Predigt des Vikars Ellwanger in Mitteltal am 21. März 1937

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Predigt des Vikars Ellwanger in Mitteltal am 21. März 1937
Der Herr hat mir eine gelehrte Zunge gegeben, dass ich wisse, mit den Müden zu reden zur rechten Zeit.
Jesaja ist also zum Schüler geworden. Er hört das Wort des Herrn und gibt es dann weiter. Wie ist es ihm dabei ergangen?
„Ich hielt meinen Rücken dar denen, die mich schlugen." Woher kommt ihm diese Kraft?
„Der Herr. Herr hilft mir." Dieser Prophet ist ein Ahnherr unserer- Kirche. Was hat er uns hinterlassen?
Eine Botschaft für uns, die wir im Dunkeln sind. In unserem Volke ist es heute sehr dunkel ... Wir wollen diese Botschaft
mitten hineinnehmen in das Geschehen dieser Tage und hören, was sie uns zu sagen hat. Wir haben keine Angst vor denen,
die uns verdächtigen und auflauern, ob uns nicht etwas entschlüpfe . . . Wir stehen zum vierten Mal am Tage von Potsdam.
Damals hieß es, Freiheit und Ehre werden die Grundlage des neuen
Deutschlands sein. Wo ist die Freiheit, die eigene Meinung, die Freiheit für die Wahrheit? Man darf nur so fragen, dann
spürt man schon das Dämonische, das über unserem Volke lastet. In unserer Kirche ist noch ein letzter Rest von Licht und
Wahrheit. Auch das soll beseitigt werden. Es ist uns vorenthalten, daß zwei deutsche Männer mit Gewalt aus diesem Leben
befördert wurden . . .Wir stellen uns unter das Won unseres Herrn. Was ist unsere Aufgabe? Wir müßten unser Vaterland
nicht lieb haben, wenn wir gleichgültig zusehen könnten, wie sie in ihr eigenes Verderben hineinlaufen. ohne es zu merken.
Wir haben unser Vaterland nicht deshalb Lieb, weil uns vorgemacht wird, es sei ein unvergängliches Reich, sondern weil wir
wissen, daß unser Volk den Krieg nicht aus eigener Kraft überstanden hat. Tapfer ist unser Vaterland nicht durchs Feuer
gegangen, daß es nun einem gottlosen Führer in die Arme läuft. . . Wir haben es ja nicht nötig, daß wir uns jetzt gegen ganz
lächerliche Drohungen von Seiten einiger Gemeindeglieder und des Bürgermeisters uns noch lange wehren. Wir bilden einen
Ring in dieser ' Gemeinde und im Namen Gottes scheiden wir uns von denen. die die Ehre Gottes mit Füßen treten und das
Amt des Wortes beschmutzen.
Es ist heute der Tag, an dem einst der Führer sich auf den Mann berufen hat, in dessen Staat wirklich das Christentum die
Stütze war. Jeder, der sich die Mühe nimmt, diesen Mann persönlich kennenzulernen, muß erröten, wenn er sieht, was man
aus diesem Manne heute macht.
Wir haben ein Wort, des großen Kurfürsten, der sich bezeichnet als den ersten christlichen Amtmann seines Staates ... Ich
darf nur darauf hinweisen, was im Namen der Gerechtigkeit heute gelogen wird. Wir haben die Pflicht, uns nicht feige zu
drücken und nicht alles über uns ergehen zu lassen. Wir werden unser Angesicht darbieten so hart wie Kieselgestein! Mögen
sie sich bei Bier und Wein darüber beraten, wie sie mit Maschinengewehren unsere Kirche an die Wand drücken können ...
Ich stütze mich auf das Wort und rufe jeden einzelnen auf, sich auf meine Seite zu stellen. Wir wehren uns gegen den, der
unser Volk seit vier Jahren an der Naseherumführt. Darüber kann für jeden, der noch Verstand und klares Urteil besitzt, kein
Zweifel bestehen, daß wir dem Bolschewismus näher sind als je. Gewalt war noch immer da, wo die Gottlosigkeit Trumpf
ist. All „Jedes jüdische Kulturdenkmal ist zugleich ein Mahnmal des Gewissens", erklärte Innenminister Dietmar Schlee in
Rotlenburg-Baisingen bei der Vorstellung des umfangreichen Dokitmentationsbundes. Erinnerungen sind Zeugnisse
jüdischer Geschichte in Baden-Württemberg". Das von dem evangelischen Theologen und Pfarrer Dr. Joachim Hahn verfaßte
Buch ist im Auftrag des Baden-Württembergischen Innenministeriums zusammen mit der Kommission für geschichtliche
Landeskunde im Theiss Verlag, Stuttgart, erschienen. Schlee nannte die Geschichte die Eide sind bloß Lügen, mit denen man
uns fangen will . . . Wer angefangen hat, an dem Wort der Wahrheit Kritik zu üben, der ist auf der Bahn, die ihn immer
weiter von der Wahrheit entfernt. Wir wollen nicht gleichgültig zusehen, wie diese Menschen auch in unserer Gemeinde- ins
Verderben rennen. Deshalb sagen wir die Wahrheit, mag kommen, was da wolle. Wir haben diese Aufgabe gerade jetzt
besonders dringlich gestellt durch die Lage vor der kommenden Kirchenwahl. Wir müssen nun zeigen, um offenbar werden
zu lassen, daß wir wirklich ein Salz der Erde sind. Wie viele von denen, die heute unsere Kinder unterrichten, haben schon
die Wahrheit völlig preisgegeben. Letzten Endes aus der Angst um den Beruf. Wo ist in Deutschland die Ehre, wenn man uns
so belügt, wenn der Führer und die Seinen selber die Bolschewisten sind, daß sie sich der verschiedenen Landesteile, .eng
und nicht nur unheilvoll verwoben" mit der Geschichte der jahrhundertelang hier ansässigen Juden. In den zwölf Jahren der
NS-Gewaltherrschaft sei die jüdische Kultur in Deutschland aber nahezu ausgelöscht worden. „Mehr Briefe an die Sender"
Ihre Möglichkeiten, das Fernsehprogramm zu beeinflussen, sollten die Kirchenmitglieder mich Ansicht des Rundfunkpfarrers
Johannes Kühn besser nutzen. Wenn die Zuschauer sich gegen das Evangelium gewehrt haben. Deshalb reden wir so. Wir
wissen, daß ein Mann mit Gort stärker ist denn ihrer Tausende und daß der eine der gewesen ist, der seinen Feinden den
Rücken dargeboten hat. Ich sage, wenn wir auf diesen Mann sehen, dann haben wir die Kraft und den Grund, auf dem wir
gegen alle Feindschaft, auch wenn sie zu unserem Tode führte, bestehen können . . . Wir brauchen nicht weit zu gehen, um
solche zu finden, die auf einem anderen Grunde stehen, sie sind mitten in unserer Kirche. Wenn ihr andere Pfarrer wollt,
dann soll doch der Herr Stoß selber auf die Kanzel gehen und seine Frau auch . . . Darum treten wir mit mutigem Blick in die
Reihen derer ein, die für das Evangelium kämpfen. Wir kämpfen für unser Vaterland, weil wir es lieber haben als sie.
Wir wollen unser Volk auf den Weg der Gottesfurcht führen, auf den Weg der Erlösung von allen unseren Sünden. „Einen
anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Christus Jesus." Und wenn der Angriff auf unser
Amt und unsere Sicherheit erfolgt, dann wissen wir unser Grund ist tragfähiger als alles andere. Ich "fordere jeden auf,
öffentlich dagegen Stellung zu nehmen, was ich gesagt habe. Die Grundlage soll sein das Wort Gottes. Auf diesen Grund
allein wollen wir unsere Kirche bauen. …..Der Herr steht zu seinem Wort. Wir stehen im Schutze unseres Gottes und gehen
so getrost in alle Zukunft hinein ... Die Sanftmütigen werden das Erdreich besitzen und die da Leid tragen, die um seines
Namens willen verfolgt werden!*' (auszugsweise Wiedergabe nach Stenogramm)
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