Klasse11Friedensordnungen_Ewhz - Fontane

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FONTANEUM
Fontane-Gymnasium des Landkreises Teltow-Fläming
Fach:
Geschichte
Kursart:
LK
Jahrgangsstufe:
11
Lehrkraft:
Wünsche
ERWARTUNGSHORIZONT
„KLAUSUR - Friedensordnungen“
Aufgabenstellung:
1. Ordnen Sie die Quelle in den historischen Kontext ein!
2. Erarbeiten Sie die Hauptaussagen bezüglich der Behandlung Deutschlands nach dem 2.
Weltkrieg und vergleichen Sie diese mit dem Verfahren nach 1648!
3. Nehmen Sie zur Aussage Stellung, dass die Behandlung Deutschlands nach 1648 eine der
Voraussetzungen gewesen wäre, die dessen Sonderrolle in Europa manifestiert und somit zum
Erfolg des Nationalsozialismus beigetragen hätte!
Quelle1
[...]
Deutschland
Alliierte Armeen führen die Besetzung von ganz Deutschland durch, und das deutsche Volk
fängt an, die furchtbaren Verbrechen zu büßen, die unter der Leitung derer, welche es zur Zeit
ihrer Erfolge offen gebilligt hat und denen es blind gehorcht hat, begangen wurden. Auf der
Konferenz wurde eine Übereinkunft erzielt über die politischen und wirtschaftlichen Grundsätze
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der gleichgeschalteten Politik der Alliierten in Bezug auf das besiegte Deutschland in der
Periode der alliierten Kontrolle.
Das Ziel dieser Übereinkunft bildet die Durchführung der Krim-Deklaration über Deutschland.
Der deutsche Militarismus und Nazismus werden ausgerottet, und die Alliierten treffen nach
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gegenseitiger Vereinbarung in der Gegenwart und in der Zukunft auch andere Maßnahmen, die
notwendig sind, damit Deutschland niemals mehr seine Nachbarn oder die Erhaltung des
Friedens in der ganzen Welt bedrohen kann.
Es ist nicht die Absicht der Alliierten, das deutsche Volk zu vernichten oder zu versklaven. Die
Alliierten wollen dem deutschen Volk die Möglichkeit geben, sich darauf vorzubereiten, sein
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Leben auf einer demokratischen und friedlichen Grundlage von neuem wiederaufzubauen.
Wenn die eigenen Anstrengungen des deutschen Volkes unablässig auf die Erreichung dieses
Zieles gerichtet sein werden, wird es ihm möglich sein, zu gegebener Zeit seinen Platz unter
den freien und friedlichen Völkern der Welt einzunehmen. [...]
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Potsdamer Abkommen 1945 , 2. August 1945
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Erwartungshorizont:
Eine Klausur mit einer Bewertung von 11 Punkten könnte wie folgt aussehen:
Inhaltliches und methodisches Vorgehen:
Die folgende Klausur folgt nach der formalen Analyse der vorgelegten Quelle der Aufgabenstellung
chronologisch. Angesichts der Zeitbegrenzung zum Bearbeiten der Aufgabenstellung nutze ich deduktive
Darstellungs- und Argumentationsverfahren, bei denen ich mich aus o.g. Gründen mit jeweils zwei
Beispielen begnügen werde.
Formale Analyse:
Die vorgelegte Quelle ist eine Sekundärquelle, die ich als Primärquelle behandeln werde. Die Quelle ist
offensichtlich ein Auszug aus dem Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945 und somit in Deutschland
nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa entstanden. Die Verfasser der Quelle müssten demnach die
Oberhäupter der Delegationen der Siegermächte über Deutschland – Truman, Atlee und Stalin sein.
Gerichtet ist die Quelle als amtliche öffentliche Erklärung an alle, die von der Niederlage Deutschlands
betroffen sind. Intention der Quelle ist Information über die weitere Verfahrensweise mit Deutschland und
die Rolle der Alliierten dabei.
Aufgabe 1
Deutschland befand sich im Jahr 1945 in der schwersten allumfassenden Krise seit seiner Entstehung.
Nachdem Untergang der Weimarer Republik war der Großteil der deutschen Bevölkerung ihrem Führer
Hitler in einen verbrecherischen Krieg gefolgt, an dessen Ende das totale Chaos, der völlige
Zusammenbruch Deutschlands, die Zerstörung weiter Teile Europas, die Ermordung von Millionen
Menschen und die Erkenntnis stand, dass zum zweiten Mal innerhalb des 20. Jahrhunderts ein Krieg von
Deutschland angezettelt worden war.
Kriegsverbrechen und industriell durchgeführter Völkermord an den europäischen Juden bildeten lediglich
die Spitze der zahllosen Verbrechen, denen sich Deutsche und nationalsozialistisch indoktrinierte
Menschen anderer Staaten schuldig gemacht hatten.
Nach einem sechsjährigen Weltkrieg hatten die Alliierten, deren Hauptkriegslast zweifelsohne die UdSSR
trug, am 8. Mai 1945 in Berlin-Karlshorst die bedingungslose Kapitulation Deutschlands durch
Generalfeldmarschall Keitel entgegengenommen. Hitler hatte sich Tage zuvor seiner Verantwortung durch
Suizid entzogen und der letzte Führer und Reichskanzler Dönitz war in Norddeutschland isoliert.
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Trotz der bereits auf den Kriegskonferenzen 1943 in Teheran oder 1945 auf Jalta auftretenden
Differenzen zwischen der UdSSR und den Westmächten USA, Frankreich und Großbritannien, trafen sich
die Siegermächte in Potsdam, um über die Behandlung Deutschlands zu beraten.
Fragen, wie die Besatzung, Entmilitarisierung, Demokratisierung und Ausrottung der rassistischen
Naziideologie standen zur Diskussion.
Wirtschaftlich war Deutschland durch den Krieg schwer gezeichnet. Alle wichtigen Industrie- und
Ballungsräume waren durch Kriegseinwirkungen nahezu zerstört. Die Infrastruktur hatte schwere
Schäden davon getragen. Neben Millionen von Soldaten, die im Krieg geblieben waren und nunmehr den
Familien als Ernährer nicht mehr zur Verfügung standen, belasteten nun auch Millionen Vertriebene aus
den deutschen Ostegebieten die Sozialstruktur des Landes. Es herrschte
Not in allen primären
Bedürfnissen der Menschen.
Nach dem gewaltsamen Untergang der Nazikultur, galt es nun, ein neues, auf humanistischen Werten
basierendes Leben in Deutschland zu errichten, an dessen Beginn die Abkehr von Rassismus und
Nationalismus stand.
Deutschland wurde in vier Beatzungszonen eingeteilt und von einer alliierten Militäradministration regiert.
Aufgabe 2
Die Hauptaussagen der Quelle lassen sich wie folgt zusammenfassen:
1. Deutschland ist durch die Alliierten besetzt und wird unter deren Kontrolle beginnen, für die
eigenen Verbrechen büßen. (vgl. Z. 1 – 7)
2. Ziel der Konferenz ist die Ausrottung von Nazismus und Militarismus, um Deutschland und
Europa zu befrieden. (vgl. Z. 8 – 12)
3. Das deutsche Volk wird nicht vernichtet oder versklavt sondern auf demokratischem und
freiheitlichem Weg in die Völkergemeinschaft eingegliedert. (vgl. Z. 13 – 18)
Während nach dem 30jährigen Krieg Deutschland wirtschaftlich und politisch eher geteilt war, wird es
1945 zunächst als Einheit behandelt. 1648 gliederten Staaten wie Frankreich oder Schweden
Staatsgebiet Deutschlands an das eigene an, während 1945 lediglich Besatzung ausgeübt wurde, was im
Falle der sowjetischen Besatzung bald einer Angliederung gleich kam, da den Menschen der frei Wille zur
Wahl des politischen Systems nicht eingeräumt wurde. Wenn man die Möglichkeiten weltanschaulicher
Freiheit 1945 mit 1648 vergleichen will, könnte man bis auf die SBZ Gemeinsamkeiten feststellen, denn in
der Mitte des 17. Jh. endeten in Europa die Auseinandersetzungen mit Motiven aus religiöser Präferenz
entstehend.
Beide Friedensordnungen versuchen Ausgleich der Interessen vorzunehmen und eine Art Gleichgewicht
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herzustellen, die in der Letzten Konsequenz allerdings immer nur den Siegern hilft und vom gemeinen
Volk getragen und ausgehalten werden muss.
Aufgabe 3
Das Zitat ist mit Vorsicht zu genießen, denn es kann zur Verwirrung über die Ursachen des
Nationalsozialismus führen. Allerdings lassen sich bestimmte historische Besonderheiten Deutschlands
auch nicht von der Hand weisen.
Wenn man den Bogen von Ursachen und Wirkung überhaupt über 300 Jahre spannen kann, dann
beschränkt sich der Wert der o.g. Aussage auf die Hinterlassenschaften der Ordnung Europas nach dem
30jährigen Krieg. Sollte man die weitere Zersplitterung Deutschlands und das Erstarken der
Territorialstaaten meinen, die eine erfolgreiche nationale Einheit erst im späten 19. Jh. möglich machten,
meinen, könnte man der These zustimmen. Schließlich war es Deutschland weder gelungen, eine
frühzeitige Industrialisierung noch Kolonialisierung zu erreichen, was mit zu den Ursachen für den Ersten
Weltkrieg zählt, in dessen Folge der Nationalsozialismus dann entstand.
Allerdings
sprechen viele ungenutzte Möglichkeiten der
Deutschen
zur
Nationalisierung
und
Demokratisierung gegen diese direkte Verbindung zwischen 1648 und 1933. Individuelle und ideologische
Fehler haben die Machterweiterung der Nazis begünstigt, deren Ursachen beim besten Willen nicht im
Jahr 1648 zu finden sind, wenn wir einmal an die Rolle Hindenburgs bei der Machtübergabe an Hitler
denken oder die unrühmliche Rolle der Parteien in der Weimarer Republik, die wegen ideologischer
Streitigkeiten lieber Hitler in Kauf nahmen als sich Kompromissen zugänglich zu machen. Auch im 19. Jh.
oder am Beginn des 20. Jh. waren die Deutschen schon an einer revolutionären Umgestaltung
gescheitert, wie die Revolution von 1848 beweist oder die von 1919, in deren Folge zwar ein
demokratisches System entstand – dies allerdings ohne demokratische Erfahrung auskommen musste.
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