwulen- und Lesbenbewegung etablieren? Im Libanon (Es gibt eine arabische Lesben- und Schwulenbewegung, die sich im Internet und im Libanon auch außerhalb des virtuellen Raums lautstark zu Wort meldet, die in Beirut arbeitende Gruppe „Helem“. Sie spielt die Vorreiterrolle für eine arabischsprachige Schwulen- und Lesbenbewegung.) 2 3. Wo konnten im Irak nach dem zweiten Golfkrieg 2001 Aufständische gegen das Baath-Regime die Kontrolle übernehmen? Wo wurden sie schließlich niedergeschlagen und wo konnte mit internationaler Unterstützung ein "sicherer Hafen" als prekäre Autonomieregion etabliert werden? Sunnitische Gihadisten konnten im sogenannten „Sunnitischen Dreieck“ für einige Zeit die Kontrolle übernehmen. Mit massiver Gewalt wurden die Aufständischen im Süden durch das Regime niedergeschlagen (Massaker). Hussein hatte zunächst freie Hand, der Eindruck einer Massenflucht führte jedoch zur Errichtung des „sicheren Hafens“: eine Flugverbotszone im Norden des Landes, wo sich ein kurdisches Autonomiegebiet entwickeln konnte. 3. Eisenstein (Felix) 1. Welche wichtigen politischen Parteien entstehen im 20. Jahrhundert in der arabischen Welt? Was ist ihre Ausrichtung? Zwei wichtige Parteien, welche im 20. Jahrhundert in der arabischen Welt gergründet wurden waren die Wafd u nd die Ba`th Partei. Die Wafd Partei wurde 1918 in Ägypten gegründet. Sie war eine nationalistische, konservative Partei, welche die Unabhängigkeit Ägyptens forderte. Sie hatte zu Beginn viele Anhänger, wurde in der Zeit der Vereinigten arbischen Republik unter an- Nasir jedoch abgelehnt. Die Ba`th Partei brachte es zur übernationalen Bedeutung.Sie wurde 1941 in Syrien als sozialistische Parteigegründet und stand für arabische Einheit, Bündnisfreiheit, Ablehnung des Imperialismus und für soziale Reformen mit Modernisierung und Hebung des Lebensstandards. Sie war eine nationalistisch, arbaische Partei, aber keine islamische. Ein Gründungsmitglied war beispielsweise Christ. Sie war zeitweise in Syrien und im Irak an der Macht. Weitere Beispiele wären die islamistisch ausgerichtete Muslimbrüderschaft aus Ägypten, die al Fatah der Palästinenser. 2. Welche Personen haben die Politik wichtiger arabischer Staaten national (übernational) besonders geprägt? Als einer der wichtigsten Personen ist hier Abd an- Nasir, meist bekannt als Nasser, zu 3 nennen. Er stand für einen arabischen Sozialismus (Landreformen und Verstaatlichungen von Banken und Industrie) und führte die Politik der Gipfelkonferenzen auf der gesamtarabischen, gesamtislamischen und gesamtafrikanischen Ebene ein. Außenpolitisch strebte er ein arabisches Paktsystem an und wandte sich schlussendlich der Sowjetunion zu. Weiter Yassir Arafat, Vorsitzender des Exekutivkommitees der PLO, welcher einen bewaffneten Staat für die Unabhängigkeit Palästinas geführt. Er wurde nach der Ausrufung des unabhängigen palästinenser Staats 1988, 1989 zu dessen Präsidenten. Er einte den palästinensischen Widerstand wie keiner vor ihm oder nach ihm. Auch Sadam Hussein, irakischer Präsident/ Diktator, war prägend für die arabische Welt. Als Vize- Präsident von Ahmad Hasan al- Bakr kam er nach dessen Tod 1979 an die Macht. Er strebte ein panarabische Führungsrolle nach Nassirs Vorbild an und war Mitglied der Ba`th Partei. Innenpolitisch sah er sich mit großen Problemen konfrontiert; er ging massiv gegen die nach Autonomie strebenden Kurden vor, ebenso gegen die Schiiten, was unter Anderem 1980 zum ersten Golfkrieg führten. Es folgten zweiter und dritter Golfkrieg. Die Armee war immer eine Schlüsselrolle für seinen Machterhalt. Heute ist die Zukunft des Iraks und der Region äußerst unsicher. 3. Beschreiben sie das Palästina Problem und seine Auswirkungen Diese Frage ist nur in Stichworten zu beantworten, sie sprengt leider vollkommen den Rahmen dieser Prüfungen. Im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert lebten in Palästina eine kleine Mindeheit ausgewanderter Juden. Es bildete sich eine zionistische Bewegung die die Schaffung einer Heimat für Juden in Palästina forderte.Die Balfour Deklaration 1917 unterstützt dies. 1920 wird Palästina britisches Mandatsgebiet Nach dem 2. Weltkrieg wuchs die Anzahl der jüdischen Flüchtlinge nach Palästina. 1947 äußerte sich die UNO für eine zwei Staaten Lösung. 1948 wurde der Staat Israel ausgerufen. Dies führte zur Masseneinwanderung von Juden und Massenflucht von Palästinensern. Die von der UNO vorgeschlagenen Grenzen treten niemals in Kraft. Verschiedene arabische Länder setzen sich immer wieder auch militärisch für die Palästinenser ein. Es kommt zu mehreren erbitterten Kriegen. Die Palästina Frage eint als wohl einziges Thema die arabische Welt. Es setzen sich verschiedene Befreiungsbewegungen gegen Israel zur Wehr, so zum Beispiel al- Fatah und Hamas. Die großen Flüchtlingsströme hatten große Auswirkungen auf die umliegenden Länder, so 4 zum Beispiel auf den Libanon, der nicht zu letzt deswegen zur Zielscheibe Israels wurde. Das Thema Palästina ist Brennpunkt des Nahen Osten, genauso wie internationales Thema. Auch hier spiegeln sich wieder die vermeintlichen Gegensätze Ost und West wieder. Immer wieder werden Konferenzen gehalten um den Konflikt zu befrieden, aber bisher wurde nie eine befriedigende Lösung aller Probleme gefunden, die zum Beispiel wären: die verstreuten palästinensischen Flüchtlinge, die israelischen Siedlungen, die Wasserressourcen und geteiltes Jerusalem. da ist was mit der Jahreszahl geschehen. Bei der letzten Einheit wurde das eh korrigiert. Es geht um das Jahr 1991 wo Aufstände im Süden und Norden des Landes stattfanden. 4. Kurz (Clemens) Einleitung: Es geht um die Eroberung „Syriens“ (bestand damals aus den heutigen Staaten: Jordanien, Israel, Libanon und Syrien) in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts durch die osmanische Herrschaft. 1. Skizzieren Sie kurz den Zusammenhang zwischen Provinzverwaltung und Militärhierarchie im Osmanischen Reich! Im Osmanischen Reich gab es die Provinzkavallerien, die vor Ort für das Eintreiben der Steuern und Abgaben zuständig waren. Ein Teil davon durften sie für den eigenen Unterhalt verwenden. Jedoch waren sie auch verpflichtet für Sicherheit und Ordnung in der Bevölkerung zu sorgen. Jede Provinz hatte seine eigene Kavallerieeinheit(sancak), die aus einfachen Kavalleristen, Offiziere, Oberkommandierende bestand. Mehrere Provinzen mit ihren Kavallerieeinheiten, bildeten eine Großprovinz (eyalet). Über diese bestimmte ein Gouverneur, der sowohl Oberkommandeur seiner Provinz und dessen Kavallerie war, wie auch gleichzeitig Oberbefehlshaber aller anderen Oberkommandeure in seiner Großprovinz. Es gab ein gewisses System der „checks and balances“, dass den Machtmissbrauch der Provinzverwaltungen verhindern sollte. Die Macht jedes Angehörigen einer Provinzverwaltung, wurde durch Repräsentanten der Zentralbehörden eingeschränkt. So wurden z.B. Finanzangelegenheiten, nicht von den Gouverneuren der Großprovinzen bzw. den Oberkommandeuren der Unterprovinzen selbst geregelt, sondern von Finanzverwaltern der Zentralbehörden, die im direkten Kontakt mit Istanbul standen. Das militärische 5 Gegengewicht zu den Provinzkavallerien war die Janitscharenabteilung. Sie waren vor allem in zentralen Verwaltungsstädten der Provinzen und Festungen stationiert und unterlagen nicht der Befehlsmacht der Gouverneure. Jede Provinz hatte mehrere Gerichtssprengel die dem Gerichtshof und dessen Kadi unterlagen. Die Kadis richteten nach dem islamischen Gesetz und sorgten auch für die Einhaltung der vom Sultan erlassenen Gesetze. Sie waren die wichtigsten Ansprechpersonen der Zentralverwaltung auf regionaler bzw. lokaler Ebene und Adressat vieler Sultansbefehle in fiskalischen und rechtlichen Angelegenheiten. 2. Beschreiben Sie, wie die Osmanen mit schwer zu kontrollierenden Bevölkerungsgruppen umgingen! Die Osmanen versuchten durch die Zusammenarbeit mit den lokalen Eliten ihre Herrschaft bzw. Abgaben zu sichern. Doch gelang dies meist nur bei der sesshaften Bevölkerung. Die Nomaden zu kontrollieren erwies sich dagegen als äußerst schwierig und auch nicht sehr rentabel. Da ihr aus der Viehzucht produzierter Mehrwert und dadurch auch die Abgaben zu niedrig waren. So verfolgten die Osmanen eine Strategie, die die Nomaden sesshaft machen sollte und versuchten ihre fiskalischen Forderungen den jeweiligen Gegebenheiten anzupassen. Nomaden die sesshaft wurden bekamen z.B. Steuererleichterungen, was im 16. Jhd. erfolg hatte. Bei sehr mobilen Nomaden gab die Zentralverwaltung die Aufgabe des Abgabeeintreibens an die jeweiligen Gouverneure der betroffenen Provinzenweiter, die somit im persönlichen Interesse handeln mussten. Die Kontrolle der Nomaden war nicht das einzige Problem, es kam auch zu vielen Überfällen auf die sesshafte Bevölkerung und die Karawanen. Gegen diese Übergriffe waren die osmanischen Behörden so gut wie machtlos. Deswegen schlugen sie eine Strategie der Kooperation und Kontrolle mit den Clanchefs und Scheichs ein. Diese sollten z.B. die Pilgerkarawanen schützen und bekamen im Gegenzug eine Entlohnung für ihr friedliches Verhalten. Wurde diese Entlohnung jedoch nicht gezahlt, kam es wieder zu Überfällen. Eine der schwierigsten Bevölkerungsgruppen waren die Drusen die im Gebirgigen Hinterland von Beirut und Sidon lebten. Sie hatten durch die Handelsbeziehungen mit Europa bessere Waffen und konnten nicht kontrolliert werden Der Gouverneur dieser Provinz besaß keine Autorität und hatte eher symbolischen Charakter. Die Osmanen verfolgten keine radikale Umgestaltung der eroberten Gebiete, sondern versuchten oft vorhandene soziale und rechtliche Strukturen zu übernehmen, so konnten lokale Traditionen überleben und die lokalen Eliten weiter ihre Machtposition innerhalb der lokalen Gesellschaft wahren. 6 3. Nennen Sie Gründe für den Verfall der klassischen osmanischen Institutionen ab Ende des 16. Jahrhunderts! Der Rückgang der zentralistischen Macht über die verschiedenen Provinzen begann Ende des 16. Jahrhunderts. Ein Hauptgrund hierfür war vor allem die Desintegration der Provinzen aus dem Timarsystem (Steuerabgaben an „lokale“ Kavallerie der jeweiligen Provinz). Dies geschah durch den Bedeutungsverlust der Kavallerie und des damit einhergehenden Interessensverlust der zuständigen osmanischen Behörden an der Pflege des Abgabe- bzw. Steuerwesens. So verlor man den Überblick über die vorhandenen Ressourcen in den Provinzen. Gouverneure waren durch den Machtverlust mit der Kavallerie immer öfter gezwungen Söldner einzustellen und mussten gleichzeitig finanzielle Mittel für die Gebühren zur Ernennung zum Gouverneur auftreiben. So reisten sie durch ihre Provinz statt sich um ihre eigentlichen Aufgaben (Repräsentant der Zentralregierung in Istanbul) zu kümmern. Die Janitscharen verloren ebenfalls an Macht und bekamen immer mehr Zulauf aus der normalen Bevölkerung (Grund: Immunität und Privilegien) was zu einer stärkeren Interessensvertretung der Bevölkerung gegenüber mit der Zentralregierung führte. Größere Familien die es schafften machtvolle Positionen zu besetzen, konnten immer weiter nach oben gelangen und so ihre eigenen Interessen durchsetzen. Anfang 19.Jhd. war die Dezentralisierung am größten, doch dann kam Mahmmud II. der wieder eine sehr starke Zentralisierungspolitik verfolgte und die lokalen Notabeln und die fast unabhängig gewordenen Gouverneure ausschaltete. 5. Mitterauer (Marian) nicht in VO 1. Was unterscheidet Kreuzzug und Dschihad? Also ich muss ehrlich gestehen, dass mich diese Frage ein bisschen zur Verzweiflung gebracht hat weil in dem Artikel von Dschihad nur einmal kurz die Rede ist und davon aber kein wirklicher Unterschied zwischen Kreuzzug und Dschihad herauszulesen ist. Ich hab mir das also selber ein bissl zusammengereimt (Internet, versch. Def. usw.). Also wenn wer bei der VO Einheit war und das in seiner Mitschrift hat möge er oder sie es bitte ausbessern wenn meine Beantwortung nicht ausreicht oder falsch ist. Meiner Auffassung nach definiert sich ein Kreuzzug dadurch, dass er vom Papst aufgerufen wird. Dadurch, dass er im Kontext mit der „Papstkirche“ entstand und somit auch im Kontext mit einer zunehmenden Politisierung des Papsttums. Man könnte also die Kreuzzüge durchaus als polit. Instrument des Papstes sehen. Denn das 7 religiöse Ziel, die Eroberung des Heiligen Grabes in Jerusalems, stand eher im Hintergrund. Ein Indiz dafür ist, dass sich Kreuzzüge an mehreren Fronten (wie auch in Spanien, Italien usw.) abspielten. Kreuzzüge definieren sich auch nicht als genereller Krieg gegen Andersgläubige sondern es wurde eine Region permanent als potentieller Zielpunkt von Kreuzzügen angesehen. Der Dschihad im Gegensatz dazu meint vielmehr die Verteidigung des Glaubens, wobei hier der bewaffnete Kampf nur als eine mögliche Form gesehen wird um die Verteidigung durchzusetzen. Zum Dschihad ist auch jeder gläubiger Muslim permanent aufgerufen und es bedarf keinen Aufruf wie bei den Kreuzzügen durch den Papst. 2. Folgen der Kreuzzüge für die Entwicklung im Nahen Osten. Es ist vorerst wichtig zu sagen, dass eine weit verbreitete Meinung ist, dass die islamisch geprägte Gesellschaft in Westasien und Nordafrika im 8.bis 11.Jhd. eine wirtschaftliche, kulturelle und politische Aufstiegsphase und Blütezeit hatte und Westeuropa in vielen Bereichen überlegen war. Zu der Ära der Kreuzzüge setze dann eine Phase des Niedergangs ein. Tatsächlich vollzog sich in der Zeit vor und während der Kreuzzüge in der islamischen Welt eine Reihe von Veränderungen, welche aber nicht alle und nicht unbedingt auf die Kreuzzüge zurückzuführen sind. Hier würde ich die Unterscheidung zwischen politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Folgen durchnehmen: Politisch: Politisch gesehen setzte durchaus eine Fragmentierung des großen Reiches der Abbasiden (damals führende Herrschaftsdynastie in der islamischen Welt). Jedoch kann man weder von einer großen Krise noch von einer Auflösung der staatlich politischen Ordnung reden. Es etablierten sich nämlich auch nach dem Niedergang der Abbasidenherrschaft immer wieder dauerhafte Staatsgebilde. Weiters kann man diese Fragmentierung in der islamischen Welt nicht als direkte Folge der Kreuzzüge sehen sondern vielmehr als Folge politischer Machtkämpfe innerhalb der islamischen Welt. ( der genaue Verlauf wird in dem Buch zwar kurz beschrieben, wie gesagt geht es aber da eher um „innerpolitische“ Ereignisse als um die Kreuzzüge. Wen es aber interessiert S 155-159) Wirtschaftlich: Auch wirtschaftlich gesehen ergaben sich zwar regional einige negativen Auswirkungen jedoch gab es durchaus, kurz und mittelfristig gesehen, eine 8 Verdichtung der wirtschaftlichen Beziehungen welche auch durchaus Vorteile brachte. Die negativsten Einbussen hatte Palästina zu verzeichnen, da dort das Auftauchen der Kreuzritter die Bauern zur Flucht veranlasst hatten und so manche Landstriche verödeten.( Bevölkerungsverluste, Arbeitkräftemangel). Die Europäer führten auch ihre traditionellen Getreidesorten ein wodurch die „arabisch-typischen“ Nutzpflanzen verschwanden. Auch nach der Vertreibung der Kreuzritter konnte die syrischpalästinensische Landwirtschaft nicht mehr an ihren früheren hohen Entwicklungsstand anknüpfen. Gesellschaftlich: Nach dem Abzug der Kreuzritter wurde die Situation für Nichtmuslime in den islamischen Ländern zunehmend schlechter. Die Beziehung zwischen Christen, Juden und Muslimen wurde in der islamischen Welt deutlich schwieriger. Kulturell: Wissenschaft, Kunst und Technik (außer die Waffentechnik!) blieben von den Kreuzzügen eher unberührt, da die Europäer selber nicht wirklich etwas vorzuweisen hatten. Hier möchte ich nur kurz anführen, dass in dem Buch jetzt nicht wirklich eindeutig von Folgen der Kreuzzüge die Rede ist. Es werden vielmehr die Entwicklungen innerhalb der islamischen Welt dargestellt, welche aber nicht immer mit den Kreuzzügen in Verbindung gebracht werden. Es ist glaub ich auch wichtig, dass es immer regional begrenzte Folgen gab, da die islamische Welt so einen Umfang hatte, dass die Kreuzzüge eher als eine „modifizierte Fortsetzung der traditionellen Grenzkriegen mit dem christlichen Byzanz wahrgenommen wurden“. „Auf lange Sicht mögen die negativen Folgen zwar überwogen haben. Zunächst stellten die Kreuzfahrerstaaten aber eher lästige Nachbarn als gefürchtete Konkurrenten um Großmachtstatus und Vormachtstellung im arabischen Raum dar - ein Spuk, der sich bald nach 1250 wieder verflüchtigte“ 3. Fortwirken des Kreuzzugsgedanken: Hier ist glaube ich herauszustreichen, dass die Kreuzzüge obwohl sie nicht so großen Einfluss hatten wie immer angenommen wird, teilweise von Seiten der islamischen Welt noch nicht als abgeschlossenes Kapitel gesehen wird. So beziehen sich religiöse Eliten in der islamischen Welt immer wieder auf die Kreuzzüge. Bsp.: Die arabische Presse verglich den Suezkrieg (1956) mit dem Kreuzzug der Engländer und der 9 Franken (1191). Das Motiv des Papstattentäters (1981) war es den obersten Kriegsherrn der Kreuzritter zu töten. Allerdings sei die Annahme, dass die Kreuzzüge eine erste Etappe in der ab dem 13.Jhd. fortschreitenden militärischen-politischer Dominanz seien, und weiters eine Vorstufe der imperialistischen Expansion im 19. und 20. Jhd., eine falsche, da die Kreuzzüge aus der Sicht des arabisch-islamischen Raumes eher eine regionale Beunruhigung war, und weniger eine grandiose Konfrontation zwischen Islam und Christentum. Aus Forum: im forum hat jemand die def. von djihad geschrieben und weil ich mir bei meiner def. nicht so sicher war dachte ich mir ich schicks fairerweise weiter. is im prinzip eh das was ich hab nur noch ein bissl ausführlicher: "Nach REcherche im Internet versuch ich mal folgende Frage zu beantworten: Unterschied Kreuzzug und Djihad: Die Übersetzung des Begriffs "Heiliger Krieg" auf das Wort Djihad ist eine Erfindung der Medien. Djihad heißt eigentlich soviel, wie "sich bemühen". Im Kontext des Islams bedeutet das, dass jedeR MuslimIn "sich bemühen" muss, ein Leben nach göttlichen Vorstellungen zu leben. Wenn Djihad als "Kampf" übersetzt wird, so bedeutet dies, der in einem gläubigen Menschen stattfindende innere Kampf, zur Einhaltung islamischer Regeln. (Kann man vllt damit vergleichen, dass einE ChristIn die 10 Gebote leben soll). Krieg im Islam darf nur für Verteidigungszwecke stattfinden. Und auch während eines Kriegs gibt es sehr strenge Regeln, wie ein Muslim sich zu verhalten hat. Krieg im Islam ist weder durch den Koran gefordert, noch von Allah gewollt. Glaubensfreiheit spielt im Islam eine wichtige Rolle. Wenn heute radikal-islmamische Terrororisten im Namen des Djihads Krieg führen, so stellt die meist ein Rechtfertigungsgrund dar. Dennoch, heutige Interpretationen des Begriffs "Djihad" sind auch unter vielen Muslimen ein Diskussionsthema. Es herrscht keine wirkliche Einigkeit. 10 (Kurze Zusammenfassung aus einer Rede eines Muslims vor einem islamischkatholischen Dialogkreis in Bielefeld: http://www.muslima-aktiv.de/gihad.htm) Die Unterschiede zum Kreuzzug sollte dadurch offensichtlich werden. Übrigens, der Begriff "Heiliger Krieg" fand seine erste Anwendung im Kontext der Kreuzzüge!" 6. Steffelbauer (Lena) nicht in VO 1. (Eigener Beitrag) Beschreiben Sie anhand eines der behandelten Beispiele den Einfluss, den die hellenistische Epoche auf die Region hatte. Schlagworte zum Einfluss des Hellinismus (H), welcher ein Wandlungsprozess war: Eroberung, Städtegründung, Hellenisierung und Reichsgründung Hellenismus – Defintion (aus Encarta): noch eine kleine Zusatzinfo, damit man sich mit dem Begriff besser auskennt! 1. EINLEITUNG Hellenismus, Begriff zur Bezeichnung der Zeitspanne zwischen der Eroberung des Perserreiches durch Alexander den Großen und dem Beginn der römischen Vorherrschaft, in der sich die griechische Kultur im Mittelmeerraum und in Kleinasien ausbreitete und ihre größte Blüte erreichte. Sie wird als hellenistisch (von griechisch Hellas: Griechenland) bezeichnet, um sie von der „hellenischen” Kultur des klassischen Griechenlands zu unterscheiden. Ein bekanntes Beispiel für die Skulptur des Hellenismus ist die so genannte Venus von Milo oder Aphrodite von Melos, die Anfang des 19. Jahrhunderts auf der griechischen Kykladeninsel Melos gefunden wurde. Alexander der Große Im Zuge seiner Eroberungsfeldzüge dehnte Alexander der Große den griechischen Machtbereich bis nach Indien aus, ehe er 323 v. Chr. im Alter von 33 Jahren starb. Die Büste Alexanders stammt aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. und befindet sich heute in der Akropolis von Athen. 11 2. AUSBREITUNG Beim Hellenismus handelte es sich keineswegs um einen einseitigen Vorgang im Sinne einer Übernahme griechischer Kultur. Vielmehr entwickelte sich aus griechischen und jeweils lokalen Elementen eine neue Kulturform, die auf Griechenland selbst, aber auch auf den Westen (Rom, Karthago) zurückwirkte. Im Osten erstreckte sich der Einfluss des Hellenismus bis Indien, im Süden bis Nubien. Aus Sicht der Griechen war der Vordere Orient eine einzige Schatzkammer des Wissens und der Weisheit, zumal dieser Raum seit Jahrtausenden auch in geistiger Hinsicht ein hochkulturelles Zentrum darstellte. Die Migration von Griechen nach Osten hatte bereits vor dem Alexanderzug begonnen und durch diesen nur einen enormen Aufschwung genommen. Die hellenistische Kultur wirkte auch nach dem Zusammenbruch der hellenistischen Staaten fort. 3. DIADOCHENREICHE In der hellenistischen Welt herrschten drei große Dynastien, die von den Nachfolgern Alexanders, den Diadochen, begründet wurden: die Ptolemäische Dynastie in Ägypten, die Seleukiden in Syrien und Asien sowie die Antigoniden in Makedonien. Die städtische Oberschicht dieser Königreiche sprach eine neue allgemeine Form des Griechischen (koiné), die zur neuen Weltsprache wurde, in der alle griechischen Dialekte aufgingen. Griechen, insbesondere Makedonen, bildeten überall in Staat und Wirtschaft eine Elite, die von der unterworfenen Bevölkerung lange als Fremdherrschaft empfunden wurde. Erst spät kam es zu einer ethnischen Vermischung, zu einer rechtlichen Gleichstellung und einer gleichen Besteuerung. Innerhalb der herrschenden Elite nahm das (absolute) Königtum eine zentrale Rolle ein: Zumindest in der Theorie verfügte der König über das ganze Land als Privateigentum, besaß absolute Macht und herrschte mit Hilfe einer Bürokratie aus besoldeten Berufsbeamten. Vor allem in Asien zeigten sich jedoch starke zentrifugale Tendenzen (Provinzstatthalter, lokale Machthaber). Die Vergottung von Herrschern (Personenkult) sollte ein zusätzliches Band der Loyalität mit dem gemeinen Volk schaffen, das die Last könglicher Prunk- und Machtentfaltung zu tragen hatte. In der Architektur dominieren Monumentalbauten; Städtegründungen erfolgen insbesondere im westlichen Kleinasien, Syrien und Mesopotamien. Zu Kunstzentren entwickeln sich Pergamon, Alexandria und Rhodos. 4. KUNST, KULTUR UND RELIGION Religion, Kunst und Literatur des Hellenismus bildeten eine weltoffene Mischung aus 12 griechischen und regionalen Elementen. Die bedeutendste der vielen neuen Stadtgründungen war Alexandria in Ägypten. Unter den Ptolemäern, die mit ihrem Reichtum Dichter, Gelehrte, Künstler und Wissenschaftler in die Stadt holten, wurde Alexandria mit seiner berühmten Bibliothek (siehe Bibliothek von Alexandria) ein bedeutendes wirtschaftliches, kulturelles und religiöses Zentrum, wo Philologie, Grammatik, Prosodie, Lexikographie und Literaturkritik gefördert wurden. Auch die Dichtung wurde von den Gelehrten beeinflusst und folgte meistens klassischen Vorbildern. In Wissenschaften wie Medizin, Astronomie und Mathematik erzielte man große Fortschritte. Es war die Zeit von Euklid, Apollonios von Perge, Eratosthenes, Aristarchos von Samos, Hipparchos von Nicäa, Heron von Alexandria und Archimedes. Die großen philosophischen Schulen dieser Zeit waren der Stoizismus und der Epikureismus. Die literarischen und wissenschaftlichen Werke dieser Zeit wurden, im christlichen Westen vergessen, verboten und verpönt, oft erst durch die Vermittlung islamischer Gelehrter wieder zugänglich. Die Religion der hellenistischen Staatenwelt verband die griechischen Götter mit Gottheiten aus dem Osten und ist durch die Vermischung der verschiedenen Religionen und ihrer Ausdrucksformen gekennzeichnet (Synkretismus). Die hebräische Bibel wurde in Alexandria ins Griechische übersetzt, und auch die Sprache des späteren Neuen Testaments war die koiné. In wirtschaftlicher Hinsicht entwickelte sich während des Hellenismus ein regelrechtes Welthandelssystem. Das Seleukidenreich hatte (über die Seidenstraßen) wirtschaftliche Kontakte bis nach Zentralasien und China, handelte aber auch mit Indien und Arabien. Das Ptolemäerreich verband den ganzen Mittelmeerraum von Spanien bis zur Levante unter Einbindung Nord- und Schwarzafrikas zu einem einheitlichen Wirtschaftsgebiet. Druck von außen (Kelten, Parther) sowie innerer Zerfall, Thronstreitigkeiten und Konflikte leiteten den Niedergang der hellenistischen Staaten ein. Schließlich hatten sie der militärisch-diplomatischen Offensive Roms nichts mehr entgegen zu setzen und wurden der Reihe nach römische Provinzen. Die Römer griffen gerne auf Kunst und Kultur des Hellenismus zurück, da sie sich selbst vor allem im Kriegswesen auszeichneten Microsoft ® Encarta ® 2006 © 1993-2005 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten. Eroberung: Phönikien: Phönikien = ein Land mit vielen Stadtstaaten für sich, hauptsl. Inseln, bedeutende Seemacht, wichtig für Handel (Herstellung von Glas und Textilien, Olivenölexport). Perser hatten großen Interesse an Phönikien, auf Grund der Flotten und Handelsverbindungen, 13 große Seemacht, viele Einwohner (fast wie Athen). Unter pers. Schutz konnten sie sich bis nach Palästina ausbreiten. Alexander eroberte die Perser, welches sich auch auf die phönik. Städte spürbar machte bzw. Alexander tlw. auch hier die Herrschaft übernahm. Die Städte Tyros und Sidon (welches ich aus der Eroberung durch die Perser davor widersetzte hatten) leisteten besonders Widerstand gegen die Eroberung, sie waren aber nicht die einzigen phönik. Städte, welche Widerstand leisteten, sie waren die einzigen Städte, in denen kein Konsens hergestellt werden konnteu und die äußere Gewalt brauchten, um ihre eigene Zerissenheit zu lösten. Weiters wird behauptet, dass es „Phönikien“ eigentl. nie gegeben hatte, sondern nur mehrere Städte an sich. Zusätzl. Wird erwähnt, dass unter Hellenismus der Prozess, welcher Alexander zum Durchbruch im Osten verhalf, verstanden werden kann. Städtegründung: Syrien: Syrien ist ein karges, trockenes Land. Um Agrarproduktion gewährleisten können, benötigt es Bewässerungsanlagen. Syrien erlebte Zeiten von hoher Bevölkerung in den Städten, welches die Agrarproduktion ankurbelte, da Anfrage und Bedarf stiegen. Danach legte sich dies wieder. Im Zuge der Hellenisierung (Erscheinen der Makedonen) blühten syrische Städte wieder, es kam zu demograph. Und wirtschaftl. Wandel, Erungenschaften (Kultur, Architektur, Megastädte etc. )der neuen Kultur prägten sich auch hier ein. Resumée: Eroberung, Städtegründung, Hellenisierung der Bildung sekundärer Statten sind Teiler einr großen Verwandlung der altorientalischen Welt, die durch Kontakt mit hell. Mittelmeer ausgelöst wurden. Entscheidungen dieser Zeit wirken noch Jahrhunderte später nach. Bsp.: Verlust des iran. Teils der ehem. Perserwelt verursachte eine geograph. Scheidelnien bis Islam die Region neu ordnete. Röm. Expansion um Herrschaft im Orient sollte nie über dies Linien hineauskommen. 2. (Beitrag Felix) Beschreiben Sie die letzte Phase der römisch-sasanidischen Auseinandersetzung am Vorabend der islamischen Expansion. Ich habe mir beide Artikel nun schon 3 (!) mal durchgelesen und kann einfach keine Konkrete Antwort finden…. Es geht jedenfalls darum, dass es zw. Rom und dem Nahen Osten (Bev. Gruppen wechseln 14 sich ständig), auf der islam. Seite spricht man ab ca. 300 n.chr von den Sasaniden, davor von den Parthern ständig um Gebiete streiten und vor allem auch darum, welche Religion verbreitet wird. Im 7.Jh.n.Chr kommt es zu einer vermerhten Verbreitung des Islams, da Muhammed in neu festlegt. Tlw. kommt es auch zu Friedensphasen zw. Beiden Völkern. Von Hannes: "In mehreren Feldzügen hatten die Sassaniden die Oströmer an den Rand des Untergangs gebracht und kontrollierten einen Großteil des Reiches, bis Kaiser Herakleios 622 wieder in die Offensive ging. In drei Feldzügen, die Herakleios bis in den Kaukasus führten, gelang es ihm, wenn auch nur unter Aufbietung aller verfügbaren Kräfte, das Blatt zu wenden und mehrere persische Verbände zu schlagen. Es zeigte sich nun, dass Chosrau II. den Krieg offenbar nicht mit aller Entschlossenheit führte: So standen starke Truppenverbände (eventuell sogar die besseren) in Ägypten, die sich auch nicht am Kampf gegen Herakleios beteiligten, zumal Chosrau seinen Kommandeuren, wie dem fähigen General Shahrbaraz, wohl nicht wirklich vertraute. Eine persische Großoffensive, die mit der Belagerung von Konstantinopel 626 durch die mit den Persern verbündeten Awaren verbunden war, scheiterte, zumal die Perser nicht auf das europäische Ufer übersetzen konnten. Seit etwa 620 scheinen die persischen Truppen in Hinblick auf Strategie, Ausrüstung und Taktik den Anschluss verloren zu haben: Die scheinbare Macht des Sassanidenreiches, das seine Leistungsfähigkeit in diesem Kampf stark überfordert hatte, erwies sich nun offenbar als brüchige Fassade. Entscheidend für die persische Niederlage aber waren vermutlich weniger die verzweifelten Aktionen des Kaisers, der zu keinem Zeitpunkt auf die Hauptstreitmacht der Sassaniden traf, als das Eingreifen der Türken in den Krieg: Ihre Angriffe führten dazu, dass die Perser einen Zweifrontenkrieg führen mussten, für den sie traditionell schlecht gerüstet waren. Anfang Dezember 627 fügte Herakleios den Persern in der Schlacht bei Ninive eine Niederlage zu. Chosrau II., der sich in der Nähe aufhielt und von dem römischen Vorstoß überrascht worden war, musste fliehen und verlor damit sein Ansehen und seinen Rückhalt bei den Großen des Reiches; er wurde bald darauf (Februar 628) entthront und schließlich 15 ermordet. Sein Nachfolger Kavadh II. ersuchte um Frieden. Die Sassaniden mussten das Kreuz Christi und alle eroberten Gebiete zurückgeben (629/630). Die im Grunde ungeschlagenen persischen Truppen zogen sich in das Reich zurück, und ihre Anführer griffen sogleich in den Kampf um die Krone ein. Ich versteh einfach nicht, dass ich keine konkrete Antowrt auf dies Fragen finden kann… Ich schreib mal den Stefflbaur an, aber der wird auch nix. Aber ich sitz jetzt echt schon Stunden an den 2 Kapiteln von Stefflbaur und Felix…. 3. (Vortrag) Welche Rolle spielt der 'Orient' im abendländischen Geschichtsbewusstsein? Begründen Sie diese anhand von Beispielen. Durch morgenland wird auch europ. Sichtweisen reflektiert lycées, scholastische Rückbesinnung, humansimus, gymanasium, debatte um klass. Antike als identitägsstifenendes Element der EU all dies sonst nicht möglich Völker Europas teilen mit der des Nahen Ostens historische Efahrung (Hellenisumsu und imperium Romanum): Begegnung mit Hell. Kunst, Philsophie, Unterwerfung Roms, Integration, Selbstbehauptung. Germanen und Araber sind hierbei Randvölker, die neben Ökumenen gebleiben waren, Barbaren des Waldes und der Wüste sind Stiefzwillingen der mediteranen Antike, sie sind ihr gemeinsamens Erbe. 7. Kickinger (Fiona) war in VO 1. Was definiert die Lebensweise des Pastoralnomadismus? Welche weiteren Erwerbsund Lebensformen sind für Pastoralnomaden typisch? Pastoralnomaden wandern bereits seit Jahrtausenden in den Wüsten, Steppen und gebirgigen Zonen des Orients, dringen aber auch in Gebiete der Sesshaften vor. Besitzen die Fähigkeit sich an ariden oder schwer zugänglichen ökologischen Zonen anzupassen und diese zu nutzen. Mobilität aus ökonomischen oder politischen Gründen, z.B. bei Dürre, um sich staatlichen Einflüssen oder Steuern zu entziehen Nomadismus ist eine optimale Form aktiver Anpassung an ökologische und soziopolitische Umstände Keine genaue Definition von Pastoralnomadismus auf Grund der großen Unterschiede im 16 Erscheinungsbild des Nomadismus. Wirtschaftliche Betrachtung: Nomadismus = mobile, auf extensiver Weidewirtschaft basierende Lebens- und Wirtschaftsweise, deren Grundlage die Viehhaltung bildet (Vieh = Hauptproduktionsmittel, Naturweide als Produktionsgrundlage). Unterscheidung in: - Vollnomadismus: gesamte Gesellschaft ist nomadisch, leben fast ausschließlich von der Viehhaltung, Zelte/Schutzschirme als Behausung, Tiere als Transportmittel, in Stämmen organisiert - Halbnomadismus: Teile der Gesellschaft sind sesshaft, Hauptteil der Zeit Nomaden (≠Halbsesshaft: für kurze Zeit nomadisiert), in Stämmen organisiert, zerfallen aber in Gruppen, zahlreiche Ausprägungen: Bergnomadismus als Variante des Halbnomadismus: jahreszeitliche Wanderung ist den Reliefverhältnissen entsprechend vertikal angepasst - Transhumanz: nur Hirten wandern über kurze Strecken, Vieh gehört den Hirten nur zum Teil, sondern auch bäuerlichen Grundbesitzern, z.B. Almwirtschaft - Pastoral nomadism proper: Absenz von Ackerbau - Seminomadic pastoralism: extensive Viehzucht, supplementär und sekundär Ackerbau Nomaden nutzen eine Vielzahl von Ressourcen Multi-Ressourcen-Wirtschaft Zusätzliche Ressourcen zur Existenzsicherung: - Jagd- und Sammelwirtschaft - Getreideanbau und andere Feldarbeit: Erwerb von Eigentumsrechte für marginale Felder in Gebieten mit niedriger Bevölkerungsdichte - Verpachtung von Agrarland (Pachterhebung, wo Nomaden Dörfer dominieren) - Transport, Handel - Vermietung von Reit- und Lasttieren - Militärdienste - Beute und Schmuggel - Temporäre Lohnarbeit (auch Arbeitsmigration), Trödlerei und Transport - Einhebung von Tributszahlungen oder Abgaben für den Schutz (vor Überfällen) von Karawanen, von Kleinvieh züchtenden Nomaden oder Sesshaften: Lokale Machtverhältnisse durch Schutzbeziehungen ausgedrückt Schutz bzw. Angriff nur durch Nomaden mit Reittieren möglich = Machtpotenzial = Prestige Auswirkungen auf die Hierarchisierung innerhalb der Stämme 17 Weite Wanderungen nur bei militärischer Stärke möglich. Voraussetzungen: Reittiere (Pferde, Kamele), Zucht und Reitkunst, Ausrüstung (Sättel, Waffen) Migrationrhythmen: - periodisch-jahreszeitlich - episodisch-zeitlich enorme Unterschiede in der Distanz Zusammensetzung der Herde wirkt sich auf Migration aus im 20. Jh. Umstieg von Kamel- auf Schafzucht: Schafe können nicht so weit in die Wüste vordringen Einschränkung des Lebensraumes Weiden sukzessive von verschiedenen Stämmen genutzt Regelung der Weiderechte gewisse politische Ordnung vorausgesetzt 2. Wie funktionieren nomadische „Stämme“? Was sind ihre Charakteristika? Merkmal des Pastoralnomadismus: Organisation in Stämmen (nicht nur für Nomaden gültig: auch Bauern oder sogar Städter) Vollnomaden stets in Stämmen organisiert, Halbnomaden auch, zerfallen jedoch in Untergruppen Stämme = Vereinigung bzw. Gemeinschaft, die auf gegenseitiger Unterstützung basiert und deren Mitglieder gemeinsam dazu beitragen innere Ordnung herzustellen und sie nach außen zu verteidigen Stämme sind politische Einheiten Stämme können über Verwandtschaft organisiert sein oder auch andere Individuen eingliedern Wichtige Prinzipien der sozialen und politischen Organisation: Deszendenz, Verwandtschaft, Segmentierung, Territorialität Deszendenz: patrilineare Deszendenz (im Mittleren und Nahen Osten) bei allen Nomadengesellschaften mit Ausnahme der Tuareg in der Sahara (matrilineare Deszendenz) vorherrschend Segmentierung: tribale Gruppen in kleinere Segmente unterteilt, über die Zugehörigkeit determiniert wird Segment=Identität Segment-Gruppe kann zu einer Interessensgemeinschaft werden 18 Lineage-Theorie von Edward Evens-Pritchard: Lineage = unilineare Abstammungsgruppe (direkt von einem Ahn abstammend) = Kern des Systems Segmentierung = vorrangiges Organisationsprinzip von Stämmen verschiedene Segmente bzw. Gruppen gleichen einander in ihrer inneren Struktur. Jede einzelne Sektion hat ihr Oberhaupt. Autorität auf alle Punkte der tribalen Struktur verteilt politische Führung nur in Situationen gegenüber der Außenwelt (≠ Ernest Gellner: es kristallisieren sich immer Führer heraus Macht oft über Generationen in einer lineage!) Segmente einer Ebene sind gleichwertig (≠ Emrys Peters: Macht ist unter den Segmenten ungleich verteilt!) Komplementäre Opposition von Segmenten typisch: dynamische Beziehung von gegenseitiger Ausschließung und Ergänzung Charakteristisch für soziale Schichtung in segmentären Gesellschaften: formale Gleichheit des Großteils der erwachsenen Männer und ihrer Qualifikation, an der Politik und Gewalt teilzunehmen Das Lager = Basiseinheit sozialer Organisation. In den Lagergruppen: Großteil der Männer über die männliche Linie verwandt, aber auch andere Haushalte aufgenommen (nicht verwandt). Politische Verantwortung als Kriterium für die Aufnahme in die Lagergruppe. Korporativ (ein Körper) Lager heute: eher kleine Lagerplätze, wo Gruppen einer Abstammung siedeln, wesentlicher Unterschied zu früher: wandern in seltensten Fällen zusammen Beispiele: Beduinen der Negev: Deszendenz und Territorialität als wesentliche Organisationsprinzipien Territorialität, weil neben Viehzucht auch Ackerbau (Besitz von Weide- und Ackerland); determiniert die Zugehörigkeit zu einem Unterstamm und zum Stamm Deszendenz determiniert die Mitgliedschaft in Sektionen und gemeinsam verantwortlichen hams-Gruppen (co-liable groups): agnatische männliche Verwandte, können Herkunft über 5 Generationen auf einen gemeinsamen Vorfahren zurückführen. Zugehörigkeit über Geburt, selten über Inkorporierung. Aufgabe der hams: gemeinsame Verantwortung in Blutangelegenheiten. Handelt korporativ. Stämme der Negev aus Unterstämmen gebildet. Unterstämme aus hams-Gruppen. Beduinen19 Kerngruppe + andere hams-Gruppen Größte politische Einheit = Stamm: Ziel: Verstärkung des menschlichen Potenzials durch Eingliederung von anderen Gruppen Wüstensteppe Syriens: Deszendenz nicht als Voraussetzung für einen Stamm hamsa-Gruppen = sehr enge Solidaritätsgruppen. Decken sich nur in bestimmten Situationen mit den Segmenten. Heute recht flexibel in Bezug auf die Bezahlung von Blutgeld: z.B. sozial Schwache müssen nicht bezahlen, staatliche Grenzen spielen keine Rolle, Verhandlungen zwischen den Familien (des Opfers und des Täters) über Blutgeldzahlungen nach tödlichen Ausgang eines Unfalls, Blutrache nur in seltenen Fällen Stammesidentität bei syrischen Stämmen am Grad des solidarischen Verhaltens und der Orientierung an Idealen und Werten gemessen an-nahwa: Ehrgefühl, aus dem heraus männliche Stammesmitglieder handeln bzw. Ethos, an den man sich orientiert. Gute Verhaltensweise und Bräuche als Vorbild für Stammesmitglieder namûs: Männer müssen achten, dass die Frauen das Ehrgefühl nicht verlieren bzw. dass niemand die Ehre der Frau verletzt: Schutz der Frauen unbedingt notwendig Stamm noch immer eine politische Einheit?: durch Eingriffe der Regierungen im 20. Jh. neues Problem: Pazifizierung der kriegerischen Nomaden, sukzessive rechtliche und politische Entmachtung der Stämme, Ansiedlung eines Teils der Nomaden in Gebieten unter direkter staatlicher Kontrolle. In Syrien wurden manche Stammesoberhäupter oder -mitglieder als Ausgleich ins Parlament gewählt 3. Wie gestaltet sich (historisch und gegenwärtig) das Verhältnis zwischen Nomaden und Sesshaften? Was sind Probleme, was Kooperationselemente? Nomaden können sich an aride Zonen anpassen, sind aber nicht autark: benötigen seit jeher handwerkliche Produkte und zumindest Getreide als Nahrungsmittel Pastoralnomaden verfolgten eine spezialisierte Wirtschaftsform, die sie von Produkten der Sesshaften abhängige machte Anpassung an die natürliche Umgebung + Anpassung an nichtnomadische Welt Großteil der handwerklichen Produkte muss über den Markt oder durch Tausch erworben 20 werden, z.B. Kleidung, Geschirr, Waffen, Nahrungsmittel, Zeltbahnen, Teppiche Sesshafte Bevölkerung benötigt nomadische Produkte wie Fleisch, Milchprodukte und Wolle Aneignung der Produkte von Sesshaften durch Pastoralnomaden durch: - Handel: Tausch von Überschussprodukten gegen Agrar- und handwerkliche Produkte spezialisierte Wirtschaft der Nomaden völlig in lokale Wirtschaft integriert Handel in Form von dauerhaften Beziehungen zwischen Pastoralnomaden und den Partnern in den Dörfern entlang der Wanderroute. Dorfpartner als Vermittler zwischen Nomaden und Bauern/Händler - Kriegsführung und Beutezüge (früher) - Verpachtung Zusätzliche Verdienstmöglichkeiten: - wo Nomaden Dörfer dominieren: Pachterhebung - Nomaden bieten den Sesshaften ihre Arbeitskraft oder Tiere an - Gebiete mit niedriger Bevölkerungsdichte: Erwerb von Eigentumsrechte für marginale Felder + Bewirtschaftung - Temporäre Lohnarbeit, Trödlerei und Transport - Früher: militärische Überlegenheit der Nomaden Beutezüge + Tributszahlungen der sesshaften Bevölkerung zum Schutz vor Überfällen: ermöglichte Zugang zu Produkten, Eroberung von Land und Herausbildung langlebiger Dynastien Kontrolle weiter Gebiete durch die Nomaden ist charakteristisch für traditionelle Staaten des Nahen Ostens. Vielseitige Beziehungen zwischen Regierung und Nomaden. Zahlreiche Nomadenstämme stehen selbst an der Spitze des Staates (Aristokratien) Einwanderungswellen im 18. und 19.Jh. + mangelnder Schutz durch die osmanische Regierung Großteil der sesshaften Bevölkerung in den Westen abgewandert ehemaliges Agrarland wurde zum Weideland für Nomaden Geschichte des Nahen Ostens zeigt die reale bzw. potenzielle Gefahr der militärischen Stärke von Nomadenstämmen für die sesshafte Bevölkerung, z.B. im 19.Jh. drangen die Nomaden in die Städte vor. Man musste sich mit den Nomaden arrangieren. Erst ab Mitte 19. Jh. (neue Waffen): Zentralisierung und Pazifizierung möglich. Nomaden haben keinen Platz im Gesellschaftskonzept der modernen Staaten sozialer Aufstieg oder Verarmung 21 Pastoralnomaden auf Grund der Zentralisierung und Modernisierung zunehmend unter starken Druck. Nomadische Lebensweise als Hindernis für die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Modernisierungsprogramme der Regierungen gesehen. Sesshaftmachung der Nomaden als Lösung des „Nomadenproblems“. Übersehen wurde dabei die reziproke wirtschaftliche Beziehung der Nomaden zu den Sesshaften. Kolonialismus, Entkolonialisierung, Nationalismus, Modernisierung und Industrialisierung sind bedeutende Eingriffe in die Lebensweise der Nomaden. Nomaden haben selbst zur Anpassung und zur Integration in die Gesellschaft beigetragen - Umstieg auf Lastwagen zum Tiertransport, auf Kamel- bzw. Schafzucht Ziehen in manchen Gebieten nur noch vorbei - Kontakte mit Märkten, Städten - Schulbildung und Information über Medien 8. Rasuly (Martin) 1. Erläutern Sie was unter der Definierung Zentralasiens als „verbindender und gleichzeitig trennender Raum“ zu verstehen ist. Diese Definierung ist dem Umstand geschuldet, dass Zentralasien wegen seiner ungeheuren Weite einerseits die Kulturen an seiner Peripherie (zB die nahöstliche und die chinesische) von einander getrennt hielt, gleichzeitig aber zur Ausbreitung kultureller Impulse einen schmalen, jedoch fast nie unterbrochenen Verbindungsweg zwischen diesen Randkulturen schuf und damit die Rolle eines "Transmissionsmedium" erfüllte. Insbesondere ist hierbei auf die "Seidenstrasse" hinzuweisen 2. Erläutern Sie die Rolle Zentralasiens als „Transmissionsmedium“ Zentralasien hat die Rolle eines "Transmissionsmediums" da über diese Region verschiedene durchaus wichtige Entdeckungen, Erfindungen und Entwicklungen ihren Weg in den Nahen Osten und auch Europa gefunden haben. Rasuly erwähnt dabei unter anderem neben Seide, das Papier welches von Samarkand aus in die gesamte islamische Welt exportiert wurde, oder auch metallene Steigbügel, eine Erfindung aus dem China des 5. Jahrhunderts, welche über die zentralasiatischen Reiternomaden, die diese Erfindung aufgriffen, in den Nahen Osten gebracht wurden und sich von dort aus in weiterer Folge, durch arabisch-muslimische Invasionen in Spanien und Frankreich, nach Europa verbreiteten. 22 3. Erläutern Sie einige positive und negative Auswirkungen des zentralasiatischen Reiternomadismus. - Verbreitung der zentralasiatischen Variante des Sufismus (durch turko mongolische Reiternomaden) - Schwächung der politischen Strukturen durch - Nomadismus und Tribalismus -> noadische politische Konzepte führten oft zum Zerfall der Zentralmacht und somit zur politischen desintegration - Iqata System -> Aufteilung neu eroberter Gebiete unter verdienten Repräsentanten der Zentralmacht und Führungsschicht der nomadisierten Stämme - führte zu Streitigkeiten zwischen Teilgebieten untereinander und auch mit Zentralmacht - Ökonomische Schäden durch Invasionen und Eroberungszüge (zB durch Dschingiz Khan, Tamerlanes) - Zerstörung wirtschaftlicher Grundlagen, zB Bewässerungsanlagen, welche umgehenden Zusammenbruch der Agrarwirtschaft bedeuten konnte. Dies hatte die Verödung ganzer Landstriche zur Folge und trug - neben dem Zustrom turko-mongolischer Reiternomaden mit zur Re-Nomadisierung einzelner Regionen bei. - Militärsklaverei Wahrscheinlich nicht von Reiternomaden selbst geschaffen, sondern wahrscheinlich von Sodgier (betrieben umfangreiche Handelsaktivitäten entlang der Seidenstrasse, welche durch solche, zu Soldaten ausgebildeten Sklaven, geschütz wurden) übernommen. starke Türkisierung der Region -> Sesshaft werdung türkischer Nomaden führte auch zur Übernahme des Persichen. Hatte in grossen Teilen Bilingualismus (Türkisch, Persich) zur Folge, unter gebildeten Schichten sogar Trilingualismus (+ Arabisch) Während Persische vorerst als Hof- und Literatursprache galt, wurde türkische Literatur immer mehr gefördert, woraus eine eigenständige türkische Literatursprache entstand 9. Hakami (Sarah) war nicht in VO 1. Beschreiben Sie kurz die Hydraulische Theorie von Wittfogel. 23 Wittfogels „Wasserfalle“- Wittfogel ist der Sprössling der einflussreichen Frankfuter Schule. Durch seinen wissenschaftlichen Background darauf trainiert, ging er daran, die wahren Ursachen in der „Basis“, also in der speziellen Ökonomie der orientalischen Gesellschaften zu suchen, und so richtet er- ausgehend von marxistischen Überlegungen zur Asiatischen Produktionsweise – sein Augenmerk auf diejenige Ressource, die damals wie heute im Orient die entscheidende war- Wasser. Hydraulische Zivilisationen wie sie Wittfogel nannte, sind Gesellschaften deren Landwirtschaft auf großflächiger und kontrollierter Bewässerung basiert. Beispiele hierfür wären: Das Antike Mesopotamien und das Antike Ägypten, welche er als prototypisch ansah. Auch nannte er aber: pristine states, also Staaten die ohne Beeinflussung anderer Staaten entstanden waren, wie zum Beispiel die alten Kulturen im heutigen China, Indien, Mexiko und Peru- die „orientalischen Despotien“ langen also nicht zwangsläufig im Orient. Die Hydraulischen Zivilisationen unterscheiden sich von anderen Kulturen, da es in ihrem Gebiet notwendig war Wasser auf eine besondere Art und Weise zu nutzen. Wittfogel meint, dass wo immer so eine intensive Bewässerung gebraucht wird, entsteht auch eine notwendige zentralistische Kontrolle (das „Unternehmen“ musste geleitet werden). Die Verantwortlichen die diese Kontrolle ausübten, standen an der Spitze der Gesellschaft. Das Resultat dieses Prozesse war ein „Manager Staat“, in dem ein Manager, sprich Monarch (z.B. Pharao), uneingeschränkt und gottgleich regiert: er stellt die Bewässerungssysteme zur Verfügung, kontrolliert, managst und hält sie aufrecht. Die individuelle Autonomie wird auf Grund der Führungsperson abgegeben. War die großflächige Bewässerung einmal entwickelt, so setzten nun mehrer Prozesse parallel ein, welche die betroffenen Gesellschaften grundlegend verändern sollten. Durch die neu gewonnen Technologien, entstanden neue effiziente Möglichkeiten die Produktivität zu steigern, was immer mehr Menschen in die Städte lockte. Es fingen sich spezialisierte Handwerke zu entwickeln: Töpfer, Metallarbeiter, Richter, Schreiber und Wissenschaftler. Die Arbeitsteilung in diesen Gesellschaften war ohne Zweifel größer als in jeder anderen Gesellschaft zuvor. Die alles führte zu erhöhtem Wohlstand, und dieser musste beschützt werden. So entwickelten sich große militärische Apparate, mit Eliten an der Spitze. Solche militärischen Aktivitäten erforderten gleich viel Leitung und Koordinierung wie der Bau großer Bewässerungsanlage. water scheduling calendrics cosntruction planning Bewässerung large scale irrigation 24 differentiated labor coodrination leadership stable productivity increased wealth defense of irrigated works 2. Wie kam es zur Entstehung des Ackerbaues? Welche Faktoren spielten eine Rolle? Lange Zeit war man davon überzeugt, dass es eines Geniestreichs brauchte, um Ackerbau zu erfinden. Mit dem Glauben an diese angeblich spontane kulturelle Leistung verbunden war die Vorstellung, dass die Menschen, bevor sie die geniale Idee hatten, in Armut, Krankheit und Hunger ihr Dasein zu fristeten. Erst durch die Erfindung des Ackerbaus und die gleich darauf folgende Sesshaftigkeit erhob man sich aus der Barbarei in die qualitativ höher stehende Zivilisation. Man weiß heute, dass unsere Vorfahren vor der Ära des Ackerbaus im Schnitt Älter und größer wurden und gesünder lebten als etwa die Menschen der Antike. (Ackerbau ist anstrengender als das Dasein als Jäger und Sammler, die nur 3-4 h am Tag arbeiten kein Grund freiwillig sesshaft zu werden Sesshaftigkeit muss erzwungen worden sein). Die ersten Dörfer im Alten Orient entstanden lange vor der Entwicklung des Ackerbaus. Das Widersprach den alten Evolutionstheorien, die Erscheinungen wie Ackerbau, Sesshaftwerdung und die Entwicklung dörflicher Strukturen in eine klare Abfolge setzten. Der Grund warum die Jäger des Nahen Ostens zuerst sesshaft wurden und erst viel später Ackerbau im großen Stil betrieben, war der, dass die in der Region vorkommenden Felder mit unkultivierten Samenpflanzen die Nahrung der dort lebenden Vorfahren der modernen Zuchttiere waren. Tatsächlich konnten die Menschen durch Sesshaftwerdung an den Feldern die Tiere einfach leichter jagen. So waren die Anfänge der Agrikultur nur Mittel zum Zweckum mit möglichst geringem Aufwand an Fleisch zu kommen. Ackerbau-Theorie: Ende der letzten Eiszeit Ausstreben des Großwilds, worauf die Jäger spezialisiert waren Konzentration auf Kleinwild Veränderung der Jagdtechnologie (kleine Felder) Semi-Sesshaftigkeit: siedelten sich neben dem Kleinwild an KleinwildOverkill Pflanzen- und Tierdomestikation (zur Haltung und Ernährung der Tiere Pflanzen anbauen) Umstellung des Nahrungsspektrums In der neuen Welt wurden erst soäter Tiere domestiziert Eroberung der neuen Welt durch die alte Welt 3. Beschreiben Sie kurz Carneiros 'Circumscription Theory'. Carneiros Theorie baut auf der Theorie von Robert Sussman auf. Sussman sagte, dass durch das Sesshaftwerden die Frauen mehr Kinder auf die Welt bringen konnten, da sie nun die Ruhe hatten, sich auch um diese zu kümmern [ Folgen der Sesshaftigkeit eklatant: zw. 25 8000-4000 v. Chr. Populationswachtum von 100 000 auf 3,6 Mio. im fruchtbaren Halbmond. Sussman: Population steigt mit Ackerbau/Sesshaftigkeit langsam an müssen erst recht Ackerbau betraieben um die Bevölkerung zu ernähren] Carneiro sagt, dass all diejenigen Gesellschaften, die sich zu pristine states entwickelt haben, etwas gemeinsam haben: Sie traten alle in ökologisch stark umgrenzten Gebieten auf. Bei der angenommenen Populationssteigerung nach der Sesshaftwerdung und der damit verbunden Domestikation von Tieren und Pflanzen bereitete sich die Ackerbau treibende Bevölkerung des Orients mählich entlang der fruchtbaren Gebiete aus. Über lange Zeit stieg zwar die absolute Anzahl der Personen in diesem Raum, aber die Bevölkerungsdichte blieb ziemlich konstant, da sich die Gruppen und Dörfer immer wieder aufspalteten, und so vorher unbesiedelte Regionen erschlossen. Bald hatten die Menschen in den fruchtbaren Gebieten Ägyptens und Mesopotamiens keine Chance mehr, in weitere Gebiete auszusiedeln, da sie von Wüste und unfruchtbarem Boden umzingelt waren. Eine steigende Menschanzahl auf begrenztem Raum bedeutet zwangsläufig eine Zunahme der Bevölkerungsdichte, und diese führt irgendwann unweigerlich zu einem steigenden Bevölkerungsdruck, was nicht anderes bedeutet, als dass immer mehr Menschen mit immer weniger Ressourcen auskommen müssen, die eine bestimmte Produktionsweise zur Verfügung stellt. Carneiros Theorie: Population growth Population Pressure military organisation Centralized org Circumscribed resources societal domination more warfare VO: Darstellung der Orientalischen Zivilisation in Schulbüchern: Land um Euphrat und Tigris so fruchtbar, dass genug Ernteerträge eingefahren werden konnten, sodass die Nahrungsmittel auch anderen genügten Herausbildung verschiedener Berufe (vgl. Theorie von Childe). Gemeinschaftsarbeit: gemeinsam Probleme angehen Bewässerung der Felder Bewässerungssysteme. Einzelinteresse zum Wohle des Allgemeinwohls zurückgetreten. (vgl. Wittfogel) Automatische Theorie von Gordon V. Childe: eine Sache folgt automatisch der anderen Agriculture surplus of food individual divorce from producing occupational 26 differentiation (Arbeitsteilung) political integration state Hydraulische Theorie von Karl A. Wittfogel – Managertheorie: Gemeinschaftsarbeit: muss koordiniert werden politische Führung notwendig 10. Baumgarten ( von ?) 1. Beschreiben Sie beispielhaft, wie Entscheidungsfindungsprozesse innerhalb der Hamas 'basisdemokratisch' funktionierten. -Es gibt innerhalb der Partei immer wieder heftige Debatten über den Kurs. Oft verhindern die unteren und mittleren Führungsschichten der Hamas, also die jungen Mitglieder, unter ihnen auch StudentInnen, Beschlüsse „der Alten“. Die Hamas ist stark von unten nach oben organisiert, eine Ausnahme im arabischen Raum. Dies hängt natürlich auch damit zusammen, dass die Partei stark von Mitgliedsbeiträgen und Freiwilligenarbeit (besonders im Sozialsektor) abhängig ist. 2. Welche Argumente bewogen wahrscheinlich die Hamas zur Teilnahme an den Wahlen 2006. Seit 1989 (Muslimbrüder in Ägypten) stellen sich islamistische Parteien Wahlen. Die Hamas erzielte vorher schon überraschend gute Wahlergebnisse bei Lokalwahlen. Die Hamas rechnete sich gute Chancen aus, da allgemein eine große Unzufriedenheit mit der Fatah-Regierung herrschte. Außerdem war die Hamas in weiten Teilen der Bevölkerung, auch oder gerade wegen ihrem sozialen Engagement, verankert. 3. Welche Gründe waren für den Wahlsieg der Hamas ausschlaggebend? Was motivierte Wähler gegen die Fatah zu stimmen. -Meinungsforschungen fanden folgendes heraus: Die Hamas zog viele Protestwähler an. Die Wähler wollten das korrupte Fatah-Regime abwählen. Das Hamas-System, also vor allem das Engagement im sozialen Sektor, wurde als positiv angesehen. Außerdem enthielt das Wahlprogramm der Hamas auch zahlreiche „demokratische“ Forderungen, wie turnusmäßige Wahlen, Rule of Law (allerdings islamisches Recht), Gewaltenteilung,… 27 1. Beschreiben Sie beispielhaft, wie Entscheidungsfindungsprozesse innerhalb der Hamas 'basisdemokratisch' funktionierten. „Der Führer der Hamas, Mashal, ist natürlich nicht repräsentativ für seine Organisation. Die Hamas ist ja sehr basisdemokratisch ausgerichtet. Sie hatte zwar einen radikalen kriegsbegeisterten Führer, aber die Basis sehr pazifistisch orientiert ist." Sie hat von sich aus eine deutliche Einbindungsstrategie verfolgt. Vor zehn Jahren noch hat sie eine Beteiligung an Parlamentswahlen abgelehnt. Nun ist sie Teil einer Institution, die Produkt des von ihr immer abgelehnten Oslo-Prozesses ist. Die Hamas war bereits in den Gemeinde- und Stadträten vertreten, sie stellt Bürgermeister. Sie hat den Marsch durch die Institutionen angetreten. Dadurch ist es für sie notwendig geworden, sich in den politischen Ansichten zu verändern. 2. Welche Argumente bewogen wahrscheinlich die Hamas zur Teilnahme an den Wahlen 2006. „Die Hamas hat in den vergangenen ein, zwei Jahren einen zunehmend pragmatischen Kurs vertreten und sich in ihren politischen Ansichten gemäßigt gezeigt. Sie hat sich mit der Teilnahme an den Parlamentswahlen in die palästinensischen Strukturen einbinden lassen. Allerdings werde Hamas Israel nicht anerkennen, eine Änderung der Charta, nach der der jüdische Staat zerstört werden soll, werde es nicht geben. Er verwies darauf, dass das Wahlprogramm, in dem von Terror abgesehen wird, nur vier Jahre gültig sei. Israel könne man ohnehin nicht von heute auf morgen vernichten. 3. Welche Gründe waren für den Wahlsieg der Hamas ausschlaggebend? Was motivierte Wähler gegen die Fatah zu stimmen. Siehe Teilnahme an den Wahlen und basisdemokratie. Freilich hat die Fatah einen Gutteil der Hausaufgaben nicht gemacht (und wurde deshalb nicht wiedergewählt?). Andererseits konnte Mahmud Abbas die Hamas und andere Gruppen nicht entwaffnen. Das hätte Bürgerkrieg bedeutet. 28 SPIEGEL ONLINE: Ist es gar ein Vorteil, wenn die Hamas die Regierung bildet? Sie gilt als berechenbarer als die zersplitterte, undisziplinierte Fatah. Sterzing: Fatah ist in der Tat ein zerstrittener politischer Haufen ohne klare Linie. Hamas ist in der Lage gewesen, seine bewaffneten Kräfte unter Kontrolle zu halten. Hamas war im Unterschied zu Fatah in den letzten Wochen auch der Garant für die Wahlen. Vieles hat sich bereits umgedreht: Die Forderungen nach der Bekämpfung von Korruption, Misswirtschaft und Vetternwirtschaft hat besonders Hamas im Wahlkampf in den Vordergrund gestellt. Hamas kann in bestimmten Bereichen durchaus ein Partner für Reformen sein. ironischer kommentar vom interviewpartner: Die Hamas ist natürlich berechenbarer, als die Fatah. Bei ersterer weiss man, was sie tun, wenn sie eine Waffe in der Hand halten. Da sollte man doch glatt mit ihnen koalieren. Vielleicht könnte der Kompriss so lauten: Israel wird zwar vernichtet, aber als Windpark wieder aufgebaut und die entprechenden CO2 Emmissionszertifikate kostenlos an Europa gegeben, so dass dieses es doch noch schafft die Kyotoziele zu erreichen. Allgemeines zur Hamas: Hamas und Palästinensischer Islamischer Jihad Peter Philipp Der Ägypter Hassan al Banna stammte aus ärmlichen Verhältnissen, er wurde zu Hause streng religiös erzogen und auf ein religiöses Lehrerseminar geschickt. Kurz nach Antritt seiner ersten Lehrerstelle in Ismailia tat er sich dort 1928 mit sechs Arbeitern der Suezkanal-Gesellschaft zusammen und gründete die "Gesellschaft der "Muslimbrüder"" ("Jamiyat al-ikhwan al-muslimin"). Ihr gemeinsames Motiv: Gegen den Einfluss der Briten anzutreten, die zwar nicht mehr Protektoratsmacht waren, das neue Königreich Ägypten (seit 1922) aber dennoch kontrollierten. Nach Überzeugung der ersten "Muslimbrüder" führte dieser westliche Einfluss dazu, dass die Gesellschaft sich immer mehr verweltlichte und von den Grundsätzen des Islam entfernte. Die "Muslimbrüder" versuchten, die Rückkehr zum Islam entgegenzusetzen und mit sozialer und wohltätiger 29 Arbeit Anhänger hierfür zu gewinnen. Die Bewegung wuchs rasch an, verbreitete sich fast über die gesamte arabische Welt. und wurde bald zum Vorreiter der Auflehnung gegen deren traditionelle Regime. Beim Versuch, die wichtigsten islamistischen Gruppen in der Region heute zu verstehen, wird man deswegen immer wieder auf diese Anfänge in Ägypten stoßen. Aus diesen Anfängen leiten sich die Grundthesen der verschiedensten islamistischen Gruppen ab und es spielt kaum noch eine Rolle, ob diese – wie "Islamischer Jihad" und "Hamas" - direkt aus der sunnitischen "Muslimbruderschaft" hervorgekommen sind oder ob es sich bei ihnen um eine schiitische Gruppe handelt – wie im Fall der libanesischen "Hisbollah". Palästinensischer Islamischer Jihad Der Gazastreifen stand von 1948 bis 1967 (mit kurzer Unterbrechung während des Sinaikrieges 1956) unter ägyptischer Verwaltung und der ägyptische Einfluss war deswegen hier besonders stark. Ideen wie die der "Muslimbrüder" fielen hier sofort auf fruchtbaren Boden und vermengten sich mit militanten Widerstandsideologien gegen den Staat Israel, die ihre Wurzeln meist auch im Gazastreifen hatten. Die eher säkulare PLO unter ihrem langjährigen Führer Yasser Arafat enttäuschte mit der Zeit viele Palästinenser, weil sie nach dem Sechstagekrieg und der Eroberung des Gazastreifens wie auch der Westbank durch Israel (im Juni 1967) zwar schrittweise weltweite Anerkennung gewann, die Situation der Palästinenser sich aber nicht verbesserte. Diese Enttäuschung trieb besonders im Gazastreifen immer mehr Palästinenser in die Arme der Islamisten und führte auch zu deren Radikalisierung. Die "Muslimbrüder" aber waren in den Siebziger Jahren längst auf dem Weg, ein zwar nicht willkommener, aber tolerierter Faktor zu sein. Die Lage änderte sich mit der Revolution im Iran: Der Sturz des Schahs und die Errichtung eines islamischen Gottesstaates im Iran sollten Signalwirkung haben: Nur kurz danach spaltete sich ein militanter Flügel der "Muslimbrüder" ab, um dem Beispiel des Iran nachzueifern: Der "Palästinensische Islamische Jihad" wurde 1979 von Fathi Shaqaqi und gleichgesinnten palästinensischen Studenten gegründet. Die "Muslimbrüder" waren ihnen zu gemäßigt, ebenso die PLO, sie wollten den Kampf gegen Israel aufnehmen und hofften, dass am Ende dieses Kampfes ein großer islamischer Staat für alle Muslime 30 entstehen würde– und zwar nicht nur in der Arabischen Welt. Anhänger des "Islamischen Jihad" sollen Kontakte zu den Mördern des ägyptischen Präsidenten Sadat (ermordet 1981) unterhalten haben. Ihre ersten Überfälle und Terroranschläge auf israelische Ziele nahm die Gruppe in den achtziger Jahren auf, noch bevor in den besetzten Gebieten die erste "Intifada" ausbrach, der erste Aufstand der Palästinenser. Obwohl diese "Intifada" als gewaltloser Widerstand geplant war, bot sie den Militanten einen idealen Ansatzpunkt. Israel erkannte diese Gefahr nicht gleich: Es deportierte Shaqaqi in den Libanon, wo dieser Beziehungen mit der gerade entstandenen "Hisbollah" und mit iranischen wie syrischen Stellen anknüpfte und der "Islamische Jihad" wurde radikaler. Als es nach Abebben der "Intifada" 1993 zum Oslo-Abkommen zwischen Israel und der PLO kam, übernahm der "Jihad" die Führungsrolle in der militanten Ablehnungsfront. Shaqaqi wurde 1995 in Malta –ermordet und sein Nachfolger, Dr. Ramadan Abdallah Shalah, residiert seitdem in Damaskus mit engen Kontakten zum syrischen Regime, zum Iran und der libanesischen Hisbollah. Der "Islamische Jihad" ist bis heute unverändert gegen jede Verständigung mit oder Anerkennung von Israel. Dasselbe ist offiziell auch der Fall bei "Hamas", deren Geschichte unterscheidet sich aber vom "Jihad" und entbehrt auch nicht einer gewissen Ironie, weil die Gründer von "Hamas" zunächst von Israel unterstützt worden waren: Hamas "Hamas" (Abkürzung für "Harakat Al-Muqawama Al-Islamia" - "Islamische Widerstandsbewegung") wurde Ende 1987 bei Ausbruch der "Intifada" bekannt, als die Gruppe plötzlich im Gazastreifen und in der Westbank öffentlich auftrat und der weltlichen PLO das Terrain strittig machte. Für Israel erschwerte diese neue Situation die Reaktion auf den Palästinenseraufstand, da hier nun zwei verschiedene Gruppen aktiv waren. Aber genau diese Konkurrenz zur PLO war einmal Ziel der Unterstützung gewesen, die Israel den Leuten und Gruppen gegeben hatte, die nun plötzlich als "Hamas" auftraten: Bereits 1978 meldete der damals 49-jährige Sheikh Ahmed Yassin, ein seit seiner Jugend gelähmter muslimischer Führer in Gaza, bei den israelischen Besatzungsbehörden eine "Islamische Vereinigung" ("Al-Mujamma Al Islami") an, die sich um bedürftige 31 Palästinenser kümmern wollte. Israel stimmte zu: Seine Strategie war, den Alleinvertretungsanspruch der PLO zu entkräften und zu zeigen, dass es in den besetzten Gebieten selbst Kräfte gibt, die die Palästinenser besser vertreten als die – damals noch in Tunis residierende – PLO Yasser Arafats. In Jerusalem hoffte man vor der "Intifada" und vor Oslo, dass eine religiös gefärbte Bewegung, die bisher vor allem karitativ und humanitär tätig gewesen war, ein geeignetes Gegengewicht sein würde gegen den – damals noch – als Erzterroristen und Todfeind verschrienen Yasser Arafat. Schon einmal hatte Israel den Führungsanspruch der PLO untergraben wollen, indem es in der Westbank die Gründung so genannter "Dorfligen" unterstützte. Der Versuch scheiterte ebenso wie das Projekt "Hamas": "Hamas" ergriff rasch die Initiative und rief ihren eigenen Aufstand aus: Mit eigenen Streiktagen, vor allem aber mit eigenen Anschlägen versuchte "Hamas", die Führungsrolle der Intifada zu übernehmen. Hierbei kam ihre radikale Ideologie zum Tragen: Der ideologische Hintergrund der "Muslimbruderschaft" macht "Hamas" kompromisslos antiisraelisch und sie betrachtet nicht nur die 1967 eroberten Gebiete, sondern ganz Israel als "besetztes Gebiet", das es zu befreien gilt: 1988 verabschiedete "Hamas" ihre Statuten, den "Islamischen Pakt". Darin steht unter anderem – bis heute unverändert – dass man die "Flagge Allahs über jedem Quadratmeter Palästinas hissen" wolle. Juden müssten umgebracht werden und man solle "nicht seine Zeit mit Initiativen, Vorschlägen und internationalen Konferenzen verschwenden": Palästina sei ein islamisches Land. Als Israel und die PLO Yasser Arafats 1993 in Norwegen das Oslo-Abkommen aushandelten, da war "Hamas" sich mit dem "Jihad" einig, diese Politik als Verrat zu verurteilen, im Gegensatz zum "Jihad" aber operierte "Hamas" bald mit einem "politischen" und einem "militärischen" Flügel. Der politische Flügel versuchte, politisch an Einfluss zu gewinnen, ohne jedoch die neuen Realitäten anzuerkennen: So war "Hamas" 1996 nicht bereit, bei den Wahlen anzutreten, weil dies einer Anerkennung von Oslo – und damit Israels - gleichgekommen wäre. Der militärische Flügel führte weiter Anschläge gegen Israel durch. Diese Anschläge nahmen an Zahl und Intensität während der zweiten Intifada ("Al AqsaIntifada") zu, die nach dem Scheitern von Verhandlungen zwischen Ehud Barak und Yasser Arafat in Camp David im Herbst 2000 ausbrach. "Hamas" und "Islamischer 32 Dschihad" waren dabei mindestens ebenso an der Durchführung von Anschlägen und Terrorakten beteiligt wie Anhänger von PLO-Chef Arafat. Zur Teilnahme an Wahlen war "Hamas" erst Anfang 2006 bereit – zwei Jahre nach Arafats Tod. Inzwischen war viel geschehen: Die israelische Armee hatte nicht nur Sheikh Yassin in Gaza ermordet , sondern auch einen Monat später seinen Nachfolger Abdel Aziz a-Rantisi. Die Führung von "Hamas" wurde immer mehr von Khaled Mashal vonDamaskus aus übernommen, Mitgründer der Organisation und seit 1996 Leiter des Politbüros. Die Wahlen 2006 wurden für Hamas zum vollen Erfolg: Begünstigt durch ein regionales Wahlsystem, vor allem aber durch den wachsenden Unmut der Bevölkerung über Korruption und Vetternwirtschaft, gewann "Hamas" 74 der 132 Parlamentssitze und löste damit die bislang führende "Fatah" ab, die ihren Sieg für selbstverständlich gehalten hatte.Größer noch aber war der Schock im Ausland: Obwohl man immer demokratische Wahlen gefordert und gefördert hatte, war man doch nicht bereit, dieses Ergebnis hinzunehmen. Es sei denn, "Hamas" würde sich von ihrer radikalen Anti-Israel-Haltung verabschieden und Oslo wie die Notwendigkeit eines Friedensprozesses anerkennen. Solange dies nicht geschehe, werde der Westen – allen voran EU und USA – die gewählte Regierung nicht unterstützen. "Hamas" unter ihrem Regierungschef Ismail Haniyeh war dazu nicht bereit. Der ehemalige Berater von "Hamas"-Gründer Yassin kann es sich offenbar nicht erlauben, mit der radikalen Ideologie der Vergangenheit zu brechen. Statt von Frieden begann "Hamas" deswegen von jahrzehntelanger Waffenruhe zu sprechen und sie hielt sich bis nach den Wahlen an eine im Jahre 2005 verkündete zeitweilige Einstellung der Angriffe auf Israel. Andere Gruppen – darunter der "Jihad" – setzten ihre Angriffe jedoch fort, darunter Raketenangriffe von Gaza auf Israel, und Israel reagierte massiv. "Hamas" kündigte die Waffenruhe schließlich auf und die Situation im Gazastreifen eskalierte. Bis sie im Frühsommer 2007 in einen offen Bruderkampf zwischen "Hamas" und der "Fatah" von Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas mündete. Saudische und andere arabische Vermittlungsbemühungen (darunter die Bildung einer Koalitionsregierung zwischen "Hamas" und "Fatah") scheiterten und nach kurzen, heftigen Kämpfen übernahm "Hamas" 33 im Juni 2007 den Gazastreifen. In der Westbank bleibt es zunächst ruhig. Dort ruft Abbas eine Notstandsregierung aus und beginnt unter anderem, mit dieser wieder an einem Friedensprozess zu arbeiten. Der Westen stellt sich hinter Abbas, auch als er von Neuwahlen spricht und mit einer Wahlrechtsreform schon einmal sicher stellen will, dass ein Sieg von "Hamas" sich nicht wiederholen kann. "Hamas" lehnt die Bemühungen zwischen Abbas und dem israelischen Premier Ehud Olmert um eine Nahost-Konferenz und neue Verhandlungen als illegal ab. Solange hierbei keine Fortschritte erzielt werden, dürfte sich der Zuspruch für "Hamas" unter den Palästinensern wohl kaum verringern. (19. September 2007) 11. Krämer (Olivia) kommt sobald die Fragen online sind! Die Antworten auf diese Fragen wurden so im Vortrag nicht erwähnt, ich versuche jedoch die gemachten Aussagen darauf umzulegen. Aus Zeitgründen beantworte ich die Fragen in Stichworten: 1) Grundzüge islamistischen Denkens Dispositive Gesellschaft (göttlicher) Diskurs: ethisch, moralisch, juristisch, öffentlich, privat, politisch etc. vorgegebene Ordnung Islamische Tradition: auf Koran beziehen; Islamisten meist unreflektiert; keine Interpretation gestattet (wörtlich nehmen) Ganzheitliche Lebenseinstellung Scharia durchdringt alle Lebensbereiche (Kleidung, Bräuche, Symbole, Sprache etc.): Ökonomie/Politik/Kultur etc. „integrale“ Anwendung der Scharia Abgrenzung gegenüber Anderen/ Abschottung! Feindbilder konstruieren 2) Konzeption des Staates aus Sicht der Islamisten Scharia als Rechtsordnung (moralisch, juristisch) Auch Herrscher unter der Scharia Politische Institutionen zur Machtausübung Staat als zentraler Akteur: Staatsgewalt (Transparenz, Partizipation, Verantwortlichkeit etc.) Nicht liberal: von Gott vorgegeben: der Macht des Individuums entzogen Institutionalisierung von Prinzipien (z.B. Verfassungen erlassen) Somit mit Demokratie unvereinbar!!! (gottgewollt, menschlichen Disposition 34 entzogen) 3) Beziehung Individuum – Gruppe – Gesellschaft Gesellschaft, Recht und Politik sind eines: ganzheitliches System/Ordnung; Ordnung sui generis (eigener Art) Hohe Verantwortlichkeit des Einzelnen (Ethik!): Einzelner für sich selbst und die anderen Deshalb Aufruf zur politischen Partizipation/ Empowerment Vorerst in Moscheegemeinden: Organisation/ Konzentration/ Artikulation des politischen Willens Zivilgesellschaftliches Engagement sehr wichtig (siehe auch DiasporaGemeinschaften, die Land aus dem Ausland unterstützen: z.B. nach Katastrophen) Anmerkung: Einzelne Punkte können natürlich auch in die jeweils anderen zwei Fragen miteinbezogen werden (wollt mich nicht zu oft wiederholen…) 35