Inhaltsverzeichnis

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Philipps- Universität Marburg
FB Chemie
Protokoll zum Experimentalvortrag (AC)
Leitung: Prof. Dr. Neumüller, Dr. Reiss
WiSe: 2010/ 2011
Photochemische Reaktionen
- Die Chemie des Lichts (4.12.2010)
Tobias Rocksloh
[email protected]
-1-
Inhaltsverzeichnis
1. Ziel des Vortrags
2. Die physikalischen Eigenschaften des Lichts
2.1 Versuch 1: Das Wellenmodell – Lichtbeugung an einer Compact Disc
2.2 Das Teilchenmodell – Der äußere lichtelektrische Effekt
2.3 Der Welle – Teilchen – Dualismus
3. Wechselwirkungen zwischen Licht und Materie
4. Lumineszenz in der Schule
4.1 Versuch 2: Chemolumineszenz – Das Leuchten des weißen Phosphors
4.2 Versuch 3: Fluoreszenz – Fluoreszenz des Morin-Aluminium-Farblacks
4.3 Demonstration 1: Phosphoreszenz – Phosphoreszenz von Fluorescein
5. Lichtinduzierte, photochemische Reaktionen in der Schule
5.1 Demonstration 2: Lichtinduzierter Elektronentransfer
5.2 Versuch 4: Lichtinduzierte Radikalbildung – Photochemische Bromierung
5.3 Versuch 5: Lichtinduzierte Radikalbildung – Chlorknallgas-Explosion
6. Die Lehrplanrelevanz eines Spezialthemas
7. Literaturverzeichnis
8. Abbildungsverzeichnis
9. Verzeichnis der Versuchsvorschriften
-2-
1. Ziel des Vortrags
Ziel des Vortrags ist es zu zeigen, auf welche Art und Weise zwei so
unterschiedliche Phänomene wie Licht und Materie miteinander interagieren. Es
gilt besonders zu veranschaulichen, dass dieses scheinbare Spezialthema eine
unerwartet hohe Schulrelevanz hat und man mit gezielt ausgewählten Versuchen
einen hohen Alltagsbezug für die Schüler herstellen kann. Das Leitmotiv dieses
Vortrags stammt von dem US-amerikanischen Physiker Thomas Kuhn und
beschreibt eine fundamentale Eigenschaft der Naturwissenschaften:
„Die Entdeckung beginnt mit dem Bewusst werden einer Anomalie, das heißt mit
der Erkenntnis, dass die Natur in irgendeiner Weise die Erwartungen nicht erfüllt
hat.“ (Thomas Kuhn, Physiker)
Einige Versuche sind so gewählt, dass Effekte beobachtet werden sollen, die den
Erwartungen der Zuhörer widersprechen. Mit Hilfe dieser Widersprüche soll
Interesse geweckt und gezeigt werden, wie wissenschaftliche Entwicklung
Zustande kommt. Zunächst werden die physikalischen Eigenschaften des Lichts
betrachtet. Danach werden Prozesse und Reaktionen vorgestellt, bei denen
Materie Licht emittiert (Lumineszenz), sowie chemische Reaktionen, die nur unter
Einfluss von Licht ablaufen (photochemische Reaktionen). Abschließend wird die
Rolle des Themas im Lehrplan analysiert.
2. Die physikalischen Eigenschaften des Lichts
Bereits seit der Antike beschäftigt die Wissenschaft das Thema Licht. Erste
Erkenntnisse fasste 300 v. Chr. Euklid in seinen Arbeiten zusammen. Demnach
breitet sich Licht strahlenförmig auf gradlinigen Bahnen im Raum aus. Im späten
17. Jahrhundert entwickelten sich zwei scheinbar widersprüchliche Modelle, die
das Phänomen Licht beschrieben. Während Newtons Emissionstheorie Licht als
einen gradlinig verlaufenden Strahl von Teilchen beschreibt, postulierte Christian
Huygens, dass Licht Wellencharakter habe. In dem folgenden Abschnitt werden
zwei Versuche vorgestellt, die zeigen, dass Licht sowohl Wellen- als auch
Teilchencharakter besitzt.
-3-
2.1 Versuch 1: Das Wellenmodell – Lichtbeugung an einer Compact Disc
Chemikalien: -
Materialien:
Optische Leiste; Compact Disc; Laserpointer; weiße, rechteckige Oberfläche mit
Loch im Zentrum (Schirm); Stativmaterial
Zeitbedarf:
Vorbereitung: 5 Min.
Durchführung: 2 Min.
Nachbereitung: 2 Min.
Versuchsaufbau:
Abb.1 : Versuchsaufbau zu Versuch 1: Lichtbeugung an einer Compact Disc [1]
Versuchsdurchführung:
Laserpointer, Schirm und CD werden mittels Stativmaterial an der optischen Bank
fixiert. Die Höhe des Laserpointers wird so gewählt, dass der Strahl durch die
Öffnung des Schirms führt und auf der CD-Oberfläche reflektiert wird. Bei
geeignetem
Abstand
von
Laserpointer,
Schirm
und
CD
lassen
sich
Beugungserscheinungen auf dem Schirm beobachten. Bei Bedarf kann durch
Drehung der CD der reflektierte Laserstrahl an eine Wand projiziert werden,
sodass die Beugungserscheinungen deutlich größer sind.
-4-
Beobachtungen:
Anstelle eines vermuteten Lichtpunktes bildet der an der CD reflektierte
Laserpointerstrahl auf dem Schirm ein Lichtmuster mit einer Abfolge von
Lichtstreifen, deren Intensität zur Mitte hin zunimmt.
Entsorgung:
Sämtliche Materialien können beliebig oft verwendete werden.
Fachliche Analyse:
Zur Interpretation des beobachteten Phänomens wird zunächst der Aufbau einer
CD betrachtet. Eine CD besteht aus mehreren übereinander angeordneten
Schichten (vgl. Abb.2). Die unterste Schicht, die als Substratschicht bezeichnet
wird, besteht aus Polycarbonatverbindungen. Darüber befindet sich eine
reflektierende Aluminiumschicht, die von einer Schutzschicht überzogen ist. Die
Substratschicht ist von zahlreichen Vertiefungen und Erhöhungen (Pits und Lands)
überzogen, die den Informationen auf der CD entsprechen.
Abb.2 : Schematischer Aufbau einer Compact Disc [2]
Trifft jetzt Licht auf die CD, so wird die Schutzschicht durchdrungen, das Licht an
den Vertiefungen gebeugt und an der Aluminiumschicht reflektiert. Zur Erläuterung
des Begriffs Beugung wird das beobachtete Phänomen nicht für viele Spalten, wie
sie auf einer CD zu finden sind, betrachtet, sondern für zwei Spalten (siehe Abb.
3).
-5-
Abb.3 : Lichtbeugung am Doppelspalt [3]
Eine Lichtquelle bestrahlt einen Schirm. Zwischen Lichtquelle und Schirm befindet
sich eine Trennwand mit zwei dünnen Spalten. Wenn man erklären möchte,
warum sich auf dem Schirm nicht die zwei erwarteten Lichtstreifen (für jede Spalt
einer) abbilden, sondern das zuvor beschriebene Interferenzmuster, so muss man
Licht als Welle betrachten. Die Lichtquelle sendet eine Wellenfront aus. Diese
Wellenfront trifft auf die Spalten und wird dort gebeugt. Dies bedeutet
entsprechend des Huygenschen Prinzips, dass der Bereich der Wellenfront, der
auf den Spalt trifft, Ausgangspunkt einer neuen Wellenfront ist. Da hier zwei
Spalten vorliegen, kommt es folglich zu zwei Beugungsereignissen. Aus der
Wellenfront entstehen zwei neue Wellenfronten, die miteinander wechselwirken.
Dieses Phänomen wird als Interferenz bezeichnet und verursacht die Lichtmuster
auf dem Schirm.
Abb.4 : Interferenz [4
-6-
Prinzipiell unterscheidet man zwischen konstruktiver und destruktiver Interferenz
(Abb. 4). Sind die Lichtwellen um eine halbe Wellenlänge gegeneinander
verschoben, so heben sich die Amplituden der oberen und der unteren Wellen
gegeneinander auf. Beide Wellen löschen sich aus (destruktive Interferenz) und
auf dem Schirm im Versuch erscheint ein dunkler Bereich. Schwingen beide
Lichtwellen mit gleicher Phase, dann addieren sich die Amplituden (konstruktive
Interferenz). Die Amplituden (= Helligkeit) verdoppeln sich und auf dem Schirm
erscheint ein heller Bereich. Überträgt man den Zusammenhang auf den Aufbau
der CD-Oberfläche, so wird klar, dass bei Zunahme an Anzahl der Spalten sich
auch
die
Beugungs-
und
Interferenzereignisse
häufen
und
folglich
die
Beugungsmuster komplexer werden.
Abb.5 : Elektromagnetische Strahlung [5]
Eine Lichtwelle, die sich im Raum ausbreitet (Abb.5), besteht aus zwei
Komponenten,
einer
magnetische
Komponente
und
einer
elektrischen
Komponente. Beide stehen orthogonal zueinander und schwingen mit gleicher
Phase. Die Gleichung c/λ = υ
beschreibt den Verlauf der Welle (c =
Ausbreitungsgeschwindigkeit ≈ 300000 m/s; λ = Wellenlänge; υ = Frequenz). Je
größer die Amplitude, desto größer die Intensität (= Helligkeit) der Strahlung. Je
nach Art der elektromagnetischen Strahlung (Abb. 6) reicht die Wellenlänge von
wenigen nm bis hin zu einem Kilometer bei Radiowellen. Den Bereich zwischen
380 nm und 750 nm können die Menschen mit dem Augen wahrnehmen und wird
als Licht bezeichnet. Innerhalb dieses Bereichs werden die unterschiedlichen
Wellenlängen als Farben wahrgenommen.
-7-
Abb.6 : Das elektromagnetische Spektrum
[6]
2.2 Das Teilchenmodell – Der äußere lichtelektrische Effekt
Es lassen sich Phänomene des Lichts beobachten, die über das Wellenmodell
nicht erklärbar sind. Bestrahlt man eine negativ geladene Metalloberfläche, die
sich im Vakuum befindet, mit Licht, dann werden aus der Metalloberfläche
Elektronen
freigesetzt,
d.h.
es
fließt
ein
Strom.
Durch
Anlegen
einer
Gegenspannung kann man die kinetische Energie der freigesetzten Elektronen
bestimmen. Nach dem Wellenmodell wäre zu erwarten gewesen, dass mit
Zunahme der Intensität/ Amplitude der eingesetzten Strahlung auch die kinetische
Energie der freigesetzten Elektronen zunimmt (Vergleich mit Wasserwelle: Je
größer der Wellenkamm, desto größer ist die Energie der Welle und desto mehr
Energie kann übertragen werden). Die Wellenlänge des Lichts sollte jedoch keinen
Einfluss auf die kinetische Energie der Elektronen haben. Dies jedoch lässt sich
nicht beobachten.
Abb.7 : Ergebnis der äußeren lichtelektrischen Effekts[7]
-8-
Es hat sich gezeigt, dass die Intensität der eingesetzten Strahlung keinen Einfluss
auf die kinetische Energie der freigesetzten Elektronen hat. Ändert man die
Wellenlänge der Strahlung, so ändert sich auch die kinetische Energie der
Elektronen (Abb.7). Die Wellenlänge ist umgekehrt proportional zur kinetischen
Energie der Elektronen, d.h. je größer die Wellenlänge, desto kleiner die Energie.
Diese Beobachtungen stehen im direkten Widerspruch zum Wellenmodell des
Lichts. 1905 gelang es Albert Einstein diesen Versuch zu deuten. Dazu nutzte er
eine Erkenntnis von Max Planck. Dieser hatte in seinen Forschungsergebnissen
beobachtet, dass Energie in Paketen auftritt, deren Werte nur ein Vielfaches einer
Naturkonstante (Plancksches Wirkungsquantum) annehmen. Diesen Zusammenhang übertrug Einstein auf den lichtelektrischen Effekt. Demnach ist Licht als ein
Strahl von schwingenden Teilchen (Photonen) zu sehen, deren Energiebeträge
nur ein Vielfaches des Planckschen Wirkungsquantum annehmen können. Die
Energie eines Photons ist dabei von seiner Wellenlänge bzw. Frequenz abhängig.
Dies wird durch die Formel E = h υ ausgedrückt (E = Energie eines Photons; h =
Plancksche Wirkungsquantum = 6,626 10-34 Js). Somit gilt, je kleiner die
Wellenlänge, desto größer die Energie des Photons und damit die kin. Energie
des freigesetzten Elektrons. Dieser Zusammenhang ergänzt sich mit den
Beobachtungen zum lichtelektrischen Effekt.
2.3 Der Welle – Teilchen – Dualismus
Die Theorie zum Welle-Teilchen-Dualismus versucht die Welleneigenschaften und
den Teilchencharakter des Lichts zu vereinen. Dazu werden beide Modelle
gleichberechtigt genutzt, d.h. je nach Bedarf betrachtet man Licht als Welle oder
als Teilchen. Letztendlich reicht die menschliche Vorstellungskraft nicht aus, um
all diese beschriebenen Eigenschaften des Lichts in einem Modell zu vereinen.
Überträgt man die Erkenntnisse des lichtelektrischen Effektes (E = h c 1/ λ) auf
das elektromagnetische Spektrum (Abb.6), so bedeutet dies, dass blaues Licht mit
einer Wellenlänge von 450 nm sehr viel energiereicher ist, als rotes Licht mit einer
Wellenlänge von 700 nm.
3. Wechselwirkungen zwischen Licht und Materie
Licht und Materie wechselwirken miteinander. Die verschiedenen Möglichkeiten,
wie diese Wechselwirkungen aussehen können, werden in den folgenden
-9-
Abschnitten betrachtet. Unter Lumineszenz werden Prozesse verstanden, bei
denen elektromagnetische Strahlung im sichtbaren Bereich emittiert wird. Die
Emission
kann
dabei
durch
zwei
Dinge
verursacht
werden.
Bei
der
Chemolumineszenz wird ein Teil der frei werdenden Energie einer Reaktion in
Form von Licht abgegeben. Werden Moleküle durch Licht angeregt und geben
dabei einen Teil der Anregungsenergie als längerwelliges Licht wieder ab, so
spricht man von Photolumineszenz bzw. von Fluoreszenz/ Phosphoreszenz.
Wird die Aktivierungsenergie einer chemischen Reaktion nicht in Form von
Wärme,
sondern
in
Form
von
Licht
zugeführt,
so
spricht
man
von
photochemischen Reaktionen.
4. Lumineszenz in der Schule
4.1 Versuch 2: Chemolumineszenz – Das Leuchten des weißen Phosphors
Chemikalien:
Eingesetzter Stoff
Gefahrensymbol
R-Sätze
S-Sätze
Einsatz in der
Summenformel
Schule
Roter Phosphor
F
11-16-52/53
7-43-61
Weißer Phosphor
T+, C, F, N
17-26/28-3550
1/2-5-26-2845-61
Schülerversuch
S I und S II
Lehrerversuch
P(s)
P4(s)
Materialien:
Stativmaterial, Bunsenbrenner, Reagenzglas, Glaswolle
Zeitbedarf:
Vorbereitung: 5 Min.
Durchführung: 2 Min.
Nachbereitung: 5 Min.
Versuchsaufbau:
Abb.8 : Versuchsaufbau zu Versuch 2: Das Leuchten des weißen Phosphors
- 10 -
[8]
Versuchsdurchführung:
Etwa 1 g des roten Phosphors wird in ein großes Reagenzglas gegeben. Das
Reagenzglas wird mit einem Glaswollpfropfen verschlossen (verhindert zu starken
Luftzutritt). Anschließend wird das Reagenzglas am Stativ fixiert und der rote
Phosphor mit dem Bunsenbrenner erhitzt. Um den Effekt gut beobachten zu
können, sollte der Versuch im Dunklen durchgeführt werden.
Beobachtungen:
Der rote Phosphor ändert seine Farbe hin zu weiß. Die anschließend aufsteigende
Gasphase emittiert gelbgrünes Licht.
Entsorgung:
Die Reste im Reagenzglas werden nach Entfernung des Glaswollpfropfens
verbrannt und das Reagenzglas mit Inhalt im Feststoffabfall entsorgt.
Fachliche Analyse
Durch die Wärmezufuhr geht die rote Modifikation des Phosphors in die weiße
Modifikation über. Die sich im Anschluss bildenden weißen Dämpfe reagieren mit
dem Luftsauerstoff im Reagenzglas unter Autooxidation. Der Glaswollpfropfen
verhindert, dass sich der rote Phosphor entzündet und mit heißer Flamme
verbrennt. Der im Gefäß vorhandene Luftsauerstoff reicht lediglich für eine
chemolumineszente Oxidation (Chemolumineszenz). Über den genauen Ablauf
der Oxidation ist lediglich bekannt, dass sie als Kettenreaktion abläuft. Ein
detaillierter
Reaktionsmechanismus
steht
bis
dato
aus.
Es
Tetraphosphordecaoxid.
P
Roter Phosphor
P
P
P
0
0
P4 (s) + 3 O2 (g)
+3
P4O6 (s)
-2
+3
-2
P4O6 (s)
+5
-2
P4O6 (s) + h
- 11 -
Weißer Phosphor
entsteht
4.2 Versuch 3: Fluoreszenz – Fluoreszenz des Morin-Aluminium-Farblacks
Chemikalien:
Eingesetzter Stoff
Gefahrensymbol
R-Sätze
S-Sätze
Einsatz in der
Summenformel
Schule
Morin
Xi
36/37/38
26-36
Aluminiumnitrat
O, Xi
8-36/38
26
Kaliumhydroxid
C
22-35
Methanol
F, T
Eisessig
C
11-23/24/2539
10-35
26-36/37/3945
7-16-36/3745
23-26-45
dest. Wasser
-
-
-
Schülerversuch
S I und S II
Schülerversuch
S I und S II
Schülerversuch
S I und S II
Schülerversuch
S I und S II
Schülerversuch
S I und S II
Schülerversuch
S I und S II
C15H10 O7 x 2H2O
AlNO3 x 9H2O
KOH
CH3OH
CH3COOH
H2O
Materialien:
UV-Lampe, zwei Erlenmeyerkolben, Papier
Zeitbedarf:
Vorbereitung: 5 Min.
Durchführung: 1 Min.
Nachbereitung: 2 Min.
Versuchsdurchführung:
In einem Erlenmeyerkolben wird 1 g Aluminiumnitrat in dest. Wasser gelöst.
Dieser nun sauren Lösung setzt man Kalilauge bis zur stark alkalischen Reaktion
zu. Anschließend wird die Lösung mit Eisessig angesäuert (Lösung 1). In einem
zweiten Erlenmeyerkolben wird eine gesättigte Morin-Methanol-Lösung hergestellt
(Lösung 2). Beide Lösungen werden in einem dritten Erlenmeyerkolben im
Verhältnis 1:1 gemischt (Lösung 3). Lösung 2 und Lösung 3 werden im Dunklen
mit UV-Licht bestrahlt.
Beobachtungen:
Während Lösung 2 nur eine schwach orange Fluoreszenz zeigt, fluoresziert die
Morin-Methanol-Lösung in Gegenwart von Aluminiumionen intensiv grün. Man
sieht somit, dass bei Bestrahlung mit kurzwelligem UV-Licht längerwelliges Licht
im gelb-grünen Bereich emittiert wird.
Entsorgung:
Die Lösungen werden neutral im organischen Abfall entsorgt
- 12 -
Fachliche Analyse
Die Morin-Moleküle bilden in Gegenwart von Al3+- Ionen einen oktaedrischen
Chelatkomplex mit einem Aluminiumion als Zentralatom und jeweils drei MorinMoleküle als Liganden. Dieser Komplex hat die Eigenschaft bei Anregung mit
kurzwelligem UV-Licht längerwelliges Licht im gelb-grünen Bereich zu emittieren.
Die Lichtemission, die als Fluoreszenz bezeichnet wird, lässt sich mit Hilfe des
Jablonski-Diagramms erklären. Dargestellt sind in Abb. 9b qualitativ die
Energieniveaus des fluoreszierenden Moleküls. Der Parameter S steht hierbei für
Singulett, das heißt im S0- Zustand haben die beiden Elektronen eines Orbitals
einen entgegengesetzten Spin (Symbolisiert durch Pfeilrichtung). Wird jetzt eines
der Elektronen durch Lichtabsorption angeregt, ohne dabei seinen Spin zu ändern,
so spricht man vom S1 bzw. S2 Zustand. Jedes Energieniveau (S0, S1, S2…) hat
mehrere Subniveaus, die den Schwingungsübergängen entsprechen. Trifft jetzt
- 13 -
Licht in Form eines Photons auf das Molekül, dessen Wellenlänge bzw. Energie
genau dem Energieunterschied zwischen S0 und S1 bzw. S0 und S2 entspricht, so
wird ein Elektron in den S1- bzw. S2- Zustand angehoben. In diesem Zustand ist
das Molekül sehr instabil. Das angeregte Elektron tendiert in den S 0- Zustand
zurückzufallen. Beim Übergang des angeregten Elektrons vom S2 in den S1Zustand wird Energie in Form von Wärme frei. Der Übergang vom S1 in eines der
Schwingungsniveaus des S0- Zustands erfolgt unter Emission von Licht. Die
Wellenlänge
des
abgestrahlten
Photons
entspricht
dabei
genau
dem
Energieunterschied zwischen S1 und dem jeweiligen S0- Subniveau. Letztendlich
wird dieses physikalische Phänomen als Fluoreszenz bezeichnet.
Abb.9a : Jablonski-Diagramm (abgeändert) [9b]
Betrachtet
man
das
Jablonski-Diagramm
im
Zusammenhang
mit
dem
Absorptions- bzw. Emissionssprektrum, wird deutlich, warum das absorbierte Licht
immer energiereicher ist als das emittierte Licht (Abb. 9c). Bei der Anregung des
Moleküls erfolgt die Anregung nicht nur in den S 1- Zustand, sondern auch in
höhere Energiezustände. Lichtemission erfolgt jedoch nur beim Übergang vom S 1
in eines der Schwingungsniveaus des S0- Zustands. Bei allen anderen
Übergängen wird die Energie in Form von Wärme frei. Diese Energiedifferenz
zwischen Lichtemission und Lichtabsorption spiegelt sich in den entsprechenden
Emissions- und Absorptionsmaxima wieder und wird als Stokes-Shift bezeichnet.
Das Rückfallen der Elektronen auf unterschiedliche Subniveaus des S0- Zustands
erklärt, warum das emittiert Licht nicht nur eine Wellenlänge hat, sondern einen
- 14 -
größeren Wellenlängenbereich abdeckt. Je nachdem in welches S0- Subniveau
das Elektron zurückfällt, wird aufgrund der unterschiedlichen Energiedifferenz
Licht unterschiedlicher Wellenlänge emittiert. Das S0- Subniveau, das am
häufigsten erreicht wird, ist in Abb.9c mit 2 gekennzeichnet und bildet das
Emissionsmaximum in der Gaußkurve.
Abb.9b : Jablonski-Diagramm (abgeändert) [9c]
Möchte man verstehen, warum der Al-Morin-Komplex anders fluoresziert als das
isolierte Morin, so muss man sich die konjugierten Doppelbindungen der
jeweiligen Verbindungen anschauen. Das Al-Ion wirkt als Lewis-Säure stark
elektronenziehend (Abstand von HOMO und LUMO ändert sich). Diese Tatsachen
bewirken die Verschiebung der Emissionsstrahlung von orange (bei einzelnen
Morin-Molekülen) nach grün (bei Al-Morin-Komplexen).
- 15 -
4.3 Demonstration 1: Phosphoreszenz – Phosphoreszenz von Fluorescein
Chemikalien:
Eingesetzter Stoff
Gefahrensymbol
R-Sätze
S-Sätze
Einsatz in der
Summenformel
Schule
Fluorescein
-
-
22-24/25
Schülerversuch
S I und S II
C10H12O5
Borsäure
Xn
21/2236/37/38
26-36/37
Schülerversuch
S I und S II
H3BO3
Materialien:
Mörser mit Pistill, Porzellantiegel, Tiegelzange, Bunsenbrenner, Spatel, feuerfeste
Unterlage (z.B. Herdabdeckplatten), UV-Lampe
Zeitbedarf:
Vorbereitung: 20 Min.
Durchführung: 1 Min.
Nachbereitung: 2 Min
Versuchsaufbau:
Abb.10a : Versuchsaufbau zur Demonstration 1: Phosphoreszenz von Fluorescein
[10]
Versuchsdurchführung:
Im Mörser wird ein Borsäure-Fluorescein-Gemisch (500:1) mit dem Pistill gut
verrieben. Von diesem Gemisch gibt man so viel in einen Porzellantiegel, dass
sein Boden etwa 0,5 cm bedeckt ist. Das Gemisch wird im Abzug erhitzt. Sobald
sich die Masse im Tiegel mit einer glasigen Schmelze überzogen hat, stülpt man
den Inhalt des Tiegels mit Hilfe einer Tiegelzange auf der feuerfesten Unterlage
- 16 -
aus. Zur Demonstration wird die Scheibe im dunklen Raum mit der UVLaborlampe bestrahlt. Der Versuch wird mit einem Borsäure-Fluorescein-Gemisch
im Verhältnis von 50:1 wiederholt (Ansatz 2).
Beobachtungen:
Die Matrix emittiert unter Einwirkung von UV-Licht gelbgrünes Licht. Beim
Ausschalten der Lampe leuchtet die Platte noch zwei bis fünf Sekunden gelbgrün
nach. Erhöht man die Menge an Fluorescein im Gemisch (Ansatz 2), nimmt die
Intensität des emittierten Lichts entgegen den Erwartungen ab.
Entsorgung:
Die Unterlagen mit der Borsäurematrix werden im Feststoffabfall entsorgt.
Fachliche Analyse
Durch die Wärmezufuhr ist die Orthoborsäure zum Dibortrioxid dehydratisiert. In
dieser
wasserfreien
Bortrioxid-Schmelze
ist
die
Bewegungsfreiheit
des
Fluoresceins stark eingeschränkt. Dies bewirkt, dass das durch Licht angeregte
Molekül die Energie nicht mehr als Wärme freigeben kann, sondern als Licht
abstrahlt.
COO
O
-
-
O
Fluorescein-Natriumsalz
- 17 -
2 Na
O
+
Versuch 3 hat gezeigt, dass Fluoreszenz entsteht, wenn ein Elektron vom S1 in
den Grundzustand zurückfällt, ohne dabei seinen Spin zu ändern. In der
Demonstration 1 ändert das Elektron seinen Spin (Vgl. Abb. 10 b).
Abb.10b : Jablonski-Diagramm (abgeändert) [10b]
Unter bestimmten Voraussetzungen kann es vorkommen, dass sich energetisch
gesehen in der Nähe des S1- Zustands ein Triplett- Zustand = T1 (In diesem
Zustand ist die Spinpaarung aufgehoben) befindet und das angeregte Elektron
nicht in den Grundzustand zurückfällt, sondern in einen Schwingungsniveau des
nahe gelegenen T1- Zustands. Der Übergang (Spinumkehr!) vom S1- Zustand in
den T1- Zustand erfolgt zunächst strahlungsfrei. Der anschließende Übergang vom
T1- Zustand in den S0- Zustand (erneute Spinumkehr!) wird entsprechend der
Energiedifferenz der Niveaus Energie in Form von Licht abgegeben. Diese
Emission wird als Phosphoreszenz bezeichnet. Demnach ist Phosphoreszenz ein
physikalisches Phänomen und hat mit der Chemolumineszenz des weißen
Phosphors (Versuch 2) nichts gemein. Bei einem identischen Molekül ist die
Fluoreszenzstrahlung
immer
energiereicher,
d.h.
kurzwelliger
als
die
Phosphoreszenzstrahlung. Dies erklärt sich dadurch, dass der T1- Zustand
energetisch gesehen näher am S0- Zustand liegt, als der S1- Zustand. Um zu
verstehen, warum die Phosporeszenz im Gegensatz zur Fluoreszenz so ein
langes Nachleuchten besitzt, muss man wissen, dass der Übergang vom T 1Zustand
in
den
S0-
Zustand
aufgrund
des
Spinumkehrprozesses
quantenmechanisch verboten ist. Der Prozess ist kinetisch gehemmt. Dies hat zur
- 18 -
Folge, dass die Elektronen im T1- Zustand eine erhöhte Lebensdauer besitzen (bis
zu 100 Sekunden). Dieser Prozess wird als Triplettfalle bezeichnet. Die Erhöhung
der Fluoresceinkonzentration in der Matrix bewirkt nicht, wie zu erwarten gewesen
wäre, eine Erhöhung der Intensität der Phosphoreszenz (mehr FluoresceinMoleküle, die mehr Licht emittieren), sondern eine Abnahme der Intensität. Um
diese Anomalie zu erklären, muss man bedenken, dass die Fluorescein-Teilchen
nicht nur Licht emittieren, sondern auch aufgrund ihres identischen π- Systems
Licht in dem Wellenlängenbereich absorbieren, in dem die Phosphoreszenz statt
findet. Wenn jetzt ein angeregtes Molekül seine Phosphoreszenz abgibt, ist bei
einer höheren Fluoresceinkonzentration die Wahrscheinlichkeit höher, dass die
Strahlung von einem Nachbarmolekül absorbiert wird. Letztendlich entsteht zwar
mehr Phosphoreszenzstrahlung, jedoch verlässt weniger Strahlung die Matrix, da
die Moleküle ihre Strahlung gegenseitig absorbieren. Die Strahlungsenergie wird
unter Energieverlust von Molekül zu Molekül übertragen und wird schließlich als
Wärme frei. Das Phänomen wird als Phosphoreszenzlöschung bzw. Quenching
bezeichnet.
5. Lichtinduzierte, photochemische Reaktionen in der Schule
5.1 Demonstration 2: Lichtinduzierter Elektronentransfer
Chemikalien:
Eingesetzter Stoff
Gefahrensymbol
R-Sätze
S-Sätze
Einsatz in der
Summenformel
Schule
Ammoniumeisen-(III)-citrat
Xi
36/37/38
26-36
Schülerversuch
S I und S II
C6H8O7·nFe·nH3N
Kaliumhexacyanoferrat (III)
Xi
32-36/37/38
26-36
Schülerversuch
S I und S II
K3Fe(CN)6
Salzsäure (c= 1 mol/L)
-
-
-
Schülerversuch
S I und S II
HCl
Materialien:
Filterpapier, Schere, UV-Lampe, zwei große Petrischalen
Zeitbedarf:
Vorbereitung: 10 Min
Durchführung: 5 Min.
- 19 -
Nachbereitung: 2 Min
Versuchsdurchführung:
In 250 mL entionisiertem Wasser werden 13 g Ammoniumeisen(III)-citrat und 10 g
Kaliumhexacyanoferrat gelöst. Ein Filterpapier wird mit dieser Lösung getränkt und
auf eine Glasplatte gelegt und fünf Minuten mit UV-Licht bestrahlt. Danach
überführt man das Papier in eine Petrischale mit Salzsäure und belässt es etwa
fünf Minuten darin. Nun wird das Papier mit dest. Wasser abgespült und
getrocknet. Der Versuch wird mit einem neuen Filterpapier wiederholt. Hierbei
werden jedoch vor Bestrahlung des Papiers mit UV-Licht einige Bereiche des
Filters durch eine selbst gebastelte Schablone abgedeckt.
Beobachtungen:
Ammoniumeisen(III)-citrat und Kaliumhexacyanoferrat bilden eine gelbe Lösung.
Folglich färbt sich das mit der Lösung getränkte Papier ebenfalls gelb. Durch
Einwirkung von UV-Licht und Salzsäure erfolgt eine Farbänderung von gelb nach
blau. Werden bestimmte Bereiche des Papiers durch eine Schablone abgedeckt,
so bleibt in diesen Bereichen die Farbreaktion aus.
Entsorgung:
Die Lösungen werden neutral im Abfluss und die Filterpapiere im Feststoffabfall
entsorgt.
Fachliche Analyse
Es findet ein Redoxreaktion statt, die durch Licht eingeleitet wird. Durch die
Einwirkung von Licht wird das Fe3+ -Ion des Ammoniumsalzes zu Fe 2+ reduziert. In
der parallel ablaufenden Oxidation wird das Citrat-Anion zum Anion der β-KetoGlutarsäure oxidiert. Die Eisen(II)-Ionen bilden mit dem Hexacyanoferrat einen
schwerlöslichen Komplex („Berliner Blau“). Dieser Komplex absorbiert im Bereich
zwischen 600 und 630 nm. Folglich entsteht ein blauer Farbeindruck. Hierbei
handelt es sich um einen Chargetransferkomplex. Durch den Lichteinfluss wird ein
Elektron zwischen dem Fe3+-Ion und dem Fe2+-Ion hin- und zurück verschoben,
wodurch letztendlich der Farbeindruck entsteht.
+II
Fe
+III
2+
+
+II +III
K3[Fe(CN)6]
2K
"Rotes Blutlaugensalz"
+
+
K3[FeFe(CN)6]
"Berliner Blau"
- 20 -
h
+III
2e
-
+
2 Fe
3+
+II
2 Fe
2+
+III
O
O
-
h
O
O
O
+I
-
O
O
CO2
-
+
H
+
+
-
2e
-
O OC
COO
-
OH
Anion der  -Keto-Glutarsäure
Citrat-Anion
1842
entwickelte
der
britische
Naturwissenschaftler
den
so
genannten
Blaupausendruck. Die Methode diente zwischen 1870 und 1945 in der
Maschinenindustrie zum Kopieren von Werkszeichnungen und Maschinenplänen.
Das Ergebnis ist ein Negativdruck, d.h. die ursprünglich dunklen Linien bleiben
weiß, während sich die ursprünglich weißen Bereiche blau verfärben (Abb. 11b).
Bei dem Blaupausendruck findet die zuvor beschriebene Reaktion statt.
Abb.11b : Das Prinzip von Blaupausen [11a]
- 21 -
5.2 Versuch 4: Lichtinduzierte Radikalbildung
Chemikalien:
Eingesetzter Stoff
Gefahrensymbol
R-Sätze
S-Sätze
Einsatz in der
Summenformel
Schule
Hexan
F, N, Xn
11-38-51/53-6567
Brom
N, C, T+
26-35-50
9-16-29-3361-62
Schülerversuch
S I und S II
C6H14
7/9-26-45-61
LV !
Br2
Materialien:
2 Erlenmeyerkolben (100 mL), 2 Uhrgläser, Pipette, Indikatorpapier, Overheadprojektor, Alufolie
Zeitbedarf:
Vorbereitung: 5 Min.
Durchführung: 2 Min.
Nachbereitung: 5 Min
Versuchsdurchführung:
In einem Erlenmeyerkolben werden 100 mL Hexan mit einigen Tropfen
elementarem Brom versetzt. Der Kolben wird mit einem Uhrglas abgedeckt und
mit Hilfe eines Tageslichtprojektors beleuchtet. Anschließend hält man ein
feuchtes Indikatorpapier über die Öffnung des Kolbens.
Beobachtungen:
Die braune Bromlösung entfärbt sich mit zunehmender Beleuchtungsdauer. Das
feuchte Indikatorpapier färbt sich rot.
Entsorgung:
Die farblose Lösung wird im organischen Abfall entsorgt.
Fachliche Analyse
Aus den Beobachtungen lässt sich schließen, dass durch den Lichteinfluss das
elementare Brom umgesetzt wurde (Entfärbung!) und eine Säure entstanden sein
muss (Indikatorpapier färbt sich rot). Aufgrund der Edukte handelt es sich bei der
Säure um Bromwasserstoff, der nach folgender Reaktionsgleichung gebildet
wurde.
- 22 -
C6H14 + Br2
C6H13Br + HBr
Diese Reaktion verläuft nach dem Mechanismus einer radikalischen Substitution.
Im Initiationsschritt kommt es durch die Lichteinwirkung zu einer homolytischen
Bindungsspaltung der Brom-Brom-Bindung. Die Bromradikale reagieren mit den
Hexanmolekülen unter Abspaltung von Protonen. Es entsteht Bromwasserstoff
(Färbung des Indikatorpapiers) und ein Hexylradikal. Das Hexylradikal spaltet
erneut
eine
Brom-Brom-Bindung
unter
Bildung
eines
Bromradikals
und
Monobromhexan.
Startreaktion
h
Br
2
Br
Br
Kettenreaktion
CH3
H3C
- HBr
+
Br
CH2
H3C
CH3
oder
H3C
CH
CH
oder
CH2
H3C
+
CH3
H3C
Br
- Br
Br
H3C
Br
CH3
oder
H3C
Br
oder
Kettenabbruchreaktion
2 Br
Br
CH3
H3C
Br 2
Br
CH2
H3C
+
Br
H3C
CH3
CH2
H3C
2 H3C
- 23 -
Einige lichtbedingte Hauterkrankungen werden ebenfalls durch die lichtinduzierte
Bildung freier Radikale verursacht. Bei der so genannten „Mallorca Akne“ bildet
der körpereigene Talk unter Einwirkung von UV-Strahlung freie Radikale, die die
Fette in der Haut angreifen und so Entzündungsreaktionen auslösen.
5.3 Versuch 5: Lichtinduzierte Radikalbildung
Chemikalien:
Eingesetzter Stoff
Gefahrensymbol
R-Sätze
S-Sätze
Einsatz in der
Summenformel
Schule
Kaliumpermanganat
O, Xn, N
8-22-52/53
60/61
Konz. Salzsäure
C
34-37
26-45
Aktivkohle
-
-
-
Zink-Granalien
-
-
-
Kupfersulfatlösung
Xn, N
22-36/3850/53
22-60/61
Schülerversuch
S I und S II
Schülerversuch
S I und S II
Schülerversuch
S I und S II
Schülerversuch
S I und S II
Schülerversuch
S I und S II
Schülerversuch
S I und S II
Natriumthiosulfat
KMnO4
HCl
C
Zn
CuSO4
Na2S2O3
Materialien:
Zwei große Reagenzgläser mit Gummistopfen, zwei 2 mL-Spritzen (mit Kanüle),
zwei 20 mL-Spritzen (mit Kanüle), Reagenzglasständer, Lichtquelle (z.B. Lichtblitz
eines Photoapparats), Spatel, Pipette, Putzschwamm
Zeitbedarf:
Vorbereitung: 15 Min.
Durchführung: 2 Min.
Nachbereitung: 10 Min.
Versuchsdurchführung:
Darstellung
von
Chlor:
Ein
Reagenzglas
wird
etwa
1
cm
hoch
mit
Kaliumpermanganat befüllt und mit einem Gummistopfen verschlossen. Der
verwendete Gummistopfen hat zwei parallel eingeführte Kanüle, je für eine 2 mLSpritze und für eine 20 mL-Spritze. Die 2 mL-Spritze wird mit konzentrierter
Salzsäure befüllt und auf die entsprechende Kanüle gesetzt. Die zweite Kanüle
wird mit einer geölten 20 mL-Spritze (mit Aktivkohleröhrchen unterhalb)
verschlossen. Nun wird tropfenweise Salzsäure zum Kaliumpermanganat
- 24 -
gegeben. Das dabei entstehende Chlorgas sammelt sich im Gemisch mit Luft in
der 20 mL-Spritze an. Um einen nennenswerten Überdrück in der Apparatur zu
vermeiden, ist es sinnvoll, den Kolben der 20 mL-Spritze mit der Hand
nachzuziehen. Nachdem die Spritze gefüllt ist, wird diese durch eine 20 mLSpritze ersetzt. Während die erste und zweite Fraktion in Natriumthiosulfat
verworfen wird (zu hoher Luftanteil), kann bereits die dritte und vierte Fraktion zur
Weiterverarbeitung
verwendet
werden.
Darstellung
von
Wasserstoff:
Ein
Reagenzglas wird mit etwa 2 cm mit in Kupfersulfatlösung aktivierten
Zinkgranalien
befüllt
und
mit
einem
Gummistopfen
verschlossen.
Der
Gummistopfen besitzt ebenfalls zwei parallel eingepasste Kanülen, je für eine 2mL-Spritze und eine 20-mL-Spritze. Die 2-mL-Spritze wird mit konzentrierter
Salzsäure befüllt und auf die entsprechende Kanüle gesetzt. Auf die zweite Kanüle
wird zwecks Reinigung des gebildeten Wasserstoffs von mitgetragenem HCl-Gas
ein Aktivkohleröhrchen aufgesetzt. Dieses wiederum wird mit einer geölten 20 mLSpritze verschlossen. Durch die tropfenweise Zugabe von Salzsäure zu den
Zinkgranalien entsteht Wasserstoff. Dieser wandert im Gemisch mit Luft durch das
Aktivkohleröhrchen in die 20-mL-Spritze. Auch hier gilt, um einen Überdruck zu
vermeiden, wird der Kolben der 20-mL-Spritze mit der Hand nachgezogen. Bereits
die
zweite
Fraktion
besitzt
ausreichend
reinen
Wasserstoff,
um
die
Knallgasreaktion durchzuführen. Demonstration der Chlorknallgasreaktion: Es wird
eine 20-mL-Spritze mit je 10 mL Chlorgas und 10 mL Wasserstoffgas gefüllt. Es ist
sinnvoll, mehrere Versuchsansätze anzulegen, da schon kleine Mengen
Luftsauerstoff die Reaktion unterbrechen (Fangen Wasserstoffradikale ab) und der
Wasserstoff zudem in relativ kurzer Zeit durch die Wand der Spritze diffundiert.
Um eine frühzeitig ausgelöste Reaktion zu vermeiden, sollte der ganze Versuch im
abgedunkelten
Raum
durchgeführt
werden.
Die
Spritzen
mit
den
Versuchsansätzen werden jeweils auf eine Kanüle, die in einen Putzschwamm
eingeführt ist, aufgesetzt und mit einem Lichtblitz bestrahlt (Lichtquelle direkt an
den Spritzenkörper halten).
Beobachtungen:
Zeitgleich mit Auslösung des Lichtblitzes findet die explosionsartige Reaktion in
der Spritze statt. Durch die enorme Volumenentwicklung wird der Kolben der
Spritze nach oben weggedrückt.
- 25 -
Entsorgung:
Das überschüssige Chlorgas wird in Natriumthiosulfatlösung gebunden und die
Lösung neutral im Abfluss entsorgt. Die Reste an Kaliumpermanganatlösung
werden neutral im Schwermetallabfall entsorgt.
Fachliche Analyse
Der Mechanismus dieser explosiven Reaktion entspricht im Wesentlichen der der
radikalischen Bromierung. Durch den Lichteinfluss kommt es zur homolytischen
Spaltung der Chlor-Chlor-Bindung (Startreaktion). In den anschließenden
Kettenreaktionen reagieren die Chlorradikale mit Wasserstoff zu Salzsäure.
Treffen
zwei
Radikale
aufeinander,
(Kettenabbruchreaktion).
Startreaktion
Cl
h
Cl
2 Cl
Kettenreaktion
Cl
+
H2
HCl
+
H
H
+
Cl2
HCl
+
Cl
Kettenabbruchreaktion
Cl
Cl2
2 H
H2
2
- 26 -
so
ist
die
Reaktion
beendet
6. Die Lehrplanrelevanz eines Spezialthemas
Tabelle 1: Lehrplanrelevanz der Versuche [2]
Versuch:
Lehrplanrelevanz
1. Lichtbeugung an einer CD
Fächerübergreifender Unterricht Chemie/Physik
2. Chemolumineszenz von
7 G 2: Reaktionen von Nichtmetallen mit Luft
Phosphor
8 G 1: Chemische Formeln und Reaktionsgleichungen
E 1: Redoxreaktionen
3. Al-NW mit Morin
8 G 3: Elektrolyte und Ionenbegriff
Q 4: Wahlthema Angewandte Chemie: NW ausgesuchter Ionen
4. Bromierung von Hexan
Q 1: Chemie der KW 1: Halogenwasserstoffe (Radikalische Substitution)
5. Chlor-Wasserstoff-
7G 2: Stoffe werden verändert – Die chemische Reaktion: Wasserstoff als Energieträger
Knallgasreaktion
Tabelle 2: Lehrplanrelevanz der Demonstrationen [2]
Demonstrationen
Lehrplanrelevanz
1. Phosphoreszenz von
Q 2: Technisch und biologisch wichtige KW: Fakultative Inhalte: Farbstoffe
Borsäure-FluoresceinMatrix
2. Cyanotopie: Das Prinzip E 1: Redoxreaktionen
von Blaupausen
Q 2: Technisch und biologisch wichtige KW: Fakultative Inhalte: Farbstoffe
Q 4 (LK): Wahlthema Komplexchemie
7. Literaturverzeichnis
[1] Wöhrle, D., Tausch W., Stohrer W. (1998): Photochemie: Konzepte, Methoden,
Experimente. 1. Auflage. Stuttgart: Wiley-VCH Verlag
[2] Hessisches Kultusministerium. Lehrplan Chemie für die Jahrgangsstufen G7
bis G12
http://www.kultusministerium.hessen.de/irj/HKM_Internet?uid=3b43019a8cc6-1811-f3ef-ef91921321b2 (Zugriff 11.11.2010)
[3] Hollemann, A. F., Wiberg, E., Wiberg, N. (2007). Lehrbuch der Anorganischen
Chemie. 102. Auflage. Berlin, New York: de Gruyter.
- 27 -
[4] Jander, Blasius (2006). Lehrbuch der analytischen und präparativen
anorganischen Chemie. 16. Auflage. Stuttgart: S. Hirzel Verlag.
[5] Mortimer, C. E. (2001). Chemie – Das Basiswissen der Chemie. 7. Auflage.
Stuttgart, New York: Georg Thieme Verlag.
[9]
Unfallkasse
Hessen,
Hessisches
Kultusministerium.
Hessisches
Gefahrstoffinformationssystem Schule - HessGISS. Version 11. 2006/2007.
8. Abbildungsverzeichnis
[1]
http://www.didaktik.physik.uni-duisburg-essen.de/veranstaltungen/soe/versuchs
berichte/SS08 /Lichtbeugung%20an%20einer%20CD/Bericht_Lichtbeugung.pdf
(Zugriff: 6.4.2011)
[2]
http://www.it.hs-esslingen.de/~schmidt/vorlesungen/mm/seminar/ws0001/ cdrom/
image004.gif (Zugriff: 22.3.2011)
[3]
http://www.helmholtz-berlin.de/media/media/angebote/arbeiten_lernen/
lehrmaterialien/dualismus/beugung_von_wellen/doppelspalt.gif (Zugriff 22.3.2011)
[4]
http://www.univie.ac.at/mikroskopie/1_grundlagen/optik/img_optik/interferenz_kon
struktiv.png (Zugriff 22.3.2011)
[5]
http://www.demarine-umwelt.de/lr/image/image_gallery?uuid=99fabe6b-bf15-41f9892b-8a002ea6ef31&groupId=10136&t=1259150691585 (Zugriff 22.3.2011)
- 28 -
[6]
http://www.positive-selbstgespräche.de/images/spektrum.png (Zugriff 22.3.2011)
[7]
http://www.anne-augustum.de/walko/physik/klasse12/ gk/optik_atomphysik %28gk
%29/physik3-Dateien/lichteffekt4.gif (Zugriff 22.3.2011)
[8]
Rocksloh, T. Eigenes Photo
[9a]
http://www.chemie.uni-jena.de/institute/oc/weiss/bilder/jablo.gif (Zugriff 8.4.2011)
[9b]
http://www.chemie.uni-jena.de/institute/oc/weiss/bilder/jablo.gif (Zugriff 8.4.2011)
[10a]
Rocksloh, T. Eigenes Photo (Chemsketch)
[10b]
http://www.mineralienatlas.de/VIEW.php?param=1113766097.max (8.4.2011)
[11a]
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Waldhaus_Gasterntal_Plan5.JPG&f
iletimestamp=20100828092422 (8.4.2011)
9. Verzeichnis der Versuchsvorschriften
Lichtbeugung an einer Compact Disc
[1] http://www.didaktik.physik.uni-duisburgessen.de/veranstaltungen/soe
/versuchsberichte/SS08/Lichtbeugung%20an%20einer%20CD/Bericht_Lichtbeugu
ng.pdf (Zugriff: 22.3.2011)
- 29 -
Das Leuchte des weißen Phosphors
[1] Brandl, H.: Lichtbeteiligung bei chemischen Reaktionen. In: MNU 50/4, 1997,
Seite 206-222
Fluoreszenz – Fluoreszenz des Morin-Aluminium-Farblacks
[1] Brandl, H.: Über eine neue Chemilumineszenzreaktion zum Nachweis von
Aluminium. In PdN-Ch. 3/35, 1986, Seite 34 ff.
Phosphoreszenz – Phosphoreszenz von Fluorescein
[1] Tausch, M.: Phosphoreszenz und Fluoreszenz. In PdN-Ch. 1/37, 1988, Seite
14-21.
Lichtinduzierter Elektronentransfer
[1] Brandl, H.: Faszinierende Versuche zur Photochemie . In PdN-Ch. 6/41, 1992,
Seite 29-34 ff.
Lichtinduzierte Radikalbildung (Bromierung)
[1] Keune, Hans, Just, Manfred: Chemische Schulexperimente- Band 2, Dritte
Auflage, Cornelsen/ Volk und Wissen, 1999
Lichtinduzierte Radikalbildung (Chlorknallgas)
[1] Obendrauf, V.: Chlorknallgas – verlässlich und sicher. In Chemie in der Schule
22, 2007, Seite 3 ff.
- 30 -
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