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Research Collection
Doctoral Thesis
Ueber den Einfluss der Weisellosigkeit und des
Fruchtbarkeitsvitamins E auf die Ovarien der Bienenarbeiterin
ein Beitrag zur Frage der Regulationen im Bienenstaat
Author(s):
Hess, Gertrud
Publication Date:
1942
Permanent Link:
https://doi.org/10.3929/ethz-a-000139370
Rights / License:
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ETH Library
Über den Einfluß derWeisellosigkeit
und des Fruchtbarkeitsvitamins E
auf die Ovarien der Bienenarbeiterin
(Ein Beitrag
zur
Frage der Regulationen im Bienenstaat)
Von der
Eidgenössischen
Technischen Hochschule
in Zürich
zur
Erlangung
der
Würde eines Doktors der Naturwissenschaften
genehmigte
Promotionsarbeit
vorgelegt
von
Gertrud Hess
von
Zug und Zürich
Referent: Herr Prof. Dr. O. Schneider-Orelli
Korreferent: Herr Prof. Dr. J. Seiler
Graphische
Werkstätten H. R. Sauerländer & Co., Aarau 1942
104
G. Hess
l72j
Umständen könnte man Stücke jeder in den Mund mündenden Drüse
einzeln und getrennt in verschiedene Larven
Bienen oder
von
andern Insekten
einpflanzen. Das ideale Ziel aller Bemühungen
um die Lösung dieses heute noch rätselhaften Problems
wenn
—
—
wäre,
wir mit einem
Ausbildung
vom
Bienen- oder Ameisenvolk
weiblicher
Solitärbienen
in
gelieferten
Stoff die
arbeiterähnliche
Richtung
lenken könnten.
VII.
1. Die
vorliegende
Mechanismus der
staat:
Zusammenfassung
Arbeit leistet einen
Ausbildung
und Schluß
Beitrag
zur
Frage nach dem
zweierlei weiblicher Bienen im Bienen¬
der Arbeiterinnen und
Königinnen.
Das Problem in seiner
Gesamtheit zerfällt in zwei Teile, nämlich in die Frage nach der
funktionellen Regulation hinsichtlich der Aufgabentrennung zwischen
der
ausgebildeten Königin
und der
und der
ausgebildeten
morphologischen Differenzierung
Arbeiterin einerseits
der weiblichen Larve
zur
Königin und zur Arbeiterin anderseits.
2. Ergebnisse neuerer Forschung
drängen den Gedanken in den
daß
sich
auch
es
Vordergrund,
hier, wie bei andern Regulationen,
das Eingreifen eines spezifischen Wirkstoffes (Spurenstoffes)
um
handelt.
3. Königin und Arbeiterin unterscheiden sich in verschiedenen
permerkmalen, von denen das Augenmerk besonders auf den
wicklungsgrad
der Eierstöcke
gelenkt wurde,
Kör¬
Ent¬
als eines besonders be¬
einflußbaren Organs, welches bei der Arbeiterin normalerweise weit¬
gehend rudimentär ist.
4. Die
Zahl der Ovariolen in einem Arbeiterinnenovar
bewegt
sich meistens zwischen 4 und 8, kann aber in Zufallsbefunden we¬
sentlich höher sein (höchste gefundene Zahl bei Bienen, die nicht
aus
einem Versuchsvolk stammen, ist 21).
Ausbildung des Ovarioleninhaltes eines Arbeiterinnenovars
5. Die
entspricht demjenigen
eines
Königinnenovarioles
an
dessen oralem
Ende: Es kann deutlich unterschieden werden
stellter Kerne in der Endkammer;
tumszone, in
Kammerung
b)
a) das Band querge¬
analwärts davon die Wachs¬
welcher sich die Eizellen
und Nährzellen und eine
des Ovarioleninhaltes feststellen lassen; hiebei ist
c)
von
Ovarien der Bienenarbeiterin
[73]
Anfang
ein die Kammern umschließendes
an
In seiner
105
Epithel
zu
beobachten.
typischen, hochzylindrischen Form kann das Follikelepithel
weiselrichtigen Volkes nur selten festgestellt
bei Arbeiterinnen eines
werden, indem
es
6. Im Falle der
dann höchstens die letzte Eizelle umschließt.
Weisellosigkeit
Teil der Bienen die Ovarien
reifer
heran, häufig bis
entwicklungsfähiger
und
—
des Bienenvolkes wachsen bei einem
Eier.
mütterchen scheinen dem analen Ende des
zur
Ausbildung lege¬
Ovarien
Die
der
Drohnen¬
Königinnenovars
ent¬
zu
sie enthalten in den meisten ihrer Ovariolen eine Reihe
sprechen;
wohlausgebildetem Fol¬
Königinnenei kurzen dicken
abwechselnder Ei- und Nährkammern mit
aber
likelepithel
im
Vergleich
zum
Eiern.
Weiterentwicklung muß nicht notwendigerweise mit einer
Ovarvergrößerung verbunden sein, sie kann sich auch nur
deutlichere und weiter um sich greifende Kammerung
eine
durch
auswirken. Sie tritt auch unter ungünstigen Bedingungen auf (z. B.
im kranken Thermostatvolk), wo von einer Futtersaftstauung nicht
7. Diese
starken
die Rede sein kann.
8. Im weisellosen Volk wurden bis
vergrößerten
Ovarien
gefunden,
zu
wobei
87
% der Arbeiterinnen mit
alle
malen, rudimentären Arbeiterinnenovar bis
Übergänge vom
zum sehr großen
nor¬
Ovar
Eiablage begriffen
Arbeiterinnen jeden Alters bei eintretender
Weisellosigkeit die Ovarien zur Weiterentwicklung übergehen.
10. Die Zahl der Drohnenmütterchen im weisellosen Volke hängt
vorkamen,
9. Es
einerseits
welches in
können
von
war.
bei
der Dauer der
Weisellosigkeit ab,
anderseits auch
von
Drohnen¬
weniger
Volksgröße,
ausgebildet werden. Maßgebenden Einfluß hat auch die
Jahreszeit, indem die Zunahme eierbildender Arbeiterinnen im Herbst
und Winter langsamer vor sich geht.
11. Bei langer Weisellosigkeit traten auch Fälle auf, bei welchen
Eier nicht abgelegt, sondern resorbiert worden waren. Im Volk aus
Versuch XII fand ich 8 % Bienen mit Eiresorption in den vergrößer¬
indem im kleinen Volk relativ
der
mütterchen
ten
Ovarien.
12. Die
drüsen:
Weisellosigkeit
hat auch einen Einfluß auf die Futtersaft¬
auffällig viele bis alle Fut¬
Vergrößerung der Futtersaftdrüsen eilt
Es werden im weisellosen Volk
tersaftdrüsen reaktiviert.
Die
106
G. Hess
der
Vergrößerung
weiselung auf.
der Ovarien
13. In einem im Thermostat
volk
L74
voraus, sie tritt
sofort nach der Ent-
untergebrachten, weisellosen Versuchs¬
Melanose auf, eine Krankheit, die bisher
trat
niginnen beschrieben
Veränderungen
war.
Unter der
den Eierstöcken
an
Binokularlupe
sehen:
zu
nur
für die Kö¬
waren
auffällige
Der Ovarioleninhalt
teilweise in
Zersetzung begriffen und der Inhalt der Kammern
lange vor der Fertigausbildung der Eier in die Scheide aus¬
gestoßen. In der Scheide sammelten sich diese Massen an und verur¬
sachten eine bei kleineren Ovarien kleinere, bei größeren Ovarien oft
bedeutende Anschwellung. Die Zersetzungsprodukte in den Ovariolen und in diesem Scheidenpfropf sind braun bis schwarz. Mikro¬
skopisch wurde auch der stäbchenförmige Parasit festgestellt.
war
wurde
14. Vitamin E
dem Larvenfutter
—
führt bei den
beigemischt
zu vergrößerten Ovarien.
—
daraus entstehenden Arbeiterinnen nicht
15. Vitamin
gemischt,
16. Vitamin
men
waren,
17.
Den
oder
nen-
unter
noch
Arbeiterinnen
spezifischer
gebracht,
regt
Weise an, ob-
gehalten wurden und mit Kontrollbienen zusam¬
denen einige Drohnenmütterchen auftraten.
spezifischen Faktor, welcher die Tätigkeit des Königin¬
Drohnen mütterchenovars
normalen
er
von
ihrer Ovarien nicht in
schon sie weisellos
da
Volkes bei¬
der Ovarien der Arbeiterin¬
Vergrößerung
E, in die Blutbahn
Entwicklung
des
zur
weiselrichtigen
dieses Volkes.
nen
die
E, dem Winterfutter eines
führt nicht
Arbeiterinnenovars
wirkt,
wenn
ein Volk
anregt,
resp.
hemmt, halte
von
der
Königin
ich
nur
die
Tätigkeit
für
stofflich,
durch ein ein¬
faches Gitter getrennt ist. Temperatur, Töne oder ein Duftstoff kom¬
deshalb nicht in Frage, da die Symptome der Weisellosigkeit
men
auch auftraten in
einem
Volksteil, welcher
von
der
Königin durch
Doppelgitter mit Zwischenraum getrennt war, welches eine
übertragung zum königinlosen Volksteil unmöglich machte.
18.
Im Laufe der
vorliegenden Untersuchungen wurden etwa 4000
zerlegt, teilweise zur Präparation der
Bienen teilweise in Schnittserien
Ovarien seziert.
ein
Futter¬
Ovarien der Bienenarbeiterin
75j
Zum Schluß erfülle ich die
Anregungen und
worden
gilt
Hilfe, die
mir
angenehme
von
107
Pflicht für
mannigfache
verschiedenen Seiten zuteil ge¬
sind, meinen herzlichen Dank auszusprechen.
In
erster
Linie
derselbe Herrn Prof. Schneider-Orelli, Vorsteher des Entomo¬
logischen Institutes der Eidg. Technischen Hochschule, wo ich meine
Untersuchungen durchführte und durch die Belieferung mit Bienen¬
material und Ratschlägen hinsichtlich der morphologischen Seite der
Arbeit Unterstützung fand. Ich danke auch meinem Vater, Prof. W.
R. Heß, Vorsteher des Physiologischen Institutes der Universität
physiologischen Teil beraten wurde und der
auch die experimentelle Verfolgung der Fragen in der Richtung eines
spezifischen Wirkstoffmechanismus anregte. Wertvolle Unterstützung
Zürich,
von
wurde
mir
dem ich im
ferner
zuteil
von
Herrn
Vereines der Zürcher Bienenfreunde.
von
A.
Winkler, Präsident des
Durch das
Entgegenkommen
Herrn Prof. P. Karrer, Direktor des Chemischen Institutes der
Universität Zürich
Besitz der
Herr Dr.
von
gelangte ich in den
Morgenthaler und Herr Fyg
der
Vitaminpräparate.
Bienenabteilung
der
Eidg. Versuchsanstalt Bern-Liebefeld stellten mir nützliche An¬
führten mich in die Technik der sub¬
regungen zur Verfügung und
kutanen Impfung von Bienen ein. Mit weiteren wertvollen Rat¬
schlägen zur Versuchstechnik unterstützte mich Herr Prof. E. Hadorn
vom Zoologischen Institut der Universität Zürich.
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