Content Marketing ... Hype oder Basis? Redaktioneller Beitrag von Executive Creative Director Thomas Klose und CEO Tobias Bartenbach im Magazin Healthcare Marketing Nr. 5 / Mai 2016 www.bartenbach.de Übern Tag hinaus denken Kommunikation Content Marketing ... Hype oder Basis? Content Marketing bietet maßgeschneiderte Inhalte für spezielle Zielgruppen. Eine Hierarchie zeigt, wie die Content-Typen Base, Hub und Hero unterschieden werden. Tracking-Methoden und Tools wie Hubspot werden eingebunden, um den Erfolg dieser Werbemaßnahmen messbar zu machen. Autoren: Thomas Klose und Tobias Bartenbach, beide Bartenbach Da ist es also, das Hype-Thema für 2016: Content Marketing ist die neue Hassliebe der Werber und Kommunikationsprofis. Gestandene PRler winken ab, machen sie inhaltsbasiertes Marketing doch schon, seit sie denken können. Und nicht wenige Werber springen aktuell auf den Zug auf, nur um ihr Portfolio zu komplettieren. Während das Thema Content Marketing also schon 2015 in aller Munde war, erfährt es 2016 einen höheren Professionalisierungsgrad. Und wenn man die geführten Debatten über Sinn und Unsinn von Content Marketing hintanstellt, so kann man seine Bedeutung in jedem Fall nicht mehr leugnen. Erfolgreiches Content Marketing setzt darauf, mit guten Inhalten Themenführer auf dem jeweils bespielten Gebiet zu werden und das auch zu bleiben – ganz gleich, wer dabei mit welcher Motivation auf die Inhalte stößt. Das ist nicht immer leicht und lässt sich auch nicht nebenbei erreichen. Content Marketing ist tatsächlich nur mittel- und langfristig lohnenswert. Im Healthcare-Bereich ist diese Form des Marketings zudem durch die Anforderungen des Heilmittelwerbegesetzes, zumindest in Deutschland, streng reglementiert. Allerdings wartet hier auch eine große Chance. Gerade im Gesundheitsbereich suchen Internetnutzer gezielt Informationen zu Krankheiten, Symptomen und Behandlungsmethoden. Dabei sind die Anforderungen an die Inhalte je nach Nutzer unterschiedlich, abhängig davon, ob es sich um Laien oder Fachleute handelt. So ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, um mit den eigenen Zielgruppen in Kontakt zu treten und eine Beziehung aufzubauen. 86 Healthcare Marketing 5/2016 Inhalte statt klassischer Werbebotschaften Klassisches Marketing ist dabei offenbar nicht mehr zeitgemäß: So wollen 86 Prozent aller TV-Nutzer keine Werbung sehen, 44 Prozent aller Direkt-Mailings werden gar nicht erst geöffnet und 200 Milliarden Telefonnummern sind für Marketing-Calls geblockt. Hinter diesen nackten Zahlen steckt ein ganz realer Grund: Den meisten Konsumenten ist klassische Werbung schon lange ein Dorn im Auge. Sei es, dass die Werbepause für den Gang zum Kühlschrank genutzt wird oder der Adblocker beim Surfen alles Werbliche ausblendet: Werbung ist in der Regel nicht relevant, wenn sie nicht gerade Kreativpreise gewinnt und dadurch in unsere Timeline gespült wird. Ja, sie nervt sogar und zwar in der Regel gewaltig. Wieso also sollte es gerade mit der Botschaft, die man als Werber oder Marketingverantwortlicher sendet, anders sein? Während der klassische Marketing-Ansatz durch Push-Effekte über Formate wie Print, TV und Radio Reputation, Aufmerksamkeit und Kundenbindung für die beworbene Marke erzielen wollte, müssen heute Inhalte kreiert werden, die individuell, wertvoll und bildend sind. Dabei ist die jeweilige Bewertung, was tatsächlich von Wert ist, extrem abhängig von der angesprochenen Zielgruppe und deren Kontext. Über Mails oder Newsletter sollen maßgeschneiderte und nützliche Informationen nur zum richtigen Zeitpunkt angeboten werden und dürfen keinesfalls als Spam wahrgenommen werden. Apps sind keine Werbeschleudern, sondern müssen mit nützlichen Funktionen die Werte der Marke unterstreichen. Brand Utility nennt man das. Social Media und Fachblogs erfüllen ihre Aufgabe insbesondere in der viralen Multiplikation. Und schließlich kann auch über eine technisch aufwendigere Maßnahme wie Augmented Reality ein einfacher Zugang zu Themen mit großer User Experience geschaffen werden. Der Baukasten an sich ist also nicht neu. Er erhält durch digitale Kanäle nur ganz neue Möglichkeiten der Reichweite und Vernetzung – und durch geschicktes Sezieren der Inhalte und clevere Neukombination eine ungeahnte Dimension der Reichweiteneffizienz. Content-Typen und ihre Zielgruppen Dazu muss Content gut recherchiert, spannend, inspirierend, einzigartig, unterhaltend, glaubwürdig, journalistisch seriös und damit wert sein, ihn zu teilen. Und er muss in Komplexität und Tonalität auf die Zielgruppe maßgeschneidert sein. Bei den Inhalten unterscheidet man je nach Hierarchie verschiedene Content-Typen: Die Basis bilden Inhalte, die immer nachgefragt werden und die ein kontinuierliches Grundrauschen im Informationsfluss sicherstellen. Darauf folgen Inhalte mit Bezug zu aktuellen Themen oder Veranstaltungen, die für die Kernzielgruppe aufbereitet werden (Hub), und schließlich stark polarisierender und exklusiver Content, zum Beispiel aus dem Umfeld einer eigenen Veranstaltung und der Kommunikation dazu (Hero). Der Trick liegt darin, Übern Tag hinaus denken Kommunikation Quelle: Bartenbach Content-Typen und Nutzer-Motivationen Unterschieden werden drei verschiedene Formen von Inhalten Inhalte in immer kleinere Teile und Sinneinheiten zu zerlegen und neu zu kombinieren. Ein Erklärvideo, eine Infografik, eine Best-of-Liste oder FAQs können die einzelnen Aspekte des Fachartikels nochmals unterschiedlich beleuchten. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit der Vervielfältigung ein und desselben Inhaltes auf unterschiedlichste Lesekontexte und Plattformen, sei es das Video für den YouTube-Kanal oder die Infografik für die LinkedIn-Veröffentlichung. Wir erhöhen damit ganz einfach die Möglichkeit, dass ein Leser auf unseren Content trifft, und können ihn mit diesen „Appetithappen“ leicht zu ausführlicheren Inhalten hinführen. Bei den verwendeten Inhalten geht es um zweierlei: Ist der User auf der Suche nach Unterhaltung und Inspirationsquellen, kommt es auf schnelle, einmalige und spannende, aber trotzdem hochwertige Contents an. Hier bieten sich besonders viele Anknüpfungspunkte zu tiefergehenden und weiterführenden Inhalten an. Ist der Leser hingegen direkt auf der geziel- ten Suche nach Antworten auf offene Fragen, werden die besten ausführlichen Antworten bereitgestellt. Erfolg ist messbar Wesentlich für den Erfolg von Content Marketing ist die Verzahnung aller Maßnahmen. Über Customer Journeys relevanter Personas werden exemplarische Nutzerverhalten simuliert: Der Einstieg über die Google-Suche etwa, die zu einem kurzen Beitrag in einer Xing-Fachgruppe führt, hin zu einem ausführlichen Artikel, der in einem markeneigenen Onlinemagazin erscheint. Ein skizziertes Ecosystem sichert uns den Überblick über die gesamte Verkettung der Touchpoints, Inhalte und Maßnahmen sowie aller Ein- und Absprungwege. Damit der Erfolg auch konkret belegt werden kann, sollte er über vorher definierte KPIs kontinuierlich gemessen werden. Hierzu werden entsprechende Tracking-Methoden und Tools wie Hub- Tobias Bartenbach Fotos: Bartenbach ist CEO der 1997 gegründeten BartenbachGruppe, bestehend aus der Bartenbach AG sowie dem Tochterunternehmen Bartenbach Werbemittel in Mainz. [email protected] Thomas Klose ist Executive Creative Director der BartenbachGruppe, verantwortlich für Konzeption, Text und Kreation. [email protected] spot oder Eloqua eingebunden. Relevant ist zudem die Qualität der emotionalen Wahrnehmung. Laut einer aktuellen BBC StoryWorks-Studie gewann eine Marke durch Content Marketing um zehn Prozent an Vertrauen und wurde im Image um 14 Prozent positiver empfunden. 16 Prozent mehr Beachtung führte zu 14 Prozent mehr Empfehlungen der Brand. Bei Nennung der Marke erhöhten sich diese Werte sogar auf über 20 Prozent. Im Gegensatz zur klassischen Werbung setzt Content Marketing also auf das Publizieren individueller Inhalte, statt vordefinierte Anzeigenformate zu belegen etwa YouTube-Clips veröffentlichen, statt auf der Online-Plattform zu werben. Inhalte auf eigenen und sozialen Medien publizieren, statt Werbung in festgelegten Formaten zu schalten. Nüchtern betrachtet ist Content Marketing also ein wertvolles und mächtiges Schwert im Kampf um sinkende Aufmerksamkeit. Und spätestens hier kommen die klassischen PR-Profis dann auch wieder mit an Bord. Innerhalb des Agenturenverbandes GWA, Frankfurt, gibt es das Forum Healthcare Kommunikation, dem 25 Agenturen angehören. 2011 startete das Forum den GWA Healthcare Award. Er pausierte 2015 und wird in diesem Jahr mit neuen Kategorien wiederbelebt. Der nebenstehende Beitrag erscheint in unserer Rubrik ‚übern Tag hinaus denken‘, in der sich Führungskräfte aus Healthcare-Agenturen zu einem visionären Thema ihrer Wahl äußern (www.gwa.de). Healthcare Marketing 5/2016 87