Spritze gegen Fettpolster? "Fett-weg-Spritze" klinisch bislang nicht erprobt Seit einiger Zeit macht eine neue Methode Schlagzeilen: Mit einer "Fett-weg-Spritze" sollen lästige Fettpolster und überflüssige Pfunde verschwinden. Doch vor dem Einsatz der Spritze unter die Haut wird von Medizinexperten und sogar von der Herstellerfirma des Präparates gewarnt. Grund für die Warnung ist, dass das dabei benutzte Medikament für diese Art der Anwendung gar nicht klinisch erprobt ist. Die Anwendung der "Fett-weg-Spritze" beruht lediglich auf Berichten ohne fundierten wissenschaftlichen Hintergrund. Die Methode der Fettauflösung im Gewebe (Injektions-Lipolyse) wurde durch eine brasilianische Hautärztin publik gemacht. Wirksamer Hauptbestandteil der "Fett weg-Spritze" ist Phosphatidylcholin, kurz PTC, ein Pflanzenextrakt, das aus der Sojabohne gewonnen wird. Das Mittel ist ein seit 30 Jahren zugelassenes Medikament, das normalerweise nur zur Senkung erhöhter Blutfettwerte und gegen Fettembolien verabreicht wird. Für die Fettauflösung im Gewebe ist es nicht zugelassen. Dennoch findet es genau hier mehr und mehr Anwender. Zur Behandlung lokaler Fettpölsterchen wird PTC subkutan, also in die Hautschichten des Fettgewebes, injiziert. Dort soll es die Fettzellen auflösen. Die Zellen werden dabei aufgebrochen, und das Fett tritt aus. Zusammen mit PTC soll das Fett dann als Emulsion über das Lymphsystem, weiter über die Blutlaufbahn und schließlich über den normalen Stoffwechselweg abgebaut werden. Wie der Körper den Abtransport größerer Fettmengen bewältigt ist ebenso wenig geklärt wie mögliche Nebenwirkungen oder Spätfolgen. So warnen Mediziner daher ausdrücklich vor der schnellen Fettweg-Lösung. So ist allein schon die Wirkungsweise - laut der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) - möglicherweise bedenklich: "Das Fett wird in einer chemischen Reaktion zersetzt. Im Unterschied zur Fettabsaugung bleibt das zersetzte Fett bei diesem Verfahren im Körper und muss nach und nach abgebaut werden." Experten befürchten, dass das zersetzte Fett "für den Körper zu einem belastenden Problem werden kann und zu Entzündungen, Abszessen, Ölzysten und schweren Einschmelzungen im Fettgewebe führen kann, die wiederum chirurgische Eingriffe notwendig machen." Bislang sind jedoch noch keine Nebenwirkungen dokumentiert worden. Das Problem ist, dass es noch keine wissenschaftlich fundierten Studien zur Wirkung und zu möglichen Nebenwirkungen der Fett-weg-Spritze gibt. Das soll sich jetzt ändern. Derzeit wird am Universitätsklinikum Wien eine erste wissenschaftlich überprüfbare Studie zur Wirkung der Spritze im Unterhautfettgewebe durchgeführt. Die endgültigen Ergebnisse liegen allerdings noch nicht vor.