Klausur zur Quantenmechanik II WS 2009/10 Dienstag, 9. Februar 2010, HS1, Physik Department, TU München Die Klausur besteht aus 3 Aufgaben. Bitte bearbeiten Sie jede Aufgabe auf einem separaten Blatt! Bitte geben Sie auf allen Blättern Ihren Namen an! Sie haben zur Bearbeitung 90 Minuten Zeit. Insgesamt können 100 Punkte erreicht werden. Viel Erfolg! 1 Aufgabe K1 (20 Punkte) Ein nichtrelativistisches Teilchen mit Masse m und Impuls ~~k = p~ = p~ez werde gestreut an einem kugelsymmetrischen Potential V (r) = −Ze2 exp(−µr) r mit µ > 0. a) (6 Punkte) Die Lösung des Streuproblems für ein solches Potential (mit asymptotisch auslaufenden Kugelwellen) ist gegeben durch ψ (+) 2m ~ (~k; ~r ) = ei k·~r − 2 ~ Z 0 1 eik|~r−~r | dr V (r0 )ψ (+) (~k; ~r 0 ). 4π |~r − ~r 0 | 3 0 Entwickeln Sie diesen Ausdruck für |~r | → ∞ für ein Potential mit endlicher Reichweite und zeigen Sie, dass in führender Ordnung der Entwicklung gilt: Z ~r ei kr m ~0 0 (+) ~ i ~k·~ r ∼ d3 r0 e−ik ·~r V (r0 )ψ (+) (~k; ~r 0 ), ~k 0 = k ψ (k; ~r) = e − 2 r 2π~ |~r | i kr e ~ = ei k·~r + f~ (ϑ, ϕ). r k Hinweis: (1 + x)n = 1 + nx + . . . b) (2 Punkte) Was ist die Bornsche Näherung für die Streuamplitude? Geben Sie f~k (ϑ, ϕ) in Bornscher Näherung an. c) (10 Punkte) Berechnen Sie den differentiellen Wirkungsquerschnitt Näherung als Funktion des Streuwinkels ϑ mit ~k · ~k 0 = k 2 cos ϑ. Hinweis: 1 − cos ϑ = 2 sin2 ϑ2 . dσ dΩ in Bornscher d) (2 Punkte) Betrachten Sie den Grenzfall mit µ → 0. Welcher physikalische Streuprozess wird durch dieses Ergebnis beschrieben? Wie verhält sich der differentielle Wirkungsquerschnitt in diesem Fall für kleine Streuwinkel ϑ? Worauf ist dieses Ergebnis zurückzuführen? Aufgabe K2 (40 Punkte) Gegeben sei ein System von N nichtrelativistischen Fermionen in einem Volumen V, die sich durch Wirkung eines äußeren Magnetfeldes alle im gleichen Spinzustand ν = + 12 befinden. Zwischen den Fermionen wirke eine Zweiteilchenwechselwirkung, welche den Spin unverändert lässt und gegeben sei durch V (|~ri − ~rj |) = −V0 1 exp(−µ|~ri − ~rj |), |~ri − ~rj | V0 > 0, µ ≥ 0. Es gebe kein weiteres äußeres Potential. Benutzen Sie im Folgenden das Hartree-FockVerfahren, um näherungsweise die Grundzustandsenergie dieses Systems zu bestimmen. Als Basiszustände verwende man ebene Wellen |~p i. 2 a) (4 Punkte) Stellen Sie ausgehend von der allgemeinen Form des Hamiltonoperators in Hartree-Fock-Näherung ( ) N X N N h i X X ĤHF = α|t̂|β + hλ, α|V̂ |λ, βi − hλ, α|V̂ |β, λi a+ α aβ α=1 β=1 λ=1 die (formalen) Hartree-Fock-Gleichungen für diesen Fall auf. b) (10 Punkte) Bestimmen Sie zuerst die Matrixelemente für das Hartree-Potential X h~p1 |UH |~p2 i = h~p3 , p~1 |V̂ |~p3 , p~2 i. p ~3 ∈F Was ist die physikalische Bedeutung dieses Potentials? Hinweise: Werten Sie das Matrixelement aus mit Hilfe der Näherung Z Z 1 1 3 d r1 V (|~r1 − ~r2 |) ≈ d3 rV (|~r |). V V R∞ R 3 dx xn exp(−x) = n! d r exp(− ~i (~p1 − p~2 ) · ~r ) = Vδp~1 ,~p2 . 0 c) (12 Punkte) Bestimmen Sie die Matrixelemente für das Fock-Austauschpotential X h~p1 |UF |~p2 i = h~p3 , p~1 |V̂ |~p2 , p~3 i. p ~3 ∈F Führen Sie die Summe über p~3 noch nicht aus. Hinweise: Benutzen Sie, dass aufgrund der Impulserhaltung p~1 + p~3 = p~2 + p~3 und daher p~1 = p~2 ist. Verwenden Sie die Näherung Z Z 1 i 1 i 3 d r1 exp[− ~q · (~r1 − ~r2 )]V (|~r1 − ~r2 |) ≈ d3 r exp[− ~q · ~r ]V (|~r |). V ~ V ~ d) (4 Punkte) Geben Sie jetzt den gesamten Hamiltonoperator in Hartree-Fock-Näherung mit den von Ihnen berechneten Matrixelementen an. Vergleichen Sie den Hartree-Term mit dem Fock-Term bei verschwindendem Impulsübertrag ~q = p~3 − p~1 = ~0. Betrachten Sie den Grenzwert µ → 0 und zeigen Sie, dass als Beitrag der Wechselwirkung verbleibt X X 4πV0 ~2 X 1 a+ δ p ~ ,~ p ~2 . ~1 ap 2 1 2 p V (~ p − p ~ ) 1 3 p ~ ∈F p ~1 ∈F p ~2 ∈F 3 p ~3 6=p ~1 Warum sind die Impulseigenzustände zur Lösung der Hartree-Fock-Gleichungen geeignet? e) (10 Punkte) Bestimmen Sie im Grenzfall µ → 0 die Hartree-Fock-Einteilchenenergien εHF (~p ) und berechnen Sie die Hartree-Fock-Energie EHF und die Energie E0 des Grundzustands in Hartree-Fock-Näherung. Führen Sie dazu die verbleibenden Impulssump2F men aus. Drücken Sie das Ergebnis durch die Fermi-Energie F = 2m , den FermiImpuls pF , die Teilchenzahl N und V0 aus. Hinweise: Ersetzen kinetischen R den P Sie für d3 p Term für den Grenzfall großer Volumina V näherungsweise p~ → V (2π~)3 . Benutzen Sie, dass näherungsweise gilt 2 X X 1 V 4π → 6πpF p3F . 2 3 (~p1 − p~3 ) (2π~) 3 p ~ ∈F p ~1 ∈F 3 p ~3 6=p ~1 3 Aufgabe K3 (40 Punkte) Der Hamiltonoperator eines freien Dirac-Teilchens mit Masse m und Ladung e ist gegeben durch H = α ~ · p~ + βm. Hinweis: Verwenden Sie im Folgenden rationalisierte Einheiten, d.h. ~ = 1 und c = 1. ~ wobei L ~ = ~r × p~ der Bahndrehima) (5 Punkte) Berechnen Sie den Kommutator [H, L], pulsoperator ist. Was bedeutet das Ergebnis? ~ ] mit dem Dirac-Spinoperator für b) (5 Punkte) Berechnen Sie den Kommutator [H, 21 Σ 1 das relativistische Spin- 2 -Teilchen. Was bedeutet dieses Ergebnis? c) (2 Punkte) Aufgrund der Rotationsinvarianz der freien Dirac-Gleichung erwartet man, dass der Drehimpuls erhalten ist. Wie lässt sich das mit dem Ergebnis aus a) und b) vereinbaren? Wie lautet der erhaltene Drehimpuls? Das Dirac-Teilchen bewege sich nun in einem zeitlich und räumlich konstanten magnetischen ~ = B0 ~ez mit zugehörigem Vektorpotential A(~ ~ r ) = 1B ~ × ~r. Für das elektrische Feld B 2 Potential gelte φ = 0. d) (6 Punkte) Wie lautet jetzt der Dirac-Hamiltonoperator, der die Bewegung des Teilchens im Magnetfeld beschreibt? Leiten Sie aus der zeitunabhängigen Dirac-Gleichung Hψ = ϕ Eψ mit dem Ansatz ψ = χ das gekoppelte Gleichungssystem für die zweikomponentigen Spinoren ϕ und χ ab. e) (10 Punkte) Eliminieren Sie die χ-Komponenten und zeigen Sie, dass ϕ im nichtrelativistischen Grenzfall der folgenden Pauli-Gleichung genügt (W = E − m): 2 1 ~ − e ~σ · B ~ ϕ = W ϕ. p~ − eA 2m f) (8 Punkte) Zeigen Sie, dass mit dem angegebenen Vektorpotential gilt ~ · p~ + p~ · A ~=B ~ · L. ~ Bestimmen Sie den entsprechenden Wechselwirkungsterm in der A Pauli-Gleichung aus e). ~ ·B ~ und S ~ ·B ~ g) (4 Punkte) Bestimmen Sie aus dem Vergleich der Kopplungsterme mit L ~ den Spin-g-Faktor des Teilchens. mit dem nicht-relativistischen Spinoperator S Hinweise: ~ σ 0 ~ = α ~= , β= , Σ , ijk lmk = δ il δ jm − δ im δ jl 0 ~σ [σ i , σ j ] = 2i ijk σ k , {σ i , σ j } = 2 δ ij 11, (~a · ~σ ) ~b · ~σ = ~a · ~b + i~σ · (~a × ~b) 0 ~σ ~σ 0 11 0 0 −11 4