1 Obduktionsbericht Einleitung Die Obduktion wird am 02.12.08 im Institut für Pathologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover durchgeführt. Sie beginnt um 8 Uhr und endet um 10.20 Uhr. Die Obduktion leitet x. Anwesend sind die Studenten x. Auftraggeber ist der Tierbesitzer Herr XY. Vorbericht Das Obduktionsobjekt ist ein Rind. Vorberichtlich bestand der Verdacht auf eine Bronchopneumonie. Das Tier ist am 30.11.08 verendet. Befundbeschreibung Signalement Bei dem zu untersuchenden Tier handelt es sich um ein weibliches Rind der Rasse Blonde d’ Aquitaine. Das Tier ist 9 Monate alt. Das Fell ist rassetypisch. Kennzeichen des Todes Die Gelenke der vorderen Gliedmaßen und des Kiefers sind passiv beweglich. Die Gelenke der hinteren Gliedmaßen lassen sich nicht bewegen. Die Körpertemperatur ist niedriger als die Umgebungstemperatur. Beide Augen sind eingefallen und die Kornea ist getrübt. Die Schleimhäute des Tieres sind sofern beurteilbar stark gerötet. Äußere Besichtigung Der Tierkörper ist ventral, vom Kehlgang bis hin zur Anogenitalregion und lateral bis zu beiden Rippenbögen, vollständig abgehäutet. Das Rind wird in rechter Seitenlage, mit hoch gebundenen linken Gliedmaßen seziert. Der Pflege- und Ernährungszustand sind gut. Aus beiden Nasenlöchern tritt eine geringe Menge klare, gelbliche Flüssigkeit aus.Die linke äußere Ohrmuschel des Tieres ist rasiert. Der Anus und die untere Schwanzseite sind geringgradig verkotet. Die Vulva ist hyperämisch und feucht. Innere Besichtigung Bauch- und Beckenhöhle: 2 In der Bauchhöhle befinden sich geringe Mengen einer klaren, rötlichen, wässrigen Flüssigkeit. Die Milz lässt im Anschnitt diffuse, stecknadelstichgroße, weißliche Erhabenheiten erkennen. Die äußeren Flächen der Nieren weisen eine dunkle, braunrötliche Verfärbung auf. Aus der Leber fließen im Anschnitt geringe Mengen einer dunkelroten Flüssigkeit ab. Die Pansenschleimhaut ist zum Teil abgelöst. Die Schleimhaut des Labmagens ist stark gerötet und weist multifokale, dunkelrote Einziehungen mit einem Durchmesser von je ca. 0,5cm auf. Im Lumen des Labmagens befindet sich ein freier, fester, straußeneigroßer, schwarzbrauner Fremdkörper, an dem 1-1,5cm lange Pflanzenfasern zu erkennen sind. Brusthöhle: In der Brusthöhle befinden sich ca. 10l gelbliche, trübe Flüssigkeit mit gelblich-weißen Flocken. Die Lungen sind großflächig mit dem Zwerchfell verwachsen. Die komplette rechte Lunge und der Lobus accesorius der linken Lunge lassen hochgradige, nicht abziehbare, weiß-bräunliche Auflagerung erkennen. In der Trachea und den Bronchien befindet sich eine hochgradige Menge einer weißen bierschaumartigen Flüssigkeit. Die Oberfläche des Herzbeutels erscheint weiß und rau. An der rechten Herzkammer, auf Höhe der AV-Ebene, befinden sich entlang der Herzkranzgefäße stecknadelkopfgroße rote Punkte auf dem Epicard. Der rechte Ventrikel des Herzens ist dilatiert. Pathologisch-anatomische Diagnose(n) 1) Organdiagnose: 1.1) 1.2) 1.3) 1.4) 1.5) hochgradige, diffuse, akut bis chronische Pleuritis mit Verwachsung von Herzbeutel und Zwerchfell (hauptsächlich rechts) hochgradiger serofibrinöser Brusthöhlenerguss mittelgradige, diffuse, follikuläre Hyperplasie der Milz multifokale mittel- bis hochgradige hämorrhagische erosive Abomasitis mit Nachweis eines Phytobezoars Petechiale Blutungen entlang der Herzkranzgefäße 2) Agonale Veränderungen: 2.1) hochgradiges diffuses akutes alveoläres Lungenödem Pathologisch-anatomische Differentialdiagnose(n) zu 1.1) zu 1.3) hochgradige, diffuse, fibroblastische Bronchopneumonie pulpöse Hyperplasie der Milz Beurteilung (Epikrise) 3 Das Rind wurde zur Klärung der Krankheits- und Todesursache im Institut für Pathologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover obduziert. Das Tier zeigt eine hochgradige, diffuse, akut bis chronische Pleuritis mit Verwachsung von Herzbeutel und Zwerchfell (hauptsächlich rechts) und einen hochgradigen serofibrinösen Brusthöhlenerguss. zu 1.1) hochgradige, diffuse, akut bis chronische Pleuritis mit Verwachsung von Herzbeutel und Zwerchfell (hauptsächlich rechts) Als Ursache der hochgradigen, diffusen, akuten bis chronischen Pleuritis mit Verwachsung von Herzbeutel und Zwerchfell und des hochgradigen, serofibrinösen Brusthöhlenergusses kommt eine Fremdkörpererkrankung in Betracht. Eine Reticuloperitonitis traumatica ist eine Verletzung bzw. Perforation der Vormagenwand (meist Netzmagen) durch einen mit der Nahrung aufgenommenen Fremdkörper. Die am häufigsten zu findenden Fremdkörper sind Drahtstücke und Nägel. Im Gegensatz zu kleinen Wiederkäuern fressen Rinder wenig selektiv. Metallische Fremdkörper gelangen aufgrund ihrer Dichte meist in die Haube, die sich unterhalb der Kardia befindet. Wenn Haube sich daraufhin kontrahiert, können in ihr befindliche längliche, spitze Fremdkörper mit erheblicher Kraft in oder durch die Wand gedrückt werden können. Die vorwiegende Stichrichtung ist cranioventral. Wird die Wand perforiert, entsteht eine Peritonitis. In vielen Fällen bleibt diese Entzündung lokalisiert, und es entsteht eine Zone der fibrinösen Verklebung, später fibrösen Verwachsung, welche die Haubenmotorik zumindest vorübergehend mehr oder weniger einschränkt. Eine Lösung dieser Verwachsungen ist aufgrund des steten Zuges der Haube möglich. Der perforierende Fremdkörper kann zurückfallen, sich durch Korrosion auflösen, abgekapselt werden oder weiter wandern, in seltenen Fällen auch nach außen. Man kann die Fremdkörpererkrankungen unterteilen in eine Reticulitis traumatica simplex, bei dieser Form wird nur die Netzmagenwand durchstoßen. Des weiteren kann man unterteilen in eine Reticuloperitonitis traumatica circumscripta adhaesiva, diese Form führt zur Abkapselung und Abszeßbildung mit Übergang in ein subakutes bis chronisches Stadium. Eine Hochträchtigkeit, Kalbung, Transport, Tympanie, intensive Bewegungen können subakute und chronische Prozesse aktivieren und führen zu akuten Schüben der Retikuloperitonitis mit Weiterwandern des Fremdkörpers in benachbarte Organe wie Herzbeutel, Leber, Milz und Lunge. Schließlich gibt es noch die Peritonitis diffusa, sowie die Pericarditis traumatica, Leberabszesse und Vagusschädigungen. Im vorliegenden Fall konnte kein Fremdkörper nachgewiesen werden. Weiterhin konnten auch keine Perforationen des Oesophagus, der Trachea oder der Haube nachgewiesen werden. So kann ausgeschlossen werden, dass ein Fremdkörper schon den Oesophagus perforiert hat, bzw. nach der oralen Aufnahme versehentlich in die Trachea gelangt und diese perforiert hat. Auch bei der Besichtigung der Körperoberfläche des Tieres konnten keine Zusammenhangstrennungen oder Einstichstellen der äußeren Haut nachgewiesen werden. Es kann also des weiteren ausgeschlossen werden, das ein Fremdkörper über Penetration von außen in Brust- oder Bauchhöhle gelangt ist. Daraus lässt sich schließen, das der Fremdkörper entweder schon korrodiert oder weitergewandert ist oder aber dass die vorliegenden entzündlichen Veränderungen nicht auf eine Fremdkörpererkrankung zurückzuführen sind. Der jeweiligen Ursache nach ist zwischen sterilen und septischen Formen einer Pleuritis zu unterscheiden. 4 Septische Formen entstehen entweder lympho-hämatogen im Verlauf septikämischer und embolisch-metastatischer Prozesse oder aber durch Übergreifen aus der Nachbarschaft infolge Penetrationen, Perforationen oder Rupturen. Eine innere perforierende Fremdkörpererkrankung, zum Beispiel durch Durchtritt des Fremdkörpers durch Oesophagus oder Haube, kann zu einer Pleuritis traumatica führen, die von einer starken fibrinösen Exsudation begleitet ist. Durch erhebliche Fibrinbildung und durch Atembewegungen kommt es zur Entstehung zottenartiger Stränge. Bei chronischen Prozessen kann es zur Bildung von Pleuraschwielen, zu einer Pleuritis fibroplastica adhaesiva oder Pleuritis filamentosa, eventuell auch zu metaplastischen Verknöcherungen kommen. Sterile Formen können nach operativen Eingriffen und nach primär nichtentzündlichen Veränderungen (Erguss, Neoplasie, Nekrose, Verlagerung, Verkalkung, Hämatom) auftreten. In qualitativer Hinsicht ist zwischen feuchten, trockenen und gemischten Formen zu unterscheiden. Die feuchte Form, Pleuritis exsudativa, stellt sich als seröse, fibrinöse, eitrige, hämorrhagische, nekrotisierende oder gangräneszierende Inflammationen dar. Bei der Pleuritis sicca stehen Sero- und Plasmadiapedesen im Hintergrund, d.h. es dominieren proliferartive oder granulomatöse Prozesse. Bei den gemischten Formen sind granulomatöse Prozesse von eitrig-fibrinösen Exsudationen überlagert. Serosaentzündungen können flächige Schwielen oder narbige Reparationen (P. fibroplastica) mit teils zottigen Verwachsungen (Synechien) hinterlassen (P. adhäsiva villosa). Folgen solcher permanenter Verwachsungen sind Einschränkungen von Lungen- und Herzmobilität, sowie Kompressionsatelektase oder Kollapsinduration von Lungengewebe. Schliesslich kann eine akute, diffuse Serositis unter Schocksymptomen auch letal verlaufen. Die Serositis serosa acuta erkennt man an aktiver Hyperämie und fleckig, trüb bis stumpfen Serosaflächen und einem klaren, gelegentlich koagulierenden Erguss. Die seröse Entzündung zeigt sich besonders im Frühstadium bei Infektionen durch Viren, Mykoplasmen und weniger agressiven Bakterien sowie als sterile Variante nach Laparatomie. Dadurch kann die Resorptionsfähigkeit der serösen Häute erheblich vermindert sein, was zu einem hypovolämischen wie resorptiv-toxischen Schockgeschehen führen kann. Die Serositis fibrinosa erkennt man an grauen bis gelben, fädigen, membranartigen oder netzförmigen, gummiartig elastischen, zerreißbaren Belägen. Im akuten Stadium sind diese noch ablösbar, wobei unter den Fibrinbelägen eine deutliche Hyperämie erkennbar ist. Der nicht geronnene Flüssigkeitsanteil der Exsudation ist quantitativ sehr variabel. Dieser verhindert anfangs großflächige Verwachsungen. Da das Exsudat in einer geschlossenen Höhle liegt, kann es nicht in die Außenwelt eliminiert werden. Aus der gefässreichen Subserosa sprossen Angiofibroblasten in den aufliegenden Fibrinbelag, wodurch graue bis grau-rote, derbe, wenig elastische, schwielige, teils fädig-zottige Granulationsgewebszubildungen und schließlich Verwachsungen (Serositis fibroplastica diffusa, circumscripta, maculosa, villosa oder filamentosa adhäsiva; Synechien) entstehen. Fibrinöse Entzündungen kommen häufig durch Infektionen mit Pasteurellen, Mykoplasmen, Hämophilus, Salmonellen, Chlamydien und Clostridien zustande. Da in diesem Fall Verwachsungen von Herzbeutel und Zwerchfell vorliegen kann von einer Pleuritis fibroplastica diffusa adhäsiva ausgegangen werden. Es konnte allerdings keine Ursache für die Pleurtis fibroplastica diffusa adhäsiva gefunden werden, wahrscheinlich ist eine Fremdkörpererkrankung. Ein Fremdkörper selbst konnte jedoch nicht gefunden werden. Als Differentialdiagnose zur hochgradigen, diffusen, akuten bis chronischen Pleuritis kommt eine hochgradige, diffuse, fibroblastische Bronchopneumonie in Frage. 5 Meist nehmen Virus-bedingte Pneumonien klinisch einen ausgesprochen milden Verlauf. Mit klinisch manifester Krankheit sind nur wenige Erreger in relativ konstanter Weise assoziiert: PI3V (Parainfluenza3), BRSV (Bovines respiratorisches Syncytialvirus), BAV1 (Bovines Adenovirus1), BAV2 , BHV1 (Bovines Herpesvirus1), BVDV (Bovines Virusdiarrhoevirus) und RBCV (Respiratorisches Bovines Coronavirus). Manche dieser Virusarten infizieren die Alveolarmakrophagen. Die Beeinträchtigung der Funktion dieser Zellen ist ein prädisponierender Faktor für die Entwicklung einer sekundären, bakteriellen Pneumonie. Außerdem beschädigen sie das Flimmerepithel der Bronchien und der Trachea, was die sogenannte mukoziliäre Clearance, einen anderen Teil der unspezifischen Abwehr, beeinträchtigt. Mykoplasmen (M. bovis, M. canis) und Chlamydien spielen ebenfalls eine Rolle in der Ätiologie der Enzootischen Bronchopneumonie. Jedoch kommt verschiedenen Bakterien, insbesondere Mannheimia haemolytica und Pasteurella multocida, hinsichtlich der Schwere des Verlaufes der Enzootischen Bronchopneumonie die entscheidende Bedeutung zu. Ihr Leukotoxin kann Leukozyten irreversibel schädigen. Da die enzootische Bronchopneumonie eine Faktorenkrankheit ist können auch unbelebte Faktoren den Krankheitsverlauf beeinflussen. Die wichtigsten unbelebten Faktoren sind die Überbelegung der Ställe, eine unzureichende oder gar fehlerhafte Belüftung, starke Temperaturschwankungen im Stall oder eine zu große Anzahl von Lieferbetrieben. In Folge einer fehlerhaften oder unzureichenden Belüftung können sich beispielsweise Schadgase anreichern und somit das Flimmerepithel der Bronchien zusätzlich schädigen. Der ausschlaggebende Punkt bei der Pathogenese der Enzootischen Bronchopneumonie ist die Schwächung der unspezifischen Abwehr, zum Beispiel Schädigung des Flimmerepithels und/ oder der alveolären Makrophagen durch wegbereitende Virusinfektionen oder durch ungünstige klimatische Einflüsse oder durch Distress (Transport, Futterentzug, soziale Umstellung, Futterumstellung). Bei diesem Rind liegt keine Enzootische Bronchopneumonie vor, da keine zentral eitrigen oder nekrotischen, rötlichen Läppchen nachgewiesen werden konnten. Im Anschnitt zeigte sich kein Exsudat. Das Lungengewebe war makroskopisch nicht atelektatisch verändert. zu 1.2) hochgradiger serofibrinöser Brusthöhlenerguss Unter einem Brusthöhlenerguss versteht man die Ansammlung einer Flüssigkeit in der Pleurahöhle. Es kommen allgemeine Wassersucht, Herzinsuffizienz, chronische Pleuritis, Nierenerkrankungen, Neoplasien, chronische zur Kachexie führende Krankheiten und Vergiftungen ursächlich in Betracht. Das spezifische Gewicht ist zum Zeitpunkt der Obduktion noch nicht bestimmt, so dass noch nicht zwischen Transsudat und Exsudat unterschieden werden kann. Im vorliegendem Fall ist es wahrscheinlich, dass der Brusthöhlenerguss aufgrund der chronischen Pleuritis entstanden ist. zu 1.3) mittelgradige, diffuse, follikuläre Hyperplasie der Milz Die Hyperplasie der Milz ist meist Ausdruck der immunbiologischen Leistungen dieses Organs. Antigene gelangen über das arterielle Blut in die Milz. Der größte Teil wird von den Retikulumzellen und Makrophagen der roten Pulpa phagozytiert, von wo aus dann Antigen-beladene Zellen in die weiße Pulpa (T-Lymphozyten) übertreten können. Ein kleiner Teil gelangt durch die Follikelarterien in die marginalen Follikelsinus. In diesen Gebieten der weißen Pulpa kommt es zum Kontakt mit immunkompetenten Zellenund Plasmoblasten werden gebildet. Diese sogenannte plasmazelluläre Reaktion erreicht am 6 4. Tag ihren Höhepunkt (reife Plasmazellen, Antikörper vom IgM-Typ). Von diesem Zeitpunkt an entwickeln sich auch im Zentrum der Follikel große Blasten, aus denen wiederum B-Lymphozyten entstehen (Keimzentrumbildung). Gleichzeitig kann man auch in den Follikeln Zellabbauvorgänge beobachten. Diese sogenannte Follikelzentrumsreaktion kann wochenlang andauern und wird als Ausdruck der Synthese von Antikörpern des (vor allem IgG) und der Bildung von Gedächtniszellen interpretiert. Morphologisch kann man grundsätzlich zwischen pulpöser und follikulärer Milzhyperplasie unterscheiden. Mischformen kommen vor. Eine Hyperplasie der Milz setzt somit voraus, daß der Erreger in die Blutbahn gelangt ist. Somit muß bei diesem Rind eine generalisierte Infektion vorliegen. Die pulpöse Hyperplasie tritt vor allem bei akuten bis subakuten, die follikuläre mehr bei chronischen infektiösen Prozessen. Die pulpöse Milzhyperplasie geht meist mit einer auffälligen Organvergrößerung einher. Beim Anschneiden des Organs quillt rote Pulpa hervor. Wenn zusätzlich noch eine starke Blutfülle vorliegt, dann spricht man auch von einer akuten hyperämischen Milzschwellung. Bei der follikulären Milzhyperplasie ist das Organ häufig nur unbeträchtlich vergrößert. Auf der Schnittfläche fallen aber die normalerweise kaum sichtbaren Lymphfollikel als bis ungefähr 2 mm im Durchmesser große, weiße Knötchen auf, wie es bei diesem Rind der Fall ist. Es ist davon auszugehen das hier ein chronischer, infektiöser Prozess vorliegt. Dies ist durch die vorliegende hochgradige, diffuse, chronische Pleuritis zu erklären. zu 1.4) multifokale mittel- bis hochgradige hämorrhagische erosive Abomasitis mit Nachweis eines Phytobezoars Meist sind Parasitosen (z.B. Ostertagiose) die Ursache für eine Abomasitis. Aber auch eine Salmonellose, chemische Reizungen bei Intoxikationen, Abschlucken von ätzenden Substanzen oder eine Infiltration der Labmagenwand mit Tumorzellen können Ursachen für eine Labmagenentzündung sein. Symptomatisch kann eine Abomasitis bei Allgemeinerkrankungen, vor allem bei Virusinfektionen wie Bovine Virus Diarrhoe/Mucosal Disease und nach Pansenazidosen auftreten. Im vorliegenden Fall kann eine Abomasitis in Folge einer primären Pansenazidose ausgeschlossen werden, da die Messung des pH- Wertes im Pansen keinen auffälligen Befund ergab, es ist eher wahrscheinlich, das die Abomasitis durch den Endotoxinschock in Folge einer Sepsis mit gramnegativen Keimen entstanden ist. Ein Bezoar ist ein Ball aus verschluckten unverdaulichen Materialien. Trichobezoare bestehen aus Fellhaaren und Phytobezoare aus ungenügend durchgekauten pflanzlichen Fasern. Besonders häufig findet man Bezoarsteine in den Verdauungsorganen von Wiederkäuern. Zur Bezoarbildung kommt es, wenn abgeschluckte Haare oder Pflanzenfasern durch drehende und rollende Bewegungen im Pansen zusammengeballt und durch Salzeinlagerung gefestigt werden. In Richtung der Drehbewegung erscheinen die Haare und Fasern wie gebürstet (Wirbelbildung). Man unterscheidet rauhe (mit rauher, gebürsteter Oberfläche) und glatte (durch Salzeinlagerung geglättete Oberfläche) Tierhaar- und Pflanzenbezoare. Tierhaarbälle werden sehr häufig bei Mastkälbern (besonders bei reiner Milch- oder Milchaustauscherfütterung gefunden. Störungen der Vormagenpassage durch Einkeilung der Bezoare mit nachfolgender Tympanie sind selten. Mit Erdsalzen inkrustierte Pflanzenbezoare können sogenannte Pansensteine bilden. Bei diesem Rind befindet sich im Lumen des Labmagens ein festes, straußeneigroßes, schwarz-braunes Bezoar. Da Pflanzenfasern zu erkennen sind kann auf ein Phytobezoar geschlossen werden. 7 zu 1.5) Petechiale Blutungen entlang der Herzkranzgefäße Die petechialen Blutungen entlang der Herzkranzgefäße können durch Endotoxine hervorgerufen werden. Bei einer Septikämie durch gramnegative Bakterien kann es zu einem Endotoxinschock durch Lipopolysaccharide kommen, diese aktivieren über den Hagemann-Faktor das Gerinnungssystem und wirken direkt auf das Gefäßendothel ein. Es resultiert eine disseminierte intravasale Gerinnung. Histologisch stellen sich in den glomerulären Kapillaren der Niere hyaline Thromben dar. Im vorliegenden Fall ist es wahrscheinlich das der Tod durch einen Endotoxinschock in Folge einer Sepsis eingetreten ist. zu 2.1) hochgradiges diffuses akutes alveoläres Lungenödem Durch die Herzkreislaufinsuffizienz in der agonalen Phase ist der Blutabfluss aus der Lunge in die linke Herzvorkammer gestört und das Blut staut sich in die Lunge zurück. Durch den entstehenden vermehrten Druck in den Blutgefäßen der Lunge tritt Flüssigkeit in die Alveolen über. Bedingt durch den Surfactant und die forcierte Inspiration entsteht die sichtbare schaumige Flüssigkeit. Das agonale Ödem entwickelt sich auch im Zusammenhang mit der Hypostase. Blutflüssigkeit und Blutkörperchen können nach einiger Zeit in die Alveolar- und Bronchialräume austreten und ein Lungenödem vortäuschen. Postmortale Veränderungen Bei noch nicht eingetretener Totenstarre eines gesunden Herzens kann fälschlicherweise der Eindruck einer Dilatation entstehen. Da die Totenstarre hier schon wieder nachgelassen hat, kann die Myocarddilatation durch die nachlassende Kontraktion des Herzens post mortem entstanden sein, denn aufgrund der Autolyse erschlafft der Muskel wieder, sodass der Eindruck einer Dilatation entstehen kann. Die Pansenschleimhaut kann sich post mortal in großen Fetzen ablösen und eine blasse oder intensiv gerötete Submucosa freilegen. Irrtümlicherweise wird dieser Vorgang oft als Entzündung angesprochen. Es fehlen aber Exsudat, Ödem oder Hämorrhagie. Im vorliegenden Fall ist davon auszugehen, dass es sich bei der Pansenschleimhautablösung um eine agonale Veränderung handelt. Die dunkel verfärbten äußeren Flächen der Nieren sprechen dafür, dass der Tierkörper während der Hypostase auf dem Rücken gelagert wurde. Diese Senkungsblutfülle entsteht wenn der Blutdruck post mortem persistiert und das Blut entsprechend der Schwerkraft in den am tiefsten liegenden Körperteilen absinkt. Infolge einer erhöhten Durchlässigkeit der Blutkapillaren und des Sistierens der peritonealen Rückresorption von Flüssigkeiten kann es nach dem Tode zu einer Vermehrung der Bauchhöhlenflüssigkeit kommen. Diese erscheint wegen der gleichzeitig bestehenden Hämolyse meist Lackfarben-rötlich, gelegentlich auch trüb. Die Totenstarre tritt sechs bis acht Stunden post mortem ein und breitet sich nach der Nysten-Regel (erst Herz und Zwerchfell, dann Kopf-, Hals-, Brustgliedmaßen- dann Beckengliedmaßenmuskulatur) aus. Es kommt zu einem Einstrom von Kalzium-Ionen aus dem sarkoplasmatischen Retikulum und den Mitochondrien in das Sarkoplasma (ermöglicht wird dies durch eine Membranveränderung der Zellen, die postmortal eintritt). Auf Grund dieses Einstroms von Kalzium-Ionen kontrahiert sich die Muskulatur. Sind die 8 vorhandenen ATP-Reserven verbraucht, bleiben die Aktin- und Myosinfilamente miteinander verknüpft, da sie sich ohne ATP nicht mehr voneinander lösen können. Dies hat eine Starrheit der Muskeln zur Folge. Dieser Zustand löst sich innerhalb von 24-48 Stunden post mortem in derselben Reihenfolge wieder, in der er anfangs fortgeschritten ist. Dies beruht auf enzymatischen Zersetzungsprozessen im Gewebe. Das Totenauge entsteht zum einen durch die Kontraktion des M. retractor bulbi im Rahmen der Totenstarre. Dadurch wird der Bulbus in die Orbita gezogen. Zum anderen fallen p.m. Lidschlag und Tränenproduktion weg, so dass das Auge oberflächlich austrocknet. Der Bulbus verliert seinen Tonus und die Kornea trübt sich. Am offenen Auge geschieht dies schon nach einer Stunde, bei geschlossenem Auge erst nach 6 – 8 Stunden. Nach dem Tod sinkt die Körpertemperatur langsam auf Umgebungsniveau ab, die Geschwindigkeit hängt dabei von Außentemperatur und Tiergröße ab. Grund für den Temperaturabfall ist der Wegfall der Wärmeproduktion, dem aber eventuell eine Fäulniswärme entgegenwirkt (besonders bei großen Tieren). Bei Menschen wird der Richtwert für den Temperaturabfall von etwa 0,8 °C pro Stunde angegeben. Eine Schätzung des Todeszeitpunktes anhand des Abfalls der Körpertemperatur ist in diesem Fall auf Grund der vorangegangenen Kühlung nicht mehr möglich. Bei diesem Rind lagen trübe, leicht geöffnete Augen vor. Daraus lässt sich schließen, dass der Todeszeitpunkt mindestens eine Stunde zurück liegt. Die größtenteils aufgehobene Totenstarre deutet darauf hin, dass das Rind schon annähernd 2 Tage tot ist, da die Lösung der Totenstarre nach 24 Stunden beginnt und nach 48 Stunden meist komplett ist. Da Kälte das Lösen der Starre verzögert ist es gut möglich, dass das Tier schon seit einem Zeitraum von 2-5 Tagen tot ist. Dies stimmt mit dem vorberichtlich angegebenen Todeszeitpunkt (30.11.08) überein. Krankheitsursache Die Kuh ist an einer hochgradigen, diffusen, akuten bis chronischen Pleuritis mit Verwachsung von Herzbeutel und Zwerchfell erkrankt und zeigt einen hochgradigen, serofibrinösen Brusthöhlenerguss. Der Tod ist aufgrund eines akuten Herz- Kreislaufversagens eingetreten. Der Tod ist vermutlich aufgrund eines Endotoxinschocks eingetreten. _____________________________________ cand. med. vet.