Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Institut für Analysis HDoz. Dr. P. C. Kunstmann Frühjahr 2010 08.03.2010 Wahrscheinlichkeitstheorie für die Fachrichtung Elektroingenieurwesen Aufgabe 1 (2+2+3+3=10 Punkte) Betrachtet werde eine Urne mit drei weißen und einer schwarzen Kugel sowie eine zweite Urne mit einer weißen und drei schwarzen Kugeln. Sukzessive werde eine Kugel rein zufällig gezogen und anschließend wieder zurückgelegt. Dabei sollen folgende Regeln gelten: • Die erste Kugel werde aus der ersten Urne gezogen. • Eine gezogene Kugel wird in die Urne zurückgelegt, aus der sie entnommen wurde. • Ist die gezogene Kugel weiß, so wird die nächste Kugel aus der ersten Urne gezogen. Ist die gezogene Kugel schwarz, so wird die nächste Kugel aus der zweiten Urne gezogen. Sei n ∈ N. Die Zufallsvariable Yn sei gleich 1 oder 0 je nachdem, ob die n-te gezogene Kugel weiß oder schwarz ist. Ferner bezeichne Xn die Anzahl der in den ersten n Ziehungen gezogenen weißen Kugeln. a) Berechnen Sie P (Y1 = 1) und P (Y2 = 1). b) Zeigen Sie, dass für jedes n ∈ N gilt: P (Yn+1 = 1) = c) 1 1 P (Yn = 1) + 2 4 Berechnen Sie E(X3 ) und D 2 (3X1 + 1). d) Bestimmen Sie die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die zweite gezogene Kugel weiß ist unter der Bedingung, dass die dritte gezogene Kugel schwarz ist. Aufgabe 2 (7+3=10 Punkte) a) Die homogene Markoffkette (Xn )n∈N0 auf der Zustandsmenge {1, 2, 3, 4} besitze die Übergangsmatrix 3/4 1/4 0 0 1/8 5/8 a − b 0 P = 0 0 1 0 1/16 a + b 0 7/16 mit zwei Konstanten a, b ∈ R. (i) Ermitteln Sie a und b. (ii) Zeichnen Sie den Übergangsgraphen. (iii) Berechnen Sie P (X2 = 2 | X0 = 4) und P (X3 = 3, X2 = 2 | X0 = 4). (iv) Der Anfangszustand der Markoffkette sei X0 = 4. Bestimmen Sie die mittlere Dauer bis zur Absorption im Rand. b) Betrachten Sie das folgende Zufallsexperiment: Zu jedem Zeitpunkt n ∈ N wird ein Würfel geworfen, der auf zwei Seiten mit der Ziffer 0 und auf vier Seiten mit der Ziffer 1 beschriftet ist. Das Experiment endet, sobald zum ersten Mal eine der Ziffernfolgen 1111 oder 0011 auftritt. Geben Sie zur Modellierung dieses Zufallsexperiments durch eine Markoffkette (Xn )n∈N die Zustandsmenge und den Übergangsgraphen an. Aufgabe 3 (3+1+3+3=10 Punkte) a) Sei a > 0. Bestimmen Sie a so, dass die Funktion F : R → R, gegeben durch ( 0, x≤0 F (x) = x 1+ax , x > 0, die Verteilungsfunktion FX einer Zufallsvariablen X ist. Berechnen Sie P (1 < X ≤ 2). b) Bestimmen Sie die Dichte fX von X. c) Wegen P (X ≤ 0) = 0 ist auch Y = ln(X) eine Zufallsvariable. Bestimmen Sie die Dichte fY von Y . d) Zeigen Sie, dass fY (y) = fY (−y) für alle y ∈ R gilt. Was ergibt sich damit für den Erwartungswert von Y ? (Die Existenz des Erwartungswertes von Y sei gesichert.) Aufgabe 4 (2+4+4=10 Punkte) Es seien (Xj )j∈N unabhängige und identisch verteilte Zufallsvariablen. X1 sei gleichverteilt auf dem N X Xj . Intervall [0, 2b] mit b > 0. Für N ∈ N sei SN := j=1 a) Berechnen Sie E(X12 ) und D 2 (SN ). b) Es sei b > 1. Berechnen Sie lim P (SN < N ). N →∞ c) Es sei α ∈ (0, 1). Approximieren Sie mit Hilfe des zentralen Grenzwertsatzes die Wahrscheinlichkeit P |SN − E(SN )| ≥ αE(SN ) . Welcher Wert ergibt sich für α = 0.01, b = 7, N = 300? Verteilungsfunktion Φ der Standardnormalverteilung: x Φ(x) 0.01 0.504 0.03 0.512 0.05 0.520 0.1 0.540 0.3 0.618 0.5 0.691 Viel Erfolg! Nach der Klausur: Die Klausurergebnisse hängen ab Freitag, den 26.03.2010, am Schwarzen Brett neben Zimmer 3A-17 (AllianzGebäude 05.20) aus und liegen unter www.math.kit.edu/iana1 im Internet. Die Klausureinsicht findet am Mittwoch, den 14.04.2010, von 14:00 Uhr bis 16:00 Uhr im Benz-Hörsaal statt. Die mündlichen Nachprüfungen finden ab dem 26.04.2010 im Allianz-Gebäude 05.20 statt.