Toxizität und funktionelle Ergebnisse der postoperativen adjuvanten

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Aus der
Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und
Transplantationschirurgie
der Chirurgischen Universitätsklinik Ulm
Ärztliche Direktorin: Prof. Dr. med. D. Henne-Bruns
Toxizität und funktionelle Ergebnisse der postoperativen
adjuvanten Radiochemotherapie Analyse des Ulmer Subkollektivs der FOGT-2
Multicenterstudie
Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin
der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm
Anika Sauer
Sonthofen
2005
Amtierender Dekan: Prof. Dr. Klaus-Michael Dabatin
1. Berichterstatter: PD Dr. Ludger Staib
2. Berichterstatter: Prof. Dr. Thomas Wiegel
Tag der Promotion: 30.06.2006
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Seite 2
1. Einleitung
Seite 3
1.1. Epidemiologie.....................................................................
1.2. Ätiologie.............................................................................
1.3. Anatomie und Histologie...................................................
1.4. Stadieneinteilung................................................................
1.5. Therapie..............................................................................
1.6. Fragestellung.......................................................................
2. Patienten und Methoden
3
3
4
5
8
10
Seite 11
2.1. Zusammensetzung des Patientenkollektivs....................... ..
2.2. Therapiearme.......................................................................
2.3. Dosierungsanpassung und Therapieabbruch ......................
2.4. Therapieverlaufsuntersuchungen und Nachsorge...............
2.5. Auswertungen der Ulmer Patienten....................................
2.5. Statistische Methoden.........................................................
3. Ergebnisse
11
11
12
13
14
21
Seite 23
3.1. Ergebnisse der FOGT-2 Studie...............................................
3.1.1. Überlebensraten..........................................................
3.1.2. Akuttoxizität der adjuvanten Therapie.....................
3.1.3. Therapieabbrüche.....................................................
3.1.4. Todesfälle.................................................................
3.1.5. Rezidivmuster..........................................................
23
25
31
37
40
41
3.2. Ergebnisse der Ulmer Patienten............................................
3.2.1. Art der Operation.....................................................
3.2.2 Morbidität der Operation.........................................
3.2.3. Spättoxizität der Strahlentherapie............................
3.2.4. Darmfunktion...........................................................
3.2.5. Kontinenzscore........................................................
3.2.6. Lebensqualität....................................................…..
42
42
44
46
50
53
56
4. Diskussion
Seite 65
5. Zusammenfassung
Seite 90
6. Literaturverzeichnis
Seite 92
7. Danksagung
Seite 98
1
Abkürzungen:
AIO:
AJCC:
APRE:
ARO:
CALGB:
CAO:
CS:
ECOG:
EORTC:
FA:
FM:
FOGT:
5-FU:
GITSG:
IFN α:
IU:
Intergroup 0114:
Arbeitsgemeinschaft für Internistische Onkologie
American Joint Committee on Cancer
Abdominoperineale Rektumexstirpation
Arbeitsgemeinschaft für Radiologische Onkologie
Cancer and Leukemia Group B
Chirurgische Arbeitsgemeinschaft für Onkologie
Clinical Staging
Eastern Cooperative Oncology Group
European Organisation for Research and Treatment of Cancer
Folinsäure
Fernmetastase
Forschungsgruppe Onkologie Gastrointestinaler Tumoren
5-Fluorouracil
Gastointestinal Tumor Study Group
Interferon α
International units, Internationale Einheiten (IE)
Zusammenschluss CALGB, NCCTG, ECOG, SWOG, RTOG +
- NCIC
Gy:
Gray, Einheit der Dosis radioaktiver Strahlung
LR:
Lokalrezidiv
MeCCNU:
Semustin, 4-Methyl-Lomustin,
M.E.R.C.U.R.Y. Studie: Magnetic Resonance Imaging and Rectal Cancer Equivalence
Study
mg/m2:
Milligramm pro Quadratmeter
MRC:
Medical Research Council
MRT:
Magnetresonanztomographie
MSKCC:
Memorial Sloan-Kettering Cancer Center
NCCTG:
North Central Cancer Treatment Group
NCI:
National Cancer Institute
NCIC:
National Cancer Institute Of Canada Clinical Trials Group
NSABP:
National Surcigal Adjuvant Breast and Bowel Project
NW:
Nebenwirkungen
QLQ:
Quality of Life Questionnaire
QLQ-C30:
Quality of Life Questionnaire-Core 30 items
QLQ-CR38:
Quality of Life Questionnaire Colorectal Cancer module 38 items
QUASAR-Trial:
Quick and Simple and Reliable Trial
RCT:
Radiochemotherapie
RT:
Radiotherapie/Bestrahlung
RTOG:
Radiation Therapy Oncology Group
SWOG:
Southwest Oncology Group
Supp.
Suppositorium, Zäpfchen
TAR:
Tiefe anteriore Rektumresektion
TME:
Totale mesorektale Exzision
TNM:
T: Ausdehnung des Primärtumors, N: Anzahl der Lymphknoten- metastasen, M: Fernmetastasen
UICC:
Union internationale contre le cancre (Internat. Gesellschaft
gegen Krebs)
WHO:
World Health Organization
2
1.Einleitung
1.1 Epidemiologie
Das kolorektale Karzinom ist das zweithäufigste Karzinom nach dem Bronchialkarzinom
[59] und macht 14–16 % aller Neoplasien weltweit aus [56]. Im Jahr 2003 wurden laut
dem Statistischen Bundesamt Deutschland 149.653 Patienten mit der Diagnose
„kolorektales Karzinom“ aus dem Krankenhaus entlassen. Die Inzidenz des kolorektalen
Karzinoms ist in Europa in den letzten 20 Jahren von 10-15 auf 15-25 pro 100.000
Einwohnern angestiegen. Somit liegt sie niedriger als in den USA (65,0/100.000) und
höher als in Osteuropa und Japan (10/100.000) [43].
Der steigenden Erkrankungshäufigkeit steht jedoch eine in den letzten Jahren sinkende
Letalität gegenüber. Aufgrund zunehmend erfolgreicher Frühdiagnostik und verbesserter
Therapien konnte die Überlebensrate gesteigert werden. Jedoch verstarben im Jahr 2003 in
Deutschland (laut Statistischem Bundesamt) 21.282 Patienten an den Folgen eines
kolorektalen Karzinoms.
Bei Männern steht das kolorektale Karzinom nach dem Bronchialkarzinom und dem
Prostatakarzinom an dritter Stelle, bei den Frauen folgt es nach dem Mammakarzinom
bereits an zweiter Stelle der häufigsten Krebserkrankungen. Kolorektale Karzinome treten
am häufigsten zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr auf. Das durchschnittliche Alter der
Patienten mit Rektumkarzinom liegt bei 67,1 Jahren, der Patienten mit Kolonkarzinom bei
69,9 Jahren [64]. 35 bis 40 % der kolorektalen Karzinome sind im Rektum lokalisiert [73].
1.2 Ätiologie
Hinsichtlich der Ätiologie der kolorektalen Karzinome existieren verschiedene Theorien.
Eine multifaktorielle Entstehung aus externen und genetischen Faktoren scheint
wahrscheinlich. Die meisten Karzinome entstehen auf dem Boden von Epitheldysplasien,
die in über 95 % der Fälle in Adenomen auftreten. Durch Aktivierung von Onkogenen und
Deaktivierung von Tumorsuppressorgenen kommt es im Laufe von Jahren zu einer
Transformation von Normalgewebe über das Adenom zum Karzinom (Adenom-KarzinomSequenz) [74].
Zu den externen Risikofaktoren zählt vor allem eine fettreiche und ballaststoffarme
Ernährung. Der Ballaststoffmangel führt zu kleineren Stuhlmengen, der Stuhl verbleibt
3
länger im Darmtrakt, und es resultiert eine verlängerte Kontaktzeit des Stuhls und der darin
vorhandenen Karzinogene mit der Schleimhaut. Außerdem wird angenommen, dass
langjähriges Zigarettenrauchen und Alkoholkonsum mit einem erhöhten Karzinomrisiko
assoziiert sind [57].
Zu den genetischen Prädispositionen zählen die familiäre adenomatöse Polyposis (FAP),
das hereditäre nichtpolypöse Kolonkarzinom-Syndrom (Lynch-Syndrom) sowie eine
positive Familienanamnese.
1.3. Anatomie und Histologie
Definitionsgemäß werden Dickdarmkarzinome, deren aboraler Rand bei der Messung mit
dem starren Rektoskop bis zu 16 cm von der Anokutanlinie entfernt ist, als
Rektumkarzinome bezeichnet [12, 14]. Das Rektum wird in drei Drittel unterteilt. Das
untere Rektumdrittel ist der Bereich, der bis zu 6 cm von der Anokutanlinie entfernt liegt,
das mittlere Drittel liegt zwischen 6 und 12 cm und das obere Drittel zwischen 12 und 16
cm von der Anokutanlinie entfernt [12]. Die Anokutanlinie stellt den Übergang der
Epidermis in die Analschleimhaut dar. Eine weitere Bezugsgrenze stellt die Linea dentata
dar, die 2 cm proximal der Linea anocutanea liegt und das Ende des Analkanals markiert.
Ab 16 cm von der Anokutanlinie folgt der rektosigmoidale Übergang. Sigmakarzinome
zählen dennoch als Rektumkarzinome, wenn der Unterrand des Karzinoms ins Rektum
hineinreicht.
Das kolorektale Karzinom kann exophytisch in das Darmlumen wachsen, die Darmwand
diffus infiltrieren oder ulzerieren. Nach Durchbrechen der Basalmembran kann eine
lymphogene oder hämatogene Metastasierung erfolgen. Die Einteilung des Rektums in drei
Bereiche ist insofern wichtig, da die Lymphabflusswege dieser Bereiche unterschiedlich
sind. Das obere Rektumdrittel metastasiert vorwiegend lymphogen in die paraaortalen
Lymphknoten, das mittlere Rektumdrittel zusätzlich in die Lymphknoten der Beckenwand
und das untere Drittel außerdem in die inguinalen Lymphknoten.
Die hämatogene Metastasierung folgt dem venösen Abfluß. Dies bedeutet, dass die
Karzinome der beiden proximalen Rektumanteile primär über die Vena portae in die Leber
metastasieren, während die distalen Rektumkarzinome primär über die Vena cava inferior
in die Lunge metastasieren können.
Wenn die Diagnose „kolorektales Karzinom“ gestellt wird, ist es wichtig, Aussagen über
Tumortyp, Differenzierungsgrad und Lymphgefäßinvasion zu machen. Die Bestimmung
4
des Tumortyps richtet sich nach der WHO-Klassifikation, die zwischen muzinösen und
nicht muzinösen Adenokarzinomen, sowie
selteneren
Karzinomtypen
wie
z.B.
Siegelringzellkarzinomen, Plattenepithelkarzinomen und undifferenzierten Karzinomen
unterscheidet [11]. Ein histologisches Grading unterscheidet Low-grade- von High-gradeKarzinomen. Unter High-grade-Karzinomen werden schlecht differenzierte muzinöse und
nicht muzinöse Adenokarzinome (G3), schlecht differenzierte Siegelringzellkarzinome,
schlecht differenzierte kleinzellige Karzinome und
zusammengefasst.
High-grade-Karzinome
sollten
undifferenzierte Karzinome
mit
einem
größeren
distalen
Sicherheitsabstand reseziert werden als Low-grade-Karzinome, eine lokale Tumorexzision
oder eine endoskopische Tumorabtragung verbietet sich. Der Differenzierungsgrad wird in
vier Gruppen eingeteilt. Die Einteilung ist in Tabelle 1 dargestellt. G4 entspricht dem
eigenständigen histologischen Tumortyp des undifferenzierten Karzinom der WHONomenklatur.
Tabelle 1: Differenzierungsgrad des Rektumkarzinoms
G: Grading
G1
G2
G3
G4
gut differenziert
mittel differenziert
niedrig (schlecht) differenziert
undifferenziert
1.4. Stadieneinteilung
Therapieentscheidungen
sollten
in
bezug
auf
die
TNM-Klassifikation
der
Rektumkarzinome getroffen werden, da die TNM-Klassifikation wie die UICCGruppierung die prognostischen Kriterien des Rektumkarzinoms berücksichtigt.
In Tabelle 2 ist das von der American Joint Committee on Cancer (AICC) und von der
Union internationale contre le cancre (UICC) aufgestellte TNM-System mit Stadieneinteilung dargestellt. Es existiert seit 1987 und wurde zuletzt 2002 modifiziert [22].
5
Tabelle 2: TNM-Klassifikation des kolorektalen Karzinoms
T: Primärtumor
TX
T0
Tis
T1
T2
T3
T4
Primärtumor nicht beurteilbar
Kein Primärtumor auffindbar
Carcinoma in situ : intraepithelial oder Infiltration der Lamina propria
Tumor reicht bis in die Submukosa
Tumor reicht bis in die Muscularis propria
Tumor infiltriert durch die Muscularis propria in die Subserosa oder nicht
peritonealisiertes perikolisches oder perirektale Gewebe
Tumor durchbricht das viszerale Peritoneum oder infiltriert andere Organe
N: Lymphknotenmetastasen
NX
N0
N1
N2
Regionale Lymphknoten nicht beurteibar
Keine regionalen (perikolisch oder perirektal) Lymphknotenmetastasen
1-3 regionale Lymphknotenmetastasen
4 oder mehr regionale Lymphknotenmetastasen
M: Fernmetastasen
MX
M0
M1
Fernmetastasen nicht beurteilbar
Keine Fernmetastasen
Fernmetastasen vorhanden
Nach der UICC wird die TNM-Klassifikation in folgende Stadiengruppierungen unterteilt:
Tabelle 3 zeigt in der ersten Spalte die UICC-Stadieneinteilung von 1987, nach der die
Einteilung in dieser Arbeit erfolgt. In der zweiten Spalte ist die modifizierte UICCStadieneinteilung von 2002 aufgeführt. Hier zeigt sich, dass das Stadium II und III noch
weiter unterteilt wurde. Man geht davon aus, dass diese Untergruppierungen unterschiedliche Überlebensprognosen haben und damit eventuell unterschiedliche adjuvante
Therapien nötig sind. Diese Problematik ist zur Zeit Gegenstand einiger Studien.
In der letzten Spalte ist die 1932 eingeführte Einteilung nach Dukes eingetragen. Die
Dukes-Einteilung wurde mehrmals modifiziert, die modifizierte Version nach Astler und
Coller ist in der vorletzten Spalte eingetragen [6]. Die Dukes-Klassifikation findet zwar bis
heute Verwendung, zahlreiche Modifikationen erschweren aber den Vergleich von
Literaturdaten.
6
Tabelle 3: Stadieneinteilung des kolorektalen Karzinoms nach UICC 1987 und modifiziert 2002, TNMKlassifikation der WHO, Stadienklassifikation nach Dukes sowie modifiziert nach Astler und Coller
UICCStadium
modifiziert
seit 2002
Stad. 0
Stad. I
Stad. 0
Stad. I
Stad. II
Stad. IIA
Stad. IIB
Stad. IIIA
Stad. III
Stad. IIIB
Stad. IV
Stad. IIIC
Stad. IV
T
N
M
Tis
T1
T2
T3
T4
T1
T2
T3
T4
Jedes T
Jedes T
N0
N0
N0
N0
N0
N1
N1
N1
N1
N2
Jedes N
M0
M0
M0
M0
M0
M0
M0
M0
M0
M0
M1
nach
Astler
und
Coller
Dukes
A
B1
B2
A
C1
C
B
C2
D
D
UICC: Union contre le Cancre
Neben der TNM-Stadieneinteilung ist es wichtig, am Operationssitus und dem Operationspräparat den Tumorrest zu beurteilen. Hierbei hilft die Einteilung in drei Residualstadien,
die in Tabelle 4 dargestellt wird.
Tabelle 4: Residualtumor-Einteilung
R: Residualtumor
R0
R1
R2
Kein Residualtumor feststellbar
Mikroskopischer Residualtumor
Makroskopischer Residualtumor
Bei digital erreichbaren Rektumkarzinomen ist eine nichtapparative präoperative Stadieneinteilung mittels digital-rektaler Untersuchung möglich. In Tabelle 5 wird die hierfür
wichtige Stadieneinteilung nach Mason aufgezeigt [41]. Ein erfahrener Untersucher soll
mit einer Treffsicherheit von 80 % das postoperative histologische Ergebnis erreichen.
Tabelle 5: Präoperative klinische Stadieneinteilung nach Mason (Stadium I bis IV), mittels rektal-digitaler
Untersuchung wird versucht die Tiefeninfiltration des Tumors festzulegen
Stadium =
Clinical Staging (CS)
Definition
Korrelation zur
Tiefeninfiltration
CS I
CS II
CS III
CS IV
gut beweglich
beweglich
wenig beweglich
fixiert
Submukosa
Muscularis propria
mäßig ausgedehnt periproktal
ausgedehnt periproktal,
Infiltration der Umgebung
7
1.5 Therapie
Es ist unbestritten, dass ein kurativer Ansatz bei Rektumkarzinomen unabdingbar mit einer
Karzinomresektion verbunden ist. Die Prognose des Rektumkarzinoms hängt entscheidend
vom initialen Stadium und von der Radikalität der Operation ab. Mukosakarzinome oder
sog. intraepitheliale Karzinome (pTis) können durch lokale Abtragung im Gesunden
(transanale endoskopische Mukosaresektion, endoskopische mikrochirurgische Tumorabtragung) ausreichend behandelt werden [3], da eine Metastasierung noch nicht erfolgt ist
[25].
Im frühen 20. Jahrhundert (seit 1908) begann die erfolgreiche Therapie des
Rektumkarzinoms mit der Durchführung der abdominoperinealen Rektumexstirpation
(APRE) nach Miles [19]. Hierbei wird das Rektum über einen abdominellen und einen
perinealen Zugang komplett exstirpiert und ein endständiges Descendostoma angelegt.
Ab ca. 1950 wurde die tiefe anteriore Rektumresektion (TAR) nach Dixon eingeführt [58].
Über einen abdominellen Zugang wird der betroffene Rektumanteil mit ausreichendem
Sicherheitsabstand reseziert und die verbleibenden Darmenden mit einer End-zu-EndAnastomose verbunden. Systematische Studien haben gezeigt, dass die distale intramurale
Tumorausbreitung bei Karzinomen der unteren zwei Drittel des Rektums selten 1 cm
überschreitet, so dass es ausreichend ist, einen Sicherheitsabstand von 2 cm am
ausgestreckten Operationspräparat einzuhalten. Handelt es sich um High-gradeKarzinome, empfiehlt es sich, einen größeren Sicherheitsabstand (3-4 cm in situ) zu
wählen. Die Grenze einer kontinenzerhaltenden Rektumresektion liegt daher bei 5 cm ab
Anokutanlinie [58]. Bei dieser kontinenzerhaltenden Operation muss bei tiefsitzenden
Karzinomen eventuell für einige Zeit ein Ileostoma zum Schutz der Anastomose angelegt
werden. Wird bei der TAR ein ausreichend großer Sicherheitsabstand eingehalten, sind
beide Operationsverfahren, TAR sowie APRE als gleichwertig anzusehen. Wichtig ist,
dass bei beiden Operationsverfahren der tumortragende Darmabschnitt mit Mesenterialgefäßen bis zu deren Ursprung inklusive Mesenterium und zugehörigen Lymphabflusswegen radikal und en-bloc entfernt wird. In den konventionellen chirurgischen
Operationsverfahren wurde die rektale Faszie stumpf vom Rektum gelöst. Dadurch wurde
nicht das komplette Gewebe entfernt, welches Tumorzellen beinhalten kann und es
resultierten höhere Lokalrezidivraten. Mit der Erkenntnis, dass das perirektale Gewebe
wichtig für die Lokalrezidivrate ist, gewann die totale mesorektale Exzision (TME) nach
Bill Heald an Bedeutung [25]. Bei der TME wird das komplette Mesorektum
(Bindegewebsfettkörper, in dem sich alle Lymphknoten befinden, die das Rektum
8
drainieren) unter Sicht scharf von der viszeralen Beckenfaszie abgetrennt [31]. TAR und
APRE werden heute nach TME-Technik operiert.
Bis 2004 wurde die chirurgische Behandlung leitliniengerecht als primäre Therapie durchgeführt. Lediglich bei T4-Tumoren, die aufgrund des präoperativen Stagings oder
explorativer Laparotomie wahrscheinlich nicht R0-reseziert werden konnten, wurde eine
präoperative Radiochemotherapie zum Down-Staging empfohlen [3, 30].
Seit 2004 existieren neue Leitlinien für die Therapie des Rektumkarzinoms. Seither ist ab
dem UICC-Stadium II eine neoadjuvante Radio- oder Radiochemotherapie indiziert. Eine
operative Therapie folgt erst als sekundäre Therapie. Eine Ausnahme stellen T1/T2Tumoren mit fraglichem Lymphknotenbefall dar. Hier kann die primäre Operation eine
sinnvolle Therapieoption darstellen, die bei postoperativ histologisch gesichertem
Lymphknotenbefall durch eine adjuvante Radiochemotherapie ergänzt werden soll [57].
Nach radikaler Tumorresektion ist es wichtig, über die lokoregionäre Vollständigkeit der
Tumorentfernung (vergleiche Tabelle 3: Residualtumor-Einteilung), über mögliche
operative Einschnitte in oder durch den Tumor, über den Tumortyp nach WHOKlassifikation und das Grading, über die Invasionstiefe des Tumors (pT-Kategorie), über
den Lymphknotenstatus (pN-Kategorie) und über die Vollständigkeit und Ausführung der
Mesorektumexzision zu erfahren, um gegebenenfalls weitere Therapieentscheidungen
treffen zu können. Um eindeutige Aussagen über die pN-Kategorie zu machen, wird
üblicherweise eine regionäre Lymphadenektomie und histologische Untersuchung von 12
oder mehr Lymphknoten durchgeführt [3, 30]. Nach neoadjuvanter Therapie ist hierbei
jedoch zu beachten, dass durch die therapiebedingt eingetretene Remission das
ursprüngliche Tumorstadium histopathologisch nur eingeschränkt feststellbar ist.
Deswegen wird zunehmend die eingetretene pathohistologisch fassbare Remission in
Anlehnung an Dworak und Wittekind klassifiziert [57].
9
1.6.Fragestellung
Die Arbeit befasst sich mit den Ergebnissen der FOGT-2 Multicenterstudie. Der Begriff
FOGT steht für „Forschungsgruppe Onkologie Gastrointestinaler Tumoren“. Bei der
FOGT-2-Studie handelt es sich um eine prospektive, kontrollierte und randomisierte Phase
III Multicenterstudie, die die adjuvante Therapie beim Rektumkarzinom untersuchte. Ziel
der Studie war es, folgende Fragestellung zu überprüfen:
Weisen die Kombinationen 5-FU/Folinsäure oder 5-FU/Interferon-α, jeweils in
Kombination mit Levamisol, bei Patienten mit Rektumkarzinom UICC II und III
eine bessere adjuvante Wirkung auf als 5-FU mit Levamisol allein?
Hierfür wurden die 5-Jahres-Gesamtüberlebensraten der drei Therapiearme verglichen.
Das Ergebnis der Studie galt als signifikant, wenn die 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate der
Rektumkarzinompatienten im Stadium UICC II und III durch die Therapiemodifikation
von 58% auf 68% erhöht wurde.
Des weiteren soll die Arbeit durch Auswertung der Daten, die in der FOGT-2 Studie
gesammelt wurden, Auskunft über die krankheitsfreie 5-Jahres-Überlebensrate, über die
Akuttoxizität der adjuvanten Therapie und über das Rezidivmuster der drei Therapiearme
geben.
Neben den Ergebnissen der FOGT-2 Studie untersucht die Arbeit retrospektiv anhand der
zusätzlich vorhandenen Daten über die an der FOGT-2 teilnehmenden Ulmer Patienten
(Strahlentherapeutische Verlaufsuntersuchungen, Operationsberichte, Tumornachsorgeuntersuchungen,) und anhand zweier Lebensqualitätsbögen (QLQ-C30 + QLQ-CR38 der
EORTC) und einem Inkontinenzfragebogen folgende Gesichtspunkte:
1. Wie ist die Morbidität der TAR, APRE und Hartmann-Operation?
2. Wie ausgeprägt ist die Spättoxizität der Strahlentherapie?
3. Unterscheidet sich die Lebensqualität der Patienten mit TAR von den
Patienten mit APRE?
4. Wie gut ist das funktionelle Ergebnis (Kontinenz) nach anteriorer
Rektumresektion ?
10
2. Patienten und Methoden
2.1. Zusammensetzung des Patientenkollektivs
Bei der FOGT-2 Studie handelt es sich um eine aus drei Therapiearmen bestehende Phase
III Multicenterstudie, an der zwischen Juli 1992 und Dezember 2002 55 Kliniken in
Deutschland teilgenommen haben. In die Studie wurden Patienten mit Rektumkarzinomen
Stadium T3-4 N0 M0 und TX N1-3 M0 (UICC II und III) eingeschlossen, die komplett
(R0) mittels anteriorer Rektumresektion oder abdominoperinealer Rektumexstirpation
reseziert waren. Hierbei wurden alle Dickdarmkarzinome als Rektumkarzinome gezählt,
deren untere Begrenzung unterhalb der peritonealen Umschlagsfalte oder tiefer als 12 cm
ab Hiltonscher Linie lagen. Fernmetastasen wurden präoperativ mit Hilfe einer
Abdomensonographie, einer Thorax-Röntgenaufnahme oder Computertomographie der
Lunge ausgeschlossen. Zweittumoren im Dickdarmbereich wurden mittels Ileokoloskopie
ausgeschlossen. Falls dies präoperativ nicht möglich war, musste die Koloskopie
postoperativ innerhalb von drei Monaten nachgeholt werden.
Bei Rektumkarzinomen erfolgte die TAR oder die APRE nach den Richtlinien der
Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Dies beinhaltete zum einen die Resektion des
Tumors mit ausreichendem Sicherheitsabstand, sowie die Entfernung der den betroffenen
Darmabschnitt versorgenden Gefäße mit dazugehörigem Lymphabflussgebiet. Eine
laparoskopische Operation galt als Ausschlusskriterium.
Die histopathologische Untersuchung des Resektates erfolgte nach den Richtlinien der
Deutschen Krebsgesellschaft [26]. Somit mussten zu Beginn der Studie mindestens zehn
Lymphknoten mit Unterscheidung in tumornah und tumorfern untersucht werden. Nach
den neuesten Richtlinien müssen aktuell 12 Lymphknoten histopathologisch untersucht
werden.
2.2. Therapiearme
Nach Vorliegen der schriftlichen Einwilligung der Patienten und des histopathologischen
Ergebnisses wurden die Patienten postoperativ durch die Studienleitung in Ulm in drei
Therapiearme randomisiert. Therapiearm A richtete sich nach den Therapieempfehlungen
der NIH Konsensus Konferenz von 1990. Diese Standardtherapie bestand aus
postoperativer Radiotherapie des Beckens (45 bis 50,4 Gy) und Chemoimmuntherapie mit
11
5-FU und Levamisol. 5-FU ist ein Antimetabolit, der durch Hemmung der
Thymidilatsynthetase die Bereitstellung wichtiger DNS-Bausteine hemmt. Levamisol ist
ein Anthelmintikum mit restaurativem immunmodulatorischem Effekt [51]. In den
experimentellen Armen wurde die Standardtherapie in Arm B mit Folinsäure und in Arm
C mit Interferon α modifiziert. Folinsäure ist ein Biomodulator von 5-FU, indem sie die
kompetitive Hemmung der Thymidylatsynthetase durch 5-FU durch Bildung eines stabilen
tertiären Komplex verstärkt [51]. Das Glykoprotein Interferon α wirkt durch Bindung an
membranständigen Rezeptoren zytostatisch und moduliert die Zytotoxizität von 5-FU [66].
Unmittelbar postoperativ, spätestens jedoch bis zum 14. postoperativen Tag, wurde der
erste fünftägige Chemotherapiezyklus begonnen. In allen drei Armen erhielten die
Patienten täglich 450 mg/m2 5-FU für fünf Tage, in Arm B bekamen die Patienten
zusätzlich 200 mg/m2 Folinsäure täglich als 10-Minuten Kurzinfusion vor der 1 bis 2stündigen Infusion von 5-FU. Die Levamisoltherapie begann nach Abschluss des oralen
Kostaufbaus, möglichst am ersten Tag nach der letzten Zytostatikainfusion. Sie bestand
aus 3 x 50 mg Levamisol per os an drei aufeinander folgenden Tagen alle zwei Wochen.
Vier Wochen nach dem letztem Tag der ersten Chemoinfusion wurde die Chemotherapie
im wöchentlichem Abstand ambulant bis zum Ende der 52. Woche durchgeführt. Ab
diesem Zeitpunkt der ambulanten Chemotherapie begann in Arm C die subkutane Injektion
von 6 x 106 IU Interferon α dreimal pro Woche nach stationärer Anleitung.
Die Strahlentherapie wurde spätestens in der sechsten postoperativen Woche begonnen.
Sie erfolgte in 3-Felder-Technik mit einer Einzeldosis von 1,8 Gy fünfmal wöchentlich bis
zu einer Gesamtherddosis von 45 bis 50,4 Gy. Davon wurden 45 Gy großräumig
verabreicht und zum Abschluss eine gezielte kleinräumige Aufsättigung mit 5,4 Gy
durchgeführt.
2.3. Dosierungsanpassung und Therapieabbruch
Die
Dosierungen
von
5-FU,
Levamisol
und
Interferon
α
wurden
zyklisch
toxizitätsangepasst gesteigert bzw. reduziert. Toxizitätsgrade WHO 1 und 2 wurden
toleriert. Bei Toxizität WHO Grad 3 und 4 wurde die Chemoimmuntherapie bis zur
Normalisierung der Symptome aufgeschoben. Danach wurde die Chemoimmuntherapie
mit der entsprechend den u. g. Richtlinien reduzierten Dosis fortgesetzt. Wurde diese
reduzierte Dosis gut vertragen, erfolgte der nächste Chemoimmuntherapiezyklus mit
12
normaler Dosierung. Eine Dosisreduktion erfolgte zuerst bei Interferon α, danach bei
Levamisol und zuletzt bei 5-FU [38].
Patienten,
bei
denen
es
im
Zusammenhang
mit
der
Interferon-Therapie
zu
Nebenwirkungen wie z.B. Fieber, Schüttelfrost, grippeähnliche Beschwerden oder
Abgeschlagenheit kam, erhielten eine Stunde vor Interferon-Applikation 500-1000 mg
Paracetamol supp. (z.B. Benuron® supp.). Eine Dosisreduktion auf 3 x 106 IU war nötig,
wenn Nebenwirkungen WHO Grad 3 (ausgenommen ZNS-Nebenwirkungen WHO Grad
3) auftraten. Nebenwirkungen WHO Grad 4 oder ZNS-Nebenwirkungen WHO Grad 3
führten zum Therapieabbruch mit Interferon α. Eine Weiterbehandlung erfolgte allein mit
5-FU und Levamisol.
Bei Nebenwirkungen WHO Grad 2, die mit Levamisol vergesellschaftet sein konnten, wie
zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Leukopenie, Müdigkeit, Dermatitis und
Arthralgie, wurde die Levamisol-Dosierung um 25 mg Schritte bis zur Verträglichkeit
reduziert. Bei Nebenwirkungen WHO Grad 3 und 4 wurde ein Therapieaufschub gewährt
und die Weiterbehandlung mit der reduzierten Dosis fortgeführt.
Während der Strahlentherapie wurde die 5-FU-Dosierung generell um 20 % gesenkt, die
Interferon α- und Levamisol-Dosen wurden unverändert beibehalten. Ansonsten wurde die
Dosis von 5-FU der 5-FU spezifischen Toxizität angepasst. Bei Toxizität WHO 0 wurde
die Dosis um 10 % auf maximal 500 mg/m2 gesteigert. Bei Toxizität WHO 1 und 2 wurde
die Dosis unverändert beibehalten, bei Toxizität WHO 3 und 4 wurde die Therapie pausiert
und mit 10 % reduzierter Dosis weitergeführt oder gegebenenfalls die Therapie
abgebrochen.
Generell wurde eine Therapie abgebrochen, wenn nicht tolerable Nebenwirkungen
auftraten, wenn Nebenwirkungen selbst bei Dosisreduktion nicht beherrschbar waren,
wenn ein Rezidiv oder Metastasen auftraten oder auf Wunsch des Patienten.
2.4. Therapieverlaufsuntersuchungen und Nachsorge
Während der Therapie wurden regelmäßig Begleituntersuchungen durchgeführt. Vor jeder
erneuten Chemoimmuntherapie wurde das Blutbild kontrolliert. Alle vier Wochen erfolgte
ein großes Labor (Blutbild, Differentialblutbild, Blutzucker, Gesamteiweiß, Serumproteinelektrophorese, Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH-basal), Bilirubin, Laktatdehydrogenase (LDH), Alkalische Phosphatase (AP), Transaminasen, Gamma-GlutamylTransferase (γGT), Natrium, Kalium, Calcium, Chlorid, Kreatinin, Harnstoff, Harnsäure
13
und
Blutsenkung),
eine
Zwischenanamnese
mit
besonderem
Augenmerk
auf
toxizitätsbezogene Beschwerden und eine klinische Untersuchung. Nach drei und sechs
Monaten wurde eine eingehende klinische Untersuchung durchgeführt.
Intensive Kontrolluntersuchungen zum Rezidiv- und oder Metastasenausschluss während
und nach Therapie wurden in den ersten zwei Jahren alle vier Monate, im dritten bis
fünften Jahr halbjährlich und im sechsten bis zehnten Jahr jährlich durchgeführt. Diese
Kontrolluntersuchungen beinhalteten je nach Nachsorgezeitraum eine körperliche
Untersuchung, ein Labor mit CEA-Bestimmung, einen Haemoccult-Test, eine Oberbauchsonographie, einen Röntgen-Thorax, einen Kolonkontrasteinlauf, eine Ileokoloskopie, eine
Rektoskopie und eine Computertomographie des Beckens.
2.5. Auswertungen der Ulmer Patienten
Anhand der Ulmer Patienten der FOGT-2 Studie wurden zusätzliche Problematiken, die
verbunden mit dem Rektumkarzinom und dessen Behandlung auftreten (z.B. Inkontinenz
nach tiefer anteriorer Rektumresektion, Lebensqualität mit Stoma oder Spättoxizität der
Strahlentherapie), näher untersucht. Hierfür wurden Daten ausgewertet, die bei den
strahlentherapeutischen Untersuchungen, aber auch in der chirurgischen Nachsorge
erhoben wurden. Zusätzlich dienten Arztbriefe und Operationsberichte als Informationsquelle. Außerdem wurden allen Patienten, die bis zum Mai 2001 randomisiert waren, zwei
Lebensqualitätsbogen zugesandt. Hierbei handelte es sich um valide Fragebögen, die durch
die EORTC entwickelt wurden [1]. Zum einen bekamen die Patienten den QLQ-C30
(Version 3.0) Fragebogen (Quality of life Questionnaire-Core 30 Items, siehe Seite 15-16)
und den für kolorektale Karzinome als Zusatzmodul entwickelten QLQ-CR38 (Quality of
Life Questionnaire Colorectal Cancer module 38 Items, siehe Seite 17-18) zugeschickt.
Die
Ulmer
Patienten
mit
Zustand
nach
TAR
erhielten
zusätzlich
einen
Inkontinenzfragebogen (siehe Seite 19-20), der sich an den Themen orientierte, die in die
Berechnung des Kontinenzscores nach Jorge und Wexner eingehen [29].
14
Fragebogen 1: QLQ-C30
EORTC QLQ – C30 (version 3.0)
Wir sind an einigen Angaben interessiert, die Sie und Ihre Gesundheit betreffen. Bitte beantworten
Sie die folgenden Fragen selbst, indem Sie die Zahl ankreuzen, die am besten auf Sie zutrifft. Es
gibt keine „richtigen“ oder „falschen“ Antworten. Ihre Angaben werden streng vertraulich
behandelt.
Bitte tragen Sie Ihre Initialen ein:
‫׀_׀_׀_׀_׀‬
Ihr Geburtstag (Tag, Monat, Jahr):
Das heutige Datum (Tag, Monat, Jahr):
‫׀_׀_׀_׀_׀_׀_׀_׀_׀‬
‫׀_׀_׀_׀_׀_׀_׀_׀_׀‬
Überhaupt
nicht Wenig Mäßig Sehr
1. Bereitet es Ihnen Schwierigkeiten sich körperlich
anzustrengen (z.B. eine schwere Einkaufstasche oder
einen Koffer zu tragen?)
1
2
3
4
2. Bereitet es Ihnen Schwierigkeiten einen längeren
Spaziergang zu machen?
1
2
3
4
3. Bereitet es Ihnen Schwierigkeiten eine kurze
Strecke außer Haus zu gehen?
1
2
3
4
4. Müssen Sie tagsüber im Bett liegen oder in einem
Sessel sitzen?
1
2
3
4
5. Brauchen Sie Hilfe beim Essen, Anziehen, Waschen
oder Benutzen der Toilette?
1
2
3
4
Während der letzten Woche:
Überhaupt
nicht Wenig Mäßig Sehr
6. Waren Sie bei Ihrer Arbeit oder bei anderen
tagtäglichen Beschäftigungen eingeschränkt?
1
2
3
4
7. Waren Sie bei Ihren Hobbys oder anderen
Freizeitbeschäftigungen eingeschränkt?
1
2
3
4
8. Waren Sie kurzatmig?
1
2
3
4
9. Hatten Sie Schmerzen?
1
2
3
4
10. Mussten Sie sich ausruhen?
1
2
3
4
11. Hatten Sie Schlafstörungen?
1
2
3
4
12. Fühlten Sie sich schwach?
1
2
3
4
13. Hatten Sie Appetitmangel?
1
2
3
4
14. War Ihnen übel?
1
2
3
4
15
Während der letzten Woche:
Überhaupt
nicht Wenig Mäßig Sehr
15. Haben Sie erbrochen?
1
2
3
4
16. Hatten Sie Verstopfung?
1
2
3
4
17. Hatten Sie Durchfall?
1
2
3
4
18. Waren Sie müde?
1
2
3
4
19. Fühlten Sie sich durch Schmerzen in Ihrem
alltäglichen Leben beeinträchtigt?
1
2
3
4
20. Hatten Sie Schwierigkeiten sich auf etwas zu konzentrieren,
z.B. auf das Zeitung lesen oder das Fernsehen?
1
2
3
4
21. Fühlten Sie sich angespannt?
1
2
3
4
22. Haben Sie sich Sorgen gemacht?
1
2
3
4
23. Waren Sie reizbar?
1
2
3
4
24. Fühlten Sie sich niedergeschlagen?
1
2
3
4
25. Hatten Sie Schwierigkeiten, sich an Dinge zu erinnern?
1
2
3
4
26. Hat Ihr körperlicher Zustand oder Ihre medizinische
Behandlung Ihr Familienleben beeinträchtigt?
1
2
3
4
27. Hat Ihr körperlicher Zustand oder Ihre medizinische
Behandlung Ihr Zusammensein oder Ihre gemeinsamen
Unternehmungen mit anderen Menschen beeinträchtigt?
1
2
3
4
28. Hat Ihr körperlicher Zustand oder Ihre medizinische
Behandlung für Sie finanzielle Schwierigkeiten
mit sich gebracht?
1
2
3
4
Bitte kreuzen Sie bei den folgenden Fragen die Zahl zwischen 1 und 7 an,
die am besten auf Sie zutrifft
29. Wie würden Sie insgesamt Ihren Gesundheitszustand während der letzten Woche einschätzen?
1
2
3
4
5
6
7
sehr schlecht
ausgezeichnet
30. Wie würden Sie insgesamt Ihre Lebensqualität während der letzten Woche einschätzen?
1
2
3
4
sehr schlecht
5
6
7
ausgezeichnet
16
Fragebogen 2: QLQ-CR3
EORTC QLQ – CR38
Patienten berichten manchmal die nachfolgend beschriebenen Symptome oder Probleme.
Bitte beschreiben Sie, wie stark Sie diese Symptome oder Probleme während der letzten
Woche empfunden haben.
Während der letzten Woche:
Überhaupt
nicht Wenig Mäßig Sehr
31. Mussten Sie tagsüber häufig Wasser lassen?
1
2
3
4
32. Mussten Sie nachts häufig Wasser lassen?
1
2
3
4
33. Hatten Sie Schmerzen beim Wasserlassen?
1
2
3
4
34. Hatten Sie ein aufgeblähtes Gefühl im Bauch?
1
2
3
4
35. Hatten Sie Bauchschmerzen?
1
2
3
4
36. Hatten Sie Schmerzen im Gesäß?
1
2
3
4
37. Haben Sie unter Blähungen gelitten?
1
2
3
4
38. Mussten Sie aufstoßen?
1
2
3
4
39. Haben Sie Gewicht verloren?
1
2
3
4
40. Hatten Sie einen trockenen Mund?
1
2
3
4
41. Hatten Sie dünnes oder sprödes Haar wegen
Ihrer Erkrankung oder Behandlung?
1
2
3
4
42. War Ihr Geschmacksempfinden beim Essen
oder Trinken verändert?
1
2
3
4
43. Fühlten Sie sich wegen Ihrer Erkrankung oder
Behandlung körperlich weniger anziehend?
1
2
3
4
44. Fühlten Sie sich wegen Ihrer Erkrankung oder
Behandlung weniger weiblich/männlich?
1
2
3
4
45. Waren Sie mit Ihrem Körper unzufrieden?
1
2
3
4
46. Waren Sie wegen Ihres zukünftigen Gesundheitszustandes besorgt?
1
2
3
4
Während der letzten vier Woche:
Überhaupt
nicht Wenig Mäßig Sehr
47. Wie sehr waren Sie an Sexualität interessiert?
1
2
3
4
48. Wie sehr waren Sie sexuell aktiv
(mit oder ohne Geschlechtsverkehr)?
1
2
3
4
49. Nur ausfüllen, wenn Sie sexuell aktiv waren:
Wie weit konnten Sie die Sexualität genießen?
1
2
3
4
17
Während der letzten vier Woche:
Überhaupt
nicht Wenig Mäßig Sehr
Nur für Männer:
50. Hatten Sie Schwierigkeiten eine Erektion zu bekommen oder zu halten?
1
2
3
4
51. Hatten Sie Probleme mit dem Samenerguss (Ejakulation)
(z.B. sogenannte "trockene Ejakulation")?
1
2
3
4
Nur für Frauen:
Bitte beantworten Sie die beiden folgenden Fragen nur, falls Sie sexuellen Verkehr hatten
52. Hatten Sie eine trockene Scheide während des sexuellen Verkehrs?
1
2
53. Hatten Sie Schmerzen beim sexuellen Verkehr?
1
2
3
3
4
4
54. Haben Sie ein Stoma (künstlicher Darmausgang)?
Nein
Bitte Fragen 55 bis 61
beantworten
(Bitte Nein oder Ja ankreuzen)
überspringen
Ja
Bitte Fragen 55 bis 61
und Fragen 62 bis 68
beantworten
Während der letzten Woche:
Überhaupt
nicht Wenig Mäßig Sehr
Nur für Patienten ohne Stoma:
55. Hatten Sie tagsüber häufig Stuhlgang?
1
2
3
4
56. Hatten Sie nachts häufig Stuhlgang?
1
2
3
4
57. Hatten Sie den Drang Ihren Darm zu entleeren,
ohne dann tatsächlich Stuhlgang zu haben?
1
2
3
4
58. Hatten Sie unfreiwillig Abgang von Stuhl?
1
2
3
4
59. Hatten Sie Blut im Stuhl?
1
2
3
4
60. Hatten Sie Schwierigkeiten Ihren Stuhl abzusetzen?
1
2
3
4
61. War der Stuhlgang schmerzhaft für Sie?
1
2
3
4
Nur für Patienten mit Stoma:
62. Hatten Sie Angst, dass andere Menschen Ihr Stoma hören könnten?
1
2
3
4
63. Hatten Sie Angst, dass andere Menschen Ihr Stoma riechen könnten?
1
2
3
4
64. Haben Sie sich über ein mögliches Auslaufen des
Stomabeutels Sorgen gemacht?
1
2
3
4
65. Hatten Sie Probleme mit Ihrer Stomapflege?
1
2
3
4
66. War Ihre Haut um das Stoma gereizt?
1
2
3
4
67. War es Ihnen peinlich, ein Stoma zu haben?
1
2
3
4
68. Fühlten Sie sich weniger vollständig aufgrund Ihres Stomas?
1
2
3
4
© Copyright 1994 EORTC Study Group on Quality of Life. All rights reserved. Alle Rechte vorbehalten. (phase III module)
18
Fragebogen 3: Inkontinenzfragebogen
Abteilung Chirurgie I, Chirurgische Universitätsklinik Ulm
Adjuvante Therapiestudien bei Kolon- und Rektumkarzinomen
Ein Protokoll des Tumorzentrums Ulm und der „Forschungsgruppe
Onkologie Gastrointestinaler Tumoren“ (FOGT1, FOGT2)
Fragebogen
(Zutreffendes bitte ankreuzen)
Name: ___________________________
Geburtsdatum: ___________
Wurde bei Ihnen nach der Operation eine Strahlentherapie durchgeführt?
1. Wie ist die Stuhlbeschaffenheit überwiegend?
flüssig
halbfest/weich
2. Wie ist die Stuhlhäufigkeit?
_____ pro Tag
ja
fest/hart
_____ pro Woche
_____ in der Nacht
3. Haben Sie unwillkürlichen Wind- bzw. Stuhlabgang?
a)Winde:
in Ruhe:
nie
weniger als 1x pro Monat
mehr als 3x pro Monat
bei Belastung: nie
weniger als 1x pro Monat
mehr als 3x pro Monat
in der Nacht:
nie
weniger als 1x pro Monat
mehr als 3x pro Monat
bis 3x pro Monat
täglich/immer
bis 3x pro Monat
täglich/immer
bis 3x pro Monat
täglich/immer
b) flüssiger Stuhl:
in Ruhe:
nie
weniger als 1x pro Monat
mehr als 3x pro Monat
bei Belastung: nie
weniger als 1x pro Monat
mehr als 3x pro Monat
in der Nacht:
nie
weniger als 1x pro Monat
mehr als 3x pro Monat
bis 3x pro Monat
täglich/immer
bis 3x pro Monat
täglich/immer
bis 3x pro Monat
täglich/immer
c) fester Stuhl:
in Ruhe:
nie
weniger als 1x pro Monat
mehr als 3x pro Monat
nie
weniger als 1x pro Monat
mehr als 3x pro Monat
nie
weniger als 1x pro Monat
mehr als 3x pro Monat
bis 3x pro Monat
täglich/immer
bis 3x pro Monat
täglich/immer
bis 3x pro Monat
täglich/immer
4. Müssen Sie regelmäßig Einlagen tragen?
am Tag:
nie
weniger als 1x pro Monat
mehr als 3x pro Monat
in der Nacht:
nie
weniger als 1x pro Monat
mehr als 3x pro Monat
bis 3x pro Monat
täglich/immer
bis 3x pro Monat
täglich/immer
bei Belastung:
in der Nacht:
19
nein
5. Nehmen Sie regelmäßig Medikamente gegen Durchfall?
nie
weniger als 1x pro Monat
bis 3x pro Monat
mehr als 3x pro Monat
täglich
wenn ja, welche: ____________________________________________________________________
6. Können Sie den Stuhlgang länger als 15 Minuten aufhalten?
meist ja
meist nein
7. Müssen Sie nach der Stuhlentleerung innerhalb der nächsten 30 Minuten nochmals zur Toilette?
ja
nein
8. Können Sie Winde von Stuhl unterscheiden?
ja
nein
9. Haben Sie Blut im Stuhl bemerkt?
nie
weniger als 1x pro Monat
bis 3x pro Monat
mehr als 3x pro Monat
täglich
10. Haben Sie bei der Stuhlentleerung Schmerzen?
nie
weniger als 1x pro Monat
bis 3x pro Monat
mehr als 3x pro Monat
täglich
12. Schränkt Sie die schlechte Darmfunktion in Ihrem täglichen Leben ein?
nie
weniger als 1x pro Monat
bis 3x pro Monat
mehr als 3x pro Monat
täglich
11. Ist die Haut um den After gereizt oder wund?
ja
nein
13. Hat sich Ihre Darmfunktion durch die Operation, im Vergleich zu vorher, grundlegend verändert?
ja
nein
wenn ja, inwiefern:___________________________________________________________________
14. Denken Sie daran sich wegen schlechter Darmfunktion einen künstlichen Ausgang anlegen zu lassen?
ja
nein
20
2.6. Statistische Methoden
Die 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate der Studienteilnehmer wurde nach der Kaplan-MeierMethode ermittelt. Sie galt als primäre Zielgröße in allen Behandlungsgruppen. Sekundäre
Zielgröße waren die krankheitsfreie 5-Jahres-Überlebensrate, die ebenfalls nach der
Kaplan-Meier-Methode
bestimmt
wurde.
Die
Überlebenskurven
der
einzelnen
Therapiegruppen wurden durch den log-rank-Test verglichen, das Signifikanzniveau wurde
auf 0,05 festgelegt.
Die Darminkontinenz wurde mit Hilfe des Kontinenzscores nach Jorge und Wexner näher
untersucht und in unterschiedliche Schweregrade eingeteilt [29]. Zur Bestimmung des
Kontinenzscores wurden die Art und Häufigkeit der Inkontinenz bestimmt. Außerdem ging
mit ein, wie häufig Einlagen aufgrund von Stuhlinkontinenz getragen werden mussten und
inwiefern die gestörte Stuhltätigkeit die tägliche Lebensqualität der Patienten beeinflusste.
Hierbei wurde unterschieden, wie häufig die verschiedenen Inkontinenzen, das Tragen
einer Einlage und eine Einschränkung der Lebensqualität auftraten. Je nach Häufigkeit
wurde den Antworten ein Wert zwischen 0 und 4 zugeordnet und die Summe gebildet.
Bestes Ergebnis war die Summe 0, was bedeutete, dass keine Inkontinenz bestand.
Schlechtestes Ergebnis war ein Score von 20 und entsprach einer kompletten Inkontinenz.
In Tabelle 6 sind dem Ausmaß der Inkontinenzarten, dem Tragen der Einlagen und die
Einschränkung der Lebensqualität je nach aufgetretener Häufigkeit die verschiedenen
Zahlenwerte zwischen 0 und 4 zugeordnet.
Tabelle 6: Berechnung des Kontinenzscores nach Jorge und Wexner; nie = 0; selten = <1/Monat; manchmal
= bis 3x/Monat; meistens = > 3x/Monat; immer = ≥ 1/Tag; Zahlenwerte werden addiert, Maximalwert 20 =
komplette Inkontinenz
Art der
Inkontinenz
fest
flüssig
Winde
Einlagen nötig
Einschränkung
der Lebensqualität
nie
selten
0
0
0
0
0
1
1
1
1
1
Häufigkeit
manchmal meistens
2
2
2
2
2
3
3
3
3
3
immer
4
4
4
4
4
Ob eine Korrelation zwischen der Höhe des Rektumkarzinoms und der Ausprägung der
Inkontinenz bestand, wurde durch Bestimmung des Korrelationskoeffizienten beurteilt.
Für die Auswertung der QLQ-Fragebögen existieren standardisierte Algorithmen [13].
Beim QLQ-C30-Fragebogen handelt es sich um einen allgemeinen Fragebogen, der 5
21
Funktionalitätsskalen beinhaltet, die die körperlichen Probleme, die Rollenprobleme, die
Emotionalität, die Kognitivität und die sozialen Probleme behandelt. Eine zusätzliche
Skala beurteilt den allgemeinen Gesundheitsstatus und die Lebensqualität. Bei diesen sechs
Themen (5 Funktionalitätsskalen und die zusätzliche Skala) bedeuten hohe Mittelwerte
eine gute Lebensqualität und kaum Einbußen.
Außerdem können mit Hilfe von drei Symptomskalen die auftretende Übelkeit,
vorhandene Schmerzen und Müdigkeit beurteilt werden. 6 Einzelthemen befassen sich mit
finanziellen Problemen, Symptomen wie Dyspnoe, Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit,
Diarrhöen und Obstipation. Bei diesen 9 Themen (3 Symptomskalen und 6 Einzelthemen)
bedeuten hohe Mittelwerte ausgeprägte Symptome und Einbußen in der Lebensqualität.
Der QLQ-CR38-Fragebogen befasst sich mit spezifischen Problemen, die mit kolorektalen
Karzinomen und deren Therapie verbunden sind. Er beinhaltet 38 Fragen, von denen 19
von allen Patienten beantwortet werden. Die restlichen 19 Fragen werden einmal unterteilt
in Fragen, die geschlechtsspezifisch sind und zum anderen in Fragen, die nur Patienten mit
Stoma oder ohne Stoma betreffen. Der QLQ-CR38 beinhaltet zwei Funktionalitätsskalen
über Körpergefühl und Sexualität. Bei diesen beiden Themen bedeuten hohe Mittelwerte
eine gute Lebensqualität und kaum Einbußen. Der Fragebogen umfasst weiterhin sieben
Symptomskalen über Miktionsstörungen, gastrointestinale Beschwerden, Chemotherapie
bedingte Probleme, Defäkationsstörungen, Stoma bedingte Probleme, sowie nach
Geschlecht getrennte Sexualitätsstörungen. Da eine Aussage über sexuelle Befriedigung
eine aktive Sexualität voraussetzt, konnten diese Fragen nicht von allen Patienten
beantwortet werden. Deswegen wurde diese Thematik separat ausgewertet. Zusätzlich
beinhaltet der QLQ-CR38-Fragebogen zwei Einzelthemen über Zukunftsperspektive und
Gewichtsverlust. Bei diesen 9 Themen (7 Symptomskalen und 2 Einzelthemen) bedeuten
hohe Mittelwerte ausgeprägte Symptome und Einbußen in der Lebensqualität.
Die Lebensqualitätsfragebögen wurden nach den Richtlinien der EORTC ausgewertet und
mit Hilfe einer Umrechnungsformel in eine lineare Skala (0 bis 100) transformiert. Ein
Unterschied von 10 in der linearen Skala galt als signifikant [27].
Die restlichen Auswertungen der FOGT-2 Studie (Akuttoxizität, Therapieabbrüche,
Todesraten, Rezidivraten) und der Ulmer Patienten (Art und Morbidität der Operation,
Spättoxizität, Darmfunktion) erfolgte deskriptiv. Die Ergebnisse werden in Absolutzahlen,
sowie in Prozent angegeben.
22
3. Ergebnisse
3.1.Ergebnisse der FOGT-2-Studie
Von April 1992 bis April 2003 wurden 903 Patienten in den 55, an der Studie
teilnehmenden Kliniken randomisiert. Von diesen Patienten mussten 59 (6,5%) Teilnehmer
wegen sicheren Ausschlusskriterien von der Auswertung ausgeschlossen werden, 31
(3,4%) Patienten wurden aufgrund fraglicher Ausschlusskriterien ausgeschlossen und bei
20 (2,2%) Patienten fehlte der Ersterhebungsbogen. Somit konnten 793 (87,8%) Patienten
in die Auswertung eingehen. In Tabelle 7 sind die Anzahl der randomisierten, der
auswertbaren und nicht auswertbaren Patienten getrennt nach den Therapiearmen
dargestellt.
Tabelle 7: Randomisierte Patienten, nicht auswertbare Patienten, Patienten mit fehlenden
Ersterhebungsbogen und auswertbare Patienten, getrennt nach den drei Therapiearmen, Angaben in
Absolutzahlen
Randomisierte Patienten
Von der Auswertung
ausgeschlossene Patienten
sichere Ausschlusskriterien
fragliche Ausschlusskriterien
Fehlende Ersterhebungsbögen
Auswertbare
Patienten
A
Therapiearm
B
C
320
334
249
19
9
26
13
14
9
12
4
4
280
291
222
Von den insgesamt 59 Patienten, die von der Auswertung aufgrund sicherer
Ausschlusskriterien ausgeschlossen werden mussten, verließen 7 Patienten auf eigenen
Wunsch die Studie, bei 25 Patienten war es zu einem Randomisationsfehler gekommen, 24
Patienten konnten wegen postoperativen Komplikationen die Therapie nicht termingerecht
beginnen und drei Patienten wurden nicht ausgewertet, weil sie eine nicht protokollgemäße
Behandlung erhalten hatten.
10,1% (80/793) der Patienten waren jünger als 50 Jahre, 33,4% (265/793) zwischen 50 und
60 Jahre, 39,2% (311/793) zwischen 60 und 70 Jahre und 17,3% (137/793) der Patienten
waren älter als 70 Jahre.
23
510 der 793 Patienten (64,3%) waren männlich, 283 (35,7%) weiblich. Die Alters- und
Geschlechtsverteilung in den drei Therapiearmen war vergleichbar und ist in Tabelle 8
dargestellt.
Tabelle 8: Alters und Geschlechtsverteilung der Patienten der FOGT-2 Studie, getrennt nach den drei
Therapiearmen, Angaben in Absolutzahlen sowie in Prozent mit Bezug auf die Gesamtkollektive der drei
Therapiearme
Merkmal
A
280 (35,3%)
Therapiearm
B
291 (36,7%)
C
222 (28,0%)
<50 Jahre
50-<60 Jahre
60-<70 Jahre
≥70 Jahre
30 (10,7%)
85 (30,4%)
117 (41,8%)
48 (17,1%)
24 (8,2%)
104 (35,7%)
117 (40,2%)
46 (15,8%)
26 (11,7%)
76 (34,2%)
77 (34,7%)
43 (19,4%)
männlich
weiblich
179 (63,9%)
101 (36,1%)
191 (65,6%)
100 (34,4%)
140 (63,1%)
82 (36,9%)
n
Alter
Geschlecht
Aufgeteilt
nach
UICC-Stadium
wiesen
33,7%
(267/793)
der
Patienten
ein
Rektumkarzinom im UICC-Stadium II und 66,3% (526/793) im UICC-Stadium III auf. Die
Verteilung der Stadien in den einzelnen Therapiearmen orientierte sich an der Verteilung
im Gesamtkollektiv und lag bei 32,1-35,6% für das UICC-Stadium II und bei 64,4-67,8%
für Stadium III.
Hinsichtlich der TNM-Klassifikation hatten 1,1% (9/793) der Studienteilnehmer einen T1Tumor, 11,0% (87/793) einen T2-Tumor, 79,6% (631/793) einen T3-Tumor und 8,3%
(66/793) ein Tumor der T4 Kategorie. Diese Aufteilung war in den einzelnen
Therapiearmen vergleichbar.
523
der
793
Patienten
(66,0%)
hatten
bei
Diagnosestellung
bereits
Lymphknotenmetastasen. 296 der 793 Patienten (37,3%) hatten eine bis drei regionale
Lymphknotenmetastasen (N1) und 227 (28,6%) hatten mindestens vier regionale
Lymphknotenmetastasen (N2).
Bei 3,3% (26/793) der Rektumkarzinome lag ein Differenzierungsgrad G1 vor, 73,0%
(579/793) hatten einen Differenzierungsgrad G2, 19,4% (154/793) einen Differenzierungsgrad G3 und 0,2% (2/793) G4. Bei 4,0% (32/793) der Patienten war keine Angabe über
den Differenzierungsgrad erfolgt.
24
Tabelle
9
zeigt
die
genaue
UICC-
und
TNM-Stadienverteilung
und
den
Differenzierungsgrad der Rektumkarzinome der Studienteilnehmer getrennt nach den drei
Therapiearmen.
Tabelle 9: UICC-Stadium, TNM-Stadium und Differenzierungsgrad der Rektumkarzinome der FOGT-2
Studie getrennt nach den drei Therapiearmen, Angaben in Absolutzahlen sowie in Prozent mit Bezug auf die
Gesamtkollektive der drei Therapiearme
Merkmal
A
280 (35,3%)
Therapiearm
B
291 (36,7%)
C
222 (28,0%)
UICC II
UICC III
90 (32,1%)
190 (67,9%)
98 (33,7%)
193 (66,3%)
79 (35,6%)
143 (64,4%)
T1
T2
T3
T4
3 (1,1%)
32 (11,4%)
224 (80,0%)
21 (7,5%)
2 (0,7%)
36 (12,4%)
227 (78,0%)
26 (8,9%)
4 (1,8%)
19 (8,6%)
180 (81,1%)
19 (8,6%)
N0
N1
N2
keine Angabe
92 (32,9%)
101 (36,1%)
87 (31,1%)
0
98 (33,7%)
111 (38,1%)
82 (28,2%)
0
79 (35,6%)
84 (37,8%)
58(26,1%)
1 (0,5%)
10 (3,6%)
202 (72,1%)
53 (18,9%)
1 (0,4%)
14 (5,0%)
9 (3,1%)
211 (72,5%)
60 (20,6%)
0
11 (3,8%)
7 (3,2%)
166 (74,8%)
41 (18,5%)
1 (0,5%)
7 (3,2%)
n
Tumorstadium
TNM-Stadium
Differenzierungsgrad
G1
G2
G3
G4
keine Angabe
3.1.1. Überlebensraten
Anhand der Überlebensraten sollte in der FOGT-2 Studie überprüft werden, ob die
Kombination von Folinsäure oder Interferon-α mit 5-FU und Levamisol die adjuvante
Wirkung dieser Therapie verbessert. Hierbei ist wichtig zu erwähnen, dass die
Randomisation in den Therapiearm C wegen gesteigerter Toxizität im Februar 1999
eingestellt wurde.
3.1.1.1. 3-Jahres- und 5-Jahres-Gesamtüberlebensraten
Zum einen wurden die 3- und 5-Jahres-Gesamtüberlebensraten getrennt nach den
Therapiearmen berechnet. Hierbei konnte nicht nachgewiesen werden, dass einer der drei
Therapiearme hinsichtlich Gesamtüberleben den anderen überlegen war. Die 3-JahresGesamtüberlebensrate im Therapiearm A belief sich auf 72,4%, in Arm B auf 78,3% und
25
in Arm C auf 71,3%. Die 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate für Therapiearm A betrug 58,7%,
für Arm B 58,0% und für Arm C 60,0%. Der Unterschied war mit p = 0,539 statistisch
nicht signifikant. Die mediane Nachbeobachtungszeit (Minimum-Maximum) war im Arm
A 3,0 Jahre (0-9,9), im Arm B 3,3 Jahre (0-7,7) und im Arm C 3,7 Jahre (0-6,7).
Abbildung 1 zeigt die 5-Jahres-Gesamtüberlebenskurven getrennt nach den drei
Therapiearmen.
Jahre
Abbildung 1: 5-Jahres-Gesamtüberlebensraten nach Kaplan-Meier, Gesamtkollektiv der FOGT-2 Studie
getrennt nach den drei Therapiearmen; A: n = 280, B: n = 291, C: n =222
Da die Berechnung der 3 bzw. 5-Jahres-Gesamtüberlebensraten keinen Hinweis für einen
signifikanten Unterschied zwischen den drei Therapiearmen ergab, wurden zusätzlich die
5-Jahres-Gesamtüberlebensraten getrennt nach UICC-Stadien II und III berechnet.
Im Arm A waren 90 Patienten mit UICC-Stadium II, im Arm B 98 Patienten und im Arm
C 79 Patienten. Die 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate UICC-Stadium II für Arm A betrug
67,5%, für Arm B 82,5% und für Arm C 76,3%. Es ergab sich kein statistisch signifikanter
Unterschied (p = 0,067). Die mediane Nachbeobachtungszeit (Minimum-Maximum)
betrug in Arm A 3,5 Jahre (0-8,6), in Arm B 4,1 Jahre (0-7,7) und in Arm C 4,8 Jahre (06,7). Die 5-Jahres-Gesamtüberlebensraten für das UICC-Stadium II, getrennt nach den drei
Therapiearmen, sind in Abbildung 2 dargestellt.
26
Hinsichtlich
des
UICC-Stadiums
III
ergab
die
Berechnung
der
5-Jahres-
Gesamtüberlebensraten erneut keinen signifikanten Unterschied zwischen den drei
Therapiearmen (p = 0,944). In Arm A gingen 190 Patienten, in Arm B 193 Patienten und
in Arm C 143 Patienten in die Berechnung ein. Die 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate der
Patienten mit UICC-Stadium III in Arm A ergab 54,0%, in Arm B 46,1% und in Arm C
50,4 %. Die mediane Nachbeobachtungszeit (Minimum-Maximum) betrug in Arm A 2,9
Jahre (0-9,9), in Arm B 3,1 Jahre (0-6,5) und in Arm C 3,2 Jahre (0-6,2). Die 5-JahresGesamtüberlebensraten des UICC-Stadiums III, getrennt nach den drei Therapiearmen,
sind graphisch in der Abbildung 3 dargestellt.
Jahre
Abbildung 2: 5-Jahres-Gesamtüberlebenkurven nach Kaplan-Meier, UICC- Stadium II der FOGT-2 Studie
getrennt nach den drei Therapiearmen; A: n = 90, B: n = 98, C: n = 79
27
Jahre
Abbildung 3: 5-Jahres-Gesamtüberlebenkurven nach Kaplan-Meier, UICC- Stadium III der FOGT-2 Studie
getrennt nach den drei Therapiearmen; A: n = 190, B: n = 193, C: n = 143
3.1.1.2. Krankheitsfreie 3-Jahres- und 5-Jahresüberlebensraten
Neben den 3-Jahres und 5-Jahres-Gesamtüberlebensraten wurden die krankheitsfreien 3Jahres
und
5-Jahres-Überlebensraten bestimmt. In Therapiearm A betrug die
krankheitsfreie 3-Jahres-Überlebensrate 59,8%, in Arm B 64,5% und in Arm C 64,1%. Die
krankheitsfreie 5-Jahres-Überlebensrate betrug in Arm A 50,0%, in Arm B 54,7% und in
Arm C 54,0%. Mit einem p = 0,436 war der Unterschied zwischen den Therapiearmen
nicht signifikant. Die krankheitsfreien Überlebensraten sind für das Gesamtkollektiv
getrennt
nach
den
Therapiearmen
in
Abbildung
4
dargestellt.
Die
mediane
Nachbeobachtungszeit (Minimum-Maximum) betrug in Arm A 3,0 Jahre (0-9,9), in Arm B
3,3 Jahre (0-7,7) und in Arm C 3,7 Jahre (0-6,7).
28
Jahre
Abbildung 4: Krankheitsfreie 5-Jahres-Überlebensraten nach Kaplan-Meier, Gesamtkollektiv der FOGT-2
Studie getrennt nach den drei Therapiearmen, A: n = 280, B: n = 291, C: n =222
Auch die krankheitsfreien 3-Jahres- und 5-Jahres-Überlebensraten ergaben für keinen der
Therapiearme ein signifikantes Ergebnis, so dass, getrennt für die UICC-Stadien II und III,
die krankheitsfreien 5-Jahres-Überlebensraten berechnet wurden.
Für den Therapiearm A ergab die krankheitsfreie 5-Jahres-Überlebensrate für das UICCStadium II 63,4%, für Arm B 79,8% und für Arm C 67,3%. Diese Überlebensraten sind in
Abbildung 5 graphisch dargestellt. Erneut konnte kein signifikanter Unterschied (p =
0,172) festgestellt werden. Die mediane Nachbeobachtungszeit (Minimum-Maximum)
betrug für Arm A 3,5 Jahre (0-8,6), für Arm B 4,1 Jahre (0-7,7) und für Arm C 4,8 Jahre
(0-6,7).
Auch für das UICC-Stadium III ergab die Berechnung der krankheitsfreien 5-JahresÜberlebensraten keinen signifikanten Unterschied (p = 0,740). Sie betrug für Arm A
43,3%, für Arm B 42,0% und für Arm C 45,6%. In Abbildung 6 sind diese
krankheitsfreien 5-Jahresüberlebensraten für das UICC-Stadium III getrennt nach den drei
Therapiearmen
dargestellt.
Der
mediane
Nachbeobachtungszeitraum
(Minimum-
Maximum) betrug in Arm A 2,9 Jahre (0-9,9), in Arm B 3,1 Jahre (0-6,5) und in Arm C
3,2 Jahre (0-6,2).
29
Jahre
Abbildung 5: Krankheitsfreie 5-Jahres-Überlebensraten nach Kaplan-Meier, UICC-Stadium II der FOGT-2
Studie getrennt nach den drei Therapiearmen; A: n = 90, B: n = 98; C: n = 79
Jahre
Abbildung 6: Krankheitsfreie 5-Jahres-Überlebensraten nach Kaplan-Meier, UICC-Stadium III der FOGT-2
Studie getrennt nach den drei Therapiearmen; A: n = 190, B: n = 193, C: n = 143
30
3.1.2. Akuttoxizität der adjuvanten Therapie
3.1.2.1 Akuttoxizität der Radiochemotherapie
Durch die Kombination von Bestrahlung und Chemotherapie wird zwar die Prognose der
Patienten verbessert, die Therapie hat jedoch Nebenwirkungen. Bei diesen Nebenwirkungen unterscheidet man die Akuttoxizität von der Spättoxizität. Nach den Richtlinien
der EORTC spricht man von Akuttoxizität, wenn die Nebenwirkungen unmittelbar oder
innerhalb von 90 Tagen auftreten und wieder abklingen. Als Spättoxizität gelten alle
Nebenwirkungen, die länger als 90 Tage anhalten oder erst nach 90 Tagen auftreten.
In der FOGT-2 Studie sollte die Akuttoxizität anhand von Toxizitätsbögen getrennt nach
Strahlentherapie und Chemotherapie dokumentiert werden.
Im nachfolgenden sind zunächst alle dokumentierten Nebenwirkungen für die
Chemotherapie und die Strahlentherapie zusammen aufgelistet.
In 435 Fällen kam es zum Auftreten von Nebenwirkungen. Hierbei konnte nicht
unterschieden werden, ob 435 Patienten jeweils eine Nebenwirkung oder ob einige
Patienten mehrere Nebenwirkungen entwickelten und dementsprechend weniger Patienten
unter Nebenwirkungen litten. Außerdem ging in diese Auswertung nicht ein, wie lange und
wie häufig diese Nebenwirkungen im Verlauf der Therapie auftraten.
Von diesen 435 Fällen traten 110 (25,3%) in Arm A, 112 (25,7%) in Arm B und 213
(49,0%) in Arm C auf. Gastrointestinale Nebenwirkungen waren mit insgesamt 34,7%
(151/435) der Nebenwirkungen am meisten vertreten. Zu den gastroenterologischen
Nebenwirkungen zählten Übelkeit, Obstipation und Durchfall.
Auffallend war, dass in allen drei Therapiearmen die gastrointestinalen Nebenwirkungen,
insbesondere die Diarrhöen, am häufigsten auftraten. Vor allem in Arm C kam es zu
gastrointestinalen Nebenwirkungen und ausgeprägten Diarrhöen. Hierbei war nicht nur die
Häufigkeit, sondern auch die Intensität gesteigert. Es kam in Arm C vermehrt zu
Toxizitäten größer WHO Grad 2.
Die Akuttoxizität der Radiochemotherapie der FOGT-2 Studie, bezogen auf das
Gesamtkollektiv, ist getrennt nach den drei Therapiearmen in Tabelle 10 dargestellt. Unter
„nerval/neurologischen Störungen“ wurden Bewusstseinsstörungen, periphere Nervenläsionen und Schmerzen zusammengefasst.
31
Tabelle 10: Akuttoxizität der Radiochemotherapie, bezogen auf das Gesamtkollektiv der FOGT-2 Studie,
getrennt nach den drei Therapiearmen, Angaben in Absolutzahlen sowie in Prozent mit Bezug auf die
Gesamtkollektive der drei Therapiearme
Toxizität*
n
Aufgetretene Toxizität
Hämatologisch
Leukozyten
Thrombozyten
Hämoglobin
Gastrointestinal
Übelkeit
Obstipation
Durchfall
Nerval/Neurologisch
Bewusstseinsstörung
Periphere Neurotoxizität
Schmerz
Kutan
Kardial
Fieber
Renal
Sonstiges
Allergische Reaktion
Infektion
Sonstiges
keine Angabe
Anzahl der Toxizität
WHO > 2
A
280
110
11 (3,9%)
11 (3,9%)
0
0
40 (14,3%)
5 (1,8%)
0
35 (12,5%)
1 (0,4%)
0
1 (0,4%)
0
14 (5,0%)
2 (0,7%)
0
2 (0,7%)
7 (2,5%)
0
1 (0,4%)
6 (2,1%)
33 (11,8%)
68 (24,3%)
Therapiearm
B
291
112
4 (1,4%)
4 (1,4%)
0
0
50 (17,2%)
10 (3,4%)
2 (0,7%)
38 (13,1%)
6 (2,1%)
1 (0,3%)
2 (0,7%)
3 (1,0%)
9 (3,1%)
0
3 (1,0%)
6 (2,1%)
5 (1,7%)
0
0
5 (1,7%)
29 (10,0%)
63 (21,6%)
insgesamt
C
222
213
39 (17,6%)
36 (16,2%)
3 (1,4%)
0
61 (27,5%)
17 (7,7%)
1 (0,5%)
43 (19,4%)
9 (4,1%)
3 (1,4%)
4 (1,8%)
2 (0,9%)
20 (9,0%)
0
8 (3,6%)
6 (2,7%)
6 (2,7%)
0
1 (0,5%)
5 (2,3%)
64 (28,8%)
101 (45,5%)
793
435
54 (6,8%)
51 (6,4%)
3 (0,4%)
0
151 (19,0%)
32 (4,0%)
3 (0,4%)
116 (14,6%)
16 (2,0%)
4 (0,5%)
7 (0,9%)
5 (0,6%)
43 (5,4%)
2 (0,3%)
11 (1,4%)
14 (1,8%)
18 (2,3%)
0
2 (0,3%)
16 (2,0%)
126 (15,9%)
232 (29,3%)
* Mehrfachnennungen möglich
3.1.2.2. Akuttoxizität der Chemotherapie
Es wurde unterschieden, ob die aufgetretenen Nebenwirkungen durch die Chemotherapie
oder durch die Strahlentherapie bedingt waren und dementsprechend dokumentiert. Im
nachfolgenden sind die Ergebnisse hinsichtlich unerwünschter Wirkungen getrennt nach
Chemotherapie und Bestrahlung so wiedergegeben, wie sie in den Dokumentationsbögen
notiert waren. Von den insgesamt 435 aufgetretenen Fällen von Nebenwirkungen wurden
bei 126 Fällen keine Angabe über Art oder Ursache der Nebenwirkung gemacht. 207
aufgetretene unerwünschten Wirkungen waren auf dem Toxizitätsdokumentationsbogen
der Chemotherapie festgehalten, 154 Fälle der aufgetretenen Nebenwirkungen auf dem
Toxizitätsbogen der Strahlentherapie.
Von den 207 aufgetretenen Nebenwirkungen der Chemotherapie entfielen 46 (22,2%) auf
den Arm A, 51 (24,6%) auf den Arm B und 110 (53,1%) auf den Arm C. Wieder waren die
32
gastrointestinalen Nebenwirkungen mit 46,4% (96/207) am häufigsten. Die Diarrhöen
galten erneut mit 33,8% (70/207) als häufigste gastrointestinale Nebenwirkung.
In Tabelle 11 ist die Akuttoxizität der Chemotherapie, bezogen auf das Gesamtkollektiv
der FOGT-2 Studie, getrennt nach den drei Therapiearmen dargestellt. Dabei waren die
unter den gastrointestinalen Nebenwirkungen zusammengefassten Nebenwirkungen in
allen drei Therapiearmen am häufigsten. Die hämatologischen Nebenwirkungen kamen am
zweithäufigsten vor. Unterteilt man diese beiden Kategorien (Hämatologische NWLeukozyten, Thrombozyten, Hämoglobin; Gastrointestinale NW- Übelkeit, Obstipation,
Diarrhöen), so wird deutlich, dass in Therapiearm C die Leukopenien als hämatologische
Nebenwirkung am häufigsten vertreten waren. Die Diarrhöen als gastrointestinale
Nebenwirkung waren am zweithäufigsten aufgetreten.
Tabelle 11: Akuttoxizität der Chemotherapie, getrennt nach den drei Therapiearmen, Angaben in Absolutzahlen sowie in Prozent mit Bezug auf das Gesamtkollektiv der drei Therapiearme der FOGT-2 Studie-------
Toxizität*
n
Aufgetretene Toxizitäten
Hämatologisch
Leukozyten
Thrombozyten
Hämoglobin
Gastrointestinal
Übelkeit
Obstipation
Durchfall
Nerval/Neurologisch
Bewusstseinsstörung
Periphere Neurotoxizität
Schmerz
Kutan
Kardial
Fieber
Renal
Sonstiges
Allergische Reaktion
Infektion
Sonstiges
A
280
46
11 (3,9%)
10 (3,6%)
0
1 (0,4%)
23 (8,2%)
3 (1,1%)
0
20 (7,1%)
1 (0,4%)
0
1 (0,4%)
0
5 (1,8%)
2 (0,7%)
0
0
4 (1,4%)
0
1 (0,4%)
3 (1,1%)
Therapiearm
B
291
51
4 (1,4%)
4 (1,4%)
0
0
31 (10,7%)
9 (3,1%)
0
22 (7,6%)
6 (2,1%)
1 (0,3%)
2 (0,7%)
3 (1,0%)
2 (0,7%)
0
3 (1,0%)
3 (1,0%)
2 (0,7%)
0
0
2 (0,7%)
* Mehrfachnennungen möglich
33
insgesamt
C
222
110
35 (15,8%)
34 (15,3%)
1 (0,5%)
0
42 (18,9%)
14 (6,3%)
0
28 (12,6%)
9 (4,1%)
3 (1,4%)
4 (1,8%)
2 (0,9%)
9 (4,1%)
0
8 (3,6%)
2 (0,9%)
5 (2,3%)
0
1 (0,5%)
4 (1,8%)
793
207
50 (6,3%)
48 (6,1%)
1 (0,1%)
1 (0,1%)
96 (12,1%)
26 (3,3%)
0
70 (8,8%)
16 (2,0%)
4 (0,5%)
7 (0,9%)
5 (0,6%)
16 (2,0%)
2 (0,3%)
11 (1,4%)
5 (0,6%)
11 (1,4%)
0
2 (0,3%)
9 (1,1%)
3.1.2.3. Akuttoxizität der Strahlentherapie
Von den insgesamt 435 aufgetretenen Fällen von Nebenwirkungen wurden 126 ohne
Angabe über Art oder Ursache der Nebenwirkung dokumentiert. 207 aufgetretene
unerwünschte
Wirkungen
wurden
auf
dem
Toxizitätsdokumentationsbogen
der
Chemotherapie, 154 Fälle der aufgetretenen Nebenwirkungen wurden auf dem
Toxizitätsbogen der Strahlentherapie festgehalten. 52 (12% ) der 435 aufgetretenen
Nebenwirkungen wurden auf beiden Dokumentationsbögen notiert. Von den 154
dokumentierten Nebenwirkungen auf dem Toxizitätsbogen der Strahlentherapie entfielen
94 (61,0%) auf den gastrointestinalen Bereich. Somit waren die gastrointestinalen
Nebenwirkungen erneut die am häufigsten beobachteten unerwünschten Wirkungen.
Diarrhöen waren unter den gastrointestinalen Nebenwirkungen mit 51,3% (79/154) der
registrierten 154 aufgetretenen Nebenwirkungen am meisten vertreten.
Die Tabelle 12 zeigt die Akuttoxizität der Strahlentherapie, bezogen auf das Gesamtkollektiv in den drei Therapiearmen. Auch unter den strahlentherapiebedingten
Nebenwirkungen waren die gastrointestinalen Nebenwirkungen am häufigsten.
Tabelle 12: Akuttoxizität der Radiotherapie, getrennt nach den drei Therapiearmen, Angaben in Absolutzahlen sowie in Prozent mit Bezug auf das Gesamtkollektiv der drei Therapiearme der FOGT-2 Studie
Toxizität
n
Aufgetretene Toxizitäten
Hämatologisch
Leukozyten
Thrombozyten
Hämoglobin
Gastrointestinal
Übelkeit
Obstipation
Durchfall
Nerval/Neurologisch
Bewusstseinsstörung
Periphere Neurotoxizität
Schmerz
Kutan
Kardial
Fieber
Renal
Sonstiges
Allergische Reaktion
Infektion
Sonstiges
A
280
45
1 (0,4%)
1 (0,4%)
0
0
29 (10,4%)
4 (1,4%)
0
25 (8,9%)
0
0
0
0
11 (3,9%)
0
0
2 (0,7%)
2 (0,7%)
0
0
2 (0,7%)
Therapiearm
B
291
46
0
0
0
0
31 (10,7%)
2 (0,7%)
2 (0,7%)
27 (9,3%)
0
0
0
0
8 (2,7%)
0
0
4 (1,4%)
3 (1,0%)
0
0
3 (1,0%)
* Mehrfachnennungen möglich
34
insgesamt
C
222
63
6 (2,7%)
4 (1,8%)
2 (0,9%)
0
34 (15,3%)
6 (2,7%)
1 (0,5%)
27 (12,2%)
1 (0,5%)
0
0
1 (0,5%)
16 (7,2%)
0
0
5 (2,3%)
1 (0,5%)
0
0
1(0,5%)
793
154
7 (0,9%)
5 (0,6%)
2 (0,3%)
0
94 (11,9%)
12 (1,5%)
3 (0,4%)
79 (10,0%)
1 (0,1%)
0
0
1 (0,1%)
35 (4,4%)
0
0
11 (1,4%)
6 (0,8%)
0
0
6 (0,8%)
Aus den vorhergehenden Tabellen ist ersichtlich, dass 435 Ereignisse von unerwünschten
Nebenwirkungen aufgetreten waren. Jedoch wurde bei der Auswertung nicht
berücksichtigt, ob es sich bei diesen Ereignissen um 435 Patienten mit jeweils einer
Nebenwirkung handelte, oder ob einige Patienten darunter waren, bei denen zwei oder
mehrere unerwünschten Wirkungen auftraten. Außerdem geht aus der Auswertung nicht
hervor, wie lange die Nebenwirkungen angehalten hatten. Zur weiteren Auswertung der
Nebenwirkungen wurden die aufgetretenen Fälle mit Durchfall und die Ereignisse an
kutanen unerwünschten Nebenwirkungen noch näher untersucht.
3.2.1.4. Nebenwirkung Diarrhöe - Zeitanalyse
Wie bereits in 3.1.2.1 erwähnt, entfielen 151 (34,7%) der 435 dokumentierten Nebenwirkungen der adjuvanten Therapie auf den gastrointestinalen Bereich. Unter den
gastrointestinalen
Nebenwirkungen
waren
Übelkeit,
Diarrhöen
und
Obstipation
zusammengefasst. 116 (26,7%) der 435 Nebenwirkungen entfielen auf die Diarrhöen. In
Arm A entfielen 31,8% (35/110) der unerwünschten Wirkungen auf den Durchfall, in Arm
B waren es 33,9% (38/112) und in Arm C 20,2% (43/213). Der Therapiezeitraum wurde in
vier Quartale unterteilt. Das erste Therapiequartal reichte von Woche 1 bis 16 und
beinhaltete 4 Wochen therapiefreie Zeit nach der Operation, sowie 13 Wochen
Chemotherapie. Die drei weiteren Therapiequartale beinhalteten jeweils 12 Wochen
Chemotherapie. Zweites Quartal von Woche 17 bis 28, drittes Quartal von Woche 29 bis
40 und letztes Quartal von Woche 41 bis 52. Diese Therapieeinteilung wurde in den
weiteren Auswertungen stets so verwendet.
In Tabelle 13 ist dargestellt, wann die Diarrhöen in den 3 Therapiearmen auftraten, wie
lange die Diarrhöen anhielten, welche Ursache (Chemotherapie, Bestrahlung oder beides)
für diese Nebenwirkung angegeben wurde, wie ausgeprägt der Toxizitätsgrad war und wie
viele Patienten in zeitlichem Zusammenhang mit dem Auftreten der Diarrhöen die
Therapie abbrachen. Auffallend war, dass 87,9% (102/116) der Durchfälle im ersten
Quartal der adjuvanten Therapie auftraten. 2/3 der Diarrhöen besserten sich nach maximal
4 Wochen, jedoch hatten 2/3 der aufgetretenen Diarrhöen einem Toxizitätsgrad WHO > 2.
35
Tabelle 13: Nebenwirkung Diarrhöen, Zeitpunkt des Auftretens, Dauer, Ursache, Toxizitätsgrad und
zeitlicher Zusammenhang zwischen Abbruch und Auftreten der Diarrhöen, nach den drei Therapiearmen der
FOGT-2 Studie getrennt, Angaben in Absolutzahlen sowie in Prozent mit Bezug auf die Anzahl der
aufgetretenen Diarrhöen in den drei Therapiearmen
Patienten mit Diarrhöen
n
aufgetretene Nebenwirkungen
aufgetretene Diarrhöen
Aufgetreten in
Woche 4 – 16
Woche 17 – 28
Woche 29 – 40
Woche 41 – 52
Dauer in Wochen
1–2
3–4
5–6
7–8
9 – 10
über 10 Wochen
Toxizitätsgrund
Chemotherapie
Radiotherapie
Chemotherapie + Radiotherapie
Toxizitätsgrad
WHO ≤ 2
WHO > 2
Keine Angabe
Abbruch der Therapie
aufgrund von Toxizität
zeitgleich Diarrhöen
kein Zusammenhang
A
280
110
35
Therapiearm
B
291
112
38
C
222
213
43
insgesamt
793
435
116
30 (85,7%)
4 (11,4%)
0
1 (2,9%)
32 (84,2%)
5 (13,2%)
0
1 (2,6%)
40 (93,0%)
1 (2,3%)
2 (4,7%)
0
102 (87,9%)
10 (8,6%)
2 (1,7%)
2 (1,7%)
14 (40,0%)
9 (25,7%)
6 (17,1%)
2 (5,7%)
2 (5,7%)
2 (5,7%)
14 (36,8%)
10 (26,3%)
5 (13,2%)
8 (21,1%)
1 (2,6%)
0
23 (53,5%)
8 (18,6%)
6 (14,0%)
2 (4,7%)
0
4 (9,3%)
51 (44,0%)
27 (23,3%)
17 (14,7%)
12 (10,3%)
3 (2,6%)
6 (5,2%)
10 (28,6%)
16 (45,7%)
9 (25,7%)
13 (34,2%)
16 (42,1%)
9 (23,7%)
17 (39,5%)
15 (34,9%)
11 (25,6%)
40 (34,5%)
47 (40,5%)
29 (25,0%)
10 (28,6%)
20 (57,1%)
5 (14,3%)
14 (36,8%)
22 (57,9%)
2 (5,3%)
8 (18,6%)
34 (79,1%)
1 (2,3%)
32 (27,6%)
76 (65,5%)
8 (6,9%)
5 (14,3%)
3 (8,6%)
2 (5,7%)
3 (7,9%)
1 (2,6%)
2 (5,3%)
5 (11,6%)
3 (7,0%)
2 (4,7%)
13 (11,2%)
7 (6,0%)
6 (5,2%)
3.2.1.5. Kutane Nebenwirkungen - Zeitanalyse
Als weitere Nebenwirkung der Radiochemotherapie wurden die unerwünschten Wirkungen
auf die Haut näher untersucht. 43 (9,9%) der 435 dokumentierten Nebenwirkungen
entfielen auf die Haut. In Arm A waren 14 (12,7%) der unerwünschten 110
Nebenwirkungen aus dem kutanen Bereich, in Arm B waren es 9 (8,0%) der 112
registrierten Nebenwirkungen und in Arm C 20 (9,4%) der 213 Nebenwirkungen.
Die Tabelle 14 zeigt, wann im Therapieverlauf die kutanen Nebenwirkungen auftraten, wie
lange diese kutanen Nebenwirkungen anhielten, welche der Therapien (Strahlentherapie,
Chemotherapie oder beides) für das Auftreten verantwortlich gemacht wurde, wie
ausgeprägt der Toxizitätsgrad der unerwünschten kutanen Wirkungen war und ob ein
zeitlicher Zusammenhang zwischen dem Auftreten von kutanen Nebenwirkungen und
einem Therapieabbruch bestand.
36
Auffallend war, dass die kutanen Nebenwirkungen vor allem (88,4%) im ersten
Therapiequartal auftraten.
Tabelle 14: Kutane Nebenwirkungen, Zeitpunkt des Auftretens, Dauer, Ursache, Toxizitätsgrad und
zeitlicher Zusammenhang zwischen Abbruch und Auftreten der kutanen Nebenwirkungen, nach den drei
Therapiearmen der FOGT-2 Studie getrennt, Angaben in Absolutzahlen sowie in Prozent mit -Bezug auf die
Anzahl der aufgetretenen kutanen Nebenwirkungen in den drei Therapiearmen
Patienten mit kutanen
Nebenwirkungen (NW)
n
aufgetretene Nebenwirkungen
aufgetretene kutane NW
Aufgetreten in
Woche 4 – 16
Woche 17 – 28
Woche 29 – 40
Woche 41 – 52
Dauer in Wochen
1–2
3–4
5–6
7–8
9 – 10
über 10 Wochen
Toxizitätsgrund
Chemotherapie
Radiotherapie
Chemotherapie + Radiotherapie
Toxizitätsgrad
WHO ≤ 2
WHO > 2
Keine Angabe
Abbruch der Therapie
aufgrund von Toxizität
zeitgleich kutane NW
kein Zusammenhang
A
280
110
14
Therapiearm
B
291
112
9
C
222
213
20
insgesamt
793
435
43
12 (85,7%)
1 (7,1%)
0
1 (7,1%)
8 (88,9%)
1 (11,1%)
0
0
18 (90,0%)
2 (10,0%)
0
0
38 (88,4%)
4 (9,3%)
0
1 (2,3%)
10 (71,4%)
2 (14,3%)
2 (14,3%)
0
0
0
4 (44,4%)
2 (22,2%)
1 (11,1%)
2 (22,2%)
0
0
12 (60,0%)
2 (10,0%)
4 (20,0%)
0
1 (5,0%)
1 (5,0%)
26 (60,5%)
6 (14,0%)
7 (16,3%)
2 (4,7%)
1 (2,3%)
1 (2,3%)
3 (21,4%)
9 (64,3%)
2 (14,3%)
1 (11,1%)
7 (77,8%)
1 (11,1%)
4 (20,0%)
11 (55,0%)
5 (25,0%)
8 (18,6%)
27 (62,8%)
8 (18,6%)
6 (42,9%)
5 (35,7%)
3 (21,4%)
7 (77,8%)
2 (22,2%)
0
9 (45,0%)
10 (50,0%)
1 (5,0%)
22 (51,2%)
17 (39,5%)
4 (9,3%)
2 (14,3%)
2 (14,3%)
0
0
0
0
4 (20,0%)
2 (10,0%)
2 (10,0%)
6 (14,0%)
4 (9,3%)
2 (4,7%)
3.1.3. Therapieabbrüche
Von den 793 Patienten, die in die Studie aufgenommen und ausgewertet werden konnten,
beendeten 522 (65,8%) Patienten regulär die Therapie. Somit brachen 271 (34,2%)
Patienten die Therapie vorzeitig ab.
In Tabelle 15 sind die Anzahl der Therapieabbrüche und die Gründe für den
Therapieabbruch, getrennt nach den drei Therapiearmen der FOGT-2 Studie, dargestellt.
37
Tabelle 15: Häufigkeit und Gründe für Therapieabbrüche, getrennt nach den drei Therapiearmen der FOGT2 Studie, Angaben in Absolutzahlen sowie in Prozent mit Bezug auf das Gesamtkollektiv der drei
Therapiearme
Therapiearm
B
291
200
(68,7%)
91
(31,3%)
A
280
187
(66,8%)
93
(33,2%)
n
Reguläres Therapieende
Therapieabbrüche
C
222
135
(60,8%)
87
(39,2%)
Gründe für Therapieabbruch
Wunsch des Pat.
25 (8,9%)
43 (14,8%)
28 (12,6%)
Toxizität
14 (5,0%)
9 (3,1%)
22 (9,9%)
Progression
41 (14,6%)
31 (10,7%)
28 (12,6%)
Zweittumor
2 (0,7%)
1 (0,3%)
1 (0,5%)
Tod
2 (0,7%)
2 (0,7%)
2 (0,9%)
Sonstiges
6 (2,1%)
3 (1,0%)
4 (1,8%)
Keine Angabe
3 (1,1%)
2 (0,7%)
2 (0,9%)
In Abbildung 7 werden die Therapieabbrüche in kumulativen Prozenten angegeben.
Hierbei erfolgt eine Trennung nach den 3 Therapiearmen der FOGT-2 Studie, sowie eine
Unterteilung in die bereits oben beschriebenen 4 Therapiequartalen.
Patienten (kumulative %)
100
80
60
40
20
0
Arm
Arm AA
Arm B
Arm
B
n = 93 Abbrüche
Woche 1-16
n = 91 Abbrüche
Woche 17-28
Woche 29-40
C
AArm
rm C
n = 87 Abbrüche
Woche 41-52
Abbildung 7: Therapieabbrüche (in kumulativen Prozenten) getrennt nach den vier Therapiequartalen und
nach den drei Therapiearmen der FOGT-2 Studie
38
In Abbildung 8 werden die Therapieabbrüche der drei Therapiearme getrennt nach den vier
Therapiequartalen in Kreisdiagrammen dargestellt. Hierbei beziehen sich die Therapieabbrüche auf die Gesamtkollektive der drei Therapiearme.
11,4
14
12
4,5
7,5
10
9,6
66,8
11,7
4,8
4,6
8,1
60,8
68,7
5,4
Arm A
Arm B
Arm C
n = 93 Abbrüche
n = 91 Abbrüche
n = 87 Abbrüche
Arm B
Arm C
Arm A
Regulär beendete
Therapie
Therapieabbruch
in Woche 1-16
Therapieabbruch
in Woche 17-28
Therapieabbruch
in Woche 19-40
Therapieabbruch
in Woche 41-52--
Abbildung 8: Regulär beendete Therapien und Therapieabbrüche in den vier Therapiequartalen in Prozent,
bezogen auf das Gesamtkollektiv der drei Therapiearme, getrennt nach den drei Therapiearmen der FOGT-2
Studie
Als Therapie-Abbruchgründe galten die Toxizität der adjuvanten Therapie, der Wunsch
des Patienten, der Progress der Grunderkrankung im Sinne eines Lokalrezidivs oder das
Auftreten von Fernmetastesen, das Auftreten eines Zweittumors, der Tod des Patienten und
sonstige Therapie-Abbruchgründe, die nicht mehr näher bezeichnet wurden. Tabelle 16
zeigt die Therapie-Abbruchgründe getrennt nach den Therapiequartalen und getrennt nach
den drei Therapiearmen der FOGT-2 Studie. Auffallend war, dass die Toxizität der
adjuvanten Therapie in Arm C häufig als Abbruchgrund angegeben wurde.
39
Tabelle 16: Gründe für Therapieabbruch getrennt nach den 4 Therapiequartalen und den drei Therapiearmen
der FOGT-2 Studie, Angaben in Absolutzahlen sowie in Prozent mit Bezug auf die Gesamttherapieabbrüche
in den vier verschiedenen Therapiequartalen
A
280
93
Therapiearm
B
291
91
C
222
87
Toxizität
Wunsch d. Pat.
Rezidiv/Metastasen
Zweittumor
Patient verstorben
Sonstiges
Keine Angabe
gesamt
5 (15,6%)
15 (46,9%)
6 (18,8%)
1 (3,1%)
2 (6,3%)
2 (6,3%)
1 (3,1%)
32 (100%)
4 (11,4%)
19 (54,3%)
9 (25,7%)
0
1 (2,9%)
2 (5,7%)
0
35 (100%)
7 (22,6%)
17 (54,8%)
5 (16,1%)
0
1 (3,2%)
1 (3,2%)
0
31 (100%)
Toxizität
Wunsch d. Pat.
Rezidiv/Metastasen
Zweittumor
Patient verstorben
Sonstiges
Keine Angabe
gesamt
2 (9,5%)
2 (9,5%)
14 (66,7%)
1 (4,8%)
0
2 (9,5%)
0
21 (100%)
1 (7,7%)
4 (30,8%)
7 (53,8%)
0
0
0
1 (7,7%)
13 (100%)
10 (38,5%)
3 (11,5%)
10 (38,5%)
0
1 (3,8%)
2 (7,7%)
0
26 (100%)
Toxizität
Wunsch d. Pat.
Rezidiv/Metastasen
Zweittumor
Patient verstorben
Sonstiges
Keine Angabe
gesamt
1(7,7%)
1 (7,7%)
10 (76,9%)
0
0
1 (7,7%)
0
13 (100%)
2 (14,3%)
5 (35,7%)
5 (35,7%)
0
1 (7,1%)
1 (7,1%)
0
14 (100%)
3 (16,7%)
3 (16,7%)
9 (50,0%)
1 (5,6%)
0
1 (5,6%)
1 (5,6%)
18 (100%)
Toxizität
Wunsch d. Pat.
Rezidiv/Metastasen
Zweittumor
Patient verstorben
Sonstiges
Keine Angabe
gesamt
6 (22,2%)
7 (25,9%)
11 (40,7%)
0
0
1 (3,7%)
2 (7,4%)
27 (100%)
2 (6,9%)
15 (51,7%)
10 (34,5%)
1 (3,4%)
0
0
1 (3,4%)
29 (100%)
2 (16,7%)
5 (41,7%)
4 (33,3%)
0
0
0
1 (8,3%)
12 (100%)
Woche
n
Therapieabbrüche
1-16
17-28
29-40
41-52
3.1.4. Todesfälle
Im Laufe des Beobachtungszeitraum verstarben 252 (31,7%) der 793 Patienten, die in die
Studie aufgenommen wurden. 210 (26,5%) der 793 randomisierten und ausgewerteten
Patienten verstarben tumorbedingt. 0,9% (7/793) der Patienten verstarben aufgrund eines
Zweittumors
und
0,4%
(3/793)
toxizitätsbedingt.
Als
Ursache
für
die
zwei
toxizitätsbedingten Todesfälle in Arm A wurde zum einen eine ausgeprägte kardiale
Toxizität und zum anderen eine enterovaginale Fistel bei Z. n. Radiochemotherapie
40
angegeben. In Arm C verstarb ein Patient im Herzkreislaufversagen bei toxizitätsbedingten
Diarrhöen. In Tabelle 17 sind die Todesursachen getrennt nach den drei Therapiearmen der
FOGT-2 Studie dargestellt.
Tabelle 17: Todesursachen getrennt nach den drei Therapiearmen der FOGT-2 Studie, Angaben in Absolutzahlen sowie in Prozent mit Bezug auf das Gesamtkollektiv der drei Therapiearme
A
280
Therapiearm
B
291
C
222
93 (33,2%)
83 (28,5%)
76 (34,2%)
78 (27,9%)
72 (24,7%)
60 (27,0%)
Zweittumor
1 (0,4%)
5 (1,7%)
1 (0,5%)
toxizitätsbedingt
2 (0,7%)
0
1 (0,5%)
andere Ursachen
9 (3,2%)
5 (1,7%)
9 (4,1%)
unbekannt
3 (1,1%)
1 (0,3%)
5 (2,3%)
N
Todesfälle
Ursache
krankheitsbedingt
3.1.5. Rezidive
Bei insgesamt 37,1% (294/793) der Patienten traten im Beobachtungszeitraum
Lokalrezidive und/oder Fernmetastasen auf.
Tabelle 18 zeigt die Rezidive getrennt nach den drei verschiedenen adjuvanten Therapien.
Hierbei werden zwischen Patienten mit isoliertem Lokalrezidiv, Patienten mit isolierten
Fernmetastasen
und
zwischen
Patienten
mit
Lokalrezidiv
und
Fernmetastasen
unterschieden.
Tabelle 18: Rezidive getrennt nach den drei Therapiearmen der FOGT-2 Studie, die Angaben sind getrennt
nach Patienten mit isoliertem Lokalrezidiv, Patienten mit isolierten Fernmetastasen und Patienten mit Lokalrezidiv und Fernmetastasen, Angaben in Absolutzahlen sowie in Prozent mit Bezug auf das Gesamtkollektiv
der drei Therapiearme
Lokalisation
n
Lokalrezidive (isoliert)
- intraluminär
- extraluminär
- intralum. + extralum.
Anzahl Pat. mit isoliertem
Lokalrezidiv (ohne
Fernmetastasen)
A
280
Therapiearm
B
291
C
222
insgesamt
793
5 (1,8%)
11 (3,9%)
1 (0,4%)
3 (1,0%)
11(3,8%)
0
2 (0,9%)
11 (5,0%)
1 (0,5%)
10 (1,3%)
33 (4,2%)
2 (0,3%)
17
(6,1%)
14
(4,8%)
14
(6,3%)
45
(5,7%)
41
A
280
Therapiearm
B
291
C
222
insgesamt
793
48 (17,1%)
29 (10,4%)
1 (0,4%)
10 (3,6%)
15 (5,4%)
43 (14,8%)
27 (9,3%)
4 (1,4%)
5 (1,7%)
16 (5,5%)
31 (14,0%)
21 (9,5%)
3 (1,4%)
7 (3,2%)
11 (5,0%)
122 (15,4%)
77 (9,7%)
8 (1,0%)
22 (2,8%)
42 (5,3%)
Anzahl Pat. mit isolierten
Fernmet. (ohne. Lokalrez.),
77
(27,5%)
75
(25.8%)
58
(26.1%)
210
(26.5%)
davon mit mehrfacher
Lokalisation
Anzahl Pat. mit sowohl
Lokalrez. als auch
Fernmet.
21
(7,5%)
18
(6,2%)
13
(5,9%)
52
(6,6%)
16
(5,7%)
12
(4,1%)
11
(5,0%)
39
(4,9%)
33
(11,8%)
26
(8,9%)
25
(11,3%)
84
(10,6%)
110
101
83
294
39.3 %
34.7%
37.4%
37.1%
Lokalisation
n
Fernmetastasen*
- Leber
- Lunge
- Knochen
- Peritoneum
- Andere
Anzahl Pat. mit
Lokalrez. mit/ohne
Fernmet.
Summe (Lokalrez. und/oder
Fernmet.)
Rezidivrate
* Mehrfachnennungen möglich
3.2.Ergebnisse der Ulmer Patienten
In der Chirurgischen Universitätsklinik Ulm wurden von April 1992 bis Oktober 2001 155
Patienten mit Rektumkarzinom in die FOGT-2 Multicenterstudie aufgenommen. Dieses
Patientenkollektiv war Grundlage der weiteren Auswertungen hinsichtlich Art der
Operation, perioperativen Komplikationen, Spättoxizität der Bestrahlung, Rezidivmuster,
Inkontinenz, postoperativer Darmfunktion und Lebensqualität.
3.2.1. Art der Operation
Bei
57
der
155
(36,8%)
Patienten
wurde
primär
eine
abdominoperineale
Rektumexstirpation (APRE), bei 90 der 155 (58,1 %) eine tiefe anteriore Rektumresektion
(TAR) und bei 8 der 155 (5,2%) eine Hartmann-Operation durchgeführt.
In Tabelle 19 ist die Geschlechts- und Altersverteilung sowie die Höhe des
Rektumkarzinoms des Ulmer Subkollektivs, getrennt nach der Operationsart, dargestellt.
42
Tabelle 19: Geschlechts- und Altersverteilung sowie Höhe des Rektumkarzinoms des Ulmer Subkollektivs
nach Operationsart (APRE, TAR und Hartmann-Operation) getrennt, Angaben in Absolutzahlen sowie in Prozent mit Bezug auf die Gesamtkollektive der drei Operationsarten
Merkmal
Abdominoperineale
Rektumexstirpation
57
n
Geschlecht
Tiefe anteriore
Rektumresektion
HartmannOperation
90
8
insgesamt
155
männlich
weiblich
40 (70,2%)
17 (29,8%)
58 (64,4%)
32 (35,6%)
6 (6/8)
2 (2/8)
104 (67,1%)
51 (32,9%)
<50 Jahre
50- <60 Jahre
60- <70 Jahre
≥70 Jahre
medianes Alter (Jahre)
Höhe des Rektum-Ca
≤ 6 cm
> 6 cm ≤ 12 cm
> 12 cm ≤ 16 cm
> 16 cm
unbekannt
2 (3,5%)
17 (29,8%)
22 (38,6%)
16 (28,1%)
63
9 (10%)
32 (35,6%)
32 (35,6%)
17 (18,9%)
60
1(1/8)
2 (2/8)
0
5 (5/8)
71
12 (7,7%)
51 (32,9%)
54 (34,8%)
38 (24,5%)
62
43 (75,4%)
14 (24,6%)
0
0
0
15 (16,7%)
49 (54,4%)
19 (21,1%)
7 (7,8%)
0
1 (1/8)
3 (3/8)
2 (2/8)
1 (1/8)
1 (1/8)
59 (38,1%)
66 (42,6%)
21 (13,5%)
8 (5,2%)
1 (0,6%)
Alter
44 der 59 (74,6%) Patienten mit Karzinomen im Bereich des unteren Drittels des Rektums
konnten somit nicht kontinenzerhaltend operiert werden. Bei den Rektumkarzinomen im
Bereich des mittleren Drittels waren es 17 von 66 (25,8%) Patienten. Bei 3 von 29 (10,3%)
Patienten mit Rektumkarzinom im oberen Drittel und im rektosigmoidalen Übergang
musste eine Hartmann-Operation durchgeführt werden, ein Kontinenzerhalt war somit
nicht möglich.
Bei 29 der 90 (32,2 %) Patienten mit TAR wurde ein Schutzileostoma angelegt. 18 dieser
29 Patienten hatten eine koloanale Anastomose. Bei 8 (8,9%) weiteren Patienten wurde die
Kontinuität mittels koloanaler Anastomose ohne Schutzileostoma wiederhergestellt. Bei 11
(17,2%) der 64 Patienten mit “hoher“ Anastomose wurde ein protektives Stoma angelegt.
23 der 155 (14,8%) Patienten wurden multiviszeral reseziert. Tabelle 20 zeigt die
Häufigkeit der regulär durchgeführten Operationen, sowie die Häufigkeit von
Operationserweiterungen im Sinne einer multiviszeralen Resektion.
43
Tabelle 20: Anzahl der regulären Operationen und der multiviszeralen Resektionen des Ulmer
Subkollektivs, getrennt nach den drei Operationsarten, Angaben in Absolutzahlen sowie in Prozent mit
Bezug auf die Gesamtkollektive der drei Operationsarten
Art der Operation
n
Reguläre Operation
Multiviszerale Resektion
Tiefe anteriore
Rektumresektion
90
73
81,1%
17
18,9%
Abdominoperineale
Rektumexstirpation
57
54
94,7%
3
5,3%
HartmannOperation
8
5
62,5%
3
37,5%
Diese multiviszeralen Resektionen waren am Darm und an anderen Organen erforderlich.
Bei einer Patientin in der Gruppe der Patienten mit Hartmann-Operation waren gleichzeitig
zwei erweiternde Resektionen notwendig (Harnblasenhinterwand und Uterus), so dass
insgesamt 24 Erweiterungen durchgeführt wurden. In Tabelle 21 sind die Organe
aufgeführt, die im Rahmen der multiviszeralen Operationen mitreseziert wurden. Die
Auflistung erfolgt getrennt nach den drei Operationsarten des Ulmer Subkollektivs.
Tabelle 21: Art der operativen Erweiterung der multiviszeralen Resektionen getrennt nach den drei
Operationsarten des Ulmer Subkollektivs, Angaben in Absolutzahlen sowie in Prozent mit Bezug auf die
Gesamtkollektive der drei Operationsarten
Merkmal
n
Erweiterungen:
Dünndarmresektion
Sigmaresektion
Harnblasenresektion
Vaginaresektion
Uterusresektion
insgesamt:
* Mehrfachnennungen möglich
Abdominoperineale
Rektumexstirpation
57
0
0
0
2 (3,5%)
1 (1,8%)
3 (5,3%)
Tiefe anteriore
Rektumresektion
HartmannOperation
90
8
insgesamt
155
2 (2,2%)
12 (13,3%)
3 (3,3%)
0
0
17 (18,9%)
2 (2/8)
0
1 (1/8)
0
1 (1/8)
4 (4/8)
4 (2,6%)
12 (7,7%)
4 (2,6%)
2 (1,3%)
2 (1,3 %)
24 (15,5%)
3.2.2. Morbidität der Operation
Von den 155 durchgeführten Operationen war bei 110 Patienten (71%) der postoperativen
Verlauf komplikationslos.
Jedoch traten bei insgesamt 37 (23,9%) Patienten postoperativ eine, bei 8 (5,2%) Patienten
zwei Komplikationen auf. Insgesamt kam es bei 29 % (45/155) der Patienten zu
perioperativen Komplikationen.
44
In der Gruppe der Patienten mit APRE kam es bei 5 Patienten zu 2 Komplikationen, in der
Gruppe der Patienten mit TAR traten bei 3 Patienten 2 Komplikationen auf. Auffallend
war, dass in der Gruppe der Patienten mit APRE die Wundheilungsstörungen häufiger
auftraten als in der Gruppe der Patienten mit TAR.
Die perioperativen Komplikationen, sowie die durch diese Komplikationen bedingten
Zweitoperationen des Ulmer Subkollektivs sind getrennt nach den Operationsarten in
Tabelle 22 dargestellt. Unter „sonstigen Komplikationen“ wurden Kribbelparästhesien im
Oberschenkelbereich, eine Nervus-ulnaris-Läsion (Lagerung), eine Recurrensparese
(Intubation), eine Spondylodiszitis, ein Apoplex und eine komplette Ischämie des rechten
Armes zusammengefasst. Die Spondylodiszitis musste mittels Diszektomie und ventraler
Spondylodese versorgt werden, die komplette Ischämie des rechten Armes wurde durch
eine transbrachiale Thrombendarteriektomie behandelt.
Tabelle 22: Perioperative Komplikationen und komplikationsbedingte Zweitoperationen des Ulmer Subkollektivs, getrennt nach den drei Operationsarten, Angaben in Absolutzahlen sowie in Prozent mit Bezug
auf die Gesamtkollektive der drei Operationsarten
Merkmal
n
Keine Komplikationen
Komplikationen*:
Herz/Kreislauf
Respirationstrakt
Wundheilungsstörung
Anastomoseninsuffizienz
Gastrointestinaltrakt
Urogenitaltrakt
Nachblutung
Sonstiges
Re-OP´s/ zusätzliche
Eingriffe*
Wundrevisionen
Relaparotomie
Zystofix-Anlage
unbekannt
Abdominoperineale
Rektumexstirpation
57
34 (59,7%)
Tiefe
anteriore
Rektumresektion
90
69 (76,7%)
0
0
15 (26,3%)
0
1 (1,8%)
7 (12,3%)
3 (5,3%)
2 (3,5%)
HartmannOperation
8
7 (7/8)
insgesamt
155
110 (71%)
2 (2,2%)
1 (1,1%)
4 (4,4%)
1 (1,1%)
3 (3,3%)
9 (10,0%)
0
4 (4,4%)
0
0
0
0
0
1 (1/8)
0
0
2 (1,3%)
1 (0,6%)
19 (12,3%)
1 (0,6%)
4 (2,6%)
17 (11,0%)
3 (1,9%)
6 (3,9%)
4 (7,0%)
2 (3,5%)
2 (3,5%)
2 (2,2%)
1 (1,1%)
3 (3,3%)
0
0
0
6 (3,9%)
3 (1,9%)
5 (3,2%)
1 (1,8%)
0
0
1 (0,6%)
* Mehrfachnennungen möglich
45
3.2.3. Spättoxizität der Strahlentherapie
Von den 155 Ulmer Patienten gingen 124 (80%) in die Auswertung über die Spättoxizität
der Strahlentherapie mit ein. Bei 31 (20%) der 155 Patienten war keine Auswertung
möglich. Von diesen 31 Patienten hatten 22 (14,2% = 22/155) Patienten keine
Strahlentherapie erhalten, 2 (1,3% = 2/155) Patienten hatten die adjuvante Therapie
abgelehnt, bei 3 (1,9% = 3/155) war der Beobachtungszeitraum für die Beurteilung der
Spättoxizität zu kurz und bei 4 (2,6% = 4/155) Patienten war die Akte nicht auffindbar.
Somit war eine Auswertung bei 43 (75,4%) der 57 Patienten mit APRE, bei 76 (84,4%) der
90 Patienten mit TAR und bei 5 (5/8) der 8 Patienten mit Hartmann-Operation möglich.
In Tabelle 23 sind die medianen und durchschnittlichen Beobachtungsintervalle nach
Operation bzw. Beendigung der Bestrahlung getrennt nach den drei Operationsarten des
Ulmer Subkollektivs dargestellt.
Tabelle 23: Mediane und durchschnittliche Beobachtungsintervalle in Monaten nach Operation bzw.
Beendigung der Bestrahlung, getrennt nach den drei Operationsarten des Ulmer Subkollektivs
Merkmal
n
Medianes Beobachtungsintervall nach OP in Monate
(Minimum;Maximum)
Durchschnittl. Beobachtungsintervall nach OP in Monate
Medianes Beobachtungsintervall
nach Radiotherapie in Monate
(Minimum;Maximum)
Durchschnittl. Beobachtungsintervall
nach Radiotherapie in Monate
Abdominoperineale
Rektumexstirpation
43
Tiefe
anteriore
Rektumresektion
76
HartmannOperation
5
insgesamt
124
18
(6;95)
31,5
(6;107)
22
(12;37)
24
(6;107)
26,2
37,1
21,2
32,7
15
(4;93)
28,5
(4;104)
20
(8;35)
22
(4;104)
23,5
34,6
18,8
30,1
Bei 54 (43,5%) der 124 Patienten war keine Spättoxizität aufgetreten, 3 (2,4%) der 124
Patienten mussten wegen der aufgetretenen Akuttoxizität der Strahlentherapie die
Radiotherapie abrechen. 16,1% (20/124) der Patienten entwickelten Spättoxizitäten der
Haut, 42% (52/124) der Patienten entwickelten Spättoxizitäten des Gastrointestinaltrakts
und 11,3% (14/124) Spättoxizitäten des Urogenitaltrakts. Bei 17,0% (21/124) konnten die
aufgetretenen Nebenwirkungen nicht eindeutig der Radiotherapie zugeordnet werden.
Die aufgetretenen Spättoxizitäten der Haut, des Gastrointestinaltrakts und des
Urogenitaltrakts, sowie die nicht eindeutig der Strahlentherapie zuzuordnenden
46
unerwünschten Wirkungen sind getrennt nach den drei Operationsarten des Ulmer
Subkollektivs in Tabelle 24 dargestellt. Außerdem zeigt die Tabelle die Häufigkeit der
zusätzlich
notwendigen
Operationen,
aufgrund
persistierender
Inkontinenz
und
therapierefraktärer Stenose, in der Gruppe der Patienten mit TAR.
Tabelle 24: Spättoxizität der Strahlentherapie, nicht zuzuordnende Nebenwirkungen und zusätzlich
notwendige Operationen des Ulmer Subkollektivs, getrennt nach den drei Operationsarten, Angaben in
Absolutzahlen sowie in Prozent mit Bezug auf die Gesamtkollektive der drei Operationsarten
Abdominoperineale
Rektumexstirpation
43
25 (58,1%)
1 (2,3%)
Merkmal
n
Keine Spättoxizität
Radiotherapie wegen Akuttoxizität
abgebrochen
Spättoxizität Haut
Spättoxizität Darm
Spättoxizität Urogenitaltrakt
NW nicht einzuordnen
Zusätzlich nötige Operationen
wegen persist. Inkontinenz
wegen therapieresist. Stenose
wegen Stenose und Inkontinenz
Tiefe anteriore HartmannRektumOperation
resektion
4 (9,3%)
7 (16,3%)
8 (18,6%)
3 (7,0%)
0
0
0
76
22 (28,9%)
2 (2,6%)
5
2 (2/5)
0
16 (21,1%)
42 (55,3%)
6 (7,9%)
19 (25,0%)
8 (10,5%)
1 (1,3%)
5 (6,6%)
2 (2,6%)
0
3 (3/5)
0
0
0
0
0
Mehrfachnennungen möglich
Bei 52 (42,0%) der 124 Patienten kam es zu gastrointestinalen Spättoxizitäten. Bei näherer
Betrachtung der gastrointestinalen Spättoxizität ergab sich, dass 40 (32,3%) der 124
Patienten unter chronischen Diarrhöen litten. Nach einer medianen Dauer von 4,5 Monaten
nach Ende der Radiotherapie kam es zum Auftreten dieser Diarrhöen, sie hielten im
Median
13
Monate
an.
17
(13,7%)
der
124
Patienten
entwickelten
im
Beobachtungszeitraum eine Rektum-, Anastomosen- oder Stomastenose. Im Median
vergingen 9 Monate nach Ende der Radiotherapie bis zum Auftreten dieser Stenosen. Bei
10,5% (13/124) der 124 Patienten kam es im Beobachtungszeitraum zu einer Proktitis bzw.
Anastomositis, die im Median 10,5 Monate nach Ende der Radiotherapie auftraten. 2,4%
(3/124) der 124 Patienten entwickelten während des Beobachtungszeitraumes eine Kolitis,
die im Median 9 Monate nach Ende der Radiotherapie auftrat.
In der Gruppe der Patienten mit APRE entwickelte ein Patient zwei gastrointestinale
Spättoxizitäten. In der Gruppe der Patienten mit TAR traten bei 20 Patienten und in der
Gruppe der Patienten mit Hartmann-Operation traten bei einem Patienten zwei
gastrointestinale Spättoxizitäten auf.
47
Die Tabelle 25 zeigt die genaue Unterteilung der gastrointestinalen Spättoxizitäten nach
Art der Spättoxizität, medianer Dauer nach Ende der Radiotherapie bis zum Auftreten der
Spättoxizität, sowie bei den Diarrhöen zusätzlich die mediane Dauer der Durchfälle
getrennt nach den Operationsarten des Ulmer Subkollektivs.
Tabelle 25: Häufigkeit der Diarrhöen, Rektumstenosen/Anastomosenstenosen/Stomastenosen, Proktitiden/
Anastomositiden und Kolitis, medianes Zeitintervall in Monaten nach Ende der Radiotherapie bis zum
Auftreten dieser gastrointestinalen Spättoxizität, mediane Dauer der Diarrhöen in Monaten, getrennt-nach
den Operationsarten des Ulmer Subkollektivs, Angaben in Absolutzahlen sowie in Prozent mit Bezug auf die
Subkollektive der drei Operationsarten
Merkmal
n
Abdominoperineale
Rektumexstirpation
43
7 (16,3%)
Spättoxizität Darm
6 (14,0%)
Diarrhoen
Tiefe anteriore
Rektumresektion
HartmannOperation
76
42 (55,3%)
33 (43,4%)
5
3 (60,0%)
1 (1/5)
Mediane Dauer bis Auftreten in Monate
(Min.; Max.)
7,5
(4;14)
4
(1;48)
10
entfällt
Mediane Dauer in Monaten (Min.; Max.)
Keine Angabe
Rektumstenose/Anastomosenstenose
20 (1;20)
3
1* (2,3%)
12,5 (4;36)
14
16 (21,0%)
0
1
1* (1/5)
Mediane Dauer bis Auftreten in Monate
(Min.; Max.)
Proktitis/Anastomositis
8
entfällt
entfällt
10
(1;29)
11 (14,5%)
7
entfällt
2 (2/5)
Mediane Dauer bis Auftreten in Monate
(Min.; Max.)
Kolitis
entfällt
1 (2,3%)
11
(9;28)
2 (2,6%)
19
(4;34)
0
Mediane Dauer bis Auftreten in Monate
(Min.; Max.)
9
entfällt
18,5
(9;28)
entfällt
Mehrfachnennungen möglich
*Stomastenose
Wie in Tabelle 24 ersichtlich, kam es bei 21 (17,0%) der 124 Patienten zu
Nebenwirkungen, die weder der Strahlentherapie, noch der adjuvanten Chemotherapie
oder der Operationstechnik eindeutig zugeordnet werden konnten.
Diese Nebenwirkungen konnten in gastrointestinale und urogenitale Nebenwirkungen
unterteilt werden. Gastrointestinale Nebenwirkungen traten bei 11 (8,9%) der 124
Patienten auf. Bei insgesamt 3 (2,4%) der 124 Patienten kam es zu einem Subileus bzw. zu
einem Ileus, 8 (6,5%) der 124 Patienten litten unter Obstipation. Die Tabelle 26 zeigt die
Verteilung der Patienten mit Subileus bzw. Opstipation in den drei Gruppen der
Operationsarten des Ulmer Subkollektivs.
48
Tabelle 26: Nicht zuzuordnende gastrointestinale Nebenwirkungen, getrennt nach den Operationsarten des
Ulmer Subkollektivs, Angaben in Absolutzahlen sowie in Prozent mit Bezug auf die Subkollektive der drei
Operationsarten
Gastrointestinale
Nebenwirkungen
n
Subileus/Ileus
Obstipation
insgesamt
Abdominoperineale
Rektumexstirpation
43
1 (2,3%)
1 (2,3%)
3 (7,0%)
Tiefe anteriore
Rektumresektion
76
2 (2,6%)
7 (9,2%)
9 (11,8%)
HartmannOperation
5
0
0
0
Urogenitale Nebenwirkungen, die nicht eindeutig einer Ursache zugeordnet werden
konnten, traten bei 10 (8,1%) der 124 Patienten auf. 2 (1,6%) der 124 Patienten
entwickelten im Beobachtungszeitraum eine Belastungsinkontinenz, ein (0,8%) Patient
eine Dranginkontinenz. Dysurie trat bei 2 (1,6%) der 124 Patienten auf, zu gehäuften
Harnwegsinfekten kam es bei 2 (1,6%) der 124 Patienten. Potenzstörungen entwickelten 3
(2,4%) der 124 Patienten.
Die urogenitalen Nebenwirkungen, die nicht eindeutig einer Ursache zugeordnet werden
konnten, sind in Tabelle 27 getrennt nach den drei Operationsarten des Ulmer
Subkollektivs dargestellt.
Tabelle 27: Nicht zuzuordnende urogenitale Nebenwirkungen, getrennt nach den Operationsarten des Ulmer
Subkollektivs, Angaben in Absolutzahlen sowie in Prozent mit Bezug auf die Subkollektive der drei
Operationsarten
Urogenitale
Nebenwirkungen
n
Belastungsinkontinenz
Dranginkontinenz
Dysurie
Gehäufte Harnwegsinfekte
Potenzstörung
insgesamt
Abdominoperineale
Rektumexstirpation
43
0
0
1 (2,3%)
0
1 (2,3%)
2 (4,7%)
Tiefe anteriore
Rektumresektion
76
2 (2,6%)
1 (1,3%)
1 (1,3%)
2 (2,6%)
2 (2,6%)
8 (10,5%)
49
HartmannOperation
5
0
0
0
0
0
0
3.2.4. Darmfunktion
Um herauszufinden, inwieweit die Darmfunktion nach tiefer anteriorer Rektumresektion
eingeschränkt war, wurde den Ulmer Patienten mit TAR ein „Inkontinenzfragebogen“
(siehe Seite 19 und 20), der sich an den Themen orientierte, die für die Berechnung des
Kontinenzscores nach Jorge und Wexner nötig waren, zugeschickt.
Von den 90 Patienten mit TAR konnten 58 (64,4%) Patienten in die Auswertung eingehen.
10 (11,1%) der 90 Patienten waren bereits verstorben, ein (1,1%) Patient hatte ein
persistierendes Schutzileostoma, 9 (10,0%) der 90 Patienten erhielten im Verlauf der
Beobachtung zusätzlich eine abdominoperineale Rektumexstirpation, bei 2 (2,2%) der 90
Patienten
wurde
im
Beobachtungsverlauf
zusätzlich
eine
Hartmann-Operation
durchgeführt und 2 (2,2%) der 90 Patienten mussten im Beobachtungszeitraum einen Anus
praeter angelegt bekommen. Ein (1,1%) Patient konnte nach Umzug nicht ausfindig
gemacht werden und 7 (7,8%) der 90 Patienten hatten auf den Fragebogen nicht
geantwortet. Somit blieben 58 (64,4%) der 90 Patienten für die Auswertung des
Inkontinenzfragebogens übrig.
Von diesen 58 Patienten erhielten 9 Patienten eine alleinige adjuvante Chemotherapie, die
Ergebnisse dieser Patienten werden in einer separaten Spalte aufgeführt. Die restlichen 49
Patienten wurden adjuvant mittels Radiochemotherapie behandelt.
Die Tabelle 28 zeigt die in die Auswertung eingegangenen Ulmer Patienten mit TAR
getrennt nach der adjuvanten Therapie, deren Alters- und Geschlechtsverteilung, die Höhe
des
Rektumkarzinoms
ab
ano,
sowie
den
medianen
und
durchschnittlichen
Beobachtungszeitraum nach Operation bzw. Beendigung der Strahlentherapie.
Tabelle 28: Patienten mit TAR des Ulmer Subkollektivs getrennt nach adjuvanter Therapie, Alters- und
Geschlechtsverteilung, Höhe des Rektumkarzinoms, medianer und durchschnittlicher Beobachtungszeitraum
nach Operation bzw. Beendigung der Radiotherapie, Angaben in Absolutzahlen sowie in Bezug auf die
Gesamtkollektive in den 2 Therapiegruppen
Pat. mit tiefer anteriorer Rektumresektion
mit
ohne
Strahlentherapie Strahlentherapie
insgesamt
49
9
58
n
Geschlecht
männlich
weiblich
30 (61,2%)
19 (38,8%)
6 (6/9)
3 (3/9)
≤ 6 cm
> 6 cm ≤ 12 cm
> 12 cm ≤ 16 cm
> 16 cm
5 (10,2%)
26 (53,1%)
14 (28,6%)
4 (8,2%)
1 (1/9)
7 (7/9)
0
1 (1/9)
36 (62,1%)
22 (37,9%)
Höhe des Rektumkarzinoms ab ano
50
6 (10,3%)
33 (56,9%)
14 (24,1%)
5 (8,6%)
Pat. mit tiefer anteriorer Rektumresektion
mit
ohne
Strahlentherapie Strahlentherapie
insgesamt
49
9
58
n
Alter
<50 Jahre
50- <60 Jahre
60- <70 Jahre
≥70 Jahre
medianes Alter
Medianes Beobachtungsintervall nach OP in Monate
(Minimum;Maximum)
Durchschnittl. Beobachtungsintervall nach OP in Monate
Medianes Beobachtungsintervall nach Radiotherapie in Monate
(Minimum;Maximum)
Durchschnittl. Beobachtungsintervall nach Radiotherapie in Monate
7 (14,3%)
15 (30,6%)
18 (36,7%)
9 (18,4%)
60
0
5 (5/9)
3 (3/9)
1 (1/9)
58
7 (12,1%)
20 (34,5%)
21 (36,2%)
10 (17,2%)
60
52
(6;106)
32
(12;42)
41
(6;106)
52,4
28,2
48,6
49
(3;104)
entfällt
49,3
entfällt
Nach Auswertung des Inkontinenzfragebogens ergaben sich die Werte der Tabelle 29. In
dieser Tabelle ist die Stuhlhäufigkeit pro Tag, das Vorhandensein eines nächtlichen
Stuhldranges, die Stuhlkonsistenz, die Häufigkeit der benötigten Medikamenteneinnahme
gegen Diarrhöen, die Häufigkeit einer schmerzhaften Defäkation und die Häufigkeit einer
Blutbeimengung im Stuhl dargestellt. Außerdem wird aufgezeigt, ob eine Unterscheidung
zwischen Stuhl und Gasen durch die Patienten möglich war, ob eine perianale Hautreizung
auftrat, ob sich die Darmfunktion postoperativ zur präoperativen Situation verändert hatte,
ob nach einer Stuhlentleerung eine erneute Defäkation innerhalb 30 Minuten auftrat, ob
das Aufhalten des Stuhldranges über 15 Minuten möglich war und ob ein künstlicher
Darmausgang eine Alternative bei schlechter Darmfunktion darstellte.
Tabelle 29: Auswertung des Inkontinenzfragebogens der Patienten mit TAR des Ulmer Subkollektivs,
getrennt nach adjuvanter Therapie, Angaben in Absolutzahlen sowie in Prozent mit Bezug auf die
Gesamtkollektive in den zwei Therapiegruppen, Häufigkeit: nie = 0; selten = < 1/Monat; manchmal = <
1/Woche, ≥ 1/Monat; häufig = < 1/Tag, ≥ 1/Woche;-immer = ≥ 1/Tag
Pat. mit tiefer anteriorer Rektumresektion
Merkmal
n
Stuhlhäufigkeit/ Tag
Median (Minimum-Maximum)
≤4
≥5≤8
>8
keine Angabe
mit
Strahlentherapie
ohne
Strahlentherapie
49
9
2-3
32
9
5
3
51
(0,3-15)
(65,3%)
(18,4%)
(10,2%)
(6,1%)
2-3 (0,3-10)
6 (6/9)
1 (1/9)
1 (1/9)
1 (1/9)
Pat. mit tiefer anteriorer Rektumresektion
Merkmal
n
Nächtlicher Stuhldrang
ja
nein
mit
Strahlentherapie
ohne
Strahlentherapie
49
9
10
39
(20,4%)
(79,6%)
2
7
(2/9)
(7/9)
5 (10,2%)
32 (65,3%)
11 (22,4%)
1 (2,0%)
8
1
0
(8/9)
(1/9)
0
Stuhlkonsistenz
flüssig
halbfest/ weich
fest/hart
keine Angabe
Medikamenteneinnahme gegen Diarrhoe
nie
selten
manchmal
häufig
immer
keine Angabe
Unterscheidung Stuhl/Gas möglich
meist ja
meist nein
keine Angabe
Schmerzen bei der Defäkation
nie
selten
manchmal
häufig
immer
Blut im Stuhl
nie
selten
manchmal
häufig
immer
keine Angabe
Perianale Hautreizung
ja
nein
gelegentlich
Veränderung der Darmfunktion postop. zu präop.
Verschlechterung
Verbesserung
keine
Erneute Stuhlentleerung innerhalb 30 Minuten
meist ja
meist nein
gelegentlich
Aufhalten des Stuhldrangs > 15 Minuten möglich
meist ja
meist nein
Künstlicher Ausgang als Alternative bei schlechter
Darmfunktion
ja
nein
keine Angabe
52
32
4
2
4
6
1
(65,3%)
(8,2%)
(4,1%)
(8,2%)
(12,2%)
(2,0%)
5
2
1
1
(5/9)
0
(2/9)
(1/9)
(1/9)
0
37 (75,5%)
11 (22,5%)
1 (2,0%)
5
4
(55,6%)
(44,4%)
0
35 (71,4%)
5 (10,2%)
2 (4,1%)
4 (8,2%)
3 (6,1%)
7
1
1
(77,8%)
(11,1%)
(11,1%)
0
0
44 (89,8%)
2 (4,1%)
1 (2,0%)
1 (2,0%)
1 (2,0%)
9
(100%)
0
0
0
0
0
13 (26,5%)
32 (65,3%)
4 (8,2%)
2
6
1
(22,2%)
(66,7%)
(11,1%)
33 (67,3%)
1 (2,0%)
15 (30,6%)
8
1
(88,9%)
0
(11,1%)
23 (46,9%)
19 (38,8%)
7 (14,3%)
3
3
3
(33,3%)
(33,3%)
(33,3%)
31 (63,3%)
18 (36,7%)
7
2
(77,8%)
(22,2%)
3 (6,1%)
45 (91,8%)
1 (2,0%)
9
0
(100%)
0
3.2.5. Kontinenzscore
In die Berechnung des Kontinenzscores ging die Ausprägung der Inkontinenz für Winde,
für flüssigen und festen Stuhl, sowie die Häufigkeit des Einlagengebrauchs und die
Häufigkeit der Einschränkung im täglichen Leben durch die veränderte Darmfunktion mit
ein.
In Tabelle 30 ist dargestellt, wie ausgeprägt diese Veränderungen bei den 49 Patienten mit
TAR und postoperativer Radiochemotherapie auftraten. Tabelle 31 zeigt die Ausprägung
dieser Darmfunktionsveränderungen bei den 9 Patienten mit TAR und alleiniger
postoperativer Chemotherapie.
Tabelle 30: Inkontinenz für Winde, flüssigen und festen Stuhl; Häufigkeit des Einlagengebrauchs und der
Einschränkung im täglichen Leben durch die veränderte Darmfunktion, Angaben in Absolutzahlen sowie in
Prozent mit Bezug auf das Gesamtkollektiv der Patienten mit TAR und postop. Radiochemotherapie (n =
49) des Ulmer Subkollektivs, Häufigkeit: nie = 0; selten = < 1/Monat; -manchmal = < 1/Woche, ≥ 1/Monat;
häufig = < 1/Tag, ≥ 1/Woche; immer = ≥ 1/Tag
nie
selten
manchmal
häufig
immer
Keine
Angabe
Fest
14 (28,6%)
6 (12,2%)
8 (16,3%)
12 (24,5%)
7 (14,3%)
2 (4,1%)
Flüssig
19 (38,8%)
5 (10,2%)
5 (10,2%)
11 (22,4%)
7 (14,3%)
2 (4,1%)
Gas/Winde
8 (16,3%)
4 (8,2%)
3 (6,1%)
9 (18,4%)
24 (49,0%)
1 (2,0%)
Einlagengebrauch
Einschränkung im
täglichen Leben
28 (57,1%)
4 (8,2%)
1 (2,0%)
2 (4,1%)
14 (28,6%)
-
17 (34,7%)
4 (8,2%)
8 (16,3%)
5 (10,2%)
14 (28,6%)
1 (2,0%)
Art der Inkontinenz
Tabelle 31: Inkontinenz für Winde, flüssigen und festen Stuhl; Häufigkeit des Einlagengebrauchs und der
Einschränkung im täglichen Leben durch die veränderte Darmfunktion, Angaben in Absolutzahlen, Grundlage-ist das Gesamtkollektiv der Patienten mit TAR und postop. Chemotherapie (n = 9), Häufigkeit: nie =
0; selten = < 1/Monat; -manchmal = < 1/Woche, ≥ 1/Monat; häufig = < 1/Tag, ≥ 1/Woche; immer = ≥ 1/Tag
nie
selten
manchmal
häufig
immer
Keine
Angabe
Fest
5 (5/9)
1 (1/9)
-
2 (2/9)
1 (1/9)
-
Flüssig
2 (2/9)
2 (2/9)
2 (2/9)
1 (1/9)
2 (2/9)
-
Gas/Winde
2 (2/9)
1 (1/9)
-
2 (2/9)
4 (4/9)
-
Einlagengebrauch
Einschränkung im
täglichen Leben
5 (5/9)
-
-
1 (1/9)
3 (3/9)
-
1 (1/9)
3 (3/9)
1 (1/9)
-
3 (3/9)
1 (1/9)
Art der Inkontinenz
53
Aus den Ergebnissen der Tabelle 30 und 31 wurde nach den Angaben auf Seite 21 der
Kontinenzscore für jeden einzelnen Patienten berechnet. Die Ergebnisse reichten vom
Minimalwert 0 bis zum Maximalwert 20. Hierbei stand ein geringer Summenwert für eine
gering ausgeprägte Inkontinenz und somit für ein gutes funktionelles Ergebnis.
Tabelle 32 zeigt die Verteilung der Kontinenzscores der Patienten mit TAR des Ulmer
Subkollektivs getrennt nach der adjuvanten Therapie. Hierbei sind jeweils die
Kontinenzscores 0 bis 5, 6 bis 10, 11 bis 15 und 16 bis 20 zu einer Subgruppe
zusammengefasst. Die genaue prozentuale Häufigkeit der einzelnen Kontinenzscores
zwischen 0 und 20 in den beiden Therapiegruppen (mit/ohne Radiotherapie) der Ulmer
Patienten mit TAR ist in Abbildung 10 graphisch dargestellt.
Tabelle 32: Kontinenzscores der Patienten mit TAR des Ulmer Subkollektivs, getrennt nach der adjuvanten
Therapie, die Kontinenzscores 0 bis 5, 6 bis 10, 11 bis 15 und 16 bis 20 sind zu Subgruppen zuammengefasst, Angaben in Absolutzahlen sowie in Prozent mit Bezug auf die Gesamtkollektive der beiden
Therapiegruppen
Patienten mit
Radiochemotherapie
n = 49
14 (28,6%)
14 (28,6%)
12 (24,5%)
9 (18,4%)
Kontinenzscore
nach Jorge und
Wexner
0-5
6 - 10
11 - 15
16 - 20
Patienten mit
Chemotherapie
n=9
3 (33,3%)
1 (11,1%)
3 (33,3%)
2 (22,2%)
25
Patienten (%)
20
15
10
5
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
Kontinenzscore nach Jorge und Wexner
Patienten mit Radiochemotherapie, n= 49
Patienten mit Chemotherapie, n = 9
Abbildung 9: Kontinenzscore der Patienten mit TAR des Ulmer Subkollektivs, getrennt nach der adjuvanten
Therapie, Angaben in Prozent
54
3.2.5.1. Korrelation Höhe des Rektumkarzinoms mit Kontinenzscore
Um zu untersuchen, ob die Höhe des Rektumkarzinoms Einfluss auf die Ausprägung der
Inkontinenz hatte, wurde der Korrelationskoeffizient berechnet. Für die Gruppe der 49
Patienten mit TAR und adjuvanter Radiochemotherapie ergab die Berechnung des
Korrelationskoeffizienten einen Wert von r = - 0,26 und somit keinen Anhalt für eine
Korrelation zwischen der Höhe des Rektumkarzinoms und der Ausprägung der
Inkontinenz. Die Korrelation zwischen Höhe des Rektumkarzinoms und Höhe des
Kontinenzscores für die Gruppe der Ulmer Patienten mit TAR und postoperativer
Kontinenzscore nach Jorge und
Wexner
Radiochemotherapie ist graphisch in Abbildung 11 dargestellt.
20
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
Höhe Re ktum-Ca ab Anokutanlinie
Abbildung 10: Korrelation zwischen Höhe des Rektumkarzinoms und Kontinenzscore der Patienten mit
TAR und postoperativer Radiochemotherapie des Ulmer Subkollektivs (n = 49), r = - 0,26, 5 Patienten
mit gleicher Rektumkarzinomhöhe und gleichem Kontinenzscore ( 9 cm + Score 17, 10 cm + Score 8, 12 cm
+ Score 8, 12 cm + Score 13, 15 cm + Score 0)
Für die Gruppe der 9 Patienten mit TAR und adjuvanter Chemotherapie ergab die
Berechnung des Korrelationskoeffizienten für die Bestimmung einer Korrelation zwischen
der Höhe des Rektumkarzinoms und der Ausprägung der Inkontinenz einen Wert von r =
0,11 und somit ebenfalls keinen Anhalt für eine Korrelation. Die Korrelation zwischen der
Höhe des Rektumkarzinoms und des Kontinensscores für die Gruppe der Ulmer Patienten
mit TAR und postoperativer Chemotherapie ist in Abbildung 12 graphisch dargestellt.
55
Kontinenzscore nach Wexler
20
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
Höhe Re ktum-Ca ab Anokutanlinie
Abbildung 11: Korrelation zwischen Höhe des Rektumkarzinoms und Kontinenzscore der Patienten mit
TAR und postoperativer Chemotherapie des Ulmer Subkollektivs (n = 9), r = 0,11
3.2.6. Lebensqualität
Die Lebensqualität der Ulmer Patienten wurde mit Hilfe der Lebensqualitätsfragebögen der
EORTC untersucht. Unterteilt wurden die Patienten in eine Gruppe mit Anus praeter und
in eine Gruppe ohne Anus praeter. Von den Ulmer Patienten bekamen 90 Patienten initial
eine TAR, jedoch mussten 13 dieser Patienten im Verlauf erneut operiert werden und
erhielten einen Anus praeter (9 Patienten mit APRE, 2 Patienten mit Hartmann-OP und 2
Patienten mit nachträglicher Anus praeter-Anlage). Somit blieben in der Gruppe der
Patienten ohne Anus praeter 77 Patienten übrig. Für die zweite Gruppe der Patienten mit
Anus praeter zählten die 57 Patienten mit initialer APRE, sowie die 8 Patienten mit
initialer Hartmann-Operation und die 13 Patienten, die anfangs eine TAR bekommen
hatten, im Verlauf aber einen Anus praeter angelegt bekommen mussten. Somit waren in
der Gruppe der Patienten mit Anus praeter 78 Patienten. Von diesen 78 Patienten waren
zum Zeitpunkt der Befragung bereits 26 Patienten verstorben und 3 Patienten nach Umzug
nicht auffindbar, sodass nur 49 Patienten angeschrieben werden konnten. In der Gruppe der
Patienten ohne Anus praeter waren zwischenzeitlich 16 Patienten verstorben und ein
Patient nicht auffindbar, so dass von den 77 Patienten 60 Patienten einen Fragebogen
zugesendet bekamen.
56
Die Geschlechts- und Altersverteilung sowie der mediane und durchschnittliche
Beobachtungszeitraum nach Operation ist für das Ulmer Subkollektiv in der Tabelle 33
dargestellt. Hierbei erfolgte eine Unterteilung in eine Patientengruppe mit und eine
Patientengruppe ohne Anus praeter.
Tabelle 33: Geschlechts- und Altersverteilung der Patienten des Ulmer Subkollektivs, getrennt nach
Patientengruppen mit und ohne Anus praeter, Angaben in Absolutzahlen sowie in Prozent mit Bezug auf die
Gesamtkollektive der zwei Patientengruppen
Merkmal
Patienten mit Stoma
39
Patienten ohne Stoma
45
männlich
weiblich
27 (69,2%)
12 (30,8%)
31 (68,9%)
14 (31,1%)
<50 Jahre
50- <60 Jahre
60- <70 Jahre
≥80 Jahre
medianes Alter
Beobachtungszeitraum nach OP
Durchschnitt in Monaten
Median in Monaten (Min., Max.)
1 (2,6%)
9 (23,1%)
15 (38,5%)
14 (35,9 %)
65
1 (2,2%)
9 (20,0%)
20 (44,4%)
15 (33,3%)
63
49,9
46 (13,112)
57,8
47 (16,113)
n
Gechlecht
Alter
In der Gruppe der 49 Patienten mit Stoma antworteten 39 Patienten auf die
Lebensqualitätsfragebögen. Somit betrug die Antwortrate 76,6%. In der Gruppe der 60
Patienten ohne Stoma antworteten 45 Patienten. Die Antwortrate betrug in dieser Gruppe
75%.
Tabelle 34 zeigt auf, wie viele Fragen der beiden Lebensqualitätsfragebögen QLQ-C30
und QLQ-CR38 unbeantwortet blieben. Hierbei ist zu beachten, dass der QLQ-CR38
Fragebogen drei Fragen über Sexualität beinhaltet, die nur beantwortet werden konnten,
wenn die Patienten Geschlechtsverkehr hatten.
Betrachtet man beide Patientengruppen gemeinsam, so wurden 1,8% der Fragen des QLQC30 und 3,3% der Fragen des QLQ-CR38 nicht beantwortet.
57
Tabelle 34: Unbeantwortete Fragen getrennt nach Fragebogen QLQ-C30 und QLQ-CR38 sowie getrennt
nach Patienten mit und ohne Anus praeter, Angaben in Absolutzahlen und in Prozent mit Bezug auf die ----Gesamtanzahl der Fragen der beiden Fragebogen
Merkmal
n
QLQ-C 30
Mögliche Antworten
Fehlende Antworten
%
QLQ-CR 38
Mögliche Antworten
Fehlende Antworten
%
Fehlende Antworten insgesamt (%)
Patienten mit Stoma
39
Patienten ohne Stoma
45
1170
14
1,2
1350
31
2,3
975
16
1,6
1,4
1125
53
4,7
3,4
3.2.6.1: QLQ-C30
Der QLQ-C30 Fragebogen beinhaltete fünf Funktionalitätsskalen, wobei hohe Mittelwerte
in der linearen Skala von 0 bis 100 eine gute Lebensqualität bedeuteten. Diese fünf
Funktionalitätsskalen beinhalteten die körperliche Aktivität, die Alltagstauglichkeit mit
Problemen im sozialen Rollenverständnis, den emotionalen Zustand der Patienten, die
kognitive Leistungsfähigkeit und Probleme der Patienten mit sozialen Beziehungen. Die
Ergebnisse dieser Auswertung sind in Tabelle 35 getrennt nach Patientengruppen (mit und
ohne Stoma) aufgeführt.
Tabelle 35: Ergebnisse der Funktionalitätsskalen (körperliche Aktivität, Alltagstauglichkeit, Emotionaler
Zustand, Gedächtnis, soziale Beziehungsfähigkeit) des QLQ-C30, getrennt nach Patientengruppen mit und
ohne Anus praeter des Ulmer Subkollektivs, die lineare Skala ist in 4 Bereiche (0-25, 26-50, 51-75, 76-100)
unterteilt, hohe Mittelwerte stehen für eine gute Lebensqualität, Angaben in Absolutzahlen, in Prozent
mit Bezug auf die Gesamtkollektive der beiden Untergruppen sowie als Durchschnittswert
Merkmal
Patienten mit Stoma
39
Patienten ohne Stoma
45
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
2 (5,1%)
5 (12,8%)
13 (33,3%)
19 (48,7%)
0
73,1
0
1 (2,2%)
14 (31,1%)
29 (64,4%)
1 (2,2%)
82,8
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
4 (10,3%)
16 (41,0%)
10 (25,6%)
8 (20,5%)
1 (2,6%)
56,6
3 (6,7%)
10 (22,2%)
7 (15,6%)
23 (51,1%)
2 (4,4%)
72,9
n
Körperliche Aktivität
Alltagstauglichkeit
58
Merkmal
Patienten mit Stoma
39
Patienten ohne Stoma
45
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
5 (12,8%)
10 (25,6%)
6 (15,4%)
18 (46,2%)
0
64,6
1 (2,2%)
7 (15,6%)
18 (40,0%)
19 (42,2%)
0
74,1
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
3 (7,7%)
8 (20,5%)
7 (17,9%)
21 (53,8%)
0
72,6
1 (2,2%)
2 (4,4%)
10 (22,2%)
31 (68,9%)
1 (2,2%)
84,8
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
8 (20,5%)
9 (23,1%)
11 (28,2%)
11 (28,2%)
0
55,6
4 (8,9%)
11 (24,4%)
7 (15,6%)
23 (51,1%)
0
70,7
n
Emotionaler Zustand
Gedächtnis
Soziale Beziehungen
Der QLQ-C30 Fragebogen beinhaltete zusätzlich eine Skala, die den allgemeinen
Gesundheitsstatus und die Lebensqualität untersuchte. Hierbei standen erneut hohe
Mittelwerte in der linearen Skala für eine gute Lebensqualität. In Tabelle 36 werden diese
Ergebnisse getrennt nach den zwei Patientengruppen dargestellt.
Tabelle 36: Ergebnisse der Fragen über den allgemeinen Gesundheitsstatus und der Lebensqualität des QLQC30, getrennt nach Patientengruppen mit und ohne Anus praeter des Ulmer Subkollektivs, die lineare Skala
ist in 4 Bereiche (0-25, 26-50, 51-75, 76-100) unterteilt, hohe Mittelwerte stehen für eine gute
Lebensqualität, Angaben in Absolutzahlen, in Prozent mit Bezug auf die Gesamtkollektive der beiden
Untergruppen sowie als Durchschnittswert
Merkmal
n
Patienten mit Stoma
39
Patienten ohne Stoma
45
2 (5,1%)
17 (43,6%)
14 (35,9%)
6 (15,4%)
0
57,5
0
17 (37,8%)
14 (31,1%)
14 (31,1%)
0
64,8
allgemeiner Gesundheitsstatus und
Lebensqualität
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
59
Außerdem untersuchte der QLQ-C30 drei Symptomskalen, die Übelkeit, Schmerzen und
Müdigkeit der Patienten genauer betrachteten. Bei diesen drei Symptomen standen hohe
Mittelwerte in der linearen Skala für ausgeprägte Symptome und Einbußen in der
Lebensqualität. Dargestellt sind die Ergebnisse dieser Fragen des QLQ-C30 getrennt nach
den Patientengruppen in Tabelle 37.
Tabelle 37: Ergebnisse der Symptomskalen (Übelkeit, Schmerzen, Müdigkeit) des QLQ-C30, getrennt nach
Patientengruppen mit und ohne Anus praeter des Ulmer Subkollektivs, die lineare Skala ist in 4 Bereiche (025, 26-50, 51-75, 76-100) unterteilt, hohe Mittelwerte stehen für ausgeprägte Symptome und große
Einbußen in der Lebensqualität, Angaben in Absolutzahlen, in Prozent mit Bezug auf die
Gesamtkollektive der beiden Untergruppen sowie als Durchschnittswert
Merkmal
Patienten mit Stoma
39
Patienten ohne Stoma
45
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
35 (89,7%)
2 (5,1%)
0
2 (5,1%)
0
9,4
43 (95,6%)
2 (4,4%)
0
0
0
3,0
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
23 (59,0%)
10 (25,6%)
2 (5,1%)
4 (10,3%)
0
24,4
32 (71,1%)
7 (15,6%)
4 (8,9%)
2 (4,4%)
0
17,0
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
19 (48,7%)
5 (12,8%)
9 (23,1%)
6 (15,4%)
0
38,3
24 (53,3%)
9 (20,0%)
7 (15,6%)
5 (11,1%)
0
31,1
n
Übelkeit
Schmerzen
Müdigkeit
Zuletzt wurden im QLQ-C30 noch sechs Einzelthemen betrachtet. Hierunter fielen Fragen
nach Dyspnoe, Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, Diarrhöen, Obstipation und finanzielle
Schwierigkeiten. Erneut bedeuteten hier hohe Mittelwerte in der linearen Skala
ausgeprägte Symptome und Einbußen in der Lebensqualität. Die Ergebnisse der
Einzelthemen sind getrennt nach den beiden Patientengruppen (mit und ohne Anus praeter)
in Tabelle 38 dargestellt.
60
Tabelle 38: Ergebnisse der Einzelthemen des QLQ-C30, getrennt nach Patientengruppen mit und ohne Anus
praeter des Ulmer Subkollektivs, die lineare Skala ist in 4 Bereiche (0-25, 26-50, 51-75, 76-100) unterteilt,
hohe Mittelwerte stehen für ausgeprägte Symptome und große Einbußen in der Lebensqualität,
Angaben in Absolutzahlen, in Prozent mit Bezug auf die Gesamtkollektive der beiden Untergruppen sowie
als Durchschnittswert
Merkmal
Patienten mit Stoma
39
Patienten ohne Stoma
45
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
20 (51,3%)
7 (17,9%)
9 (23,1%)
2 (5,1%)
1 (2,6%)
27,2
27 (60,0%)
11 (24,4%)
3 (6,7%)
3 (6,7%)
1 (2,2%)
19,7
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
16 (41,0%)
9 (23,1%)
9 (23,1%)
5 (12,8%)
0
35,9
18 (40,0%)
14 (31,1%)
9 (20,0%)
3 (6,7%)
1 (2,2%)
31,1
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
28 (71,8%)
5 (12,8%)
2 (5,1%)
3 (7,7%)
1 (2,6%)
15,8
38 (84,4%)
3 (6,7%)
2 (4,4%)
1 (2,2%)
1 (2,2%)
7,6
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
17 (43,6%)
15 (38,5%)
3 (7,7%)
3 (7,7%)
1 (2,6%)
26,3
24 (53,3%)
13 (28,9%)
7 (15,6%)
1 (2,2%)
0
22,2
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
Finanzielle Schwierigkeiten
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
30 (76,9%)
6 (15,4%)
2 (5,1%)
1 (2,6%)
0
11,1
28 (62,2%)
9 (20,0%)
6 (13,3%)
2 (4,4%)
0
20,0
16 (41,0%)
11 (28,2%)
8 (20,5%)
3 (7,7%)
1 (2,6%)
31,6
28 (62,2%)
10 (22,2%)
4 (8,9%)
0
3 (6,7%)
14,3
n
Dyspnoe
Schlaflosigkeit
Appetitlosigkeit
Diarrhöe
Obstipation
61
3.2.6.2: QLQ-CR38
Der QLQ-CR38 befasste sich mit spezifischen Problemen, die mit kolorektalen
Karzinomen und deren Therapie verbunden waren. Er beinhaltete unter anderem zwei
Funktionalitätsskalen über Körpergefühl/Körperempfinden und Sexualität. Bei diesen
beiden Themen bedeuteten hohe Mittelwerte in der linearen Skala von 0 bis 100 eine gute
Lebensqualität und kaum Einbußen. Die Ergebnisse der Funktionalitätsskalen getrennt
nach Patientengruppen (mit Stoma/ohne Stoma) sind in Tabelle 39 dargestellt.
Tabelle 39: Ergebnisse der Funktionalitätsskalen (Körpergefühl und Sexualität) des QLQ-CR38, getrennt
nach Patientengruppen mit und ohne Anus praeter des Ulmer Subkollektivs, die lineare Skala ist in 4
Bereiche (0-25, 26-50, 51-75, 76-100) unterteilt, hohe Mittelwerte stehen für eine gute Lebensqualität,
Angaben in Absolutzahlen, in Prozent mit Bezug auf die Gesamtkollektive der beiden Untergruppen sowie
als Durchschnittswert
Merkmal
Patienten mit Stoma
39
Patienten ohne Stoma
45
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
9 (23,1%)
5 (12,8%)
7 (17,9%)
17 (43,6%)
1 (2,6%)
59,5
1 (2,2%)
2 (4,4%)
7 (15,6%)
35 (77,8%)
0
85,3
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
20 (51,3%)
12 (30,8%)
3 (7,7%)
0
4 (10,3%)
20,5
14 (31,1%)
10 (22,2%)
9 (20,0%)
3 (6,7%)
9 (20,0%)
36,1
n
Körpergefühl
Sexualität
Weiterhin beinhaltete der QLQ-CR38 zwei Einzelthemen über Zukunftsängste und
Gewichtsverlust. Hierbei standen hohe Mittelwerte in der linearen Skala von 0 bis 100 für
ausgeprägte Symptome und Einbußen in der Lebensqualität. Die Ergebnisse der beiden
Einzelthemen sind getrennt nach den zwei Patientengruppen in Tabelle 40 aufgezeigt.
62
Tabelle 40: Ergebnisse der zwei Einzelthemen (Zukunftsängste und Gewichtsverlust) des QLQ-CR38,
getrennt nach Patientengruppen mit und ohne Anus praeter des Ulmer Subkollektivs, die lineare Skala ist in 4
Bereiche (0-25, 26-50, 51-75, 76-100) unterteilt, hohe Mittelwerte stehen für ausgeprägte Symptome und
große Einbußen in der Lebensqualität, Angaben in Absolutzahlen, in Prozent mit Bezug auf die Gesamtkollektive der beiden Untergruppen sowie als Durchschnittswert
Patienten mit Stoma
Patienten ohne Stoma
39
45
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
8 (20,5%)
12 (30,8%)
11 (28,2%)
7 (17,9%)
1 (2,6%)
48,2
4 (8,9%)
15 (33,3%)
19 (42,2%)
7 (15,6%)
0
54,8
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
34 (87,2%)
1 (2,6%)
3 (7,7%)
1 (2,6%)
0
8,5
38 (84,4%)
5 (11,1%)
1 (2,2%)
1 (2,2%)
0
7,4
Merkmal
n
Zukunftsängste
Gewichtsverlust
Zusätzlich wurden sieben Symptomskalen im QLQ-CR38 behandelt, wobei bei diesen
Themen hohe Mittelwerte in der linearen Skala von 0 bis 100 für ausgeprägte Symptome
und Einbußen in der Lebensqualität standen. Die sieben Symptome beinhalteten Fragen zu
Miktionsproblemen, Chemotherapienebenwirkungen, gastrointestinale Nebenwirkungen,
Stomaprobleme bzw. Defäkationsprobleme, sowie Sexualitätsstörungen getrennt nach
Geschlecht. In Tabelle 41 werden die Ergebnisse der ersten fünf Symptome
(Stomaprobleme und Defäkationsprobleme werden in einer Zeile zusammengefasst)
getrennt nach Patientengruppen dargestellt. Die Auswertung der Sexualitätsstörungen wird
getrennt nach Geschlecht separat in den Tabellen 42 und 43 gezeigt.
Tabelle 41: Ergebnisse der 5 Symptomskalen (Miktionsprobleme, Chemotherapienebenwirkungen,
gastrointestinale Nebenwirkungen, Stoma-bzw. Defäkationsprobleme) des QLQ-CR38, getrennt nach
Patientengruppen mit und ohne Anus praeter des Ulmer Subkollektivs, die lineare Skala ist in 4 Bereiche
(0-25, 26-50, 51-75, 76-100) unterteilt, hohe Mittelwerte stehen für ausgeprägte Symptome und große
Einbußen in der Lebensqualität, Angaben in Absolutzahlen, in Prozent mit Bezug auf die
Gesamtkollektive der beiden Untergruppen sowie als Durchschnittswert
Merkmal
n
Patienten mit Stoma
39
Patienten ohne Stoma
45
14 (35,9%)
20 (51,3%)
4 (10,3%)
1 (2,6%)
0
33,3
21 (46,7%)
18 (40,0%)
5 (11,1%)
0
1 (2,2%)
28,9
Miktionsprobleme
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
63
Merkmal
n
Patienten mit Stoma
39
Patienten ohne Stoma
45
31 (79,5%)
4 (10,3%)
4 (10,3%)
0
0
15,7
40 (88,9%)
2 (4,4%)
1 (2,2%)
1 (2,2%)
1 (2,2%)
10,6
30 (76,9%)
5 (12,8%)
2 (5,1%)
2 (5,1%)
0
20,3
27 (60,0%)
16 (35,6%)
2 (4,4%)
0
0
22,9
8 (20,5%)
12 (30,8%)
13 (33,3%)
6 (15,4%)
0
48,6
22 (48,9%)
18 (40,0%)
3 (6,7%)
0
2 (4,4%)
25,2
Chemotherapienebenwirkungen
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
Gastrointestinale Nebenwirkungen
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
Stomaprobleme/Defäkationsprobleme
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
Tabelle 42: Ergebnisse der Fragen über Sexualitätsstörungen des QLQ-CR38, getrennt nach Frauen mit und
ohne Anus praeter des Ulmer Subkollektivs, die lineare Skala ist in 4 Bereiche (0-25, 26-50, 51-75, 76-100)
unterteilt, hohe Mittelwerte stehen für ausgeprägte Symptome und große Einbußen in der
Lebensqualität, Angaben in Absolutzahlen, in Prozent mit Bezug auf die Gesamtkollektive der beiden
Untergruppen sowie als Durchschnittswert
Merkmal
Frauen mit
Stoma
12
Frauen ohne
Stoma
14
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
8 (66,7%)
2 (16,7%)
0
0
2 (16,7%)
6,7
5 (35,7%)
2 (14,3%)
1 (7,1%)
0
6 (42,9%)
18,8
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
0
0
0
0
12 (100%)
0
3 (21,4%)
0
1 (7,1%)
1 (7,1%)
9 (64,3%)
33,3
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
0
0
0
0
12 (100%)
0
2 (14,3%)
1 (7,1%)
1 (7,1%)
0
10 (71,4%)
33,3
n
Sexualfunktion
Sexuelles Erleben
Sexualitätsprobleme
64
Tabelle 43: Ergebnisse der Fragen über Sexualitätsstörungen des QLQ-CR38, getrennt nach Männer mit und
ohne Anus praeter des Ulmer Subkollektivs, die lineare Skala ist in 4 Bereiche (0-25, 26-50, 51-75, 76-100)
unterteilt, hohe Mittelwerte stehen für ausgeprägte Symptome und große Einbußen in der
Lebensqualität, Angaben in Absolutzahlen, in Prozent mit Bezug auf die Gesamtkollektive der beiden
Untergruppen sowie als Durchschnittswert
Merkmal
Männer mit
Stoma
27
Männer ohne
Stoma
31
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
12 (44,4%)
10 (37,0%)
3 (11,1%)
0
2 (7,4%)
26
9 (29,0%)
8 (25,8%)
8 (25,8%)
3 (9,7%)
3 (9,7%)
41,1
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
2 (7,4%)
3 (11,1%)
4 (14,8%)
0
18 (66,7%)
40,7
1 (3,2%)
2 (6,5%)
9 (29,0%)
4 (12,9%)
15 (48,4%)
66,7
0-25
26-50
51-75
76-100
fehlende Antwort
Durchschnittswert
1 (3,7%)
5 (18,5%)
1 (3,7%)
17 (63,0%)
3 (11,1%)
80,6
5 (16,1%)
3 (9,7%)
6 (19,4%)
10 (32,3%)
7 (22,6%)
62,5
n
Sexualfunktion
Sexuelles Erleben
Sexualitätsprobleme
4. Diskussion
Das Rektumkarzinom im Stadium UICC II und III sollte nach den neuesten Leitlinien von
2004 mit einer präoperativen Radio- oder Radiochemotherapie behandelt werden [57]. Bis
zu diesen neuen Leitlinein galten die Konsensusvereinbarungen der CAO, AIO und ARO,
die besagten, dass das Rektumkarzinom im Stadium UICC II und III außerhalb von
Studien mit einer postoperativen 5-FU-basierten Radiochemotherapie behandelt werden
sollte [4, 30]. Die FOGT-2 Studie stützte sich auf diesen Konsensus und legte im
Therapiearm A die adjuvante postoperative Radiochemotherapie mit 5-FU und Levamisol
als Standardtherapie fest. In den Therapiearmen B und C wurde die Standardtherapie durch
Folinsäure bzw. durch Interferon α ergänzt.
65
1. Überlebensraten
In den großen Studien der GITSG, der Intergroup 0114, des NSABP-R01/R02, der MayoKlinik, der EORTC oder des NCCTG etc. wurde belegt, dass die adjuvante postoperative
Radiochemotherapie
zu
einer
signifikanten
Verbesserung
der
Überlebensraten
(krankheitsfreie Überlebensrate und Gesamtüberlebensrate) und Abnahme der Rezidivrate
führt [5, 15, 16, 34, 69-71, 75]. Dieser Gewinn in der 5-Jahres-Gesamtüberlebenszeit lag
zwischen 10 und 15% höher als bei alleiniger operativer Sanierung oder Operation mit
adjuvanter Strahlentherapie. Die 5-Jahres-Gesamtüberlebensraten ausgewählter Studien
und der FOGT-2 Studie sind getrennt nach Art der adjuvanten Therapie in Abbildung 13
dargestellt.
In der FOGT-2 Studie konnte keiner der Therapiearme eine Überlegenheit über die beiden
anderen Protokolle aufzeigen, so dass in Abbildung 13 die 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate
für das Gesamtkollektiv angegeben wurde. Es zeigten sich in der FOGT-2 Studie
vergleichbare Ergebnisse hinsichtlich 5-Jahres-Gesamtüberlebensraten wie in den o.g.
Studien.
5-Jahresgesamtüberlebensraten
70%
60%
50%
64
61
57
52
51
59
50
47
45
63
58
53
46
43 41
40%
30%
20%
10%
0%
GITSG
-
NSABP-R01
NCCTG
Tveit et al
Uni Würzburg
alleinige Operation
adjuvanteRadiotherapie
adjuvante Chemotherapie
adjuvante Radiochemotherapie
EORTC
FOGT-2
Abbildung 12: 5-Jahres-Gesamtüberlebensraten ausgewählter Studien im Vergleich, getrennt nach Art der
adjuvanten Therapie des Rektumkarzinoms UICC-Stadium II und III, [5, 16, 34, 39, 71, 72]
66
2. UICC-Klassifikation
Die Modifikation der adjuvanten Therapie der FOGT-2 Studie konnte keine Verbesserung
der Überlebensraten erzielen. Kein Therapiearm bezogen auf das Gesamtkollektiv der
Therapiearme war den anderen hinsichtlich der Überlebenszeit überlegen. Nach Trennung
der Patientengruppen in den Therapiearmen in die unterschiedlichen Tumorstadien (UICCStadium II und III) und Berechnung der 5-Jahres-Gesamtüberlebensraten, ergaben sich für
die 5-Jahres-Gesamtüberlebensraten des UICC-Stadiums II Prozentsätze von 67,5 bis
82,5% (Arm A: 67,5%, Arm B: 82,5%, Arm C: 76,3%). Hier schien der Therapiearm B
von der Hinzunahme der Folinsäure zum Therapieprotokoll zu profitieren. Der Unterschied
war mit p = 0,06 jedoch nicht signifikant. Dieses Ergebnis scheint die aktuellen
Forschungsansätze zu unterstützen, die untersuchen, ob das Rektumkarzinom in weitere
risikobedingte Subgruppen unterteilt werden muss. Dieser Entwicklung trug auch die
neueste Überarbeitung der TNM-Klassifikation von 2002 Rechnung. Mit der Einführung
der TNM-Klassifikation 1987 war eine Klassifikation vorhanden, die im Gegensatz zur
früher gebräuchlichen Dukes-Klassifikation, das klinische und histopathologische Stadium
des Rektumkarzinoms berücksichtigte und die Primärtumorausdehnung und die lokale
Lymphknoteninvasion präzise definierte. In der sechsten Überarbeitung der TNMKlassifikation durch das AJCC von 2002 wurde die Klassifikation durch Einführung
definierter Unterkategorien der UICC-Stadien II und III verbessert und ergänzt [24].
Hierbei erfolgte eine Unterteilung des UICC-Stadium II in 2 Subkategorien (A und B) und
des UICC-Stadium III in 3 Subkategorien (A, B und C). Diese Unterteilung ist in der
Tabelle 3 auf Seite 7 dargestellt.
In einer zusammenfassenden Analyse der Phase III-Studien der NCCTG (794751 und
864751), der Intergroup 0114 und des NSABP (R01 und R02) von Gunderson et al wurden
die Rektumkarzinome in vier risikobedingte Subgruppen (niedriges, mittleres, mäßiges und
hohes Risiko) unterteilt und getrennt voneinander ausgewertet und verglichen. In der
Veröffentlichung wurde unterstrichen, dass sowohl die Primärtumorausdehnung (TKategorie), als auch die lokale Lymphknoteninvasion (N-Kategorie) wichtig für die
Gesamtüberlebens- und Rezidivrate der Patienten war. Die Auswertung zeigte, dass
Patienten mit fortgeschrittener Tumorgröße und ausgedehnter Lymphknoteninvasion
deutlich reduzierte Überlebensraten aufwiesen. Hinsichtlich der Lokalrezidivrate war es
sogar annähernd zu einer Addition des Risikos gekommen. Patienten mit Rektumkarzinom im Stadium T1-2/N1-2 (UICC-IIIA + Subgruppe UICC-IIIC) zeigten
vergleichbare Überlebensraten wie Patienten mit Rektumkarzinom im Stadium T3-4/N0
67
(UICC-IIA + IIB). Diese Ergebnisse unterstützen die Richtigkeit und Notwendigkeit der
Einführung von Subkategorien in der TNM-Klassifikation durch die AJCC 2002 [24]. Eine
aktuelle Einteilung des Rektumkarzinoms nach der alten Dukes-Klassifikation in Stadium
A bis C oder nach der älteren TNM-Klassifikaton in UICC I bis IV ohne Subkategorien
könnte in Zukunft als unzureichend angesehen werden, da diese Stadien die Prognose der
Patienten nicht korrekt wiedergeben [24]. Im Dukes-Stadium C (=UICC-III) wurden zum
Beispiel nach Gunderson et al drei prognostische Subgruppen vereinigt. Somit ist die
Unterteilung der TNM-Stadien in Subkategorien notwendig, aber in der Änderung der
AJCC von 2002 laut Gunderson et al nicht fehlerlos umgesetzt, da in der Subkategorie IIIC
alle Patienten mit N2-Kategorie unabhängig von der T-Kategorien zusammengefasst
wurden [24].
Es ist unbestritten, dass auch die Anzahl der histopathologisch untersuchten Lymphknoten
von entscheidender Bedeutung ist. Das AJCC und das College of American Pathologists
sind sich einig, dass mindestens 12 Lymphknoten histopathologisch untersucht werden
müssen, um eine definitive Aussage über das Tumorstadium treffen zu können. Karzinome
bei denen weniger als 12 Lymphknoten untersucht wurden, müssen als unzureichend
klassifiziert angesehen werden, da die Lymphknoteninvasion ein prognostisch wichtiger
Faktor ist [8]. Hierbei kann eine intraoperative Einschätzung der Situation durch den
Chirurgen keine Alternative darstellen, da in bis zu 25% der Fälle eine Fehleinschätzung
resultiert [32]. Eine Einteilung der Rektumkarzinome in risikobezogene Stadien sollte
durch eine ausführliche histopathologische Untersuchungen erfolgen. Eventuell bedarf die
definitive Einteilung der Stadien noch weiterer Verbesserungen. In einer Studie der
Universität von Erlangen und Nürnberg von Sauer et al erfolgte die histopathologische
Einteilung der T3-Kategorie in vier Untergruppen a bis d, die das Ausmaß der perirektalen
Infiltration (a = < 1 mm, b = 1-5 mm, c = > 5-15 mm, d = > 15 mm) des Rektumkarzinoms
beschrieb. Diese perirektale Infiltrationstiefe war, neben Lymphgefäß- und Veneninvasion,
Grading, und Lage des Tumors im Rektum von entscheidender prognostischer Bedeutung
[55].
Heald et al verzichtete in der M.E.R.C.U.R.Y.-Studie auf die TNM-Klassifikation. Die
Rektumkarzinome wurden mittels hochauflösender Magnetresonanztomographie in drei
Risikogruppen („good, bad, ugly“) unterteilt. Die mesorektale Faszie galt als wichtigste
Begrenzungslinie. Die Indikation zur neoadjuvanten Therapie wurde vom Abstand des
Tumors vom Mesorektum abhängig gemacht. Es wurde betont, dass die Indikation zur neooder adjuvanten Therapie in einer multidisziplinären Konferenz gestellt werden sollte.
68
Rektumkarzinompatienten müssen individuell betrachtet und therapiert werden [48].
Außerdem wurde deutlich, dass eine sichere präoperative Stadiendiagnostik mittels hochauflösender MRT erstens nur in Zentren möglich ist und zweitens deutlich von der
Erfahrung der auswertenden Radiologen abhängt.
3. Toxizität
Wichtig für die Entscheidung, ob eine adjuvante Therapie empfohlen werden soll, ist nicht
nur das Stadium der Erkrankung und die Verbesserung der Überlebensrate, sondern das
Ausmaß der mit der Therapie verbundenen unerwünschten Wirkungen und die damit
zusammenhängenden Auswirkungen auf die Lebensqualität.
Bereits 1989 berichtete Wadler et al über eine erhöhte Interferon-bedingte Toxizität in der
Therapie des fortgeschrittenen kolorektalen Karzinoms [35], wobei jedoch die Dosierung
der palliativen Interferon α-Therapie höher war als im Therapieprotokoll der FOGT-2
Studie. In der Literatur wurde beschrieben, dass in einer Phase I Studie mit Interferon α die
dosislimitierenden Faktoren die aufgetretenen Neutropenien und Diarrhöen waren [49]. In
einer anderen Phase III Studie (Greco et al) über palliative Radiochemotherapie des
fortgeschrittenen kolorektalen Karzinoms war erneut die hämatologische Toxizität die
häufigste und schwerste Nebenwirkung der Interferon α-Therapie. Außerdem war es im
Therapiearm mit Interferon α häufiger zu Fieber, Müdigkeit und Kopfschmerzen
gekommen [21]. In einer Metaanalyse (Meta-Analysis Group in Cancer) über den Nutzen
von Interferon α in der Therapie des fortgeschrittenen kolorektalen Karzinoms wurde
beschrieben, dass die Therapie mit Interferon α zu einer gesteigerten Rate an Neutropenie,
Mukositis und Neurotoxizität führte [42]. Im Therapiearm C der FOGT-2 Studie war vor
allem die Anzahl an aufgetretenen Leukopenien und Diarrhöen erhöht. Eine Steigerung der
aufgetretenen Fälle von Fieber oder Neurotoxizität war, wenn überhaupt, nur tendenziell
zu verzeichnen gewesen. Aufgrund der gesteigerten Toxizität durch Interferon α wurde im
Februar 1999 [62] die Randomisation in den Therapiearm C beendet. Seit diesem
Zeitpunkt erfolgte nur noch der Vergleich zwischen Therapiearm A und B. Betrachtet man
die aufgetretenen Toxizitäten in den verbliebenen Therapiearmen, so scheint kein großer
Unterschied zwischen Therapiearm A und B zu bestehen.
Die Ergebnisse über Akuttoxizität in der Literatur zeigen große Schwankungen. Dies ist
vor allem darauf zurückzuführen, dass die einzelnen Studien sehr unterschiedliche
Therapieregimes mit unterschiedlichen Substanzen, Dosierungen und Applikationsdauern
verwenden. Ein darauf zurückzuführender Unterschied in den Toxizitäten zeigte sich sehr
69
gut in der von O´Connell et al veröffentlichten Studie von 1994. In dieser Studie wurden
zum einen die Applikationsart bzw. Dauer (Bolus 5-FU vs. prolongierter Infusionsdauer
von 5-FU), sowie die Zusammensetzung der adjuvanten Chemotherapie (5-FU +/Semustin = MeCCNU) und deren Dosierungen variiert. Hierbei zeigten sich große
Schwankungsbreiten hinsichtlich der registrierten Nebenwirkungen. In der Auflistung der
schweren und lebensbedrohlichen Nebenwirkungen wurde deutlich, dass zwischen 5 und
24% der Patienten in den 4 Therapiearmen unter Durchfälle litten, 2 bis 30% entwickelten
Leukopenien und 0 bis 15% Thrombozytopenien [45].
Ein weiterer Grund für die unterschiedlichen Toxizitätsraten besteht auch darin, dass
Toxizitäten wie z. B. Neutropenien und Thrombopenien nur dann registriert werden
können, wenn regelmäßig Laborkontrollen erfolgen. Die Anzahl der in den Studien
durchgeführten Laborkontrollen unterliegt jedoch einer starken Schwankungsbreite.
Zusätzlich werden verschiedene Toxizitätsskalen (Toxizitätsbewertung nach WHO,
Toxizitätsbewertung des National Cancer Institute, Toxizitätskriterien der EORTC, etc.)
verwendet, die einen unmittelbaren Vergleich nicht immer erlauben.
Generell lässt sich sagen, dass durch die Kombination von Radiotherapie und
Chemotherapie die registrierten Toxizitäten und vor allem die gastrointestinalen
Beschwerden zunehmen [9]. In der Studie von Genua (Cafiero et al), die die adjuvante
Radiotherapie mit der Kombination von Radiotherapie mit Chemotherapie (5-FU +
Levamisol) verglich, kam es in der Gruppe der Radiochemotherapie zu einer signifikanten
Zunahme der gastrointestinalen Toxizität. Die Gruppe mit alleiniger Radiotherapie
entwickelte in 43%, die Gruppe mit Radiochemotherapie in 58% Diarrhöen. Nicht nur die
Anzahl an aufgetretenen gastrointestinalen Nebenwirkungen, sondern auch der
Schweregrad nahm zu [9].
Aus der Auswertung der FOGT-2 Studie ist ersichtlich, dass die Durchfälle vor allem im
ersten Therapiequartal auftraten. In diesem Therapiequartal wurde die Radiotherapie
verabreicht. Dieses Ergebnis unterstützt die Aussage, dass durch die Kombination von
Radiotherapie mit Chemotherapie die gastrointestinale Akuttoxizität verstärkt wird [65].
Ein Vergleich mit der FOGT-1 Studie, die mit den gleichen Chemotherapiearmen (ohne
adjuvante Radiotherapie) der FOGT-2 Studie die adjuvante Therapie des Kolonkarzinoms
im UICC–Stadium II und III untersuchte, bestätigte die Zunahme der gastrointestinalen
und kutanen Nebenwirkungen in der FOGT-2 Studie durch die Hinzunahme der
Radiotherapie zum Therapieregime. In den Therapiearmen der FOGT-1 Studie kam es nur
bei 24 (3,7%) der 649 Patienten zu Diarrhöen. Auch kutane Nebenwirkungen waren mit 6
70
(0,9%) von 649 Patienten deutlich weniger häufig vorhanden als in der FOGT-2 Studie.
Insgesamt kam es bei 186 (28,6%) der 649 Patienten zu unerwünschten Wirkungen der
adjuvanten Therapie und damit zu einer im Vergleich zur FOGT-2 Studie reduzierten
Anzahl an Nebenwirkungen [62]. Hinsichtlich der Zunahme der gastrointestinalen
Nebenwirkungen ist jedoch auch zu beachten, dass allein die TAR zu einer Zunahme der
gastrointestinalen Nebenwirkungen führt und die Zunahme der Nebenwirkungen beim
Rektumkarzinom multifaktoriell bedingt ist.
Trotz deutlich erhöhter Rate an unerwünschten Wirkungen im Vergleich zur Therapie des
Kolonkarzinoms, liegen die Ergebnisse der FOGT-2 Studie im unteren Bereich der in der
Literatur beschriebenen Raten an unerwünschten Wirkungen. Ein Vergleich der
aufgetretenen Toxizitäten ausgewählter Studien über die adjuvante Therapie des
Rektumkarzinoms ist in Tabelle 44 dargestellt.
Tabelle 44: Vergleich ausgewählter Rektumkarzinomstudien hinsichtlich aufgetretenen Akuttoxizitäten
(Diarrhöen, Leukopenien, Dermatitiden, Übelkeit), Angaben in Absolutzahlen sowie in Prozent mit Bezug
auf die Gesamtkollektive der Studien bzw. Studientherapiearme
Toxizität
Diarrhöen*
Leukopenien*
Dermatitiden*
Übelkeit*
Grad >II
QUASAR
Tveit et al
O´Connell Cafiero
(5-FU, FA+
Levamisol)
[51]
(5-FU)
[72]
(5-FU +/Semustine)
[45]
260/1439
18,1%
20/1439
1,4%
52/1439
3,6%
144/1439
10%
20/59
33,9%
18/59
30,5%
24/59
40,7%
3/59
5,1%
3/59
5,1%
(5-FU +
Levamisol)
[9]
NSABP-R02
(RT+ 5-FU +
Leucovorin)
[15, 75]
5-24%
58%
31-81%
2-30%
30%
3-65%
0-3%
32%
3-25%
1-4%
33%
4-59%
34%
48%
Frasci
(5-FU +
IFNα)
[18]
29/57
50,9%
37/57
64,9%
17/57
29,8%
49/57
86%
FOGT-2
(gesamt)
116/793
14,6%
51/793
6,4%
43/793
5,4%
32/793
4,0%
232/793
29,3%
*alle Toxizitätsgrade zusammengefasst; 5-FU = 5-Fluorouracil; FA = Folinsäure; RT = Radiotherapie; IFNα = Interferon α
In der Beurteilung einer adjuvanten Therapie sollte nicht nur die Akuttoxizität der Therapie
betrachtet werden, sondern auch deren Langzeiteffekte. Während die Akuttoxizitäten der
Therapien meist gründlich untersucht werden, bekommt die Betrachtung der Spättoxizität
einer Therapie oft nur einen untergeordneten Stellenwert, insbesondere nach adjuvanter
Strahlentherapie des Rektumkarzinoms [46, 47]. Da bei der postoperativen Radiotherapie
höhere Dosen verabreicht werden, erwartet man bei der postoperativen Radiotherapie eine
höhere Rate an Spättoxizität wie z. B. Darmobstruktionen und Diarrhöen. Postoperative
Adhäsionen beeinflussen diese Rate an Langzeiteffekten zusätzlich. Das Ausmaß der
Spättoxizität scheint vor allem von dem mitbestrahlten Dünndarmvolumen abzuhängen
71
[47]. Da sich bei postoperativer Radiotherapie die Dünndarmschlingen ins kleine Becken
verlagern können, liegen sie zum Teil im Bestrahlungsfeld. Das gleiche Phänomen zeigt
sich, wenn bei präoperativer Bestrahlung ein größeres Zielvolumen bestrahlt wird und
hierdurch erneut Teile des Dünndarms mitbestrahlt werden [46].
In einer schwedischen Studie über Rektumkarzinome (Swedish Rectal Cancer Trial) traten
in der Gruppe der Patienten mit postoperativer Radiotherapie bei 20% der Patienten
Darmobstruktionen auf. In der Gruppe der Patienten mit alleiniger Operation bzw. mit
präoperativer Radiotherapie kam es nur bei 10% der Patienten zu Darmobstruktionen. In
dieser Studie zeigte sich zudem, dass Patienten mit TAR und Bestrahlung (prä- oder
postoperativ) ein schlechteres funktionelles Ergebnis hinsichtlich der Darmfunktion
zeigten als Patienten ohne Radiotherapie [68]. Weitere Daten konnten diese negativen
Auswirkungen der präoperativen Radiotherapie auf die Darmfunktion bestätigen, obwohl
bei der präoperativen Radiotherapie der Dickdarm nicht im Bestrahlungszielfeld lag und
liegt [20]. Eine Studie, die mit Hilfe von Fragebogen die Darmfunktion von bestrahlten
Patienten untersuchte, zeigte, dass sich die Darmfunktion der bestrahlten Patienten (präoder postoperativer Radiotherapie) verschlechtert hatte [46]. Die gleiche Tendenz zeigte
sich in der Auswertung der Ulmer Patienten. Zusätzlich wurde deutlich, dass die Patienten
mit TAR eine deutlich erhöhte Rate an gastrointestinaler Spättoxizität aufwiesen, als die
Patienten mit APRE (55,3% versus 16,3%). Dies zeigt nicht nur, dass die
Operationstechnik Einfluss auf das funktionelle Ergebnis der Patienten hatte, sondern kann
zum Teil auch darauf zurückgeführt werden, dass die koloanale Anastomose postoperativ
im Bestrahlungsfeld lag und es deswegen zu nicht unerheblichen Beschwerden kommen
konnte. Bei 10,5% der Patienten musste wegen therapierefraktärer Spättoxizität erneut
operiert und nachträglich ein Anus praeter angelegt werden.
Durch die Bestrahlung des Beckens kann es zu einer Beeinträchtigung anderer
Organsysteme wie z. B. den Urogenitaltrakt kommen. Über die Spättoxizität des
Urogenitaltrakts wurde bisher nur wenig berichtet, in den beschriebenen Daten scheint der
Urogenitaltrakt wenig Schaden durch die prä- oder postoperativen Strahlentherapie zu
nehmen [46]. In der Auswertung der Ulmer Patienten konnte dieses Ergebnis nicht
bestätigt werden. Es kam bei insgesamt 11,3% der gesamten Patienten (18,6% APRE vs.
7,9% TAR) zu urogenitalen Spättoxizitäten. Dieser Prozentsatz ist nicht unerheblich und
sollte in Zukunft in nachfolgenden Studien noch besser registriert und untersucht werden,
um rechtzeitig Schutz und Therapiemaßnahmen einleiten zu können.
72
4. Darmfunktion
Betrachtet man die Darmfunktion nach Therapie des Rektumkarzinoms, so wird deutlich,
dass die Sphinktererhaltung bei TAR anfänglich meist mit gesteigertem Stuhldrang und
Inkontinenz erkauft wird. Mit der Zeit kommt es zu einer Verbesserung der Symptomatik,
was auf eine wachsende Kapazität des Neorektums zurückzuführen ist. Nach 1-2 Jahren ist
die maximale Funktion erreicht und erst dann letztendlich beurteilbar [33]. Die mittlere
Stuhlfrequenz nach TAR ist abhängig von der Reservoirfunktion des Neorektums. Unter
der Vorstellung, durch die Schaffung eines Stuhlreservoirs die Stuhlfrequenz zu
verringern, wurde in den 80ziger Jahren ein Kolon-J-Reservoir, der sogenannte KolonPouch der koloanalen Anastomose vorgeschaltet [58]. Studien haben gezeigt, dass der
Kolon-Pouch zu einer verbesserten postoperativen Darmfunktion durch Verringerung der
täglichen und nächtlichen Stuhlfrequenz geführt hat. Durch die TAR wird der für die
Diskriminierung wichtige inhibitorische Reflex durch Verletzung/Entfernung der
intramuralen Nervenbahnen aufgehoben. Durch Dehnungsrezeptoren des Beckenbodens
kann meist eine ausreichende Sensibilität erreicht werden, mit der der Patient ein Gefühl
für den Füllungszustand des Neorektums sowie für die Stuhldiskriminierung entwickeln
kann. Während der Operation kommt es meist durch den Stapler oder durch die
Präparation zur Verletzung des inneren Analsphinkters, der für die unwillkürliche
Kontinenzerhaltung wichtig ist. Dieser Funktionsverlust kann in der Regel durch den
äußeren Analsphinkter kompensiert werden. Deswegen sollte vor einer TAR die Funktion
der äußeren Analsphinkters überprüft werden, um die Gefahr einer postoperativen
Inkontinenz zu verringern [58].
Nach einer TAR variiert die Stuhlfrequenz zwischen 0,3 bis 15 Toilettengängen pro Tag
[23]. Eine eingeschränkte Darmfunktion zeigt sich nicht nur in einer erhöhten
Stuhlfrequenz, Stuhlinkontinenz und verstärktem Stuhldrang, sondern auch in einer
fragmentierten und inkompletten Stuhlentleerung.
Es wird über unterschiedliche Einflusskriterien auf die Darmfunktion nach tiefer anteriorer
Rektumresektion diskutiert. In einer schwedischen Publikation von Graf et al wurde der
Einfluss des an der Anastomose beteiligten Kolonabschnittes beschrieben [20].
Koloanale/kolorektale Anastomosen zeigten deutlich höhere postoperative Stuhlfrequenzen und Inkontinenzraten als Anastomosen, bei denen eine Kontinuitätsherstellung
mit dem Sigmoid erfolgte [20]. Außerdem wurde durch die Hinzunahme einer adjuvanten
Therapie wie z. B. eine postoperative Strahlentherapie die anorektale Funktion negativ
beeinflusst.
73
In der Literatur existieren unterschiedliche Aussagen darüber, ob eine Korrelation
zwischen der Höhe der Anastomose bzw. der Höhe des Rektumkarzinoms und der
Ausprägung der Inkontinenz besteht. In der Publikation von Lewis et al wurde
beschrieben, dass die Inkontinenzausprägung von der Länge des verbleibenden Rektums
abhing [36]. In einer Studie der Universität Erlangen/Nürnberg von Stadelmaier et al über
65 Patienten mit durchgeführter TAR ergab sich wiederum eine Korrelation zwischen der
Höhe der Anastomose (Abstand von der Anokutanlinie) und dem Grad der Inkontinenz.
Es zeigte sich, dass die Inkontinenz nach Rektumresektion multifaktoriell bedingt war.
Neben der Anastomosenhöhe wurden vor allem auch der mittlere Ruhedruck des
Analsphinkters, die rektale Compliance und die durchgeführte adjuvante Radiochemotherapie für den Grad der späteren Inkontinenz verantwortlich gemacht [61]. Außerdem
hatten Patienten nach adjuvanter Radiochemotherapie eine im Kontinenzscore signifikant
nachweisbare höhere Inkontinenz als Patienten ohne Radiochemotherapie [61].
Andere Studien konnten keine Korrelation zwischen der Anastomosenhöhe und der
Ausprägung der Inkontinenz feststellen. In einer retrospektiven Untersuchung der MayoKlinik von Kollmorgen et al über 100 Patienten mit durchgeführter TAR konnte keine
Korrelation zwischen Höhe der Anastomose und Ausprägung der Inkontinenz und
Stuhlhäufigkeit festgestellt werden [33]. Dieses Ergebnis wurde in einer prospektiven
Studie von Jehle et al bestätigt [28]. In der Auswertung der Ulmer Patienten konnte auch
keine Korrelation zwischen Anastomosenhöhe und Ausprägung der Inkontinenz
aufgedeckt werden. In der Auswertung des Inkontinenzfragebogens wurde jedoch
ersichtlich, dass zirka 35 - 40% der Patienten häufig oder immer inkontinent für flüssigen
oder festen Stuhl waren und somit eine deutlich eingeschränkte Darmfunktion aufwiesen.
5. Lebensqualität
Die postoperative Darmfunktion, die Ausprägung der Inkontinenz oder auch die
unerwünschten Wirkungen einer adjuvanten Therapie beeinflussen die Lebensqualität der
Patienten in hohem Maße. In der Auswertung des Ulmer Subkollektivs der FOGT-2 Studie
wurde der QLQ-C30 und der QLQ-CR38 der EORTC zur Untersuchung der
Lebensqualität der Patienten verwendet. Auffallend war, dass vor allem Fragen, die mit der
Akzeptanz des eigenen Körpers zusammenhingen, in der Gruppe der Patienten mit Stoma
schlechter ausgefallen waren, als in der Gruppe der Patienten ohne Stoma. Die Patienten
mit Anus praeter hatten im Durchschnitt ein signifikant schlechteres Körpergefühl,
74
signifikant mehr Probleme mit der Sexualität und sozialen Beziehungen. Betrachtet man
jedoch die Fragen über die Einschätzung des körperlichen Gesundheitszustandes und der
allgemeinen Lebensqualität trat in beiden Gruppen kein signifikanter Unterschied auf (57,5
- Stomaträger versus 64,8 - kein Stomaträger). Die Einschätzung der Gesamtlebensqualität
war somit in den Vergleichsgruppen annähernd gleich. Die Unterschiede bestanden in den
Unterkategorien. Die beiden Patientengruppen bewerteten die Einbußen jedoch
unterschiedlich, so dass zusammenfassend ähnliche Ergebnisse hinsichtlich Gesamtlebensqualität resultierten. In der Studie von Hjermstad et al über die Lebensqualität der
norwegischen Bevölkerung konnten einige Einflussfaktoren auf die Lebensqualität
aufgezeigt werden. Das Geschlecht, die Schulbildung, aber auch Arbeitslosigkeit
beeinflussten die Lebensqualität. Frauen, Menschen mit schlechterer Schulbildung oder
Arbeitslose hatten eine geringere Lebensqualität als Männer, Menschen mit hoher
Schulbildung oder Berufstätige. Außerdem war die Lebensqualität abhängig von Alter und
Begleiterkrankungen [27]. Aus dieser Gegebenheit resultieren Schwierigkeiten beim
Bestimmen und Vergleichen von Lebensqualitäten. Bei den meisten Auswertungen fehlten
weitere Hintergrundinformationen über die teilnehmenden Patienten und konnten
dementsprechend nicht berücksichtigt werden. Ältere Leute sind jedoch zunehmend
multimorbide, was die Lebensqualität in hohem Maße beeinflusst.
Beim Vergleich der Lebensqualitäten der Patienten mit Rektumkarzinomen mit der
Lebensqualität der repräsentativen norwegischen Population muss man berücksichtigen,
dass das Rektumkarzinom eine Erkrankung des mittleren und hohen Lebensalters darstellt.
Zirka 75% der Patienten waren über 60 Jahre alt und allein aufgrund des Alters und der
damit verbunden Komorbidität in ihrer Lebensqualität reduziert. Betrachtet man die
allgemeine Lebensqualität der norwegischen Bevölkerung in der Studie von Hjermstad et
al, so lag der Durchschnittswert bei 75,3. Hierbei waren jedoch auch junge Patienten
zwischen 18 und 40 eingeschlossen, die zu einer Verbesserung des Mittelwertes
beigetragen hatten, gleichzeitig waren jedoch auch annähernd gleich viele Frauen wie
Männer eingeschlossen worden, was zu einer Verschlechterung des Mittelwertes geführt
hat. Somit deutet der Vergleich der Mittelwerte der Gesamtlebensqualität auf eine zu
erwartende Verschlechterung der Lebensqualität durch das Rektumkarzinom hin. In
Tabelle 45 sind die Mittelwerte der Einzelthemen des QLQ-C30 der Patienten mit Stoma,
der Patienten ohne Stoma, sowie der norwegischen Population gegenübergestellt.
75
Tabelle 45: Vergleich der Durchschnittswerte der Themen des QLQ-C30, getrennt nach Patienten mit
Stoma, ohne Stoma, sowie Durchschnittswerte der norwegischen Population, Angaben der Werte in einer
linearen Skala von 0 bis 100, ein Unterschied von 10 gilt als signifikant
QLQ-C30
Symptom/Merkmal
Körperliche Aktivität~
Alltagstauglichkeit~
Emotionaler Zustand~
Gedächtnis~
Soziale Beziehungen~
Allgemeine Lebensqualität~
Übelkeit*
Schmerzen*
Müdigkeit*
Dyspnoe*
Schlaflosigkeit*
Appetitlosigeit*
Diarrhöen*
Obstipation*
Finanzielle Schwierigkeiten*
Patienten
mit Stoma
73,1
56,6
64,6
72,6
55,6
57,5
9,4
24,4
38,3
27,2
35,9
15,8
26,3
11,1
31,6
Patienten
ohne Stoma
82,2
72,9
74,1
84,8
70,7
64,8
3,0
17,0
31,1
19,7
31,1
7,6
22,2
20,0
14,3
Norwegische Population
[27]
86,5
83,3
82,8
86,5
85,8
75,3
4,0
20,5
28,8
14,3
20,4
7,5
9,4
10,7
9,0
QLQ-C30: Quality of Life Questionnaire-Core 30 items
~ hohe Durchschnittswerte = gute Lebensqualität, * hohe Durchschnittswerte = ausgeprägte Symptome, schlechte Lebensqualität
Auffallend war, dass sich die Ergebnisse bezüglich Übelkeit, Schmerzen, Schlaflosigkeit,
Appetitlosigkeit oder Obstipation nicht auffallend unterschieden. Dies spricht dafür, dass
diese Bereiche durch das Rektumkarzinom wenig beeinflusst werden. Betrachtet man
dagegen das Symptom Durchfall, so wird deutlich, dass durch das Rektumkarzinom und
der damit verbundenen operativen und adjuvanten Therapie ein verstärktes Auftreten von
Diarrhöen zu verzeichnen war. Ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden
Gruppen (mit/ohne Stoma) hinsichtlich Diarrhöen war im Ulmer Subkollektiv im
Lebensqualitätsbogen
nicht
zu
verzeichnen,
ein
signifikanter
Unterschied
zur
norwegischen Vergleichspopulation jedoch eindeutig vorhanden.
Da der QLQ-C30 lediglich ein allgemeiner Fragebogen zur Lebensqualitätsbestimmung ist
und spezifische Probleme, die mit dem Rektumkarzinom und dessen operativer und
adjuvanter Therapie verbunden sind, nicht berücksichtigt, wurde der QLQ-CR38
entwickelt. Für die Lebensqualität der Patienten ist wichtig, welches initiale Stadium der
Erkrankung vorlag, ob bei der operativen Therapie ein Anus praeter angelegt werden
musste und in welchem Stadium der neoadjuvanten bzw. adjuvanten Therapie sie sich
befanden. Zu diesem Zweck wurde der QLQ-CR38 spezifisch für kolorektale Karzinome
entwickelt [60]. Es zeigte sich ein Unterschied in den Gruppen erneut in Bereichen, die im
erweiterten Sinn im Zusammenhang mit dem Anus praeter standen. Patienten mit Anus
praeter hatten ein verändertes Körpergefühl und eine negative Beeinflussung der
76
Sexualität. Die meisten Patienten ohne Stoma gaben weniger Probleme mit der Defäkation
an. Dies unterstützt verschiedene Literaturdaten, in denen aufgezeigt wurde, dass Patienten
nach TAR in einigen Bereichen über eine bessere Lebensqualität verfügen als Patienten
mit Stoma [19, 37, 44]. Bei Teilbereichen mag dies auch ohne weiteres zutreffen.
Auffallend in der Auswertung war jedoch, dass ein Teil der Patienten mit TAR im
Inkontinenzfragebogen deutliche Funktionseinschränkungen angaben, jedoch nur ein sehr
geringer Anteil der Patienten überhaupt über die Möglichkeit der Anus praeter-Anlage
nachgedacht und diese in Betracht gezogen hatte. Die Angst vor dem künstlichen
Darmausgang
ist
weiterhin
vorhanden
und
sollte
umfassend
im
ärztlichen
Aufklärungsgespräch berücksichtigt werden.
Spezifische Probleme mit der Sexualität schienen in dieser Auswertung bei den Männern
ausgeprägter vorhanden zu sein, als bei den Frauen. Jedoch gaben nur wenige Frauen eine
Antwort auf die sexualitätsbezogenen Fragen. Es war nicht bekannt, ob die Frauen keinen
Geschlechtsverkehr hatten oder aber einfach diese Fragen nicht beantworteten. Aus
Auswertungen anderer Studien ist bekannt, dass Frauen und ältere Patienten mehr Fragen
auslassen als Männer oder junge Patienten [27]. Da nur wenige Antworten vorhanden
waren, war der Vergleich nicht aussagekräftig. Sexualitätsprobleme existieren auch bereits
in den verschiedenen Altersklassen vor dem Auftreten und der Therapie des
Rektumkarzinoms. Um eine bessere Aussage über Art und Ursache der Sexualitätsstörungen machen zu können, müsste dieser Themenbereich durch zusätzliche Fragen
ergänzt werden und eventuell eine Statuserhebung vor Beginn der Therapie und zwischen
den Therapieabschnitten erfolgen.
6. Rezidive
Um die adjuvanten postoperativen Therapieformen des Rektumkarzinoms zu vergleichen,
werden neben den Überlebensraten, den Toxizitäten und der Lebensqualität, die Gesamt-,
Fern- und Lokalrezidivraten herangezogen. Die Angaben über die Rezidivrate des
Rektumkarzinoms variieren zwischen < 10 % und 65 % [10, 56, 58, 66]. Die Variabilität
der Rezidivraten muss auf die unterschiedliche adjuvante Therapie (unterschiedliche
Chemotherapeutika, unterschiedliche Dosierungen und Art der Applikation, unterschiedliche
Kombinationen
Patientenselektion,
etc.),
biometrische
unterschiedliche
Einflüsse,
zurückgeführt werden [5].
77
Kompetenzen
Nachsorgeunterschiede
der
und
Chirurgen,
ähnliches
In der QUASAR Colorectal Cancer Study Group lag die Gesamtrezidivrate zwischen 34,9
und 37%. Weder hochdosierte Folinsäure noch die Hinzunahme von Levamisol konnte die
Rezidivrate entscheidend verbessern [51].
Die Studie der Intergroup 0114 ergab für den Therapiearm Radiotherapie plus 5-FU mit
Levamisol eine Rezidivrate von insgesamt 38%. Im Therapiearm mit Radiotherapie plus
5-FU plus Folinsäure plus Levamisol lag die Gesamtrezidivrate bei 37%. Als häufigste
Manifestation der Fernmetastasen traten bei insgesamt 53% der Patienten mit Fernmetastasen Lebermetastasen auf. Annähernd gleich häufig waren Lungenmetastasen mit
51%. Lymphknotenmetastasen traten bei 13% der Patienten mit Metastasen auf,
peritoneale Metastasen entwickelten 11%. Ein Unterschied zwischen den Therapiearmen
hinsichtlich Rezidivmuster ergab sich nicht [70].
Die Studie der GITSG, die eine alleinige Operation mit Operation plus Radiotherapie,
Operation plus Chemotherapie (5-FU + Semustin) und Operation plus Radiochemotherapie (5-FU + Semustin) bei Rektumkarzinompatienten verglich, ergab für die Gruppe
der Patienten mit Radiochemotherapie eine Gesamtrezidivrate von 33% (15/46). Unter den
Patienten mit Fernmetastasen in der Gruppe der Patienten mit Radiochemotherapie war
erneut die Lebermanifestation mit 58% (7/12) am häufigsten vertreten, 16,7% (2/12)
entwickelten Lungenmetastasen. In der Gruppe der Patienten mit alleiniger Operation war
die Rezidivrate mit 55% (32/58) am höchsten [71].
Die Ergebnisse der FOGT-2 Studie sind mit den Literaturdaten vergleichbar, ein Vergleich
der Gesamt-, Fern- und Lokalrezidivraten ausgewählten Studien zeigt Tabelle 46.
Tabelle 46: Vergleich randomisierter Studien hinsichtlich der Rezidivraten (Gesamtrezidivrate, isoliertes
Lokalrezidiv oder Fernmetastasen sowie Lokalrezidiv und Fernmetastasen) nach unterschiedlicher adjuvanter
Therapie von Rektumkarzinomen
Rezidive
QUASAR
Tveit et al
(RT + 5-FU,
FA+
Levamisol)
(RT + 5-FU)
[72]
[51]
Isoliert
Lokalrezidiv
Isoliert Fernmetastasen
Lokalrez. u.
Fernmetast.
Gesamtrezidivrate
36%
(3-Jahre)
Intergroup
0114
(RT + 5-FU
+/- FA +/Levamisol)
GITSG
(RT + 5-FU
+Semustine
[71]
Krook et
al
(RT + 5-FU)
[34]
[15, 75]
[69, 70]
2%
4-6%
23%
23-27%
10%
5-8%
35%
33-38%
RT = Radiotherapie; 5-FU = 5-Fluorouracil; FA = Folinsäure;
78
NSABP-R02 FOGT-2
(RT)
gesamt
Erstmanifesta
tion des
Rezidivs
6,5%
(3/46)
21,7%
(10/46)
4,3%
(2/36)
32,6%
(15/46)
13,5%
mit FM
28,8%
mit LR
8%
5,7%
31%
26,5%
4,9%
41,5%
39%
37,1%
Auch in der FOGT-2 Studie waren unter den Fernmetastasen die Lebermetastasen mit 49%
(122/249) der häufigste Manifestationsort. Die Lunge war mit 31% (77/249) am
zweithäufigsten betroffen. Diese Manifestationsorte sind durch den venösen Abfluss des
Rektums zu erklären. Die oberen Rektumanteile werden über das portalvenöse System in
die Leber drainiert, während über den venösen Abfluss des unteren Anteil des Rektums
über die Vena cava inferior seltener eine primäre Absiedlung in die Lunge erfolgt. Nach
der Lebermanifestation erfolgt erneut über die Vena cava inferior eine Absiedlung in die
Lunge. Somit sind die Leber- und Lungenmetastasen aus anatomischen Gründen der
häufigste Manifestationsort der Fernmetastasen [56].
Vor allem das Lokalrezidiv stellt in der Therapie des Rektumkarzinoms ein Problem dar,
da die anatomischen Verhältnisse im kleinen Becken eine erneute kurative Operation sehr
anspruchsvoll gestalten. Patienten mit Tumorausbreitung ins perirektale Fettgewebe oder
in die Lymphknoten müssen als rezidivgefährdete Patienten betrachtet werden, selbst wenn
eine R0-Resektion durchgeführt werden konnte. Der Grund hierfür liegt in der
Schwierigkeit völlig tumorfreie Absetzungsränder zu erzielen, da lokale Mikrometastasen
im perirektalen Bindegewebe unerkannt verbleiben [5]. Diese Mikrometastasen müssen als
Ausgangsort für Lokalrezidive angesehen werden und bedingen das für das
Rektumkarzinom typische intrapelvine Tumorrezidivrisiko [56].
Zwei Studien zur postoperativen Strahlentherapie, verglichen mit alleiniger Operation,
konnten eine Verbesserung der Lokalrezidivrate bestätigen. Hierunter fiel zum einen die
NSABP-R01 Studie von Fisher et al, die eine Reduktion der Lokalrezidivrate von 25% auf
16% (p = 0,06=) durch adjuvante Strahlentherapie erreichte [16]. Zum anderen konnte die
Studie der MRC von Arnott et al eine signifikante Reduktion der Lokalrezidivrate von
34% auf 21% aufzeigen [40].
Dagegen konnte die Phase III Studie der EORTC keinen signifikanten Unterschied
hinsichtlich Lokalrezidivrate zwischen den beiden Therapiearmen (Operation vs.
Operation plus postoperativer Radiotherapie) feststellen. In der Gruppe der Patienten mit
alleiniger Operation lag die Lokalrezidivrate bei 34,1% (30/88), in der Gruppe der
Patienten mit postoperativer Radiotherapie bei 29,8% (25/84). Hierbei ist zu
berücksichtigen, dass 25% der Patienten die Bestrahlung später als 8 Wochen postoperativ
begonnen hatten [5].
Allen bereits durchgeführten Studien ist gemeinsam, dass keine Verbesserung der
Überlebensrate durch eine postoperative Radiotherapie aufgezeigt werden konnte. Hierbei
muss jedoch kritisch angemerkt werden, dass die in den Studien der siebziger und
79
achtziger Jahren durchgeführten Strahlentherapieprotokolle den Qualitätsanforderungen
der heutigen Strahlentherapie mit Mehrfeldertechnik, individueller Feldkollimation und
ausreichender Dosierung nicht mehr entsprechen [55].
Da das Lokalrezidiv, neben Leber- und Lungenmetastasen, bei steigendem Tumorstadium
ein nicht zu unterschätzender, die Lebensqualität beeinflussender Faktor ist, muss eine
weitere Reduktion der Lokalrezidivrate unter 5% angestrebt werden [40]. Bei 20 bis 25%
der Patienten mit Rektumkarzinomrezidiv führt das Lokalrezidiv zu einem besonders
schmerzvollen Tod [39].
7. Operative Therapie/TME
Das Lokalrezidiv hängt nicht nur vom initialen Tumorstadium und der adjuvanten
Therapie ab, sondern wird erheblich von der Qualität der operativen Therapie beeinflusst.
In diesem Zusammenhang gewann die Technik der TME in den letzten Jahren eine
zunehmende Bedeutung [25, 31]. Hierbei wird das komplette Mesorektum (Bindegewebsfettkörper, in dem sich alle Lymphknoten befinden, die das Rektum drainieren) unter Sicht
scharf von der viszeralen Beckenfaszie abgetrennt [25, 31]. In der Studie der Dutch
Colorectal Cancer Group von Kapiteijn et al lag die Lokalrezidivrate nach zwei Jahren bei
Patienten mit alleiniger TME bei 8,2%. Durch präoperative Radiotherapie konnte in dieser
Studie die Lokalrezidivrate weiter auf 2,4% gesenkt werden [31]. Dieser Effekt der
präoperativen Radiotherapie war jedoch nur für die UICC-Stadien II und III signifikant
[63]. Eine Verbesserung der Überlebensraten konnte nicht erzielt werden. Jedoch darf
nicht übersehen werden, dass in dieser ersten randomisierten Studie von Kapiteijn et al
30% der miteingeschlossenen Patienten ein Rektumkarzinom im UICC-Stadium I hatten
und damit die Verbesserung der Lokalrezidivrate nicht unwesentlich auf die
Patientenselektion zurückzuführen war [63]. Für die Studienaufnahme genügte eine rektaldigitale Austastung, sowie die histologische Untersuchung des Tumors. Somit wurden
keine
qualitätsgesicherten
Untersuchungen
für
ein
differenziertes
Staging
vor
Studienaufnahme durchgeführt. Die operative Therapie dagegen war trainiert und
standardisiert durchgeführt worden. Und auch die histopathologische Untersuchung
erfolgte strikt gemäß dem Protokoll von Quirke und Dixon. Diese durchgeführten
Qualitätskontrollen müssen als sehr positiv bewertet werden. Es darf jedoch nicht
unterschätzt werden, dass allein durch die Standardisierung der Operation die
Lokalrezidivrate nicht unwesentlich gesenkt werden kann. In früheren Studien wurde auf
eine Standardisierung der chirurgischen Therapie oder der histopathologischen
80
Untersuchung verzichtet, ein explizites Training oder eine Vorbereitung der Chirurgen
unterblieb. Untersuchungen in unterschiedlichen Ländern zeigten, dass das Überleben der
Patienten signifikant vom Operateur abhing. Die Qualität der Operation wird somit zu
einem entscheidenden Prognosefaktor [58]. In Europa ist die Durchführung der TME zum
Standard der operativen Therapie des Rektumkarzinoms geworden. Laufende Studien
untersuchen die Rolle der adjuvanten Therapie bei Patienten, die eine standardisierte
operative Therapie des Rektumkarzinoms erhalten haben [39]. Solange die exzellenten
Lokalrezidivraten durch TME durch Heald et al nicht in Multicenterstudien erreicht
werden können, muss von deutlich höheren Lokalrezidivraten (>20%) ausgegangen
werden. Diese Grenze der operativen Kurabilität und die Tatsache, dass mikroskopisch
kleine Fernmetastasen zum Zeitpunkt der Operation ab UICC-Stadium II nicht
ausgeschlossen werden können, begründet eine weitere additive Therapie des
Rektumkarzinoms [39]. Eine alleinige operative Sanierung sollte nur dem Stadium I
vorbehalten bleiben [57]. Es laufen bereits Studien, die nicht nur den Wert der additiven
Radiotherapie, sondern auch den Stellenwert der Chemotherapie in der adjuvanten
Therapie des Rektumkarzinoms untersuchen.
8. Präoperatives Staging
Die Studie von Kapiteijn et al konnte eine signifikante Senkung der Lokalrezidivrate durch
den Einsatz der präoperativen Radiotherapie als Ergänzung zur TME für das
Rektumkarzinom im Stadium UICC II und III zeigen. Ein nicht zu unterschätzendes
Problem stellt jedoch die präoperative Patientenselektion dar [50], da die präoperativen
Therapieschemata einen nicht zu vernachlässigenden Stagingfehler beinhalten. Damit
verbunden ist die Gefahr einer Übertherapie. Keine der präoperativ durchführbaren
Untersuchungen
kann
mit
gleicher
Zuverlässigkeit
und
Genauigkeit
der
histopathologischen Untersuchung des Operationspräparates das Tumorstadium festlegen.
Die endorektale Sonographie besitzt gemäß den neuesten Leitlinien die höchste
Genauigkeit zur Beurteilung der Tiefeninfiltration [57]. Untersuchungen haben jedoch
gezeigt, dass das präoperativ mittels Endosonographie bestimmte Tumorstadium und das
postoperativ bestimmte histopathologische Stadium nur in 64 bis 94% der Fälle
übereinstimmt [7] und dadurch ein nicht unwesentlicher Stagingfehler bedingt ist. In einer
holländischen Studie von Beets-Tan et al über die diagnostische Wertigkeit der Magnetresonanztomographie mit einer Phased-Array Spule bei der Stadienbestimmung der
Rektumkarzinome wurde gezeigt, dass eine präzise Vorhersage in 63 bis 83 % der Fälle
81
möglich war. Die meisten Fehler in der Stadiumfestlegung der Rektumkarzinome traten in
der Unterscheidung der T2- und T3-Tumoren auf. Genau in diesem Bereich der
Stadienfestlegung ist jedoch eine präzise Unterscheidung notwendig. T2-Tumore ohne
Lymphknoteninvasion benötigen nach den derzeitigen Therapierichtlinien keine adjuvante
Therapie, T3-Tumore sollten jedoch neoadjuvant therapiert werden [7].
Außerdem kann eine Lymphknoteninvasion weder mittels MRT, noch mittels Endosonographie eindeutig bestimmt werden. Vergrößerte Lymphknoten werden zwar erkannt, eine
Aussage über eine tatsächlich vorhandene Tumorinfiltration ist jedoch nicht eindeutig
möglich. Zusätzlich können Rektumkarzinome in der Umgebung des Tumors eine
desmoplastische Reaktion induzieren. Eine Unterscheidung zwischen reiner Fibrose und
fibrotischem Gewebe mit Tumorzelleninseln ist mit den beschriebenen Untersuchungen
nicht möglich [7].
Eine Vorhersage der tumorfreien Grenze bzw. das Vorhandensein einer Infiltration der
mesorektalen Faszie konnte in der Studie von Beets-Tan et al mit deutlich mehr Reliabilität
als die Stadienbestimmung getroffen werden. Auch in den neuesten Therapieleitlinien
wurde beschrieben, dass das Dünnschicht-MRT eine hohe Genauigkeit bei der Darstellung
der mesorektalen Faszie und der eventuell vorhandenen Tumorinfiltration besitzt [57].
Diese Infiltration der mesorektalen Faszie als zirkumferentielle Resektionslinie ist klinisch
von entscheidender Bedeutung. Bei vorliegender Infiltration sollte über den Einsatz einer
präoperativen Radiotherapie zum Downstaging nachgedacht werden, die operative
Sanierung muss dementsprechend erweitert werden. Die MRT mit Phased-Array Spulen
kann somit Patienten erkennen, die ein besonders hohes Lokalrezidivrisiko besitzen [7]
und präoperative Maßnahmen zur Tumorverkleinerung benötigen (vgl. Heald et al
„M.E.R.C.U.R.Y. Project“ Seite 69). Eine genaue Stadieneinteilung jedoch ist nur bedingt
möglich und führt dazu, dass Patienten mit frühem Karzinomstadium verkannt und
übertherapiert werden [5].
9. Präoperative versus postoperative Radiotherapie
Präoperative Radiotherapie wirkt am effektivsten gegen die gut oxygenierten Zellen in der
Peripherie der Tumormasse. Durch die Verringerung der Tumormasse durch die
präoperative Radiotherapie wird das Risiko der intraoperativen Tumorzellverschleppung
minimiert. Eine Operation kann die Blutversorgung der nicht resezierten Tumorzellen
beeinträchtigen,
sodass
postoperativ
verbleibende
Tumorreste
Oxygenierung aufweisen und vermindert strahlensensibel sind.
82
eine
schlechtere
Bei fehlerhafter präoperativer Stadienbestimmung besteht jedoch eine nicht unerhebliche
Gefahr der Übertherapie bei präoperativer Radiotherapie [65]. Diese Übertherapie betrifft
nicht nur die frühen Tumorstadien, sondern auch sehr fortgeschrittene metastasierte
Stadien. Fernmetastasen können durch klinische Stadienuntersuchungen übersehen
werden. Mitunter werden Fernmetastasen erst intraoperativ durch den Chirurgen entdeckt.
Diese Patienten können von vornherein von einer präoperativen Therapie nicht profitieren.
Außerdem kommt es durch die präoperative Radiotherapie zu einer potentiell nachteiligen
Verzögerung der Operation und die Patienten werden einer potentiellen Bedrohung durch
letale oder ausgeprägte Therapietoxizitäten ausgesetzt [39].
Außerdem gibt es Hinweise dafür, dass die lokale Komplikationsrate durch eine
präoperativen Radiotherapie erhöht wird [50]. Hierbei muss jedoch unterschieden werden,
welches präoperative Strahlentherapieprotokoll angewendet wird. In der präoperativen
Radiotherapie werden vor allem zwei Applikationsschemata eingesetzt. Zum einen handelt
es sich um das präoperative Kurzzeitbestrahlungskonzept der Swedish Rectal Cancer Trials
und zum anderen um ein präoperativ konventionell fraktioniertes Bestrahlungsschema,
(„Langzeit-Radiotherapie“). Bei der Kurzzeitbestrahlung werden dem Patienten 5 x 5 Gy
appliziert. Eine Woche später wird die Operation durchgeführt. Kritikpunkte in diesem
Therapiekonzept liegen zum einen in der äußerst kurzen Zeitspanne zwischen Bestrahlung
und Operation. Hierbei kann die maximale Tumorverkleinerung nicht erreicht werden, so
dass die Rate kurativer Resektionen nicht wesentlich gesteigert werden kann und ein
wichtiges Ziel der präoperativen Radiotherapie nicht erreicht werden kann [17, 55]. Die
Studie von Valentini et al zeigte, dass ein verlängertes Intervall zwischen präoperativer
Radiotherapie und Operation ( 6 Wochen versus 2 Wochen) ein signifikant besseres
Tumoransprechen, ein signifikant besseres histopathologisches Downstaging und eine
höhere
Rate
an
Sphinktererhaltung
ermöglichte
[52].
Mit
dem
präoperativen
Kurzzeitbestrahlungsschema wird dieser Effekt nicht erzielt.
Ein zweiter Kritikpunkt der präoperativen Kurzzeitbestrahlung liegt in der Dosierung und
Fraktionierung der Bestrahlung. Nach heutigen strahlenbiologischen Gesichtspunkten ist
die Dosierung und Fraktionierung nicht optimal umgesetzt. Es handelt sich eher um eine
theoretische Umrechnung der konventionellen Fraktionierung mit gesteigerter Toxizität
[52]. Nach der präoperativen Kurzzeitbestrahlung scheint die postoperative Letalität erhöht
und die Spättoxizität vor allem hinsichtlich Stuhlfrequenz und Inkontinenz vermehrt zu
sein [55]. In der Veröffentlichung von Kapiteijn et al über den Vergleich der isolierten
operativer Behandlung mittels TME versus der präoperativen Radiotherapie plus TME bei
83
Rektumkarzinomen
zeigte
die
Gruppe
der
Patienten
mit
Radiotherapie
und
abdominoperinealer Rektumexstirpation nach TME-Technik einen signifikanten Anstieg
der perinealen Komplikationen (gesteigerte Rate an Infektionen, erhöhter Blutverlust) im
Vergleich zur Gruppe der Patienten mit isolierter APRE nach TME-Technik [31]. Bei
einigen Patienten hatte die präoperative Kurzzeitstrahlentherapie zu Läsionen des
lumbosakralen Plexus mit daraus resultierender Gangstörung und persistierenden
Schmerzen geführt [52]. Außerdem berichtete eine Stockholmer Studie bezüglich der
Spättoxizität der präoperativen Kurzzeitbestrahlung, dass es zu einer Zunahme von
Becken- und Schenkelhalsfrakturen kam [67]. In dieser Studie war jedoch eine
angemessene Bleiabschirmung des Os sacrum und des Femurhalses nicht durchgeführt
worden, was diese erhöhte Frakturneigung erklären könnte.
Als dritter Nachteil der präoperativen Kurzzeitbestrahlung gilt, dass aufgrund der kurzen
Applikationsdauer keine parallele Chemotherapie mit adäquaten Dosierungen durchgeführt
werden kann. Somit kann die Strahlensensibilisierung durch eine parallel verabreichte
Chemotherapie nicht ausgenutzt werden und die Behandlung okkulter Fernmetastasen
bleibt unausgeschöpft [52, 55].
Bei dem präoperativ konventionell fraktioniertem Bestrahlungsschema („LangzeitRadiotherapie“) werden präoperativ insgesamt 50,4 Gy in 28 Einzeldosen zu je 1,8 Gy
appliziert. Hierbei erfolgt die Bestrahlung in Drei- oder Vierfeldertechnik 5 mal pro
Woche, unter gleichzeitiger Applikation der Chemotherapie. 6–8 Wochen nach
Beendigung der Radiotherapie wird die operative Sanierung durchgeführt [54]. Somit kann
bei der konventionell fraktionierten Radiotherapie zum einen der strahlensensibilisierende
Effekt der Chemotherapie ausgenutzt werden, zum anderen wird durch das ausreichende
Intervall zwischen Radiotherapie und Operation die Tumorverkleinerung durch die
präoperative Strahlentherapie abgewartet. Die Gefahr der Übertherapie persistiert jedoch
unverändert. In der aktuellen Erlanger Studie von Sauer et al wurde eine konventionell
fraktionierte adjuvante postoperative 5-FU-basierte Radiochemotherapie mit einer
präoperativen konventionell fraktionierten 5-FU-basierten Radiochemotherapie verglichen.
Die
Lokalrezidivrate
lag
in
der
Gruppe
der
Patienten
mit
präoperativer
Radiochemotherapie bei 6% und war signifikant geringer als in der Gruppe der Patienten
mit postoperativer Radiochemotherapie (13%). Hierbei war jedoch zu beachten, dass in der
Gruppe der Patienten mit postoperativer Radiochemotherapie bei 18% der Patienten nach
histopathologischer Untersuchung ein UICC-Stadium I vorlag, obwohl in der
präoperativen Diagnostik mittels Endosonographie ein höheres Stadium diagnostiziert
84
worden war [54]. Aufgrund des histopathologischen Ergebnisses konnte in der Gruppe der
postoperativen Therapie auf eine Radiochemotherapie verzichtet werden. Dieser
Stagingfehler bedingt nicht nur eine Übertherapie der Patienten mit frühem Tumorstadium
durch präoperative Radiotherapie, sondern trägt nicht unwesentlich zu einer Verbesserung
der Lokalrezidivrate bei. Somit waren die Lokalrezidivraten der beiden Gruppen nicht
unmittelbar vergleichbar, da in der Gruppe der postoperativen Radiotherapie die Patienten
mit UICC-Stadium I nicht radiochemotherapiert wurden und in die Bestimmung der
Lokalrezidivrate nicht eingingen. Ein Vergleich der Lokalrezidivraten sollte in beiden
Gruppen allein die UICC-Stadien II und III einschließen.
In der Erlanger Studie von Sauer et al wurde berichtet, dass die präoperative
Langzeitbestrahlung zu keiner erhöhten postoperativen Komplikationsrate führte [54], eine
Verbesserung
der
Überlebensraten
konnte
jedoch
nicht
erreicht
werden.
Ein
Überlebensvorteil für das Gesamtkollektiv durch präoperative Radiotherapie konnte bisher
nur in einer Studie (Swedish Rectal Cancer Trial, [68]) aufgezeigt werden, alle anderen
Studien über präoperative Radiotherapie führten nur zu einer Reduktion der
Lokalrezidivrate. Eine Ausnahme stellt noch die zweite Studie der Stockholm Colorectal
Cancer Group dar, hier konnte ein Überlebensvorteil der kurativ resezierten Patienten
aufgezeigt werden [39]. In beiden Studien wurde die präoperative Kurzzeitbestrahlung
eingesetzt. In
Tabelle 47 sind die Vor- und Nachteile der präoperativen bzw. der
postoperativen Strahlentherapie gegenübergestellt.
Tabelle 47: Vor- und Nachteile der prä- bzw. postoperativen Strahlentherapie im Vergleich
Präoperative Radiotherapie
Gut oxygenierte Tumorzellen sind besser
strahlensensibel
Minimierung der introperativen
Tumorzellverschleppung
Kein Schutz des Perineums nötig
Keine Bestrahlung der Anastomosenregion
Erhöhte postoperative Letalität*
Fehlerhafte präoperative Stadienfestlegung
Übertherapie
Keine parallele Chemotherapie möglich*
Postoperative Radiotherapie
Durch Operation sind die Tumorzellen
schlechter oxygeniert
Keine Minimierung der intraoperativen
Tumorzellverschleppung
Schutz des Perineums nach APRE nötig
Bestrahlung der Anastomosenregion nach
TAR
Keine erhöhte postoperative Letalität
Genaue histopathologische Stadienfestlegung
Keine Übertherapie
Parallele Chemotherapie bei postoperativer
Radiotherapie möglich
* gilt nur für präoperative Kurzzeitbestrahlung
85
10. Chemotherapie
Das Lokalrezidiv spielt zwar eine erhebliche Rolle in der Therapie des Rektumkarzinoms,
jedoch darf nicht vergessen werden, dass es sich bei dieser Erkrankung um eine
systemische Erkrankung handelt. Ab einem gewissen Stadium zählt nicht nur die
Lokalrezidivkontrolle, sondern es muss von einer systemischen Aussaat der Tumorzellen
ausgegangen werden, die allein durch Operation und begleitende Radiotherapie (prä- oder
postoperativ) nicht verhindert werden kann. Ein Verzicht auf adjuvante oder neoadjuvante
Chemotherapie scheint ab einem gewissen Tumorstadium daher nicht gerechtfertigt. Sogar
Studiengruppen mit langjähriger positiver Erfahrung mit präoperativen Bestrahlungsregimes bevorzugen bei Patienten mit hohem Risiko einer systemischen Progression eine
additive Chemotherapie [39]. In der S3-Leitlinienkonferenz von 2004 wurde erstmals die
neoadjuvante Radio- bzw. Radiochemotherapie bereits bei Rektumkarzinomen im UICCStadium II und III empfohlen. Dagegen hatte die postoperative Radiochemotherapie seit
Jahren ihren Stellenwert gefunden. Durch die signifikanten Ergebnisse aus vier aktuellen
kontrollierten randomisierten Phase III Studien wurde der Überlebensvorteil durch eine
postoperative Radiochemotherapie belegt und seither durch zahlreiche Therapiemodifikationen weiter verbessert. Anfangs dauerte die Therapie 18 Monate und die
Applikation von 5-FU erfolgte als Bolus. Weitere Untersuchungen haben gezeigt, dass eine
6-monatige Therapie gleichwertig erscheint, eine kontinuierliche Applikation von 5-FU
war der Bolusapplikation überlegen [69]. Diese Beeinflussung der Überlebensrate allein
durch die Applikationsart der Chemotherapie unterstreicht den Stellenwert der
Chemotherapie in einem multimodalen Therapiekonzept [39]. Es befinden sich bereits
weitere Substanzen (Oxaliplatin, Irinotecan, Capezitabine, Celecoxib, Raltitrexed) in der
multimodalen Therapie des Rektumkarzinoms in klinischer Erprobung. In der adjuvanten
Therapie des Kolonkarzinoms konnte bereits in einer französischen Studie von André et al
die Überlebensrate von Kolonkarzinompatienten im UICC-Stadium II und III durch
Hinzunahme von Oxaliplatin zu 5-FU und Folinsäure signifikant verbessert werden [2].
Ähnliche Ergebnisse und Verbesserungen werden in der additiven Therapie des
Rektumkarzinoms erwartet.
Bereits laufende, aber auch zukünftige Studien werden weitere Informationen liefern, um
die neoadjuvante oder adjuvante Therapie des Rektumkarzinoms noch gezielter und
risikoadaptierter einzusetzen. Vielleicht kann dann auch die Frage beantwortet werden, ob
in Zukunft Patienten mit mittlerem Risiko (T1-2/N1, T3/N0) eine adjuvante Radiotherapie
86
benötigen oder nicht. Zur Zeit wird bei Patienten mit Rektumkarzinomen in diesen Stadien
die adjuvante Therapie kontrovers betrachtet. Bis vor kurzem mussten diese Patienten noch
mit einer postoperativen Radiochemotherapie behandelt werden, seit 2004 ist eine
präoperative Radio- oder Radiochemotherapie in diesem Erkrankungsstadium indiziert.
Seit einigen Jahren wird jedoch zunehmend diskutiert, ob ausgewählte Patienten eventuell
ausreichend mit alleiniger Operation therapiert wären. Hierbei steht zur Debatte, ob die
Höhe des Rektumkarzinoms ein prognostischer Faktor darstellt. Sollen Patienten mit
hohem Rektumkarzinom T1-2 und geringer Anzahl benachbarter LK-Metastasen (N1),
sowie Patienten mit hohem Rektumkarzinomen mit minimaler Invasion der Subserosa
bzw. des perirektalen Gewebes (T3) nach chirurgischer Therapie mit ausreichendem
zirkumferentiellen Resektionsrand von der Empfehlung der adjuvanten Radiochemotherapie ausgeschlossen werden? Sollten die proximalen Rektumkarzinome aus klinischer
Sicht noch zu den Kolonkarzinomen gerechnet und in aller Konsequenz wie diese
behandelt werden? In den USA gelten Tumore, die mehr als 12 cm von der Anokutanlinie
entfernt sind als Kolonkarzinome und werden daher wie solche therapiert. Begründet wird
diese Einteilung durch die deutlich geringeren Lokalrezidivraten bei Tumoren oberhalb
von 12 cm [57]. Da es sich beim kolorektalen Karzinom jedoch bereits ab dem Stadium
UICC II um eine systemische Erkrankung handeln kann, sollte unabhängig von der
Lokalisation im Dickdarm eine additive Chemotherapie durchgeführt werden.
87
4.3. Schlussfolgerung
Beim Rektumkarzinom im UICC –Stadium II und III galt bis vor kurzem die postoperative
Radiochemotherapie als Standardtherapie [30]. In der FOGT-2 Studie wurden drei
modifizierte adjuvante Radiochemotherapien miteinander verglichen.
Eine Ergänzung der Therapie durch Folinsäure oder Interferon α konnte keine statistisch
signifikante Verbesserung der Gesamtüberlebensrate bewirken. Bei gleichbleibender
Überlebensrate war der Therapiearm C (Interferon α) mit einer erhöhten Toxizität
verbunden. Betrachtet man nun aus ökonomischer Sicht die Kosten einer InterferonTherapie, wird deutlich, dass bei einer 3-fach teureren Therapie (im Vergleich zu
Folinsäure, 4-fach teurer als 5-FU und Levamisol alleine) mit Hinblick auf die
ausbleibenden Verbesserungen der Überlebensraten und zunehmender Therapietoxizität
ein Einsatz der Interferon-Therapie nicht gerechtfertigt erscheint [62].
Betrachtet man die Ergebnisse des Therapiearmes mit Folinsäure, sowie den Vergleich mit
den Literaturdaten, so zeigt sich, dass die UICC-Stadien II und III hinsichtlich adjuvanter
Therapie, Überlebens- und Rezidivraten getrennt betrachtet werden müssen. Die
Ergebnisse der zusammenfassenden Analyse von Gunderson et al geben Anlass, in Zukunft
eine risikobedingte Unterteilung der Rektumkarzinome vorzunehmen [24]. Eventuell muss
eine Anpassung der adjuvanten Therapie an das Risiko der Subgruppen erfolgen. Somit
sollte eine Unterteilung der Rektumkarzinome in risikoabhängige Subgruppen in
zukünftigen Studien umgesetzt werden um weitere Fortschritte zu erzielen.
Zum anderen werden dringend weitere Informationen über Risiko- und Prognosefaktoren
benötigt, um die adjuvante Therapie gezielter anwenden zu können und um
Patientengruppen ohne erwarteten Nutzen die nicht unerheblichen Nebenwirkungen einer
adjuvanten Therapie zu ersparen [58]. Durch das Wissen um prognostische Faktoren
könnte in Zukunft die multimodale adjuvante Therapie des Rektumkarzinoms noch
effektiver gestaltet werden, da dann gegebenenfalls die Therapie von den prognostischen
Faktoren abhängig gemacht und eine Anpassung erfolgen könnte [40].
In Zukunft sollte noch mehr Augenmerk auf die Spättoxizität der adjuvanten bzw. der
neoadjuvanten Therapie gelegt werden. Denn eine Therapie ist nicht nur mit Akuttoxizität
verbunden, sondern hat Langzeitfolgen, die sich erst im Verlauf zeigen und gegebenenfalls
dann erst ihre maximale Tragweite aufweisen. In der Gruppe der Ulmer Patienten mit TAR
mussten
allein
10,5%
der
Patienten
wegen
anders
nicht
zu
beherrschender
gastrointestinaler Spättoxizität im weiteren Verlauf erneut operiert werden. Diese
88
Informationen sind wichtig für die gesamte Einschätzung der adjuvanten Therapie, und
können natürlich nur genutzt werden, wenn sie in Zukunft verstärkt registriert werden. Der
mit einer Therapie verbundene Überlebensvorteil kann noch so vielversprechend sein,
wenn die Therapie jedoch intolerable Nebenwirkungen mit sich bringt, kann eine
Empfehlung nicht erfolgen [53]. Um den Nutzen bzw. die Anwendungsberechtigung einer
Therapie abschätzen zu können, müssen somit nicht nur die Überlebens- und Rezidivraten
bestimmt werden, sondern auch die komplikationsfreie Überlebenszeit miteinbezogen
werden.
Solange keine präzisen Untersuchungsmöglichkeiten zur präoperativen Stadieneinteilung
vorliegen und die genauen Folgen dieser Therapie nicht bekannt sind, ist aufgrund der
Übertherapie und den damit verbundenen Akuttoxizitäten und den womöglich auftretenden
Langzeitfolgen die bereits seit 2004 vorliegende Empfehlung für eine präoperative Radiooder Radiochemotherapie vorsichtig zu beurteilen. In Zukunft muss weiter an der
Verbesserung der präoperativen Stadieneinteilung gearbeitet werden, wenn die
präoperative Therapie sinnvoll und stadiengerecht eingesetzt werden soll. Außerdem darf
nicht vergessen werden, dass es sich beim Rektumkarzinom um eine systemische
Erkrankung handelt. Im Verlauf treten bei 21,7 bis 31% der Patienten mit
Rektumkarzinomen im UICC-Stadium II und III isoliert Fernmetastasen auf. Somit
erscheint es nicht gerechtfertigt diesen Stadien eine alleinige präoperative Radiotherapie zu
empfehlen. In den neuesten Leitlinien von 2004 besteht jedoch die Möglichkeit diese
Patienten mit alleiniger Radiotherapie zu behandeln.
89
5. Zusammenfassung:
Bei der FOGT-2 Studie (Forschungsgruppe Onkologie Gastrointestinaler Tumoren, 2.
Studie) handelte es sich um eine Phase III Multicenterstudie, die die adjuvante Therapie
von Rektumkarzinomen im UICC (Union contre le cancre)-Stadium II und III in drei
Therapiearmen untersuchte und verglich. Hierbei bestand der erste Therapiearm aus der
zur Zeit des Studienbeginns empfohlenen 5-Fluorouracil (5-FU)-basierten Chemotherapie
kombiniert mit Levamisol. In den beiden anderen Therapiearmen wurde dieses
Therapieregime zum einen durch Folinsäure und zum anderen durch Interferon α ergänzt.
Keiner der Therapiearme konnte eine Überlegenheit gegenüber den beiden anderen
Therapiearmen hinsichtlich Überlebensrate oder Rezidivhäufigkeit beweisen. Die 5-JahresGesamtüberlebensraten der drei Therapiearme lagen zwischen 58 und 60% (p = 0,539),
die krankheitsfreien 5-Jahresüberlebensraten lagen zwischen 50 und 54,7% (p = 0,436).
Diese Ergebnisse waren vergleichbar mit publizierten Daten in der Literatur.
Es gab Hinweise, dass lediglich die Patienten mit Rektumkarzinom im UICC-Stadium II
von der Ergänzung der adjuvanten Therapie durch Folinsäure profitieren könnten. Der
Unterschied der Überlebensraten war jedoch mit p = 0,067 für die 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate und p = 0,172 für die krankheitsfreie 5-Jahresüberlebensrate nicht signifikant.
Eine Randomisation in den Therapiearm C wurde im Februar 1999 wegen erhöhter
Toxizität eingestellt. Bereits andere Studien hatten berichtet, dass die Toxizität in
Verbindung mit Interferon α ansteigt und vor allem Leukopenien und Diarrhoen vermehrt
auftreten. In der FOGT-2 Studie waren ebenfalls die registrierten Leukopenien und
Diarrhoen in Verbindung mit der Interferon α-Therapie erhöht gewesen. Die beiden
anderen Therapiearme zeigten keine erhöhte Toxizität im Vergleich zu anderen Phase III
Studien in der Literatur. Auffallend war, dass gastrointestinale Toxizitäten vor allem im
ersten Therapiequartal aufgetreten waren, in dem die adjuvante postoperative Strahlentherapie durchgeführt wurde. Dies bestätigte die bereits publizierten Ergebnisse, dass die
adjuvante postoperative Radiotherapie zu einer Steigerung der gastrointestinalen Toxizität
führt.
Der Therapiearm C zeigte lediglich hinsichtlich der erhöhten Inzidenz an unerwünschten
Wirkungen einen Unterschied zu den beiden anderen Therapiearmen. Die therapiebedingte
Letalität war in Therapiearm C trotz erhöhter Akuttoxizität nicht gesteigert. In Therapiearm A waren zwei (0,7%), in Therapiearm C ein (0,5%) Patient toxizitätsbedingt
verstorben.
90
Die Rezidivraten der Therapiearme waren miteinander und mit Angaben in der Literatur
vergleichbar. Die Gesamtrezidivraten der Therapiearme lagen zwischen 34,7 und 39,3%.
Weitere Untersuchungen am Ulmer Subkollektiv der FOGT-2 Studie ergaben, dass 36,8%
mittels abdominoperinealer Rektumexstirpation (APRE), 58,1% mittels tiefer anteriorer
Rektumresektion (TAR) und 5,2% der Patienten mittels Hartmann-Operation primär
operativ behandelt wurden. 74,6% (44/59) der Patienten mit tiefem Rektumkarzinom (≤ 6
cm von der Anokutanlinie) konnten nicht kontinenzerhaltend operiert werden.
In der Gruppe der Patienten mit APRE waren postoperative Wundheilungsstörungen
häufiger als bei Patienten mit TAR (26,3% versus 4,4%). Durch diese Wundheilungsstörungen bekamen 7% der Patienten eine operative Wundrevision, in der Gruppe der
Patienten mit TAR war keine operative Wundrevision notwendig. Eine Anastomoseninsuffizienz, eine spezifische Komplikation bei TAR, trat bei 1,1% (1/90) der Patienten
auf. Ansonsten war die Morbidität der verschiedenen Operationsarten untereinander und
mit der Literatur vergleichbar.
Bei Betrachtung der strahlentherapeutischen Spättoxizität zeigte sich, dass in der Gruppe
der Patienten mit APRE 41,9% der Patienten mindestens eine Spattoxizität entwickelten, in
der Gruppe der Patienten mit TAR waren es 71,1%. Vor allem die gastrointestinale Spättoxizität war in der Gruppe der Patienten mit TAR erhöht. Allein 10,5% der Patienten
erhielten wegen therapierefraktärer Stenose oder persistierender Inkontinenz im weiteren
Verlauf einen Anus praeter. Im Vergleich mit Literaturdaten wird ersichtlich, dass der
Registrierung und Verlaufsbeurteilung von Spättoxizitäten sehr wenig Aufmerksamkeit
geschenkt wurde. Dies sollte in kommenden Studie verbessert werden. Aus den Angaben
im Inkontinenzfragebogen wurde der Kontinenzscore berechnet. Nach Bestimmung der
Korrelation mit dem Abstand des Rektumkarzinoms von der Anokutanlinie konnte keine
Korrelation
zwischen
der
Ausprägung
der
Inkontinenz
und
der
Höhe
des
Rektumkarzinoms bestätigt werden.
Die Auswertung der Lebensqualitätsbogen QLQ-C30 (Quality of Life Questionnaire-Core
30 items) und QLQ-CR38 (Quality of Life Questionnaire Colorectal Cancer module 38
items) der European Organisation for Research and Treatment of Cancer (EORTC) ergab,
dass die Patienten mit Stoma hinsichtlich bestimmter Unterpunkte Einbußen in der
Lebensqualität angaben. Diese Unterpunkte betrafen vor allem Fragen, die den Umgang
mit dem Stoma oder das Körperempfinden der Patienten ansprachen. Die allgemeine
Lebensqualität wurde von beiden Patientengruppen annähernd gleich eingeschätzt,
Zukunftsängste waren in beiden Gruppen ausgeprägt vorhanden.
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7. Danksagung
Ich danke Frau Prof. Dr. med. D. Henne-Bruns für die Möglichkeit, die Arbeit an der
Chirurgischen Universitätsklinik Ulm durchführen zu können.
Für die Überlassung des Themas und die sehr gute Betreuung während der Auswertung
und Verfassung der Arbeit danke ich besonders Herrn PD Dr. L. Staib.
Mein Dank gilt Frau Ursula Kemmer für die tatkräftige und hilfsbereite Unterstützung bei
der Datensammlung und Recherche.
Ebenso gilt mein Dank Frau Silvia Sander, die einen Teil der biomathematischen
Auswertung der FOGT-2 Studie übernahm.
Danken möchte ich meinem Mann Gerald, der mir während der Auswertung und
Verfassung der Arbeit motivierend zur Seite stand.
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