Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie 0.1 Die gegenwärtige Krise sakramentaler Praxis Das Heilige hat in unserer säkularisierten Welt keinen Platz mehr. Ein materialistisch-rationalistisches Welt- und Selbst- verständnis bevorzugt eingeschränkte Erkenntnisformen. Der feste Ritus sakramentaler Handlungen scheint jede eigene Kreativität zu verhindern. Kirchenkritik äußert sich oft als Sakramentenkritik. Dem stehen andere Erfahrungen gegenüber: Die Sehnsucht des Menschen nach Transzendenz Die Suche nach Erfahrungsformen ganzheitlichen Lebenssinnes Dialog und Kommunikation als Grundlagen geglückten Zusammenlebens und gemeinsamer Sinnfindung Symbole und Gesten (Freundschaftsbänder, Rose, Kuss) Folie 1 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie Fazit Sakramente als Symbolhandlungen, die von Christus her dem Menschen in bestimmten Lebenssituationen Sinn und Orientierung schenken wollen, werden aber sie von vielen Menschen nicht mehr verstanden. Der Mensch sucht aber nach wie vor seinen Lebenssinn. Um diesen Lebenssinn zu finden, muß er immer wieder auf Worte, Gesten und Symbole zurückgreifen. Problematisch ist die Vermittlung der Sinntiefe von Sakramenten als Worte und Symbole. Damit ist keineswegs Gottes Wirk/macht angezweifelt; wohl aber ist gesagt, dass eine Beziehung zwischen Gott und Mensch sich nie unmittelbar, unvermittelt ereignet. Wenn Gott redet, bedarf er immer vermittelnder Medien, die von geschöpflicher Natur sind. Folie 2 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie 0.2 Was meint ein Sakrament? Ausgangspunkt ist die Frage des modernen Menschen nach seinem gelingenden Leben. Entsprechend sollten die Sakramente von Gott her als Kraftquelle für ein gelingendes Leben erfahren werden können. => kein punktuell äußerliches Sakramentsverständnis! An bestimmten Knotenpunkten unseres Lebensweges sollen Sakramente aufleuchten lassen, dass Gott unser Leben durch Jesus Christus geheiligt hat - mitten im Alltag. => Sakramente als „Erscheinungen der Heiligkeit und der Erlöstheit der Profanität des Menschen und der Welt“ (Rahner, Überlegungen zum personalen Vollzug 413) Folie 3 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie 0.2 Was meint ein Sakrament? Ausgehend vom Ursakrament Christus, bestimmt auch E. Jüngel das Wesen des Sakramentes als "die Menschlichkeit Gottes, die als solche die Göttlichkeit Gottes so offenbart und vermittelt, daß der Glaubende in der Teilhabe an der Menschlichkeit Gottes erfährt und erkennt: Gott ist in seiner Göttlichkeit menschlich". (E. Jüngel, Das Sakrament - was ist das? Versuch einer Antwort, in: E. Jüngel/K. Rahner, Was ist ein Sakrament? Vorstöße zur Verständigung (KÖS 6), Freiburg u. a. 1971, 55.) Folie 4 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie d.h.: Das menschliche Leben Jesu führt die Menschen in der Nachfolge Christi zur wahren Menschlichkeit. Die Liebe ist die Mitte Gottes wie des Menschen. Und diese Liebe verbindet zudem Gott und Mensch zu einer Gemeinschaft, die Dialog und Miteinander zur Konsequenz hat. Diese Vermittlung ereignet sich in Jesus Christus, von dem wir bekennen, dass er wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Denn: 1. dieser Jesus Christus offenbart den Menschen Gott; 2. er repräsentiert den Menschen vor Gott, seinem Vater (indem er für sie bittet); 3. er realisiert ein neues Miteinander von Gott und Mensch. Sakramente der Kirche sind also Vermittlungen der Liebe Gottes durch geschöpfliche Medien, d.h. eine Form der Lebenskommunikation zwischen Gott und Mensch. Folie 5 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie Was also ist ein Sakrament? 1. Ein Sakrament ist ein vom trinitarischen Gott getragenes, dynamisches Wort- und Symbolgeschehen im Sinne eines dialogischen Begegnungsgeschehens zwischen Gott und Mensch. 2. Dieses Ereignis gründet im vorgängigen Inkarnationsgeschehen sowie in der Lebenshingabe Jesu bis zu seinem Tod als Liebeszuspruch des sich mitteilenden Gottes. 3. All dies entfaltet sich kraft des Heiligen Geistes und durch das Wirken der dazu ermächtigten Kirche in die Zeit hinein, um in konkreten Lebenssituationen den Menschen Gottes Gegenwart erfahrbar zu machen. => So kann man Handlungssymbole“ Sakramente und als „geschichtliche „Bewältigungsmuster“ (Baudler) bzw. als Lebensausdrucksformen (Schulte) verstehen. => Versuch eines dialogisch-kommunikativen Sakramentenverständnisses Folie 6 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie 0.2.1 Entwicklungsstadien sakramentalen Verständnisses (1) Symbolismus des Mittelalters J. Huizinga, Herbst des Mittelalters, Stuttgart 61952, 219: „Im symbolischen Denken ist Raum für eine unermeßliche Vielfältigkeit von Beziehungen der Dinge zueinander. Denn jedes Ding kann mit seinen verschiedenen Eigenschaften gleichzeitig Symbol für vielerlei sein ... Kein Ding ist zu niedrig, als daß es nicht das höchste bedeuten ... könnte. ... Das symbolische Denken stellt sich dar als ein fortwährendes Einströmen des Gefühls von Gottes Majestät und Ewigkeit in alles Wahrnehmbare und Denkbare.“ Sakramente als Gnaden- bzw. Heilmittel Verlust des ganzheitlichen Bezugsrahmens Juridisierung des Sakramentenverständnisses Folie 7 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie 0.2.1 Entwicklungsstadien sakramentalen Verständnisses (2) Historisierung in der Aufklärung Konzentration auf die Nachweisbarkeit eines Stiftungsaktes Sakramente als Belehrungsmittel und Hilfen zur Erbauung (3) Heutige Sakramententheologie vertritt demgegenüber folgende Zielperspektive. Sie möchte 1. ein umfassendes Wirklichkeitsverständnis entfalten, in dem der Mensch seinen Lebenssinn finden kann; 2. den inneren Zusammenhang zwischen dem Heilswirken des vorösterlichen Jesus und dem Wirken der Kirche in der Kraft des Hl. Geistes aufzeigen; 3. diese Aspekte für den heutigen Menschen fruchtbar machen und setzt dazu anthropologisch an – in dialogischkommunikativer Ausrichtung. Folie 8 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie 0.2.2 Neuere lehramtliche Texte zu einem erneuerten Sakramentenverständnis (1) Kommunikatives Offenbarungsverständnis in DV 6: „Durch seine Offenbarung wollte Gott sich selbst und die ewigen Entscheidungen seines Willens über das Heil der Menschen kundtun und mitteilen (communicare) ...“. Klaus Kienzler: „Das Offenbaren Gottes ist zugleich ein Manifestieren seiner Wahrheiten und ein Anteilgeben an ihm selbst. Damit wird der Offenbarungsvorgang zugleich auf die Höhe einer personalen Kommunikation, näher eines personalen Realdialogs zwischen Gott und Mensch, gehoben.“ (‘Kommunikative Theologie’ nach dem Vatikanum II, in: Communicatio Socialis. Zeitschrift für Publizistik in Kirche und Welt 17 (1984), 281.) (2) Volk-Gottes-Theologie in LG 9 => Liturgie als dialogisches Wort-Antwort-Geschehen Folie 9 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie Konstitution über die heilige Liturgie „Sacrosanctum Concilium“ SC 59: „Es ist ... sehr wichtig, daß die Gläubigen die sakramentalen Zeichen leicht verstehen ...“ (vgl. auch SC 21,2). SC 27 spricht von den Sakramenten als „gemeinschaftliche[r] Feier mit Beteiligung und tätiger Teilnahme der Gläubigen ...“ (vgl. auch SC 11). personale Dimension: Der Mensch als Geist-Person vermag mit Wort und Symbol umzugehen. soziale Dimension: Das gemeinsame Beten und Sprechen im Dialog fördert die Gemeinschaft. Liturgie als gottbezogenes Handeln in Wort und Geste erfordert kommunikative Kompetenz. SC 33: „Denn in der Liturgie spricht Gott zu seinem Volk ... Das Volk aber antwortet mit Gesang und Gebet.“ Folie 10 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie Die Würzburger Synode „... Kommunikation hat ihr Fundament im Verständnis der Kirche als eines Leibes mit vielen Gliedern, die durch Christus miteinander verbunden sind ...“ [Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland. Beschlüsse der Vollversammlung. Offizielle Gesamtausgabe I, Freiburg/Basel/Wien 1976, 655 (Beschluß: Räte und Verbände 3.2)]. Im Beschluss Sakramentenpastoral heißt es: „Der Empfang eines Sakramentes ist ... nicht ein Vorgang, in dem man nur ‘etwas’ bekommt, eine Sache ..., sondern das Sakrament zeigt eine persönliche Beziehung an und schafft sie. ... Die Sakramente sind Handlungen, in denen Gott den Menschen begegnet ...“ [Ebd. 241 (Beschluss Sakramentenpastoral A.)] Folie 11 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie 0.3 Zum Aufbau der Vorlesung Teil I Kommunikationstheologischer Zugang zu den Sakramenten Teil II Theologische Voraussetzungen: allgemeine Fragen der Sakramententheologie samt anthropologischer, christologischer und ekklesiologischer Grunddaten Teil III Einzelsakramente Folie 12 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie Teil I: Kommunikationstheoretischer Zugang zu den Sakramenten 1. Kommunikation als zentraler Begriff unserer Zeit Kommunikation meint einen wechselseitigen Mitteilungsprozess im Sinn von Inhalts- oder auch Selbstmitteilung. Zur näheren Bestimmung ist Folgendes zu entfalten: 1. Dasein ist Kommunikation 2. Grundelemente der Kommunikation 3. Kommunikation in Interaktion als Voraussetzung jedweder Kommunikation Folie 13 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie 1.1 Dasein ist Kommunikation kommunikativer Austausch zwischen Wesen und Dasein Sein als Lebensprinzip Seinsmitteilung: Da-Sein als Geschenk, d.h.: Das absolute Sein (= Gott, esse subsistens) setzt die Wesenheiten ins konkrete Dasein. Diese Seinskommunikation geschieht immer mit anderen! => Deswegen ist Dasein als Mitsein mit anderen zutiefst Kommunikation - ein Mitteilungsgeschehen. Folie 14 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie Sein Das absolute Sein (Gott) der Liebe Wesen schafft Sein Wesen Form/ Prinzip (Seele) Materie/ Vielheit/ Individuum Der konkrete Mensch Die anderen Menschen Folie 15 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie 1.2 Grundelemente der Kommunikationstheorie 1.2.1 Zeichen/ Medien zur Informationsübermittlung Korrelation zwischen Zeichen und Sachverhalt Kommunikationsstruktur: Sender – Botschaft – Empfänger Gleichheit des Bedeutungsgehaltes entscheidend! Zeichen können sprachlicher oder nicht-sprachlicher (symbolischer) Art sein. => unterschiedliche Arten/ Kombinationen von Kommunikation! Folie 16 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie 1.2.2 Der Code gemeinsamer Verständnisschlüssel bestehend aus - einer Menge von Zeichenelementen (Buchstaben, Wörter, Symbole) - und einem System von Regeln notwendige Überschneidung der Codes von Sender und Empfänger durch konventionelle Übereinkunft K Medium C1 C2 Folie 17 R Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie 1.2.3 Analoge und digitale Kommunikation Verwobenheit von Inhalts- und Beziehungsebene Beziehungsebene; analoge emotional; bindend Kommunikation Inhaltsebene; logisch, digitale nicht sehr bindend 1.2.4 Lokution, Illokution, Perlokution Lokution = Aussage Illokution = Aussage mit Intention Perlokution = Aussage mit Intention, die eine unmittelbare Folgewirkung zeitigt: Performation = das ausgesprochene Wort ist zugleich eine kommunikative Handlung mit einer bestimmten unmittelbaren Wirkung, z. B. Urteilsspruch; Sakramentenspendung. Folie 18 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie 1.3 Die Unabdingbarkeit des Lebenszusammenhanges Unmöglichkeit rein formaler Einheitssprache Verständlichkeit aus Lebensbezügen wechselseitiges Verhältnis => Kommunikation und Gesellschaft realisieren sich somit in einer wechselseitigen Relationalität. 2. Theologie und Kommunikation 2.1 Christologische und trinitätstheologische Aspekte Die Menschwerdung des Christus ermächtigt die geschöpfliche Kommunikation von Gott her, inhaltliche Informationen über Gott zu vermitteln, als geschöpfliches Medium der Selbstmitteilung Gottes zu dienen. => Glaube als dialogisch-kommunikatives Tun Folie 19 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie 2.1 Christologische und trinitätstheologische Aspekte Pistis meint biblisch: 1. Annahme des Kerygmas = Inhaltsebene der Kommunikation (vgl. Röm 10,14; 1 Kor 1,21; Hebr 11,6). 2. Das persönliches Christusverhältnis (Röm 6,8; 10,9; 14; Gal 2,20; Phil 1,29). Hinweisfunktion des Jesus von Nazaret auf seinen himmlischen Vater (vgl. Joh 5,19f; 7,28f; 8,28f; 17) als Einführung in die trinitarische Kommunikation! d.h. Jesus Christus ist in sich selbst Mitteilung der Liebe zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist. Vollendung der innergöttlichen Kommunikation wie der Kommunikation zwischen Gott und Mensch Peter Hoffmann spricht hier von „der immanenten Trinität als gemeinschaft, Modell die der zugleich offenen Urbild Kommunikationsund Ziel menschlichen Kommunikationsgemeinschaft ist“. (Glaubensbegründung (FThS 36), Frankfurt a. M. 1988, 268) Folie 20 jeder Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie 2.2 Kirche und Kommunikation Kirche als Kommunikations-Communio ekklesiale Glaubenskommunikation ist - vom Hl. Geist getragen - durch menschliche Zeichensysteme vermittelt Einbettung der Codes in Lebenszusammenhänge: - Missverständlichkeit - Unmöglichkeit eines Universalcodes Notwendigkeit von Meta-Kommunikation => Sakramentale Zeichen haben ministeriale Funktion als Medien der Liebe Gottes sind eingebettet in Tradition und Konvention; sind in den alltäglichen Lebensvollzug eingegliedert; haben somit die Aufgabe, die göttliche Agape-Mitteilung menschlich zu vermitteln. => Die sakramentale Codierung als Mitte zwischen konservativ/ innovativ horizontal/ vertikal digital/ analog => Liebe als Bindeglied der kommunikativen Asymmetrie in der göttlichen Selbstmitteilung Folie 21 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie 2.3 Sakramente und Kommunikation Sakramentenspendung als kommunikative Interaktion Kommunikationstheologische These zum Sakrament: Gründend in der Christusereignis Selbstmitteilung Gottes im sind Sakramente ihrer äußeren Form nach Symbolund Sprachhandlungen, die in ritualisierten Kultfeiern den gläubigen Menschen in einen zwischenmenschlich-gemeindlichen Zusammenhang hinein nehmen, wo dem einzelnen für seine Lebenssituation und Selbstwerdung Gottes personale Agape durch Christus im Hl. Geist zugesprochen wird, so dass in der äußeren gemeindlich-kirchlichen Handlung ein von Gott initiierter, wesentlicher Dialog- und Lebensaustausch zwischen Gott selbst und dem Menschen stattfindet. Folie 22 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie Erläuterungen zur Struktur sakramentaler Handlungen äußere Dimension - Doppelcharakter als Symbol- und Sprachhandlungen - emotionaler/ analoger Akzent - unterschiedliche Arten der Codierung - performativer Handlungsaspekt - Problem: Störungsanfälligkeit innere Dimension: Selbstvermittlung Gottes als - trinitarisch unterfasste menschliche Kommunikation - und konkret heilswirksamer Liebeszuspruch => Sakramentale Kommunikation als polare Dynamik zwischen: - der Gründung im historischen Jesusereignis - der Entfaltung in der Tradition bis zur Gegenwart - der Offenheit auf die eschatologische Vollendung In diesem Sinn sind Sakramente: - Erinnerungszeichen - Symbole gegenwärtiger Gnade - proleptische (vorausgreifende) Handlungen. Folie 23 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie 2.4 Neutestamentliche Begründung des Ansatzes: der koinonia-Gedanke In 1 Kor 10,16 heißt es: 16a Ist der Kelch des Segens, über den wir den Segen sprechen, nicht Teilhabe am Blut Christi? 16b Ist das Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi? 17a Ein Brot ist es. Darum sind wir ein Leib; 17b denn wir alle haben teil an dem einen Brot. => Koinonia: Anteilhaben, Anteilgeben, Gemeinschaft im Sinne einer Theologie der Selbstmitteilung Gottes! Folie 24 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie theologisch: - Gemeinschaft der Glaubenden mit dem Vater, Christus und dem Heiligen Geist (vgl. 1 Kor 1,9 - 2 Kor 13,13 - Phil 3,10) - in asymmetrischer Interaktion anthropologisch: die gnadenhaft gewährte Gottesgemeinschaft (vertikal) entlässt eine horizontale Gemeinschaft des Glaubens (Phlm 6; Gal 5,6) des Geistes (Phil 2,1) der Verbundenheit (Phlm 17) des Leidens (2 Kor 1,9) der apostolischen Mitarbeit (2 Kor 8,23) sowie der Konfliktfähigkeit (Gal 2,9) sozialethisch: würdiges, sozial ausgerichtetes Verhalten beim Herrenmahl (vgl. 1 Kor 11,17-34), d.h.: - lebens-notwendige Güter sind auszutauschen (Phil 4,15-20), - Hilfe in Notsituationen ist zu erbringen (Röm 12,13 Röm 15,26 vgl. auch 2 Kor 8,4-9,13). => Koinonia als - horizontale und vertikale Kommunikation, - in der alle Betzeiligten kommunikativ Handelnde sind - und darin Gottes Basileia verwirklichen Folie 25 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie 2.5 Analoge Ansätze in der neueren Theologie 2.5.1 E. Schillebeeckx: Sakramente als personale Gottesbegegnung Personsein - als Austausch, Beziehung, Begegnung - als freiheitliche Öffnung in Leiblichkeit Jesus Christus - als menschlich-leibliche Erscheinung - der göttlichen Erlösungsgnade Unterscheidung Ursakrament – Sakramente Folie 26 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie Texte Nach Jesu Tod und Auferstehung sind "... die Sakramente, die irdische Fortsetzung des 'Leibes des Herrn'" (51). "Die Sakramentalität überbrückt also die Entfernung ... zwischen dem himmlischen Christus und der unverherrlichten Menschheit und ermöglicht es, daß die gegenseitige menschliche Begegnung zwischen Christus und den Menschen auch nach der Himmelfahrt stattfinden kann, wenngleich in einer besonderen Weise. Christentum erfordert innerlich eine dauerhafte Sakramentalität." (54f) Dabei sind "die kirchlichen Sakramente keine Dinge ..., sondern Begegnungen der Menschen auf Erden mit dem verherrlichten Menschen Jesus mittels einer sichtbaren Gestalt. In der Dimension der historischen Sichtbarkeit sind sie eine anschauliche Formgebung der himmlischen Heilstat Christi." (55) Folie 27 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie Zur Aufgabe der Kirche heißt es: "Ein Sakrament ist ... zuerst und fundamental eine persönliche Tat Christi selbst, der uns auf der Ebene der irdischen Sichtbarkeit der Kirche in einer amtlichen oder institutionellen Erscheinungsform ergreift." (63) Und zur Zuordnung von Sakramentenspender und – empfänger: das "empfangende Subjekt <ist> ein integrierendes und wesentliches Element innerhalb der Bestimmung des Sakramentes selbst ..." (92) So hat der Spender in "persönliche[r] Heiligkeit" und "apostolische[m] Heiligungswillen" (107) das Kultgebet auch zu einem persönlichen Bittgebet zugunsten des Empfängers zu machen, was die Sakramentenspendung als "persönliche[n] Akt des Glaubens" (108) qualifiziert. (Schillebeeckx, Christus. Sakrament der Gottesbegegnung, Mainz 1960.) Folie 28 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie 2.5.2 Hünermann: Sakramente als kommunikative Handlungen 1. Kommunikative Handlungen konstituieren die Beziehungen der Teilnehmer untereinander. 2. Durch eine kommunikative Handlung bildet sich eine bestimmte Konfiguration im Raum der Öffentlichkeit, so dass z. B. ein Außenbezug zu anderen Gruppen entsteht. 3. Sie eröffnen einen neuen Weltbezug – in Bindung und Distanzierung: einerseits wirkt der Weltbezug auf die kommunikative (christliche) Handlung, andererseits wirkt die vollzogene kommunikative Handlung auf die Welt zurück. 4. "Eine kommunikative Handlung erbringt eine eigene Figur der Zeit. Sie versammelt Vergangenheit und antizipiert Zukunft in die Gegenwart hinein." (Hünermann, Sakrament 59) 5. Durch Kommunikative Handlungen wird der Mensch in Freiheit er selbst. Sie konstituieren Welt und Zeit je neu, da sie Wirklichkeit setzen. In diesem Sinn sind auch Sakramente generative Handlungen, die hervor-bringen, was zu ihnen gehört. Folie 29 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie Aus 5. folgt: a) Gott selbst ist im stiftenden Wirken Jesu am Werk. b) Dieser Anfang wird eingeholt, indem "die damals konstituierte Realität erneut gesetzt, ... für die Gegenwart wiederum konstituiert wird." (Hünermann, Sakrament 75) c) Diese Vergegenwärtigung des Ursprungs konstituiert zugleich Kirche durch die Kraft des Geistes. "Sakramente ... vermitteln jenes Leben, dessen Vollzug sie sind. Insofern die Sakramente kommunikative Handlungen sind, konstitutive Vollzüge der Kirche, kommt ihnen eine geschichtliche Eigenständigkeit zu. Sie sind geschöpfliche, greifbare Realitäten. Zugleich aber erbringen sie im Vollzug – und zwar in Form eines generativen Geschehens – göttliche, durch Christus geschenkte Lebensvermittlung, da die Sache, die in ihnen Gestalt gewinnt, die durch Selbstmitteilung Jesu Christi gegründete Kirche ist." (Hünermann, Sakramente 77f) d) Die erwähnte generative Kraft wird durch die Vollmacht Gottes erwirkt. Folie 30 Prof. Dr. Otmar Meuffels, Sakramententheologie Folie 31