Polarisation: 1. Einleitung: Licht besteht aus elektromagnetischen Wellen (Transversalwellen). Elektrischer und magnetischer Feldvektor stehen dabei senkrecht auf die Ausbreitungsrichtung und variieren völlig regellos. Bei der Polarisation wird nur der elektrische Feldvektor betrachtet. Polarisiertes Licht kann durch Absorption, Reflexion, Streuung und Doppelbrechung entstehen. Man unterscheidet linear, zirkular und elliptisch polarisiertes Licht. Linear polarisiertes Licht erhält man bei Absorption, Reflexion und Streuung, zirkular polarisiertes Licht bei Doppelbrechung. 1.1. Elliptisch polarisiertes Licht: Ist der allgemeinste Fall. Sowohl linear, als auch zirkular polarisiertes Licht sind Spezialfälle von polarisiertem Licht. Die Spitze des elektrischen Feldvektors umläuft dabei eine Ellipsenkurve. Die elliptische Polarisation erhält man durch Überlagerung zweier zueinander senkrecht linear polarisierter Wellen unterschiedlicher Amplituden, die eine Phasenverschiebung α aufweisen. Abbildung 1: Denise Krippel, Judith Hillberger Seite 1 1.2. Zirkular polarisiertes Licht: Hierbei handelt es sich ebenfalls um zwei sich überlagernde Wellenzüge, deren Polarisationsebenen aufeinander senkrecht stehen und die zueinander eine Phasenverschiebung π/2 aufweisen. Je nach Drehsinn unterscheidet man linkszirkular polarisierte und rechtszirkular polarisierte Wellen. Abbildung 2: 1.3. Linear polarisiertes Licht: Von linear polarisiertem Licht spricht man, wenn der Vektor der elektrischen Feldstärke nur in einer Ebene schwingt. Abbildung 3: Denise Krippel, Judith Hillberger Seite 2 2.Geschichte: Christian Huygens und Thomas Young fassten Lichtwellen als longitudinale Wellen auf. Damals glaubte man, dass das ganze Universum vom Äther erfüllt sei und er daher Eigenschaften einer feinen Flüssigkeit oder eines dünnen Gases und nicht die eines festen Körpers haben musste. Da sich einerseits in Flüssigkeiten und Gasen wegen der fehlenden Querkräfte keine Transversalwellen ausbreiten können und andererseits man bei Untersuchungen keine „Seitlichkeit“ von Lichtwellen beobachtet hatte, kamen sie zu diesem Entschluss. Erst der französische Physiker Etienne Louis Malus entdeckte 1808, dass Licht unter gewissen Umständen seine Symmetrie und Fortpflanzungsrichtung einbüßt und sehr wohl „Seitlichkeit“ aufweist und benannte sie „Polarisation“. Daraus folgte aber, dass Lichtwellen keine longitudinalen Wellen sein konnten! 3. Erzeugung von linear polarisiertem Licht: Linear polarisiertes Licht wird durch Absorption, Reflexion und Streuung erzeugt. 3.1. Polarisation durch Absorption: Abbildung 4: Die zwei Polarisationsfolien in „paralleler“ (links) und „gekreuzter (rechts) Stellung. Denise Krippel, Judith Hillberger Seite 3 3.1.1 Herstellung von Polarisationsfiltern: Um Polarisationsfilter herzustellen werden die Molekülketten einer Kunststofffolie durch Strecken/Dehnen in Längsrichtung parallelisiert, wodurch eine Vorzugsrichtung entsteht. Diese Vorzugsrichtung oder auch Transmissionsachse steht senkrecht auf die parallelen Molekülketten. Denn in die parallel zu den Molekülketten stehenden elektrischen Feldvektoren eines einfallenden Lichtstrahls, werden elektrische Ströme induziert und die Lichtenergie wird absorbiert. Stehen die elektrischen Feldvektoren aber senkrecht auf die Molekülketten wird das Licht durchgelassen. 3.1.2. Polarisation durch Absorption an Filtern: Schickt man nun Licht durch einen Polarisator, so wird nur die Komponente durchgelassen, die parallel zur Vorzugsrichtung schwingt. Die Komponente, die senkrecht darauf steht wird absorbiert. Schickt man das polarisierte Licht durch einen zweiten Polarisator, so kann man überprüfen, wie der Erste ausgerichtet war. Deshalb wird der zweite Polarisator auch Analysator genannt. Denn es herrscht Helligkeit, wenn die Transmissionsachsen der zwei Polarisatoren parallel zu einander sind und es herrscht Dunkelheit, wenn die Schwingungsrichtung des polarisierten Lichtes nach dem ersten Polarisator senkrecht zur Vorzugsrichtung des zweiten Polarisators steht und deshalb absorbiert wird. Steht der zweite Polarisator schräg zum ersten, so kann man sich den Wellenzug in zwei Komponenten zerlegt vorstellen, die eine parallel und die andere senkrecht zur Vorzugsrichtung. Wieder wird die parallel schwingende Komponente durchgelassen und die senkrecht schwingende absorbiert. Dadurch wird die Amplitude nach dem Analysator verringert. Abbildung 5: Denise Krippel, Judith Hillberger Seite 4 Hat das elektrische Feld des durchgelassenen Strahls nach dem ersten Filter, dessen Transmissionsachse parallel zur x-Achse steht, die Amplitude E1 und wird dieser durch einen weiteren Filter geschickt, der mit der Transmissionsachse des ersten Filters einen Winkel θ einschließt, gilt für die Feldkomponente parallel zur Transmissionsachse Ep = E1 cos θ und für die Komponente senkrecht zur Transmissionsachse Es = E1 sin θ. Die zweite Folie absorbiert Es und lässt Ep durch. Abbildung 6: 3.1.3. Anwendung: Verwendung finden diese Polarisationsfilter zum Beispiel im Kino. Um den 3D-Effekt zu erhalten projiziert man einen Film mit zwei Projektoren, die mit auf einander normal stehenden Polarisationsfilter ausgestattet sind, auf eine Leinwand. Betrachtet man diesen Film mit Brillen, bei der die jeweiligen Gläser ebenfalls mit auf einander normal stehenden Polarisationsfiltern versehen sind, so entsteht der räumliche Eindruck. Denise Krippel, Judith Hillberger Seite 5 3.2. Polarisation durch Reflexion an durchsichtigen Körpern: Auch hier kann Licht das rotationssymmetrische Verhalten um die Ausbreitungsrichtung bei Reflexion an einer Glasplatte verlieren. Betrachtet man den reflektierten Strahl durch einen Filter, kann man die Schwingungsrichtung feststellen. Am Effektivsten wird der reflektierte Lichtstrahl polarisiert, wenn der Einfallswinkel 57° beträgt und die Durchlassrichtung der Folie senkrecht auf die Reflexionsebene steht. In diesem speziellen Fall ist der reflektierte Lichtstrahl maximal linear polarisiert und schwingt senkrecht zur Reflexionsebene. Abbildung 7: Wenn das Licht so auf eine durchsichtige Fläche fällt, dass der reflektierte Strahl senkrecht auf den gebrochenen Strahl steht, dann ist der reflektierte Strahl maximal linear polarisiert. Man nennt diesen Winkel Polarisations- oder Brewster Winkel, da dieser vom Wissenschaftler und Erfinder David Brewster entdeckt wurde. Wird nun einfallendes Licht, das in diesem Winkel auf die Oberfläche fällt, reflektiert, so stehen reflektierter und gebrochener Strahl auf einander normal. Dreht man die Polarisationsfolie jedoch um 90°, so kann das Licht die Folie nicht mehr durchqueren, da es vollständig absorbiert wird (vgl. Polarisator und Analysator). Denise Krippel, Judith Hillberger Seite 6 Will man den Brechungswinkel berechnen, so kann man das Snellius´sche Brechungsgesetz folgendermaßen anwenden: sin α / sin β = n oder sin 57° / sin β = 1,53 oder β. Dabei ist n = n2 / n1. 3.2.1. Anwendung: Mit dieser Entdeckung können nun störende Reflexionen (z.B. Reflektiertes Sonnenlicht auf Seen) mit Polarisationsfiltern weitgehend aufgehoben werden. Da das reflektierte Licht hauptsächlich horizontal schwingt, werden Sonnenbrillen hergestellt, die mit vertikalen Filtern ausgestattet sind und deshalb das meiste reflektierte Licht absorbieren. Davon wird auch in der Fotografie Gebrauch gemacht. 3.3. Polarisation durch Streuung (Richtungsänderung): Bei der Polarisation durch Streuung betrachtet man natürliches Licht, dass auf ein Molekül oder auf ein dielektrisches Teilchen fällt. Ist deren Durchmesser klein gegenüber der Wellenlänge, so wird das Licht gestreut, da es aufgrund der Lichtenergie zu Schwingungen angeregt wird. Dadurch strahlen die Teilchen wieder Licht derselben Frequenz ab. Bei unpolarisiertem, einfallendem Licht ist die Feldrichtung willkürlich, sodass auch die Dipolschwingungen eine beliebige Richtung senkrecht zur Einfallsrichtung aufweisen. Entlang der Schwingungsachse wird kein Licht abgestrahlt, sondern nur senkrecht zur Dipolachse. Dieses Licht ist parallel zur Dipolachse linear polarisiert (zu 100%). Die Stärke des Streuprozesses hängt von der Wellenlänge (Frequenz) ab. Denise Krippel, Judith Hillberger Seite 7 Abbildung 8: 3.3.1. Anwendung bzw. Beispiel: Ein Beispiel dafür ist das Himmelsblau und das Morgen- bzw. Abendrot. Das Sonnenlicht besteht aus allen Farben des Regenbogens. Jede Farbe hat eine andere Wellenlänge. Trifft nun das Sonnenlicht auf die Moleküle der Atmosphäre (Dichte nimmt nach unten hin zu => der Lichtstrahl wird zum Lot gebrochen, da es vom optisch dünneren Medium in ein optisch dichteres gelangt), ändert es seine Richtung (Richtungsänderung = Streuung). Rot hat eine größere Wellenlänge als blau. Deshalb wird der rote Anteil weniger stark gestreut als der blaue Anteil. Ist der Sonnenstand hoch, so ist der Weg durch die Atmosphäre kurz. Es wird daher hauptsächlich blaues Licht gestreut. Steht die Sonnen tief, so ist der Weg durch die Atmosphäre länger. Dabei wird ein großer Anteil des blauen Lichtes „weggestreut“, dass der Himmel rot wirkt. Denise Krippel, Judith Hillberger Seite 8 4. Erzeugung von zirkular polarisiertem Licht: Zirkular polarisiertes Licht wird durch Doppelbrechung erzeugt. 4.1. Polarisation durch Doppelbrechung: Abbildung 9: Kristalle sind wegen ihres Gitteraufbaus mit bestimmten Symmetrielinien anisotrop, das heißt ihre physikalischen Eigenschaften sind richtungsabhängig. Lichtgeschwindigkeit und Brechungsindex sind hier je nach Schwingungsrichtung verschieden. Ein Lichtstrahl wird von einem Kristall in zwei Strahlen, den ordentlichen und den außerordentlichen Strahl, aufgespalten. Diese Eigenschaft nennt man doppelbrechend. Abbildung 10: Denise Krippel, Judith Hillberger Seite 9 Der ordentliche Strahl folgt dem Snellius’schen Brechungsgesetz, der außerordentliche hingegen nicht. Er ändert auch bei senkrechtem Einfall auf die Kristalloberfläche seine Richtung. Nach dem Durchgang durch den doppelbrechenden Kristall verlaufen beide Strahlen wieder parallel, aber seitlich versetzt. Zudem sind beide Strahlen linear polarisiert, ihre Schwingungsebenen stehen senkrecht zueinander. Gelingt es einen der beiden Strahlen zu entfernen, so erhält man linear polarisiertes Licht. Denise Krippel, Judith Hillberger Seite 10