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Historische Fachbegriffe
Abgaben
Im Rahmen der mittelalterlichen und neuzeitlichen Bodenleihe Abgaben, die ein Bauer in Naturalform
(Eier, Gans, etc.) oder später in Geldform an den Grundherrn dafür zu entrichten hatte, dass er von
diesem geliehenes Land bewirtschaften durfte. Was der Bauer über die Abgaben hinaus erwirtschaftet,
darf er behalten.
ABM:
Antiballistic Missile = Abwehrrakete.
ABM-Vertrag:
Verbietet bis auf wenige Ausnahmen Abwehrraketen, weil sie dem Prinzip "Wer zuerst schießt, stirbt
als zweiter" widersprachen.
Abrüstung:
Teilweise oder vollständige Vernichtung von Waffen(systemen), geht also über die
Rüstungsbegrenzung (siehe unten) hinaus.
Absolute Mehrheit
mehr als 50% der abgegebenen Stimmen bzw. mehr als 50% der Mitglieder einer Versammlung.
Begriff wird bei Wahlen bzw. Abstimmungen verwendet. Vergleiche "einfache Mehrheit".
Absolute Monarchie
Ein Alleinherrscher (Mono = gr. ein) regiert losgelöst (absolutus = lat. losgelöst) von der Kontrolle
bzw. Mitsprache einer Ständeversammlung (z.B. der Generalstände in Frankreich); Der Herrscher
regiert von Gottes Gnaden. Motto: "L`Etat, c`est moi." (Ludwig XIV.)
Absolutismus
Kombination aus absoluter Monarchie und Ständeordnung. Bsp.: Frankreich unter Ludwig XIV.
Absolutismus
Unter Absolutismus versteht man eine Herrschaftsform, in der der Herrscher, meist ein König oder
Kaiser, uneingeschränkte Macht in seinem Land besitzt, das heißt, losgelöst von den Gesetzen regieren
kann. Es besteht keine Gewaltenteilung. Der Monarch kontrolliert alle drei Staatsgewalten: die
Exekutive, die Legislative sowie die Judikative. Im Gegensatz zur Diktatur hat ein absolutistischer
Herrscher die Macht legitim (z.B. durch Erbfolge) erreicht.
Agrargesellschaft
Darunter versteht man eine Gesellschaft, in der die Wertschöpfung in der Landwirtschaft ("Primärer
Sektor") die in der Industrie ("Sekundärer Sektor") und im Dienstleistungsbereich ("Tertiärer Sektor")
überwiegt. Vgl. auch Industriegesellschaft und Dienstleistungsgesellschaft.
Agrarreform
Reform der Landwirtschaft
Akkumulation
Bei Marx und Engels "Anhäufung".
Akkumulation von Kapital = Anhäufung von Kapital durch Reinvestition von Gewinnen.
Allgemeines, gleiches und geheimes Wahlrecht
Wahlrecht unabhängig von Stand und Besitz; jeder Wähler besitzt gleich viele Stimmen. Der
Wahlzettel wird in der Wahlkabine ausgefüllt, ohne dass jemand zusehen kann.
Historische Fachbegriffe - 1
Annektieren/ die Annexion
Sich einen Teil eines fremden Staatsgebiets oder ein komplettes fremdes Staatsgebiet aneignen. In
letzterem Falle verschwindet ein fremder Staat.
Antiimperialistische Befreiungsbewegung
Politische (und oft auch militärische) Bewegung zur Befreiung von kolonialer oder quasikolonialer
("neokolonialer") politischer, wirtschaftlicher und kultureller Abhängigkeit, oft kommunistisch
geführt. Um das Ziel der nationalen Befreiung auszudrücken spricht man auch von nationaler
Befreiungsbewegung.Containment: Eindämmung. Bezeichnung für das Bestreben der USA, im
Kalten Krieg das Expansionsstreben des Kommunismus bzw. der kommunistischen Staaten zu
stoppen. Begriff in der Truman-Doktrin verwendet.
Antijudaismus
Religiös begründete Judenfeindschaft, z.B. im Mittelalter (Kreuzzüge!), aber auch während der
Reformation und später.
Antikomminternpakt
Der Antikomminternpakt zwischen Japan und dem Deutschen Reich wurde am 25. November 1936
abgeschlossen. Er richtetet sich, wie der Name sagt, gegen die Komintern, also die "Kommunistische
Internationale", einen Zusammenschluss der kommunistischen Parteien unter der Führung Moskaus.
Durch den Antikominternpakt sicherte sich die Unterzeichner bei einem „provozierten Angriff" oder
einer „nichtprovozierten Angriffsdrohung" gegenseitige Neutralität. Auch andere Länder traten den
Antikomminternpakt bei, insbesondere 1937 Italien. Nach der Kapitulation Deutschlands im Mai 1945
wurde der Pakt aufgelöst.
Antisemitismus
Rassisch begründete Judenfeindschaft; kommt im letzten Drittel des 19. Jhs. auf (J. A. Graf Gobineau;
Houston Stewart Chamberlain); pseudowissenschaftlich; mündet in die nationalsozialistische
Judenvernichtung.
Appeasement
Unter Appeasement-Politik versteht man eine Politik der Beschwichtigung. Der Begriff wird
insbesondere für die britische Politik gegenüber dem Nationalsozialismus vor dem Zweiten Weltkrieg
benutzt, die versucht hatte, den Frieden dadurch zu bewahren, dass man Hitler immer mehr entgegen
kam, was aber die gegenteilige Wirkung hatte. Höhepunkt dieser Politik war das Münchner
Abkommen 1938, bei dem mit aktiver Hilfe der Westmächte die Tschechoslowakei aufgeteilt und
letztlich an Hitler ausgeliefert wurde.
Arbeiterbewegung
Die Arbeiterbewegung versucht organisiert die Interessen der Arbeiter zu vertreten (Sozialismus). Zur
Arbeiterbewegung gehörten Arbeiterparteien (z.B. SPD und KPD), Gewerkschaften,
Genossenschaften, Kulturvereine bzw. -einrichtungen, Arbeitersportvereine, usw.
Arbeitereinheitsfront
In der kommunistischen Strategie und Taktik der Versuch einer möglichst engen Zusammenarbeit der
Arbeiterparteien (z.B. KPD und SPD), die im Idealfall in eine revolutionäre Einheitspartei (z.B. SED =
Sozialistische Einheitspartei Deutschlands, 1946) münden soll. Die Erweiterung der Einheitsfront ist
die sogenannte "Volksfront". Vgl. auch extern das Einheitsfrontlied (Text Bertolt Brecht, Melodie
Hanns Eisler).
Arbeiterräte
Siehe Sowjets
Aufgeklärter Absolutismus
Spielart des Absolutismus, die die Herrschaft des Monarchen nichtreligiös begründet, das
Historische Fachbegriffe - 2
Wohlergehen des Staates statt die Person des Herrschers in den Mittelpunkt rückt und religiöse
Toleranz praktiziert. "Jeder soll nach seiner Facon selig werden." (Friedrich der Große)
Aufklärung
Das Zeitalter der Aufklärung bezeichnet eine Epoche in der intellektuellen Entwicklung der westlichen
Gesellschaft im 16. bis 18. Jahrhundert, die besonders durch das Bestreben geprägt ist, das Denken
von althergebrachten, starren und überholten Vorstellungen, Vorurteilen und Ideologien zu befreien
und Akzeptanz für neu erlangtes Wissen zu schaffen.
Die Aufklärung ist die beherrschende Geistesrichtung des 18. Jahrhunderts, die die Vernünftigkeit von
Welt und Mensch proklamierte. Welterklärung und Humanität sollten durch aufgeklärtes denken
erreicht werden. Bezüglich der Religion vertraten die Philosophen und Theologen vielfach eine
"natürliche Religion" im Gegensatz zur Offenbarungsreligion, betonten die ethischen Werte und
forderten Toleranz gegenüber den Angehörigen anderer Religionen.
Aufklärung
Geistige Bewegung des 18.Jhs, die alle Dinge dieser Welt unter dem Gesichtspunkt der Vernunft
betrachtet. Folgen sind z.B. neö Staatstheorien (John Locke; Montesquieu; Rousseau); Religionskritik
(Lessing, Voltaire, Diderot, usw.); mächtiger Aufschwung der Naturwissenschaft; Aufkommen von
Pädagogik und frühe Frauenemanzipation. Die Aufklärung schafft die geistigen Voraussetzungen für
die Überwindung des Absolutismus und für die moderne Demokratie.
Autarkie
Fähigkeit, sich wirtschaftlich selbst zu versorgen und damit vom Ausland wirtschaftlich unabhängig zu
sein. Adjektiv: autark
Autoritärer Staat
Abwertend für einen Staat, dessen Regierung gestützt auf hierarchische Strukturen unkontrolliert oder
unzureichend kontrolliert vom unmündig gehaltenen Bürger Gehorsam fordert. Nicht ganz so
unerträglich wie eine Diktatur, aber auch bei weitem keine Demokratie.
Autorität
Maßgebender Einfluss einer Person bzw. staatlichen oder sonstigen Einrichtung. Dieser beruht auf
Tradition oder Leistung und schafft Ansehen.
Besatzungszone
Beispiel Deutschland nach 1945: Wo früher der deutsche Staat existierte, ist dieser nun erloschen und
an seine Stelle ist in den 4 Besatzungszonen eine Militärverwaltung mit Besatzungstruppen getreten.
Betriebsrat
Von den Beschäftigten eines Betriebes ab einer bestimmten Größe gewählt. Er hat die Aufgabe, die
Interessen der Arbeitnehmer im Betrieb zu vertreten und verfügt dafür z.B. in der Bundesrepublik
Deutschland über die nötigen Mittel, z.B. über Mitbestimmungsrechte im Betrieb, und
Zuständigkeiten.
Biologismus
Sachverhalte unterschiedlichster Art werden einseitig und falsch unter biologischen Gesichtspunkten
gesehen, z.B. Biologismus der Nationalsozialisten mit ihrer sogenannten "Rassenlehre".
Blitzkrieg
Der Begriff stammt aus der nationalsozialistischen Propaganda und meint die innerhalb weniger
Wochen zugunsten Deutschlands entschiedenenen Kriege am Beginn des Zweiten Weltkriegs.
Breschnew-Doktrin:
Von Breschnew, Generalsekretär der KPdSU, vertretene Lehre, die besagt, dass die "sozialistischen
Bruderstaaten" nur ein beschränktes Selbstbestimmungsrecht hätten. Damit wurde der 1968 erfolgte
Historische Fachbegriffe - 3
militärische Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten in die CSSR nachträglich gerechtfertigt. 1985
wird diese Doktrin aufgegeben.
Bundesstaat
Eine Reihe von Staaten schließt sich unter gemeinsamer Zentrale zusammen. Sie geben
Souveränitätsrechte an die Zentrale ab (z.B. Außenpolitik, Recht auf Steuererhebung, Militärwesen).
Bsp.: Bundesrepublik Deutschland; USA. Vgl. Staatenbund und Föderalismus
Bundesstaat
Föderalismus bezeichnet eine Staatsform, in der Gliedstaaten (Länder) einen Bundesstaat bilden. Der
Begriff leitet sich vom lat. foedus, foedera (Bund, Bündnis, Vertrag) ab. Der Begriff Bundesstaat kann
sowohl den Gesamtstaat, wie auch die Gliedstaaten meinen.
Bürgerwehr
Auch "Miliz", in der Frz. Revolution "Nationalgarde". Bürgerwehren sind bewaffnete Verbände von
Bürgern, die meist in Revolutionszeiten geschaffen werden, um die Revolution gegen Angriffe der
Gegner der Revolution, z.B. der Fürsten und ihrer regulären Armeen, zu verteidigen und die
öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten.
Bürgerwehr
Die Bürgerwehr oder Bürgergarde ist ein im 19. Jahrhundert aus der Waffenplicht der Bürger zur
Verteidigung ihrer Stadt hervorgegangenes Militär. Die Bürgerwehren waren in der Märzrevolution
von entscheidender Bedeutung.
Bürger
Im Gegensatz zum Untertan, der nur die Befehle seines Herrschers entgegenzunehmen hat, ist der
Bürger Inhaber der Volkssouveränität, d.h., dass von ihm alle Gewalt im Staate ausgeht. Der Bürger in
diesem Sinne heißt auf Französisch "citoyen", in der Französischen Revolution redeten sich die
Revolutionäre auch so an.
Burschenschaften
Studentische Verbindungen mit unterschiedlichen Traditionen aus dem 18. und 19. Jh.. Es gibt
schlagende (Fechtkampf -> Schmiss (Narbe) im Gesicht) und nicht schlagende, Farben tragende und
nicht Farben tragende Verbindungen. Verbindungsmitglieder pflegen Geselligkeit oft in
Verbindungshäusern. Im Zusammenhang mit Restauration und Vormärz gehören die Burschenschaften
zu den Trägern liberaler und nationaler Forderungen und wurden deshalb zeitweise verboten.
Chauvinismus
Übersteigerter Nationalismus
Containment- Politik / Eindämmung
Eindämmungspolitik gegenüber dem Expansionsstreben der Sowjetunion und anderer
kommunistischer Staaten, formuliert in der Truman- Doktrin März 1947. Die Eindämmung soll mit
wirtschaftlichen, politischen, militärischen, ideologischen Mitteln, usw. geschehen.
Dawes-Plan
Der Dawes-Plan, banannt nach dem amerikanischen Bankier Charles G. Dawes, wurde auf der
Londoner Konferenz 1924 angenommen und brachte neben der Festlegung jährlicher Reparationsraten
(neuer Zahlungsmodus!) einen Kredit in Höhe von 800 Millionen Goldmark zur Stabilisierung der
Weimarer Republik.
Dekolonisierung:
Davon spricht man, wenn die Kolonien unabhängig werden. 1960 ist ein wichtiges Jahr in der
Dekolonisierung Afrikas.
Historische Fachbegriffe - 4
Demagogenverfolgung
Unter Demagogen versteht man in der Politik Volksverhetzer. In der Zeit der Restauration und des
Vormärz werden mit diesem Begriff Vertreter der liberalen und nationalen Bewegung herabgesetzt.
Unter der Demagogenverfolgung versteht man die Umsetzung der Karlsbader Beschlüsse von 1819.
Demokraten von 1848
Politische Strömung in der Tradition der radikaleren bzw. radikalen Phase der Frz. Revolution. Ruf
nach Verfassung, aber im Unterschied zu Liberalen Forderung nach Republik, allgemeinem
Wahlrecht, sozialen Maßnahmen des Staates (=Sozialstaat), Volksbewaffnung. Galten als radikal.
Demokratie
Die Demokratie, ursprünglich von Aristoteles abwertend im Sinne von "Herrschaft des Pöbels"
gebraucht, bezeichnete zunächst die direkte Volksherrschaft.
Demokratie
Volksherrschaft (Demos = griech. Volk; kratein = griech. herrschen); Staat mit Verfassung. Gegenteil:
Diktatur
deportieren
verschleppen, gewaltsam bzw. unter Anwendung von Zwang umsiedeln
Destruktivität
destruktiv = zerstörerisch
Deutscher Bund
Die deutschen Staaten schlossen sich 1815 auf dem Wiener Kongress locker im Deutschen Bund
zusammen, der Bundestag in Frankfurt am Main war ein ständiger Gesandtenkongress der deutschen
Staaten. Durch ein System von Personalunionen wurden auch ausländische Mächte in den deutschen
Bund einbezogen.
Dienstleistungsgesellschaft
Darunter versteht man eine Gesellschaft, in der die Wertschöpfung im Dienstleistungsbereich
("Tertiärer Sektor") die in der Landwirtschaft ("Primärer Sektor") und in der Industrie ("Sekundärer
Sektor") überwiegt. Vgl. auch Agrargesellschaft und Industriegesellschaft.
Diktatur des Proletariats
Im Marxismus verstanden als Staat der "Arbeiterklasse" (Arbeiterschaft) zur Unterdrückung ihrer
ehemaligen Unterdrücker, der so genannten "Kapitalisten" (Unternehmer), und zur
"Vergesellschaftung der Produktionsmittel" (Enteignung von Fabriken, Großgrundbesitz, Banken,
usw. Deren Überführung in Gemeineigentum, faktisch in die Hand des Staates). Marx und Engels
gehen davon aus, dass die Diktatur des Proletariats Ergebnis einer sozialistischen Revolution sein wird
und dass diese erst dann eintritt, wenn die übergroße Mehrheit der Bevölkerung aus "Proletariern"
(Arbeitern) besteht. Die Marxisten sprechen vom Absterben des Staates, weil mit der Enteignung der
"Kapitalisten" diese als Klasse absterben würden: "Absterben des Staates". Die Diktatur des Staates
kann so organisiert sein, dass Räte die Macht ausüben ("Räte- oder Sowjetsystem", auch
"Räterepublik" oder "Sowjetrepublik"; Räte und Sowjets sind dasselbe) oder dass eine Parteidiktatur
herrscht, die die Räte als selbstständige Machtorgane abschafft. Vergleiche "marxistisches
Staatsverständnis"
Diktatur
Gegenteil von Demokratie. Jemandem etwas "diktieren" im Sinne von jemandem etwas
"vorschreiben". Die Grund- bzw. Menschenrechte gelten nicht. Eine extreme Form ist der
Totalitarismus. Je nachdem, wer eine Diktatur ausübt, unterscheidet man z.B. eine "Parteidiktatur" von
einer "Militärdiktatur", usw. Man kann auch nach weltanschaulicher Richtung unterscheiden, z.B.
"kommunistische Diktatur" oder "nationalsozialistische Diktatur", usw.
Historische Fachbegriffe - 5
Diktatur
Unter einer Diktatur versteht man die Zwangsherrschaft durch eine Person, eine politische Partei, eine
Minderheit oder Gruppe von Menschen über ein Volk.
Dirigismus
Darunter versteht man ein Wirtschaftssystem, das gegen die Gesetze des Marktes systematisch
staatliche Eingriffen in die Wirtschaft durchführt, z.B. unter dem Nationalsozialismus, der damit die
Wirtschaft schnellstmöglich auf den Krieg vorzubereiten suchte.
Dolchstoßlegende
Von der politischen Rechten der Weimarer Republik gegen die Linke vertretene Behauptung,
Deutschland sei im Ersten Weltkrieg im Felde unbesiegt gewesen. Die Revolution von 1918 habe das
Heer von hinten erdolcht und habe so die Niederlage herbeigeführt. Die Dolchstoßlegende ist
erwiesenermaßen unwahr, Deutschland hatte militärisch seit Frühjahr 1918 (Tankangriff von Amiens)
keine Chance mehr, was die Oberste Heeresleitung intern wusste, weshalb sie auch einen
Waffenstillstand forderte. Die Dolchstoßlegende sollte von der Verantwortung der Rechten für die
Niederlage ablenken und die Linke zum Sündenbock machen.
Dreimächtepakt
Der Dreimächtepakt vom 27. September 1940 zielte auf eine "neue Ordnung" in Europa und darauf,
die USA aus dem Krieg herauszuhalten. Vertragspartner waren Deutschland, Italien und Japan. Bei
einem Angriff der USA auf einen der Unterzeichnerstaaten waren die anderen Unterzeichner zur
politischen, wirtschaftlichen und militärischen Unterstützung verpflichtet. Der Pakt wurde am 11.
Dezember 1941 nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor erweitert: Es sei keinem
Bündnispartner erlaubt, einen eigenständigen Waffenstillstand oder Frieden abzuschließen, eine
Bestimmung, die durch die deutsche Kapitulation vom 7./ 8. Mai 1945 von Japan als verletzt betrachtet
wurde.
Edikt
Erlass, Verwaltungsanordnung
Einfache Mehrheit / relative Mehrheit
Gewählt ist, wer die relativ meisten Stimmen erhält, aber nicht mehr als 50%. Vergleiche "absolute
Mehrheit".
Erbkaisertum
Das Kaisertum ist in einer Familie erblich, z.B. in der Familie der Habsburger oder der Hohenzollern.
Der Kaiser wird also nicht gewählt, sondern beim Tode eines Kaisers wird der/die Erbberechtigte
Nachfolger(in). Gegensatz zu Wahlkaisertum
Erbuntertänigkeit
Preußische Form der Leibeigenschaft
Europäische Integration
Zusammenwachsen Westeuropas unter dem Druck des Kommunismus und als Antwort auf die
Erfahrungen des Ersten und Zweiten Weltkriegs; auch Mittel, Deutschland einzubinden. Die
europäische Integration gewann zunehmende Eigendynamik und ist heute nicht mehr wegzudenken.
Ergebnis ist heute die Europäische Union (EU). Der westeuropäischen entsprach eine osteuropäische
Integration mit dem RGW, dem Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe, und dem Warschauer Pakt
(WP). RGW und WP verschwanden mit dem Untergang des Kommunismus.
Exekutive
Ausführende Gewalt. Sie hat sich an die von der Legislative verabschiedeten Gesetze zu halten. Zur
Exekutive gehören der Staats- und Regierungschef, die Minister, die Beamten z.B. der Finanz- und
anderer Ämter, die Polizei, das Militär. (executere = lat. ausführen)
Historische Fachbegriffe - 6
Expansion
Ausdehnung, Ausbreitung
Extremismus
Auch "Radikalismus". Bezeichnung für politische Bestrebungen, bestehende Verhältnis in radikaler
Weise (und oft mit radikalen Mitteln) zu verändern. Gemeint sind für das 20. Jahrhundert oft
Kommunisten (Linksextremismus, Linksradikalismus) oder Nationalsozialisten (Rechtsextremismus,
Rechtsradikalismus).
Faschismus
Lat. fasces waren Beile in Rutenbündeln, die den altrömischen Senatoren von sogenannten Liktoren
als Zeichen ihrer Würde voran getragen wurden. Movimento fascista (gesprochen: faschista) war die
Selbstbezeichnung der italienischen Faschisten, die 1922 ("Marsch auf Rom") unter Benito Mussolini
in Italien die Macht ergriffen. Als faschistisch wurden dann alle "Bewegungen" und Ideologien
bezeichnet, die folgende Merkmale aufwiesen: diktatorisches, oft totalitäres politisches System als Ziel
bzw., wenn an der Macht, als Realität; Führerprinzip; extremer Nationalismus und Antisozialismus
bzw. Antikommunismus; Antiliberalismus, also Ablehnung der Demokratie. kapitalistische Wirtschaft,
aber mehr oder weniger stark staatlich gelenkt im Sinne des angeblichen Volks- und Staatswohls;
überproportional hohe Anhängerschaft aus bürgerlichen Mittelschichten. Um hauptsächliche
Nutznießer und Drahtzieher zu bezeichnen und den Faschismus als Herrschaftssystem zu
kennzeichnen, hat man versucht, weitere Kennzeichen einzuführen. Der bekannteste Versuch in dieser
Hinsicht war die kommunistische Definition: Faschismus an der Macht sei "die offene terroristische
Diktatur der reaktionärsten, am meisten chauvinistischen, am meisten imperialistischen Elemente des
Finanzkapitals." Solche Versuche blieben aber umstritten. Wichtige faschistische Bewegungen waren
der italienische (Benito Mussolini, der spanische (Francisco Franco) und der deutsche Faschismus
(Adolf Hitler). Letzterer nannte sich Nationalsozialismus. Faschistische oder faschismusähnliche
Bewegungen waren aber in den 1930er Jahren in weiten Teilen Europas verbreitet.
Feudalismus
Im engeren Sinn die durch das Lehensrecht (Lehenswesen) gekennzeichneten Staaten. Im weiteren
Sinn das agrarisch (landwirtschaftlich) geprägte System, für das adliger und kirchlicher
Großgrundbesitz typisch ist, der an abhängige bzw. leibeigene Bauern verliehen wird. Am Grundbesitz
hängen Herrschaftsrechte und Privilegien, z.B. die Steuerfreiheit. Man spricht von Grundherrschaft.
Flexible Response:
Militärdoktrin der NATO in den 1960er und 1970er Jahren, als die Sowjetunion die USA mit
strategischen Waffen verwunden konnte. Es wird auf der Ebene militärisch geantwortet, auf der der
Feind angreift. Falls der Feind aber z.B. auf der konventionellen Ebene durch sein Übergewicht an
Panzern zum Erfolg zu kommen droht, wird auf die nächste Ebene eskaliert, also z.B. auf die atomartaktische Ebene. Das Konzept lässt also den ersteinsatz von Atomwaffen zu. Es grenz sich vom
Konzept der "massiven vergeltung" der 1950er Jahre ab, als die USA atomar noch nicht so verwundbar
waren.
Föderalismus
Föderalismus bezeichnet eine Staatsform, in der Gliedstaaten (Länder) einen Bundesstaat bilden. Seit
Montesquieu Bezeichnung für ein politisches Gestaltungsprinzip, wonach selbständige Einheiten auf
der Grundlage eines Zusammenschlusses eine staatliche Gemeinschaft als Ganzes bilden. Modellhafte
Form ist der Bundesstaat.
Föderalismus
Wenn Staaten einen Bundesstaat oder einen Staatenbund bilden, spricht man von Föderalismus. Vgl.
Zentralstaat
Historische Fachbegriffe - 7
Fraktion
Gruppe von Abgeordneten, normalerweise Mitglieder der gleichen Partei , zumindest aber vertreten sie
die gleiche politische Überzeugung. Sie vertreten ihre Interessen und Ziele im Parlament gemeinsam.
Freikorps
Rechtsextremistische Freiwilligenverbände von Offizieren und Soldaten, die sich nach dem Ersten
Weltkrieg nicht entwaffnen lassen wollten und in Zusammenarbeit mit der Reichswehr z.B. 1919 den
Spartakusaufstand und die Münchner Räterepublik niederschlugen. Freikorps waren z.B. auch am
Kapp-Putsch 1920 beteiligt sowie an anderen Aktionen.
Friedliche Koexistenz
Die Doktrin der friedlichen Koexistenz wird auf dem XX. Parteitag der KPdSU (Kommunistische
Partei der Sowjetunion) beschlossen und danach präzisiert. Sie reagiert auf die abgeschlossene
Blockbildung und das relative militärische Gleichgewicht - auch im atomaren Bereich - zwischen den
Blöcken und geht von folgenden Grundsätzen aus: (1) Ein friedliches Nebeneinanderbestehen von
Staaten mit unterschiedlicher Gesellschaftsordnung sei nicht nur möglich, sondern angesichts der
Gefahren von Kriegen im Atomzeitalter auch unumgänglich. (2) An die Stelle militärischer
Auseinandersetzung trete der wirtschaftliche Wettbewerb, in dem sich die Über- oder Unterlegenheit
eines Systems erweisen müsse. (3) Ungeachtet des friedlichen Nebeneinanderbestehens von Staaten
mit unterschiedlicher Gesellschaftsordnung gehe der ideologische Kampf unvermindert weiter. (4) Das
Bekenntnis zur friedlichen Koexistenz bedeute nicht die Aufgabe der weltrevolutionären Zielsetzung,
sondern solle im Gegenteil die Möglichkeiten für die Weltrevolution verbessern und sei damit nur eine
taktische Variante im internationalen Klassenkampf. (Punkte 1 - 4 aus: Informationen zur politischen
Bildung, Heft 245)
Fronen
Dienste, die ein Bauer wegen Leibeigenschaft zu leisten hatte. Mit den Bauernbefreiungen des 18. und
19. Jahrhunderts abgeschafft.
Genossenschaft
Genossenschaften sind ein gemeinsamer Betrieb ihrer Mitglieder. So können z.B.
Winzergenossenschaften den gemeinsamen Vertrieb ihrer Weine organisieren (Absatzgenossenschaft),
eine Genossenschaft kann im Interesse ihrer Mitglieder bestimmte Waren günstig einkaufen
(Bezugsgenossenschaft) oder günstige Kredite gewähren (Kreditgenossenschaft).
Gerichtsherr(schaft)
Wenn ein Grundherr zu Gericht sitzen, ist er Gerichtsherr, er übt die Gerichtsherrschaft aus.
Grundherrschaft, Leibherrschaft, Gerichtsherrschaft und Kirchenherrschaft treten oft in Kombination
miteinander auf.
Gesellschaftsvertrag
Es handelt sich um eine "Lehre, nach der das Entstehen und Bestehen des Staats auf eine freie
Vereinbarung der Bürger" (Meyers Lexikonverlag) zurückgeht. Damit wird Herrschaft nicht mehr
religiös (Gottesgnadentum), sondern "vernünftig" im Sinne der Aufklärung begründet. Wichtige
Theoretiker des Gesellschaftsvertrages sind Thomas Hobbes, John Locke und Jean Jacques Rousseau,
also die Denker, die für die Amerikanische und Französische Revolution die Stichworte gaben.
Gewaltenteilung
Aufteilung der ursprünglich ungeteilten Macht des absolutistischen Königs (absolute Monarchie) in
Legislative (gesetzgebende Gewalt), Judikative (Rechtsprechung) und Exekutive (ausführende Gewalt)
zwecks gegenseitiger Kontrolle, um den Bürger gegen Übergriffe des Staats zu schützen und so die
Grundrechte des Bürgers zu wahren.
Gewaltfreiheit
Verzicht auf Anwendung von Gewalt in der Politik.
Historische Fachbegriffe - 8
Gewaltfreiheit
Gewaltlosigkeit oder Gewaltfreiheit ist ein Prinzip, das Gewalt ablehnt und zu überwinden sucht und
dabei gleichzeitig Alternativen zu den kritisierten Zuständen entwickelt.
Gewerkschaft
Gewerkschaften sind Zusammenschlüsse lohn- und gehaltsabhängiger Unternehmer zur Vertretung
ihrer Interessen. In demokratischen Staaten besitzen Gewerkschaften als letztes Mittel das Streikrecht.
In Verhandlungen mit Unternehmerorganisationen, die als Gegengewicht zum Streik unter bestimmten
Umständen zur Aussperrung der Mitarbeiter aus dem Betrieb greifen dürfen, handeln sie Löhne und
Gehälter, Arbeitsbedingungen usw. aus, vgl. Tarifautonomie.
Glasnost
"Offenheit". Bestandteil der Politik Gorbatschows. Er wollte die Sowjetunion nach innen und außen
durchsichtiger machen und sie öffnen. So wurden z.B. die Medien demokratisiert und Dissidenten wie
Sacharow durften aus dem Exil zurückkehren.
Gleichgewicht
Wenn die Machtverhältnisse zwischen den Staaten ausgeglichen sind, spricht man von Gleichgewicht.
Die Hegemonie eines Staates soll vermieden werden.
Gottesgnadentum
Das Gottesgnadentum ist eine Begründung für monarchische Herrschaftsansprüche. Es findet seinen
Ausgangspunkt bei den Karolingern, speziell bei Karl dem Großen, der seine Herrschaft als römischer
Kaiser kirchlich legimiert sah und der sein Reichals Einheit von Staat, Kirche und Religion verstand.
Gottesgnadentum
Ein Herrscher regiert durch die Gnade Gottes.
Gottesstaat
Ein Staat, der nach den Regeln einer Religion aufgebaut ist. Wenn es eine Republik ist, spricht man
von einer Islamischen Republik (z.B. Islamische Republik Iran). Gottesstaaten sind mit
Menschenrechten unvereinbar, weil Religion nicht Privatsache ist.
Großdeutsche Lösung
Deutscher Nationalstaat mit Österreich. Gegensatz: kleindeutsche Lösung.
Grundherrschaft (Bäuerliche Leihe)
Grundherren verleihen wie oben Felder, Wiesen, landwirtschaftliche Gebäude an Bauern. Diese leisten
dafür Abgaben - z.B. Eier, Geflügel oder andere Naturalabgaben zu bestimmten festgelegten
Terminen; später auch Geld - und Dienste - z.B. Erntehilfe, Botengänge, usw. Die Bauern können in
diesem System persönlich entweder frei, hörig (minderfrei) oder leibeigen sein. Im Falle der
Leibeigenschaft sind die Dienste (Fronen) und Abgaben normalerweise höher, der/die Leibeigene ist
an den Boden gebunden und muss z.B. bei Heirat um die Erlaubnis des Herrn nachsuchen. Die Höhe
von Diensten und Abgaben schwankt je nach Zeit, Region und einzelner Abmachung.
Grundherr
Insofern ein Großgrundbesitzer Land zur Bewirtschaftung verleiht, ist er Grundherr. Mit dem
Grundbesitz verbunden sind Herrschaftsrechte (z.B. häufig Gerichtsherrschaft) und Privilegien
(Vorrechte). Vgl. Grundherrschaft. Grundherrschaft, Leibherrschaft, Gerichtsherrschaft und
Kirchenherrschaft treten oft in Kombination miteinander auf.
Grundrechte
In Rechtsform, also als Bestandteile von Verfassungen, heißen Menschenrechte "Grundrechte". Kein
nachgeordnetes Recht darf gegen sie verstoßen. Vgl. Menschenrechte
Historische Fachbegriffe - 9
Guerrillakrieg:
Kleinkrieg im Untergrund gegen eine Regierung oder Besatzungsmacht. La guerra = der Krieg, la
guerrilla = Verkleinerungsform
Hegemonie
Unter Hegemonie versteht man Vorherrschaft bzw. Überlegenheit einer Institution bzw. eines Staates,
einer Organisation usw. insbesondere in politischer und militärischer, aber auch in wirtschaftlicher und
kultureller Hinsicht.
Hegemonie
Vorherrschaft eines Staates über andere, z.B. Napoleons über das restliche Europa. Gegensatz zum
Gleichgewicht.
Heilige Allianz
Absichtserklärung der Monarchen von Österreich, Russland und Preußen vom 26. 9. 1815, die
Prinzipien der christlichen Religion zur Grundlage ihrer Innen- und Außenpolitik zu machen ("Bund
von Thron und Altar"). Obwohl bis auf England und den Kirchenstaat und natürlich das Osmanenreich
alle europäischen Staaten beitraten, zerbrach das antirevolutionäre Bündnis am Freiheitskampf der
Griechen und an den lateinischen Unabhängigkeitskriegen. Für Österreich, Preußen und Russland hatte
es bis 1848/49 Bestand und rechtfertigte Interventionen gegen revolutionäre Bestrebungen. Deshalb
gehört die Heilige Allianz zur Restauration nach 1815.
Hierarchie/ hierarchisch
Von oben nach unten aufgebaute Herrschaft.
ICBM:
Intercontinental Ballistic Missile = Interkontinentalrakete = Rakete mit sehr großer Reichweite, die die
Entfernung zwischen Kontinenten überbrücken kann
Ideologie
Abwertender Ausdruck für sogenannte "Weltanschauungen" politischer Bewegungen, z.B. für die
nationalsozialistische "Weltanschauung" oder den "historischen und dialektischen Materialismus" der
Kommunisten. Ideologien sind pseudowissenschaftlich, sie dürfen von ihren wirklichen oder
erzwungenen Anhängern nicht ernstlich hinterfragt werden.
Imperialismus
Imperium = lat. Reich. Politik, die auf die Bildung großer Reiche zielt. Fremde Gesellschaften sollen
abhängig gemacht werden, entweder indirekt mit wirtschaftlichen und politischen Mitteln oder direkt
als Kolonie (Kolonialismus). Aggressive Außenpolitik, verknüpft mit übersteigertem Nationalismus.
Kampf um Rohstoffe, Absatzmärkte (wirtschaftliche Krisen!) und militärstrategischen Einfluss.
Imperialismus
Unter Imperialismus versteht man die Bestrebungen eines Staates, die Herrschaft oder zumindest
Kontrolle über andere Länder oder Völker zu erringen und so sein Territorium zu vergrößern.
Letzteres kann über politische, ökonomische oder kulturelle Einflussnahme und Unterwerfung
geschehen.
Industrialisierung
Übergang von der vorwiegend landwirtschaftlichen (=agrarischen) Produktion zur vorwiegend
industriellen Produktion mit Fabriken und Antriebsmaschinen, z.B. der Dampfmaschine. Damit
verbunden sind schnelle Fortschritte in Wissenschaft und Technik. Erfindungen revolutionieren die
Produktion. Frühe Industriezweige, die die Industrialisierung fördern, sind Textilindustrie,
Eisenbahnbau, Kohle und Stahl. Maschinenbau, Chemie, Elektro usw. folgen. Arbeitskräfte ziehen
vom Land in die Stadt, die Städte wachsen, Stadt- und Industrielandschaften entstehen. Die
wirtschaftliche Theorie ist der Wirtschaftsliberalismus. In der Frühindustrialisierung herrscht der
Historische Fachbegriffe - 10
Familienbetrieb vor, es herrscht Konkurrenz. In der Hochindustrialisierung entstehen Konzerne, die als
Aktiengesellschaften organisiert sind. Oft versuchen sie, Märkte untereinander aufzuteilen oder
Preisabsprachen zu treffen. Die Banken werden immer wichtiger. In Deutschland halten sie auch
Industriebeteiligungen (Aktien). Man spricht von "Universalbanksystem". Die Staaten versuchen den
Export von Kapital und (Fertig)waren und den Import von Rohstoffen. Vor diesem Hintergrund
entsteht der Imperialismus.
Industrialisierung
Die Industrialisierung bezeichnet den Prozess des Übergangs von der Handarbeit zur Fabrikarbeit, der
sich auf Maschinen stützte, sowie die Verbreitung dieser neuen Produktionsweise in allen
Wirtschaftsbereichen.
Industriegesellschaft
Darunter versteht man eine Gesellschaft, in der die Wertschöpfung in der Industrie ("Sekundärer
Sektor") die der Wertschöpfung in der Landwirtschaft ("Primärer Sektor") und im
Dienstleistungsbereich ("Tertiärer Sektor") überwiegt. Vgl. auch Agrargesellschaft und
Dienstleistungsgesellschaft.
Industrielle Reservearmee
Bei Marx und Engels Begriff für die Arbeitslosen. Expandierende (sich ausbreitende) und
kontrahierende (sich zusammenziehende) Reservearmee = ansteigende oder fallende Zahl von
Arbeitslosen, je nach Konjunktur.
Inflation
Geldentwertung, die sich im Preisanstieg und im Kursverfall einer Währung zeigt. Zu unterscheiden
sind Nachfrageinflation (die Nachfrage überschreitet das Angebot und treibt so die Preise),
Angebotsinflation (verknapptes Angebot treibt die Preise), Kosteninflation (z.B. steigende
Lohnkosten, die durch keine entsprechende Produktivitätssteigerung ausgeglichen werden) und
importierte Inflation (z.B. durch überhöhte Rohölpreise auf dem Weltmarkt). In der Weimarer
Republik war 1923 das Anwerfen der Geldpresse ein zentraler Grund für die Inflation, wiederum
verursacht durch andere Faktoren (siehe Basiswissen Weimarer Republik).
INF-Vertrag:
Beschlossen 1987 auf dem Gipfel von Washington zwischen SU und USA. Der Vertrag sieht die
Abrüstung der Mittelstreckenraketen vor.
Integration
Zusammenschluss zu einer höheren Einheit
Irredenta
Nachdem der italienische Nationalstaat gegründet worden und Kolonien erworben waren, war Italien
bestrebt, folgende Gebiete zu erwerben: Trentino/Südtirol, Julisch-Venetien, Triest, Istrien, Fiume
(heute Rijeka). Diese Gebiete erhielt Italien mit Ausnahme Fiumes im Ergebnis des Ersten Weltkriegs.
Man spricht bei diesen gegen Österreich- Ungarn gerichteten Bestrebungen von Irredenta (Anschluss
abgetrennter Gebiete an Italien). Vgl. Risorgimento.
Islamistischer Fundamentalismus
Radikales Eintreten für die Grundsätze des extremistischen politischen Islam. Ziel ist die Errichtung
von Gottesstaaten (siehe oben) und die Bekämpfung des Westens und Israels mit allen, auch
terroristischen, Mitteln.
Judikative
Rechtsprechung. Die Justiz, v.a. die Richter. (ius = lat. das Recht; dicere = lat. sagen, sprechen) Die
Justiz ist gebunden an die Verfassung, insbesondere die Grundrechte, und an die übrigen von der
Legislative erlassenen Gesetze.
Historische Fachbegriffe - 11
Junker
Preußischer Adliger
Kabinett
Ein Kabinett ist die Regierung eines Landes und besteht aus den Ministern sowie einem Kanzler,
Premierminister oder einem (einer) anderen Kabinettschef(in).
Kapitulationen
(Im Osmanischen Reich: kapitelweise abgefasste Verträge entsprechend der folgenden Kapitulation:
Die erste Kapitulation wurde 1536 von Sultan Süleyman dem Prächtigen an Frankreich ausgestellt, um
den Außenhandel des Reiches anzuregen. Sie enthielt z.B. folgende Zusagen, die nachher auch an
andere europäische Mächte vergeben wurden: freie Schifffahrt und freier Handel zwischen den
Untertanen beider Reiche. Uneingeschränkte Gerichtsbarkeit französischer Konsuln über französische
Staatsbürger auf osmanischem Boden (Strafrecht, Privat-, insbesondere Handelsrecht).
Karlsbader Beschlüsse
Die „Karlsbader Beschlüsse“ (beschlossen 1819 als Reaktion auf die Ermordung des konservativen
Schriftstellers August von Kotzebue durch den Burschenschafter Karl Ludwig Sand; bis zur
Revolution von 1848 in Kraft) verbieten die Burschenschaften, unterstellen die Universitäten einer
ständigen polizeilichen Überwachung, führen die Zensur im gesamten Deutschen Bund ein, setzen eine
„Zentraluntersuchungskommission“ in Mainz zur Ermittlung von „revolutionären Umtrieben“ ein und
schaffen eine Exekutionsordnung, die es dem Bund erlaubt, militärisch in den Einzelstaaten zu
intervenieren, Einzelheiten vgl. hier.
Katholizismus, politischer
Entwickelt sich im 19. Jahrhundert als politische Gegenbewegung zu Liberalismus und Sozialismus. In
Deutschland organisierte er sich v.a. in der Zentrumspartei, kurz "Zentrum".
Kirchenherr(schaft)
Wenn ein Grundherr eine oder mehrere Kirchen besitzt und betreibt (Eigenkirchenrecht; heute
abgeschafft) ist er Kirchenherr. Grundherrschaft, Leibherrschaft, Gerichtsherrschaft und
Kirchenherrschaft treten oft in Kombination miteinander auf.
Klassenkampf
nach Marx und Engels eine Auseinandersetzung zwischen sozialen Klassen mit (angeblich oder
wirklich) unvereinbaren Interessen. Marx und Engels sehen beispielsweise zwischen Arbeitnehmern
(so genannten "Proletariern") und Arbeitgebern (so genannten "Kapitalisten") einen Klassenkampf, der
in die Diktatur des Proletariats und den Aufbau des Sozialismus münden müsse. Der Klassenkampf sei
der Motor der Geschichte (vergleiche "marxistisches Staatsverständnis").
Klasse
Gesellschaftliche Klassen unterscheiden sich nach Vermögen (Besitz) und Bildung
Kleindeutsche Lösung
Ein deutscher Nationalstaat ohne Österreich, in dem dann Preußen auf Grund seiner Größe und
politischen und militärischen Bedeutung vorherrscht. Gegensatz: großdeutsche Lösung.
Klerus
(Ehemaliger) Erster Stand, katholische Geistliche (Priester).
Kollektivschuld
Eine Gruppe von Menschen, z.B. die Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg, werden für schuldig
erklärt, z.B. der nationalsozialistischen Verbrechen. Ob es eine Kollektivschuld überhaupt geben kann
oder nur individuelle Schuld, ist umstritten.
Historische Fachbegriffe - 12
Kolonialismus
Der Ausdruck Kolonialismus bezeichnet die auf Erwerb und Ausbau von Kolonien gerichtete Politik
unter dem Gesichtspunkt des wirtschaftlichen, militärischen und machtpolitischen Nutzens für das
Mutterland bei gleichzeitiger politischer Unterdrückung und wirtschaftlicher Ausbeutung der
abhängigen Völker. Außerdem spielte die Missionierung und der Marxismus eine große Rolle.
Kolonialismus
Politik, die auf die Bildung von Kolonien zielt. Kolonien werden von einem sogenannten Mutterland
militärisch besetzt und verwaltet. Der Kultureinfluss des Mutterlandes verändert die Kultur in den
Kolonien. Wirtschaftliche Ausbeutung. Ansiedlung von Kolonisten (Beseitigung von
Arbeitslosigkeit!). Manche Kolonien sind nur Handelsstützpunkte unter der Flagge des Mutterlandes.
Kolonialismus ist eine Form des Imperialismus.
Kolonie
Gebiet, oft in Übersee, das von einer fremden Macht ("Mutterland") dauerhaft besetzt und
wirtschaftlich, kulturell und mit Hilfe einer Verwaltung beherrscht wird. Das "Mutterland" hisst die
eigene Flagge als Zeichen des Besitzanspruchs. Siedlungskolonie: Die Kolonie wird vom "Mutterland"
besiedelt.
Komintern
Kommunistische Internationale; Zusammenschluss aller kommunistischen Parteien (KPs) nach dem
Ersten Weltkrieg 1919 mit Sitz in Moskau. Die KPs waren faktisch Befehlsempfänger der KPdSU
(Kommunistischen Partei der Sowjetunion), die auf diese Weise ein Instrument ihrer Außenpolitik in
der Hand hielt. 1943 löste Stalin die Komintern wegen seiner Zusammenarbeit mit den Westmächten
im Zweiten Weltkrieg gegen Hitler (Anti-Hitler-Koalition) auf.
Kommunismus
Revolutionäre Spielart des Sozialismus, geht zurück auf Karl Marx und Friedrich Engels bzw. deren
Vorläufer. Vergleiche revolutionäre Richtung des Sozialismus.
Konkordat
Ein Vertrag zwischen einem Staat und dem Vatikan, lat. concordia = Eintracht, Übereinkunft
Konservatismus
Conservare = lat. bewahren. Der Konservatismus betrachtet den Staat als etwas Individuelles,
organisch Gewachsenes, das nicht nach einem (z.B. liberalen) Schema verändert werden darf.
Reformen ja, aber langsam und ohne Bruch mit dem Gewordenen. Familie, Religion, Tradition,
Herkommen, Brauch als wichtige Begriffe. Im 19.Jh. gegen Aufklärung, Rationalismus, Liberalismus.
Im 19. Jh. Orientierung am Absolutismus, aber mit Zugeständnissen an modernere Zeiten. Im 20. Jh.
Anpassung an die Verhältnisse, z.B. Republik, allgemeines Wahlrecht, Sozialstaat, aber Betonung der
oben genannten Werte.
Konstitutionelle Monarchie
Es herrscht Gewaltenteilung. Der Herrscher ist als Haupt der Exekutive Regierungschef. Die
Legislative wird durch ein Parlament gebildet. Zensuswahlrecht. Volkssouveränität statt
Gottesgnadentum.
Konventionelle Waffen:
Herkömmliche Waffen, im Gegensatz zu atomaren, biologischen und chememischen Waffen
KSZE:
Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa: Sicherheitsforum westlicher und östlicher
Staaten zur Beförderung des Friedens in Europa in den 1970er Jahren. 1975 Verabschiedung der
Schlussakte von Helsinki.
Historische Fachbegriffe - 13
Legalität
Gesetzmäßigkeit, nicht zu verwechseln mit Legitimität.
Legislative
Gesetzgebende Gewalt, in demokratischen Ländern heute ausgeübt durch vom Volk gewählte
Vertreter. Die Gesetze werden in einem Parlament, z.B. dem Deutschen Bundestag, beschlossen. In
demokratischen Staaten dürfen sie den Grundrechten nicht widersprechen. Lex (lat. = das Gesetz; im
Genitiv: legis)
Legitimität
Rechtfertigung von Herrschaft durch höhere Werte und Grundsätze, nicht zu verwechseln mit
Legalität. Die monarchische Legalität beruht, sofern es keine Verfassung mit Volkssouveränität gibt
(zum größeren Teil bis ins 19. Jahrhundert), auf dem Gottesgnadentum.
Lehenswesen
Mittelalterliche Herrscher verleihen Rechte, Felder, Wiesen, landwirtschaftliche Gebäude samt
dazugehörigen Menschen an ihre Gefolgsleute, die sogenannten Vasallen. Diese leisten im Gegenzug
einen Treueid, Kriegsdienst und unterschiedliche Verwaltungsaufgaben. Hintergrund ist die Tatsache,
dass die früh- und zum Teil die hochmittelalterliche Wirtschaft im Vergleich zum Römischen Reich
kaum Geld kennt ("Naturalwirtschaft"). So muss man Dienstleistungen mit dem entlohnen, was man
hat: eben mit Land, Leuten, usw., siehe oben. Der für die antiken Staaten typische, mit Geld entlohnte
Beamte verschwindet zunächst. Vasallen können vom Lehensherrn verliehene Lehen weiterverleihen.
So entsteht eine sogenannte "Lehenspyramide".
Leibeigenschaft, Leibeigene
Leibeigene sind im System der Grundherrschaft in besonderer Weise Abhängige. Im Falle der
Leibeigenschaft sind die Dienste (Fronen) und Abgaben normalerweise höher als bei freien Bauern,
der/die Leibeigene ist an den Boden gebunden und muss z.B. bei Heirat um die Erlaubnis des Herrn
nachsuchen. Wenn Leibeigene existieren oder wenn jemand leibeigen ist, spricht man von
Leibeigenschaft
Leibherr(schaft)
Besitzt ein Grundherr Leibeigene, ist er Leibherr. Man spricht von Leibherrschaft. Grundherrschaft,
Leibherrschaft, Gerichtsherrschaft und Kirchenherrschaft treten oft in Kombination miteinander auf.
Liberalismus
Politische Strömung in der Tradition der gemäßigten Phase der Frz. Revolution. Der Liberalismus ruft
nach einer Verfassung. "Freiheit". Im 19.Jh. Ruf nach der Konstitutionellen Monarchie. Im 19. Jh.
unterstützt vom besitzenden und gebildeten Bürgertum.
Im 20. Jh. Anpassung an die Verhältnisse, z.B. Republik, allgemeines Wahlrecht, sogar in gewissem
Maße Sozialstaat, aber Betonung der Menschen- bzw. Grundrechte und des Rechtsstaats.
Liberalismus
Unter Liberalismus wird eine in der Aufklärung entstandene freiheitliche Gesinnung und politischphilosophische Lehre verstanden.
Politische Bewegung die Ihre Wurzeln in der Aufklärung hat. Freiheit und Selbstbestimmung des
Individuums, im 19. Jahrhundert gegen die Privilegien des Adels. Religions- Meinungs-, PresseGewerbefreiheit. Umwandlung des absolutistischen Staat in den Verfassungsstaat.
Linke
Die Linke: Bezeichnung für Anhänger der Sozialisten (Sozialismus). Der Ausdruck kommt von der
Sitzordnung der Parteien im Parlament (vom Parlamentspräsidenten aus gesehen). Vgl. auch "Mitte"
und "Rechte".
Historische Fachbegriffe - 14
Loyalität, loyal
Treue gegenüber jemandem
Marxistisches Staatsverständnis
Der Marxismus sieht den Staat als Instrument einer herrschenden Klasse zur Ausbeutung und
Unterdrückung der anderen Klassen. Das gilt nicht nur für die Staaten des 19. Jahrhunderts, sondern
auch für die Parlamentarische Demokratie des 20. Jahrhunderts. Diese wird trotz des allgemeinen
Wahlrechts von den Marxisten als eine Form der Herrschaft der Bourgeoisie ("Monopolbougeoisie")
gewertet, da der "Kapitalismus" erhalten bleibe. Auch die Diktatur des Proletariats wird als
Unterdrückungsinstrument verstanden, aber auf Zeit ("Absterben des Staates").
Massive Vergeltung:
Militärisches Konzept der NATO, das androht, schon bei kleinen Übergriffen gegebenenfalls auf
höchster atomarer Ebene zu antworten. Das Konzept war nur glaubhaft, solange die Sowjetunion nicht
im Stande war, die USA mit strategischen Waffen ernsthaft zu treffen. Als diese Voraussetzung nicht
mehr bestand, wurde es durch die "flexible response" (siehe oben) abgelöst.
Menschenrechte
Die angeborenen unveräußerlichen Rechte jedes Menschen. Menschenrechte sind stehen über den
Rechten des Staates, sind also höher gestellt. Beispiele für Menschenrechte sind:
Recht auf Leben, Unversehrtheit und Sicherheit
Recht auf (Meinungs-, Glaubens-, Gewissens-)Freiheit
Eigentum
Verbot rassistischer, geschlechtlicher, religiöser, politischer und sonstiger Diskriminierung und
Verfolgung
Recht auf Widerstand gegen Unterdrückung
Freizügigkeit
Versammlungsfreiheit
Vereinigungs- und Koalitionsfreiheit (d.h. auch Streikrecht)
Wahlrecht
Recht auf Erwerbsmöglichkeit und gerechten Lohn (wird nicht immer dazu gerechnet)
Recht auf Bildung
In Rechtsform, also als Bestandteile von Verfassungen, heißen Menschenrechte "Grundrechte". Kein
nachgeordnetes Recht darf gegen sie verstoßen.
Merkantilismus
Der Merkantilismus war das vorherrschende Wirtschaftssystem im Zeitalter des Absolutismus im
16./18. Jahrhundert. Er löste die mittelalterliche Zunft- und Stadtwirtschaft ab und ist verbunden mit
der Herausbildung homogener Volkswirtschaften. Der bedeutendste Vertreter war der französische
Oberintendant Jean-Baptiste Colbert. Deshalb wird der Merkantilismus auch manchmal Colbertismus
genannt.
Merkantilismus
Wirtschaftssystem aus der Zeit des Absolutismus mit dem Ziel erhöhter Staatseinnahmen für Hof und
Armee. Merkmale und Grundsätze: Einfuhr billiger Rohstoffe aus Kolonien mit eigenen Schiffen;
Export von Fertigwaren; Rohstoffe sollen nicht exportiert, sondern im eigenen Land verarbeitet
werden; Herstellung von Fertigwaren in Manufakturen; Zollmauer gegen Einfuhr von Fertigwaren;
aktive Handelsbilanz; einheitlicher Binnenmarkt; Ausbau der Infrastruktur (Straßen, Kanäle);
Eingreifen des Staates in die Wirtschaft. Staat tritt auch als Unternehmer auf. Die Landwirtschaft
erfuhr keine Dynamisierung.
Historische Fachbegriffe - 15
Militarismus
Wenn das Militär bzw. militärische Formen Denken und Alltag bestimmen, spricht man von
Militarismus. Der Militarismus neigt zu aggressiver Außenpolitik.
Miliz
Siehe Bürgerwehr
Millet
Eine "Millet" im Osmanischen Reich war eine christliche oder jüdische Religionsgemeinschaft mit
Minderheitenstatus. Juden und Christen galten als Schutzbefohlene (dhimmi) gemäß Koran Sure 9,
Vers 29, weil sie die islamische Herrschaft anerkannten, aber Waffen durften sie nicht tragen. Das hieß
praktisch: Angehörige einer Millet mussten nicht an den Kriegen teilnehmen, was ihnen die Ausübung
von Handel und Gewerbe im Unterschied zu den Muslimen, die ständig für Kriege bereit stehen
mussten, erleichterte. Als Gegenleistung für die Befreiung vom Militärdienst mussten MilletAngehörige eine Kopfsteuer (Cizye) bezahlen. Die Millet besaßen das Recht auf Selbstverwaltung und
Rechtsprechung unter die Leitung religiöser Oberhäupter. Sie durften ihre Religion frei ausüben, aber
wirksamer Rechtsschutz für ihr Eigentum existierte ebenso wenig wie für die Muslime selbst. Der
Boden gehörte formal dem Staat.
Mittelstreckenraketen:
Raketen mittlerer Reichweite bis ca. 2.200 km, z.B. die sowjetische SS 20.
Mitte
"Die Mitte" bzw. "Parteien der Mitte": Politischer Ausdruck für Parteien, die vom
Parlamentspräsidenten aus gesehen in der Mitte saßen, z.B. bürgerliche Liberale. Auch
gleichbedeutend mit "gemäßigte Parteien". Vergleiche "Linke" und "Rechte"
Monarchie
Die Monarchie ist eine Staats- und Regierungsform, bei der eine Einzelperson eine oft von einem Gott
abgeleitete Autorität zugesprochen wird, die ihre Herrschaft über den persönlichen Machtbesitz hinaus
legitimiert.
Monarchie
Staat mit einem Herrscher (Fürst, König, Kaiser, usw.) an der Spitze
Monarchisches Prinzip
Nach diesem Prinzip gibt es weder Gewaltenteilung noch Volkssouveränität, sondern alle Gewalt liegt
in der Hand des Monarchen (Absolutismus). Dieser kann eine Verfassung im Sinne einer
Einschränkung seiner Gewalten gewähren, aber er herrscht damit nicht im Namen des Volkes und
einer Verfassung.
Monopol
Unternehmen, das den ganzen Markt einer Branche beherrscht. In der marxistischen Begrifflichkeit oft
anderer Begriff für Großkonzern.
Mudschaheddin:
Islamischer (bewaffneter) Kämpfer
Nachtwächterstaat
Nachtwächterstaat ist die von Ferdinand Lassalle geprägte Bezeichnung für denjenigen Staat, der nach
Meinung des Manchesterliberalismus nur noch für innere und äußere Sicherheit - für den
Nachtwächter - zuständig sei. Der freie Markt wird nicht durch Sozialpolitik oder Wirtschaftspolitik
beeinflusst, der Staat nimmt die Rolle eines reinen Rechtshüters ein.
Historische Fachbegriffe - 16
Napalm:
Brandwaffe, erstmals im Zweiten Weltkrieg eingesetzt. Im Vietnamkrieg häufig eingesetzt.
Nationalismus
Nation als Gruppe mit gemeinsamer Sprache, Geschichte und Kultur. Ruf nach dem Nationalstaat.
Vgl. Chauvinismus. Wenn der Ruf nach dem Nationalstaat fehlt oder dieser bereits verwirklicht ist
(keine traditionswidrige Veränderung der Landkarte!), ist der Nationalismus auch mit dem
Konservatismus vereinbar. In der französischen Tradition verknüpft sich der Nationalismus mit den
liberalen Errungenschaften der Französischen Revolution. Die Nation ist die Summe der
wahlberechtigten Bürger, von denen alle Gewalt im Staate ausgeht (Volkssouveränität).
Nationalismus
Nationalismus bezeichnet eine politische Ideologie, die Ruhm, Wohlergehen, Macht und meist auch
Überlegenheit der eigenen Nation in den Mittelpunkt stellt. Dabei wird die Nation häufig mit Begriffen
wie Volk, Kultur, ethnische Abstammung, Territorium, Staat oder Religion gleichgesetzt. Ein
Nationalist benutzt einzelne oder alle dieser Attribute, um die Gruppe, der er sich zugehörig fühlt,
gegenüber anderen Gruppen hervorzuheben, zu überhöhen und zu idealisieren.
Nationalstaat
Staat auf der Grundlage der Nation. Er umfasst im Idealfall alle Mitglieder einer Nation. Folge im
19.Jh.: Umwälzung der Landkarte. Gegen Vielzahl kleiner Staaten z.B. in Deutschland und Italien;
gegen Vielvölkerstaaten.
Nationalversammlung
Versammlung von gewählten Volksvertretern zur Ausarbeitung eines Verfassung.
NATO:
North Atlantic Treaty Organisation = Nordatlantische Vertragsorganisation (Nordatlantikpakt).
Westliches Militär - bzw. Verteidigungsbündnis, das nach dem Untergang der SU eine Erweiterung
und Wandlung durchmacht.
NATO-Doppelbeschluss:
Beschluss der NATO aus dem Jahre 1979: entweder sowjetische Abrüstung der SS 20
Mittelstreckenraketen oder westliche Nachrüstung mit eigenen Mittelstreckenwaffen (Pershing 2 und
Cruise Missiles). Die Nachrüstung erfolgte tatsächlich, 1987 aber INF-Vertrag.
Obrigkeitsstaat
Bezeichnung für einen autoritären, hierarchisch geordneten Staat, in dem die Bürokratie einem
unmündig gehaltenen Bürger gegenüber steht. Z.B. abwertend für das deutsche Kaiserreich verwendet.
Offizierskorps
= die Gesamtheit aller Offiziere der Streitkräfte.
OHL
Obertse Heeresleitung: Im Ersten Weltkrieg Oberkommando der deutschen Streitkräfte, das dem
Kaiser direkt unterstand. 1916 wird Paul von Hindenburg zusammen mit Erich Ludendorff Chef der
OHL, die in der Folge die wesentlichen Entscheidungen über Kriegführung und Kriegsziele fällte und
auch politisch immer mächtiger wurde (Sturz des Reichskanzlers Bethmann Hollweg 1917).
OSZE:
Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa: Fortsetzung und Verstetigung der KSZE,
s.o.
Paramilitärisch
halbmilitärisch bzw. dem Militär ähnlich
Historische Fachbegriffe - 17
Pariser Vorortverträge
Der Versailler Vertrag (Friedensvertrag mit Deutschland), der Vertrag von Saint- Germain- en- Laye
(Friedensvertrag mit Österreich), der Vertrag von Trianon (Friedensvertrag mit Ungarn), der Vertrag
von Neuilly- sur- Seine (Friedensvertrag mit Bulgarien) und der Vertrag von Sèvres (Friedensvertrag
mit dem Osmanischen Reich). Alle Friedensverträge wurden nach dem Ende des Ersten Weltkrieges in
Vororten von Paris geschlossen.
Parlamentarische Demokratie
Politisches System mit Gewaltenteilung und allgemeinem, gleichem und geheimem Wahlrecht. Das
Parlament als Organ der Gesetzgebung ist entscheidend. Der Staatsform nach kann es sich um eine
Parlamentarische Republik oder um eine Parlamentarische Monarchie (Monarchie) handeln. Vgl.
Demokratie
Parlamentarische Monarchie
Form der Monarchie. Der Herrscher übernimmt nur noch Repräsentationsaufgaben. Chef der
Regierung ist z.B. ein Kanzler oder Premierminister. Allgemeines, gleiches und geheimes Wahlrecht.
Parlamentarismus
Ein Regierungssystem, bei dem dem Parlament die zentrale Rolle zukommt, vgl. Parlamentarische
Demokratie.
Parlament
Nach Zensuswahlrecht oder allgemeinem Wahlrecht gewählte Volksvertretung, z.B. der Deutsche
Bundestag oder der Landtag von Baden-Württemberg. Parlamente beschließen allein oder mit anderen
Verfassungsorganen die Gesetze, gehören also zu Legislative (siehe Gewaltenteilung).
Partei
Organisation politisch gleich gesinnter Menschen, die bestimmte wirtschaftliche, gesellschaftliche und
politische Ziele verfolgen. Diese sind oft in Parteiprogrammen festgelegt. Parteien wollen Regierungen
stellen, allein oder mit anderen. Man unterscheidet beispielsweise Klassenparteien, die die Interessen
einer bestimmten Klasse (z.B. der Arbeiter) verfolgen, moderne Volksparteien, die eine möglichst
große Wählerschaft aus möglichst allen Klassen und Schichten der Gesellschaft zu gewinnen
versuchen, und andere, z.B. konfessionelle Parteien (z.B. katholische Zentrumspartei, ...).
Partisan(enkrieg)
Widerstandskämpfer in einem besetzten Gebiet, der aber kein regulärer Soldat ist, für deshalb auch
nicht der Schutz der Haager Landkriegsordnung nur sehr eingeschränkt gilt. Ein Partisan wird im Fall
der Gefangennahme nicht als regulärer Gefangener behandelt. Andere Bezeichnungen sind:
Freischärler, Untergrundkämpfer, Guerillero. Partisanenkriege wurden in der europäischen
Kriegsgeschichte v. a. in Russland gegen Napoleon und Hitler, in Jugoslawien ebenfalls gegen Hitler
geführt. Starke Partisanentätigkeit im Zweiten Weltkrieg gab es auch in Frankreich (résistance) und
Italien (resistenza) und in Griechenland.
Perestroika
Russ. = "Umbau". Schlagwort für die Politik des Umbaus in der Sowjetunion. Gorbatschow wollte den
Sozialismus erhalten, aber nicht in stalinistischer Form. Er wollte mehr Transparenz (Glasnost) und
Effizienz, mehr Produktivität und Eigenverantwortung.
Personalunion
Gemeint ist hier, dass ein Herrscher gleichzeitig an der Spitze mehrer Staaten stehen kann, wobei diese
aber staatsrechtlich selbstständig bleiben. Das Gegenteil ist die Realunion.
Pluralismus
liegt vor, wenn in einem politischen System unterschiedliche politische Interessen, Gruppierungen,
Parteien, Meinungen mit einander konkurrieren. Plural = Mehrzahl. Adjektiv: pluralistisch.
Historische Fachbegriffe - 18
Politik der Stärke
Politik der Aufrüstung und des kalkulierten Zwanges mit dem Ziel, den Zusammenbruch der
kommunistischen Staaten herbeizuführen, aber ohne Krieg.
Präsidialkabinette
Als nach dem Auseinanderbrechen der Regierung Müller im März 1930 und den Septemberwahlen
1930 im Reichstag keine Mehrheiten mehr für eine Regierungsbildung zustande kamen und auch
Einigung über wichtige Gesetze kaum herzustellen war, setzte Reichspräsident Paul von Hindenburg
Reichskanzler ein, die mit den jeweiligen Regierungen (=Kabinetten) von ihm abhängig waren und
vom Reichstag toleriert (geduldet) wurden. Statt mit vom Reichstag beschlossenen Gesetzen wurde
mit vom Reichspräsidenten erlassenen Notverordnungen nach Artikel 48 der Weimarer Verfassung
regiert, der Reichstag selbst trat immer seltener zusammen, was eine enorme Steigerung der Macht der
Exekutive bedeutete (vgl. Gewaltenteilung).
Privilegien
Vorrechte, im Rahmen der Ständeordnung z.B. häufig Steuerfreiheit, gesonderte Gerichtsbarkeit, usw.
Proklamation
Ausrufung, Bekanntmachung, Verkündigung, z.B. Proklamation des Kaiserreichs im Spiegelsaal des
Schlosses von Versailles.
Proletariat
proles = lat. Nachkommenschaft. Bei den Römern die armen Leute, deren Vermögen nicht ausreichte,
den Mindeststeuersatz zu zahlen. Bei Marx und Engels Bezeichnung für die Arbeiterschaft.
Protektionismus
Staat schützt die einheimische Wirtschaft durch Zollmauern wie im Merkantilismus oder durch
Währungsmaßnahmen.
Puddelverfahren
Verfahren zur Stahlherstellung, 1784 in Großbritannien erfunden.
Putsch:
Unrechtmäßiger, meist gewaltsamer Umsturz zur Übernahme der Regierungsgewalt durch eine
Minderheit, oft das Militär.
Radikalismus, radikal
Vgl. "Extremismus".
Rassismus
Theorien bzw. Einstellungen, die kulturelle Fähigkeiten und historische Entwicklungen auf biologische
Ursachen zurückführen und im Zusammenhang damit die Unter- oder Überlegenheit von
menschlichen Rassen behaupten. Das führt in der Praxis zu Herabsetzung und rechtlicher
Minderstellung von ganzen gesellschaftlichen Gruppen und zu rassischer Verfolgung, die bis zum
Völkermord gehen kann. Bekanntestes Beispiel für eine rassistische Theorie ist der Antisemitismus. In
der NS-Ideologie wurden auch die Slawen als angeblich "rassisch minderwertig" zu sogenannten
"Untermenschen" erklärt. Aber auch bei der Behandlung farbiger Völker im Zusammenhang mit
Imperialismus und Kolonialismus spielt der Rassismus eine zentrale Rolle.
Räterepublik
Siehe Diktatur des Proletariats
Räte
Siehe Sowjets
Historische Fachbegriffe - 19
Realunion
Gemeint ist , dass ein Herrscher mehrere ehemals selbstständige Staaten nun unter seiner Krone
staatsrechtlich zusammenfasst. Gegenteil ist die Personalunion.
Rechte
"Die Rechte" oder "Parteien der Rechten": Konservative, auch rechtsextreme Parteien. Der Ausdruck
kommt von der Sitzordnung der Parteien im Parlament (vom Parlamentspräsidenten aus gesehen). Vgl.
"Linke" und "Mitte".
Rechtsstaat
Es gelten die Grund- und Menschenrechte. Die Rechte des Bürgers werden gegen Übergriffe des
Staates im Rahmen einer Verfassung geschützt.
Reformerische Richtung des Sozialismus
Die reformerische Richtung des Sozialismus besteht auf Reformen im Rahmen des bestehenden
Staates. Um diese zu erreichen, fordert sie das allgemeine Wahlrecht und versucht mit Hilfe von
Arbeiterparteien Einfluss auf die Gesetzgebung zu nehmen. Dabei geht es z.B. um
Sozialversicherungsgesetze, usw. Das Ziel ist ein Sozialstaat. Ein wichtiger Begründer der
reformerischen Richtung in Deutschland ist Ferdinand Lassalle.
Reichswehr
Die Streitkräfte der Weimarer Republik, im Nationalsozialismus umgewandelt in die "Wehrmacht".
Reparationen
Kriegsentschädigungen. Das Wort leitet sich ab von lat. reparare = wieder herstellen, reparieren. Im
Versailler Vertrag wurden Deutschland Reparationen auferlegt, die mit Deutschlands im Vertrag
festgeschriebener Kriegsschuld begründet wurden. Sie waren ein Zentralproblem der Außenpolitik der
Weimarer Republik. Auch die anderen Verlierer des Ersten Weltkrieges bezahlten Reparationen. Nach
dem Zweiten Weltkrieg zahlte Deutschland wiederum Reparationen, zuerst aus den Besatzungszonen,
dann bezahlten BRD und DDR bis 1954.
Republik
Die Republik ist eine Staatsform, in der das Staatsoberhaupt gewählt wird, im Gegensatz zur
Monarchie also nicht durch Erbfolge auf den Kreis der Familie des Monarchen beschränkt ist. Die
Wahl kann direkt durch das Volk (z.B. in den USA oder Frankreich) oder durch Repräsentanten des
Volkes (z.B. in Deutschland) erfolgen.
Republik
Staat ohne Herrscher an der Spitze. Staatsoberhaupt ist normalerweise ein Präsident; Gegenbegriff zu
Monarchie
Restauration
Wiederherstellung eines früheren Zustandes in identischer oder abgewandelter Form. Auch
Bezeichnung für die Epoche zwischen dem Wiener Kongress 1815 und der Revolution von 1830, in
der die Monarchen mit Hilfe des "Systems Metternich" ihre alte Herrschaft, die durch die Französische
Revolution und Napoleon gefährdet waren, wieder aufrichteten. Siehe auch "Heilige Allianz".
Revolutionäre Richtung des Sozialismus
Die revolutionäre Richtung des Sozialismus sieht im Staat ein Mittel der herrschenden Klasse(n) zur
Unterdrückung und Ausbeutung der Arbeiter. Der Staat sei nicht reformbereit bzw. -fähig. Hintergrund
sind die konstitutionellen Monarchien mit ihrem Zensuswahlrecht. Nur eine sozialistische Revolution
mit dem Ziel, die Macht im Staat zu ergreifen, eine Diktatur des Proletariats (=der Arbeiterschaft) zu
errichten und die kapitalistischen "Ausbeuter" zu enteignen, könne den Arbeitern Freiheit und
Wohlstand bringen. Die Klassen würden nach einiger Zeit absterben, statt eines Staates gebe es dann
nur noch eine Selbstverwaltung aller Bürger und allgemeines Wohlergehen.
Historische Fachbegriffe - 20
Risorgimento
Italienisches Einigungsbestreben im 19. Jh., das zur Gründung des italienischen Nationalstaats durch
eine Reihe von kriegen analog zur deutschen Einigung führt, vgl. Irredenta.
Roll back:
Politik des "Zurückrollens" des kommunistischen Gebietes, praktiziert während des Koreakriegs.
Rüstungsbegrenzung:
Begrenzung der Rüstung , aber keine Abrüstung (siehe oben)
SALT:
Strategic Arms Limitation Talks = Gespräche über die Begrenzung strategischer Waffen. Zwischen
1969 und 1979 zwischen der Sowjetunion und USA geführte Abrüstungsverhandlungen. SALT 1
(1972) begrenzte die Anzahl der strategischen Waffen, SALT 2 (1979) legte die Verminderung des
gesamten strategischen Potenzials fest, wurde aber von den USA wegen des sowjetischen Einmarschs
in Afghanistan nicht ratifiziert. Beide Großmächte hielten sich aber daran.
SEATO:
South East Asian Treaty Organisation = Gegenstück zur NATO in Südostasien 1954 - 1975
Separatismus
von lat. separare = trennen. Bestrebung, Teile eines Staatsgebiets aus diesem zu lösen.
SLBM:
Sea Launched Ballistic Missile = Seegestützte (Interkontinental)rakete, also eine Rakete, die von
einem U-Boot aus verschossen wird; im Gegensatz zu einer landgestützten Rakete, die aus einem
Bunker oder von einer beweglichen Lafette aus verschossen wird.
Soldatenräte
Siehe Sowjets
Solidarität
Zusammengehörigkeitsgefühl auf der Grundlage einer gemeinsamen Gesinnung, die zu gemeinsamem
Handeln im gemeinsamen Interesse führt.
Sowjetisierung
Die Einflussnahme dert Sowjetunion auf die Gestaltung der Staaten in ihrem Einflussgebiet in
Osteuropa nach dem II. Weltkrieg ("Satellitenstaaten"). Diese Staaten sollten nach sowjetischem
Vorbild umgestaltet werden. Dieser Prozess konnte langsam und zunächst nicht vollständig oder rasch
und vollständig geschehen. ("Vollsowjetisierung" = vollständige Sowjetisierung)
Sowjetrepublik
Siehe Diktatur des Proletariats
Sowjets
Der russische Begriff bedeutet "Räte". Gemeint sind Vertretungen von Arbeitern ("Arbeitersowjet"),
Bauern ("Bauernsowjet") und Soldaten ("Soldatensowjet"). Diese beschließen und vollziehen Gesetze,
beanspruchen also staatliche Gewalt. Zusammensetzung und Stimmrecht sind oft willkürlich, vor
allem auf unterer Ebene. Die Sowjets verstehen sich als politische Interessenvertretungsorgane der
Arbeiter, Bauern und Soldaten. Dementsprechend sind sie zusammengesetzt. Man findet dort weder
sogenannte "Kapitalisten" noch Großgrundbesitzer noch Geistliche (Im letzteren Falle sind
Ausnahmen selten). Sowjets verstehen sich deshalb oft als Organe der Diktatur des Proletariats
(Arbeiterschaft) und der (kleinen) Bauernschaft. Im Unterschied zu einem parlamentarischdemokratischen System besteht weder Gewaltenteilung noch allgemeines, gleiches und geheimes
Wahlrecht noch Minderheitenschutz. Es kommt ja gerade darauf an, die besitzende(n) und politisch
Historische Fachbegriffe - 21
einflussreiche(n) "herrschende(n) Klasse(n)" zu unterdrücken, (vgl. das marxistische
Staatsverständnis). Sowjets sind also eine Organisationsform der Diktatur des Proletariats.
Soziale Frage
Die sogenannte "Soziale Frage" gehört in den Bereich der frühen Industrialisierung. Kennzeichen sind
überlange Arbeitszeiten von 14 - 16 Stunden, extrem niedrige Löhne, Kinderarbeit, Frauenarbeit,
katastrophale Wohnverhältnisse, Alkoholismus und Krankheiten, keinerlei Versicherungsschutz gegen
Unfall oder Krankheit, keine gesetzliche Altersversicherung, kein Kündigungsschutz, keine
Gewerkschaften, Streikverbot usw. Erst mit fortschreitender Industrialisierung entsteht ein Sozialstaat
Sozialisieren
In das Eigentum der Gesellschaft überführen (= vergesellschaften, verstaatlichen). Gegenteil von
privatisieren, vgl. Sozialismus.
Sozialismus
Der Sozialismus entsteht im 19. Jahrhundert als Reaktion auf die Soziale Frage. Vorläufer in
Deutschland waren die Demokraten von 1848.Der Sozialismus gliedert sich in eine reformerische
Richtung im Anschluss an Ferdinand Lassalle und in eine revolutionäre Richtung im Anschluss an
Karl Marx und Friedrich Engels. Diese wiederum haben englische und französische Vorläufer. Nach
Marx und Engels ist er die Gesellschaft, in der die Diktatur des Proletariats herrsche, der Staat
allmählich absterbe und sich der Kommunismus als Endzustand der Gesellschaft (Jeder nach seinen
Fähigkeiten, jeder nach seinen Bedürfnissen, Selbstverwaltung des Bürgers) entwickle (vergleiche
"marxistisches Staatsverständnis"). Symbol: Rote Fahne
Sozialismus
Sozialismus ist eine Sammelbezeichnung für politische Theorien, die auf die Lösung der sozialen
Frage durch Herstellung sozialer Gerechtigkeit für alle Mitglieder einer Gesellschaft hinzielen.
Sozialistische bzw. proletarische Revolution
Bei Marx und Engels eine Arbeiterrevolution, die zur Errichtung der Diktatur des Proletariats führen
soll.
Sozialstaat
Ein Staat, in dem es ausgedehnte soziale Sicherungssysteme wie Unfallschutzgesetze,
Unfallversicherung, gesetzliche Arbeitslosenversicherung, gesetzliche Rentenversicherung, usw. gibt.
In der Bundesrepublik Deutschland existiert z.B. ein ganzes "Soziales Netz" von Versicherungen und
Schutzbestimmungen. Der Sozialstaat wurde historisch in erster Linie durch den Kampf der
Arbeiterparteien und Gewerkschaften durchgesetzt, die wiederum auf die Industrialisierung und die
Soziale Frage reagierten.
Spartakusaufstand
Auch "Spartacusaufstand". Spartacus war der Anführer eines nach ihm benannten Sklavenaufstands im
Alten Rom im 1.Jh. v.Chr. Der "Spartakusbund" war eine Abspaltung von der SPD während des
Ersten Weltkriegs 1916, aus der sich im Dezember 1918 die KPD (Kommunistische Partei
Deutschlands) entwickelte. Im Januar 1919 führten die Spartakisten in Berlin den Spartakusaufstand
durch, der von Reichswehr und Freikorps in Zusammenarbeit mit der SPD-geführten Regierung blutig
niedergeschlagen wurde. Die revolutionären Führer des Spartakusbundes, Rosa Luxemburg und
Wilhelm Liebknecht, wurden dabei ermordet.
Sprengkopf:
Die Sprengköpfe richten die Zerstörung an, nicht die Träger; vgl. Träger.
Staatenbund
Ein Staatenbund ist eine lose Verbindung souveräner Staaten, die in bestimmten Bereichen
zusammenarbeiten.
Historische Fachbegriffe - 22
Staatenbund
Mehr oder weniger lockerer Zusammenschluss relativ selbständiger Staaten; Bsp.: Kaiserreich 1871 1918. Vgl. Bundesstaat und Föderalismus
Staatsform
Z.B. Republik oder Monarchie
Ständeordnung
Die mittelalterliche und frühneuzeitliche Gesellschaft Europas gliederte sich in mehrere Stände. Das
Ständesystem war ein gesellschaftliches Ordnungsmodell, wie es für spätere Zeiten die von Marx
beschriebenen Klassen oder die von Ralf Dahrendorf, Karl Martin Bolte und anderen in die
Gesellschaftslehre eingeführten sozialen Schichten wurden.
Ständeordnung
Im Mittelalter existieren drei Stände. Der 1. Stand - die Geistlichkeit bzw. der Klerus - ist idealtypisch
für das Beten da. In der frühmittelalterlichen Wirklichkeit stellt die Kirche aber circa zwei Drittel des
deutschen Heeres. Mitglied des 1. Standes wird man durch die Priesterweihe. Der 2. Stand ist der
Adel. Seine Aufgabe ist es (idealtypisch im Sinne einer Arbeitsteilung) zu kämpfen. Mitglied des 2.
Standes wird man durch Geburt. Der 3. Stand besteht aus den Bauern, Handwerkern und Händlern und
anderen. Mitglied des 3. Standes wird man ebenfalls durch Geburt. Die Ständeordnung wird als
Spiegelbild der himmlischen Ordnung gerechtfertigt. An der Spitze steht im Himmel Gott, auf Erden
der Monarch. Den irdischen, übereinander geordneten Ständen entsprechen übereinander geordneten
Gruppierungen von Seligen, Heiligen, verschiedenen Engeln. Jeder Stand hat unterschiedliche Rechte
und Pflichten und ist z.T. sogar an der Kleidung oder sonstigen Merkmalen kenntlich. Jeder Stand hat
v.a. unterschiedliche Rechte in Politik und vor der Justiz. Die moderne Auffassung davon, was
Gesellschaft ist, entstand mit dem Zerfall dieser Ordnung.
Stand
In einen Stand wird man hineingeboren, z.B. wird man als Adliger oder als Angehöriger des Dritten
Standes geboren.
Stellvertreterkrieg
Von Stellvertreterkriegen spricht man häufig im Zusammenhang mit dem Kalten Krieg, wenn
regionale Konflikte an den Rändern bzw. außerhalb der eigentlichen Machtblöcke militärisch von
feindlichen Gruppierungen ausgetragen werden, die sich an den gegensätzlichen Machtzentren
(Washington gegen Moskau) ideologisch, politisch, militärisch und wirtschaftlich orientieren und von
diesen jeweils unterstützt werden, zugleich auch von ihnen abhängig sind.
Strategische Atomwaffen
Atomwaffen mit interkontinentaler Reichweite
System Metternich
Folgende Prinzipien werden als "System Metternich" bekannt: Monarchische Legitimität (gegen einen
neuen Usurpator im Stile Napoleons), monarchische Autorität (gegen alle revolutionäre Bestrebungen,
dahinter steht das "monarchische Prinzip") und die monarchische Solidarität ( Stabilität in Europa
durch das Gleichgewicht der Mächte).
Systemgegensatz
Hier: Gegensatz zwischen parlamentarischer Demokratie und Kommunismus
Taktische Atomwaffen:
Atomare Kampfmittel, die auf dem Schlachtfeld im Gefecht eingesetzt werden.
Tarifautonomie
Man spricht von Tarifautonomie, wenn die Vertretungen der Arbeitnehmer (Gewerkschaften) und
Historische Fachbegriffe - 23
Arbeitgeber (Arbeitgeberverbände) Höhe der Löhne und Gehälter, Lohngruppen, Arbeitsbedingungen
usw. mit bindender Wirkung ohne staatliche Einwirkung festlegen dürfen.
Terror
Lat. = Schrecken. Man in der Politik spricht von Terror, wenn politische Ziele durch systematische
Gewaltanwendung erreicht werden sollen, z.B. Terror der Jakobiner, islamistischer Terror, usw.
Totaler Krieg
Ein Krieg, der unter Aufbietung aller materiellen, militärischen, ideologischen und propagandistischen
Reserven durch Mobilisierung der gesamten Bevölkerung unabhängig von Geschlecht und soweit
möglich auch unabhängig vom Alter geführt wird. Die gesamte Zivilbevölkerung wird für den Krieg
eingespannt, Frauen z.B. für die Rüstungsproduktion. Auf diese Weise verschwindet auch der
Unterschied zwischen Kämpfern und Nichtkämpfern, was zur rücksichtslosen Kriegführung auch
gegen Zivilisten führt. Der Gegner soll militärisch und moralisch komplett vernichtet werden. Totale
Kriege waren z.B. der Erste und Zweite Weltkrieg.
Totalitarismus
Man spricht von Totalitarismus, wenn der Staat den Menschen vorschreibt, was und wie sie zu denken
haben, z.B. im Nationalsozialismus (sogenannte nationalsozialistische "Weltanschauung") oder im
Kommunismus (Lehre vom "historischen und dialektischen Materialismus", Lenins Parteitheorie,
usw.). Das Adjektiv heißt "totalitär" (z.B. "totalitärer Staat" = ein Staat, in dem Totalitarismus
herrscht).
Träger:
(Atomare) Sprengköpfe brauchen Träger, um an weiter gelegene Ziele zu gelangen. Diese Träger
können Flugzeuge, Raketen oder Cruise Missiles sein. Sprengköpfe können auf kurze Entfernung auch
mit Geschützen verschossen werden. Träger können einen oder mehrere Sprengköpfe gleichzeitig ins
Ziel befördern.
Truman-Doktrin
Von US-Präsident Truman verkündete Theorie, nach der die Welt in die westliche Freie und die
östliche diktatorisch-kommunistische Welt geteilt sei und das kommunistische Expansionsstreben
(Streben nach Ausbreitung) eingedämmt werden müsse, z.B. durch wirtschaftliche oder militärische
Hilfe.
unitarisch
Ein einheitlicher, zentral regierter Staat ist unitarisch (unus = lat. eins, einer), im Unterschied zu einem
föderalistisch organisierten Staat. Vgl. Zentralstaat
Vasallenstaat
Von einem anderen Staat abhängiger Staat. Ein Vasall ist eigentlich ein mittelalterlicher Lehensmann.
Verelendungstheorie
Theorie von Marx und Engels, dass die Ausbreitung des Kapitalismus mit der Ausbreitung von
Massenelend einhergehe. Eine dauerhafte Verbesserung der Situation der Arbeiterschaft im
bestehenden Staat des 19. Jahrhunderts wird bestritten.
Verfassung
Die Verfassung eines Staates legt die rechtlichen Grundlagen des Staates fest.Sie schreibt zum Beispiel
vor, welche Regierungs- und Verwaltungsform der Staat hat.
Verfassung
Grundgesetz eines Staates mit folgenden Grundsätzen: Grund- bzw. Menschenrechte;
Gewaltenteilung; (allgemeines) Wahlrecht. Zweck: Schutz des Bürgers vor Übergriffen des Staates
Historische Fachbegriffe - 24
Vergesellschaftung der Produktionsmittel
Bei Marx und Engels Überführung der Produktionsmittel (Maschinen, Fabriken, usw.) in das
Eigentum der Gesellschaft, in der Realität Enteignung und Überführung der Produktionsmittel in die
Verfügungsgewalt der Kommunistischen Partei.
Verlag, Verlagswesen
Das Verlagswesen ist eine neue Erscheinung, die neben der traditionellen Werkstatt bedeutend wird.
Die traditionelle Werkstatt: Der Handwerker im Mittelalter, z. B. ein Weber, wohnt und arbeitet im
gleichen Hause. Er kauft sich auf dem Markt die Rohstoffe, z.B. Garn, und verarbeitet sie in seiner
Werkstatt auf dem eigenen Webstuhl zur Fertigware und verkauft diese wiederum in seinem Laden
oder auf dem meist lokalen oder auch regionalen Markt. Als Selbstständiger ist er in der Zunft
organisiert, deren Zunftzwang und Qualitätskontrolle er unterliegt. Verlagswesen: Zwischen Markt und
Werkstatt des Webers tritt der Verleger. Er kauft auf dem Markt, der lokal, regional oder Weltmarkt
sein kann, Rohstoffe, z.B. Baumwolle und heimisches Garn, und stellt dieses einem Weber zur
Verarbeitung zur Verfügung. Dieser arbeitet in seinem eigenen Haus an einem eigenen oder vom
Verleger zur Verfügung gestellten Webstuhl. Das Fertigprodukt liefert er beim Verleger ab, der ihn für
seine Arbeit bezahlt. Der Verleger verkauft nun die Fertigware auf dem Markt. Da Webstühle auch auf
dem Lande bedient werden konnten und dort ein entsprechende Know How zur Verfügung stand,
konnten über das Verlagswesen auch die städtischen Zünfte unter Konkurrenzdruck gesetzt werden.
Veto(recht)
Recht des Oberhauptes der Exekutive, also z.B. eines Königs oder Präsidenten, gegen Beschlüsse des
Parlaments Einspruch zu erheben. "Veto" heißt lateinisch "ich verbiete". Mit einem aufschiebenden
(sogenannten "suspensiven") Veto wird ein Gesetz des Parlaments auf befristete Zeit am Inkrafttreten
gehindert, mit einem "absoluten Veto" kann das Inkrafttreten eines Gesetzes auf Dauer verhindert
werden.
Vielvölkerstaat
Staat, der viele verschiedene Völker umfasst. Bsp.: Österreich bis 1918; Osmanisches Reich;
Zarenreich. Gegensatz zum Nationalstaat
Villikation
Großgrundbesitzer organisieren im Frühmittelalter ihren Landbesitz oft so: Ein Teil des Landes wird in
Eigenregie bewirtschaftet (Salland). Dabei helfen Pachtbauern im Rahmen ihrer Dienstleistungen z.B.
bei der Ernte mit. Der andere Teil des Landes wird an Pachtbauern vergeben (siehe Grundherrschaft /
bäuerliche Leihe). Der Grundherr profitiert über Abgaben und Dienste, die Pachtbauern finden
ebenfalls ihr Auskommen. Ist Grundbesitz auf diese Weise organisiert, spricht man von Villikation. Im
Hoch- und Spätmittelalter geht die Tendenz aber dahin, das gesamte grundherrliche Land zu verleihen
und Naturalabgaben in Geldabgaben umzuwandeln.
Volksfront
Erweiterung der Arbeitereinheitsfront um bürgerliche Kräfte der Mitte und gemäßigt konservative
Kräfte im Kampf gegen den Faschismus (z.B. den Nationalsozialismus). Manchmal wird der Begriff
aber vereinfachend für eine Zusammenarbeit von KPD und SPD verwendet (z.B.
Volksfrontregierungen in Sachsen und Thüringen 1923).
Volksrepublik:
Offizielle Bezeichnung einiger kommunistischer Staaten, wobei nach kommunistischer
Sprachregelung mit "Volk" nicht das ganze Volk, sondern nur die sogenannten "Werktätigen" gemeint
sind.
Volkssouveränität
Alle Gewalt geht vom Volke aus.
Historische Fachbegriffe - 25
Volkssouveränität
Die Volkssouveränität bezeichnet das Recht eines Volkes, über die eigenen Angelegenheiten selbst zu
bestimmen.
Vormärz
Historische Epoche von der Julirevolution 1830 oder sogar vom W§iener Kongress 1815 bis zur
europäischen Märzrevolution von 1848.
Wahlkaisertum
Im Unterschied zum Erbkaisertum werden die Kaiser gewählt, könnte also theoretisch aus
unterschiedlichen Familien stammen. Wer beim Tode eines Kaisers dessen Nachfolger wird, ist also
nicht durch die Erbfolge geregelt.
Ware Arbeitskraft
Nach Marx und Engels besitzt der Arbeiter zur Sicherung seines Lebensunterhalts nichts als seine
Arbeitskraft, die er auf dem Markt verkaufen müsse, ähnlich wie man Gegenstände kauft und verkauft.
Der Lohn eines Arbeiters richte sich auf lange Sicht nach dem Wert seiner Arbeitskraft.
Warschauer Pakt
Östliches Gegenstück zur NATO Ersetzte zweiseitige Militärabkommen zwischen der Sowjetunion
und den von ihr abhängigen Satellitenstaaten.
Weimarer Koalition
In der Weimarer Republik ein Regierungsbündnis aus SPD, Zentrum und DDP. Alle drei Parteien
standen fest zur Weimarer Republik.
Wirtschaftsliberalismus
Die Theorie des Wirtschaftsliberalismus tritt für Konkurrenz, freies Unternehmertum, Freihandel und
internationale Arbeitsteilung ein und vertraut auf die Selbstregulierung des Marktes. Der Staat sollte
"Nachtwächterstaat" sein, d.h. er sollte die Gesellschaft vor Angriffen äußerer Feinde schützen und im
Innern Recht und Ordnung gewährleisten. Eingriffe in die Wirtschaft, also Wirtschafts- und
Sozialpolitik, sollte der Staat nicht betreiben. Der Wirtschaftsliberalismus richtete sich gegen den
Merkantilismus des 18. Jahrhunderts. Da England stärkste Industriemacht war und keine Konkurrenz
zu fürchten hatte, setzte er sich vor allem in England durch.
Zensur
Maßnahme des Staates Staates oder einer Gemeinschaft, um unerwünschte Meinungen und
Information in den Medien zu kontrollieren, zu unterdrücken oder im eigenen Sinn zu steuern. Ziel ist
die Kontrolle des politischen und geistigen Lebens.
Zensuswahlrecht
Wahlrecht nach Vermögen.
Zentralisation von Kapital
Bei Marx und Engels meint der Begriff den Aufkauf von Konkurrenten bzw. Konkurrenzbetrieben.
Zentralstaat
Als Einheitsstaat oder Zentralstaat bezeichnet man einen Staat, der nicht in Gliedstaaten wie
Bundesländer oder Kantone gegliedert ist, sondern zentralistisch organisiert wird.
Zentralstaat
Einheitlicher, von einer Zentrale aus regierter Staat; die Ebene der Bundesstaaten fällt weg. Bsp.:
Frankreich mit der Zentrale Paris. Vgl. auch unitarisch. Gegensatz föderaler Staat (Föderalismus)
Historische Fachbegriffe - 26
Zunft/ Zünfte
Das Handwerk in Mittelalter und Neuzeit bis ins beginnende 19. Jahrhundert war in Zünften
organisiert. Diese garantierten Qualität und Preise. Da Zunftzwang herrschte, man also in der Zunft
organisiert sein musste, wenn man in der Stadt einen Betrieb eröffnen wollte, gelang es den Zünften,
die Zahl der Zulassungen zu begrenzen und so die Konkurrenz einzuschränken. Die Zünfte waren aber
auch oft an der Regierung der Stadt beteiligt, wirkten an der Verteidigung mit, beteiligten sich an der
Finanzierung und am Bau der Kirche, nahmen an Prozessionen teil, übernahmen soziale Aufgaben und
besaßen Zunfthäuser oder zumindest Zunftstuben.
Zwei- Klassen- Theorie
Theorie von Marx und Engels, wonach die Entwicklung im Kapitalismus dahin gehe, dass am Ende
der Entwicklung sich nur noch zwei gesellschaftliche Klassen gegenüberstünden: eine zahlenmäßig
verschwindend kleine Klasse von Kapitalisten, die über die Prodktionsmittel und den Staat verfügten,
und eine übergroße Mehrheit von ausgebeuteten, im Elend lebenden Arbeitern ("Proletariern"). Dieser
Zustand werde erst durch die sozialistische Revolution abgeschafft.
Zyklische Überproduktionskrise
Überproduktionskrisen werden laut Marx dadurch verursacht, dass einem Warenangebot eine
ungenügende Nachfrage gegenübersteht. Er führt diese auf die Ausbeutung der Arbeiter zurück.
Zyklisch = immer wiederkehrend.
Historische Fachbegriffe - 27
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