USA 2008 Mittwoch, 14. Mai 08 1 Tag Greeley, Colorado Aufstehen 6 Uhr, frühstücken, Auto packen und Abfahrt um 8 Uhr Richtung Flughafen München. Wir lassen unser Auto beim Park Service Huber stehen und sind pünktlich um 10.45 Uhr am Flughafen. Um 13 Uhr geht es los, Richtung Philadelphia. 15.30 Uhr landen wir dort. Es geht durch den Zoll und div. Sicherheitskontrollen und um18.20 Uhr fliegen wir weiter nach Denver. Dort angekommen nehmen wir den Shuttle Bus nach Greeley, wo wir gegen Mitternacht ankommen. Hundemüde. Donnerstag, 15. Mai 08 2.Tag Springfield, Colorado Um 6.30 Uhr sind wir aufgestanden, ausgiebig gefrühstückt und umgepackt. Rolf holt das Motorrad aus der Garage und lädt alles, was wir mitnehmen wollen. Dann fahren wir los, Richtung Denver. Es ist kalt und sehr windig. Am Blue Star Memorial Highway, Rest Aera, machen wir Mittag: Tee, Radieschen, Bananen, Baguette und Leberwurst. 14.15 Uhr, wir fahren von Pueblo bis Las Animas, dem letzten Wohnort Kit Carsons. Und dann geht es auf der 101 Richtung Oklahoma. Leider hört die Straße nach ein paar Kilometern auf und Regen droht. Vor uns liegen fast 50 Meilen, nur Schotter! Eine menschen- und tierleere Gegend. Doch wir haben Glück, es regnet nicht und gegen 18 Uhr sind wir in Springfield, suchen uns ein Motel und ruhen uns aus. Heute gefahrene Meilen: 328 (528 km). Freitag, 16. Mai 08 3. Tag Monahans, Texas 1 USA 2008 Wir sind schon um 6 Uhr aufgestanden, denn gestern sind wir früh (21 Uhr) ins Bett gegangen. Da es kein Frühstück gab, sind wir um 7.15 Uhr losgefahren, nachdem Rolf unsere Sachen auf dem Motorrad umgepackt hat. In Campo haben wir in einem schönen Cafe gefrühstückt: Eier, Schinken, Toast, Kartoffeln, Kaffee und alles zusammen für $ 10,50. Ein sehr gutes Frühstück. Dann geht es weiter, Richtung Süden. Um 8.50 Uhr passieren wir die Grenze nach Oklahoma. Eine fast menschenleere Gegend. Die Grenze nach Texas überqueren wir um 9.40 Uhr. Es wird langsam wärmer, bleibt aber sehr windig. Gegen 14 Uhr machen wir in Dimmit Mittag. Dann geht es weiter. Durch endlos weites Land, wo Getreide angebaut wird, dann folgen riesige Weiden mit den berühmten Hereford-Rindern. Wir sehen unzählige Rindersammelstellen, wo die Rinder auf die Bahn verladen werden. Hier stinkt es fürchterlich. Dann kommen wir in das Land des Erdnussanbaues. In Odessa wollen wir übernachten, aber es erscheint uns zu teuer, also geht es weiter bis Monahans. Dort finden wir zwar ein Motel, was nur $ 50 kostet, aber schmutzig ist. Ich bin trotzdem froh, mein Bein ausruhen zu können. Zum Abendbrot gibt es Käse, Wurst, Ölsardinen, Brot, Möhren und alkoholfreies Bier. Heute sind wir 10 Std. auf dem Motorrad gesessen, sehr lange. Es waren 459 Meilen (739 km). Mein persönlicher Eindruck der Fahrt durch diesen Teil Texas: Zum Teil chaotisch und langweilig. Samstag, 18. Mai 08 4. Tag Study Butte, Texas Heute sind wir später aufgestanden, Abfahrt war gegen 8.30 Uhr, ohne Frühstück. Dieses hatten wir in Pepitos Cafe in Fort Stockton: Rühreier, Schinken, Kartoffeln, French Toast, Kaffee 2 USA 2008 und das Alles für $ 12. Dann fuhren wir weiter gen Süden auf dem Highway 85 bis Marathon. Auf dieser schönen Strecke sahen wir kaum mal ein Auto, aber 16 tote Antilopen und viele Geier. Ob die auf uns gewartet haben? Dann erreichen wir den Nationalpark Big Bend, direkt an der Grenze zu Mexiko. Er umfasst den Fluss Rio Grande, die Wüste Chihuahuan mit vielen Kakteenarten und Berge mit Pinienwäldern. Wir machen unser Mittagspicknick im Park bei Daniels Ranch. Es ist 14.30 Uhr und sehr schön warm. Wir sind ganz allein, bis auf eine Herde Javelinas, Tiere, die nur in Texas, New Mexiko und Arizona vorkommen. Sie sehen ähnlich aus wie Wildschweine, sind aber eine eigene Spezies. Und wir erleben von ganz nah viele schöne bunte Vögel (400 verschiedene Arten gibt es hier, ein Paradies für Vogelkundler) und Geier, die ihre gewaltigen Flügel ausbreiten, als wollten sie zeigen, wie prächtig sie sind. Und das stimmt, es sind bis auf den hässlichen nackten Kopf, sehr schöne Vögel. Weiter geht es in das Bären- und Berglöwengebirge, phantastische bizarre Berge. Leider sehen wir auf der Straße eine verletzte Schlange, die wir aber nicht retten können, da kein Stock zur Hand ist. Wer diese Landschaft mit ihren Wüsten, Gebirgen und dem mächtigen Fluss, dem Rio Grande, erforscht, wird ihre Geheimnisse zu würdigen lernen. Hier findet man z. B. eine Wüstenamphibie, die Couch’sche Spatenfusskröte, den Moskitofisch, den es ausser in einem einzigen Teich in diesem Park auf der ganzen Welt nicht gibt, ein kleines Säugetier, die Känguruhratte, die in ihrem eigenen Körper die Kohlehydrate in ihrer Nahrung in Wasser umwandelt und einen ziemlich großen Vogel, den Erdkuckuck, auch Roadrunner, der lieber mit ca. 30 km/h läuft als fliegt. Es gibt Insekten hier, die ihr ganzes Leben in, auf und von einer einzigen Pflanzenart leben, dann gibt es Kojoten, die fast alles fressen. Die Eselhasen hier haben so lange Ohren, 3 USA 2008 dass sie sie dazu benützen können, Körperwärme an die Umwelt abzugeben. Der Name Big Bend (Große Schleife) bezieht sich auf die große Schleife des Rio Grande hier in Südwest Texas. Der Fluss sieht wie eine lange, bogenförmige Oase aus, ein grünes Band, das sich durch die Wüste zieht und sich buchstäblich durch die Bergkette frisst. Wie alle Flüsse, die eine Wüste durchqueren ohne zu versickern, hat der Rio Grande seinen Oberlauf außerhalb der Wüste. Heutzutage kommt der größte Teil des Wassers, das durch den Park fließt, eigentlich vom Rio Conchos, der etwas oberhalb in den Rio Grande fließt, und nicht vom Rio Grande selbst. Der Urfluss, der die drei tiefen Schluchten ins Parkgelände grub, war wahrscheinlich der Rio Conchos. Heute stellt der Rio Grande auf 172 km die Südgrenze des Parkgebiets dar. Der Knochenhecht und einige Schildkrötenarten, die hier im Fluss leben, sind lebende Fossilien, die an den Urzeitcharakter der Gegend als fruchtbare Savanne und Sumpfland vor 50 Millionen Jahren erinnern. Ihre Vorfahren schwammen damals zusammen mit Krokodilen und flusspferdartigen Geschöpfen herum. Die Wüste Nordamerika hat vier warme Wüsten: Das Grosse Becken, die Mojave-Wüste, die Sonora Wüste und die Chihuahua-Wüste, die sich bis tief nach Mexiko hinein erstreckt. Der Big Bend Nationalpark ist zu 97 Prozent ein Teil der Chihuahua-Wüste. Diese Wüste ist auf drei Seiten von Bergen umgeben, die den Regen abhalten, und die vierte Seite geht in ein riesiges Steppengebiet über. Die Chihuahua-Wüste ist jung, vielleicht weniger als 8000 Jahre alt. Sie ist außerdem eine grüne Wüste, die ihre Regenfälle fast ausschließlich in den Sommermonaten erhält, wenn sie am dringendsten gebraucht werden. Die Hauptpflanze in 4 USA 2008 der ChihuahuaWüste ist die “Lechuguilla” eine Agave, die wie eine Handvoll Dolche aus dem Wüstenboden sprießt. Ihre groben, starken Fasern werden zum Flechten von Matten, Seilen, Taschen und anderen Haushaltsgütern benutzt, die so auch eine Art Produkt der Chihuahua-Wüste sind. Die Lechuguilla ist ein deutlicher Beweis dafür, dass die Wüste nicht wie oft angenommen wird, tot, sondern durchaus lebendig ist. Das Leben hier hat sich nur darauf eingestellt, so wenig Energie wie möglich zu verausgaben und mit allen Mitteln Wasser anzusammeln, wie wir am Beispiel der Känguruhratte sehen können. Eigentlich wollen wir im Park übernachten, aber es ist kein Zimmer frei, denn wir haben „Weekend“, viele Amerikaner sind unterwegs. So fahren wir weiter, nach Study Butte und bekommen ein großes Zimmer mit zwei Betten und einer herrlichen Aussicht. Unser Abendessen können wir draußen genießen: Es gibt Wurst, Thunfisch, Karotten, Brot, Äpfel und kalifornischen Rotwein. Zu der Fahrt zum Nationalpark Big Bend ist zu sagen dass uns der Weg durch den „Panhandle“ führte, eine Region, die die Texaner selbst das „wahre Texas“ nennen. Im 16. Jahrhundert schlugen die Goldsucher Stöcke in den Boden, um in der endlosen Gleichförmigkeit den Weg wieder zurück zu finden. Daher auch die Bezeichnung „Llano Estacado“ = mit Stöcken versehene Ebene. Nachdem die Büffel und die Indianer vertrieben worden waren, enthüllte der unwirkliche Panhandle in den 70ern Jahren des 19. Jahrhunderts nach und nach gewaltige Bodenschätze: Helium und Öl. Diese Bodenschätze haben, neben der Landwirtschaft, die Gegend reich gemacht. Das Besondere am Panhandle sind nach wie vor die stolzen und gastfreundlichen 5 USA 2008 Menschen, die auch heute noch mit den Naturgewalten zu kämpfen haben. Wir genießen von unserer Veranda aus einen traumhaften Sonnenuntergang. Einfach toll. Heute sind wir 266 Meilen = 429 km gefahren. Sonntag, 18. Mai 08 5. Tag Van Horn, Texas Wir stehen um 7 Uhr auf, um 8.15 Uhr geht es los, Richtung Santa Elena Canyon im Big Bend Nationalpark. Dieser Nationalpark ist nicht stark besucht, auch deshalb, weil er etwas abseits liegt. Wir fahren den tollen 30 Meilen langen Ross Maxwell Scenic Drive. Sehen „Mule Ears Peak“, einen „Eselohrenberg“ und „CastalanPeak“, einen Berg, der wie ein Schloss ausschaut. Es gibt noch viele andere interessante bizarre Gesteinsformen in diesem Gebirge. Ein Sprichwort der Apachen sagt: „Der große Geist hat hier die Steine versteckt, die bei der Erschaffung der Welt übrig blieben.“ Der Rio Grande rauscht durch drei gewaltige Schluchten in diesem Park. Wir halten am Santa Elena Canyon, 13 km lang, 450 m tief und zum Teil nur 9 m breit. Das Wasser des Rio Grande hat ihn im Laufe von Jahrhunderten ausgewaschen. Hier finden wir auch die ersten blühenden Kakteen im Park. Seit 7 Monaten hat es nun vor einigen Tagen zum ersten Mal geregnet und man erwartet in den nächsten 10 Tagen, dass sich im Park die Kakteen in ein blühendes Meer verwandeln. Aber so lange haben wir keine Zeit, darauf zu warten. Schade. Es geht weiter zum Sotol Overlook. Sotol, eine Pflanze, die aussieht wie eine Kaktee, aber zu den Liliengewächsen gehört. Das Innere der Pflanze wurde von den Bewohnern der Wüste gegessen. Aus den Blättern stellte man 6 USA 2008 Schuhe und Kleidung her. Und dann sehen wir die alte Homer Wilson Ranch. Ein Haus, welches nur aus den Materialien der Gegend gebaut wurde. Der Rancher lebte hier bis 1945, mit 4.500 Schafen und 2.500 Ziegen. Da es noch früh am Morgen ist, ist es herrlich ruhig, kaum Leute und Autos und daher traumhaft schön. Später fahren wir an der Terlingua Ghost Town vorbei. Dieser Ort wird langsam wieder von sogenannten Alternativen bevölkert. Und dann folgt eine sehr kurvige und hügelige Strecke durch die Wüste (60 Meilen), entlang am Rio Grande bis nach Presidio. Es geht sehr steil bergauf und bergab. Ich komme mir vor, wie auf einer Achterbahn. Es ist sehr heiß und so machen wir bald Mittagspicknick an einem Rastplatz, mit Wigwams als Sonnenschutz. Sehr schön hergerichtet, mit Blick auf den Rio Grande und trotz der heißen Mittagssonne ist es hier sehr angenehm, auch weil ein leichter Wind weht. Es gibt Thunfisch, Wurst, Brot, Möhren und Tee. Gegen 13.30 Uhr fahren wir weiter, an der mexikanischen Grenze und dem Rio Grande entlang, durch die Wüste, bergauf und bergab. Wir sehen und vor allen Dingen riechen einige tote Stinktiere am Wegesrand. Wir passieren den Ort Marfa und kommen nach Fort Davis. Ein altes historisches Städtchen, mit schönen alten Häusern und Hotels. Und wir schauen uns noch das eigentliche Fort an, welches von 1854 bis 1891 eine wichtige Rolle in der Geschichte des Südwestens spielte. Ein Schutzwall gegen die Komantschen und Apachen. Leider war um 17 Uhr dort Feierabend, so dass wir das Fort verlassen mussten. Weiter ging es über eine landschaftliche sehr schöne Strecke bis Kent. Dort machten wir eine kurze Pause wegen meines Beines, welches Probleme machte. Später fuhren wir auf der Autobahn weiter bis Van Horn, wo wir im ersten Motel, was wir sahen, Halt 7 USA 2008 machten. Es war inzwischen 19 Uhr und wir waren 11 Stunden unterwegs. Gefahrene Meilen: 324 (522 km). Montag, 19. Mai 08 6. Tag Carlsbad, New Mexico Heute Morgen lassen wir uns Zeit. Erst um 9 Uhr gehen wir frühstücken: Rolf Rancher-Frühstück mit Kartoffeln, Eiern, Bohnen und ich Tortillas mit Eiern und Schinken. Sehr lecker und gut. Gegen 10 Uhr fahren wir los, Richtung Carlsbad Caverns, vorbei an den Black Mountains und der Sierra Diabolo (den schwarzen Bergen und den Teufelsbergen). Wir passieren die Zeitzone und liegen jetzt eine Stunde zurück. Unterwegs sehen wir ein Schild: „Beer to go!“ Bier zum Mitnehmen, verrückt. Wir machen eine kurze Pause am Fuße des „El Capitan“. Es ist sehr warm und extrem windig. Doch angenehm zu fahren. Um 12 Uhr sind wir in Carlsbad Cavern und in New Mexico. Man sagt uns, dass wir auf unser Zimmer bis 15 Uhr warten müssen/sollen. So gehe ich in den Laden, um zu schauen und evtl. etwas zu kaufen und Rolf setzt sich an den PC und geht ins Internet. Im Krimskramsladen sehe ich ein sogenanntes Hotelgutscheinheft (Roomsaver) und finde ein preisgünstiges Motel in Carlsbad. Da die Leute hier im Best Western uns bis 15 Uhr auf unser Zimmer warten lassen wollen - so können wir nicht rechtzeitig zu der letzten Besichtigungstour in die Höhle kommen und müssten daher 2 Nächte bleiben – aber die haben nicht mit unserer Sturheit gerechnet - suchen wir uns ein Motel aus und fahren nach Carlsbad ins Motel 6, um unser Gepäck abzuladen, damit wir dann die letzte Besuchertour in die Höhlen noch mitmachen können. Hinzu kommt noch der positive Effekt, dass wir ca. 30 Dollar am Motel gespart haben! Wir laden in Ruhe ab, ziehen uns um und fahren 8 USA 2008 dann in die Carlsbad Caverns, eines der größten Höhlensysteme der westlichen Hemisphäre. Der Big Room entspricht der Größe von 14 Fußballfeldern. Es ist wirklich lohnenswert, die weite Fahrt hierher zu machen und die Höhlen zu besichtigen. Rolf ist zum 3. Mal, ich zum 2. Mal hier und trotzdem sind wir immer wieder begeistert. Unser Rundgang dauert von 15.30 bis 17 Uhr. Dann setzen wir uns oben in den Schatten (es ist sehr heiß heute), trinken Tee und genießen die herrliche Aussicht. Wir wollen bis 19 Uhr warten, dann beginnt der „Bat-Flight“, der Flug der Fledermäuse aus dem Höhlensystem. Der Himmel verfinstert sich von den vielen Tausenden von Fledermäusen, die auf Nahrungssuche gehen. So habe ich es bei meinem ersten Besuch hier erlebt. Aber dieses Jahres ist es anders. Wegen der langen Trockenheitsperiode gibt es wenige Insekten und so kamen auch weniger Fledermäuse von Mexico herüber, um in den Höhlen zu wohnen. Es sind nur einige Hundert Fledermäuse, die wir sehen. Trotzdem ein schöner Anblick wie diese in dem Höhleneingang kreisen und dann in den Abendhimmel empor steigen. Gegen 20.30 Uhr verlassen wir Carlsbad Cavern und fahren ins Hotel. Unser Resteabendessen: Schinken, Tomaten, Radieschen, Brot, Äpfel. Ein herrlicher Tag geht zu Ende. Gefahrene Meilen: 167 (269 km). Dienstag, 20. Mai 08 7. Tag Las Cruces, New Mexico Wir stehen früh auf, 7 Uhr, trinken Kaffee im Motel und fahren um 8 Uhr los. Erst einmal einkaufen im Wal Mart, dann weiter Richtung Westen. Wir wollen zum National Park White Sands und weiter nach Las Cruces. Diese Stadt wurde nach den Kreuzen benannt, die die Reisenden kennzeichneten, die die Apachen töteten. Gegen 11 Uhr machen wir Rast in Mayhill, einem kleinen 9 USA 2008 verschlafenen Nest. Es gibt Kaffee und Apfelkuchen. Rolf kauft noch eine Jeans für $ 3,50 und Handschuhe für $ 12 Dollar in dem einzigen Krimskramsladen des Ortes. Weiter geht es über Alamogordo zum National Monument „White Sands“. 2006 waren wir schon mal hier. Aber das ist ein Platz, den man immer wieder anschauen kann. Am nördlichen Rand der Chihuahua Wüste liegt ein von Bergen gesäumtes Becken (Tularosa Basin). Aus dem Herz dieses Beckens erhebt sich eines der großen Naturwunder dieser Erde, der glitzernde weiße Sand von New Mexico. Große Dünen aus Gipssand haben 275 Quadratmeilen Wüste unter sich begraben und das größte Gipsdünenfeld der Welt geschaffen. Wir fahren 13 km in den Park hinein und machen Picknick in einem überdachten Häuschen, wegen der starken Sonne. Es hat mindestens 45 Grad Celsius, wenn nicht mehr in der Sonne! Wir sind heute ganz allein hier und genießen unser Essen. Rolf läuft dann die Dünen hoch, um zu fotografieren. White Sands National Monument ist umgeben von der White Sands Missile Range (Raketenbasis), die zum 1. Mal nach dem 2. Weltkrieg benutzt wurde, um erbeutete deutsche Raketen zu testen. Die 4.000 Quadratmeilen große Basis ist nach wie vor ein wichtiges Testgebiet für experimentelle Weltraum- und Waffentechnologie. Aus Sicherheitsgründen werden der Park und der Highway 70/82 während der Test gesperrt, mindestens 2 x wöchentlich für ca. 2 Stunden. White Sands ist ein Teil des anerkannten Nationalparksystems, das aus mehr als 350 Parks besteht und bedeutende Teile des Natur- und Kulturerbes Amerikas repräsentiert. Ich bin immer wieder begeistert, dorthin zu kommen und zu schauen. Inzwischen ist es noch heißer geworden, als wir gegen 15 Uhr Richtung Las Cruces fahren. Wir überqueren den San Augustin Pass (ca. 2.000 m) und kommen gegen 16 Uhr im 10 USA 2008 wunderschönen American Best Value Inn an. Ein wirklich tolles Hotel, mit einem bezaubernden Kakteengarten im Innenhof, Springbrunnen und vielen Sitzgelegenheiten unter schattigen Pavillons. Das schönste Hotel, was wir bisher auf dieser Reise hatten. Und die nette Frau des Inhabers, eine Asiatin, bringt uns eisgekühlte Melonenstücke aufs Zimmer, weil wir so fertig waren von der Hitze auf der Fahrt. Wirklich das beste Mittel gegen unseren Durst. Rolf schafft alle unsere Sachen ins Zimmer, duscht und setzt sich dann mit einer Zigarillo nach draußen in einen Pavillon. In der Zwischenzeit bade ich, wasche meine Haare und dann unsere T-Shirts, Wäsche und Strümpfe. Morgen wird alles trocken sein. Um 18 Uhr sitze ich auch gemütlich draußen, Wind kommt auf und alle warten auf Regen. Viele Wege und Campgrounds unterwegs waren gesperrt wegen der extremen Trockenheit und Feuergefahr. Heute Abend gibt es diversen Schinken, Fisch, Wein und gutes Brot. Lange sitzen wir draußen und genießen den schönen Abend. An diesem Tag sind wir 234 Meilen (377 km) gefahren. Mittwoch, 21. Mai 0 8. Tag Hannagan Meadows, Arizona Am Morgen haben wir um 8 Uhr unser Frühstück, u. a. mit frischen Waffeln. Wir bewundern einen wunderschönen blühenden Kaktus. In der Nacht ist die Blüte aufgesprungen, morgen wird die ganze Schönheit schon vorbei sein. Rolf schaut nochmals ins Internet und gegen Uhr verlassen wir dieses schöne Hotel mit seinen sehr freundlichen Inhabern. Um 10.30 Uhr erreichen wir den altertümlichen Ort Hillsboro, wo wir in „unserem Cafe“ Espresso und Cappuccino auf einer Bank genießen. Wir halten einen langen interessanten Schwatz mit einem pensionierten 11 USA 2008 Polizisten aus Phoenix. Später fahren wir über den Emory Pass (2.700 m) Richtung Silver City (2.000 m). Auch diese Stadt entstand durch den Silberboom Ende des 19. Jahrhunderts. Und noch heute kann man östlich des Ortes Kupfertagebau gigantischen Ausmaßes verfolgen: mehr als 300 m tief und 1,5 km lang ist die Grube! In Silver City wuchs William Bonney auf, der später als Billy the Kid berühmt-berüchtigt wurde. In einem Park in Silver City machen wir um 14 Uhr Mittag. Da es heute sehr windig ist, fahren wir schon um 14.30 Uhr weiter. Die Fährt führt nun ins Gebirge. Zuerst erreichen wir Clifton, einen Minerort im Kupfertagebau. Der größte in USA, mind. 3.000 Miner leben hier, Tagesabbau 175.000 Tonnen! Es staubt hier ohne Ende und der Wind verstärkt das noch. Ein Hotelzimmer bekommen wir nicht, da alle mit Minern belegt sind. So fahren wir weiter ins Gebirge, um 15.40 Uhr überqueren wir die Staatsgrenze nach Arizona. Es stürmt wie verrückt und langsam wird es kälter. Wir sind im Apache National Forest und nähern uns Alpine, dem kältesten Ort Arizonas, ca. 3.000 m hoch. Doch heute müssen wir Gott sei Dank nicht mehr so weit fahren. In Hannagan Meadows finden wir eine urige Lodge, 1926 gegründet und 1996 komplett renoviert. Wir haben ein wunderschönes Zimmer, mit antiken Möbeln, einem breiten Himmelbett und ein traumhaftes Badezimmer. Es ist 19 Uhr und wir sind geschafft. Die Lodge liegt über 3.000 m hoch, mitten im Wald. Ein Traum. Wir genießen unser Abendbrot und gehen früh schlafen. Heute waren es 296 Meilen (477 km). Donnerstag, 22. Mai 08 9. Tag Globe, Arizona Gegen 5 Uhr werden wir wach, schauen aus dem Fenster und oh Schreck, es hat über Nacht geschneit. 5 cm Neuschnee. So schlafen 12 USA 2008 wir erst mal weiter, bis 7 Uhr, stehen dann auf und ziehen alle warmen Sachen an, die wir haben. Ein gewaltiger Temperaturunterschied: von 40 Grad auf 0 Grad! Nach Kaffee mit Zimtteilchen geht es um 8.30 Uhr los, Richtung Alpine. Auf der Fahrt schneit und graupelt es und es ist saukalt. Nach 22 Meilen durch eine wirklich schöne Gebirgslandschaft erreichen wir Alpine, wo wir uns in einem Cafe aufwärmen. Dann geht die Fahrt weiter durch die White Mountains nach Show Low. Show Low ist die größte Ortschaft am Mogollon Rim. Sie steht auf dem Gelände einer 400 km² umfassenden Ranch, deren Begründer 1876 den Ausgang eines Kartenspiels entscheiden ließ, wer sie behalten sollte. Als es „Unentschieden“ ausging, forderte einer den anderen auf: „Show low and take the ranch.“ – Er zog die Kreuz 2 und gewann die Ranch. Er verkaufte sie an die mormonische Kirche, die eine kleine Siedlung erbaute und das Gelände dann wieder weiter verkaufte. Wir trinken Kaffee und wärmen uns richtig auf. Dann geht es durch ein Apachen Reservat durch eine atemberaubende Berg- und Tallandschaft, vorbei am Salt River Canyon und den Apache Mountains. Immer wieder regnet es wie verrückt und dazu Graupelschauer, was bei den offenen Helmen nicht gerade angenehm ist und ganz schön weh tut. Trotzdem, die Strecke durch die Berglandschaft ist wunderschön. Leider sehe ich auch heute wieder einige tote Tiere – Coyoten, kleine Hasen, Vögel - am Straßenrand. Durchweicht und kalt erreichen wir Globe, tanken und wollen dann weiter Richtung Safford. Unterwegs drehen wir um, es schüttet wie aus Eimern und dazu geht ein orkanartiger Wind. So suchen wir uns ein Zimmer in Globe. Es gibt Kaffee im Zimmer und Internetanschluss. Rolf duscht und dann wärme ich meine halberfrorenen Glieder im heißen Wasser auf. Gegen 16 Uhr essen wir unsere Reste: 13 USA 2008 Schinken, Fisch, Karotten, Brot, Bananen. Wir genießen die Wärme unseres Zimmers und hören den Regen und das Gewitter, was draußen stürmt. Es waren heute 197 Meilen (317 km). Die Stadt Globe entstand in den 80ern des 19. Jahrhunderts über Nacht, als ein 12 Meilen langer Landstreifen, auf dem man eine Kugel (Globe) aus purem Silber gefunden hatte, von dem Apachen Reservat abgeschnitten wurde. Nachdem alles Silber und Gold abgebaut war, widmet die Stadt sich nun dem Kupferabbau. Im Fernsehen hören wir in den Nachrichten, dass in Windsor, Colorado – Nähe Greeley – ein Tornado viele Häuser verwüstet hat. Bei der Leichtbauweise der Häuser kein Wunder. Dann erfahren wir über Schnee in Flagstaff und im Gebirge bei Los Angeles in Kalifornien. Sehr ungewöhnlich zu dieser Jahreszeit. Freitag, 23. Mai 08 10. Tag Willcox, Arizona Es regnet, so stehen wir spät auf und genießen erst einmal ein gutes Frühstück mit Saft, Kaffee, Eiern, Toast und Käse, Bananen, Äpfeln und süßen Teilchen. Die Besitzer des Motels sind sehr freundlich. Nachdem Rolf unsere Sachen wetterfest verstaut hat, wir unsere dicksten Sachen und darüber die Regensachen angezogen haben, fahren wir zum Safeway einkaufen. Bei unseren Einkäufen in div. Supermärkten treffen wir viele freundliche Amerikaner, die uns ansprechen, ausfragen und uns Interessantes berichten. Als Motorradfahrer bekommt man schnell Kontakt, wenn man ein bisschen Englisch spricht. Was mich immer wieder erschüttert, sind die riesigen Packungen der Lebensmittel. Kein Wunder, dass viele Amis regelrecht fett sind. Gegen 10 Uhr verlassen wir Globe und fahren Richtung San Carlos Indianergebiet, sehen den Gila Peak (2.300 m) und die Santa 14 USA 2008 Teresa Mountains, schneebedeckt und es schneit dort oben weiter. Temperatur heute knapp 10 Grad und auf der Fahrt haben wir immer wieder Regen- und Graupenschauer. Aber wir sind gut verpackt und die Strecke ist trotz des nicht so schönen Wetters landschaftlich herrlich. Wir erreichen Safford und dann geht es auf der 191 nach Süden bis nach Willcox, wo wir tanken und uns ein schönes Zimmer im Days Inn suchen. Memorial Days Weekend steht bevor und da ist in den Touristenorten kaum ein freies Zimmer zu bekommen. Es ist erst 13.30 Uhr und wir richten uns gemütlich ein, denn wir wollen hier 2 Tage bleiben. Unser Mittagessen, mit Blick auf die Weite Arizonas: Leberwurst, frisches Baguette, Tomaten, Gurke, Erdnüsse und Kaffee zum Nachtisch. Dann steht Duschen und Baden auf dem Programm. Morgen soll das Wetter besser werden, wärmer und weniger Wind. Rolf muss bei dem Sturm zurzeit immer Vollgas fahren. Das ist nicht so angenehm. Heute haben wir einen faulen Tag eingelegt, nur 130 Meilen (209 km), alles mal wieder ordentlich gepackt, uns ausgeruht und das Motorrad wurde piccobello von Rolf geputzt . Gegen 18 Uhr sind wir zu Fuß in den Safeway spaziert und haben uns ein frisch gebratenes Hähnchen ($ 7,00) zum Abendessen geholt, dazu frisches Baguette und australischen Rotwein. Es war wieder ein wunderschöner Tag. Sonntag, 24. Mai 08 11. Tag Willcox, Arizona Wir stehen um 7 Uhr auf, frühstücken im Motel: Kaffee, Säfte, Toast, Käse, Obst und fahren um 8.30 Uhr los, Richtung Tombstone (Grabstein). Zuerst besuchen wir jedoch wieder den urigen Friedhof „Boothill“. Über 250 Gräber erzählen spannende, aber auch makabere Geschichten. Dann erreichen wir die wohl 15 USA 2008 berühmteste Stadt des Wilden Westen: Tombstone. Mehr als ein Jahrhundert ist vergangen, seitdem seine Tage als Bergbaustadt zu Ende gingen, doch „The town too tough to die“ (die Stadt zum Sterben zu zäh) wusste sich touristisch gut zu vermarkten. Mit ihren staubigen Straßen, hölzernen Gehwegen und schwingenden Saloontüren ist sie überraschend unverändert geblieben. 1877 als Silberminen-Boomtown entstanden, zählte sie auf dem Höhepunkt ihrer Berühmtheit mehr als 10.000 Einwohner, aber 1890 war sie bereits wieder von fast allen verlassen. Die meisten der Gebäude sind aus den frühen 80ern des 19. Jahrhunderts. Das berühmte „Bird Cage Theater“ ist immer wieder sehenswert. Sieben abgeschirmte Vogelkäfige, die früher angeblich von Prostituierten benutzt wurden, hängen zu beiden Seiten der Haupthalle herab. Das Theater beherbergt eine wilde Kuriositätensammlung und eine Treppe tiefer kann man die alten Spieltische und Bordellzimmer bewundern. Sehenswert ist auch Tombstone Courthouse State Historic Park. Der ehemalige Sitz des Cochise County Court beherbergt noch immer den kaum veränderten Gerichtssaal, in dem seinerzeit mehrere berühmte Prozesse stattfanden. Vieles steht unter Denkmalschutz. Zwar lebt die Stadt von den Touristen, doch viele Bars, Saloons und Cafes werden auch von „echten“ Cowboys und Ranchern aufgesucht, was dem Ort mehr Realität verleiht. Es ist warm geworden, wir packen unsere Lederklamotten in das Motorrad und gehen zu Fuß in die Stadt. An diesem Wochenende sind die „Wyatt Earp Days“. Viele alte Geschichten werden auf der Hauptstraße nachgespielt. Der kleine Ort ist fast überfüllt mit Touristen. Wir erstehen einige Dinge für Zuhause, u. a. eine kleine Klapperschlange. Dann sitzen wir in einem gemütlichen Cafe und sehen dem bunten Treiben zu. Viele Leute tragen alte Kostüme, 16 USA 2008 sehr schön anzusehen. Ich entdecke einen wild aussehenden mexikanischen Banditen, der Rolf erlaubt, mich mit ihm zu fotografieren. Toll. Gegen 14 Uhr verlassen wir Tombstone, nachdem Rolf noch etwas sehr Schönes für sich erstanden hat: Hemd und Jacke in einem Stück. Es geht zum Chiricahua National Monument, eine atemberaubende Felsenlandschaft. Die Apachen nannten diese Landschaft „Land der stehenden Felsen“. Das kaum zugängliche Labyrinth diente bis zum Sieg der US-Kavallerie über die Apachen 1886 als Rückzugsgebiet für die Krieger um den legendären Häuptling Geronimo. Wir picknicken an einem wunderschönen Platz am Bonita Creek. Dann besuchen wir das Visitor Center. Auf der Straße sehen wir einen „Red Racer“. Eine blitzschnelle rote Schlange. Viele Rehe kommen ganz nah an uns vorbei. Und ein Waschbär wandert gemütlich am Straßenrand entlang. Cochise County ist eine herrliche Gegend in Arizona. Es verkörpert den wirklichen Wilden Westen mit all seinen Geschichten und Legenden. Der Name stammt von Cochise, einem berühmten Chiricahua-Apachenhäuptling während der Indianerkriege im 19. Jahrhundert, der hier lebte und 1874 starb. Die legendären Gestalten wie Geronimo und Cochise wurden deshalb so berühmt, weil es ihnen immer wieder gelang, der weit überlegenen US-Kavallerie mit List ein Schnippchen zu schlagen. Gegen 19 Uhr, nach 187 Meilen (301 km) fahren wir dem Sonnenuntergang entgegen, genau wie der Lonesome Cowboy. Sonntag, 25. Mai 08 12. Tag Blythe, Kalifornien Nach einem wieder sehr guten Frühstück im Hotel und Einkauf im Safeway fahren wir um 9 Uhr los, Richtung Tuscon, welches wir 17 USA 2008 gegen 10 Uhr erreichen. Es ist zwar eine riesige Stadt, doch mit einem einzigartigen Charme. Wir kaufen alkoholfreies Bier und Wein (heute Morgen bekamen wir das nicht, da es vor 10 Uhr war!) ein und fahren dann zum Harley-Dealer, wo wir für Rolfs jüngste Enkelsöhne etwas einkaufen und für mich eine tolle Tasche erstehen. So gut bepackt fahren wir um 12 Uhr weiter, immer durch Wüstenlandschaft mit vielen blühenden Kakteen. Heute wollen wir bis nach Kalifornien. Das Wetter ist schön warm, aber nicht zu heiß zum Fahren. Um 13.30 Uhr halten wir unser Mittagspicknick in der Wüste: Schinken, Karotten, Salzbrot, Bananen und Tee. Eine Eidechse leistet uns Gesellschaft. Dann geht es weiter durch eine der weiteren großen Wüsten der USA, die Sonora-Wüste. Die Sonora-Wüste ist mit einer Fläche von ca 320.000 km² eine der größten sowie eine der vielseitigsten und artenreichsten Wüstenregionen der Welt. Sie bestimmt in Mexiko einen großen Teil des gleichnamigen Bundesstaates Sonora, des östlichen Küstengebiets von Niederkalifornien sowie in den nördlich angrenzenden USA den südwestlichen Teil des Bundesstaates Arizonas und den südöstlichen Teil des Bundesstaates Kalifornien. Der dortige Teil wird auch Low Desert genannt. Im Norden grenzt die Sonora-Wüste an die MojaveWüste, im Osten an die Chihuahua-Wüste. Von den flachen Küstenregionen im Westen steigt sie nach Osten bis in eine Höhe von 3.000 m an, wobei lang gestreckte Bergzüge (Ranges) sich mit dazwischenliegenden Becken (Basins) abwechseln und in Gebieten ohne Wasserabfluss nach Regenfällen flache Seen (Playas) entstehen können, was nach der Verdunstung des Wasser zur Ausbildung von Salzpfannen führt. 18 USA 2008 Wir sehen den Colorado River und fahren durch eine Indianerreservation, um 17.45 Uhr überqueren wir die Grenze von Arizona nach Kalifornien. Es ist schön warm und wir finden in Blythe ein sehr hübsches Motel, wo wir raussitzen können. Heue waren es 364 Meilen (586 km). Montag, 26. Mai 08 13. Tag Mojave, Kalifornien Wir stehen um 6.30 Uhr auf, frühstücken gemütlich im Motel mit Toast, Käse, Butter (!), süßen Teilchen und Kaffee. Um 8.15 Uhr geht die Fahrt los, durch die Wüste zum Joshua Tree National Park, der wohl ungewöhnlichste und zugleich faszinierendste National Park Kaliforniens. Der Joshua Tree, das Wahrzeichen der Mojave Wüste, wurde von den Mormonen so genannt, weil sie glaubten, seine Arme (Zweige) wiesen den Reisenden den Weg nach Westen. Joshua Tree, Yucca, ist ein Riese aus der LilienFamilie. Was der Saguaro Kaktus für die Sonora-Wüste ist, ist der Joshua Tree für die Mojave-Wüste. Der Nationalpark beinhaltet die Colorado-Wüste unter 2.000 m und ist ein Teil der SonoraWüste. Der westliche Teil des Parkes, über 2.000 m hoch, ist die Mojave Wüste und der Joshua Tree ist hier überall in den verschiedensten Formen zu sehen. Er ist ja kein Baum an sich, trotzdem z. T. sehr hoch, bis 13 m, und manche Pflanzen sind bis zu 300 Jahren alt. Er wird Baum des Lebens genannt, weil er vielfältig Leben spendet: In seinen Wurzeln lebt die Wood Ratte, die ähnlich der Elster glitzernde Dinge sammelt. Und auch eine Schlangeart lebt in diesen Wurzeln. Dann gibt es eine kleine Spechtart, Eulen, Raben, Falken und viele kleine Vögel, die in und mit dieser Pflanze leben. Wir haben das Glück, auf der Straße eine 19 USA 2008 Bullsnake zu sehen, die sich sonnt. Rolf scheucht sie von der Fahrbahn, damit sie nicht überfahren wird. Sie schlängelt davon, laut fauchend wie eine Katze. So was haben wir noch nie erlebt. Und dann begegnet uns ein magerer Coyote, der langsam dahin trottet. Andere Bewohner dieser Wüstenlandschaft sind Big Horn Schafe, Eidechsen, u. a. das giftige „Gila Monster“, Schildkröten, Kaninchen und Füchse. Diese Wüste lebt, auch mit mannigfaltigen Pflanzen- und Kakteenarten. U. a. findet man hier den Cholla Kaktus. Wir durchwandern einen riesigen Garten, voll mit diesen außergewöhnlichen Kakteen. Das Wetter ist schön, nicht zu warm, richtig angenehm. Gegen Mittag machen wir Picknick im Schatten eines riesigen Felsens. Die Berge hier sind z. T. 1,6 Millionen Jahre alt. Unfassbar. Wie jung ist die Menschheit dagegen. Wir haben ein gutes Baguette, Putenbrust, Tomaten, Bananen. Es ist einfach herrlich, so mitten in der Natur zu sitzen, zu essen und das alles ohne Hast und Eile. Später fahren wir durch das Hidden Valley (wo sich früher die Wilddiebe versteckten) zum Keys View. Von dort sieht man den höchsten Berg (3.506 m) SüdKaliforniens, den San Gorgonio Mountain, auf dem Schnee liegt. Die Sicht reicht bis nach Los Angeles. Rolf macht viele Bilder, denn die Aussicht ist wirklich einmalig. Später geht es auf der alten Route 66 gen Westen, wir wollen nach Mojave. Dort wollen wir übernachten. Es ist eine tolle Fahrt durch die ständig wechselnde Wüstenlandschaft. ¼ der Fläche Kaliforniens sind Wüsten, die sich in zwei Regionen teilen: die Colorado-Wüste oder Low Desert im Süden, die sich bis Mexiko und Arizona erstreckt und die Mojave-Wüste oder High Desert im zentralen Kalifornien. Die Wüsten sind größtenteils unter Naturschutz gestellt. Doch von den 10 Mio. Hektar kalifornischer Wüste werden ca. 1 Mio. Hektar von den Militärs der US Regierung 20 USA 2008 genutzt. Plötzlich kommt starker Wind auf, es ist fast ein Orkan. Und es wird eiskalt. Total durchgefroren kommen wir in Mojave an, finden gleich ein nettes Motel, Desert Inn. Schnell laden wir aus und fahren dann erst mal einkaufen. Heute Abend gibt es Lemon-Pepper-Hähnchen, Bier und Wein und Baguette. Um 21 Uhr sind wir im Bett. Es war ein toller Tag. Täglich erleben und sehen wir so viele schöne Dinge. 304 Meilen (489 km). Dienstag, 27. Mai 08 14. Tag Fresno, Kalifornien Auch heute sind wir früh auf, gegen 7 Uhr haben wir uns Kaffee im Zimmer gemacht, aus der Lobby süße Teilchen geholt und gefrühstückt. Es ist relativ kalt, ca. 15 Grad. Um 8.15 Uhr fahren wir los, erst Richtung Bakersfield und zum Sequoia National Park und Kings Canyon, ca. 153 Meilen (246 km). Erst durch endlose Ölfelder, dann sehen wir riesige Rinderherden und später folgen große Obst- und Olivenplantagen. Gegen 11.15 Uhr erreichen wir den Park. Das Wetter ist nicht gerade berauschend, aber das tut unserer guten Laune keinen Abbruch. Was mir auf der Strecke immer wieder auffällt, sind wirklich superschöne Häuser neben den letzten Gammelhäusern oder Bruchbuden. Und wir sehen viel Armut. Das ist manchmal bedrückend. 2006 waren wir schon einmal bei schönem Wetter im Sequioa National Park. Hier gibt es die größten lebenden Bäume der Erde, den Sequioa Gigant (Höhe über 80 m), manche 2.500 bis 3.000 Jahre alt. Als wir in den Park hineinfahren, scheint es, als würde sich das Wetter bessern. Aber je höher wir kommen, desto nebeliger und kälter wird es. Es ist wirklich saukalt. Und wegen des starken Nebels kann man kaum was sehen. So halten wir nur kurz am Visitor Center Logdepool, um zur Toilette zu gehen und fahren dann schnell weiter. Ich ziehe 21 USA 2008 noch Rolfs Lederjacke über meine Lederjacke, denn ich friere ganz arg. Aber dann kommt das Highlight des Tages: Wir sehen eine Bärin mit ihren Jungen im Schnee. Das entschädigt uns für alles. Überall im Park ist noch eine Menge Schnee zu sehen. Das ist doch recht ungewöhnlich für diese Zeit des Jahres. Es ist so kalt, dass wir nicht mal im Park picknicken und das will was heißen. Also geht die Fahrt durch den ganzen Park ohne weiteren Stopp bis nach Fresno, wo wir ein schönes Zimmer im Super 8 Motel finden, wo ich baden und auch meine Haare mal wieder ordentlich pflegen kann. In Fresno herrschen wieder angenehmere Temperaturen. Trotz Kälte war es ein wunderschöner Tag, 283 Meilen (456 km). Nur die Armut in dem reichen Amerika ist für mich immer wieder bedrückend zu sehen. Mittwoch, 28. Mai 08 15. Tag Bishop, Kalifornien Pünktlich um 7 Uhr sind wir aufgestanden, im Hotel gefrühstückt mit Säften, Kaffee, süßen Teilchen, Toast, Marmelade, Obst. Um 8.15 Uhr Start, Richtung Yosemite National Park, dessen Landschaft über Jahrtausende hindurch von Gletschern geschaffen wurde. Auch diesen Park haben wir vor 3 Jahren schon mal besucht. Das Wetter sah ganz gut aus. Trotzdem habe ich Sonnentop angezogen, darüber Shirt mit langen Ärmeln, meine Lederjacke und darüber Rolfs Lederhemd. Und außerdem wurden die dicken Handschuhe hervorgeholt und angezogen. Die Fahrt zum Park an sich war sehr schön, eine hügelige Landschaft mit Obstplantagen und weidenden Rinderherden. Im Park angekommen schien die Sonne, trotzdem war es sehr kühl. Wir schauten uns die Brautschleier Wasserfälle, die dieses Mal viel Wasser hatten, an und dann auch die Yosemite Falls. Die 22 USA 2008 Yosemite Falls sind die fünfthöchsten Wasserfälle der Welt. Sie befinden sich im Yosemite-Nationalpark, in den USA. Mit einer Gesamthöhe von 739 m sind die in den Bergen der Sierra Nevada gelegenen, dreiteiligen Yosemite Falls die höchsten Wasserfälle von Nordamerika. Beeindruckende Naturschauspiele, aber in diesem Jahr waren es uns zu viele Leute hier. Also fuhren wir weiter, vorbei am Half Dome und El Capitan, massive Granite Cliffs, die uns immer wieder staunen lassen. Hin und wieder sehen wir mutige Kletterer, die in den Felsen hängen. Der Park ist ein Paradies für Kletterer, Wanderer und Naturliebhaber. An einem schönen Fluss machen wir bereits um 12.30 Uhr Mittagspicknick: Pastrami, Fisch, Radieschen, Bananen. In der Sonne ist es angenehm warm, aber ohne Jacke doch zu kalt. Dann geht es weiter über den Tioga Pass (3.031 m). Unterwegs regnet und graupelt es stark und zu beiden Seiten der Passstraße sehen wir viel Schnee, zwischen 10 und 50 cm. Und dann kommt das „Highlight“ dieses Tages: ein richtiger Schneesturm! Rolf muss sehr vorsichtig fahren, es gibt „icy spots“ und die Sicht liegt bei 0 Metern. Oben am Pass erreicht der Sturm seinen Höhepunkt, dazu ist es saumäßig kalt. Doch Gott sei Dank geht es nun bergab, der Schneefall lässt nach. Wir sind heilfroh, als es ganz aufhört und wir unten den Mono Lake in der Sonne glitzern sehen: Türkisfarben wie das Meer in der Karibik oder vor Sardinien. Wir haben nun herrlichen Sonnenschein, aber immer noch sehr starken Wind. Der Mono Lake ist einer der ältesten Seen der USA und mit rund 150 km² einer der größten Kraterseen überhaupt. Er ist 2,5-mal so salzhaltig wie der Ozean. Der Mono Lake gehört mit einem pH-Wert von 10 zu den alkalischen Sodaseen. Der hohe Salzgehalt verhindert, dass Fische darin leben 23 USA 2008 können. Die kalifornische Behörde für Fisch- und Jagdwesen (California Department of Fish and Game) versuchte dort Fische einzusetzen, jedoch ohne Erfolg. Der Mono Lake ist jedoch berühmt für seine Salzwasserkrebse. Sie sind kleiner als ein Fingernagel. In den warmen Sommermonaten beträgt die Zahl dieser Krebse schätzungsweise vier bis sechs Milliarden. Diese Art Krebse haben für Menschen keinen Nährwert, sind aber eine wichtige Nahrungsquelle für die dort lebenden Vögel. Die ganze Nahrungskette des Sees basiert auf den einzelligen Algen, die in den warmen, seichten Gewässern gedeihen. Und dann sehen wir die berühmten bizarren Türme aus Kalktuffablagerungen. Zum Glück wurde dieser See vom Moloch Los Angeles nicht „ausgetrunken“. Umweltschützer setzten durch, dass der See nicht weiter abgesenkt werden darf. Anzumerken ist, dass Arnold Schwarzenegger als Gouverneur von Kalifornien viel für die Umwelt getan hat und noch tut. Die Fahrt führt uns weiter entlang der White Mountains (der White Mountains Peak ist fast 4.500 m hoch), nach Benson. Es ist ein herrlicher Anblick, die hohen schneebedeckten Berge glitzern im Sonnenschein. Und es geht weiter bergab. Und bei jedem Meter wird es wärmer. Die Straße ist wie eine Achterbahn: bergauf, bergab. Rolf und ich haben viel Spaß, zumal es hier keinen Verkehr gibt. Wir kommen zu den Hot Springs von Benson und dann folgen die letzten 36 Meilen nach Bishop, ein kleines Touristenstädtchen, alles sauteuer, vor allem der Sprit. Gegen 18.30 Uhr sind wir im Rodeway Inn, bekommen ein sehr schönes Zimmer mit Badewanne. Rolf lädt ab. Ich putze inzwischen unsere Taschen etc, denn alles ist sehr staubig geworden heute auf der Fahrt. Rolf fährt dann noch zum Einkaufen und hat wieder eine Karte mehr zum „saven“ (sparen). Es ist zwar nicht die Welt, aber bei jedem Einkauf 5 – 7 Dollar zu sparen 24 USA 2008 macht bei einer 4-wöchigen Reise schon was aus. Rolfs alleiniger Einkauf: 1 Ital. Salami, gute Flasche Rotwein, Möhren, Bananen, 1 l Bier und 1 Riesenbaguette und ein Minibaguette. Damit wir morgen im Death Valley nicht verhungern! Ich habe noch vergessen zu erwähnen, dass wir gestern Nachmittag und heute Morgen eine kleine Stadtrundfahrt durch Fresno gemacht haben. Eine sehr schöne Stadt mit sehr viel Grün, hübschen gepflegten Häusern und Gärten. Es ist tröstlich, zu sehen, dass es auch viele schöne Häuser hier gibt, denn manche Behausungen mit dem Müll drumherum sind scheußlich anzusehen. Wir essen gemütlich zu Abend und Rolf lernt einen echten Bayern aus Pocking kennen, der 6 Wochen mit dem Auto in USA unterwegs ist. Er ist ein Manager für alle möglichen Shows. Aber er hat keine Kreditkarte und keine Bankcard. Er zahlt alles bar. Lebensgefährlich finde ich. Rolf und er tauschen ihre USA Erfahrungen aus. Für Rolf mal ein echtes Männergespräch, nach meinem vielen Reden. Ich muss damit rechnen, bald um „Redezeitenerlaubnis“ nachzusuchen“. Wir haben einen schönen Abend und immer wieder muss ich sagen, mit Rolf so unterwegs zu sein, ist einfach schön. Ein herrlicher Tag, trotz Schneesturm. 291 Meilen (469 km). Donnerstag, 29. Mai 08 16. Tag Beatty, Nevada Gegen 7 Uhr stehen wir auf. Frühstück im Hotel mit Saft, Kaffee und süßen Teilchen. Um 8.15 Uhr ist Abfahrt angesagt, aber wir wollen erst nochmals zum Supermarkt, noch eine ital. Salami und Wein kaufen, denn beides ist super. Dann geht es Richtung Death Valley, vorbei an den schneebedeckten Bergen, u. a. dem Mount Whitney, 4.418 m und damit der höchste Berg der USA außerhalb Alaskas. Der Mount Whitney gehört zur Sierra Nevada. Er erhebt sich über dem kleinen Ort Lone Pine (1.130 m) im Owens Valley.. 25 USA 2008 Wir kommen durch sehr schöne alte gepflegte Städtchen: Independence und Lone Pine. Auch unser Übernachtungsort Bishop war sehr schön, mit hübschen Motels, netten Cafes, kleinen Geschäften. Am Eingangsschild des Death Valley halten wir Tratsch mit anderen Bikern. Einer ist Rettungssanitäter, der andere Lehrer. Beide sind mit Augenärztinnen verheiratet, die weit mehr verdienen als die Männer, darum unterrichtet der Lehrer nun nicht mehr in der Schule, sondern die Kinder beider Familien. Wirklich sehr nette Leute, die beiden. Dann geht die Fahrt am Father Crowley Point vorbei, wir schauen in einen tiefen Krater. Es geht weiter über den Towne Pass, 1.511 m. Jetzt muss ich schnell Jacke, Pullover ausziehen. Es ist inzwischen 34 Grad heiß und es geht kein Wind. Das Death Valley ist eine menschenfeindliche Region, brennend heiß, fast ohne Schatten und Wasser. Gestern um diese Zeit befanden wir uns in einem Schneegestöber, verrückte Welt. Wir fahren am Devil’s Cornfield vorbei und kommen zum Furnace Creek Visitor Center. Wir sind unter Meeresspiegel und es wird heißer und heißer. Auf einer Bank im Schatten machen wir gegen 13 Uhr Mittagspicknick: Ölsardinen, Salami, Baguette, Tee, Gurken, Möhren, alkoholfreies Bier. Ich trinke Rolf fast sein ganzes Bier weg. Vorher hab ich noch meine Sonnenbrille gesucht: Ich hatte sie auf dem Kopf, unter meinem Helm! Rolf meint, das wäre das beginnende Alter …. Während unseres Essens läuft ein Coyote ganz gemütlich in der Nähe an uns vorbei. Nach der Mittagspause fahren wir Richtung Bad Water, 85 m unter dem Meeresspiegel. Doch es hat sich hier seit unserem letzten Besuch einiges verändert: Das Wasser ist stark zurückgegangen, Regen fehlte. Der Death Valley National Park feiert dieses Jahr seinen 75. Geburtstag. Trotzdem sind nicht allzu viele Besucher im Park. Von Bad Water zurückkommend fahren wir den Artist Drive 26 USA 2008 (Malerweg). Die Berge erstrahlen hier in verschiedenen Farbschattierungen, schwarz, grau, rötlich, golden, grünlich. Wirklich malerisch. Vor 2 Jahren, als wir im September im Death Valley waren, konnten wir diesen schönen Weg nicht fahren, weil er überflutet war. Nun geht es zum Furnace Creek, General Store und Motel. Auch hier hat sich einiges – leider zum negativen – verändert. Eine große Gesellschaft betreibt jetzt das Geschäft, viel Kitsch und sehr teuer. Und die Frauentoilette – eine einzige Katastrophe. Das ist wirklich sehr sehr selten in USA, denn normalerweise sind alle Toiletten mehr als sauber. Wir setzen uns auf eine Bank im Schatten, kaufen etwas zum Trinken und beobachten die Leute. Um 17 Uhr fahren wir weiter, vorbei am Zabriskie Point, wo Rolf noch einige Fotos macht. Dann weiter, nun aus dem Death Valley hinaus. Gegen 17.45 Uhr überqueren wir die Grenze nach Nevada. Wir wollen, wie vor 2 Jahren, im Lone Star Motel & Casino übernachten, damals sehr günstig für $ 38. Merkwürdigerweise sehen wir kaum Autos vor dem riesigen Motel und Rolf kommt geschockt von der Rezeption zurück: Das Zimmer soll 100 Dollar kosten! Der Besitzer muss übergeschnappt sein. Wir verlassen Amargosa Valley und fahren weiter. Wir sind nun mitten in der Pampa, doch Gott sei Dank finden wir eine Tankstelle und fahren dann noch ca. 30 Minuten bis Beatty, ein verschlafener kleiner Ort. Trotzdem gibt es auch dort ein Casino mit integriertem Hotel. Aber wir suchen uns ein kleines privat geführtes Hotel, laden ab und ich kann endlich baden. Gemütlich sitzen wir nach unserem tollen Abendessen (Lachs, Baguette, Wein) vor dem Hotelzimmer und beobachten das Treiben in dem auf der anderen Straßenseite gelegenen Sourdough (Sauerteig) Saloon. Es ist ein herrlicher Abend. Ruhig, nur die Grillen zirpen. Und heute muss ich gestehen: Es war doch gut, dass Rolf so viel 27 USA 2008 Brot auf Vorrat gekauft hat, denn sonst hätten wir hier in der Pampa ganz schön alt ausgesehen. Heute gefahrene Meilen 291 (469 km). Freitag, 30. Mai 08 17. Tag Needles, Kalifornien Heute starten wir bereits um 7.30 Uhr, zum Frühstück gibt es nur Kaffee und Brot. Unser Weg führt uns zurück ins Death Valley, aber auf einer anderen Strecke. Nach 53 Meilen (85 km) erreichen wir Scotty’s Castle. Dies ist ein extravagantes Schloss im spanischen Stil. Erbaut wurde es während der 20er Jahre von dem reichen Albert Johnson. Benannt wurde es nach dem Bauleiter, Cowboy und Goldgräber Scotty. Das 2-Millionen-Dollar Schloss beherbergt auch im Innern Wasserfälle. Im nächsten Jahr, wenn wir wieder hierher kommen, wollen wir es ausführlich besichtigen. Dieser Ort ist eine kleine wasserreiche Oase im Death Valley, mit blühenden Blumen, einem kleinen Wasserfall und schattenspendenden Bäumen. Unsere Fahrt geht nun weiter zum Ubehebe Crater, von dem die Indianer sagen, er ist ein Platz, von wo die Menschen in alle Richtungen gehen. Death Valley ist das Homeland der Timbisha Shoshone Indianer. Meines Erachtens wird in den Infos viel zu wenig auf die Geschichte der Indianer eingegangen. Der Crater ist sehr tief, 230 m, ca. 7.000 Jahre alt und ringsherum ist eine eher unwirklich wilde Vulkan-Landschaft. Die Fahrt dorthin (ca. 6 Meilen/9,6 km) lohnt sich auf alle Fälle. Inzwischen befinden wir uns auch wieder in Kalifornien. Wir fahren nochmals zum Furnace Creek, wo wir uns Gingerale und zwei Eis genehmigen. Es ist heiß, aber noch zu ertragen. Und weiter geht die Fahrt, entlang am Bad Water, nach Shoshone. Wir 28 USA 2008 entdecken das Visitor Center und daneben „Famous Crow Bar“, sehr schön anzusehen, mit einem hübschen schattigen Garten. Aber im Innern der Bar erlebe ich etwas, was äußerst selten in USA ist: Die Bedienung ist unfreundlich und unhöflich. So verzichten wir dort auf den teuren Kaffee, setzen uns vor das Visitor Center auf eine schattige Bank, Rolf raucht seine Zigarillo und später schauen wir uns noch das Museum an. Nun geht es weiter Richtung Baker. Die Strecke ist einmalig schön, hohe Berge, große Sanddünen und herrliche bizarre Lava-Gesteine. Dann erreichen wir Baker, eine größere Stadt, viel Verkehr. Als erstes entdecke ich das „Mad Greek“ (verrückter Grieche). Ein Lokal, dekoriert mit Nachbildungen von alten Statuen bis hin zum David von Michelangelo, natürlich alles aus Gips. Rolf tankt, sieht dann bei dem verrückten Griechen eine Bank und entdeckt, dass zu dem Lokal ein schöner Außengarten zum Sitzen einlädt. So machen wir dort Pause mit Diet-Coke und Zitronenlimonade. Dann geht es weiter durch das Mojave National Desert – reine Wüstenlandschaft – nach Kelso. Eine landschaftlich sehr schöne Strecke, nur vereinzelt begegnet uns mal ein Auto. Dann kommen wir auf die Autobahn, Richtung Needles. Wir machen einen kurzen Halt an einer Raststätte (die meisten Raststätten an den Autobahnen sind sehr schön hergerichtet), essen unsere restlichen Bananen und fahren dann bis Needles. Wegen der großen Hitze haben wir unser Mittagspicknick heute ausfallen lassen. In Needles nehmen wir Quartier im Days Inn, die Dame am Empfang ist besonders freundlich. Nach Duschen und Baden räumt Rolf 2 Sessel und Tisch nach draußen, wo wir ungestört sind und eine schöne Aussicht haben. Hier essen wir zu Abend: Ölsardinen, Lachs, Baguette, Möhren, Salami, Bier, Wein. Ein herrlicher Abend. Während ich schreibe, beobachtet Rolf die Fledermäuse, 29 USA 2008 die in der Abenddämmerung nach Insekten jagen. Heute waren es 383 Meilen (617 km). Samstag, 31. Mai 08 18. Tag Kingman, Arizona Heute hatten wir mal wieder ein gutes Frühstück im Hotel: Säfte, Kaffee, Obst, Toast, Käse. Während des Frühstücks haben wir einen netten Plausch mit Landsleuten von Rolf. Das Ehepaar ist aus Albstadt und bereist mit Auto Kalifornien. Um 8.30 Uhr ist das Motorrad dann beladen und es geht los auf der historischen Route 66. Unser erst Stopp ist wie vor 2 Jahren wieder in Oatman, die Stadt der wilden Esel. Es ist schön, hier auf einer Bank vor den Geschäften zu sitzen und dem Treiben auf der Straße zuzusehen. Wir erstehen einige T-Shirts, Pins und eine Lederjacke für mich. Dann geht es weiter auf einer sehr kurvigen Strecke durch die Wildnis bis nach Kingman, wo wir tanken müssen.Auf der Straße dorthin sehen wir viele neue Kreuze am Wegesrand. Ein Zeichen, dass viele Biker ihr Können doch sehr überschätzen. Rolf geht an der Tankstelle zum Bezahlen rein und kommt nicht wieder. Ich werde langsam unruhig, denn sonst dauert das immer nur einen kurzen Moment. Des Rätsel Lösung: Er soll eine Tankrechnung von $ 109 haben! Es dauert, bis die Kassiererin begreift, dass in ein Motorrad unmöglich für diese Summe Benzin hineingeht. Es stellt sich heraus, dass vor ihm jemand sein Auto mit $ 100 Dollar betankt hat. So können wir endlich weiterfahren. Unser nächster Halt ist am urigen Hackberrys General Store. Ein „Muss-Stopp“ auf der historischen Route 66. Das Innere des Ladens, gefüllt mit alten Sammlerstücken, die Herren- und Damentoiletten, alles einfach sehenswert. Wir genehmigen uns zwei Eis als Mittagsmahl und genießen auf einer Schaukelbank die warme Sonne. Wir 30 USA 2008 treffen eine Gruppe deutscher Biker, eine geführte Gruppe. Rolf kennt den Reiseleiter und unterhält sich mit ihm. Aber die Teilnehmer der Gruppe waren weder besonders gesprächig, noch besonders freundlich. Sehr merkwürdig. Ich hatte den Eindruck, sie hielten sich für was Besseres! Und ich bin froh, dass ich nicht mit solchen Menschen unterwegs sein muss! Gegen 14 Uhr fahren wir weiter, Richtung Seligman. Auf der Fahrt dorthin gerät das Motorrad plötzlich bei einer Geschwindigkeit von ca. 100 km/h ins Schlingern. Da ich das vor Jahren schon mal erlebt habe auf einer Goldwing, sitze ich ganz ruhig und so bringt Rolf das Motorrad Gott sei Dank ohne Crash zum Stehen. Aber dazu braucht er die ganze Straßenbreite, erst auf dem linken Standstreifen kommen wir zum Halten. Gott sei Dank gab es keinen Verkehr, denn wenn uns ein Auto entgegen gekommen wäre, wäre ein Zusammenstoß mit allen möglichen Folgen unvermeidlich gewesen. Wir haben großes Glück gehabt. Weder uns noch des Motorrad ist etwas passiert. Der Hinterreifen ist platt. Rolf hatte zuerst gedacht, ich turne hinten auf dem Motorrad herum. Aber ich war „unschuldig“. Es ist gegen 15 Uhr. Ein Ehepaar aus Kalifornien, Roger und Gloria, auf einer Suzuki Hayabusa (das schnellste Motorrad überhaupt, welches in Serie hergestellt wird), hält und bietet seine Hilfe an. Wir sind heilfroh, denn wir befinden uns mitten in der Pampa und das Handy funktioniert nicht. Roger hat ein Notfalltelefon dabei. Dieses sendet ein Notrufsignal via GPS zu einer Zentrale in Texas und die alarmieren die örtliche Polizei etc. Keine 10 Minuten später nachdem Roger die Notruftaste aktiviert hat, kommt eine Ambulanz, dann ein Ranger, ein Tiernothelfer. Alle bemühen sich und telefonieren einen Abschleppwagen herbei, der uns nach Kingman zurückbringt. Roger und Gloria fahren vor nach Kingman. Sie wollen den Harley Dealer vorab informieren wegen 31 USA 2008 eines neuen Reifens und für uns im Best Western ein Zimmer reservieren. Wir werden heute Abend mit ihnen zum Essen gehen, als kleines „Dankeschön“ für ihre Hilfe. Der Ranger, ein 18jähriger Halbindianer (Hualapi-Stamm), bleibt bei uns und leistet uns Gesellschaft beim Warten. Er hat viel Interessantes zu erzählen. So vergeht die Warterei auf den Abschleppwagen, der um 16.30 Uhr kommt, schnell. Der Ranger berichtet u. a. dass auf der Route 66 von Needles nach Kingman in den letzten Jahren 97 Menschen umkamen. Alkohol und zu schnelles Fahren sind die Haupttodesursachen. Valen ist ein äußerst freundlicher und aufgeschlossener junger Mann und wir sind froh, dass er mit uns gewartet hat. Der Abschleppwagen wird von einer sehr netten Frau gefahren. Rolf und sie bringen das Bike sicher auf den Truck, es wird gut festgemacht und dann geht es zurück nach Kingman. Sie lädt uns beim Best Western ab, wo Roger und Gloria schon auf uns warten. Wir verabreden uns für 19 Uhr zum Essen. Schnell alles ausgepackt, geduscht und gebadet. Rolf ist doch fertiger als er zugibt: Er hat sich mit dem Duschteppich abgetrocknet! Dann gehen wir mit den beiden zum Dinner: Es gibt Suppe, Salat, Steak, Fisch, Wein, Wasser. Alles köstlich, gut und lecker. Unsere Rechnung beläuft sich auf $ 61 Dollar mit Trinkgeld. Da kann man nicht meckern. Mit Roger und Gloria haben wir bei der Panne Glück im Unglück gehabt. Es sind Menschen mit ähnlicher Gesinnung wie wir. Gloria erzählt uns, dass sie gedacht habe, alle Harley Biker seien Gangster! Daher habe sie Angst gehabt, als ihr Mann bei uns hielt. Wir haben viel gelacht und hatten einen schönen Abend mit den beiden. Um 20.30 Uhr liegen wir im Bett und können relaxen nach dem Schrecken heute. Morgen geht es zum Harley Dealer, der uns hoffentlich - obwohl Sonntag – einen 32 USA 2008 neuen Reifen montiert. Das war ein Tag wirklich mit Schrecken. Aber wir haben großes Glück gehabt. 110 Meilen (177 km). Sonntag, 1. Juni 08 19. Tag Williams, Arizona 6.30 Uhr – Wir sind wach, ziehen uns etwas an und verabschieden Gloria und Roger, die nach Hause (Kalifornien) wollen wegen ihrer zwei Hunde. Wir lassen den Tag dann gemütlich angehen. Rolf packt alles zusammen und dann gehen wir erst mal ausgiebig frühstücken. Heute ist das fürstlich: Rühreier, Würstchen, French Toast, Melone, Apfelsinen, Säfte, Kaffee, frische Waffeln. So haben wir Frühstück und Mittagessen in einem. Der Harley Dealer macht erst um 10 Uhr auf. So lange müssen wir uns gedulden. In der Zwischenzeit können wir mal wieder ins Internet. Um 11.30 Uhr sind wir endlich beim Harley Dealer, der sehr freundlich und zuvorkommend ist. Ein großer Abschlepp-Truck hat das Motorrad, uns und unser Gepäck dorthin gebracht. Wir sind an 2. Stelle und um 14 Uhr ist das Motorrad fertig. Wir können laden und losfahren. Die Wartezeit wurde uns jedoch nicht lang. Es gab Kaffee, Internet und einen riesigen Laden zum Schauen. Interessante Motorräder und Klamotten. Draußen an einem Tisch mit Bänken haben wir uns mit zwei Ehepaaren unterhalten, die ebenfalls auf Tour waren. Und dann war da ein Biker, der seinen kleinen Hund (Duke) in der Seitentasche dabei hatte. Duke hatte eine Sonnenbrille auf und einen eigenen kleinen Windshield. Der Hund hat mächtig Spaß am Motorrad fahren. Rolf macht einige Bilder, denn so was sieht man nicht alle tage. Um 14 Uhr fahren los, wieder auf der Route 66 mit Stopp bei Hackberrys General Store, wieder zum Eis essen. Dort treffen wir Celeste, eine 33 USA 2008 73jährige Lady, die sagt, sie sei jetzt in der Mitte ihres Lebens, da sie 180 Jahre alt werden will. Eine interessante Frau. Dann geht es weiter auf der wunderschönen hügeligen Straße nach Seligman, wo wir um 16 Uhr bei Lilo’s Cafe (Deutsch-Amerikanerin) Kaffee trinken. Auch dieser Stopp ist ein „Muss“. Es ist ein sehr schönes Restaurant mit einem schönen Garten. Dann geht es weiter bis Williams, heute insgesamt 125 Meilen (181 km). Wir finden schnell ein Motel, laden ab und fahren zum Safeway einkaufen. Heute Abend halten wir unser Picknick mitten in einem großen Park, es ist sehr warm. Es gibt gebratenes Hähnchen, Baguette und alkoholfreies Bier. Um 19.30 Uhr sind wir zurück im Hotel. Die Aufregung über den kaputten Reifen (1 Nagel und zwei große Risse) legt sich. Gekostet hat das komplette Abschleppen ca. 200 Euro, der neue Reifen (war sowieso fällig) ca. 160 Euro. Meine Highlights des heutigen Tages waren eine Bullsnake, die wir auf der Straße sahen und eine riesige Katze, die einer Hotelbesitzerin gehörte. Trotz aller Aufregung: Wir hatten viele nette Begegnungen und gute Gespräche. Es war ein schöner Tag. Montag, 2. Juni 08 20. Tag Lees Ferry Lodge, Arizona Heute sind wir schon um 5.30 Uhr aufgestanden. Es gab keinen Kaffee im Zimmer (defekte Maschine) und Frühstück erst ab 7 Uhr. So haben wir erst das Motorrad geladen. Nein, Rolf lädt das immer allein. Er macht das ratz-fatz. Dann das „Frühstück“: warmes Wasser, braun gefärbt und Schokoladenteilchen. Ich hab die Brühe verschmäht, Rolf hat Milch dazu genommen und unser gutes Brot getunkt. So ging es. Dann sind los, Richtung Grand Canyon, Süd Rim. Der Grand Canyon: Gigantisch, gewaltig. 1.600 m tief. Seine Entstehung ist weiterhin ein Rätsel. Die Fahrt durch 34 USA 2008 das nette Örtchen William war nochmals sehr schön, urige kleine Lokale, nette Hotels mit Gärten zum Draußensitzen. Auch die weitere Strecke zum Grand Canyon war wunderschön. Da es früh am Morgen war, gab es wenig Verkehr. Unser erst Halt war am Mother Point, eine atemberaubende Aussicht. Dort gibt es auch ein Visitor Center, welches viele anschauliche Informationen über den Grand Canyon bietet. Und es gibt dort Massen von Menschen. Also verlassen wir diesen Platz und fahren zum Grandview Point. Auch dort die Sicht atemberaubend. Der Grand Canyon ist einfach gigantisch. Und ich habe meine tierischen Highlights des Tages: Am Himmel einen stolzen Adler und einen Falken, der im Sturzflug auf seine Beute kommt. Für mich ist das immer wieder ein beeindruckendes Erlebnis, diese Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen und nicht im Zoo. Dann geht es weiter zum Moran Point. Hier kommen nicht so viele Menschen hin. Man hat einen phantastischen Ausblick auf den Colorado River, der in der Sonne grün glitzert. Das ist überraschend, denn wir kannten ihn nur braun. Wir sind hier 2.182 m hoch, aber es ist sehr heiß. Wir sitzen auf den Steinen und genießen den schönen Ausblick. Als Busse kommen mit Massen von Menschen, verlassen wir diesen schönen Ort, wir kennen den Grand Canyon. Rolf ist vor vielen Jahren hier auch schon zum Colorado hinunter gewandert. Die Fahrt geht durch eine weiterhin schöne Landschaft: bizarre farbige Felsformationen. Als Mensch fühlt man sich klein in dieser gigantischen Landschaft. Coronado, nach dem u. a. Gebirge, Wälder benannt wurden, startete im Februar 1540 in Mexiko City mit 300 Soldaten, vielen Indianern die Suche nach der Goldenen Stadt Cibola. Coronado fand diese Stadt nicht, aber er erkundete viel unerforschtes Land im Westen und war als 1.Europäer im Grand Canyon. 35 USA 2008 Um 13.30 Uhr erreichen wir die Navajo-Bridge. Wir machen dort in der Nähe des Visitor Centers Mittagspicknick: Tee, Wasser, kaltes Huhn, Oliven. Es ist einfach nur schön. Aber sehr heiß, bestimmt 40 Grad, wenn nicht mehr, in der Sonne. Weiter geht es durch den Marble Canyon. Wir finden die Lees Ferry Lodge, wo wir vor Jahren waren und es uns so gut gefallen hat, völlig einsam, mit Blick auf die Vermillion Cliffs, ein Traum. Da es uns hier so gut gefällt, entschließen wir uns, hier zu übernachten und nicht wie geplant in Kanab. So romantisch findet man selten etwas. Ich kann zwei Zimmer anschauen, eines schöner als das andere. Liebevoll eingerichtet mit alten Möbeln, schöner Bettwäsche und Handtüchern. Bänke, Sessel zum Draußensitzen, mit Blick ins Unendliche. Schon vor Jahren, als wir das erste Mal hier waren, dachte ich, das ist ein Platz, um die Seele baumeln zu lassen. Kein Luxus-Hotel kann da mithalten. Wir trinken gemütlich Kaffee, Rolf lädt ab, duschen, Haare waschen und dann sitzen wir draußen. Es berührt einen im Innern, in einer solchen Landschaft zu sein. Rolf liest, genießt sein Zigarillo, ich schreibe und langsam sehen wir die Dämmerung kommen. Für mich ist das ein Stück Paradies hier. Unser heutiges Abendessen besteht aus Fisch, Baguette, Oliven, Tomaten. Und dann erleben wir einen traumhaften Sonnenuntergang. Solche Tage in einer solchen Landschaft sind wertvoll und wir genießen sie bewusst und dankbar, dass wir das erleben dürfen. Lange am Abend sitzen wir draußen, Rolf genießt sein Bier, ich einen Sherry. Eine Deutsche, die auch hier übernachtet, gesellt sich zu uns und wir reden ein bisschen. Die beiden Hunde der Hotelbesitzerin, Toak und Peak, liegen bei uns. Wir gehen spät schlafen. Ein unvergesslicher Tag. 188 Meilen (303 km). 36 USA 2008 Ein bisschen Historie zu Lees Ferry: Vor dem Bau der Navajo Bridge verkehrten Fähren über den Colorado bei Lees Ferry, dem einzige Ort im Umkreis von Hunderten von Meilen, an dem der Colorado von beiden Seiten aus leicht zugänglich ist. John Doyle Lee wurde hierher geschickt, um beim Aufbau einer Fährverbindung für mormonische Missionare auf dem Weg nach Arizona zu helfen. Lee befand sich nach dem Mountain Meadows Massaker (1857) auf der Flucht: Das Hochgebirgstal Mountain Meadows war Schauplatz eines der schrecklichsten Ereignisse in der Geschichte des amerikanischen Westens. Im Sommer 1857 erreichten die Spannungen zwischen dem mormonischen Königreich Gottes und den übrigen United States ihren Höhepunkt. Nachdem US-Soldaten auf Utah zumarschierten, schien der erwartete Mormonenkrieg unausweichlich. Als ein Planwagen mit Siedlern (die Fanchergruppe) aus Arkansas und Missouri auf dem Weg nach Kalifornien Anfang August 1857 Salt Lake City erreichte, weigerten sich die Einwohner, den Siedlern von ihren Wintervorräten zu verkaufen. Daraufhin plünderten die Siedler mormonische Farmen und drohten, sie würden mit Verstärkung zurückkommen. Anschließend zog die Fancher-Siedler-Gruppe nach Süden Richtung Mountain Meadows, eine fruchtbare wasserreiche Stelle am Old Spanish Trail, wo Reisende oft Halt machten, um sich für die letzte Etappe durch die Wüste zu stärken. Nach ein paar Tagen wurde die Siedlergruppe von Kriegern angegriffen, die wie Indianer verkleidet waren. Viele Gruppenmitglieder wurden getötet, nur wenige konnten sich hinter einem Erdwall in Sicherheit bringen. Vieles über diesen Zwischenfall ist unklar. Fest steht aber, dass das mormonische 37 USA 2008 Militär des südlichen Utah in dem aggressiven Wagentrupp der Siedler eine Gefahr sah, die es zu eliminieren galt. Ihr Kommandeur, John D. Lee, ritt am 11. September 1857 zu den belagerten Christen hoch und verkündete, er habe mit „den Indianern“ einen Handel geschlossen, dass die Gruppe unbehelligt nach Westen weiterziehen könne, sofern sie ihre Waffen niederlegten. Die Siedler, die kaum noch Munition hatten, willigten ein. Jeder bekam einen Mormonen als Begleitperson zugeteilt und so machten sie sich auf den Weg nach Westen. Nachdem sie eine Meile zurückgelegt hatten, gab Lee den Befehl: „Halt! Tut Eure Pflicht!“, worauf die mormonischen Soldaten fast die ganze Gruppe Siedler töteten, insgesamt 120 unbewaffnete Männer, Frauen und Kinder. Die einzigen Überlebenden, 17 Kinder, wurden zunächst von Mormonen adoptiert, später aber ihren Verwandten zurückgegeben. Als sich die Nachricht von dem Massaker im Land verbreitete, glaubte man, es sei auf Anordnung von Brigham Young geschehen. Doch es fand nie eine gerichtliche Untersuchung statt, denn die Machthaber im südlichen Utah waren mit Sicherheit an dem Komplott beteiligt und die US-Regierung war zu sehr mit dem Bürgerkrieg beschäftigt, um der Sache nachzugehen. Die meisten Täter zogen sich in abgelegene Außenposten in der Wüste zurück. John D. Lee richtete den Fährbetrieb über den Colorado ein. Doch 1870 beugte sich Brigham Young dem landesweiten Druck und übergab 1874 Lee dem Gericht. Dieser wurde 1877 standesrechtlich erschossen. Für manche Mormonen ist er bis heute ein Held. 1990 wurde am höchsten Punkt des Highway 18 ein Mahnmal zur Erinnerung an das Massaker errichtet. Jedes der Opfer ist namentlich erwähnt, doch auf der Inschrift steht nur, die Gruppe sei „angegriffen“ worden. Von einer Beteiligung der Mormonen ist nicht die Rede. 38 USA 2008 Dienstag, 3. Juni 08 21. Tag Hurricane, Utah Kurz vor 5.30 Uhr stehen wir auf und gehen nach draußen: Ein phantastischer Sonnenaufgang in einer unwirklichen Landschaft. Man muss es erleben, um es zu verstehen. Anschließend relaxen wir noch ein bisschen, ehe wir um 7 Uhr frühstücken: guten Kaffee, Eier, Kartoffeln, Toast. Rolf genießt noch eine Zigarillo, bevor wir diesen schönen Ort verlassen. Die Straße führt uns am Jakob Lake durch das Gebirge nach Fredonia. Ein hübsches kleines Städtchen. Wir fahren in die Paiute Indianer Reservation hinein, bis zum Pipe Spring National Monument. Paiute haben sich hierher in die Wüste zurückgezogen, um vor den Spaniern sicher zu sein. Später entdeckten Mormonen diesen Platz, wo es sehr gutes Wasser gab (in den späten 1850 Jahren) für ihre Viehzucht. Die Mormonen besetzten die wenigen Wasserstellen in dem Wüstenland und vertrieben die Indianer. Es folgten viele Kriege zwischen den Mormonen und den Indianern. 1868 wurde ein kleines Fort in Pipe Spring von den Mormonen errichtet, um vor den Indianern besser geschützt zu sein. Es wurde nach Perry Windsor, der beim Bau half, benannt. Pipe Spring wurde am 31.05.1923 zum National Monument erklärt. Es gibt ein beeindruckendes Visitor Center und ein freundlicher älterer Indianer-Ranger erklärt mir Vieles. Dieser Ort ist sehr abgelegen und wird daher – leider – nur von wenigen Menschen besucht. Wir fahren zurück, um 12 Uhr überqueren wir die Grenze nach Utah, die Uhr wird eine Stunde vorgestellt. Bald sind wir in Kanab, ein schönes, aber teures Touristenörtchen. Unser Weg geht über den Mount Carmel Pass, bevor wir in den Zion National Park fahren. An Eingang begrüßen uns friedlich weidende Büffel. Diese großen 39 USA 2008 Tiere sind immer wieder ein schöner Anblick. Die Straße ist schmal, kurvig, aber mit phantastischen Ausblicken auf die Berge. Ein Traum. Wir bewundern Checkerboard Mesa, eine versteinerte Düne, mit einem Muster, das wie ein Schachbrett aussieht. Dann folgen 2 Tunnel, einer sehr lang und dunkel, aber die Aussichten sind immer wieder traumhaft schön. Grüne Canyons, rote Felsen,, blauer Himmel, blühende Wiesen, am Himmel stolze Adler – der Zion ist wunderschön und eine einzige grüne Oase. Der Zion Canyon wurde ca. 500 n. Chr. Von den Virgin Anasazi, nomadische Jägern und Sammler, bevölkert. 1250 wurden sie durch Trockenheit aus dem Canyon vertrieben. Die einzigen Spuren sind Felsmalereien an den Wänden der Schlucht. Später zogen Paiute Indianer durch den Canyon. Allerdings galt bei ihnen der Zion als das Reich Wai-No-Pits, dem Bösen, der Krankheiten bringt. Isaac Behunin, der 1862 eine Hütte baute, wo heute die Zion Lodge steht, taufte den Canyon „Little Zion“, in der Hoffnung, das würde eine Zuflucht für die verfolgten Mormonen. Aber die schwierige Landschaft erwies sich als ungeeignet für jede Art von Landwirtschaft. Um 14.30 Uhr machen wir auf einer schattigen Wiese Picknick: Salami, Erdnüsse, Tee, Saft. Es weht ein leichter Wind, so ist die hier herrschende Hitze zum Aushalten und wir rasten fast eine Stunde. Dann geht es weiter. Gegen 16.15 Uhr erreichen wir das mondäne, teure Springdale, mit großen Hotels und schönen Villen, umrahmt von Blumengärten. Um 17.30 Uhr sind wir in Hurricane und finden ein schönes großes Zimmer im Rodeway Inn. Baden, Duschen, ein kühles alkoholfreies Bier mit Eis und schon fühlt man sich wie neugeboren, nach 171 Meilen (275 km) in der Hitze. Heute Abend gibt es Lachs, Gurken, Baguette, Tomaten. Wir sitzen draußen im Garten und lassen den schönen Tag ausklingen. 40 USA 2008 Mittwoch, 4. Juni 08 22. Tag Torrey, Utah Wir stehen um 7 Uhr auf, frühstücken: Toast, Butter, Marmelade, Kaffee, Saft und fahren um 8.30 Uhr los, Richtung Cedar City. Es ist bewölkt und stark abgekühlt. Die Strecke von Hurricane nach Cedar City ist sehr schön und es lohnt sich immer wieder, sie zu fahren. In Cedar City kaufen wir im Albertson ein. Ich ziehe meine Regenjacke über die Lederjacke, denn die Fahrt geht nun über einen 3.300 m hohen Pass. Pullover etc. hab ich schon an. Es wird kalt dort oben. Wir passieren Duck Creek Village. Man könnte hier auf der Strecke jeden Meter anhalten, um zu fotografieren, so schön ist es hier. Die Bewölkung nimmt ständig zu, Rolf erwartet jeden Moment Regen und Gewitter und so fahren wir nicht in das Cedar Break National Monument und den Bryce National Park hinein. In den höheren Regionen ist dort heute auch mit Schneefall zu rechnen und von Schnee haben wir auf dieser Tour eigentlich genug gehabt. Außerdem waren wir in beiden Parks vor Jahren schon einmal, bei schönem Wetter. Auf unserer Fahrt sehen wir zu beiden Seiten des Weges noch sehr viel Schnee, schon verrückt, gestern hatten wir über 50 Grad in der Sonne und heute ist es knapp 10 Grad, ohne Sonne. Also wärmen wir uns in einem hübschen Espresso-Cafe erstmal wieder auf, ehe es weiter geht auf dieser traumhaft schönen Straße. Felsen, sehr viel Grün, kleine Bäche. Die Fahrt führt uns durch den Red Canyon, rote Felsformationen, die die Phantasie des Betrachters anregen. Und Rolf fotografiert wie ein Weltmeister. Weiter geht es Fahrt, es ist trotz Jacken ganz schön kalt. Wir genießen die Sonne, die sich hin und wieder mal blicken lässt. In Escalante, in Georgia’s Corner, 41 USA 2008 machen wir Halt: Ein uriges kleines Cafe mit einem hübschen Garten, voller Krimskrams. Es gibt einen super Espresso und für Rolf Kuchen mit roten Johannisbeeren. Schmeckte toll. Und die Sonne lässt sich auch öfter mal blicken. So fahren wir dann weiter durch den Dixie National Forest, zum Teil sind die Berge bis 3.400 m hoch. Der Highway 12 (Escalante, Boulder, Torrey) zählt zu den schönsten Straßen des Südwestens. Hier findet sich auch Grand Staircase Escalante National Monument, 1996 von Bill Clinton ernannt, gegen den Widerstand der Farmer und Rancher. Das Monument ist mit 7.689 km² das derzeit größte seiner Art im Kernland der USA. Es liegt im Süden Utahs in einer der einsamsten Gegenden der USA und ist umgeben von den Nationalparks Bryce Canyon und Capitol Reef, der Glen Canyon National Recreation Area und dem Lake Powell sowie dem Dixie National Forest. Das Grand Staircase–Escalante National Monument beinhaltet eine beeindruckende Vielfalt an spektakulären Naturwundern zwischen Wüste und Hochgebirge. The Grand Staircase Eine felsige Landschaft aus vielfarbigen Bergen, Abhängen, Ebenen und Tälern – das ist das Grand Staircase–Escalante N.M. Das Monument ist geologisch im wesentlichen dreigeteilt. Von Westen kommend trifft man zuerst auf das Gebiet der „Grand Staircase“, eine Region mehrerer gigantischer aufeinander aufbauender Ebenen, die zusammen die nach Norden aufsteigende „Große Treppe“ bilden. Die Grand Staircase wird durchschnitten durch den Paria River, der zusammen mit seinen Zuflüssen die Landschaft vielfach durchtrennt und dabei eine Vielzahl geologischer Schönheiten ausbildet. Weiter nach Osten schließt sich an die Grand Staircase das Kaiparowits Plateau an, die 42 USA 2008 trockenste und unwirtlichste Region des Monuments. Die Grenzlinie zwischen diesen beiden Teilen des Monuments wird durch einen Teil der markanten Formation des Cockscomb (Hahnenkamm) gebildet, eine beeindruckende Gebirgsfaltung, die sich von Nord nach Süd durch Utah zieht. Im Osten schließt sich an das Kaiparowits Plateau die Gegend der Escalante Canyons an, eine trotz der extremen Trockenheit durch die Kraft des (wenigen) Wassers über Millionen Jahre geformte Landschaft, die einige der schönsten Canyons weltweit enthält.Grand Staircase bezeichnet das Gesamtsystem der Schichttafellandschaft des ColoradoPlateaus: Basis der monumentalen Treppe, die von 730 m bis über 3.000 m erreicht, ist die Talsohle des Grand Canyon, Fortsetzung im Zion National Park, Bryce Canyon. Für Geologen ist das ein Paradies. Da es wärmer und heller wird, ziehe ich meine warme Regenjacke aus. Wir halten an verschiedensten Aussichtspunkten und haben eine phantastische Sicht in die Ferne. Dann geht die Fahrt über den nächsten Pass. Plötzlich wird es dunkel und kälter. Aber wir haben nur noch 38 Meilen (61 km) bis Torrey vor uns, so dass wir hoffen, trocken dorthin zu kommen. Aber oh Graus, es fängt an zu graupeln, zu schneien und ein eisiger Wind und Sturm kommen auf. Doch es hilft nichts, wir müssen weiter, denn wir befinden uns mitten in der Wildnis. Ziemlich nass und durchgefroren erreichen wir Torrey und halten gleich am Days Inn. Aber Rolf hat das Wonderland Inn oben auf dem Berg erspäht, von wo man eine tolle Aussicht hat. So nehmen wir das etwas teurere Zimmer ohne Frühstück, dafür kann Rolf das Motorrad vor dem Zimmer unters Dach stellen. Im Zimmer macht Rolf es uns schnell warm und ich genieße mehr als 30 Minuten in heißem Wasser in der Wanne. Gegen 18 Uhr essen wir zu Abend: Ölsardinen, Salami, ital. Brot, Gurken, Tomaten. Wir sind happy, im 43 USA 2008 Trockenen und Warmen zu sein. Vor dem Days Inn habe ich noch eine interessante Beobachtung gemacht: 1 Motorrad mit Beiwagen. Das ist nichts Besonderes, aber der Passagier des Beiwagens war teilweise gelähmt. Ein kleiner mobiler Rollstuhl wurde hervorgezaubert, der Behinderte hineingesetzt und ins Hotel geschoben. Toll! Trotz des am Ende miesen Wetters war es ein toller Tag. 227 Meilen (365 km). Donnerstag, 5. Juni 08 23. Tag Mexican Hat, Utah Am San Juan River Heute schlafen wir länger, denn es stürmt und regnet stark. So lassen wir uns Zeit, warten bis die Sonne scheint und starten erst um 10 Uhr. In einem netten Espresso-Cafe trinken wir Kaffee und es gibt ganz tolle frische Croissants. Wir halten noch einen Plausch mit anderen Gästen und fahren dann in den Capitol Reef National Park. Wir kennen ihn von früherem Besuch. Aber es ist immer wieder schön, an diesen beeindruckenden rötlichen Felsformationen vorbei zu fahren. Wir halten an einem sonnigen Platz, es ist strahlend blauer Himmel und das Unwetter von gestern ist vorbei und vergessen. Wir genießen unser Mittagspicknick im Park: Fisch, Salami, Baguette, Tomaten, Gurken. Wir fahren den schönsten Weg im Capitol Reef, ehe wir uns dann auf den Weg nach Hanksville machen. Es ist nur in der Sonne warm, so behalten wir unsere dicken Lederjacken an. Wir halten auch dieses Jahr wieder an Hot Springs, ein schöner Platz zum Rasten und Schauen. Dann geht es weiter auf der wunderbaren Straße (Highway 95) durch die Glen Canyon Recreation Area. Man könnte dauernd anhalten und fotografieren, so schön ist es hier. Beim Hite Overlook halten wir und machen eine kurze Pause, um den Zauber der Landschaft und den Blick auf den Colorado River auf uns 44 USA 2008 wirken zu lassen. Später biegen wir ab, auf die 261, Weg der Alten. Eine wunderschöne Straße. Dann folgen Warnungen: Sehr starkes Gefälle, mehr als 10 %, scharfe Haarnadelkurven, Geschwindigkeit nur max. 20 km/h und die Straße ist nicht mehr geteert, alles loser Kies. Von oben sieht das mehr als unheimlich und gefährlich aus, aber die Aussicht und die Weitsicht sind atemberaubend. Man nennt das Muley Point bzw. Mola Dugway. Ein „Dugway“ ist eine Straße oder Weg entlang des Gebirges für den Transport. Diese scharfkurvige Straße wurde 1950 während des Uranbooms von der Texas Zinc Minerals Firma gebaut, von den Minen auf der Cedar Mesa zu den Mühlen Nähe Mexican Hat (so genannt, weil es hier einen Felsen gibt, der aussieht wie ein mexikanischer Hut). Ich kann mir den Luxus erlauben, den Rundblick zu genießen. Rolf muss höllisch aufpassen, wegen des rutschigen Kies und der extremen Haarnadelkurven und das alles ohne Leitplanken. Aber er schafft es, uns heil runter zu bringen. Ich habe da sowieso nie Angst, denn Rolf fährt vorsichtig und sicher. Wir machen noch einen Abstecher zum „Goosenecks State Park“. Vom Aussichtspunkt (welcher sich in ca. 1.500 m Höhe befindet) kann man einen Blick auf den San Juan River werfen, welcher sich im Verlauf von Millionen Jahren inzwischen gut 300 m tief gegraben hat. Der Fluss windet sich auf einer Länge von 8 km vor und zurück und legt dabei gerade einmal eine Luftlinie von 1,6 km zurück. Aus der Vogelperspektive sehen die Gebilde, die der San Juan River geschaffen hat, wie Gänsehälse (Goose Necks) aus, deshalb der Name Goosenecks State Park. Da es viel geregnet hat, führt der San Juan River viel Wasser. Wir genießen ein bisschen die warme Sonne, ehe wir weiterfahren nach Mexican Hat, wo wir im San Juan Inn ein sehr schönes Zimmer finden, mit Blick auf den San Juan River und die Berge. Es war auch heute 45 USA 2008 wieder ein besonders schöner Tag, wir haben so viel gesehen, obwohl wir nur 209 Meilen (336 km) gefahren sind. Abends sitzen wir draußen, am Fluss und picknicken. Super! Und wieder können wir die Fledermäuse beobachten, die auf Insektenjagd sind. Wenn man das alles so sieht, auf sich wirken lässt, spürt und erkennt man, wie unwichtig und klein wir als Menschen in dieser Welt sind. Freitag, 6. Juni 08 24. Tag Cortez, Colorado Um 7 Uhr stehen wir auf, es gibt kein Frühstück, nur eine Banane. Um 8 Uhr geht es los, Richtung Monument Valley. Auf der ganzen Fahrt dorthin haben wir tolle Ausblicke in die Landschaft, da die Sonne von hinten scheint. Rolf macht viele Fotos. Es ist immer wieder ein erhebender Anblick, wenn man ins Monument Valley fährt. Für mich auch ein Ort, der viel zum Nachdenken anregt. Gegen 8.45 Uhr überqueren wir die Grenze nach Arizona. Wir befinden uns seit der Abfahrt vom Hotel in der Navajo Reservation. Bald erreichen wir den Eingang zum Monument Valley und wir finden wieder „unsere“ Bank, oben auf der Plattform, von wo aus man einen herrlichen Blick in alle Richtungen hat und das heute bei strahlendem Wetter. Wir lernen einen netten Biker, Josef, aus Wien kennen, der mit einer Gruppe fährt und total unzufrieden ist. Er hat die ganze Zeit über nur geschimpft. Schade, da gibt man so viel Geld aus für eine Reise und dann ist der ganze Urlaub versaut wegen Querelen in der Gruppe. Rolf weiß schon, warum er meist allein fährt. Wir haben es wirklich besser, bei uns ist jeder Tag ein ganz besonderes Erlebnis. Wir erstehen einige schöne Mitbringsel: ein John Wayne Schild, Steine aus dem Monument Valley, 2 Pins, Topflappen. Wir 46 USA 2008 trinken Kaffee, sitzen in der Sonne und genießen es, einmal wirklich die Seele baumeln zu lassen. Erst um 12.30 Uhr verlassen wir diesen schönen Ort, nachdem wir noch einige interessante Gespräche mit einem Navajo-Park-Ranger hatten. Rolf hat mal wieder einige seiner Zigarillos verschenkt. Es geht nun nach Kayenta, die Stadt der Arbeiter der Uranminen. Und weiter nach Cortez, Colorado, unser heutiges Ziel. Um 14.45 Uhr überqueren wir wieder eine Grenze, von Arizona nach Colorado. Es war eine tolle Strecke, mit Blick auf schneebedeckte Berge und wir haben schöne Felsformationen gesehen, u. a. den Eulenfelsen. Phantastisch. Gegen 15 Uhr erreichen wir Cortez, eines meiner Lieblingsstädtchen in USA. Wir beziehen Quartier in Aneth’s Lodge, wir waren hier schon 3x. Rasch wird ausgepackt, wir essen ein paar Erdnüsse, trinken etwas und fahren dann zum Safeway einkaufen: Alkoholfreies Bier, Saft, Lachs, Erdbeeren und Brot. Dann müssen wir noch in einen Liquershop, um Wein zu kaufen. Leider musste ich auf eine 1,5 l Bottle zurückgreifen, da die anderen zu teuer waren. Und dann gehen wir in den City Park von Cortez, wo wir picknicken. Heute gibt es mal wieder ein leckeres Hähnchen. Rolf beobachtet irgendwelche Leute, die Wasser tanken. Es ist ein herrlicher Abend, 25 Grad warm. Gegen 18 Uhr laufen wir zurück ins Hotel. Wieder ein toller Tag. Rolf unterhält sich noch vor dem Hotelzimmer mit einem jungen Mann aus Dresden, der allein mit dem Auto unterwegs ist, kein Englisch spricht und kontaktscheu ist. Erstaunlich, wie unterschiedlich wir Menschen Lebensqualität einschätzen. Samstag, 7. Juni 08 25. Tag Durango, Colorado 47 USA 2008 Um 9 Uhr fahren wir heute los, nach nur Kaffee im Hotel. Es ist ein herrlicher Tag, strahlend blauer Himmel. Die Fahrt führt uns wieder durch das traumhafte Dolores-Tal. Einige Male schon sind wir diese Strecke gefahren, immer wieder schön. Wir machen Halt im kleinen Ort Rico, um Kaffee zu trinken. Leider hat „unser Cafe“ geschlossen. Wir erfahren von einer alten Dame, die einen tollen Antiquitätenladen besitzt, dass die Besitzerin sich um ihre Tochter kümmern muss, die einen schweren Unfall hatte. Aber es gibt ein Restaurant, die uns Kaffee machen und so können wir einige Zeit in der Sonne sitzen und den tollen Blick auf die hohen schneebedeckten Berge genießen. Und der Antiquitätenladen bietet viele Schönes zum Schauen. Kaufen geht ja leider nicht, wir haben keinen Platz mehr auf dem Motorrad. Weiter geht die Fahrt auf einer landschaftlich sehr schönen Strecke. Gegen 13 Uhr erreichen wir Ouary und essen dort im gleichen schönen Internet-Cafe, wie schon vor Jahren einmal, tollen Apfelkuchen. Es ist heute ein wirklich schöner sonniger Tag. Weiter geht die Fahrt über den Red Mountain Pass, ca. 3.358 m hoch. Es gibt hier noch sehr viel Schnee. Gegen 14.20 Uhr erreichen wir das alte historische Minerörtchen Silverton, wo wir im Stadtpark Mittagspicknick machen. Später sitzt Rolf mit einer Zigarillo auf einer Bank vor den vielen hübschen kleinen Geschäften und beobachtet das Treiben der Menschen. In der Zwischenzeit mache ich einen Bummel durch die Läden und erstehe einen kleinen Bären für unsere Hausdekoration in Spiegelau und Blumensamen für unseren Garten. Später geht die Fahrt von Silverton über den Molas Pass, über 3.000 m und dann weiter über den Coalbank Pass, ebenfalls über 3.000 m. Die Aussichten auf dieser Strecke sind traumhaft, der Schnee glitzert in der Sonne und man kann weit sehen. Die ganze Strecke ist ein Traum. Gegen 17 Uhr erreichen wir Durango, 48 USA 2008 finden ein hübsches Motelzimmer im 2. Stock, mit einem tollen Ausblick. Es ist immer noch sehr warm. 193 Meilen (311 km) waren es heute. Schnell wird ausgeladen, umgezogen und dann fahren wir nach Durango Downtown, zu einem französischen Restaurant, um dort ein einmalig gutes französisches Baguette zu kaufen. Der Manager lädt uns auf ein Glas Wein ein, Rolf trinkt jedoch nur Wasser, da er uns ja noch wieder zurück zum Hotel fahren muss. Wir haben eine nette Unterhaltung mit dem noch jungen Manager, der aber schon viel von der Welt gesehen hat. Und dann müssen wir, trotz Einladung, den Wein bezahlen. Ich hatte schon so etwas befürchtet und daher nur einen preiswerten Hauswein gewählt. Es ist wirklich immer noch ein schöner Tag, 25 Grad warm. Als wir vor 2 Jahren hier waren, habe ich bei der Fahrt über die Pässe ganz schön gefroren. Dieses Jahr ist es anders, strahlend blauer Himmel, viel Schnee bis in die Täler und trotzdem warm. Wir machen noch einen kleinen Bummel durch den schönen Ort Durango und fahren dann ins Hotel. Auf dem Balkon machen wir es uns gemütlich mit dem leckeren Baguette, Salami, Oliven, Bier und Wein. Wir sitzen noch lange draußen und genießen die Ruhe und den schönen Blick. Es sind diese kleinen Momente, die wichtig sind, nicht das Gigantische, Spektakuläre. Sonntag, 8. Juni 08 26. Tag Salida, Colorado Um 7 Uhr heißt es Aufstehen. Es ist eine tolle frische Luft draußen. Zum Frühstück gibt es im Hotel den kleinsten Becher Kaffee, den wir je gesehen haben. Dazu haben wir aber unser leckeres Baguette von gestern und Bananen. Um 8 Uhr sind wir startklar. Erst geht es durch das schöne Touristenstädtchen Pagosa Springs, dann über den Wolf Creek Pass, über 3.200 m. Es wird 49 USA 2008 ganz schön kalt, ich ziehe meine dicken Handschuhe an. Die Straße ist toll, sehr schön zum Motorradfahren. In South Fork tanken wir, ehe wir an der Blue Creek Lodge gegen 11 Uhr Kaffee trinken und dazu warmen Walnusskuchen haben. Ein Gedicht. Die Lodge ist mehr als sehenswert wegen ihrer ungewöhnlichen Einrichtung. Weiter geht es durch die Wilderness-Area. Es ist Elche- und Bärenland, fast menschenleer. Wir überqueren den Spring Creek Pass, auch ca. 3.325 m hoch. Inzwischen habe ich auch noch meinen Pullover angezogen, denn die Fahrt über die Pässe ist sehr kalt. Wir haben eine herrliche Aussicht auf den Lake Cristobal und fahren wir noch über den Slumgullion Pass, 3.463 m. Auch diese Strecke ist sehr schön. Eine Zeitlang fahren wir am Rio Grande entlang und auch hier gibt es noch viel Schnee. Von oben haben wir einen tollen Blick auf Lake City, viele Ferienhäuser, viel „For Sale“, zum Verkaufen. Aber uns wäre das hier zu kalt, um immer hier zu wohnen. Plötzlich kommt ein fast orkanartiger Wind auf und so fahren wir weiter. Um 14 Uhr erreichen wir das Blue Mesa Reservoir, ca. 235 Meilen (378 km) liegen bereits hinter uns. Um 15 Uhr machen wir eine Stunde Pause, an einem kleinen Bach. Dann folgt die schöne Passstraße über den Monarch-Pass, 3.667 m, und kleine Dörfer. Aber nach wie vor weht ein starker Wind und es ist saukalt. Oben auf dem Monarch-Pass ist die Wasserscheide Atlantik / Pazifik. So halten wir uns hier nur kurz zum Fotografieren auf und es geht abwärts, mit jedem Meter, den wir bergab fahren, wird es wärmer. Gegen 16.30 Uhr erreichen wir Salida und das schöne Motel Silver Ridge Lodge, wo wir schon mal übernachtet haben. Alles nett hergerichtet, mit Blumen, Bänken und Biker sind Willkommen. Schnell abladen, Kaffee machen und dann raus auf die Bank in die Sonne, aufwärmen. Heute Abend gibt es Restessen: Oliven, geräucherten Lachs, 50 USA 2008 Salami, Baguette. Obwohl wir heute 314 Meilen (506 km) und 4 Pässe gefahren sind, war es – bis auf den starken Wind – nicht anstrengend. Montag, 9. Juni 08 27. Tag Greeley,Colorado Um 6.30 Uhr schellt der Wecker, ein strahlend blauer Himmel erwartet uns, aber es ist kalt, 10 Grad. Im Hotel haben wir ein fürstliches Frühstück: Kaffee, Säfte, Eier, Toast, Käse und süße Teilchen. Ich verschlabbere mal wieder den Orangensaft aus den ätzenden wackeligen Plastikbechern. Wir genießen unser Frühstück und müssen sagen, das Motel war und ist sehr schön. Gegen 8.30 Uhr starten wir Richtung Buena Vista. Es geht nun wieder in die Berge und ich bin ziemlich warm angezogen. Unser Weg führt uns am Arkansas River entlang, eine wunderschöne Strecke. Zu beiden Seiten der Straße schneebedeckte Berge, meist knapp 4.000 m hoch. Dann erreichen wir Leadville, die höchstgelegene Stadt der USA, 3.100 m hoch. Wir trinken in „unserem Cafe“ Espresso und wärmen uns in der Sonne. Weiter geht es über den Fremont-Pass, 3.450 m hoch. Dort treffen wir auf einen alter Miner, der uns einige interessante Geschichten erzählt. Die Kupfermine wird 2009 wegen des hohen Kupferpreises wieder geöffnet, nachdem sie jahrelang geschlossen war. Es ist saukalt auf dem Pass und ich habe mal wieder Rolfs Handschuhe über meine gezogen. Der See, den wir erblicken, ist zugefroren. Sieht toll aus. Und weiter geht es. Bei Dillon biegen wir ab, Richtung Kremmling, dann vorbei an Hot Springs bis Granby. Dort fahren wir Richtung Rocky Mountains National Park. Und die Highlights des Tages: Wir sehen ein Moose (Elch) und einen Elk (Hirsch). So, der Tag ist trotz Kälte gerettet. Wir machen Pause in der Nähe 51 USA 2008 eines Teiches und hören dem Froschgequake zu, was besonders mir gefällt. Zwar ist es nach wie vor kalt, doch die Sonne und der herrliche Tag entschädigen uns. Später sehen wir riesige Schneefräsen, denn der Schnee am Straßenrand ist mehr als einen Meter hoch. Und es ist kalt, schließlich befahren wir die höchste durchgehend geteerte Straße der USA. Der höchste Punkt ist 3.713 m. Doch dann geht es bergab, es wird wärmer und wärmer. Wir fahren durch Estes Park, mal wieder total überfüllt mit Touristen. Weiter geht es durch ein schönes Tal, mit einem ziemlich viel Wasser führenden Big Thomson River und seitlich hohen Felsen. Leider ist hier viel Verkehr und außerdem ist das Tal total zersiedelt. Das Wetter ist nun warm, wir haben auf einer Höhe von 1.600 m ca. 25 Grad. Die Leute fahren halbnackt durch die Gegend und schauen uns komisch an, weil wir mit unseren dicken Lederklamotten wohl merkwürdig ausschauen. Gegen 16.15 erreichen wir unser Super 8 Motel in Greeley, checken ein, Rolf lädt alles ab und holt unsere Koffer aus der Garage. Dann bringt er das Motorrad zum Harley Dealer zum Service und ich packe unsere Koffer für die Heimreise. Anschließend duschen und baden und um 19 Uhr treffen wir uns mit Jan und Jack, ein Ehepaar, welches Rolf letztes Jahr beim Campen kennenlernte. Wir gehen zum Red Lobster essen, gut, reichlich, aber auch nicht billig. Anschließend laden uns Jan und Jack noch in ihr Haus ein. Dieses ist wirklich ein Museum, ein Sammelsurium von Stofftieren und anderem Zeug. Gegen 23 Uhr gehen wir schlafen. Wir sind geschafft. Heute hatten wir 266 Meilen (428 km). Insgesamt sind wir 6.472 Meilen gefahren, das sind 10.420 km in 26 Tagen, entspricht einem Schnitt von 400 km/Tag oder 249 Meilen/Tag. Dienstag, 10. Juni 08 28. Tag Greeley, Colorado 52 USA 2008 Da ich wie immer „reisekrank“ bin, stehen wir früh auf, obwohl das eigentlich heute unnötig ist. Wir haben uns von Jan eine Personenwaage geliehen, so dass wir die Koffer umpacken können, damit das Gewicht passt. Gegen 8.30 Uhr frühstücken wir: Bagels, Toast, Kaffee, Säfte, richtige Butter, Käse und Muffins. Heute lassen wir uns Zeit. Kurz vor 10 geht Rolf zum Harley Dealer wegen des Service-Termins. Ich laufe zur Mall, die um 10 Uhr öffnet, da ich dringend meine Nägel machen lassen will. Und dann will ich auch noch zum Frisör. Anschließend erstehe ich noch ein Paar Sandalen im Ausverkauf und ein Body Splash. Gegen 13 Uhr treffen Rolf und ich im Hotel wieder zusammen. Rolf hat noch neue Fußhalter für das Motorrad in Deutschland gekauft und so packen wir Koffer nochmals um und dann bringt Rolf das fertige Motorrad in die Garage. Endlich sind wir mit allem fertig und können uns ausruhen. Gegen 17 Uhr treffen wir nochmals Jan und Jack. Wir gehen mit ihnen zum Western Sizzling Restaurant Buffet. Rolf bekommt Senior-Preis: 7 Dollar für das Super-Büffet, Getränke frei. Anschließend lassen wir den schönen Abend bei Jan und Jack im Garten ausklingen. 4 wundervolle Wochen, mit vielen schönen und interessanten Erlebnissen und Begegnungen gehen zu Ende. Mittwoch, 11. Juni 08 29. Tag Abflug Denver 13.30 Uhr Um 9.20 Uhr nehmen wir den Shuttle Bus nach Denver. Unser Flug geht um 13.30 Uhr. Und dieses Mal landen wir ohne Verspätung um 10.50 Uhr am Donnerstagmorgen in München. Wir werden abgeholt, zu unserem Auto gebracht und fahren Richtung Heimat, nach Spiegelau. 53