Brandkrankheiten an Winterweizen

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DI Martin Fischl
Landwirtschaftskammer Niederösterreich, St. Pölten
Vortrag beim Ackerbautag der Wintertagung 2007
des Ökosozialen Forums Österreich,
Stadtsaal Hollabrunn
Hollabrunn, 13. 02. 2007
HERAUSFORDERUNGEN UND MÖGLICHE LÖSUNGSANSÄTZE
IM BEREICH DER PFLANZENGESUNDHEIT IM BIOLANDBAU –
FALLBEISPIELE AUS SICHT DER BERATUNG
Der Biolandbau ist ein System, in dem aufgrund des Verzichts auf chemisch-synthetische
Pflanzenschutzmittel systemkonforme vorbeugende Maßnahmen im Pflanzenschutz Priorität
haben. Nichtsdestotrotz stoßen in der praktischen Bewirtschaftung vorbeugende Maßnahmen
an ihre Grenzen. Anhand einiger Fallbeispiele sollen ausgewählte aktuelle Problembereiche
im Ackerbau diskutiert werden.
Brandkrankheiten an Winterweizen
Hauptursache für die immer wiederkehrenden Probleme mit dem gewöhnlichen Steinbrand
(Tilletia caries) im Bioweizenbau dürfte die hohe Bedeutung von Nachbausaatgut im österreichischen Biolandbau sein, wodurch häufig Nachbausaatgut unkontrollierter Herkunft zum
Anbau kommt. Gerade Neuumsteller tappen trotz Hinweisen von Seiten der Beratung häufig
in die „Steinbrandfalle“. Gegen Steinbrand gibt es einige systemkonforme direkte und vorbeugende Regulierungsmöglichkeiten. Tillecur ist ein Senfölpräparat, das in Deutschland als
Pflanzenstärkungsmittel zugelassen ist und für das sehr gute Wirkungsgrade nachgewiesen
wurden (Spieß 2003, Waldow 2004). Cerall ist in Österreich als biokonformes Beizmittel gegen gewöhnlichen Steinbrand zugelassen. Sehr frühe und sehr späte Aussaattermine können
den Steinbranddruck tendenziell verringern (Johnsson 1992), resistente Sorten existieren derzeit in Österreich nicht (AGES 2006), entsprechende Saatguthygiene ist daher die effizienteste Möglichkeit der Steinbrandkontrolle im Biolandbau.
Die Symptome des Zwergsteinbrands (Tilletia contraversa) sind im Feld nicht eindeutig von
jenen des gewöhnlichen Steinbrands zu unterscheiden – der Erreger führt zu tendenziell stärker verkürzten Halmen als der gewöhnliche Steinbrand. Zwergsteinbrand ist beschränkt auf
Lagen, in denen im Winter lange Schneedecken dem Pilz gute Bedingungen für eine erfolgreiche Infektion der Jungpflanzen bieten. Gerade der Winter 2006 bot an vielen Standorten
des Waldviertels und Alpenvorlands optimale Infektionsbedingungen. Erschwerend kommt
hinzu, dass der Zwergsteinbrand bodenbürtig ist und die Sporen bis zu zehn Jahren und länger
im Boden überdauern können.
Systemkonforme Beizmittel sind derzeit nicht zugelassen, für das Pflanzenstärkungsmittel
Tillecur werden Wirkungsgrade von 60 % gegen Zwergsteinbrand berichtet (Spieß 2006). Auf
belasteteten Standorten empfiehlt sich daher der Wechsel zu Sommerungen, die nicht befallen
werden.
Krankheiten und Schaderreger an (Körner-)Leguminosen
Die zentrale Stellung von Leguminosen in Fruchtfolgen des Biolandbaus führt in vielen Fällen zu ihrem räumlich und zeitlich engen Nebeneinander.
Seit einigen Jahren berichten Betriebe nun von zurückgehenden bzw. stark schwankenden Erträgen bei Körnererbse. Mitverursacher dürften zu kurze Fruchtfolgeabstände sein, die einen
Komplex von Fuß- und Welkekrankheiten nach sich ziehen können. Konkrete Forschungsergebnisse für den Biolandbau fehlen bislang. Anbauabstände von fünf bis neun Jahren werden
empfohlen (Prjanischnikow 1930, Geisler 1988, Vullioud 2005), in der Praxis aber häufig
nicht eingehalten.
Der gestreifte Blattrandkäfer verursacht charakteristischen bogenförmigen Fraß an den Blättern von Leguminosen. Unterirdisch fressen die Larven an den Wurzelknöllchen wodurch das
Luftstickstoffbindungsvermögen der Knöllchen beeinträchtigt wird. Exakte wissenschaftliche
Ergebnisse zu sorten- und artenspezifischen Anfälligkeitsunterschieden, zu Auswirkungen auf
das Stickstoffbindungsvermögen und zur damit potenziell veränderten Vorfruchtwirkung der
Leguminosen fehlen bislang.
Erbsenkäfer und Erbsenwickler können derzeit im Biolandbau im Pflanzenbestand nicht effizient reguliert werden. Befallene Samen zeigen verminderte Keimfähigkeit und Triebkraft.
Vorbeugende Lösungsansätze im Biolandbau
Aktive, tätige Böden, wie sie im Biolandbau prioritäres Ziel sind, zeigen generell eine geringere Disposition gegenüber bodenbürtigen Krankheitserregern (Fuchs et al. 2004). Eine den
Grundsätzen des Biolandbaus entsprechende Fruchtfolgegestaltung mit ausreichend weiten
Fruchtfolgeabständen ist integrativer Baustein einer vorbeugenden Regulierung von Pflanzenkrankheiten wie beispielsweise Fusariosen (Mäder und Gunst 2006), Halmbruch und Weizensteinbrand (Spieß 2006). Angepasste Saatzeiten können Probleme mit Erbsenwickler und
Weizensteinbrand abschwächen (Johnsson 1992, Arndorfer 1996, Spieß 2003, Saucke 2005,
Huss 2006). Erst in letzter Zeit werden die Auswirkungen von Mischkulturansätzen, wie sie
von Praktikern im Biolandbau zunehmend eingesetzt werden, auch aus dem Blickwinkel der
Krankheits- und Schädlingsvorbeugung diskutiert.
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