anorganische historische pigmente einer pigmentsammlung in wien

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ANORGANISCHE HISTORISCHE PIGMENTE EINER PIGMENTSAMMLUNG IN WIEN : IDENTIFIZIERUNG UND
CHARAKTERISIERUNG ZUR ERSTELLUNG EINER DATENBANK
Einleitung
Bernadette Frühmann, Manfred Schreiner, Michael Mantler
Im Bereich der Kunst ist in den letzten Jahrzehnten die Zusammenarbeit von Kunstwissenschaftern
und Restauratoren mit Naturwissenschaftern immer wichtiger geworden, weil die Ansprüche an die
Analyse eines Kunstobjektes unablässig gestiegen sind. Speziell auf dem Gebiet der Restaurierung
ist es von großer Bedeutung, die einst verwendeten Materialien genau zu bestimmen, um einerseits
bei der Restaurierung eines Kunstobjektes keine ungewollten Reaktionen zwischen den
unterschiedlichen Materialien hervorzurufen. Andererseits kann die Kenntnis über die verwendeten
Pigmente oft helfen, auf die Entstehungszeit des Objektes und eventuell auch den Künstler
Rückschlüsse zu ziehen. Die Pigmentbestimmung ist also als wesentliche Zuarbeit für
Untersuchungen an Kunstobjekten zu verstehen, bei denen kein bzw. nur sehr wenig Probenmaterial
entnommen werden kann. Dies wurde zum Anlass genommen, in einem breit angelegten Projekt die
technologische Sammlung des Instituts fur Wissenschaften und Technologien in der Kunst an der
Akademie der bildenden Künste Wien zu katalogisieren und jedes einzelne Farbmittel zu
analysieren. Bei dieser Kollektion handelt es sich um eine Sammlung von alten (19. Jahrhundert)
und neuen (20. Jahrhundert) Pigmenten, Farbstoffen und Bindemitteln, die etwa 400 anorganische
und 1000 organische Proben umfasst. Einige dieser Materialien werden in der hier vorliegenden
Form nicht mehr hergestellt und sind in der Praxis durch andere ersetzt worden.
Die anorganischen Pigmente dieser Sammlung (siehe Abb. 1) wurden mittels Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA), Röntgendiffraktometrie (XRD) und Fourier-transformierter Infrarotspektroskopie (FTIR) in ihrer chemischen Zusammensetzung und Struktur untersucht und die
Ergebnisse in einer allgemein zugänglichen Datenbank (MS-Access1) zusammengefasst. Darüber
hinaus wurden alle bei der Röntgendiffraktometrie und der FTIR-Spektroskopie erhaltenen
Messdaten in zwei weiteren Bibliotheken katalogisiert, die in dieser Form wie die kommerziellen
Datenbanken zur Identifizierung von unbekannten Proben verwendet werden können. Allerdings
sind zu deren Bearbeitung die jeweiligen Software-Pakete der Gerätehersteller notwendig.
Aus der großen Menge unterschiedlicher, in der Sammlung enthaltener Pigmente wurden hier nur
die anorganischen einer genauen Analyse unterzogen, wobei zwischen den künstlichen und
natürlichen unterschieden wird. Die Natürlichen kommen meist in abbaufähigen Mengen und
Lagern vor oder können in Steinbrüchen oder Gruben bergmännisch gewonnen werden2.
1 Diese Datenbank wurde mit Hilfe von MS-Access erstellt. Hier sind alle Informationen, die über
ein Pigment gesammelt wurden, abrufbar gespeichert.
2 CD-ROM Römpp Lexikon V. 1.0, Georg Thieme Verlag, Stuttgart /New York, 1995.
3 Hans Kittel, Pigmente - Herstellung, Eigenschaften, Anwendung, 3. Auflage Wissenschaftliche
Verlagsgesellschaft mbH, 1960, S. 148.
4 Hans-Peter Schramm, Bernd Hering, Historische Malmaterialien und ihre Identifizierung, 2.
Auflage Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin, 1989, S. 58.
5 Für die Vergabe der Nummern wurden die Pigmente allerdings nicht speziell geordnet, sodass die
Nummern für gleiche Pigmente sehr verschieden sein können.
6 Die Proben wurden mit dem Gerät TRACOR X-RAY SPECTRACE 5000 untersucht. Das
verwendete Gerät besteht im Wesentlichen aus einer Rhodium-Röntgenröhre als Anregungsquelle,
einem Probenkarussell und einem mit flüssigem Stickstoff gekühlten Silici-um-LithiumHalbleiterdetektor (Auflösung ca. 150 eV) zur Registrierung der erzeugten elementspezifischen
Röntgenstrahlung. Um die optimalen Anregungsbedingungen für die in den Proben vorhandenen
Elemente zu berücksichtigen, wurden die Analysen sowohl bei Anregungsspannungen von 30 und
50 kV in Luft als auch bei 8 kV im Vakuum durchgeführt. Die Analysendauer für ein Spektrum
betrug 100 sec.
7 Die Messungen wurden mit einem SIEMENS D5000 Diffraktometer durchgeführt, welches mit
Bragg-Bren-tano-Geometrie mit einem Θ-Θ Goniometer (Durchmesser von 401 mm) ausgestattet
ist. Zur Erzeugung der Röntgenstrahlung wird eine Kupferröhre mit einem Strichfokus eingesetzt.
Als Detektor wird ein Szintillationszähler verwendet. Um unerwünschte Streustrahlung im
Spektrum zu vermeiden, sind verschiedene Blenden im Strahlengang angebracht. Die
Diffraktogramme wurden im Winkelbereich von 5 - 80° (20) mit einer Messzeit von 10 sec pro
Schritt (entspricht 0,02°) aufgenommen. Das Pigmentpulver wurde für diese Messungen ohne
Bindemittel auf einem flachen Probenträger aus Glas aufgebracht.
Eine Systematisierung der Pigmente kann nach verschiedenen Gesichtspunkten wie Farbe,
Verwendbarkeit, Herstellung etc. erfolgen3. Für eine naturwissenschaftlich, technologische
Sammlung erscheint es am sinnvollsten, eine Ordnung aufgrund der chemischen Zusammensetzung
bzw. Struktur vorzunehmen.
Die Benennung der Proben wurde im Allgemeinen, wie auch im Falle der untersuchten Sammlung
sehr willkürlich gehandhabt. Nur zu einem geringen Teil sind die Namen durch Handelsgebräuche
und Nonnen festgelegt. In den meisten Fällen werden sie durch Trivialnamen bezeichnet, wobei nur
selten ein Hinweis auf die chemische Zusammensetzung zu finden ist. Durch ihre weite Verbreitung
kann es vorkommen, dass ein und dasselbe Pigment unter vielen verschiedenen Namen bekannt ist,
was die Zuordnung weiter erschweren kann. So wurde und wird z.B. Preußisch Blau nicht nur unter
der weiteren Bezeichnung Berliner Blau, sondern auch als Antwerpener Blau, Chinesisch Blau,
Delf-ter Blau, Diesbach Blau, Pariser Blau, Stahlblau oder Wasserblau gehandelt4.
Aufarbeitung der Pigmentsammlung
Mit einer spezifischen Inventarnummer, die der Orientierung und eindeutigen Zuordnung innerhalb
der Datenbank dient, wurde jede Probe der Sammlung erfasst5. Teilweise sind die Gläser, in denen
die Pigmente aufbewahrt werden, mit Trivialnamen, Hersteller und Händler beschriftet. Häufig sind
zu einem dieser Trivialnamen mehrere Proben vorhanden, mitunter aus verschiedenen Quellen.
Zusätzlich zu diesen Informationen können sowohl Messergebnisse als auch Literaturinformationen
damit eindeutig einer Probe zugeordnet, gespeichert und abgerufen werden (darauf wird später noch
genauer eingegangen).
Die Pigmentsammlung enthält oft mehrere Proben unter dem gleichen Trivialnamen, zum Beispiel
von verschiedenen Herstellern oder Händlern. Hier interessierte vor allem, in wie weit
Gemeinsamkeiten oder Gegensätze in deren chemischen Zusammensetzung oder Kristallstruktur
ausfindig zu machen wären.
1 Ausschnitt aus der Pigmentsammlung am Institut für Wissenschaften und Technologien in der
Kunst, Akademie der bildenden Künste Wien
Analytische Untersuchungsmethoden
Mit der Röntgenfluoreszenzanalyse6 (RFA) ist es im Normalfall möglich, eine qualitative und
quantitative Elementbestimmung durchzuführen, wobei in erster Linie Informationen über die
vorhandenen Elemente mit mittlerer und hoher Ordnungszahl erhalten werden. Auf eine
quantitative Analyse musste jedoch bei dieser Methode im vorliegenden Fall verzichtet werden, da
für diese Art von Pigmenten (Pulverproben) keine Standards zum Vergleich zur Verfügung standen.
Üblicherweise wird aus dem Nachweis bestimmter Elemente auf ein Pigment geschlossen; z.B.
deutet die Anwesenheit von Calcium und Schwefel auf das Vorliegen von Gips (CaSO4) hin.
Andererseits reichen aber die Informationen über die vorhandenen Elemente oft noch nicht aus, um
ein bestimmtes Pigment oder Mischungen von Farbmitteln eindeutig zu identifizieren; z.B. ist der
Nachweis von Blei in einem roten Pigment ein Hinweis auf Mennige (Pb2O3), in einer roten
Malschicht kann aber dieses Rotpigment noch mit Bleiweiß (2PbCO3 • Pb(OH)2) ausgemischt sein.
Nimmt man die Röntgendiffraktometrie7 (XRD) als zerstörungsfreie Untersuchungsmethode hinzu,
ermöglicht dies eine qualitative Bestimmung der vorhandenen chemischen Verbin-
2 Drei Chromgelb-Pigmente aus der Sammlung
3 RFA-Spektren der Chromgelb-Pigmente Nr. 148,149 und 150, gemessen mit einer
Anregungsspannung von 8 kV im Vakuum
dungen aufgrund ihrer kristallographischen Struktur bzw. durch die Phasenanalyse. Sie vor allem
für kristalline anorganische Proben geeignet und erlaubt auch die Identifizierung der
Einzelbestandteile in Gemischen. In diesem Fall kann die Zusammensetzung eines unter-suchten
Pigments eindeutig geklärt und Pigmentmischungen erkannt werden. Die gemessenen
Diffraktogramme wurden auf der Basis des Search/Match Verfahrens der Phasenanalyse durch
Vergleich mit einer kommerziellen Datenbank des International Center for Diffraction Data
(ICDD)8 ausgewertet. Durch deren enorme Größe (60.000 Referenzspektren) galt es das Er-gebnis
zu präzisieren und die Suche einzuschränken. Daher war es wichtig, die Ergebnisse aus anderen
Untersuchungsmethoden mit emzubeziehen, zum Beispiel die elementare Zusam-mensetzung, die
aus der RFA bekannt war.
Durch infrarotspektroskopische Untersuchungen9 (FTIR) ist es möglich, sowohl Proben, deren
kristalline Struktur für XRD-Messungen zu wenig ausgeprägt ist, als auch jene mit amorpher
Struktur (vorwiegend organische Materialien) zu identifizieren. Wie bei der Röntgendiffraktometrie kann die Auswertung der FTIR-Spektren auch hier anhand von Vergleichen mit einer
Datenbank der Infrared and Raman Users Group (IRUG) erfolgen10. Dabei sind jedoch Pro-ben, die
sich aus mehreren Verbindungen zusammensetzen, schwierig zu identifizieren. Eine andere
Möglichkeit der Auswertung bei FTIR-Spektren ist über die Position der vorhandenen
Schwingungsbanden, was jedoch nicht immer eine eindeutige Identifizierung zulässt.
Ergebnisse
Insgesamt sind im Rahmen dieser Arbeit etwa 400 Pigmentproben katalogisiert und analysiert
worden. Dazu wurden alle Messergebnisse aus den einzelnen Verfahren miteinander vergli-chen.
Zur Veranschaulichung der bei der Auswertung auftretenden Fragen und Probleme werden einige
Proben aus den Vertretern der gelben, blauen und grünen Farbmittel herausgegriffen. Dafür wurden
Pigmente ausgewählt, die entweder die gleichen Trivialnamen aufweisen oder gemäß der Literatur
zur gleichen Gruppe von Pigmenten gehören. Mit Hilfe der unterschied-liehen Analysenverfahren
wurde anschließend versucht, die Pigmente chemisch zu charak-terisieren und eventuelle
Abweichungen in der Zusammensetzung und dem Aufbau dieser Materialien herauszufinden.
Chromgelb
Als Beispiel der gelben Farbmittel wurde Chromgelb herausgegriffen, das als Künstlerfarbe zu den
wichtigsten modernen gelben Pigmenten zählt. Es handelt sich dabei in seiner Reinform um eine
Bleisulfat/Bleichromat-Verbindung mit der allgemeinen Formel 2PbSO4 • PbCr04 Es wird durch
Fällen von neutralen und basischen Bleisalzen durch direkte Umsetzung von Glät-
8 Dabei wurde die Sammlung der Powder Diffrac-tion Files (PDF) verwendet. Dies ist eine
Sammlung von Referenzspektren, die kommerziell erhältlich ist. Die hier verwendete Version
beinhaltet an die 60.000 Einträge.
9 Die Untersuchungen mittels Fourier-transformierter Infrarotspektroskopie (FTIR), einer
speziellen Technik der IR-Analyse, wurden mit einem Gerät der Fa. PER-KIN-ELMER, Typ
SPECTRUM 2000 in Verbindung mit einem Mikroskop (i-Series), durchgeführt. Das verwendete
Mikroskop enthält zwei optische Systeme: Perkin-Elmer Optik für IR-Mikroskopie und ein optisches Mikroskop der Fa. Olympus. Die hier verwendete Optik ist eine Cassegrain-Optik
(linsenfrei), sowohl für sichtbares als auch IR-Licht. Dadurch kann die Probe im sichtbaren Licht
fokussiert werden und bleibt durch Umschalten auf den IR-Bereich weiterhin im Fokus. Für die
Analyse wurde eine kleine Menge der Pigmentpulver auf der Diamantzelle aufgestreut. Als
Scanbereich wurde der Bereich des mittleren Infrarot von 4000 - 580 cm"1 gewählt, da in diesem
Bereich die für Pigmentstrukturen typischen Banden auftreten. Die Spektren wurden im
Transmissionsmodus mit 200 Scans pro Spektrum aufgezeichnet. Zur Begrenzung der zu
messenden Fläche wurde eine Blende mit 100 |im Durchmesser verwendet.
10 Beth Price, Boris Pretzel, Infrared and Raman Users Group Spectral Database, Edition 2000,
Philadelphia.
11 Robert L. Feller, Artists' Pigments - A Handbook of their History and Characteristics, Volume l,
1. Auflage Cambridge University Press 1986, S. 187ff.
Tab. 1: Zusammenstellung der untersuchten Gelbpigmente, ihrer Trivialnamen und Hersteller/
Händler, angegeben auf der Etikette sowie Ergebnisse der RFA-Messungen (Hauptelemente sind
fett gedruckt)
te mit Chromaten hergestellt11. Zur Streckung werden meist leichte Substrate wie Lenzin und
Kaolin verwendet, die den Farbton aufhellen12. Außerdem wird es zur Herstellung von grünen
Mischfarben mit Preußisch Blau gebraucht13 und zur Mischung mit Ocker zu Chromocker
verwendet. Mit Kalk oder anderen alkalischen Bindemitteln kann es nicht verarbeitet werden, weil
es sich darin rot färbt. Drei unterschiedliche dieser Pigmente standen für die Analyse zur Verfugung
(Abb. 2). Der Farbton von Pigment Nr. 148 war im Vergleich etwas heller als jener der beiden
anderen (Nr. 149 und 150).
Die Auswertungen der RFA-Messungen zeigen, dass diese Proben erwartungsgemäß in der
Hauptsache Blei und Chrom enthalten (Tab. 1). Für Pigment Nr. 148 konnten zusätzlich noch
Barium und Strontium nachgewiesen werden. Dies deutet daraufhin, dass diese Probe
möglicherweise mit einer Bariumverbindung vermischt wurde bzw. Verunreinigungen aufweist.
Um auch eine Aussage über die leichten Elemente (Natrium bis Titan) treffen zu können, wurde
eine weitere Messung durchgeführt14 (Abb. 3). Dabei wird ersichtlich, dass das Pigment Nr. 148
noch zusätzlich Calcium (Ca) enthält. Darüber hinaus kann auch Schwefel (S) in dieser Probe
nachgewiesen werden. In Pigment Nr. 150 sind außerdem noch Spuren von Aluminium (AI) und
Titan (Ti) enthalten.
Für die Auswertungen der XRD-Messungenls ist wichtig, dass Bleichromat sowohl in monokli-ner
als auch in orthorhombischer Kristallstruktur vorkommen kann. Die Farbe des Pigments hängt dann
von der Mischung dieser beiden möglichen Strukturen ab16. Die Röntgenbeu-
4 XRD-Spektren der Chromgelb-Pigmente Nr. 148 (schwarz) und 149 (rot)
gungsdiagramme von Pigment Nr. 149 und 150 weisen untereinander nur kleine Abweichungen in
den Intensitäten der Reflexe auf. Das hellere Pigment Nr. 148 weicht aber deutlich von den
Messwerten der anderen beiden ab (vgl. Abb. 4). Über einen Vergleich mit der PDF-Datei und mit
Hilfe der RFA-Messdaten konnten die Pigmentphasen eindeutig als Chromgelb identifiziert werden
(Tab. 2). Die XRD-Messdaten gaben darüber hinaus Aufschluss über die Verwendung zweier
zusätzlicher weißer Pigmente, nämlich Gips und Bariumsulfat, die offensichtlich zum Aufhellen des
Pigmentes beigemischt wurden. Durch die Anwesenheit dieser weißen Füllmaterialien kann nun
auch der etwas hellere Farbton dieser Probe erklärt werden. Für die Pigmentprobe Nr. 149 konnte
neben Krokoit auch noch synthetischer Cerrusit (PbCO3) identifiziert werden.
12 Hans Kittel, Pigmente - Herstellung, Eigenschaften, Anwendung, 3. Auflage Wissenschaftliche
Verlagsgesellschaft mbH, 1960, S. 277.
13 Richard Newmann, „Some Applications of Infrared Spectroscopy in the Examination of Painting
Materials". In: Journal of the American Institute for Conser-vation (JAIC) Vol.19, No.l, Artide 6,
Washington DC, 1979, S. 42-62.
14 Diese Messungen wurden mit einer Anregungsspannung von 8 kV im Vakuum ausgeführt.
15 Der stärkste Reflex für Krokoit (monokline Form des PbCr04) liegt bei einem 20-Wert von
27,165°.
16 V. Watson, H.F. Clay, „The Ligthfastness of Lead Chrome Pigments". In: Journal of the Oil and
Colour Chemists' Association, Vol.38, Surfex Limited, Wemb-leyUK, 1955, S. 167-175.
Tab. 2: Ergebnisse der XRD-Messungen der Chromgelb-Pigmente
Die Messergebnisse der FTIR-Spektroskopie zeigen - neben den bei allen drei Pigmenten
auftretenden Banden -auch große Unterschiede (vgl. Abb. 5). Für Krokoit wird eine l starke Bande
im Bereich von 1000-700 cm4 erwartet", die auch in allen drei Spektren zu sehen ist. Dabei ist diese
i breite Bande meist m drei Peaks getrennt, die bei 905,860 und 830 cm-1 auftreten18. In diesen
Aufnahmen lässtsich jedoch diese Aufspaltung nicht sehr gut beobachten. Carbonate, wie z.B. auch
Cerussit (Bleiweiß), weisen eine starke Bande im Bereich von 1550-1350 cm-1 und eine \ scharfe
Bande im Bereich von 900-650 cm-1 auf. Die starke Bande (1550-1350 cm-1) der Carbonate kann im
Spektrum von Pigment Nr. 149 identifiziert werden, während
die scharfe Bande (900-650 cm-1) zwar sichtbar, jedoch mit der Bande von Krokoit (siehe oben)
überlagert ist.
Sulfate zeigen eine breite Bande im Bereich von 1200-1050 cm-1 und scharfe Linien sowohl bei
1000 cm-1 als auch im Bereich von 700-600 cm-1. Dies gilt jedoch noch nicht als eindeutiger
Nachweis für das Vorhandensein von Bariumsulfat, Gips oder eventuell beidem. Für Gips
charakteristisch sind noch weitere Banden bei 1690 und 3555 cm-1, die beide bei Pigment Nr. 148
vorliegen. Damit kann Gips eindeutig nachgewiesen werden.
5 FTIR-Spektren der Chromgelb-Pigmente Nr. 148,149 und 150
Zusammenfassung
Die Frage nach den Bestandteilen in den drei Chromgelb-Mustern der Pigmentsammlung konnte
mit Hilfe der Röntgendiffraktometrie in Kombination mit Röntgenfluoreszenzana-lyse eindeutig
beantwortet werden. Während mit Hilfe der Röntgendiffraktometrie die einzelnen Phasen eindeutig
charakterisiert werden konnten, war aufgrund der Ergebnisse der FTIR-Spektroskopie anhand der
vorhandenen Banden nur eine Mutmaßung möglich, da vor allem Pigmentmischungen, wie sie bei
den Pigmentproben Nr. 148 und Nr. 149 vorliegen (Mischungen aus 2 bzw. 3 Verbindungen), keine
eindeutige Aussage zulassen.
Die Auswertung der FTIR-Spektren mit Hilfe der Datenbank ist auf dem Gebiet der Pigmente leider
noch nicht ausreichend weit fortgeschritten. Die hier verwendete IRUG-Datenbank enthält bis jetzt
etwa 330 Spektren von anorganischen Pigmenten, in der allerdings keine Spektren von Mischungen
vorhanden sind.
Durch die Röntgenfluoreszenzanalyse wurden auch Elemente nachgewiesen, die in den Verbindungen selbst nicht auftreten. So kommt bei Pigment Nr. 148 Eisen in keiner der vorliegenden
Verbindungen vor und für Pigment Nr. 149 konnte Calcium und Barium nirgendwo zugeordnet
werden. Pigment Nr. 150 weist ebenfalls die Elemente Aluminium, Titan und Calcium auf. Diese
Spurenelemente können möglicherweise auf den Herstellungsprozess zurückgeführt werden.
17 J.A. Campbell, „Spectral Evidence for Interionic Forces in Crystals-Chromates and
Dichromates". In: Spectrochimica Acta, Vol. 21, Eisevier Science Ltd., 1965, S. 1333-1343.
18 Richard A. Nyqist, Curtis L. Putzig, M. Anne Leugers, The Handbook of Infrared and Raman
Spectra of Inorganic Compounds and Organic Salts, Academia
Press, San Diego, 1997.
19 William Gardner, Michael Ash, Handbook of Chemical Synonyms and Trade Names, 10.
Auflage Gower, Aldershot, 1994.
20 Temple C. Patton, Pigment Handbook, 1. Auflage John Wiley & Sons Ltd., New York, 1973.
21 Elisabeth West Fitz Hugh, Artist' Pigments - A
Handbook of their History and Characteristics, Volume 3,1. Auflage Cambridge University Press
1997, S. 191ff.
22 J. Bersch, The Manufacture of Mineral and Lake Pigments, 2. Auflage A.C. Wright, London,
1901, S. 194-203.
Tab. 3: Zusammenstellung der untersuchten Blaupigmente, ihrer Trivialnamen und Hersteller/
Händler, angegeben auf der Etikette sowie Ergebnisse der RFA-Messungen (Hauptelemente sind
fett gedruckt)
Tab. 4: Ergebnisse der XRD-Messungen der Eisenzyanid-Pigmente
Eisenzyanid-Pigmente
Als Vertreter der blauen Farbmittel sollen hier die Eisenzyanid-Pigmente genauer betrachtet
werden, die unter vielen verschiedenen Trivialnamen gehandelt werden19. Dabei sind diese
Pigmente sowohl unter der chemischen Formel Fe4 [Fe(CN)6)3 als auch unter der Verbindung
KFe[Fe(CN)6 bekannt, wobei diese Verbindung zusätzlich auch mit Kristallwasser ergänzt
vorkommen kann20.
Es gibt verschiedene Herstellungsverfahren, wobei gewöhnlich durch Fällung von Fe2+-Sal-zen mit
K4 [Fe(CN)J ein Produkt gewonnen wird, das nach Oxidation das gewünschte blaue Pigment ergibt.
Etwa seit 1970 ist dieses Farbmittel teilweise durch das künstlich hergestellte Phtalocyanin Blau
ersetzt worden, das sehr viel billiger produziert werden kann. Für die Arbeit wurden die Proben Nr.
84, 131 und 132 aus der Sammlung (Preußisch Blau, Antwerpener Blau und Berliner Blau)
herausgegriffen, die alle zu den dunkleren Sorten dieser Pigmentgruppe gehören21 (Abb. 6).
Antwerpener Blau wird in der Literatur als Mischung mit einem Weißpigment beschrieben22.
Auf Grund der Elementanalyse mit RFA konnte festgestellt werden, dass diese drei EisenzyanidPigmente große Unterschiede in ihrer Zusammensetzung aufweisen (Tab. 3). Während Pigment Nr.
84 hauptsächlich Eisen mit Spuren von Kalium, Chrom, Rubidium und Barium enthält, weist
Pigment Nr. 131 zusätzlich zu Eisen starke Peaks von Strontium und Barium auf. Spuren von Blei
und Kupfer können in dieser Probe ebenfalls nachgewiesen werden. Für Pigment Nr. 132 ist das
erhaltene Spektrum nicht vergleichbar mit den anderen. Obwohl auch hier ein starker Eisen-Peak
auftritt, enthält die Probe auch Kupfer und Spuren von Kalium und Rubidium.
6 Drei Eisenzyanid-Pigmente aus der Sammlung
7RFA-Spekrren der Eisenzyanid-Pigmente Nr. 84,131 und 132, gemessen mit einer
Anregungsspannung von 8 kV im Vakuum
8 XRD-Spektren der Eisenzyanid-Pigmente Nr. 84 (schwarz), 131 (rot) und 132 (grün)
Weitere Analysen14 (vgl. Abb. 7) zeigen die Unterschiede in der elementaren Zusammensetzung
noch deutlicher. Während die Spektren für Pigment Nr. 84 und 132 ähnlich sind, weist Pigment Nr.
131 zusätzlich zu Eisen (Fe), Barium (Ba) und Strontium (St) die Elemente Aluminium (AI),
Silizium (Si), Schwefel (S) und Spuren von Kalium (K) und Calcium (Ca) auf. Auf Grund der
intensiven Peaks liegt die Vermutung nahe, dass außer Eisenzyanid noch weitere Verbindungen in
dieser Pigmentprobe enthalten sind. Bei den anderen beiden Proben ist ein intensiver Ka-lium-Peak
vorhanden, der sowohl auf die Art der Herstellung als auch die zweite mögliche chemische
Zusammensetzung für Preußisch Blau, nämlich KFe[Fe(CN)6] zurückgeführt werden kann.
Die Diffraktogramme der XRD-Messungen weisen aufgrund der kubischen Kristallstruktur von
Preußisch Blau nur wenige Reflexe auP3. Durch eine Überlagerung der Spektren (Abb. 8) lässt sich
erkennen, dass Pigment Nr. 84 und 132 sehr ähnliche Muster liefern. Pigment Nr. 131 weist
zusätzliche Reflexe auf, was auf eine Mischung in dieser Probe schließen lässt.
Bei der Phasenanalyse (Tab. 4) konnte für alle Pigmente immer die gleiche Eisenzyanid-Verbindung identifiziert werden, die auch schon in der Literatur für Preußisch Blau angegeben wird24.
Für Pigment Nr. 131, das Antwerpener Blau, konnten zusätzlich noch Bariumsulfat und Gibbsit
nachgewiesen werden, die hier als Verschnittmittel beigemischt wurden. Diese beiden
Weißpigmente wurden nach Angabe der Literatur für Antwerpener Blau auch erwartet.
Bei den FTIR-Messungen ähneln sich die Spektren der einzelnen Proben sehr (Abb. 9). Für
Eisenzyanid-Pigmente ist eine Bande bei 2083 cm-1 kennzeichnend, die durch die CN-Dreifachbindung entsteht25. Außerdem sind für diese Pigmente noch kleinere Banden bei 3377, 3256,
1686, 1611, 1414, 1047, 981, 835, 606 und 495 cm-1 zu erwarten. Diese sind bei Pigment Nr. 84
und 132 auch zu beobachten.
Im Spektrum von Pigment Nr. 131 sind außerdem noch breite Banden im Bereich um 3500 und
1100 cm-1 zu beobachten, die den Sulfatverbindungen zugeordnet werden können. Für Bariumsulfat
sind starke Banden im Bereich von 700-600 cm-1 charakteristisch, die in Pigment Nr. 131 auftreten.
9 FTIR-Spektren der Eisenzyanid-Pigmente Nr. 84,131 und 132
Zusammenfassung
Die Auswertung dieser Eisenzyanid-Pigmente hat gezeigt, dass diese blauen Pigmentproben aus der
Sammlung chemisch sehr reine Farbmittel sind. Nur in einer von diesen drei Proben konnten außer
Preußisch Blau noch zwei weitere Phasen, nämlich Gibbsit und Bariumsulfat, identifiziert werden.
Die Pigmentproben mit unterschiedlichen Trivialnamen beinhalten somit alle das gleiche Pigment
bzw. die gleiche chemische Verbindung. Durch die Elementanalyse mit UFA wurden außer Eisen
auch einige Spurenelemente wie Kalium, Chrom, Kupfer und Rubidium iden-
10 Drei Schweinfurter Grün-Pigmente aus der Sammlung
11 RFA-Spektren der Schweinfurter Grün-Pigmente Nr. 427,431 und 436, gemessen mit einer
Anregungsspannung von 8 kV im Vakuum
tifiziert, die als Verunreinigungen vorhanden sind. Zusätzlich weist das Pigment Nr. 131 noch
Barium und Aluminium auf, da es neben Eisenzyanid noch Bariumsulfat (BaSO4) und Gibbsit
(A1(OH)3) enthält.
Die Daten der FTIR-Spektroskopie konnten hier ebenfalls gut verglichen werden. Die starke
charakteristische Bande für Eisenzyanid ist in allen Proben eindeutig sichtbar. Bariumsulfat in
Pigment Nr. 131 kann zwar identifiziert werden, es liegen jedoch nicht alle Banden für diese
Verbindung eindeutig vor. Erst mit den Ergebnissen der RFA- und XRD-Messungen konnte für
diese Probe Bariumsulfat eindeutig bestimmt werden.
Schweinfurter Grün
Als Vertreter für grüne Farbmittel wurde das Schweinfurter Grün ausgewählt. Es handelt sich dabei
im Wesentlichen urn ein Kupferarsenidacetat mit der chemischen Formel Cu(CH3COO)2 •
3Cu2(AsO2)226 (Abb. 10). Auch für dieses Pigment gibt es viele regional verschiedene
Handelsnamen. Dazu zählen für gewisse Sorten zum Teil auch Fantasienamen wie Papagei-,
Kaiser- oder Papiergrün.
Nach der alten Methode wird Schweinfurter Grün durch Fällen von Grünspan mit Arsenik
gewonnen. Das so entstandene, schmutziggrüne Kupferarsenid wird mit Essigsäure oder Natriumacetat behandelt und dann sich selbst überlassen, bis die Umsetzung und Kristallbildung
abgeschlossen ist. Obwohl dieses Pigment wegen seiner leuchtend giftgrünen Farbe sehr geschätztwurde, ist es seit 1920 wegen seiner hohen Giftigkeit nicht mehr in Verwendung27. Durch die
Elementbestimmung mittels Röntgenfluoreszenzanalyse konnte festgestellt werden, dass die drei
Schweinfurter Grün-Pigmente kleine Unterschiede in der Zusammensetzung aufweisen (Tab. 5). In
allen drei Pigmenten ist sowohl Kupfer als auch Arsen nachzuweisen. Ferner sind in allen
Pigmentproben Spuren von Eisen vorhanden. Pigment Nr. 427 weist zusätzlich noch Spuren von
Nickel auf, während im Pigment Nr. 431 noch Spuren von Chrom und Barium auftreten. Bei
weiteren Messungen14 (Abb. 11) lässt sich deutlich erkennen, dass im Pigment Nr. 431 und 436
noch Calcium (Ca) und Schwefel (S) enthalten sind. Für die Auswertungen der XRD-Messungen ist
wichtig, dass Schweinfurter Grün in monokli-ner Kristallstruktur kristallisiert28. Von der in der
Literatur angegebenen Formel ist allerdings keine Aufnahme in der hier verwendeten PDF-Datei
vorhanden. Kupferarsenidacetat, das die Hauptverbindung im Schweinfurter Grün ist, ist am
ehesten vergleichbar mit den beiden chemischen Verbindungen C4H6As6Cu4O16 (A) und
C2H3As3Cu2Og (B)29,30. Durch Überlagerung der aufgenommenen Spektren der drei Proben kann
man den Unterschied zwischen Pigment Nr. 427 zu den beiden anderen Proben eindeutig erkennen
(Abb. 12). Pigment Nr. 431 und 436 weisen einige zusätzliche Reflexe auf. Mit Hilfe der
Phasenanalyse lässt sich erkennen, dass sich die drei Proben von der Zusammensetzung der
Hauptverbindungen nicht unterscheiden (Tab. 6). Pigment Nr. 431 und 436 enthalten zusätzlich
Gips, das als Verschnittmittel beigemengt wurde, womit auch das Vorkommen von Calcium und
Schwefel in der Elementanalyse erklärt ist.
23 Der stärkste Reflex für Eisenzyanid liegt bei einem 20-Wert von 17,374°.
24 R.E. Wilde, S.N. Ghosh, B.J. Marshall, „The Prus-sian Blue". In: Inorganic Chemistry, Vol.9,
No.ll, Columbus OH, 1970, S. 2512-2516.
25 Kazuo Nakamoto, Inffared and Raman Spectra of Inorganic and Coordination Compounds, 5.
Auflage Part B, John Wiley & Sons Inc., New York, 1997.
26 R Pertlik, „Zur Synthese von Kristallen von CuAs204 (Trippkeit) und Cu^OjCHjCOO (eine
Komponente des Farbpigments Schweinfurter Grün)". In: Zeitschrift für Anorganische und
Allgemeine Chemie, 1977, S. 436ff.
27 Kirk-Othmer, E. Raymond, Encyclopaedia of Chemical Technology, 3. Auflage John Wiley &
Sons Ltd. New York, 1978, S. 251.
28 R Ullmann, Enzyklopädie der technischen Chemie, Band 18, Pigmente, 4. Auflage Verlag
Chemie GmbH, Weinheim, 1979, S. 545-646.
29 Der stärkste Reflex für diese beiden Strukturen liegt bei einem 2<5>-Wert von 8,8366° (A) und
9,100° (B).
30 Elisabeth West Fitz Hugh, Artist' Pigments - A Handbook of their History and Characteristics,
Volume 3,1. Auflage Cambridge University Press 1997, S. 219ff.
Tab. 5: Zusammenstellung der untersuchten Grünpigmente, ihrer Trivialnamen und Hersteller/
Händler, angegeben auf der Etikette sowie Ergebnisse der RFA-Messungen (Hauptelemente sind
fett gedruckt)
Tab. 6: Ergebnisse der XRD-Messungen der Schweinfurter Grün-Pigmente
Anders als bei den Messungen mitXRD sind bei der Überlagerung deiFTIR-Spektren von Pigment
Nr. 427mit431diegleichenBandenfestzustellen,währendim Spektrum von Pigment Nr. 436zusätzliche Banden auftreten (Abb. 13). Für Schweinfurter Grün sind starke Banden bei 1557,1454,
820, 768, 647 und 641 cm-1 charakteristisch. Einige schwache Banden können im Bereich von
3500-3200 cm-1 und 600^430 cm-1 auftreten, welche alle in den Spektren der drei Schweinfur-ter
Grün-Pigmente vorliegen. Die breite Bande im Bereich von 1200-1050 cm-1 zusammen mit den
Banden im Bereich von 3700-3200 cm-1 und der schmalen Bande bei 1690 cm-1 im Spektrum von
Pigment Nr. 436 charakterisieren eindeutig Gips in dieser Probe.
Zusammenfassung
Mit Hilfe der drei Analysenmethoden konnten die Pigmente Nr. 427, 431 und 436 eindeutig
charakterisiert werden. Anhand der Elementbestimmung mit Hilfe der Röntgenfluoreszenz-analyse
konnte die Suche für die Analyse der Diffraktogramme eingeschränkt werden. Obwohl bei der
Elementanalyse Spuren von Eisen in allen Proben gefunden wurde, konnte keine Verbindung mit
diesem Element nachgewiesen werden. In Pigment Nr. 431 wurden mit Hilfe da
Röntgenfluoreszenzanalyse eindeutig Cal-cium und Schwefel nachgewiesen und daraus mit Hilfe
der Röntgendiffraktometrie die Verbindung als Gips identifiziert. Dies konnte im Vergleich mit den
Messdaten der FTIR-Spektroskopie allerdings nicht bestätigt werden - möglicherweise war die
Probenmenge nicht ausreichend. Durch den Einsatz der Blende, die die analysierte Fläche auf einen
Durchmesser von 100 μm einschränkt, kann es bei inhomogenen Proben vorkommen, dass nicht
alle Verbindungen im analysierten Bereich liegen.
12 XRD-Spektren der Schweinfurter Grün-Pigmente NR. 427 (schwarz), 431 (rot) und 436 (grün)
13 FTIR-Spektren der Schweinfurter Grün-Pigmente 427, 431 und 436
Ergebnis
Alle Ergebnisse der ausgesuchten Pigment-gruppen haben gezeigt, dass die einzelnen Proben nicht
immer die gleiche Zusammensetzung aurweisen, auch wenn sie durch ihren Trivialnamen als
identisch eingestuft werden können. Durch die Verwendung von komplementären
Untersuchungsmethoden konnte der Großteil der ca. 400 anorganischen Pigmente der
technologischen Sammlung vollständig identifiziert werden, wobei jedes einzelne Verfahren einen
Teil zur Identifizierung beigetragen hat.
Obwohl es mit der Röntgenfluoreszenzanalyse nicht möglich ist, die exakte Verbindung in den
Pigmenten festzustellen, war die Elementanalyse bei diesen Untersuchungen sehr hilfreich. Sowohl
bei der Auswertung der XRD-Aufhahmen als auch der FTIR-Spektren konnte durch die
identifizierten Elemente die Suche nach den jeweiligen vorliegenden Verbindungen eingeschränkt
werden. Auch die Tatsache, dass bei jedem Pigment Spurenelemente nachgewiesen werden
konnten, die zu keiner Verbindung beitragen, zeigt sehr deutlich, dass auf RFA-Untersuchungen bei
der Analyse von Pigmenten nicht verzichtet werden kann. Da die Experimente mit
Röntgendiffraktometrie auf der Identifizierung der Kristallstruktur beruhen, kann jede gut
kristallisierte anorganische Verbindung eindeutig charakterisiert werden, amorphe Anteile werden
dabei jedoch nicht erfasst. Aufgrund der eindeutigen Zuordnungen können mit dieser Methode auch
geringe Anteile (zum Beispiel von Beimengungen) festgestellt werden, die möglicherweise mit der
Methode der FTIR-Spektroskopie nicht erfasst werden. Außerdem ist bei der Auswertung der
Diffraktogramme von Mischungen eine Zuordnung der schmalen Interferenzlinien zu einer
bestimmten Phase eindeutig möglich. Fehlen in der Datenbank der ICDD jedoch die
Vergleichsspektren, ist eine vollständige Identifizierung des Pigmentes nicht möglich.
Ein weiterer Bereich bei der Untersuchung dieser Pigmentsammlung konnte mit Hilfe der FTIRSpektroskopie abgedeckt werden. Für diese Methode, die bei der Analyse von organischen Stoffen
sehr verbreitet eingesetzt wird, wurde in den letzten Jahren versucht, eine Datenbank auch für
anorganische Pigmente aufzubauen. Durch die bis jetzt eher geringe Anzahl an Vergleichsspektren
gestaltet sich die Analyse auf diesem Gebiet noch schwierig. Da sich für Mischungen außerdem das
Verhalten der Banden zueinander ändert, ist es schwierig, Pigmentmischungen, die aus mehreren
Verbindungen bestehen, zu identifizieren. Oftmals werden dabei charakteristische Banden von einer
Verbindung durch breite Banden einer anderen überlagert, was eine eindeutige Identifizierung
zusätzlich erschwert.
Ein großer Vorteil der FTIR-Spektroskopie ist allerdings, dass in sehr kurzer Zeit mit einer kleinen
Probenmenge eine Analyse durchgeführt werden kann, während bei der Röntgendiffraktometrie für
dieselbe Untersuchung mit einer größeren Probenmenge eine Messzeit von mehreren Stunden in
Kauf genommen werden muss. Dieser Zeitfaktor kann bei Routineuntersuchungen von
Kunstobjekten eine große Rolle spielen, da mit einer solchen Analyse auch immer Kosten
verbunden sind.
Wie bereits aus den vorgestellten Beispielen der Pigmentanalyse zu entnehmen war, hat es sich
bewährt, die drei Untersuchungsmethoden zu kombinieren, um die jeweilige Probe exakt
identifizieren zu können.
Die Pigment – Datenbank
Um die Messergebnisse später auch bei Routineuntersuchungen verwenden zu können, wurden alle
erhaltenen Informationen über eine Probe, die im Experiment erhaltenen Ergebnisse und die
Literatur, in einer MS-Access Datenbank zusammengefasst, wobei zusätzlich noch zwei
Bibliotheken auf dem Gebiet der XRD und der FTIR-Spektroskopie mit den jeweiligen Spektren
erstellt wurden.
Wie in Datenbanken üblich, wurden alle Informationen in Tabellen abgespeichert. Die maßgebliche
Tabelle in dieser Sammlung enthält in Spalten die Inventarnummer, Pigmentbezeichnung,
Eigenschaften und Messergebnisse zu jeder einzelnen Probe. Alle zusätzlichen Informationen wie
chemischer Name, Summenformel, Hersteller, Farbe und Eigenschaften der Pigmente sind über die
Inventarnummer eindeutig mit einer bestimmten Probe verknüpft.
Jene Proben, die nicht durch ein Etikett gekennzeichnet waren, konnten erst durch die Auswertung
der Experimente einer bestimmten Gruppe von Farbmitteln zugeordnet werden. Ein Großteil der
Informationen über die Bezeichnung und die Eigenschaften der Pigmente wurde durch
Literaturrecherche ausfindig gemacht. Die dabei erhaltenen Informationen sind ebenfalls in
übersichtlicher Weise zugängig. Über eine Verknüpfung können diese Daten mit den einzelnen
Proben verbunden werden. Für die Speicherung der experimentellen Daten wurden ebenfalls
spezielle Tabellen eingerichtet, die die Spektrennamen und die Messergebnisse für alle drei
Untersuchungsmethoden enthalten.
Um mit der Fülle an Daten leichter arbeiten zu können, wurde ein Formular erstellt31. Für eine
Recherche innerhalb der neu angelegten Datenbank kann sowohl nach der Inventarnummer, dem
Trivialnamen, als auch dem chemischen Namen oder der chemischen Formel oder auch einfach nur
nach einem bestimmten Farbton gesucht werden. Die Spalten können zur besseren Handhabung
nach Belieben sortiert werden, was die spezifische Suche beschleunigen soll.
Sowohl diese spezielle Datenbank aus Pigmentspektren und Zusatzinformationen wie auch die
beiden Spektren-Bibliotheken sind dazu gedacht in der Routineanalyse zur Bestimmung von
unbekannten Proben eingesetzt zu werden.
Abstract
A systematic characterization of approx. 400 different historical inorganic pigments of the 19th and
20th Century from the Institute of Natural Sciences and Technologies in Art of the Academy of
Fine Arts in Vienna was investigated. Out of the extensive research three significant groups of
pigments are presented in this article: chromium based yellows, Prus-sian blues, and Schweinfurt
Greens (Emerald Greens).
Their crystallographic structure, main com-pounds, and trace elements were investigated by the
constant use of three complementary methods: X-ray diffraction (XRD), X-ray fluorescence (XRF)
and Fourier-transformed infra-red spectroscopy (FTIR).
In some cases, the obtained results showed remarkable differences in composition of pigments with
the same trade name. Those differences consisted either with respect to the identified elements or to
the added compounds such as pure white pigments. In a computer-database, all results are compiled
and the spectra are stored additional in two computeraided catalogues (compatible with ICDD,
IRUG) to ease further Identification of unknown samples.
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