68 Buchbesprechungen Dogmatik G a l l a t i , Fidelis, M . O . P . , Der Mensch als Erlöser und Erlöster. Der aktive und passive Anteil des Menschen an der Erlösung. Wien, Herder, 1958. 8°, 248 S. - Kart. D M 24,—. Der V f . geht einem Problem nach, das durch die geistige Situation der Gegenwart eine besondere Aktualität erlangt hat, das sich aber dem Theologen immer aufdrängt, ohne daß es bis heute eine befriedigende Lösung gefunden hätte. Eine hervorragende Rolle spielt es i n dem heutigen Gespräch zwischen der evangelischen und der katholischen Theologie. - U m so mehr fällt, um es gleich von vorneherein zu sagen, auf, daß der Vf. sich nicht mit der evangelischen Theologie auseinandersetzt. E i n solches kritisches Gespräch hätte dem Werke einen erregenden Hintergrund gegeben, zumal auch in der evangelischen Theologie selbst die Frage i n lebhafte Bewegung geraten ist. I n seiner jetzigen Gestalt macht es einen zu überzeitlichen Eindruck. - Die Absicht des Buches hat systematischen Charakter. Das Historische fehlt indes nicht, es dient gewissermaßen zur Einführung. Die für das Problem bedeutungsvollen Theologen und Philosophen werden jeweils, ohne daß eine geistige Entwicklung aufgezeigt w i r d , knapp skizziert. Augustinus ist dabei w o h l zu sehr i n ein dogmatisches Schema gepreßt worden. - Für die Aufteilung des passiven und des aktiven Momentes i n dem Erlösungsvorgang verwendet der V f . mit Recht und mit großem Glück als Leitmotiv die Idee von Christus als dem Haupte seines Leibes: der Menschheit und insbesondere der Kirche. Die Erlösung ist zwar für die Menschen ein passives Entgegennehmen, insofern Gott durch Christus tätig ist, aber zugleich eine aktives Verhalten, insofern Christus als Repräsentant aller sein Werk vollbringt und daher alle i n ihm tätig sind. Sowohl der einzelne als auch die Gemeinschaft haben die Aufgabe und die Möglichkeit, das T u n Christi aufzunehmen und so selbst aktiv zu werden. Dies w i r d i n allen Einzelheiten ausgeführt. Der Vf. stellt das Baugesetz der Erlösung folgendermaßen dar: Die Tat Christi »zielt dahin, die Tätigkeit des Menschen i m denkbar größten Ausmaß heranzuziehen, so zwar, daß gesagt werden kann: das Menschengeschlecht erlöst sich selbst in seinem Haupte Jesus Christus. Diese Selbsterlösung unterscheidet sich aber von jeder anderen dadurch, daß sie nur möglich wurde durch ein neues Haupt, das Gott in unaussprechlicher Liebe dem Menschengeschlechte einverleibte«. So gewinnt die Theologie einen Standort jenseits der harten Alternative: entweder Fremderlösung oder Selbsterlösung. Ob man allerdings sagen kann, daß die menschliche Aktivität den passiven Charakter der Erlösung möglichst weit zurückdrängen soll, ist mehr als zweifelhaft und dürfte sowohl theologisch als auch philosophisch undurchführbar sein. Denn die hier in Betracht kommende Passivität bedeutet nichts anderes als Empfangen. Je mehr aber der Mensch empfängt, d. h. je passiver er in einem echten Sinne ist, um so aktiver ist er. Ein Maximum von Passivität hat ein Maximum von Aktivität i m Gefolge. Aber der Grundgedanke ist nicht nur richtig, sondern für die gesamte Theologie und auch für das Glaubensleben fruchtbar. Vermutlich würde auch die i n der Väterzeit fast allgemein verbreitete Assumptionstheorie für die Lösung des Problems ergiebig sein. Das Literaturverzeichnis ist dürftig. Das Werk hat ein hohes Verdienst. Es fördert ein wichtiges Problem wesentlich. München Michael S c h m a u s