Wiedergeburt durch Gott Quasimodogeniti Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch, die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, die bereit ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit. Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus. Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit. 1. Petrus1, 3-9 Eine Geburt ist ein einmaliges und besonderes Ereignis, weil damit ein neues Leben anfängt. Unsere eigene Geburt ist der Anfang unseres Lebens in dieser Welt. Ohne Geburt würden wir nicht da sein. Sie ist so wichtig für uns, dass wir unsere Lebensjahre von da an zählen und jedes Jahr unseren Geburtstag feiern. Nun spricht der Apostel Petrus davon, dass wir zusätzlich zu unserer Geburt zum zweitenmal geboren sind. Wir sind wiedergeboren, sagt er. So wie wir durch unsere Geburt ins irdische Leben gekommen sind, so sind wir noch einmal geboren, wobei die zweite Geburt von ebenso großer Wichtigkeit und Bedeutung ist wie die erste. Diese Wiedergeburt haben wir unbedingt nötig. Denn mit unserer ersten Geburt sind wir in die von Gott abgefallene Welt hineingeboren worden. Wir sind unter der Erbsünde geboren, die seit Adams Sündenfall unser menschliches Leben beherrscht. Wir sind als der "alte Mensch" geboren, der ohne Furcht, Liebe und Vertrauen zu Gott ist und dabei voller Lust, Böses zu tun. Wenn wir nicht aus dieser sündigen Verfassung heraus gerettet werden, heißt unser Ende: ewiger Tod und ewige Verdammnis. Dann sind wir verlorene und verdammte Menschen, die keine Hoffnung haben. Deshalb muss etwas so Entscheidendes mit uns geschehen wie eine zweite Geburt. Es ist nicht damit getan, dass das Leben des alten Menschen ein wenig verbessert und aufpoliert wird. Es muss total aufhören. Und uns muss statt dessen ein ganz neues Leben gegeben werden. Und das muss von Gott geschehen, denn niemand anders kann uns solch ein neues Leben geben. Niemand sonst kann uns wiedergebären und uns damit einen neuen Anfang schenken. Können wir so etwas von Gott erwarten, von dem wir Menschen abgefallen sind und gegen dessen Willen wir immer wieder sündigen? Können wir ausgerechnet mit seiner Hilfe rechnen, die wir so eigensinnig und ichsüchtig sind und so wenig nach seinen Geboten fragen? Können wir uns in irgendeiner Weise Hoffnung darauf machen, dass gerade er uns zum zweitenmal das Leben schenkt, die wir sein erstes Leben verdorben und verwirkt haben? Ja, zu unserer großen Freude und unter Lob und Dank an Gott können wir das von ihm erwarten. Petrus verkündigt uns die frohe Botschaft, dass diese Wiedergeburt nicht nur 1 geschehen soll, sondern schon geschehen ist! Gott selber hat uns in seiner unvorstellbaren Barmherzigkeit wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung. Das ist geschehen durch die Auferstehung des Herrn Christus von den Toten. Dadurch ist unser Leben ganz und gar und von Grund auf neu geworden. Dieses Ereignis von Ostern hat unserem Leben nicht nur ein wenig Glanz gebracht, sondern es auf eine völlig neue Grundlage gestellt. Was das bedeutet können wir uns gut in einem Bild vorstellen: Wenn wir vor einer hohen Mauer stehen, dann sehen wir nur diese Mauer vor uns, nicht aber was dahinter ist. Wenn aber die Mauer weggenommen wird, dann tut sich plötzlich ein neuer Horizont auf. Dann sehen wir viel weiter und mehr als bisher. Genauso hat sich seit Ostern ein neuer Horizont für uns Menschen aufgetan. Der alte Horizont ist die für uns unüberwindliche Mauer des Todes. Er ist das unerbittliche Ende des Lebens. Nur bis hierher geht es und nicht weiter. Der Tod ist wie die Mauern eines Gefängnisses, dem wir nicht entfliehen können. In diesem Gefängnis gleichen wir einem zum Tod Verurteilten, der nur deshalb noch lebt, weil der Tag, an dem das Urteil vollstreckt wird, noch nicht da ist. Aber diese unsere hoffnungslose Lage ist seit Ostern überwunden. Die Grenze des Todes ist nicht mehr unüberwindbar, denn der Herr Christus hat sie bezwungen. Seit seiner Auferstehung von den Toten hat die Mauer der Verlorenheit ein Loch bekommen und es gibt einen Weg aus dem Gefängnis des Todes heraus zu einem neuen Leben bei Gott. Der Herr Christus hat uns ein Leben gebracht ohne Leid, Last und Kummer, ohne Krankheit und Tod. Wir gehen zu auf Gottes Reich, das mit seiner für uns noch unvorstellbaren Herrlichkeit erfüllt ist. So sind wir wiedergeboren zu der lebendigen Hoffnung des Herrn Christus. Das ist die frohe Botschaft von Ostern. Und doch zögern wir, wenn wir von uns selbst sagen sollen, dass wir wiedergeboren sind. Denn wenn wir uns selbst ansehen, können uns berechtigte Zweifel kommen, ob wir denn tatsächlich neu geboren sind. Sind wir nicht immer noch der alte Mensch, der nur mit ein paar frommen Redensarten verziert ist? Auch in anderer Hinsicht können wir wenig oder nichts davon merken, dass wir neu geboren sind. Wir müssen immer noch durch mancherlei Trübsal und Anfechtungen gehen. Wir gehen in vieler Hinsicht durch schwere Zeiten, wir erleiden Rückschläge und Krankheiten und der Tod begleitet uns immer noch. Wie passt das alles zusammen mit der Wiedergeburt durch den Herrn Christus? Die Antwort auf diese Frage heißt: Es ist richtig, dass das, was die Wiedergeburt gebracht hat, noch nicht sichtbar ist. Aber das bedeutet nicht, dass es mit ihr nicht stimmt und dass sie nicht die Wirkung hat, von der wir gesprochen haben. Wir können im Gegenteil ganz sicher sein, dass der neue Lebenshorizont, von dem die heilige Schrift spricht, stimmt. Um uns diese Gewissheit zu geben, gebraucht Petrus ein Bild. Er spricht von dem Erbe, das im Himmel auf uns wartet und das offenbar wird in der letzten Zeit. Wir Christen gleichen also jemandem, der als Erbe eines Vermögens eingesetzt ist. Noch ist es ihm nicht ausbezahlt, aber er hat die nötigen Dokumente und es besteht kein Zweifel daran, dass er es bekommen wird. 2 Das erste eindeutige und klare Dokument, das wir über unsere Wiedergeburt haben, ist vor allen Dingen die Auferstehung unseres Herrn Christus zu Ostern. Der auferstandene Herr ist der unumstößliche Beweis dafür, dass das neue Leben der Auferstehung nicht nur als ein Wunsch bei uns existiert, sondern wirklich angefangen hat. Das zweite Dokument über unsere Wiedergeburt ist unsere Taufe. Mit ihr sind wir in den Namen des dreieinigen Gottes getauft worden. Dadurch sind wir mit unserem Herrn so eng verbunden worden, dass alles, was er getan hat, ebenso für uns gilt. Mit ihr hat Gott uns in das Auferstehungsleben seines Sohnes hineingezogen und auch uns dieses neue Leben geschenkt. Deshalb ist die Taufe das Bad der Wiedergeburt. Wir sind nun nicht nur Kinder von Vater und Mutter und Kinder dieser Welt und dieses Lebens, sondern wir sind eben auch und vor allem anderen Kinder unseres himmlischen Vaters und Kinder der neuen Welt unseres Gottes, die aus der Ewigkeit hineinreicht in unser irdisches Leben und Dasein. Damit ist uns alles geschenkt, was wir zum ewigen Leben brauchen, nämlich die Vergebung der Sünden, der Friede mit Gott und die ewige Gemeinschaft mit ihm. Deshalb ist auch eine Wiederholung der Taufe nicht notwendig, wie die Wiedertäufer es fordern und tun. Eine zweite Taufe ist sogar eine Verachtung des Sakraments. Denn wenn Gott uns einmal alles gegeben hat, was wir brauchen und wir dann dasselbe noch einmal haben wollen, dann nehmen wir Gottes Gaben nicht ernst und verachten sie. Wir haben nicht eine zweite Taufe nötig, sondern dass wir das, was Gott uns in der Taufe geschenkt hat, ernst nehmen und gerne annehmen. Das aber ist die "lebendige Hoffnung", von der Petrus spricht. Das ist nichts anderes als das feste und gewisse Vertrauen auf ein ewiges Leben in der Herrlichkeit bei Gott. Das ist in der Tat das Gewaltigste, was es für uns geben kann. Das ist unsere Zukunft, die uns mit unserer Wiedergeburt gegeben ist. Diese unsere Zukunft bestimmt auch nicht erst dann, wenn sie später einmal anbricht, unser Leben, sondern schon jetzt. Wir können das vergleichen mit einem Präsidenten, der schon gewählt aber noch nicht in sein Amt eingeführt ist. Sein Leben wird sofort nach der Wahl von seinem zukünftigen Amt bestimmt. Er nutzt die Zeit zur Vorbereitung. Bei seiner Amtseinführung soll gleich alles richtig laufen und es soll sich schon jetzt herausstellen, dass er fähig ist für sein Amt. So sollen auch wir unsere Zeit nutzen bis zum Anbruch des Reiches Gott und zum Antritt unserer Erbschaft. Auch bei uns soll es sich jetzt schon zeigen, ob wir uns darauf einstellen und ob wir würdig sind für unser "Amt". Das geschieht sicherlich einmal darin, dass wir unsere Kräfte und Gaben bei den vielfachen Aufgaben im Reich Gottes immer wieder gern einsetzen. Das geschieht vor allen Dingen aber auch immer wieder darin, sagt Petrus, dass wir unseren Glauben in der Anfechtung bewähren. Petrus hat seinen Brief an Christen geschrieben, die die ersten Verfolgungen um ihres Glaubens willen erlebten und die darüber verständlicherweise sehr angefochten waren. Wenn unsere äußere Situation auch eine andere ist, so ist sie dennoch eine Situation der Anfechtung geblieben. Wir leben eben in der Welt mit ihren mancherlei Versuchungen. 3 Unsere Umwelt wird mehr und mehr zu einer nichtchristlichen Gesellschaft, gegenüber der wir Zeugen unserer "lebendigen Hoffnung" sein und ein christliches Leben der Heiligung führen sollen. Auf die Anfechtungen und Fragen, die dabei aufbrechen, antwortet Petrus mit einem weiteren Vergleich. Er sagt: Dass Gold wirklich Gold ist und nicht ein minderwertiger Stoff, erweist sich, wenn es im Feuer geschmolzen wird. So ist unsere jetzige Zeit bis zum Anbruch des Reiches Gottes eine Erprobungszeit für uns. Und weil der Glaube viel kostbarer ist als das irdische und deshalb letztlich doch vergängliche Gold, sollen wir uns nicht wundern, wenn unser Glaube auf die Probe gestellt wird. Wir sollen darüber nicht unsicher werden, sondern es als eine Gelegenheit ansehen, unserm Herrn zu zeigen, dass wir es ernst meinen mit dem, wozu er uns gemacht hat. Außerdem wird die Zeit der Anfechtung überstrahlt von der Freude auf unsere Zukunft. Das ist die Freude von Ostern, dass der Tod überwunden und unsere Zukunft bei Gott gesichert ist. Wenn wir aber etwas vor uns haben, worauf wir uns maßlos freuen können, dann können wir die Last und Mühe dessen, was jetzt noch ist und bewältigt und getragen werden muss, viel leichter auf uns nehmen. Darum lasst uns in dieser Osterfreude leben und mit Petrus jubeln: "Gelobt sei Gott und der Vater unsers Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Amen. Herr Gott, lieber Vater im Himmel, wir preisen dich, dass du deinen Sohn von den Toten auferweckt und dadurch auch uns wiedergeboren hast zum ewigen Leben. Wir danken dir, dass du uns zu deinen Kindern gemacht hast und uns alles, was dein Sohn für uns erworben hat, in der Taufe geschenkt hast. Schenke uns die Gewissheit, dass wir zu dir gehören und du uns auch im Tod nicht los läßt. Gib, dass wir in dem neuen Leben wandeln, das du uns bereitet und zu dem du uns berufen hast. Und nimm uns endlich auf nach deiner Verheißung in den Frieden und die Herrlichkeit deines ewigen Lebens. Amen Peter Ahlers 11. April 2010 4