Muskelfunktionstests

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Muskelfunktionstests
Durchführung:

nur durch geübten Untersucher!

Besonders Tests auf Abschwächung sollte immer der gleiche Therapeut durchführen!
Wichtiges:

Funktionen des Muskels müssen bekannt sein
→ muss wissen ob Muskel zur Abschwächung oder zur Verkürzung neigt
→ Abschwächung: in seiner Funktion testen
→ Verkürzung:
entgegen seiner Funktion testen

Richtige Lagerung → Substitution anderer Muskelgruppen vermeiden

Ausreichende Fixierung → Ausgleichsbewegungen verhindern

Beeinflussende Faktoren mitdokumentieren → Tageszeit / Raumtemperatur

Wiederholungsanzahl möglichst gering halten

Muskeln nicht aufwärmen oder vordehnen → Ruhestellung
Muskuläre Dysbalancen (= Haltungsfehler 2. Grades)

Gestörte Beziehung zwischen Agonist – Antagonist

Mangelnde Koordination:
-) Reihenfolge der Aktivierung gestört
-) Muskel kontrahiert entweder nicht / zu gering / zu stark
-) nicht erforderliche Muskulatur wird aktiviert
Verkürzte Muskulatur
Häufig verkürzte Muskulatur:
Regel:










Beinmuskulatur
Brustmuskulatur
Trapezius
Neigen zur Verkürzung
Rumpfmuskulatur
Neigt zur Abschwächung
M. trapezius pars descendens
M. levator scapulae
M. splenius cervicis
M. pectoralis major
M. erector spinae (Rückenstrecker in der LWS)
Mm. ischiocrurales
M. iliopsoas
M. rectus femoris
M. adductores
M. trizeps surae
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Theoretisch ist aber eine
Verkürzung bzw.
Abschwächung jedes Muskels
möglich!
Bemerkung: Unter „Verkürzung“ versteht man eigentlich die Abnahme der Beweglichkeit
(Flexibilität) – daher müsste man, bevor man eine Muskelverkürzung
diagnostizieren kann, den Status des Gelenks erheben. Somit kann bei
Veränderungen in der Gelenksform (z.B.: nach Verletzungen) eine
Muskelverkürzung mit Muskelfunktionstests nicht zwingend festgestellt werden!
Muskelfunktionstests auf Verkürzung:
Graduierung bei Verkürzung:
3 … starke Verkürzung
→ der gesamte Bewegungsumfang (ROM = range of motion)
kann trotz Hilfe nicht durchlaufen werden
4 … mäßige Verkürzung
→ der gesamte ROM kann nur mit Hilfe durchlaufen werden
5 … keine Verkürzung
→ der gesamte ROM kann ohne Hilfe durchlaufen werden
1.) Ausgangsstellung
2.) Fixierung
3.) Bewegungsausführung
4.) Graduierung / Bewegungsausmaß
Das Ausschalten substituierender Muskeln soll ebenfalls angeführt werden!
Der Test erfolgt entgegen der Funktionsrichtung des Muskels!
M. trapezius (pars descendens – oberer Anteil)
Funktion: Heben des Schultergürtels
1.)
Rückenlage, Beine aufgestellt,
Arme liegen seitlich neben Körper;
Kopf liegt außerhalb der Unterlage
frei in der Hand des Testers
2.)
zu testende Schulter wird bis zur Endspannung hinuntergedrückt
3.)
Seitneigung des Kopfes bis zum Anschlag auf die nicht zu testende Seite;
zu testende Schulter wird weiter hinuntergedrückt (Schultergürteldepression)
und die Federung gefühlt
4.)
5 … Schultergürteldepression ist leicht durchführbar
4 … Schultergürteldepression kann nur mit großem Druck durchgeführt werden
3 … Schultergürteldepression ist nicht möglich
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M. levator scapulae
Funktion: Heben des Schultergürtels
1.)
Rückenlage, Beine aufgestellt,
Arme liegen seitlich neben Körper;
Kopf liegt außerhalb der Unterlage
frei in der Hand des Testers
2.)
zu testende Schulter wird bis zur Endspannung hinuntergedrückt
3.)
Vorbeugung und Rotation des Kopfes bis zum Anschlag auf die nicht zu
testende Seite; zu testende Schulter wird weiter hinuntergedrückt
(Schultergürteldepression) und die Federung gefühlt
4.)
5 … Schultergürteldepression ist leicht durchführbar
4 … Schultergürteldepression kann nur mit großem Druck durchgeführt werden
3 … Schultergürteldepression ist nicht möglich
M. pectoralis major (pars sternocostalis)
Funktion: Schulter: Anteversion, Adduktion,
Innenrotation
1.)
Rückenlage, Beine aufgestellt,
an der Kante der zu untersuchenden Seite
liegen → Schultergelenk muss frei sein
2.)
Zug mit Unterarm auf Thoraxwand diagonal
nach unten zur nicht zu testenden Seite
3.)
Bewegung des zu testenden Armes: Retroversion, Abduktion, Außenrotation
4.)
5 … Oberarm kommt alleine bis unter die Horizontale (Liegeebene)
4 … Oberarm kommt alleine bis zur Horizontale (Liegeebene)
3 … Oberarm kommt alleine nicht bis zur Horizontale (Liegeebene)
M. erector spinae - LWS
Funktion: Rückenstrecker (ist fast bei jedem verkürzt)
1.)
aufrechtes Sitzen, Fußsohlen haben Kontakt mit Boden
2.)
Tastende Kontrolle am Beckenkamm um vorkippen zu
verhindern
3.)
nach vorne beugen, mit Finger Richtung Schienbein
(Linie auf Höhe Schienbeinmitte anbringen) (Testende: bei Beckenkippung)
4.)
5 … Finger bis über Schienbeinmitte
4 … Finger bis Schienbeinmitte
3 … Finger nicht bis Schienbeinmitte
-3-
M. ischiocrurales
Funktion: Hüfte: Streckung, Knie: Beugung
1.)
Rückenlage, Beine aufgestellt, Arme
längs des Körpers
2.)
durch aufstellen der Beine ist Becken fixiert,
zusätzliche Fixierung mit Unterarm am
Beckenkamm
3.)
auf der zu testenden Seite wird das Knie gestreckt und nach oben geführt
(Beugung in der Hüfte)
(Knie muss gestreckt bleiben! Keine Abduktion oder Außenrotation im Hüftgelenk!)
4.)
5 … ab 90°
Hüftwinkel
4 … 80 – 90° Hüftwinkel
3 … unter 80° Hüftwinkel
M. iliopsoas
Funktion: Hüfte: Beugung
1.)
Rückenlage; Becken liegt ganz an der
Tischkante damit das Hüftgelenk frei ist,
(darf in Hüfte nicht sperren)
Beine sofort nach einnehmen der
Ausgangsposition hochnehmen (damit vor
dem Test keine Dehnung im Hüftgelenk!)
2.)
Knie des nicht zu testenden Beines wird zur Brust gezogen bzw. vom Tester zur Brust
gedrückt (LWS liegt auf!)
3.)
Knie des zu testenden Beines wird losgelassen sodass es entspannt hinunterhängt
4.)
5 … Bein alleine bis unter die Horizontale
4 … Bein alleine bis zur Horizontale
3 … Bein alleine nicht bis zur Horizontale
M. rectus femoris
gleich anschließend an M. iliopsoas – Test:
Funktion: Hüfte: Beugung, Knie: Streckung
Zu testendes Bein in Hüftextension fixiert halten
→ Flexion im Knie
5 … ab 120° Kniewinkel
4 … 90 – 120° Kniewinkel
3 … unter 90° Kniewinkel
1.)
Bauchlage
2.)
Becken gegen Unterlage drücken
3.)
gestreckte Hüfte (=2-gelenkiger Muskel → Hüfte muss gestreckt sein → durch
Bauchlage + Beckenfixierung gewährleistet) Beugung im Knie, Ferse zum Gesäß
4.)
5 … 0 – 5 cm (Abstand Ferse – Gesäß)
4 … 5 – 15 cm
3 … über 15 cm
-4-
Mm. adductores
Funktion: Hüfte: Adduktion
1.)
Rückenlage
2.)
nicht zu testendes Bein ca. 15° auslagern,
zusätzliche Fixierung durch Unterarm am
Becken (Becken muss stabil bleiben!)
3.)
Bein abduzieren solange bis Becken
mitkippt (Knie muss gestreckt bleiben!)
4.)
5 … ab 45°
4 … 40 – 45°
3 … unter 40°
j
Zusatztest:
Wenn Winkel unter 45°
→ Test mit gebeugtem Knie durchführen!
→ erreicht Patient jetzt über 45° dann deutet das auf eine
Verkürzung des M. gracilis hin!
Abgeschwächte Muskulatur
Häufig abgeschwächte Muskulatur:
Regel:










Beinmuskulatur
Brustmuskulatur
Trapezius
Neigen zur Verkürzung
Rumpfmuskulatur
Neigt zur Abschwächung
M. trapezius pars ascendens
M. trapezius pars transversus
M. serratus anterior
M. rhomboideus
Rückenstrecker in der BWS
Mm. abdominales
M. glutaeus maximus
M. glutaeus medius
M. longus colli
M. longus capitis
Theoretisch ist aber eine
Verkürzung bzw.
Abschwächung jedes Muskels
möglich!
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Muskelfunktionstests auf Abschwächung:
Graduierung bei Abschwächung:
0 … keine Funktion
1 …kleine Zuckungen (Muskelkontraktion sichtbar, aber zu schwach für eine Bewegung)
2 …keine Bewegung gegen Schwerkraft möglich
3 … Bewegung gegen Schwerkraft möglich, aber nicht gegen einen zusätzlichen
Widerstand
4 … Bewegung gegen konstanten submaximalen Widerstand möglich
5 … Bewegung gegen konstanten maximalen Widerstand möglich
1.) Ausgangsstellung
2.) Fixierung
3.) Bewegungsausführung
4.) Graduierung / Bewegungsausmaß
M. rectus abdominis
Funktion: Flexion der Wirbelsäule
1.)
Rückenlage, Beine aufgestellt
um Substitution des M. psoas
zu vermeiden (Kniewinkel < 90°)
2.)
Fersen aktiv gegen Unterlage
drücken
3.)
Aufrollen (nicht aufsetzten) bis gedachte Linie 5cm unter Angulus inferior scapulae
die Unterlage verlässt
4.)
3 … mit Armen neben dem Körper möglich
4 … mit Armen auf der Brust überkreuzt möglich
5 … mit Händen an der Schläfe möglich
j
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Mm. obliqui abdominis
Funktion: Flexion der Wirbelsäule,
(mit Seitneigung, Rotation)
1.)
Rückenlage, Beine aufgestellt
um Substitution des M. psoas
zu vermeiden (Kniewinkel < 90°)
2.)
Fersen aktiv gegen Unterlage
drücken
3.)
schräges Aufrollen (nicht aufsetzten) bis gedachte Linie 5cm unter Angulus inferior
scapulae die Unterlage verlässt
4.)
3 … mit Armen neben dem Körper möglich
4 … mit Armen auf der Brust überkreuzt möglich
5 … mit Händen an der Schläfe möglich
Problem bei Test für M. abdominales:
Funktion des M. transversus ist mit diesem Test nicht erfassbar → ist jedoch sehr wichtig:
M. transversus + kurze Rückenmuskeln
Mm. obliqui abdominis + lange Rückenstrecker
→ für Rumpfstabilität
→ für Bewegungsausführung
M. rectus abdominis (unterer Anteil)
Funktion: Flexion der Wirbelsäule
1.)
Rückenlage, Beine in Hüfte und Knie jeweils 90° gebeugt und vom Boden abgehoben
2.)
Fixation durch die hochgelagerten Beine gegeben
3.)
Becken soll von der Unterlage abgehoben werden
→ Oberschenkel sollen senkrecht bleiben und nicht in Richtung Oberkörper wandern!
4.)
3 … mit Armen neben dem Körper möglich
4 … mit Armen auf der Brust überkreuzt möglich
5 … mit Händen an der Schläfe möglich
-7-
M. erector spinae BWS
1.)
Bauchlage,
mit Rippenbogen bis zur
Bankkante nach vorne rutschen
2.)
mit Unterarm am Beckenkamm
3.)
Rumpf hinunterneigen (bis ca. 45°)
→ dann bis zur Horizontale heben
4.)
a) 3 … Hochheben gegen Schwerkraft möglich
4 … Hochheben gegen submaximalen Widerstand möglich
5 … Hochheben gegen maximalen Widerstand möglich
b) 3 … Hochheben mit Armen neben dem Rumpf möglich
4 … Hochheben mit Armen an der Brust überkreuzt möglich
5 … Hochheben mit ausgestreckten Armen nach vorne u. Daumen nach oben möglich
Wichtig:
diesen Test nicht mit Bluthochdruckpatienten durchführen!!!
M. trapezius (pars ascendens)
Funktion: senken der Scapula
1.)
Bauchlage, zu testende Arm nach
vorne gestreckt (Tester kann Arm
mit Hand unterstützen)
2.)
Tester nimmt die Scapula auf der zu
testenden Seite zwischen die Finger
(Finger greifen an margo medialis,
Daumen an margo lateralis) und
drückt sie nach oben
3.)
Proband soll Schulterblatt nach unten ziehen
4.)
3 … Hinunterziehen möglich
4 … Hinunterziehen gegen submaximalen Widerstand möglich
5 … Hinunterziehen gegen maximalen Widerstand möglich
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M. trapezius (pars transversus) und M. rhomboideus
Funktion: Scapula medial ziehen
1.)
Bauchlage, Arme neben dem Körper, Kopf stützt am Kinn
(Substitution von M. trapezius – pars descendens verhindert !)
2.)
Kreuzgriff (linke Hand – rechtes Schulterblatt und umgekehrt) auf die Schulterblätter
(Finger greifen an margo medialis, Daumen an margo lateralis) und Vorspannung gegen
die Schulterblätter nach außen
3.)
Schulterblätter zur Mitte zusammenziehen
4.)
3 … Zusammenziehen möglich
4 … Zusammenziehen gegen submaximalen Widerstand möglich
5 … Zusammenziehen gegen maximalen Widerstand möglich
M. glutaeus medius
Funktion: Abduktion
1.)
Seitlage, unters Bein gebeugt,
oberes Bein gestreckt,
Becken in Mittelstellung
2.)
am Beckenkamm (Kippen verhindern!)
3.)
oberes Bein gestreckt hochheben
4.)
3 … ohne Widerstand möglich
4 … gegen submaximalen Widerstand am distalen Oberschenkel möglich
5 … gegen maximalen Widerstand am distalen Oberschenkel möglich
M. glutaeus maximus
Funktion: Streckung
1.)
Bauchlage
2.)
Unterarm am Beckenkamm
3.)
Bein auf der zu testenden Seite heben
(Hüftstreckung), Fußsohle zur Decke schieben,
Beugung im Knie (um Substitution der
ischiocruralen Muskulatur zu vermeiden)
4.)
3 … ohne Widerstand möglich
4 … gegen submaximalen Widerstand am Oberschenkel möglich
5 … gegen maximalen Widerstand am Oberschenkel möglich
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M. longus colli, M. longus capitis (tiefe Nackenbeuger)
Funktion: HWS: Flexion
1.)
Rückenlage, Beine aufgestellt
2.)
BWS gegen Unterlage drücken
3.)
Kinn zur Brust ziehen
4.)
3 … ohne Widerstand möglich
4 … gegen submaximalen Widerstand an der Stirn möglich
5 … gegen maximalen Widerstand an der Stirn möglich
M. sternocleidomastoideus
1.)
Rückenlage, Beine aufgestellt
2.)
BWS gegen Unterlage drücken
3.)
Stirn in Richtung Decke schieben
4.)
3 … ohne Widerstand möglich
4 … gegen submaximalen Widerstand an der Stirn möglich
5 … gegen maximalen Widerstand an der Stirn möglich
Wichtig:
Test für tiefe Nackenbeuger sollte besser ausfallen als Test für
M. sternocleidomastoideus
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