18/05 Pfingstsonntag, 15.05.2005 Dr. Jürgen Kuberski Thema: „Staunen über den Heiligen Geist!“ Apg 2,1-21 Liebe Gemeinde, liebe Freunde, 1. V. 1-4 Der Heilige Geist kommt - aber gewaltig! Wir befinden uns im Jahr 30 n.Chr., etwa 120 Jünger von Jesus waren in einem großen Raum versammelt. Sie feiern das jüdische Pfingstfest, ein Erntefest. Sie denken oft an die letzten Wochen zurück: Vor 50 Tagen, beim Passah, dem jüdischen Osterfest, war Jesus am Kreuz gestorben, drei Tage danach auferstanden, dann war er noch 40 lang Tage bei ihnen, doch vor 10 Tagen war er dann in den Himmel geschwebt. Jesus war nun nicht mehr bei ihnen. Doch er sagte, sie sollten hier warten. Sie würden Kraft empfangen, ein Tröster würde kommen. Welche Kraft? Was für ein Tröster? Wie lange sollten sie noch warten? Doch auf einmal geschah es: (V. 1-4) Ein gewaltiges Brausen, wie ein gewaltiger Sturm, vom Himmel her, der war sogar im Haus zu spüren! Die Jünger sind dabei bestimmt total erschrocken! Dann kommt auf einmal etwas auf sie herab, das wie Feuerflammen aussieht, bei jedem einzelnen setzt sich eine Art Flamme auf den Kopf, aber es ist kein Feuer ... das war bestimmt zunächst erschreckend! Die Jünger wissen in diesem Moment: Gott selbst ist zu ihnen gekommen. Durch Wind und Feuer hatte sich Gott schon in früheren Zeiten den Menschen gezeigt: Der Prophet Elia spürte den Wind am Horeb, Mose stand vor dem brennenden Dornbusch, stand am brennenden Berg und alle Israeliten sahen die Feuersäule, die sie nachts in der Wüste begleitete - Gott selbst war unter ihnen erschienen! Sie spüren die Gegenwart Gottes ganz deutlich, und dann kommt sein Heiliger Geist in jeden einzelnen von ihnen. Das war bisher nur einigen wenigen Propheten und Königen Israels vorbehalten gewesen, nun war jeder von ihnen mit Gottes Geist erfüllt! Männer und Frauen, einfache Leute wie sie! Auf einmal kommen Laute von ihren Lippen, die noch nie gehört haben! Und sie reden alle auf einmal! Sie preisen Gott - aber in Sprachen, die sie nie gelernt haben! Wir können uns kaum vorstellen, wie sich die Jünger gefühlt haben! Wie würden Sie sich fühlen, wenn Ihnen das passieren würde?: Ein Sturm mitten im Haus! Feuerflammen senken sich auf Ihren Kopf? Sie spüren die machtvolle Gegenwart Gottes! Sie werden von seinem Heiligen Geist völlig erfüllt! - Ich nehme an, dass Sie auch erschrecken würden! Wir haben das schon so oft gelesen, dass wir uns daran gewöhnt haben und es schon für normal halten! Aber die Jünger damals waren wohl zunächst völlig erschrocken und verunsichert, und dann völlig aus dem Häuschen! Das hat es noch nie gegeben, das hat noch kein Mensch erlebt! Aber sie merken auch, dass sie keine Angst zu haben brauchen. Nun, Jesus hatte ja davon gesprochen, dass Gott einen Tröster schicken würde, und sie hatten dafür gebetet - aber dass dies so kommen würde, das hatten sie nicht erwartet! Geht es uns nicht manchmal genauso? Wir beten darum, dass Gott zu uns spricht, oder dass Gott ein Wunder tut, oder dass eine Erweckung kommt - und wenn es dann eintritt, dann sind wir erschrocken und verunsichert. Der Heilige Geist wirkt vielleicht anders, als wir denken. Er knüpft vielleicht an dem an, was wir kennen, aber er tut manchmal weit mehr, als wir erwarten. In der Geschichte der Christenheit gab es immer wieder spektakuläre Ereignisse. Zum Beispiel bei John Wesley, dem begnadeten Prediger und Begründer der Methodistischen Kirche, durch den tausende Menschen zum Glauben kamen - manchmal haben die Zuhörer bei seinen Evangelisationen die Gegenwart Gottes ganz deutlich gespürt und sind dabei umgefallen und haben Gott gepriesen. Früher dachte ich, das kann doch nicht von Gott kommen, wenn jemand umfällt - heute sehe ich das anders: Gott wirkt manchmal anders als wir denken! Beim einen so, beim anderen anders. Was ist daran falsch, wenn jemand die Gegenwart Gottes auf diese Weise spürt und so reagiert? Das Problem sehe ich eher dann, wenn jemand sagt: Weil ich Gott auf diese Weise erfahren habe, müssen alle Christen die gleiche Erfahrung machen. Solange das niemand verlangt, kann ich inzwischen akzeptieren, dass Christen außergewöhnliche Erfahrungen mit Gott machen. Nur weil etwas ungewöhnlich ist, muss es nicht falsch sein. Aber auch nicht alles ungewöhnliche ist deswegen richtig - ich denke, wir müssen alles einzeln ansehen und prüfen. Ein anderes Beispiel: Vor einigen Monaten sprachen wir mit einem befreundeten Pastor. Er erzählte uns, dass er vor einigen Jahren Nierensteine hatte. Er wurde schon länger behandelt und sollte nun in einer Uniklinik operiert werden. In der Gemeinde betete man für ihn und die Operation. Als er für die Operation zur Uniklinik kam, wurden nochmal Aufnahmen gemacht - da waren keine Nierensteine mehr da! Gott hatte ihn völlig geheilt! Da hatten Christen für ihn gebetet - aber eine völlige plötzliche Heilung hatte eigentlich niemand erwartet! - Gott tut manchmal mehr als wir erwarten! Oder da gibt es Dinge, die wir nicht einordnen können, z.B. das Sprachengebet. Darum geht es im nächsten Abschnitt: 2. V. 5-13 Der Heilige Geist bewirkt Lob Gottes 2 (V. 5-13) Wir müssen uns das einmal vorstellen: Auf einmal gab es ein gewaltiges Rauschen, und das mitten in Jerusalem zu einer Zeit, wo es noch keine elektrischen Verstärker gab. Alle sind erschreckt auf die Straßen gerannt und haben sich umgeschaut. Was konnte das sein? Sie hatten keine Erklärung dafür. Da sahen sie einige Leute auf der Straße stehen und Gott loben! Und zwar nicht in den gängigen Sprachen Aramäisch oder Griechisch, sondern in fremden Sprachen! Zu der Zeit waren viele Juden in Jerusalem, die sonst in anderen Ländern lebten. In allen Ländern des Römischen Reichs gab es Juden, die sich dort niedergelassen hatten und die dortige Landessprache sprachen. Manche dieser Juden konnten kaum noch Aramäisch, aber kamen ab und zu nach Jerusalem, um dort an einem Tempelfest teilzunehmen. So war es auch bei diesem Pfingstfest. Diese Auslands-Juden hörten auf einmal die Sprache ihres Landes heraus: Die Sprache der Parther, der Meder, Mesopotamier, Ägypter, Römer oder Araber! "Da stehen einfache Juden aus Israel und sprechen fließend ihre Sprache!" Das hatten sie noch nie erlebt! Sie waren total erstaunt, wie es in V. 12 heißt: "Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden?" Haben Sie sich auch gefragt, was die Jünger da wohl in fremden Sprachen geredet haben? Es heißt in der Luther-Übersetzung in V.4: "sie fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen" - das Wort "predigen" müßte hier aber eigentlich mit "reden" übersetzt werden. Gepredigt hat Petrus erst später, und zwar auf Aramäisch. Als die Umstehenden das Sprachenwunder sahen, sagten sie: "wir hören sie in unsern Sprachen von den großen Taten Gottes reden" (V.11) - die Jünger haben also von den großen Taten Gottes geredet. Wahrscheinlich haben sie Gott gelobt! Da erleben die Jünger ein Wunder, werden von dem Heiligen Geist erfüllt, rennen auf die Straße - und preisen Gottes Taten! Sie sind voll Lob und Dank! Wie in den Psalmen, wo der Psalmbeter Gottes große Taten beschreibt und Gott dafür lobt. Es heißt ja "Wes das Herz voll ist, geht der Mund über" - so war das auch bei den Jüngern - mit der Besonderheit, dass sie in verschiedenen Sprachen redeten, die sie nicht gelernt hatten. Dieses Sprachengebet war kein einmaliges Ereignis, sondern gibt es auch heute noch: Einzelne Christen haben die Geistegabe von Gott bekommen, in unbekannten Sprachen zu beten. Während die einen noch ganz erstaunt waren und das alles nicht erklären konnten, haben andere gespottet: "Die haben wohl zu viel süßen Wein getrunken!" Wenn man etwas nicht erklären kann, kann man verschieden reagieren. (1.) Die einen sehen es als Handeln Gottes und loben Gott. (2.) Die anderen lassen es erst mal stehen, ohne es zu erklären, sie stehen da und staunen einfach oder sind etwas verwirrt. (3.) andere versuchen das Phänomen mit natürlichen Mitteln zu erklären. Damals hatten die Leute auch schnell eine Erklärung parat: "Die sind ja betrunken!" - Heute hat man Erklärungen wie Suggestion, Selbsttäuschung oder Massenhysterie. (4.) wieder andere machen spöttische und abwertende Bemerkungen, sie kritisieren und verurteilen. Ich frage mich: In welcher Gruppe wäre ich gewesen, wenn ich damals dabei gewesen wäre. Noch vor einigen Jahren wäre ich wahrscheinlich in der dritten oder vierten Gruppe gestanden, bei den Spöttern. Wenn ich früher von außergewöhnlichen Gottesbegegnungen, von besonderen Heilungen und Sprachengebet hörte, war mir das erst einmal suspekt, da habe ich erst einmal versucht, alles rational zu erklären. Oder ich habe Witze darüber gemacht, das Ganze spöttisch abgewertet. Ich habe damit bestimmt einige Christen verletzt und vielleicht auch das Wirken Gottes eingeschränkt. Heute bin ich da viel vorsichtiger geworden. Nicht alles, was ich in christlichen Kreisen nicht erklären kann, muss gleich falsch sein. Gott kann auf verschiedene Weise wirken. Ich würde mir die Sache erst einmal genauer anschauen, Fragen stellen und dann sehen, was die Bibel dazu sagt - und nicht gleich etwas verurteilen, nur weil ich es bisher nicht kenne. Ich denke, dass Gott mich und meine Einstellung hier verändert hat. Wie Gott Menschen verändert, darum geht es auch im nächsten Abschnitt. 3. V. 14-16 Der Heilige Geist verändert Menschen Da ist also große Verwirrung: Die einen loben Gott in höchsten Tönen und fremden Sprachen, andere wundern sich und wieder andere spotten. Wie soll das weitergehen? Da tritt Petrus vor die Menge. Wir kennen ihn: Unter den Jüngern war er immer der mit dem schnellen Mundwerk, der vorangeprescht ist, oft auch unüberlegt. Bei der Verklärung Jesu auf dem Berg wollte er doch tatsächlich Hütten bauen! Oder er ist aus dem Boot aufs Wasser gestiegen, um Jesus auf dem Wasser entgegenzugehen. Oder er sagte: "Wenn alle dich verlassen, ICH werde dich nie verlassen!" - und hat einige Stunden später mehrmals abgestritten, ein Jünger Jesu zu sein und sich versteckt. - Man kann also gespannt sein, was Petrus jetzt von sich gibt! (V. 14 - 16) Das klingt doch ganz vernünftig! Ist das der gleiche Petrus wie vorher? Er tritt ganz mutig vor die Menge, "outet" sich als Jünger Jesu, spricht laut und überzeugt: " das sei euch kundgetan, und laßt meine Worte zu euren Ohren eingehen!" Er weiß, dass er etwas wichtiges zu sagen hat und er sagt es unerschrocken, ohne Angst, verlacht oder eingesperrt zu werden. Petrus hat sich wirklich verändert! Ich denke, dass das nur durch den Heiligen Geist zu erklären ist. Was er sagte, hat er sich auch nicht selbst ausgedacht - das war eine Eingebung des Heiligen Geistes. Er hatte das ja schon mal erlebt, als er Jesus sagte, dass er ihn für den Messias hält. Da sagte Jesus: "Das hast du nicht von Menschen, sondern von meinem Vater im Himmel" (Mt 16,17). Petrus dachte vielleicht auch an die Worte von Jesus (Lk 12,12): "Sorgt euch nicht darum, was ihr sagen oder wie ihr euch verteidigen sollt! Denn der Heilige Geist wird euch zur rechten Zeit das rechte Wort geben!" So hat Petrus nun die richtigen Worte für diese schwierige Situation. Zunächst weist er die Spötter zurück: "Die sind nicht betrunken, es ist ja erst 9 Uhr morgens!" - und indem er selbst vernünftig und verständlich redet, zeigt er außerdem, dass es völliger Unsinn ist, diese Ereignisse mit der Wirkung von Alkohol zu erklären. Und dann liefert er noch eine Erklärung aus der Heiligen Schrift. Darauf gehen wir dann im nächsten Abschnitt ein. 3 Hier sehen wir: Der Heilige Geist verändert Menschen! Gott sagt nicht: "Petrus ist viel zu impulsiv und zu wenig verlässlich. So einen wie dich kann ich nicht gebrauchen!" - sondern er gibt ihm eine neue Chance, einen neuen Auftrag. Der Heilige Geist verändert ihn, nimmt ihm die Angst, gibt ihm Mut und dann die richtigen Worte. Gott sucht nicht vollkommene Menschen - die gibt es nicht - aber er sucht Menschen, die sich von ihm verändern lassen. Rechnen wir damit, dass der Heilige Geist Menschen verändern kann? Dass er uns selbst verändern kann? Wo meinen Sie, wäre bei Ihnen Veränderung nötig? - Bei mir fallen mir da gleich einige Punkte ein; Ihnen auch?: Er erinnert mich daran, mit meinen Kindern freundlich zu reden und nicht so genervt zu klingen. Er gibt mir Mut, mit meinen Sportkollegen über Jesus zu reden, auch wenn sie mich dann vielleicht als Spinner abtun. Er erinnert mich daran, etwas Gutes, das ich für jemand tun wollte, dann auch wirklich zu tun. Er bewahrt mich davor, Versprechungen zu machen, die ich wahrscheinlich gar nicht einhalten kann. Er hilft mir, jemanden zu lieben, der mir gar nicht sympatisch ist. Er schenkt mir Freude am Bibellesen und Beten, auch wenn ich das lange nur als Krampf empfunden habe. - So gibt es unzählige Dinge, die der Heilige Geist in uns verändern kann und will. - Was ist es bei Ihnen? 4. V. 17-21 Der Heilige Geist spricht zu Menschen Da geschah also gerade ein Wunder vor den Augen vieler Menschen - und die Leute stehen verwundert da. Sie sehen das Wunder nicht automatisch als ein Hinweis auf Gott! Ein Wunder allein sagt nicht viel aus. Da weiß man nicht, was da geschieht, warum es geschieht, und was es bedeuten soll. Es gibt ungewöhnliche Phänomene, die man vielleicht doch wissenschaftlich erklären kann. Und wir dürfen nicht vergessen, dass auch der Teufel Wunder tun kann. Man kann jedes Wunder verschieden erklären, und es ist nicht selbstverständlich, dass alle ein Wunder, das Gott tut, auch als Wunder Gottes anerkennen. Zum Beispiel haben Pharisäer viele Wunder von Jesus gesehen - und sie als dämonisch verurteilt, weil sie nicht in ihre theologische Sicht passten. Wunder können die Verkündigung beglaubigen, aber nicht die Verkündigung ersetzen. Wunder müssen erklärt werden, und das tut Petrus hier auch. Er zitiert einige Verse aus dem Propheten Joel: (V. 17-21) Petrus erklärt damit: "Heute geht in Erfüllung, was der Prophet Joel schon vorhergesagt hatte!" Joel hatte diese Worte mindestens 400 Jahre vor Christus niedergeschrieben - und jetzt erfüllen sie sich! Diese Verse passen nun genau auf die Situation! Der Heilige Geist ist auf alle Jünger ausgegossen worden, darunter auch einige Frauen. Die Jünger reden unter dem Einfluss des Heiligen Geistes. Auch die Wunder am Himmel und auf der Erde, die Joel erwähnt, passen: Bei der Kreuzigung war ja der Himmel drei Stunden verfinstert und es gab ein Erdbeben - und das war gerade 50 Tage her! Der Heilige Geist hat zum Propheten Joel gesprochen, ihm diese Weissagung eingegeben, daher sind diese Worte inspiriert. Petrus wußte das, denn einige Jahre später schreibt er im 2.Petrusbrief: "Und das sollt ihr vor allem wissen, daß keine Weissagung in der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist. 21 Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern getrieben von dem heiligen Geist haben Menschen im Namen Gottes geredet. (2.Pt 1,20-21) Und nun erklärt der Heilige Geist diese Worte, hilft bei der Auslegung der Worte, die er Jahrhunderte vorher inspiriert hatte. Hier sehen wir ein wichtiges Merkmal des Heiligen Geistes: Er legt die heilige Schrift aus! Ohne Heiligen Geist könnten wir die Bibel nicht richtig verstehen und für uns persönlich anwenden! Dann wäre die Bibel für uns vielleicht ein historisches Buch, aber nicht das Wort Gottes, das zu uns spricht, uns in nerlich verändert. Vertrauen wir auf den Heiligen Geist, dass er uns die Worte der Bibel erklärt? Ich bete manchmal: "Herr, hilf mir, diese Worte in der Bibel richtig zu verstehen und dann auf mich anzuwenden" und ich glaube, dass der Heilige Geist dann auch wirkt, und das ist gar nicht spektakulär. Wie der Heilige Geist damals bei Petrus Worte eingegeben hat, kann er das auch heute noch tun. Er hilft auch heute dem, der Gottes Wort auslegt und kann gute Gedanken für eine Bibelarbeit, Andacht oder Predigt schenken. Heißt das, dass man als Prediger gar nichts mehr tun muss, nur noch vertrauen auf die Eingebung des Heiligen Geistes? Da gibt es eine interessante Geschichte von Claus Harms, einem bekannten Prediger am Anfang des 19. Jahrhunderts. Dieser ermahnte die jungen Theologen dringend, sich gründlich auf ihre Predigten vorzubereiten. Sie sollten sich nicht darauf verlassen, daß ihnen der Heilige Geist auf der Kanzel eingeben würde, was sie reden sollten. Er sagte: "Ich habe es auch einmal damit probiert, und auf der Kanzel hat der Heilige Geist mir nichts anderes gesagt als: "Claus, du bist faul gewesen!" Glauben Sie, dass Gott auch heute noch zu Menschen sprechen kann, sogar hörbar? Oder dass er jemandem einen Eindruck oder Impuls geben kann, etwas zu tun? Mir war das früher eher suspekt, ich dachte: Wir haben das Wort Gottes, das reicht, alles andere ist so subjektiv und gefühlsbetont! - Heute sehe ich das anders: Wenn Gott damals zu Menschen gesprochen hat, kann er das auch heute noch tun. Und er tut es auch immer wieder, da gibt es unzählige Beispiele. Rechnen wir damit oder tun wir das als "schwärmerisch" ab? Damit sage ich nicht, dass das, was Gott heute zu Menschen spricht, den gleichen Rang hat wie die Worte der Bibel. Aber es können eben konkrete Hilfestellungen und Führungen sein, die ich auch gern noch mehr erleben würde. Ein Beispiel vom Leiterkongress Anfang des Jahres in Stuttgart: Der Redner war spätnachts von einer Flugreise heimgekommen, es war niemand daheim, er geht übermüdet ins Bett. Da hört er eine Stimme: "Geh in den Keller" - er will nicht, dann hört er nochmal die Stimme: "Geh in den Keller". Nun geht er, schaut sich um, sieht nichts besonderes. Dann sieht er, dass am Heizofen der Abluftschlauch abgegangen war - und Kohlenmonoxid strömte in den Raum! Er schaltete die Heizung ab, öffnete ein paar Fenster, ging ins Bett. Am nächsten Tag sagte der Heizungsinstallateur: Wenn Sie die Heizung nicht abgeschaltet hätten, wären sie jetzt tot! - Gott spricht manchmal sehr konkret! Der Hl. Geist hat noch eine weitere wichtige Tätigkeit: Er weist auf Jesus hin und führt Menschen zum Glauben. So sagt Petrus: "wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden (V. 21) Joel schrieb damals den Gottesnamen "Jahwe", der später mir "Herr" wiedergegeben wurde, und Petrus macht nun deutlich: Jesus ist der Herr. Etwas später erklärt er: "So wisse 4 nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat." (V. 36) - Jesus ist der von Gott gesandte Messias, und nur durch ihn gibt es die Möglichkeit, mit Gott ins Reine zu kommen. Wir sehen hier ein wichtiges Merkmal des Heiligen Geistes: Er weist nicht auf sich selbst, sondern auf Gott-Vater und auf Jesus und bleibt selbst eher im Hintergrund. Doch sein Wirken ist deutlich sichtbar. Nachdem Petrus aufhörte zu reden, heißt es: "Als sie das aber hörten, ging's ihnen durchs Herz und sie sprachen zu Petrus und den anderen Aposteln: "Was sollen wir tun?" (V. 37) - Die Zuhörer haben erkannt, dass die Worte von Petrus wahr sind, sie erkennen ihre Schuld und fragen, was sie tun müssen, um Vergebung zu bekommen. Das ist das Wirken des Heiligen Geistes! Der Heilige Geist wirkt in den Herzen von Menschen, deckt Schuld auf, führt sie zu Jesus - das ist auch ein Wunder! Rechnen wir mit diesem Wirken des Heiligen Geistes? Wo ist der Heilige Geist im Moment am Wirken, was will er verändern - bei uns persönlich wie auch in der Gemeinde? Er hat damals zu Pfingsten ganz außerordentlich gewirkt. Vielleicht will er ja auch heute unter uns wirken - vielleicht ganz anders als wir uns das vorstellen können! Sind wir wirklich offen dafür?