NORICUM LEXIKON unbekannter Autor Aguntum Aguntum, ca. 4 km östl. von Lienz in O-Ti. gelegene bedeutende röm. Siedlung, die unter Ks. Claudius (41-54 n. Chr.) zur autonomen Stadt, zum Municipium Claudium Aguntum, erhoben wurde. Ihre Blütezeit war im 1. und 2. Jh. n. Chr., in der Spätantike mehrmals zerstört; im 5. Jh. war A. Sitz eines Bischofs ( (siehe) Lavant). Um 610 wurde bei A. Bayernhzg. Garibald II. von den Slawen besiegt. Ausgegraben wurden eine Stadtmauer mit monumentaler Toranlage, ein nach italischem Vorbild gebautes Atriumhaus sowie Handwerker- und Geschäftsviertel. Zeugnisse des frühen Christentums sind eine Grabkapelle und eine Friedhofskirche. Noch im 16. Jh. waren antike Ruinen sichtbar; seit dem 18. Jh. finden Ausgrabungen statt. Albing Albing, NÖ., AM, Dorf in der Gem. St. Pantaleon-Erla. Um 170 n. Chr. größtes röm. Legionslager in Ö. (568 x 412 m). Sein antiker Name ist unbekannt. Vielleicht nie ganz fertig gestellt, wurde es aus unbekannten Gründen verlassen; das neue Legionslager in Enns (Lauriacum) war um 205 n. Chr. fertig. Attila Attila, seit 445 alleiniger Herrscher der Hunnen; das Zentrum seines Reichs lag zw. Donau und Theiß im heutigen Ungarn, er erpreßte vom Oström. Reich hohe Tributzahlungen. Attila zog mit einem aus unterworfenen und verbündeten german. Stämmen bestehenden hunn. Heer im Frühjahr 451 auf der Donaustraße nach Gallien, unterlag aber Aetius in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern. Nach seinem Tod 453 zerfiel sein riesiges Reich. Er erscheint im Nibelungenlied als Hunnenkönig Etzel. Die Awaren Awaren, früh-ma. Reitervolk; besetzten 568 das Karpatenbecken und hatten bis Anfang des 7. Jh. auch die Oberherrschaft über weite Bereiche Mittel- und O-Europas inne. Ihre reiche archäolog. Hinterlassenschaft findet sich im Karpatenbecken und seinen Randbereichen, in Ö. vornehmlich im Wr. Becken und im N-Bgld. Die Funde zeigen zwar starke reiternomadische Traditionen, jedoch auch german. und bes. byzantin. Komponenten. Mit der starken awarischen Macht im Hintergrund erfolgte die slawische Besiedlung des heutigen Kä., der Stmk. und NÖ. Nach der erfolglosen Belagerung von Konstantinopel 626 büßten die A. ihre Vormachtstellung ein. In dieser Schwächeperiode gründete der fränk. Kaufmann Samo ein Slawenreich, wohl in Böhmen und Mähren, vielleicht reichte es auch noch in das heutige Österreich. Auch die Alpenslawen, im 8. Jh. Karantaner genannt, werden sich zu dieser Zeit von den awarischen Ansprüchen frei gemacht haben. Im 8. Jh. kam es offenbar zu einem Versuch, die awarische Oberherrschaft über den Alpenraum wiederzuerrichten. Die Karantanen unterwarfen sich daher dem Baiernherzog und akzeptierten auch die nun einsetzende Missionierung. Hzg. Tassilo III. suchte bei den A. Rückhalt gegen Karl d. Gr. Nach seiner Niederlage kam es zu den A.-Kriegen (791-97), die mit der Zerstörung des A.-Reichs endeten. Zumindest bis 728 bestand ein abhängiges, von den Karolingern eingerichtetes Fürstentum der A. "zw. Steinamanger und Carnuntum" unter getauften Khaganen. Aelium Cetium Aelium Cetium, röm. Siedlung, die unter Ks. Hadrian (117-138 n. Chr.) zur autonomen Stadt, zum Municipium A. C., erhoben wurde. Im Itinerarium Antonini und in der Leidensgeschichte des hl. Florian erwähnt; das heutige St. Pölten. Die Asengöttin des jungen Lebens Ostara ist eine Göttin vom Stamm der Asen, wie die Herleitung ihres Namens von einem "himmlischen" Phänomen zeigt. Er hat dieselbe Wurzel wie Osten, der Sonnenaufgang. Ostara wurde bereits von den vorgeschichtlichen Indogermanen verehrt, deren Tradition auf Gottheiten von Asen-Natur konzentriert war. In anderen indogermanischen Religionen sind Göttinnen mit verwandten Namen (griech. Eos, lat. Aurora) eng mit dem Morgenrot verbunden. Denn Ostara ist die lebensspendende Schöpfergöttin und besonders die Göttin des jungen, neu entstehenden oder sich erneuernden Lebens, das Mutter Erde im Frühling hervorbringt, und als himmlische Macht die Göttin des neuen, wachsenden Lichts der Frühlingszeit. Sie zeigt sich auch jeden Tag am Morgen, im Osten, wo die Indogermanen ihre Gegenwart im Morgenrot erblickten. Als Schöpfergöttin und Frühlingsgöttin ist Ostara unter den Asen dieselbe Göttin, die Nerthus unter den Vanen ist. Sie teilt mit ihr nicht nur die Festzeit und die – im Volksbrauchtum trotz Christenherrschaft bewahrten – echt heidnischen Ostersymbole Hase und Ei, die auf ihre Lebens spendende Kraft hinweisen, sondern auch die Beziehung zum Wasser, ihrem Wesen gemäß am engsten zum frischen, jungen Wasser der Quellen. Zu Ostern schöpft man aus einer Quelle das der Göttin geweihte Osterwasser, das man zum Weihen und Heilen erwenden kann. Ihre lebensspendende Kraft zeigt sich auch in großen Flüssen, die aus kleinen Quellen kommen, und besonders in dem großen Strom, der ihr heiliger Fluß ist und ihren Namen trägt: die Donau. Agnes, Markgräfin von Ö. Agnes, Markgräfin von Ö., * 1075, † 1143, Tochter von Ks. Heinrich IV., 1106 in zweiter Ehe mit Markgraf Leopold III. von Ö. verheiratet, dem sie angebl. 18 Kinder gebar, von denen 6 Söhne (u. a. Leopold IV., Heinrich II. Jasomirgott, Bischof Otto von Freising) und 5 Töchter überlebten. Nach anderen Forschungen stammen wahrscheinlich einige dieser Kinder aus der 1. Ehe mit Friedrich v. Staufen, Hzg. v. Schwaben. Bei einer Öffnung der Klosterneuburger Babenbergergräber konnten allerdings die Gebeine von 6 bis 7 Kindern bis zu 3 Jahren festgestellt werden. Der Legende nach hat Leopold das Stift Klosterneuburg an jener Stelle erbaut, an der der verlorene Schleier seiner Gattin A. auf der Jagd gefunden wurde. Die Alemannen Als älteste Siedlung der Alemannen in der Gegend gilt Altstädten und der Sonthofener Raum. Die Reihengräber, die man in Altstädten entdeckt hat, stammen etwa aus dem 7. Jahrhundert nach Christus. Von dort aus siedelten die Alemannen an der östlichen Illerseite nach Süden bis zum Oberstdorfer Becken. Die Alemannen waren immer auf der Suche nach guten Weideplätzen für ihr Vieh. Die benutzten Naturweiden nannten sie Wang, so dass man Rückschlüsse auf viel Ortsnamen der Gegend ziehen kann. Geschichtliche Bedeutung haben somit Orte wie Bolsterlang, Sigiswang, Langenwang und Kierwang. Auch Ortsnamen mit den Endungen -reute, -ried und -schwend spielen eine Rolle. Dort wurden früher Waldbestände abgeholzt. Die Alemannen (lateinisch Alamanni) waren ein Verband westgermanischer, v.a. swebischer Stämme und Vorfahren der heutigen Schwaben. Um 213 wurden sie zum ersten Mal erwähnt, als Caracalla ihren Vormarsch am Rhein-Donau-Limes aufhalten konnte. In den Jahren 233/34 durchbrachen sie dann erstmals diese Grenze. Ein weiterer Vorstoß um 260 führte zur Eroberung des Dekumatlandes zwischen Rhein, Main und Donau. Weitere Vorstöße unternahmen die Alemannen u.a. 270 bis nach Umbrien. Im Jahre 375 wurden sie schließlich von den Römern bei Straßburg besiegt. Der Sieg der Franken unter Chlodwig über die Alemannen um 496 führte zum Verlust ihrer nördlichen Gebiete. Nach dem Tod des Ostgotenkönigs Theoderich um 536 wurden auch die südlichen Gebiete dem Frankenreich eingegliedert. Im Jahre 746 wurde das Stammesherzogtum aufgelöst, 917 wurde es dann neu errichtet. Badener Kultur Badener Kultur: In der westl. von Baden gelegenen Königshöhle wurden 1892 zahlr. Keramikbruchstücke, Stein- und Knochengeräte sowie ein Ösenhalsreif aus Kupfer freigelegt. Diese Funde wurden für die spätjungsteinzeitl. Badener Kultur zwischen 3300 und 2800 v. Chr. im Osten Österreichs namengebend. Charakteristisch ist die Verzierung der Gefäßoberflächen mit Reihen unterschiedlicher breiter Rillen (Kannelur) in verschiedenen Mustern. Metall hatte für die Erzeugung von Werkzeugen noch keine Bedeutung, aus Kupfer wurde Schmuck hergestellt. Die Siedlungen waren meist unbefestigt, bevorzugt wurden Hänge und Höhenlagen u. a. im südlichem Wienerwald. Einflüsse aus dem südosteuropäischen Raum sind nachweisbar. Baiern Baiern, Bajuwaren, lat. Baiovarii, germanischer Stamm, der sich im 5. und 6 Jh. zw. Donau und Alpen aus verschiedenen Stammesgruppen bildete. Während des 4. und 5. Jh. siedelten sich Germanen als römische Söldner an der Donau an. Aus Böhmen kamen größere Gruppen von Markomannen und Elbgermanen. Von durchziehenden oder sich auflösenden ostgermanischen Stämmen (Skiren, Heruler) blieben Reste zurück. Nach der Auflösung der römischen Herrschaft Ende des 5. Jh. breiteten sich die vorwiegend in Weilern oder kleinen Dörfern lebenden Baiern nach Süden bis in die Alpentäler und entlang der Donau aus, vermischten sich mit Romanen und Resten der Langobarden und besiedelten das heutige Oberösterreich, Salzburg und Tirol bis Säben und in das Pustertal. Um 550 wird der Stamm erstmals als Einheit genannt, stand aber schon unter fränkischer Oberhoheit. Er gliederte sich in Gaue, 6 Familien bildeten die adelige Oberschicht, die in der "lex Baiuvariorum" genannt ist. Zum führenden Geschlecht wurden Mitte des 6. Jh. die burgundischen Agilolfinger (bis 788). Um 600 setzte die christliche Mission ein, um 700 unter fränkischer Oberhoheit, getragen von Emmeram, Rupert und Corbinian. Von den Baiern wurde vor und in der Karolingerzeit die Kolonisation Ostösterreichs und Karantaniens getragen. Nach 955 wurde eine Mark im Verband des Herzogtums Bayern erschlossen und besiedelt. Seit dem 10. Jh. wuchsen aus Bayern die österreichischen Länder, zuerst 976 das Herzogtum Kärnten, 1156 Oberösterreich und 1180 die Steiermark, dann auch das Erzbistum Salzburg und die Grafschaft Tirol als eigene Länder heraus. Brigantium Benannt nach der großen Muttergöttin Brigit. Ursprünglicher keltischer Name des heutigen Bregenz. Babenberger Babenberger, ö. Herrscherfamilie 976-1246. (siehe) Otto von Freising, der selbst aus der Familie der B. stammte, leitete das Geschlecht von dem 906 hingerichteten Adalbert von Bamberg ab; danach fand die Bezeichnung "B." Ende des 15. Jh. Eingang in die Literatur. Der Zusammenhang mit den "älteren" B. ist unklar; wahrscheinlich stammen sie eher von der Familie des 907 gefallenen Markgrafen Liutpold ab. Sicher ist die Herkunft aus dem bair. Hochadel, bis zur Mitte des 11. Jh. hatten die B. als Grafen mehrerer Gaue auch in Bayern Herrschaftsfunktionen inne. Später waren sie nur noch in Ö. verankert. Alle B. tragen Beinamen, die von Ladislaus Sunthaym Ende des 15. Jh. erfunden oder zugeordnet wurden. In den 270 Jahren ihrer Herrschaft wurde aus der Mark ein Herzogtum und Land im rechtl. Sinn. Mit der Entwicklung des Landes stieg auch das Ansehen der B., wozu familiäre Verbindungen mit beitrugen. Während die ersten Generationen in gleichgestellten Familien ihre Partner suchten, brachte die Heirat Leopolds III. mit der salischen Königstochter Agnes einen Aufstieg, der durch die Verwandtschaft mit den Staufern (Halbbrüder in der folgenden Generation) noch erstärkt wurde. In den nächsten Generationen gab es nicht nur Verbindungen mit benachbarten Herrschergeschlechtern, sondern auch zu Byzanz (Heinrich II., Leopold VI.) und zu Ungarn (Leopold V.). Durch die Familienbeziehungen von Vater und Großvater weist die Ahnentafel Hzg. Leopolds VI. eine starke Orientierung nach Ound SO-Europa auf. Wegen der nicht bekannten Familie seiner byzantin. Mutter ist für Hzg. Friedrich II. die Erstellung der Ahnentafel nur teilweise möglich. Die Untersuchung der Skelette ergab, daß die B. bis Leopold VI. für ihre Zeit relativ große Menschen (1,80 m) waren. In den letzten Generationen der B. fällt die Häufung von Problemen auf: Friedrich II. war zweimal verheiratet, doch wurden beide Ehen kinderlos geschieden, sein Bruder Heinrich von Mödling hatte den Beinamen der Grausame. Mit dem Tod Friedrichs II. starb die Familie nicht aus. Friedrichs Schwester Margarethe hatte 2 Söhne (Heinrich und Friedrich) vom Staufer-Kg. Heinrich (VII.), die aber 1250/51 starben; seine Nichte Gertrud (Tochter seines Bruders Heinrich) hatte aus der Ehe mit Markgraf Hermann von Baden einen Sohn Friedrich, der 1268 in Neapel gem. mit dem Staufer Konradin hingerichtet wurde, und eine Tochter Agnes (gest. 1295), die in 1. Ehe mit Hzg. Ulrich von Kä., in 2. Ehe mit Graf Ulrich III. von Heunburg verheiratet war. Bad Dürrnberg Bad Dürrnberg, Sbg., HA, Teil der Stadt (siehe) Hallein, 772 m, Kur- (seit 1954) und alter Marienwallfahrtsort. - Kurhaus St. Josef (NatriumCalcium-Chlorid-Sulfat-Quelle), Zollamt, Bergstation der Salzbergbahn Hallein, Bergbaumus., Kelten-Freilichtschau (Rekonstruktionen eines Gehöfts und einer Grabkammer), Kelten-Lehrpfad; Schaubergwerk, Fremdenverkehr. Die Siedlung auf dem Dürrnberg (vom Moserstein über das Gebiet des heutigen Ortskerns bis zum Ramsaukopf) zählt zu den bedeutendsten Zentren keltischer Kultur in Europa; bergmännischer Salzabbau seit der älteren Eisenzeit, zahlr. prähist. Gräberfunde, darunter Bronzeschnabelkanne um 400 v. Chr. (heute im Sbg. Museum Carolino Augusteum); Renaiss.-Wallfahrtskirche (1594-1612) aus rötlichen Marmorquadern mit hölzernem Gnadenbild (1612); Tennengauer Einhöfe; Skigebiet am Zinkenkogel. Biberg Biberg, Berg bei Saalfelden (Sbg.) mit einer zerstörten befestigten kelt. Höhensiedlung. Die dort gefundene Bronzefigur eines kauernden Hirschen aus dem 1. Jh. v. Chr. ist ein hervorragendes Beispiel für die Kunst der späten La-TèneKultur in Österreich. Birgitz Birgitz, Ti., IL, Gem., 1200 Ew., 4,78 km2, 868 m; bei Innsbruck; kelt. Höhensiedlung 3./2. Jh.v. Chr. bis 1. Jh. n. Chr. Bisamberg, NÖ., Berg Bisamberg, NÖ., 358 m, Berg an der N-Grenze von Wien mit Steilabfall nach S zur Donau, deren Durchbruch durch die Wr. Pforte der B. mit dem gegenüberliegenden Leopoldsberg flankiert. Geolog. Fortsetzung der Flyschzone des Wienerwalds nördl. der Donau. Sein Plateau ist mit Eichenbuschwald und trockenheitsliebender Kleinflora mit pannon. Einschlag bestanden. Seine lößbedeckten Hänge tragen Weingärten. Bis 1995 Mittelwellensendeanlage (Sendemasthöhe 265 m) des Ö. Rundfunks; Umspannwerk; Wasserbehälter (60.000 m3) der Wr. Wasserwerke. - Archäolog. Funde aus Mittel- und Jungsteinzeit (ältester Beleg für Kupferverarbeitung in Ö.). Am Ende der Jüngeren Eisenzeit bestand auf dem Bisamberg eine keltische Siedlung. Boier, keltischer Stamm Die Bojer lebten zur Zeit des Kimberenzuges, etwa 120 v. im Herzynischen Wald, dem damals waldreichen Mittelgebirge Böhmens, wo sie die Kimberen abwehren konnten. Etwa ein halbes Jahrhundert später wichen die Bojer dem zunehmenden germanischen Druck und verlagerten ihren Siedlungsschwerpunkt in den mittleren Donauraum. In dieser Zeit erlebte das Oppidum in Bratislava wohl seine Hauptblüte. Um 40 v. gewannen Daker an Macht und es kam zu einer Schlacht mit den Bojern. Die Bojer waren mit den Tauriskern verbündet und kämpften unter der Führung von Kritasivos. Die Daker dagegen verbündeten sich mit den Skordiskern. Ihr Anführer hieß Buebistan "er verdilgte die Bojer und Taurisker gänzlich". Wie weit diese Nachricht auch das heutige Niederösterreichische Gebiet betraf ist fraglich. Nach dem Tod von Buebistans zerfiel das dakische Reich. Vom Süden her vergrößerte das Königreich Noricum seine Einflußsphäre bis an die Donau, um 150 v. wurde es dann selbst von den Römern annektiert. Von Norden her kamen germanische Markomannen und Quaden. Die Bojer durften jedoch nicht restlos vernichtet worden sein. Auf Grund einiger Innschriftensteine aus dem 1.& 2. Jh.n. wird in Teilen des südlichen wiener Beckens bez. des Leitharaumes eine Livitas Bojorum. dh. ein einheimisches Stammesgebiet der Bojer angenommen. Mehrere Grabsteine mit kennzeichnender einheimischer Tracht könnten vielleicht die größe dieser Civitas andeuten. Dieses bäsche Gemeinwesen stand, wie eine Innschrift aus Fermo in Italien belegt, im 1. Jh.n. unter der militärischen Aufsicht eines Präfekten. Bänkelsänger Bänkelsänger, Spielleute von niedrigem soz. Rang, die neben instrumentaler Musik (z. B. Tänze in Wirtshäusern) Lieder histor. oder aktuellen Inhalts mit lehrhaftem Inhalt vortrugen; größter Beliebtheit erfreuten sich neben den Heldenliedern die sog. "Moritaten", die meist aktuelle Verbrechen zum Anlass nahmen. Hauptinstrumente der B. waren Geige und Harfe, aber auch alte, in der Kunstmusik schon längst vergessene Instrumente wie Dudelsack oder Drehleier. Sesshafte Liederhändler und die "Fratschlerinnen" verkauften solche Lieder im Straßenhandel. Aus der langen Reihe der anonymen Dichter des Bänkelsangs (Lehrer, Mesner, Handwerksburschen, Wirte) sind einige namentlich bekannt. Der staatl. und städt. Ordnungsmacht wegen ihres unsteten Lebenswandels und der Massen, die sie anzulocken und zu motivieren imstande waren, immer schon ein Dorn im Auge, konnten sie nicht einmal im Vormärz diszipliniert werden; in Wien wurde der Bänkelgesang in der 2. Hälfte des 19. Jh. großteils von den Wienerliedsängern bzw. Volkssängern übernommen; ein letztes Mal lebte diese Art der Straßenmusik in der Not der Zwischenkriegszeit auf. Babenberger, ö. Herrscherfamilie Babenberger, ö. Herrscherfamilie 976-1246. Otto von Freising, der selbst aus der Familie der B. stammte, leitete das Geschlecht von dem 906 hingerichteten Adalbert von Bamberg ab; danach fand die Bezeichnung "B." Ende des 15. Jh. Eingang in die Literatur. Der Zusammenhang mit den "älteren" B. ist unklar; wahrscheinlich stammen sie eher von der Familie des 907 gefallenen Markgrafen Liutpold ab. Sicher ist die Herkunft aus dem bair. Hochadel, bis zur Mitte des 11. Jh. hatten die B. als Grafen mehrerer Gaue auch in Bayern Herrschaftsfunktionen inne. Später waren sie nur noch in Ö. verankert. Alle B. tragen Beinamen, die von Ladislaus Sunthaym Ende des 15. Jh. erfunden oder zugeordnet wurden. In den 270 Jahren ihrer Herrschaft wurde aus der Mark ein Herzogtum und Land im rechtl. Sinn. Mit der Entwicklung des Landes stieg auch das Ansehen der B., wozu familiäre Verbindungen mit beitrugen. Während die ersten Generationen in gleichgestellten Familien ihre Partner suchten, brachte die Heirat Leopolds III. mit der salischen Königstochter Agnes einen Aufstieg, der durch die Verwandtschaft mit den Staufern (Halbbrüder in der folgenden Generation) noch verstärkt wurde. In den nächsten Generationen gab es nicht nur Verbindungen mit benachbarten Herrschergeschlechtern, sondern auch zu Byzanz (Heinrich II., Leopold VI.) und zu Ungarn (Leopold V.). Durch die Familienbeziehungen von Vater und Großvater weist die Ahnentafel Hzg. Leopolds VI. eine starke Orientierung nach Ound SO-Europa auf. Wegen der nicht bekannten Familie seiner byzantin. Mutter ist für Hzg. Friedrich II. die Erstellung der Ahnentafel nur teilweise möglich. Die Untersuchung der Skelette ergab, daß die B. bis Leopold VI. für ihre Zeit relativ große Menschen (1,80 m) waren. In den letzten Generationen der B. fällt die Häufung von Problemen auf: Friedrich II. war zweimal verheiratet, doch wurden beide Ehen kinderlos geschieden, sein Bruder Heinrich von Mödling hatte den Beinamen der Grausame. Mit dem Tod Friedrichs II. starb die Familie nicht aus. Friedrichs Schwester Margarethe hatte 2 Söhne (Heinrich und Friedrich) vom Staufer-Kg. Heinrich (VII.), die aber 1250/51 starben; seine Nichte Gertrud (Tochter seines Bruders Heinrich) hatte aus der Ehe mit Markgraf Hermann von Baden einen Sohn Friedrich, der 1268 in Neapel gem. mit dem Staufer Konradin hingerichtet wurde, und eine Tochter Agnes (gest. 1295), die in 1. Ehe mit Hzg. Ulrich von Kä., in 2. Ehe mit Graf Ulrich III. von Heunburg verheiratet war. Bernsteinstraße Bernsteinstraße: Der röm. Gelehrte Plinius d. Ä. (23/24-79 n. Chr.) berichtet, daß auf diesem Handelsweg Bernstein von der Ostseeküste nach Aquileia gebracht worden sei. Die bereits in urgeschichtl. Zeit bedeutsame B. folgt in Ö. der March, überquert bei Carnuntum die Donau und führt über Ödenburg und Laibach an die Adria. Südl. der Donau wurde sie als wichtige Verkehrsroute schon im frühen 1. Jh. n. Chr. von den Römern ausgebaut. Christenverfolgung, letzte römische In der letzten und größten Christenverfolgung im römischen Reich wurde am 3. oder 4. Mai 304 Florian in die Enns gestürzt. Er war der einzige namentlich bekannte frühchristliche Märtyrer Österreichs. Cernunnos, der Gehörnte Gott Von den männlichen Gottheiten erscheint vor allem Cernunnos, der hirschhörnige Gott des Waldes, wie die Göttin als Andersweltbote den Menschen, die im Wald nach Wissen, einem Weg oder auch nach Nahrung suchen. In der Wicca-Tradition wird Cernunnos als der Gehörnte Gott verehrt, der Begleiter und Mitschöpfer der Großen Göttin, der von den Christen im wörtlichen Sinn "verteufelt" wurde. Cernunnos ist ein Gott der schöpferischen Naturkräfte, der Fruchtbarkeit und Zeugungskraft und daher mit Freyr vergleichbar, der ebenfalls den Hirsch als eines seiner heiligen Tiere hat. Als Waldgott steht er in innigster Beziehung zur Weisheit, die vom Wald kommt, und zum Symbol erdentstammter Weisheit, der Widderkopfschlange, die auch Teutates geweiht ist. So hat er auch Eigenschaften von Odin. Er verkörpert nicht zuletzt die Heiligkeit der freien Natur, die Freiheit der Wildnis und eine „wilde" menschliche Freiheit. Nach dem mythischen Begleiter von Herne the Hunter, wie Cernunnos in England heißt, nannte sich ein berühmter Freiheitsheld Robin Hood. Cernunnos war sicherlich auch gemeint, wenn österreichische Kelten Weihesteine für Silvanus setzten, denn das ist der römische Waldgott. Weniger zu den Göttern als zu Naturgeistern von der Art der Alben gehört der Genius Cucullatus, der nach dem heimischen keltischen Kapuzenmantel benannt ist und sich Reisenden und Bergleuten mit diesem Mantel bekleidet zeigt. In der Volksüberlieferung ist er das "Pechmandl" oder "Kasermandl". Auch andere Naturgeister, von denen die Volkstradition berichtet, wurden zweifellos schon von den Kelten wahrgenommen, so z.B. die Saligen, deren Name keltisch ist. Die Verehrung anderer Gottheiten ist nur durch Einzelfunde belegt. Eine Bronzestatuette aus Wels (OÖ) war dem aus Frankreich bekannten Tarvus Trigaranus geweiht, der als Stier mit drei Hörnern dargestellt wurde. Er ist ebenso rätselhaft wie Iovenat, für den ein Weihestein in Globasnitz (Unterkärnten) gefunden wurde, und der am Ulrichsberg verehrte Casuontanus, der aber in enger Beziehung zu Noreia steht und daher vielleicht der Stammesgott Teutates unter einem regionalen Beinamen ist. Besser bekannt ist Grannus, der ein Heiligtum in Spittal an der Drau hatte. Er ist ein auch in Gallien bekannter Heilgott, dessen Name mit der Sonne zu tun hat. Latisberg (kelt) heute Cobenzl Cobenzl (früher Latisberg, im südöstl. Teil Reisenberg), 377 m, Aussichtsberg am Rand des nördl. Wienerwalds, in Wien 19, benannt nach J. P. Cobenzl, der hier Ende des 18. Jh. ein Schloss mit großem Landschaftspark anlegte, in dem später K. Reichenbach Kreosot und Paraffin erfand. 1907 kaufte die Gem. das zu einem Hotel umgebaute Schloß (im 2. Weltkrieg zerstört) und die dazugehörige Meierei und errichtete im Gelände ein Restaurant. Lueger-Denkmal. Ausgangspunkt sehr schöner Rundwanderwege und Waldspaziergänge. Carnuntum Carnuntum, die bedeutendste röm. Siedlung in Ö. Sie liegt im Bereich der heutigen Orte Petronell und Bad Deutsch-Altenburg (NÖ.). Der Name C. wurde von einer vorröm. Siedlung übernommen. C. wird bei Velleius Paterculus, Plinius d. Ä., beim Astronomen Ptolemaios, in den Selbstbetrachtungen des Ks. Mark Aurel (deren 3. Buch er hier geschrieben hat), in der Vita des Septimius Severus, bei Ammianus Marcellinus und in vielen anderen spätantiken Texten, in der Tabula Peutingeriana, im Itinerarium Antonini und in der Notitia Dignitatum erwähnt. Die ältesten archäolog. Zeugnisse aus dem Bereich des Legionslagers stammen aus der Mitte des 1. Jh. n. Chr. Die Zivilstadt C. wurde unter Ks. Traian (98-117 n. Chr.) Provinzhauptstadt ( Pannonien) und Sitz des Statthalters, von Ks. Hadrian (117-138 n. Chr.) zur selbständigen Stadt, zum Municipium Aelium C., und von Ks. Septimius Severus (193-211 n. Chr., er wurde hier zum Kaiser ausgerufen) in den Rang einer Colonia erhoben. In der Spätantike war sie Standort einer Legion und einer Donauflotte. 307 oder 308 n. Chr. fand in C. eine Kaiserkonferenz statt. Um 350 n. Chr. richtete ein Erdbeben großen Schaden an, der Niedergang setzte ein. Unter Ks. Valentinian I. war C. 375 im Krieg gegen Quaden und Sarmaten Operationsbasis. Militärischer Bereich: Zw. Petronell und Bad Deutsch-Altenburg befindet sich das Legionslager, ein unregelmäßiges Vieleck mit einer Länge von 490 m und einer Breite zw. 334 und 391 m, die Front zur Donau ist vom Fluß weggerissen worden. Westlich davon liegt ein kleineres Hilfstruppenlager. Die Lagervorstadt (canabae legionis) hatte ein eig. Forum, eine Thermenanlage und ein Amphitheater für 8000 Personen; auch ein Tempelbezirk für oriental. Gottheiten wurde ausgegraben. Ziviler Bereich: Die sog. Palastruine ist eine große Thermenanlage. Um 300 wurde sie als Repräsentationsbau adaptiert. Das Amphitheater in der Nähe des Heidentors faßte etwa 13.000 Personen. Ob die Einbauten im Südtor eine frühchristl. Kirche mit Baptisterium sind, erscheint zweifelhaft. 2 gemauerte, begehbare röm. Wasserleitungen führen noch heute Wasser. Auf der Kuppe des Pfaffenbergs befanden sich ein Tempelbezirk für den röm. Staatskult, Denkmäler für den Kaiserkult (Hadrian und Mark Aurel) und ein Kulttheater sowie zahlr. Altäre und Weiheinschriften. Funde im neugestalteten Museum Carnuntinum, Archäologischer Park. DAS KELTISCHE CARNUNTUM Ein keltisches Carnuntum wird bereits für das Jahr 6 n. Chr. als "ein Ort des Keltischen Königreichs Noricum" erwähnt. Seit der Entstehung eines ständigen Militärlagers um 40 n. Chr. entwickelte sich die Hauptstadt der Provinz "Pannonia Superior" (Oberpannonien) zu einer der wichtigsten römischen Städte nördlich der Alpen. In seiner Blütezeit erstreckte sich Carnuntum, am Schnittpunkt zwischen Bernsteinstraße und Limesstraße gelegen, über rund 10 km2 und hatte etwa 50.000 Einwohner. Einer dieser römisch-keltischen Handelswege führte auch mitten durch Puchberg am Schneeberg: Der Römerweg (in der Rubrik Wandern), an dessen Verlauf Sie die dort gefundene Römerhand besichtigen können! Der Aufenthalt mehrerer römischer Kaiser zeigt die besondere Bedeutung Carnuntums. Dudelsack- und Drehleier-Spieler Linker Musikant: Der Dudelsack war im Mittelalter sehr geschätzt, im 16. Jh. jedoch galt er nur mehr als minderes Instrument der Hirten und Bauern, bevor er sich im 17. und 18. Jh. neuerlich größerer Beliebtheit erfreute. Der charakteristische Klang entsteht einerseits durch die Art der Pfeifen, andererseits durch den Bordun, d. h. daß stets neben der eigentlichen Melodie- Bordunpfeifen erklingen. Außerdem lässt die mechanisierte Luftzufuhr (nicht direkt durch den Spieler, sondern den Luftsack) keine weitere Beeinflussung des Tones zu, so daß meist lange, nicht-phrasierte und reich verzierte Melodiefolgen gespielt werden . Drehleier Rechter Musikant: Ebenso ein Bordun-Instrument ist die Drehleier, ein Streichinstrument, dessen Saiten mit Hilfe eines Rades angestrichen werden. Dieses Rad wird vom Spieler mit einer Kurbel an der Außenseite gedreht. Mithilfe kleiner Holzschieber, die am Deckenaufsatz befestigt sind, können die Melodie-Saiten "gegriffen" und so Melodietöne erzeugt werden. Die Drehleier war im 12.-14. Jh. ein angesehenes Instrument in Kirchen und Klöstern und wurde auch von Spielleuten gerne verwendet. Die einfache Bedienung machte sie auch zum bevorzugten Instrument der Blinden und Bettler. Auf diese Weise hat es viele Jahrhunderte überdauert. Im Barock galten beide Instrumente als Inbegriffe der bäurischen Musik (im 19. Jh. würde man dazu Volksmusik gesagt haben). Döbling Döbling, 19. Bez. von Wien, 24,90 km2, 67.377 Ew. (1991), um 1114 als Tobilic (Töblich) erwähnt, bis 1891 zwei selbständige Gem. (Ober- und Unter-D., durch den Krottenbach voneinander getrennt), 1892 mit Sievering, Grinzing, Heiligenstadt, Nußdorf, Kahlenbergerdorf und Josefsdorf zum 19. Bez. vereinigt; Salmannsdorf und Neustift kamen 1938 vom 18. Bez. hinzu. Döbling reicht von der Donau und dem oberen Donaukanal über die Aussichtshöhen von Nußberg, Krapfenwaldl, Cobenzl und Himmel (Bellevue) bis auf die randl. Bergkette des Wienerwalds, die sich vom Dreimarkstein über Hermannskogel und Kahlenberg hinzieht und mit dem Leopoldsberg steil zur Donau abfällt. Charakteristisch für D. sind die alten Ortsbilder (Winzer- und Heurigendörfer in den Tälern der Wienerwaldbäche) mit ausgedehnten Weinhängen (das größte Weinbaugebiet von Wien) und Wäldern, aber auch der Villenbezirk im Cottageviertel. D. entwickelte sich im 19. Jh. zu einem noblen Sommerfrischeort, zahlr. Dichter und Schriftsteller wohnten hier. D. hat mehr als die anderen Wr. Bezirke sein urspr. Siedlungsbild bewahrt, zu den Bauten des 20. Jh. gehören u. a. die Höhenstraße, der Fernsehmast, die Rudersportplätze in der Kuchelau und der Fußballplatz Hohe Warte. In D. liegen mehrere Spitäler und Heilanstalten, Parkanlagen, Freibäder und alte Friedhöfe. Die Vorortelinie S 45 durchquert den Bezirk, an dessen Rand fährt die Franz-Josefs-Bahn; die Passagierschiffe der Donau legen in Nußdorf an; die U-Bahnlinie U4 hat ihre Endstation in Heiligenstadt. Donau Donau, mit 2850 km Gesamtlänge nach der Wolga der zweitlängste Fluß Europas. Die D. entspringt mit den Quellbächen Brigach und Breg im Schwarzwald und mündet mit einem fünfarmigen Delta ins Schwarze Meer. Der Name D. ist kelt. Ursprungs (indoeurop.: danu = Fluß). Als einzige europ. Wasserstraße nimmt die Donau ihren Weg von W nach O; die obere Donau geht auf die sog. Urdonau zurück, die im Miozän (Tertiär) entstanden sein dürfte. Erbe der Römer Von großer Bedeutung waren die wirtschaftlichen, technischen und kulturellen Auswirkungen der Römer. Dazu zählten Erschließung (Verbauung) der Heilquellen, Stein- und Mörtelbau, Ziegel, Fußbodenheizungen, Bäderanlagen, Wasserleitungen, Kanäle und Straßen; die Provinzialbevölkerung konnte zumindest teilweise lesen und schreiben. Ausgrabungsfunde zeugen vom hohen Lebensstandard. Epona Epona ist die Göttin der Pferde, deren Name "Pferdegöttin" oder "göttliche Stute" bedeutet. Da die österreichischen Kelten berühmte Pferdezüchter waren (die Rasse der Noriker geht auf ihre antiken Züchtungen zurück), wurde Epona viel verehrt. Keltische und germanische Kavalleristen in römischen Diensten verbreiteten ihren Kult im ganzen Imperium, und schließlich wurde Epona als einzige Gottheit eines nördlichen "Barbarenvolkes" auch von römischen Adeligen verehrt. Reiter und Züchter riefen sie nach Inschriften und Weihereliefs mehr oder weniger ausschließlich als Schützerin der Pferde und besonders der Fohlen an, doch Epona ist auch allgemein eine Göttin der Fruchtbarkeit und des Wachstums und gerade durch ihre Beziehung zum Pferd, das seit jeher als Totemtier und Krafttier schamanischer Fähigkeiten heilig ist, eine Göttin der Anderswelt und Führerin ins Jenseits und zur Wiedergeburt. Ein druidisches Rätsel nennt sie die Tochter eines gewissen Furius Stellus – "roter Stern", also Mars = Teutates – und einer weißen Stute – der Großen Göttin Rigantona als Andersweltherrin. Epona ist also auch die Tochter des höchsten Götterpaares und damit die Große Göttin selbst in ihrer Jugendgestalt. Enns, OÖ., Stadt Enns, OÖ., LL, Stadt, 281 m, 10.192 Ew., 34,35 km2, Stadtrecht 1212, südl. der Einmündung der Enns in die Donau, an der Grenze zu NÖ. Das Ennstal Die ersten Siedler Als die ersten Bewohner unserer Heimat kennen wir die Illyrer. Vermutlich stehen auch die frühesten Felszeichnungen in der "Höll", in der Nähe des Linzerhauses auf der Wurzeralm, damit in Verbindung. Auf 13 verschiedenen Felsblöcken sind Zeichnungen von verschiedener Art und Darstellung zu sehen, die aus der Zeit von 800 v. Chr. bis wahrscheinlich 800 n. Chr. stammen. Meist sind es Jagd- und Tierdarstellungen, Ornamente, Musikspiele und Christogramme. Die Illyrer, auch Kelto-Illyrer benannt, haben uns wohl einige Namen wie Enns, Tauern, Tausing und Pyhrn hinterlassen. Von ihnen selbst und ihren Siedlungsformen und ihrer Kultur ist wenig bekannt. Sicherlich aber haben sie das Ennstal nicht sehr dicht besiedelt. Schon ein halbes Jahrhundert vor Christi Geburt wird unser Tal in das große Römerreich einbezogen. Die Römerzeit im Ennstal Roms Soldaten eroberten unsere Heimat und gliederten sie in ihre neuerrichtete Provinz Noricum ein. Die Römer waren die großen Meister des Straßenbaues - eine wichtige Voraussetzung für die Erhaltung ihres Weltreiches - sie legten auch über unser heutiges Stadtgebiet eine römische Heeresstraße von Virunum (Klagenfurt) nach Ovilabe (Wels) und damit zur Nordgrenze der Provinz Noricum, der Donau. In jeweils 20 km Entfernung errichteten sie Poststationen, besser gesagt Umspannstationen. In der sogenannten Peutinger'schen Tafel (Tabula Peutingeriana) sind die wichtigsten Römerstraßen verzeichnet. Wir können daraus entnehmen, daß sich auf dem Brunnfeld nördlich des Zentrums des heutigen Liezen die Station "Stiriate" befand. Dieser Name kommt aus dem keltoillyrischen Wort "stirus" oder "stiry" und bedeutet Fluß. Zweifelsohne war damit die Enns gemeint. Stiriate im Ennstal Als letzte Rast- und Umspannstation für die Pferdefahrzeuge der damaligen Zeit vor oder nach dem Pyhrnpaß kam diesem "Stiriate" eine besondere Bedeutung zu. Von hier weg führten Straßen westwärts über das Ennstal und das Ausseerland nach der römischen Stadt Juvavum (Salzburg), nach Osten in Richtung Admont, nach Norden zur nächsten Station "Gabromagum" (auch "Gabromagis" genannt) bei Windischgarsten. Bei der Anlage ihrer Straßen wichen die Römer immer den Talböden aus und legten die Straßentrassen an den Hängen an. Die letzte Station vor Stiriate war im Süden "Surontio" (St. Lorenzen i. Paltental). Die Straße führte vom Triebener Tauernpaß über "Surontio", über Burgfried-Lassing und über die Senke im östlichen Teil des Mitterberges, die im Volksmund nach einem dort stehenden Bildstock des Heiligen Jakob, der "Jockerl" genannt wird, ins Ennstal. Wir können annehmen, daß diese Poststation Stiriate am Rande des sumpfigen Ennstales nur aus einigen Gebäuden, wie einer Gaststätte mit Herberge und Stallungen, Unterkünften für einige Soldaten und Handwerker, sicher Schmiede und Wagner bestand. Eine weitere Annahme ist, daß dies damals schon ein für unsere engere Heimat wichtiger Handels- und Umschlagplatz war. Allzuviel dürfen wir uns aber darunter nicht vorstellen. Die Slawen im Ennstal Kurz nach den Römern kamen die Ostgoten in unser Tal, doch blieben sie nicht lange und verschwanden bald. Ungefähr 600 n. Chr. wanderten die Alpenslawen (Slowenen) ein. Die fast menschenleere Gegend brauchten sie nicht zu erobern und so siedelten sie sich dort an, wo das Land schon gerodet war. Ihr Siedlungsraum war auf das Tal beschränkt. Die Slawen kamen aus dem Südosten und betrieben schon Viehzucht und Ackerbau. An diese Slawen erinnern heute noch viele Ortsnamen, die Bezeichnungen von Bergen und von Bächen. Darunter auch der Name "Liezen", was soviel wie Sumpfgegend" oder "nasse Wiese" heißt. Die Slawen waren bereits Christen. Damit in Zusammenhang steht sicherlich der Name unseres Kirchenpatrons, Sankt Vitus (Veit). Dieser Heilige war und ist heute noch der Heilige der Südslawen. Die Bayrische Besiedlung im Ennstal Nach den Kämpfen und Siegen Karls des Großen über die Awaren am Ende des 8. Jahrhunderts kam es allmählich zur endgültigen Besiedlung des Ennstales. Die Siedler - fast nur Bauern - kamen aus Bayern und Franken. Diese somit neubesiedelten Grenzgebiete des "Heiligen römischen Reiches deutscher Nation" gehörten zur "Karantanischen Mark". Der kirchliche Mittelpunkt war Salzburg - von wo schon 1 - 2 Jahrhunderte zuvor das Land zwischen Lech und Enns besiedelt worden war. Diese Besiedlung stellt den Beginn unserer heutigen bäuerlichen Kultur und somit unseres ganzen Lebensraumes dar. Die meisten unserer Orte und Siedlungen gehen, wenn wir ihren Namen auch viel später erstmalig hören, auf diese geschichtliche Epoche zurück. Viele Namen, wie jene mit den Endungen -ing, -wang oder -weng, stammen aus dieser Siedlerzeit. Der Grund im Tal gehörte zuerst den Königen. Von diesen erhielt ihn der Erzbischof von Salzburg, der ihn dann an seine Dienstmannen und Freien als "Lehen" weitergab. Dieser Ausdruck, sowie die Bezeichnung "Hube" stammen aus dieser Zeit. Gau Ennstal Aus der Karolingerzeit (die Zeit der Kaiser und Könige nach Karl dem Großen) wissen wir fast gar nichts über das Ennstal. Lediglich aus einer Urkunde vom 1. 10. 859 erfahren wir, daß König Ludwig der Deutsche, ein Sohn Karls des Großen, zu Ranshofen dem Grafen Witigow (auch Witigowa genannt) 12 Zinshuben aus königlichem Besitz im Tale Ademunds (Admont) schenkte. Das Ennstal bildete zu dieser Zeit einen Gau oder eine Grafschaft als erste Art von Verwaltungseinheit, deren Grenzen ungefähr denen des heutigen Verwaltungsbezirkes entsprechen. Die ersten Siedlungsformen waren Weiler. Die ersten Versuche, Erz zu schürfen, setzten ebenfalls schon in dieser Zeit ein. Um das Jahr 1000 schenkte Kaiser Heinrich II. sein Kammergut Adamunta (wieder Admont) zusammen mit den Haller Salzpfannen der Salzburger Kirche und schließlich ging 1036 der Grund und die Macht des Grafen in den Besitz des Erzbistums über. Noch gehörte das Tal zur großen Karantanischen Mark und später erst zur Steier-Mark, die schließlich ein Herzogtum wurde. In der Mitte des 11. Jahrhunderts kam das Ennstal gemeinsam mit der heutigen Obersteiermark unter die Herrschaft der Traungauer, die Herren von Sitr (Steyr), unter denen es eine "Markgrafschaft" wurde. Hier setzt die aufgezeichnete Geschichte von Liezen ein. Nach dem Wunsch der Heiligen Hemma von Gurk, einer Kärntner Grafentochter und Gräfin von Friesach und Zeutschach, die schon 1043 eine Marienkirche und später ein Nonnenkloster in Gurk gestiftet hatte, sollte im Ennstal ein Kloster errichtet werden. Gräfin Hemma, die Initiatorin dieser für das Tal so bedeutsamen Stiftung, starb bereits 1045. Sie wurde 1287 selig - und 1938 heiliggesprochen. Erzbischof Gebhard von Salzburg fügte den schon von der Stifterin Hemma bestimmten Gütern weiteren Besitz hinzu und so war eine Klostergründung möglich. Am 29. September 1074 weihte Erzbischof Gebhard in Gegenwart weiterer Bischöfe und Äbte die Klosterkirche zu Admont zu Ehren der Heiligen Maria und des Heiligen Blasius. Die ersten Mönche kamen aus dem Kloster St. Peter in Salzburg. Eisen Eisen: Neben Salz ist E. zu den ältesten und wichtigsten bergbaulich gewonnenen Produkten zu rechnen. Einen ersten durch Funde nachweisbaren Höhepunkt erreichte der Abbau während der Eisenzeit (7. Jh. v. Chr. bis Christi Geburt). V. a. in der jüngeren Eisenzeit (La-Tène-Zeit) gewann das E. bei den von W nach Ö. eingewanderten Kelten erhöhte Bedeutung für die Herstellung von Waffen und Werkzeugen. Die Rolle des von den Norikern wahrscheinlich am Hüttenberger Erzberg gewonnenen "norischen E." dokumentieren eindrucksvoll die Ausgrabungen am nahen (siehe) Magdalensberg. Das in Windöfen erschmolzene und anschließend ausgeschmiedete E. schätzten auch die Römer. Nach einer jahrhundertelangen Unterbrechung durch die Völkerwanderung ist die Wiederaufnahme der E.-Gewinnung seit dem 11./12. Jh. in Hüttenberg und am steirischen Erzberg nachweisbar. Als Schmelzaggregat kannte man seit der Römerzeit den schachtförmigen Rennofen. Im Lauf des MA wanderten diese Öfen in die Täler, wo die Blasbälge mit Wasserrädern betrieben werden konnten (Radwerke). Die für die Weiterverarbeitung notwendigen Hammerwerke wurden wegen des großen Brennstoffverbrauchs in wald- und wasserreiche Regionen weit über das Land verteilt. Ausdifferenziert in die Roheisen-, Rohstahl- und Finalerzeugung, entstanden dadurch spezielle vom E. geprägte Regionen ( Eisenwurzen), v. a. in der Stmk., in Kä. und in OÖ. Kärntnerische und steir. Frischverfahren sicherten dem erzeugten Stahl weltweite Verbreitung. Dieser Stahl war auch die Voraussetzung für die Qualität der stark arbeitsteilig erzeugten Fertigprodukte. Schmiede, Schlosser und Messerer waren etwa für Steyr, Leoben, Waidhofen a. d. Ybbs und Scheibbs prägend. In Innsbruck bestand seit 1504 ein Zentrum der Harnischmacher, in Thörl (Stmk.) im 16. Jh. die frühkapitalist. große Waffenschmiede des Sebald Pögl, und Ferlach (Kä.) ist seit damals Sitz der Büchsenmacher. Die Erzeugung von Sensen war weit verbreitet und erreichte in der Zunft Kirchdorf/Micheldorf ihre größte Dichte. Der Reichtum der Bürger dieser Städte basierte jedoch auf dem Handel mit diesen Produkten. Das Vordernberger E. ging v. a. Richtung S und O, über Salzburg aber auch nach W, das Innerberger E. im wesentlich nach N. Der Vertrieb des Kä. E. erfolgte über die sich konkurrierenden Orte Althofen und St. Veit. Während das E.-Wesen im 16. Jh. hohes Ansehen genossen hatte, geriet es als Folge der Umorientierung der großen Handelsrouten, der Ausweisung protestant. Unternehmer und des Ausbruchs des Dreißigjährigen Kriegs in eine Krise. 1625 schuf daher der Staat mit der Gründung der "Innerberger Hauptgewerkschaft" einen zentral verwalteten Großbetrieb. Es dauerte nach den Kriegs- und Religionswirren aber noch einige Jahrzehnte, bis sich das E.-Wesen unter dem Einfluß des Merkantilismus um die Mitte des 18. Jh. wieder erholte. Zu den fördernden Maßnahmen gehörte auch die Liberalisierung der Holzund Proviantwidmung und des E.-Handels unter Joseph II. In Vordernberg reformierte Erzhzg. Johann durch die Gründung der "Vordernberger Radmeister-Communität" 1829 das E.-Wesen. In England hatte inzw. die Industrialisierung einen Prozeß der techn. Umgestaltung ausgelöst, der mit zeitl. Verzögerung auch nach Ö. übertragen wurde. Bei der Roheisenerzeugung war seit der Mitte des 18. Jh. der Stuck- durch den Floß- und dieser nach 1820/30 durch den Hochofen abgelöst worden. Die alten Frischfeuer wichen seit 1830/40 immer mehr den engl. Puddelöfen, und anstelle der vielen Hammerwerke entstanden Walzwerke. Die Umstellung erhielt ihre Dynamik auch durch die Anforderungen des Eisenbahn- und Maschinenbaus. Große Schienenwalzwerke waren in Kä., in Zeltweg, Graz und in Ternitz; Lokomotivfabriken in Wien (Simmering, Floridsdorf), Wr. Neustadt und Linz, bedeutende E.- und Stahlwerke gründeten A. Schoeller in Ternitz, J. H. Bleckmann in Mürzzuschlag, H. Henckel-Donnersmarck in Zeltweg, die Brüder Böhler in Kapfenberg und F. Mayr in Donawitz. Die 1869 von J. Werndl in Steyr gegr. Ö. Waffenfabriksges. galt um 1900 als größtes metallverarbeitendes Unternehmen. Nach 1860 veränderten der Bessemer- und Siemens-Martin-Prozeß sowie die Umstellung von der Holzkohlen- auf die Koksfeuerung nochmals die Bedingungen der E.- und Stahlerzeugung. Ein umfassender Konzentrationsprozeß vereinte 1881 die wichtigsten Werke der Stmk. und Kä. zur "Oesterr.-Alpine Montanges." mit Donawitz als Hauptwerk. Die Alpine widmete sich v. a. der Massenstahlerzeugung, die Werke in Kapfenberg, Mürzzuschlag und später Judenburg, wo 1907 der erste Elektrostahlofen Ö. stand, der Erzeugung von Spezial- und Sonderstählen. Darüber hinaus spielte das E. immer auch für das Kunstgewerbe und das Handwerk eine große Rolle. Grabkreuze, Taschenfeitl, Fenster- und Brunnengitter, Glocken und gußeiserner Schmuck zeugen u. a. vom hohen Können der Kunsthandwerker. In der Zwischenkriegszeit war die überdimensionierte E.- und Stahlind. von der Krise mit folgender Arbeitslosigkeit bes. betroffen. Die Alpine war zudem seit 1926 in die Abhängigkeit der dt. "Vereinigten Stahlwerke" geraten. Mit dem 1938 begonnenen Bau des Hüttenwerks der "HermannGöring-Werke" in Linz war ein neues, bei Kriegsende überdimensioniertes Werk in kurzer Zeit neu entstanden. 1946 wurden alle großen E.- und Stahlwerke, allen voran die "Vereinigte Österr. Eisen- und Stahlwerke AG" (VÖEST), verstaatlicht ( verstaatlichte Industrie). Zusammen mit der E.- und Stahlplanung von 1948 war das die Grundlage für den mit Marshall-Plan-Hilfe erfolgten Wiederaufbau. Auf metallurgischem Gebiet gelang 1952/53 in Linz und Donawitz mit der großtechn. Umsetzung desLD-Verfahrens ein Durchbruch. Seit den 70er Jahren veränderten tiefgreifende Umstrukturierungen das ö. E.-Wesen. 1973 verschmolzen Alpine und VÖEST zur VOEST-ALPINE AG und 1975 Schoeller-Bleckmann, Böhler und das Werk in Judenburg zur "Vereinigten Edelstahlwerke AG" (VEW). Als Folge der europ. Stahlkrise war jedoch auch die seit 1990 in der Austrian Industries AG zusammengefaßte ö. E.- und Stahlind. von weiteren Strukturveränderungen betroffen. Das in den späten 80er Jahren von der VOEST entwickelte (siehe) Corex-Verfahren stellt jedoch wiederum einen techn. Markstein dar. Die ö. E.-Ind. umfaßt (1993) 767 Betriebe mit über 46.000 Beschäftigten (7,4 % der Gesamtinlandsproduktion); viele Betriebe weisen eine hohe Exportquote auf. Eisenzeit Eisenzeit (800/750 - Christi Geburt): Obwohl bereits in der späten (siehe) Bronzezeit vereinzelt Eisenobjekte verwendet wurden, wird der Beginn der E. in Mitteleuropa erst mit der vollen Beherrschung der Eisenmetallurgie um 800/750 v. Chr. angesetzt. Der Übergang von der Bronzezeit verlief allmählich und ohne Bruch. In Ö. endet die E. als letzte urgeschichtl. Epoche mit der Besetzung des Landes südl. der Donau durch die Römer um 15 v. Christi Geburt. Charakteristisch ist die immer häufiger werdende Verwendung von Eisen für die Herstellung von Waffen, Geräten und Gegenständen des tägl. Lebens. Große Veränderungen waren die Folge: Eisenerze konnten leicht gewonnen werden, man benötigte weder spezialisierten Bergbau noch weitreichende Handelsverbindungen wie bei Kupfer und Zinn für Bronze. Eisen war somit einfacher und billiger zu beschaffen, die landwirt. und handwerkl. Produktion nahm zu, die Bevölkerung wuchs, die Ges. wurde stärker differenziert, neue wirt. und polit. Zentren entstanden. Wegen des feuchter und kühler werdenden Klimas gewannen Schaf- und Rinderzucht an Bedeutung. Im ö. Raum kam es durch die Ausbeutung leicht zugängl. Eisenerzvorkommen und bes. durch den Abbau von Salz in Hallstatt und am Dürrnberg bei Hallein (Bad Dürrnberg) zu einem beträchtl. wirt. Aufschwung, wie die prächtigen Funde beweisen. Die E. im mitteleurop. Raum wird in eine ältere Stufe, die (siehe) Hallstattkultur (benannt nach den reichen Funden des Gräberfeldes von Hallstatt), und eine jüngere Stufe, die La-Tène-Kultur, nach dem Fundort La Tène am Neuenburger See in der Schweiz, geteilt. Funde vom Dürrnberg lassen den friedl. Übergang von der Hallstatt- zur La-Tène-Kultur erkennen, der hier eher ein Kultur- als ein Bevölkerungswandel gewesen ist. Ephesos Ephesos, ehem. Metropole der röm. Provinz Asia an der Küste des Ägäischen Meeres, südl. von Izmir. Dort führt (nach brit. Vorarbeiten zw. 1863 und 1883 sowie 1904/05) das Österreichische Archäologische Institut seit 1895, unterstützt durch die Ö. Akad. d. Wiss. und den Fonds zur Förderung d. wiss. Forschung in Ö. Ausgrabungen und Forschungen durch (1895-1913 unter der Leitung von F. A. O. (siehe) Benndorf und R. Heberdey, 1926-35 J. Keil, 1954-58 F. (siehe) Miltner, 1960-68 F. Eichler, 1969-86 H. Vetters, 1986-92 G. Langmann, seit 1993 S. Karwiese). Es wurden v. a. Teile der römerzeitl. und spätantiken Epochen (Märkte, Straßen, Bäder, Tempel, Wohnhäuser, Bibl., Theater, Stadion, Brunnenhäuser, Grabmonumente, Friedhöfe, Kirchen), im Artemision jedoch auch Reste aus dem 9. Jh. v. Chr. freigelegt. Eugippius Eugippius, † nach 533 in Lucullanum bei Neapel. Kirchenschriftsteller, Mönch und Schüler des hl. Severin, verfaßte 511 dessen Lebensbeschreibung "Vita Sancti Severini", eine einzigartige Quelle über die Zustände im Donautal am Ende des Röm. Reichs. Esus Über Esus streiten sich die Gelehrten. Da er als Bauer dargestellt wird und die Trias der Götter offenbar der dreigliedrigen keltisch-germanischen Sozialordnung entspricht, ist er am ehesten als Gott des Nährstands zu sehen, der um Fruchtbarkeit und Erfolg angerufen wurde und somit ein keltischer Freyr ist – der bäuerliche neben dem „wilden" Cernunnos, der aber auch manche Züge Odins trägt. Mit Freyr verbindet Esus auch sein heiliges Tier, der Eber. Von den Pflanzen ist ihm die Mistel geweiht. Enns, OÖ. Besiedlung des Raums von E. seit der Jungsteinzeit. In der Katastralgem. Lorch röm. Stadt Lauriacum; um 900 E.-Burg als Grenzfestung gegen die Magyaren am li. Ufer der E., ab dem 12. Jh. Handelszentrum. Ma. Stadtummauerung mit Türmen weitgehend erhalten. Frauenturm mit Kapelle (Fresken 14. Jh.) 59 m hoher Stadtturm (1564-68); Bürgerhäuser im Kern got. mit Fassaden der Renaiss. (Arkadenhöfe) und des Barock; im alten Rathaus (1547) Stadtmuseum (röm. Smlg.). Pfarrkirche (ehem. Minoritenkirche), zweischiffige Hallenkirche (1270-1300, neugot. Einrichtung) mit Wallseer-Kapelle (um 1330), got. Kreuzgang und Franziskaner-Kloster; Bürgerspitalskirche, roman.-got. Kern, Umbau um 1750; Burg Ennsegg (1500-69), Baugruppe mit Eckturm, im 17. Jh. erweitert, Schloßkapelle mit Stuckausstattung. Favianis Favianis, ein in der Notitia Dignitatum erwähntes spätantikes Kastell, Standort einer Abteilung einer Legion (Liburnarii der legio I Noricorum). In der Vita Severini als Zentrum des Wirkens des hl. Severin, der hier 482 gestorben ist, mit einer Klostergemeinschaft genannt; das heutige Mautern an der Donau. Flavia Solva Flavia Solva, röm. Siedlung, ca. 2 km südl. von Wagna (LB, Stmk.); Stadtrecht unter Ks. Vespasian (69-79 n. Chr.). Die Stadt war völlig regelmäßig mit rechtwinkelig kreuzenden Straßen angelegt und hatte teilw. prächtig ausgestattete Wohnhäuser, Werkstätten und Geschäftslokale sowie ein kleines Amphitheater mit einer 80 x 35 m großen Arena. Kurz nach 400 n. Chr. wurde die Siedlung endgültig zerstört. Florian, Hl. Florian, Hl., Fest 4. Mai, † 4. 5. 304 Lorch (OÖ.), Märtyrer, Landespatron von OÖ., Patron gegen Feuer. Ehemals Amtsdir. des Statthalters von Ufernoricum, kam F. unter der diokletian. Verfolgung von Cetium (St. Pölten) nach Lauriacum (Lorch) und erlitt dort den Märtyrertod durch Ertränken in der Enns. Grablege im Augustiner-Chorherrenstift St. Florian, die Gebeine kamen nach Krakau. In vielen Kirchen, Kapellen und auf Gedenksäulen als Krieger in Rüstung, Helm, mit Wasserschaff und brennendem Haus dargestellt. Flyschzone Flyschzone, die den Nordrand der (siehe) Ostalpen von Vbg. bis Wien bildende geolog. Zone, hauptsächl. aus Sandstein (daher auch als "Sandsteinzone" bezeichnet), daneben Mergel und Kalkmergel der Kreide und des Alttertiärs. Im S grenzt sie an die Nördlichen Kalkalpen, von denen sie in der späten alpinen Gebirgsbildung im Jungtertiär überschoben und auf die Molassezone aufgeschoben wurde, die das Alpenvorland einnimmt. Die Gesteine der F. erscheinen stellenweise in geolog. Fenstern innerhalb der Kalkalpen ( Brettlfenster, Windischgarstener Fenster) und sind in Tiefbohrungen (Urmannsau, Berndorf) unter diesen angetroffen worden. Die F. bildet den nördl. Teil der (siehe) Voralpen und ist in Ö. ca. 10-15 km breit. Sie erreicht ihre größte Breite im Wienerwald mit rd. 20 km. Das wellige Mittelgebirgsland mit Höhen bis knapp über 1000 m (Pernecker Kogel, OÖ., 1080 m; im O etwas niedriger: Hochpyra 762 m, Schöpfl 890 m) ist stark bewaldet und mit Streuhöfen besiedelt. Franzhausen Franzhausen, NÖ., Teil der Gem. Nußdorf ob der Traisen, größte europ. Nekropole der frühen Bronzezeit mit 2 Gräberfeldern und über 2100 Bestattungen (2300/2200-1600 v. Chr.). Reiche Grabbeigaben (Schmuck, Trachtbestandteile, Bronzewaffen). Aus der spätbronzezeitl. Urnenfelderkultur (1250-800/750 v. Chr.) wurde ein Brandgräberfeld mit über 400 Bestattungen und mehr als 2000 Keramikgefäßen sowie Tracht- und Schmuckstücken aus Bronze freigelegt. Trotz zeitgenöss. Grabplünderungen bezeugen die verbliebenen Bronzegegenstände den einstigen Reichtum der Bewohner. Urgeschichtsmuseum in Nußdorf ob der Traisen. Frühchristentum Frühchristentum: Das Christentum dürfte in Ö. vom Balkanraum donauaufwärts und von N-Italien aus verbreitet worden sein. Erste Hinweise auf Christen im Heer von KAISER Mark Aurel im ö. Raum finden sich im Zusammenhang mit dem sog. Blitz- und Regenwunder in den Markomannenkriegen am 11. 6. 172 n. Chr. Im späten 3. Jh. n. Chr. ist die Existenz kleiner christl. Gemeinden anzunehmen. Der einzige namentlich bekannte röm. Märtyrer ÖSTERREICHS ist der hl. Florian. Zur Zeit der Synode von Serdica (Sofia) 343 ist zumindest ein Bischof von Noricum nachweisbar, sein Sitz läßt sich nicht ermitteln; später waren Aguntum, Lauriacum, Teurnia und Virunum Bischofssitze. Voll ausgebildet war die kirchl. Organisation zur Zeit der Abfassung der Vita Severini (511). Frühchristl. Kirchenbauten gibt es u. a. in Aguntum, Duel, am Hemmaberg, in Imst, Lavant, Laubendorf, Lauriacum, Lienz, Nenzing, Pfaffenhofen, Teurnia und Zirl, Grabinschriften in Molzbichl, St. Stefan ob Waiern (Kä.) und Wels. Tonlampen, Silberlöffel, Fingerringe, eine Gürtelschnalle und ein Halsreif mit Christogramm wurden gefunden. Obwohl so die Ausbreitung des Christentums im 4.-6. Jh. auch archäologisch nachweisbar ist, hielt sich das Heidentum z. B. in Cucullis (Kuchl) doch bis in die Zeit des hl. Severin (2. Hälfte 5. Jh.). Gräber am Dürnberg Die Archäologen können aus der Hallstattzeit (= ältere Eisenzeit, ca. 750 bis 450 v. Chr.) auf dem Dürrnberg u. a. drei Gräberfelder unterscheiden, die vielleicht drei Sippenverbänden zuzuordnen sind: Eislfeld, Simonbauernfeld und Hexenwandfeld. Der Boden der Hügelgräber wies wölbungen auf, die sich durch die Bestattung der Toten in hölzernen Kammern und deren Überdeckung mit Erde und Lehm ergab. Unter anderem wurden Skelette und Beigaben freigelegt. Die Grabinventare zeigen die Standardausstattungen von Männern und Frauen der Hallstattzeit. Meistens weisen die Männergräber als Bewaffnung eine Eisenaxt und Wurf- Lanzen auf, die Frauengräber enthalten Schmuckgegenstände wie große Brillennadeln, Bernsteinketten oder Fuß- und Armreifen etc.; als wichtigstes Trachtzubehör finden sich Fibeln bei Männern und Frauen. Noricum, Gräber, Römerzeit Die ersten Kastelle mit Gräben, Erdwällen, Holzbefestigungen und Holzinnenbauten wurden ab 100 n. Chr. (im zuge der romanisierung) durch Anlagen mit Steinmauern ersetzt. Grenzverteidigung, römische An der Donau erfolgte erst ab der Mitte des 1. Jh. n. Chr. die römische Grenzverteidigung. In Carnuntum und Vindobona war je eine Legion mit 6000 Mann Fußtruppen stationiert. In Mauer, Pöchlarn, Mautern, Traismauer, Zwentendorf, Tulln, Zeiselmauer, Klosterneuburg, Wien, Schwechat und Carnuntum, Wallseeund Linz gab es kleinere Kastelle von 500 oder 1000 Mann Fußtruppen oder Reiterei . Dazu kamen noch Kleinkastelle und Wachttürme. Ein System von den Römern vorgelagerten germanischen Klientelstaaten sollte ebenfalls die Sicherheit an den Grenzen gewährleisten. Germaneneinfälle Die lange Friedensperiode als Zeit der wirtschaftlichen und kulturellen Blüte endete 167 n. Chr.: Markomannen und mit ihnen verbündete Germanen durchbrachen die römische Grenzverteidigung an der Donau und stießen bis Oberitalien vor, Siedlungen wurden geplündert und zerstört. Zu dieser Zeit leitete Kaiser Mark Aurel von Carnuntum aus die Abwehrkämpfe. Die 2. Italische Legion wurde in Albing an der Ennsmündung neu aufgestellt. Es war warscheinlich das größte Legionslager von Österreich mit einer größe von an die 23 ha.Land. Wurde aber nie richtig fertiggestellt. Am 9.4.193 n. wurde der Statthalter von Oberpannonien Septimius Severus in Carnuntum zum Kaiser ausgerufen Er förderte die Donauprovinzen. Im 3. Jh. erfolgten wiederholte Einfälle von Germanen. Bregenz wurde von den Alemannen zerstört, Rätien, Noricum und Pannonien wurden verwüstet. Kaiser Diokletian (284-305) teilte die Provinzen in kleinere Einheiten. Weiters trennte er zivile und militärische Verwaltung voneinander. In militärischer Hinsicht erhielt Ufernoricum eine neue Legion. Die stärke der Einheiten wurde jedoch verringert. 307/308 Die Kastelle an der Donau wurden in der Spätantike immer mehr zu befestigten Siedlungen, da sich die Provinzbevölkerung (Romanen) zum Schutz vor Einfällen in die durch die Truppenverminderung frei werdenden Lagerbereiche zurückzog; in Binnennoricum entstanden befestigte Höhensiedlungen. Unter Kaiser Valentinian I. (364-375) erfolgte die letzte umfangreiche Bautätigkeit an den Befestigungen und eine Reorganisation der Grenzverteidigung am Donaulimes; der Feldzug gegen die Quaden war der letzte römische Vorstoß über die Donau. Um 396 wurden Teile der Markomannen im ost-österreichischen Raum als Verbündete angesiedelt. Zu Beginn des 5. Jh. zogen immer wieder germanische Gruppen plündernd durch Österreich, so wurde damals Flavia Solva zerstört. 433 wurden Teile Pannoniens an die Hunnen abgetreten, was eine kurze Ruhephase brachte. Ab der Mitte des 5. Jh. gehörte Rätien zum Machtbereich der Alemannen. Ein lokaler Machtfaktor waren die Rugier mit ihrem Zentrum am nördlichen Donauufer bei Krems. Andererseits existierten noch weitreichende Handelsverbindungen. Die letzte militärische Aktion ging von Italien aus: Odoaker besiegte in 2 Feldzügen die Rugier. Er zwang 488 den Großteil der Romanen Ufernoricums östlich der Enns zum Abzug nach Italien. Damit endet nördlich der Alpen die Römerzeit. In Binnennoricum blieben die Verbindungen zum italischen Raum länger erhalten, das Gebiet gehörte zunächst zum Ostgotenreich, dann zum langobardischen Einflußbereich. So endet um 600 mit dem Vordringen der Baiern, Awaren und Slawen und der Zerstörung der letzten römischen Strukturen die Römerzeit im Süden von Österreich. Mit den Kaufleuten, Handwerkern und Soldaten kam auch das Christentum nach Österreich. Götter und Göttinnen der Kelten In Österreich sind uns 374 Götter der Kelten bekannt. Der wichtigste Zugang zum Geisteserbe unserer keltischen Vorfahren ist die britannische Überlieferung, die uns die Grundlagen keltischen Denkens und eine Vielzahl mythischer Erfahrungen übermittelt, die sie mit der keltischen Tradition des europäischen gemeinsam hat – oft bis in kleinste Details. Die Gottheiten der Inselkelten weichen aber von denen der kontinentalen Überlieferung ganz erheblich ab. Die Unterschiede zwischen insulare und kontinentaler Tradition erklären sich dadurch, daß die keltischen Seher sehr genau auf die regionalen Verschiedenheiten der Natur achteten, mit der die Götter eins sind und in denen sie sich auch verschieden zeigen. Daher riefen sie die Götter unter zahllosen – bekannt sind 374 – Namen an, von denen die Mehrzahl regional verschiedene Erscheinungsformen derselben Gottheiten bezeichnen und in der Römerzeit oft gemeinsam mit den Hauptnamen genannt wurden, z.B. "Mars Teutates Latobius" für den mit Mars, dem Stammesgott der Römer, gleichgesetzten Teutates als Stammesgott der Kärntner Latobiker. Eine Inschrift aus Seggau nennt ihn sogar "Mars Latobius Marmogenius Toutates Sinates Mogetius". Zudem drückten die Druiden Geheimnis und Unendlichkeit des Göttlichen durch größtmögliche mythische Vielfalt, Vielschichtigkeit und Vieldeutigkeit aus. Jede keltische Gottheit hat daher eine Vielzahl von Gestalten, die oft in Dreiheiten verbunden sind, oft aber auch allein stehen. Das macht ein „systematisches" Verständnis nach römischem Vorbild unmöglich: Allein für den römischen Mars finden sich auf Inschriften 69 verschiedene keltische Entsprechungen. Göttinnen der Kelten Die Göttinnen sind im keltischen Mythos und Kult bedeutender als im germanischen. Ihre Verehrung schließt viel direkter an die vorindogermanische Tradition der Großen Göttin an, ihre Mythen berichten deutlicher von der Macht der Göttinnen als Schöpferinnen, Magierinnen, Herrscherinnen der Anderswelt und spirituelle Führerinnen, von denen Helden und Götter in die Geheimnisse des Universums eingeweiht werden. Dieser Größe der keltischen Göttinnen entspricht am ehesten die umfassende Wesensart, mit der die germanischen Mythen Freyja beschreiben. In ihrer Macht über das Schicksal gleichen sie Frigg und den Nornen, in keltisch-germanischen Mischgebieten zeigen sie sich oft nach keltischer Tradition als Dreiheit mit germanischen Namen wie die Matronen. Die Urgestalt der keltischen Göttinnen ist die Mutter Erde, sie sind aber zugleich auch wie Frigg und Freyja himmlische Göttinnen. Germanen Germanen, Sammelbezeichnung für einen Teil der Völker und Stämme Mitteleuropas, die sich in der jüngeren Eisenzeit im norddt. Flachland und Mittelgebirge entwickelten, im S kelt. Einflüssen ausgesetzt waren und in Konflikt mit dem röm. Reich gerieten. Um Christi Geburt kam es zu Stammesbündnissen unter Ariovist, Armin und Marbod, ab dem 3. Jh. zum Zusammenschluß von Großstämmen. Den österreichischen Raum erreichte der Vorstoß der Kimbern, Teutonen und Ambronen113-101 v. Chr. Im 1. und 2. Jh. n. Chr. bildeten die Markomannen und Quaden ein Reich, dem auch Teile Ö. angehörten. Der ö. Raum war auch vom Einfall der Markomannen, Quaden und Langobarden in das Röm. Reich 166-180 betroffen; ebenso von der Ausdehnung der Alemannen nach 213, der W-Wanderung der Wandalen und Alanen 406 und der Flucht der Ostgoten, Heruler und Skiren im 5. Jh. vor den Hunnen. Ende des 5. Jh. siedelten sich Rugier im Waldviertel an. Auf die Herrschaft der Langobarden im 6. Jh. folgte die Bildung der bair. und alemannische Stämme. Gurina Gurina, Kä., 866 m, Vorberg des Jauken bei Dellach im Gailtal. Natürlich geschütztes Plateau, von der späten Bronzezeit bis in die Spätantike durchgehend besiedelt. Zahlr. Funde der La-Tène-Kultur; verzierte Bronzebleche und Inschriften in venetischer Schrift und Sprache (Ende 5. bis 1. Hälfte 1. Jh. v. Chr.). Gößeberg Gößeberg, Kä., 1171 m, Berg nördl. des Glantals, bei St. Urban, der 3. Berg der Vierberge-Wallfahrt. Veitskirche mit hölzernem Tonnengewölbe (1950 nach Brand neu erbaut). Funde aus der Römerzeit. Hallstatt Hallstatt, OÖ., GM, Markt, 511 m, 1153 Ew., 59,80 km2, am SW-Ufer des Hallstätter Sees, am Fuß des Plassen (1953 m), im Salzkammergut. "Mit dem Raum "südliches Bayern", Mutterland und Ursprungsgebiet der keltischen Kultur." Westlich von Hallstadt liegt der Salzberg (ältestes Salzbergwerk der Welt. 1997 wurde die Region Hallstadt-DachsteinSalzkammergut in der Kategorie Kulturlandschaft in die Welterbe-Liste der UNESCO aufgenommen. Hallstadt Geschichte Die Nutzung der Salzlagerstätte ist von 1200 v. Chr. bis zur Römerherrschaft nachgewiesen; auch aus dem Frühmittelalter gibt es Hinweise auf einen Abbau.Das Gräberfeld von Hallstadt (Erforschung ab 1846 durch J. Ramsauer, der 980 Gräber mit rund 19.500 Gegenständen freilegte) ist eine der bedeutendsten und bekanntesten archäologischen Fundstellen und verlieh der älteren Eisenzeit von Mittel- und W-Europas den Namen Halstadt-Zeit prächtige Beigaben lassen den Reichtum durch den Salzabbau erkennen. Was bietet ihnen Hallstadt heute: Gräberfeld der Hallstadt und La-Tène-Zeit Prähistorisches Museum (Funde aus dem Gräberfeld und den urgeschichtlichen Salzabbaubereichen), Heimatmuseum, Beinhaus (infolge Platzmangels auf dem Friedhof erlosch das Recht auf ein Grab nach 10-15 Jahren); Fronleichnamsprozession in Booten auf dem See. Hallstattkultur: Schmuck, Fibeln und Reifen. Hallstattkultur, die seit 1874 nach den reichen Grabfunden von Hallstatt benannte Epoche der älteren Stufe der Eisenzeit (800/750-450 v. Chr.). Sie entwickelte sich aus der vorausgehenden spätbronzezeitlichen Urnenfelderkultur. Für Werkzeuge und Waffen wird anstelle der Bronze immer häufiger Eisen verwendet. Eine ethnische Zuweisung der Träger der Hallstadtkultur ist schwierig. Den Großteil der Bevölkerung bildeten in unbewehrten Freilandsiedlungen lebende Bauern, daneben gab es Handwerker und Händler. An der Spitze der Geselschaft standen adelige Krieger ("Fürsten"), die in befestigten Höhensiedlungen wohnten und in reich ausgestatteten Hügelgräbern beigesetzt wurden. Die Brandbestattung trat gegenüber der Körperbestattung immer mehr zurück. Feststellbar sind Einflüsse aus dem Mittelmeerraum und aus dem Bereich der pontischen Steppen. Es existierten ausgedehnte Handelsbeziehungen (v. a. mit Salz). Zeugnis vom Reichtum dieser Epoche geben qualitätvolle Tongefäße mit vielfältigen Verzierungen, weiters Fibeln, Nadeln, Armreifen und Fingerringe aus Bronze, Ketten aus Glas- und Bernsteinperlen, Lanzenspitzen und Schwerter aus Eisen. Die Keltisierung beginnt ab etwa (800v.c.) 450 v. Chr. Der Übergang von der Hallstadtzeit zur La-Tène-Kultur der jüngeren Eisenzeit ist fließend. Die bedeutendsten Fundorte der Hallstadtkultur sind u. a. Bernhardsthal, Bischofshofen, Frög, Gemeinlebarn, Großmugl, Hallstatt, Kleinklein, Mitterkirchen, Mödling, Rabensburg und Strettweg Strettweger Kultwagen. Hallein Salzburg, Hallein, Stadt, 447 m, 17.271 Ew. (1981: 15.377 Ew.), 26,96 km2, Was bietet ihnen Hallstadt heute Ö. Forschungszentrum Dürrnberg, Kelten-Lehrpfad, Kelten-Freilichtschau und Bergstation der Halleiner Salzbergbahn, Kuranstalt (Solebäder und Trinkkuren), Ehemaliges Salinenverwaltungsgebäude (1654) jetzt Keltenmuseum (seit 1970, Funde aus der Hallstatt- und La-Tène-Zeit aus den Gräberfeldern des Dürrnbergs, Rekonstruktion eines Fürstengrabs) Harfe Harfe, eines der ältesten Saiteninstrumente, gehörte seit dem MA zum Instrumentarium der Gaukler und Vaganten, deren Tradition bis zu den Alt-Wr. Harfenisten ( Bänkelsänger) zu verfolgen ist. Heute ist die H. fast gänzlich aus der Volksmusik verschwunden, am ehesten wird sie noch in W-Ö. gespielt. Ti. Instrumentenbauer erfanden gegen Ende des 17. Jh. die Haken-H., einen Vorläufer der Pedal-H., die auch heute noch dort gebaut wird. Die H. als Instrument der Kunstmusik setzte sich im ö. Raum v. a. im späten 18. und in der 1. Hälfte des 19. Jh. durch. Im Biedermeier war die H. ein beliebtes Instrument der Frauen und Mädchen der Oberschicht. Haustypen, keltische, in Niederösterreich Bei den Siedlungsbautten konnte eine ganze Reihe von Typen unterschieden werden. Hierbei wurde eine grundlegende Unterteilung in eingetiefte Bauten, Lehmentnahmegruben, Töpferöfen, Eisenreduktionsöfen, Ofengruben, Vorratsgruben und Oberflächenbauten vorgenommen, wobei sowohl bei den eingetieften Bauten als auch bei den Oberflächenbauten sowie den Töpferöfen weitere Typen und Untertypen unterschieden werden konnten. So konnten bei den eingetieften Bauten zwei Haupttypen unterschieden werden. Typ 1 kennzeichnet sich durch das Fehlen erkennbarer Konstruktionselemente in Form von Pfosten oder Schwellgräbchen, während Typ 2 Firstpfosten parallel zur Längsachse und dazu manchmal auch noch usätzliche Pfosten aufweist. Zusätzlich dazu konnte bei den eingetieften Bauten des Typs 2 häufig eine Verschiebung der Firstpffostenachse auf eine südlich der Hauptlängsachse liegende Parallele beobachtet werden, die ein Indiz für eine höhere Südwand, vermutlich für eine Eingangskonstruktion in der südlichen Längswand, eventuell aber auch nur für die Anbringung von Fenstern zur zusätzlichen Lichtbeschaffung im Inneren diente. Die eingetieften Bauten dienten vermutlich in erster Linie als Wirtschaftsbauten, konnten aber auch als Speicher- oder Wohnbauten genutzt werden. Bei den Oberflächenbauten konnten drei Typen unterschieden werden. Typ 1 ist der Vierpfostenbau, der vermutlich als Speicherbau verwendet wurde, und bei dem zwei Untertypen unterschieden werden können. Typ 2 der Oberflächenbauten ist das einschiffige Haus, bei dem drei Untertypen unterschieden werden können. Typ 2 kennzeichnet sich durch zwei parallele Pfostenreihen, und wurde vermutlich als Speicher, Stall oder Wohnbau benutzt. Typ 3 ist das zweischiffige Haus, bei dem wieder drei Untertypen unterschhieden werden konnten. Typ 3 kennzeichnet sich durch 3 parallele Pfostenreihen und diente in erster Linie vermutlich als Wohnbau. Die Existenz von Blockbauten als Ergänzung zu Oberflächenbauten in Ständerkonstruktion konnte zwar nicht nachgewiesen werden, es ist aber naheliegend, daß auch eine unbekannte Zahl derartiger Bauten auf latenezeitlichen Siedlungen in Niederösterreich angetroffen werden konnte. Bei den Töpferöfen schließlich konnten zwei Typen angetroffen werden, die jedoch beide grundsätzlich zweikammerige Kuppelöfen sind. Typ 1 kennzeichnet sich durch einen Heizkanal und eine Mittelwand aus Stein oder Lehm, die die Lochtenne stützt. Typ 2 hingegen weist nur einen kurzen oder gar keinen Heizkanal auf und die Lochtenne wird durch eine einzelne Mittelstütze aus Stein oder Lehm gestützt. Heiden und Christen Neben Ihren traditionellen Göttern (die in den keltischen Provinzen auch verschiedene Personalunionen mit heimischen Mütter-und NaturGottheiten eingingen) und dem staatlichen Kaiserkult brachten die römischen Legionen im ersten nachchristlichen Jahrhundert auch einige östliche Kulte mit in die Donauregion. Vor allem die Erlösungsreligionen aus der Spätzeit des Imperiums fanden bei den Menschen großen Zuspruch. So gewannen der Mysterienkult des altpersischen Sonnen- und Licht-Gott; Mithras hier recht rasch an Anhängerschaft. Es gelang ihm, die heimischen keltischen Götter weitgehend zu verdrängen. Eine weitere östliche Erlösungsreligion, der großer und und vor allem bleibender Erfolg beschieden sein sollte, war das Christentum, das wohl im 2. Jahrhundert in unser Gebiet kam. Das leegendäre "Regenwunder" , das im Krieg gegen die Quaden um 172 ein fast verschmachtendes römisches Heer von der Vernichtung durch die Germanen bewahrte, beweist das zumindest ein Teil der Legionäre damals bereits Christen war. Dennoch konnte sich das Christentum am Limes nur sehr mühsam durchsetzen. Während wir aus den Alpenländern vielfältige Spuren des Christentums kennen, sind sie im osten Österreichs aus jenen Tagen eher spärlich. Das Wirken des hl.Severin (482) in Ufernoricum gegen Ende der Römerzeit steht auch am Ende der ersten Phase der Christianisierung im Raum Wien. Zu vermuten ist jedoch, daß sich Reste christlichen Gedankenguts noch bis weit in die Völkerwanderungszeit hinein erhalten konnten, ehe sie in den "dunklen Jahrhunderten" endgültig in vergessenheit gerieten. Die Habsburger Habsburger: Das ehem. Herrschergeschlecht Ö. ist nach der 1108 als Havisberch (Habichtsburg) erwähnten, um 1020 gegr. Stammburg über dem re. Aare-Ufer südwestl. von Brugg im Kanton Aargau (CH) benannt. Der Bergfried, zugleich Wohnturm, wurde im 12./13. Jh. zu einer Doppelburg erweitert, bald jedoch reduziert, sodaß nur noch der westl., oftmals veränderte Teil bestehen blieb. 1415 fiel die Burg an die Berner. Als Ahnherr wird in der Gründungsgeschichte des Hausklosters Muri Guntram der Reiche genannt, der in der 2. Hälfte des 10. Jh. lebte. Dessen Enkel Ratbot († vor 1045), Graf im Klettgau zw. Waldshut (D) und Schaffhausen (CH), stiftete das Kloster Muri, die erste Begräbnisstätte der Familie. Sein Schwager (oder Bruder) war Bischof Werner von Straßburg (1002-28). Graf von H. nannte sich Otto II. († 8. 9. 1111). Dessen Sohn Werner II., 1135 Landgraf im Oberelsaß, starb vermutlich 1167 vor Mailand. Mit ihm begann die Nähe zu den Staufern, die in den folgenden Generationen anhielt. 1240 kam es zu einer Teilung in 2 Linien, die jüngere Laufenburger Linie starb 1415 aus. Rudolf IV. aus der Hauptlinie wurde 1273 dt. König (Wahl 1. 10. 1273), obwohl die H. nicht zu den Reichsfürsten zählten, jedoch waren sie als Grafen mit öffentl. Funktionen ausgestattet. Sie beherrschten kein geschlossenes Territorium, hatten aber reiche Allodialund Lehensgüter sowie Kirchenvogteien. Verwandtschaftliche Bindungen bestanden zu den führenden Adelsgeschlechtern Schwabens und des Elsaß. Als Sieger in der Schlacht bei Jedenspeigen (26. 8. 1278) über Ottokar II. von Böhmen übernahm Rudolf die ehemals babenbergischen und sponheimischen Länder. Damit belehnte er 1282 seine beiden Söhne Albrecht I. und Rudolf II. (Ö., Stmk., Kä., Krain und die Windische Mark). Obwohl Rudolf II. darauf verzichtete, erfolgte künftig die Belehnung aller männlichen Nachkommen einer Generation "zu gesamter Hand", was mehrmals zu Streitfällen führte. Im 14. Jh. verwaltete ein jüngeres Mitgl. der Familie die Besitzungen in der Schweiz, die aber im Lauf des 14. Jh. weitgehend verlorengingen. 1379 erfolgte eine Teilung der Besitzungen zw. Albrecht III. und Leopold III. Nun bestanden vorerst zwei, ab 1406 drei Linien, deren Güter nach dem Aussterben der Albertinischen Linie(1457) und dem Verzicht der Ti. Linie (1490; Sigmund von Tirol adoptierte dabei Maximilian I.) durch Maximilian I. wieder in einer Hand vereinigt wurden (1493). Unter Maximilian I. erfolgte durch seine Heirat mit Maria von Burgund und die Ehe seines Sohnes Philipp mit Johanna von Kastilien der Aufstieg des Hauses zur Weltgeltung. In der Folge kam es zur neuerl. Teilung in 2 Linien, einer span. mit Karl V. (als Kg. von Spanien Karl I., auf den Philipp II., Philipp III., Philipp IV. und Karl II. folgten) und einer ö. mit Ferdinand I. und dessen Nachkommen. Zwischen beiden Linien bestanden enge Bindungen in Form von gegenseitigen Heiraten, was zu Ahnenverlust und Degeneration führte. Die span. Linie starb 1700 aus. Die ö. Linie spaltete sich nach dem Tod Ferdinands I. 1564 neuerlich in 3 Zweige. Der ö. Zweig herrschte bis 1619, der Ti. regierte wegen der morganatischen Ehe Ferdinands II. (die Kinder waren nicht erbberechtigt) nur bis 1595 und ein neuer, von Leopold V. begründeter Zweig bis 1665, die steir. Linie setzte die Familie bis Karl VI. († 1740) fort. Die Heirat Maria Theresias mit Franz Stephan von Lothringen begründete das Geschlecht H.-Lothringen, das sich durch die große Kinderanzahl des Paares vergrößerte. Den Herrscherstamm führten Peter Leopold (Ks. Leopold II.), dessen Sohn Franz II. (I.) und wiederum dessen Sohn Franz Karl fort. Dessen Sohn Franz Joseph regierte länger als alle anderen Mitgl. des Hauses. Von Leopolds zweitem Sohn, Ferdinand III., stammte die Linie Habsburg-Toskana ab, von Maria Theresias Sohn Ferdinand Karl die Linie Habsburg-Este. 1918 endete die Herrschaft des Hauses Habsburg-Lothringen in Ö. Das Verhältnis zw. der Republik Ö. und der Familie regelt das HabsburgerGesetz von 1919. Otto, der Sohn des letzten Ks., Karl I., verzichtete 1961 auf die Vorrechte der Familie. Habsburger-Gesetz Habsburger-Gesetz: Mit Gesetz vom 3. 4. 1919 wurden alle Herrscherrechte und sonstigen Vorrechte (Titel) des Hauses Habsburg-Lothringen aufgehoben. Alle Mitgl. des Hauses, die nicht auf die Mitgliedschaft dazu und auf die Herrschaftsrechte verzichteten und sich nicht als getreue Staatsbürger der Republik bekannten, wurden des Landes verwiesen (Verzichtserklärungen vieler Mitgl. ab den 60er Jahren). Das hofärarische (gebundene) Familienvermögen mit Ausnahme des persönl. Privatvermögens wurde konfisziert. Rückforderungsprozesse sind dzt. noch anhängig. 1935-38 außer Kraft gesetzt, bildet das H.-G. einen Bestandteil des Staatsvertrags 1955. Da 1996 der Landesverweis nur noch zwei Habsburger betraf, erklärte der Ministerrat § 2 des H.-G. als "totes Recht" und erteilte auch diesen die Einreiseerlaubnis. Heidentor Heidentor, bei Petronell-Carnuntum, das bekannteste röm. Denkmal Ö. Rest eines 2geschossigen Vierpfeilerbaus, der wohl im 4. Jh. n. Chr. errichtet wurde. Die ursprüngl. Verwendung ist unbekannt, meist wird das H. als Grabanlage gedeutet, doch könnte es sich auch um einen Triumphbogen gehandelt haben. Instrumente der österreichischen Volksmusik Die Instrumentierung ist von Geige, Kontrabaß, Harfe (Tirol), Dudelsack, Zither, Hackbrett, Ziehharmonika (v. a. diatonische Knopfharmonika), Blasinstrumenten (Klarinette, Horn, Trompeten, Schwegelpfeifen,Flöte usw.), Gitarre und Maultrommel bestimmt und variiert regional. "Isis" Noreia und Ostara Als Göttin ihres heiligen Flusses, der Donau, trägt die keltische Mutterund Stammesgöttin auch einen anderen Namen, der mit dem Wasser in Beziehung steht. Der Stämmesverband der Noriker, zu dem sich etwa 190 BCE 13 keltische Stämme der Alpenregion vereinigten und das norische Königreich gründeten, verehrten sie als Noreia, die in der Römerzeit mit Isis identifiziert wurde. Wie Isis trägt Noreia auf römerzeitlichen Darstellungen ein Füllhorn, aber auch ein Ruder. Historiker vermuten, daß nicht Noreia nach dem Stamm, sondern umgekehrt die Noriker nach der Göttin benannt sind. Ihr Name hängt mit einem ur-europäischen Wort für Gewässer zusammen, das auch im griechischen Wassergott Nereus vorkommt – und natürlich im Namen der Nerthus. Itinerarium Antonini Itinerarium Antonini, ein zu Beginn des 3. Jh. entstandenes, um 300 n. Chr. redigiertes Verzeichnis der wichtigsten röm. Reichsstraßen mit ihren Straßenstationen und den dazwischenliegenden Entfernungen, dem wichtige Angaben über röm. Siedlungen auf ö. Gebiet zu verdanken sind. Römerstraßen. Jodler Uraltes Kulturgut aus den Alpenländern: dabei werden innere Harmonien angesprochen. Jodler, gesungene, textlose Tonfolge mit Registerwechsel (Überschlagen) zwischen Brust- und Kopfstimme (Fistel, Falsett). Der Jodler kennt nur Silben, die aus Vokalen und Konsonanten gebildet werden ("hol-la-di-o, dul-je, dje-ho-ri-ridl, di-ri-di-ri-a-ha") und zeichnet sich durch große Intervallsprünge und weiten Melodienumfang aus. Er wird meist mehrstimmig gesungen und scheint allein oder als Kehrbzw. Schlußrefrain von Volksliedern auf. Die größte Verbreitung findet der Jodler in der Steiermark und in Tirol, in Kärnten ist er weniger verbreitet. Lokale Bezeichnungen: Wullaza (auch Hullaza, Stmk.), Almer (OÖ.), Dudler (NÖ.). Kahlenberg Kahlenberg, 484 m, Wr. Haus- und Aussichtsberg (19. Bez.), im nördl. Wienerwald, an der Stadtgrenze gegen Klosterneuburg, 1874-1914 durch eine Zahnradbahn, 1935 durch die Höhenstraße erschlossen. Restaurant Stephaniewarte, UKW/FS-Sender K. (Inbetriebnahme 1974, Masthöhe 165 m), Josefsdorf mit K.-Kirche (err. 1629-39, 1683 beschädigt und bis 1734 wiederhergestellt). Der dort ansässige Kamaldulenserorden wurde 1783 durch Joseph II. aufgehoben, seit 1906 gehört die Kirche den polnischen Resurrektionisten. In der Sakristei besteht seit 1930 die Sobieski-Kapelle als Erinnerung an den Polenkönig und die Entsatzschlacht der 2. Türkenbelagerung 1683. Früher hieß der K. "Sauberg", während der Name K. oder Kalenberg den Leopoldsberg bezeichnete. Kahlenbergerdorf Kahlenbergerdorf, seit 1890 Teil des 19. Wr. Bez., an der Donau, am Fuß des Leopoldsbergs und des Nußbergs. In der Kirche (2. Hälfte d. 12. Jh.) war der Pfaff vom Kahlenberg von 1330 (?) bis 1339 Pfarrherr. Das K. bewahrte sein ursprüngliches Ortsbild. Lebensbedingungen - Krankheit - früher Tod Die Menschen vom Dürrnberg Statistische Kurve über die Lebenserwartung der prähistorischen Dürrnberger Das für heutige Vorstellungen sehr frühe durchschnittliche Sterbealter von 40 Jahren hatte eine Reihe von Ursachen: Die hohe Frauensterblichkeit geht vor allem auf den Tod im Kindbett zurück; Krankheiten jeglicher Art stellten ein großes Risiko dar; eine Hauptursache waren die miserablen hygienischen Verhältnisse, die sich durch die Lagerung des gesamten Abfalls im Nahbereich der Wohnstätten ergaben und wahrscheinlich immer wieder zu Seuchen führten, worauf zahlreiche Mehrfachbestattungen in den Grabhügeln hinweisen. Landler / Ländler Ländler (vermutlich abgeleitet von "Landl", dem oberösterreichischen Kerngebiet), Sammelbegriff für figurenreichen, ursprünglichen improvisierten Paarrundtanz im langsamenDreivierteltakt (seltener Zweivierteltakt), bei dem oft gesungen, gejodelt, geklatscht oder gestampft wird. Um 1500 erste Bildzeugnisse; bis etwa 1800 wird der Ländler als allgemein übliche Tanzform nur als "Tanz" bezeichnet. Er beeinflußte die Gesellschaftstänze des 18. Jh. (Styrienne, Tyrolienne), die Kunstmusik ("Deutsche Tänze") und die Entwicklung des Wr. Walzers. Typen des L. sind Wickler, Steirischer und Almerischer als Werbetänze mit oft komplizierten Armverschlingungen. Das Salzkammergut kennt eine Sonderform mit Singen und Klatschen. Im Unterschied dazu ist der "Landler" (ausgebildet im oberösterreichischen Hausruck-, Traun- und Innviertel) ein streng geregelter, geschrittener Gruppen-Ländler ohne Liebeswerbung und Gebärdenspiel, jedoch mit komplizierter, vielfältiger Figurenfolge und mehrstimmigem Gesang ("Zettellandler"). Schuhplattler in Tirol und Teilen von Salzburg. Landl Landl, alte Bezeichnung des Kerngebiets von Oberösterreich (Hausruckund Traunviertel), zum Unterschied von dem bis 1779 bayerischen Innviertel; ursprünglich vermutlich ein Spottname. Lorch Lorch, OÖ., LL, Ortsteil von (siehe) Enns. Aus dem röm. Lauriacum hervorgegangen. - St. Laurenz, Mutterpfarrkirche von Enns, gotischer, basilikaler Bau (1291); 1966 wurden durch archäologische Ausgrabungen Mauern von 3 Vorgängerbauten freigelegt: röm. Stadttempel von Lauriacum (180 n. Chr.), erste christl. Kirche (370) und frühkaroling. Anlage (um 740). Die Ausgrabungen sind im Presbyterium und in der Unterkirche zu sehen. 2 Sakramentshäuschen (Ende 15. Jh.), ehem. Hochaltarbild (1715); Karner (1507) mitEcce-Homo-Gruppe (1690); gotische Lichtsäule auf dem Friedhof. Limes Limes, urspr. Bezeichnung eines Grenzwegs zw. 2 Grundstücken, dann die durch verschiedene Wehranlagen gesicherte Grenze des Röm. Reichs. Erst für die 2. Hälfte des 1. Jh. n. Chr. läßt sich an der ö. Donau eine Reihe von Kastellen für Kavallerie- und Infanterieeinheiten von 500 oder 1000 Mann nachweisen. Legionslager mit jeweils 6000 Mann Fußtruppen gab es in (siehe) Carnuntum, Vindobona (Wien) und Lauriacum (Enns), vorher Albing. Um 300 n. Chr. wurde die Grenzverteidigung reorganisiert (Verringerung der Truppenstärke, Modernisierungen der Lager, Neuaufstellung der 1. Norischen Legion, legio I Noricorum), die letzten Arbeiten am Limes erfolgten im späten 4. Jh. (Notitia Dignitatum). Danach begann ein langsamer Zerfall der Limesorganisation, da Nachschub und Truppen fehlten. Zur Zeit des hl. Severin wohnte die Zivilbevölkerung in den Kastellen, Soldaten werden zwar erwähnt, doch bestand keine echte Grenzverteidigung mehr. La-Tène-Kultur La-Tène-Kultur, die seit 1874 nach dem Fundort La Tène am Neuenburger See (Schweiz) benannte Epoche der jüngeren Stufe der (siehe) Eisenzeit (450 v. Chr. bis Christi Geburt). Sie entwickelte sich in O-Frankreich und SW-Deutschland aus der vorausgehenden ältereisenzeitlichen Hallstattkultur. Einflüsse der Hochkulturen des Mittelmeerraums (Griechen, Etrusker und Römer). Verbreitung durch Handelsverbindungen, Wanderungen und Kriegszüge der Kelten. Erstmalige Verwendung der Töpferscheibe in Mitteleuropa, in der Folge Serienfertigung und einheitl. Formen und Verzierungen. In der Kunst Verschmelzung griech., etrusk. und osteurop. Elemente sowie bodenständiger Traditionen der Hallstattkultur in eigenständiger Gestaltung zu einem neuen Stil. In Österreich wurde die kelt. L.-T.-K. wohl ausgehend von Hallstatt und Hallein bereits ab 450 v. Chr. durch den Handel verbreitet, erst ab dem 4. Jh. ist die Einwanderung von Kelten nachweisbar. Erste Zentren sind das östl. Alpenvorland (bes. das Traisental), das Wr. Becken und das nördl. Bgld. Siedlungsformen waren Gehöftgruppen und kleinere dörfl. Ansiedlungen an Flußläufen. Der Anstieg der Durchschnittstemperatur begünstigte Getreideanbau, Obstkulturen und Weinbau; große Bedeutung hatte daneben die Viehzucht. Beispiele für die Kunst der L.-T.-K. in Ö. sind die bronzene Schnabelkanne vom Dürrnberg (Bad Dürrnberg) bei Hallein, der Goldtorques (Halsreifen) von der Maschlalm bei Rauris und die (siehe) Situla von Kuffern. Die anfänglich vorherrschende Körperbestattung trat gegenüber der Brandbestattung immer mehr zurück. Grabanlagen wurden entsprechend der soz. Position angelegt (hölzerne Grabkammern für Vornehme). Grabbeigaben sind Bestandteile der Tracht (Gürtelschließen, Fibeln), Schmuck, Waffen und Gegenstände des tägl. Lebens. Im 2. Jh. v. Chr. wurden befestigte Zentralorte (oppida) angelegt, so u. a. auf dem Bisamberg, dem Braunsberg bei Hainburg, dem Freinberg bei Linz, dem Leopoldsberg, dem Oberleiserberg (Leiser Berge) und dem Umlaufberg bei Altenburg. Gleichzeitig entstand das erste staatl. Gefüge auf ö. Boden, das kelt. Regnum Noricum. Nach griech. Vorbildern wurden Münzen geprägt. In der Spätphase der L.-T.-K. war das norische Eisen (ferrum Noricum), eine Art Stahl, ein wichtiges und bekanntes Handelsobjekt. Die wirt. und polit. Verbindungen zu den Römern, die ihren Einfluß als Großmacht ausdehnten, nahmen zu. Die L.-T.-K. und damit auch die Urgeschichte im heutigen Ö. enden mit der Okkupation durch die Römer 15 v. Chr. Weitere wichtige Fundorte der L.-T.-K. in Ö.: (siehe) Biberg, Birgitz, Franzhausen, Herzogenburg, Magdalensberg, Mannersdorf am Leithagebirge, Ossarn, Pottenbrunn. Leopoldsberg Leopoldsberg, 425 m, Berg im 19. Wr. Bezirk, urspr. Kahlenberg (mons calvus), nordöstl. Ausläufer der Alpen, geolog. zur Flyschzone gehörig, Aussichtsberg im Wienerwald. Fällt steil zur Donau ab ("Nase"). Von einer frühgeschichtl. Besiedlung zeugen Gräberfunde der Urnenfelderkultur (um 1300-1200 v. Chr., entdeckt 1935) und eine kelt. Siedlung aus dem 2. Jh. v. Chr. (1994 freigelegt). Die ehem. Burg auf dem L. entstand im 13. Jh. und wurde 1529 vor den herannahenden Türken gesprengt, das GeorgsPatrozinium der Kapelle wanderte in das Kahlenbergerdorf. Die Hauptburg hatte etwa den Umfang des jetzt ummauerten Areals. Kaiser Leopold I. stiftete um 1679 eine neue Kirche mit 4 Kreuzarmen um einen zentralen Kuppelraum, seither "Leopoldsberg". 1683 beschädigt, wurde die Kirche 1718-30 von A. Beduzzi renoviert und um Vorhalle und Fassadentürme erweitert. Unter Joseph II. entweiht, wurde sie 1798 vom Stift Klosterneuburg wieder konsekriert. Dokumentation der Entsatzschlacht der Wr. Türkenbelagerung von 1683. Das 1718 errichtete Schloß brannte 1891 ab. 1877 wurde ein steiler Serpentinenfußweg vom Kahlenbergerdorf auf den L. (Nasenweg), 1935 die Höhenstraße vom Kahlenberg her gebaut. Die durch die Kriegsereignisse 1945 beschädigte Kirche wurde wiederhergestellt. LUECEN - LIEZEN Der Stiftungsbrief zu dieser Klostergründung stellt eigentlich nur ein Güterverzeichnis dar. Diese Urkunde gibt es leider nicht mehr. Dem unermüdlichen Forscher der Geschichte des Stiftes Admont, Pater Jakob Wichner, ist es zu verdanken, daß uns heute der Wortlaut dieser Urkunde noch bekannt ist, in welcher der Besitz des Klosters aufgezählt ist. Wir finden Ortsnamen wie Strechau, Lassing, Dietmannsdorf, Singsdorf, Haus, Aich, Hofmaning, Pruggern, Gössenberg, Weißenbach bei Liezen und viele andere. Eine Stelle dieses in Latein geschriebenen Textes lautet: "Decimam at luecen et mansum unum ..." Übersetzung: (- den Zehen zu Liezen und eine Hube ...) Natürlich wurde diese hier erstmals angeführte Schreibweise dann - wie bei allen Ortsnamen - noch öfters geändert. Wir können aber mit Sicherheit annehmen, daß diese Siedlung "Luecen" weit älter ist und vielleicht schon ab 600 n. Chr. Bestanden hat. Beweisen läßt es sich nicht. Lochen Lochen (504 m Seehöhe) liegt auf einem Hochplateau, umgeben von Wäldern, sanften Hügeln und Seen, fernab jeder Industrie. Gute Luft und reine Gewässer. Dem Wanderer sind hier keine Grenzen gesetzt. Schon die Kelten haben sich vor 3000 Jahren für Lochen entschieden, wie man an Hand von Gräberfunden nachweisen kann. Auch die Römer und später die Bajuwaren erkannten die Schönheit der Landschaft und haben hier ihre Spuren hinterlassen. Die schöne Pfarrkirche mit dem berühmten barocken Hochaltar, die Filialkirche Gebertsham mit einem kunstvollen spätgotischen Flügelaltar, sowie die Filialkirche Astätt zeugen von der langen Tradition dieser Kulturlandschaft. Lauriacum Lauriacum, bed. röm. Siedlung im Bereich von Lorch, in zahlr. antiken Quellen erwähnt (Tabula Peutingeriana, Itinerarium Antonini, Notitia Dignitatum, Ammianus Marcellinus, Codex Theodosianus, Codex Iustinianus, Passio Floriani, Martyrologium Hieronymianum, Vita Severini). Bereits 1321 wird von der Entdeckung eines Inschriftensteins berichtet, 1765 vom Fund eines röm. Mosaikbodens; Grabungen finden seit der 2. Hälfte des 19. Jh. statt. Funde im Museum Lauriacum in Enns. Schon im 1. Jh. bestand eine kleine Siedlung, aus der Mitte des 2. Jh. stammt das einzige erhaltene röm. Deckenfresko Ö. Um 200 n. Chr. errichtete die 2. Italische Legion das Legionslager mit 539 m Länge und 398 m Breite. Der vorgelagerte Graben ist streckenweise noch erhalten. In der Spätantike Sitz des Legionskommandanten der 2. Italischen Legion (praefectus legionis secundae Italicae) und eines Flottenkommandanten (praefectus classis Lauriacensis). Westl. des Lagers entstand eine planmäßig angelegte Zivilsiedlung, die wohl 212 zur autonomen Stadt (municipium) erhoben wurde. 341 war Kaiser Constantius in L. In L. ist der hl. (siehe) Florian, der einzige namentlich bekannte frühchristl. Märtyrer Ö., am 4. Mai 304 in die Enns gestürzt worden. Aus einer kleinen frühchristl. Kirche im ehem. Lagerspital hat sich im MA die 1792 abgebrochene Kirche Maria am Anger entwickelt. Unter der St. LaurenzBasilika von Lorch konnte eine in einem antiken Repräsentationsbau errichtete frühchristl. Kirche nachgewiesen werden, in der möglicherweise die Reliquien der Gefährten des hl. Florian verehrt worden sind. In der (siehe) Vita Severini wird Constantius, der einzige namentl. bekannte Bischof von L., erwähnt. Der Name "Lauriacum" stammt aus dem Keltischen, über "Lorahha" bzw. "Loriaca" (791) wurde er zum heutigen "Lorch". Leiser Berge Leiser Berge, NÖ., kleine, steile Kalkberge bei Ernstbrunn, inselartig im flachen Hügelland des Weinviertels. Buschberg (491 m) und Steinberg (452 m) bilden mit dem Michelberg (407 m), den Staatzer Klippen und den Falkensteiner Bergen die Reste der versunkenen Verbindung zw. Alpen und Karpaten. Der 1970 eröffnete Naturpark "Leiser Berge" erstreckt sich vom Wildpark Ernstbrunn über den Oberleiser Berg (457 m, Aussichtswarte) und umfaßt 4500 ha. - Oberleiser Berg seit der Jungsteinzeit besiedelt, 2./1. Jh. v. Chr. kelt. Höhensiedlung (oppidum) der späten La-Tène-Kultur mit eigenständiger Münzprägung; Gebäude in röm. Bauweise aus der Mitte 2. Jh. n. Chr. (vielleicht Sitz eines german. Vasallenfürsten); spätantike Siedlung; Gräberfeld christianisierter Slawen (10./11. Jh.). - Roman. Kirche, got. Kirchenneubau, unter Joseph II. geschlossen und abgetragen. Leopoldinische Linie Leopoldinische Linie des Hauses Habsburg, entstand 1379 nach dem Neuberger Teilungsvertrag. Nach Leopold III., der Inner-Ö. (Stmk., Kä. und Krain) und Vorder-Ö. (Ti. und die Vorlande) erhielt, spaltete sie sich 1406 in eine steir. (Ernst der Eiserne) und eine Ti. Linie (Friedrich IV.). Während die Ti. Linie mit Sigmund 1496 ausstarb, bestand die steir. mit Ks. Friedrich III. weiter. Lorenziberg Lorenziberg, Kä., 971 m, bei St. Veit, Berg mit spätgot. Filialkirche hl. Laurentius (urk. 1330), der letzten Station der Vierberge-Wallfahrt, deren Teilnehmer von hier geweihtes Getreide mitnehmen, um es zu Hause unter das Saatgut zu mischen. Münzkunst Unsere Vorfahren verstanden sich vorzüglich in der Kunst des Metallgusses. Die Gestaltung der keltischen Münzen sind ein deutlicher Ausdruck des sonst so schwer faßbaren keltischen Wesens. Erste kelt.Münzen brägte man in Gallien gegen Ende des 5. und am Anfang des 4. Jahrhunderts v.c.. Das Vorbild der mittel-und nordgallischen Stämmen ihrer Münzen war der Goldstater des mazedonischen Königs Philip II. Zeitweise kopierten sie die Vorbilder originalgetreu nach: zb: auf der Vorderseite ein Kopf und auf der Rückseute ein königlicher Rennwagen mit Zweigespann oder einem Pegasus. Aber diese Kopien sind nur ausnahmefälle denn bald begannen die keltischen Künstler völlig frei ihre Münzen zu gestalten. Sie hatten so viel Phantasie, daß sich die Kunst der Darstellungen bis in die totale Abstraktion entwickelte. Ich möchte hierfür Lancelot Lengyel zitiren: "Die Kelten bemühten sich als erste, dem Unvorstellbaren des göttlichen Plans sichtbare Form zu geben. Sie hatten den Mut, diese Konzeption zu realisieren und gingen dabei bis an die Grenze ihrer Imagination. Dieses Abweichen von den ästhetischen Normen der Griechen das nur zu gern als ein Mangel angesehen wird, ist in Wirklichkeit ihre Stärke. Während die griechische und die indische Kunst sich der Darstellung der Schönheit des Menschen widmen, zielt die keltische Kunst auf die Erforschung der außer-menschlichen Wahrheit, des Geheimnisses der anderen Welt ab, die jenseits von Gut und Böse dem ästhetischen Empfindungen des Menschen indifferent gegenüber steht." Noch wärend der römerzeit im 3.Jht.n. wurde das Münzsystem reformiert. Magna Mater Austriae Die germanischen Zuwanderer, die sich in der Völkerwanderungszeit friedlich mit den keltischen Ureinwohnern vermischten, identifizierten die keltische Landesgöttin mit Ostara und verehrten sie als Göttin des jungen Lebens und gemeinsame keltisch-germanische Landes- und Stammesgöttin an zahlreichen Orten, die in christlicher Zeit zu MarienWallfahrtsorten wurden. Viele davon besitzen heidnische Opfersteine oder Quellheiligtümer. Ein altes Bergheiligtum ist auch der – traditionell so genannte – "Ursprung" von Mariazell, das die Habsburger zum Kultort der "Magna Mater Austriae" (Große Mutter Österreichs) erhoben. Die wahre Magna Mater, die lange vor der Christenzeit verehrt wurde, ist natürlich die Große Göttin, die Spenderin des Lebens, die wir als Landesgöttin Österreichs unter dem Namen Ostara verehren. Magdalensberg Magdalensberg (bis 1583 Helenenberg genannt), Kä., 1058 m, einer der 4 hl. Berge der Vierberge-Wallfahrt, eine der bedeutendsten archäolog. Ausgrabungsstätten Österreichs, über dem Zollfeld nordöstl. von Maria Saal mit ehem. vorröm. Befestigungsanlage und Heiligtum auf dem Gipfel; 120 m unterhalb umfangreiche Ruinen einer spätkelt. und frühröm. Siedlung (Forum, Regierungsgebäude, Wohnhäuser, Badeanlagen und Werkstätten freigelegt). Auf dem M. steht die spätgot. Wallfahrtskirche St. Helena und Magdalena, urk. 1262, Neubau 1462, mit Flügelaltar (1502) aus der St. Veiter Werkstätte, und ein heidnischer Opferstein. In spätkelt. und frühröm. Zeit war die M.-Siedlung eine Bergstadt von rd. 3 km 2 Ausdehnung und fungierte als norisches Handelszentrum und frühröm. Verwaltungszentrum im ehedem freien und ab 15 v. Chr. von Rom besetzten Noricum. 1502 wurde hier der (siehe) Jüngling vom Magdalensberg gefunden. Grabungsfunde im Museum auf dem Magdalensberg (einem röm. Repräsentationshaus). Markomannen Markomannen, ein suebischer Germanenstamm, urspr. im Maingebiet siedelnd. Von den Römern 9 v. Chr. besiegt, zogen sie unter Kg. (siehe) Marbod nach Böhmen. Der Druck anderer Germanenstämme, soz. und wirt. Veränderungen und die Schwäche der röm. Reichsverteidigung führten zu den M.-Kriegen, die mit Unterbrechungen von 166 bis 180 n. Chr. dauerten: Die Germanen drangen dabei bis Oberitalien vor und konnten von den Römern nur mühsam unter persönl. Leitung von Kaiser Mark Aurel abgewehrt werden. Das weitere offensive Vorgehen der Römer jenseits der Donau zeigen Bilderszenen der Mark-Aurel-Säule in Rom (Regenwunder). Als Folge der Kämpfe erhielt (siehe) Noricum ein Legionslager zunächst in (siehe) Albing und dann in (siehe) Lauriacum (Enns). Weitere Einfälle der M. erfolgten im 3. und 4. Jh. Um 396 wurden Teile der M. im ost-ö.-westungar. Raum als Verbündete der Römer angesiedelt (Fritigil). Marbod Marbod, † um 37 n. Chr. Ravenna (im Exil), König der (siehe) Markomannen. M. führte kurz nach 9 v. Chr. die Markomannen aus dem Maingebiet nach Böhmen und schuf das erste german. Großreich. Den Aufstand des Arminius gegen die Römer unterstützte er nicht; er wurde vertrieben und floh 19 n. Chr. nach Noricum. Mark Aurel Mark Aurel, * 26. 4. 121, † 17. 3. 180 bei Sirmium (Sremska Mitrovica, YU), röm. Kaiser 161-180 n. Chr. Hochgebildet und von der stoischen Philosophie geprägt, wird er als Philosoph auf dem Kaiserthron bezeichnet. Das einzige erhaltene Reiterstandbild der Antike in Rom stellt ihn dar. Er leitete persönlich die Abwehr der eingefallenen Markomannen und anderer Germanen im österreichischem Raum; Szenen aus diesen Kriegen zeigt die Mark-Aurel-Säule in Rom. In Carnuntum schrieb er Teile seiner in griech. Sprache verfaßten "Selbstbetrachtungen" über die Pflichten des Herrschers. Marbod Marbod, † um 37 n. Chr. Ravenna (im Exil), König der Markomannen. M. führte kurz nach 9 v. Chr. die Markomannen aus dem Maingebiet nach Böhmen und schuf das erste german. Großreich. Den Aufstand des Arminius gegen die Römer unterstützte er nicht; er wurde vertrieben und floh 19 n. Chr. nach Noricum. Maria Saal, Kä Maria Saal, Kä., KL, Markt, 505 m, 3700 Ew. (1981: 3202 Ew.), 34,84 km2, stark frequentierter Wallfahrts- und Ausflugsort nördl. von Klagenfurt am Rand des Zollfelds. - Kä. Freilichtmuseum (landw. Gehöfte), Marienanstalt der Barmherzigen Schwestern (HaushaltungsS und Abteilung für behinderte Kinder); Holzverarbeitung, Spedition, Kfz-Handel, Auslieferungslager einer Handelskette, Maschinenfertigung. - Spätgot. Kirchenburg mit Propstei- und Wallfahrtskirche (gegr. Mitte des 8. Jh. als kirchl. Mittelpunkt Kä., bis 945 mit kurzen Unterbrechungen Chorbistum). Chor und Querschiff wurden 1430, das Langhaus 1450-59, die Befestigung wenig später erbaut (1670-74 nach Brand wieder hergestellt). Südseite außen ist Lapidarium aus Virunum (Steinrelief eines röm. Reisewagens) und hist. Grabdenkmäler (Keutschacher Epitaph 1510). Im Innern got. Fresken (Stammbaum Christi 1490), im Querschiff Wandmalereien 1430, Wandbild von H. Boeckl 1928, barocke Stuckdekoration. Mächtiger Hochaltar 1714 mit Steingußmadonna 1425, bed. Flügelaltäre in den Nebenchören. Die 6600 kg schwere Glocke wurde 1687 aus türk. Kanonen gegossen. Barockkanzel (1747). Vor dem S-Portal got. Lichtsäule (1497) und Karner (urk. 1416); Wehranlage mit Turmbau, Dechantei-Gebäuden, ehem. Propstei (Möbelsammlung des Volkskundemuseums) und Torhaus (Muttergottesfresko von 1776); Mariensäule (1663); Pestkreuz mit spätgot. Wandmalereien (1523). Markomannen Markomannen, ein suebischer Germanenstamm, urspr. im Maingebiet siedelnd. Von den Römern 9 v. Chr. besiegt, zogen sie unter Kg. Marbod nach Böhmen. Der Druck anderer Germanenstämme, soz. und wirt. Veränderungen und die Schwäche der röm. Reichsverteidigung führten zu den M.-Kriegen, die mit Unterbrechungen von 166 bis 180 n. Chr. dauerten: Die Germanen drangen dabei bis Oberitalien vor und konnten von den Römern nur mühsam unter persönl. Leitung von Ks. Mark Aurel abgewehrt werden. Das weitere offensive Vorgehen der Römer jenseits der Donau zeigen Bilderszenen der Mark-Aurel-Säule in Rom ( Regenwunder). Als Folge der Kämpfe erhielt Noricum ein Legionslager zunächst in Albing und dann in Lauriacum (Enns). Weitere Einfälle der M. erfolgten im 3. und 4. Jh. Um 396 wurden Teile der M. im ost-ö.westungar. Raum als Verbündete der Römer angesiedelt ( Fritigil). Noreia 1.) Noreia (siehe: Isis Noreia) ) Aus Weiheinschriften der röm. Kaiserzeit bekannte vorröm. Göttin im Raum des heutigen Östereich Sie wurde von den Römern mit der ägypt. Göttin Isis gleichgesetzt und als Isis-Noreia verehrt. Heiligtümer sind in Hohenstein im Glantal und auf dem Ulrichsberg durch Inschriften bezeugt. 2) In antiken Texten mehrfach genannter Ort in (siehe) Noricum, genaue Lage unbekannt. Wahrscheinlich gab es mehrere Siedlungen mit diesem Namen, der von der Göttin N. abgeleitet ist. Bei N. unterlag 113 v. Chr. das röm. Heer unter Konsul Gnaeus Papirius Carbo den Kimbern. Um 60 v. Chr. wurde der Hauptort der (siehe) Noriker von den Boiern erfolglos belagert. Der antike Autor Strabon berichtet von Goldwäscherei und Eisenverarbeitung in Noreia. Noricum, röm. Provinz Roms Herrschaft 15 v. Chr. bis 476. Noricum, röm. Provinz. Der Name ist von dem um 200 v. Chr. gebildeten keltischen (siehe) Regnum Noricum abgeleitet, dem ersten nachweisbaren staatl. Gebilde auf dem Gebiet des heutigen Österreich. Es dürfte weitgehend auf friedlichem Weg von den Römern um 15 v. Chr. besetzt worden sein. Erst unter Ks. Claudius (41-54 n. Chr.) wurde die röm. Provinz Noricum eingerichtet: Sie umfaßte den Bereich zw. Donau, Wienerwald, stmk. Ostgrenze, Save, Eisack und Inn; das heutige Vbg., Ti., Bgld. und das östl. NÖ. lagen außerhalb N. Hauptstadt der Provinz und Sitz der Verwaltung war Virunum auf dem Zollfeld. Zur Verteidigung der Donaugrenze (Limes) stellte Noricum Hilfstruppen. Ab den Kriegen gegen die Markomannen war an der Ennsmündung die 2. Italische Legion stationiert, deren Kommandant auch Provinzstatthalter mit Sitz in Lauriacum oder Ovilava war. Unter Ks. Diokletian (284-305 n. Chr.) wurde N. entlang des Alpenkamms in Noricum ripense ( (siehe) Ufernoricum) und Noricum mediterraneum (Binnennoricum) geteilt. Neu aufgestellt wurde die 1. Norische Legion (legio I Noricorum). Die Zustände in Noricum ab der Mitte des 5. Jh. schildert die (siehe) Vita Severini. Mit dem von (siehe) Odoaker angeordneten Abzug der Romanen 488 n. Chr. enden die Verbindungen des Gebiets an der Donau zu Italien, südl. der Alpen hingegen erst mit dem Vordringen der Slawen und Awaren um 600 n. Chr. (siehe) Pannonien, Rätien, Römerzeit, Römerstraßen. Noriker, Stamm Noriker, bei antiken Autoren mehrfach erwähnter kelt. oder stark keltisierter Stamm im Bereich des südl. Ö., vielleicht aus dem Zusammenschluß mehrerer Stämme entstanden. Zentrum war vermutlich die Siedlung auf dem Magdalensberg. Der erste namentlich bekannte König des (siehe) Regnum Noricum war Cincibilus, der 170 v. Chr. mit den Römern einen Freundschaftsvertrag schloß. Der N.-König Voccio verheiratete seine Schwester mit dem Germanenfürsten Ariovist und stellte Caesar 300 Reiter zur Verfügung. Historiker vermuten, daß der Stamm der Noriker nach der Göttin Noreia benannt ist. Norisches Eisen Norisches Eisen, im Altertum wegen seiner hohen, stahlähnl. Qualität sehr geschätztes Eisen, das in Noricum erzeugt und im ganzen röm. Reich gehandelt und weiterverarbeitet wurde. Verhüttungsanlagen wurden am Möselgut im Görtschitztal südl. von Hüttenberg gefunden. Sie zeigen sehr große Öfen einer eigenartigen, modern anmutenden Technologie. Inwieweit das gleichzeitige bgld. Eisen unter die Bezeichnung "n. E." fällt, ist noch nicht geklärt. Am Magdalensberg wurden 14 Schmiedeplätze gefunden, die ein Qualitätsprüfzentrum für das norische Eisen anzeigen. Notitia Dignitatum Notitia Dignitatum, vermutlich zw. 425 und 430 n. Chr. entstandener Reichsschematismus, eine Art Staatshandbuch. Verzeichnet sind die hohen zivilen und militär. Dienststellen und die Truppeneinheiten der Ound der W-Hälfte des Röm. Reichs; eine der wichtigsten Quellen für die Spätantike in Österreich. Nußberg, Wien Nußberg, Wien, 340 m, weingartenbestandener Hügel im 19. Bezirk, Vorberg des Kahlenbergs, des letzten Alpenausläufers an der Donau; am S-Hang Küstenablagerungen des jungtertiären Meeres des Wr. Beckens. Keltische Völker im Niederösterreich Mehrere derartige Makroregionen, im Durchschnitt wohl 4 oder 5 davon, ergaben das, was den antiken Autoren als "gens" oder "civitas" entgegentrat und in dieser Arbeit als keltisches Volk bezeichnet wurde. Die Gliederung der Landschaft entsprach in diesem Bereich der von Makroregionen, die vermutlich hauptsächlich durch natürliche Grenzen wie Flüsse, Hügel- oder Bergketten und nur in selteneren Fällen durch breitere Streifen Urwalds voneinander getrennt gewesen sein dürften. Derartige Völker könnten im niederösterreichischen Raum mit den aus den historischen Quellen bekannten Boiern, über deren Münzprägung eventuell auch eine Abgrenzung der zu ihrem Volksgebiet gehörenden Makroregionen möglich sein könnte, als auch den ebenso bekannten Norikern faßbar sein. Neuberger Teilungsvertrag Neuberger Teilungsvertrag: Am 25. 9. 1379 teilten die Herzöge Albrecht III. und Leopold III. in einem im Kloster Neuberg an der Mürz (Stmk.) geschlossenen Vertrag ihre Besitzungen. Albrecht III. erhielt Ö. unter und ob der Enns (ohne Wr. Neustadt und die Grafschaft Pitten, aber mit Steyr und dem Salzkammergut), Leopold III. die Stmk. (mit dem Gebiet von Wr. Neustadt), Kä., Krain, die Windische Mark, Istrien, Ti. und die Vorlande. Damit wurden 2 habsb. Linien ( Albertinische Linie, Leopoldinische Linie) begründet; die Vereinigung aller Besitzungen erfolgte erst wieder 1493 durch Maximilian I. Ostara - die Landesgöttin Österreichs Ostara ist eine Göttin der altgermanischen Tradition, die in der Edda nicht mehr erwähnt wird – ihre Verehrung war im Norden anscheinend nie weit verbreitet. Zentren des Ostara-Kults waren der deutschsprachige Raum und England, wo der Name der Göttin (altengl. Eostre) durch die Festnamen Ostern und Easter belegt sind, die eigentlich das ihr geweihte Frühlingsfest bezeichnen. Historisch ging dessen Name zuerst auf den Ostermonat (April) und später auf das christliche Fest über, das eigentlich lat. Pascha (von hebr. Pessah) heißt. Diesen Namen hat es auch in heutigen nordischen Sprachen (z.B. dän. påske), sodaß man annehmen kann, daß ein Ostara-Fest und ein Ostara-Monat im Norden fehlten. Dort fand im Frühling in altgermanischer Zeit das Fest der Nerthus statt, die zum Götterstamm der Vanen gehört. Ostara und die Göttin der Donau Die Donau hat seit jeher zwei Namen, den bei uns üblichen keltischen (lat. Danubius) und einen zweiten, der am Unterlauf von den Skythen gebraucht wurde und auf Griechisch als Histros oder Istros überliefert ist. Die zugrundeliegenden Wortstämme mit -str- mit wechselnden Vokalen oder dan- kommen außer im Namen Ostaras auch in vielen anderen Namen von Göttinnen vor, die sich mit den eiszeitlichen Völkerwanderungen entlang der Donau bis Südosteuropa und den Nahen Osten verbreiteten. Bei den Kelten heißt die Große Göttin mit einem ihrer vielen Namen Danu oder kymrisch Dôn. Sie ist die Mutter des irischen Götterstamms Tuatha Dé Danann, des Volks der Göttin Danu, die aus vier mythischen Städten kamen – d.h. mit den keltischen Siedlern aus den hallstattzeitlichen Zentren an der oberen Donau. Ossarnin Niederösterreich NÖ Dorf bei Herzogenburg, archäologische Fundstätte einer Siedlung auf dem Grasberg. Der Abschnitt der mittleren und späten jungsteinzeitlichen Badener Kultur hat ihren Namen von dieser Siedlung . Aus einem Gräberfeld der frühen La-Tène-Kultur stammt eine figürliche Bronzefibel in Form eines Mischwesens, eines der hervorragendsten Erzeugnisse des frühkeltischen Kunsthandwerks in Österreich. Ostarrîchi Ist die älteste erhaltene Form des Namens "Österreich" in einer Urkunde Kaisers Ottos III. vom 1.11. 996 für Bischof Gottschalk von Freising. Sie betraf die Schenkung des Guts "Niuuanhova" (Neuhofen a. d. Ybbs), "in regione vulgari vocabulo O." ("eine Gegend, die volkssprachlich Ostarichi genannt wird"). 998 ist es abermals als "Osterrîche" belegt, später auch als "Osterlant". Es bezeichnete wohl das babenbergerische Herrschaftsgebiet, das im 11./12. Jh. zum Land Österreich wurde. Den Namen unseres Landes können wir freilich nicht direkt von seiner Göttin ableiten, wohl aber indirekt. Die althochdeutsche Form "Ostarrichi", die seit 996 für ein Gebiet bei Amstetten bezeugt ist, bezeichnete ursprünglich den gesamten Ostteil des 843 geteilten Frankenreichs, dessen Grenzregion dieses Gebiet war. Nachbarn, die über die Grenze hereinkamen, sagten wohl einfach, sie gingen "nach Ostarrichi", so wie wir heute einen Kurztrip "nach Ungarn" machen, auch wenn es nur nach Sopron geht. "Ostarrichi" ist also nicht "Ostaras Reich", sondern das "Ostreich", damit aber immerhin nach dem Sonnenaufgang benannt, von dem auch die Göttin ihren Namen hat. Odoaker Odoaker, * um 430, † 15. 3. 493 Ravenna (ermordet). Sohn des Skirenfürsten Ediko am Hof Attilas, um 470 Offizier der Leibgarde des Röm. Ks., setzte 476 als Anführer einer Söldnererhebung den weström. Ks. Romulus Augustulus ab und wurde am 13. 8. 476 germanischer König in Italien. 488 zog er die röm. Verwaltung und das Militär aus der Provinz Ufernoricum nach einem Krieg gegen die Rugier ab und beendete damit die Römerzeit in Österreich. Vom Gotenkönig Theoderich besiegt und 3 Jahre lang in Ravenna belagert, wurde Odoaker nach dem Fall dieser Stadt bei einem Gastmahl erschlagen. Oesterreich kurze Geschichte Geschichte Österreichs Spuren altsteinzeitlicher Kultur fanden sich in Flußlandschaften (z.B. die bekannte 11 cm große "Venus von Willendorf"). In der Jungsteinzeit drangen Ackerbauer und Viezüchter ins Alpengebiet ein. Sie gehörten im O der donauländischen Kultur der Brandkeramik, im W der westeuropäischen Kultur an. Der Feurtstein wurde in dieser Zeit bergmännisch aus Stollen gebrochen. Auch zur Bronzezeit war das fruchtbare Alpenvorland das Zentrum der Besiedelung. Die Alpengebiete (Tirol, Salzburg) waren das Kerngebiet der europäischen Kupferproduktion. In der Hallstadtzeit (800-500 v.) breitete sich die kräftige Kultur der illyrischen Völker aus. Das Salz (Hallein/Salzkammergut) war die Grundlage des Handels in alle Richtungen Europas. Gegen die Bedrohunmg aus der ungarischen Tiefebene wurden im O befestigte Höhensiedlungen angelegt. Die Kulturträger der jüngeren Eisenzeit waren Kelten. Sie kamen aus Gallien und wanderten die Donau entlang. In den Alpen behauptete sich weiterhin die Illyrische Bevölkerung. Das Eisenerz im O wurde die Grundlage der Machtstellung des keltischen Königtums der Noricer. Der Reichtum der Taurisker beruhte auf dem Tauerngold. Die Römer sicherten sich die Freundschaft der Kelten. 15 v. besetzten sie das gesamte Gebiet, um die Donaugrenze gegen die Germanen zu befästigen. Aus den Kastellen und Lagern der Römer gingen später zahlreiche Städte hervor: Wien, Enns, Linz, Wels, Salzburg, Bregenz u.a. Es entstanden die römischen Provinzen: Rätien, Noricum, und Pannonien. Die keltische und illyrische Bevölkerung wurde christianisiert und größtenteils romanisiert und überdauerte die Wirren der Völkerwanderung, die ostgermanische Völkerschaften ins Donauland brachte. Im Westen drangen Alemannen in Voradelberg und ins tirolerische Lechtal ein, Bayern siedeln in Tirol und Salzburg. Im 7. & 8. Jht. wurde Österreich von den Awaren verheert, deren Einfällen erst Karl der Große ein Ende machte. Zum Schutz der Ostgränze seines Reiches errichtete er östlich der Enns eine Grenzmark, die später von Otto dem Großen nach seinem Sieg über die Magyaren (auf dem Lechfeld, 995) erneuert und schließlich 976 dem fränkischen Geschlecht der Babenberger als Lehen übergeben wurde. 996 nennt eine Urkunde erstmalig das Land "Ostarrichi" -- Österreich. Heinrich II. überließ das ihm übergebene Herzogtum Bayern um des Friedens im Reiche willen Kaiser Barbarossa. Zum Dank wurde Österreich 1156 im Reichsverband ein bevorrechtetes Herzogtum. Nach dem Aussterben der Babenberger (1246) kamen die österreichischen Länder 1278 an Rudolf von Habsburg. Seitdem verblieben sie bis 1918 im Besitz der Habsburger. Diese gewannen im 14.Jh. Kärnten und Tirol und im 15.Jh. durch Erbschaften und Heirat Voradelberg, Böhmen, Ungarn und später vieles andere. Ottokar II., Premysl Ottokar II., Premysl, * um 1230, † 28. 8. 1278 bei Dürnkrut (NÖ.), Markgraf von Mähren, 1251 Hzg. von Ö., 1253 König von Böhmen, 1261 Hzg. der Stmk, 1269 Hzg. von Kä. und Krain. Wurde 1251 von den Ministerialen Ö. als Herzog berufen, heiratete 1252 Margarethe, die Schwester des letzten Babenbergers Friedrich II., ließ sich aber 1261 von ihr scheiden. Er nahm den Ungarn die Stmk. ab und gründete zur Stärkung seiner Macht die Städte Marchegg, Bruck a. d. Mur, Leoben und Radkersburg. In Wien begann er mit dem Bau der Hofburg und des Stephansdoms. Zu seiner Zeit begann die Abtrennung OÖ. von NÖ. O. regierte anfangs mild, ab 1265 mit Härte ( Seifried von Mahrenberg), daher gingen ab 1273 viele ö. Adelige zu Rudolf von Habsburg über. Da er nicht um Belehnung ansuchte, wurden ihm die Länder der Babenberger und Sponheimer abgesprochen; im Nov. 1276 unterwarf er sich bei Wien, begann aber 1278 neuerlich den Krieg gegen Rudolf, dem er am 26. 8. 1278 zw. Dürnkrut und Jedenspeigen unterlag. Otto von Freising Otto von Freising, * 1112?, † 22. 9. 1158 Morimond (F), Bischof und Chronist, Sohn des Babenbergers Leopold III.; um 1126 Propst von Klosterneuburg, ab 1127 Studium in Paris,1132 Zisterzienser in Morimond. Regte die Gründung von Heiligenkreuz an, wurde 1138 Bischof von Freising und nahm 1147 am 2. Kreuzzug teil. Seine "Chronik oder Geschichte der zwei Reiche" beinhaltet in 7 Bänden die Weltgeschichte, im 8. Bd. eine Vision des Jüngsten Gerichts. Die "Gesta Friderici" schildern die Zeit Friedrich Barbarossas von 1152 bis 1156, u. a. die Umwandlung Ö. in ein Herzogtum; sie wurden von Rahewin, dem Sekretär O., bis 1158 fortgesetzt. Protestantismus Seit ca. 1520 fand der Protestantismus mit besonderer Unterstützung des Adels rasche Verbreitung im Land. In der Folge formierte sich eine starke politische Bewegung der protestantischen Landstände ob der Enns, die mit anderen verbündeten Mächten dem katholischen absolutistischen Landesfürstentum der Habsburger 1620 militärisch unterlag. Das Land ob der Enns wurde von 1620 bis 1628 an den bayerischen Kurfürsten verpfändet. Die bäuerliche Bevölkerung lehnte sich in heftigen Aufständen 1525, 1595/97 und 1626 gegen Bedrückungen durch das grundherrschaftliche System und die seit 1600 verschärfte katholische Gegenreformation auf. Seit 1624 mußten viele protestantische Landesbewohner ihres Glaubens wegen die Heimat verlassen. Der Protestantismus lebte jedoch im Geheimen weiter, weshalb manche seiner Anhänger 1734/35 und 1752 bis 1756 von neuerlichen Zwangsaussiedlungen (Transmigrationen nach Siebenbürgen) betroffen waren. Auch der spanische Erbfolgekrieg 1703/04 brachte leidvolle Erfahrungen für die Bevölkerung besonders im Westen des Landes. Pannonien Pannonien (lat. Pannonia), röm. Provinz. Der Name wurde von dem dort ansässigen Volk der Pannonier abgeleitet. Die röm. Eroberung erfolgte 129 v. Chr., erst nach dem pannon. Aufstand 6-9 n. Chr. wurde eine eig. Provinz P. eingerichtet. Sie umfaßte den Bereich zw. Ostalpen, Donau und Save, vom heutigen ö. Staatsgebiet NÖ. östl. des Wienerwalds mit (siehe) Vindobona und Carnuntum (von Noricum abgetrennt), einen kleinen Teil der O-Stmk. und das Bgld. Die Verteidigung der Donaugrenze erfolgte durch Hilfstruppeneinheiten und insges. 4 Legionen, deren Standorte Vindobona, Carnuntum, Brigetio (Szöny) und Aquincum (Budapest) waren. Nach 103 n. Chr. wurde die Provinz in Ober-P. (Pannonia Superior) mit der Hauptstadt Carnuntum und Unter-P. (Pannonia Inferior) mit Verwaltungssitz Aquincum geteilt. Schwere Schäden erlitt die Provinz durch die (siehe)Markomannen-Kriege. Am 9. 4. 193 wurde in Carnuntum Septimius Severus, der Statthalter von P. Superior, zum Kaiser ausgerufen. Eine Blütezeit erlebte die Provinz in der 1. Hälfte des 3. Jh. (Ausbau der Städte). Als Händler und Unternehmer lebten zahlr. Orientalen hier. Die ersten Christen sind als Märtyrer um 250 im S der Provinz bezeugt. Auch vom Krieg Ks. Valentinians I. (364-375) gegen Sarmaten und Quaden war die Provinz betroffen. Ab 380 wurden germanische und hunnische Verbündete (foederati) in P. angesiedelt. Mit der Abtretung an die Hunnen 433 endeten die Verbindungen zum italischen Kernland des Röm. Reichs. Rätien, (siehe) Römerstraßen, Römerzeit. Peutingersche Tafel Peutingersche Tafel (Tabula Peutingeriana), 1507 vom Wr. Humanisten K. Celtis dem Ratsschreiber Konrad Peutinger (daher Name) in Augsburg zur Veröffentlichung übergebene röm. Landkarte. Die aus dem 11. oder 12. Jh. stammende "Tabula" ist eine Kopie einer zuletzt in der 1. Hälfte des 5. Jh. (Theodosius II., 435?) redigierten Straßenkarte des Röm. Reichs und der Handelswege in den O bis Indien und China. Die erhaltene Karte, eine 6,82 m lange und 34 cm breite Pergamentrolle, wurde nach Peutingers Tod veröffentlicht, 1720 vom Prinzen Eugen angekauft und nach dessen Tod von der Wr. Hofbibl. (Nat.-Bibl.) erworben. 1863 wurde die P. T. aufgrund der Zerstörung des Äußeren in 11 Blätter zerlegt. Auf den Segmenten III und IV ist das Gebiet von Österreich eingezeichnet. Die P. T. stellt eine einzigartige Quelle der hist. Verkehrs- und Siedlungsgeographie Ö. mit rd. 3900 Ortsnamen dar. Pottenbrunn Pottenbrunn, NÖ., PL, Dorf, 244 m, östl. der Traisen, seit 1972 Teil der Stadt St. Pölten. Straßenmeisterei, Pflegeheim, Volksheim, Erzeugung von Sanitäreinrichtungen, Busunternehmen. - Gräber der La-Tène-Zeit mit reichen Beigaben, slaw. Gräberfeld des frühen 9. Jh.; Siedlung vermutl. bereits in der Karolingerzeit. 1927 Markt; Pfarrkirche (urk. 1248), mit got. Bauteilen, mit Altarbild von J. G. Schmidt; Renaiss.-Wasserschloß (16. Jh., seit 1970 Ö. Zinnfigurenmuseum, Ausstellungen) mit offener Galerie, Turm 1961 teilw. eingestürzt, bis 1964 wiederaufgebaut; Neuschloß (17. Jh.). In der Nähe Schloß Wasserburg (1. Hälfte 16. Jh., Umbauten zw. 1698 und 1718 und um 1923) mit Fresken von D. Gran (1718) und Schloßpark. Prunner von Sonnenfeld, Dominikus Prunner von Sonnenfeld, Dominikus, * 1654 Klagenfurt, † 1719 ebd., Sekr. der Kä. Landstände, führte die ersten Ausgrabungen im Zollfeld durch und verfaßte die Inschrift auf dem nach ihm benannten P.-Kreuz, das er 1692 aus römischen Steinen am O-Rand des Zollfelds zusammensetzte. Prostitution Vindobona. Im 1. Jahrhundert nach Christus war die Welt für Moralapostel noch in Ordnung, denn die Kelten, die bis zu diesem Zeitpunkt an der Donau siedelten, verehrten das weibliche Geschlecht sehr und kannten - vielleicht gerade deshalb - die Prostitution nicht. Keine keltische Frau hätte es gewagt, mit einem anderen als ihrem Ehemann etwas anzufangen, denn die Sippe hätte sie hart bestraft. Erst mit den Römern kam die Prostitution nach Wien, als aus dem kleinen keltischen Dorf ein riesiges Militärlager wurde. Mit dem militärischen erlebte die "Donaumetropole" auch ihren ersten wirtschaftlichen Aufschwung und wurde zum "municipium". Hand in Hand damit ging fast zwangsläufig auch der erste "unsittliche" Aufschwung. Was hätte ein liebesbedürftiger Legionär fern der Heimat auch anderes mit seinem Sold anfangen sollen - er ging ins Bordell, um die kalten, harten, eigens für diese Zwecke geprägten Münzen gegen etwas weibliche Wärme und Weichheit einzutauschen. Und die fand er im Lustviertel von Vindobona am heutigen Michaelerplatz und auch im Zentrum der Zivilstadt am heutigen Hohen Markt zur Genüge. Was mit den Römern begann, endete auch mit ihnen - vorläufig. Die Quaden stürmten 374 über die Donau und machten die Zivilstadt Vindobona dem Erdboden gleich. Sie ging in Flammen auf, und das Geschäft im Lustgewerbe begann zu stagnieren. Während der sogenannten Zeit der Völkerwanderung bestand Wien als römische Zitadelle (Fabiana) weiter. Das Dorf - denn mehr als ein solches war es damas nicht versank in völliger Bedeutungslosigkeit. Falls damals einer der Bewohner oder Besucher des Lesens und Schreibens mächtig war, kam er sicherlich nicht auf die Idee, ein Bild des Sittenlebens zu zeichnen. Hunnen und Awaren machten das Land unsicher. Nachdem schon immer die Nachfrage das Angebot bestimmte, dürfte es in diesen Jahrhunderten eher angst- denn lustvoll zugegangen sein. Pinzgau Der Name Pinzgau geht auch auf die Kelten zurück und zwar ist er abgeleitet von dem Wort "Ambisonter" einem keltischen Stamm der hier lebte. Der Bieberg in Saalfelden war die Hauptstadt vom Pinzgau und geht ebenfalls auf die Ambisonter zurück. Quaden Quaden, suebischer Germanenstamm, siedelte urspr. im Maingebiet. Die Q. zogen mit den Markomannen nach Böhmen und ließen sich im nördl. NÖ. und in der SW-Slowakei nieder, gehörten dem von Marbod gegr. Reich an und standen unter starkem röm. Einfluß. Um 50 n. Chr. wurde der vertriebene Q.-König Vannius mit seinem Gefolge im Gebiet des Leithagebirges angesiedelt. In den Markomannenkriegen waren die Q. einer der Hauptgegner der Römer. Im 3. und 4. Jh. fielen sie wiederholt in das Röm. Reich ein. Als eine Gesandtschaft der Q. mit Kg. Gabinius ermordet wurde, kam es unter Ks. Valentinian I. (364-475) wieder zum Krieg. Mit den Vandalen zog ein Teil der Q. nach Spanien, das restl. Volk in N-Ungarn schloß sich den Langobarden an. Regnum Noricum Um ca 200 v. schlossen sich 13 keltenstämme zu einer Alianz zusammen und gründetetn das Königreich Noricum. Die Führung des Regnum Noricum durfte ein König (vielleicht auch zwei, im sinne des Doppelkönigtums), innegehabt haben, dem ein Ältestenrat (Senat) zur Seite stand. Das Königreich Noricum, war das erste nachweisbare polit. Gebilde auf dem Gebiet des heutigen Österreich, und einzige staatssystem welche die Festlandkelten jemals errichteten. Es war nach dem keltischen Stamm der Noriker benannt. Wann genau das Regnum Noricum entstand wissen wir nicht. Anzunehmen ist das das Stammesbündnis im Reich des König Cincibili(us), der von Livius überliefert ist, Wurzelt. Es wird angenommen, daß die Römer versucht haben die ständigen Kelteneinfälle auf diplomatischem Wege zu verhindern und damit eine günstige Ausgangsbasis für eine intensive Handelstätigkeit der erst 182 od. 181 v. gegründeten Colonia Aquileia (in der Nähe von Grado) zu schaffen. Ab 170 v. Chr. stand Kgönig Cincibilus zu den Römern durch ein "hospitium publicum" (staatl. Gastfreundschaft) in freundschaftlichem Verhältnis. Daraus entwickelten sich gute Handelsbeziehungen und zunehmender Einfluß Roms im Noricum. Zentrum des Königreichs Noricum war die Siedlung auf dem Magdalensberg. Eine dort gefundene frührömische Inschrift nennt die Namen norischer Stämme. Grundlagen der Wirtschaft waren Eisen Bergbau, Ind., landw. Produkte und Handel. Im 2. Jh. v. Chr. entstanden befestigte Zentralorte, die berühmten keltischen Oppida. Nach griechischen Vorbildern wurden Münzen geprägt. 113 v. fielen die Kimberen in den Alpenraum ein und schlugen in der berühmten Schlacht bei Noreia die römischen Truppen. Im 1. Jh. v. Chr. erreichte das Königreich eine bedeutende Ausdehnung nach Osten und Norden. Zu dieser Zeit gewann es auch immer mehr an wirtschaftlicher bedeutung. Grund dafür war das Ferrum Noricum, ein sehr qualitätsvolles Eisen, das besonders für dieWaffenproduktion des römischen Heeres von großer bedeutung war. Das Zentrum für den Eisenhandel lag auf dem Magdalenensberg (Kärnten). Um 15 v. Chr. wurde es bis zur Donau weitgehend friedlich durch die Römer besetzt und wurde zur römischen Provinz Noricum. Die einheimische Bevölkerung übernahm bereitwillig die röm. Kultur und ließ sich romanisieren. Für das Jahr 6 n. berichtet Paterculus, der als hoher Feldherr den späteren Kaiser Tiberius auf seinem Feldzug gegen den germanischen König Marbod begleitete, daß Carnuntum ein Ort des Königreiches Noricum sei, dh. irgendwann davor "breitete" sich also das Königreich Noricum nach nord/osten bis an die Donau aus. Dieses keltische Carnuntum konnte bisher archäologiesch noch nicht endeckt werden. Eine der ältesten bekanntesten Siedlungen in unserem Raum ist Scarbantia. Plinius berichtet in seiner Naturgeschichte: "An Noricum grenzen der Plattensee und das ödland der Bojer", wo sich jetzt Savaria (Szombathely, und das Oppidum Scarbontia (Sopron) befinden. Da kaum weitere schriftliche Nachrichten über das Königreich Noricum in unserem Raum vorliegen, fällt der urgeschichte die Aufgabe zu, durch Ausgrabungen weitere Historische Daten (archäologiesche Quellen) zu gewinnen. Die Forschungsgrabungen versuchen weiters Leben, die Siedlungs und wirtschaftsweise in einem keltischen Zentrum (Oppidum) zu rekonstruieren. Die Siedlungen: Aguntum, Aelium Cetium (St. Pölten), Brigantium (Bregenz), Carnuntum, Flavia Solva, Iuvavum (Salzburg), Ovilava (Wels), Teurnia und Virunum wurden zu autonomen Städten erhoben "Lauriacum" erst unter Caracalla 212). Rätien Rätien (lat. Raetia), röm. Provinz. 15 v. Chr. wurde von den Römern in schweren Kämpfen das Gebiet der Räter und Vindeliker erobert und bekam den Namen "Raetia et Vindelicia". Zur Hauptstadt wurde Augusta Vindelicorum (Augsburg). Das Gebiet von Rätien erstreckte sich vom Alpenvorland zw. Bodensee und Inn bis zu den westlichen oberitalienischen Seen und etwa vom St. Gotthard im W bis zum Brenner. Vom heutigen Österreich gehörten Vbg. und Ti. westl. des Ziller- und Inntals zu Rätien. Die nach diesen beiden Stämmen benannte Provinz "Raetia et Vindelicia" mit der Hauptstadt Augusta Vindelicorum (Augsburg) umfaßte das Gebiet vom Alpenvorland zw. Bodensee und Inn bis zu den westl. oberital. Seen und etwa vom St. Gotthard im W bis zum Brenner. Vom heutigen ö. Staatsgebiet gehörten Vbg. und Ti. westl. des Ziller- und Inntals zu R. Die Verteidigung der über die Donau vorgeschobenen und befestigten Grenze erfolgte durchHilfstruppeneinheiten, ab den Kriegen gegen die (siehe) Markomannen war in Regensburg die 3. Italische Legion stationiert, deren Kommandant auch Provinzstatthalter war. Das Gebiet nördl. der Donau ging im 3. Jh. an die Alemannen verloren. Unter Ks. Diokletian (284-305 n. Chr.) wurde R. in "Raetia prima" und "Raetia secunda" geteilt. 377/78 erfolgte ein großer Alemanneneinfall, ab der Mitte des 5. Jh. besetzten die Alemannen die westl. Teile R., roman. Bevölkerungsgruppen blieben aber in den Gebirgslandschaften erhalten. Noricum, Pannonien, Römerstraßen, Römerzeit. Rugier Rugier, ostgerman. Stamm. Nach dem Zerfall des Hunnenreichs entstand nach 455 im östl. Waldviertel und im Weinviertel das Reich der R. mit Zentrum bei Krems. Wochenmärkte nördlich der Donau sind aus der (siehe) Vita Severini bekannt. Der Einflußbereich wurde im Gebiet von Ufernoricum östlich der Enns erweitert. 487 und 488 wurden die Rugier von den Truppen Odoakers geschlagen, die Reste zogen mit den Ostgoten Theoderichs nach Italien. Die R. waren Arianer. Römerzeit im Noricum Unsere Vorfahren kamen erwiesenermaßen 186 v. Chr. mit den Römern in Kontakt, als sie aus dem Alpenraum in N-Italien eine Stadt gründen wollten und von den Römern zur Rückkehr gezwungen wurden. Die 181 v. Chr. errichtete röm. Kolonie Aquileia war für die wirtschaftliche und kulturelle Durchdringung des österreichischen Raums während der ganzen Römischen Zeit wichtig. Seit 170 v. Chr. bestand zw. Rom und dem Regnum Noricum ein "hospitium publicum" (staatl. Gastfreundschaft), der diplomat. Verkehr und der Handel wurden sichergestellt, der Einfluß der Großmacht wuchs kontinuierlich ( Noreia). 15 v. Chr. wurden die Gebiete des heutigen Ti. und Vbg. in schweren Kämpfen erobert (Rätien), während das Regnum Noricum bis zur Donau weitgehend friedlich besetzt wurde. Ein von Carnuntum aus gegen die (siehe) Markomannen unternommener Feldzug mußte 6 n. Chr. wegen eines Aufstands in Pannonien abgebrochen werden. Das Wr. Becken, das urspr. zu (siehe) Noricum gehörte, wurde bald aus strategischen Gründen Pannonien angegliedert. Erst unter Ks. Claudius (41-54 n. Chr.) erhielten Rätien und Noricum den Rang einer Provinz. Der Bereich nördlich der Donau blieb zunächst keltisch, ab dem 1. Jh. n. Chr. entstanden german. Siedlungen. Rigantona oder Rigani Rigantona oder Rigani ist der kontinentalkeltische Name der Großen Göttin, der im Kymrischen zu Rhiannon wurde. Er bedeutet wörtlich "göttliche Königin". In der römischen Interpretation wird sie mit Minerva gleichgesetzt, wohl weil beide Heilerinnen und Schutzgottheiten der Städte bzw. der politischen Ordnung sind. Rigantona ist die geheimnisvolle Frau britannischer Mythen, die einen Kandidaten zum König erwählt, in anderer Erscheinungsform die Landesgöttin, die in Österreich Noreia hieß und mit Ostara identisch ist. Wie im Kapitel über Ostara beschrieben, ist sie auch mit der Göttin der Donau verbunden, die im irischen Mythos die Mutter der Götter ist, die Tuatha Dé Danann, Volk der Göttin Danu, heißen. Rigantona erscheint auch als "Weiße Frau" oder als Reiterin auf einer weißen oder grauen Stute wie Rhiannon. Die "Weiße Göttin" inspiriert die Dichter und wird daher auch mit der irischen Brigid gleichgesetzt, die festlandkeltisch Brigantia hieß und der Stadt Bregenz den Namen gab. Religion keltische in Europa Die erste Erwähnung der Kelten als Volksgruppe ist ca. 10000 Jahre her, damals verließen die Kelten ihren Lebensraum im heutigen Grenzgebiet zwischen Ungarn und Slowenien. Ca. 1000 Jahre später findet man Erwähnungen der Kelten im heutigen Skandinavien, von wo aus sich die Kelten vor ca. 4000 Jahren über ganz Zentral- und Mitteleuropa ausbreiteten. Von Frankreich aus siedelten sie vor ca. 3500 Jahren auch auf den britischen Inseln. Bei dieser Besiedelung übernahmen sie viele Heiligtümer (Stonehenge, Heidenmauer bei Straßburg u.v.m.) und Feste von den Ureinwohnern. Mit der Ausbreitung des Christentums vollendete sich der Niedergang der keltischen Religion, der schon mit dem Wandel vom Matriarchat zu Patriarchat begann. (Siehe hierzu die Sagen der Mabinogi.) Das Christentum wurde die offizielle Religion in Europa, die alten Weisen des keltischen Glaubens lebten jedoch weiter und arbeiteten als Kräuterfrauen oder -männer. Die Fürsten mußten sich mit den christlichen Herrschern jedoch gutstellen, weshalb viele keltische Heiligtümer und Heilquellen durch sogenannte Wunderheilungen von frisch Konvertierten an die neue Religion übergeben wurden (als Beispiel die Heidenmauer mit der Heilquelle am Odilienberg bei Straßburg, das größte keltische Heiligtum in Europa). Jedoch war es bis zum Beginn der Hexenverbrennungen im 15. Jahrhundert noch möglich, die keltische Rituale zu pflegen und die Heilkunst weiterzugeben. Mit Papst Innozenz VIII. wurde 1484 die Hexenverfolgung eingeleitet und durch denvon 1487 zum allgemeinen Gesetzbuch in Europa. Da die keltischen Überlieferungen nur innerhalb der Familie mündlich weiter gegeben wurden, sind mit dem Verbrennen der als Hexen verleumdeten Priesterinnen, Priester, Kräuterfrauen und -männern auch die alten Überlieferungen vieler Priesterlinien vernichtet worden. Aus diesem Grunde fanden sich die Priesterinnen und Priester in Geheimbünden zusammen, und in einem kleinen Ort in der Vulkaneifel in einer unterirdischen Grotte fanden sie einen geschützten Raum für ihre Rituale. Die Überlebenden haben das Wissen untereinander ausgetauscht und bis heute wachgehalten. Regenwunder Regenwunder, überraschende Rettung röm. Truppen während der Feldzüge gegen die Germanen ( Markomannen), wahrscheinlich am 11. 6. 172 n. Chr. Nach feindl. Einschließung gerieten die Römer durch glühende Hitze und Wassermangel in schwerste Bedrängnis und wurden durch ein plötzl. Gewitter gerettet. Dies wurde bei heidn. und christl. Autoren göttl. Eingreifen zugeschrieben, von Tertullian († nach 220) und später von Eusebios wird es auf die Erhörung des Gebets christl. Soldaten zurückgeführt. Das R. ist der älteste Hinweis auf die Anwesenheit von Christen im ö. Raum. Darstellung des R. auf der Mark-Aurel-Säule in Rom. Römerstraßen Römerstraßen: Für die Römer war ein gutausgebautes Straßensystem für den Gütertransport, die rasche Verlegung von Truppen und die Verbindung nach und zw. den Provinzen von Wichtigkeit. Die Straßen wurden mit öffentl. Mitteln auf öffentl. Grund gebaut, für die Erhaltung mußten die Provinzialen sorgen. Im Abstand von einer Meile (ca. 1500 m) an den Hauptverkehrsstraßen aufgestellte Steinsäulen (Meilensteine) trugen den Namen des Kaisers, der die Straße hatte errichten lassen, und gaben die Entfernung zur nächsten Stadt an. Reisehandbücher (Itinerarien, Itinerarium Antonini) und Landkarten ( Peutingersche Tafel) überliefern Namen der Ortschaften oder Straßenstationen ( Tamsweg) und die dazwischenliegende Entfernung. Viele R. folgten dem Verlauf urgeschichtl. Wege. Die wichtigsten R. in Ö. sind: die von Carnuntum über Wien, St. Pölten, Pöchlarn, Lorch ( Lauriacum) nach Passau angelegte Straße entlang der Donaugrenze; sie hatte v. a. strategische Bedeutung. Bei Lorch zweigte eine Straße über Wels und Salzburg nach S-Deutschland ab. Die Alpen überquerten Straßen über Reschenscheideck und Fernpaß sowie über den Brenner. R. verliefen von Salzburg über den Katschberg und Radstädter Tauern nach Teurnia sowie von Wels über den Pyhrnpaß und Neumarkter Sattel nach Virunum. Durch NÖ. und Bgld. führte die auf eine urgeschichtl. Handelsroute zurückgehende Bernsteinstraße. Salz Salz wurde in der Eisenzeit vom Dürrnberg durch einen Steilgraben bis zum Talboden geliefert, wo sich an der Stelle der erst im Mittelalter entstandenen Stadt Hallein ein Umschlagplatz für das ,Weiße Gold" befand, das auf der schiffbaren Salzach bzw. auf dem Landweg im Salzachtal nach Norden und Süden transportiert wurde. Die günstige strategische Lage des Hellbrunnerberges, ca. 10 km vom Dürrnberg entfernt, förderte in der späten Hallstattzeit die Entstehung einer Großsiedlung. Die Funde vom Hellbrunnerberg beweisen weitreichende Handelsverbindungen, besonders in den Süden bzw. Südosten; zumindest enge wirtschaftliche Verflechtungen mit den reichen Salzherren vom Dürrnberg sind wahrscheinlich. Die Eingliederung des Voralpenraumes bis zur Donau in das römische Reich seit 15 v. Chr. führte zu einem schnellen Abstieg des Dürrnbergs als ,Salzindustrieort" - die Römer versorgten sich mit ihrem eigenen Meersalz - in die Bedeutungslosigkeit. Bis ins hohe Mittelalter hält dieser Zustand an. Die Salzlager des Dürrnbergs (erste Bodenfunde Steinzeit - Bronzezeit) Die Salzlagerstätten stellten für den urzeitlichen Menschen insofern eine große Herausforderung dar, als das Salz am Dürrnberg kaum in reiner Form vorkommt, sondern als sogenanntes Haselgebirge, ein Gemenge von Steinsalz, Ton und Anhydrit. In der Jungsteinzeit, in der Menschen den Dürrnberg bereits aufsuchten (Streufunde von Steinbeilen und -klingen), begnügte man sich vermutlich mit dem Schöpfen aus salzhaltigen Quellen. Der Salzbergbau: Technik und Bergbaufunde Mit einfachen Werkzeugen suchten unsere Vorfahren Gesteinsschichten, die möglichst reines Salz enthielten. Die Arbeit muß mühsam und zeitaufwendig gewesen sein: Man nimmt an, daß der Vortrieb von einem Meter Stollen bei 10 stündiger Arbeitszeit und einem Mannschaftsstand von etwa einem Dutzend Bergleuten ca. einen Monat gedauert hat. Die natürliche Belüftung derStollen funktionierte übrigens nur in den Wintermonaten , da nur in dieser Zeit aufgrund der Luftzirkulation der Austausch von verbrauchter und frischer Luft stattfand. Man kann daher annehmen, daß nur in der kalten Jahreszeit gearbeitet werden konnte. Die Beleuchtung der unterirdischen Arbeitsplätze erfolgte mit Hilfe von Kienspänen. Die Arbeitsgeräte waren einfach, mit Lappenpickeln wurden die Salzbrocken aus dem Fels herausgeschlagen und in Fellsäcken ans Tageslicht geschleppt. Zugute kam den Menschen, daß Salzgestein eine plastische Masse ist, so daß die Stollen nicht einstürzten und eine aufwendige Auszimmerung selten notwendig war, welche für die geschilderte Abbautechnik notwendige Erfahrung legt für den Beginn des Salzabbaus auf dem Dürrnberg die These nahe, daß Bergleute aus Hallstatt in Oberösterreich (ca. 50 km vom Dürrnberg) als erste die Salzlager erschlossen. Severin, heiliger In der unsicheren Zeit nach dem Tod Attilas 453 entfaltete im norischen Raum der hl. Severin seine vielfältige Tätigkeit im religiösen, sozialen und politischen Bereich. Severin, Hl., Fest: 8. Jänner, † 8. 1. 482 in (siehe) Favianis (Mautern), nicht ganz zutreffend als Apostel von Ufernoricum bezeichnet. Über S. Herkunft ist nichts bekannt, er stammte wohl aus der gebildeten vornehmen Bevölkerungsschicht des lateinischsprachigen W des röm. Reichs. Zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt nach Attilas Tod 453 kam S. aus dem O nach Ufernoricum; möglicherweise hatte er eine Zeitlang in diesem Raum eine polit. Funktion inne. Nach einem kurzen Aufenthalt in "Asturis" (vielleicht Zwentendorf) und in Comagena (Tulln) wurde Favianis mit dem von ihm gegr. Kloster zum Zentrum seiner Tätigkeiten. Sein Wirkungsbereich umfaßte Ufernoricum, reichte aber bis Künzing in Bayern und die Salzach aufwärts bis Cucullis (Kuchl); Verbindungen gab es auch zum binnennorischen Teurnia. S. bemühte sich um die Aufrechterhaltung der öffentl. Ordnung, organisierte Lebensmittel- und Kleiderlieferungen, kaufte Verschleppte frei und hob als erster einen Zehent vornehmlich in Form von Naturalabgaben zur Beschaffung der notwendigen Mittel ein; auch das relig. Leben der Romanen war ihm ein Anliegen, weiters übernahm er militär. und diplomat. Aufgaben. S. setzte die etappenweise Räumung der Städte an der oberen Donau durch, bis die evakuierten Romanen im rugischen Einflußbereich um Favianis wohnten. Er besaß gute Verbindungen zum Königshaus der Rugier, aber auch zur Familie des letzten weström. Kaisers; Odoaker prophezeite er bei einem Besuch die künftige Herrschaft. S. führte ein asket. Leben und zog sich immer wieder in die Einsamkeit zum Gebet zurück, geistl. Würden für seine Person lehnte er ab. Beim erzwungenen Abzug der Romanen 488 nahm die von ihm gegr. Mönchsgemeinschaft seine sterbl. Überreste mit, beigesetzt wurden sie in Lucullanum bei Neapel, dem Wohnsitz des abgesetzten letzten weström. Kaisers. Heute ruhen S. Gebeine in der Kirche von Frattamaggiore. Die von seinem Schüler Eugippius 511 verfaßte Lebensbeschreibung, die Vita Severini, ist eine einzigartige Quelle für die Zeit der untergehenden Römerherrschaft in Österreich. Schnadahüpfl Schnadahüpfl, auch "Gstanzl", "Gsetzl", "Trutzgsangl" usw., wahrscheinl. von "Schnitterhüpfer" (Schnittertanz) abgeleitet, kurze, epigrammartige Strophen, improvisierend auf einfache Melodien gesungen mit satir., humorvollen und derben Inhalten, oft mit erotischen Anspielungen. Gesungen zur Unterhaltung in geselliger Runde, als Tanzlieder, bei brauchtümlichen Anlässen (z. B. bei ländlichen Hochzeiten, bei Heischebräuchen) und als Spottlied ("Faschingsbriefe"). Formal finden sich 2-, 4- oder 8 zeilige Strophen, deren Text durchgehend gebaut oder durch Silbeneinschübe bzw. Refrainteile ergänzt sein kann. Schuhplattler Schuhplattler, auch "Plattler", alpenländisch-süddeutscher Volkstanz im Dreivierteltakt, ursprünglich Werbetanz, der von einzelnen Paaren individuell ausgeführt wurde. Der Bursch umtanzt mit rhythmisch zur (Ländler-)Musik passenden Körperschlägen (insbes. auf Oberschenkel, Waden und Fußsohlen) sowie verschiedenen Sprüngen und Drehbewegungen das Mädchen. Seit Ende des 19. Jh. in Vereinen als Gruppentanz gepflegt, standardisiert und vielfältigen musikalisch und choreographisch Veränderungen unterzogen (häufig nur von Burschen getanzt). Slaven Slawen: Ursprüngl. nördl. der Karpaten im Bereich der Rokitnosümpfe und am Oberlauf des Dnjepr siedelnde indogerman. Stämme, breiteten sich nach Abzug der Germanen unter der Oberhoheit der Awaren im 6. Jh. über die ungar. Tiefebene und auf der Balkanhalbinsel aus; von dort drangen sie in den Ostalpenraum ein und besiedelten weite Gebiete des heutigen Ö. Südslaw. Stämme (genannt Winden oder Slowenen) trafen um 592 bei Toblach im Pustertal auf die Baiern und gelangten in den Lungau, durch das Mur- und Mürztal, über die Tauern bis nach OÖ. und über den Semmering nach NÖ. Nord-S. drangen ab dem ausgehenden 6. Jh. in das Mühl- und Waldviertel vor. Die Slowenen übernahmen von den noch im Donau- und Alpenraum lebenden Romanen und Germanen Namen (Pielach, Zusammensetzung aus "biela" = weiß und Ache) und Kultstätten. Die slaw. Stämme schufen mit ihrer Arbeit die wirt. Basis für die Awarenherrschaft und mußten diesen Kriegsdienste leisten. Samo gründete ein von 623 bis ca. 660 nachweisbares S.-Reich, zu dem vielleicht auch Teile Ö. gehörten. Nach dessen Zerfall behaupteten die im Alpenbereich lebenden Stämme ihre Unabhängigkeit, gründeten das Fürstentum Karantanien mit dem Sitz Karnburg und bildeten dort die Schicht der Edlinger. Als die Awaren versuchten, sie zu unterwerfen, wandte sich Fürst Boruth an den Baiernherzog Odilo, der die Awaren besiegte, die Karantanen jedoch unter seine Herrschaft stellte. Bischof Virgil von Sbg. organisierte die Missionierung, in Molzbichl bei Spittal a. d. Drau bestand im 8. Jh. ein Kloster, der Chorbischof Modestus (757-63) gründete die 3 Hauptkirchen Maria Saal, Lurn-St. Peter im Holz und Undrima; darüber berichtet die "Conversio Bagoariorum et Carantanorum", eine 870/71 in Salzburg verfaßte Denkschrift. Auch das Bistum Freising (dort wurde die von Missionaren entworfene älteste slawische Schrift überliefert) und das Patriarchat Aquileia (811 wurde die Drau Grenze zwischen diesem und dem Erzbistum Salzburg) beteiligten sich an der Christianisierung. Nach der Zerstörung des Awarenreichs durch Karl den Großen gerieten die S. des Donauraums und Pannoniens unter fränk. Oberhoheit, die S. Karantaniens behielten hingegen bis 828 eig. Fürsten. In der 2. Hälfte des 9. Jh. bildete sich das (siehe) Großmährische Reich, das von den Magyaren zerstört wurde. Später kam es zu keinen großräumigen Herrschaftsbildungen im ö. Raum mehr, es gab aber kleine Gebiete etwa um Gars (NÖ.), wo am Beginn des 10. Jh. ein Graf Josef ansässig war und 1040 eine S.-Burg vom Babenberger Leopold zerstört wurde. Die Gräberfunde des 10. Jh. (in Messern, Thunau, Pottenbrunn, Köttlach, alle NÖ.) weisen auf eine starke slaw. Besiedlung des Alpenvorlands. Im 11. Jh. gingen die S. im Donaugebiet in der durch vorwiegend bair. Kolonisation geprägten Bevölkerung auf. In Kä. und der S-Stmk. (Slowenien) bestand weiterhin eine slaw. Bevölkerungsmehrheit. An die slaw. Besiedlung erinnern viele Gewässer-, Berg-, Flur- sowie Ortsnamen (Graz = "gradec", Burg; Feistritz = "bistrica", Wildbach; Liesing = "lesnica", Waldbach). Von diesen S. sind die Kä. Slowenen noch als geschlossen siedelnde Gruppe erhalten, während die übrigen Minderheiten (Kroaten im Bgld., Tschechen im Wr. Raum) Zuwanderer der Neuzeit sind. Slowenen Slowenen, Staatsvolk der Republik Slowenien, in Ö. sprachl. (siehe) Minderheit, überwiegend in S-Kä. und z. T. in der südl. Stmk. Die im 6. Jh. in die röm. Provinz Noricum eingewanderten Slawen wurden ab dem 7. Jh. Karantaner genannt und waren ab dem späten 8. Jh. eng mit den Baiern verbunden. Verbindungen bestanden insbes. mit Freising ("Freisinger Denkmäler" aus dem 10. Jh., älteste slaw. Aufzeichnungen in lat. Schrift, 2 Beichtformeln und ein Predigtfragment). Im Hoch-MA wurde das Stammesherzogtum Karantanien 2sprachig. Die später "Slowenisch" genannte Sprache blieb im südl. Teil Kä. bis in das 20. Jh. vorherrschend. Die Verschriftlichung des Slowenischen erhielt in der Reformationszeit (P. Truber) wichtige Impulse. Die frühe National- und Sprachbewegung der S. hatte zunächst noch in Kä. ihr Zentrum (U. Jarnik, M. Majar, A. Einspieler, Gründung der Hermagoras-Bruderschaft/Moharjeva druzba in Klagenfurt zur Verbreitung slowen. Literatur 1852-60). Durch die Kä. Sozialstruktur (S. waren überwiegend in der Landw. tätig) und auch als Folge der bes. Rolle von Geistlichen für das nationale Bewußtsein der S. entstand ab etwa 1860 die Gleichsetzung von "deutsch" = "fortschrittlich" gegenüber "slowenisch" = "klerikal-konservativ"; sprachl. und bewußtseinsmäßiger Übergang zum "Deutschtum" wurde daher oft als soz. Aufstieg verstanden. Die slowen. Sprachgruppe in Kä. ging daher im 19. und frühen 20. Jh. zurück (Umgangssprache Slowenisch 1880: über 100.000 oder 30 %; 1910 rd. 82.000), begünstigt durch das "utraquistische" 2sprach. Landesschulwesen. Bei der Volksabstimmung 1920 stimmten mindestens 10.000 S. für Ö., dennoch war die 1. Republik wenig minderheitenfreundlich. Nach dem Überfall des nat.-soz. Deutschland auf Jugoslawien 1941 erfolgten Repressalien gegen die S. sowie Aussiedlungen, die ein Übergreifen der slowen. Partisanenbewegung auf Kä. zur Folge hatten. Mit dem Beginn der 2. Republik wurde im Okt. 1945 eine neue Schulverordnung erlassen: In allen Schulen S-Kä. bestand nun Pflichtunterricht in beiden Landessprachen. 1957 wurde das Gymn. für S. in Klagenfurt gegr. Nach Schulstreiks reduzierte das Schulgesetz von 1959 den 2sprach. Unterricht auf ausdrückl. angemeldete Schüler. Das Gerichtssprachengesetz 1959 regelte den Gebrauch des Slowenischen in 3 gemischtsprachigen Gerichtsbezirken (Bleiburg/Pliberk, Eisenkappel/Zelezna Kapla, Ferlach/Borovlje). In Durchführung des Art. 7 des Staatsvertrags 1955 wurden 1972 zweisprachige topograph. Aufschriften errichtet, viele davon wurden anschließend meist gewaltsam entfernt ("Ortstafelsturm"), worauf die Regierung erfolgreich ein Dreiparteieneinvernehmen suchte (Volksgruppengesetz 1976). Der dort vorgesehene Volksgruppenbeirat für die S. wurde von den beiden S.Verbänden (der christl. orientierte Rat der Kä. S./Narodni svet koroskih Slovencev und der Zentralverband slowen. Organisationen/Zveza Slovenkih organizacij na Koroskem in der Tradition der Partisanen) boykottiert und erst 1989 beschickt. In 8 Gemeinden bzw. Gemeindeteilen existieren (1994) 2sprach. topograph. Aufschriften. Die Zahl der Personen, die Slowenisch als Umgangssprache verwenden, hat sich 1991 bei rd. 20.000 stabilisiert. Sievering Der Name geht auf den hl. Severin zurück, der hier gewirkt haben soll und eine Kirche erbaut hat. Sievering, seit 1890/92 Teil des 19. Wr. Bezirks Döbling. Die 2 Dörfer Ober- und Unter-S. haben noch teilw. ihren Charakter als Weinhauerdörfer bewahrt. S. wurde vor 1136 von Markgraf Leopold III. dem Stift Klosterneuburg übergeben, kam im 15. Jh. wieder an den Landesfürsten und wechselte danach mehrmals den Besitzer. Der Ort scheint urk. unter verschiedenen Schreibweisen auf: Sufringen (1114), Sivring (1156), Sifring (1396). Pfarrkirche, urk. 1330 (als Kapelle) und 1348 (als Pfarre) erwähnt. Siedlungen, keltische, in Niederösterreich Lage der Siedlungen Die latenezeitlichen Siedlungen in Niederösterreich liegen im großen und ganzen eingebettet in die noch großteils natürlich belassene Waldlandschaft Mitteleuropas der letzten Jahrhunderte vor Christus. Sie finden sich in den siedlungsfreundlicheren Gebieten außerhalb der Alpen und der Hochfläche desniederösterreichischen Teils der böhmischen Masse, fast ausschließlich in einem Bereich zwischen 50 und 300 Meter von Bächen oder Flüssen der II. bis IV. Größenordnung, in einer Höhe vonca. 5 bis 30 Meter über dem jeweiligen Bachniveau auf flachen Hängen oder der ersten Schotterterrasse des Gewässers. Das Fundmaterial in den kelt Siedlungen von NÖ Das Fundmaterial auf den Siedlungen besteht zum größten Teil aus Keramik (ca. 90%), die zum Großteil bereits auf der schnell rotierenden Töpferscheibe hergestellt ist und für die sich für den niederösterreichischen Raum vier chronologische Hauptphasen mit jeweils zwei Unterphasen ausgliedern lassen. Anhand einigger Importstücke können für den niederösterreichischen Raum auch weitreichende Handelsbeziehungen vermutet werden, die im Westen bis in den AlbHelgau-Bereich und im Osten bis in den Bereich der Vekerzug-Gruppe; die Verwendung von böhmischen Graphit zur Erzeugung von Graphittonkeramik deutet Handelsbeziehungen in den Norden bis nach Böhmen an. Neben der Keramik kommen auch Funde von Knochen vor, die entweder als Haushaltsabfälle zu interpretieren sind, oder aber als Rohstoff für die Produktion von Knochengeräten verwendet wurden, sowie Geräte aus Knochen. Dieselben Interpretationsmöglichkeiten stehen auch für die Verwendung von Horn zur Verfügung. Dazu kommen Funde aus Metall, großteils aus Eisen, teilweise aber auch aus Bronze und selten sogar aus Gold. Teilweise lassen sich anhand der Metallfunde Handelsbeziehungen in den Süden bis in denMediterranraum vermuten. Neben den genannten Fundgruppen kommen des weiteren auch Glasfunde vor, die in Form von Ringen oder Perlen als Schmuck getragen wurden. Zusätzlich kommen auch Funde aus Stein in den Siedlungen vor, und zwar sowohl als Schmucksteine, wie im Fall von Sapropelitringen, als auch als Mühl- und Mahlsteine sowie Schleifsteine im Bereich der Nahrungsproduktion und des Handwerks. Die letzte Gruppe von Funden, die ab und zu in den Siedlungen auftreten, sind menschliche Skelettreste. Es handelt sich in diesen Fällen entweder um Kinderskelette, eventuell von Kindern, die aus religiösen oder profanen Gründen nicht am Friedhof bestattet wurden, oder um"Schädelscheibchen" genannte Teile des menschlichen Schädels, die eventuell als Amulette Verwendung fanden. Interne Siedlungsstruktur In Bezug auf die Anlage und die innere Struktur der Siedlungen konnte festgestellt werden, daß sich die Bauten in erster Linie aneinander orientierten und somit rechtwinkelig oder parallel zueinander angeordnet wurden. Es konnte aber ebenfalls festgestellt werden, daß auch eine gewisse Orientierung am Sonnenlauf gegeben war, und zwar eine häufige Orientierung der eingetieften Objekte in Ost-West-Richtung, die als primär als Wirtschaftsbauten wohl eher untertags benutzte Bauten mit ihrer "Fensterseite" nach dem Zenit der Sonne ausgerichtet waren, während die Oberflächenbauten, die als Wohnbauten und Ställe wohl eher am Morgen und Abend intensiver genutzt wurden, relativ häufig in Nord-SüdOrientierung, mit ihren Längsseiten also in Richtung des Lichteinfalls von Morgen- und Abendsonne ausgerichtet waren. Auch ist in Lagen, in denen das Gelände entweder markante Richtungen vorgibt, oder wo es so steil abfällt, daß nur gewisse Orientierungsrichtungen sinnvoll anlegbar sind, mit einer Orientierung am Gelände zu rechnen. An Siedlungstypen konnten drei verschiedene Arrten festgestellt werden, nämlich das einzeln stehende Gehöft, das aus mehreren Gehöften bestehende Dorf sowie die durchBefestigungsanlagen und größere Anzahlen von Gehöften im Inneren gekennzeichnete "keltische Stadt". Es konnte dabei festgestellt werden, daß jedes einzelne Gehöft, ob einzeln stehend oder im Verband mit anderen, in einer einzelnen Phase der Besiedlung immer aus parallel und/oder recchtwinkelig zueinander angeordneten Bauten bestand, die sich teilweise auch zu kleineren Gruppen innerhalb des Gehöfts, sogenannten "funktionalen Einheiten" zusammenfassen lassen, deren Funktion entweder im Bereich eines spezialisierten Wirtschaftsbereichs oder aber als Wohn- und Wirtschaftseinheit einer Kleinfamilie im Gehöft derGroßfamilie gelegen haben könnte. In einem Gehöft existierten vermutlich auch einige freie Flächen, die sowohl als Nacht- undWinterunterstand für die Haustiere, als auch als landwirtschaftliche Flächen zur Anpflanzung vonKräutern, Gewürzpflanzen und/oder Feldfrüchten gedient haben könnten, ebenso wie kleineren Wegen, die die Zufahrt mit Wägen zu den einzelnen Bauten des Gehöfts ermöglichten, um dort Ladetätigkeiten vorzunehmen. Eine Umzäunung des Gehöfts ist nicht immer archäologisch nachweisbar, in jedem Fall aber auch bei Siedlungen, wo keine derartigen Konstruktionen entdecckt werden konnten,stark anzunehmen. Als Einwohnerzahl für ein durchschnittliches Gehöft wurden 30 Personen (inklusive Alten und Kindern) angenommen. Für das Dorf konnte festgestellt werden, daß die für die einzelnen Gehöfte geltendenKonstruktionsmerkmale auch für die Gehöfte im Dorf gelten. Zusätzlich dazu läßt sich feststellen, daß sich auch die gleichphasigen Gehöfte im Dorf in der Orientierung aneinander anpassen, sodaß im ganzen Dorf annähernd die gleiche Orientierungsrichtung vorherrschten, daß sich die einzelnen Gehöfte aber nicht unbedingt an die Fluchtlinien der Außenbegrenzungen ihrer Nachbargehöfte hielten. Außerdem konnte bemerkt werden, daß sich auch innerhalb eines Dorfes, zwischen den einzelnen Gehöftbegrenzungen, Wegsysteme befanden, die die Zufahrt zu den einzelnen Gehöften oder von diesen zu dem Gehöft zugehörigen Feldern ermöglichten. Nicht nachweisen ließen sich Dorfplätze, die aber zumindest vermutet werden können. Auch kann angenommen werden, daß derartige Plätze durch die Nichteinhaltung der Zaunfluchten mehr oder minder zufällig entstanden. Es wurde eine durchschnittliche Zahl von 4+/-2 Gehöften pro Dorf angenommen und einedurchschnittliche Einwohnerzahl von etwa 120 Personen (inklusive Alten und Kindern) pro Dorf geschätzt. Das nähere Umland der Siedlung Das Umland der Siedlung beginnt am Zaun, der entweder das einzeln stehende Gehöft oder die einzelnen Gehöfte im Dorf umgibt, vermutlich mit einem die Siedlung mehr oder minder konzentrisch umgebenden Ring von Feldern, wo die Landschaft und die Besitzungen der benachbarten Siedlungen dies zulassen. Die Felder wurden vermutlich teilweise mit Grünbrache belassen, um dem Boden die Möglichkeit zur Regeneration zu geben, ob bereits ein Fruchtwechselsystem, wie es dermittelalterlichen Dreifelderwirtschaft entspricht existierte, kann jedoch nicht mit Sicherheit gesagt werden. Am äußeren Rand dieser Felder fand sich wahrscheinlich das Land der Toten, das Gräberfeld, daran anschließend waren Weiden für die Haustiere der Siedlung in einem weiteren mehr oder minder konzentrischen Ring um die Felder angelegt. Spätestens am Rand dieser Weiden, aber auch eventuell in den Bereich der Weiden hineinreichend begann ein weiterer annähernd konzentrischer Ring um die Siedlung, der mit Kulturwald, also lichtem, häufig begangenem und recht intensiv genutztem Wald, der sicherlich auch als zusätzliche Weide genutzt wurde, bestanden war. Erst um diesen Bereich des Kulturwaldes herum begann der Bereich des wilden, relativ selten begangenen und naturbelassenen Urwaldes, der die Siedlung mehr oder minder umgab und von der Außenwelt trennte. Besiedlungsstruktur Allerdings lagen die einzelnen Siedlungen vermutlich nicht allein im tiefen Wald. So konnte beobachtet werden, daß sich Gruppen von Siedlungen entlang der Bach- und Flußtäler zu sogenannten "Siedlungsarealen" zusammenfassen lassen. Ein derartiges Siedlungsareal besteht vermutlich aus einer größeren, dorfartigen Siedlung und einigen sie umgebenden, einzeln stehenden Gehöften. Das Siedlungsareal wird vermutlich von einer Straße, die von einer Nebenstraße dritter Ordnung bis zu einer Haupthandelsroute gehen kann durchmesssen, und von dieser "Siedlungsarealshauptstraße" dürften kleinere Privatwege zu den einzelnen Siedlungen und von diesen zu Feldern und Weiden geführt haben. Das Siedlungsareal ist vermutlich bereits zur Gänze offene, gerodete Landschaft, die sich aus den einzelnen Umländern der einzelnen Siedlungen, die auf freier Fläche aneinanderstoßen, ergibt. Die Einwohnerschaft eines derartigen Siedlungsareals, wohl etwa 200 Personen (inklusive Kinder und Alte) dürfte wohl relativ gut mit der irischen Familieneinheit "fine" vergleichbar sein. Mehrere derartige Siedlungsareale dürften sich zu größeren geschlossenen Einheiten, "Mikroregion" genannt, zusammenfassen lassen. Eine derartige Mikroregion dürfte durchschnittlich aus 5 +/- 2 Siedlungsarealen bestanden haben und wies daher vermutlich etwa 20 Siedlungen auf. Die Mikroregion wurde vermutlich durch eine Straße, die etwa Nebenstraßen zweiter Ordnung bis zu Haupthandelsrouten entspricht, durchschnitten, die sozusagen die "Mikroregionshauptstraße" bildete und von der aus Nebenstraßen dritter Ordnung zu abgelegeneren und unbedeutenderen Siedlungsarealen abzweigten, sowie Privatwege Siedlungen in an dieser Hauptstraße liegenden Siedlungsarealen mit ihr verbanden. Die Landschaft dürfte auch in einer derartigen Mikroregion bereits fast vollständig offen gewesen sein, bestenfalls schmale Streifen lichten Kulturwaldes trennten die einzelnenSiedlungsareale voneinander, häufiger aber stießen die Siedlungsareale auf freiem Feld aneinander. Die Einwohnerschaft einer derartigen Mikroregion, wohl etwa 1000 Personen (inklusive Kinder und Alte), dürfte wohl relativ gut mit den Untertanen eines mittleren irischen "Lords", der Bereich der Mikroregion mit dem Herrschaftsgebiet einer derartigen Person vergleichbar sein. Wiederum mehrere dieser Mikroregionen dürften sich zu einer noch größeren, geschlossenen Einheit, genannt "Region" zusammenfassen lassen. Eine derartige Region dürfte vermutlich aus 2-5 derartigen Mikroregionen bestanden haben und etwa 40 bis 100 Siedlungen umfasst haben. Die Region wurde vermutlich durch eine Straße, die etwa einer Nebenstraße erster Ordnung bis Haupthandelsroute entsprach, die sozusagen die "Regionshauptstraße" bildete, durchschnitten, von der aus Nebenstraßen zweiter und dritter Ordnung in entlegenere und unbedeutendere Mikroregionen und Siedlungsareale und Privatwege zu abgelegeneren Siedlungen in Siedlungsarealen direkt an der Hauptstraße abzweigten. Die Landschaft einer derartigen Region dürfte schon etwas stärker gegliedert gewesen sein, so ist Kontakt zwischen Mikroregionen nur selten auf freiem Feld zu erwarten, häufiger ist wohl anzunehmen, daß die Mikroregionen zumindest durch einen Streifen lichten Kulturwaldes, wenn nicht sogar auch durch einen schmalen Streifen Urwaldes voneinander getrennt waren. Die Regionen waren wohl entlang der Bäche und Flüsse angelegt, die hügeligen Bereiche zwischen den einzelnen Bachtälern jedoch dürften mit dichtem, wilden Urwald bestanden gewesen sein, wodurch die Regionen in unterschiedlichen Tälern voneinander getrennt wurden. Die Einwohnerschaft einer derartigen Region, wohl an die 2000 bis 5000 Personen umfassend (inklusive Kinder und Alte), dürfte vermutlich recht gut mit einem irischen "tuath" vergleichbar sein, und als Anführer wohl einen Adeligen, vergleichbar mit einem irischen "ri tuath", gehabt haben. Mehrere derartige Regionen wiederum lassen sich zu einer noch größeren Einheit, genannt "Makroregion" zusammenfassen. Eine derartige Makroregion dürfte aus einer variablen Zahl von Regionen, wohl aber mindestens 5 davon, bestanden haben, und daher wohl 350 oder mehr Siedlungen umfaßt haben. Die Makroregion wurde vermutlich durch eine oder mehrere Streßen, die etwa Hauptstraßen oder Haupthandelsrouten entsprachen, und die wohl etwas wie "Makroregionshauptstraßen" darstellten, durchschnitten, von denen aus Nebenstraßen erster bis dritter Ordnung die abgelegener gelegnenen Regionen, Mikroregionen und Siedlungsareale sowie Privatwege abgelegnere Siedlungen an der Hauptstraße mit ihr verbanden. Gegliedert dürftedie Landschaft in einer derartigen Makroregion noch stärker gewesen sein als in den einzelnen Regionen, mit zumindest einem breiten Streifen lichten Kulturwaldes, häufiger aber auch mit einem variabel breiten Streifen naturbelassenen Urwalds zwischen den einzelnen Regionen, die entlang von Flüßen aneinander stießen, die Abgrenzung der einzelnen Regionen in verschiedenen Flußtälern zueinander durch dichten Urwald auf den Hügeln wurde bereits weiter oben erwähnt. Die Einwohnerschaft einer derartigen Makroregion, wohl mindestens 15000, eher aber mehr Personen (Alte und Kinder inklusive), dürfte sich sehr gut mit den gallischen "pagi", vielleicht auch mit den irischen "coiced", also Provinzen vergleichbar sein, die als Anführer wohl entweder einen Senat, eher noch aber wohl einen mit dem irischen "ri coiced" vergleichbaren Provinzkönig hatten. Schwarzenbach, keltische Befestigungsanlage Die keltische Befestigungsanlage von Schwarzenbach liegt in dem Spannungspunkt zwischen Bojern und Noricern. Es erstaunt daher wenig, daß innerhalb der beiden letzten voprchristlichen Jahrhunderte die Befästigungsanlage mehrfach zerstört und abgebrannt worden ist und immer wieder erneuert werden mußte. Die einzelnen Wallphasen konnten natürlich nicht mit den nur bruckstückhaften überlieferungen historischen Ereignissen bruchstückhaft überlieferten historischen Ereignissen parallelisiert werden. Ähnliche benachbarte Anlagen liegen in Sopron und Velem. Szentvid bei Koszeg (Ungarn), rund 20 bis 30 Km. entfernt. Dazwischen, in der oberpulldorfer Bucht, erstreckt sich ein bedeutendes spätkeltisches Eisenabbaugebiet. Der günstigste Weg aus dieserr Region nach Norden richtung Steinfeld und Thermen Linie, führt direkt an der Anlage von Schwarzenbach vorbei, und bot wohl die wirtschaftliche Grundlage für diese Befästigung. Mit Beginn der Römerherrschaft verlor dann dieser Weg seine Bedeutung an die sogenannte Bernsteinstraße, die von Aquileia aus über Savaria und Scarbantia an Schwarzenbach vorbei bis nach Carnuntum führte. Seifried von Mahrenberg Seifried von Mahrenberg, † 1272 Prag. Stammte aus einem in Kä. und in der Stmk. ansässigen Geschlecht, wurde wegen Verwicklungen bei der Inbesitznahme Kä. durch Ottokar II. von Böhmen gefangengenommen und 1271/72 in Prag grausam gefoltert und ermordet. Ottokar II. verlor daraufhin die Gefolgschaft des Adels der Stmk. und Kä., die Ermordung Ottokars in der Schlacht bei Dürnkrut 1278 soll ein Akt der Blutrache von S. Neffen Otto von Emmerberg gewesen sein. Teurnia Teurnia (spätantik: Tiburnia, heute St. Peter in Holz, 4 km westl. von Spittal a. d. Drau, Kä.). Siedlungshügel (Holzer Berg) seit 1100 v. Chr. besiedelt, ab rd. 50 n. Chr. röm. Stadt mit Forum, Marktbasilika, Kapitolstempel, Thermenanlage, Wohnterrassen und Tempel des kelt. Heilgottes Grannus. Seit dem 4. Jh. Bischofssitz und seit dem 5. Jh. befestigte Hauptstadt der Provinz Noricum, damit auch Sitz des Statthalters. 467 Belagerung durch Goten und Friedensvertrag, Verteidigung der Provinz, daher in Rom am 1. 1. 469 gefeiert. 493-539 Sitz des ostgot. Statthalters und eines arian. Bischofs. Mit der Einwanderung der Slawen wurde die Stadt um 610 aufgegeben. Nach den Ausgrabungen blieben für die Besucher ein Wohngebäude, das W-Tor der spätantiken Stadtmauer, die Bischofskirche mit Hospitium und die Kirche außerhalb der Stadtmauern mit einem Mosaikfußboden in der südl. Märtyrerkapelle zugänglich. Die zahlr. röm. Reliefs und weiteren Funde befinden sich in dem 1913 gegr. Museum T. Teutates Der meistgenannte „Mars" ist Teutates, der „göttliche Vater" (Teu-tates) oder „Stammesvater" (Teuto-tates), den Caesar wohl meinte, als er schrieb, die Gallier stammten von „Dis pater" ab, dem römischen Ahnengott. Er wurde auch mit Jupiter verglichen und bildete laut antiken Autoren zusammen mit dem Donnergott Taran oder Taranis und dem Fruchtbarkeitsgott Esus die Trias der Hauptgötter Galliens und anderer keltischer Länder, die ebenfalls "Gallia" genannt wurden (z.B. das keltische Oberitalien "Gallia cisalpina"). Die Verehrung der drei Hauptgötter ist auch in Österreich durch Inschriften aus der Römerzeit bezeugt. Teutates können wir dann, wenn sein Name von Teu-tates kommt, mit Tyr vergleichen, in seiner hauptsächlichen Verehrung als Stammesvater (Teuto-tates) entspricht er aber Odin. Teutates heißt in Irland Ollathair, „Allvater". Als weiterer „irischer Teutates" gilt Donn, ein Totengott, denn der Stamm wurzelt in den toten Ahnen. Im selben Sinn ist auch Odin Stammes- und Totengott. Teutates und Odin werden deshalb auch mit dem römischen Begleiter ins Totenreich, Merkur, gleichgesetzt. Die heiligen Tiere des Teutates sind das Pferd (wie bei Odin), und der Widder oder die Widderkopfschlange, die auch durch S-Spiralen symblisiert wird. Taran Wenn so Teutates am besten mit Odin vergleichbar ist, so entspricht Taran eindeutig Thor: Er ist ein Donnerer, Beschützer des Volkes und Krieger, der wie Teutates mit Mars und Jupiter gleichgesetzt wurde. Jupiter ist auch die römische Entsprechung Thors/Donars, denn der Jupiter-Tag ist der Donnerstag (engl. Thursday). Taran ist der „Radgott" keltischer Altäre (wie in Ansfelden, OÖ) und damit auch eng mit dem Rad der Jahreszeiten verbunden. Wie Teutates ist auch Taran das Pferd heilig. Ufernoricum, Noricum ripense Ks. Diokletian (284-305 n. Chr.) teilte Noricum, daraus entstand diese römische Provinz. (zw. Donau und Alpenhauptkamm) Die Hauptstadt war Ovilava oder Lauriacum. Südlich schließte die Provinz Binnennoricum an. (Noricum mediterraneum). Urnenfelderkultur Urnenfelderkultur, die von der vorherrschenden Bestattungssitte (Leichenverbrennung mit Beisetzung der Asche in Urnen- oder Brandschüttungsgräbern) abgeleitete Bezeichnung für die späte Bronzezeit (1300-700 v.). Ulrichsberg Ulrichsberg, Kärnten., 1015 m, isolierter Berg am W-Rand des Zollfelds, nördl. von Klagenfurt; Auf der Bergkuppe stand im 1. Jh. n. Chr. ein Tempel welcher der Isis-Noreia geweit war. Im 5./6. Jh.n. entstand eine umfangreiche Höhensiedlung mit frühchristlicher Kirche. Die Slawen zerstörten um 600 die Anlage. Funde: Weiheinschrift an die Isis-Noreia in der Kirchenruine Reste des antiken Tempels, der frühchristlichen Kirche und spätrömischen Gebäude; Apollostatuette Untersberg Untersberg, Plateaugebirgsstock der Sbg. Kalkalpen, südwestl. der Stadt Salzburg, mit dem Sbg. und dem Berchtesgadener Hochthron und dem Geiereck (1805 m). Der U. besteht aus Hauptdolomit, Dachsteinkalk und Liaskalk. Der nördl. Teil gehört zu Ö., der südl. zu Deutschland. Die Höhen des U. sind von Karrenfeldern bedeckt. Viele Höhlen, u. a. Kolowratshöhle, Drachenloch und Schellenberg-Eishöhle (Schauhöhle). Bekannt wurde der U. durch seinen Sagenreichtum. Naturpark U. Die Fürstenbrunner Quelle versorgt die Stadt Salzburg. Marmorbrüche bei Grödig. Der gelbe und rötlichweiße Untersberger Marmor ist ein wichtiger Exportartikel. U.-Bahn (Kabinenseilbahn) von St. Leonhard zum Geiereck. Schutzhaus: Zeppezauerhaus (1664 m). Vierkaiserkonferenz 307/308 fand in Carnuntum eine Vierkaiserkonferenz statt, um Thronstreitigkeiten nach dem Rücktritt Diokletians beizulegen. Volksmusik Volksmusik, Volkslied, volkstümliche Popularmusik, im eigentl. Sinn: anonyme Werke bzw. Kunstmusik, die popularisiert wurde, im weiteren Sinn: Popularmusik mit volkstümlichenInhalten. Die Volksmusik steht in enger Wechselbeziehung zur Kunstmusik, eine wichtige Vermittlerrolle spielten dabei die Kirchenmusik und Lehrer, die die Kunstmusik auch in entlegene Dörfer brachten. Die österreichische Volksmusik gehört zum alpinen Typus mit den Hauptgattungen Ländler, Jodler und Schnadahüpfl, dazu kommen die allg. dt. Volksliedgattungen wie Ballade, Soldatenlied und geistl. Volkslied, alle in Dur-Moll-Tonalität. Die Volksmusik ist eng mit dem Brauchtum (Jahreskreis, Arbeitswelt usw.) verbunden. An der Wende vom 18. zum 19. Jh. änderte sich der Stellenwert der Volksmusik, die ab nun erforscht und gesammelt wurde. Vierberge-Wallfahrt Vierberge-Wallfahrt (Vierberge-Lauf), 1578 erstmals beschriebene Wallfahrt über Magdalens-,Ulrichs-, Veits- und Lorenziberg nördl. von Klagenfurt am "Dreinageltag" (2. Freitag nachOstern). Die über 40 km lange Strecke wird innerhalb von 24 Stunden zurückgelegt; die Wallfahrer nehmen unterwegs an Messen und Andachten teil, sammeln verschiedene Grünpflanzen (Efeu, Immergrün, Wacholder) für den heimischen Herrgottswinkel und beschenken am Wegrand sitzende Kinder mit Süßigkeiten. Entgegen früheren Deutungen als urspr. heidnischkeltischen Kult sieht die heutige Forschung die Vierbergewahlfart im historischen Umkreis der Karfreitagsprozessionen und Christi-LeidenSpiele, entwickelt im ausgehenden 15. Jh. in formaler Analogie zur Jubiläumswallfahrt in Rom. Veneter Veneter, Name mehrerer Stämme in vorrömischer Zeit. Für den österreichischen Raum wichtigwaren die im östlichen Oberitalien siedelnden Veneter, deren eigenes Alphabet und Sprache bekannt sind (5.-1. Jh. v. Chr.). Inschriften in Österreich sind auf der Gurina, von der Missoria-Alpe bei Würmlach und vom Findenig-Thörl erhalten. Vindeliker Vindeliker, im schwäbisch-bayrischen Alpenvorland siedelnder keltischer Stammesverband,dessen ursprünglicher Hauptort das spätere Augusta Vindelicum (Augsburg) war, 15 v. Chr. von den röm. Truppen unter Tiberius besiegt. Virunum Virunum, Kärnten, ehemalige Hauptstadt der römischen Provinz Noricum, um 50 n. Chr. im Zentrum des Zollfelds als "municipium Claudium V." von den Römern gegr., erstreckte sich aufcdem W-Hang des Töltschacherbergs und auf der ersten östl. Uferterrasse des Glanflussesc(konnte erst im 19. Jh. lokalisiert werden). Nach der Gründung von Viruntum erlebte das Land für 200 Jahre Frieden. Nach der Teilung der Provinz Noricum unter Diokletian (284-305) war Viruntumdie Hauptstadt von Noricum mediterraneum. Im 5. Jh. setzte der Verfall ein, Ende des 6. Jh. wurde Virnuntum von den Awaren und Slawen endgültig zerstört. D.Prunner von Sonnenfeld führte erstmals im 17. Jh. Ausgrabungen auf dem rd. 1 km2 großen Gebiet durch; von ihm wurde auch das sogenannte Prunner-Kreuz gefunden, das heute als Wahrzeichen inmitten des ehemaligenStadtgebiets von Virnuntum emporragt. Ende des 19. Jh. begannen wissenschaftliche Grabungen. Es wurden freigelegt: das Forum mit dem Kapitol, ein Wohnbezirk (1911), eine Tempelanlage, das einzige Bühnentheater Österreichs (1927), Skulpturen des "Meisters von Virnuntum" (um 140 n. Chr.), rd. 400 Inschriftsteine. Kirchenreste auf dem Grazerkogel und 2 Pilasterkapitelle (im PrunnerKreuz) zeugen von der frühchristl. Bischofsstadt Virnuntum. Die Fundstücke befinden sich vor allem im Kärntner Landesmuseum. Wiederaufnahme der Ausgrabungen 1992 Vindobona Vindobona, bei Ptolemaios (ca. 90-168 n. Chr.), in der Peutingerschen Tafel, im Itinerarium Antonini, in der (siehe) Notitia Dignitatum und bei Jordanes (um 550) erwähnte röm. Siedlung, das heutige Wien. Im 16. Jh. erste röm. Funde, v. a. Grabsteine, Erforschung des Legionslagers ab 1870, die Forschungssituation ist durch ma. und neuzeitl. Überbauung schlecht, flächige Grabungen sind unmöglich, meist nur Einzelbeobachtungen bei Bauarbeiten. Der Name V. kommt aus dem Keltischen und bedeutet: "Weiße Erde, Weißer Grund". Keltische Vorgängersiedlungen sind auf Bisamberg und Leopoldsberg nachgewiesen. Das Kastell wurde um 100 n. Chr. im Bereich des 1. Bezirks an einem Nebenarm der Donau in Steinbauweise mit einem unregelmäßigen, dem Gelände angepaßten Grundriß und einer Fläche von ca. 18,5 ha errichtet und war Standort der 10. Legion. Sichtbare röm. Überreste sind ein Stück des Hauptkanals an der Lagermauer in der Feuerwehrzentrale Am Hof, Teile von Offiziershäusern am Hohen Markt und Gebäudereste am Michaelerplatz. Im 3. Bezirk lagen die Zivilsiedlung und möglicherweise ein Hilfstruppenkastell. In der Spätantike war V. Sitz des Legionskommandanten der 10. Legion und eines Flottenkommandanten der von Carnuntum nach V. verlegten Einheiten. Funde im Historischem Museum der Stadt Wien und in den Bezirksmuseen. Vita Severini Vita Severini, Lebensbeschreibung des hl. Severin mit dem Titel "Gedenkschrift" (Commemoratorium), wurde von seinem Schüler Eugippius im Kloster Lucullanum bei Neapel 511 vollendet. Im Mittelpunkt stehen die Person des Heiligen und sein Wirken. Die Vita Severini stellt für die zu Ende gehende römische Herrschaft im heutigen Österreich eine einzigartige Quelle dar: die roman. Bevölkerung lebte in zu befestigten Siedlungen gewordenen ehem. Kastellen, die Schutz und Zuflucht bei Überfällen und Plünderungen germananischen Gruppen boten, vor den Mauern lagen Getreidefelder, Viehweiden, Obstund Weingärten. Die Bewohner von Lauriacum verwendeten noch um 480 nach röm.-mittelmeerischer Sitte Olivenöl zum Kochen und zur Beleuchtung, das durch Fernhandel beschafft werden mußte. Die Romanen besuchten Wochenmärkte der Rugier am nördl. Donauufer gegenüber von Favianis (Mautern). Das relig. Leben war vielfältig: Gebet, Fasten, Almosengaben, nächtlichen Totenwachen und Totengedenkmessen, Bitt- und Abendgottesdienste sind überliefert, die von Severin gegründeten Klostergemeinschaften hatten feste Gebetszeiten; Bischöfe, Presbyter, Diakone, Türhüter, Kirchensänger, Mönche und eine Gott geweihte Jungfrau werden erwähnt. Der älteste Hinweis auf einen Text der Vita Severini im ö.-bayer. Raum ist eine Urkunde aus dem Jahr 903, in der unter den Handschriften im Besitz des Passauer Chorbischofs Madalwin auch eine der Vita Severini genannt wird. Voccio Voccio, König der Noriker. Verheiratete seine Schwester mit dem Suebenkönig Ariovist, um einen Verbündeten gegen die Boier zu gewinnen. 49 v. Chr. sandte er Gaius Iulius Caesar im beginnenden Bürgerkrieg 300 Reiter. Weinbau Weinbau: Im heutigen Österreich wurde schon von Kelten und Illyrern eine einfache Form des Weinbaus betrieben. Die ältesten Funde stammen aus Zagersdorf und werden mit 750 v. Chr. datiert. Unter den Römern kam es zur ersten Hochblüte des organisierten W.; 280 n. Chr. hob der Soldatenkaiser Probus das von Ks. Domitian verfügte Anbauverbot für Weingärten nördl. der Alpen auf. Entlang der Donau, in der Umgebung der damaligen Siedlungen Carnuntum, Vindobona, Aquae (Baden), Augustiana (Traismauer) und Favianis (Mautern), aber auch um den Neusiedler See, in Eisenberg und in der Stmk. entstanden Weinkulturen. Die erste urk. Erwähnung von W. in Ö. findet sich in der Vita Severini. Im MA waren die Kenntnis von Rebanbau und Kellertechnik sowie die besten Weinlagen in der Hand von Klöstern und kirchl. Institutionen. Neben dem geistl. Weingartenbesitz etablierte sich auch der Adel und teilw. das Bürgertum im MA zunehmend in dieser Besitzsparte. Aus Mangel an eig. Arbeitskräften mußten Kirche und Adel einen Teil ihres Besitzes durch Bauern in Halb- oder Drittelbau bewirtschaften lassen. Aufgrund der gewaltigen Produktionssteigerung im 14. Jh. wurden Einfuhr- und Verkaufsverbote für ortsfremden Wein erlassen. Wien wurde W.- und Weinhandelszentrum im Donauraum. Die Kelten in Wien Die Kelten in Wien; In der Jüngsten Wisenzeit wanderten um 400 v.u.Z. die Kelten im österreichischen Raum ein, die Träger der La-Tene-Kultur (benannt nach einem Fundort bei Genf). Unter ihrem Einfluß kam es in Wien zu einer organischen Weiterentwicklung des Siedlungscharakters. Die Illyrischen Terassendörfer blieben bestehen; zusätzlich wurden auf den Randbergen des Wiener Beckens die für die Kelten charakteristischen Höhensiedlungen angelegt (aus denen sich vielfach die ersten Städte im Land entwickelten). Sie werden mit dem lateinischen Begriff oppida (d.h.Kleinstädte) bezeichnet. Um 100v.u.Z. wanderte der mächtige keltische Stamm der Boier im Raum von Wien ein, nach einer Niederlage gegen die Daker, einem indogermanischen Stamm Südosteuropas, verließ jedoch ein Großteil der Boier (um 60 v.u.Z.) den böhmischen und ostösterreichischen Raum. Die Halbentvölkerten Gebiete, die sogenannten deserta Boiorum, südlich der Donau fielen an das keltische Königreich; Noricum. Eine wehrhafte keltische Stadtburg auf dem Leopoldsberg beherschte mit ihren Wall- und Graben-Anlagen die darunter liegenden Dörfrt. Auf dem Boden des heutigen 3.Bezirkes entwickelte sich eine Siedlung zu besonderer Bedeutung, sie sollte später zur Zivilstadt des römischen Lagers werden. Nach schleifung des oppidum auf dem Leopoldsberg durch die einmaschierenden Römer wurden die noch verbliebenen Boier ebenfalls in diese Siedlung am rechten Wienflußufer verbracht. Naturgemäß sind die Fundgegenstände aus dieser Epoche bereits recht zahlreich. Münzen tragen Fürstennamen; viele andere Artefakte, vor allem Waffen aus dem berühmten nordischen Eisen, weisen auf die steigende Bedeutung des Wiener Raumes hin. Unter Keramik ist besonders die sogenannte Kammstrichware mit ihrer charakteristischen Verzierung erwähnenswert. Zwei Töpferöfen, in denen sie gebrannt wurde, endeckte man nahe dem Rennweg, einen weiteren auf dem Bisamberg. Wiener Pforte Wiener Pforte, NÖ./Wien, Durchbruchstal der Donau vor Wien, zw. dem Leopoldsberg (425m) und dem Kahlenberg (484 m) am re. Donauufer sowie dem Bisamberg (358 m) am li. Donauufer gelegen; entlang eines Bruchs zw. Wienerwald und Bisamberg, durch Erosion der Donau ausgestaltet; hist. war sie v. a. für den W-O-Verkehr von großer Bedeutung; die günstige Lage am Schnittpunkt mit der N-S-Verbindung förderte die Entwicklung Wiens. Gemeinden an der W. P.: Langenzersdorf (170 m) und Klosterneuburg (192 m). Zollfeld Zollfeld, Kärnten, Teil des Klagenfurter Beckens, langgestreckte Talebene (10 km) der Glan zw. Klagenfurt und St. Veit, von kleinen Wäldern, Hügeln und einzelnen Sümpfen durchsetzt; alte Kulturlandschaft, durch viele Jahrhunderte die politische, religiöse und kulturelle Mitte Kärntens Die "heiligen Berge", zum Teil einst Stätten heidnischer Kulte, heute Ziel der Vierberge-Wallfahrt, begrenzen das Zollfeld: Im Süden der Ulrichsberg, im Osten der Magdalensberg (Helenenberg), Im Norden der Gößeberg (auch Veitsberg) und der Lorenziberg. Am Süd-Rand des Zollfeldes liegt Maria Saal. Der Name Zollfeld scheint um das Jahr 1000 auf. Das Zollfeld wies bereits in frühgeschichtl Zeit eine dichte Besiedlung auf. Erste bekannte Siedlungen gehören der Hallstattzeit an, eine urgeschichtliche Wallburg befand sich auf dem Maria Saaler Berg. Später folgten die Kelten; auf dem Magdalensberg lag eine kelt.-frühröm. Bergstadt, von rd. 2,5 km2 Fläche. Nördl. von Maria Saal legten die Römer die norische Provinzhauptstadt Claudium Virunum an. Spuren von 2 frühchristl. Saalkirchen wurden auf dem nahen Gratzerkogel (503 m) ausgegraben. Nach der Völkerwanderung wurde die Bevölkerung vorübergehend wieder heidnisch. Chorbischof Modestus missionierte das Land erneut für Salzburg und errichtete um 750 zu Maria Saal eine Kirche. Um 830 erfolgte die Errichtung einer karolingischen Pfalz zu Karnburg (urkundl. 888). Nach der endgültigen Abtrennung Kärntens von Bayern wurde Kärnten 976 selbständiges Herzogtum. Aus dieser Zeit blieben im Zollfeld 2 bedeutende Denkmäler, betreffend die Einsetzung der Kärntner Herzöge, erhalten: der Herzogstuhl und der Fürstenstein (heute im Kärntner Landesmuseum in Klagenfurt ausgestellt).