Krankenbericht über einen Patienten der Klinik für Wiederkäuer und Schweine ... Signalement: Die Patientin ist eine Deutsche Schwarzbunte mit weißer Grundfarbe, schwarzem Kopf mit weißer, unterbrochener Blesse, Beine, Schwanz und Unterbauch sind weiß mit vereinzelt Schwarzen Flecken (s. Zeichnung). In beiden Ohren befindet sich eine gelbe Plastikohrmarke mit der Kennzeichnung: xxxx Aufgrund der noch vorhandenen Milchzähne und ihrer Größe ist die Kuh etwa ein Jahr alt. Das Körpergewicht beträgt schätzungsweise 200 kg. Anamnese: Vor Einlieferung war das Tier seit 3 Tagen krank, was sich in Durchfall äußerte, jedoch ohne Fieber. Das Rind wurde mit 7 weiteren Tieren in einer Laufbox mit Stroh gehalten, der Betrieb besitzt 80 Milchkühe mit Nachzucht. Von 16 Jungrindern im Alter von 1-2 Jahren sind bereits 3 Tiere derartig erkrankt. Gefüttert wird mit Mais- und Grassilage, Schrot und Heu. Der Haustierarzt äußerte einen Verdacht auf Lungenentzündung, Vorbehandlungen hätte es jedoch nicht gegeben. Geimpft wurde im Bestand gegen IBR. Allgemeine Untersuchung: Das Tier verhält sich sehr ruhig, ist aber aufmerksam. Alle 4 Gliedmaßen werden gleichmäßig belastet. Der Ernährungszustand ist nach Adspektion der Knochenpunkte (Schulterblätter, Triel, Rippen Brust- und Lendenwirbelfortsätze) als mäßig zu beurteilen. der Pflegezustand eher schlecht, da das Tier Liegeschwielen, verdrecktes Fell und zu lange Klauen aufweist. Die rektal gemessene Körperinnentemperatur beträgt 39,2°C, die Atemfrequenz ist 20 pro Minute, Pulsfrequenz sind 80 Schläge pro Minute, wobei das Herz regelmäßig und ohne Nebengeräusche schlägt. Spezielle Untersuchung: Haare, Haut und Unterhaut: Das Haarkleid ist leicht stumpf, sonst aber geschlossen und anliegend. Es weist vereinzelt Schuppen auf, besonders im Nackenbereich. Es befinden sich keine Hinweise auf Ektoparasiten. Haarbruch, vermehrte Ausziehbarkeit oder Infektionen der Haarbälge sind ebenfalls nicht festzustellen. Am rechten Hüfthöcker befindet sich eine etwa 5x3 cm große, rundliche Abschürfung, wobei nur Fell und Oberhaut betroffen ist. Die Abschürfung ist trocken, unblutig und reizlos. Die Haut ist weiß, der Hautturgor ist normal. Auf dem Nasenrücken über dem Flotzmaul sind kleine Bläschen und Auflagerungen mit Schorf zu erkennen, der sich aber ohne Substanzverlust ablösen läßt. Das Rind ist enthornt und zeigt diesbezüglich keine Auffälligkeiten. Schleimhäute: Die Schleimhäute am Maul, den Konjunktiven und der Vulva sind anämisch, sonst glatt, feucht, glänzend und ohne Auflagerungen. Lymphsystem: Die Lnn. cervicales superficiales sind jeweils ca. 2 x 10 cm groß, die Lnn. subiliaci sind ca. 6 x 3 cm groß. Sie sind verschiebar und derber Konsistenz, aber nicht schmerzhaft. Herz-Kreislaufsystem: Herzfrequenz liegt bei 80 Schlägen pro Minute, das Herz schlägt regelmäßig, kräftig und ohne Nebengeräusche. Der Puls ist gleichmäßig, regelmäßig und leicht schlüpfrig. Die Pulsfrequenz stimmt mit der Herzfrequenz überein. Die Episkleralgefäße sind mäßig gefüllt und fein gezeichnet, die kapilläre Rückfüllungszeit liegt unter 2 Sekunden. Respirationsapparat: Die Atemfrequenz liegt bei 20 pro Minute bei costoabdominalem Atemtyp. Die Atmung ist regelmäßig, es sind keine Atemgeräusche auskultierbar. Husten ist weder spontan noch auslösbar. Die Atemluft ist warm und ohne auffälligen Geruch. Um das Flotzmaul herum befinden sich schorfige Auflagerungen, das Flotzmaul selbst ist feucht, pigmentiert und ohne Auflagerungen. Nasenlöcher sind symmetrisch mit geringgradigen, klaren, beidseitigem Nasenausfluß. Die Adspektion und Palpation von Kehlkopf und Trachea ergibt keinen auffälligen Befund. Die Lungenperkussion erscheint nicht schmerzhaft und der Lungenschall liegt in den physiologischen Grenzen. Der Brustkorb ist symmetrisch und ohne Umfangsvermehrung. Verdauungsapparat: Das Tier nimmt während der Untersuchung Wasser auf. Kraftfutter war nicht mehr in der Krippe vorhanden, doch Heu wurde nicht komplett gefressen. Wiederkäuen oder Ructus wurden während der Untersuchung nicht beobachtet. Mundhöhle, Mundschleimhaut, Papillen und Zunge ergeben adspektorisch und gerüchlich keine besonderen Befunde. Die Bauchdecke ist geringgradig gespannt, die Pansenmotorik ist physiologisch, allerdings sehr schwach und mit 2/(+) zu bewerten. Bei der Schwing- und Perkussionsauskultation sind weder Plätschergeräusche, noch der sogenannte Steel-band zu hören. Bei den Fremdkörperproben (Rückengriff und Schmerzperkussion) zeigt die Kuh keine Schmerzäußerung durch Stöhnen. Der Kotabsatz nach Provokation weist einen dünnbreiigen, schleimigen, geringgradig mit schaumigen Bläschen durchsetzten Kot auf. Der Geruch ist leicht säuerlich und die Farbe olivgrün. Beimengungen oder Unverdautes waren nicht vorhanden. Harn- und Geschlechtsapparat: Harnabsatz wurde nicht beobachtet. Vulva und Euter waren Adspektorisch und Palpatorisch physiologisch. Das Euter war, da es sich hier noch um ein Jungtier handelt, noch nicht angebildet. Bewegungsapparat: Das Tier belastet alle 4 Gliedmaßen und zeigt sich in seinen Bewegungen (eingeschränkt, da angekettet) nicht auffällig. Die Länge der vorderen Klauen ist in Ordnung, während die hinteren zu lang sind. Der Zwischenklauenspalt ist gerötet. Nervensystem und Sinnesorgane: Das Rind verhält sich sehr ruhig, ist aber aufmerksam und reagiert sowohl auf Stimme, als auch auf Berührungen. Die Oberflächensensibilität ist vorhanden, da ein Reiz eines spitzen Gegenstandes sofort mit einer Zuckung der Hautmuskeln beantwortet wird. Das Tier reagiert auf den Drohreflex sofort mit dem Schließen der Augen und der Lidreflex (Schließen des Lides bei Berührung des Lidrandes) wird ebenfalls beantwortet. Die Pupillen verengen sich bei Lichtreizen und das Ohr wehrt Berührungen ebenfalls ab. Spinale Reflexe, wie die Kontraktion des M. sphinkter ani bei Berührung des Analkegels, das Heranziehen des Schwanzes an die Perianalgegend nach Umfassen desselben (Schwanzreflex) sind positiv. Die Augen sind nicht eingefallen und weisen keinerlei Trübungen auf. Vermehrte Tränenbildung ist nicht vorhanden. Auch an den Ohren sind keine Auffälligkeiten feststellbar. Das Tier reagiert auf Laute mit Zudrehen der Ohren und der Ohrtonus ist erhalten. Weiterführende Untersuchungen: Die Ergebnisse der Blutauswertung vom 2.11.1999: Erythrozyten: 3,82 (Referenzbereich 5-8 T./l) Hämoglobin: 4,5 (Referenzbereich 5,6-8,1 mmol/l) Hämatokrit: 0,21 (Referenzbereich 0,28-0,36 l/l) Leukozyten: 6,6 (Referenzbereich 4-10 G/l) Stabkernige: 6% (Referenzbereich 0-2%) Segmentkernige: 45% (Referenzbereich 20-50%) Lymphozyten: 47% (Referenzbereich 45-65%) Monozyten: 2% (Referenzbereich 0-4%) GSH-Px: 24 (Referenzbereich > 250 U/g Hb) Natrium: 138,8 (Referenzbereich 135-150 mmol/l) Kalium: 2,95 (Referenzbereich 4-5 mmol/l) Chlorid: 95 (Referenzbereich 90-105 mmol/l) ion.Calcium: 1,17 (Referenzbereich 1,1-1,3 mmol/l) Blutgase: pH: 7,373 pCO2: 5,09 pO2: 12,6 K/Pa HCO3: 22,2 mmol/l BE: -2,1 Eine Untersuchung auf MD-Würmer, Leberegel, Kokzidien, Kryptosporidien und Lungenwürmer fiel negativ aus. Symptome (Überblick): Dünnbreiiger, schleimiger, z.T. schaumiger Durchfall, Anämie, Zytopenie, bei zu niedrigem Hämoglobin- und Hämatokritgehalt, Linksverschiebung, Hypokaliämie, Schorfige Auflagerungen und Bläschen auf dem Nasenrücken, Rötung im Zwischenklauenspalt, geringgradige Temperaturerhöhung. Differentialdiagnosen: Aufgrund der vorliegenden Untersuchungen besteht ein Verdacht auf: BVD/MD BKF Enteritis Paratuberkulose Salmonellose Amyloidnephrose MKS/VSV Anämie: Eisenmangel Leitsymptom ist hierbei die Diarrhoe und die Anämie des Tieres. Epikrise: Eine eindeutige Diagnose ist zum jetzigem Standpunkt nicht festzulegen, da der Durchfall nicht sehr spezifisch ist. Um die Ursache der Symptomatik herauszubekommen, muß man versuchen, andere Möglichkeiten auszuschließen. Ein Verdacht auf BVD/MD liegt allerdings sehr nahe. Auch Paratuberculose ist wahrscheinlich. Bovine Virusdiarrhoe: Die BVD-Erkrankung gehört den Pestiviren an und ist somit eng verwandt mit dem Virus der Schweinepest und der Border Disease der Schafe. Sie weist unterschiedliche klinische Verlaufsformen auf, wobei eine hohe Affinität zu den Schleimhäuten und dem ZNS besteht. Sie ist häufig klinisch inapparent und zählt hierzulande zu den wichtigsten Infektionen des Rindes, ihr Vorkommen ist weltweit. Die Vermehrung der BVD-Viren findet hauptsächlich in Abwehrsystemen (T-Lymphozyten) statt und kann diaplazentar den Fötus infizieren, wobei es immunsuppressiv wirkt. Hierbei kann es zu einer Geburt eines virämischen Kalbes mit erworbener Immuntoleranz kommen, wenn es zu einer Infektion eines nicht zytopathogenen Virus kommt, bevor das Immunsystem vollständig ausgereift ist (125.-150. Tag der Gravidität). Der Virus kann jetzt die Zellen des Abwehrsystems ungestört besiedeln und das Kalb ist somit lebenslanger Virusausscheider. Sie können Kümmerer, aber auch klinisch völlig inapparent sein. Wenn ein solches Tier später dann mit einem zytopathogenem Virus infiziert wird, erkrankt es in der Regel an der sogenannten Mucosal Disease, die dann letztendlich zum Tod führt (Letalität von 100%). MD tritt spontan nur bei solchen persistent infizierten Tieren auf. Symptome einer MD können sein: Fieber, Anorexie, blutiger Durchfall, Erosionen, Ulzerationen und Nekrosen der Schleimhäute des gesamten Verdauungstraktes, Hautnekrosen in den Zwischenklauenspalten. Klinische Formen der BVD: 1. Perakute septikämische Form: führt zu plötzlichen Todesfällen 2. Akute enteritische Form: häufigste Form. Innerhalb von 1-3 Tagen kommt es hier zu deutlichem Temperaturanstieg (über 40,5°C), Schleimhauthyperämie, Nasen- und Augenausfluß, sowie Durchfall. Letalität ist innerhalb von wenigen Tagen 100%. Eventuell kann es zu Läsionen an Schleimhäuten, Präputium und Zwischenklauenspalt kommen. 3. Subklinische Form: Stumme Durchseuchung, eventuell begleitet von serösem Nasen- und Augenausfluß und vorrübergehender Temperaturerhöhung. Die Tiere sind wenig lebhaft. 4. Chronische Form: bei älteren Tieren oder Jungrindern (wenn sie immunkompetent sind und bereits Kontakt mit dem Virus hatten). Es kommt zu wochenlangem Durchfall und später zu einer Kachexie. Die Tiere können wieder Genesen, bleiben aber danach oft in der Entwicklung zurück. 5. Schleimhaut-Form (Mucosal Disease), bes. bei persistent infizierten Tieren: hohes Fieber (über 40,5°C), katarrhalische, später erosiv-ulcerative, auch eitrig-nekrotisierende Schleimhautentzündung und profuser Durchfall. Hierbei stehen Nekrosen der Interdigitalhaut, Hautexantheme, Apathie, Anorexie und Leukopenie im Vordergrund. 6. Respiratorische Form: Hier stehen respiratorische Erkrankungen im Vordergrund, was bei diesem Tier allerdings nicht zutrifft 7. Intrauterine Form: auch diese Form ist bei dem vorliegenden Patienten nicht relevant. Klinisch ist bei der BVD nur eine Verdachtsdiagnose möglich, um sicher zu sein, muß man einen serologischen Nachweis (KBR, ELISA) durchführen. Eine durchgreifende Therapie ist nicht bekannt, die Krankheit muß symptomatisch behandelt werden, wobei überlebende Tiere keine Virusausscheider sein dürfen. Es besteht eine Möglichkeit der Schutzimpfung, die jedoch nach Ausbruch der Viruserkrankung in einem Bestand unsinnig ist. Erst eine regelmäßige Impfung der Tiere nach der Virusverbannung aus dem Betrieb ist zu raten. Bösartiges Katarrhalfieber: BKF ist eine Infektion des Bovine Herpesvirus-3 (BHV-3), die auch eine intestinale Form haben kann. Dies äußert sich in übelriechendem Durchfall, Augenausfluß, auch Ulcerationen der Nasen-, Maul-, Pansen- und Darmschleimhaut und Schwellungen der Lymphknoten treten auf. Die Therapie beschränkt sich auf symptomatische Behandlung. Enteritis Darmentzündungen treten hauptsächlich bei Kälbern auf, man muß hierbei zwischen primären (selbstständigen) und sekundären (symptomatischen) Enteritiden unterscheiden, außerdem zwischen unspezifischen (zumeist haltungs- und fütterungsbedingt) und spezifischen (erregerbedingten) Formen. Als Enteritis bezeichnet man neben den entzündlichen Darmerkrankungen auch alle anderen, mit Durchfall einhergehenden Veränderungen, also auch Störungen der Sekretion, Resorption und Motorik. Beim erwachsenen Rind ist die primäre Enteritis oft weniger bedeutsam, sie erscheint in verschiedenen Formen: a) katarrhalische Enteritis: breiiger bis wäßriger Durchfall, eventuell ohne Allgemeinstörungen. Ursache hierfür sind eventuell Fütterungsfehler (zu geringer Rohfasergehalt, zu eiweißreiches oder verdorbenes Futter), Futtermittel, die die Darmsekretion oder -motorik stimulieren, Chemikalien, Toxine oder spezielle Erreger. b) hämorrhagische Enteritis: Blutungen, die durch Vergiftungen oder Parasiten entstehen. c) pseudomembranöse Enteritis: sehr selten, fetztenförmige Teilstücke des Darmes gehen mit ab. Durch die Diarrhoe kommt es zu einer Exsikkose, im Blutbild ist eine Hypoproteinämie mit häufigen Unterhautödemen. Hämatokrit und Hämoglobin sind erhöht (durch Hämokonzentration), eventuell kommt es zu einer Urämie und Elektrolytverschiebung (Natrium und Chlorid vermindert, Kalium erhöht). Paratuberkulose (Johne’sche Krankheit): Die Para-Tbc ist eine chronisch verlaufende, bakterielle Infektionskrankheit, die durch den Erreger Mycobacterium paratuberculosis ausgelöst wird. Erwachsene Kühe erkranken an unstillbarem Durchfall, magern ab und verenden. Oft erkranken nur vereinzelt Tiere in einer Herde und meist sind es Kühe kurz nach dem Abkalben, oft sind sie aber schon im Kälberalter stumme Ausscheider. Charakteristisch für diese Erkrankung sind wechselnde Kotkonsistenz und später permanenter Durchfall mit wäßrigem, oft mit feinen Gasbläschen durchsetzten Kot. Es kommt zu einer hochgradigen Abmagerung mit Milchrückgang, Anämie und Exsikkose, das Haarkleid erscheint struppig, die Haut lederartig, fest und unelastisch. Temperatur, Allgemeinbefinden, Appetit, Herz- und Atemfrequenz bleiben lange unverändert. Nach Monaten kommt es zum Tod durch Entkräftung. Eine genaue Diagnose ist intra vitam nicht sicher möglich, Intracutan-Simultantest und serologische Proben sind oft unsicher. Zur Herdendiagnose besteht die Möglichkeit einer KBR, eines kulturellen Nachweises im Kot oder einer Probeschlachtung. Die Paratuberculose ist meldepflichtig und unheilbar. Salmonellose: Diese Infektion befällt Rinder aller Altersstufen, wobei es bei Kälbern zu hohen Verlusten kommt. Oft sind es hierbei Magen-Darm-Entzündungen (Abomasoenteritis), auch Organmanifestationen bei Septikämie können auftreten. Trotz ihrer Infektiösität erkranken oft nur wenige Tier im Bestand. Die Infektion erfolgt oral (Heu, Weiden), wobei sie auch über Nager und Vögel eingeschleppt werden kann. Es kann auch zu einer stummen Infektion kommen, wobei die betroffenen Tiere dann lebenslang Ausscheider bleiben, bis entsprechende Faktoren (Streß) die Krankheit zum Ausbruch bringen. Es kommt zu einer oft fieberhaften Enteritis mit gelblich-stinkenden, oft blutigen Durchfällen. Der Verlauf ist meist akut, es kommt innerhalb von Tagen zum Tod. Eventuell kann es zu Abort, Arthritis und Tendovaginitis kommen, selten zu einer Pneumonie oder Mastitis. Im akuten Fall ist das Allgemeinbefinden hochgradig gestört. Eine Diagnose ist klinisch unsicher, man müßte eine bakterielle Kotuntersuchung mit eventuellem Antibiogramm durchführen. Bei einer nachgewiesenen Salmonellose sind tierseuchenrechtliche Maßnahmen durchzuführen. Amyloidnephrose Hierbei kommt es zu einer Amyloidose (beim Rind in erster Linie an den Nieren manifestiert), die meist bei älteren Tieren nach der 3.-4. Kalbung auftritt. Es werden Teilstücke von Immunglobulinen unlöslich in Gewebe eingelagert. Klinisch kommt es zu einer Proteinurie mit Durchfall und Hypoproteinämie. Auch Kachexie, struppiges Haarkleid, Exsikkose und Unterhautödeme können auftreten. Appetit und Pansen sind normal. Der Durchfall ist profus und therapieresistent, das Allgemeinbefinden ist oft ungestört. Im Vorbericht sollte man zurückliegende, chronisch-eitrige Prozesse erfragen. Die Krankheit ist ebenfalls unheilbar. Maul- und Klauenseuche: Aufgrund der Bläschen am Flotzmaul und der geröteten Zwischenklauenspalte sollte auch diese Erkrankung in Betracht gezogen werden. Allerdings kommt es bei der MKS in der Regel nicht zu einem Durchfall oder einer Anämie. Bei dieser Erkrankung weisen die Tiere Fieber und Aphthen an Mundhöhle, der Umgebung der Nasenlöcher, Flotzmaul und an Euter und Klauen auf. Sie Speicheln und zeigen Lahmheit. Diese Krankheit ist anzeigepflichtig und führt letztendlich zur Keulung des Tieres. Eine ähnliche Symptomatik weist das Vesikuläre Stomatitis-Virus (VSV) auf. Es kommt jedoch nur in Amerika vor und hat geringe Letalität. Aufgrund seiner Ähnlichkeit zu MKS besteht auch hier Anzeigepflicht. Anämieformen: Bei einer Anämie muß man unterscheiden, ob es sich um eine Verminderung der Erythrozyten handelt, was auf Blutverlust oder Blutbildungsstörungen hinweist, oder ob der Gehalt an Hämoglobin in den Erythrozyten vermindert ist, was auf einen Eisenmangel hindeuten kann. Die Messung des Hämatokritwertes macht Aussagen über den Gehalt der Erythrozyten im Blut. Hier muß man unterscheiden, ob es sich um einen normalen Erythrozytengehalt handelt, oder um eine Abnahme des Serumgehaltes (durch z. B. Exsikkose), die eine normale Erythrozytenzahl (oder gar eine Erhöhung) nur vortäuscht. Folgende Anämieformen sind beim Rind von Bedeutung: a) Anämie infolge von Blutverlust (Blutungsanämie), nach außen oder in Körperhöhlen. b) Anämie infolge intravasalen Erythrozytenzerfall (Hämolyse, gestörte Isotonie, Blutparasiten oder toxische Einwirkungen) c) Anämie infolge gestörter Erythrozytenbildung (hypoplastische oder aplastische Anämie, Knochenmarksschädigung, gestörte Hämoglobinsynthese, meist gleichzeitig auch Granulozytopenie und Thrombpzytopenie) Auch der Hämoglobingehalt der Erythrozyten ist wichtig zur Beurteilung: normochrom: Hb-Gehalt normal bei verminderter Eryzahl, oft durch aktuelle Blutverluste (chron. Bleivergiftung). hypochrom: Hb-Gehalt und Eryzahl erniedrigt, bei chron. Blutverlusten, Eisen- und Kupfermangel. Meist sind derartige Erkrankungen ohne Allgemeinstörungen. Zur Behandlung sollte man die Grundkrankheit diagnostizieren und abstellen: Bluttransfusionen, Kreislaufauffüllung, Eisen-, Cobalt-, Vit. B12- oder Mineralstoffgabe, vollwertige Ernährung, Heu und Weidegang. Eine Eisenmangelanämie tritt in der Regel nur bei Kälbern auf, da gewöhnliche Futtermittel (auch Heu) üblicherweise genug Eisen enthalten. Zur Behandlung sind Futterkorrekturen oder intramuskuläre Injektionen von Eisenpräparaten gut geeignet. Prognose: Zuerst sollte eine Untersuchung auf BVD-Viren, Salmonellose oder Paratuberkulose stattfinden. Da mehrere Tiere des Bestandes betroffen sind, sollte, wenn die intra-vitam-Diagnostik ausgereizt ist, eine Sektion vorgenommen werden, um einen Bestandsproblem entgegenzuwirken. Läßt der Durchfall sich nicht symptomatisch behandeln, wird das Tier letztendlich an Kachexie verenden. Die Gefahr einer Virusausscheidung nach überstandener Infektion besteht immer. Therapie: Zum gegebenem Zeitpunkt kann das Tier nur symptomatisch behandelt werden. Es empfiehlt sich ein Breitspektrum-Antibiotika (Gentamycin: 4mg/kg KG i.m., i.v., Wiederholung nach 8-12 Stunden), um eine eventuelle bakterielle Infektion zu therapieren, bzw. eine Sekundärinfektion zu vermeiden. Dann sollte das Tier infundiert werden um einer Exsikkose aufgrund des Durchfalles entgegenzuwirken. Außerdem sollte auf Elekrtolytgehalte des Blutes geachtet werden. Bei Durchfall bietet sich am besten reine Heufütterung an, gleichzeitig muß uneingeschränkt Wasser zur Verfügung stehen. Eine orale Gabe einhüllender Mittel, wie zum Beispiel Leinsamenschleim ist zu empfehlen. Vitamine und Spurenelemente sollten ebenfalls zugeführt werden (Vit.-B-Komplex: 20ml tgl.s.c.,i.m. mehrtägig und Vit.E/Selen: 25-30mg Selen + 1.500-2.000 IE Vit.E s.c.). Aufgrund der Anämie sollte ebenfalls eine Eisengabe erfolgen (1,0-1,5 mg/kgKG Fe³+i.m.). Auf die Bläschen am Flotzmaul kann lokal eine antibiotische Salbe (z.B. SulfonamidLebertransalbe) gegeben werden. Literatur: Hofmann, Rinderkrankheiten, Bd. 1 Liebermann, Lehrbuch d. veterinärmed. Virologie Rolle/Mayr, Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre Mayr/Scheunemann, Infektionsschutz der Tiere Rosenberger, Krankheiten des Rindes