Die Entstehung des Buddhismus

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Die Entstehung des Buddhismus
Während der 2500-jährigen Geschichte musste der Buddhismus viele
einschneidende Ereignisse auf sich nehmen. Als man auch im Westen
die Lehre des Buddha verbreitete musste sie an die dortigen Lebensumstände angepasst werden, was zur Folge hatte, dass sich bestimmte
Punkte so sehr veränderten, dass es nicht mehr wie am Anfang war. Aber für alle galt, dass der Buddha die Ursachen des menschlichen Leidens erkannte und damit einen Weg zu dessen Überwindung.
1. Indien in der Zeit des Buddha
Das heutige Indien wurde ab 1500 v. Chr. von indoeuropäischen Einwanderern besiedelt und nannten sich selbst Arier. Sie waren in drei
Kasten gegliedert:
Priester (Brahmanen)
Krieger (Kshatriyas)
Händler und Bauern (Vaishyas)
Später kamen die einfachen Arbeiter und Handwerker (Shudras) dazu.
Sie waren hauptsächlich Angehörige der assimilierten, nicht arischen
Bevölkerung. Jede Gruppe hatte ihre speziellen Aufgabenbereiche und
ihre Rechte und Pflichten. Das wurde genauso bestimmt, wie die Wahl
des Ehepartners. Noch heute ist das Kastensystem in Indien bestimmend.
Die Quelle für diese frühe Periode der indischen Geschichte ist der Veda. Er umfasst vier eigenständige Textsammlungen und handelt von der
Entstehung der Welt, der kosmischen Ordnung und der Bedeutung der
verschiedenen Gottheiten. Die Priester vollzogen komplizierte Opferhandlungen, um die Götter freundlich zu stimmen. Dadurch bekamen die
Priester eine immer größere Macht.
Eine Reaktion, auf die zunehmende Ritualisierung der Religion, war die
Suche einzelner nach persönlicher Erfahrung. Sie wandten sich, als Siedler und Asketen, von den verfestigten Glaubensformen ab und gründeten
eine spekulative Mystik.
In den ab 1200 v. Chr. entstandenen Texten, den Upanishaden, fand die
neue Lehre ihren Niederschlag. Der Kernpunkt dieser Texte ist die Einheit von Brahman und Atman. Um das Endziel, das Eingehen des Atman
in das Brahman, zu erreichen, war die Abwendung des Diesseits notwendig. Das Leben galt jetzt als Belastung, die man loswerden musste.
Im Geburtenkreis (Samsara), der durch die Auswirkungen von guten und
schlechten Taten (Karma) in Gang gehalten wird, bleibt der Mensch gefangen, bis er zur Erkenntnis erlangt ist.
Das funktioniert nur durch den Rückzug in die Einsamkeit, das Studium
der heiligen Schriften, asketische Übungen und intensive Meditationen.
Diesen Weg hatten nur wenige gewählt, aber die neue Lebensform wurde ein fester Bestandteil der religiösen Vorstellungen.
2. Das Leben des Buddha
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Der Buddhismus hatte das zyklische Weltbild übernommen: Wenn alle
Ereignisse ohne Ende und Anfang passieren und sich dies immer wiederholt, wird die Frage nach einer genauen Datierung unwichtig.
Darum ist die exakte Lebenszeit des Buddha unter den Wissenschaftlern
noch immer nicht bestimmt. Das Geburtsjahr könnte man um 560 und
das Todesjahr um 480 v. Chr. annehmen. In den ungefähr achtzig Jahren
seines Wirkens hielt der Buddha sich bei relativ beieinander liegenden
Orten im südlichen Himalayavorland auf. Geboren wurde er in Lumbini,
als Sohn eines Adeligen. Er erhielt den nahmen Siddhartha Gautama und
verbrachte seine Jugend ohne materielle Not, in der Hauptstadt der Shakya, an dessen Spitze sein Vater stand und herrschte.
Mit sechszehn Jahren musste Siddhartha eine gleichaltrige Cousine heiraten. Doch in seinem 29. Lebensjahr, unmittelbar nach der Geburt seines Sohnes Rahula, gab er Familie und Heimat auf. Die Gründe lagen in
der Begegnung mit dem Leiden. Es heißt, dass der junge Siddhartha
viermal sein Heim verließ, um sich zu vergnügen. Beim ersten Mal begegnete ihm eine greiser Mann, der mühsam voran schritt. Er fragt den
Wagenlenker, ob das mit allen Menschen unausweichlich passiert und
erhielt ein „Ja“ als Antwort. Bei der zweiten Ausfahrt erblickt er einen
Schwerkranken und bei der dritten einen Toten. Nun wusste er, dass Alter, Krankheit und Tod die unausweichlichen Folgen des menschlichen
Lebens sind. Seine Vergnügungen verloren ihren Reiz und der Luxus eines Prinzen erschien ihm wertlos, durch deren Vergänglichkeit und den
damit verbundenen Leiden. Bei der vierten Ausfahrt sah er einen Bettelmönch, der in heiterer Gelassenheit alles Irdische abgelegt hatte und
Siddhartha sah einen Ausweg aus seiner traurigen Verfassung. Er beschloss sein sorgloses Leben gegen ein Leben ohne Heimat einzutauschen. Mittellos und nur in ein Gewand der Asketen gekleidet ging er.
Zwei Yogis verschafften ihm zwar höhere Bewusstseinszustände, aber
das befriedigte ihn nicht. Er zog weiter und übte sich in strengster Enthaltsamkeit, die fast bis zum Tode führten:
„... Wenn ich meine Bauchhaut fassen wollte, fasste ich mein
Rückgrat und wenn ich mein Rückgrad fassen wollte, fasste
ich meine Bauchhaut:...“ „...Und um meinen Körper zu beleben rieb ich mir die Glieder...“ „...Wie ich da die Glieder mit
der Hand rieb, fiel die Behaarung, deren Wurzeln verfault waren, mir vom Leib ab, infolge dieser geringen Nahrungsaufnahme.“
„...Da sagte ich zu mir: »Alle Asketen und Brahmanen, welche durch asketisches Verhalten sich so sehr kasteit haben,
sind höchstens bis zu dieser Stufe gelangt und nicht weiter.
Durch diese harte Peinigung erlange ich nicht die Übermenschliche Vollkommenheit, die volle Herrlichkeit edlen
Wissens und Schauens. Der Weg zur Erleuchtung muss wohl
ein anderer sein. ...“, *1
Schließlich nahm er unter einem Feigenbaum am Ufer eines Flusses, in
der Nähe des heutigen Bodh - Gaya, Platz. Dort wurde ihm unter tiefer
Meditation die ersehnte Erleuchtung zuteil, und seit dem Moment war er
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der Buddha, der Erwachte. Er ging nach Benares, wo er im Gazellenhain
von Sarnath vor fünf Mönchen seine Predigt hält. Sie waren zuerst misstrauisch, doch der Buddha nahm sie durch seine Worte für sich ein. Sie
hörten ihm zu. Seine Predigt beinhaltet Die Vier Edlen Wahrheiten und
den mittleren Weg, dem, zwischen den Extremen, von hemmungsloser
Genusssucht und harten Selbstzucht. Es ist eine Lehre für alle Menschen,
über die Kastengrenzen hinweg. Zum Zeitpunkt der Erleuchtung war
Buddha etwa 35Jahre alt. In den folgenden 45Jahren bis zu seinem Tod
zieht er predigend durch das nördliche Indien und fand immer mehr Anhänger. Die Erkennungsmerkmale waren später der kahlgeschorene
Kopf, die gelbe Robe und das dreimalige Rezitieren der Zufluchtsformel:
„Ich suche meine Zuflucht beim Buddha, ich suche meine Zuflucht beim
Dharma (der Lehre), ich suche meine Zuflucht beim Sangha (der Gemeinde). Als der achtzigjährige in Kushinara an einer Lebensmittelvergiftung stirbt, ist die Gemeinde bereits so weit etabliert, dass sie auch
ohne ihren Meister weiterbestehen kann.
Die vier edlen Wahrheiten allgemein
Für alle Buddhisten auf der Welt gibt es mindestens eine gültige Grundlage, die vier edlen Wahrheiten: die Art des Leidens, die Entstehung des
Leidens und der Weg, der zu dieser Überwindung führt.
Der Mensch weiß zwar, dass er regelmäßig Leiden verursacht, aber
wenn es ihm gut geht, vergisst oder verdrängt er diese Tatsache, eben
weil diese Neigung nach Leben stärker ist als der Wunsch sich von den
grundlegenden Sachen endgültig zu trennen.
Die vier edlen Wahrheiten:
1. Was ist das Leiden? Die fünf Gruppen der Daseinsfaktoren
(Skandhas) der Körper, die Empfindungen, die Wahrnehmungen,
die Triebkraft, das Bewusstsein, sind Leiden.
2. Wie entsteht das Leiden? Durch den Lebensdurst, der mit Freude
und Leidenschaft verbunden ist. Also der Durst nach Lust, nach
Werden und nach dem Aufheben des Werdens.
3. Wie kann das Leiden beendet werden? Durch die Unterdrückung
und völlige Aufhebung des Lebensdurstes.
4. Welches ist der Weg zur Aufhebung des Leidens? Es ist der heilige, Achtfache Pfad.
Solange man die wahren Gründe für die Fortdauer der menschlichen Existenz nicht durchschaut, wird man immer wieder geboren, bis man es
schafft und erlöst wird. Wenn der Buddhist meditativ die Einsicht gewonnen hat, wird er erlöst. Der Buddhismus lehnt jede Annahme des
substantiellen Seins, einschließlich der Seele, ab.
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Der Achtfache Pfad:
Der Weg zur Aufhebung des Leidens ist vom „heiligen, achtfachen
Pfad“ geebnet. Dieser besteht aus:
!
!
!
!
!
!
!
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rechte Erkenntnis (Erkennen der „vier edlen Wahrheiten“)
rechtes Wollen (Fördern von guten und Vermeiden von schlechten Taten)
rechtes Reden (Vermeiden von Lügen und heftigen Worten)
rechte Tat (das Tun guter und Vermeiden schlechter Taten)
rechtes Leben (keine unmoralischen Berufe ausüben)
rechtes Streben (Setzen von Zielen, bei denen man sich anstrengen muss um sie zu erreichen)
rechtes Denken(alltägliche Dinge mit Aufmerksamkeit und vollem Bewusstsein zu tun)
rechte Sammlung (Meditation)
Diese acht Grundregeln lassen sich in drei Kategorien zusammenfassen; in Moral, Weisheit und Samadhi. Man erreicht das Nirwana bei
der vollkommenen Erleuchtung.
Das Nirwana
Erst wenn der Mensch den Lebensdrang aufgegeben hat und die Unwissenheit überwunden hat, wird er von allem Leiden erlöst. Dann verschwindet der Wahn, ein eigenständiges Ich zu sein. Dieser Zustand lässt
sich nicht in Worte fassen, da er völlig außerhalb des normalen Erfahrungsbereiches liegt. Das Nirwana ist das Ungeborene, Unentstandene, nicht Geschaffene, Bedingungslose und Todlose, eben das genaue
Gegenteil zu allem, was dem Menschen, in der Welt begegnet. Wenn
man in das Nirwana eintaucht, verwandelt man sich in etwas anderes,
dass jenseits allen Begreifens liegt. Obwohl es zeitlos ist und keinen Ort
hat, ist es paradoxerweise mitten in der Welt und mitten im Menschen.
Denn nur die Welt bietet den Weg zum Nirwana, und nur der Mensch ist
fähig, den angebrochenen Weg bis zu Ende zu gehen.
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Das ist das Lebensrad das die Kultur des Buddhismus hervorbringt und
in Bildern zeigt. Zum Beispiel die zwölf Seinsmomente die am äußeren
Rand abgebildet sind oder das Böse und das gute, von der Mitte aus der
zweite Ring. All das verkörpert den Buddhismus in seiner ganzen Pracht.
Fremdwörterverzeichnis
1. Mystik [griechisch.], eine das alltäglichen Bewusstsein und die
verstandesmäßige Erkenntnis übersteigende unmittelbare Erfahrung einer göttlichen Realität.
2. Yogi philosophische - religiöses Meditationssystem Indiens mit
dem Ziel der Veränderung des Bewusstseins, u.a. durch richtige
Körperhaltung (›Asana‹), Beherrschung des Atems, Zurückziehung der Sinnesorgane von ihren Objekten, Konzentration und
der Versenkung (›Samadhi‹).
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3. etablieren [lateinisch- frzanzösisch], (be-)gründen; sich/eine
Position fest absichern.
4. Upanishaden [... a:den, Sanskrit], philosophische- theologische Abhandlungen des Brahmanismus im Anschluss an die Veden (ab etwa 800 v. Chr. entstanden). Im Mittelpunkt der U. steht
das Nachdenken über den Ursprung der Welt, den Geburtenkreislauf, das Wirken des Karma und die Erlösung.
5. Paràdoxon allg.: Aussage, die dem gesunden Menschenverstand
widersinnig erscheint; die etwas nicht unmittelbar Einsichtiges in
einer widersprüchlichen Zuspitzung so benennt, dass eine überraschend neue Sichtweise deutlich wird.
6.
Paradoxon in der Physik: ein unerwartetes, den bekannten physikalischen Gesetzen scheinbar widersprechendes Ergebnis eines
Gedankenexperiments.
7. Bràhman [Sanskrit], in der vedischen Zeit Indiens, das machthaltige Wort des Priesters beim Opfer, später als zentraler religionsphilosophischer Begriff, das absolute Prinzip. Die Erkenntnis,
dass die individuelle ›Seele‹ identisch ist mit dem B., führt zur
Erlösung.
8. Atman [Sanskrit], Zentralbegriff der ind. Philosophie; bezeichnet speziell die geistige Essenz (die ›Seele‹) des Menschen (Lebenskraft, Bewusstsein, Erkenntnis).
9. Samadhi [lat.] (Beschauung, Meditation), das geistige, oft religiöse Sichversenken (Buddhismus, Hinduismus, europäische
Mystik); konzentriertes Nachdenken.
10. substantiell (substantial) [lateinisch], wesentlich; stofflich,
dinglich.
11. Veda [v..., Sanskrit] (Weda; Mrz. Veden), älteste zu den hl.
Schriften des Hinduismus zählende und die vedische Religion
begründende Literatur. Der V. ist etwa 1200–600 v. Chr. entstanden und gilt den Indern als autoritative Tradition, die erst
durch den Buddhismus eingeschränkt wurde.
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12. Brahmane [Sanskrit], Angehöriger der obersten Kaste des Hinduismus, urspr. ausschließlich Priester.
13. Bràhman [Sanskrit], in der ved. Zeit Indiens das machthaltige
Wort des Priesters beim Opfer, später als zentraler religionsphilosophischer Begriff das absolute Prinzip. Die Erkenntnis, daß
die individuelle ›Seele‹ identisch ist mit dem B., führt zur Erlösung.
14. Nirvana [Sanskrit ›Erlöschen, Verwehen‹] (Nirwana), Begriff,
den Buddha zur Kennzeichnung des Heilsziels seiner Religion
gebrauchte: das Verlöschen der Lebensbegierde und des Wahns,
im Dasein eine Realität zu erkennen. Durch den Eintritt ins N. ist
der Mensch dem Kreislauf der Wiedergeburten entzogen.
15. Askese (Aszese) [griechisch], religiös begründete Einschränkung oder völlige Enthaltung von bestimmten Speisen und Getränken, Wohnung, Schlaf, Kleidung und Besitz, vornehmlich
zeitweiliger oder gänzlicher Verzicht auf Geschlechtsverkehr.
Quellenverzeichnis:
1. Sabine Braun; Michael Lörcher; Christine Proske: Stichwort
Buddhismus. München: Heyne Bücher, 1992
2. Internetseite : www.Baraka.de
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