Lösungsskizzen zur Präsenzübung 05 Mirko Getzin Universität Bielefeld Fakultät für Mathematik 16. Mai 2014 Keine Gewähr auf vollständige Richtigkeit und Präzision aller (mathematischen) Aussagen. Das Dokument hat lediglich den Anspruch, eine Hilfestellung für die Tutanden beim Verständnis der Vorlesungsinhalte zu sein und Lösungsideen für die Aufgaben möglichst vollständig (bis auf Ausnahmen) zu skizzieren. Eine Veröffentlichung oder Vervielfältigung ist nur nach Rücksprache mit dem Urheber dieses Dokuments erlaubt. E-Mail: [email protected] Tutor der Analysis II im SoSe 14 1 Lösungsskizzen zur Präsenzübung 05 Aufgabe 1 Zeigen Sie, dass die Vereinigung von endlich vielen kompakten Teilmengen eines metrischen Raumes kompakt ist. Beweis: Es sei (X, d) ein metrischer Raum und Ai ⊂ X kompakt für alle i = 1, ..., m, wobei m S Ai kompakt ist. Es sei I hierzu eine beliebige m < ∞. Wir wollen zeigen, dass i=1 Indexmenge. Nach Definition 3.1 (ii) (Überdeckungskompaktheit) existieren für alle offenen Überdeckungen (Uji )j∈I von Ai endlich viele Indizes j1 , j2 , ..., jk ∈ I, so dass Ai ⊂ Uji1 ∪ Uji2 ∪ ... ∪ Ujik ∀i = 1, ..., m. Dann gilt aber auch m [ i=1 Ai ⊂ m [ k [ i=1 l=1 Ujil | {z } endliche Teilüberdeckung von . Ai Dabei ist die rechte Vereinigung wiederum Teilmenge jeder offenen Überdeckung von m S Ai . Insbesondere ist dies eine endliche Vereinigung, so dass wir zu jeder offenen i=1 Überdeckung von m S Ai eine endliche Teilüberdeckung finden. i=1 Definition 3.1 (ii) (Überdeckungskompaktheit) liefert uns nun die Kompaktheit von m S Ai . 2 i=1 2 Aufgabe 2 Zeigen Sie: Ist (X, d) ein kompakter metrischer Raum und f : X → X stetig und bijektiv, dann ist f sogar ein Homöomorphismus (d.h. f −1 : X → X ist ebenfalls stetig). Beweis: Es sei (X, d) ein kompakter metrischer Raum, das heißt die Grundmenge X ist bereits kompakt. Es sei außerdem f : X → X stetig und bijektiv. Dann existiert ein eindeutiges Inverses f −1 : X → X von f . Es ist X kompakt, also folgt mit Satz 3.8(i) (Kompakta bilden unter stetigen Funktionen auf Kompakta ab), dass f (X) als Bildmenge von der stetigen Funktion f kompakt ist. Insbesondere folgt aus der Kompaktheit, dass f (X) auch abgeschlossen ist. Nun gilt auch f −1 (f (X)) = id(X) = X aufgrund der Bijektivität von f und somit ist der Bildbereich von f −1 unter f (X) ebenfalls kompakt und insbesondere abgeschlossen. Nach 3.8 (i) muss f −1 dann notwendiger Weise stetig sein. Alternativ folgt die Stetigkeit von f −1 dann unter Verwendung von Satz 2.26 (iii), da für alle abgeschlossenen Mengen A ⊂ X auch f (A) abgeschlossen ist. 2 Definition 1 (Homöomorphismen) Es seien X, Y topologische/metrische Räume. f : X → Y heißt Homöomorphismus, falls gilt (i) f ist bijektiv, (ii) f ist stetig, (iii) Die Umkehrfunktion f −1 : Y → X von f ist stetig. Lemma 2 Homöomorphismen erlauben es, Eigenschaften einer Topologie X auf eine Topologie Y zu übertragen. Falls ein Homöomorphismus f : X → Y existiert. In diesem Fall heißen X und Y homöomorph (zueinander). Bemerkung 3 Es folgen einige Bemerkungen zu den Anwendungsbereichen von Homöomorphismen. (i) Homöomorphismen sind für den Satz über inverse Funktionen (Satz 8.6 im Skript) interessant. Bei diesem Satz zeigt man nämlich lokal die Existenz der stetigen inversen Funktion zu f . (ii) Auch wenn Homöomorphismen schon viele “schöne Eigenschaften“ aufweisen, lässt sich diese Klasse von Funktionen nochmals verbessern. Hierzu ersetze man in der Definition die Stetigkeit durch stetige Differenzierbarkeit. In diesem Fall nennt man die Funktion dann f dann Diffeomorphismus, bzw. allgemeiner C 1 Diffeomorphismus. Um diese Funktionen geht es tatsächlich im Satz 8.6. (iii) Man sollte Homöomorphismen nicht mit Homomorphismen (linearen Funktionen) verwechseln. Homöomorphismen sind im Allgemeinen nicht linear. 3 Beispiel 4 Wir können ]0, 1[ ⊂ R auf ganz R “ohne Risse verzerren“ mittels Homöomorphismen. Dies funktioniert beispielsweise mit Hilfe des Homöomorphismus’ f :]0, 1[→ R, f (x) := tan((x − 12 )π). Die Funktion ist offenbar wohldefiniert, da der Definitionsbereich des Tangens ] − π2 , π2 [ entspricht und gerade diese Werde von der Funktion im Argument des Tangens für x ∈]0, 1[ angenommen werden. Man kann nun die Eigenschaften eines Homöomorphismus für f nachweisen. Wir folgern, dass ]0, 1[ und R homöomorph sind. 4 Aufgabe 3 Geben Sie für jede der folgenden Teilmengen von keine endliche Teilüberdeckung auswählen lässt: R eine Überdeckung an, aus der sich (a) [0, 1[, (b) Z, (c) Q ∩ [0, 1]. Lösung: (a) [0, 1[ soll offen überdeckt werden. Wir suchen uns offene Intervalle, die für n → ∞ immer kleiner werden, sich aber auch der Grenze 1 annähern. Diese vereinigen wir anschließend. Damit die 0 in der offenen Überdeckung enthalten ist, vereinigen wir zusätzlich mit dem offenen Intervall −1, 12 , denn 0 ∈ −1, 12 . Wir erhalten [ 1 1 1 ∪ 1 − ,1 − . [0, 1[ ⊂ −1, 2 n n+2 n∈N Da wir den Grenzwert 1 für n → ∞ erreichen, können wir aus obiger unendlicher Vereinigung keine endliche Teilüberdeckung auswählen, so dass [0, 1[ offen überdeckt wird. (b) Z soll offen überdeckt werden. Wir überlegen uns, dass wir die ganzen Zahlen erhalten, indem wir über offene Intervalle vereinigen, die eine Länge von 41 aufweisen und als Mittelpunkt eine beliebige ganze Zahl besitzen. Durch Vereinigung all dieser Intervalle erhalten wir die ganzen Zahlen, allerdings können wir auf keines der Intervalle verzichten, da sonst diejenige ganze Zahl nicht überdeckt wird, die in der Mitte des Intervalls zu finden ist. Also erhalten wir [ 1 1 Z ⊂ z − ,z + . 4 4 z∈Z (c) Q ∩ [0, 1] soll offen überdeckt werden. Wir gehen analog zu Aufgabe (a) vor, das heißt wir suchen uns eine unendliche Vereinigung von Intervallen, so dass die Intervalle sich einer beliebigen irrationalen Zahl annähern. Es sei a ∈ R\Q also eine beliebige irrationale Zahl, so dass a ∈ [0, 1]. Beispielsweise sei a := √12 . Dann gilt ! [ 1 Q ∩ [0, 1] ⊂ ] − 1, [ ∩ ] a(1 − 1/n) , a(1 − 1/(n + 2)) [ ∩ ]a, 2[. 2 n∈N Mit den äußeren offenen Intervallen in der obigen Vereinigung gewährleisten wir, dass die Ränder 0 und 1 auch offen überdeckt werden. 5