Gottesdienst mit Abendmahl nach dem Gottesdienst

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Termin: 21.09.2008
Beginn: 10.00 Uhr
18. n. Trinitatis Gottesdienst „Das höchste Gebot“ (Laurentiuskirche) mit
Abendmahl
Predigt:
Markus 10,17-27 Der Reiche und die Frage nach dem ewigen Leben
Es gilt das gesprochene Wort
Predigt
Liebe Gemeinde,
als Predigttext ist uns heute ein sehr bekannter Text gegeben. Er steht in Markus 10,17ff.
„Und als er sich auf den Weg machte, lief einer herbei,
kniete vor ihm nieder und fragte ihn: Guter Meister, was
soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe?
Aber Jesus sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. Du kennst die Gebote: «Du
sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst
nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du
sollst niemanden berauben; ehre Vater und Mutter.»
Er aber sprach zu ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf. Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Geh hin,
verkaufe alles, was du hast, und gib's den Armen, so wirst
du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge
mir nach!
Er aber wurde unmutig über das Wort und ging traurig
davon; denn er hatte viele Güter. Und Jesus sah um sich
und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die
Reichen in das Reich Gottes kommen! Die Jünger aber
entsetzten sich über seine Worte. Aber Jesus antwortete
wiederum und sprach zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer
ist's, ins Reich Gottes zu kommen!
Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe,
als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme. Sie entsetzten
sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer
kann dann selig werden? Jesus aber sah sie an und
sprach: Bei den Menschen ist's unmöglich, aber nicht bei
Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott.“
Ein bekannter Text, aber auch ein provozierender Text.
Nicht für uns, natürlich, denn wer ist unter uns schon
reich? Wir selbst jedenfalls nicht, denn wir haben von anderen gehört, die noch viel mehr besitzen.
Nein, Scherz beiseite, das geht uns auch an, das spüren wir.
Möglicherweise kam ihnen manche Details weniger vertraut vor. Gleich drei verschiedene Evangelien überliefern
schließlich diese Begebenheit. Ein bedeutender, ein reicher
Mann, möglicherweise war er auch noch relativ jung tritt
vor Jesus.
Er fragt nach Gott und nach seiner Herrschaft. Er möchte
da unbedingt dabei sein, wenn Gott seine Herrschaft an
den Start bringt. Er möchte „ewiges Leben“. Ein Leben also mit einer göttlichen Qualität, denn ewig ist allein Gott.
Er möchte ein Leben, dem selbst der Tod nichts anhaben
kann. Denn trotz all seinem Geld und Einfluss weiß er
ganz genau: Am Ende wird auch mein Leben einmal zu
Ende gehen.
Warum fragt er gerade Jesus? Weil es sich herumgesprochen hat: da ist einer, der in Sachen Glaube und Gott den
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unendlichen Durchblick hat, einer der so intensiv mit Gott
verbunden ist, dass er das weiß, was sonst keiner weiß
„Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe?“
Eine gute Frage ist das, zumal aus dem Mund eines Mannes, der in seinem Leben schon viel erreicht hat. Einer,
dem viel gelungen ist, ein Gewinnertyp, wie man sagt.
Aber es scheint, dass Jesus trotzdem eine ganze Weile Zeit
braucht, um mit diesem „Gewinnertyp“ warm zu werden.
Denn der bekommt zunächst mal eine Zurechtweisung.
„Was nennst du mich „gut““? Gut ist einer, Gott alleine.
Was stört Jesus an diesem Mann? Vermutet er, dass einer
der alles erreicht hat, nun auch noch hinter das Thema Religion einen Haken machen möchte? Vermutet er, dass dieser reiche Mann, dessen Namen wir nicht kennen, einen
sucht, der ihm auf die Schulter klopft und sagt: „das passt
schon, du bist ein anständiger, ein rechtschaffener Kerl,
weiter so“.
Dass der Mann reich war, konnte jeder sehen und vermutlich auch riechen. Ja, Geld stinkt nicht, aber wenn einer
sehr gepflegt ist, teures Parfüm verwendet und frische,
modische Sachen zum Anziehen hat, dann lässt das schon
Rückschlüsse zu in einer Zeit, wo die Armut vieler Menschen zum Himmel stank.
Immerhin lässt Jesus ihn nicht total abblitzen, sondern beginnt stattdessen, die Basics abzufragen. Das ist ein bisschen wie im Konfirmandenunterricht:
Du kennst doch die Gebote, oder: «Du sollst nicht töten;
du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst
nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemanden berauben;
ehre Vater und Mutter.»
Jesus fängt er einmal mit dem an, was einleuchtet. Da
braucht man nicht Jude oder Christ sein, das wird auch ein
Moslem oder ein humanistisch gesinnter Atheist verstehen.
„das habe ich alles gehalten von Jugend an.“ das klingt
nicht sehr bescheiden, ist aber wohl ehrlich gemeint. Wenn
wir religiöse Maßstäbe anlegen, können wir einen Haken
dran machen. Vermutlich ging dieser Mann auch regelmäßig in den Gottesdienst, gab den 10ten für die Armenkasse
und wurde allgemein als rechtschaffen angesehen.
War er Reiche durch diese Antwort enttäuscht, was hatte er
erwartet? Das Jesus ihm sagt: gib ein wenig mehr, vielleicht 20% deines Einkommens oder „arbeite in deiner
Gemeinde noch mehr mit“. Jedenfalls, hat er Jesus irgendwie gezeigt, dass er noch nicht zufrieden ist, dass er auf der
Suche ist.
War es seine Körperhaltung, sein Blick, der Tonfall in seiner Sprache? Meister, ich will keine Gebote hören, die
kenn ich alle auswendig, Meister ich will das Leben, echtes, kristallklares, funkelndes Leben, ein Leben mit Ewigkeitsqualität, dem selbst der Tod nichts anhaben kann. Ein
Leben, wie Gott und nur Gott es hat.
Was stimmt nicht mit mir? Jesus, Meister, sage es mir! Ich
bin reich, erfolgreich, angesehen, beliebt, aber ich bin nicht
glücklich, ich bin so nah am Leben dran aber ich habe das
Leben nicht.
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Als Jesus diese innere Not bemerkt, verändert sich seine
Haltung gegenüber diesem Mann. Wir lesen: „er sah ihn
an und gewann ihn lieb.“
Er gewann ihn lieb und sah die Unfreiheit dieses Mannes,
er sah die Ketten die ihn festhielten, die ihn abhielten, das
Leben zu ergreifen.
Jesus merkt, dass es hier um etwas ganz Grundlegendes
geht: um die Frage: Wer ist eigentlich dein Gott? Auf was
vertraust du im Leben und im Sterben? Woran hängt dein
Herz?
Es geht in unserer Geschichte um das allererste und elementarste Gebot.
Und Jesus benennt die Fesseln, die den reichen Jüngling,
wie er in einem anderen Evangelium heißt binden und von
einem Leben mit Gott fernhalten:
Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und
gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach!
Dein Reichtum macht die misstrauisch, dein Reichtum zerstört dein kindliches Vertrauen, deine Sorglosigkeit. Dein
Reichtum macht dich innerlich alt und voller Sorgen.
Oder: Dein Reichtum belastet das Verhältnis der Generationen untereinander auf schlimme Art und Weise. Dein
Reichtum hindert dich, dein Leben Gott ganz hinzugeben.
Dein Reichtum hindert dich, ewiges Leben zu ererben, wie
es der Mann selber ausgedrückt hat.
Erben tun normalerweise die Kinder. Also könnte man
auch fragen: was muss ich tun, damit ich Gottes Kind werde?
Kleine Kinder sind voller Vertrauen, sie sind arglos und
unvoreingenommen, Kinder sind sorglos und schenken
das, was sie haben, gerne her.
Genau diese Kindlichkeit ist dem Reichen Jüngling verloren gegangen. Sein Reichtum hat ihm das alles gestohlen.
Er aber wurde unmutig über das Wort und ging traurig
davon; denn er hatte viele Güter.
Er kann der Einladung nicht folgen, die Fesseln sind zu
stark. Was sollen wir dazu sagen? Wir sind ja alle nicht
reich, Puhh, Glück gehabt. Das Wort vom Kamel und dem
Nadelöhr lässt nicht viel Spielraum.
Die Jünger dachten anders. Die waren auch nicht reich:
„Siehe, wir haben alles zurück gelassen und sind dir nachgefolgt“ Dennoch beziehen die Jünger die Worte Jesu auch
auf sich und sind entsetzt: „Jesus, wer kann dann selig
werden?“
Die Jünger spüren, das geht uns an. Denn hier geht es um
die elementarste aller Fragen: „Mensch, wer ist dein Gott?
Auf was vertraust du im Leben und im sterben? Für was
hast du Zeit, wenn deine Zeit sehr knapp geworden ist?
Ich komme zum Schluss. Was sollen wir jetzt tun? Teilen
wir das Entsetzen der Jünger: Wer kann dann selig werden? Wer kann dann mit am Start sein, wenn Gott seine
Herrschaft aufrichtet?
Ewig Leben heißt: aus Gott leben. Und wenn wir aus dieser Quelle unser Leben bestreiten wollen, heißt das:
Wir lassen uns auf etwas ein, dass nicht machbar ist.
Die meisten Menschen wollen aus Quellen leben, über die
sie Kontrolle haben. Unabhängig bleiben, so lautet eine
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Zauberformel unserer Zeit. War das vielleicht auch die
Zauberformel des Reichen aus unserem Bibeltext?
Wer aus Gott lebt, gibt die letzte Kontrolle über sein Leben
ab, wer aus Gott lebt, gibt auch dem eine Chance, was er
nicht berechnen oder kalkulieren kann.
Wer aus Gott lebt, wird abhängig von einem „nicht-zumachenden“.
Das kann sich äußern in dem einfachen Gebet: Herr, ich
weiß nicht wohin du mich führen möchtest, aber ich bin
bereit zu gehen. Herr, du kennst den Weg, den ich gehen
soll.
Die Alten sagten: Der Mensch denkt und Gott lenkt. So ist
das mit dem Glauben, mit dem Vertrauen, das hat immer
mit Kontrollverlust zu tun.
Aber es ist ein guter, ein liebender Gott, dem wir da die
Kontrolle überlassen. Und als Kinder Gottes, die auf ihren
Vater vertrauen, existiert die Güte unseres Lebens bereits
in dem allein guten Gott, lange bevor wir anfangen, durch
irgendwelches Tun „gut“ zu werden.
Gott ist gut und deshalb haben seine Kinder nicht den geringsten Grund, unter seinen Augen schlecht von sich zu
denken.
Vielleicht bekommt auch die Armutsforderung Jesu
dadurch ihren Sinn: Wir müssen es immer wieder neu lernen, dass die Güte unseres Lebens nicht in unserem Vermögen liegt.
wir müssen das lernen, dass die Güte unseres Lebens nicht
in unseren Begabungen liegt und wir müssen das lernen,
dass die Güte unseres Lebens nicht in unseren Taten liegt,
also auch nicht in der perfekten Umsetzung eines Armutsgelübdes.
Aber wenn einer erkennt, dass die Güte seines Lebens im
Gutsein Gottes liegt, in seiner Liebe und Barmherzigkeit,
dann mag es geschehen, dass alles andere radikal an Bedeutung verliert.
Dann wird es geschehen, dass Menschen im Glauben in
dieses Gutsein Gottes wie in einen Raum eintreten, und in
diesem Raum dann langsam beginnen, alles los zu lassen,
weil sie von Gottes Güte umfangen sind.
Denn bei Gott ist alles möglich, auch das ewige Leben,
aber eben als etwas, das wir nicht haben können, sondern
das uns geschenkt wird. Amen
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