1 Urlaubsreise: Florida und New Orleans Toni Roch 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag - So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. So. Mo. 13.12.87 Ffm - Miami 14.12.87 PKW an Key Largo - Miami 15.12.87 Everglades - Punta Gorda 16.12.87 Tampa - Lake City 17.12.87 Tallahassee - Mobile 18.12.87 New Orleans 19.12.87 New Orleans 20.12.87 New Orleans 21.12.87 New Orleans - Opelika 22.12.87 Macon 23.12.87 Küste - Daytona Beach 24.12.87 Cape Canavarel-Ft.Pierce 25.12.87 Weihn. Miami 26.12.87 Miami 27.12.87 PKW ab Miami - Abflug 28.12.87 Frankfurt Hello in the USA ! National National Motel Motel 6 Motel 6 Monte Carlo M. Monte Carlo M. Monte Carlo M. Motel 6 Motel 6 Motel Quality Inn Ritz Plaza Ritz Plaza 2 1. Tag - So. 13.12.87 Ich habe mich kurzfristig entschlossen, den Südosten der USA zu besuchen. Die Reise beginnt in Frankfurt und geht an der Südküste Grönlands vorbei nonstop nach Miami in Florida. Abflug in Frankfurt ist um 11:10 Uhr. Nach ruhigem Flug landet der Flieger pünktlich in Miami/Florida, USA um 15:25 Uhr Ortszeit (= 21:25 Uhr MEZ). Von hier aus unternehme ich zuerst eine kurze Tour auf die Florida Keys und fahre dann durch die Everglades an den Golf von Mexiko und weiter an der Küste entlang nach New Orleans in Louisiana. Die Fahrt geht weiter durch Mississippi, Alabama und Georgia, mit einer Zwischenstation in Macon, an die Atlantik-Küste und nach dem Besuch von Cape Canaveral wieder nach Miami zurück. Mit einem Taxi ($ 16,--) fahre ich zum netten Hotel "National" in Miami Beach. In den 90ern wird es pompös umgebaut und kostet dann mindestens DM 350,-- pro Nacht. Florida wurde 1513 durch Ponce de Leon entdeckt, am Ostersonntag, daher der Name Florida. Heute hat es den Beinamen "The Sunshine State". Miami zeigt sich sonnig bei 25 Grad, es ist aber drückend und sehr schwül. Die Heimat von "Miami Vice" ist als Urlaubszentrum bekannt und lebt fast nur vom Tourismus - und den amerikanischen Rentnern. Dazu kommen immer mehr Kubaner und Haitianer, die meist in den Straßen Miamis herumlungern. Vom Hotel telefoniere ich mit Krystyna in Kanada. Michael arbeitet seit einiger Zeit in Calgary und kommt nur alle drei Wochen nach Hause. Weihnachten kann ich ihn erreichen und dann soll ich wieder anrufen. Mein Versuch, einen Camper zu mieten, schlägt fehl: Ein Van kostet $ 780,-- für eine Woche (zu teuer), ein kleiner PKW bei Avis $ 350,-für 2 Wo., bei General $ 480,-- für 2 Wochen. Am Abend nehme ich nur noch kurz einen Drink in einer nahegelegenen Kneipe und falle dann müde ins Bett. 2. Tag - Mo. 14.12.87 Am Morgen miete ich einen Buick Skyhawk, etwa ein Ascona, bei Avis für $ 368,-- und 2 Wochen, der über die gesamte Mietzeit sehr zuverlässig ist. Die erste Fahrt geht von Miami aus nach Key Largo und über die Key's, einer durch Brücken verbundenen Inselkette. Hier ist man der Karibik näher als irgendwo sonst in den USA. Daher sind die Menschen hier lockerer, unbeschwerter und toleranter. Von Key West nach Kuba sind es übrigens nur noch 145 km. Ich lasse mir also Zeit und kann auch einige Pelikane beobachten, die sich sonnen oder im türkisfarbenen Atlantik auf Fischfang gehen. Pelikane findet man in Florida sozusagen an jeder Straßenecke. Sie sind überall präsent, meist in Gruppen unterwegs und sind andauernd auf Fischsuche. Auf der größten Insel, Key Largo, wir kennen sie ja von Humphrey Bogard, befindet sich ein exotisches Wasserparadies. 3 Im "John Pennekamp Coral Reef State Park", dem ersten UnterwasserStaats-Park der USA, mache ich mit einem Glasbodenboot eine Korallenfahrt. Zu den Sehenswürdigkeiten dieses eindrucksvollen Garten Edens unter Wasser gehören unzählige tropische Fische sowie über vierzig Korallenarten, über die man hinweg gleitet. Der fast 200 km lange Korallen- und Kalksteinarchipel verläuft parallel zur Küste. Einige der Korallenriffs reichen bis dicht an die Wasseroberfläche heran und ich kann die faszinierende Unterwasserwelt auch ohne Taucherausrüstung kennen lernen. Durch den Glasboden hindurch hat man einen guten Blick auf die Vielzahl der Seewasserfische und die tropische Unterwasserwelt. Die Bootsfahrt dauert zwei Stunden. Leider ist es nicht möglich, gute Filmaufnahmen aus dieser Perspektive zu machen. Das Licht reicht im Wasser für die Kamera nicht aus. Man kann auch mit einem Unterwasserboot eine Fahrt unternehmen, oder an einer Tauchexkursion zu den Korallenriffs und Schiffswracks teilnehmen, aber man kann ja nicht alles haben. Es muß auch zeitlich alles passen. Die Fahrt über den Overseas Highway mit seinen insgesamt 42 Brücken, von denen die längste elf km lang ist, ist sehr zeitraubend, sodaß ich auf der Insel Vaca Key und an der Seven-Mile-Bridge, in der Nähe von Marathon, umdrehe. Die 260 km nach Key West kann ich an einem Tag nicht hin und 260 km wieder zurück fahren, denn es gibt unterwegs immer wieder eindrucksvolle Möglichkeiten zum Anhalten. Mangels Zeit drehe ich auf halber Strecke nach Key West um. Auf der Hauptstraße auf dem Weg nach Miami Beach zurück kann man Motorboote kaufen und mieten, denn natürlich ist Florida ein El Dorado für Wassersportler und Angler. Abends esse ich bei "Crawdaddy" Alligator und Steak: einfach Spitze. Ich beschließe, am nächsten Morgen das Weite zu suchen, denn in Miami sind in dieser Jahreszeit sehr viele alte spleenige Amerikaner. Die "Muppet-Show" der Alten gefällt mir nicht. 3. Tag - Di. 15.12.87 Das Hotel wird gekündigt und ich begebe mich auf "große Fahrt". Durch den Everglades National Park, wo eine Menge schöner Vögel und Alligatoren gesichtet werden, geht's über Naples nach Port Charlotte. Hier in diesem Sumpfgebiet ist noch fast alles unberührte Natur auf 5.500 qkm: riesige Mangrovenwälder, tropische Bäume und große Wasserflächen. Der Park gilt als die größte subtropische Wildnis in den USA und nimmt fast die gesamte Südspitze Floridas ein. Die Everglades wurden so ausgebaut, daß der Besucher an vielen Punkten die Tier- und Pflanzenwelt bestaunen kann, ohne in die Sümpfe zu müssen. Joanie's Blue Crab Cafe und Restaurant am Tamiami Trail hat ein rustikales und gemütliches Ambiente. Es gibt leckere Stone Crabs. Die Sümpfe werden durch unzählige Wasserläufe geprägt, die die Wildnis durchziehen. Sie werden gespeist durch die Ausläufer des Lake Okeechobee. 4 Im Park leben Flamingos, Pelikane, Schildkröten, Alligatoren und vor allem Moskitos, sowie zahlreiche Fischarten. Auch Pumas, Waschbären und Hirsche sind hier zuhause. Alligatoren gibt es heute wieder "en masse" und man kann sie an vielen Stellen im Park beobachten. Sie dürfen heute sogar wieder gejagt werden. Man versucht, Wildnis und Tourismus, schwerpunktmäßig auf den Transitwegen, in Einklang zu bringen. Auf einem Parkplatz steht eines dieser Wohn- und Schlafzimmer, mit denen die Amerikaner gerne unterwegs sind. Es werden auch Touren mit dem Fahrzeug der Everglades, dem Air Boat, für teures Geld angeboten. Aber eine Propellerbootsfahrt erscheint mir allerdings nicht interessant genug, da diese nur außerhalb des Naturschutzgebietes fahren dürfen. Im Nachhinein denke ich, hätte ich diese Fahrt vielleicht doch machen sollen. Ich hole dies bei meiner nächsten Floridareise nach. Ich lasse die Everglades jetzt hinter mir und komme zum Golf von Mexiko. Bei Ft. Meyers kommt ein großer Regen runter, bei viel Wind und 21 Grad C. Der heißeste Strand an der Westküste ist übrigens bei Ft. Meyers, gleich unterhalb vom Pier. Das Motto ist hier: sehen und gesehen werden. Übernachtet wird bei Punta Gorda. Hier in diesem Ort ist um diese Jahreszeit nichts los und ich verbringe den Abend im Hotelzimmer. Im TV sehe ich, daß im mittleren Teil der USA ein Schneesturm tobt. Der Tornado geht bis nach Arkansas hoch. 4. Tag - Mi. 16.12.87 Nach einer kurzen Stippvisite in Tampa mache ich mich über die Küstenstrasse auf den Weg gen Norden. In Lake City übernachte ich im "Motel 6" (prima). In den grösseren Ortschaften liegen die Motels meistens am Rande einer Ortschaft, aufgereiht eines nach dem andern an der Haupteinfallsstrasse, meist an einem Interstate-Exit, zusammen mit dem typisch amerikanischen Komplex von Tankstellen, Autogaragen und FastFood-Schuppen. Gas-Food-Lodging heissen diese Strassen, wo man Benzin, Essen und Schlaf tanken kann. Dort kämpfen alle grossen Motelketten mit Free Coffee, Free Continental Breakfast, Free HBO, Kids Stay Free usw. um Kundschaft und konkurrenzieren sich, was meistens tiefere Preise zur Folge hat. Günstige Motelketten sind Days Inn, Super 8, Motel 6, EconoLodge und Budget Host. Die Preise gelten immer pro Zimmer und verstehen sich meist ohne Frühstück. Wo ein Frühstück inbegriffen ist, findet man sowohl schöne grosse Buffets als auch nur eine Kaffeemaschine und ein paar schmierig-süsse Pasteries. Die Preise können je nach Saison und Wochentag variieren; am höchsten sind sie am den Holiday Weekends (Memorial Day Ende Mai, Labor Day Anfang Juli). Im Fernsehen erfahre ich, daß sogar Kalifornien im Schneesturm (160 km/Stunde) versinkt. Nur der Südosten der USA ist o.k. Gut, daß ich hierhin geflogen bin. 5 Die Temperatur hier sinkt aber auf 18 Grad. Die Fahrt an der Westküste Floridas, am Golf von Mexiko, entlang ist in dieser Jahreszeit nicht berauschend, denn ein starker Wind macht einen Spaziergang an der Küste unmöglich. Aber es gibt lange Strände, viel Grün und eine Unmenge Golfplätze. Genau das Richtige für Urlauber, die entspannen wollen. 5. Tag - Do. 17.12.87 Ja, es geht in Richtung New Orleans. Der Trip führt mich über Tallahassee, der Hauptstadt Floridas, entlang der Küste nach Mobile/Alabama, dem Yellowhammer State (MEZ minus 7 Stunden), vorbei an einem kilometerweiten, sehr weißen Sandstrand. Dieser prächtige Strand ist aber total leer, weil die Temperatur nur noch 15 Grad beträgt. Teilweise geht die Fahrt von der Küste weg, und die oft schnurgeraden Straßen lassen auch Langeweile aufkommen, aber es gibt auch etwas Abwechslung. Die schneeweißen Strände in Floridas Norden, der Golfküste, sind vom internationalen Tourismus immer noch weitgehend unentdeckt. Rund um die kleinen Städte Panama City und Pensacola findet man herrlich unberührte Strände. Alabasterfarbener Sand, der unter den Füßen knirscht wie Schnee, und türkisfarbenes Wasser bieten ein unvergessliches Stranderlebnis. Nach Meinung vieler Experten befinden sich hier die schönsten Strände der USA. Panama City ist ein typisches amerikanisches Familienbad. Hotels und Unterkünfte gibt es in jeder Preisklasse. Shops, Restaurants und kleine Freizeitparks für Familien mit Kindern sorgen für eine geschäftige, heitere Stimmung. Von Mitte März bis Mitte April verbringen hunderttausende Studenten hier ihren Urlaub. Das ist die ideale Urlaubszeit für alle, die Partys lieben und Kontakte knüpfen möchten. Überall gibt es reichhaltige Freizeitangebote. Schwimmen, tauchen, schnorcheln, Hochsee-fischen, segeln und natürlich Tennis und Golf. Einen Einblick in die Frühgeschichte Floridas vermittelt der Indian Temple Mound nebst Museum in Fort Walton. Südstaatenatmosphäre bietet ein kurzer Ausflug in die Eden State Gardens. St. Andrews State Recreation Area am Ostende von Panama City, State Route 392, ist ein 500 ha großer Park mit naturbelassenen Stränden. Wanderwege führen durch Kiefernwäldchen und Sümpfe. Auf Shell Island (mit der Fähre zu erreichen) genießt man die Einsamkeit und das illustre Farbenspiel von schneeweißem Sand und dem in verschiedenen türkisen und blauen Tönen schimmernden Wasser wie nirgendwo sonst. Ein touristisches Kleinod ist Seaside. Der kleine charmante Ort an der 30A, ca. 100 km östlich von Pensacola, wurde von dem Immobilienmakler Robert Davis angelegt und ist wunderbar gelungen. Davon kann man sich auch in dem Film "Die Truman Show" überzeugen, der in Seaside gedreht wurde. Die pastellfarbenen Häuser verschiedener Stilrichtungen fügen sich harmonisch in das Landschaftsbild ein und schaffen, besonders bei Sonnenuntergang, eine einmalige Atmosphäre. 6 Grayton Beach etwa 95 km östlich von Pensacola an der State Route 30A gelegen, hat einen breiten, schneeweißen Sandstrand, durch den sich ein kleiner Fluss zum Golf schlängelt. Der State Park mit seinem Campingplatz bieten ein Stück urwüchsiger Natur, die man auf einem 45minütigen Nature Walk entdecken kann. Kleine Wälder, Salzmarsch und ein See inmitten weiß schimmernder Dünen wechseln sich ab. Welch ein Kontrast dazu ist Destin/Sandestin, einige Kilometer westlich von Grayton Beach. Große Hotels zwischen Strand und Lagunen, Restaurants, Shops und Vergnügungseinrichtungen sorgen für MiamiBeach-Stimmung. Der ideale Platz für alle, die im Urlaub etwas mehr Trubel mögen. Unterwegs faszinieren mich immer wieder die großen Trucks, die man an den Raststätten in großer Zahl bewundern kann. Ich habe wieder einen sonnigen Tag erwischt und dieser ist mit Fahren ausgefüllt. In Mobile übernachte ich wieder in einem "Motel 6". Am Abend besuche ich einen Country-Club, wo auch getanzt wird. Es ist eine tolle Stimmung dort. 6. Tag - Fr. 18.12.87 Und heute: Das Ziel vor Augen - New Orleans in Louisiana, dem Pelican State. Er grenzt an Mississippi, Arkansas, Texas und den Golf von Mexiko. Man nennt Louisiana auch "The Deep South", den tiefen Süden. Man verbindet ihn mit Dixieland-Musik, Baumwollplantagen und einem lockeren Lebensgefühl. Aber vorher: Zahnschmerzen. Ein Dentist in einem Supermarkt (!) gibt mir eine neue Füllung für $ 35,--. Ich hoffe, die hält bis nach Andernach. Zu Hause bekomme ich die Unkosten von der DAK wieder erstattet. In der Gartenanlage Bellingrath Gardens treffe ich eine Würzburgerin, die in Texas verheiratet ist und hier kellneriert. Auf der Oak Elli Plantage ist ein bekanntes Herrenhaus aus dem Bürgerkrieg. Das Wahrzeichen der Südstaaten kann besichtigt werden. Es hat 28 Säulen und ebenso viele Eichen, die über 300 Jahre alt sind. Um 15:00 Uhr erreiche ich New Orleans, die ehemalige Hauptstadt (heute ist es Baton Rouge östlich von N.O.) und größte Stadt von Louisiana, die sogar bis 1,70 m unter dem Meeresspiegel liegt, aber durch einen Damm geschützt ist, und quartiere mich im "Monte Carlo Motel" für $ 25,--/Nacht ein. New Orleans ist eine Stadt der Kongresse. Also sollte man im Internet nachsehen, wann "keiner" ist. Dann sind die Hotels erheblich billiger. Auf dem rotierenden Dach des World Trade Centers genieße ich einen "Doubloon Drink" (1 Teil Rum - 1 Teil Bananenlikör - Rest Orangensaft) und schreibe bei einem guten Rundblick einige Urlaubsgrüße. In der Cocktailbar habe ich einen schönen Überblick über das neue, und Teile des alten New Orleans - und den Mississippi, den Ol' Man River. Ich sehe auch noch einige Heck-Raddampfer, wie die "Natchez", auf der man eine Rundfahrt auf dem Mississippi machen kann. In der Sprache der Indianer bedeutet Mississippi "Vater der Wasser". Und er trägt den Beinamen "The Mighty", der Mächtige. 7 Der Strom ist 3.757 km lang. Der Rhein bringt es auf 1.320 km. Er ist nach dem Nil und dem Amazonas der drittlängste Fluß der Erde. Er mündet im Süden von New Orleans in den Golf von Mexiko. Sein Delta ist fast so groß wie Belgien und schiebt sich immer weiter in den Golf hinein. Das Land versinkt buchstäblich im Wasser. Es ist ein Labyrinth aus Flußarmen, Kanälen und Buchten. New Orleans liegt in einer Biegung dieses großen Flusses und man hatte früher, in Pionierzeiten, nach allen Seiten eine perfekte Sicht. Die Stadt wurde 1718 von den Franzosen gegründet und zusammen mit dem Staat Louisiana 1803 für 15 Mio. Dollar an die USA verkauft. Das bekannteste Viertel, das French Quarter oder Vieux Carré, ist in Amerika einzigartig. Spanischer und französischer Gebäudestil, gepaart mit amerikanischem und afrikanischem Flair und Musik, ergeben eine großartige Mischung. Die Orientierung im Vieux Carré ist sehr einfach, da die Straßen im Schachbrettmuster angelegt sind. Ich verbringe einen ganzen Tag damit, durch das Viertel zu streifen und die vielen alten Häuser anzusehen. In einem schönen Restaurant nehme ich ein gemütliches Abendessen ein. Bei "Pat O'Brian" trinke ich einen oder zwei ganz hervorragende Cocktails, z.B. den "Hurricane" und stürze mich ins Nachtleben. Abends zieht mich die Bourbon Street an. Hier ist das ganze Jahr über Party. Eine Kneipe reiht sich an die andere und aus jedem Haus dröhnt laute Musik. Auf der Straße wird gefeiert. Das Ganze erinnert mich aber auch an Ballermann 6 in Mallorca. In der Bourbon Street stehen die aus dem 19. Jahrhundert stammenden Reihenhäuser im Mittelpunkt, mit den schmiede-eisernen Balkonen, den berühmten "wrought iron fences". Der berühmteste Sohn der Stadt ist Louis Armstrong, der am Siegeszug des Jazz großen Anteil hatte. Er ist im Geiste immer dabei, mit seiner Trompete an den Lippen und mit der rauchigen Stimme. Der Louis Armstrong Memorial Park ist an der North Rampart Street, am äußeren Ende des French Quarter. Am Congo Square ist sein Denkmal. Die "Preservation Hall of Jazz" (726 St. Peter Street), wo alte Musiker alte Jazz-Titel spielen, ist DIE Adresse für Swing, Blues und Jazz in New Orleans. Schon am frühen Abend stehen viele Leute Schlange. Wünsche können für 1,-- $ geäußert werden. Nur "The Saints go marching in" kostet 10,-- $, denn das wird immer wieder verlangt. Das Herz von New Orleans ist und bleibt das French Quarter. Nach einem schönen Abend falle ich müde ins Bett. 7. Tag - Sa. 19.12.87 Ich gehe weiter durch Straßen dieser swingenden Stadt und komme zum "Café du Monde" am French Market. Dort trinke ich dunkel gerösteten Coffee Au Lait with Chicory, der das bittere Aroma rauszieht (1/2 Kaffee, 1/2 Milch), und esse dabei ein paar himmlisch gute Donuts mit Puderzucker, die "Beignets". Das berühmte Cafe gibt es bereits seit 1862 und es ist rund um die Uhr geöffnet. Zichorie ist ein Salat, der im Dunkeln gezogen wird. Er gehört zur Pflanzengattung der Korbblüter und ist auch ein Kaffeezusatz. 8 Der Karneval, der Mardi Gras (französisch wörtlich: fetter Dienstag), hat hier am Fastnachts-Dienstag seinen Höhepunkt. Dementsprechend sind die Zimmer- und Restaurantpreise auch vier mal so hoch wie normal. Und das geht mit 20 Paraden vier Wochen vor der großen Parade am Veilchendienstag los. An Lundi Gras, dem (fetten) Rosenmontag, ist ebenfalls ein großer Umzug. Die Touristen feiern in der Bourbon Street, die Einheimischen in der St. Charles Ave. Aber auch ohne Karneval ist Musik an jeder Ecke. In "The Big Easy", wie sich New Orleans selbst nennt, wird auch heute noch auf den Straßen gejazzt, wie auf dem Jackson Square, dem einstigen großen Paradeplatz vor der St. Louis Cathedral. Jongleure, Clowns, Pantomimen und alle möglichen Bands lassen keine Langeweile aufkommen. Alles ist geprägt von afrikanischen, karibischen und europäischen Einflüssen. Hier sind Straßenkünstler, Jazz-Musiker, Karten- und Handleser, Wahrsager und Zauberer auf dem Platz. Ich durchstreife die Stadt in alle Richtungen und zufällig entdecke ich auch den "St. Roch's - Spielplatz". Der Platz kommt nicht nur den Kindern zu Gute, sondern wird auch als Baseballfeld genutzt. Und sogar ein Friedhof ist St. Roch gewidmet. Der Heilige Roch wurde 1295 in Montpellier/Frankreich geboren. Er gab seinen Reichtum an die Armen weiter. Der Friedhof wird hier auch "Stadt der Toten" genannt. Heute sind Feuerbestattungen an der Tagesordnung. Aber bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Toten überirdisch bestattet, weil der Untergrund zu schlammig war. Also ummauerte man die Särge, verputzte sie und strich sie weiß. In der kleinen Friedhofskapelle wird für die Toten gebetet. Das Straßenbahnnetz von New Orleans ist übrigens 140 Jahre alt. Eine der schönsten Gegenden ist der südlich vom French Quarter gelegene Garden District, ein vor zwei Jahrhunderten von den Amerikanern angelegtes Wohnviertel mit historischen Herrenhäusern. In einer gemütlichen Lounge lasse ich den Tag und den Abend ruhig ausklingen. 8. Tag - So. 20.12.87 Die Parks von New Orleans sind heute an der Reihe, bei einer Temperatur von 18 Grad, aber leider ist es bewölkt. Trotzdem mache ich das meiste zu Fuß. New Orleans hat viele kleine Parks und Anlagen, die den Menschen in den nahen Vierteln zur Entspannung dienen. Manchmal ist ein kleiner Teich dabei. Das hebt nochmal die Stimmung. Nachdem ich einem Eichhörnchen eine Zeit lang beim Sammeln zugesehen habe, mache ich mich wieder auf den Weg. Denn jetzt ist "eene Besuch im Zoo" angesagt. Die sehr schöne Anlage "Audubon Zoo" lädt zum Verweilen ein. Mittlerweile kann man auch die einzigartigen weißen Alligatoren sehen. Es gibt sie nur hier, denn sie wurden erst in diesem Jahr 1987 in Louisiana entdeckt. Es sind keine Albinos, denn sie haben keine roten Augen, sondern blaue. Warum sie weiß sind, weiß keiner. Sie dürfen nicht in die Sonne, weil ihre Haut extrem empfindlich ist. 9 Das einzige Problem bei ihnen ist, alle Tiere sind männlich. Es kann also keine Zucht begonnen werden. Die Brüllaffen aus der Toyota-Werbung sind hier zu Hause. Und sie benehmen sich wirklich so rüpelhaft. Und die Orang Utans aus der Continental-Reifenwerbung wohnen hier. Sie wollen nur ihre Ruhe haben. Wie bei anderen Zoos auch beinhaltet er viele Tiere aus aller Herren Länder, wie z.B. die Spitzmaulnashörner. Sie sind durch einen Kanal von den anderen Tieren getrennt. Es gibt aber auch Tiere, die müssen durch einen Zaun abgeschottet werden. Ein weites Areal gibt den schnellen Geparden die Möglichkeit des Laufens. Aber ab und zu müssen sie auch ausruhen. Denn die Katzen haben ein eigenes Gehege, das genau neben dem Zuhause von Rehen und Hirschen ist. Und da ist immer was los. Flamingos haben einen schönen Teich zur Verfügung, der mit großblättrigen Seerosen bedeckt ist. Von Siegfried und Roy aus Las Vegas hat man einen großen weißen Tiger geschenkt bekommen. Ein zweiter hat sich irgendwo versteckt. Auch ein Wolf ist zu besichtigen, aber ich habe den Eindruck, als ob er sich hier nicht so wohl fühlt. Ein Spaziergang über den French Market rundet diesen schönen Tag ab. Der Abend wird im Restaurant "Ralph & Kakoo" mit einem Seafood-Essen begonnen. Die kreolische Küche in New Orleans ist weltberühmt und eine Hochburg der Feinschmecker. Dort treffe ich auch ein Ehepaar aus Boston und mache mit ihnen einen Zug durch das French Quarter. Es muß wohl nicht betont werden, daß in einer Stadt, in der nur wenige Menschen vor 20:00 Uhr zu Abend essen, die Nacht zum Tage wird, zumal es hier keine offizielle Polizeistunde gibt. Nur hier und in Las Vegas darf durchgehend Alkohol ausgeschenkt werden. Wir verstehen uns auf Anhieb gut. Die Bostoner machen mir ihre Stadt sehr schmackhaft. Es soll eine gemütliche, europäisch anmutende Stadt sein. Irgendwann bin ich mal da. Wir gehen noch etwas über die Bourbon, St. Peter, Decator und Canal Street, vorbei an Jazz-Clubs, Strip-Tease-Schuppen und Snackbars. Leider habe ich keine Zeit mehr, um auch noch "Snug Hurbor" in 626 Frenchmen Street aufzusuchen. Dort soll es guten Jazz live geben. Dann sind drei Super-Tage in dieser tollen Südstaaten-Metropole vorbei. 9. Tag - Mo. 21.12.87 Im Süden des Landes Louisiana ist das sogenannte "Cajun-Country". Die Bewohner, die Cajuns, sind Nachfahren französischer Siedler. Sie kamen vor über 200 Jahren aus Kanada nach Louisiana und sprechen noch untereinander französisch. Bis heute leben sie in und von den Sümpfen, den Swamps. Sie fangen Fische, Krabben und Shrimps. Ein Besuch im Sumpfgebiet "Jean Lafitte National Park" erübrigt sich mangels Zeit. Von hier aus kommen von Mai bis November die Hurrikans über das Land. Die Alligatoren-Ranch "Insta-Gator-Ranch" bietet Führungen an. 10 Heute verlasse ich die pulsierende und aufregende Stadt New Orleans. Morgens beginnt der große Regen, sodaß die geplante Fahrt über den Lake Pontchartrain und die mit 38 km längste Brücke der Welt sozusagen ins Wasser fällt. Genau 38,318 km ist der Lake Pontchartrain Causeway lang und wird im Land der Superlative gern als "längste Brücke der Welt" bezeichnet. Jedenfalls ist sie die längste Brücke in den USA. Sie wurde 1956 über den 64 x 40 km großen, nur 6 m tiefen Lake Pontchartrain gebaut und verfügt seit 1969 über 2 Fahrspuren. Bei Hurricane-Warnung dient die Brücke als Evakuierungsstrecke für die Einwohner von New Orleans, das sich am südlichen Ufer des Sees ausbreitet. Im Norden des Lake Pontchartrain, in Folsom, ist das größte Freilufttiergehege der USA, das Global Wildlife Center. Es beherbergt über 3.000 Tiere aus aller Welt. Ein Besuch entfällt ebenfalls - die Zeit. Ich lege eine Mammutfahrt ein: es geht von New Orleans über Meridan/Mississippi, dem Magnolia State und Montgomery/Alabama nach Opelika/Alabama. Zu sehen ist unterwegs wegen Regens leider gar nichts. Übernachtet wird, wie so oft, im guten, preiswerten und gemütlichen "Motel 6". 10. Tag - Di. 22.12.87 Heute ist es bewölkt und 15 Grad. Georgia nennt sich auch den Peach State, den Pfirsich Staat. Abgesehen davon, daß Peanuts eines wichtigsten Produkte des Staates sind, konnten sich die berühmt-guten Pfirsiche von Georgia als die Frucht, die man 1995 zur offiziellen Staatsfrucht ernannte, durchsetzen. England's König George der Zweite ist verantwortlicher Namensgeber des Staates. Zielpunkt ist Macon/Georgia, wo mein Vater in Gefangenschaft war. Die pulsierende Stadt hat 150.000 Einwohner. Sie war einmal das Geschäftszentrum der umliegenden Plantagen. Im Visitor Center von Macon und vor allem in der Washington Bücherei werde ich fündig. Man hat auf Mikrochips noch Zeitungsartikel und Fotos von den Kriegsgefangenen. Einen großen Teil kann ich sofort mitbekommen, und mehrere Fotos senden mir Mr. Rocker und Mr. Raman später noch zu. Mein Vater ist begeistert und ich darf übersetzen. Auf dem ehemaligen Lagergelände ist nichts mehr zu sehen außer einer Gedenktafel für das damalige Camp Wheeler. Hier war mein Vater einige Zeit ein "Prisoner of War", ein PoW, nachdem er bei der Invasion in der Normandie am 06. Juni 1944 gefangen genommen wurde. Man brachte ihn mit dem Schiff nach Savannah und dann hier hin. Das Lager wurde gebaut, um ungefähr 2.000 Kriegsgefangene unterzubringen. Auf einmal war aber die Zahl den Gefangenen, die im Camp Wheeler stationiert wurden, auf ungefähr 4.700 angestiegen. Einige Gefangene arbeiteten als Mechaniker, Schreibkräfte und Schneider, aber die meisten arbeiteten in den Sägemühlen oder Bauernhöfen, wie mein Vater. Sie bekamen Löhne von ungefähr achtzig US-Cents pro Tag. Das Lager wurde offiziell am 19. Januar 1946 geschlossen. 11 In Macon gibt es unzählige herrschaftliche Häuser im viktorianischen und neugriechischen Stil zu bewundern. Man kann in ganz Georgia hunderte sehenswerte Herrenhäuser aus dem 19. Jahrhundert besichtigen, die schönsten sind allerdings in Madison mit seinen 4.000 Einwohnern. In Georgia lebten die Reichen vor dem Bürgerkrieg und hier spielte "Vom Winde verweht". Im amerikanischen Bürgerkrieg kämpften die Nordgegen die Südstaaten, Yankees gegen Konföderierte, im Kampf gegen die Abschaffung der Sklaverei. Der Charme ist geblieben und die alten Legenden leben hier weiter. Ich fahre dann nach Savannah, einer typischen, planmäßig angelegten amerikanischen Stadt. Man sagt, es sei die schönste Stadt Georgias. Savannah ist neben New Orleans auf jeden Fall die liberalste Stadt des sonst sehr züchtigen Südens. Die Stadt wird oft als das San Francisco der Ostküste bezeichnet. Es gibt viele Studenten und junge Leute hier und gilt für Europäer noch als Geheimtip. In der Nähe gibt es das sehr gut erhaltene Fort Pulasky aus früherer Zeit, für dessen Besuch ich aber keine Zeit habe. Ich fahre weiter zur Küste, wo an einem Abschnitt eine Pfahlhaussiedlung angelegt wurde. Unzählige Häuser stehen auf Stelzen. Warum das so ist, ob wegen des Wassers oder wegen der Architektur oder wegen sonst was, bleibt mir verborgen. Auf jeden Fall sind sie ein großartiger Blickfang und ich halte an, um die Häuser zu bewundern. Ich übernachte wieder im "Motel 6". 11. Tag - Mi. 23.12.87 Den ganzen Tag über ist das Wetter gut, bei 20 Grad. Ich fahre die Küste entlang nach Jacksonville/Florida. Am Visitor Center kann ich Autos aus fast allen Staaten der USA und Kanada erkennen: z.B. aus South Carolina, aus North Carolina, aus New Brunswick, Delaware, Wisconsin, Tennessee, Maryland, Oregon, aus New Mexico, Massachusetts, Virginia, Wyoming, California, Texas, Alaska, Ohio, New York, Mississippi, Alabama, Nova Scotia, Georgia, Montana, Oklahoma und Idaho, und natürlich aus Florida. In St. Augustine besuche ich das Marineland, ein großes Aquarium. Dort sind Meeresschildkröten, Haie, Sägefische, Delfine, Thunfische und andere Meeresbewohner zu bestaunen. Ein riesiges Becken ist für alle da. Von der restlichen Anlage bin ich aber enttäuscht. Man hat gerade erst mit der Renovierung des Unterwasserparks begonnen. Er soll mehrere große Becken erhalten, damit das Gedränge ein Ende hat. Bis dahin müssen die Fische sich allerdings noch gedulden. St. Augustine ist übrigens die älteste Stadt Nordamerikas. Sie wurde 1575 von Spaniern gegründet und hat heute 12.000 Einwohner. Hier ist noch der Charme der Südstaaten. Eine besondere Stadtbesichtigung kann man mit Kutsche und Pferd machen. Über den schönen Highway A1A fahre ich weiter Richtung Süden und komme nach Daytona Beach, wo ich für $ 14,-- in einem guten Motel übernachte. 12 Die Vor-Saison drückt den Preis runter. Daytona Beach ist ein großer Badeort mit einem fast 40 km langen und 150 m breiten Strand, der sogar befahren werden darf. Hier werden auch Geschwindigkeitsrennen mit über 300 km/h gefahren. Etwa Mitte März gibt es den Motor-Bike-Weekend-Day. Dann kommen tausende Motorradfahrer mit ihren Maschinen hierher. Etwa eine Stunde südlich von Daytona liegt Winter Park. Hier geht es in schönen Cafés etwas ruhiger und idyllischer zu. 12. Tag - Do. 24.12.87 Fast den ganzen Tag verbringe ich im John-F.-Kennedy-Space-Center, dem früheren Cape Canavarel. Es liegt inmitten eines großen Naturschutzparks an der Atlantikküste. Hier läßt sich die Welt von morgen bereits heute erleben. Ich unternehme eine geführte Tour, die Red Tour, über das Gelände der NASA, von wo am 24. Juli 1950 die erste Rakete, die V-2, ins All flog. Dazu gibt es einige Film- und Dia-Vorführungen in großen Theatern. Aber als erstes sehe ich die große Saturn 1 Rakete, die bei den ersten Apolloflügen und bei den Skylab-Weltraumstationen benutzt wurde. Im Rocket Garden, dem Raketengarten, heißt mich ein wahrer Wald von Missiles und Raketen Willkommen. Es sind sehr unterschiedliche Typen zu sehen. Hier findet man alles, was in die Luft gehen kann, angefangen mit der relativ kleinen Redstone bis zu den großen Gemini und Titan Raketen. Alles ist sehr beeindruckend, denn auch die Abschußrampen und Museen können besichtigt werden. Am 5. Mai 1961 startete der erste bemannte Weltraumflug mit Alan Shepard an Bord. Und seit dem 12. April 1981 heben von hier die "Space Shuttles" ab. Wir kommen auch zur riesigen Saturn V Rakete, die so lang ist wie ein Fußballfeld, nämlich 110 m. Eine solche startete hier am 16. Juli 1969. Vier Tage später betraten die ersten Menschen, Neil Armstrong und Edwin Aldrin, den Mond. Aber es gibt auch Areale, wo der Tourist nicht hin kann, denn man zeigt uns natürlich nur das, was gewesen ist und alte Technologie beinhaltet. An das Neue kommen wir nicht heran. In Ft. Pierce übernachte ich im "Quality Inn" für $ 32,-, aber die Quality ist nicht besser als vorher in den Motel 6. Ich verbringe einen langweiligen "Heiligen Abend" und gehe früh zu Bett. 13. Tag - Fr. 25.12.87 (Weihnachten) Das letzte Ziel der Reise naht und je weiter ich nach Süden fahre, desto merklich wärmer wird es. Die Tour geht heute an der Küste entlang, und an Ft. Lauderdale vorbei, nach Miami Beach zurück. Miami Beach ist eine Miami vorgelagerte 13 km lange Sandbank und durch mehrere Brücken mit dem Festland verbunden. In Miami Beach übernachte ich diesmal im Hotel "Ritz Plaza" an der Collins Ave., für $ 26,-- pro Nacht. 13 Das Ritz Plaza gehört wie das National Hotel zum Art-Déco-District, wo viele Hotels im Designerstil der 20er und 30er Jahre umgebaut wurden. Ich sehe mir heute das Terminal für Kreuzfahrtschiffe im Hafen von Miami an. Von der gegenüberliegenden Seite habe ich einen guten Blick auf die in Reih' und Glied nebeneinander liegenden Schiffe. Es ist schon beeindruckend, welche Größe diese Schiffe heute erreichen. Und sie werden immer größer gebaut. Der Hafen wurde vor kurzem ausgebaut und auf das doppelte vergrößert und nennt sich jetzt "Cruise Capital of the world". Im Port of Miami legen weltweit die meisten Kreuzfahrtschiffe an - und ab. Die Karibik, vor allem die Bahamas sind ja auch nicht weit. Miami ist die heimliche Hauptstadt Floridas. Der Lebensstandard ist einer der höchsten der USA, und man genießt ihn. Es gibt auch noch ruhige Ecken im hektischen Urlaubsparadies. Man muß nur suchen, dann findet man sie auch. Bei einem Spaziergang kann ich beobachten, wie ein Pelikan mit seiner Mahlzeit spielt. Ein startendes Flugzeug erinnert mich daran, daß meine Urlaubszeit morgen zu Ende geht. Von Miami aus kann man auch, wie überall in den USA, HelikopterRundflüge buchen. Ich telefoniere heute mit Michael in Kelowna und erzähle ihm, was ich alles erlebt habe. Er weiß noch nicht, wie es weiter geht, ob er in Kelowna bleibt oder evtl. nach Alberta umziehen. Es geht allen gut. Gegessen wird bei "Joe's Stone Crab Restaurant", diesmal Delfin, Catfish und andere Meeresfrüchte, vor allem Steinkrebse, Florida's Spezialität. Es gibt ein vielfältiges Angebot. An den Straßen sitzen die alten Amerikaner, die dem Winter entkommen wollen, mit ihren bunten, nicht zusammen passenden Sachen "Spalier", wie in der Muppet-Show, und begutachten jeden, der vorbeigeht. In der Hotelbar treffe ich dann zwei Norweger, die eine Rundfahrt mit dem PKW durch Florida machen. Es wird ein gemütlicher Abend. 14. Tag - Sa. 26.12.87 Heute möchte ich mir die City von Miami einmal ansehen. Zwischen und in den Stadtgebieten von Miami herrscht ein reger Busverkehr, der teilweise über Brücken geleitet wird. Mit Metrorail und Metrobus kommt man bequem überall hin. In der Innenstadt dominieren die Hochhäuser, vor allem die Bürotürme. Downtown Miami hat viele Kaufhäuser und Boutiquen und natürlich Souvenirläden. Die Hauptgeschäftszentren sind die Flagler Street sowie die Lincoln Road Mall. Auch die berittene Polizei ist in der City noch anzutreffen. Denn irgendwas ist hier immer los. Aber auch das wird geregelt und das Leben geht weiter. Wenn man sich die moderne Skyline von Miami ansieht, und die langen Reihen der Hotels an dem berühmten Strand, kann man kaum glauben, daß diese Stadt im Süden Floridas nicht einmal 100 Jahre alt ist. Bis zum 16. Jahrhundert war die Gegend um das heutige Miami noch ein Handelsplatz der Seminolen - Indianer. Groß-Miami hat heute, 1987, 2 Mio. Einwohner. Davon sind etwa 500.000 Flüchtlinge aus Kuba und Haiti. Sie brachten außer Armut allerdings 14 auch einen Hauch latein-amerikanischer Atmosphäre mit. Aber es bedeutet auch Wohlstand und Freiheit. Vor allem in "Little Havanna", wo es hunderte Geschäfte mit südamerikanischer Atmosphäre gibt. Dort stehen sogar Schilder: "We speak english", denn spanisch ist hier die Hauptsprache. Es wird kubanische Musik gemacht und auf der Straße wird Domino gespielt. Der heutige Nachmittag wird in Key Biscayne mit seinen Anglern und Wassersportlern verbracht. Key Biskayne ist der ruhige Stadtteil von Miami und das Feriendomizil der Reichen. Man angelt, spielt Tennis oder Golf und beschäftigt sich mit Wassersport. Es gibt hier einen schönen Strand, einen kleinen Zoo und Möglichkeiten zur Bootsmiete. Alles, was mit Wasser zu tun hat, wird hier groß geschrieben. Alle Sportarten werden gepflegt: ob Jet-Ski, Wasser-Ski oder Tretboot fahren, ob Paragliding oder Schwimmen. Oder nur mit einem kleinen oder großen Boot dahin dümpeln. Ich lege mich an den Beach, mache gar nichts und sehe nur dem Treiben der Urlauber zu. Mehr als 40 Mio. Menschen aus allen Ländern und Erdteilen kommen jedes Jahr an die Strände, zu den Golfanlagen und Naturwundern, um hier ihren Urlaub zu verbringen. Mildes Wetter und warmes Wasser haben die amerikanische Halbinsel Florida zu einem ganzjährigen Ferienparadies gemacht. Von Dezember bis April liegen die Temperaturen zwischen 15 und 21 Grad, im Sommer bei 26 Grad. Und da sind ja auch die strahlend weißen Strände, die sich hier mehrere 100 km hinziehen. Ich habe mal wieder Hunger auf etwas "Fleischiges" und esse abends im Restaurant "Roney's" ein großes T-Bone-Steak. Ein normales Steak kostet $ 13,- ohne Beilagen, und eine französische Familie mit zwei Kindern verläßt das Lokal fluchtartig, nachdem sie die Preise gesehen haben und rechnen, wie viele Dollars sie bezahlen müssen. Mehrere Cocktails werden nach dem Essen getestet: z.B. waren die "Margaritas" o.k., aber ganz große Klasse: "Sex on the Sea" (1 Teil Wodka - 1 Teil Pfirsichlikör - 1 Teil O-Saft). 15. Tag - So. 27.12.87 Der letzte Tag im schönen Florida ist angebrochen. Im Hotel wird zuerst ausgecheckt und dann für den Abend der Sitz im Flieger reserviert. Ich habe also Zeit und kann mich noch etwas an einer der vielen Wasserstraßen umsehen. Viele der Hausbesitzer hier haben ihre Bootsanlegestelle direkt vor der Tür, die einen haben ein kleines Boot, die anderen eine Barkasse. Zur Entspannung geht man angeln, denn ein frisches und kostenloses Mittagessen ist auch nicht zu verachten. Das denkt sich auch eine Seekuh, die neugierig in die Nähe des Ufers gekommen ist. Die sogenannten "Manatees" bereiten den Umweltschützern große Sorgen, denn sie werden leider oft von den Propellern der Motorboote verletzt 15 oder gar getötet. Sie haben zwar generell Vorfahrt, aber Unfälle gibt es viele. Die "Manatees" wurden von den ersten Entdeckern zuerst für Meerjungfrauen gehalten. Sie bewohnen flache Meeresbuchten und Flußmündungen. Ihre Nahrung besteht aus Seegras, Algen und anderen Wasserpflanzen. Es gibt nur noch wenige Tausend der vom Aussterben bedrohten sanften Riesen. Im Winter wandern sie in das Mündungsgebiet des Crystal River an der Westseite Floridas. Sein Wasser ist wohltemperiert, denn er entspringt in warmen Quellen. Man kann hier sogar mit ihnen schwimmen, tauchen und schnorcheln. Es gibt geführte Touren zu den Tieren in der Stadt Crystal River. Dann wird es für mich Zeit und ich fahre zum Flughafen. Ich gebe den PKW ohne Probleme zurück und um 18:00 Uhr hebt der Flieger ab. Schade, ich muß das sonnige Florida mit den 20 Grad wieder mit den Minusgraden in Deutschland eintauschen. An der Ostküste der USA und an der Südspitze Grönlands vorbei fliegen wir nach Frankfurt am Main. 16. Tag - Mo. 28.12.87 Nach einem ruhigen Flug müssen wir in Düsseldorf umsteigen und landen um 10:00 Uhr MEZ (= 4:00 Uhr in Miami) in Frankfurt. Dort holen mich Jürgen, Astrid und Sabine ab. Nach einem Abstecher bei den Schröder's in Worms kommen wir wohlbehalten in Andernach an. Ein guter Urlaub ist vorüber. P.S.: Die Zahnfüllung hat gehalten.