Doula – Dienerin der Frau - Geburtshilfe

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Doula –
Dienerin der Frau
UNTER DER LUPE • Nach einer kaufmännischen Ausbildung wurde Kathrin Röösli-Vietense über
den Berufswunsch Hebamme zur Doula. Sie nennt es eine Berufung. Die Präsidentin des Verbands
Doula Schweiz ist von Herzen gerne «Dienerin der Frau».
Frau Röösli-Vietense, was macht eine gute Doula aus?
Entsprechend der übertragenen Bedeutung «Dienerin der Frau»
bieten wir der Gebärenden und auch ihrem Partner vor, während
und nach der Geburt zusätzliche emotionale und körpernahe
Unterstützung und vermitteln Ruhe und Zuversicht.
Im Gegensatz zur Hebamme hat die Doula kaum Verantwortung
inne. Erleichtert dies die Tätigkeit?
In medizinischen Belangen ja, aber wenn es zu Komplikationen
bei einer Geburt kommt, sind auch wir Doulas gefordert und
müssen versuchen, die Eltern aufzufangen. Die Emotionen gehen da sehr hoch!
Wie gut werden Doulas von Ärzten, Hebammen und anderem
medizinischen Personal akzeptiert?
Sicher gibt es immer wieder Fachpersonen, welche das Angebot
der Doula für unnötig halten, doch oft revidieren sie ihre Meinung und sind dann froh, dass wir Doulas anwesend waren.
Wie viele Geburten in der Schweiz werden jährlich von einer Doula
begleitet?
2013 wurden 122 Begleitungen gemeldet. Dies ist nach Regionen
sehr unterschiedlich. In der Region Zürich werden die Doulas öfters für Geburtsbegleitungen angefragt, in ländlichen Gebieten
noch eher weniger.
Welche Frauen wünschen sich eine Doula?
Oft ist es einfach eine werdende Mutter, die möchte dass immer
eine vertraute Person bei ihr und ihrem Partner ist. Es gibt aber
auch Frauen, die eine traumatisierende Erstgeburt hatten und
Unterstützung suchen. Weiter gibt es Frauen aus dem Ausland
(Expats), die das Angebot der Doula bereits aus ihrer Heimat kennen.
Was muss man mitbringen um die Ausbildung zur Doula erfolgreich absolvieren zu können?
Die Ausbildung zur Doula-Geburtsbegleiterin richtet sich an
Frauen, die grosses Interesse an den Themen Schwangerschaft,
Geburt und Wochenbett haben. Sie müssen mindestens ein Kind
selber geboren haben und kennen deshalb die emotionalen Höhen und Tiefen sowie die körperlichen Veränderungen, die
Schwangerschaft und Geburt mit sich bringen. Weitere Voraussetzungen sind körperliche und seelische Belastbarkeit, Teamfähigkeit, Durchhaltevermögen für Schichtdienst und Freude an
Pionierarbeit.
Sie sind Präsidentin des Verbandes Doula Schweiz seit 2012. Was
sind derzeit die grössten Herausforderungen Ihres Amtes?
Die grösste Herausforderung ist sicherlich die zeitliche Belastung, welche dieses Amt mit sich bringt. Ich versuche stets für
alle Doulas und Fachpersonen ein offenes Ohr zu haben. Ich erhalte Unterstützung durch verschiedene Fachpersonen und
durch den Vorstand. Gleichzeitig möchte ich weiterhin als Doula
aktiv bleiben.
WirbelWind | Ausgabe 4/14
Bild: Kathrin Röösli-Vietense
Ihr Verband ist noch jung. Wie haben sich die Doulas in der
Schweiz vorher organisiert?
Es hat jede für sich geschaut. Als dann im 2006 in Brugg AG der
Verband Doula CH gegründet wurde, bildeten sich innerhalb des
Verbandes regionale Gruppen, welche gemeinsam mit dem Vorstand die lokale und regionale Werbung intensivierten und eine
Informationskampagne in den Medien starteten. Ziel war und ist
es, den Bekanntheitsgrad der Doula-Tätigkeit sukzessive zu vergrössen und einem breiteren Publikum nahe zu bringen.
Was war das schönste Kompliment, das Sie in Bezug auf Ihre
Tätigkeit als Doula erhalten haben?
Einmal hat ein Paar nach den Nachgesprächen gesagt, dass ich
durch dieses gemeinsame Ereignis nun praktisch zur Familie gehöre.
Das schönste Erlebnis als Doula?
Als ein Paar nach der Geburt die Nabelschnur nicht selber durchtrennen wollte, meinte der Gynäkologe, ich dürfe das gerne übernehmen.
Interview: Tamara Beck
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