Physikalisches Schulversuchspraktikum I Luftdruck (Oberstufe) marlene hack (9955515/412) Abgabedatum: 9. 1. 2003 Inhaltsverzeichnis Lerninhalt ............................................................3 In welcher Klasse?...............................................3 Vorkenntnisse........................................................................................................................3 Lernziele ..............................................................3 Theoretische Grundlagen .....................................4 Auftrieb .....................................................................................................................................4 Flugzeug ...................................................................................................................................5 Hubschrauber.........................................................................................................................8 Luftwiderstand ......................................................................................................................9 Zusatzinformationen..........................................11 Windkanal ..............................................................................................................................11 Vakuumtechnik ...................................................................................................................13 Barometer ..............................................................................................................................17 Flugmedizin...........................................................................................................................18 Tauchen...................................................................................................................................19 Versuche............................................................21 Implodierte Dose ...............................................................................................................21 Gewicht der Luft .................................................................................................................23 Quellenverzeichnis.............................................24 Abbildungsnachweis ..........................................24 2 Lerninhalt: Strömungslehre, Auftrieb (Flugzeug, Hubschrauber), Strömungswiderstand Zusatzinformationen: Vakuumtechnik (Anwendungen, verschiedene Pumpen), Barometer, Windkanal, Auswirkungen von hohen (-> Tauchen) und niedrigen Drücken auf den menschlichen Körper In welcher Klasse? 6. Klasse: Aerodynamik, Strömungswiderstand Vorkenntnisse: Luftdruck, Auftrieb aus der 2. Klasse Lernziele: Verstehen des Auftriebs beim Flugzeug und Hubschrauber Strömungswiderstand – SchülerInnen sollen wissen, wovon er abhängig ist. Zusatzinformationen: Überblick über Anwendungen der Vakuumtechnik Allgemeine Informationen über Messungen im Windkanal 3 Theoretische Grundlagen: Auftrieb Unter Auftrieb versteht man eine Kraft, die der Schwerkraft eines Körpers entgegenwirkt. Man unterscheidet hier zwischen statischem Auftrieb und dynamischem Auftrieb, wovon aber nur der dynamische Auftrieb eine praktische Bedeutung für den Segelflug hat. Dieser entsteht am Flügel und (bei entsprechender Profilierung) auch am Höhenleitwerk. Bei der dynamischen Auftriebserzeugung werden Druckunterschiede am Flügel ausgenutzt, die durch die Profilwölbung entstehen. Die vom Flügelprofil verdrängte Luft muss in ihrem geteilten (oben und unten) Strömungsverlauf einen längeren Weg über die Profiloberseite machen. Die Strömung hat dadurch auf der Oberseite des Flügels eine höhere Geschwindigkeit als auf der Unterseite. Es entsteht im verlangsamten Teil der Strömung, d.h. unten, ein Überdruck, während der Druck in der Umgebung der schnelleren Umströmung (Oberseite) so abfällt, dass ein Sog entsteht. Der Auftrieb wirkt senkrecht zur Richtung der relativen Bewegung. Diese unsymmetrische Umströmung des Profils hängt von der Profilform und von der Größe des Anstellwinkels ab. Abbildung 1 Je größer die Geschwindigkeit der Strömung, desto kleiner ist der Druck => Bernoullische Gleichung: 1 2 v gh p = konstant 2 ist die Dichte des Mediums, v die Geschwindigkeit des Mediums, g die Erdbeschleunigung, h die Höhe und p der Druck. 4 Der statische Auftrieb entsteht z.B. Bei Heißluftballonen, Gasballonen oder Luftschiffen. Bei Heißluftballonen wird über den Brenner die Luft in der Ballonhülle erhitzt, die Luft dehnt sich durch die Erwärmung aus und hat somit eine geringere Dichte als kältere Luft, der Ballon kann also steigen. Beim Gasballon und beim Luftschiff wird überwiegend Helium eingesetzt, das eine geringere Dichte als Luft aufweist. Abbildung 2 Flugzeug Abbildung 3 Man kann das heutige herkömmliche Flugzeug in vier Baugruppen unterteilen: Rumpf Tragflächen Leitwerk: Es besteht aus zwei wichtigen Ruderflächen, der waagerechten und der senkrechten Fläche, die beide über bewegliche Abschnitte zur Steuerung des Flugzeuges und über feste Teile zur Gewährleistung 5 der Stabilität verfügen. Der vordere Teil der waagerechten Ruderfläche wird Höhenflosse genannt, und der hintere bewegliche Abschnitt ist das Höhenruder. Der feste Teil der senkrechten Ruderfläche wird Seitenflosse genannt, und der bewegliche Teil ist das Seitenruder. Fahrwerk Mechanische Steuerung Abbildung 4 Die Fluglage eines Flugzeuges (seine Ausrichtung in Bezug auf den Horizont und auf seine Bewegungsrichtung) wird normalerweise durch drei Vorrichtungen bestimmt, von denen jede für die Bewegung um eine andere Achse zuständig ist. Zu den drei Vorrichtungen gehören die beweglichen Teile des Leitwerks, also die Höhen- und Seitenruder, und die beweglichen Teile der Tragflügelhinterkante, die man Querruder nennt. Bedient werden diese Steuerflächen vom Cockpit aus, mit einem Steuerknüppel oder Steuerhorn und den Seitenruderfußhebeln. Höhenruder sorgen für die Längsbewegung um die Querachse. Richten sich die Höhenruder auf wird das Heck gesenkt und der Bug für den Aufstieg hochgehoben. Senken sich die Höhenruder, so fliegt das Flugzeug nach unten. Die Querruder steuern die Rollbewegung um die Längsachse. Wird das linke Querruder aufgerichtet und das rechte heruntergeklappt wird das Flugzeug in die linke Schräglage gebracht. Das funktioniert natürlich auch in der entgegengesetzten Richtung. Die Seitenruder sorgen für die Drehbewegung um die Hochachse, indem sie zusammen mit den Querrudern den Kurs des Flugzeuges nach links oder rechts verändern. 6 Anstellwinkel Abbildung 5 Unter dem Anstellwinkel versteht man den Winkel zwischen der Anblasrichtung und der Profilsehne. Die auftrieberzeugenden Flächen der Flügel stellt man so ein, dass deren Profile vom Luftstrom nicht unmittelbar von vorn, d.h. in der Richtung ihrer Profilsehne getroffen werden, sondern zur Rumpflängsachse in einem gewissen Winkel, dem sogenannten Einstellwinkel stehen. Der Anstellwinkel ändert sich beim Flug in Abhängigkeit davon, wie das Flugzeug oder Flugmodell bzw. dessen Flügelprofil gegen die Strömung der Luft angestellt wird. Auftrieb & Widerstand des Tragflügels und damit auch des Flugzeugs in seiner Gesamtheit hängen davon ab, wie groß dieser Anstellwinkel im momentanen Flugzustand ist. Einstellwinkel Abbildung 6 Der Einstellwinkel ist der Winkel, in dem die Profilsehne des Flügels zur Längsachse des Flugzeugs steht. Der Einstellwinkel wird so festgelegt, dass der Rumpfwiderstand des Flugzeugs in dem Anstellwinkelbereich, in dem es normalerweise fliegen soll, möglichst klein bleibt. Die Flügel schneller Motorflugzeuge haben eher einen geringen Einstellwinkel, während man bei relativ langsam fliegenden Segelflugzeugen größere Werte wählt. Der Einstellwinkel bleibt während des Fluges konstant. 7 Hubschrauber Ein Hubschrauber wird im Prinzip durch „rotierende Tragflächen“ nach oben gezogen. Bei den üblichen Modellen ist am Heck des Hubschraubers ein Ausgleichsrotor mit horizontaler Achse angebracht. Ohne ihn würde sich die Maschine durch die Drehbewegung des Hauptrotors ständig im Kreis drehen. Dieser zweite Rotor gleicht das durch den Hauptrotor verursachte Drehmoment aus. Abbildung 7 Soll nun der Hubschrauber nach vorne fliegen, so gibt der Pilot mit dem Steuerungsmechanismus dem Rotorblatt, das gerade über das Heck der Maschine streicht, einen größeren Anstellwinkel, wodurch dessen Auftrieb etwas größer wird. Der Hubschrauber neigt sich ein wenig nach vor. Der Auftrieb lässt sich nun in eine lotrechte, die das Gewicht trägt, und in eine waagrechte Komponente, die den Vortrieb bewerkstelligt, zerlegen. 8 Luftwiderstand Unter Luftwiderstand versteht man die von der Geschwindigkeit und Form eines bewegten Körpers sowie der Luftdichte abhängende und der Bewegungsrichtung entgegenwirkende Kraft. Der Widerstand eines Strömungskörpers setzt sich aus einem Form- und Druckwiderstand und einem Reibungs- oder Oberflächenwiderstand zusammen. Er wird nach folgender Formel berechnet: W= 1 * cW * * A * v 2 2 ist die Dichte des strömenden Mediums, A die Querschnittsfläche des Körpers normal zur Strömung und v die Relativgeschwindigkeit zwischen Körper und Medium. Der cw-Wert ist der Widerstandsbeiwert der sich aus Windkanalmessungen ergibt und von der Form und von der Oberflächenbeschaffenheit des Körpers sowie von der Reynoldschen Zahl (Re) abhängt. Re = l v ist wieder die Dichte des Mediums, v die Relativgeschwindigkeit zwischen Körper und Medium, l eine für den jeweiligen Körper charakteristische Länge (z. B. Kugelradius), die dynamische Viskosität des Mediums. Vorrichtung zur Messung des Strömungswiderstandes: Abbildung 8 9 Skizze Gegenstand cw-Werte Dünne Kreisplatte 1,1 Offene, dünnwandige Halbkugelschale 1,33 Schlanker Kreiszylinder 0,63-1,2 Offene Halbkugelschale 0,34 Kugel 0,20-0,47 Stromlinienkörper 0,045 10 Zusatzinformationen: Windkanal Ein Windkanal ist eine technische Versuchsanlage zur Simulation der Bedingungen, die auftreten, wenn sich ein Objekt durch die Luft bewegt. Bei einer Untersuchung im Windkanal bleibt das zu untersuchende Objekt ortsfest, während Luft oder Gas darauf geblasen wird. In einem Windkanal werden die Auswirkungen bewegter Luft auf Objekte wie Flugzeuge, Raumfahrzeuge, Geschosse, Fahrzeuge, Gebäude und Brücken oder auch z. B. Schispringer analysiert. Abbildung 9 Mit Tests im Windkanal wird u. a. der Luftwiderstand von Fahrzeugen und Flugzeugen untersucht. Durch entsprechende Maßnahmen (z. B. Anpassung der aerodynamischen Form) lässt sich dieser Widerstand verringern und der cW-Wert verbessern. Die Größe von Windkanälen reicht von einigen Zentimetern bis zu mehreren Metern. Ein Beispiel ist der Tunnel des Ames Research Center der NASA (National Aeronautics and Space Administration; Bundesbehörde für Luft- und Raumfahrt der USA) in Kalifornien. In diesem 12 × 24 Meter großen Windkanal findet ein ganzes Flugzeug mit einer Flügelspannweite von 22 Metern Platz. Je größer der Querschnitt des Windkanals, desto schwieriger ist es, einen Luftstrom von hoher Geschwindigkeit zu erzeugen und aufrechtzuerhalten. Das gilt besonders für Anlagen, in denen Über- und Hyperschallgeschwindigkeitsbedingungen erzeugt werden sollen. Hier ist der Energiebedarf so hoch, dass der Tunnel wesentlich kleiner sein muss. Große Unterschallwindkanäle können den Luftstrom zwar mit motorbetriebenen Propellergebläsen erzeugen, für höhere Geschwindigkeiten sind aber Luftkompressoren (Drucklufterzeuger) 11 erforderlich. Diese setzen unter hohem Druck stehende Gase frei. Windkanäle, die mit einer Gasladung arbeiten, können nur sehr kurze Zeit in Betrieb bleiben. Extrem hohe Geschwindigkeiten werden im Hochgeschwindigkeitswindkanal erzeugt. Hier können z. B. kleine Flugzeug- oder Raumfahrzeugmodelle mit einer Sprengladung in die eine Richtung des Kanals geschossen werden, während gleichzeitig ebenfalls mit einer Sprengladung beschleunigtes Gas in die andere Richtung strömt. Damit lassen sich für die Dauer von etwa einer Sekunde Luftgeschwindigkeiten von bis zu 48 000 Kilometern pro Stunde erreichen. Abbildung 10 Beim Flug von Überschallraumfahrzeugen entsteht durch Reibung eine erhebliche Wärmeentwicklung (siehe Wärmeübertragung). Zur Untersuchung solcher Bedingungen wird in besonderen Windkanälen ein Strahl heißen Gases auf das Modell geleitet. Gasbewegung und Wärmeentwicklung werden gemessen. Manchmal wird in Unterschallwindkanälen Rauch eingesetzt, um die Luftbewegung an den Flügeln eines Flugzeuges sichtbar zu machen. In anderen eigens dafür konstruierten Windkanälen kann man die Bedingungen in großen Höhen nachahmen und ihren Einfluss auf das Verhalten eines Flugzeuges untersuchen. Es wurden bereits Bedingungen erzeugt, die einer Höhe von 145 Kilometern entsprechen. Diese Höhenversuche sind ebenfalls wichtig für die Beurteilung des Verhaltens von Strahltriebwerken unter sämtlichen Flugbedingungen. In einem Spezialwindkanal im Lewis Flight Propulsion Laboratory der NASA in Cleveland (Ohio) kann man Strahltriebwerke in Originalgröße bei 12 Luftgeschwindigkeiten bis zu 3 860 Kilometer pro Stunde und Höhen bis zu 30 500 Metern prüfen. Der geplante europäische Überschallwindkanal (European Transsonic Wind Tunnel), der von europäischen Luftfahrtbetrieben und Forschungseinrichtungen genutzt werden soll, wird eine ähnliche Leistungsfähigkeit haben. Vakuumtechnik Geringe bis mittlere Vakua werden seit dem späten 19. Jahrhundert in Haushaltsgeräten wie Vakuumflaschen und Staubsaugern benutzt. Abbildung 11 Dewar-Gefäß Ein Dewar-Gefäß besitzt einen doppelwandigen Glasbehälter, dessen Wandzwischenraum evakuiert und mit einer wärmeisolierenden Schicht (meist dünne Silberschicht) versehen ist. Dewar-Gefäße dienen beispielsweise in Laboratorien zur Aufbewahrung von heißen oder extrem kalten Stoffen (z. B. flüssige Luft). Der doppelwandige Glasbehälter hält das aufzubewahrende Gut auf annähernd konstante hohe bzw. niedrige Temperatur. Das Gefäß wurde nach dem britischen Chemiker James Dewar benannt. Die Funktionsweise von Thermoskannen ist im Prinzip die gleiche. Die Vakuumtechnologie kommt ebenfalls bei der Destillation von Schmierölen aus Petroleumresiduen und beim Abpumpen von Luft aus Glühbirnen zum Einsatz. Hochvakuumtechnik wird auch zur molekularen Destillation von Fischfetten bei der Herstellung von Vitamin-A-Konzentrat herangezogen sowie bei der elektromagnetischen Abscheidung von Uran 235 von dem häufigeren Isotop des Urans, mit dem es von Natur aus verbunden ist. Eines der wichtigsten Einsatzgebiete der Vakuumtechnik in jüngerer Zeit ist das großindustrielle Tiefgefrieren. Unter Vakuumbedingungen wird die Verdunstung von Wasser sehr stark beschleunigt, deshalb kommt dieses Verfahren für die Gefriertrocknung von Nahrungsmitteln zur Anwendung. Das in den Lebensmitteln enthaltene Wasser wird verdampft und entzieht 13 ihnen dabei so viel thermische Energie (Verdampfungskälte), dass sie schockartig durchgefroren werden. Im Hochvakuum verdampftes Metall wird benutzt, um Kunststoffe oder andere Gegenstände mit einer Metallschicht zu überziehen, die den Gegenständen ein hochwertiges metallisches Aussehen verleiht. Durch die Einführung von Hochgeschwindigkeits-Hochvakuumpumpen konnte die Produktion von Fernsehröhren gewaltig beschleunigt werden. Geschmolzene, gegossene oder gesinterte Metalle können in ihren physikalischen Eigenschaften durch Behandlung im Hochvakuum noch verbessert werden, da hierbei Gaseinschlüsse und Verunreinigungen entfernt werden. Metallische Einkristalle, die für Transistoren und ähnliche elektronische Bauteile verwendet werden, werden in Hochvakuumreaktoren „gewachsen”, d. h. gefertigt. Elektrische Transformatoren und Hochspannungskabel werden mit hoch durchschlagfesten Dielektrika vakuumimprägniert, um die Eigenschaften der elektrischen Isolierung zu verbessern. Um bestmögliche Wärmeisolierung für Flaschen und Rohre zu erreichen, in denen verflüssigte Gase gelagert oder transportiert werden sollen, werden deren Gefäßwände im Hochvakuum behandelt. Halbleitersubstrate zur Herstellung elektronischer Schaltungen werden durch „Aufsputtern” widerstandsfähiger Materialien, wie Tantal oder Wolfram, in einer Hochvakuumatmosphäre behandelt. Teilchenbeschleuniger sind auf sehr gute Vakua angewiesen, um den Teilchen einen möglichst unbehinderten, gaspartikelfreien Umlauf zu ermöglichen. Um Bauteile der Luft- und Raumfahrttechnik unter simulierten Weltraumbedingungen testen zu können, benutzt man große Versuchskammern mit Fassungsvermögen von zum Teil mehreren tausend Kubikmetern, die für die Erzeugung guter Vakua sehr hohe Abpumpgeschwindigkeiten erfordern. Für bestimmte Formen chemischer Untersuchungen, bei denen die Analyseprobe in gasförmigem Zustand oder in der Gestalt elektrisch geladener Ionen sein muss, kann nur eine Vakuumumgebung das Geforderte leisten. Derartige Geräte sind u. a. Massenspektrometer, Elektronenmikroskope und Messgeräte für Vakuumverschmelzung und kernmagnetische Resonanz. 14 Aufbau der Geräte Vakuumanlage: Abbildung 12 Ein betriebsfähiges Vakuumsystem setzt sich aus drei Teilen zusammen: Hauptkammer, in der die Arbeit ausgeführt wird Vakuumpumpen zusätzliche Ausstattung wie Rohrleitungen, elektrische Steuereinrichtungen und Messapparaturen Um mit der Vakuumanlage in der Abbildung oben arbeiten zu können, muss die Arbeitskammer mit ihrem Vakuummessgerät vakuumdicht mit dem Pumpstand verbunden sein. Sobald Hochvakuum- und Grobventile geschlossen sind und das Vordruckventil geöffnet ist, laufen die Diffusionspumpen und die mechanischen Pumpen an. Wenn die Diffusionspumpe in Betrieb ist, kann sie durch Schließen des Vordruckventils vom restlichen System abgetrennt werden. Anschließend wird die Arbeitskammer abgepumpt, und zwar zunächst mit der mechanischen Pumpe. Hierzu ist das Lufteinlassventil geschlossen und das Grobventil geöffnet. Der Druck in der Arbeitskammer sinkt dann auf ein zehntausendstel Bar (1 Bar ≡ 100 000 Pascal). Die Kammer wird dann zur Diffusionspumpe hin geöffnet, wobei zuerst das Grobventil geschlossen und danach die Vordruck- und Hochvakuumventile geöffnet werden. Sodann ist die Kammer für Arbeiten bereit, die darin ausgeführt werden sollen. Die Arbeitskammer ist ein luftdicht abgeschlossener Behälter mit einer oder mehreren Möglichkeiten des Zugriffs auf den Innenraum. Für einfachere Aufgaben werden oft auch abgedichtete Glas- oder Stahlglocken benutzt. Zum Innenraum der Kammer stehen von außen her leckdichte Verbindungen zur Verfügung, z. 15 B. Schaugläser, elektrische Anschlüsse oder Werkzeuge, die mechanische Bewegungen von außen in das Vakuum übertragen können. Vakuumpumpe - Schematischer Querschnitt durch eine Drehschieberpumpe: Abbildung 13 Bei der Drehschieberpumpe läuft ein Zylinder exzentrisch in einem zylindrischen Hohlgehäuse. Am Läufer ist ein hin- und herschiebbares Schaufelblatt so angebracht und mit Federn vorgespannt, dass es in ständigem Kontakt zur Laufbuchse steht und somit direkten Gasdurchtritt zwischen Einlass und Auspuff verhindert. Das gesamte Innere ist mit einem Dichtungsöl benetzt, das einen sehr geringen Dampfdruck hat. Wasserstrahlpumpe: Abbildung 14 Die Strahlpumpe beruht auf dem Prinzip, dass ein Gas oder eine Flüssigkeit, die unter hohem Druck als gerichteter Strahl durch eine Düse gepresst wird, Gasmoleküle aufnimmt und abführt. Als Treibmittel kann z. B. Wasser oder Wasserdampf dienen. Die Diffusionspumpe arbeitet nach einem ähnlichen Prinzip, benutzt aber den entgasten Dampf einer Flüssigkeit mit sehr geringem Dampfdruck, 16 meist ein speziell für diesen Zweck hergestelltes organisches Öl oder Quecksilber als Treibmittel. Dieses Treibmittel wird in dem Gasraum, der evakuiert werden soll, frisch verdampft und durchströmt ihn mit extrem hoher Geschwindigkeit, so dass Gasmoleküle in den Treibmittelstrahl eindiffundieren und mitgenommen werden. Das gasbeladene Treibmittel wird dann entgast und in einem Kreislauf zurückgeführt. Barometer Das Barometer ist ein Gerät zur Messung des Luftdruckes, also der Kraft, die durch das Gewicht der Luft in der Atmosphäre auf eine Flächeneinheit ausgeübt wird. Flüssigkeitsbarometer enthalten Quecksilber, das 13,6-mal so schwer wie Wasser ist, wodurch die Quecksilbersäule, die den Luftdruck aufwiegt, im Mittel nur 760 Millimeter hoch ist. Diese 760-Millimeter-Quecksilbersäule legt den mittleren Luftdruck in Meereshöhe fest, dies entspricht 760 Torr (-> 1 Torr = 1 Millimeter Quecksilbersäule) oder 1 013,2 Hektopascal (hPa, 1 Pascal = 1 Newton pro Quadratmeter). Abbildung 15 Torricelli (1608-1647) nutzte als Erster zum Nachweis des Luftdruckes ein oben geschlossenes, mit Quecksilber gefülltes Glasrohr, das er in eine Schale mit Quecksilber brachte. Der Flüssigkeitsspiegel im Rohr blieb in allen Fällen in einer Höhe von ungefähr 76 Zentimetern stehen. Heutige Quecksilberbarometer bestehen im Prinzip aus einem etwa 840 Millimeter hohen Glasrohr, das oben verschlossen und unten offen ist. Mit Quecksilber gefüllt, wird das Rohr mit dem offenen Ende in einen oben offenen, ebenfalls mit Quecksilber gefüllten Behälter getaucht. Der Quecksilberspiegel im Glasrohr fällt dann auf eine Höhe von etwa 760 Millimeter über dem Spiegel im Behälter. Dabei entsteht im oberen Teil des Rohres ein fast perfektes Vakuum. Schwankungen des Luftdruckes lassen die Flüssigkeit im Rohr steigen oder fallen. Auf Meereshöhe bewegt sich der Spiegel meist zwischen 737 und 775 Millimetern, das entspricht einer Schwankung des Luftdruckes zwischen 930 und 1 070 Hektopascal. Wenn der Quecksilberspiegel mit einer graduierten Skala, die als 17 Vernieranhang bezeichnet wird, abgelesen wird und entsprechende Korrekturen für die Höhe über dem Meeresspiegel (Normalnull), geographische Breite (wegen der Veränderung der effektiven Gravitationskraft), für die Temperatur (wegen der Ausdehnung des Quecksilbers) und für den Durchmesser des Glasrohres (wegen der Kapillarwirkung) gemacht werden, ist die Anzeige eines Quecksilberbarometers auf 0,1 Millimeter genau. Beim Dosen- oder Aneroidbarometer verformt der Luftdruck die elastische Oberseite einer teilevakuierten Dose. Der Grad der Verformung wird über einen Mechanismus und einen Zeiger auf eine Skala übertragen. Spezielle Dosenbarometer werden als Höhenmesser oder Altimeter verwendet, da der Luftdruck mit zunehmender Höhe abnimmt. Abbildung 16 Flugmedizin Ein entscheidender Faktor beim Fliegen ist der ständige Sauerstoffbedarf des menschlichen Körpers. Der Organismus kann Sauerstoff nur im Blut speichern. Die Muskeln können zwar eine Zeit lang auch ohne Sauerstoffnachschub arbeiten, doch dann nimmt ihre Leistungsfähigkeit durch die Anhäufung giftiger Abfallstoffe rapide ab. Am empfindlichsten reagieren Augen und Gehirn auf Sauerstoffmangel. Die Erdatmosphäre besteht zu 21 % aus Sauerstoff und übt auf Meereshöhe einen durchschnittlichen Druck von 1 013 Hektopascal (hPa) aus. Mindestens bis zu einer Höhe von 5 000 Metern reicht der äußere Luftdruck aus, um Menschen, deren Organismus an große Höhen angepasst ist, unbeschwertes Atmen zu ermöglichen. In großen Höhen 18 muss der Druck künstlich erhöht werden, um Menschen, die nicht an den geringen Luftdruck angepasst sind, über längere Zeit hinweg das Überleben zu sichern. Militärflugzeuge, die in großen Höhen fliegen, sind mit Sauerstoffgeräten ausgestattet, die bei Flughöhen über 3 000 Meter von den Besatzungsmitgliedern ständig getragen werden müssen. Bei Flugzeugen, die für Höhen von über 10 000 Metern geeignet sind, steht in der Regel das gesamte Cockpit unter Überdruck oder sie sind mit einer ÜberdruckSauerstoffversorgung ausgerüstet. In Militärmaschinen, die bis über 16 000 Meter aufsteigen können verfügt die Besatzung über GanzkörperDruckanzüge. Zivile Fluggesellschaften statten ihre Maschinen den gesetzlichen Regelungen entsprechend mit Druckkabinen aus. In Flugzeugen, die beispielsweise Höhen um 6 700 Meter erreichen, muss der Kabinendruck einer Höhe von etwa 1 800 Metern entsprechen. Bei geringem Luftdruck in über 9 150 Meter Höhe bleibt der Stickstoff nicht mehr in der Gewebeflüssigkeit des Körpers gelöst, sondern wird in Form kleiner Blasen frei. Diese können ebenso wie zerstörte Fettzellen ins Blut gelangen und als Embolien Blutgefäße blockieren. Dieser Zustand, Gasembolie oder Druckfallkrankheit genannt, führt zu geistiger Verwirrung, Lähmungserscheinungen und dem Zusammenbruch von Nerven- und Kreislaufsystem. Als wichtige Vorbeugungsmaßnahme hat sich das Einatmen reinen Sauerstoffs vor dem Flug erwiesen, denn auf diese Weise wird der Stickstoff aus dem Blut verdrängt. Schneller Druckverlust, wie er bei einer Undichtheit der Flugzeugkabine in großer Höhe auftreten kann, führt zur Bildung von Gasblasen in den Körperhöhlen. Ihr Druck verursacht schwerwiegende Schädigungen des Herzens und anderer Organe. Tauchen Tauchglocken Tauchglocken waren ab Mitte des 16. Jahrhunderts im Einsatz. Sie führten zum einen zu der Einsicht, dass nach dem Atmen komprimierter Luft das Auftauchen mit angehaltenem Atem zu schweren Lungenüberdehnungsunfällen führen können, zum anderen, dass die verbrauchte Luft bald ersetzt werden muss, damit der Kohlendioxidgehalt nicht auf gefährliche Werte ansteigt. Letzteres geschah entweder über Fässer oder durch einen Schlauch mittels einer Handpumpe, die oberhalb der Wasseroberfläche betrieben wurde. Längere Aufenthalte und effizientes Arbeiten unter Wasser waren nun möglich. In Unkenntnis der Sättigungs- und Entsättigungsvorgänge des Luftstickstoffs im Körpergewebe bei veränderlichen Druckverhältnissen kam es allerdings häufig zu akuten, zu chronischen und auch zu tödlichen 19 Dekompressionserkrankungen. Haltezeiten auf bestimmten Tiefen, abhängig von Arbeitstiefe und Tauchzeit, können dieses Problem beseitigen. Oberflächenunabhängige Tauchgeräte Abbildung 17 Das Mitführen eines Vorrats an komprimierten Atemgasen und ein mechanischer Atemregler ermöglichen für begrenzte Zeit oberflächenunabhängige Tauchgänge. Tauchgeräte dieser Art müssen atemgesteuert die nötige Sauerstoffmenge liefern und den Druck des Atemgases an der Schnittstelle zum Taucher genau auf den aktuellen Umgebungsdruck reduzieren. 1860 entwickelten Benoît Ronquayrol und Auguste Denayrouze aus einem Atemschutzgerät für den Bergbau die erste Version eines brauchbaren mechanischen Atemreglers. 20 Versuche: Implodierte Dose Verwendete Materialien: Dose, Schüssel mit kaltem Wasser, Bunsenbrenner, Zange Versuchsdurchführung: Zuerst füllt man die Schüssel mit kaltem Wasser. In die Dose gibt man ganz wenig Wasser, sodass der Boden benetzt ist, und erhitzt es stark über dem Bunsenbrenner. Dann nimmt man die Dose mit der Zange am oberen Rand und stülpt sie mit der Öffnung nach unten in das vorher vorbereitete kalte Wasser. 21 Versuchsergebnis: Die Dose implodiert, da die Luft bzw. der Wasserdampf in der Dose abgekühlt wird und sich zusammenzieht, aber durch die Dosenöffnung nicht so schnell kaltes Wasser in die Dose gelangen kann. Zeit: ungefähr 10 Minuten Tipps: Die Dose muss sehr schnell in das kalte Wasser gebracht werden, ansonsten funktioniert es nicht. Am besten implodieren kleine Dosen! 22 Gewicht der Luft Verwendete Materialien: Vakuumpumpe, Waage, runder Glaskolben Versuchsdurchführung: Der Glaskolben wird auf eine Waage gelegt und gewogen. Danach wird dieser Kolben mit der Vakuumpumpe evakuiert und wieder gewogen. Versuchsergebnis: Der Gewichtsunterschied vor und nach der Evakuierung entspricht nun dem Gewicht der Luft. Wenn wir einen kugelförmigen Glaskolben mit einem Durchmesser von 15 cm verwenden, ergibt sich für das Gewicht der Luft (mit der Dichte Luft = 1,2929 kg/m3) im Kolben V* Luft = 4 3 r * Luft ú 2,3 g. 3 Zeit: ungefähr 10 Minuten 23 Quellenverzeichnis: Theoretische Grundlagen, Zusatzinformationen (S. 4 - 20 ): Physik 2 (Sexl, Raab, Streeruwitz) S. 110 - 113 Taschenbuch der Physik (Kuchling) S. 168, 606 Microsoft Encarta Professional 2002 www.fg-lb.de baadenweb.de Abbildungsnachweis: Abbildung 1: baadenweb.de Abbildung 2, 5, 6, Tabelle (cW-Werte S.10): www.fg-lb.de Abbildung 3, 4, 9 – 17: Microsoft Encarta Professional 2002 Abbildung 7, 8: Physik 2 (Sexl, Raab, Streeruwitz) S. 110, 111 24