Andachtsbuch 2012 des Advent

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ANDACHTSBUCH 2012 – vom Advent-Verlag Lüneburg
(vom PDF zurück in Word konvertiert, daher sicher nicht fehlerfrei)
Bei jeder Andacht muss die Quellenangabe verlinkt erscheinen, und zwar nach folgendem
Muster: © Advent-Verlag Lüneburg mit freundlicher Genehmigung
(der Link ist: http://www.advent-verlag.de)
1.07.2012
Ich freue mich im Herrn, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir
die Kleider des Heils angezogen und mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit gekleidet.
Jesaja 61,10a
Gelegentlich hört man den Ausruf: „Ich habe nichts anzuziehen!“ Dabei steht der bzw.
diejenige häufig vor einem vollgefüllten Kleiderschrank. Aber Kleider kommen aus der Mode
und man muss sich nach Neuem umsehen und dafür neuen Platz schaffen.
Es gibt aber auch den „Kleiderschrank“ des Lebens. Darin sind manche „Stücke“, von
denen wir uns nur sehr schwer trennen können. Da hängt beispielsweise „die weiße Weste“.
Mit ihr habe ich Staat gemacht und mich fein herausgeputzt; stolz habe ich sie getragen und
mir dabei gedacht: „Seht, wie gut bin ich doch!“ Doch sie ist schon lange fleckig. Wenn ich
sie wieder einmal anziehe, wirkt sie nur lächerlich. Ich will sie weggeben nicht an Andere,
sondern in den Müll, wo sie hingehört. Im Austausch gibt Gott mir dafür den „Mantel der
Gerechtigkeit“, von dem im Andachtstext die Rede ist, und mit dem seine Vergebung
gemeint ist. Dieser Mantel bedeckt nicht nur meine Schuld, sondern er macht mich frei
davon.
Ich trenne mich auch von der „Zwangsjacke“. In sie habe ich häufig genug Mitmenschen
hineingesteckt, damit sie meinen Bildern vom Leben und vom Glauben entsprechen.
Bisweilen habe ich mich selbst in diese Jacke hineingezwängt und mich unter Druck gesetzt.
Ich gebe sie an Gott ab und erbitte mir die wunderbare Weite seiner Liebe.
Noch etwas finde ich in diesem Schrank: „das dicke Fell“. Davon trenne ich mich auch.
Ich dachte, es wäre gut gegen Verletzungen, Ängste und Sorgen, gut gegen allen Druck von
außen. Aber mit dem dicken Fell wurde nichts besser, außer dass ich ins Schwitzen kam. Die
„rosa Brille“ lege ich auch gleich mit dazu. Ich brauchte sie, um all das Dunkle und Schlechte
in einem freundlicheren Licht zu sehen, eben rosa gefärbt aber nicht wahrheitsgetreu! Die
„rosa Brille“ ließ mich in Illusionen leben. Alles sah so gleichmäßig schön aus, bis ich sie
einmal ablegte. Dann sah ich die Wirklichkeit auch über mich. Lieber nehme ich von Gott
den „Gürtel der Wahrheit“ (Eph 6,14a), der den „Mantel der Gerechtigkeit“ sorgsam
zusammenhält.
Es ist wichtig, immer wieder zu prüfen, was sich im „Kleiderschrank des Lebens“
ansammelt und den Platz besetzt, den Gott mit seinen viel besseren Angeboten füllen will.
Ich freue mich auf seine „Garderobe“! Wilfried Ninow
2.7.2012
Wer aber anderen eine Grube gräbt, kann selbst hineinfallen. Prediger 10,8 (Bruns)
„Rentnerpaar von eigener Selbstschussanlage getötet“ ein sehr bedauerlicher Fall. Mit
der Anlage zur Abwehr von Einbrechern Marke Eigenbau wollte der 80jährige
Maschinenbauingenieur sein Ferienhaus in der Türkei schützen. Leider vergaß das Ehepaar,
das Selbstschuss-System zu deaktivieren. Der Mann wurde von fünf Kugeln getroffen, seine
Frau von drei. Beide waren sofort tot.
Es ist traurig festzustellen, zu welchen unverhältnismäßigen Mitteln viele greifen, wenn
sie überängstlich oder ausgesprochen misstrauisch sind. Sie machen sich selbst und auch
ihren Mitmenschen (im obigen Fall den anderen Bewohnern der Ferienanlage) häufig das
Leben unnötig schwer. Wer aber mit Kanonen nach Spatzen schießt, muss aufpassen, dass
nicht er selbst von der eigenen Kugel getroffen wird, wenn der Schuss „nach hinten
losgeht“.
Was der weise Salomo in unserem Andachtstext schrieb, erlebte sein Vater David, als er
von Feinden verfolgt wurde (siehe Psalm 7). Anstatt seinen Verfolgern eine noch größere
Grube zu graben, wandte er sich in seiner Verzweiflung an Gott: „Schaffe mir Recht, HERR,
nach meiner Gerechtigkeit und Unschuld! Lass der Gottlosen Bosheit ein Ende nehmen, aber
die Gerechten lass bestehen; denn du, gerechter Gott, prüfest Herzen und Nieren.“ (Ps
7,9b.10) Dabei machte er die Erfahrung: „Der Böse gräbt anderen Gruben und fällt selbst
hinein.“ (V. 16 NLB)
Wie aber sollen wir uns verhalten, wenn wir in eine „Grube“ gefallen sind, in die uns
feindlich gesinnte Menschen gelockt oder geworfen haben? David konnte diesbezüglich eine
sehr befreiende Erfahrung machen: „Voll Zuversicht hoffte ich auf den Herrn, und er wandte
sich mir zu und hörte meinen Hilfeschrei. Ich war in eine verzweifelte Lage geraten wie
jemand, der bis zum Hals in einer Grube voll Schlamm und Kot steckt! Aber er hat mich
herausgezogen und auf festen Boden gestellt. Jetzt haben meine Füße wieder sicheren Halt.
Er gab mir ein neues Lied in meinen Mund, einen Lobgesang für unseren Gott.“ (Ps 40,14a
Hfa)
Das schöne Ergebnis: Nicht nur gewann David seine Fröhlichkeit und Zuversicht zurück,
sondern diese Erfahrung zog Kreise: „Das werden viele Leute hören, sie werden den Herrn
wieder achten und ihm vertrauen.“ (V. 5a)
Unser Gott, dem wir vertrauen, ist größer als alle Fallen und Gruben der Welt!
Elí Diez-Prida
3.7.2012
Als er nun das Seine verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und
er fing an zu darben und ging hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte
ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den
Schoten, die die Säue fraßen; und niemand gab sie ihm. Lukas 15,14-16
Das Ende seiner Vergnügungsreise hatte sich der junge Mann aus wohlhabendem Hause
wohl ganz anders vorgestellt. Alles verprasst! Nun musste er als Schweinehirt sein Leben
fristen. Tiefer konnte er nicht mehr sinken. Jetzt ging es nur noch darum, den nächsten Tag
zu überleben.
Das ist die Geschichte des verlorenen Sohnes – die Geschichte jedes Menschen aus der
Sicht Gottes.
Die Sprache in Jesu Erzählung ist klar: Du, Mensch, bist fern von mir, sitzt im Dreck und
versuchst, irgendwie über die Runden zu kommen. Verstehst du jetzt, wie weit man es
bringt, wenn man sich von mir abwendet?
Ich habe im Laufe meines Lebens viele im übertragenen Sinne bei den Säuen sitzen
sehen, auch wenn sie einen teuren Maßanzug trugen und in einer prächtigen Villa wohnten.
Sie waren völlig am Ende, gierig nach Sinn und Erfüllung, aber man bot ihnen nichts anderes
als „Schweinefutter“ an. Doch Gott sei's gedankt! haben manche von ihnen erkannt, dass sie
so nicht weiterexistieren wollten und sich aufgemacht, zu Gott nach Hause zurückzukehren.
Man muss sich das real vorstellen: Du hast dir den größten Mist selbst eingebrockt und
wirst von Gott wie ein Königskind mit offenen Armen empfangen: Er herzt und küsst dich,
überschüttet dich mit Liebe und Geschenken, singt und tanzt mit dir in ausgelassener
Freude. Er weiß, dass du ein heruntergekommener Dreckskerl bist und nimmt dich ohne dir
Vorhaltungen zu machen als seinen Sohn bzw. seine Tochter auf. Nicht genug damit, ruft er
jedem zu: „Dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und
ist gefunden worden.“ (Lk 15,24)
Möchtest du auch von Gott umarmt und geküsst werden? Dann mache dich auf und geh
zu ihm nach Hause, wenn du dich noch in der Ferne befinden solltest. Dem älteren Bruder in
der Geschichte, dem Selbstgerechten, kann ich nur raten: Fang doch endlich an, die Liebe
Gottes gebührend zu schätzen und feiere mit allen zusammen! Josef Butscher
4.7.2012
Bekenne dich also offen und ohne Scheu zur Botschaft von unserem Herrn.
2. Timotheus 1,8a (Gute Nachricht Bibel)
Als Adolf Schlatter 1893 an die theologische Fakultät der Universität Berlin berufen
wurde, um als Gegengewicht gegen Adolf von Harnacks liberale Theologie auf der Grundlage
der Schrift zu lehren, fragte ihn der zuständige Minister: „Gehe ich recht in der Annahme,
Herr Professor, dass Sie auf der Schrift stehen?“ Schlatter antwortete: „Herr Minister, ich
stehe nicht auf der Schrift, sondern ich stehe unter der Schrift!“
Es erfordert Mut, sich in schwierigen Zeiten zur unverkürzten Botschaft der Bibel zu
bekennen. Häufig werden diejenigen, die dazu stehen, als „konservativ“ abqualifiziert,
während gleichzeitig das Stichwort „progressiv“ gern mit dem Wehen des Heiligen Geistes
verbunden wird. Aber der „konservative“ Jünger ist ja nicht der, der alles Vergangene
erhalten will, sondern ihm geht es um den Erhalt der authentischen Botschaft Christi. Auch
in den späteren Lebensjahren des Apostels Paulus, aus der die „Pastoralbriefe“ an
Timotheus und Titus stammen, mag es Leute gegeben haben, denen die überkommene
Botschaft nicht mehr genügte und die versuchten, sie zeitgemäßer zu machen und „neues
Licht“ einzubringen. Da gab es spekulative Deutung der biblischen Urgeschichte (1 Tim 1,4:
Geschlechtsregister), falsche Askese (1 Tim 4,13), eine falsche Lehre von der Auferstehung
(2 Tim 2,18) und viele unnütze Diskussionen darüber (V. 16).
Gegen diese „Neuerungen“ ermahnte Paulus seinen jungen Freund Timotheus:
„Bekenne dich offen und ohne Scheu zur Botschaft von unserem Herrn!“ Die Botschaft
Christi hat scharfe Konturen, so dass man sie nicht einfach neuen Verhältnissen anpassen
kann. Mögen sich auch die Zeitläufe ändern, so bleiben doch Prioritäten und Substanz der
Botschaft unvergänglich. Und dessen darf sich ein Christ nicht schämen!
Häufig steht die christliche Botschaft in Konflikt mit dem „Zeitgeist“, den Wünschen und
Plänen des modernen Menschen. Sie wird daher nicht selten als Zumutung empfunden.
Wenn man sie schon nicht ganz ablehnt, möchte man sie doch der jeweiligen Zeit anpassen.
„Anpassungstheologie“ nennt man dies heute.
Die Treue zu Christus und seinem Wort zeigt gerade dann ihre Echtheit und Tiefe, wenn
sie auch durch Zeiten der Verwirrung und Anfechtung gehalten wird. Hans Heinz
5.7.2012
Dankt Gott in jeder Lebenslage! Das will Gott von euch als Menschen, die mit Jesus
Christus verbunden sind. 1. Thessalonicher 5,18 (Gute Nachricht Bibel)
Ein betagter Christ überraschte seine Gemeinde mit einem selbst gebackenen Kuchen.
Ihm war bewusstgeworden, was Gott für ihn zeitlebens alles getan habe, sagte er. Das hatte
ihn so gefreut. Dafür wollte er sich bedanken: Der Kuchen war für Gott gedacht. Und wenn
die Glaubensgeschwister ihn essen würden, sollten sie sich auch dessen bewusst sein.
Die Ehefrau dieses Christen hatte über 30 Jahre lang an Lichtallergie gelitten, wegen der
die ehemalige Gattin des Bundeskanzlers Hannelore Kohl aus dem Leben geschieden war.
Doch die Augen jenes Mannes strahlten vor Freude darüber, dass er und seine Frau durch
die gemeinsame Verbundenheit mit Gott es immer wieder geschafft hatten. Jahrzehntelang
mussten sie das Haus ständig abdunkeln. Dennoch waren sie glücklich, selbst ohne Kinder.
„Ich bin reich beschenkt!“, sagte der ältere Mann. Nun wollte er auch Gott beschenken.
Angesichts manch unzufriedener Christen, die auch in reiferen Jahren noch nicht
„abgeklärt“ sind, frage ich mich: Haben wir nicht alle auch vielfach Grund, Gott zu danken?
Kaum einer verhungert in unserem Lande, wie man es von Millionen Menschen dieser Welt
hört. Wir leben in einer sicheren, zivilisierten Kultur, können uns frei bewegen, haben gute
medizinische Versorgung und vieles mehr – auch gute Freunde, gerade in der
Glaubensgemeinschaft.
Wenn ich mit Christus verbunden lebe, wie könnte ich meine Dankbarkeit dafür
praktisch und sichtbar ausdrücken? Wo sollte ich Mitmenschen helfen? Für wen könnte ich
einkaufen, den Garten pflegen, ein Zimmer tapezieren oder Essen kochen? Hecken
schneiden oder Schnee fegen das machen ja sogar unsere Nachbarn, die keine Christen sind,
manchmal für uns. Aber als Christen Behördengänge mit Asylanten machen und Gott
dadurch dienen warum eigentlich nicht? Bei muslimischen Familien habe ich damit gute
Erfahrungen gemacht.
Gott wird unsere Fantasie beflügeln, wenn wir nach Gründen suchen, wie wir ihm und
unseren Mitmenschen unsere Dankbarkeit ausdrücken.
Albrecht Höschele
6.7.2012
Legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten. Epheser 4,25
Seit vielen Jahren gehört zu unserer Spielesammlung auch das Kartenspiel
„Lügenbeutel“. Es wurde selten gespielt und wenn, dann eher mit gemischten Gefühlen,
weil nur diejenigen gewinnen, die mit Unschuldsmine lügen können wie gedruckt.
Aus biblischer Sicht ist das Lügen nicht nur eine ernste, sondern sogar lebensgefährliche
Angelegenheit im Blick auf das ewige Leben. In den letzten beiden Kapiteln der
Offenbarung, wo es vor allem um die Herrlichkeit der Neuen Erde geht, sind auch jene
genannt, die daran keinen Anteil haben werden (Offb 21,8.27; 22,15). Erstaunlich ist, dass
diese Verse die Lügner in einer Reihe mit Mördern, Zauberern, Unzüchtigen und
Götzendienern erwähnen. Bäumt sich da nicht unser Gerechtigkeitssinn auf und hält diese
„Einstufung“ für unangemessen?
Wir sollten nicht vergessen, dass alles Elend in dieser Welt durch zwei dreiste Lügen
ausgelöst wurde: „Ihr werdet sein wie Gott“ und: „Ihr werdet keineswegs des Todes
sterben“ (1 Mo 3,4.5).
Der bewusste Einsatz von Lügen ist mehr als nur ein Symptom menschlicher Schwäche.
Er gehört zur Strategie Satans, die leider viele Nachahmer gefunden hat. Jesus selbst, der
seinen Widersacher am besten kennt, redete Klartext: Der Teufel „war von Anbeginn an ein
Mörder und hat die Wahrheit immer gehasst. In ihm ist keine Wahrheit. Wenn er lügt,
entspricht das seinem Wesen, denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge“ (Joh 8,44 NLB).
Spätestens hier ist „Schluss mit lustig“, denn wo Lug und Trug an der Tagesordnung sind,
bleibt das nicht ohne Folgen.
Wenn Paulus kurz und knapp Christen dazu ermutigte, die Lüge abzulegen und die
Wahrheit zu sagen, meinte er es etwas aktualisiert vielleicht so: Hört auf mit all den
Halbwahrheiten, Viertellügen und Achtelbekenntnissen! Lasst das häufige Übertreiben und
Untertreiben. Verzichtet auf das „Frisieren“ von Steuererklärungen, Lebensläufen und
Zeugenaussagen. Seid aufrichtig, ehrlich, wahrhaftig und eindeutig in Wort und Tat!
Wer so lebt, erfreut den, der von sich selbst sagte: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und
das Leben“ (Joh 14,6a) und die Empfehlung gegeben hat: „Sagt einfach ,Ja' oder ,Nein'.
Jedes Wort darüber hinaus ist vom Bösen.“ (Mt 5,37 NLB) Wie Recht er hat!
Jürgen Schammer
7.7.2012
Mitten unter den Leuchtern [sah ich] einen, der war einem Menschensohn gleich.
Offenbarung 1,13a
Der greise Johannes war in Verbannung auf der Insel Patmos. Jahrzehntelang hatte er
als Apostel und Leiter unter den christlichen Gemeinden in Kleinasien (der heutigen Türkei)
gewirkt. Jetzt herrschte eine schlimme Christenverfolgung und Johannes konnte nicht bei
seinen Gemeinden sein. Wie es ihnen wohl ging? Er machte sich Sorgen. Gedankenverloren
blickte er aufs Meer hinaus da hörte er plötzlich hinter sich eine laute Stimme. Als er sich
umsah, erblickte er eine beeindruckende Gestalt. Diese Erscheinung war schon die Antwort
auf seine Fragen.
Als engagierte Christen machen wir uns auch Sorgen um die Gemeinde. In welchem
Zustand ist sie? Ist sie von innen oder außen bedroht? Wie geht's mit ihr weiter?
Der Erschienene gab sich dem Johannes sofort als Jesus Christus zu erkennen. Er ist der
Mensch gewordene Gottessohn, der unter uns lebte und deshalb unsere Sorgen und Nöte
kennt und versteht. Und er war mitten unter den Leuchtern, d. h. den Gemeinden (V. 20). Er
steht nicht am Rande, sondern mittendrin und nimmt Anteil am Leben seiner Nachfolger. Er
ist der Herr der Gemeinde!
Der Begriff Menschensohn weist aber auch darauf hin, dass er der himmlische
Herrscher und Richter ist (vgl. Dan 7,13). Genau das drückt die folgende Beschreibung aus:
weißes Haar, feurige Augen und das scharfe Schwert aus seinem Mund. Jesus, der Herr der
Gemeinde, ist auch ihr Richter. Er beurteilt ihre Stärken und Schwächen, er lobt oder tadelt
sie. In den folgenden Sendschreiben an die sieben Gemeinden wird das einzeln ausgeführt.
Wenn wir uns um unsere Gemeinden sorgen, können wir durchaus beurteilen: Was ist
gut und hilfreich, was schlecht und hinderlich? Manchmal neigen wir allerdings dazu, zu
verurteilen. Manche sagen: „Die Gemeinde ist abgefallen“, „Das ist der Geist von unten“,
„Der oder die glaubt nicht richtig“. Aber ein Urteil steht nur dem himmlischen Richter zu,
und sein Urteil ist gerecht und barmherzig!
Schließlich offenbarte sich Jesus, der Lebendige, als Herr über Hölle und Tod (Offb 1,18).
Deshalb wird auch die Gemeinde bestehen bleiben, denn „die Pforten der Hölle sollen sie
nicht überwältigen“ (Mt 16,18). Ein tröstlicher Gedanke! Roland E. Fischer
8.7.2012
[Der Herr] hat zu mir gesagt: „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist
in den Schwachen mächtig.“ Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner
Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne. 2. Korinther 12,9
Dass die Schwachen in Wirklichkeit die Starken sind, ist ein göttliches Geheimnis. Bei
Gott werden die Werte umgekehrt. Am Ende der Kraft beginnt ein neuer Weg lautet der
Titel des Buches der schwedischen Pastorin Kerstin Hesslefors Persson. Sie beschreibt darin
sehr feinfühlig und authentisch ihre Erfahrungen mit der eigenen Schwäche und
Kraftlosigkeit. Es ist ein schwerer Weg von den ersten Symptomen, die sie nicht einordnen
konnte („als hätte jemand den Stecker aus der Dose gezogen“) bis hin zu einer Therapie und
zum Beginn eines neuen Weges.
Es gibt viele Menschen, die mit Begrenzungen leben müssen. Oft ist es
bewundernswert, wie souverän Behinderte mit ihren Unzulänglichkeiten im täglichen Leben
umgehen und wie viel Kraft sie aufwenden, um ein einigermaßen normales Leben führen zu
können. Doch Schwäche ist unerwünscht, sie wird verborgen, überspielt oder kaschiert.
Dabei ist es ein Zeichen von Stärke, die eigenen Schwächen anzunehmen. Und dieses
Annehmen führt zur Barmherzigkeit mit sich selbst und mit Anderen. Plötzlich können wir
sie verstehen. Es ist interessant, wie viele sich „outen“, wenn man ihnen von der eigenen
Unzulänglichkeit, vom eigenen Zusammenbruch und der eigenen Kraftlosigkeit erzählt. Sie
sind glücklich, jemanden gefunden zu haben, bei dem sie nicht stark sein müssen.
„Wenn ich akzeptieren kann, dass die Begrenzungen meines Lebens ganz normal sind,
kann ich ahnen, dass es in der Begrenzung auch Öffnungen gibt ... Wir müssen auch über
Trauer, Rückschläge und Überforderung sprechen können, wenn wir das Leben realistisch
sehen möchten . Wenn wir es wagen, das Schwere beim Namen zu nennen, geschieht auch
etwas mit uns“, schreibt die schwedische Pastorin.
Wir erfahren Gottes Kraft viel intensiver als in der Stärke. Wir können nicht mehr
kämpfen, sind ganz abhängig von ihm. Dann erleben wir, wie er uns allmählich wieder
aufrichtet, wie er für uns kämpft, weil bei uns nichts mehr geht. Und dann dürfen wir
erfahren: „Am Ende der Kraft beginnt ein neuer Weg.“
Stehen wir zu unserer Schwachheit, denn der Herr macht uns stark!
Heidemarie Klingeberg
9.7.2012
Schließlich sagte Naaman: „Wenn du schon mein Geschenk nicht annimmst, dann lass
mich wenigstens so viel Erde von hier mitnehmen, wie zwei Maultiere tragen können. Denn
ich will in Zukunft keinem anderen Gott mehr Brand oder Mahlopfer darbringen, nur noch
dem Herrn.“ 2. Könige 5,17 (Gute Nachricht Bibel)
Geschenke erfreuen das Herz so lautet ein Slogan. Das spürt jeder bei einem Geschenk,
das Ausdruck herzlicher Verbundenheit oder Dankbarkeit ist.
Der Andachtstext berichtet davon, dass jemand aus Dankbarkeit ein großes Geschenk
machen wollte, als es aber abgelehnt wurde, eine seltsame Bitte äußerte.
Naaman war ein angesehener Heerführer des syrischen Königs Benhadad. Er litt unter
einer schmerzlichen Hautkrankheit, die man damals als Aussatz bezeichnete. Keiner der
syrischen Ärzte konnte ihm helfen. Eine seiner Hausangestellten, ein jüdisches Mädchen,
empfahl ihm, Hilfe beim Propheten Elisa in Samaria zu suchen. So machte sich Naaman mit
seiner Begleitung auf den Weg.
Der Prophet Elisa empfing ihn jedoch nicht persönlich, sondern sagte ihm nur, dass er
sich siebenmal im Jordan untertauchen sollte. Naaman war zunächst beleidigt, aber als er
auf den Einwand seiner Diener der Anweisung des Propheten folgte, wurde er völlig geheilt.
Naaman war überwältigt von der Größe und Macht des Gottes Israels und wollte aus
Dankbarkeit den Propheten großzügig beschenken. Elisa aber lehnte das Geschenk ab. Da
erbat sich Naaman zwei Maultierlasten Erde, um Gott auch in seinem Land auf
israelitischem Boden anbeten zu können.
Die israelitische Erde sollte für Naaman ein sichtbares Zeichen für Gottes Güte und
Gegenwart in heidnischer Umgebung sein auch wenn er sich in seiner Funktion am
heidnischen Götzendienst beteiligen musste. Diese Vorstellung entsprach zwar nicht ganz
der Erkenntnis, die der Prophet über Gott und seinen Anspruch hatte, aber er tadelte
Naaman nicht, sondern sagte ihm: „Geh in Frieden!“ (V. 19)
Äußere Zeichen und Handlungen können den Glauben stärken, aber diese Geschichte
lehrt uns noch etwas Wichtiges: wie groß Gottes Güte und Großzügigkeit sind. Er beurteilt
uns Menschen nach unserer Erkenntnis, unseren Möglichkeiten und Beweggründen.
Darüber können wir noch sehr viel von ihm lernen! Manfred Böttcher
10.7.2012
Gott, ich will dir immer danken für das, was du getan hast. Vor allen, die zu dir halten,
will ich dich rühmen, weil du so gütig bist. Psalm 52,11 (Gute Nachricht Bibel)
In meinen Kinderzeiten hatte man sich zu bedanken. Pflichtschuldig setzte ich mich
regelmäßig an den Tisch und schrieb in Sonntagsschrift einen Brief an die Oma oder den
Onkel: „Danke für dein schönes Geschenk. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Wie geht es
dir? Mir geht es gut.“ Gelegentlich konnte man ergänzen, dass man sich angeblich schon
immer ein Taschentuch mit gehäkeltem Spitzenrand gewünscht hat oder ein Buch, dem die
Moral aus den Seiten trieft. Meine Dankesschreiben fielen – weil erzwungen – auch bei
tollen Geschenken ähnlich leidenschaftslos aus.
Wie entsteht ein ehrliches Dankgefühl? Und wie drückt man es aus? Wer den Hausputz
erledigt oder den Müll rausbringt und ein großes Dankeschön erwartet, der muss sich
fragen, warum er das Ganze eigentlich tut. Wer sich aber übersehen oder mit seinen
Leistungen missachtet fühlt, der sollte mit seinen Mitbewohnern Klartext reden. Man muss
deutlich sagen, wenn nach eigener Ansicht alle oder zu viele Lasten auf den eigenen
Schultern ruhen einfach weiterwerkeln und darauf hoffen, dass der Andere schon merken
wird, was wir erwarten, ist meistens vergeblich.
Was einen manchmal daran hindert, so offen zu reden, ist der „Vorteil“, den man vom
Schweigen hat. Man fühlt sich gut, weil man ja so viel leistet und leidet – und kann Anderen
noch Vorwürfe für ihr Unverständnis und ihre Faulheit machen. Der Dank, der dann oft
kommt – um des lieben Friedens willen –, ist bestimmt nicht der Dank, auf den wir gewartet
haben.
Der Psalmschreiber bedankte sich direkt bei Gott und erzählte weiter, wie er Gottes
Güte erlebt hat. Ein Dank, der nicht nur aus lieben Worten besteht, sondern sich in einer
Haltung, in Taten und in Begeisterung niederschlägt, der freiwillig und ohne Zwang kommt,
ist herzerfrischend und ansteckend. Bei Kindern kann man das häufig beobachten, wenn sie
ein langersehntes Geschenk erhalten, dem Schenkenden stürmisch um den Hals fallen und
es dann immer bei sich tragen oder stolz ihren Freunden zeigen. Oder wenn sich die alte
Nachbarin mit einem selbst gebackenen Kuchen bedankt, weil ich ihr den Schnee vor der
Haustür weggefegt habe.
Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Fantasievolle Danksagungen auch.
Beate Strobel
11.7.2012
Als Jesus an jenem Tag den Tempel verließ, sagte einer seiner Jünger zu ihm: „Lehrer,
sieh nur diese herrlichen Bauten! Welch gewaltige Steine sind in diesen Mauern!“ Jesus
antwortete: „Diese prachtvollen Bauten werden vollständig zerstört werden.“
Markus 13,1.2 (Neues Leben)
Im letzten Urlaub besuchten meine Frau und ich zum ersten Mal das Schiffshebewerk in
Niederfinow. Der Anblick hat uns überwältigt. Das Bauwerk ist eine Meisterleistung der
Ingenieurkunst. Mit seiner Hilfe werden Schiffe und Lastkähne in einer Art Fahrstuhl 36
Meter nach oben bzw. unten befördert, um danach die Fahrt auf dem Oder-Havel-Kanal
fortzusetzen. Obwohl meine Frau kein Technikfan ist, kostete es mich Mühe, sie nach vier
Stunden endlich zu überzeugen weiterzufahren. Sie konnte sich einfach nicht satt sehen.
Den Jüngern ging es damals ähnlich mit ihrer geliebten Tempelanlage in Jerusalem. Bei
jedem Aufenthalt in der Hauptstadt genossen sie den Blick auf den Prachtbau. Offensichtlich
wollten sie mit ihrem Hinweis auch Jesu Augen dafür öffnen. Er reagierte umgehend,
allerdings ganz anders, als sie erwartet hatten. In seiner Antwort schilderte er ein
Horrorszenario, wie es für einen frommen Juden nicht schlimmer vorstellbar war.
Ich frage mich: „Ging das nicht etwas einfühlsamer? Musste Jesus seinen Jüngern einen
solchen Schlag versetzen?“ Das wäre etwa damit vergleichbar, als würde mein Freund nach
der begeisterten Vorstellung meines nagelneuen Autos sagen: „Es kommt der Tag, an dem
dein Wagen innerhalb von Sekunden zu Schrott wird.“
Was bezweckte Jesus mit seiner schockierenden Antwort? Er war kein Feind des
Fortschritts, aber er wollte seine Nachfolger davor bewahren, auf falsche Sicherheiten – in
diesem Fall auf eine heilige Stätte, den Tempel – zu setzen. Damit wird das Wort auch für
uns in der westlichen Welt aktuell. Wohin wir blicken: Technik vom Feinsten! Ich habe es
lange aufgegeben, die Meisterwerke menschlichen Geistes zu verstehen. Es kostet mich
schon Mühe, sie teilweise zu nutzen. Allerdings merke ich, wie sie manchen
gefangennehmen und abhängig machen können. Ein Computerausfall gleicht einer mittleren
Katastrophe. Streiken Auto oder Handy, leiden nicht wenige an Entzugserscheinungen.
Gebrauchen wir die Errungenschaften der Technik; sie sollen uns dienen. Allerdings
wären wir arm dran, wenn sich das Verhältnis verkehrte und wir uns auf sie mehr
konzentrieren als auf die Pflege von Beziehungen. Wilfried Krause
12.7.2012
Denn nach welchem Recht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem
Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden. Matthäus 7,2
Horst-Werner N. ist ein unbeliebter Mann. Weil dem Frührentner aus Osterode im Harz
offenbar langweilig war, hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, Falschparker in seiner
Umgebung aufzuspüren und anzuzeigen. 2004 war sein bestes Jahr, damals konnte er dem
Landkreis 15.000 Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung melden. Natürlich achtete er
peinlich genau darauf, selbst alles richtig zu machen.
Doch im Sommer 2010 unterlief „Knöllchen-Horst“, wie er genannt wurde, ein Fehler. In
einem Tempo50Gebiet wurde er mit 60 Stundenkilometern geblitzt. Gegen das
Verwarnungsgeld von 10 Euro plus 23,50 Euro Verwaltungsgebühr legte er Einspruch ein
und bestritt, zu schnell gefahren zu sein. Obwohl sein Anwalt alle Register zog, war die
Beweislage eindeutig, sodass er vor Gericht unterlag. (Nach einer Meldung der WELT vom 4.
August 2010)
Die Genugtuung der Menschen, die Horst-Werner N. angezeigt hatte, kann man sich
leicht ausmalen. Besondere Empörung dürfte hervorgerufen haben, dass er seine Tat –
obwohl bewiesen – so hartnäckig leugnete. Denn in seinem Inneren wusste er wohl: Wenn
er für schuldig befunden würde, gilt für ihn, was für alle gilt: das Urteil des Gesetzes. Damit
wäre seine „weiße Weste“ beschmutzt und er könnte sich nicht mehr als Moralapostel
aufspielen.
Hier liegt offenbar der Hauptzweck dieses Prinzips, das Jesus uns gegeben hat. Es ist ein
Bollwerk gegen moralische Überheblichkeit. Diese vergiftet das Klima immer dort, wo
Menschen miteinander leben: ob in der Familie, am Arbeitsplatz oder in der Gemeinde.
Die gute Alternative zu diesem zerstörerischen Verhalten hat Jesus ebenfalls formuliert:
„Geht so mit anderen um, wie die anderen mit euch umgehen sollen.“ (Mt 7,12a NLB) Sie ist
die positive Variante des gleichen Prinzips aus unserem Eingangstext. Sie findet sich nur
wenige Verse danach.
Diese „goldene Regel“ hat offenbar eine solch grundlegende Bedeutung, dass Jesus sie
mit einem entschiedenen Nachtrag bekräftigte: „In diesem Satz sind das Gesetz und die
Propheten zusammengefasst.“ (Vers 12b NLB) Mit anderen Worten: Das ist der Wille Gottes
für unser Verhalten! Und es ist keine Willkür. Die schmerzlichen Folgen eines Verstoßes
gegen dieses Prinzip beweisen, dass Gott nur das Beste für uns will auch heute!
Thomas Lobitz
13.7.2012
Wie Schafe trotten sie zur Totenwelt; der Hirt, der sie dort weidet, ist der Tod. Weit weg
von ihren prachtvollen Häusern zerfrisst die Verwesung ihre Gestalt.
Psalm 49,15 (Gute Nachricht Bibel)
Herrnhut ist eine Kleinstadt im Herzen der sächsischen Oberlausitz, bekannt als
Hauptsitz der Herrnhuter Brüdergemeine (dort werden die „Losungen“ gezogen). Auf dem
Friedhof („Gottesacker“) am Hutberg hat man einen ungewöhnlichen Blick auf über 6000
Gräber mit vielen bemerkenswerten Namen aus der bewegten Geschichte der Herrnhuter
Brüdergemeine, wie zum Beispiel die Familie Zinzendorf. Alle Grabplatten sehen gleich aus:
flache Steine mit schlichten Aufschriften. Das bringt anschaulich zum Ausdruck, dass im Tod
alle Menschen gleich sind, wie der Volksmund sagt.
Der Blick auf die Verstorbenen vieler Jahrhunderte macht nachdenklich. So viele Gräber
auf einmal!
Auch wir alle finden einmal unsere Erde (falls Jesus nicht vorher wiederkommt). Wer
denkt schon gern daran! Wie hilflose Schafe, so wird es uns im Psalm gesagt, sind die
Menschen dem Tod ausgeliefert. Im Totenreich werden sie für ihr späteres Schicksal
aufbewahrt. Eine eindrucksvolle Sprache.
Wenn wir den zitierten Psalm weiterlesen, stellen wir fest: Die Aussage betrifft
Menschen, die es in diesem Leben versäumt haben, ihr Verhältnis zu Gott in Ordnung zu
bringen (V. 14). Andere Dinge waren ihnen wichtiger. Sie haben es sich hier wohlsein lassen,
ein Vermögen gesammelt und auf Ansehen in der Gesellschaft geachtet. Gerade über ihr
Schicksal wird hier berichtet: „Lass dich nicht ängstigen, wenn einer reich wird und der
Wohlstand seines Hauses immer größer! Denn wenn er stirbt, nimmt er nichts davon mit,
sein Reichtum folgt ihm nicht ins Grab.“ (V. 17.18 GNB)
Es würde uns nicht zufriedenstellen, wenn hierzu nicht etwas Wichtiges zu sagen wäre.
Auch erlöste Menschen sterben, wie wir an den Gräbern der Glaubensväter sehen können.
Es besteht jedoch ein großer Unterschied: Ihr Glaube an den Retter Jesus Christus und ihre
Hoffnung auf die Auferstehung zum ewigen Leben werden sich bei seiner Wiederkunft
erfüllen.
Der letzte Feind, der Tod, wird dann besiegt. Die se Gewissheit kommt auch im Psalm
49 zur Sprache: „Mein Leben aber Gott selbst kauft es frei; aus den Krallen des Todes reißt
er mich heraus!“ (V. 16 GNB). Da können wir mit Paulus triumphierend ausrufen: „Tod, wo
ist dein Sieg? Tod, wo ist deine Macht?“ (1 Kor 15,55 GNB) Klaus Schulz
14.7.2012
Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt und
spielt dem Herrn in eurem Herzen. Epheser 5,19
Jedes Jahr zu meinem Geburtstag bekomme ich von einer alten Freundin per Telefon
ein besonderes Lied „geschenkt“: Sie spielt es von einer CD ab. Das berührt mich immer
sehr!
Schon von Kind an sind Lieder meine Begleiter. Viele habe ich auswendig gelernt, damit
ich sie überallhin „mitnehmen“ kann. Es handelt sich vorwiegend um Lieder des Glaubens,
aber auch um Lieder zu den Jahreszeiten, Wander und Volkslieder. Sie sind mir ein
wunderbarer Schatz geworden. Besonders die Glaubenslieder haben ihre Bedeutung in
meinem Leben. Je nach Situation und Verfassung sind sie Ermutigung oder Ausdruck von
Freude und Dankbarkeit.
Lieder wie: „Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen“ (Leben aus der Quelle, Nr. 62)
oder „Solang mein Jesus lebt und seine Kraft mich hebt, muss Furcht und Sorge von mir
fliehn ...“ (früheres Liederbuch der Adventjugend, Nr. 110) werden zum Ausdruck meiner
Gedanken und Gefühle. Ich singe sie innen in mir aber auch vor mich hin. Ich besitze noch
ein altes Gesangbuch von meiner Urgroßmutter. Es liegt auf unserem Klavier und oft lese ich
ein paar Liederverse daraus. Sie sind aus besonderen Erfahrungen und Situationen heraus
entstanden. Viele sind schon vor einigen Hundert Jahren geschrieben worden und doch so
lebensnah, als wären sie kürzlich entstanden.
Unser Andachtswort lädt uns ein, uns gegenseitig mit geistlichen Liedern zu ermuntern
und Gott in unserem Herzen zu loben. Die Formulierung „singt und spielt“ klingt so richtig
fröhlich. Singen befreit und macht froh.
Zum 80. Geburtstag meiner Lehrerin waren wir als ehemalige Schülerinnen eingeladen.
Weil ich nicht kommen konnte, machte ich ihr ein Liedgeschenk. Gemeinsam mit meinen
Töchtern sangen wir ihr durchs Telefon: „Von guten Mächten wunderbar geborgen .“ Ich
spürte, wie bewegt sie war. Sie hat noch nach Jahren davon erzählt (und wurde 91 Jahre
alt).
Lieder werden zeitlos, wenn sie zur Sprache und Ausdrucksform des eigenen Herzens
werden.
Möge uns das heutige Andachtswort wieder neu den wunderbaren Schatz der Lieder
bewusst machen, mit dem wir uns selbst und andere beschenken können. Marli Weigt
15.7.2012
Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser. Psalm 23,1.2
Ein erfahrener Schafzüchter erzählte mir: „Schafe sind unselbstständig. Sie können in
einer feindlichen Umwelt nicht allein überleben. Sie brauchen unbedingt einen Hirten, der
vorausdenkt und für sie sorgt.“ Ein Schaf braucht gesundes Futter, sauberes Wasser, einen
Schutz vor Unwetter und Raubtieren. Das hört sich einfach an, doch in der Praxis erfordert
das eine Menge Logistik.
„Gras wächst doch von allein!“, meinst du. Das stimmt, aber es wächst nicht nur
normales Gras auf der Weide. Neben aromatischen Kräutern findet man auch hin und
wieder Giftpflanzen. Ein guter Hirte geht vorher den Weideplatz ab und reißt diese giftigen
Kräuter heraus, denn die Schafe erkennen die Gefahr nicht.
Die Tiere brauchen auch sauberes Wasser. Schafe trinken aus jeder Dreckpfütze, wenn
sie durstig sind. Der Schäfer muss ein fließendes Gewässer finden und den Bach mit Steinen
aufstauen, damit ein ruhiges Trinkbecken entsteht, in dem das Wasser durch die Sonne
etwas erwärmt wird. Außerdem braucht das Schaf Salz, sonst wird es krank. Der Hirte hat
eine Salztasche bei sich und lässt jedes Schaf regelmäßig Salz lecken, damit sie keine
Mangelerscheinungen bekommen.
Der Liederdichter David, der diesen berühmten Psalm schrieb, versetzte sich in die Lage
eines Schafes und nannte Gott seinen Hirten. Gott kümmert sich um uns genauso fürsorglich
wie ein verantwortungsvoller Schäfer, der auf jedes einzelne Tier seiner Herde achtet. Doch
anders als die Schafe können wir uns selbst dafür entscheiden, ob wir uns von Gott führen
und versorgen lassen. Wir selbst wählen uns den Hirten. Und wenn wir das Gefühl haben,
dass uns viel mangelt, wenn wir unzufrieden sind mit unserer Lage und unseren
Lebenshunger nicht stillen können, durstig sind nach Liebe und Annahme, dann haben wir
vielleicht noch nicht den wahren Hirten gefunden.
Warum suchen wir noch auf eigene Faust nach einer Weide? Warum trinken wir
brackiges Wasser, das den Durst nicht wirklich löscht? In der Bibel gilt die Giftpflanze als
Symbol für bittere Gedanken, für Groll und Anklagen. Jesus möchte dies gern aus unseren
Gedanken herausreißen. Seine Vergebung reinigt unser Herz. Sylvia Renz
16.7.2012
[Der HERR] erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens
willen. Psalm 23,3
Warum muss ein Schaf erquickt werden? Reicht es nicht, wenn der Hirte das Tier auf
einer saftigen Weide grasen lässt und es täglich frisches Wasser bekommt? Vielleicht
braucht es einen Unterstand, wenn ihm der Sturm durch die Wolle fährt. Was denn noch?
Der erfahrene Schafzüchter weiß, dass Schafe eigensinnig sind und die gleichen Fehler
immer wieder machen. Er berichtet von einem Mutterschaf, das an jedem Tag einen steilen
Berghang hinabkletterte, weil es meinte, dass da unten am Ufer das Gras viel grüner wäre
als oben auf der Weide. Und jeden Tag stolperte das Schaf und kollerte den Berg hinunter
und plumpste ins Wasser, wo es mühsam wieder herausgeholt werden musste.
Schafe wissen nicht von Natur aus, welcher Weg der richtige ist. Sie meinen, sie
könnten allein beurteilen, welche Weidegründe für sie gut sind. Und wenn sie sich so richtig
satt gefuttert haben, legen sie sich gern in eine Kuhle und machen es sich gemütlich. Sobald
sie sich aber so gedreht haben, dass die Füße keinen Kontakt mehr mit dem Boden haben,
sind sie rettungslos verloren, denn dann kommen sie nicht mehr allein auf die Beine. Die
Gase, die sich in ihren Mägen durch Gärung bilden, beginnen das Herz abzudrücken. Das
erzeugt zusätzlichen Stress. Wenn der Hirte nicht rechtzeitig kommt und dem Schaf einen
kräftigen Stoß gibt, sodass es sich drehen kann, wird das Schaf sterben.
Brauche ich auch hin und wieder einen Schubs, damit ich aus manchem
verhängnisvollen Loch herauskomme? Auch ich verliere manchmal die Bodenhaftung und
gerate dann unter Druck. Wie gut, dass mein Hirte nach mir schaut und mir hilft, mich
umzudrehen und wieder auf die Beine zu kommen. Und dann führt er mich auf dem
richtigen Weg.
Lasse ich das zu? Oder brauche ich einen Schäferhund, der mich anbellt? Brauche ich ab
und zu einen Erdklumpen, der vor meiner Nase auf den Boden fällt, zielgenau vom Hirten
geworfen, wenn ich in der Gefahr stehe, irgendwo abzustürzen? Das ist im Moment ein
Schreck, doch ein heilsamer, denn er bewahrt mich und Andere vor Schaden.
Wie gut, dass mein Hirte auf mich achtet und Geduld mit mir hat, wenn ich auf eigene
Faust davongelaufen bin und wieder aus dem Wasser geholt werden muss. Danke, mein
Hirte, dass du mich führst! Sylvia Renz
17.7.2012
„Der Wolf und das Lamm werden zusammen weiden. Der Löwe wird Stroh fressen wie
das Rind. Schlangen werden sich von Staub ernähren. Auf meinem ganzen heiligen Berg wird
nichts Böses und nichts Unheilvolles mehr getan“, spricht der Herr. Jesaja 65,25 (Neues
Leben)
Die Vision vom motorgetriebenen Fahrzeug stellte Berthas Leben auf den Kopf. Sie
riskierte alles dafür ihre Mitgift und sogar ihr Leben. „In ein paar Jahren werden wir keinerlei
Bedarf mehr an Pferden und Kutschen haben“, hatte Carl Benz, ihr künftiger Ehemann, ihr
versprochen. Beide faszinierte die Idee und sie arbeiteten vehement, um ihren Traum zu
verwirklichen. Aber sie stießen nicht auf Gegenliebe und wurden sogar angefeindet. Einmal
rückten Bauern dem höllisch lauten Motorwagen von Carl Benz mit Mistgabeln zuleibe.
„Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt: schnellere
Pferde“, sagte später der Erfinder der Fließbandproduktion Henry Ford (ADAC Motorwelt
1/2011). Heute fragt keiner mehr nach schnelleren Pferden außer auf einer
Galopprennbahn.
Visionen, Ideen und Träume braucht diese Welt etwas, das sich kaum jemand vorstellen
kann und Menschen, die an ihrer Verwirklichung arbeiten, trotz aller Widerstände und
Schwierigkeiten. Viele haben es vorgemacht: Kolumbus, der Amerika entdeckte, Lilienthal,
der die Fliegerei erfand, und eben Carl und Bertha Benz. Diese und viele andere veränderten
die Welt durch ihre Hartnäckigkeit und den festen Glauben an ihre Sache.
Gott zeigt uns durch den Propheten Jesaja seine Vision von einer neuen Weltordnung,
die bis heute utopisch erscheint, aber nach der sich viele Gläubige sehnen. Diese Vision war
zu allen Zeiten eine starke Hoffnung, die Menschen Sinn gegeben hat und eine
erstrebenswerte Zukunft. Diese Vision gibt Christen Kraft, sich für die Sache Gottes
einzusetzen.
Jesus Christus hat die Voraussagen der alten Propheten aufgenommen und verstärkt. Er
versprach, ein zweites Mal wiederzukommen (Joh 14,13), um die Gläubigen aller Zeiten
nach der Auferstehung bzw. Verwandlung zu sich zu holen (Mt 24,30.31) auf eine neue
Welt, in der „Gerechtigkeit wohnt“ (2 Ptr 3,13). Dort wird das Wirklichkeit, was Jesaja
prophezeit hat.
Ideen verändern die Welt. Visionen und Verheißungen der Bibel verändern Menschen
und durch sie auch die Welt für immer!
Roland Nickel
18.7.2012
[Jesus betete zu Gott:] „Ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben
hast, damit sie eins seien, wie wir eins sind.“ Johannes 17,22
Immer wieder finde ich in der Bibel Aussagen, die mir vor Staunen die Sprache
verschlagen. Unser Andachtswort gehört dazu. Dass Jesus seinen Jüngern (zumindest
einigen von ihnen) seine Herrlichkeit zeigte, ist bekannt. Zum Beispiel geschah das auf dem
„Berg der Verklärung“ (Mt 17). Aber in Johannes 17,22 lesen wir, dass Jesus seinen Jüngern
seine Herrlichkeit gab! Sicher gilt dies nicht nur seinen Nachfolgern damals, sondern auch
heute allen Menschen, die an ihn glauben.
Demnach müssten die Gläubigen diese Herrlichkeit Jesu haben. Aber wo ist sie? Auch
ich bin ein Jünger Jesu, sehe aber äußerlich so aus, wie andere Menschen auch. In einer
Menschenmenge würde ich nicht auffallen. Wo ist also die Herrlichkeit von Jesus? Es kann
nur eine Antwort geben: Sie ist in unserem Herzen.
Was alles gehört zu seiner Herrlichkeit? Da ist zunächst die Wahrheit. Jesus sagte: „Ich
bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ (Joh 14,6) Die Wahrheit wohnt in mir, denn
ich bin tief davon überzeugt, dass Jesus Gottes Sohn ist, der die Welt erschaffen hat und
auch regiert. Auch das Leben ist in mir, denn ich glaube fest, dass Jesus mir durch sein Opfer
am Kreuz die Sünden vergeben und ewiges Leben geschenkt hat (siehe 1 Joh 5,11-13).
Sein Friede ist in mir: „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch“, sagte
Jesus (Joh 14,27). Ich bin von Gott angenommen und in der Vergänglichkeit meines Lebens
getröstet. Auch „die Liebe Gottes ist ausgegossen“ in mein Herz, wie mir Gottes Wort
bestätigt (Röm 5,5). Diese Liebe gibt meinem Leben Sinn und soll das Motiv meines
Handelns sein.
Die Wahrheit, das Leben, der Friede Gottes und die Liebe das alles ist zwar nur ein Teil
dessen, was Gottes Herrlichkeit in mir umfasst, und dennoch ist das für mich überwältigend.
Ich freue mich, dass Gottes Herrlichkeit in meinem Herzen wohnt. Und ich vertraue darauf,
dass sie nicht in mir verborgen bleibt, sondern auch nach außen wirkt und wahr genommen
wird, dass sie mein Leben verändert und der Funke des Lebens und der Liebe auf Andere
überspringt. Konrad Edel (+)
19.7.2012
Eine gottesfürchtige Frau mit Namen Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira,
hörte zu; der tat der Herr das Herz auf, sodass sie darauf Acht hatte, was von Paulus geredet
wurde. Apostelgeschichte 16,14
Als Mitarbeiter im Team des Internationalen Bibelstudien-Instituts der STIMME DER
HOFFNUNG habe ich die schönste Aufgabe, die Gott einem Seelsorger anvertrauen kann: Ich
darf meine gesamte Arbeitszeit darauf verwenden, viele Menschen ganz gezielt auf ihrem
persönlichen Weg zu und mit Jesus zu begleiten. Dass das oft Wege voller Wunder sind,
brauche ich vermutlich nicht extra zu erwähnen. Das wäre im Übrigen ein Thema für sich.
Viel mehr bewegt mich allerdings, wenn ich beobachten darf, auf welche Weise die
Begegnung mit Jesus, die Beschäftigung mit seinem Wort und die Entscheidung, ihm das
ganze Leben anzuvertrauen, das alltägliche Dasein normaler Menschen verändert. Die
Freude der Erlösung ist so groß, dass man gar nicht verhindern kann, selbst immer wieder
neu davon angesteckt zu werden, auch nach über 40 Jahren Gemeindezugehörigkeit. Aus
dieser Freude der Erlösung erwächst das ganz handfeste Bedürfnis, konkret etwas für den
Herrn zu tun.
Manager verzichten bewusst auf den gewohnten Lebensstil, um evangelistische
Aufgaben zu übernehmen, Pädagogen verzichten auf den staatlich garantierten Arbeitsplatz,
um ihre Berufserfahrung an kleinen Gemeindeschulen zum Tragen zu bringen, und ein
Gefängniswärter wünscht sich nichts sehnlicher, als Prediger zu werden. Da habe ich dann
manchmal richtig Mühe, möglichst seelsorgerlich-einfühlsam auf die Bremse zu treten. Ja,
die Gemeinde Jesu braucht Verkündiger – aber eben nicht nur auf der Kanzel! Der Herr
braucht seine Leute bei der Müllabfuhr ebenso wie in den Spitzengremien großer Konzerne,
in den Rathäusern ebenso wie hinter den Mauern von Hochsicherheitsgefängnissen.
An allen eben genannten Orten hätten Pastoren es vermutlich ziemlich schwer, Zugang
zu finden. Deshalb braucht der Herr seine Mitarbeiter in allen Berufen, gesellschaftlichen
Gruppen und sozialen Schichten, so wie damals die wohlhabende Geschäftsfrau Lydia.
Möchtest auch du ein solcher Mitarbeiter Gottes sein? Dann bitte ihn um die Fähigkeit,
an dem Platz, wo er dich hingestellt hat, heute einen guten Job zu machen. Du wirst Wunder
erleben! Friedhelm Klingeberg
20.7.2012
Beinahe hätte ich den Boden unter den Füßen verloren. Denn ich habe die stolzen
Menschen beneidet, als ich sah, wie gut es ihnen trotz ihrer Bosheit ging. Sie scheinen ein
sorgloses Leben zu führen und sind stark und gesund ... Deshalb versuchte ich zu begreifen,
warum es den Gottlosen so gut geht. Aber das war mir zu schwer! Bis ich eines Tages in
Gottes Heiligtum kam und darüber nachdachte, wie ihr Leben endet.
Psalm 73,24.16.17 (Neues Leben)
Warum geht es den Menschen, die ihr Leben ohne Gott gestalten, so gut, während
Gläubige oft so viel erleiden müssen? Diese Frage machte schon Asaf, dem Verfasser des 73.
Psalms, zu schaffen. Sie wird bis heute immer wieder gestellt, vor allem dann, wenn wir
davon persönlich betroffen sind. Dabei geht es nicht um das Leid allgemein; denn jeder
erlebt Zeiten, in denen es ihm gut geht, und solche, in denen Krankheiten oder andere Nöte
unser Leben belasten.
Als Asaf sein Leben mit dem Leben derjenigen verglich, die in ihrem Leben nicht nach
Gott fragten, bekam er den Eindruck, dass jene ein besseres Leben hatten als er. Dadurch
wäre er fast zu Fall gekommen und hätte „den Boden unter den Füßen verloren“ – so groß
war die Versuchung, sein Vertrauen zu Gott aufzugeben.
Empfinden wir mitunter nicht auch so, wenn wir von Menschen hören, denen scheinbar
alles gelingt, obwohl ihr unrechtes Handeln ganz offensichtlich ist? Nachdem Asaf jedoch
„eines Tages in Gottes Heiligtum kam und darüber nachdachte, wie ihr Leben endet“, wurde
ihm klar: Vom scheinbaren oder tatsächlichen Glück der Gottlosen darf man sich als
gläubiger Mensch nicht täuschen lassen, denn es währt nur, solange sie leben. Spätestens
wenn sie sterben, müssen sie alles für immer zurücklassen.
Dieser Blick in das Heiligtum Gottes verhalf Asaf zu einem befreienden Entschluss:
„Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest
mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an.“ (V. 23.24)
Mögen auch wir Spott oder Benachteiligung erleben, weil wir uns nach Gottes Geboten
richten und an seinen Maßstäben orientieren: Lassen wir uns doch von dem, was wir sehen
und empfinden, nicht täuschen. Gott hält uns fest und holt uns am Ende in seine neue Welt.
Günter Schlicke
21.7.2012
[Christus] ist zwar zuvor ausersehen, ehe der Welt Grund gelegt wurde, aber offenbart
am Ende der Zeiten um euretwillen. 1. Petrus 1,20
Wir hatten alle Hände voll zu tun am letzten Tag vor der Eröffnung des ersten
Weltkongresses der Adventjugend in Zürich. Der Kalender zeigte den 21. Juli 1969. Doch
mitten in dem geschäftigen Treiben in der großen Kongresshalle stieß ich plötzlich auf einen
Fernseher, vor dem auch der damalige Präsident der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten
saß. Mit Begeisterung verfolgte Robert Pierson am Bildschirm, wie sein Landsmann Neil
Armstrong als erster Mensch den Mond mit den Worten betrat: „Dies ist ein kleiner Schritt
für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit.“ Manche Christen waren
ja vorher der Überzeugung, dass Gott das nie zulassen werde.
Als kürzlich die Presse an dieses spektakuläre Ereignis erinnerte, wurde bekannt, was
jahrelang geheimgehalten worden war: Der damalige US-Präsident Nixon hatte bereits eine
Trauerrede für den Fall formuliert und aufgenommen, dass die Astronauten bei diesem
Mondflug ums Leben kamen. Diese Meldung erinnert mich an den Andachtstext. Gott hatte
auch einen Plan für den Fall bereit, wenn die Menschen den Gehorsamstest im Paradies
nicht bestehen würden. Er hatte ihnen als seinem Abbild Entscheidungsfreiheit
zugestanden. Aber seine Maßnahme war keine Trauerrede, sondern ein einzigartiger
Rettungsplan. Den hatte er nicht erst ersonnen, nachdem das Unglück geschehen war,
sondern bereits vor Erschaffung der Welt und des Menschen.
Unmittelbar nach dem Sündenfall hat er diesen Plan bereits angekündigt (1 Mo 3,15),
ihn in den folgenden Jahrhunderten durch seine Propheten immer ausführlicher
beschrieben und schließlich umfassend durch Christus offenbart und vollbracht. Dessen
Opfertod war also keine plötzliche Reaktion Gottes auf eine Notlage seiner Geschöpfe,
sondern Gottes ewiger Ratschluss. Die Bibel Hoffnung für alle übersetzt den Andachtstext
so: „Schon bevor Gott die Welt erschuf, hatte er beschlossen, Christus zu euch zu schicken.
Aber erst jetzt, in dieser letzten Zeit, ist Christus euretwegen in die Welt gekommen.“
Was bedeutet schon der Schritt eines Menschen auf den Mond im Vergleich zu dem
Schritt des Sohnes Gottes auf die Erde! Welch ein Gott, der den Rettungsplan bereit hatte,
ehe das Unheil geschah! Durch ihn dürfen wir heute als Errettete leben.
Joachim Hildebrandt
22.7.2012
Menschen, die Gott nicht kennen, können den Geist Gottes jedoch nicht verstehen. In
ihren Ohren klingt alles unsinnig, denn nur die, die der Geist leitet, verstehen, was der Geist
meint. Vom Geist geleitet, beurteilen wir alles, unterstehen aber nicht dem Urteil anderer.
1. Korinther 2,14.15 (Neues Leben)
Ein Indianer aus der einsamen Prärie besuchte einen weißen Mann in einer großen
Stadt. Der Lärm war neuartig und verwirrend für ihn. Die beiden Männer gingen die Straße
entlang, als plötzlich der Indianer seinem Freund auf die Schulter tippte und sagte: „Hörst
du auch, was ich höre?“ Der Freund horchte und sagte: „Alles, was ich höre, sind
Straßengeräusche.“ „Ich höre ganz in der Nähe eine Grille zirpen.“ „Hier gibt es keine
Grillen. Und selbst, wenn es eine gäbe, würde man ihr Zirpen bei dem Lärm nicht hören.“
Der Indianer ging zu einer Hauswand. Wilder Wein rankte an der Mauer und darin saß
tatsächlich eine Grille. Der Weiße sagte: „Indianer können eben besser hören als Weiße.“
Der Indianer erwiderte: „Da täuschst du dich. Ich will es dir beweisen.“ Er warf ein 50-CentStück auf das Pflaster. Es klimperte auf dem Asphalt, und einige Leute blieben stehen und
sahen sich um. „Siehst du“, sagte der Indianer, „das Geräusch des Geldstücks war nicht
lauter als das der Grille. Und doch hörten es viele der weißen Männer.“
Was nehmen wir in unserer Umgebung wahr? Wie sehen wir unsere Mitmenschen? Das
ist so verschieden wie unsere unterschiedlichen Gewohnheiten, Erfahrungen und
Interessen, von denen wir geprägt sind. Das Wort Gottes kennt aber noch einen anderen
Grund für unterschiedliche Wahrnehmung. Es sagt mir: Wenn du dich vom Geist Gottes
füllen lässt, wirst du die Menschen und Ereignisse um dich anders wahrnehmen.
Wer mit den Augen der Wahrheit und Liebe Jesu schaut, sieht anders. Er wird
empfänglicher und merkt, was Andere übersehen oder überhören. Wer sich von der
Gesinnung Jesu leiten lässt, bekommt ein besseres Verständnis. Es kommt zwar vor, dass ihn
dann Andere manchmal nicht verstehen können, aber das verunsichert ihn nicht, denn er ist
gefestigt. Er lebt ja gegründet auf die Gewissheit und Güte Gottes.
Herr, lass mich heute die Menschen und Dinge, die mir begegnen, mit der Gesinnung
Jesu sehen. Und schenke mir die Gewissheit deiner Wahrheit und Liebe, damit mich das
Urteil Anderer nicht verunsichert und ich tun kann, was nötig ist. Lothar Wilhelm
23.7.2012
Wenn sie euch raten, die Totenbeschwörer und Zauberer, die geheimnisvoll flüstern
und murmeln, zu befragen, so antwortet: „Soll ein Volk nicht lieber seinen Gott befragen?
Soll man die Toten über die Lebenden befragen?“ Jesaja 8,19 (Neues Leben)
„Wo sind unsere Toten?“ ist eine Frage, die sehr viele Menschen bewegt. Wenn wir in
die Menschheitsgeschichte zurückblicken, finden wir immer wieder die Versuche, mit den
Toten in Kontakt zu treten. Schon der Prophet Jesaja (er lebte im 8. Jahrhundert v. Chr.)
nahm zu diesem Thema Stellung, wie unser Andachtstext zeigt.
Dietrich Bonhoeffer, der bekannte Theologe und Vertreter der Bekennenden Kirche
(1906-1945), schrieb dazu: „Wenn Menschen meinen, Geister Verstorbener beschwören zu
können, so mag da zwar allerlei zwischen Himmel und Erde sein, was wir nicht wissen und
begreifen aber eines ist gewiss: Unsere Toten sind das nicht, die hier erscheinen; sie sind
uns entnommen, sie sind in Gottes Hand. Wir können sie nicht quälen mit Tränen und Bitten
und Beschwörung. Sie sprechen nicht, sie bleiben stumm ... Wer nach den Toten fragen und
wirklich Antwort haben, wer sich nicht mit halbem Trost begnügen will, der muss den Weg
zu Gott wagen und ihn fragen – er wird antworten.“
Damit steht er in voller Übereinstimmung mit den Lehren der Bibel. Schon König Salomo
schrieb: „Die Lebenden wissen noch, dass sie sterben werden, die Toten wissen gar nichts
mehr. Wenn du erst einmal im Totenreich bist, gibt es weder Tun noch Gedanken, weder
Erkenntnis noch Weisheit.“ (Pred 9,5.10b NLB) Die Toten haben kein Bewusstsein mehr. Aus
diesem Grund verglich Jesus den Zustand im Tod mit dem Zustand im Schlaf (z. B. Joh 11,114). Unsere Verstorbenen ruhen also in Frieden im Frieden Gottes.
Wie eine Mutter ihr Kind in die Arme nimmt und das Kind ruhig und glücklich einschläft,
so nimmt uns Gott im Augenblick des Todes in seine Arme, und dort bleiben wir, sicher
aufgehoben, bis zur Auferstehung bei der Wiederkunft von Jesus (1 Ths 4,16). Wenn wir
dann auferweckt werden, wird es uns vorkommen, als wären nur ein paar Sekunden
vergangen. Und wie das Kind beim Erwachen in die Augen der Mutter blickt, so werden wir
ins Antlitz Jesu schauen. Welch wunderbare und tröstende Hoffnung!
Dieter Leutert
24.7.2012
Ein Staat wird untergehen, wenn in ihm verschiedene Herrscher um die Macht
kämpfen. Eine Familie, die ständig in Zank und Streit lebt, bricht auseinander.
Markus 3,24.25 (Hoffnung für alle)
Diese Sätze äußerte Jesus, als ihm vorgeworfen wurde, er wäre der Teufel. Jesus
konterte diese Anschuldigung geschickt mit unserem heutigen Andachtswort. Obwohl sich
dieser Ausspruch Jesu auf Gottes Gegenspieler, Satan und dessen Reich, bezieht (V. 26),
steckt viel darin, worüber wir nachdenken können.
Eine Gruppe (Familie, Gemeinde, Verein, Partei, Firma), in der es ständig Machtkämpfe
und Streit gibt, wird früher oder später zerfallen. Sie wird allerdings auch dann früher oder
später zerfallen, wenn die Gruppenmitglieder Konflikte totschweigen und nach außen so
tun, als wäre alles in Ordnung.
Wo Menschen aufeinander treffen, sind Konflikte unvermeidbar. Sie gehören zum
Zusammenleben dazu. Konflikte gab und gibt es auch in der Gemeinde unserer
Glaubensfamilie. Der Anlass für Paulus, der Gemeinde in Korinth so umfangreiche Briefe zu
schreiben, waren Konflikte innerhalb der Ortsgemeinde: „Von Leuten aus dem Haus der
Chloe habe ich erfahren, dass ihr Streit miteinander habt.“ (1 Kor 1,11 Hfa)
Mit Streit positiv umzugehen, lernen wir am besten von Jesus. Er hatte jede Menge
Streit mit den religiösen Führern seiner Zeit (den Pharisäern, Sadduzäern und
Schriftgelehrten). Auch mit seinen Jüngern war Jesus nicht immer einer Meinung (s iehe z. B.
Mk 8,33). Diese Meinungsverschiedenheiten kehrte Jesus aber nicht unter den Teppich,
sondern er stellte sich den Diskussionen und Argumenten der Gegenseite. Zwar hatte er
immer die passende Antwort parat, aber er ließ sein Gegenüber stets aussprechen, hörte
aufmerksam zu, stellte Fragen und – was sehr wichtig ist – behandelte alle Menschen mit
Respekt, weil er sie unabhängig von ihrer Meinung liebte!
In einem seiner Briefe gab Paulus einen wertvollen Tipp für konstruktive
Streitgespräche: „Redet mit jedem Menschen freundlich; alles, was ihr sagt, soll gut und
hilfreich sein.“ (Kol 4,6 Hfa) Wenn wir ihn beherzigen und dem Vorbild von Jesus folgen,
wird auch in unseren Familien und Gemeinden eine Diskussionskultur entstehen, von der
jeder profitieren wird.
Jörg M. Donath
25.7.2012
Ist's möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. Römer 12,18
Ist es möglich, mit jedermann in Frieden zu leben? Vermutlich lautet die Antwort: Nein!
Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Keine Frage, dass der Apostel Paulus den Idealfall vor
Augen hat, denn er rät: „soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.“ Aber
Paulus ist nicht so naiv zu meinen, das sei immer möglich. Frieden kann es nur geben, wenn
ihn beide Partner wollen. „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem
bösen Nachbarn nicht gefällt“, heißt es in Schillers „Wilhelm Tell“. Wenn einer den Frieden
nicht will, rennt der andere gegen die Wand.
Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass durchaus nicht immer „die Anderen“
schuld sind am Unfrieden. Wie oft habe ich selbst die Lunte am Pulverfass zum Glimmen
gebracht!
Die Einschränkung im Andachtstext, „ist's möglich“, zeigt, dass Friede zwar nicht immer
und überall zu erreichen, jedoch zumindest anzustreben ist. Die Wendung: „soviel an euch
liegt“ macht deutlich, dass der Friede nur dann eine Chance hat, wenn ich ihn will. Für das
Verhalten meines Widersachers bin ich nicht verantwortlich, wohl aber für mein eigenes.
Und wenn ich dieser Verantwortung gemäß handle, ist die halbe Wegstrecke geschafft.
Ich denke allerdings nicht, dass Paulus in seinem Aufruf zwischenmenschlichen Frieden
um jeden Preis meint. Christsein darf nicht verwechselt werden mit lässiger Toleranz
gegenüber allem und jedem – sozusagen „um des lieben Friedens willen“. Insofern gibt es
auch im Leben eines Christen immer wieder Zeiten des Kampfes. Die Frage ist nur, welcher
Mittel wir uns dabei bedienen. Grundsätzlich gilt, dass Christen dem Frieden verpflichtet
sind und in dieser Hinsicht immer wieder Zeichen setzen sollen.
Irgendwo las ich: Vor einem Angriff trat der Offizier vor die Truppe und sagte
pathetisch: „Soldaten, jetzt geht es Mann gegen Mann!“ Daraufhin ein Soldat: „Zeigen Sie
mir bitte meinen Mann! Vielleicht kann ich mich gütlich mit ihm einigen.“
Mag sein, dass dies nicht immer gelingt, aber es ist zumindest einen Versuch wert!
Günther Hampel
26.7.2012
Darum seid wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommen wird.
Matthäus 24,42 (Gute Nachricht Bibel)
An einem Sommerabend machte ich an meinem Urlaubsort einen Spaziergang. Plötzlich
rasten Feuerwehrautos mit Blaulicht zu einem Hotel und eine Straße wurde abgesperrt. An
der Rückseite des Hotels stiegen dichte Rauchwolken aus dem Kellergeschoss auf. Einige
Stockwerke höher schauten Frauen besorgt aus den Fenstern. Vor dem Hotel auf der
Terrasse speiste eine Familie zu Abend und der Vater bestellte das Dessert. Zwei
Geschäftsleute saßen am Nachbartisch und ließen sich die nächste Flasche Wein bringen,
während ein Feuerwehrmann mit einer Schlauchrolle auf dem Rücken im Laufschritt an den
Tischen vorbeieilte.
Neben mir standen zwei Frauen und beobachteten verblüfft die Szene. „Merkwürdig“
sagte die eine zur anderen, „im Keller brennt es, und die tun alle so, als ob sie das gar nicht
betrifft.“ Das hatte ich auch gerade gedacht.
Es ist schon sonderbar: Jedes Jahr steigern sich die Nachrichten über verheerende
Stürme, Waldbrände, Überschwemmungen und Erdbeben. Dazu kommen die warnenden
Stimmen der Klimaforscher. Immer häufiger sprechen Fernsehjournalisten von
„Katastrophen apokalyptischen Ausmaßes“. Aber nach einer kaum überstandenen Finanz
und Wirtschaftskrise, gefolgt von einer Schuldenkrise, ist Kaufrausch angesagt.
Da klingen mir die Stimmen der beiden Frauen noch manchmal im Ohr: „Merkwürdig,
im Keller brennt es, und die tun alle so, als ob sie das gar nicht betrifft!“
Das beklagte auch Jesus in seiner Endzeitrede, als er die Zeit vor seinem zweiten
Kommen mit der Zeit Noahs und Lots verglich: „Wenn der Menschensohn kommt, wird es
genauso sein wie zur Zeit Noachs: Die Menschen aßen und tranken und heirateten, wie sie
es gewohnt waren bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging ... Und es wird auch
genauso sein wie in den Tagen Lots: Sie aßen und tranken, sie kauften und verkauften,
bestellten das Land und bauten Häuser ...“ (Lk 17,26-28 GNB)
Herr Jesus, lass mich die Geschehnisse in der Welt richtig deuten und deinen Rat ernst
nehmen, zu jeder Zeit bereit zu sein, um dich zu empfangen. Hilf mir auch, anderen
Menschen diese gute Nachricht zu sagen! Johannes Fiedler
27.7.2012
Du sollst dir kein Gottesbild anfertigen. Mach dir überhaupt kein Abbild von
irgendetwas im Himmel, auf der Erde oder im Meer. 2. Mose 20,4 (Gute Nachricht Bibel)
Als Christen verstehen wir diese Worte (das zweite der Zehn Gebote) nicht als absolutes
Bilderverbot wie orthodoxe Juden oder Moslems, sondern begreifen es als Warnung, uns
starre Vorstellungen von Gott zu machen oder von irgendetwas auf der Erde.
Das betrifft natürlich auch unsere Mitmenschen. Wir sollen sie nicht bildlich gesprochen
in eine Schublade stecken. Vielmehr sind wir aufgerufen, offenzubleiben in unseren
Ansichten und Überzeugungen und Anderen nicht mit Vorurteilen zu begegnen; offen aber
auch in dem Sinne, uns nicht von Anderen fixieren, abstempeln zu lassen.
Wir sollen also unseren Nächsten nicht ummodeln oder manipulieren wollen, sondern
ihn in seiner Art akzeptieren. Das gilt besonders für unseren Lebensgefährten und auch für
unsere Glaubensgeschwister in der Gemeinde. Da können wir einander hilfreich sein oder
aber im Wege stehen.
Eltern sind aufgerufen, ihren Kindern zu helfen, erwachsen und selbstständig zu
werden. Sehr schnell sind wir ja dabei, unsere Kinder in einen Rahmen nach unseren
Vorstellungen (vielleicht auch nach unseren unerfüllten Wünschen) pressen zu wollen. Und
so geht es uns ja auch mit unseren Mitmenschen, wenn wir uns von ihnen schnell ein „Bild
machen“.
Zum Menschsein gehört die Fähigkeit, sich zu verändern, zum Christsein auch die
Chance, geistlich zu wachsen („Heiligung“). Wer gibt uns das Recht, vorschnell mit Anderen
fertig zu sein oder mit uns selbst. Bleiben wir offen für Andere, für unsere Kinder und für
uns selbst. Max Frisch schrieb: „Die Liebe befreit aus jeglichem Bildnis ... wir [werden] mit
den Menschen, die wir lieben, nicht fertig werden; weil wir sie lieben; solange wir sie
lieben.“ (Tagebuch S. 26f.)
So werden wir immer wieder motiviert, die Hoffnung für einen Menschen nie
aufzugeben, weil auch Gott die Hoffnung für uns nicht aufgibt. Bleiben wir also offen für
unsere eigene Entwicklung und die unserer Mitmenschen im Wissen, dass unser Bild vom
Anderen und auch von uns selbst in diesem Leben nie ganz fertig wird, und im Wissen, dass
wir immer wieder auf die vergebende Gnade Gottes angewiesen sind. Dieses Wissen macht
uns auch verständnisvoller Anderen gegenüber. Heinz Weigmann (+)
28.7.2012
Wir wollen den Blick auf Jesus richten, der uns auf dem Weg vertrauenden Glaubens
vorangegangen ist und uns auch ans Ziel bringt. Hebräer 12,2a (Gute Nachricht Bibel)
Vor einigen Wochen habe ich von dem Seiltänzer Blondin berichtet, der 1859 auf einem
330 Meter langen Hanfseil mehrfach die Niagarafälle überquerte, sogar auf einem Fahrrad
und mit einer Schubkarre. Das schier Undenkbare aber wagte er am 17. August: Er wollte
die Fälle mit seinem Manager Harry Colcord auf dem Rücken überqueren. Der wog zwar nur
62 Kilogramm (viel weniger als Blondin), aber dazu kam noch die lange Balancierstange, die
18 kg wog.
Das Seil schwankte gefährlich unter dem Gewicht der beiden. Als sie die Mitte
erreichten, begann Blondin zu laufen, um die Balance zu halten. Und er erreichte mit dem
Manager sicher das andere Ufer.
Wie hat Blondin das geschafft? Neben seinen Nerven wie aus Stahl, seinem
Balancegefühl und dem Vertrautsein mit der Höhe, perfekter Muskelkontrolle und
allgemeiner Fitness gab es zwei Garanten seines Erfolges: nur auf das Ziel zu sehen (nicht
hinunter!) und die Balancierstange zu gebrauchen.
Interessanterweise gehören diese beiden Prinzipien auch zu den fundamentalen
Geheimnissen eines erfolgreichen christlichen Lebens: aufsehen und die Balance halten. Auf
das erste Prinzip weist unser Andachtstext hin: Es gilt, aufzusehen auf Jesus, unseren Herrn
und Erlöser. Das Wort „aufsehen“ impliziert im griechischen Grundtext, von allem anderen
wegzusehen einschließlich uns selbst, unserem Versagen und den Umständen und unseren
Blick auf Jesus fixiert zu halten. Von ihm erhalten wir Kraft, Zuversicht, Vergebung,
Befreiung, Wegweisung und vieles andere mehr.
Das zweite Prinzip kommt u. a. in dem Vorwurf Jesu an die Pharisäer zum Ausdruck: „Ihr
Schein heiligen! Ihr gebt Gott den Zehnten Teil von allem, sogar noch von Gewürzen wie
Minze, Dill und Kümmel; aber um das Wichtigste an seinem Gesetz, um Gerechtigkeit,
Barmherzigkeit und Treue, dar um kümmert ihr euch nicht. Dies solltet ihr tun, ohne das
andere zu lassen!“ (Mt 23,23 Hfa) Die Pharisäer hatten nicht die Balance gehalten und das
Einhalten einzelner Gebote mehr betont als die Grundprinzipien, die dahinter stehen:
Vertrauen und Liebe zu Gott (siehe Mt 22,36-40), Barmherzigkeit und Gerechtigkeit
gegenüber den Mitmenschen. Mit Jesus vor Augen und der rechten Balance wird er selbst
uns ans Ziel bringen wie Blondin seinen Manager. Ganz sicher!
Werner E. Lange
29.7.2012
Wie vorher sein Lehrer Elia schlug jetzt [Elisa] mit dem Mantel auf das Wasser und rief:
„Wo ist der Herr, der Gott Elias?“ Da teilte sich das Wasser, und Elisa konnte den Fluss
wieder durchqueren. 2. Könige 2,14 (Hoffnung für alle)
Als Teenager hatte ich einen älteren Freund, der Freeclimber (Freikletterer) war. An den
Wochenenden machten wir zusammen Klettertouren. Mein Freund kletterte voran und
legte Haken, während ich ihn von unten sicherte. Wenn er oben angekommen war, kletterte
ich nach, wobei ich von ihm von oben durch das Seil gesichert wurde, was deutlich weniger
Risiko bedeutete, als vorauszuklettern. Nach einigen Monaten hatte ich große Fortschritte
gemacht. Dann sagte er irgendwann: „Jetzt kletterst du vor und ich komme nach.“ Damit
hatte ich nicht gerechnet. Ich vertraute meinen Fähigkeiten nicht und lehnte das ab.
Auch der große Prophet Elisa kam irgendwann an diesen Punkt plötzlich und viel zu
früh, wie die biblische Schilderung erahnen lässt. Dreimal sagte er energisch: „Auf keinen
Fall werde ich dich verlassen!“ (2 Kön 2,2.4.6 Hfa) Was wohl heißen sollte: Auf keinen Fall
sollst du mich verlassen!
Im Leben müssen wir loslassen. Wenn eine Beziehung scheitert, müssen wir loslassen,
auch wenn wir uns ein Leben ohne den Anderen nicht vorstellen können. Auch geistliche
Vorbilder müssen wir loslassen, die uns positiv geprägt haben. Irgendwann – meist plötzlich
und in unseren Augen zu früh – kommt der Punkt, an dem Gott sagt: Ab jetzt gehst du
voran, damit Andere hinterher kommen können.
In diesen Momenten des Loslassens stellt sich automatisch die Frage Elisas: „Wo ist der
Gott Elias?“ Wo ist der Gott meines Theologieprofessors, der uns den Glauben mit so viel
Leidenschaft vermittelte? Wo ist der Gott meines Pastors, der mir Taufunterricht erteilte?
Wo ist der Gott meiner Großeltern und Eltern, die so tolle Erfahrungen berichten konnten?
Elisa stellte diese Frage aktiv, nicht jammernd oder gar rhetorisch. Er nahm den Mantel
des Elia, dieses Symbol der Leiterschaft, und schlug damit auf den Jordan. Und nun erfuhr
er, dass Gott genauso bei ihm war. Elisas Erfahrungen übertrafen sogar die seines
Vorgängers und Mentors Elia.
Wenn wir als Christen wachsen wollen, dann müssen wir zulassen, dass Gott uns
irgendwann an diesen Punkt führt. Er möchte, dass wir nicht nur erhalten, sondern auch
geben, nicht nur folgen, sondern auch vorangehen. Dennis Meier
30.7.2012
Doch ich verlasse mich auf den Herrn, ich warte auf seine Hilfe. Ja, mein Gott wird mich
erhören. Micha 7,7 (Hoffnung für alle)
Er erlebte als kleiner Junge die Probleme einer Patchworkfamilie, in der Neid und
Eifersucht an der Tagesordnung waren. Er bekam mit, dass sein Großvater zunehmend
Probleme machte und sie ihn fluchtartig verlassen mussten. Er spürte die große Angst seines
Vaters vor der Begegnung mit dessen Bruder. Er verlor bei der Geburt seines Bruders seine
geliebte Mutter. Er erfuhr von der Vergewaltigung seiner Schwester und dem Rachefeldzug
seiner Halbbrüder. Er beobachtete zunehmend die neiderfüllten Blicke seiner Brüder, weil
sein Vater ihn bevorzugte.
Eines Tages bekam der 17-Jährige den Auftrag, nach den Brüdern zu sehen. Das war ihre
Gelegenheit, ihn endlich loszuwerden. Sie warfen ihn erst in eine tiefe Grube, dann
verkauften sie ihn ins Ausland. Weit weg von seiner Heimat und Familie musste er als Diener
im Haus des ägyptischen Kämmerers arbeiten. Dessen Frau bedrängte ihn sexuell und
behauptete dann, von ihm vergewaltigt worden zu sein, sodass er ins Gefängnis geworfen
wurde (1 Mo 39,20).
Das alles wurde Josef in seinen jungen Jahren zugemutet! Wie viel kann ein Mensch
ertragen?
Manchmal mag es so aussehen, als wären wir am Boden, als hätte Gott uns vergessen,
als wären wir mit unserem Glauben nicht besser dran als andere Menschen. Aber Josef
hatte bei all den negativen Erlebnissen nicht vergessen, dass Gott ihn liebte. Er kannte die
Erfahrungen seines Urgroßvaters Abraham mit Gott, die Erlebnisse seines Großvaters Isaak
und wusste, dass sein Vater Jakob die Himmelsleiter gesehen und mit Gott gerungen hatte.
Er nahm die Zusage Gottes an seinen Vater auch für sich in Anspruch: „Ich will dich nicht
verlassen.“ (1 Mo 28,15) Deshalb konnte er den Versuchungen der Frau des Potiphar
entschieden mit den Worten entgegentreten: „Wie könnte ich ein so großes Unrecht tun
und gegen Gott sündigen?“ (39,9b Hfa) Und so konnte er auch dem Pharao bezeugen: „Gott
lässt dich wissen, was er tun will.“ (41,28 Hfa) Und seinen Brüdern erklärte er: Gott „hat
mich vorausgeschickt, um euch zu retten“ (45,5b Hfa).
Josef wusste: Egal, was kommt, egal, wie es mir geht, egal, wo ich bin Gott ist immer bei
mir. Unser heutiges Andachtswort war auch Josefs Devise. Sie ebenfalls zu unserem
Lebensmotto zu machen, wäre eine der besten Entscheidungen des heutigen Tages!
Hanna Wagner
31.7.2012
Gottes Wort ist voller Leben und Kraft. Es ist schärfer als die Klinge eines beidseitig
geschliffenen Schwertes; dringt es doch bis in unser Innerstes, bis in unsere Seele und
unseren Geist, und trifft uns tief in Mark und Bein. Hebräer 4,12a (Hoffnung für alle)
Am Rande der Wüste lebte ein frommer, weiser Eremit. Diesen besuchte eines Tages
ein junger Mann, der ihm sein Leid klagte: „Ich lese so oft in der Bibel, ich vertiefe mich in
ihre Worte, ich möchte sie festhalten und als ewige Wahrheit in mir bewahren. Aber es
gelingt mir nicht; ich vergesse alles. Ist das mühevolle Lesen ganz umsonst?“ Der alte Mann
hatte ihm gut zugehört und bat ihn dann, einen schmutzigen Korb aufzunehmen. „Hole mir
aus dem Brunnen dort Wasser“, sagte er.
Hat er meine Frage nicht verstanden?, dachte der junge Mann, ging aber zum Brunnen.
Bis er zurückkehrte, war das Wasser längst verdunstet.
„Geh noch einmal, sagte der weise Mann.“ Der Junge folgte. Ein drittes, viertes, fünftes
Mal musste er gehen. Immer wieder füllte er Wasser in den Korb, immer wieder rann es
heraus. Als er schließlich aufhörte, sagte der Alte zu ihm: „Schau dir den Korb an.“„Er ist
ganz sauber, erwiderte der junge Mann.“ „So geht es mit den Worten, die du liest und
bedenkst“, schloss der Alte. „Du kannst sie nicht festhalten, sie gehen durch dich hindurch
und du denkst, die Mühe sei umsonst. Aber ohne dass du es bemerkst, klären sie deine
Gedanken und reinigen dein Herz.“
Manchmal haben auch wir das Empfinden, dass das Lesen der Bibel anstrengend ist und
keine nachhaltige Wirkung hinterlässt. Oder wir können uns vieles nicht merken, obwohl wir
manche Texte und Kapitel schon zigmal gelesen haben. Zeitweise haben wir auch keine
rechte Freude an der Bibel und lesen sie nur oberflächlich. Liegt es an den Umständen, an
der Methode oder gar an der Einstellung?
Sicherlich ist es hilfreich, wenn wir beim Bibellesen eine angenehme, ruhige Umgebung
aufsuchen und konzentriert ans Werk gehen. Auch ist es förderlich, wenn wir mit
verschiedenen Studienmethoden abwechseln und Hilfsmittel zu Rate ziehen. Und ganz
bestimmt trägt eine erwartungsvolle Haltung und die Bitte um den Heiligen Geist zum
erfolgreichen Lesen bei. Aber das Wort Gottes entfaltet in jedem Falle seine eigene Kraft
und hinterlässt ganz bestimmt Spuren in unserem Leben. Roland E. Fischer
1.8.2012
Der Herr ist ein gerechter Gott. Glücklich ist, wer auf ihn vertraut ... Er wird dir sicherlich
gnädig sein, wenn du ihn um Hilfe bittest. Dein Rufen erhört er sofort ... Ob dein Weg nach
rechts oder links führt, wird eine Stimme hinter dir herrufen und dir ansagen: „Das ist der
richtige Weg, den geh!“ Jesaja 30,18.19.21 (Neues Leben)
Lange Autofahrten machen viel mehr Spaß, wenn man sie nicht allein bewältigen muss.
Früher durfte meine Frau mich – vor allem im Ausland – mit der ausgebreiteten Karte auf
dem Schoß lotsen. Heute tut das eine andere Frauenstimme – automatisch, aus dem
Navigationsgerät. Eine feine Sache! So können wir uns (meine Frau und ich) wichtigeren
Gesprächsthemen unbekümmert widmen. Für mich etwas unangenehm wird es nur dann,
wenn sie mich ermahnt, nicht so schnell zu fahren. Aber meistens hat sie Recht.
„Begleitetes Fahren“ könnte man das nennen, allerdings ist diese Bezeichnung bereits
belegt, und zwar für die 17-Jährigen, die ihren Führerschein unter der Auflage bekommen,
bis zum 18. Lebensjahr nur in Begleitung eines erfahrenen Autofahrers am Steuer zu sitzen.
So hilfreich Begleitung und Navigationstipps im Straßenverkehr auch sind: Wenn es um
unseren Weg durch das Leben geht, um weichenstellende Entscheidungen mit Folgen für
uns selbst und uns nahestehende Menschen, dann wäre eine „Navigationshilfe“ der
besonderen (existenziellen) Art eine feine Sache. Oder eine ermutigende, manchmal auch
warnende „Begleitung“, nicht wahr?
Wir müssen nicht davon träumen, das alles gibt es tatsächlich! Schon lange, bevor es
GPS und Navigationsprogramme gab: Für sein Volk zu alttestamentlichen Zeiten übernahm
Gott diese Aufgabe, unter anderem mithilfe seiner Propheten – allerdings nur so lange, wie
die Menschen auch dafür empfänglich waren. Häufig waren sie es leider nicht.
In unserem Andachtswort beschrieb der Prophet Jesaja diese existenzielle, göttliche
Führung in begeisterten Tönen. Natürlich benutzt Gott allerlei Möglichkeiten, um zu uns zu
reden: sein Wort, die Bibel, erfahrene Christen, Gebetserhörungen, unseren Verstand, ein
Lied, eine Predigt, eine Radioandacht ...
Nichts und niemand kann uns hindern, diese Orientierung und Begleitung heute in
Anspruch zu nehmen. Wir müssen nur bewusst „auf Empfang schalten“, um seine Führung
zu erkennen. Ich will das jedenfalls tun. Und du? Elí Diez-Prida
2.8.2012
Gott, schaffe mich neu: Gib mir ein Herz, das dir völlig gehört, und einen Geist, der
beständig zu dir hält. Vertreibe mich nicht aus deiner Nähe, entzieh mir nicht deinen
Heiligen Geist! Mach mich doch wieder froh durch deine Hilfe und gib mir ein gehorsames
Herz! Psalm 51,12-14 (Gute Nachricht Bibel)
Dieses Gebet sprach David, nachdem der Heilige Geist ihn seiner Sünde (Ehebruch und
Mord) überführt hatte. Dazu sandte Gott den Propheten Nathan zu ihm. Nathan bediente
sich dabei klugerweise eines Rechtsfalles: Ein reicher Mann schlachtete das einzige Lamm
eines armen Nachbarn, um einen Gast zu bewirten, weil er keines seiner vielen Schafen und
Rinder hergeben wollte (2 Sam 12,1-4). Zornig, mit ausgestreckter Hand, verurteilte David
den reichen Mann: „Der Mann, der das getan hat, muss sterben! Und das Lamm muss er
vierfach ersetzen .“ Da trat Nathan unerschrocken vor den König und sprach: „Du bist der
Mann!“ (V. 57 GNB)
David war tief erschüttert. Plötzlich wurde er sich seiner kriminellen Energie bewusst.
Demütig bekannte und bereute er seine Schuld: „Ich bekenne mich schuldig vor dem
Herrn!“ (V. 13a GNB) Daraufhin sprach Nathan ihm Gottes Vergebung zu, teilte ihm aber
zugleich mit, dass er die schweren Folgen tragen müsse (V. 13b.14).
Wie viel seelische Not wäre David, seiner Familie und dem Land erspart geblieben,
wenn er in jener Nacht, als er die Frau seines Offiziers zu sich holen ließ, mit der Hilfe Gottes
der Versuchung widerstanden hätte! Militärisch errang er viele Siege, aber in der
Versuchung unterlag er.
Gott sind unsere Geheimnisse nicht verborgen. Er kennt unsere Verstrickung in Sünde
und unser Versagen. Jesus sagte: „Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord,
Ehebruch, Unzucht ...“ (Mt 15,19) Er zeigte, dass die sündigen Gedanken der sündigen Tat
vorausgehen. In der Tat wird die Sünde sichtbar. Wir sind Gefangene der Sünde, solange
unser Herz in Sünde verstrickt ist. Aber es gibt für uns Hoffnung, so wie es sie für David gab:
Als Christen haben wir bei Gott eine unversiegbare Quelle der Kraft, Versuchungen mit der
Hilfe des Heiligen Geistes zu überwinden, und auch eine Quelle der Vergebung, wenn wir in
Sünde gefallen sind. Machen wir die Bitte Davids in unserem Andachtswort zu unserem
Gebet! Adam Schiller
3.8.2012
Es soll ein und dasselbe Recht unter euch sein für den Fremdling wie für den
Einheimischen; ich bin der HERR, euer Gott. 3. Mose 24,22
Familie Cingöz kommt aus Kurdistan. Der Kleinste ist mächtig gewachsen und wird von
seinen drei Schwestern verwöhnt. Zwei Brüder hat er auch noch. Da ist ganz schön was los.
Unsere Wohnanlage ist so etwas wie ein internationales Dorf. Armenien, Iran, Italien,
Russland natürlich, aber auch Japan, Sri Lanka und die USA sind vertreten. Jeden Sommer
feiern alle zusammen ein großes Grillfest. Es gibt ein Buffet mit herrlichen Leckereien, und
erst wenn der Nachbar aus der Ukraine seine Slibowitzflasche (einen Obstbrand) herausholt,
wissen wir: Jetzt wird es Zeit zu gehen. Dennoch freuen wir uns jedes Jahr auf dieses
internationale Fest. Es ist spannend, etwas mehr über die Nachbarn aus den
unterschiedlichen Kulturen zu erfahren, die für uns längst keine „Fremdlinge“ mehr sind.
Wie fühlt es sich an, ein „Fremdling“ zu sein? Das Empfinden, irgendwo fremd zu sein,
die Sprache nicht zu verstehen, sich nicht auszukennen, kann einsam, unsicher und ängstlich
machen und im Extremfall entweder zum Rückzug oder zu Konflikten und Aggressionen
führen. Es ist ein schwieriges Thema, das „Fremdlings“-Thema, und Beiträge wie das Werk
Deutschland schafft sich ab von Thilo Sarrazin sind gewiss nicht hilfreich.
Können wir uns überhaupt vorstellen, wie sich „Fremdlinge“ aus anderen Kulturen, aus
anderen Ländern, aus anderen Religionen und Konfessionen in unserem Land, in unserer
Umgebung, in unserer Kirchengemeinde fühlen? Was erleben sie bei uns und von uns?
Akzeptanz und Gleichbehandlung, wie unser Text fordert, oder Unverständnis und
Ablehnung?
Gottes Gemeinde zeichnet sich dadurch aus, dass sie Unterschiede aller Art überwindet.
Jeder Einzelne ist gleich wertvoll für Gott. Vielfalt braucht nicht bewertet und eingeordnet
zu werden; sie darf einfach da sein, ohne sich erklären zu müssen. Wir müssen nicht alles
gut finden, auch nicht alles verstehen, und sollten auch fragen: Warum gibt es in anderen
Kulturen andere Traditionen und Vorstellungen? Wo kommen sie her? Welchen Sinn haben
sie? Dann wird das „Fremde“ spannend und bereichernd, und wir sind auch in der Lage, die
eigenen Gepflogenheiten zu hinterfragen.
Fremdling oder Einheimischer Gott macht keinen Unterschied, alle sind ihm
willkommen! Heidemarie Klingeberg
4.8.2012
Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn
bebaute und bewahrte. 1. Mose 2,15
Beim Kauf unseres Hauses haben wir unbedingt darauf geachtet, dass es von einem
Garten umgeben ist. Man kann sich dahin zurückziehen und dennoch über den Gartenzaun
eine freundliche Beziehung zu den Nachbarn aufbauen.
Gott hat sich etwas dabei gedacht, als er die ersten Menschen in einem paradiesischen
Garten ansiedelte. Überhaupt ist der Garten ein Ort, den die Heilige Schrift immer wieder
als etwas ganz Besonderes erwähnt. Dort findet der Mensch Ruhe und Erholung, fühlt
Heimat, wird getröstet, erkennt den Schöpfer an der wunderbaren Entfaltung herrlicher
Blumen und vielerlei essbarer, wohlschmeckender Früchte, Gemüsesorten und Salate. Der
Garten kann auch eine friedliche Oase sein.
Jesaja schreibt: „Der Herr tröstet Zion und alle seine Trümmerfelder. Er macht sie Eden
gleich und verwandelt seine Steppe in den Garten des Herrn. Dort werden Jubel und Freude
herrschen. Lobpreis und Gesang erklingen darin.“ (Jes 51,3 NLB)
Wie tröstlich für uns Menschen, wenn wir manchmal als ausgebrannte Sinn-Sucher in
unseren Garten einkehren dürfen! Es war eines der schönsten Erlebnisse meiner Kinderzeit,
wenn wir den Sabbatnachmittag im Garten meiner Großeltern verbringen durften. Dort
trafen sich Gemeindeglieder, um Gemeinschaft miteinander zu pflegen. Und außerdem
genoss ich es, dort von den herrlichen Beeren zu naschen.
Im Hohelied Salomos wird der Garten als Ort für Liebende dargestellt voller
Apfelbäume, Blumen, Reben, Gewürze, Myrrhe, Weihrauch und anderen Pflanzen und der
Freundin wie eine Lilie (Hld 5,1).
Gern vergleiche ich (wie die Juden) den Zaun meines Gartens mit Gottes Wort und
seinen Gebo ten. Da kann ich beglückende Freiheit in seinem Schutzraum erleben. Und wie
bei mir zu Hause gibt es auch im Garten Gottes immer etwas zu tun. Schließlich soll die Zahl
seiner Bewohner immer mehr zunehmen. Albrecht Höschele
Der kürzeste Weg zur Gesundheit ist der Weg in den Garten. Gärtner Pötschke
Dem Traurigen ist jede Blume ein Unkraut, dem Glücklichen jedes Unkraut eine Blume.
Autor unbekannt
5.8.2012
Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung.
2. Petrus 3,13a
Am 5. August 2010 ereignete sich in der Kupfer- und Goldmine von San José in Chile ein
Grubenunglück, das die Welt die folgenden Monate in Atem hielt. 33 Bergleute wurden
verschüttet und überlebten in 700 Meter Tiefe in einem Nebenschacht. Erst nach knapp drei
Wochen wurden sie mit ersten Rettungsbohrungen erreicht. Doch es dauerte insgesamt 69
Tage, bis die Eingeschlossenen wieder das Tageslicht sehen konnten, weil ein neuer Schacht
gebohrt werden musste, durch den sie nach oben geholt werden konnten. In der
Zwischenzeit musste man ihnen Nahrung und Medikamente durch die Versorgungsbohrung
liefern.
Wie hält man eine solch lange Wartezeit durch, ohne verrückt zu werden insbesondere
in den ersten drei Wochen der Ungewissheit, ob überhaupt Rettung möglich ist? Der
Psychologe Professor Bernd Johannes rät in solchen Fällen, sich irgendwie sinnvoll zu
beschäftigen und einen strukturierten Tagesablauf einzuführen. Außerdem sei eine Art
„Hierarchie“ wichtig: Die Verantwortlichkeiten müssten geklärt sein, sonst bestehe die
Gefahr einer Selbstzerfleischung und der Panik. All dies machten die Bergleute.
Als gläubige Menschen in einer verlorenen Welt warten wir ebenfalls auf „Rettung“ –
wenn Jesus Christus, unser Erlöser, wiederkommt. Damit wir in der „Wartezeit“ nicht in
Panik verfallen oder uns destruktiv verhalten, sollten wir ebenfalls – im übertragenen Sinn –
das tun, was den verunglückten Bergarbeitern Kraft zum Durchhalten gegeben hat: sich eine
sinnvolle Tätigkeit suchen. Jesus beauftragte uns, den Nöten anderer Menschen abzuhelfen
und ihnen ein Zeugnis für ihn zu sein.
Ferner sollten die eigenen Gedanken nicht um die vielfältigen Bedrohungen kreisen,
denen wir ausgesetzt sind, sondern sich auf den Erlöser Christus und die endgültige
Errettung richten. Weiterhin sollte geklärt sein, worin meine persönliche Verantwortung für
die Welt besteht – und was nicht in meiner Macht liegt.
Schließlich brauchen wir eine gute „Versorgungsleitung“ nach oben, durch die wir mit
Gott verbunden sind und von ihm alles empfangen, was wir brauchen, um die Wartezeit
geistlich zu überstehen. Dies geschieht durch das Gebet und die Beschäftigung mit seinem
Wort. Thomas Lobitz
6.8.2012
So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein. Matthäus 20,16
Ich war auf dem Weg von einer Urlaubsreise in die Vereinigten Staaten zurück nach
Belgien. Am Chicagoer O'Hare Flughafen informierte uns eine Lautsprecherdurchsage, dass
es ein technisches Problem mit dem Flugzeug gäbe und sie auf eine neue Maschine
warteten. Ich machte mich schon auf eine verspätete Ankunft in Brüssel gefasst, als eine
zweite Durchsage folgte: Eine Ersatzmaschine stehe bereit. Wegen der Anschlussflüge
sollten wir aber sofort einsteigen, während der Cateringservice die Rollwagen mit den
Mahlzeiten in die Bordküchen bringe.
Es gab dabei nur ein Problem: Die Passagiere der ersten Klasse konnten die Maschine
nicht (wie üblich) zuerst besteigen. So betraten die Passagiere der Touristenklasse das
Flugzeug zuerst durch einen Gang, während parallel auf dem anderen die Wagen rollten.
Ich fand diesen Vorfall recht amüsant. All diese Leute, die erheblich mehr für ihren Flug
bezahlt hatten, mussten auf das Privileg verzichten, die Maschine zuerst besteigen zu
dürfen.
Dieser Vorfall erinnerte mich an das Gleichnis vom Weinbergbesitzer (Mt 20,1-16), der
Leute für die Arbeit in seinem Weinberg anstellte: Am Ende des Tages gab er allen den
gleichen Lohn, unabhängig davon, ob sie nur eine Stunde oder den ganzen Tag gearbeitet
hatten. Unser Andachtswort sprach Jesus am Ende dieses Gleichnisses.
Ich hatte lange Zeit Schwierigkeiten, dieses Gleichnis zu verstehen. Ich fand es so
ungerecht, dass jeder denselben Lohn bei einer so unterschiedlichen Arbeitszeit bekam. Bis
mir klar wurde, worum es hier wirklich geht, nämlich um Gottes Gnade und unsere Erlösung.
Fühlen wir uns manchmal als Christen der „ersten Klasse“, die den Zugang in das Reich
Gottes (die ewige Erlösung) als eine Selbstverständlichkeit betrachten? Glauben wir
ernsthaft, dass wir es uns „erarbeitet“ haben, eines Tages dort zu sein? Was ist mit den
Christen, die sich erst später bekehren und nicht so viel Zeit haben, Gott zu dienen und
Menschen zu Jesus zu führen? Gott wird sie alle gleich belohnen – den Verbrecher, der am
Kreuz neben Jesus starb, kurz nachdem er sich bekehrt hatte (Lk 23,40-43), wie den
langjährigen Nachfolger Christi, denn bei Gott gibt es keine „Zweite-Klasse-Christen“. Gott
sei Dank! Daniela Weichhold
7.8.2012
Zur Guten Nachricht bekenne ich mich offen und ohne Scheu. In ihr ist die Kraft Gottes
am Werk und rettet alle, die der Botschaft glauben und sie im Vertrauen annehmen. In der
Guten Nachricht macht Gott seine Gerechtigkeit offenbar: seine rettende Treue.
Römer 1,16a.17a (Gute Nachricht Bibel)
Seit Februar 2010 erscheint in Italien die Online-Tageszeitung L'Ottimista, auf Deutsch:
Der Optimist, die ausschließlich gute Nachrichten bringt. „Über die schlechten Dinge, die auf
der Welt passieren, wissen die Menschen sowieso Bescheid“, erklärte der verantwortliche
Redakteur. „Wir wollen die andere Seite zeigen.“
Die Idee, eine solche Zeitung herauszubringen, ist nicht neu. Vor allem in den USA gab
es schon des Öfteren ähnliche Publikationen, meist mit religiöser Prägung. Das mag
überraschen, erscheint doch manchen der christliche Glaube eher als eine Sammlung
schlechter Nachrichten. Da geht es um das Kreuz, um Sünde und Tod, Verdammnis und
Gericht.
Der Apostel Paulus jedoch sah sich in erster Linie als Überbringer einer guten Nachricht.
Sie handelt von einem gnädigen und gerechten Gott, dessen Treue darin besteht, dass er
Wort hält und allen das ewige Leben schenkt, die ihn beim Wort nehmen. Das Vertrauen in
diese eminent gute Botschaft bringt eine Dynamik ins Leben, die neuen Lebensmut verleiht
und ungeahnte Kräfte freisetzt.
Zwar kennt die Bibel das Wort Optimismus nicht, doch sie spricht häufig von Zuversicht
– einer Haltung, die der Zukunft erwartungsvoll entgegensieht und auch angesichts düsterer
Aussichten nicht resigniert. Im letzten Buch der Bibel bilden die „apokalyptischen“ Szenen
nur den kontrastreichen Hintergrund, auf dem das „ewige Evangelium“ umso heller
hervorleuchtet. Dies zu wissen ist besonders in Krisenzeiten – ob persönlicher oder
gesellschaftlicher Art – von großem Wert. Wenn sich die Katastrophenmeldungen wieder
einmal überschlagen, wenn Lebensschicksale uns fassungslos machen oder wenn wir an
unsere eigenen Grenzen stoßen gerade dann erweist sich die Kraft Gottes, die aus der Guten
Nachricht erwächst.
„Über die schlechten Dinge, die auf der Welt passieren, wissen die Menschen sowieso
Bescheid.“ Dieser Satz gilt heute auch im Blick auf die Zukunft unserer Erde. Für Christen, die
die Gute Nachricht kennen, gilt: „Wir wollen die andere Seite zeigen.“ Das will ich heute wie
einst Paulus tun offen und ohne Scheu.
Rolf J. Pöhler
8.8.2012
Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte, und tilge meine Sünden nach deiner großen
Barmherzigkeit. Psalm 51,3
Bewegende Worte! Sie gehören mit dem 51. Psalm zu den ergreifendsten Gebeten
nicht nur Davids, sondern der ganzen Bibel.
In Davids Leben sah es damals sehr schlimm aus. Um seinen Ehebruch mit Batseba zu
vertuschen, griff er zu einem Verbrechen und ließ ihren Mann Uria ermorden. Dann
versuchte er sein Gewissen zu beruhigen und weiterzuleben, als wäre nichts geschehen.
Selbst als der Prophet Nathan bei ihm erschien und ihm mit der Beispielerzählung vom
Vergehen des reichen Schäfers (2 Sam 12,1-7) den Spiegel vors Gesicht hielt, erkannte er
sich immer noch nicht, sondern wollte einen Anderen bestrafen. Erst bei Nathans Worten
„Du bist der Mann!“ wurde ihm erschreckend bewusst, dass er der gemeinte Täter war. Wie
tief kann doch auch ein Gottesmann fallen!
Aber selbst dann hätte David noch tiefer fallen können: Um unbehelligt weiterleben zu
können, hätte er aufgrund seiner Macht auch Nathan zum Schweigen bringen können. Aber
er tat es nicht. Vielmehr brach er vor Gott zusammen und fand mit echter Reue, einem
ehrlichen Schuldbekenntnis und aufrichtiger Bitte um Vergebung aus seinem tiefen Fall zu
Gott zurück.
Wie unermesslich groß ist doch Gottes Vergebungsbereitschaft! Dies ist der einzige
Weg, auf dem wir Menschen von einer noch so großen Sündenschuld frei werden können.
Dies gilt auch im Zusammenleben der Völker. Welch ein Aufatmen ging durch die Welt,
als der damalige Bundeskanzler Willy Brandt 1970 im ehemaligen Judenghetto von
Warschau auf seine Knie fiel und damit ein bewegendes Schuldbekenntnis ablegte. Dabei
ging es nicht einmal um seine eigene Schuld, sondern um die Verbrechen der Nazis
gegenüber dem polnischen Volk, zu dem er sich mit seinem historischen Kniefall bekannte.
Das zeigte, dass nur dort ein Neuanfang möglich ist, wo Schuld ohne Wenn und Aber
bekannt und dann vergeben wird.
Auch wenn David noch so tief gefallen war – mit seinem Mut, sich Gott mit seiner
Schuld zu stellen, ist er uns auch heute noch Vorbild. Warum finden wir so oft nicht den
Mut, uns mit unserer Schuld Gott und unserem Nächsten zu stellen? Das ist doch die einzige
Möglichkeit, den Weg zur Vergebung und zu einem Neuanfang zu finden! Reinhold Paul
9.8.2012
Wer glaubt und getauft wird, wird gerettet werden. Markus 16,16 (Neues Leben)
Zwei Dinge sind es, die Jesus hier in den Mittelpunkt stellt: den persönlichen Glauben
und die eigene Taufe. Wenn die Bibel von Glaube spricht, dann meint sie damit: Nachdem
ein Mensch von Jesus erfahren und sich mit ihm, seinem Leben und seinen Lehren
auseinandergesetzt hat, entscheidet er sich, ihm zu vertrauen und zu folgen. Darauf folgt die
Taufe, die durch das Untertauchen im Wasser erfolgt. Innere Überzeugung und äußere
Symbolik kommen hier zusammen, könnte man vordergründig annehmen. Doch wer die
Taufe ausschließlich als symbolisch ansieht, der verkürzt das biblische Verständnis.
Inhaltlich stellt die Taufe mein bewusstes und freiwilliges Bekenntnis vor Gott, meinen
Mitmenschen und dem Universum dar: Ich will Christus gehören! Im Taufwasser wird quasi
der bisherige Mensch, der ohne Gott lebte, begraben. Aus dem Wasser steigt eine „neue
Kreatur“ (2 Kor 5,17) heraus, die von Gott als sein Kind adoptiert ist. So ist die Taufe Zeugnis
einer grundlegenden Veränderung des Menschen, die die Bibel als Neugeburt „aus Wasser
und [Heiligem] Geist“ bezeichnet (Joh 3,5).
Mehrfach habe ich erlebt, dass die Entscheidung zur Taufe schwerfällt. Ich kenne
Gläubige, die sich mit diesem Thema jahrelang beschäftigen und nicht den Mut aufbringen,
sich für die Taufe zu entscheiden. Doch Jesus ist an dieser Stelle sehr deutlich: Die innere
Überzeugung und das entsprechende äußere Handeln gehören für ihn laut dem
Andachtswort untrennbar zusammen.
Wir leben in einer Welt, in der Symbole einen hohen Wert haben. Der aufgedruckte
Betrag übersteigt den Papierwert eines Geldscheines um ein Vielfaches. Eine Fahrkarte kann
man inzwischen zu Hause am Heimdrucker ausstellen; dennoch erkennt der Schaffner sie als
Berechtigung zum Mitfahren an. Und jeder Pass ist Beleg für die Nationalitätszugehörigkeit.
All diese Symbole haben eine exklusive, unveränderbare Bedeutung und sind unverzichtbar.
Ähnlich ist es auch im geistlichen Leben: Gott hat Symbole eingesetzt, denen er einen
einzigartigen Stellenwert gibt. Über die Taufe sagt er, dass sie untrennbar zum Glauben und
zur Rettung für die Ewigkeit gehört. Auch wenn er das als ein Versprechen formuliert.
Heinz-Ewald Gattmann
10.8.2012
Ein falscher Zeuge bleibt nicht ungestraft; und wer frech Lügen redet, wird nicht
entrinnen. Sprüche 19,5
Bei einer Gerichtsverhandlung in Freiburg bewies ein Angeklagter große Ausdauer. Als
man ihm das traditionelle „letzte Wort“ erteilte, begann er eine lange Rede, die insgesamt
14 Stunden dauerte. Er wollte einfach nur Zeit schinden, doch das hat ihm nichts genützt: Er
wurde trotzdem wegen Betruges zu mehreren Jahren Haft verurteilt.
„Recht so!“, sagen wir. Wir sehnen uns danach, dass Lügen entlarvt werden und
Betrüger ihre Strafe bekommen. Viele Banker haben mit halblegalen Tricks und krummen
Touren Tausende um ihr Geld betrogen und bekommen dafür noch Bonuszahlungen, statt in
den Knast zu wandern. Das kann schon verbittern.
Andererseits hat keiner von uns eine völlig reine Weste. Jeder hat schon einmal die
Wahrheit „frisiert“ oder eine „Notlüge“ gebraucht, um Nachteile zu vermeiden. Vielleicht
waren wir dabei nicht gerade „frech“, vielleicht hat uns schon beim Aussprechen dieser
Unwahrheit die Zunge gebrannt, aber wir sind ungeschoren davongekommen und atmen
auf: Noch einmal gut gegangen!
Die gleiche Gnade, die Gott einem skrupellosen Manager gewährt und ihn eben nicht
mit einem Blitz erschlägt, lässt auch uns weiterleben. Gott möchte, dass wir zur Einsicht
kommen, deshalb gibt er uns immer wieder eine neue Chance. Und diese Großzügigkeit
wünscht er sich auch bei uns.
Sind wir ebenfalls bereit, dem Nächsten, den wir bei einer Lüge ertappt haben, einen
Vertrauenskredit einzuräumen? Nicht blindlings, sondern überlegt und realistisch und mit
offenen Augen? Strecken wir dem „falschen Zeugen“ die Hand entgegen und ermutigen wir
ihn oder sie, mit dem Tratsch aufzuhören und bei der Wahrheit zu bleiben? Und zwar bei
einer Wahrheit, die hilfreich ist, weil sie das Gute fördert?
Jawohl, die Rechnung wird ganz am Schluss gemacht und Gott wird Unrecht nicht unter
den Teppich kehren, wie Salomo im Andachtstext versicherte. Er wird die Täter mit ihren
Taten konfrontieren und sie müssen dafür geradestehen. Ein Glück für jeden, der einen
guten Anwalt auf seiner Seite hat! Und dieser Anwalt muss genau Bescheid wissen, sonst
kann er uns nicht verteidigen. Deshalb ist es nötig, dass wir unserem „Verteidiger“ Jesus
ehrlich und umfassend bekennen, wo wir „gelogen“ und falsch geredet und gehandelt
haben. Dann werden wir „entrinnen“. Sylvia Renz
11.8.2012
Befleißigt euch, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens.
Epheser 4,3 (Elberfelder Bibel)
Der Begriff „Einheit“ wird vielschichtig verwandt: In der Mathematik oder der Physik hat
er eine andere Bedeutung als beim Militär. Geschichtlich reden wir von der Deutschen
Einheit, religiös wiederum meinen manche mit Einheit die Ökumene. Unser Andachtswort
spricht von Einheit des Geistes und bezieht sie auf die christliche Gemeinde.
Die Gemeinde Jesu setzt sich aus Menschen zusammen, die aus unterschiedlichen
Kulturen kommen, verschiedene Sprachen sprechen und geprägt sind durch ihre Erziehung,
Kultur und die eigenen Lebenserfahrungen. Ungeachtet dieser Unterschiede verbindet alle
der Glaube an Jesus Christus und die Hoffnung, die sie durch ihn haben. Kein Wunder, dass
sich das Leben in einer Ortsgemeinde in vielfältiger und unterschiedlicher Weise äußert.
Die „Einheit des Geistes“ ist jedoch entscheidend für ein glaubwürdiges Zeugnis, das die
Gemeinde der Welt schuldig ist. Das veranlasste Jesus zu der Bitte für seine Nachfolger: „Ich
bete darum, dass sie alle eins seien, so wie du in mir bist, Vater, und ich in dir. So wie wir
sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.“ (Joh 17,21
GNB).
Die „Einheit des Geistes“ ist nicht zu verwechseln mit einer organisatorischen oder
verwaltungsmäßigen Einheit. Sie gründet sich vielmehr auf die gemeinsame Liebe zu
Christus und die Liebe ihrer Glieder zueinander. Die Wirklichkeit zeigt jedoch, dass diese
„Einheit des Geistes“ zu allen Zeiten bedroht wurde und noch wird. Wo liegen die Ursachen
dafür?
Vielleicht denkt mancher, zur „Einheit des Geistes“ gehöre, dass es im Verständnis der
Lehre und bei der Auslegung biblischer Prophetie keine Differenzen geben darf. Andere
sehen die Einheit der Gemeinde dadurch bedroht, dass man sich nicht auf einen Musikstil im
Gottesdienst einigen kann. Wer so oder ähnlich denkt, vergisst das Wesentliche: Jeder, der
zur Gemeinde gehört, ist allein durch das Opfer von Jesus und seine Gerechtigkeit von Gott
angenommen. Keiner hat dem Anderen etwas voraus. Darum ist jeder in der Gemeinde
gefordert, sich dafür einzusetzen, durch „das Band des Friedens ... die Einheit des Geistes zu
bewahren“ als Voraussetzung für ein glaubhaftes Zeugnis in der Welt.
Manfred Böttcher
12.8.2012
Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. 1. Mose 1,1 (Elberfelder Bibel)
Im Jahr 2010 veröffentlichte der bekannte britische Astrophysiker Stephen Hawking –
populär geworden mit seinem Buch Eine kurze Geschichte der Zeit – ein neues Werk mit
dem Titel Der große Entwurf – Eine neue Erklärung des Universums. Darin behauptet er, für
das Entstehen des Universums sei kein Gott notwendig gewesen. „Weil es ein Gesetz wie
das der Schwerkraft gibt, kann und wird sich ein Universum selbst aus dem Nichts
erschaffen.“ Spontane Schöpfung sei der Grund, warum es statt dem Nichts doch etwas
gäbe, das Universum existiere und wir Menschen lebten.
Andere Wissenschaftler bezweifeln aus gutem Grund diese These. Für sie sind die
kosmischen Gesetze keine Letztbegründung, sondern eher der Hinweis auf einen
„Designerkosmos, in dem sich jemand sehr viele Gedanken darüber gemacht hat, dass alles
funktioniert“ – so der Physiker Albrecht Kellner. Für den französischen Philosophen Jean
Guitton sind gerade die kosmischen Gesetze „zum Göttlichen geöffnete Fenster“. Aus der
Geschichte und unserer Beobachtung und Erfahrung wissen wir jedenfalls, dass es kein
Gesetz ohne eine begründende Intelligenz gibt.
Mathematik und Physik können nur Teilbereiche unserer Existenz abdecken. So
grandios die Ergebnisse der Naturwissenschaften auch sein mögen – Physik und Astronomie
wissen nichts vom Elend und Glück des Menschen. „Wir fühlen“, schrieb einst der Philosoph
Ludwig Wittgenstein, „dass selbst, wenn alle möglichen wissenschaftlichen Fragen
beantwortet sind, unsere Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind“ – Probleme wie
Angst, Hass, Frieden untereinander, Glaube und eine begründete Hoffnung. Das sind
Probleme nicht so sehr des Hirns, sondern des Herzens!
Die amerikanischen Astronauten, die 1968 in 370.000 km Entfernung von der Erde den
Mond umrundeten, wussten, dass dies die eigentlichen und wichtigsten Fragen der
Menschheit sind. Dar um lasen sie den Schöpfungsbericht aus 1. Mose 1 vor und beteten
dann: „Gib uns, Gott, die Vorstellungskraft, deine Liebe in der Welt trotz menschlichen
Fehlens zu erkennen. Gib uns den Glauben, deiner Güte trotz unserer Unkenntnis und
Schwäche zu vertrauen. Gib uns das Wissen, damit wir weiter mit verstehendem Herzen
beten können. Zeige uns, was ein jeder von uns tun kann, um dem Frieden in der Welt zu
dienen.“ Hans Heinz
13.8.2012
Nennt nicht alles Verschwörung, was das Volk dafür hält und habt keine Angst vor dem,
was ihm Angst macht. Lasst euch von dem, was es fürchtet, nicht beeindrucken. Erachtet
nichts außer dem HERRN, dem Allmächtigen, als heilig. Ihn sollt ihr fürchten und vor ihm
sollt ihr Ehrfurcht haben. Jesaja 8,12.13 (Neues Leben)
Es gibt zahlreiche Verschwörungstheorien, beispielsweise über das Attentat auf John F.
Kennedy, über die erste Mondlandung oder über die Anschläge vom 11. September 2001.
Allerdings sind Verschwörungen nichts Neues. Schon in der Bibel wird davon berichtet.
Als hohe Staatsbeamte im persischen Königreich den unbestechlichen Juden und
Fürsten Daniel beseitigen wollten, weil er ihnen ein Dorn im Auge war, ersannen sie eine
Verschwörung – die allerdings fatal für sie endete: Daniel wurde rehabilitiert und sie wurden
exekutiert (Dan 6). Jahrzehnte später, auch im persischen Reich, plante der Fürst Haman
einen Anschlag zur Vertilgung des Volkes Gottes. Auch dabei wandte sich schlussendlich die
Situation, als Gott Menschen wie Ester und Mordechai benutzte: Die Juden wurden gerettet
und Haman an einen Galgen gehängt (Ester 7 und 8).
Es gibt Christen, die sich und Andere durch eine einseitige Beschäftigung mit
Bibeltexten aus dem letzten Buch der Bibel, der Offenbarung, ängstigen. Dort wird
angedeutet, dass Mächte sich verbünden werden, um Weltmacht zu erlangen und die
treuen Kinder Gottes zu töten. In unserem Andachtswort forderte uns Jesaja zu einem
Blickwechsel auf: Nicht auf die Bedrohung, sondern auf Gott, unseren Retter, sollen wir
blicken!
Vor Gott ist nichts verborgen. Bei ihm gibt es keine geheimen Verschwörungen. Vor ihm
ist alles offenbar – auch unsere Gedanken und unsere Beweggründe. Mögen die Pläne
gegen Gottes Volk noch so geheim und minuziös ausgearbeitet sein, am Ende werden sie
doch scheitern.
Noch leben wir in der Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse. Aber seit Jesus
Christus am Kreuz die entscheidende aller Schlachten gewonnen hat, steht der Sieger fest.
Solange wir auf seiner Seite stehen, dürfen wir unserer ewigen Erlösung gewiss sein. Wir
sind nicht aufgefordert, vor realen Gefahren die Augen zu verschließen, aber wir haben
keinen Grund, uns zu fürchten: Jesus Christus ist unser Retter!
Albrecht Förster
14.8.2012
Das Gesetz deines Mundes ist mir lieber als viel tausend Stück Gold und Silber.
Psalm 119,72
Als ich eine Predigt über das Gesetz vorbereitete, las ich in einem theologischen
Lexikon: „Die Predigt des Gebotes gehört zu dem am meisten missverstandenen,
missbrauchten und missachteten Tun in der Geschichte des Volkes Gottes.“ Stimmt das
wirklich?
Missverstehen des Gesetzes wäre zum Beispiel, es als eine Einengung meiner Freiheit zu
sehen. Kürzlich wurde von einer offiziellen Bundesstelle evangelikalen Gruppen
vorgeworfen, sie würden Jugendliche für einen Glauben werben, der ihnen die wichtigsten
Freiheitsrechte einschränkt. Doch genau das Gegenteil stimmt: Gott will uns mit den
Geboten zur wahren Freiheit führen. Er stellt sich bei der Verkündung seines Gesetzes als
Befreier vor: „Ich bin der Herr, dein Gott; ich habe dich aus der Sklaverei in Ägypten befreit.“
(2 Mo 20,2 Hfa)
Missbrauch des Gesetzes geschieht unter Christen meist dann, wenn sie nicht darauf
achten, welche Funktionen es hat und welche nicht. Das Gesetz vermittelt die Erkenntnis
von Gut und Böse, kann uns aber nicht von Sünde befreien, also nicht erlösen (Röm 3,20).
Mit dieser Problematik hatte Paulus in den Gemeinden immer wieder zu kämpfen. Durch
das Halten der Gebote wird kein Mensch vor Gott gerecht (Gal 2,16).
Missachtung des Gesetzes bricht sich immer wieder in christlichen Kreisen Bahn, indem
man behauptet, im „Neuen Bund“ (nach dem Tod Jesu am Kreuz) gelte das Gesetz nicht
mehr. Um das zu begründen, zitiert man aus dem Zusammenhang gerissene Bibeltexte. Das
Gesetz wird aber im Neuen Bund nicht abgeschafft. Paulus wehrt sich ausdrücklich gegen
diese Unterstellung: „Nein, im Gegenteil! Wir bringen es neu zur Geltung“ (Röm 3,31 Hfa);
denn es ist „heilig, gerecht und gut“ (Röm 7,12).
Es geht nicht darum, uns über Missbrauch und Missachtung des göttlichen Gesetzes
durch Andere zu entrüsten, sondern uns bewusstzumachen, welche schützende und
kostbare Gabe Gottes „Weisungen zum Leben“ (vgl. Spr 7,2) sind. Inhalt und Ziel seiner
Gebote ist das Wohlergehen des Menschen. Darum erhalten sie im Neuen Bund einen
neuen Platz: „Ich werde ihr Denken mit meinem Gesetz füllen, und ich werde es in ihr Herz
schreiben. Ich werde ihr Gott sein und sie werden mein Volk sein.“ (Hbr 8,10 NLB)
Joachim Hildebrandt
15.8.2012
Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: „Wenn du Gottes Sohn bist, dann befiehl
doch, dass die Steine hier zu Brot werden!“ Matthäus 4,3 (Gute Nachricht Bibel)
„Komm schon, schau dich doch mal an. Wie du bloß aussiehst ... Wer bist du schon? Ein
Häufchen Elend. Sehr weit hast du es ja nicht gebracht in deinem Leben . Gib doch auf . Geh
den einfachen Weg . Lass dich gehen .“ Wenn sich solche Gedanken bei uns einnisten und
unsere Identität und unser Selbstwert massiv „angeknackst“ sind, dann lässt die Niederlage
oft nicht lange auf sich warten. Dies ist die Taktik, die im Krieg schon seit jeher angewandt
wird. Blinder Gehorsam, Resignation und Entmutigung wachsen auf dem Boden einer
gebrochenen Identität.
Kein Wunder also, dass Satan uns heute – wie auch Jesus vor 2.000 Jahren – in diesem
sensiblen Bereich angreift: „Bist du Gottes Sohn, dann ... „ „Wärst du ein Christ, dann würde
dein Leben ganz anders aussehen.“ Jesus ließ sich allerdings in dieser Frage auf keine
Diskussion ein. Er erinnerte sich daran, was er 40 Tage zuvor bei seiner Taufe erlebt hatte,
und klammerte sich an die Identität, die ihm dort von seinem Vater zugesprochen worden
war.
Vielleicht sollten wir Jesu Vorbild folgen und uns immer wieder Zeit nehmen darüber
nachzudenken, wie die neue Identität aussieht, die uns Gott schenken möchte. Es ist
erstaunlich, wie viele Bilder die Bibel verwendet, um diese neue Identität des Christen,
deine und meine neue Identität, zu umschreiben. So schreibt Paulus z. B.: „Denn wir sind für
Gott ein Wohlgeruch Christi ...“ (2 Kor 2,15) Nur ein paar Zeilen weiter heißt es dann: „Ihr
seid unser Brief, in unser Herz geschrieben, erkannt und gelesen von allen Menschen.“ (2
Kor 3,2)
Welch eine Ehre, für Menschen in dieser Welt ein Wohlgeruch und ein
Empfehlungsbrief Gottes zu sein! Wenn ich aber mein Leben und meine Niederlagen
anschaue, frage ich mich: Bin ich das wirklich? Hier kommt die Frohe Botschaft, die Gute
Nachricht, das Evangelium zum Tragen. Gott sieht uns in seiner Gnade und seiner
Vergebung nicht so, wie wir sind, sondern wie wir mit seiner Hilfe werden können.
Das göttliche Prinzip heißt: „Werde immer mehr das, was du in Gottes Augen bereits
bist.“ Das macht Mut, das setzt Kräfte frei, das gibt Hoffnung! Ich wünsche dir viel Freude
beim Entdecken der neuen Identität, die dir Gott bereits jetzt im Glauben zuspricht.
Christian Frei
16.8.2012
Geh und verkaufe alles, was du hast, und gib das Geld den Armen, dann wirst du einen
Schatz im Himmel haben. Danach komm und folge mir nach. Markus 10,21 (Neues Leben)
Wenn wir an einer Tankstelle stehen und erneut die Preise gestiegen sind, merken wir,
wie sehr wir vom Öl abhängig sind. Aber nicht nur unsere Mobilität mit Auto, Bahn oder
Flugzeug benötigt Öl, sondern es steckt ebenso in zahlreichen Kunststoffprodukten und
Medikamenten. Öl ist ein Lebenselixier, ohne Öl wäre unser modernes Leben nicht denkbar.
Der Umweltexperte Ernst Ulrich von Weizsäcker behauptet sogar, dass „der Ausstoß von
Kohlendioxid [durch Verbrennung u. a. von Öl] weltweit als einer der zuverlässigsten
Wohlstandsindikatoren“ gilt.
Diesen Wohlstand zu vermehren oder mindestens zu halten scheint weltweit
fragwürdig zu sein. Im Durchschnitt verbraucht jeder Einwohner der USA ca. 25,16 Barrel (1
Barrel = 159 Liter, also genau 4000 Liter) Öl pro Jahr, in China 2,14 und in Indien 0,94 Barrel.
Wenn diese beiden Länder das Niveau des Westens erreichen wollen, gehen die
Erdölvorräte schnell zur Neige. Der Preis dafür ist die rigorose Ausbeutung der Natur, ohne
auf die Folgen zu achten. Deshalb ist es wichtig, sich neu zu besinnen. Ein „immer weiter so“
oder ein „immer mehr“ wird zum wirtschaftlichen Zusammenbruch führen.
Ein deutliches Umdenken ist gefragt und das bedeutet einen Paradigmenwechsel im
Lebensstil: Weg von Wohlstandsmehrung und Wachstumszwang hin zur Entschleunigung,
Nachhaltigkeit und Vereinfachung des Lebens. Ob das möglich ist?
Jesus war radikal, wenn es um Veränderungen ging. Nicht ein wenig Lebensveränderung
oder das Halten eines weiteren Gebotes forderte er vom reichen jungen Mann in unserem
Andachtstext, sondern eine grundlegende Neuausrichtung seines Denkens und Lebens mit
dem Ziel, das ewige Leben zu erlangen.
Etwas aufzugeben, um Besseres zu erlangen. Entlastet zu werden, von den Dingen, die
binden, hin zu einem Leben, das innerlich frei macht. Durch Christus und seinen Geist ist das
möglich. Eine solche Haltung ist auch notwendig, wenn es darum geht, mit den Ressourcen
dieser Welt verantwortlich umzugehen. Kleine Veränderungen helfen dabei nicht weiter.
Auch wir sind herausgefordert, in unserem Glaubensleben wie in den Dingen des Alltags
zu fragen, wo wir unser Handeln oder Denken von Grund auf verändern müssen.
Reformation ist angesagt. Roland Nickel
17.8.2012
Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den geringen.
Römer 12,16b
Ich saß an einem heißen Sommertag im Garten unterm Sonnenschirm und beobachtete
eine Hummel. Sie war unter den Schirm geflogen. Immer wieder stieß das arme Tier an die
bunte Leinwand, verharrte manchmal eine Weile an einer der aufgedruckten Blumen, und
fand keinen Ausweg. Sie strebte immer wieder nach oben, wollte hoch hinaus, aber gerade
dadurch blieb sie gefangen. Als sie vermutlich aufgrund der Erschöpfung ruhiger wurde, flog
sie tiefer. Und dann war sie endlich so weit unten, dass sie unter dem Rand des Schirmes die
erlösende Freiheit fand!
Während ich die Hummel beobachtete, musste ich über uns Menschen nachdenken.
Auch wir werden von Dingen angezogen, die zunächst verlockend aussehen, aber nicht
wirklich positiv sind und unsere Freiheit gefährden. Manchmal handelt es sich um
Menschen, die viel versprechen, aber das Versprochene nicht halten. Wir „fliegen darauf
rein“' und merken zu spät, dass wir Gefangene sind.
Mitunter denken wir: „Das schaff' ich schon!“ und versuchen immer wieder neu, der
Bedrängnis zu entkommen. „Oben“ muss es doch eine Lösung geben! Nur nicht
unterkriegen lassen. Doch jeder neue Anflug endet unter der Decke, die keinen Schutz
bietet, sondern zum Gefängnis geworden ist.
Mit der Zeit werden wir müde und hinterfragen unsere Ambitionen. Die hohen Pläne
erscheinen uns nicht mehr so erstrebenswert. Die Verzweiflung der Menschen, die ihr Leben
ohne Gott zu meistern versuchen, beschrieb Paulus in seinem Brief an die Römer: „Was bin
ich doch für ein elender Mensch! Wer wird mich von diesem Leben befreien, das von der
Sünde beherrscht wird?“ und nannte dann den einzigen Ausweg: „Gott sei Dank: Jesus
Christus, unser Herr!“ (7,24.25a NLB)
Jesus Christus selbst formulierte sein erlösendes Angebot folgendermaßen: „Jeder, der
sündigt, ist ein Sklave der Sünde ... Nur dann, wenn der Sohn euch frei macht, seid ihr
wirklich frei.“ (Joh 8,34b.36 NLB)
Wir werden nicht dadurch freier und glücklicher, dass wir auf die in der Gesellschaft
Erfolgreichen, Angesehenen, Reichen usw. blicken und versuchen, sie zu kopieren, sondern
indem wir uns an Jesus Christus orientieren, der gerade durch seine Erniedrigung zur
größten Ehre gelangte (Phil 2,5-11). Lothar Reiche
18.8.2012
Das ist nun die Hauptsache bei dem, wovon wir reden: Wir haben einen solchen
Hohenpriester, der da sitzt zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel und ist ein
Diener am Heiligtum und an der wahren Stiftshütte, die Gott aufgerichtet hat und nicht ein
Mensch. Hebräer 8,1.2
Wenn dieser wunderbare Satz nicht in der Bibel, sondern in irgendeinem theologischen
Kommentar stünde, würden einige meiner Mitgläubigen ihn mit Sicherheit so nicht stehen
lassen, sondern nach allen Regeln der Kunst auseinandernehmen. Und in der Tat: Das ist
eine starke Aussage!
Die Hauptsache? Ist das nicht der Sabbat, das Identitätsmerkmal der wahrhaft
Gläubigen im letzten Abschnitt der Weltgeschichte? Oder der Zehnte, an dem sich unsere
Treue erweist? Oder die Botschaft über einen gesunden Lebensstil, die in Zeiten wie diesen
immer wichtiger wird? Gottes Wort zeigt uns offensichtlich eine ganz andere Agenda, und
das beeindruckt mich gleich in zweifacher Weise.
Erstens: Wenn Gott sagt, dass das Wirken unseres Hohenpriesters Jesus im himmlischen
Heiligtum „die Hauptsache“ ist, dann kann es sich dabei nicht um eine „Sonderlehre“ meiner
Freikirche handeln, sondern allenfalls um einen zentralen Bestandteil des Evangeliums, den
viele andere Christen leider bis heute nicht erkannt haben oder erkennen wollen. Deshalb
gibt es keinerlei Anlass, sich für diese Erkenntnis zu entschuldigen, sondern wir haben allen
Grund, immer wieder auf diese „Hauptsache“ hinzuweisen.
Zweitens: Wenn der Dienst Jesu als dein und mein Stellvertreter vor Gott „die
Hauptsache“ unseres Glaubens ist, dann sollten wir beide die Agenda unseres geistlichen
Lebens eventuell neu ordnen, in jedem Fall aber überdenken. Denn ganz gleich, ob Sabbat,
Zehnter, Gesundheit oder Prophetie – all das hat nur dann Sinn und Wert, wenn die
„Hauptsache“ stimmt: Erlöst und für die Ewigkeit gerettet sind wir nur dann, wenn wir das
Opfer Jesu für uns ständig in Anspruch nehmen, sodass er im besten Sinne des Wortes als
unser Mittler vor Gott dienen kann.
Wenn wir das auch nur ansatzweise begriffen haben, wird es uns ein immer tieferes
Bedürfnis sein, ihm alle Bereiche unseres Lebens anzuvertrauen nicht, damit wir einmal
erlöst werden, sondern weil er uns durch sein Blut bereits erlöst hat. Ja, das ist in der Tat
„die Hauptsache“! Dass wir sie auch heute nicht vergessen, das wünsche ich dir und mir!
Friedhelm Klingeberg
19.8.2012
„Ihr werdet nicht sterben!“, zischte die Schlange. Die Frau sah: Die Früchte waren so
frisch, lecker und verlockend und sie würden sie klug machen! Also nahm sie eine Frucht,
biss hinein und gab auch ihrem Mann davon. Da aß auch er von der Frucht. 1. Mose 3,4.6
(Neues Leben)
Es gibt Schlangen, die sehr giftig sind, so zum Beispiel die Giftnattern, Vipern und
Seeschlangen. In Australien lebt die giftigste Schlange der Welt. Die Wirkung ihres Giftes
übertrifft selbst das der indischen Kobra bei weitem. Die Giftmenge eines Bisses reicht aus,
um einige Menschen zu töten. Da diese scheuen Schlangen nicht weit verbreitet sind und
meistens in unzugänglichen Gebieten leben, werden Menschen von ihnen selten gebissen.
Wenn es doch einmal geschieht, gibt es zwar ein Gegenmittel, die Frage ist jedoch, ob es im
Ernstfall schnell genug zur Verfügung steht.
In der Natur gibt es viele Gifte mit unterschiedlicher Wirkung, doch das Gift der
Verführung, das Satan, Gottes Gegenspieler, so geschickt anzuwenden weiß, ist schlimmer
als alle anderen. Die Wirkung seiner Lügen zerstört nicht nur das irdische, sondern auch das
ewige Leben. Das zeigte sich sehr deutlich in der Szene im Garten Eden, der unser
Andachtswort entnommen ist. Satan trat in Gestalt einer Schlange an Eva heran und
verführte sie, die Frucht von dem einzigen Baum zu essen, den Gott den Menschen in
schützender Vorausschau vorenthalten hatte. Satan machte Gott zum Lügner, indem er
behauptete, der angedrohte Tod (1 Mo 2,17) würde nicht eintreten.
Eva glaubte der Schlange mehr als Gott. Dieser Vertrauensbruch (so könnte man die
Ursünde bezeichnen) hatte schreckliche Folgen. Die schlimmste davon ist der ewige Tod, die
endgültige, unumkehrbare Trennung von Gott – in der Bibel auch „zweiter Tod“ genannt,
von dem es keine Rettung mehr gibt (Offb 20,14).
Gibt es denn kein Rettungsmittel? Kann die Wirkung des Giftes nicht aufgehalten
werden? Doch! Jesus Christus hat am Kreuz Satan besiegt vernichten wird er ihn (zusammen
mit den Verlorenen und den gefallenen Engeln) nach dem Endgericht. Jesus hat dem Tod die
Macht genommen beseitigen wird er ihn, wenn er den Erlösten bei seiner Wiederkunft
Unsterblichkeit schenkt. Welch wunderbare Aussichten! Klaus Schulz
20.8.2012
Die Frömmigkeit aber ist ein großer Gewinn für den, der sich genügen lässt. Denn wir
haben nichts in die Welt gebracht; darum werden wir auch nichts hinausbringen.
1. Timotheus 6,6.7
In was für einer Welt leben wir? Als die Öffentlichkeit erfuhr, dass das Ruhegehalt eines
zurückgetretenen katholischen Bischofs – ihm rechtmäßig aus Steuergeldern zustehend –
die Höhe von etwa 5400 Euro hat, gab es deswegen in der Bevölkerung einen Aufschrei der
Empörung. Und erst recht erhitzten sich die Gemüter über das Jahreseinkommen von über
77 Millionen Euro, das der Chef eines großen Autokonzerns sein Eigen nennen darf.
Andere Nachrichten werden kaum registriert, wie die, dass ein Millionär sein Vermögen
aufgibt und eine Stiftung gründet, um damit arme Menschen in Lateinamerika zu
unterstützen. Künftig will er in einer Ein- oder Zwei-Zimmerwohnung in einer Stadt oder in
einer Ein-Raum-Holzhütte in den Bergen leben.
Über die ungerechte Verteilung des Kapitals kann man sich ereifern. Aber ist nicht jeder
für sich selbst verantwortlich? Es könnte sein, dass Gott manchem bescheiden lebenden
Menschen sagen müsste: Du besitzt zwar nicht viel, aber dein Neid und deine Geldgier sind
abscheulich.
Reichtum an sich ist nicht das Problem. Paulus schrieb in demselben Kapitel, woraus
unser Andachtstext stammt, von denen, „die reich werden wollen“ und er setzt fort: „Denn
Geldgier ist eine Wurzel alles Übels; danach hat einige gelüstet, und sie sind vom Glauben
abgeirrt und machen sich selbst viel Schmerzen.“ (V. 9.10) Ein Armer, der geldgierig ist, ist
schlimmer als ein Reicher, der mit seinem Hab und Gut verantwortlich umgeht.
Wichtig ist und bleibt allein, dass wir unsere Seele nicht an materielle Dinge hängen,
sondern bedenken, dass alles vergänglich ist. Salomo, der alle Genüsse des Lebens auf
redliche wie auf sündige Weise auszuschöpfen versuchte (siehe Pred 2), wurde schließlich
bewusst: „Wie einer nackt von seiner Mutter Leibe gekommen ist, so fährt er wieder dahin,
wie er gekommen ist, und trotz seiner Mühe nimmt er nichts mit sich in seiner Hand, wenn
er dahinfährt.“ (Pred 5,14) Am Ende zählt nur, ob du genügsam warst und „reich bei Gott“
(Lk 12,21) gewesen bist.
Der Raffgierige rafft, bis er selbst hingerafft wird. Gewinnsucht erntet Verlust. Die
Frömmigkeit aber ist ein großer Gewinn! Josef Butscher
21.8.2012
Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht. HERR, öffne [dem Diener] die Augen, dass er
sehe! Matthäus 13,13a / 2. Könige 6,17a
Blindsein ist ein furchtbares Schicksal. Überleg einmal: nie etwas sehen können keine
Farben, kein Meer, keine Berge, den Partner und die Kinder nicht, einfach nichts. Man kann
sich dann auch nicht richtig bewegen. Mach für einen Moment die Augen zu. Und nun
überleg dir, wie es wäre: diese Dunkelheit ein Leben lang!
Manchmal sagen wir: „Der will das nicht sehen!“. Damit meinen wir mehr, als nur das
optische Wahrnehmen. Und das ist viel schlimmer, als körperlich blind zu sein: nicht sehen
zu wollen, innerlich blind zu sein. Auf solche „Blinde“ bezog sich Jesus, als er sagte: „Denn
mit sehenden Augen sehen sie nicht.“ Weil ihr Herz verschlossen war („verstockt“ Mt
13,15), waren sie nicht in der Lage, Jesu Predigten zu verstehen. Selbst die Gleichnisse, mit
denen er die Wahrheiten zu verdeutlichen versuchte, kamen ihnen oft rätselhaft vor.
Um hinter dem Vordergründigen das Wirken Gottes erkennen zu können, bedarf es
nicht einer Behandlung durch den Augenarzt, sondern einer „Behandlung“ des Herzens
durch Gott selbst. Häufig bediente er sich dabei der Propheten.
Propheten wurden früher „Seher“ genannt (1 Sam 9,9b). Der Prophet Elisa befand sich
einmal mit seinem Diener in einer scheinbar ausweglosen Situation. Als der Diener sich am
frühen Morgen umsah, sah er nur eine von Kriegswagen mit Pferden belagerte Stadt.
Verständlich, dass er ausrief: „O weh, mein Herr! Was sollen wir nun tun?“ (2 Kön 6,15b) Mit
der Antwort seines Herrn konnte er nicht viel anfangen: „Fürchte dich nicht, denn derer sind
mehr, die bei uns sind, als derer, die bei ihnen sind!“ (V. 16) – bis Gott das Gebet des
Propheten erfüllte: „,HERR, öffne ihm die Augen, dass er sehe!' Da öffnete der HERR dem
Diener die Augen und er sah, und siehe, da war der Berg voll feuriger Rosse und Wagen um
Elisa her.“ (V. 17)
Es ist viel leichter, mit einem Blinden zu leben als mit einem Menschen, der nicht sehen
will. Der benimmt sich wie ein Maulwurf, für den es keinen Sternenhimmel gibt, weil er ihn
nicht sieht, keine Sonne, keine Bäume oder Blumen.
Herr, öffne mir die Augen für die Wunder deiner Schöpfung und öffne mein Herz, damit
ich dein Wirken, deine Liebe, deine Geduld heute erkennen kann.
Gerhard Mellert
22.8.2012
Die Wege des Herrn sind lauter Güte und Treue. Psalm 25,10
Es war Sommer. Eine Familie war bei herrlichem Wetter unterwegs. Die Sonne schien,
doch dann zogen dunkle Gewitterwolken auf; es begann zu regnen. Plötzlich spannte sich
ein wunderschöner Regenbogen über den gesamten Himmel. Die Familie staunte und der
kleine Junge fragte: „Für was macht der schöne bunte Regenbogen Reklame?“
Ja, wofür macht ein Regenbogen Reklame? Ist er nicht ein Zeichen für Gottes Gnade
und seine unwandelbare Treue (siehe 1 Mo 9,12-17)?
Wenn wir die Psalmen lesen, begegnen uns immer wieder Aussagen über Gott wie im
Andachtstext: „Die Erde ist voll der Güte des Herrn“ (Ps 33,5b); „Lass deine Güte und Treue
allewege mich behüten.“ (Ps 40,12b)
Ich muss gestehen: Nicht immer sehe ich diese Wirklichkeit so deutlich über meinem
Leben. Manchmal vermisse ich sie, manchmal erkenne ich sie nur ansatzweise, an anderen
Tagen wieder scheint sie mich auf Schritt und Tritt zu begleiten. Ich muss an den
Regenbogen denken, der den ganzen Himmel überspannt, manchmal aber nur
bruchstückhaft oder gar nicht zu sehen ist.
Ein Erlebnis hat mich stark bewegt. Ich saß im Flugzeug hoch über den Wolken. Plötzlich
entdeckte ich einen wunderschönen Regenbogen, wie ich ihn so noch nie gesehen hatte. Er
war rund, ein vollständiger farbenfroher Kreis! Faszinierend! Ich musste denken: So
wunderbar, so „rund“, so vollkommen wirkt Gott in meinem Leben. Freilich, nicht immer
kann ich das in dieser überwältigenden Weise erfassen; nicht immer ist mir sein Handeln,
seine Gnade und Treue, so klar vor Augen. Vor allem, wenn es dunkel wird, wenn meine
Gedanken und Gefühle bei meinen Problemen hängenbleiben, tauchen Fragen nach Gottes
Treue und Fairness auf.
Aber hatte ich nicht die Erfahrung im Flugzeug gemacht? Wenn wir einmal „oben“ sind,
also für immer bei Gott, wird uns überwältigen, mit welcher Treue er uns geführt und
getragen hat. Wenn wir einmal „oben“ sind, werden wir erfahren: Was er an uns getan hat,
war immer eine runde Sache. Ist es nicht bedeutsam, dass sogar am Thron Gottes ein
Regenbogen zu sehen ist (Offb 4,3)? Das heißt doch: Gott ist ohne Gnade und Treue
überhaupt nicht zu denken, und sein barmherziges Wirken reicht bis in die Ewigkeit hinein.
Hartwig Lüpke
23.8.2012
Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein
Haus auf Fels baute ... Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem
törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute. Matthäus 7,24.26
Ich hatte den Rat nicht nur gehört, sondern auch mehrfach gelesen: den Aktenkoffer
nicht sichtbar auf dem Rücksitz des geparkten Autos lassen und alle Papiere herausnehmen!
Das galt natürlich in erster Linie für alle anderen Autofahrer! Eines Tages war es dann so
weit. Ich kam zum Parkplatz zurück und fand mein Auto genau so vor, wie ich es gehört und
gelesen hatte: Eine Scheibe war eingeschlagen, meine Tasche war weg und sämtliche
Papiere mit ihr. Jetzt hatte ich begriffen, dass auch ich gemeint war!
Wenn ich an die Worte Jesu denke, dann frage ich mich, ob ich in diesem Fall auch „aus
Erfahrung klug werden“ kann. Mit „dieser meiner Rede“ meinte Jesus ja die Bergpredigt (Mt
5-7). Höre ich nur, was er sagt, oder verändern seine Worte mein Verhalten? Diese Frage
soll jetzt keine Angst hervorrufen in dem Sinne: Wenn du nicht tust, was er sagt, dann gehst
du für ewig verloren! Eine solche Vorstellung hat schon bei vielen Gläubigen geistliche
Verkrampfung bewirkt – mit der Folge, dass nebensächliche Äußerlichkeiten überbetont
wurden. Mir geht es vielmehr um die Konsequenzen seiner Worte in meinem alltäglichen
Leben. Jesus spricht hier von meinem „Lebenshaus“, das ich auf dieser Erde baue, und dass
es mir zum Segen ist, wenn ich es auf das Fundament christlicher Werte und
Verhaltensweisen gründe.
Wenn ich beispielsweise – wie Jesus in Matthäus 5,21-24 sagt – meine Mitmenschen
nicht einmal durch Worte beleidige und im Konfliktfall versöhnungsbereit bin, werde ich viel
Ärger und Verbitterung vermeiden. Wenn ich in zwischenmenschlicher Hinsicht
Gedankendisziplin übe (5,27-32) und mich bei Beziehungsschwierigkeiten um eine Lösung
bemühe, wird er die „reinen Herzen“ (5,8) segnen und das, „was er zusammengefügt hat“
auch zusammenhalten. Wenn ich meine Feinde liebe (5,44) und ihnen wohlwollend
begegne, werde ich bald keine mehr haben. Wenn ich vergebungsbereit bin (6,14), kann ich
selbst Vergebungsgewissheit haben. Wenn ich meinen „Schatz im Himmel“ (6,19f.)
vermehre, bleiben mir viele materielle Sorgen erspart.
Sein Leben auf ein solides Fundament zu bauen, lohnt sich schon hier und heute!
Harald Weigt
24.8.2012
„Ich suche meine Brüder und ihre Herden“, antwortete Josef. „Kannst du mir sagen, wo
sie sind?“ „Ja“, sagte der Mann, „aber sie sind weitergezogen.“
1. Mose 37,16.17 (Neues Leben)
Einmal wollte ich einen Bekannten besuchen. Ich wusste die Straße, aber nicht die
Hausnummer. Da musste ich alle Häuser und Namensschilder absuchen, bis ich ihn fand. Wir
alle kennen die Erfahrung, jemanden zu suchen: vielleicht in einem Kaufhaus oder in einem
voll besetzten Restaurant. Mühevoll, zeitraubend und manchmal auch frustrierend – aber
auch ein lohnendes und freudiges Unterfangen.
Die biblische Geschichte erzählt uns von Josef, der im Auftrag seines Vaters seine
Brüder bei den Weideplätzen besuchen sollte. Er fand sie nicht am vermuteten Ort und
machte sich deshalb auf die Suche nach ihnen. Nach einer langen und beschwerlichen Reise
fand er sie zwar in Dotan; aber bis er sie richtig, innerlich fand (in Ägypten!), mussten Jahre
voller Höhen und Tiefen vergehen.
Als Christen sind wir auch auf der Suche nach unseren Brüdern und Schwestern. Gott,
unser himmlischer Vater, hat uns den Auftrag dazu gegeben. Durch Jesus Christus lässt er
uns sagen: „Geht hin, sucht die Verlorenen und verkündigt ihnen das Evangelium!“
Unser Weg zu ihnen ist oft sehr weit. So wie Josef damals viele Kilometer gehen musste
und schließlich im fernen Ägypten landete, so sind auch uns der Bruder oder die Schwester
oft sehr fern. Wir müssen innerlich eine große Distanz überwinden, weil der andere oft so
ganz anders ist. Nicht nur die Persönlichkeit und die Wesenszüge sind so unterschiedlich,
auch Denk und Lebensart sind oft so anders. Auch die Einstellungen zu Kultur und Religion
sind manchmal grundverschieden, so dass es mühevoll und vielleicht auch frustrierend sein
kann, sich auf die Suche nach dem Anderen zu machen.
Josef hatte ein Ziel, das ihn antrieb, seine Brüder zu finden: sich mit ihnen zu versöhnen.
Auch wir Christen haben den Auftrag, die Botschaft von der Versöhnung zu verkünden: die
Versöhnung der Menschen mit Gott und der Menschen untereinander. Diese Botschaft
führt uns wieder heim zu unserem himmlischen Vater. Und wenn wir jemanden gefunden
haben, dann ist die Freude groß bei uns, aber auch im ganzen Himmel (siehe Lk 15,7).
Roland E. Fischer
25.8.2012
Jesus antwortete: „Nun bin ich so lange mit euch zusammen gewesen, Philippus, und du
kennst mich immer noch nicht? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst
du dann sagen: ,Zeige uns den Vater'? Glaubst du nicht, dass du in mir dem Vater
begegnest?“ Johannes 14.9.10 (Gute Nachricht Bibel)
Der Pastor hatte eine Vorliebe dafür, über die manchmal sehr blutrünstigen
Geschichten des Alten Testamentes zu predigen. Als er einmal den Eindruck erweckte, dass
Gott für das Massaker von Männern, Frauen und Kindern verantwortlich wäre, fragte seine
12-jährige Tochter, die das Talent hatte, scharf zu denken, aus der hinteren Reihe laut:
„Dad, geschah das alles, bevor Gott ein Christ wurde?“
Dr. David Marshall, jahrzehntelang Redakteur der adventistischen Gemeindezeitschrift
in England, hatte in den 1960erJahren die Gelegenheit, als einer von acht Jugendlichen dem
anglikanischen Erzbischof Michael Ramsey eine Frage zu stellen. Er fragte ihn nach dessen
profundester theologischer Einsicht, die er je gehabt hatte. Das Gesicht Ramseys begann zu
strahlen. „Das ist eine gute Frage; ich beantworte sie gerne. Meine profundeste
theologische Einsicht lautet: Gott ist Christus gleich und in Gott gibt es überhaupt keine
Unchristlichkeit!“ Er holte Luft, zeigte lächelnd auf Marshall und sagte: „Und wenn du
meinst, dass es sie gibt, dann nur deshalb, weil du etwas missverstanden hast. Jesus ist die
perfekte Offenbarung Gottes.“ (The Messenger 18.2.11)
Letzteres hatte Jesus seinen Jüngern drei Jahre lang verständlich zu machen versucht.
Wie schwierig das war, zeigte die Bitte des Philippus kurz vor der Kreuzigung, Jesus möge
ihnen den Vater zeigen.
Jesus hatte einige Zeit vorher öffentlich gesagt: „Ich und der Vater sind eins“ (Joh 10,30)
– eins im Wesen, Charakter und in den Absichten. Und ein genaues Studium der Bibel
offenbart, dass er als Sohn Gottes zur Zeit des Alten Testamentes in den meisten Fällen der
Handelnde war (Schöpfer: siehe Kol 1,16; Führer des Volkes Israel – der HERR: 1 Kor 10,110). Jesus ist unwandelbar (Hbr 13,8).
Wir stehen also vor der Herausforderung, es „christlich“ zu interpretieren. Oft kennen
wir die Umstände nicht, die das Handeln Gottes erklären würden. Doch wir können darauf
vertrauen: Der Gott des Alten Testamentes ist derselbe wie der des Neuen Testamentes: der
liebevolle Vater, der im Sohn gehandelt und sich offenbart hat. Werner E. Lange
26.8.2012
Der Storch unter dem Himmel weiß seine Zeit, Turteltaube, Kranich und Schwalbe
halten die Zeit ein, in der sie wiederkommen sollen. Jeremia 8,7a
Zweimal im Jahr wiederholt sich ein geheimnisvoller Vorgang, den die Forscher noch
nicht umfassend enträtseln konnten: das Wunder des Vogelzuges. Gewiss haben wir es alle
schon beobachtet, wenn sich unsere Schwalben im Spätsommer auf Dächern und
Leitungsdrähten eifrig zwitschernd sammeln, als wollten sie vor der großen Reise noch alle
anstehenden Fragen erörtern. Dann sind sie eines Tages verschwunden: Sie haben sich auf
den Weg zu ihrem Winterquartier aufgemacht. Im Falle unserer deutschen Hausschwalben
ist das das Gebiet des Kongo in Zentralafrika.
Wenn unser kaltes Halbjahr aber zu Ende geht, die Tage länger und wärmer werden,
das Grünen und Blühen beginnt, stellen sich nach und nach auch unsere gefiederten
Freunde wieder ein.
Bei ihren weiten Reisen vollbringen viele Vögel bewundernswerte Leistungen. Die
Küstenseeschwalben legen von allen Zugvögeln den längsten Weg zurück. Von ihrem
Wohngebiet im hohen Norden (Alaska, Grönland) fliegen sie bis zu den Inseln der Antarktis.
Dabei legen diese kleinen Vögel jährlich einen Weg von 35.000 bis 40.000 Kilometer zurück!
Da sie für jede Reise drei Monate brauchen, verbringen sie die Hälfte ihres Lebens auf
Reisen, die andere im Eis und Schnee der Arktis und Antarktis. Gewöhnlich wird nach sechs
bis acht Stunden Flug eine Rast eingelegt.
Die in Alaska und Sibirien brütenden Goldregenpfeifer überwintern in Südasien,
Australien und auf den fernen Inseln der Südsee. Auf dem Weg zu den Hawaii-Inseln müssen
sie nicht weniger als 3300 Kilometer ohne Pause über den Ozean fliegen; man hat für diesen
ununterbrochenen Flug eine Dauer von 35 bis 40 Stunden errechnet!
Diese wenigen Beispiele bestätigen jedem, der Gott sein Vertrauen schenkt, wie groß
und wunderbar Gottes Werke sind. Er hat seine Geschöpfe mit besonderen Kräften und
Möglichkeiten ausgestattet. Sie zu erkennen und den Schöpfer dafür zu preisen, ist aber
allein dem Menschen gegeben. Und dazu werden wir aufgefordert: „Lobt den Herrn! Es ist
gut, unserem Gott Loblieder zu singen; es macht Freude, ihn zu loben.“ (Ps 147,1 Hfa)
Wir können uns heute den Blick für Gottes Weisheit und Fürsorge schärfen lassen. Dann
werden wir nur staunen und danken können! Paul Gerhard Wiesenberg
27.8.2012
Denn ich schreibe euch aus großer Trübsal und Angst des Herzens unter vielen Tränen.
2. Korinther 2,4a
Was denn, ein Mann wie Paulus hat Angst? Schickt sich das für einen Christen, der die
Aufforderung seines Herrn „Fürchtet euch nicht!“ im Ohr haben müsste? Und wenn ihn
Angst umtrieb, hätte er dann nicht lieber schweigen sollen, damit die anderen Frommen
nicht etwa schlussfolgerten, mit seinem Glauben stimme etwas nicht?
Solche Hemmungen scheint Paulus nicht gehabt zu haben, sonst hätte er nicht offen
über seine Ängste geschrieben. Im Übrigen ist das obige Bibelwort nicht die einzige
Äußerung in dieser Richtung. Ich schließe daraus: Auch Christen dürfen Angst haben. Hat
nicht Jesus selbst gesagt: „In der Welt habt ihr Angst ...“ (Joh 16,33a)? Er rechnete
offensichtlich damit, dass die Seinen nicht frei von Sorge, Furcht und Angst sein würden.
Und wie sollten wir es auch sein, gibt es doch um uns und in uns selbst genügend Anlässe
dafür!
In einer orientalischen Erzählung heißt es: Die Pest war auf dem Weg nach Damaskus
und überholte in der Wüste die Karawane eines Kaufmanns. „Wohin so eilig?“ fragte der
Kaufherr. „Nach Damaskus. Ich habe vor, tausend Leben zu nehmen.“ Auf dem Rückweg von
Damaskus kam die Pest wieder an der Karawane vorbei. Der Kaufmann sagte: „Ich habe
gehört, dass du fünftausend Leben hingerafft hast, nicht tausend!“ – „Du irrst“, sagte die
Pest, „ich nahm nur tausend. Es war die Angst, die die übrigen nahm.“
Angst kann tödlich sein, aber man überwindet sie nicht dadurch, dass man sie leugnet
oder verdrängt. Das macht die Sache nur noch schlimmer. Auch gläubige Menschen
bekommen zuweilen Angst, doch sie sind ihr nicht hilflos ausgeliefert. Manches verliert
seinen Schrecken allein dadurch, dass es ausgesprochen wird.
Also lasst uns mit anderen Menschen darüber reden, was uns bedrängt. Und wenn wir
mit keinem Menschen über unsere Angst sprechen können, dann doch mit dem, der von
sich gesagt hat: „. ich habe die Welt überwunden“ (Joh 16,33b).
Für mich heißt das: Christus ist meinen kleinen und auch den großen Ängsten
gewachsen. Gott sei Dank! Günther Hampel
Die Furcht klopfte an die Tür. Der Glaube antwortete. Niemand trat ein. Martin Luther
King
28.8.2012
Da nahm Samuel einen Stein und stellte ihn auf zwischen Mizpa und Schen und nannte
ihn „Eben-Eser“ [Stein der Hilfe] und sprach: „Bis hierher hat uns der Herr geholfen.“
1. Samuel 7,12
Vielleicht kennst du sie auch: Es gibt gewisse Leute, die ein Gedächtnis mit einer schier
unbegrenzten Speicherkapazität zu haben scheinen. Studenten, die einen Tag vor der
Prüfung anfangen zu lernen und die Bestnote erreichen, oder Manager, die Termine über
Wochen hinweg im Kopf behalten können. Leider gehöre ich nicht zu ihnen, weshalb ich
ohne eine Gedächtnisstütze in Form eines Terminkalenders schon in einige unangenehme
Situationen gekommen wäre.
Relativ am Anfang des Wirkens des Propheten Samuel geschah etwas, was über die
Israeliten sonst nur selten berichtet wird: „Dann wandte sich das ganze Haus Israel zum
Herrn.“ (1 Sam 7,2b) Als Folge dieses Sinneswandels erlebten sie in einer Stunde großer Not,
wie Gott sie durch etwas, was sich nur durch ein Wunder erklären lässt, vor dem
heranstürmenden Heer der Philister rettete. Nach dieser Erfahrung und im Rückblick auf
das, was bis dahin geschehen war, konnte Samuel nicht umhin, den bedeutungsvollen Satz
zu sagen: „Bis hierher hat uns der Herr geholfen!“
Auch in meinem Leben habe ich viele Male Gottes Hilfe erlebt – sowohl eindeutige
Gebetserhörungen als auch unerwartete Hilfe in Notsituationen. Ganz besonders aber kann
ich rückblickend feststellen, dass Gott einen Plan mit meinem Leben gehabt hat.
„Bis hierher hat uns der Herr geholfen!“ In diesem Satz, der sich auf Vergangenheit
bezieht, schwingt der Gedanke mit: Wenn er mir bisher geholfen hat, dann wird er das auch
in Zukunft tun.
Das Problem bei den meisten von uns ist, dass wir allzu oft vergessen, was wir schon mit
Gott erlebt haben. Ellen G. White schrieb diesbezüglich: „Wir haben für die Zukunft nichts zu
fürchten, wenn wir nicht vergessen, wie der Herr uns geführt hat und was er uns in der
Vergangenheit gelehrt hat.“ (Christus kommt bald, S. 53)
Wie Samuel, der einen Stein aufrichtete, damit das Erlebte den Israeliten im Gedächtnis
blieb, versuche ich deshalb, schöne Erfahrungen schriftlich festzuhalten.
Was ist dein „Stein der Hilfe“? Jakob Wieck
29.8.2012
Großartig ist alles, was du geschaffen hast das erkenne ich! Psalm 139,14b (Hoffnung
für alle)
Vor einigen Jahren habe ich meine Liebe zum Wandern entdeckt. Dabei öffnet sich ein
anderer Blick auf die Landschaft und auf das, was man direkt am Weg vor sich hat und man
nur beim Wandern erkennen kann. Und noch etwas wurde mir bewusst: Gerade beim
Miteinandergehen kann man sich besonders gut unterhalten. Da kommt irgendwie
Bewegung in den Geist; und da kommt Geist in den Körper. Manchmal fallen mir Dinge ein,
auf die ich sonst gar nicht gekommen wäre. Oder man kann auch minutenlang schweigend
nebeneinander herlaufen und ist doch dicht beieinander.
Beim Wandern kann man das Leben gut spüren. Religiöse Menschen merken hier und
da deutlich, wie Gott sie anrührt. Wer wandert, bewegt sich sozusagen auch in einer inneren
Landschaft und an ganz bestimmten Orten seiner Lebensgeschichte. Der Blick öffnet sich für
ein Erlebnis, das vielleicht schon länger zurückliegt und nun in einem neuen Licht erscheint.
Man lernt dabei, Dinge auch einmal aus ganz anderer Perspektive zu sehen und dankbar zu
sein. Oder man schaut voraus auf etwas, was demnächst ansteht – vielleicht mit etwas
gemischten Gefühlen. Schritt für Schritt kann man Zuversicht gewinnen.
Als Christ denke ich auch daran, dass ich mich in der Schöpfung Gottes bewege. Da ruft
meine innere Stimme dann noch viel mehr als „Mensch, ist das hier schön!“, sondern eher
das Psalmwort: „Großartig ist alles, was du geschaffen hast!“ Dabei durchströmt mich
immer ein wunderbares Glücksgefühl.
In der Bibel findet das Wandern in unserem modernen Sinn überhaupt nicht statt. Jesus
ist mit seinen Schülern durchs Land gezogen und hat unterwegs intensive Gespräche
geführt. Dabei setzte er sich auch öfters einmal von den Anderen ab und suchte Ruhe auf
Wegen und an Orten, die in diesem Moment nur ihm allein gehören sollten.
Unser Körper ist für weit mehr als die paar Schritte zwischen Auto und Haustür
ausgelegt – und er braucht auch viel mehr. Wer ihm ab und zu Auslauf gönnt, kann schnell
merken, wie er es einem mit Wohlbefinden dankt. Erst recht nach einer Wanderung über
mehrere Stunden oder Tage, auch durch Durststrecken und mit Strapazen – und am Ende
diese wohlige Mischung aus Erschöpfung, Stolz und Glück, die einen am Ziel durchströmt.
Wunderbare Erfahrungen dieser Art warten vor unserer Tür! Beate Strobel
30.8.2012
Als ich gerade erst entstand, hast du mich schon gesehen. Alle Tage meines Lebens hast
du in dein Buch geschrieben noch bevor einer von ihnen begann!
Psalm 139,16 (Hoffnung für alle)
Dieser Text hört sich an, als wenn es im Himmel eine genaue Buchführung über das
Leben jedes Menschen gäbe. Heute weiß ich, dass Gott kein Schreibbüro mit einem
buchführenden Engel für jeden Menschen braucht: Sein Gedächtnis ist besser als jedes
Speichermedium eines Computers.
Vor einigen Jahren haben zwei Ingenieure von Microsoft die Möglichkeit geschaffen,
jedermanns Leben auf einer Festplatte zu speichern. Von einer in einer Brille oder einem
Kettenanhänger eingebauten Minikamera werden die Erlebnisse jedes Tages aufgezeichnet,
zusammen mit dem Blutdruck und sonstigen Daten. Nichts wird ausgelassen, alles ist später
abrufbar, nachvollziehbar – und nichts kann derjenige am Ende seiner Tage verändern,
fälschen oder schönreden.
Damit würde jeder Mensch in gewisser Hinsicht „unsterblich“. Ist das nicht, was wir alle
wollen? Es soll nichts von uns und unserem Leben verlorengehen ausgenommen natürlich
die Untaten. Vielleicht können irgendwann auch das komplette Wissen und die Erfahrungen
des Großvaters mit einem Minichip in den Kopf eines Enkels übertragen werden – als ein
wertvolles Erbe. Würde uns solch ein „Erbe“ begeistern oder mehr erschrecken? Wie
angespannt würden wir leben und uns Sorgen machen, dass dann alles ans Tageslicht
kommt!
Bei diesen Überlegungen wird mir auch klar: Im Himmel existieren tatsächlich die
genauesten Aufzeichnungen meines Lebens. Was mir aber dabei am besten gefällt: Alle
meine Fehler, Sünden, schlechten Gedanken und Verbrechen werden gelöscht,
unwiederbringlich vernichtet, wenn ich Gott darum bitte, mir zu vergeben. Auf seinem
„Großrechner“ enthält die „Entfernen“-Funktion keinen Papierkorb, aus dem man
Gelöschtes wieder hervorholen kann. Der Prophet Micha rief aus: „Wo ist solch ein Gott, wie
du bist, der die Sünde vergibt ... Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter
die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen.“ (Mi 7,18a.19)
Darum bin ich so froh, ein Kind Gottes zu sein! Wilfried Meier
31.8.2012
Denn so spricht Gott der HERR: „Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und
sie suchen.“ Hesekiel 34,11
Viele Menschen unserer Zeit sind auf der Suche. Sie suchen nach dem, was ihrem Leben
Sinn und Halt gibt. Sie suchen Geborgenheit und Sicherheit, Anerkennung und liebevolle
Zuwendung.
In einer Zeit, in der Sicherheiten abhandenkommen und Gewissheiten wanken, wird die
Suche zu einem Kennzeichen des menschlichen Lebens. Doch manchmal entfernen sich
Menschen gerade von dem, wonach sie sich eigentlich sehnen. Rastlose Suche lässt
manchen nirgendwo ankommen. Damit kann sich die Suche zu einer Flucht wandeln, einer
Flucht vor dem Nachdenken, vor der Stille, einer Flucht vor sich selbst und vor Gott.
Der Blick in die Ferne übersieht oft das Naheliegende. Ruhe und Sinn finden sich nicht
immer in fernen Ländern, im Unbekannten und Fremden. Wer blind ist für seine Umgebung,
seine Nächsten missachtet, findet wohl kaum Frieden in der Ferne.
Gott kommt den Menschen entgegen, schon bevor sie ihn suchen, sagt unser
Andachtswort. Gott sprach durch den Propheten Hesekiel zu einem Volk, das in der
Gefangenschaft in Babylon lebte, und auch zu den in Israel Zurückgebliebenen. Die Juden
hatten sich von Gott abgewandt und meinten, der Gott Israels hätte versagt, weil Jerusalem
erobert worden war. Der Prophet verkündete: Nein, Gott hat nicht versagt; die Leiter und
Hirten des Volkes haben ihre Aufgabe nicht recht erfüllt. Deshalb will sich Gott selbst auf
den Weg machen. Er will „das Verlorene suchen, das Verwundete verbinden und Schwache
stärken“ (Hes 34,16). Das tut er heute noch. Er geht uns Menschen nach, weil er sich nach
uns sehnt und uns Erlösung schenken will.
Lassen wir uns von Gott finden? Jeder neue Tag bietet die Möglichkeit dazu. Gott sucht
uns durch Menschen, denen wir begegnen, durch Zeichen, die er in seine Schöpfung
hineingelegt hat, auch durch die Sehnsucht unseres Herzens oder durch Aufgaben, vor die
wir gestellt werden. Nichts und niemand ist zu gering, als dass Gott nicht in der Lage wäre,
uns dadurch zu suchen und zu begegnen.
Lebendiger Gott, der du uns so sehr liebst, lass mich aufmerksam durch diesen Tag
gehen. Heute will ich mich gerade in den kleinen Dingen meines Lebens von dir finden lassen.
Meta Dedio
1.9.2012
Jesus schickte Petrus und Johannes voraus und sagte: „Geht und bereitet das
Passahmahl vor, damit wir es gemeinsam essen können ... Ich habe mich sehr danach
gesehnt, dieses Passahmahl mit euch zu feiern, bevor mein Leiden beginnt.“
Lukas 22,8.15 (Neues Leben)
Das Abendmahl erinnert uns an das große Opfer, das Gottes Sohn für uns gebracht hat.
Das Brot ist ein Symbol für seinen Körper, der für uns gekreuzigt wurde, der unvergorene
Wein lässt uns an das Blut denken, das Jesus für uns vergossen hat. Diese Zeichenhandlung
wurde von Jesus eingesetzt, um die Beziehung zu Gott zu erneuern und die Gemeinschaft
untereinander zu festigen.
Um Menschen entgegenzukommen, die nicht zum Abendmahl in den Gottesdienst
gehen können, bietet Bischof Blake von der Episkopal-Kirche in London einen neuen
Internetservice an: „Post the Host“ (Verschicke die Hostie). Per Mausklick kann man sich das
Abendmahlsbrot einfach und bequem nach Hause bestellen (gegen eine
Versandkostenpauschale). Auch geweihten Wein oder Saft kann man ordern. Der
postalische „Abendmahlsdienst“ soll Alten und Kranken helfen, aber auch kirchenferne
Menschen erreichen, die kein Gotteshaus betreten wollen. Sie feiern das Abendmahl für
sich allein. Doch ist es dann noch das, was Jesus ursprünglich wollte – Gemeinschaft mit ihm
und untereinander?
Für viele Christen ist das Abendmahl ein Ritus geworden, der nur noch traditionell
verrichtet wird – nach dem Motto: „Das gehört dazu!“ Dabei hat sich Jesus damals vor rund
2000 Jahren von Herzen danach gesehnt, mit seinen Nachfolgern gemeinsam diese letzte
Mahlzeit einzunehmen. Dabei setzte er das Abendmahl ein und versprach, so lange nicht
mehr vom Gewächs des Weinstocks zu trinken, bis er es mit seinen Erlösten zusammen im
Reich seines Vaters tun kann.
Dieses gemeinsame Trinken erinnert an sein großes Versprechen: Ich komme wieder,
ich hole euch zu meiner Hochzeit, ihr seid eingeladen zum Fest. Dazwischen liegen die
Leiden, die Jesus erdulden wollte und musste, dazwischen liegen auch unsere
problembeladenen Lebensjahre, unsere Kämpfe, unsere Enttäuschungen, unser Frust. Das
alles ist Jesus wohlbekannt; er hat sich all dem selbst ausgesetzt.
Er wünscht sich, dass wir unsere Lasten gemeinsam schultern – als Familie, als Team, als
Gemeinde. Auch daran erinnert uns das Abendmahl. Sylvia Renz
2.9.2012
Seid vorsichtig! Gerade wer meint, er stehe besonders sicher, muss aufpassen, dass er
nicht fällt. 1. Korinther 10,12 (Hoffnung für alle)
Wenn so viele Prominente kurz hintereinander „abstürzen“, dann macht mich das
betroffen: eine sehr beliebte Pfarrerin in leitender Funktion im Februar 2010, ein flapsiger
TV-Wettermoderator im November 2010, ein vielversprechender Politiker und
Bundesminister im März 2011, einer der mächtigsten Banker der Welt im Mai 2011, eine
deutsche Abgeordnete des Europäischen Parlaments im Mai 2011, ein amerikanischer
Abgeordneter im Juni 2011 ... Diese Liste ist weder vollständig noch lassen sich die
genannten Fälle über einen Kamm scheren. Aber sie stimmen mich nachdenklich: Sind
Menschen in Führungspositionen stärker gefährdet als normale Bürger?
In einem evangelischen Pressedienst fragte der Kommentator diesbezüglich: „Fallen
Spitzenleute heute schneller? Beschleunigt das Zeitalter der Medienpräsenz sowohl ihren
Aufstieg als auch ihren Fall? Sicherlich ist das Verdecken und Vertuschen von Fehlern …
nicht mehr so leicht möglich wie für vorige Generationen. Der Mensch ist jedoch geblieben
wie am Anfang seiner Geschichte: Abbild Gottes und Abgrund der Gottesferne. Die Bibel
kennt beides und beschönigt nichts. Die Vorbilder und Führungskräfte waren nicht makellos:
Mose ein Totschläger, David ein Ehebrecher, Petrus ein Lügner. Was aber bringt
Führungskräfte immer wieder zu Fall? Ist es vielleicht die Einsamkeit an der Spitze? Die
Einbildung, mehr Rechte zu haben als andere und so auch über Menschen verfügen zu
können? … Die alte Versuchung, wie Gott sein zu wollen, gewinnt an Stärke. Ständig führen
zu wollen, ohne sich selbst auch einmal führen zu lassen, endet oft im tiefen Fall.“ (PeerDetlev Schladebusch im ideaPressedienst 23.5.2011)
Diese Gedanken spornen mich an, bewusster für Menschen in Verantwortung zu beten
auch für jene in Leitungsfunktionen der Freikirche, der ich angehöre. Ich bitte aber auch für
mich um Demut, denn „Hochmut kommt vor dem Fall“ (Spr 16,18). Und ich versuche, etwas
daraus zu lernen. Dazu ruft uns Paulus im unmittelbaren Zusammenhang unseres
Andachtswortes auf, wenn er an biblische Persönlichkeiten und an die Erfahrungen des
Volkes Gottes denkt: „Alle diese Ereignisse sind uns als Beispiel gegeben. Sie wurden
niedergeschrieben, damit wir gewarnt sind; denn das Ende der Welt ist nahe. Deshalb seid
vorsichtig! .“ (1 Kor 10,11 Hfa) Elí Diez-Prida
3.9.2012
Die Liebe gibt nie jemand auf, in jeder Lage vertraut und hofft sie für andere; alles
erträgt sie mit großer Geduld. 1. Korinther 13,7 (Gute Nachricht Bibel)
Ich nenne ihn einfach Grobian. Sein Herz war voller Bitterkeit und Hass gegenüber
seiner Umgebung. Er war straffällig geworden und musste als Schwerverbrecher eine
lebenslange Haftstrafe absitzen. Der Gefängnispastor versuchte, mit ihm ins Gespräch zu
kommen, aber er blieb verschlossen und setzte dem Pastor hart zu. Grobian fluchte, spuckte
ihn an, und trat ihn mit den Füßen. Einmal schüttete er ihm sogar das Mittagessen ins
Gesicht. Doch der Pastor begegnete Grobian stets mit einer außerordentlichen Liebe. Eines
Tages – inzwischen waren 17 Jahre vergangen – brach Grobian in der Zelle vor dem
Seelsorger zusammen: „Seit 17 Jahren bin ich zu Ihnen wie ein Teufel, und Sie haben mich
immer als Mensch behandelt. Nun will ich auch ein Mensch werden!“ (Nach Axel Kühner)
Die Liebe Jesu, die durch den Heiligen Geist unermüdlich an Grobian wirkte, erweichte
sein hartes Herz. Der Zusammenbruch zeigte, welch eine gewaltige Veränderung in seinem
Herzen vor sich ging, als er von der göttlichen Liebe erfasst wurde. Gott erkannte in ihm
etwas, das erst nach seiner Verwandlung sichtbar wurde: Grobian wurde ein neuer Mensch.
Welch ein Wunder!
Wie gehen wir als Christen im täglichen Leben mit einem Menschen um, der überall
aneckt und schuldig wird? Haben wir Angst davor, dass er uns verletzen könnte? Das obige
Beispiel zeigt: Wenn ein Mensch von der Liebe Jesu angesprochen und sein Herz verändert
wird, so entschädigt das alle Mühe. Das Beispiel Grobians zeigt aber auch, wie unendlich
groß Gottes Liebe zu uns Menschen ist, die wir in Sünde gefallen sind.
Nun wird mancher mit Recht sagen: „Ich bin kein Grobian, ich habe nichts Böses getan
und niemanden verletzt.“ Und doch bleibt die Tatsache bestehen, dass wir alle – solange wir
von Gott getrennt leben – Gefangene der Sünde sind. Wir können uns aus eigener Kraft
nicht befreien. Von der Knechtschaft der Sünde befreit uns Jesus, wenn wir ihm die
Herrschaft in unserem Leben anvertrauen (Joh 8,34.36). Und wenn er wiederkommt, wird er
uns sündlos machen und alles neu schaffen. Entscheidend ist, dass wir unser Herz Gott
öffnen und uns von ihm verändern lassen. Die Liebe, von der im Andachtstext die Rede ist,
kommt aus dem Himmel. Ohne sie sind alle anderen Fähigkeiten wertlos. Adam Schiller
4.9.2012
Wenn wir jetzt durch den Heiligen Geist leben, dann sollten wir auch alle Bereiche
unseres Lebens von ihm bestimmen lassen. Galater 5,25 (Neues Leben)
Worin besteht der Unterschied zwischen einem Weihnachtsbaum-Christen und einem
Apfelbaum-Christen? Ein Weihnachtsbaum wird mit Kugeln, Lichtern und vielleicht noch
Lametta behängt. Für kurze Zeit wirkt er als beeindruckender Blickfang. Nach wenigen
Wochen ist es mit seiner Pracht vorbei. Kein Wunder, ihm fehlte die Verbindung zur
Lebensquelle. Alles nur Schein, nicht echtes Sein.
Bei einem Apfelbaum verhält es sich anders. Im Dezember steht er kahl im Garten und
wird vom Weihnachtsbaum belächelt. Doch Mitte März – der Weihnachtsbaum wurde
längst entsorgt – werden seine Knospen immer praller. Etwas später zeigt er zartes Grün
und fängt an zu blühen. Aus kleinen Früchten entwickeln sich schmackhafte Äpfel. Könnten
wir den Apfelbaum fragen: „Sag mal, ist es anstrengend, Frucht zu bringen?“ würde er uns
antworten: „Keinesfalls. Solange ich über meine Wurzeln mit Nährstoffen und Wasser
versorgt werde, dazu im Sommerlicht stehe, ist das überhaupt kein Problem. Es geschieht in
mir und an mir, ohne dass es mich anstrengt. Meine Äpfel hängen zwar an meinen Zweigen,
aber es wäre vermessen, sie als mein Produkt zu bezeichnen. Ich betrachte sie als
großartiges Wirken meines Schöpfers.“
Ein fruchtbares Christenleben kann nicht durch Kraftanstrengung erreicht werden,
sondern hängt von einer engen Beziehung zu Jesus Christus ab. Wer ihm angehört, erfährt
die verändernde Kraft des Heiligen Geistes. Durch ihn entfaltet sich in uns ein neues,
göttliches Leben. Wie geschieht das? Wer das erfahren will, muss seine Verbindung mit
Jesus pflegen. Menschen, die anfangen, das vom Heiligen Geist inspirierte Wort Gottes zu
lesen und in ihrem Herzen bewegen, werden bald etwas davon verspüren. Es ist mit einem
Samen vergleichbar, der aufgeht und eines Tages Frucht bringt. Parallel dazu müssen wir
uns an Christus im Gebet wenden wie an einen Freund.
Gott wartet darauf, weil er niemanden einfach vereinnahmt. Schließlich kommt es
darauf an, „alle Bereiche unseres Lebens [vom Geist] bestimmen zu lassen“. Oft möchten
wir die Herrschaft über bestimmte Lebensbereiche noch behalten. Der Heilige Geist
respektiert das, aber er ist darüber traurig. Er will uns umfassend erneuern. Die Frucht wird
sich zeigen. Wilfried Krause
5.9.2012
Kommt zu Christus, dem lebendigen Eckstein im Tempel Gottes. Er wurde von den
Menschen zwar verworfen; doch in den Augen Gottes, der ihn erwählt hat, ist er kostbar.
Und nun lasst euch von Gott als lebendige Steine in seinen geistlichen Tempel einbauen.
1. Petrus 2,4.5a (Neues Leben)
An einem jungen Palmbaum kam ein übermütiger Mann vorbei – so eine – Fabel und
legte mitten auf dessen Krone einen schweren Stein. Die Palme schüttelte und bog sich, um
den Stein abzuwerfen; es half nichts. Da krallte sie sich tief in den Boden, bis ihre Wurzeln
unterirdische Wasseradern erreichten. Das und zugleich die Sonnenglut ließen sie zu einer
königlichen Palme werden, die den Stein leicht tragen konnte. Nach Jahren besuchte jener
Mann wieder diese Gegend und dachte, einen völlig verkrüppelten Baum vorzufinden. Da
senkte der Baum seine Krone, zeigte den Stein und sagte: „Ich muss dir danken: Deine Last
hat mich stark gemacht!“
Auch der Glaube kann manchmal recht steinig sein. Das hat selbst Jesus als Mensch
erlebt. Aber Gott machte ihn, den Stein, den die Bauleute verworfen hatten, zum „Eckstein“
(Ps 118,22). Und obgleich sich viele an ihm stießen, wurde er damit zur Stütze der
Gemeinde, die alles zusammenhält wie der Weinstock die Reben (Joh 15,5). Christen sollen
und können – seinem Beispiel gemäß – „lebendige Steine“ werden, kräftig, um ihren
Mitmenschen Vorbild und Hilfe zu sein. Gott hilft ihnen beim geistlichen Wachsen, denn er
kennt die Entfaltungsmöglichkeiten jedes Einzelnen.
Ein Rabbi pries den Glauben einfacher Leute, doch sein Gesprächspartner entgegnete
ihm: „Ich kann nichts Besonderes an ihnen finden.“ – „Du handelst mit Diamanten, nicht
wahr?“, sagte der Rabbi, „darf ich ein paar deiner Steine sehen?“ Sofort zog jener ein
Beutelchen aus der Tasche und entnahm seiner Sammlung einen Diamanten: „Dieser hier ist
ein wunderbarer Stein – ein Juwel von seltener Schönheit!“ erklärte er. Der Rabbi blieb
unbeeindruckt; er könne nichts Besonderes daran finden. „Oh“, erwiderte der Andere, „man
muss ein Fachmann sein, um die Schönheit eines Steines zu schätzen.“ Der Rabbi lächelte
und rief: „Lieber Freund! Auch um die Schönheit des Glaubens eines einfachen Menschen zu
schätzen, muss man ein Fachmann sein!“
Ich danke meinem Gott, dass er „einfache“ Leute in sein Haus der Gemeinde einfügt
und aus ihnen wertvolle, starke und zuverlässige Stützen macht. Albrecht Höschele
6.9.2012
In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn's nicht so wäre, hätte ich dann zu
euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? Und wenn ich hingehe, euch die
Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich
bin. Johannes 14,2.3
Dunkle, dichte Wolken drängen sich zwischen den Bergen, grau breitet sich der See
darunter aus. Plötzlich und ganz unerwartet wird es hell und ein Stück blauer Himmel wird
zwischen den Wolken sichtbar. Beim Blick auf den leuchtend blauen Himmel kommt mir der
Gedanke: „Wie wäre es, wenn Jesus jetzt, in diesem Augenblick wiederkäme? Durch diese
Lücke in den Wolken, in strahlendem Licht, umgeben von unzähligen Engeln ... Wie würde
ich reagieren? Würde ich erschrecken? Oder würde ich strahlen vor Freude?“
Vor einigen Tagen war unser kleiner, zweijähriger Enkel bei uns zu Besuch. Ich war beim
Kochen und er saß auf dem Küchentisch und half tüchtig mit. Da läutete die Türglocke. „Ich
glaube, das ist die Mama“, sagte ich. Ein Strahlen ging über sein Gesicht. Rasch kletterte er
vom Tisch und lief eifrig zur Tür, um sich in ihre ausgebreiteten Arme zu werfen. Dass er
gestern in einem Wutanfall eine Tasse runtergeworfen und heute Morgen seinen kleinen
Bruder gehauen hatte, spielte in diesem Augenblick keine Rolle mehr. Es war einfach nur
Freude da. Er wusste: „Meine Eltern lieben mich, auch wenn ich etwas gemacht habe, was
nicht richtig war. Und ich darf mit ihnen nach Hause.“
Diese Beziehung wünsche ich mir zu meinem himmlischen Vater, damit ich mir gewiss
bin, dass mein Fehlverhalten nicht mehr zwischen uns steht. Ich kann mit Gottes Hilfe meine
Arbeit hier auf dieser Erde tun. Für Gelungenes kann ich danken und für alles Misslungene
um Vergebung bitten. Und wenn ich Jesus kommen sehe, kann ich strahlen vor Freude, weil
ich weiß, dass er kommt, um mich nach Hause zu holen.
Inzwischen hat sich die Lücke zwischen den Wolken wieder geschlossen. Nichts als eine
graue Wolkendecke ist zu sehen. Aber ich weiß: Über diesen Wolken scheint die Sonne.
Wenn sich über diese Welt graue Wolken drängen, wissen wir: Es gibt eine himmlische
Heimat und einen Erlöser, der dort einen Platz für uns vorbereitet.
Eines Tages werden sich die dunklen Wolken auftun und seinem strahlenden Licht Platz
machen. Dann wird Christus uns in seine Arme schließen und nach Hause bringen.
Angelika Gmehling
7.9.2012
„Habt Achtung vor Gott und gebt ihm die Ehre!“, rief [der erste Engel], „denn die
Stunde ist gekommen, in der er Gericht halten wird. Betet den an, der Himmel und Erde, das
Meer und alle Wasserquellen gemacht hat!“ Offenbarung 14,2 (Neues Leben)
Dem Schöpfergott die Ehre geben – das gehört zu den wichtigen Botschaften, die nach
der Offenbarung in der letzten Zeit der Geschichte klar verkündigt werden sollen. Ist es
wirklich so wichtig, ob ich der sogenannten Evolutionstheorie folge oder aber unsere Welt
aus der Schöpferhand Gottes kommend sehe?
In einem kleinen Leipziger Betrieb arbeiteten wir seit den 70er-Jahren an
automatischen Türöffnungsanlagen. Es musste eine Technik gefunden werden, die eine
dosierte 90-Grad-Drehbewegung ausführte und bei Widerstand (z. B. einem Unfall) sofort
zurückfuhr. Zunächst schaffte der rein mechanische Antrieb keine sanfte Endphase bei der
Öffnung der Tür. Dann stellte sich die Lichtschranke – damals noch mit Röhren betrieben –
aufgrund von Spannungsschwankungen als instabil heraus. Erst die Hydraulik half uns
weiter. Allerdings mussten die Zahnradpumpen mit ihrem lauten Geräusch in einem
Nebenraum versteckt werden. Die langen Zuleitungen waren dadurch den
Temperaturschwankungen ausgesetzt, was das Öl in seiner Konsistenz beeinflusste. Es
dauerte Jahre, bis die Türen endlich auf kultivierte Weise ihre Auf und Zubewegungen
verrichteten! Wir erstellten damals Zeichnungen, dachten über alternative Lösungen nach,
warfen Entwürfe in den Papierkorb und suchten nach neuen Ansätzen. Natürlich landete
auch manches Versuchsteil auf dem Schrott.
Nun frage ich mich: Sollen wirklich all die komplizierten Abläufe des Lebens hier auf der
Erde wie z. B. die Photosynthese in den Pflanzen, die immer noch nicht völlig erforscht ist –
einfach so entstanden sein? Zufällig? Manchmal wundern sich sogar die Fachleute über
komplizierte Prozesse oder Konstruktionen der Natur und geben den Kommentar von sich:
„Da hat sich aber die Natur etwas Geniales einfallen lassen.“ Nicht die Natur war es, sondern
der Schöpfergott!
Ihn dafür zu bewundern und zu ehren, ihm dafür zu danken und zu vertrauen, fällt mir
überhaupt nicht schwer, sondern bereitet mir die größte Freude – nicht nur heute, am „Tag
der Schöpfung“. Gerhard Rühle
8.9.2012
Wir wollen den Blick auf Jesus richten, der uns auf dem Weg vertrauenden Glaubens
vorangegangen ist und uns auch ans Ziel bringt. Hebräer 12,2a (Gute Nachricht Bibel)
In meinem Bekannten- und Verwandtenkreis kenne ich einige Familien, deren Kinder
mehrsprachig aufwachsen. Es fasziniert mich, wie diese Kinder die Sprachen aufnehmen, die
in ihrem Umfeld und mit ihnen gesprochen werden. Kinder können jede Fremdsprache und
jeden Dialekt völlig akzentfrei lernen. Sie können dabei Laute artikulieren, die Erwachsene
nicht oder nur sehr entstellt über ihre Lippen bringen, wenn sie sie nicht als Kind gelernt
haben.
Wie ist das möglich? Kleine Kinder haben die Fähigkeit, ganz genau hinzuhören und
hinzuschauen. Dazu kommt ihr Drang zur Nachahmung. So lernen Kinder auf natürliche
Weise. Mit dem Älterwerden, ab der Pubertät, verliert sich die Genauigkeit beim
Hinschauen, Hören und Nachmachen. Nur sehr begabte Menschen können dann noch eine
Fremdsprache einigermaßen akzentfrei erlernen.
Gottes Wort sagt uns – so unser Andachtstext –, wir sollen „den Blick auf Jesus richten“.
Indem wir „hinschauen auf Jesus“ (EB), werden wir zurückgeführt zur natürlichsten und
wirksamsten Art des Lernens.
In der Literatur von Ellen G. White findet sich mehr als 400-mal der Hinweis, dass
„Anschauen verändert“. Sie nennt diese Form intensiver Beschäftigung ein „heiliges
Prinzip“. Es ist die schöpfungsgemäße Art des Lernens. Sie hat verändernde Wirkung: Blicken
wir auf das Negative, wird es uns herunterziehen, schauen wir auf Christus, wird uns Gott
zum Guten verändern.
„Durch Anschauen werden wir verändert. Je mehr du über den Charakter Christi
nachdenkst, umso mehr wirst du nach seinem Bild verändert. Komm zu Jesus, so wie du
bist.“ (Gospel Workers, S. 451)
„Worauf schaust du? Wenn du dich beständig mit der Unvollkommenheit der
Menschen beschäftigst, wirst du so werden, wie sie sind. Nimm dir vor, es ganz anders zu
machen und schau auf Jesus, damit du durch die Beschäftigung mit seiner Vollkommenheit
seinem Bilde ähnlicher wirst. Dann wird sein Geist deine Gesinnung und deinen Charakter
durchdringen. In deinem geistlichen Leben, durch deine Worte und Taten, durch deinen
Einsatz für Wahrheit und Gerechtigkeit, wird dann Christus erkennbar.“ (This Day with God,
S. 46) Lothar Wilhelm
9.9.2012
Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in
seinem Leben. Denn ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem
Mühen, das ist eine Gabe Gottes. Prediger 3,12.13
Im schönen Oberbayern gilt die Redensart: „Die Kirche und das Wirtshaus gehören
zusammen.“ In vielen Dörfern findet sich immer noch das Wirtshaus gleich neben der
Kirche, denn nach dem Kirchgang wird „eingekehrt“ – zum traditionellen Frühschoppen.
Im biblischen Volk Israel wurde auch oft und gern gefeiert. Da waren die Israeliten ganz
wie die Orientalen. „Dreimal im Jahr sollt ihr mir ein Fest feiern.“ (2 Mo 23,14) Diese Feste
dauerten dann mindestens eine ganze Woche. Oder denken wir an das neutestamentliche
Gleichnis, in dem die Rückkehr des verlorenen Sohnes mit einem gemästeten Kalb gefeiert
wurde (Lk 15,23.24).
Das Thema Genuss ist für fromme Menschen ein heikles Thema. Sehr alt ist die
Vorstellung, Gott durch Askese, Fasten und Verzicht gefallen zu wollen. Für Christen sei alles
verboten, was Spaß macht – ein manchmal gar nicht so weit hergeholtes Vorurteil! Dieses
Denken hat sich bis heute erhalten, denn immer wieder meinen fromme Menschen, dem
Herrn durch eine bestimmte Ernährungsform – oder sollte man lieber sagen
Entsagungspraxis? – näherzukommen. Interessanterweise wurde zum Beispiel in den
Klöstern des Mittelalters beides praktiziert: Einerseits pflegte man die klösterliche Armut,
Fastenzeiten und Entsagung, andererseits wurden dort „himmlische“ Speisen zubereitet.
Davon zeugen heute noch die Klosterläden mit ihren Leckereien.
Es gibt den guten adventistischen Grundsatz der „Mäßigkeit“ (im Sinne von Mäßigung).
Er bedeutet, schädliche Dinge zu meiden und alles Gute in Maßen zu genießen. Ich brauche
kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich mich heute an einem guten Essen erfreue, mir
eine erfrischende Pause gönne oder meinen Tag mit einer Tasse Tee, entspannender Musik
oder einem guten Buch ausklingen lasse. „... das [alles] ist eine Gabe Gottes“, sagt unser
Andachtstext. Genießen wir diese Gabe – voller Dankbarkeit und ganz ohne schlechtes
Gewissen! Heidemarie Klingeberg
10.9.2012
Am nächsten Morgen ging Jesus allein an einen einsamen Ort, um zu beten.
Markus 1,35 (Neues Leben)
Ehe Jesus seine Jünger erwählte, verbrachte er die Nacht mit seinem Vater im
Zwiegespräch. Aus diesem Austausch heraus rief er dann zwölf Jünger in seine Nachfolge (Lk
6,12.13). Jesus besaß nicht einmal wie Füchse und Vögel ein eigenes Plätzchen, um sich in
Ruhe niederzulegen (Mt 8,20). Aber er hatte seine Jünger, die stets bei ihm waren. Mit
ihnen konnte er sich unterhalten und zusammenarbeiten. Doch dies allein genügte ihm
nicht. Er ging auch immer wieder allein in die Stille, um tiefe Gemeinschaft mit seinem Vater
zu pflegen.
Markus berichtet, wie Jesus sich einmal bei Tagesanbruch in die Stille zurückzog. Als die
Jünger ihn suchten und fanden, sagten sie ihm: „Jedermann sucht dich!“ (Mk 1,37) Für Jesus
aber war es wichtig, ehe er sich anderen Menschen widmen konnte, zunächst Zeit allein mit
seinem Vater zu verbringen.
Wie ist es damit bei uns bestellt? Jesus gibt auch uns den Rat: „Wenn du betest, geh an
einen Ort, wo du allein bist, schließ die Tür hinter dir und bete in der Stille zu deinem Vater.“
(Mt 6,6a NLB) Auch wir brauchen diese Zeit der Einsamkeit oder besser gesagt: der
Zweisamkeit mit Gott.
Ich hatte mich vor Jahren bemüht, mich mit meinen ersten Gedanken nach dem
Erwachen zuerst an Gott zu wenden. Doch es ist nicht wichtig, mit welchem Gedanken wir
erwachen. Wichtig ist, dass wir unsere Gedanken zurückholen und sie auf Gott richten. Es
gilt, ihn anzubeten, ihm zu danken, in der Stille auf ihn zu hören, aber auch mit ihm unsere
Anliegen und den Tagesablauf zu besprechen. Das ist keine leere, sondern eine segensreiche
Zeit.
Auch im Gottesdienst erlebe ich während der Predigt den größten Segen, wenn es mir
gelingt, alles andere um mich zu vergessen – selbst den Prediger, der vorne steht, und mich
auf seine Worte konzentriere, die ich als Gottes Wort an mich persönlich höre.
Wir brauchen diese Zeit allein mit Gott. Wir müssen sie suchen, sie uns nehmen. Wie
wir sie nennen – Gebetszeit, Andachtszeit, Stille Zeit – spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass es
sich um Zeit handelt, die wir allein mit Gott verbringen. Wir werden ganz anders in den Tag
mit seinen Aufgaben und Anforderungen hineingehen können.
Nimm dir heute solche Zeit! Reinhold Paul
11.9.2012
In der Angst rief ich den Herrn an; und der Herr erhörte mich und tröstete mich.
Psalm 118,5
Es war der 11. September 2001 heute vor 11 Jahren. An diesem Morgen ahnte noch
niemand, welche Katastrophe unsere Welt einige Stunden später erschüttern sollte. Der
Einsturz der beiden Türme des World Trade Centers war mehr als die Zerstörung zweier
weltbekannter Gebäude und der tragische Tod von fast 3000 Menschen. Dieser Anschlag
traf mitten in das Zentrum menschlicher Macht, Stärke und Sicherheit. Hilflosigkeit und
Angst breiteten sich rund um die Welt aus. Es war ein Schock für alle.
In den darauffolgenden Tagen strömten die Menschen in die Kirchen auch solche, die
sonst mit Kirche und Glauben „nichts am Hut hatten“. Warum waren die Kirchen jetzt so
voll? War hier die einzige Zuflucht?
Was bewegt Menschen in solchen kollektiven Trauer und Schreckenszeiten gemeinsam
die Kirchen aufzusuchen, zu beten und geistlichen Beistand und Trostworte der Bibel hören
zu wollen? Ist es nur ein Ritual, eine gute Gewohnheit, eine Pflicht oder ist es das Gefühl der
Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins? Erwarten sie wirklich Hilfe von Gott?
Seit jenem 11. September sind schon viele andere, noch schlimmere Katastrophen und
Ereignisse auf unserer Erde geschehen. Sie haben uns erschreckt, erschüttert und wieder in
neue Angst versetzt. Immer öfter werden wir an die Grenzen unserer Sicherheiten gebracht
– weltweit wie auch privat. Naturkatastrophen, Unglücke, Krankheit, Tod, traumatische
Erlebnisse und vieles mehr machen uns hilflos.
Jesus lehrte seine Jünger zu beten: „Unser Vater im Himmel …“ Ist es das, was wir
Menschen tief in unserem Herzen suchen? Den Vater, der größer ist alle Not, der
Geborgenheit gibt, der tröstet, der liebt, der Hoffnung schenkt, der stark macht und
hindurchträgt?
Auch wenn manche Fragen offen bleiben, auch wenn Gott viele Unglücke nicht
abwendet, bleibt die Zusage Christi unumstößlich: „Ich bin bei euch alle Tage, bis an der
Welt Ende.“ (Mt 28,20b) Auch im Elend, im finsteren Tal, im Sterben (Ps 23,4).
Und was steht „am Ende“ über aller Angst und Not? „Gott wird abwischen alle Tränen
von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz
wird mehr sein.“ (Offb 21,4)
Gott ist unsere einzige, wahre und sinnvolle Anlaufstelle – auch heute. Marli Weigt
12.9.2012
Der eine von den beiden, die Johannes reden gehört hatten und Jesus gefolgt waren,
war Andreas, der Bruder von Simon Petrus. Als er bald darauf seinen Bruder Simon traf,
sagte er zu ihm: „Wir haben den Messias gefunden, den versprochenen Retter.“
Johannes 1,40.41 (Gute Nachricht Bibel)
Von dem berühmten Bildhauer Michelangelo wird berichtet: Als er eines Tages an
einem größeren Marmorblock meißelte, kam ein Mann vorbei und fragte ihn, was er
vorhabe. Michelangelo soll darauf geantwortet haben: „Ich befreie den Engel, den ich in
diesem Marmor gefangen gehalten sehe.“ Auch Jesus hatte so etwas wie einen
„Künstlerblick“: Er sah in jedem Menschen, was durch das Wirken Gottes aus ihm werden
könnte.
Einer dieser Menschen, die sich von Jesus „entdecken“ ließen, war Andreas. Er wird in
den Evangelien selten erwähnt, ist also ein Mann „der zweiten Reihe“ im Schatten seines
vorlauteren Bruders Simon Petrus, obwohl er es war, der ihn mit Jesus bekanntgemacht
hatte. Er gehörte nicht zu den engsten Vertrauten Jesu – wie Petrus, Johannes und Jakobus
–, die Zeugen waren bei der Auferweckung der Tochter des Jairus, bei der Verklärung Jesu
oder beim Gebetskampf im Garten Gethsemane. Es hat ihm offensichtlich nichts
ausgemacht, im Jüngerkreis hinter seinem Bruder zurückzustehen. Ihm war nur wichtig, bei
Jesus sein zu dürfen und ihm dienen zu können. So ist Andreas ein Vorbild derer, die im
Einsatz für Gott bereit sind, in der zweiten Reihe zu stehen.
Später war es Andreas, der den Jungen mit den Fischen und Broten zu Jesus führte,
woraufhin der Tausende speiste (Joh 6,8-11). Und es war ebenfalls Andreas, der die
Griechen, die Jesus näher kennenlernen wollten, zu ihm führte (Joh 12,20-22).
Andreas hatte erkannt, was die Hauptaufgabe eines Nachfolgers von Jesus ist: andere
Menschen zu ihm zu führen. Jede Gemeinde braucht viel mehr Glieder mit der Haltung eines
Andreas.
Kennst du die Freude, einen Menschen zu Jesus zu führen, ihn mit Gott und seinem
Wort bekanntzumachen? Bitte Gott, dass er dir zeigt, wen du in seiner Suche begleiten
kannst, damit er Jesus Christus findet und durch ihn ewiges Leben! Manfred Böttcher
13.9.2012
Richtet eure Gedanken auf das, was schon bei euren Mitmenschen als rechtschaffen,
ehrbar und gerecht gilt, was rein, liebenswert und ansprechend ist, auf alles, was Tugend
heißt und Lob verdient. Philipper 4,8b (Gute Nachricht Bibel)
Der Psychologe John Bargh von der US-amerikanischen Eliteuniversität Yale wollte in
den 1990er-Jahren herausfinden, wie kurze, unterschwellige Reize das menschliche
Verhalten beeinflussen. Dabei ging es nicht um die Frage, ob durch heimliche
Werbebotschaften in Kinofilmen Menschen zum Kauf eines bestimmten Getränks angeregt
werden können (diese in den Fünfzigerjahren durchgeführten Experimente haben sich als
wirkungslos erwiesen; die behaupteten positiven Ergebnisse waren eine Fälschung),
sondern um das Verhalten von Menschen Anderen gegenüber.
John Bargh legte seinen Versuchspersonen einen Sprachtest vor, ohne dass sie eine
Ahnung hatten, worum es in Wirklichkeit ging. Die Sätze, die sie zusammenstellen sollten,
enthielten Wörter wie „dreist“, „ärgerlich“ oder „unverschämt“. Nachdem sie die Aufgabe
erledigt hatten, bat man sie in einen Nebenraum, wo ein Gespräch mit anderen
Versuchsteilnehmern stattfand. Zwei Drittel der Kandidaten mischten sich sofort und
ungefragt in die laufende Unterhaltung ein. Hatte man sie aber zuvor mit Wörtern wie
„Respekt“, „zuvorkommend“ oder „höflich“ eingestimmt, störte nur ein Sechstel von ihnen.
Dieses Untersuchungsergebnis unterstreicht die obige Aussage des Paulus auf
erstaunliche Weise. Wenn selbst kurze unterschwellig empfangene Reize (wie
beispielsweise die negativen Worte in dem erwähnten Sprachtest) unser Verhalten
beeinflussen, dann ist es nicht egal, womit wir uns beschäftigen.
Paulus riet Christen, sich positiven Reizen auszusetzen. Im größeren Zusammenhang
geht es in diesem Abschnitt des Philipperbriefes um die Freude und den Frieden, den wir
durch Gott empfangen. Offenbar wirken negative Reize – aufgenommen beispielsweise
durch fragwürdige Lektüre oder Filme, abfälliges Reden über andere Menschen, Fluchen
oder Beleidigungen – dem Frieden und der Lebensfreude entgegen. Die Gegenmittel liegen
auf der Hand: Freundlichkeit, aufbauende, lehrreiche oder entspannende Bücher und Filme,
eine positive Grundhaltung anderen Menschen gegenüber, Fairness und Akzeptanz.
Wir können es ja heute einmal damit bewusst versuchen. Thomas Lobitz
14.9.2012
Darum ist es unsere Aufgabe, diese Männer zu unterstützen. So helfen wir mit, dass
Gottes Wahrheit weitergetragen wird. 3. Johannes 8 (Hoffnung für alle)
Wer möchte nicht, dass „Gottes Wahrheit“ – die gute Nachricht der Erlösung –
verbreitet wird? Es gibt so viel Unwissenheit, die hinterhältig ausgenutzt wird. Es kursieren
viele Lebenslügen, die Menschen auf Irrwege bringen: „Du musst von allen anerkannt sein!“
oder: „Gottes Gebote engen nur ein! Du kannst tun und lassen, was du willst.“ In
Wirklichkeit stecken Menschen in so vielen Zwängen und Bindungen, dass sie mit dem
Leben nicht klarkommen. Jesus will uns deutlich machen, worauf es im Leben wirklich
ankommt, und uns die Kraft geben, so zu handeln, wie es für uns und unsere Mitmenschen
gut ist, weil es dem Leben dient. Das ist wirklich eine gute Nachricht, die alle hören sollten.
Nun tut sich so manch einer schwer mit dem Reden. Andere haben wenig Gelegenheit
dazu, weil sie eine Verantwortung wahrnehmen, die sie ganz in Anspruch nimmt und die sie
nicht ohne Weiteres aufgeben können. Doch auch sie haben die Möglichkeit, die
Verbreitung des Evangeliums zu unterstützen. In seinem dritten Brief lobt der Apostel
Johannes seinen Freund Gajus, der durch ihn zum Glauben gekommen war. Gajus hatte
trotz massiven Widerstandes Wanderprediger aufgenommen und für ihre Weiterreise
ausgestattet. Dadurch schuf er Voraussetzungen dafür, dass Andere unbeschwert von Jesus,
dem Erlöser, reden konnten.
Es gibt viele Möglichkeiten, die Verbreitung der frohen Botschaft zu unterstützen. Da in
unserer Zeit für fast alles Geld benötigt wird, sind materielle Gaben keinesfalls zu
unterschätzen. (Übrigens berichtet die Bibel immer wieder, dass treue Gläubige durch das
Abgeben des zehnten Teils ihrer Einkünfte dazu beigetragen haben, dass Gottes Wahrheit
weitergetragen werden konnte.) Wenn wir unsere Ausgaben planen, sollten wir uns immer
wieder fragen, wodurch bleibende Werte geschaffen werden.
Bei der Mission geht es natürlich nicht in erster Linie um Finanzen, sondern um das
Wirken des Heiligen Geistes. Wie intensiv bete ich um eine Neubelebung in meinem Leben
und in dem meiner Gemeinde? Beten ist enorm wichtig. Und beten können auch jene, die
arm oder krank sind. Ob wir uns direkt an der Weitergabe des Evangeliums beteiligten oder
diese durch unsere Gebete oder finanziell unterstützen: Nichts ist umsonst, was aus Liebe zu
Gott und zum Nächsten geschieht! Andreas Schmidtke
15.9.2012
Wenn dein Bruder Schuld auf sich geladen hat, dann geh zu ihm und sag ihm, was er
falsch gemacht hat. Wenn er auf dich hört, hast du deinen Bruder zurückgewonnen.
Matthäus 18,15 (Hoffnung für alle)
Jesus gab uns hiermit eine klare und eindeutige Weisung für den Umgang miteinander
in der Gemeinde. Das Gespräch zu zweit ist schon deshalb notwendig, weil sich dabei ja
herausstellen kann, dass der Andere gar kein Unrecht begangen hat. Wie oft haben wir uns
diesbezüglich schon auf Grund von falschen oder einseitigen Informationen getäuscht.
Zum anderen ist das Vieraugengespräch auch deshalb geboten, um den „Sünder“ nicht
vor aller Welt bloßzustellen und ihm dadurch die Möglichkeit zur Einsicht und Umkehr zu
erleichtern.
In der Gesellschaft wird meist das Gegenteil praktiziert. Der Theologe Manfred Lütz
meint: „Im Zeitalter der political correctness wurde der Pranger wieder eingeführt. Am
mittelalterlichen Pranger wurden Menschen auf einem öffentlichen Platz zur Strafe zur
Schau gestellt mit einem Schild, auf dem ihr Vergehen genannt wurde. Man hält das heute
für eine eklatante Verletzung der Menschenwürde. Doch zugleich hegt man keinerlei
Bedenken, einen Menschen wegen einer nicht korrekten öffentlichen Äußerung in allen
Medien der Lächerlichkeit und Verachtung preiszugeben. Am Pranger stand man im
Mittelalter an einem bestimmten Ort nur für einige Stunden. Die Opfer der political
correctness bekommen in der Regel lebenslang, und das überall. Denn über die
elektronischen Medien wirkt eine öffentliche Diskreditierung weltweit und hat fast schon
Ewigkeitscharakter. Man gewinnt den Eindruck, die Menschheit habe ein ebenso natürliches
wie unstillbares, tief liegendes Bedürfnis nach Inquisition.“ (Irre! Wir behandeln die
Falschen, S. 8)
Wie gut, dass wir diese einzigartige Weisung Jesu kennen, die den „Sünder“ vor dem
modernen Pranger im Internet schützt. So können wir den Rat des Apostels befolgen:
„Brüder und Schwestern, wenn einer von euch vom richtigen Weg abkommt, dann sollt ihr,
die von Gottes Geist geleitet werdet, ihn liebevoll wieder zurechtbringen. Seht aber zu, dass
ihr dabei nicht selbst zu Fall kommt.“ (Gal 6,1 Hfa)
Wer sich vom Geist Gottes leiten lässt, wird alles tun, um dem Gestrauchelten
zurechtzuhelfen, zumal er um seine eigene Verletzbarkeit weiß. Wer anders handelt, macht
sich schuldig – am Nächsten und an Gott. Joachim Hildebrandt
16.9.2012
Christus [ist] einmal geopfert worden, die Sünden vieler wegzunehmen; zum zweiten
Mal wird er nicht der Sünde wegen erscheinen, sondern denen, die auf ihn warten, zum
Heil. Hebräer 9,28
Als ich fünf Jahre alt war, wollte ich zum Leidwesen meiner Eltern unbedingt
katholischer Priester werden. Die „passende“ Konfession stellte sich wenig später dann doch
noch ein, aber ein Stück meiner kindlichen Faszination von damals ist bis heute geblieben.
Nirgendwo duftet es so gut wie in einer katholischen Kirche unmittelbar nach der Messe.
Die Luft ist schwer vom Weihrauch, auch das Atmen fällt ein bisschen schwer, aber man
bekommt sie lange nicht mehr aus der Nase, diese Mischung aus Weihrauch und Myrrhe.
Ganz ähnlich dürfte es in der Stiftshütte bzw. im Tempel von Jerusalem geduftet haben,
damals zur Zeit des alttestamentlichen Opferdienstes. Alttestamentlich? In der Tat, das
könnte die Faszination des katholischen Gottesdienstes und seiner eindrucksvollen
Zeremonien erklären. Und genau das ist der Punkt, an dem mir angesichts der
Ernsthaftigkeit und Hingabe vieler meiner katholischen Mitchristen förmlich das Herz blutet.
Sie würden alles tun, um mit Gott ins Reine zu kommen. Hunderte von Kilometern
wallfahren sie zu Fuß nach Altötting, Lourdes oder Fatima. Sie nehmen ganz buchstäblich ihr
Kreuz auf sich, knien im Staub, um vor dem Allmächtigen Gnade zu finden. Die tägliche
Messfeier ist das Mindeste, was sie tun. Sie hoffen auf den Mittlerdienst des Priesters, der
am Altar steht, und nehmen die Hostie als „Leib des Herrn“. Wer sagt ihnen die Botschaft
unseres Andachtswortes? Wer nimmt ihnen diese Last ab und führt sie zur Erlösung in
Christus, der doch längst auch für sie alles getan hat und nicht erneut (in der Eucharistie)
geopfert werden muss?!
Aber weshalb spreche ich eigentlich nur von meinen katholischen Mitchristen?
Vielleicht ist genau das ja auch deine Not, der oder die du faktisch schon seit Jahrzehnten
die Wahrheit des Evangeliums kennst und den Weg mit Jesus gehst. Was hindert dich noch
daran, den wunderbaren „Heilandsruf“ aus Matthäus 11,28 auch für dich ganz persönlich in
Anspruch zu nehmen? Er hat auch deine Schuld längst bezahlt und deine Last auf sich
genommen. Weil das so ist, darfst du schon hier und jetzt als sein geliebtes Kind durch
diesen Tag gehen. Diese Erfahrung wünsche ich dir! Friedhelm Klingeberg
17.9.2012
Jojada wurde sehr alt. Er starb mit 130 Jahren, gesättigt von einem langen und erfüllten
Leben. 2. Chronik 24,15 (Gute Nachricht Bibel)
Die Sehnsucht der Deutschen nach einem Leben ohne Tod hält sich deutlich in Grenzen.
Nach einer von dem Magazin Reader's Digest in Auftrag gegebenen Umfrage des
Meinungsforschungsinstituts Emnid wünscht sich nur jeder zehnte Bundesbürger ein ewiges
Leben. Selbst ein deutlich verlängertes Leben reizt die wenigsten. Nur zwei Prozent möchten
150 oder 300 Jahre alt werden und nur acht Prozent würden gerne 110 Jahre auf dieser Erde
verbringen. Immerhin wünschte die Mehrheit, nämlich 56 Prozent, 90 Jahre zu erleben.
Etwa jeder Sechste wäre aber auch mit einer Lebenszeit von 70 Jahren zufrieden.
Je jünger die Befragten sind, desto eher wollen sie ewig leben. In der Altersgruppe 14
bis 29 Jahre wünscht sich dies jeder Fünfte. Bei den Menschen über 60 Jahren sinkt deren
Anteil aber auf drei Prozent. Im Alter wächst die Angst vor Beschwerden und Krankheiten,
stellte das Magazin fest.
Jojada, der Hohepriester in Jerusalem, hatte ein „langes und erfülltes Leben“. Doch
heute scheinen viele Menschen Angst vor dem Alter zu haben. Versicherungen sprechen
von einer demografischen Katastrophe mit Millionen dementen Patienten. Gerade Ältere,
die auch „böse Tage“ erleben, „die ihnen nicht gefallen“, wie es in Prediger 12,1 heißt,
haben Angst vor Einsamkeit und dem Gefühl, als überflüssig und überfällig zu gelten. Aber
auch junge Menschen fragen: Wie lange ist unser Sozialsystem noch bezahlbar?
Es ist daher nicht verwunderlich, dass die meisten Bundesbürger keine Sehnsucht nach
einem ewigen Leben haben. Ewig in einer Welt mit Krankheit, Ungerechtigkeit und Gewalt
zu leben, ist eine schreckliche und keineswegs erstrebenswerte Vorstellung.
Doch wenn die Bibel vom ewigen Leben redet, meint sie etwas ganz anderes. „Siehe, ich
mache alles neu!“, verspricht Gott (Offb 21,5). In dieser neuen Welt, die Gott nach der
Wiederkunft Jesu schaffen wird, gibt es „keinen Tod und keine Trauer und kein Weinen und
keinen Schmerz mehr“ (Offb 21,4 NLB). Die neue Welt Gottes bringt Gerechtigkeit, Frieden
und Freiheit für alle Erlösten. In einer Welt voller Unrecht und Leid, in der wir heute leben,
ist die Botschaft vom Kommen Jesu eine überwältigend gute Nachricht. Christen sollten
ihren Mitmenschen daher deutlich machen, wie erstrebenswert ewiges Leben ist.
Holger Teubert
18.9.2012
Saul wählte 3000 Elitesoldaten aus ganz Israel aus und machte sich auf die Suche nach
David und seinen Leuten. Als sie bei den eingezäunten Schafweiden in der Nähe des
Steinbockbergs vorbeikamen und eine Höhle fanden, ging der König hinein, um seine
Notdurft zu verrichten. Ausgerechnet im hintersten Winkel dieser Höhle hatten David und
seine Männer sich versteckt ... Da schlich sich David nach vorne und schnitt unbemerkt
einen Zipfel von Sauls Mantel ab. 1. Samuel 24,35 (Hoffnung für alle)
Das Leben des Königs David war reich an Höhen und Tiefen. Und manchmal lagen diese
dicht beieinander. Es war noch gar nicht lange her, dass er als Hirtenjunge mit einer
Steinschleuder den Riesen Goliath besiegt hatte. Ein Teil der Belohnung war die Hand der
Tochter von König Saul gewesen. Aber jetzt war er auf der Flucht vor seinem
Schwiegervater, der ihn wegen seiner militärischen Erfolge beneidete und als möglichen
Thronräuber fürchtete. Damit war David in einer ganz neuen Situation: Gegen den Riesen
hatte er gekämpft und gesiegt, aber gegen den von Gott eingesetzten König wollte er nicht
kämpfen. So blieb ihm nur die Flucht.
Wenn man von einem König mit 3000 Soldaten gesucht wird, sollte man sich
normalerweise möglichst weit von den Verfolgern fernhalten. Das tat David auch, aber in
dieser Situation blieb er nicht hinten in der Höhle. Statt passiv abzuwarten und zu hoffen,
dass er nicht entdeckt wurde, schlich er sich zu dem ahnungslosen König – jedoch nicht, um
ihn zu töten, sondern um ihm einen Zipfel von seinem Mantel abzuschneiden. Welch eine
geniale und kreative Lösung für sein Problem! So konnte er dem König beweisen, dass er
nicht sein Feind war, denn er hatte Sauls Leben verschont. In gewisser Weise war dies
Davids größter Sieg: Er tötete seinen Feind nicht, sondern machte ihn zu seinem Freund (V.
17-22) – zumindest für eine gewisse Zeit.
Ich habe den Eindruck, dass Jesus uns helfen möchte, auch in Menschen, die uns
angreifen oder schaden wollen, von Gott geliebte Menschen zu sehen. Wenn wir ihnen
weder aggressiv antworten noch passiv bleiben, kann Gott uns helfen, sie als Freunde zu
gewinnen. Er kann uns Weisheit schenken, damit wir erkennen, wie wir in unserer Situation
sozusagen ein Stück von ihrem Mantel abschneiden können, d. h. ihnen mit Mut, Kreativität
und Liebe begegnen können. Martin Peters
19.9.2012
Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er lagert mich auf grünen Auen, er
führt mich zu stillen Wassern. Psalm 23,1.2 (Elberfelder Bibel)
Manchmal kommt mir das Leben wie ein Karussell vor, das mich unablässig durch die
Luft schleudert. Natürlich genieße ich auch hin und wieder die Geschwindigkeit und den
Ausblick, aber zum wirklichen Genießen bleibt wenig Zeit. Grüne Auen und stille Wasser?
Fehlanzeige. Vielleicht im Urlaub, aber sonst?
Trotzdem denke ich, dass David in diesem 23. Psalm keine Urlaubssituation beschrieben
hat, sondern Alltag. Vielleicht auch gerade meinen Karussellalltag, für den ich in Anspruch
nehmen darf: „Der Herr ist mein Hirte.“ Und in dem ich auch bitten darf: „Herr, führe mich
zu stillen Wassern“.
Für uns Menschen der Leistungsgesellschaft ist das vielleicht ein
gewöhnungsbedürftiges Gebet. Wir sind gern in Aktion – ob privat, beruflich oder in der
Gemeinde. Wo sich scheinbar nichts bewegt oder nichts vorankommt, werden wir schnell
ungeduldig.
Vor einiger Zeit habe ich begonnen, Skizzen über meine Beziehung zu Jesus zu malen.
Dabei fiel mir auf, dass ich dazu neige, Jesus immer in Aktion zu zeichnen: wie er mit
Menschen redet, wie er heilt, wie er anpackt, wie er zuhört.
Irgendwann habe ich mich dann gefragt: Wie würde Jesus sich und mich zeichnen?
Würde er sich vielleicht sogar zu mir unter den Baum setzen, statt immer nur zu agieren?
Für mich ein eher ungewohnter Gedanke. Aber Jesus war ja in seinem Leben hier auf der
Erde auch nicht immer in Aktion; er zog sich auch zurück.
Manchmal merke ich, wie verzerrt mein Bild von Gott ist; wie sehr ich ihm manches
überstülpe, was er aber gar nicht ist: Wie viel großherziger, gütiger und wohlmeinender er
eigentlich ist. Ich glaube, dass wir dieses Gebet: „Herr, führe mich zu stillen Wassern“,
wirklich brauchen – immer wieder.
Wir brauchen es, um den Kontakt zu Gott nicht zu verlieren. Aber wir brauchen es auch,
um über uns und unser Leben nachzudenken – und eben nicht nur im Rausch zu leben.
Natürlich sehen wir die grünen Auen und stillen Wasser auch vom Karussell unseres
Lebens aus. Aber wenn wir uns nicht dorthin führen lassen, nützt die schöne Aussicht
herzlich wenig. Lernen wir es also wieder zu beten: „Herr, führe mich zu stillen Wassern“
dann werden wir wie David erfahren, dass Gott uns erquickt und neue Kraft gibt.
Stephanie Kelm
20.9.2012
Niemand soll dich verachten, weil du noch jung bist. Sei allen Glaubenden ein Beispiel
mit deinem Reden und Tun, deiner Liebe, deinem Glauben und deiner Reinheit.
1. Timotheus 4,12 (Gute Nachricht Bibel)
Nennen wir sie Lena. Sie war Krankenschwester von Beruf und das war gut so. Nach
einem langen Arbeitstag war sie auf dem Nachhauseweg, da passierte es. Ein Mädchen,
vielleicht zehn Jahre alt, wurde von einem Auto angefahren. Sie lag bewusstlos auf der
Straße. Lena wusste sofort, was sie tun musste. Vorsichtig brachte sie das Mädchen in die
stabile Seitenlage. Sie versuchte gerade, eine offene Wunde abzubinden, da stand ein
älterer Herr vor ihr und schrie sie an: „Lass die Finger von der Kleinen. Du machst ja alles nur
noch schlimmer. Verletzte soll man liegen lassen, bis ein fähiger Helfer kommt.“
Lena wies den erregten Mann darauf hin, dass sie ausgebildete Krankenschwester mit
einiger Berufserfahrung ist. Doch es hatte keinen Zweck. „Papperlapapp, Krankenschwester.
Ich habe ein paar Jahre mehr Erfahrung als du, Grünschnabel!“ Noch während der Mann so
schimpfte, brachte ein Krankenwagen das Kind in die Klinik.
Lena hätte allen Grund gehabt, sich über diesen alten rechthaberischen Mann
aufzuregen, der sie zudem noch einfach duzte. Er hatte kein Recht, sie – noch dazu
öffentlich – so zu behandeln. Aber Lena sagte kein unfreundliches Wort und ging still weiter.
Offensichtlich stand auch Timotheus, ein Mitarbeiter des Apostels Paulus, wegen seiner
Jugend in der Kritik. Paulus forderte Achtung und Respekt: vor Jungen, aber auch vor Alten
(siehe 1 Tim 5,1.2), überhaupt vor allen Menschen! Gegenseitige Achtung – darauf kommt
es an.
Durch gegenseitige Achtung werden Probleme gelöst. Das gilt auch für Spannungen
zwischen den Generationen. Und das geschieht umso besser, wenn einer anfängt, Vorbild zu
sein: durch bedachtes Reden, kluges Handeln und engagierten Einsatz. Mangelndem
Respekt begegnet man also nicht mit Kritik oder passivem Rückzug, sondern durch
vorbildliches Engagement. Das ist nicht immer leicht, aber wer es versucht, hat am Ende die
„besseren Karten“ – weil Vorbild immer überzeugt.
Ob jung oder alt heute ist der beste Tag, damit anzufangen. Roland E. Fischer
21.9.2012
Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott
durch unsern Herrn Jesus Christus. Römer 5,1
Gerechtigkeit und Frieden suchen viele Menschen – leider oft vergeblich, denn es gibt
sehr viel Leid in der Welt und ungerechten Umgang unter den Menschen. Darum sehnen sie
sich nach wirklicher Gerechtigkeit.
Angesichts unzähliger Kriege und kriegsähnlicher Zustände sind Friedensbemühungen
unersetzlich. „Wann kommen endlich Gerechtigkeit und Frieden?“, fragen sich viele. Wenn
alle nur an sich denken und den Anderen zum eigenen Vorteil ausnützen wollen, kann keine
Gerechtigkeit entstehen. Statt Friede wird sich Streit breitmachen. In einer solchen Welt
wirkt unser Andachtswort, das Paulus geschrieben hat, etwas weltfremd oder überholt.
Nun sagte er allerdings nicht, dass es in der gesamten Gesellschaft gerecht und friedlich
zugehe. Er schrieb, wir seien „gerecht geworden“. Das meint aber bei genauerem Hinsehen,
dass wir selbst wie alle Anderen waren: Wir dachten mehr an uns selbst; eine Gerechtigkeit
aufgrund des Vertrauens zu Gott war uns fremd. Gerecht durch den Glauben meint
anzuerkennen, dass wir selbst Gnade wegen unseres eigenen Fehlverhaltens benötigen. Wir
sind „von unserer Schuld freigesprochen“ (Hfa), „für gerecht erklärt worden“ (NLB), „bei
Gott angenommen“ (GNB).
Wer sich von Gott angenommen weiß, hat „Frieden mit Gott“. Es mögen zwar Fragen
offen bleiben – beispielsweise nach dem Leid –, denn es wird immer noch am Arbeitsplatz
oder in der Nachbarschaft gestritten und gemobbt. Auch leiden täglich Menschen unter
dem, was einer dem anderen zufügt.
„Frieden mit Gott“ erlebt jeder, der sich von ihm mit der Erlösung durch Jesus Christus
beschenkt weiß und ihm die Führung im Leben übertragen hat. Wer im Frieden mit Gott und
sich selbst lebt, kann zum Friedensstifter da werden, wo er lebt. Er wird zu einem
lebendigen Beispiel dafür, wie man durch den Glauben an Jesus Christus zu einer ruhenden
Säule in der Brandung gegenseitiger Vorwürfe werden kann.
Wir können auch heute die Gerechtigkeit Gottes und seinen Frieden erleben und
bezeugen. Gerhard Wagner
22.9.2012
Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören!
Amos 5,23
Da werden die Ohren der Zuhörer aber gegellt haben, als sie das hörten. Wie konnte
sich ein Prophet Gottes erdreisten, so etwas von sich zu geben!
„Im Rhythmus des hebräischen Leichenliedes ... stimmt Amos Totenklage über das Volk
Israel an. Wir dürfen ihn uns denken bei einem großen Fest, wo die Menge des Volkes zu
froher Feier versammelt ist. In diese Feststimmung, in ihre Jubeltriller und Freudengesänge
hinein erklingt der düstere Ton der Leichenklage des Propheten, der die Stimmen der
Freude sofort zum Schweigen bringt und die Menge angespannt aufhorchen lässt.“ (Das Alte
Testament Deutsch, Göttingen 1949, Bd. 24, S. 135)
Was hatte Amos bloß an dem damaligen Musikprogramm auszusetzen? Wurde zu
schlecht gesungen oder hatten sie nur ein langweiliges Repertoire anzubieten? Der Prophet
bemängelte – wie aus dem Zusammenhang zu ersehen ist – nicht nur den Gesang, sondern
weit mehr: das Feiern von Festen, die Opfer und die Wallfahrten. Der religiöse Kult fand auf
hohem Niveau statt, aber daneben gab es himmelschreiende soziale Missstände. Deshalb
sollten ihre „Lieder im Tempel“ in „Heulen verkehrt werden“ (Am 8,3).
Für uns heute lässt sich daraus schließen: Wir haben zu bedenken, dass Gottesdienst
nicht in der Erfüllung schöner Zeremonien besteht, sondern die ganzheitliche Umsetzung
des Evangeliums erfordert. Die Gottesbeziehung ist entscheidend und die Nächstenliebe
darf nicht vernachlässigt werden. „Gott . ist kein Götze. Gott ist nicht bedürftig und hungert
nicht nach Menschengunst. Gott braucht kein beifallklatschendes Publikum.“ (Walter Lüthi)
Gott kann nicht durch Predigten, Gebete und Gesänge, auch nicht durch eine zur Schau
gestellte Andachtshaltung bestochen werden. Er ist nicht auf uns angewiesen, sondern wir
auf ihn.
Geschieht dein und mein Gottesdienst immer zur Ehre Gottes? Oder verrichten wir
Dienstleistungen, für die wir von ihm Lohn erwarten?
Ein Gottesdienst, der Gott gefällt, ist allein die Hingabe des ganzen Seins als Dank für
die geschehene Erlösung in Jesus Christus (siehe Röm 12,1). Leben zur Ehre Gottes ist
Bezeugen der Liebe Gottes. Josef Butscher
23.9.2012
Jetzt ist es nicht mehr wichtig, ob ihr Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, Männer
oder Frauen seid: In Christus seid ihr alle eins. Galater 3,28 (Hoffnung für alle)
Ich stieg am Bahnhof Zoo in die S-Bahn und geriet in eine blau-weiße Menschenmenge:
Schals, Fahnen, Hüte, alle blau-weiß. Aha, „Hertha“ hat gespielt, der Berliner Fußballclub!
Wir identifizieren uns gern mit einer Gruppe. Das begeistert uns, wir fühlen uns stark.
Als Christ identifiziere ich mich mit dem, der sich mit mir identifiziert hat: Christus. Er hat
sich am Kreuz für mich dahingegeben. Nun möchte ich mit ihm eins sein.
Als Christ identifiziere ich mich auch mit meiner Kirchengemeinde. Dabei geht es nicht
um Statuten, Verhaltensregeln, oder eine Dogmensammlung. Wir sind nicht eine Gemeinde
von Erbsenzählern, die sich streiten und einander verdammen; wir identifizieren uns mit
dem Herrn der Gemeinde. Das Einssein mit ihm reicht viel tiefer. Statuten sind wichtig, aber
im Vergleich zum Einssein mit Jesus kommt ihnen ein untergeordneter Rang zu.
Wenn Paulus im Text Juden und Griechen, Sklaven und Freie, Männer und Frauen
aufführte, dann behauptete er nicht, dass es unter diesen Gruppen als Christen keine
Unterschiede mehr gäbe. Die unterschiedlichen Menschen bringen ihre Traditionen mit, ihre
kulturellen Eigenarten, ihre Lebensgeschichten und auch ihre Verletzungen. Aber etwas ist
neu geworden: Sie alle sind eins in Jesus Christus, eins in der Zustimmung zu ihm und auch
eins in der Veränderung durch ihn: Er wohnt in ihnen durch seinen Geist.
Jesus und die Apostel haben vordergründig die politischen und sozialen Gegebenheiten
der Zeit nicht umgekrempelt. Sie haben beispielsweise die Sklaverei nicht bekämpft; aber sie
haben eine Revolution in den Herzen entfacht. Mit dem Einswerden in Christus – „in
Christus seid ihr alle eins“ – war aller Überhebung und Diskriminierung der Boden entzogen.
Ich kann heute mit Christen einer anderen Konfession in Lehrfragen uneins sein und
doch spüren, dass wir in Christus eins sind. Das entbindet mich nicht von der Pflicht, die
biblische Wahrheit zu suchen und zu bezeugen, befreit uns aber von einer feindseligen
Haltung, von Kälte oder gar Hass.
Lasst uns Christen sein, die sich nicht nur in den eigenen Reihen, sondern auch darüber
hinaus mit Respekt und einem freundlichen Wohlwollen begegnen. Dieter Leutert
24.9.2012
Ihr habt gesehen, was ich mit den Ägyptern getan habe und wie ich euch getragen habe
auf Adlerflügeln und euch zu mir gebracht. 2. Mose 19,4
Als die Israeliten aus Ägypten auszogen, lag nicht nur eine beschwerliche Wanderung
durch die Wüste vor ihnen, sondern sie wurden auch von der ägyptischen Streitmacht
verfolgt. Es war eine lebensbedrohliche Situation, die sie zu meistern hatten.
Wo sind heute meine „Wüstenwanderungen“? Welche Gefahren lauern rechts und links
des Weges?
Für viele von uns sind es die beruflichen Herausforderungen. Im Büro warten am
Montagmorgen viele unerledigte Aufgaben auf mich, das E-Mail-Postfach ist voll, und kaum
habe ich damit begonnen, die dringendsten zu beantworten, klingelt schon das Telefon und
der Chef fragt nach dem Auftrag, der bis heute Mittag erledigt sein muss ...
Andere haben Krankheiten zu bewältigen, Schulkinder zu begleiten und zu motivieren,
Angehörige zu versorgen ... Häufig genug kommt es bei leicht erscheinenden Aufgaben zu
Schwierigkeiten oder bei zwischenmenschlichen Beziehungen zu Missverständnissen und
Spannungen. Es kommt uns so vor, als lauerte an vielen Stellen ein Feind, der uns zur
Strecke bringen will. Der Gedanke ist nicht abwegig, wenn wir lesen, was Petrus schrieb:
„Seid besonnen und wachsam und jederzeit auf einen Angriff durch den Teufel, euren Feind,
gefasst! Wie ein brüllender Löwe streift er umher und sucht nach einem Opfer, das er
verschlingen kann.“ (1 Ptr 5,8 NLB)
Was hier beschrieben wird, hört sich lebensbedrohlich an – wie damals die Aufgabe, die
Wüste zu durchqueren, oder wie heute die Folgen von zu viel Arbeit: Depressionen, Burnout
... Da empfinde ich das Bild wunderschön, mit dem Gott uns im heutigen Andachtswort
tröstet: Der Adler ist ein majestätisches Tier, mit dem wir u. a. Mut, Weitblick und Würde
verbinden. Wer von einem Adler getragen wird, dem kann ein Löwe nichts anhaben. Der
Adler ist der König der Lüfte. Das heißt: Gott will uns zu sich holen, in seine Gegenwart.
Ein sehr kraftvolles Bild, durch das uns Gott Ruhe und Zuversicht für den heutigen Tag
und für die Arbeitswoche vermitteln will! Jörg M. Donath
25.9.2012
Wer sich rühmen will, soll sich nur wegen dieser einzigen Sache rühmen: dass er mich
kennt und begreift, dass ich der Herr bin! Ich handle liebevoll und sorge für Recht und
Gerechtigkeit auf der Erde, denn das gefällt mir. Ich, der Herr, habe gesprochen!
Jeremia 9,23 (Neues Leben)
Ist es tatsächlich so, dass Gott für „Recht und Gerechtigkeit auf der Erde“ sorgt? Die
Zahl derer, die das glauben, nimmt ab. Wer hätte nicht schon gehört: „Wenn es einen
gerechten Gott gäbe, dann ...“?
Für viele sind die Missstände und Verbrechen in der Welt ein Zeichen dafür, dass es
keinen gerechten Gott geben kann. Bei allem, was dem Menschen Leid bringt sei es Hunger,
Krieg, Unterdrückung oder Krankheit fordern sie Gottes Eingreifen. Wenn es Gott wirklich
gäbe, müsste er all das unterbinden, meinen sie. Weil er das nicht tut, zweifeln sie an seiner
Existenz zumindest daran, dass er am Schicksal der Menschen interessiert ist. Merkwürdig
ist allerdings, dass sie Gottes Eingreifen in der Regel nur dann verlangen, wenn sie sich
selbst frei von Schuld wähnen. Ich habe noch nie gehört, dass jemand seine eigenen
Verfehlungen so kommentiert hätte: „Wenn es einen gerechten Gott gäbe, sollte er mich
meiner Bosheit wegen endlich bestrafen!“
Dabei gibt es Ungerechtigkeit nicht nur in der Welt, sondern auch bei uns selbst. Wer
erwartet, dass Gott um der Gerechtigkeit willen unnachgiebig durchgreift, darf sich selbst
sein Denken, Reden und Tun davon nicht ausschließen. Spätestens hier kommen alle, die so
forsch Gottes Eingreifen fordern, in arge Schwierigkeiten. Wenn der Herr unser Leben nur
unter dem Blickwinkel der Gerechtigkeit in Augenschein nähme, hätten wir allesamt nicht
viel Gutes zu erwarten. Deshalb bin ich froh, dass Jeremia im Blick auf Gott nicht nur von
„Recht und Gerechtigkeit“ sprach, sondern auch von Barmherzigkeit („ich handle liebevoll“).
Im Babylonischen Talmud wird erzählt: Ein König besaß kostbare Gläser. In eines füllte
er eiskaltes Wasser, da zersprang es. In ein anderes goss er siedend heißes Wasser, auch das
zersprang. Hinfort mischte er kaltes und heißes Wasser, und die Gläser blieben heil.
So ist es mit Gottes Gerechtigkeit und Liebe: Für uns Menschen sind sie nur miteinander
vereint zu ertragen. Günther Hampel
26.9.2012
Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten: Die Rechte des HERRN
behält den Sieg! Die Rechte des HERRN ist erhöht; die Rechte des HERRN behält den Sieg!
Psalm 118,15.16
„Den Vogel, der am Morgen singt, holt am Abend die Katze“, sagt der Volksmund. Und:
„Freu dich nicht zu früh!“, musste schon mancher hören, der unbekümmert und
zuversichtlich auf eine schwierige Situation zuging, weil er vom guten Ausgang seiner Sache
überzeugt war. Doch der Psalmsänger hört schon Freuden und Siegesgesänge in den Hütten
der Gerechten. Aber in seinem Lied erscheinen auch die Molltöne menschlicher Not und
Bedrängnis. Da gibt es Ängste, missgünstige Menschen und tätliche Angriffe: „Man stößt
mich, dass ich fallen soll.“ (V. 13) Selbst Leben und Gesundheit scheinen schwer bedroht zu
sein. Wer da Freudengesänge anstimmt, muss sich schon fragen lassen, ob er den Ernst der
Lage verkennt und sich durch Pfeifen im dunklen Wald Mut machen will.
Doch der Dichter des Psalmliedes ist Realist. Die Grenzen der eigenen Möglichkeiten hat
er klar vor Augen. Auch auf die Hilfe von Menschen oder gar Fürsten mag er sich nicht
verlassen. Trotzdem sieht er sich nicht als alleingelassen und auf sich gestellt. Er hat einen
Helfer, dessen Mittel unbegrenzt sind. Und mit ihm hat er von Anfang an alle seine
Probleme besprochen: „In der Angst rief ich den HERRN an; und der HERR erhörte mich und
tröstete mich.“ (V. 5) In der Enge seiner Lebenssituation wird ihm das zur Erfahrung, die ihn
tief durchatmen lässt: „Der HERR ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht; was können mir
Menschen tun? Der HERR ist mit mir, mir zu helfen ... Es ist gut, auf den HERRN [zu]
vertrauen.“ (V. 68)
Hier gibt ein Mensch offen zu: Ich brauche nicht den Helden zu spielen, ich darf mich zu
meiner Angst und Ratlosigkeit bekennen und mich dann hinter einem breiten Rücken
verstecken: „Der HERR ist meine Macht und mein Psalm und ist mein Heil.“ (V. 14) An dieser
Stelle bricht sich die Freude Bahn, die vom Sieg singen kann: „Die Rechte des HERRN behält
den Sieg!“ (V. 15b)
Dieser Sieg wirkt in mein kleines Leben hinein: „Ich danke dir, dass du mich erhört hast
und hast mir geholfen.“ (V. 21) In fröhlicher Dankbarkeit klingt der Psalm aus und nimmt
Gott in eine tiefe, persönliche Beziehung hinein: „Du bist mein Gott, und ich danke dir; mein
Gott, ich will dich prei sen.“ (V. 28) Mit diesem Gebet kann ich getrost und mit Freuden vom
Sieg singen, den Gott für mich bereithält. Johannes Fiedler
27.9.2012
Wir alle sehen in Christus mit unverhülltem Gesicht die Herrlichkeit Gottes wie in einem
Spiegel. Dabei werden wir selbst in das Spiegelbild verwandelt und bekommen mehr und
mehr Anteil an der göttlichen Herrlichkeit. Das bewirkt der Herr durch seinen Geist.
2. Korinther 3,18 (Gute Nachricht Bibel)
Vor einiger Zeit habe ich auf der Titelseite einer Frauenzeitschrift folgende Schlagzeile
gelesen: „Ich mag mein neues Ich! Weniger Kilos, schönere Haut, tolle Ausstrahlung.“ Und
das alles mit einem „Detox-Programm“, einer „Kur für Körper und Seele“.
Wer bin ich? Was will ich sein? Was macht mich aus? Das sind Fragen, die Menschen
sich stellen nicht nur während der Pubertät. Wir sehnen uns nach Anerkennung, möchten
von Anderen akzeptiert werden, möchten mit uns selbst zufrieden sein und ein sinnvolles
Leben führen. Das sind existenzielle Bedürfnisse in allen Lebensabschnitten. Das weiß auch
die Industrie. Die Mittel, mit denen wir unser „Ich“ aufpolieren können, werden uns täglich
in den Medien und der Werbung vor Augen geführt. Möglichst eine Idealfigur muss es schon
sein, wie sie uns von Models auf den Titelseiten der Illustrierten präsentiert werden.
Männer können das durch PS-starke Autos oder die neuesten Smartphones erreichen. All
das soll Status vermitteln und Sinn geben.
Ein paar Pillen helfen möglicherweise, einige Kilo abzunehmen, aber die „tolle
Ausstrahlung“, das neue „Ich“ kommt nicht vom Outfit oder von Statussymbolen. Innere
Werte sind gefragt. Gläubige haben die Chance, darin jeden Tag aufs Neue zu wachsen.
Unser Charakter kann positiv verändert werden. Wir haben die Chance, liebevoller und
gütiger zu werden, so wie es uns Christus vorgelebt hat. Das ist es, was wirklich zählt. Mit
einem „Fingerschnippen“ ist das allerdings nicht getan, sondern es bedeutet eine tägliche
Herausforderung.
Paulus macht deutlich, dass der Erfolg nur über eine enge Beziehung zu Christus führt:
„Ich lebe, aber nicht mehr ich selbst, sondern Christus lebt in mir.“ (Gal 2,20 NLB) Wenn
Christus in uns lebt, kommt es nicht auf Äußerlichkeiten an, sondern auf die inneren Werte
und Einstellungen, die er in uns jeden Tag erneuern möchte. Das geschieht, indem wir jeden
Tag zu ihm aufblicken, uns intensiv mit ihm beschäftigen. Dadurch werden wir verwandelt.
Roland Nickel
28.9.2012
Denn dieser mein Sohn war tot und ist wie der lebendig geworden; er war verloren und
ist gefunden worden. Lukas 15,24
Durch eine Krisensituation in meinem Leben fing ich an, an Gott zu zweifeln. Ich hatte
so viele Fragen an ihn und an sein Wort. Aber dann begann ich, die Bibel zu studieren,
alleine und auch mit anderen Menschen. Es entwickelte sich ein Hunger nach seinem Wort.
Ich wollte Gott besser verstehen lernen.
Mein Hunger wurde dadurch gestillt, dass ich Jesus als meinen besten Freund erkennen
konnte und auch Antwort auf meine wichtigsten Fragen bekam. Aufgrund meiner eigenen
Erfahrung fasziniert es mich immer wieder neu, wenn Menschen beginnen, Gott ernsthaft
zu suchen und ihn zu erleben. Da schlägt mein Herz höher.
In der Geschichte vom „verlorenen Sohn“ (Lk 15,11-24) erzählte Jesus von einem jungen
Mann, der meinte, seinen Hunger nach Freiheit und Glück in der Ferne, weit weg vom
Vaterhaus, stillen zu können bis zu dem Tag, als er alles verspielt und verbraucht hatte. Nun
konnte er nicht einmal seinen körperlichen Hunger stillen: „Er begehrte, seinen Bauch zu
füllen mit den Schoten, die die Säue fraßen; und niemand gab sie ihm.“ (V. 16) Nicht einmal
mit diesem „Abfall“ durfte er sich satt essen. Er hätte sich damit tatsächlich
zufriedengegeben!
Womit stillen wir unseren Hunger? Womit füllen wir unsere Taschen? Wo suchen wir
nach Sinn, Vergebung und Heilung? Bei Gott?
Nach gründlichem Nachdenken reifte im Sohn der Entschluss: „Ich will mich aufmachen
und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: ,Vater, ich habe gesündigt gegen den
Himmel und vor dir'.“ (V. 18) Hier steht der Schlüsselsatz: „Ich will mich aufmachen!“, d. h.
umkehren und neu beginnen.
Das ist auch heute die einzig richtige Antwort auf den Ruf Gottes an den Menschen:
„Lass den Müll liegen und komm zurück nach Hause!“ Was unter „Müll“ zu verstehen ist,
kann sehr unterschiedlich sein: Ideologien, Reichtum, theologisches Wissen, Computer, ein
Haus einfach alles, was uns von einem Neubeginn mit Gott abhält, von einer Rückkehr zur
Quelle unseres Lebens.
Der Vater erwartet uns mit offenen Armen, um uns warmherzig zu empfangen und
unsere Rück kehr zu feiern: „Bringt schnell das beste Gewand, lasst uns fröhlich sein und
feiern, denn mein Sohn [meine Tochter] war verloren und ist gefunden worden!“ (Vgl. V. 2224) Ingrid Naumann
29.9.2012
Die Erde ist voll der Güte des HERRN. Psalm 33,5b
„Alle gute Gabe kommt her von Gott, dem Herrn; drum dankt ihm, dankt ... und hofft
auf ihn“, heißt es in einem alten Lied von Matthias Claudius (1740-1814). Seit meiner
Kindheit hat es mich immer wieder beeindruckt.
Die Gemeinde sang dieses Lied manchmal beim Erntedankfest. Der Raum – besonders
vorne – war wunderbar geschmückt. Es gab alle möglichen mitgebrachten Gaben. Am
Schluss des Gottesdienstes wurden sie an ärmere Gemeindeglieder verschenkt. Da stand ein
Sack ausgesuchter Kartoffeln, Garben voll goldgelber Ähren, Riesenkürbisse, auch allerlei
anderes frisches Gemüse und Obst, obendrauf noch riesige, selbst gebackene Brote. Es war
eine Feier, an der die Gemeinde Gott für die Ernte des Jahres dankte.
Ja, alles Gute kommt von Gott. Wir haben uns so daran gewöhnt, dass wir vieles als
selbstverständlich betrachten. Es gibt Großstadtkinder, die von der Entstehung dessen, was
man ja sowieso kaufen kann, keinerlei Vorstellung haben. Gottes Güte, sein Reichtum,
womit er uns täglich beschenkt, ist unendlich groß. Er ist der Urheber für das, was wir zum
Leben brauchen. Alle Dinge, die zu unserem körperlichen Wohlergehen nötig sind, kommen
aus der Hand dessen, der Himmel und Erde geschaffen hat.
Er hat an alles gedacht und in liebevoller „Kleinarbeit“ einen verschwenderischen
Reichtum geschaffen. Wie er aus Samen immer wieder Pflanzen, auch Blumen, entstehen
lässt – spricht das nicht unser Herz an? Er hat für jedes Bedürfnis gesorgt. Daran ändert auch
Mangel, Entbehrung oder Krankheit nichts. Oft erweist er seine Güte und hilft gerade dann
manchmal durch Wunder.
Wie soll ich ihm persönlich danken? Gewiss, indem ich von meinem Reichtum etwas
abgebe an meine Mitmenschen (2 Kor 9,6) und auch an Gott, um die Verbreitung des
Evangeliums zu unter stützen (Mal 3,10). Dank kann ich auch dadurch äußern, dass ich
verantwortlich mit dem umgehe, was er mir anvertraut hat, aber auch dadurch, dass ich
bezeuge, was das anfangs zitierte Lied betont: „Wir pflügen und wir streuen den Samen auf
das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand. Alle gute Gabe kommt
her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn.“ Albrecht Höschele
30.9.2012
Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!
1. Korinther 15,57
Die meisten kennen den berühmten Film „Ben Hur“. Für das fulminante Wagenrennen
am Schluss wollte der Regisseur, dass Charlton Heston die Szenen selbst spielte und kein
Double. Also machte sich der Schauspieler daran zu lernen, einen Vierspänner zu lenken. Er
trainierte mehrere Monate intensiv. Danach sagte er dem Regisseur: „Es klappt jetzt
einigermaßen mit dem Wagenlenken. Allerdings bin ich nicht sicher, ob ich das Rennen auch
gewinnen kann.“ Das Drehbuch sah ja vor, dass Ben Hur am Ende gewinnt. Der Regisseur
schmunzelte und sagte: „Charly, sieh du einfach zu, dass du auf dem Wagen bleibst, dann
sorge ich dafür, dass du auch gewinnst.“
Wir vergessen viel zu oft, dass unser Leben in einen kosmischen Konflikt eingebettet ist.
Es geht uns meist nur darum, ob wir am Ende erlöst werden. Der Ausdruck „kosmischer
Konflikt“ meint aber nichts anderes als die Perspektive Gottes, der den Überblick hat der
sowohl mein Leben betrachtet als auch meine Rolle in dieser Welt. Ausgangspunkt der
biblischen Perspektive über das Leben sind die Kreuzigung und die Auferstehung Jesu. Es ist
der Sieg Jesu und damit – laut dem Andachtstext auch mein Sieg. Im Drehbuch steht, dass
Gott der Sieger ist. Daran wird niemand etwas ändern können weder der Teufel noch unsere
selbstverschuldeten Niederlagen.
Manchmal geht uns die Kraft aus; wir fühlen uns nicht wie Sieger und wollen aufgeben.
Die Enttäuschungen sind zu herb, die Verletzungen zu tief, die Anstrengungen zu groß und
die Kraft zu schwach – weil wir verbissen daran festhalten, dass wir siegen müssen. Aber
Gott sagt uns (wie der Filmregisseur): Sorge nur dafür, dass du im Rennen bleibst. Ich sorge
dafür, dass du gewinnst.
Manchmal wollen wir aufgeben – in der Gemeindearbeit, im Glaubensleben, in der
Partnerschaft, ja vielleicht sogar mit dem eigenen Leben – vielleicht, weil wir dachten, der
Sieg läge an uns, wir müssten ihn herbeiführen.
Wie sorgen wir dafür, dass wir „auf dem Wagen bleiben“? Indem wir uns klarwerden,
dass unsere Stärke von Gott kommt. Und indem wir anerkennen, dass Training auch im
christlichen Leben ein wichtiger Aspekt ist: Übungen der Stille, der Andacht, des Gebetes,
der Tat. Und schließlich: indem wir uns immer wieder in Erinnerung rufen, dass Jesus für
den Sieg sorgt, nicht wir. Er hat es bereits getan! Dennis Meier
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